American University

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American University
Vorbereitung des Studienaufenthaltes
Da es ein Kooperationsabkommen zwischen American
University in Washington, DC und der
Europauniversität Viadrina gibt, war ich kein
„normaler“ Student in Washington, sondern
Teilnehmer in einem speziellen Programm: dem
„Washington Semester Program“ (WSP). Das
bedeutet, dass man nicht wie bei Erasmus einfach frei
die Kurse wählen kann, die man belegen möchte.
Vielmehr legt man sich mit der Wahl des WSP Kurses
für das ganze Semsester auf einen Themenbereich
und auch einen Professor fest.
Das Bewerbungsverfahren ist zweistufig: Zuerst bewirbt man sich bei der Viadrina, dann bei
der American University. Allerdings ist die Chance, in der zweiten Stufe von der American
University abgelehnt zu werden, verschwindend gering. Allerdings verlangen die AU wie
auch den amerikanischen Behörden den Nachweis einer Krankenversicherung,
ausreichender Sprachkenntnisse und genügend Bargeld zur Abdeckung der eventuell
anfallenden Höchstkosten des Studiums von ca.
20.000 Euro.
Sobald die Universität verifizieren kann, dass man als
Kandidat finanziell in der Lage ist, sein
Studienvorhaben in den USA auch bezahlen zu
können, stellte sie einen entsprechenden Bescheid
aus (DS 2019) mit dem das Visum vom Typ J-1
beantragen werden kann.
Dabei ist die Prozedur, um ein amerikanisches
Mein Professor vor dem Lincoln Memorial
Studentenvisum zu bekommen, relativ aufwendig.
Der Bewerbungsprozess beginnt auf der Webseite
der amerikanischen Botschaft mit dem Ausfüllen eines sehr umfangreichen Onlineformulars.
Im Anschluss daran wird verlangt, einen telefonischen Termin für das obligatorische,
persönliche Interview auszumachen und anfallende Gebühren von ca. 200 Euro an eine
Stelle in den USA (per Kreditkarte) und an eine andere Stelle in Deutschland (per
Überweisung) zu überweisen. Mein Interview fand im Konsulat in München statt, da Berlin
bereits zu voll war: Vor Ort wurden am Schalter zuerst meine Fingerabdrücke genommen
und im Anschluss daran gefragt, aus welchem Grund ich in die USA reisen wollte.
Nachdem ich meinen Reisepass in der Botschaft abgegeben hatte, war das Visumsverfahren
abgeschlossen und schon am nächsten Tag hatte ich meinen Pass samt Visum zurück.
Einmal in Washington musste ich allerdings feststellen, dass das Ende der
Aufenthaltserlaubnis nicht von dem Datum auf dem Visum oder auf dem DS2019-Formular
bestimmt wurde, sondern von der Universität, die dem Department of Immigration mitteilte,
wann das Semester endete. Dieses Enddatum wiederum legte gleichzeitig auch das
Ablaufdatum der Aufenthaltsgenehmigung fest, an dessen Ende grundsätzlich eine
Übergangsfrist von 30 Tagen gewährt wird, bevor man das Land zu verlassen hat. Von einer
Ausreise und Wiedereinreise als Tourist, um seinen Aufenthalt doch noch zu verlängern,
wurde uns abgeraten.
Direktflüge nach Washington Dulles International Airport (weit außerhalb der Stadt) waren
durchgängig teurer, als beispielsweise Flüge nach New York und vor dort aus weiter zum
Ronald Reagan Regional Airport, der mit der Metro mit Washington, DC verbunden ist.
Heute darf man, anders als noch vor 2 Jahren, nur noch einen Koffer in die USA mitnehmen.
Ein extra Koffer kostet ca. 50 Euro.
Um den Transfer von Geld hatte ich mir keine Gedanken gemacht, da ich als Inhaber eines
Kontos bei der Deutschen Kredit Bank (DKB) über die Möglichkeit verfügte, weltweit
kostenlos Geld abzuheben. Diese Regelung funktionierte auch einwandfrei.
Studienverlauf
Einmal in Washington, DC, organisierte die American University eine Einführungswoche für
internationale und auch nationale Studenten. Je nach Kurs schwankte die Verteilung von
internationalen und heimischen Studenten sehr stark (Ein nationaler Fokus zog mehr
Amerikaner an, während international business von Europäern dominiert wurde).
In der zentralen Begrüßungszeremonie präsentierte der Dean des Programms nicht nur das
gesamte Professorenkollegium, sondern auch alle sonstigen Beteiligten. Zusätzlich wurden
wir über Visa- und Immigrationsmodalitäten, Bewerbungsformalitäten und Möglichkeiten,
Kurse außerhalb des WSP zu besuchen, aufgeklärt.
Generell ist Washington Semester Program in
besonderer Weise organisiert. Die Woche
unterteilt sich in einen Studien- und einen
Praxisteil. Der Studienteil erstreckt sich über drei
Tage und wird während des gesamten Semesters
von einem Professor betreut. Meinen Kurs,
Foreign Policy I, unterrichte Daniel Whitman. Er
wurde jedoch fast täglich unterstützt von
zahlreichen Gastdozenten, die entweder zu uns
auf den Campus kamen oder die wir vor Ort in
ihren Organisationen besuchten. Während der
verbleibenden zwei Tage der Woche war jeder
Obligatorisch - das Capitol
Student angehalten, sich einen Praktikumsplatz
zu suchen. Dabei wurden wir von der Universität unterstützt in Form von Workshops,
Individual-Trainings und einem Internship-Bazar, bei dem sich eine Vielzahl von Firmen und
Organisationen auf dem Campus der AU präsentierten.
Ich absolvierte mein ca. 3 monatiges Praktikum beim „American Institute for Contemporary
German Studies“ at the Johns Hopkins University, einem Deutsch-Amerikanischen Thinktank,
wo ich einem Fellow als Unterstützung
zugeteilt war. Dabei konnte ich meine
Arbeit relativ frei gestalten und meine
Schwerpunkte selbstständig setzen.
Außerdem hatte ich die Möglichkeit für
das Institut Vortägen und Symposien
beizuwohnen.
Massachusetts Av - voll mit Think Tanks
Neben den fachlichen Arbeitseinheiten
zu Foreign Policy, in dem
weitestgehend Erfahrungswerte,
Arbeitsberichte und Wege in den Job
vermittelt wurden, gab es auch einige
Termine, an denen wir eventuelle
Probleme oder auch einfach
Erfahrungen unsere Praktika
austauschen konnten.
Generell war der universitäre Teil kaum akademisch angehaucht und in Folge dessen war
auch das akademische Niveau recht niedrig. Der Schwerpunkt der Wissensvermittlung lag
eindeutig auf Praxiswissen. Somit war zumindest in meinen Kurs „Foreign Policy“, ein
niedriger akademischer Level durchaus von der Universität gewünscht.
Während des Semesters waren wir angehalten ein „Mid-term Exam“ und ein „Final Exam“ zu
schreiben, die jeweils auf einem praktischen Szenario basierten, die in einen theoretischen
Zusammenhang gebracht werden sollten, um darauf basierend eine praktische Lösung
auszuarbeiten.
Aber mein Semester im WSP hatte auch einen akademischen Teil: Ich trug mich für ein
„Research Project“ ein, bei dem ich eine ca. 50 seitige wissenschaftliche Arbeit anzufertigen
hatte. Diese rangierte auf dem Level einer wissenschaftlichen Hausarbeit, hatte aber einen
noch größeren Umfang. Meine Arbeit an dem Paper ermöglichte es mir, die amerikanische
akademische Arbeitsweise kennen zu lernen.
Da die Kurse des WSP außerhalb des Main Campus stattfinden, ist die Chance recht groß,
dass man eine der zahlreichen und hochkarätigen Veranstaltungen auf dem Hauptgeländer
Tenley Campus
Main Campus
verpasst. Mit dem Einrichten der Emailadresse wird man automatisch in den recht
unübersichtlichen Newsletter der AU eingetragen, der täglich verschickt wird und in seiner
Formatierung kaum zwischen dem Besuch eines Botschafters und dem Treffen des
Schachclubs unterscheidet. Daher lohnt es sich manchmal schon, den Newsletter zu
durchforsten oder jemanden zu kennen, der das regelmäßig macht.
Situation am Studienort
Jedem Studenten der American University wird angeboten, auf dem Campus zu leben. Die
Wohnqualität ist jedoch nicht besonders hoch und insbesondere in Bezug zu den Mietkosten
unangemessen niedrig. Circa 800 USD im Monat kostete es, sich in ein Dreibettzimmer
einzumieten. Eigene Badezimmer gibt es nur sehr vereinzelt, normalerweise befinden sich
die Sammelbadezimmer auf dem Flur. Wer auf dem Campus wohnt, ist zudem verpflichtet,
eine Mindestsumme an Essen in der campuseigenen Mensa im Voraus zu kaufen. Da ich
nicht bereit war, mir über fast vier Monate in einem Raum mit zwei anderen Studenten zu
teilen, mietete ich ein Zimmer außerhalb des Campus. Für 800 USD kann man durchaus ein
WG- Zimmer nahe der Universität finden.
Die AU liegt einem Wohngebiet mit vielen Einfamilienhäusern und wenigen Miethäusern. Es
gibt ein paar Studentenhäuser, aber generell ist die Wohnungslage in Tenleytown recht
schwierig. Sehr teuer, dafür aber mitten im Geschehen ist das Leben am Dupont Circle und
in Georgetown, billiger, aber dafür recht weit weg wird es in Takoma und Takoma Park. Auch
am Medical Center im Norden der Uni gibt es viele Angebote speziell für begrenzte Zeit.
Generell sollte man darauf achten, an der Redline zu wohnen und nicht in den Südosten
(Anacostia) zu ziehen. Die AU und viele Ausgehviertel befinden sich im Westen /
Nordwesten der Stadt.
Generell sind die Mietkosten in Washington, DC vergleichsweise hoch. Ein 1-Zimmer
Apartment kostet durchaus 1000 USD und mehr. Manchmal stiften Anzeigen auch
Verwirrung: Unter „Shared Bedroom“ versteht man im Allgemeinen nicht, dass man sich ein
Schlafzimmer teilt (wobei es das auch in Privatwohnungen gibt). Vielmehr bedeutet es, dass
es nur ein Schlafzimmer in der Wohnung (zu der immer auch ein Wohnzimmer gehört) gibt,
so dass eine Person im Schlafzimmer und die andere im Durchgangszimmer (Wohnzimmer)
schläft.
Freizeittechnisch hat Washington eine Menge
zu bieten. Zum einen gibt es an der AU einen
Studentenclub „WASSA“, der verschiedene
Aktivitäten organisiert, und zudem auch einen
offiziellen „Beauftragten für studentische
Aktivitäten“.
Unabhängig von der Universität gibt ein sehr
großzügiges und auch kostengünstiges
Angebot der Stadt: Fast alle kulturellen
Veranstaltungen sind kostenlos. Das
beinhaltet Konzerte, Ausstellungen,
Theatervorführungen, Lesungen, uvm.
Rund um die „National Mall“ zwischen Capitol,
Weißem Haus und Washington Monument
befinden sich eine Vielzahl hochkarätiger, kostenloser Museen. Auch ein Besuch im Zoo der
Stadt ist kostenfrei. Weitere kulturelle Attraktionen sind das „Kennedy Center“, die
„Shakespeare Theater“ und die „Library of Congress“, die über ein großes
Veranstaltungsprogramm verfügt.
Sportlich wartet die Hauptstadt mit den „Capitals“ im Eishockey und mit den „Wizards“ im
Basketball auf, die jeweils im „Verizon Center“ im Stadtzentrum spielen.
Shoppen kann man entweder rund um das Stadtzentrum (U-Bahn „Metro Center“ /
„Chinatown“) oder in „Pentagon City“, wo es eine riesige Mall gibt.
Das Nachtleben in Washington spielt sich an verschiedenen Orten ab und ist sehr
abwechslungsreich. Am „Dupont Circle“ finden sich viele Bars mit DJ, die keinen Eintritt
kosten. Im nahen „Adams Morgan“ gibt es viele angesagte Nachtclubs, aber auch im
schicken „Georgetown / M-Street“ in der etwas weiter im ostengelegenen „U-Street“ und seit
kurzem auch in der „H-Street“, die sich im Osten befindet, feiert es sich ausgelassen. Überall
herrscht Ausweispflicht, wer keine 21 Jahre alt ist, kommt nur selten an den Türstehern
vorbei.
Feiern ist im Durchschnitt etwas teurer als in Deutschland; um 3.00 Uhr geht fast überall das
Licht an (auch am Wochenende). Die Taxidichte auf Washingtons Straßen ist sehr hoch;
Fahrten sind vergleichsweise günstig.
Öffentliche Verkehrsmittel fahren unter der Woche bis ca. 0.30, am Wochenende bis ca. 2.30.
Die U-Bahn ist recht teuer und unzuverlässig. Das Busnetz ist zumindest in der Stadt recht
gut, allerdings lässt sich die genaue Abfahrtszeit meist nicht genau vorhersagen, außer man
befindet man sich nicht an einer größeren Haltestelle. Zur AU fährt die Redline der Metro
sowie einige Buslinien. Da die Metro Station „Tenleytown“ sehr nah am WSP Campus liegt,
aber schon ein Stück vom Main Campus, gibt es ein unieigenes Bus-shuttle.
Günstig im Stadtzentrum oder für diejenigen, die in den Süden der Stadt gezogen sind, ist
der Bus „Circulator“.
Ärgerlicherweise gibt es weder Studenten- noch Monatstickets, was Öffentliche
Verkehrsmittel vergleichsweise teuer macht.
Fahrradfahrer sind selten und man sollte es generell meiden, mit dem Fahrrad auf der
Straße zu fahren.
Als Hauptstadt der USA ist Washington Heimat der amerikanischen Regierungsinstitutionen,
einer Vielzahl internationaler Institutionen, einer Fülle ausländischer Repräsentanzen, sowie
internationaler Think-Tanks und hat einen sehr hohen Ausländeranteil. Das Flair ist
dementsprechend sehr vielfältig, täglich gibt es Veranstaltungen, auf denen sich andere
Länder, Institutionen oder Interessengruppen präsentieren.
Networking ist Gang und Gäbe und gestaltet sich sehr einfach. Jeder, der einmal in
International Relations arbeiten möchte, findet kaum einen besseren Ort, um wichtige
Kontakte zu knüpfen, einen Eindruck von Strukturen zu bekommen und direkt mit
Entscheidungsträger eine Diskussion treten zu können.
Nützliche Adressen
American University: Washington Semester Program Website
http://www.american.edu/washingtonsemester/
[email protected] (Internationale Koordinatorin für das WSP Ms. Shaina Katz)
American University: Online Application Platform for the WSP
https://applyws.american.edu/applications/subsectionid.1,pageid.21/default.asp
Smithsonian
www.si.edu
Die Stiftung und der Träger zahlreicher Museen und des Zoos in Washington.
Washington Metropolitan Area Transit Authority (Metro & Busse);
www.wmata.com; www.dccirculator.com
Die AU liegt an der “Redline” und ist am besten über die Station “Tenleytown” im Nordwesten
zu erreichen.
Ronald Regean (erreichbar mit der Metro)/ Dulles Airport (ca. 40 Minuten außerhalb DCs)
http://www.metwashairports.com/
Greyhound / Megabus
www.greyhound.com; www.megabus.com
Busreisen sind die günstigste Alternative, um die Umgebung Washingtons zu bereisen.
Amtrak
www.amtrak.com
Züge fahren ab Washington hauptsächlich in der im Zentrum gelegenen Union Station los.
Generell ist Zugfahren aber wesentlich teurer als Busfahrten.