PODIUM 12 PODIUM 12 - Ingenieurbüro CHRISTNER

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PODIUM 12 PODIUM 12 - Ingenieurbüro CHRISTNER
PODIUM 12
BFT 2/2006 Kongressunterlagen 50. BetonTage
Donnerstag, 16. Februar 2006
Planänderungen und Nachträge
Risiken und Chancen aus betriebswirtschaftlicher
und rechtlicher Sicht
RA Bernd Schmitz, Caemmerer Bender Lenz, Karlsruhe
[email protected]
Dipl.-Ing. Uwe Christner, Ingenieurbüro Christner, Karlsruhe
[email protected]
Einführung
RA Bernd Schmitz
(1965); 1987–1992
Studium der Rechtswissenschaften an der
Universität Köln; 1993–
1996 Referendariat
beim LG Köln; 1980–
1995 Div. Praktika bei
der Hoch- und Tiefbaufirma Schäfer GmbH
in Kerpen; 1995 Verwaltungshochschule
Speyer; seit 1996
Rechtsanwalt mit
Tätigkeitsschwerpunkt
Baurecht in der
Sozietät Caemmerer
Bender Lenz, Standort
Karlsruhe, Beratung
insb. von mittelständischen Bauunternehmen sowohl im Hochals auch Tiefbau,
Schwerpunkt im Rahmen der baubegleitenden Rechtsberatung
Die momentane Wettbewerbssituation sowie der auf den Firmen lastende Kostendruck lassen keinen großen Spielraum
mehr für Änderungen im Produktionsablauf zu. In der Kalkulation wird meist ein optimierter Produktionsablauf zu Grunde
gelegt. Treten nunmehr vom Auftragnehmer nicht zu vertretende Änderungen ein, so treffen die kalkulierten Randbedingungen nicht mehr zu. Dies führt zu einer Änderung in der
Kostenstruktur des Auftrags. Insbesondere die „Baubegleitende
Planung“ verursacht oftmals Planänderungen und somit
erhebliche Eingriffe in den Produktionsablauf, die in Einzelfällen sogar zum Produktionsstillstand führen können.
Vertrag
Maßgebend für die Beurteilung von Forderungen aus Planänderungen ist der vereinbarte Bauvertrag. Mehrere Vertragstypen sind für Lieferung und Montage von Fertigteilen denkbar. In Betracht kommt ein „reiner“ BGB-Vertrag sowie
Verträge unter Einbeziehung der VOB/B oder der VOL/B. Falls
VOB/B und VOL/B nicht separat vereinbart werden, ist
grundsätzlich das BGB anzuwenden. Innerhalb des BGB-Vertrags ist zwischen Kaufvertrag und Werkvertrag zu unterscheiden. Die Abgrenzung ist im Wesentlichen umstritten. Als einfacher Leitsatz kann jedoch gelten, dass für den Fall eines
reinen Liefervertrags das Kaufrecht zur Anwendung kommt.
Wird jedoch eine Montageverpflichtung mit angenommen, so
gelten die Regelungen des Werkvertrags, mithin also § 631 ff.
BGB. Der häufigste anzutreffende Fall ist die Vereinbarung der
VOB/B im Zusammenhang mit dem BGB. Da es sich bei der
VOB/B um ein abgeschlossenes Regelwerk handelt, ist dies
separat zu vereinbaren. Gleiches gilt für die VOL/B. Je nach
Vertragstyp sind bei Planänderungen des Auftraggebers gewisse Regularien einzuhalten, um Ansprüche zu sichern. Ohne
Einhaltung dieser Regularien besteht kein Anspruch auf Vergütung. Bei allen Vertragstypen sollte dem Auftraggeber schriftlich der Anspruch auf Vergütung angezeigt werden. Schon
deshalb, da der „reine“ BGB-Vertrag, vereinfacht ausgedrückt,
davon ausgeht, dass sich der Leistungsinhalt und damit die
Vergütung nach Vertragsschluss nicht mehr ändert. Im Folgenden ist kurz tabellarisch dargestellt, welche Anspruchsgrundlagen bei den verschiedenen Vertragstypen in Betracht kommen.
Dies stellt lediglich eine Grobübersicht dar, da eine Vielzahl
von Mischformen unterschiedlicher Vertragstypen existiert.
Entscheidend dürfte dabei der Anspruch aus § 642 BGB sein,
der bei allen Vertragstypen anwendbar ist.
Planänderungen im Produktionsprozess (von der Plananforderung bis Arbeitsvorbereitung)
Kommt es zu Planänderungen bei den zuvor genannten Vorgängen, führt dies zunächst zu einem erhöhten Aufwand bei
der technischen Bearbeitung und der Arbeitsvorbereitung. Die
Mehrkosten können bei der technischen Bearbeitung ca. 3 %
bis 5 % und in der Arbeitsvorbereitung ca. 3 % bis 4 % der
Gesamtkosten des Auftrags betragen. Zudem werden durch
die fehlende Zeit in der technischen Bearbeitung die Optimierungsmöglichkeiten bei der Auftragsabwicklung eingeschränkt.
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Changes and additions to plans
Risks and opportunities seen
from the economical and legal
points of view
Introduction
The current competition situation and cost pressure on firms
do not allow much room for changes to production processes.
Calculations are usually based on an optimized production
process. If changes arise for which the contractor is not
responsible, calculated conditions no longer apply. This results
in a change to the cost structure of the contract. Design running concurrent with the construction phase in particular often
causes changes to plans and therefore significant intervention
in the production process which in some cases could lead to
production stoppage.
Contract
The contract agreed for the construction project is very important for assessing the demands resulting from changes to
plans. There are several types of contract possible for supply
and assembly of precast components. These include a “pure”
BGB (German Civil Code) contract and contracts that incorporate the VOB/B (official contracting terms for the award of construction contracts) or the VOL/B (official contracting terms for
award of service contracts). If VOB/B and VOL/B have not been
agreed separately, the Civil Code should be applied. Within the
Civil Code contract, there should be a distinction between a
contract of sale and a contract for work and services. Where
to draw a line between the two is largely disputed. However, a
simple guide is that legislation governing the sale of goods
applies to a supply only contract. However, if an obligation to
install is also assumed, the contract for work regulations apply,
which means Section 631 ff of the Civil Code. The case most
frequently encountered is the VOB/B agreement together with
the Civil Code. As the VOB/B is a separate set of regulations, it
should be agreed separately. The same applies to the VOL/B.
Depending on the type of contract, if the customer alters the
plans; certain standard procedures must be adhered to ensure
that claims can be made. If these standard procedures are not
followed there is no right to compensation. With all types of
contract, notification in writing should be made to the customer regarding claims for compensation. One reason for this
is that the “pure” Civil Code contract, in simple terms,
assumes that the content of the service and therefore the compensation will not change after conclusion of the contract. A
short table follows showing the possible basis for claims with
different kinds of contract. This is just a rough overview, as
there are numerous combinations of contract type. The claim
based on Section 642 of the Civil Code is probably decisive, as
this can be applied to all contract types.
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BFT 2/2006 Proceedings 50th BetonTage
Vertragstyp
Type of contract
Anspruchsgrundlagen aus
fehlender Mitwirkungshandlung
Claims arising from lack
of cooperation
BGB-Vertrag
Civil Code contract
Werkvertrag und Kaufvertrag
Contract for work and services and
contract of sale
Mitteilung an den Besteller
nach § 650 ff BGB
Notification to the purchaser
as specified in Section 650 ff
Civil Code
Anzeige an Auftraggeber
nach § 642 BGB
Verschuldensunabhängiger
Entschädigungsanspruch
Notification to the customer
as specified in Section 642 Civil Code
Strict liability claim
for compensation
Vergütung
Compensation
Kalkulative Ermittlung der Kosten
Costs determined by calculation
Anspruchsgrundlagen aus
Leistungsänderung
Basis for claim due to change
to service
Vergütung
Compensation
Mitteilung an den Besteller
nach § 650 ff. BGB
Notification to the purchaser as
specified in Section 650 ff Civil code
Kalkulative Ermittlung
der Kosten
Costs determined by calculation
VOL-Vertrag
VOL contract
Liefervertrag
Supply contract
VOB-Vertrag
VOB contract
Werkvertrag
Contract for work
Anzeige an den Auftraggeber
nach § 5 VOL/B
Verschuldensabhängiger
Schadensersatzanspruch
Notification to the customer
as specified in Section 5 VOL/B
Claim to damages with liability
based on fault
Anzeige an den Auftraggeber
nach § 9 VOL/B in Verbindung
mit § 642 BGB
Verschuldensunabhängiger
Entschädigungsanspruch
Notification to the customer
as specified in Section 9 VOL/B in
association with Section
642 Civil Code
Strict liability claim for compensation
Schadensersatz, jedem
schädigenden Ereignis sind
dafür die anfallenden Kosten
zuzuordnen (Kausalitätsprinzip)
§ 2 VOL/B
Damages; each instance of
damage should be assigned the
costs incurred (causality principle)
Section 2 VOL/B
Kalkulative Ermittlung der Kosten
auf Basis der Urkalkulation möglich
Costs can be determined
by calculation using base calculation
Anzeige an den Auftraggeber
nach § 2 Nr. 3 VOL/B
Notification to the customer as
specified in Section 2 No. 3 VOL/B
Kalkulative Ermittlung
der Kosten auf Basis der
Urkalkulation möglich
Costs can be determined
by calculation using base calculation
Anzeige an den Auftraggeber
nach § 6 VOB/B
Verschuldensabhängiger
Schadensersatzanspruch
Notification to the customer
as specified in Section 6 VOB/B
Claim to damages with liability
based on fault
Anzeige an den Auftraggeber
nach § 6 VOB/B in Verbindung
mit § 642 BGB
Verschuldensunabhängiger
Entschädigungsanspruch
Notification to the customer as
specified in Section 6 VOB/B
in association with Section
642 Civil Code
Strict liability claim for compensation
Schadensersatz, jedem
schädigenden Ereignis sind
dafür die anfallenden Kosten
zuzuordnen (Kausalitätsprinzip)
§ 6 VOB/B
Damages; each instance of
damage should be assigned the
costs incurred (causality principle)
Section 6 VOB/B
Kalkulative Ermittlung der Kosten
auf Basis der Urkalkulation möglich
Costs can be determined by
calculation using base calculation
Anzeige an den Auftraggeber
nach § 2 Nr. 5 VOB/B
Notification to the customer as
specified in Section 2 No. 5 VOB/B
Kalkulative Ermittlung
der Kosten auf Basis der
Urkalkulation möglich
Costs can be determined
by calculation using base calculation
Tabelle 1. Übersicht der Vertragsarten, Anspruchsgrundlagen und Vergütung
Table 1. Overview of contract types, basis for claims and compensation
Weitere Kosten entstehen. Als Beispiel kann eine durch Planänderungen geänderte Produktionsreihenfolge genannt werden, die einen erhöhten Schalungsaufwand mit sich bringt. Ein
niedrigerer Produktionsausstoß führt im Regelfall zu einer
Unterdeckung der Fertigungsgemein- und der Vertriebs- und
Verwaltungskosten. Als Größenordnung kann für die Unterdeckung der Fertigungsgemeinkosten bis zu 1% und der Vertriebs- und Verwaltungskosten bis 0,70 % der Gesamtkosten
des Auftrags genannt werden.
Planänderungen während des Produktionsprozesses
Besonders problematisch ist das Auftreten von Planänderungen während der eigentlichen Produktion. Dies führt in aller
Regel dazu, dass ein Produktionsstillstand eintritt und damit
die optimale Produktionsreihenfolge geändert wird. Diese
Umdispositionen gehen zu Lasten der Produktivität des
gewerblichen Personals. Neben den bereits erwähnten Kosten
gibt es Mehraufwendungen im Bereich der Schalung, bei der
Auslastung des Produktionspersonals infolge Stillstands und
später zu leistender Überstunden zur Termineinhaltung. Weitere Kosten entstehen im Bereich der Montage, wie bspw. Stillstand der Montagegeräte und Kolonnen, Unterbrechung der
Montage, fehlende Montagegeräteauslastung. Die vertraglich
zugesicherten Termine der Montagekolonnen müssen dann
neu vereinbart werden. Eine Bezifferung der Kosten generell ist
nicht möglich. Für sämtliche dieser geltend zu machenden
Mehrkosten ist es dringend erforderlich, dies dem Auftraggeber rechtzeitig schriftlich anzuzeigen. Der Dokumentation der
Aufwendungen kommt dabei eine erhebliche Bedeutung zu.
Diese sollte ständig und zeitnah erfolgen und dem Auftraggeber nachweisbar vorgelegt werden.
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Changes to plans in the production process (from the planning request to job planning)
Changes to plans in the above-named procedures result in
increased costs in technical processing and in job planning.
The additional costs can amount to around 3 to 5% of the
total cost of the contract in technical processing and around 3
to 4% in job planning. Also, the missing time in the technical
processing restrains the options for optimizing order processing. Other costs arise. An example would be changes to the
production sequence brought about by changes to plans,
which mean increased formwork. Low output usually means
that manufacturing costs and distribution and administration
costs are not covered. The shortfall in meeting manufacturing
costs is in the order of up to 1% and up to 0.70% for the distribution and administration costs.
Changes to plans during the production process
Changes occurring to plans during actual production are particularly problematic. As a rule this results in production stoppage and thus changes to the optimum production sequence.
These changes are detrimental to the productivity of the workforce. As well as the costs already mentioned, additional costs
are incurred for formwork, in (non-)utilization of the production staff as a result of the stoppage and later in overtime to
meet the deadline. Other costs arise in assembly, with stoppage of the assembly equipment and the crews, interruptions
to assembly and underutilization of the assembly equipment.
Contractual deadlines have to be renegotiated with the assembly crews. Generally it’s not possible to put an exact figure to
the costs. It is vital that the customer is informed in good time
in writing of all of the additional costs that require paying. It is
extremely important that the expenditure is documented. This
should be done regularly and in good time. Presentation to
the customer must be recorded.
Dipl.-Ing. Uwe Christner (1960); 1979–1985
Studium Bauingenieurwesen an der Universität Stuttgart; 1985–
1987 Banklehre bei der
Stuttgarter Bank AG;
1987–1990 Mitarbeit
im Techn. Büro und
Arbeitsvorbereitung
bei der Dyckerhoff &
Widmann AG, Hauptniederlassung BadenWürttemberg; 1990–
1992 Bauleitung
verschiedener Objekte;
1993–1996 Verantwortliche Bauleitung
der ARGE Flughafen
Stuttgart Los 1; 1997–
1998 Konzerncontrolling bei der Dyckerhoff
& Widmann AG in
München; 1998–1999
Internationale ARGE
CERN Package II, Entwicklung eines Cost
Control Systems;
2000–2002 Aufbau der
Abteilung Risiko- und
Chancenmanagement
bei der Dyckerhoff &
Widmann AG Bereich
Südwest; seit
01.12.2002 Selbstständiges Ingenieurbüro
Christner; daneben
Seminare für Baujuristen und Bauingenieure
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