Der türkische Marsch
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Der türkische Marsch
Der türkische Marsch Sind die Tage der „ungeregelten Migration“ in die EU vorüber? Nach einem Gipfelmarathon haben die EU-Staats- und Regierungschefs einen endgültigen Beschluss zu einem Flüchtlingsabkommen mit der Türkei vertagt. Die aktuelle Situation und den historischen Hintergrund zum Feindbild Europa beleuchtet der ÖKB, Landesverband Steiermark, in der neuesten Ausgabe seiner Zeitschrift Courage. Türkenkriege Immer wieder griffen die die Osmanen nach dem „Goldenen Apfel“, der Reichshauptstadt Wien. 1716 unternahm Sultan Ahmed III. den letzten großen Versuch, das Abendland zu erobern. Zum dritten Mal nach 1529 unter Süleyman I. und 1683 unter Mehmed IV geriet Wien in tödliche Gefahr. Erst 1716 konnte Prinz Eugen die Türken bei Peterwardein schlagen und so das christliche Abendland vor dem Untergang bewahren. (Courage: Prinz Eugen – Retter des Abendlandes von Rudolf Lobnig). In Erinnerung an die Türkenkriege schrieb Wolfgang Amadeus Mozart für den Kaiser u.a. die Sonate Nr. 11 mit dem sogenannten „türkischen Marsch“ Feindbild Europa Einerseits sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten hunderttausende Menschen aus dem Nahen Osten nach Europa geflüchtet oder ausgewandert, um sich ein neues Leben aufzubauen. Andererseits ist „der Westen“ seit Jahr und Tag das zentrale Feindbild praktisch jeder politischen Bewegung im Nahen und Mittleren Osten. Die politischen Wurzeln dieses Konflikts reichen genau ein Jahrhundert zurück: Am 16. Mai 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg – trafen Großbritannien und Frankreich ein geheimes Abkommen über die Abgrenzung ihrer kolonialen Interessensgebiete. Die Siegermächte bildeten willkürlich mehrere Staaten im Nahen und Mittleren Osten und Europa wurde neuerlich zum Feindbild (Courage: Feindbild Europa von Dr. Andreas Fraydenegg-Monzello). „Pakt mit dem Teufel“ Heute soll die Türkei durch Zurückhalten bzw. -nehmen der Flüchtlinge das Problem für Europa lösen. Flüchtlingsprobleme gibt es aber ebenso im Libanon und in Jordanien und in vielen afrikanischen Staaten. Europa übersieht, dass auch mit diesen Ländern entsprechende Verträge zu schließen sind sowie dass Syrien und Libyen unter eine UNO-Regierung gestellt werden müssen. Nur auf die türkische Karte zu setzen wäre äußerst gewagt, da dieses Land mindestens so sehr ein Teil des Problems wie ein Teil der Lösung ist. Eine vertragliche Regelung nur mit der Türkei allein würde eine gefährliche Auslieferung an ein quasi diktatorisches Land bedeuten und uns erpressbar machen. (Courage: Die Waffen nieder von Dr. Franz Unterasinger) Hoffentlich bleibt das Abenteuer der EU mit der Türkei sowie die Sonate Nr. 11 von Mozart in Dur, und endet nicht traurig in Moll. Graz, am 16. März 2016 ÖKB LV Steiermark