Sprecher/in 2

Transcription

Sprecher/in 2
Bergpredigt – ein Leuchtfeuer für heute
„Freiheit durch Treue“
3.5.2008, 17.00 Uhr in Upen, 4.5.2008 in Klein Döhren
Willkommen heißen: Begrüßen an der Tür......................................................2
Orgelvorspiel...................................................................................................2
Begrüßung........................................................................................................2
Lied: Gottes Liebe ist wie die Sonne (EG 611,1-2)..........................................2
Einleitungs-Provokation...................................................................................2
kurze düstere Musik von der Orgel..................................................................3
Kollektengebet.................................................................................................4
Lied: Wo ein Mensch Vertrauen gibt (EG 604,1-3).........................................4
Textlesung .......................................................................................................4
Lied: Herr, öffne mir (EG 197,1-3)..................................................................5
Predigt..............................................................................................................5
Lied: Vertrauen wagen (EG 607,1-5)...............................................................7
Glaubensbekenntnis.........................................................................................7
Abkündigungen................................................................................................8
Fürbittengebet..................................................................................................8
Aaronitischer Segen.........................................................................................9
Orgelnachspiel.................................................................................................9
Mitgeben..........................................................................................................9
–1–
Willkommen heißen: Begrüßen an der Tür
Orgelvorspiel
Begrüßung
Wir begrüßen Sie zu dem 3. Gottesdienst der Reihe über die Bergpredigt. Sie
erwarten wahrscheinlich, Unser Thema ist heute das, was Jesus in der Bergpredigt
zum Ehebruch heute sagt. Wir können so es formulieren: „Treue wozu denn?“ Wir
können aber auch sagen: „Freiheit durch Treue.“ Und damit verraten wir schon ein
wenig unsere Tendenz.
Wir feiern den Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes. Amen.
Lied: Gottes Liebe ist wie die Sonne (EG 611,1-2)
Einleitungs-Provokation
Eine Sprecherin am Lesepult, der andere mit aufgeschlagener Bildzeitung lesend auf einem Stuhl
Sprecher/in 1
salbungsvoll gesprochen
Meine Damen und Herren,
ich begrüße Sie zu unserer Veranstaltung am Tag der Ehe.
Die eheliche Treue ist die Grundlage.....
–2–
Sprecher/in 2
Soso? Hier! BILD-Zeitung. Die Helden unserer Zeit sehen das anders: Ehebruch auf
brasilianisch. Wie bereits berichtet, ging der zweifache Champions League-Gewinner
Otmar Hitzfeld drei Jahre lang mit dem 28-jährigen Model aus Hamburg fremd.
Sprecher/in 1
.... eine eherne Säule ist die eheliche Treue in den westlichen Kulturländern...
Sprecher/in 2
Ha! Ha! Dass ich nicht lache!
Nach Umfragen und Paar-Therapeuten einig: Gut die Hälfte aller verheirateten Frauen und
Männer hat schon einmal einen Seitensprung gemacht.
Sprecher/in 1
...die eheliche Treue, wollte ich sagen, gehört zu den schönsten Errungenschaften...
Sprecher/in 2
Eben! Eben! Hier! Reklame für eine Web-Seite: „Kostenloser Seitensprung“. Einfach
anmelden und im WEB flirten und baggern, was das Zeug hält. Wir erklären Ihnen, wie
Sie sich in unserer modernen Welt einen Seitensprung organisieren können – von der
Anbahnung über das erste Treffen bis hin zum Aufrechterhalten der Affäre – wenn
gewünscht.
Sprecher/in 1
....so kann man sagen, dass die eheliche Treue das Fundament der Ehe und unserer
Gesellschaft ist...
Sprecher/in 2
So ist es! Hier: Fernsehsender Pro 7: Am Donnerstag, den 25. März, 22.30 Uhr, präsentiert
Sonya Kraus die Top Ten der peinlichsten Promi-Seitensprünge. Und wer hat’s ins
Ranking geschafft? Sonya sagt: „Ach, wir haben sie alle! Die Creme de la Creme der
prominenten Herzensbrecher.“
Sprecher/in 1
...und deshalb tun wir auch alles Erdenkliche,
damit die eheliche Treue durch nichts gestört wird...
Sprecher/in 2
Ja, klar! Durch Regeln, wie man den Seitensprung vertuscht. Hier WEB-Artikel: Wenn Sie
nicht die allerschlimmsten Anfängerfehler machen möchten, mit denen Sie Ihrem Partner
schon nach 2 Minuten Ihren Seitensprung verraten – dann sollten Sie diesen Artikel lesen.
Auch für fortgeschrittene Seitenspringer!
Sprecher 1 und Sprecher 2 schauen sich einen Moment verblüfft an, als bemerkten sie sich erst
jetzt.
kurze düstere Musik von der Orgel
Sprecher/in 2
Ja, was ist denn nun richtig?
–3–
kleine Pause
Hat die eheliche und die partnerschaftliche Treue wirklich noch den wichtigen und
unverrückbaren Stellenwert, den die Festrednerin hier eben behauptet hat?
Sprecher/in 1
Oder haben die BILD-Zeitung und andere Klatschzeitungen recht, wenn sie so viel
von Ehebruch zu berichten wissen und wenn sie den Eindruck verbreiten, als sei das
alles ganz normal. Was ist denn nun richtig?
Wir erbitten Gottes Beistand,
wenn wir uns nun mit dieser Frage beschäftigen.
Zeichen zum Aufstehen
Kollektengebet
Gütiger Gott,
du hast uns das 6. Gebot gegeben als Richtschnur,
damit wir unsere Ehen und Partnerschaften nach Deinem Willen führen.
Aber wir sehen, dass sie oft
von Beliebigkeit, Rücksichtslosigkeit und Misstrauen
bestimmt sind.
Wir bitten dich, öffne unsere Ohren und Herzen,
damit wir erkennen und in uns aufnehmen,
dass Treue und Vertrauen zwischen den Partnern,
ja: gegenseitige Hingabe und Sich-Schenken
uns zu wahrer Freiheit führen können.
Amen
Lied: Wo ein Mensch Vertrauen gibt (EG 604,1-3)
Textlesung
Wir fragen, was die Bibel zu unserem Problem sagt:
Wir kennen alle das grundlegende Gebot, das sechste:
Ich bin der HERR, dein Gott,
der ich dich aus der Knechtschaft in Ägypten
geführt habe.
Du sollst nicht ehebrechen
1
kleine Pause
Aber heute wollen wir uns ja damit auseinandersetzen, wie Jesus mit diesem Gebot
1
2.Mose 20,14 (5. Mose 5,18)
–4–
umgeht, wie er es in der Bergpredigt behandelt.
Ihr habt gehört, dass gesagt ist:
»Du sollst nicht ehebrechen.«.
Ich aber sage euch:
Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren,
der hat schon
mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.
Amen
2
kleine Pause
Lied: Herr, öffne mir (EG 197,1-3)
Predigt
Wir haben ganz bewusst Texte aus der Bildzeitung und ähnlichen Revolver- und
Sexblättern gewählt und sie einer Art Festrede über den Wert der Ehe gegenüber
gestellt. Auch wenn das ein wenig übertrieben und konzentriert war:
Man hat doch den Eindruck, hier geht in unserer Gesellschaft etwas nicht mehr
zusammen geht:
Auf der einen Seite steht der ernsthafte Wunsch der meisten Menschen, dass ihre
Ehe oder Partnerschaft gelingen möge. Auf der anderen Seite ist weit verbreitet die
Meinung, dass eheliche Treue ein überholter muffiger Begriff sei, dass ein kleiner
Seitensprung erlaubt sein müsse und vielleicht sogar die langweilig gewordene Ehe
auffrischen könne..
Wenn wir den Leuten, die so denken, die so etwas sagen oder in diesem Stil leben,
mit dem Text aus der Bergpredigt kommen,
Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe
gebrochen in seinem Herzen.
wenn wir sie mit diesem Text konfrontieren, dann wird wahrscheinlich als erstes der
Einwand kommen: Na ja, wir wussten es schon immer: Die Bibel ist
körperfeindlich, zumindest sexfeindlich. Christen dürfen sich an ihrer Sexualität
nicht freuen. Und auch uns wollen sie sie miesmachen.
Das ist der blanke Unsinn! Schon am Anfang der Bibel lesen wir, dass Mann und
Frau füreinander geschaffen sind, um aneinander Freude zu haben. Und es gibt ein
ganzes Lied in der Bibel, das die Liebe zwischen Mann und Frau so lustvoll
beschreibt, dass man mit den Ohren schlackert. Hören Sie nur diese Verse aus dem
Hohen Lied der Liebe:
Wie schön sind deine Schritte in deinen Sandalen,
du Fürstentochter!
Deiner Hüften Rund ist ein Werk aus Künstlerhand,
wie ein Halsgeschmeide.
Dein Wuchs gleicht der Dattelpalme
2
Mt 5,27-28
–5–
und deine Brüste den vollen Trauben
Ich dachte: Ich will die Palme besteigen,
greifen nach den Rispen der Datteln!
Ich dachte: Deine Brüste sollen mir munden
wie die Trauben des Weinstocks,
dein Hauch mich beglücken
wie der Duft der Äpfel!
Ja, so etwas steht in der Bibel! In vielen Strophen wird in solchen poetischen
Worten die Liebe zwischen Frau und Mann beschrieben, ja, voller Freude als ein
Geschenk besungen. Und man möchte denen, die so viel von Sex reden und die Sex
schon für Liebe halten, man möchte ihnen wünschen, dass sie über ihre Beziehung
auch so poetisch reden könnten.
Die Liebe zwischen Mann und Frau also ein Geschenk, ein Geschenk Gottes, von
Gott gewollt, von ihm gesegnet. Und das heißt: Mann und Frau sind dazu
ausersehen, aneinander Freude zu haben, einander zu lieben und die Liebe unter die
Menschen zu tragen. Das zieht sich durch die Bibel und auch durch die heiligen
Schriften aller anderen Religionen.
Allerdings verbunden mit dem Gedanken, dass eine solche Beziehung zwischen
Mann und Frau verlässlich sein muss. Nirgendwo finden wir dort die heute so
verbreitete Ansicht, dass man einfach so miteinander schlafen solle, womöglich
schon nach wenigen Dates. Vielmehr soll auch die Sexualität einen verlässlichen,
Vertrauen gebenden Rahmen haben. Grob gesagt geht es nicht um gutes Bumsen,
sondern es geht um ein vertrauensvolles Miteinander, das das ganze Leben des
anderen erfasst, ihn/sie hält und trägt und zum vollen Lebensglück führen will.
Eine solche Ehe oder Partnerschaft ist ein Geschenk und ein Auftrag.
Aber dieses Geschenk und dieser Auftrag sind von vielen Seiten bedroht und
gefährdet.
Es ist schon für sich genommen fast ein Wunder, wenn es zwei sehr verschiedenen
Menschen gelingt, ein Leben lang ihre Wünsche und Erwartungen miteinander
auszubalancieren. Dazu kommen Gefährdungen durch eine Berufswelt, die man mit
ihren wechselnden Arbeitszeiten, ihrer Anspannung nur als ehefeindlich bezeichnen
kann. Weiter die hohen materiellen Ansprüche, die manch eine Ehe aufs Äußerste
strapazieren. Und noch vieles mehr gibt es, das Ehen und Partnerschaften bedroht.
Da ist es nicht verwunderlich, wenn der eine oder die andere einmal über den
häuslichen Tellerrand schaut und sich fragt, ob eine kleines Abenteuer, ein kleiner
Seitensprung, eine kleine Flucht aus diesem Ehealltag, nicht ganz hübsch und
entlastend wäre.
Dieser Wunsch kann auf hundert verschiedenen Arten ausgelöst werden. Ich rede
hier heute nur von den Medien, weil sie so besonders unsere Blicken anziehen und
weil Jesus ja gerade davon spricht, dass wir unsere Augen kontrollieren sollen. Viele
Medien –Regenbogenpresse, Revolverblätter, Werbung –, regen uns zu solchen
Fluchten an. Wenn sie uns mit immer neuen Skandalgeschichten aus dem
–6–
Sexualleben sogenannter Promis überschütten, oder mit immer neuen Bildern von
attraktiven Frauen in verführerischen Posen locken oder von Männern mit
Knackarsch (so nennt man das) wenn sie uns so einem Trommelfeuer aussetzen,
dann tun sie das nicht, um uns mit wichtigen Nachrichten zu informieren oder uns
die Schönheit des menschlichen Körpers zu zeigen, sondern sie zielen direkt auf
eine Sexualität, die sich aus der Bindung an einen Menschen, aus der Einbettung in
die Liebe gelöst hat.
Und dann kann es kaum anders sein, als dass bei vielen von uns der Wunsch nach
sexuellen Abenteuern neben der Ehe, nach dem sogenannten Seitensprung geweckt
wird.
Aber das ist ja meist nicht nur ein kleiner Sprung zur Seite, sondern oft ein Sprung
in den Abgrund. Man braucht doch nur an die Freunde zu denken, deren Ehe schon
einmal durch eine Untreue ins Wanken geraten ist, und vielleicht auch daran, wie
die eigene Ehe oder Partnerschaft schon einmal so in die Krise geraten ist. Dann
weiß man, dass es monatelang, jahrelang dauern kann, bis das Vertrauen wieder
aufgebaut ist, wenn es überhaupt je gelingt. Und man braucht sich nur die vielen Exund-Hopp-Opfer anzuschauen, tief enttäuscht und verstört. oft nicht mehr zu
Vertrauen und Bindung fähig.
Und jetzt zeigt sich, dass es eben nicht übertriebene Vorsicht ist, wenn Jesus schon
bei dem Wunsch nach einer Abwechslung, einem Abenteuer ansetzt. Mit dem
Gedanken, mit dem Wunsch beginnt bereits die Tat. Das liegt vielen Worten der
Bergpredigt zu Grunde. Und deshalb ist, was Jesus hier sagt, überhaupt nicht prüde
oder spießig, muffig oder moralmiefig. Vielmehr es ist von einem überwältigenden
Realismus. Er baut um das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ eine Art Zaun, eine
Art Warnschild: Achtung! heißt das, hier kann es gefährlich werden, freu dich an der
Schönheit, ja, aber kontrolliere deine Gedanken, lass sie nicht spazieren gehen.
Entziehe Dich diesen Bildern. Und das tun ja auch viele vernünftige Menschen.
Was wir damit bewahren, ist ein Geschenk Gottes, eine Beziehung, in der man alles
mit dem anderen teilt: Lachen und Weinen, Freude und Trauer, Erfolg und
Misserfolg, Angst und Befreiung. Eine Beziehung, von der man sagen kann: Treue
macht frei. Treue macht frei. Denn sie schenkt beides: Sie schenkt Wurzeln, die
halten, und sie schenkt Flügel, um frei zu fliegen.
Amen
Lied: Vertrauen wagen (EG 607,1-5)
Glaubensbekenntnis
Wir laden Sie ein, den Glauben an den Gott zu bekennen, dessen Liebe wie die
Sonne ist, wie wir am Anfang gesungen haben, und der uns Leitlinien zur Freiheit
gibt: Apostolisches Glaubensbekenntnis
–7–
Abkündigungen
………
Wir habe bei diesem Gottesdienst besonders schmerzlich empfunden, dass man
immer nur einzelnen Aspekte antippen kann. Wir geben Ihnen einen Text von
Dorothee Sölle mit, der vieles von dem, was zu unserem Thema gehört,
aufgreift und weiterdenkt.
Vielleicht regt er Sie an....
Fürbittengebet
Sprecher/in 1
Lassen Sie uns miteinander beten,
Gott unsere Gedanken, Sorgen und Wünsche bringen.
Sprecher/in 2
Gütiger Gott,
Viele Ehen und Familien sind in Gefahr.
Lass uns erkennen,
dass dein Gebot eine gute Leitlinie ist,
die zu wahrer Freiheit in unseren Beziehungen führt.
Sprecher/in 1
Gott, Quelle des Lebens, du siehst,
dass in den Medien und im Leben vieler Menschen
die Sexualität herausgelöst wird
aus der ganzheitlichen Beziehung.
Lass uns erkennen,
dass Du uns als Mann und Frau
einander ganz zuordnen willst
und dass unsere Sexualität in diesem Ganzen
ein wunderbarer Teil ist.
Sprecher/in 2
Gott, Quelle der Liebe,
du siehst, wie viele Menschen sich verführen
und zu Seitensprung und Untreue verleiten lassen.
Lass uns erkennen,
dass wir deine Wunschkinder sind,
von dir geschaffen, einander zu gemeinsamem Leben
und voller Genüge zu verhelfen.
Sprecher/in 1
Gott, Quelle der Freiheit.
Wir setzen oft die Geborgenheit,
das Vertrauen und die Ehrlichkeit aufs Spiel.
–8–
Leite uns dazu, deine gute Ordnung
aus vollem Herzen zu bejahen
und so miteinander zu leben.
Sprecher/in 2
Und nun bringen wir alle, jeder für sich in der Stille, vor dich, was wir noch auf dem
Herzen haben Dank und Lobpreis, Bitte und Fürbitte
Pause
Und wir beten gemeinsam weiter: Vater unser
Aaronitischer Segen
Orgelnachspiel
Mitgeben
Biblische Thesen zur Sexualität3
1. »Gott schuf den Menschen in seinem Bilde als Mann und Frau« (1 Mose 1,27).
Deine Fähigkeit, Liebe zu geben und Liebe zu empfangen (=Sexualität) ist dir von
Gott in der Schöpfung gegeben und ist »sehr gut« (l. Mose 1,31).
Lobe den, der dich glücksfähig geschaffen hat und dich an der Ekstase des Lebens
beteiligt.
2. »Sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und sie schämten sich nicht«
(1 Mose 2,25).
Wenn du liebst, bist du ohne Waffe und verletzlich („nackt“). Du machst dich
verwundbar, aber dieses Risiko lässt sich nicht umgehen.
Du sollst in deinen sexuellen Beziehungen niemanden verletzen, demütigen,
beschämen oder missbrauchen, auch dich selber nicht.
3. »Die Liebe kennt keine Angst. Wahre Liebe vertreibt die Angst. Wer sich aber
fürchtet, der ist nicht in der Liebe« (1 Joh 4,13).
Lieben lernen bedeutet, immer weniger Angst zu haben. Sei ohne Furcht vor deiner
eigenen Sexualität, nimm sie als dein Geschaffensein an und lerne sie zu feiern.
Dazu gehört Bewusstheit.
Du sollst wissen, was du tust, deine Wünsche kennen lernen und sagen, du sollst
nichts halbbewusst oder bloß einem anderen zuliebe tun.
Du sollst nicht ungewollt Leben schaffen, und du sollst die Verantwortung für die
Verhütung teilen.
3
Der Text stammt von Dorothee Sölle. Nur ein Wort ist verändert: Statt „Liebe machen“ haben wir „lieben“ geschrieben.
–9–
4. »Stark wie der Tod ist die Liebe« (Hohes Lied 8,6).
Die Stärke der Liebe ist, dass sie uns ganzheitlich, in allen Dimensionen unseres
Lebens betrifft und verändert. In Wegwerfbeziehungen zerstörst du den
sakramentalen Charakter erfüllter Sexualität. Du sollst an die Ganzheit der
Beziehung glauben und an ihr arbeiten.
5. »Die Liebe verträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles« (1 Kor
13,7).
Es ist falsch, die christliche Liebe (agape; caritas) von der irdischen (eros, sexus)
abzuspalten, statt die Einheit beider zu suchen.
Du sollst, wo du Lust gibst und empfängst, auch Leid teilen können. Du sollst die
Ekstase des Glücks nicht trennen von dem Trost, den Menschen füreinander
bedeuten können .
6. »Die Liebe freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber über die
Wahrheit« (1 Kor 13,6).
Deine intime persönliche Beziehung ist erfüllt nur, wenn sie dich mit allen
Menschen, ihren Kämpfen, ihren Leiden verbindet.
Du sollst nicht von einer Insel träumen und die Liebe wie ein Privateigentum
konsumieren wolle .
7. »Wir wissen, dass wir aus dem Tode ins Leben gekommen sind; denn wir lieben
die Brüder. Wer den anderen nicht liebt, der bleibt im Tode« (1 Job 3,14).
Glück ist die Gewissheit, gebraucht zu werden, ein Bedürfnis für andere zu sei, nicht
nur Bedürfnisse zu haben. Wenn wir ersetzbar sind und nicht gebraucht werden, so
sind wir tot.
Gott braucht deine wachsende Liebesfähigkeit für sein Reich. Du sollst Liebe nicht
von Gerechtigkeit trennen und die sexuellen Beziehungen nicht vom politischen
Handeln isolieren. Du sollst gegen den Tod, der in Ausbeutung, Hunger und Krieg
herrscht, kämpfen mit der Leidenschaft deiner ungeteilten Liebe zum Leben.
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