Ein Duo, das zusammenpasst: Mit Stephanie Abel hat Moritz Graf zu

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Ein Duo, das zusammenpasst: Mit Stephanie Abel hat Moritz Graf zu
Ein Duo, das zusammenpasst: Mit Stephanie Abel hat Moritz Graf
zu Reventlow ein Juwel nach Gut Wulfshagen geholt.
Ihre Törtchen krönen das Angebot seines neu eröffneten Cafés.
C a f é A lt e S c h u l e / T ö r t c h e n m o b i l
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Fürstlicher Genuss
Zugegeben: Fürstlich ist keiner von beiden, doch was Moritz Graf zu Reventlow und Stephanie Abel in der
Alten Schule Wulfshagen kreieren, verdient höhere Würden. Unter ihren Händen entstehen in den Küchen
des gleichnamigen Gutes kreative Torten- und Törtchenvariationen. Tradition trifft Moderne – das Ergebnis
genießen die Gäste im angrenzenden Café.
Text: Susanne H a n s e n · Fotos: Regine C hri s t i a n s e n
Die Zitronen-Baiser-Torte hat die Stockholmer Damen­welt
schon vor mehr als 50 Jahren verzückt. Die ErdbeerMascarpone-Creme hingegen entstand erst jüngst in der
Küche von Gut Wulfshagen. Hier backt Moritz Graf zu
Reventlow, fügt unterschiedlichste Rezepte zu neuen,
spannenden Torten zusammen, die bald darauf die Vitrinen des Cafés Alte Schule Wulfshagen in Tüttendorf füllen. Eine flambierte Pflaumen-Zimt-Torte mit Mascarpone
reift gerade in der Fantasie des 45-Jährigen heran, oder es
sind Füllungen aus Pannacotta mit Himbeeren.
„Ich habe schon immer gern für Gäste gekocht, nie nach
Rezept, immer kreativ, nur gebacken habe ich eher selten.
Aber man kann ja alles lernen, und ich probiere gern etwas aus“, sagt er. Nicht nur in der Küche, sondern auch
beruflich. Deshalb ist der Graf seit März nicht mehr nur
Landwirt und Immobilienverwalter, sondern auch Inhaber
eines Cafés. „Das ist hochinteressant.“
Nach dem Auszug der letzten Pächterin im Juni 2012
stand die 1859 erbaute Schule auf Gut Wulfshagen leer.
Moritz Graf zu Reventlow ließ das denkmalgeschützte
Gebäude sanieren, fand jedoch keine passenden Nachmieter. Bis ihn 2014 die Konditorin Stephanie Abel ansprach. Beide kannten sich bereits, Stephanies Vater arbeitet mit Moritz Graf zu Reventlow zusammen. Die
29-Jährige suchte Räumlichkeiten für eine Patisserie und
fand die frühere Schule mehr als geeignet. Man einigte
sich, und so backt Stephanie Abel nun seit Januar 2015 in
der vorderen Hälfte des Gebäudes Köstlichkeiten für ihr
Törtchen-Mobil sowie ihre beliebten Hochzeits- und
Geburtstagstorten, kreiert Desserts und vieles mehr. Törtchen wie „Schock au Choc“, „Coffini“ oder „Schmackofatz“ finden auf Wochenmärkten in Kiel, Altenholz und
Eckernförde reißenden Absatz.
Doch das Café stand weiterhin leer. „Im März dachte ich
dann, jetzt machen wir es selbst“, sagt Moritz Graf zu
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Echte Kunstwerke: Stephanie Abel kreiert in ihrer Patisserie
schon im Morgengrauen mit einer Mitarbeiterin ihre Törtchen.
Die verkauft sie auch auf Wochenmärkten.
Reventlow. Mit seinem Lebens­gefährten Dawid Turecki
stellte er Anträge, entwickelte einen Businessplan und
ungewöhnliche Tortenideen. Anfang Juni schon konnten
beide das Café eröffnen. Der alte Name und die roten
Wände blieben, alles andere ist neu. „Es ist schön zu sehen,
wie es sich entwickelt.“
Zeig mir den Mann, und ich sag dir, was er bestellt. Klingt
verrückt? Nicht im Café Alte Schule Wulfshagen. „Je größer der Mann, desto eher bestellt er Nuss-Marzipan“, sagt
Moritz Graf zu Reventlow lachend. „Kleinere Männer bevorzugen Käsekuchen, Frauen eher die Törtchen von Frau
Abel.“ Oder fruchtige Torten wie die Zitronen-Baiser-­
Torte à la Charlotte. „Das Rezept habe ich von einer Bekannten, die unserem Haus seit Langem eng verbunden
ist. Sie hat diese Torte 40 Jahre lang zu meinem Geburtstag gebacken. Das Rezept stammt aus dem Grand Hotel in
Stockholm.“ Das Geheimnis besteht aus zwei separat gebackenen Baiserböden, die mit einer fruchtigen Zitronensahne gefüllt sind. Mit etwas Glück wird sie den Gästen im
Café vom Grafen höchstpersönlich serviert. Bis sich alles
eingespielt hat, hilft er in der Küche und hinter dem Tresen. „Man muss seine Gäste unterhalten. Und ich bin mein
bester Verkäufer“, sagt Moritz Graf zu Reventlow. „Wir
sind kein Schnelldurchlauf-Café, wir legen Wert auf Stil
und Qualität.“
Während Stephanie Abel für ihre Törtchen und Küchlein
nur reine Bioprodukte, noch dazu möglichst aus der Re­
gion, verwendet, arbeitet Moritz Graf zu Reventlow eher
regional-traditionell. Obst, Beeren, Milchprodukte und
Co. stammen vor allem aus dem Norden. „Meine Erdbeere
ist natürlich eine Bio-Erdbeere von hier, weil sie einfach
besser schmeckt, aber ich bin ein konventioneller Landwirt und ich behaupte, dass unsere Produkte genauso gut
sind wie bio.“
„Es ist schön, dass endlich wieder mehr Leben in der Alten
Schule ist“, freut sich Stephanie Abel. Wenn das Café geschlossen ist, sei es schon manch­mal ruhig. „Aber allein ist
man hier nie. Im Frühsommer kam sogar eine Nachbarin
vorbei und hat mir Rhabarber aus ihrem Garten geschenkt. Das war super!“ Er wurde sofort in Törtchen verarbeitet, die ihre Kunden gern als Kunstwerke loben.
Moritz Graf zu Reventlow vermietet sein Café auch für
Feste. Und er denkt an weitere kulturelle wie kulinarische
Angebote ab Herbst, an Lesungen und Gerichte wie Wildgulasch mit selbst­gemachten Spätzle oder hausgemachte
Rinderrouladen einmal im Monat und auf Bestellung.
„Die macht doch heute niemand mehr zu Hause, weil es
viel zu aufwendig ist. Ich habe noch so viele Ideen, und ich
bin sicher, sie werden zünden.“
Eckernförde
Kiel
AUF EINEN BLICK:
Café Alte Schule, Wulfshagen 17
24214 Tüttendorf, Tel. 043 46-363 98 90
www. cafe-alte-schule.com
Öffnungszeiten: Donnerstags bis
sonntags von 14 bis 18 Uhr.
Patisserie Abel direkt nebenan ist telefonisch oder auf Wochenmärkten
erreichbar. Tel. 043 46-929 24 80 oder 01 76-80 88 48 87, www.patisserieabel.de. Die Märkte: Mittwochs Kiel-Exerzierplatz, donnerstags KielBlücherplatz, freitags Altenholz-Stift, samstags Eckernförde.
GUT ZU WISSEN:
Zum Café Alte Schule in Wulfshagen gelangt man ab Kiel über die B 76 in
Richtung Eckernförde. An der Ausfahrt Wulfshagen links abbiegen und
gleich darauf noch einmal links. Dann geht es knapp 500 Meter die Straße
entlang bis zum früheren Schulhaus. Die Patisserie ist gleich nebenan.
Susanne Hansen: „Willkommen im Niemandsland, dachte
ich, als ich von der B 76 abfuhr. Bin ich hier richtig?
Das Navi wischte meine Zweifel beiseite und führte mich in
eine wahrhaft grüne Idylle“, sagt die Journalistin.
Regine Christiansen: „Die Törtchen von Stephanie Abel
spiegeln die Begeisterung und Freude ihrer
Schöpferin wider,“ findet die Hamburger Fotografin.
www.regine-christiansen.de
Himbeertörtchen
Zutaten
… für die weiße Mousse:
6 Blatt Gelatine
36 g weiße Kuvertüre
4Eier (Größe M)
1Ei (Größe S)
400 g Sahne
… für den Himbeerspiegel:
2 Blatt Gelatine
100 g Himbeeren
25 g Zucker
Zubereitung
Für die Mousse die Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Kuvertüre in kleine Stücke schneiden und
im nicht zu heißen Wasserbad schmelzen. Gelatine
in wenig warmem Wasser auflösen. Die vier mittelgroßen Eier trennen. Eigelb zusammen mit dem
kleinen Ei im warmen Wasserbad bei nicht zu großer Hitze schaumig aufschlagen. Aufgelöste Gelatine einrühren, anschließend die geschmolzene Kuvertüre dazugeben.
Sahne nur halbfest schlagen und unterheben.
Mousse in kleine Kuchenförmchen oder Gläser füllen, in den Kühlschrank stellen.
Für den Himbeerspiegel die Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Himbeeren pürieren und mit dem
Zucker aufkochen. Eingeweichte Gelatine in der
Masse auflösen. Etwas anziehen lassen und anschließend auf die weiße Mousse geben. Fruchtspiegel im Kühlschrank gelieren lassen.