Polizeiruf 110 – 20 Jahre der Kult
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Polizeiruf 110 – 20 Jahre der Kult
Polizeiruf 110 – 20 Jahre der Kult-Krimiserie auf DVD Seit 2012 bringen Telepool und ICESTORM Entertainment die Kult-Krimiserie „Polizeiruf 110“ aus dem DDR TV-Archiv als hochwertige, mit Booklet oder Bonusmaterial ausgestattete DVD-Boxen heraus. Enthalten sind pro Veröffentlichung jeweils acht Polizeiruf-Episoden. Am 20. Januar 2014 erscheint Box Nr. 17 und im April 2014 Box Nr. 18. In Box Nr. 17 ist u.a. die Folge „Das Duell“ enthalten, eine der ersten fiktionalen Reaktionen des Fernsehens auf die Umbrüche im Herbst 1989 (Erstsendung: 04.11.1990, Folge 143). Hauptmann Beck (Günter Naumann), der erst mit „Der Kreuzworträtselfall“ (Erstsendung: 06.11.1988, Folge 123, Box 15) als Kriminalist begann, hat den Grundsatz „Ich bin für Recht und Ordnung zuständig, nicht für Politik!“ Doch das ändert sich radikal, als er am 7. Oktober 1989 in Berlin bei einer Einbrecherjagd in Demonstrationen im Prenzlauer Berg gerät: Er erlebt hautnah mit, wie die Polizei mit den Verhafteten umgeht. Seine bisherige Wertewelt zerbricht quasi über Nacht. Ein Zeitdokument, das gut zu dem 25. Jahrestag des Mauerfalls im Jahr 2014 passt. ICESTORM hat zusätzlich zu den Boxen bisher auch sechs Einzeleditionen herausgebracht: U.a. „Der Kreuzworträtselfall“ nach einem authentischen Kriminalfall in der DDR sowie „Außenseiter“ mit Gojko Mitic, in der er – im Gegensatz zu den DEFAIndianerfilmen – nicht synchronisiert wurde. Bis auf „Kreuzworträtselfall“ sind diese Einzeleditionen unter dem Signum Polizeiruf 110 gedreht worden, aber nicht innerhalb dieser Reihe ausgestrahlt worden. Sie sind nur als Einzel-DVD erhältlich. Ein Produkt der Telepool im Vertrieb von ICESTORM. Lizenziert über die Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) durch die rbb media GmbH. © Szenen-Bilder: DRA Laufzeit DVD-Boxen: 492-664 Minuten Bildformat: 4:3 Tonformat: Dolby Digital 2.0 Videostandard: PAL Regionalcode: 2 Verpackungsart: 3er und 4er Digi Pack im Schuber Produktionsjahre: 1971-1991 FSK: 12 (bei Einzeleditionen z.T. FSK: 6) BESTELLSERVICE: 030/99 19 46 76 oder www.icestorm.de Übersicht über alle DVD-Erscheinungen von „Polizeiruf 110“: http://www.icestorm.de/catalogsearch/result/?q=polizeiruf Pressekontakt Barbara Löblein Pressesprecherin Icestorm Group Tel. 030/24 003 473 Email: [email protected] Postadresse: Progress Film-Verleih Friedrichstr. 55a, 10117 Berlin 1 Allgemeine Informationen Start: 27. Juni 1971 mit „Der Fall Lisa Murnau“ als Nachfolger der DDR-Krimi-Reihe „Blaulicht“ Fortsetzung: „Polizeiruf 110“ wurde wie die Kindersendung „Das Sandmännchen“ in das gesamtdeutsche Fernsehen gerettet. „Von der K“ Filmschaffende: Unterschiedliche Autoren, Dramaturgen und Regisseure boten in der Krimiserie eine Vielfalt an eigenständigen Handschriften, von sozialkritisch-genau, düster bis ironisch-unterhaltsam. Die Gegenwartsthemen der Krimiserie sprachen gesellschaftliche Probleme, aber auch deren Ursachenforschung an. Die Kriminalisten (Auswahl): Oberleutnant, ab Folge 55 („Schuldig“) Hauptmann Fuchs: Schauspieler Peter Borgelt war von Anfang an dabei und einer der beliebtesten Stars des DDR-Fernsehens. Insgesamt spielte er diese Rolle 84 Mal. Sie brachte ihm auch den Titel „Maigret des Osten“ ein. Am 18. März 2014 ist der 20. Todestag von Peter Borgelt (geb. 20. September 1927 in Rostock, gest. 18. März 1994 in Berlin). Oliver Kind, Sohn von Peter Borgelt: „Wenn man mit meinem Vater unterwegs war, konnte man keine hundert Meter laufen, ohne dass er nicht angesprochen wurde. Und er wurde nicht als Herr Borgelt angesprochen, sondern als Hauptmann Fuchs oder Herr Fuchs. Das war bezeichnend.“ (http://www.mdr.de/lebenslaeufe/peterborgelt100.html) Leutnant Vera Arndt: Die Schauspielerin Sigrid Göhler (geb. 8. November 1942 in Freiberg/Sachsen) war die erste Kriminalistin im deutschen Fernsehen. Sie war von Anfang an dabei und löste in der Gruppe um Fuchs insgesamt 46 Fälle. Es war die Rolle ihres Lebens. Ihr letzter Einsatz war in „Es ist nicht immer Sonnenschein“ (Erstsendung: 17.04.1983, Folge 84, DVD-Box 11). Ihr Abgang: Sie stieg auf zur Dozentin an eine Polizeihochschule. Erst fünf Jahre später kam mit Anne Kasprzik (heute: Anne Kasprik, geb. 11. Juni 1963 in Berlin) wieder eine Kriminalistin in die Gruppe Fuchs. Ihr erster Auftritt war in „Der Mann im Baum“ als Unterleutnant Görz (Erstsendung: 13.03.1988, Folge 118, DVD-Box 15). Gleich in der darauffolgenden Episode „Still wie die Nacht“ spielte Karin Düwel Leutnant Sabine Baumert (Erstsendung: 22.05.1988, Folge 119, Box 15). In „Der Wahrheit verpflichtet“ (Erstsendung: 01.10.1989, 132. Folge, Box 17) trägt Anne Kasprzik den Rollennamen Leutnant Ikser. Generell konnten Kriminalisten in vorherigen, aber auch späteren Polizeiruf-Folgen als Zeugen und Unbeteiligte (Andreas Schmidt-Schaller, zum ersten Mal 4. April 1986) oder als Täter (Jürgen Zartmann) auftreten. Oberleutnant Jürgen Hübner: Das erste Mal steht Jürgen Frohriep in „Blutgruppe AB“ (Folge 7, Box 1) als Kriminalist auf der Suche nach einem Sexualverbrecher vor der Polizeiruf-Kamera. Bisweilen regelrecht verbissen widmet er sich seinen Fällen. Das kann auch ironische Züge annehmen wie in „Trüffeljagd“ (Folge 75), in der er durch seine starken Zahnschmerzen z.T. eingeschränkt handeln kann. Frohriep arbeitete auch als Synchronsprecher (z.B. Charlton Heston „Antonius und Cleopatra“; Raimund Harmstorf „ Der Seewolf“) Frohriep war wie Borgelt gebürtiger Rostocker (geb. 28. April 1928 in Rostock, gest. 13. Juli 1993 in Berlin) und in 63 Polizeiruf-Fällen des DDR-Fernsehens zu sehen. 2 Leutnant Supras: Als Praktikant beginnt Alfred Rücker (geb. 5. Januar 1945 in Wien) zunächst (z.B. „Ein bißchen Alibi“, Folge 8). Als Nachwuchs-Kriminaler erging es ihm wie vielen jungen Menschen in der DDR. Denn gegen der Übermacht der Alten konnte er sich nicht wirklich entfalten. Der Schauspieler Alfred Rücker stellte nach der BiermannAusbürgerung einen Ausreiseantrag und ging 1979 in die Bundesrepublik, wo er beim NDR als Radiomoderator arbeitete. Hauptmann Beck: Generell konnten Schauspieler beim „Polizeiruf 110“ sehr unterschiedliche, sich auch widersprechende Rollen spielen. Denn Günter Naumann (geb. 17. November 1925 in Chemnitz, gest. 6. November 2009 in Berlin) war, bevor er als Kriminalist in „Der Kreuzworträtselfall“ begann, auch als Zeuge oder Täter aufgetreten. Seine erste Rolle in einem Kriminalfilm war „Leichensache Zernik“ (DEFA 1972, RE: Helmut Nitschke, http://www.icestorm.tv/leichensache-zernik.html) Leutnant Andreas Schöpke bzw. später Leutnant Thomas Grawe: Auch die Kriminalistenrolle von Andreas Schmidt-Schaller (geb. 30. Oktober 1945 in Arnstadt) lud zu einem Vergleich ein. Er war mit seiner Lederjacke und Jeans der „Schimanski des Osten“. In „Der Kreuzworträtselfall“ wurde er zum Oberleutnant. Seit 2001 spielt er den Kommissar Trautzschke bei „Soko Leipzig“ (ZDF). Handlungsorte: über die ganze DDR verteilt, z.B. „Der Fall Lisa Murnau“ in Wernsdorf (Ortsteil von Königs Wusterhausen), „Der Kreuzworträtselfall“ in Berlin, „Bitte zahlen“ (1976) in Frankfurt an der Oder und Halle (Saale), „Bonnys Blues“ in Berlin, Erfurt und Umgebung sowie auf Schloss Molsdorf und in der Burgruine Gleichen, „Trüffeljagd“ in Berlin-Friedrichshain, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), Breitenbrunn und Oberwiesenthal, „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ in Potsdam und Berlin, „Die letzte Chance“ in Berlin, u.a. im Ortsteil Schmöckwitz, in den Elektro-Apparate-Werken Berlin-Treptow „Friedrich Ebert“ und im Kaufhaus am Alexanderplatz. 3 Eine Auswahl an „Polizeiruf 110“-Episoden Der Fall Lisa Murnau Folge 1, Box 1, Erstausstrahlung: 27.06.1971 RE: Helmut Krätzig, Szenarium: Hans-Jürgen Faschina, Helmut Krätzig, Dramaturgie: Hans-Jürgen Faschina, Musik: Wolfgang Pietsch, Kamera: Manfred Marderwald, Alfred Krehl, Hans-Jürgen Nowark, Darsteller: Peter Borgelt (Oberleutnant Fuchs), Sigrid Göhler (Leutnant Arndt), Petra Hinze (Lisa Murnau), Hans Lucke (Postamtmann), Heinz-Dieter Knaup (Lisas geschiedener Mann), Ingolf Gorges (Wolter), Hans-Peter Reinecke (Bäcker Retzlaff), Klaus Manchen (Schausteller) Der Leiter des Postamtes an der Herderstraße entdeckt bei Dienstbeginn, dass aus dem Tresor 70.000 Mark geraubt worden sind. Die junge, attraktive Schalterbeamtin Lisa Murnau wurde dabei lebensgefährlich verletzt und bewusstlos, mit Verdacht auf Schädelfraktur ins Krankenhaus eingeliefert. Harry Wolter, ihr Bekannter, wird ebenfalls niedergeschlagen im Postamt aufgefunden. Er kann sich an nichts mehr erinnern. Da kein gewaltsames Eindringen festgestellt wurde, vermutet man den Täter im Umfeld von Lisa Murnau. Der Start der Polizeiruf 110 Serie – Oberleutnant Fuchs und Leutnant Arndt sind noch ganz formell und siezen sich. Drehort: u.a. Wernsdorf (Königs Wusterhausen). Filmzitate: Postamtmann: „Lisa, haben Sie nie mal daran gedacht, sich wieder zu binden?“ Lisa Murnau: „Ich bin mit meinem Fernstudium verheiratet! Die Männer können mir gestohlen bleiben – vorerst!“ Postamtmann: „Aber so ein bisschen männliche Fürsorge…“ Lisa Murnau: „… Kollege Amtmann! … Ihr Kaffee!“ Oberleutnant Fuchs: „Also so einen Zeugen hatte ich noch nie: Einen Zeugen auf dem Präsentierteller, Information gleich null.“ Box 1: http://www.icestorm.de/polizeiruf-110-box-1.html 4 Verbrannte Spur (Folge 4, Box 1, Erstausstrahlung: 27.02.1972) DB+RE: Heinz Seibert, Szenarium: Hans Lucke, Dramaturgie: Hans-Jürgen Faschina, Mira Lüders, Musik: Wolfgang Pietsch, Kamera: Tilmann Dähn, Darsteller: Peter Borgelt (Oberleutnant Fuchs), Sigrid Göhler (Leutnant Arndt), Rainer Adler (Barsch), Eckhard Becker (Hanno Hecht), Klaus Bergatt (Eule), Carola Braunbock (Frau Exner), Klaus Gehrke (Achim Raschke), Freimut Götsch (Oberleutnant), Uta Schorn (Ulrike Loewen), Hans Lucke (Portier im Hotel), Kurt Jung-Alsen (Dr. Loewen) Herr Exner bemerkt im Hause seines Nachbarn Dr. Loewen einen Brand. Bei dem Versuch, den Brand zu löschen, wird er von einem jungen Mann, der aus dem brennenden Haus stürzt, zu Boden gestoßen. Nach der kriminaltechnischen Untersuchung können Oberleutnant Fuchs und Leutnant Arndt von einer Brandstiftung ausgehen. Schnell haben sie einen ersten Verdächtigen, den Ex-Freund der jungen Ulrike Loewen. Gedreht in Potsdam war es der erste Film, in dem sich Vera Arndt und Fuchs duzen. Hans Lucke, der das Szenarium schrieb, tritt zu dem in einer ironischen, kurzen Szene als Hotelportier auf. Filmzitat: Vera Arndt: „Mein Instinkt sagt mir…“ Fuchs: „… oh je! Den weiblichen Instinkt hat nicht mal Agatha Christie in die Detektivkunst eingeführt.“ Arndt: „Ich will auch keine Krimis schreiben.“ Box 1: http://www.icestorm.de/polizeiruf-110-box-1.html 5 Ein bißchen Alibi Folge 8, Box 1, Erstausstrahlung: 20.08.1972 RE: Hans-Joachim Hildebrandt, DB: Tom Witgen, Dramaturgie: Eberhard Görner, Darsteller: Peter Borgelt, (Oberleutnant Fuchs), Sigrid Göhler (Leutnant Vera Arndt), Friedrich Richter (Opa Hoppe), Hans-Joachim Hanisch (Wirt), Gerhard Rachold (Hausmeister Uhlig), Jutta Liebster (Kellnerin Anette), Heinz-Uwe Haus (Bodo Wendler), Axel Triebel (Tanne), Otto-Erich Edenharter (Frosig), Helga Hahnemann (Frau Uhlig), Siegfried Seibt (Lang), Albert Zahn (Lokführer), Alfred Rücker (Praktikant Subras) Ganz ausgelassen ist Opa Hoppe während seiner Skatrunde im Wirtshaus. Er spendiert mehrere Runden Bier und Schnaps. Redselig erzählt er auch, dass er sein Erspartes nicht auf der Bank hat. Am nächsten Morgen findet ihn seine Nachbarin Frau Verchow tot in der Wohnung. Für sie ist der Fall klar, doch für Fuchs, Arndt und Supras beginnt eine schwierige Suche. Der erste, im „Polizeiruf 110“ gezeigte Raubmord ist in Berlin gedreht worden. In der Regel sind Frauen im Polizeiruf als Opfer des Verbrechens dargestellt, hier jedoch gibt es eine skrupellose Täterin. Auch mit einem Selbstmord wird das Team um Fuchs konfrontiert. Das Drehbuch stammt von Tom Wittgen. Dahinter verbirgt sich das Pseudonym von Ingeborg Siebenstädt, eine bedeutende Krimiautorin der DDR. Filmzitate: Opa Hoppe (Friedrich Richter) zu seinem Nachbarn: „Uhlig, Sie lassen sich in letzter Zeit etwas gehen. Wie Sie Ihre Frau behandeln… (Kopf schüttelnd) … ist nicht richtig!“ Herr Uhlig (Gerhard Rachold): „Was denken Sie denn, wie die mit mir umspringt!“ Opa Hoppe: „Papperlapapp! Einer schiebt’s auf den anderen. Redet mal richtig miteinander. Und dann Uhlig: Geh ihr mehr zur Hand mit den drei Kindern! Und sitz nicht so viel in der Kneipe.“ Kellnerin Annette (Jutta Liebster) zu Fuchs, nachdem ihr Geliebter, der Wirt Hermann Stelter fälschlich behauptet hat, dass er in der Tatnacht im ehelichen Bett war: „Brauchen Sie von mir auch ein Alibi?“ Fuchs: „Warum nicht?“ Annette: „Ich wohne allein und ich fürchte, mich hat niemand im Bett gesehen.“ Fuchs: „Schade!“ Annette: „Manchmal sehr schade!“ Box 1: http://www.icestorm.de/polizeiruf-110-box-1.html 6 Per Anhalter Folge 21, Box 3, Erstausstrahlung: 27.01.1974 RE+SZ: Hans-Joachim Hildebrandt, Dramaturgie: Mira Lüders, Musik: Peter Gotthardt, Kamera: Walter Laass, Darsteller: Peter Borgelt (Oberleutnant Fuchs), Sigrid Göhler (Leutnant Vera Arndt), Jürgen Frohriep (Oberleutnant Hübner), Alfred Rücker (Wachtmeister Subras), Viola Schweizer (Susanne Binder), Bernd Storch (Rolf Schmitter), KlausDieter Klebsch (Udo Walter), Andreas Scheer (Walter Henning), Hansjürgen Hürrig (Werner Sänger) Zunächst ermitteln Fuchs und Arndt in getrennten Fällen: Fuchs sucht die Vandalen, die Telefonzellen, Verkehrsschilder und Straßenbahnwaggons zerstört haben. Vera Arndt vernimmt einen Mann, der eine junge Anhalterin mitgenommen hatte. Auf deren offensive Avancen hin bog er in einen Waldweg ein und war am Ende doch nur um seine Brieftasche erleichtert. Ähnliche Fälle häufen sich. Hinter alle dem steckt die Jugendbande von Rolf Schmitter, genannt „Rolle“. Mit großem Mundwerk und Selbstüberzeugung führt er seine Gruppe um Puster, Spatz, Kralle, Henne und die alleinerziehende Mutter Emma an. Seine Freundin Susanne Binder lässt sich zunächst auch zu den Überfällen auf ältere Männer überreden. Das Thema Jugendkriminalität wird hier deutlich – bis hin zur Kindsvernachlässigung sowohl durch Emma und Puster als auch die wohlhabenden Eltern von Susanne Binder gezeigt. Im Unterschied zu den anderen Polizeiruf-Episoden wird am Ende auch das ausgesprochene Strafmaß gegen die Täter verlesen: „Das zuständige Gericht fällte gegen die Rowdygruppe folgendes Urteil: Wegen Raubes, Rowdytums im schweren Fall, Körperverletzung, Diebstahls zum Nachteil sozialistischen und persönlichen Eigentums wurde Rolf Schmitter zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt. Wegen Rowdytums im schweren Fall, Körperverletzung, Diebstahls zum Nachteil sozialistischen und persönlichen Eigentums erhielten Werner Sänger eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren, Reinhold Kramer eine Freiheitsstrafe von vier Jahren sowie Henning Walter, Heinz Leuter Freiheitsstrafen von jeweils zwei Jahren. Waltraud Ort wurde zur Arbeitserziehung verurteilt, ihr Kleinkind in einem Heim untergebracht. Die Jugendliche Susanne Binder wurde auf Bewährung verurteilt, von der erweiterten Oberschule relegiert und durch die Abteilung Jugendhilfe des Rates der Stadt in eine Lehrstelle vermittelt. Die Verurteilten wurden anteilig zur Schadenersatzleistung in Höhe von 8400 Mark verpflichtet.“ Die Musik stammt von Peter Gotthardt („Die Legende von Paul und Paula“). U.a. ist das Lied der Puhdys „Geh zu ihr“ in der Szene zu hören, in der Emma, Rolle und Susanne in der elterlichen Datsche Urlaub machen. Gedreht wurde in Berlin, Hüttenrode und Wernigerode. Das erste und einzige Mal treten Fuchs, Arndt, Hübner und Subras gemeinsam als Ermittler auf. Filmzitate: Rolf Schmitter, genannt „Rolle“, nach einem Disco-Rauswurf: „Es gibt eben keine Freiheit hier!“ Arbeiter von der Disco: „Was wisst Ihr schon, was Freiheit ist.“ Rolle: „Mensch, ich will doch nicht politisch werden!“ Werner Seger, genannt „Puster“ nach einer durchzechten Nacht: „Wie komm ick bloß schon wieder in dein Bett? Ein Gör reicht mir!“ Waltraud Ort, genannt „Emma“: „Was willste? Das Kind ist doch in Ordnung!“ Puster: „Wo is’n überhaupt der Kleene?“ Emma: „Zuhause!“ Puster: „Wat’n? Ganz alleene?“ Emma: „Na, die paar Stunden…“ Box 3: http://www.icestorm.de/dvd-polizeiruf-110-box-3-schnaeppchen.html 7 Bonnys Blues Folge 52, Box 7, Erstausstrahlung: 26.03.1978 DB + RE: Peter Vogel, Szenarium: C.U. Wiesner, Eberhard Görner, Musik: Hermann Anders, Darsteller: Jürgen Frohriep ( OL Hübner), Werner Tietze (Leutnant Woltersdorf), Kurt Goldstein (Dietmar Bahnstengel, genannt Bonny), Jenny Gröllmann (Annemarie Gerlach, seine Freundin), Barbara Schnitzler (Musiklehrerin Christa Schneider), Georg Leopold (Klavierstimmer Wilhelm Gerlach), Ezard Haußmann (Musikdozent Rainer Aurich), Volkmar Kleinert (Kellner und Pianist Harry Rauchfaß) sowie Orchester (Hermann-Anders-Band), Uschi Brüning (Gesang) Dietmar Bahnstengel, genannt Bonny, 28 Jahre, ist Glas- und Gebäudereiniger. Doch seine Leidenschaft gehört einer Jazz-Amateurband. Deshalb stellt ihn seine Freundin Annemarie vor die Entscheidung: „Entweder die Musik oder ich“. Aber Bonny hat zufällig die Musiklehrerin Christa kennengelernt. Zwar ist auch sie liiert, aber beide stürzen sich in ein Abenteuer. Christa scheint Bonny alles zu geben, was er bisher vermisste. Trotz ersten musikalischen Erfolgs greift Bonny immer wieder zu Alkohol und Tabletten. Zu einem wichtigen Bandwettbewerb erscheint er nicht. Vielmehr wird er tot in einem Hotelzimmer gefunden. War es ein Unfall, Selbstmord oder doch Mord? In dieser Polizeiruf-Episode geht es vor allem um Fragen, wie man sein Leben gestaltet. Drehorte waren in Berlin, Erfurt und Umgebung, z.B. in dem barocken Schloss Molsdorf (erste Liebesnacht von Bonny und Christa) und auf der Burgruine Gleichen bei Gotha (Bandwettbewerb). Der Jazzposaunist Hermann Anders hat die Filmmusik komponiert und tritt im Film auch selbst auf. In den 1960er Jahren spielte er im „Quintett 61“ von DDR Jazz-Legende Klaus Lenz und später bei den Jazz Optimisten Berlin. Anders war bei mehreren Polizeiruf-Folgen für die Filmmusik verantwortlich, z.B. bei „Bitte zahlen“ und „Trüffeljagd“, aber auch beim DEFA-Märchen „Dornröschen“. In „Bonnys Blues“ gibt es auch eine kurze Liedsequenz von Bully (Hans Joachim) Buhlan „Verzeihn Sie, mein Herr, fährt dieser Zug nach Kötzschenbroda?“, eine deutsche Version des Swing-Titels „Chattanooga Choo Choo“. Sehr viel berühmter wurde 1983, also fünf Jahre nach diesem Polizeiruf, Udo Lindenbergs Version „Sonderzug nach Pankow“. Regisseur Peter Vogel in einem Interview: „Mich interessieren dabei mehr jene, die auf Grund der Gültigkeit des sozialen Konfliktes, der die Ursache des ‚Falles‘ darstellt, eine besondere Erzählweise verlangen, die bestimmte ästhetische ‚Eigenarten‘ ermöglicht.“ (Film und Fernsehen, Der Teufel hat den Schnaps gemacht. Erfahrungen nach 75 Folgen „Polizeiruf 110“. 10/1981) Filmzitat: Rainer Aurich, Christas Mann, nachdem sie ihm eröffnet hat, dass sie sich trennt: „Was habe ich dir getan? Was ist denn eigentlich los? Christa, wenn du heute Nacht mit jemand anderem… geschlafen hast… Wir hatten ja Toleranz vereinbart… Was willst du eigentlich? Ich respektiere dich, deine Arbeit, deine Interessen. Meine Wohnung gehört dir genauso wie mir. … Ich liebe dich. … Das kann man doch nicht so vergessen, das alles. Von einer Nacht zur anderen.“ Box 7: http://www.icestorm.de/dvd-polizeiruf-110-box-7-krimi-guenstig.html 8 Schuldig (Folge 55, Erstausstrahlung: 01.10.1978, Box 7) DB+RE: Rolf Römer, Dramaturgie: Eberhard Görner, Musik: Franz Bartsch, Kamera: Peter Krause, Darsteller: Peter Borgelt (Hauptmann Fuchs), Sigrid Göhler (Leutnant Arndt), Hans-Peter Reinecke (Jochen Schober), Annekathrin Bürger (Eva Rickelmann), Rolf Römer (Ulrich Peters), Dieter Mann (Paul Sternsdorff), Ursula Werner (Inge Sternsdorff), Günter Junghans (Ernst Schuster), Werner Godemann (Kohlenhändler), Hans-Joachim Entrich (Karl Rickelmann), Jaqueline Pöggel (Heidrun Fischer), Berndt Stichler (Klaus Fischer), Roswitha Marks (Studentin Gerti), Rebeca Oliveira Elosequi (Freundin der Studentin) Gerade noch haben Vera Arndt und die Kollegen mit einem Blumenregen den Aufstieg von Fuchs zum Hauptmann gefeiert, da müssen sie zu einem besonders erschreckenden Tatort: Der ehemalige Rangierer Jochen Schober hat sich augenscheinlich vor längerer Zeit selbst umgebracht. Seine mumifizierte Leiche haben seine Ex-Freundin Eva Rickelmann, deren neuer Freund und ihr Vorgesetzter gefunden. Aus Angst vor ihrem alkoholkranken, gewalttätigen früheren Partner wollte Eva mit Begleitschutz Kleidung aus ihrer Wohnung holen. Die medizinischen Untersuchungen ergeben, dass Schobers Selbstmordversuch nicht zu dessen Tod geführt haben. Die Ermittlungen beginnen und Vera Arndt stößt an ihre emotionalen Grenzen. Vera Arndt darf in dieser Folge eine große Bandbreite an Gefühlen zeigen: Sie ist erschüttert von dem Fall, sie schreit in einem Verhör, zweifelt an ihrem Beruf und ist auch glückserfüllt von einer Nacht mit ihrem Mann. Ein großes Thema ist der Alkoholismus. „Schuldig“ ist nach einem authentischen Fall entstanden, den das Paar, der Regisseur Rolf Römer und die Schauspielerin Annekathrin Bürger, selbst hautnah sechs Jahre zuvor erlebt haben. Denn es handelt sich um die Geschichte ihrer Haushaltshilfe. Diese drastische Polizeiruf-Folge, die etliche gesellschaftliche Probleme thematisiert, wurde in der DDR nicht nochmals wiederholt. Sie blieb Rolf Römers einzige Fernsehfilmregie. Annekathrin Bürger in ihrer Autobiografie „Der Rest, der bleibt“ (2007, zusammen mit Kerstin Decker): „Die Resonanz wird enorm sein. Leider in jeder Beziehung. Denn danach kann er (Rolf Römer) fast zehn Jahre lang machen, was er will – jeder neue Stoff, den er anbietet, wird beargwöhnt und abgelehnt. Zu düster ist dieser Film, und ein solches Maß an menschlicher Verwahrlosung – in den alten authentisch verfallenden Häusern – hat man bisher nicht gesehen. ‚Schuldig‘ wird im Unterschied zu anderen ‚Polizeirufen‘ nie wiederholt. Kein Regieauftrag mehr, nichts. Rolf Römer wird sich fast vorkommen wie der Rangiermeister: ausrangiert.“ Der Berlin-Film nimmt auch Elemente von zwei Vorgängerfilmen von und mit Rolf Römer auf: Im Verbotsfilm „Jahrgang 45“ mit Rolf Römer in der Hauptrolle hat Regisseur Jürgen Böttcher auch am Gendarmenmarkt gedreht. In Rolf Römers Regiearbeit „Hostess“ von 1975 spielte seine Frau Annekathrin Bürger auch die Hauptrolle und Roswitha Marks ihre Freundin. Drehorte: Prenzlauer Berg, Gendarmenmarkt, Alexanderplatz, Berliner Weihnachtsmarkt Eberhard Görner, Mitbegründer, Dramaturg und auch Drehbuchautor von „Polizeiruf 110“, hat hier einen kleinen Auftritt als Schweißer. 9 Eberhard Görner in einem Interview: „Das Interesse der Zuschauer an realen Bezügen zur Gegenwart ist groß. Es rührt sicher daher, dass wir in unseren Filmen eine Auswahl von Erfahrungen menschlichen Zusammenlebens vorführen und wirkliche Konflikte zeigen“ „Unbedingt wollen wir mit dem Zuschauer zu einem Dialog kommen über Fragen des Zusammenlebens im Sozialismus, über Recht und Gerechtigkeit, über Ordnung und Sicherheit. Und das natürlich mit Mitteln der Kunst.“ (Film und Fernsehen, Der Teufel hat den Schnaps gemacht. Erfahrungen nach 75 Folgen „Polizeiruf 110“. 10/1981) Filmzitate: Vera Arndt und Kollegen feiern Fuchs: „Oberleutnant sein ist schwer. Hauptmann aber noch viel mehr.“ Vera Arndt: „Es gibt so schöne Berufe, so mit Farben oder mit Blumen, Bäumen. Gärtner z.B. Oder was mit Hirschen oder Affen. Und ich werd‘ Polizist, such mir die Polizei aus, geh zur Kripo.“ „Die Schattenseiten des Lebens, das ist meins! Asoziale, menschliches Versagen, Mörder, Diebe, Egoisten, Schwächlinge, Ewiggestrige. Ich glaube, ich bin falsch in dem Beruf. Ich tauge nicht dafür.“ Nachdem sie beim Verhör von Ulrich Peters aggressiv wurde, schreit Vera Arndt Fuchs an: „Mein Gott, nun sag doch was!“ Fuchs: „Das tue ich auch! Was ist denn los mit dir, verdammt noch mal! Die Polizei ist für die Bürger da und nicht umgekehrt. Ja, ja, ja, ja, ich weiß, das stimmt nicht ganz, da gibt’s ne Wechselbeziehung zwischen Polizei und Bürgern. Die Schuld beweist das Gericht und nicht wir.“ Box 7: http://www.icestorm.de/dvd-polizeiruf-110-box-7-krimi-guenstig.html 10 Die letzte Chance Folge 56, Box 7, Erstausstrahlung: 22.10.1978 DB + RE: Helmut Krätzig, Dramaturgie: Eberhard Görner, Musik: Die Puhdys („Doch die Gitter schweigen“, „Alt wie ein Baum“), Darsteller: Peter Borgelt (Hauptmann Fuchs), Sigrid Göhler (Leutnant Arndt), Henry Hübchen ( Paulus), Simone von Zglinicki (Elfi, seine Freundin), Regina Beyer (Ursula), Otto Mellies ( Dr. Mauser), Mathilde Danegger (Frau Mauser), Hildegard Alex (Rosalinde) Der Professorensohn Gerd Paulus, 24 Jahre alt, droht, sich vom Dach einer Fabrik hinabzustürzen. Fuchs und Arndt versuchen Zeit und Vertrauen zu Gerd zu gewinnen. In Rückblenden ist zu sehen, wie es zu dieser scheinbar ausweglosen Situation kam: Gerd, vom Vater verstoßen, da er das Medizinstudium abgebrochen hat, zieht zu Elfi und deren Kind. Doch Gerd ist ein Spieler und möchte sich das Leben möglichst leicht gestalten. Als angeblicher Detektiv erleichtert er Frauen, die etwas im Kaufhaus gestohlen haben, nicht nur um ein Schweigegeld. Manchen tischt er abenteuerliche Geschichten auf und verstrickt sich so immer mehr… Zum ersten Mal spielte Henry Hübchen im Polizeiruf 110 in „Blütenstaub“ (Erstsendung: 22.10.1972, 10. Folge, 1. Box); auch hier einen jungen Mann, der das Medizinstudium abgebrochen hat und in jugendlichem Protest auf den falschen Weg gerät. Drehorte: In Berlin, u.a. am Alexanderplatz und in den Elektro-Apparate-Werken BerlinTreptow „Friedrich Ebert“ gedreht, wo heute die Treptowers stehen. Filmzitate: Bauarbeiter zu Gerd Paulus: „Hey, Professor, wir sind hier nicht VEB Ruhige Kugel! Wir arbeiten in Leistung.“ Gerd Paulus (Henry Hübchen): „Mensch, leck mich doch am Arsch! Ich bin doch kein Vollidiot. Ich hab nicht 8. Klasse, ich hab Abitur. Verstehste?! Rutsch ma den Buckel runter.“ Bauarbeiter: „Abitur? N‘ Ding an der Glocke haste, Faulpelz!“ Hauptmann Fuchs (Peter Borgelt): „Mit Lebensmüden zu reden, haben wir nicht so viel Übung.“ Gerd Paulus, betrunken: „Elfi, Elfi! Du wollen wir nicht heiraten?“ Elfi (Simone von Zglinicki): „Du warst wohl in der Kneipe?!“ Gerd: „Vielleicht wird dann alles besser. Ich fühl’s doch: Bei dir hab ich Ruhe, hab ich Sicherheit. Da fühl ich mich zuhause.“ Box 7: http://www.icestorm.de/dvd-polizeiruf-110-box-7-krimi-guenstig.html 11 Der Teufel hat den Schnaps gemacht Folge 69, Box 9, Erstausstrahlung: 18.01.1981 DB + RE: Manfred Mosblech, Dramaturgie: Lothar Dutombe, Musik: Hartmut Behrsing, Kamera: Günter Eisinger, Darsteller: Peter Borgelt (Hauptmann Fuchs), Jürgen Zartmann (Oberleutnant Bergmann), Ulrich Thein (Theo Lute), Annekathrin Bürger (Frau Lute), Hildegard Alex (Hilde), Regina Beyer (Frau Zoch), Ezard Haußmann (Eugen Zoch), Marga Legal (Oma Ziehlke) Seit der einzige Sohn durch einen Autounfall getötet wurde, sucht Theo Lute im Alkohol Trost. Seiner Frau gelingt es ganz erfolgreich, dessen Alkoholsucht vor den Mitarbeitern ihrer Autowerkstatt zu verheimlichen. Doch eines Morgens findet sie einen Abschiedsbrief ihres Mannes, in dem er sich eines Mordes bezichtigt. Frau Lute schaltet sofort die Polizei ein. Wenig später wird eine junge Mutter aus einem nahe gelegenen Dorf tot aufgefunden. Eine der meist diskutierten Polizeiruf-Folgen, intensiv und überzeugend gespielt von dem früheren Paar Ulrich Thein und Annekathrin Bürger. Das Thema Alkoholismus und alkoholabhängige Täter tauchen immer wieder im „Polizeiruf“ auf, auch schon in „Schuldig“ von Rolf Römer (Folge 55, Erstausstrahlung: 01.10.1978, Box 7). Auch hier spielt Annekathrin Bürger die leidtragende Partnerin eines Alkoholikers. Regisseur Manfred Mosblech hatte Schwierigkeiten, seinen Hauptdarsteller zu finden. Namhafte Schauspieler lehnten die Rolle des Alkoholikers ab. Als Mosblech Ulrich Thein von seinem Projekt erzählte, wollte dieser sich mehr über das Rollenkonzept austauschen. Deshalb schrieb der Regisseur ihm einen 14-seitigen Brief, in dem er seine Vorstellung der Rolle darlegte, woraufhin Thein zusagte. Beim Drehen ist spontan eine neue, nicht im ursprünglichen Drehbuch enthaltene Szene auf dem Autohof entstanden: Denn dem Regisseur fehlte noch eine Einstellung, die die frühere Liebe der Eheleute durchschimmern ließ. Dabei entstand folgender Dialog: Frau Lute: „Wenn du wiederkommst, bin ich nicht mehr da.“ Theo Lute: „Das kannst du nicht machen. Ich sauf mich tot.“ Frau Lute: „Ja, eben.“ Annekathrin Bürger über ihren Ex-Mann in ihrer Autobiografie: „Ulrich Thein kann nur so leben, spielen, lieben und wohnen: Immer alles geben! Immer 150 Prozent.“ Regisseur Manfred Mosblech hatte in dieser Folge einen kleinen Auftritt als Mann am Tresen. Drehorte: Berlin und Potsdam. Manfred Mosblech in einem Interview: „Ich will mit meinen Filmen beunruhigen und so hoffe ich auch den Zuschauer aktivieren, sich zur Wehr zu setzen, Stellung zu beziehen. Wie zum Beispiel in ‚Der Teufel hat den Schnaps gemacht‘. Natürlich müssen es Filme sein, die spannend, emotional ergreifend unterhalten. Wenn sich der Zuschauer nicht unterhalten fühlt, drückt er ohnehin auf den Knopf.“ „Für mich funktioniert der Gegenwartskriminalfilm immer dann, wenn es ihm gelingt, aus einer zugespitzten negativen Situation heraus Werte, wie zum Beispiel Anstand, Achtung vor dem Nächsten, also vernünftige, moralische Verhaltensweisen zu vermitteln. … und damit hilft, zum Nachdenken anzuregen… Er hat dann noch den Vorteil, von vielen 12 gesehen zu werden, denn der ‚Polizeiruf 110‘ hat sich über Jahre beim Publikum ein beachtliches Ansehen erworben, hat also eine große gesellschaftliche Resonanz.“ (Film und Fernsehen, Der Teufel hat den Schnaps gemacht. Erfahrungen nach 75 Folgen „Polizeiruf 110“. 10/1981) „Sie haben in der ‚Polizeiruf‘-Reihe mehrfach Filme mit starkem sozialem Engagement gedreht, die gleichzeitig Versuche waren, die Möglichkeiten dieses Genres auszuprobieren.“ Mosblech: „Das Engagement kommt vielleicht daher, dass ich in einem Hinterhof, Parterre rechts, geboren und aufgewachsen bin. Damals lernte ich Menschen kennen, die gestohlen oder anderes angestellt haben und doch eigentlich anständige und liebenswerte Leute waren. Von diesem Erfahrungen her habe ich immer Mitgefühl für Menschen, die, sozial gescheitert, einen Weg gehen, den die Gesellschaft verurteilen muss.“ (Film und Fernsehen, Filme, die den Leuten gefallen. 4/1980) Filmzitate: Eugen Zoch, Freund von Theo Lute, beim Polizeiverhör über das gemeinsame Wochenende: „Mein Gott, was haben Sie immer mit dem Alkohol! Nicht viel – 15 Flaschen Bier und zwei Flaschen Schnaps vom Sonnabend bis Sonntag. Na ja, es kam keine richtige Stimmung auf.“ Sanitäter zu Polizist über die „Alkoholleiche“ Theo Lute: „Nehmt ihr ihn mit?“ Polizist: „Wir? Der ist ja gar nicht bei sich! Ihr müsst ihn mitnehmen!“ Sanitäter: „So wie der aussieht? Der versaut unser ganzes Auto!“ Box 9: http://www.icestorm.de/dvd-polizeiruf-110-box-9-krimi-tv-sparpreis.html 13 Nerze Folge 70, Box 9, Erstausstrahlung: 22.02.1981 DB + RE: Lothar Hans, Dramaturgie: Lutz Schön, Musik: Hartmut Behrsing, Kamera: Wolfgang Voigt, Darsteller: Peter Borgelt (Hauptmann Fuchs), Sigrid Göhler (Leutnant Arndt), Rainer-Horst Scheibe (ABV Gollnow), Ulrich Voss (Konrad Winterfeld), Günter Wolf (Fritz Winterfeld), Helga Piur (Sabine Winterfeld), Katrin Sass (Heike Winterfeld), Dietmar Richter-Reinick (Rüdiger Hempel), Monika Hetterle (Anni Hempel) Die zwei Brüder Konrad und Fritz Winterfeld, private Nerzzüchter, liefern sich seit Jahren einen erbitterten Streit. Davon betroffen sind nicht nur deren Familien, sondern viele aus dem Dorf. Manche lachen bisweilen über die boshaften Aktionen, die die beiden sich liefern. Der ortsansässige Polizist Gollnow, der die gegenseitigen Anzeigen leid ist, versucht vergeblich, die beiden zu versöhnen. Vielmehr eskaliert das Ganze, Konrad wird lebensgefährlich auf seinem Hof niedergestochen. Tatverdächtig ist nicht nur sein Bruder, sondern auch viele der Dorfbewohner sind verstrickt in Betrug, Erpressung und Hass. Drehorte waren in Mecklenburg-Vorpommern, in Lübstorf und Umgebung sowie in Wismar. Hauptmann Peter Fuchs ermittelte in seinem 44. Fall und Leutnant Vera Arndt in ihrem 43. Fall. Für Katrin Sass ist es der erste Auftritt in der Polizeiruf-Serie (Tochter von Fritz Winterfeld), in der sie später von 1993 bis 1998 die Hauptkommissarin Tanja Voigt spielte. Filmzitat: Vera Arndt: „Hätte man miteinander gesprochen, hätte einiges geklärt werden können. Immer dasselbe!“ Box 9: http://www.icestorm.de/dvd-polizeiruf-110-box-9-krimi-tv-sparpreis.html 14 Trüffeljagd Folge 75, Box 9, Erstausstrahlung: 25.10.1981 DB+RE: Helmut Krätzig, Dramaturgie: Eberhard Görner, Musik: Hermann Anders, Kamera: Walter Küppers, Darsteller: Jürgen Frohriep (Oberleutnant Hübner), Sigrid Göhler (Leutnant Arndt), Jürgen Zartmann (Leutnant Bergmann), Peter Borgelt (Hauptmann Fuchs), Ulrich Thein (Der Harte), Henry Hübchen (Der Schmale), Renate Blume (Charlotte, gen. Lottchen), Regina Beyer (Frau Gunkel), Dietmar Richter-Reinick (Peter Bittner), Günter Junghans (Bernd Gunkel), Jürgen Trott (Ralph Kaspar), Susanne Düllmann (Frau Kaspar) Ganz schlau hat sich das Georg Polte ausgedacht. Wenn er in Kürze einsitzen muss, dann kann er vorher noch schnell einen „todsicheren“ Bruch machen. Denn im Panzerschrank des VEB Plaste sollen Industriediamanten lagern. Während die gesamte Umgebung evakuiert wird wegen einer Sprengung von Abbruchhäusern, bricht Polte, genannt „Der Harte“, mit seinem Freund Detlef Franzius ein. Die beiden erleben nicht nur eine böse Überraschung: Im Panzerschrank finden sie nur wertlose Akten und einen Schlüsselbund. Durch die Sprengung ist zudem ihr Fluchtweg, eine Dachluke, versperrt. Jetzt erst erfährt Polte, dass sein Freund unter Klaustrophobie leidet. So werden die zwei geschnappt. Franzius reagiert nur noch vollkommen ausgeflippt, Polte schweigt sich über seine Hintermänner aus und tischt Oberleutnant Hübner eine abenteuerliche Geschichte auf. Doch der leidet derweil an Zahnschmerzen und kann sich bisweilen kaum auf den neuen Fall konzentrieren. Ein Polizeiruf mit überzeugend ironischen Elementen, einem Dieb, der sich noch am Tatort erhängen will, einer Femme fatal und einer Verfolgung im Schnee, bei der die Polizei auch mal mit ihrem Auto steckenbleibt. Der Regisseur Helmut Krätzig tritt selbst auf – als Hausmeister in der Schneehütte. Drehorte: Berlin (Friedrichshain) und in Sachsen: Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), Breitenbrunn und Oberwiesenthal. Filmzitate: Bernd Gunkel zu seinem Kollegen Peter Bittner: „Du suchst doch ne Frau. Willst du nicht meine?“ Bernd Gunkel zur Bedienung: „Lottchen mit Herz: Bring uns mal ununterbrochen Bier!“ Oberleutnant Hübner zu seinem ratlosen Kollegen: „Junge, ich bin ein melancholischer Kriminalist mit Zahnschmerzen und kein Hellseher. Geh hin, sichere Spuren, befrage, untersuche, vernehme! Wie man das so macht. Hast doch sicher ein paar Kriminalfilme gesehen!“ Leutnant Bergmann: Vielen Dank für die Unterweisung. Weißt du, dass Karies eine Volksseuche ist?“ Hübner: „Ach, zisch ab!“ Frau Gunkel: „Gefällt’s Ihnen hier?“ Lottchen: „Doch!“ Frau Gunkel: „Hat Herr Bittner Ihnen ‘nen Antrag gemacht?“ Lottchen: „Was’n für’n Antrag?“ Frau Gunkel: „Na, das schöne Anwesen. Der ist doch Witwer!“ Lottchen: „Ich glaube nicht, dass Herr Bittner solche Absichten hat.“ Frau Gunkel: „Sie würden sich ins gemachte Nest setzen.“ Lottchen: „Hm, in so’nem Kaff versauern? Seh ich so aus?“ Frau Gunkel: „Herr Bittner macht sich bestimmt Hoffnungen.“ Lottchen: „Wie schön für ihn! Das belebt den Teint!“ Frau Gunkel: „Meinem Mann haben sie auch den Kopf verdreht!“ Lottchen: „Viele holen sich auswärts Appetit, essen aber zuhause. …Oder?“ 15 Oberleutnant Hübner beim Verhör: „Wissen Sie was ein Trüffelschwein ist? Das ist ein Tier, das hat man ganz wild gemacht auf Trüffel. Man führt es in den Wald, dort wittert es die Trüffel und wühlt sie frei. Nur: Essen darf es sie nicht! Ernten tut ein anderer. Eine solche Rolle haben Sie gespielt!“ Georg Polte: „Na ja, ganz schön aufregend Ihre Tierstories!“ Box 9: http://www.icestorm.de/dvd-polizeiruf-110-box-9-krimi-tv-sparpreis.html Polizeiruf Einzeleditionen bei ICESTORM Außenseiter Einzeledition, Erstausstrahlung: 27.01.1985 RE+DB: Peter Vogel, literarische Vorlage: Roman „Getünchte Gräber“ von Karl Heinz Berger, Autoren/Szenaristen: Günter Karl, Karl Heinz Berger, Dramaturg: Lutz Schön, Musik: Bernd Wefelmeyer, Kamera: Kurt Bobek, Darsteller: Renate Geißler (Barbara Schulte), Volkmar Kleinert (Paul Schulte), Ezard Haußmann (Fritz Krüger), Gojko Mitic (Klaus Grunow), Reimar Johannes Baur (Hauptmann Herbst), Jürgen Zartmann (Leutnant Lenz), Christian Grashof (Pfarrer), Christian Steyer (Organist), Marga Legal (Oberin) Der Schauspieler Paul Schulte wird tot aufgefunden. Zunächst scheint alles klar, da er an einem Herzaneurysma litt. Doch da er in Rückenlage aufgefunden wird, diagnostiziert die Pathologin, dass das Herzleiden als Todesursache definitiv ausscheidet. Was war geschehen? Paul Schulte kam zur Kur an die Ostsee. Seine Frau Barbara begleitete ihn und traf im Sanatorium ausgerechnet auch ihren Ex-Mann Fritz Krüger. Nicht nur mit ihm flirtet sie, im Ort ist auch ihr Geliebter Klaus Grunow. Doch auf was sie es eigentlich abgesehen hat, steht in der Dorfkirche. So macht sie auch dem Organisten schöne Augen. Im Gegensatz zu seinen Indianerfilmen ist Gojko Mitic hier nicht synchronisiert. Der Film entstand mit Unterstützung des Kurarztes Dr. Lübcke sowie von Mitarbeitern und Kurgästen des Sanatoriums für Werktätige Heiligendamm. Drehorte: Berlin, Heiligendamm (u.a. Sanatorium für Werktätige Heiligendamm), auf Rügen: Theater Putbus (Konzertszene) und Mariendorf/Alt Reddevitz (Autostunt: Sturz ins Meer) sowie Bad Doberan (Doberaner Münster). Filmzitat: Barbara Schulte zu ihrem Geliebten Klaus Grunow: „Ich lieb dich nicht, aber es macht trotzdem Spaß. Verflucht, ich liebe Geld!“ http://www.icestorm.de/dvd-aussenseiter-guenstig-kaufen.html 16 Der Kreuzworträtselfall Folge 123, Einzeledition + Box 15, Erstausstrahlung: 06.11.1988 RE: Thomas Jacob, Szenarium: Gabriele Gabriel, Dramaturgie: Lutz Schön, Musik: Arnold Fritzsch, Titelmusik: Hartmut Behrsing, Kamera: Horst Klewe, Wolfram Huth, Darsteller: Günter Naumann (Hauptmann Beck), Andreas Schmidt-Schaller (Leutnant Grawe), Werner Godemann (Major Jäger), Harry Merkel (Eberhard Aust), Wilfried Pucher (Staatsanwalt Ebert), Peter Borgelt (Hauptmann Fuchs), Torsten Ranft (Stefan Winkelmeyer), Anette Gleichmann (Katrin Schröder), Karin Düwel (Simone Herzog), Günter Junghans (Siegfried Herzog), Rene Mittag (Marko Herzog), Anja Rost (Ivon Herzog), Annelene Hischer (Frau Winkelmeyer), Rudolf Ulrich (Herr Winkelmeyer) Im „Kreuzworträtselfall“ stehen die Ermittler Hauptmann Günter Beck (Günter Naumann), Leutnant Thomas Grawe (Andreas Schmidt-Schaller) und Hauptmann Peter Fuchs (Peter Borgelt) vor einem riesigen Problem. Zunächst bestand noch Hoffnung für den siebenjährigen Marko. Eigentlich wollte er am Nachmittag mit einem Freund ins Kino gehen. Als er am Abend nicht nach Hause kommt, geben die besorgten Eltern eine Vermisstenanzeige auf. Eine groß angelegte Suchaktion beginnt. Nach einiger Zeit findet ein Streckenläufer der Bahn Markos Leiche in einem zugeschneiten Koffer neben den Zuggleisen. Der Junge ist vor seiner Ermordung missbraucht worden. Die einzige verwertbare Spur sind Zeitschriftenseiten, mit denen der Koffer ausgepolstert ist. Sie enthalten mit einer auffälligen Schrift ausgefüllte Kreuzworträtsel. Das bringt die Ermittler auf die ungewöhnliche Idee, in einer riesigen Aktion Schriftproben der Bevölkerung zu nehmen. Insgesamt wird die enorme Menge von 551.198 Schriftproben ausgewertet. Dieser immense Ermittlungsaufwand zeichnete den realen Kriminalfall in der DDR als beispielslos aus. Die Freundin des tatsächlichen Täters hat Anfang dieses Jahres den Roman „Der Kreuzworträtselmord. Die wahre Geschichte“ herausgebracht. Der Kreuzworträtselfall ist in der Reihe "Polizeiruf 110“ als Einzeltitel erschienen. Der Kreuzworträtselfall geht auf ein tatsächliches Verbrechen in der DDR zurück und ist einer der großen Kriminalfälle der DDR. Das Filmgeschehen findet in Berlin statt, tatsächlicher Ort des Verbrechens war jedoch Halle. Drehorte: Berlin, Buckow und Ostsee (u.a. Hotel Neptun in Rostock-Warnemünde). Für Günter Naumann ist es das erste Mal, dass er als Kriminaler Günter Beck ermittelt. Zuvor war im Polizeiruf als Zeuge, aber auch als Täter aufgetreten. Im Vorspann heißt es: „Dieser Film ist den Mitarbeitern der Bezirksbehörde Halle der Deutschen Volkspolizei gewidmet, die bei der Aufklärung eines schweren Verbrechens das Unmögliche möglich machten. Namen und Schauplätze sind frei erfunden.“ Einzel-DVD: http://www.icestorm.de/dvd-der-kreuzwortraetselfall-guenstig-preiswertkaufen.html Auch enthalten in Box 15: http://www.icestorm.de/dvds-polizeiruf-110-box-15guenstig-kaufen.html 17