Dalmatinische Inseln von Zadar durch die Kornaten bis Split

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Dalmatinische Inseln von Zadar durch die Kornaten bis Split
Dalmatinische Inseln von Zadar durch die Kornaten bis Split
2. Fahrt der „Little Wing“ unter SV ´72 – Stander
Für unseren Segeltörn 1999 entschieden wir
uns wieder, in den Pfingstferien, die
Dalmatinischen Inseln zu ersegeln. Wir, das
sind Inge, Daniela, Hannes und Thomas
Grötschel.
Bei Abschluss des Chartervertrags war im
Kosovo alles ruhig und zusätzlich versprachen
die Verhandlungen in Paris, dass sich die Lage
weiter entspannen wird. Dass dies anders kam
ist Geschichte. Wir machten uns trotzdem auf
den langen Weg.
Nach 1050 km Anreiseweg (noch durch den
Tauerntunnel) mit einer Übernachtung im
Wohnmobil konnten wir in Zadar wieder die gut
gepflegte Feeling 346 mit Namen „Little Wing“
übernehmen. Diese Yacht ist ideal für Familien,
bietet sie doch 3 getrennte Kabinen, einen
grossen Salon, und sonst bequem Platz für uns
4 Personen. Auch sind die weissen Flügel mit
66 m² gar nicht so klein, ideal für die
Leichtwindverhältnisse der Adria und durch die
Rollanlagen
bequem
bedienbar.
Das
Unterwassersegel mit 30 PS bietet eine kräftige
Sicherheitskomponente. Trotz bekannt kurzem
Eincheck (ohne Besteck- und Tassen-Zählerei)
entging es dem Skipper nicht, dass das
Achterstag
und
2
Wantbolzen
nicht
ordnungsgemäss gesichert waren. Danach war
noch genügend Zeit für einen gemütlichen
Abendbummel in der Altstadt.
Am nächsten Tag hieß es Leinen los um die
Inselwelt der Kornaten zu ersegeln. Den ersten
Abend an sicherer Boje in der Telašćica-Bucht
liegend, stellten wir überrascht fest, dass die
Adria durchaus schon Badetemperatur hatte. Im
Verlauf der nächsten beiden Wochen wurde
Schwimmen und Schnorcheln in immer neuen
reizvollen Buchten ausgiebig genossen.
Nach einem Abstecher nach Zut zum
Einkaufen und weil jeder mal die Male und Vela
Proversa
Passage
durchfahren
wollte,
erreichten wir die Insel Mana. Dort lockte eine
Ankerbucht zu einem Landfall. Hier konnten wir
dank des variablen Tiefgangs gefahrlos ankern.
Wir erklommen den Hügel und erkundeten die
Mauerreste eines
kleinen
Dorfes
hoch über den
Klippen.
Diese
sind
die
steinernen Reste
der
Filmkulisse
des Films “Das
tosende Meer”.
Das
Ankeraufmanöver klappte
dann nicht so toll.
Schon
beim
Ankermanöver
traute der Skipper
seinem
Hauptanker einem Pflugschar-Klumpert in
diesem steinigen Grund nicht und ließ von
seinen Deckhands mit dem Schlaucher eine
Landfeste und den Zweitanker ausbringen.
Nachträglich betrachtet war das alles nicht
erforderlich, da der Hauptanker so geschickt
oder ungeschickt in einer Steinspalte auf 6- 8 m
Tiefe lag, dass er nicht mehr aufzuholen war.
Skipper dachte voll Stolz “Jetzt zeig ich allen,
warum ich eine Trippleine an den Anker
geschäkelt hatte”. Also Trippleine um Spillkopf
legen und Ankerwisch betätigen und den Anker
ausbrechen. Grau treuer Freund ist alle
Theorie. Sein stolzes Grinsen verflog sofort,
weil wir eher die starke Leine abgerissen hätten
ohne dass der Anker sich ein bisschen
bewegte. Nachdem das Reportoire an weiteren
Tricks ausgeschöpft war mussten wir ihn
vorerst zurücklassen. Der zweite Anker, ein
„Good Old Stockanker“, hielt sicher und konnte
problemlos an Bord gebracht werden. Die
Besichtigung der Filmkulisse hatte uns trotzdem
mit einer tollen Rundumsicht über die Inselwelt
belohnt.
Unser
„Ankermanöver“
brachte
uns
anderthalb ruhige Hafentage in Piškera ein, an
deren Ende wir mit einem Froschmann der
Tauchfirma
Neptun,
welch
passender
Firmenname, unseren Anker mit Kette bergen
konnten. Der Zufall wollte es, dass gerade die
Moorings erneuert wurden.
Wir richteten unseren Kiel weiter nach
Süden um dieses Mal auch die südlichen
Kornaten zu sehen und erreichten Primośten.
Am nächsten Tag wurde in der Marina Kremik
folgende Beobachtung gemacht: ”Warum trägt
ein
Skipper
bei
hochsommerlichen
Temperaturen seinen Anker im Hafen
spazieren?” Danach war die Ankerflunke wieder
gerade, die Werft ist gut ausgerüstet.
Da keine Rekordetmale beim Familientörn
geplant waren, legten wir die Strecke Primosten
– Split in 50 Minuten in klimatisiertem BMW
Taxi
zurück.
Besichtigung
von
Split,
Diokletianspalast
mit
seinen
unzähligen
Bauschichten in fast 2000 Jahren, ist unbedingt
empfehlenswert. Die ganze Stadt war
geschmückt und geflaggt, weil für den
Nationalfeiertag der Gründung des Kroatischen
Staates (30.05.) die Vorbereitungen liefen,
(nicht für uns SV72‘ler).
Über Vodice kreuzten wir wieder in die
Kornaten. Die anschließenden beiden Tage
erwischten wir eine komplette Flaute und
motorten in greifbarer Nähe zu den Klippen
nach Norden. Endlich wieder Wind, wir waren
auf dem Weg nach Božava ans Nordende der
Insel Dugi Otok. Nach dem Abstellen des
Diesels hält der Rudergänger plötzlich nur noch
den halben Zündschlüssel in der Hand, der
Rest steckt im defekten Schloss. “Gibt es da
nicht irgendwo einen Motorhauptschalter, um
das nervtötende Piepsen zu beenden?” “Wo
war der doch gleich?” Endlich konnte die
überkomplett ausgestattete, 1000 km weit
transportierte
Werkzeugkiste
hervorgeholt
werden. Die Funktion des Zündschlosses wurde
ab diesem Zeitpunkt durch einen asiatischen
Schalter ersetzt (= zwei Kabel mit Stecker).
Danach wunderten sich die Liegeplatznachbarn
warum bei uns zum Abstellen des Diesels die
Backskiste geöffnet werden musste.
Beim abendlichen Fischessen in Božava
sahen wir eine Yacht unter gereffter Genua
ohne Motor auf Vorwindkurs an der
Dampfermole anlegen. Diese Burschen, alle
aus Wien, hatten mit Ihrem Diesel weniger
Glück, ihnen fehlte der Kühlwasserkeilriemen.
Sie hatten alle Ersatzteile und Werkzeuge doch
lauter „double-left-handed“ an Bord. Die
Reparaturzusage für den nächsten Morgen
brachte uns einen herrlichen Abend mit
Klönschnak, Rotwein und Seemannsgarn vom
Feinsten ein. Die beiden Eigner wollen
Vettermann persönlich gekannt haben!?
Zwei Tage später erreichten wir wieder
unseren Ausgangshafen Zadar. Zwei herrliche
Segelwochen waren leider wieder viel zu schnell
vorübergegangen. Dieses Mal hatten wir einen
100%igen Schönwettertörn. Das Ölzeug hatten
wir nur zwei mal in der Hand, beim Ein- und
Ausräumen, dafür hatten wir Sonnencreme
nachgekauft.
Noch ein paar Worte zum Kosovo-Konflikt. Von
den Flugzeugen hörten wir weniger als zu
Hause. Wir sahen kein Militär, keine
Kriegschiffe oder sonstige Anzeichen. Kroatien
ist wirklich inzwischen ein souveräner Staat und
uneingeschränkt
als
Urlaubsland
empfehlenswert. Die wirtschaftlichen Einbussen
durch die Stornierungswelle der Touristen sind
enorm.