Vortrag als

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Vortrag als
Hanns - Peter Schöbel | Am Bildstock 21 | D 77746 Schutterwald | Tel.: 0781- 55671
Vom Punkt zum Raster - zur
Geschichte der Druckelemente in
der Reproduktionstechnik
‚Senefelder und die Folgen’ – dies sind technologisch gesehen: Lithographie,
Steindruck, Umdruck, die Reproduktionstechniken, der Offsetdruck, somit heute bis
zu 60% des weltweit wichtigsten Vervielfältigungsprozesses. Das alles ermöglichte
die bedeutende Erfindung Senefelders im 19. Jahrhundert und dies wird
eindrucksvoll deutlich auch am Beispiel der Geschichte der Druckelemente.
Diese Geschichte handelt schließlich so auch von 3 großen Erfindern: Senefelder,
Meisenbach und Dr. Hell und dem was man zum Drucken zu aller erst benötigt: den
Druckelementen.
1. Die Reproduktionstechnik und die Druckelemente:
als man Linie und Punkt noch ‚von Hand’ erstellte
Die Reproduktionstechnik umfasst nach DIN 16500/2 ganz einfach das erneute
Herstellen von etwas Vorhandenem, einem Abbild. Um ein Abbild drucktechnisch
vervielfältigen zu können, bedient man sich verschiedener Druckelemente: dem
Punkt, dem Korn und Strich. Das begegnet uns ja auch in der Malerei und der Schrift
und in alten Höhlenmalereien. Bei der Schrift ist die Aufgabe einer Linie, eines
Striches, auch Punktes relativ einfach zuzuordnen. Beim Bild muss man sich mit
‚echten’ Halbtönen – also verlaufenden Tonwerten und Farbtönen befassen. Die
werden weniger durch Striche dargestellt, wie u.a. im Holzschnitt, Federzeichnungen
oder Gravuren, sondern durch kleinste Druckelemente die z.B. zuerst im Kupferdruck
als Punktstich bekannt sind.
Die Wiedergabe vielfältiger und feiner Tonwertstufen ist so im Wesentlichen dem
Punkt oder dem Korn vorbehalten. Es ist die besondere Kunst der Lithographen die
richtige Punktgröße manuell auf dem Stein so zu platzieren, dass die notwendigen
Tonwert- und Zeichnungselemente für die Wiedergabe einer Vorlage im Druck zur
Verfügung stehen. Kleine Punkte für helle Töne, große Punkte für dunkle Töne. Das
gilt für das Kreidekorn ebenso wie für die Spritztechnik oder den mit Senefelders
Federpunktiermanier erzeugten Punkten.
Am Anfang, also um 1800 herum wurde vor allem Senefelders Kreidetechnik genutzt.
Erst durch Engelmann 1837 setzten sich Techniken durch, die neben dem Kreiden
auch das Tamponieren, Spritzen und Punktieren - auch im Mix - nutzten. Oft zu
sehen in alten Postkarten. Durch die zu jener Zeit einfachere Handhabung für die
Bilderwiedergabe, erlangten diese Reproduktionstechniken und der Steindruck eine
spontane Verbreitung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das bewirkte heftige
Konkurrenz zu den Hoch- und Tiefdruckern, wie auch den Verlagen. Sehen sie dazu
diese faszinierende Chromolithographie in 17 Farben.
1.1 Die Lithographie erobert den Markt der Bilder
Um das besser zu verstehen, muss man sich in die Zeit um 1800 zurückversetzen.
Es dominierte der Hochdruck seit Gutenbergs Erfindung für den Text. Bilder wurden
z.B. nur als Holschnitte in die Druckform montiert. Richtigen Mehrfarbendruck gab es
nicht – es fehlten kleine Druckelemente, die Punkte. Da bietet Senefelders neue
Reprotechnik mittels Lithographie und der von ihm erfundene Umdruck ganz neue
Perspektiven. Die Fachliteratur des 19. Jahrhunderts ist voll von Zeugnissen, wie
mittels Umdruck Texte, Noten (sh. Andrĕ in Offenbach und später über die Verlage
z.B. Peters in Leipzig) sowie Bildmotive aus anderen Druckverfahren, oder von alten
Drucken direkt übernommen werden konnten und dann für die Vervielfältigung im
Steindruck bereit standen.
Dazu kam der Bilderdruck. Schon kurz nach Senefelders Erfindung ist ein solcher
Druck von ihm selbst bekannt. Vor allem aber brachte es Gottfried Engelmann in
Paris zur wahren Meisterschaft. Er nutzte u.a. den Umdruck, z.B. für die Motivpausen
zur Herstellung der Chromolithographien, in einer bis dahin drucktechnisch nicht
gekannten Qualität die heute noch hohe Anerkennung verdient.
Diese Drucke, in 10 – 20 Einzelfarben gefertigt, faszinieren heute noch. Die hohe
Anzahl von Einzelfarben war nötig, um vor allem die manuell erzeugten Punkte
optisch nicht wirksam werden zu lassen. Die Tonabstufungen wurden durch die
Kreidetechnik, die Federtechnik, das Spritzkorn und ab 1910 mittels Tangiertechnik
erreicht.
Hierbei wurde auf Folien punktierte Tonwerte an eine vorbereitete Stelle des Steines
umgedruckt. Das Verfahren kann man als Vorläufer der Meisenbachschen
Rasterpunkttechnik –1882 - ansehen. Für diese neue Druckqualität muss man
allerdings auch die Druckfarben und die Druckpapier- Entwicklung mit in Betracht
ziehen.
Es entstanden nun auch neue Berufe. Neben den Kupferstechern, Holzschneidern
nun die Lithographen: Chromolithographen, Schriftlithographen, Steinschleifer und in
Konkurrenz zu den Buchdruckern die Steindrucker. Auch Arbeitsteilung in der
Reproduktionstechnik war angesagt. Das ging soweit, dass es Lithographen gab, die
‚nur’ glatte Töne und andere, die Faltenwürfe oder Gesichter punktierten –
stundenlang, tagelang.
Eine 8 Farben Postkarte dauerte so z.B. ca. 3 Wochen. - Das alles ging jedoch bald
wieder zu langsam. So kamen neue Verfahren auf, wie das schon erwähnte
Tangierverfahren und die Fotografie.
2. Und nun zum Raster - der Punkt aus der Kamera
Durch die um 1839 erfundene Fotografie, konnten mittels Daquerretypie und einer
Asphaltschicht auf dem Stein, neue Wege begangen werden. - Zeitnah, um 1865
wurde durch Versuche mit Gelatineschichten auch das Runzelkorn als Druckelement
nutzbar – es entstand der Lichtdruck. - Die Versuche gingen weiter. Um die
Beschränkungen, des nun Photolithographie genannten Verfahrens zu überwinden,
suchte man nach Rasterpunkten die fotografisch erzeugt werden konnten. Das
gelang Georg Meisenbach 1882 in München. Der von ihm entwickelte
Glasgravurraster besteht aus 2 Glasplatten, in die ein feines Liniennetz eingraviert
wurde. Die Glasplatten im rechten Winkel aufeinander gekittet, ergaben ein feines
Gitternetz. Diese Platten wiederum in Kreisform gebracht, wurden dann im
Strahlengang der Kamera fixiert. Bei der Belichtung befindet sich der richtig
gewinkelte Raster kurz vor der lichtempfindlichen Schicht des Reprofilms. Interessant
ist, dass im direkten Kontakt eines solchen Rasters mit vorgeschaltetem Halbtonbild
und Film keine Tonzerlegung in Punkte erreicht werden konnte. Erst ein feiner
Abstand zwischen dem Raster und dem zu belichtenden Film erzeugt – praktisch im
Prinzip einer Lochkamera – einen auch bearbeitbaren Punkt. Der hat dann die
wesentliche Eigenschaft eines massiven Punktkerns und um den Kern einen
Tonverlauf (Deville 1895). Das sieht man nur unter der Lupe. Auf diesen Prozess und
die Form des Punktes nehmen auch die verwendeten Blenden im Strahlengang der
Kamera Einfluss. Denn auch die Form der Punkte kann die Zeichnungswiedergabe
und damit die Druckqualität positiv beeinflussen.
Durch diese Beschaffenheit des Punktaufbaus war es nun möglich, mittels
Abschwächen durch Ätztechniken, die Tonwerte heller und über eine Umkopierung
auch dunkler werden zu lassen, denn die Retusche am Rasterfilm war jetzt direkt am
Punkt möglich. Die Erfindung Meisenbachs ist schließlich die entscheidende
Erfindung zur weiteren Automatisierung des Reproduktionsprozesses – bis heute.
3. Und dann auch: die Punkte im Kontaktverfahren
Schon bald nach Erfindung des Glasgravurrasters gab es wieder Bemühungen
Aufrasterungen im direkten Kontakt zu erzeugen. Aber erst nach dem 2. Weltkrieg
kamen Filmraster als Kontaktraster zu ehren. Man musste nicht mehr in die Kamera,
sondern konnte in einem Kontaktkopiergerät aufrastern. Dazu wurde ein Filmraster
in der Kamera hinter einem Glasgravurraster hergestellt. - Ich erinnere mich gut an
diesen Vorgang, als mein Lehrmeister Wohlgemuth in Leipzig solch einen Grauton Kontaktraster mit mir herstellte. 1953 für einen nichtstaatlichen Reprobetrieb in der
‚Ostzone’ eine wichtige Hilfe, denn Kontaktraster aus dem Westen waren nicht
bezahlbar. - Diese Rasterfolien hatten ein Punktesystem, das nicht scharf begrenzt
war wie im Gravurraster, sondern einen Tonverlauf von der hellsten Stelle eines
Punktes zum dunkleren Rand aufwies. Das ermöglichte die Steuerung der Belichtung
bei der Aufrasterung eines Halbtonbildes. Besonders gilt das für später farbig
eingefärbte Rasterfolien, den Kodak Magentaraster. - Ferner sei darauf
hingewiesen, dass es noch weitere Kontaktraster gab, z.B. den Klimsch Alltongradar
Raster, einer Mischung aus Grau- und einen Magentarastersystem zur besseren
Belichtungssteuerung.
4. Der Rasterpunkt in der Elektronischen
Reproduktion
Nach 1950 entwickelten sich nacheinander 2 wesentliche Verfahren: die Gravur von
Druckelementen und die Aufrasterung im Scanner mittels Kontaktraster oder mittels
Laserbelichtung: 1951 dann die erste Klischeegraviermaschine, der Klischograph
von Dr. Ing. Rudolf Hell. Die Druckelemente wurden mittels elektronisch gesteuertem
Garvierstichel (Diamanten) erzeugt. Für den Hochdruck als erhabene Rasterpunkte
für den Tiefdruck als Näpfchen. Eine bahnbrechende Erfindung aus Kiel, die ab
1970 mittels Scanner und EBV- Systemen die ganze Druckvorstufentechnik
revolutionierte. Die Rasterung im Scanner, unter Vorschaltung eines Kontaktrasters,
kam zusammen mit der Einführung des Hell- DC 300 Trommelscanners, nach
weiteren 20 Jahren 1970 auf.
Das System zur Bildung der Druckelemente ist hier dasselbe wie beim
Kontaktrasterverfahren. Eine entscheidende Neuerung war dann 1973 die
Laserrasterung im Hell DC 300. Mit der bei Hell entwickelten ‚Rasterpatsche’ erfolgte
die Umsetzung der digitalen Daten in Rasterpunkte.
Das Bildsignal im Scanner wird dabei vor dem Belichtungsvorgang durch einen
elektro-optischen Modulator geleitet. Es entstehen auf die Bildzeichnung bezogen
scharfe Punkte mit einer Auswahl von 128 erschiedene Punktformen.
5. Schließlich: Bearbeitung der Druckelemente
(Retuscheverfahren)
Wie schon dargestellt, wurde die Fotografie durch Daguerres Patent 1839 bekannt
und ca.10 Jahre später in der Reproduktionstechnik für Halbtonreproduktionen
verwendet. 2 Jahre danach entwickelte Archer das Jodsilber Kollodium Verfahren
und erst 1861 verhalf Maxwells Filtertechnik zu besseren Farbauszügen. - Auf
Meisenbachs Rasterverfahren musste die Branche damals noch über 20 Jahre
warten (1882). Diese erwähnten Halbtonaufnahmen hatten große Mängel in der
Zeichnung- und Einzelfarbentrennung gegenüber dem Original. Maskierverfahren,
die diese Mängel korrigieren halfen, kamen erst im 20. Jahrhundert nach und nach
auf.
So lässt sich der große Retuscheaufwand zwischen 1880 und 1950, sowie die
Versuche die frühe Photolithographie mit Hilfstechniken zu optimieren, erklären.
Lange Zeit wurden mit dem Autochrom -Verfahren nur die Zeichnungselemente über
einen gerasterten Schwarzauszug erstellt, die Farben aber chromolithographisch
erarbeitet. - Oder gar mittels dem Steinauto -Verfahren wurden noch nach 1900 die
Auszüge z.B. für einen 8 farbiger Rastersatz auf 8 Steine kopiert und dann manuell
durch Ätzen, Reißen und Schaben retuschiert.
Um den Tonwerten einer Vorlage mittels Reproduktionstechnik im Druck möglichst
nahe zu kommen, mussten demnach die Druckelemente in ihrer Größe verändert
werden können. Das ist – wie geschildert – durch den Punktaufbau (Kern mit Verlauf)
ätztechnisch, wie auch durch Verstärken am Rasterauszug oder manuell möglich.
Diese Veränderungsmöglichkeiten am Punkt haben jedoch dort ihre Grenzen, wo die
Dichte / Deckung des einzelnen Punktes leidet und er dann nicht mehr für die
Übertragung auf die Druckform geeignet ist. - Prinzipiell versuchte man deshalb die
vorausgehenden Halbtonaufnahmen für alle Druckverfahren ähnlich bestmöglich zu
bearbeiten (Ätze, Graphit, Schaben, Lasieren).
Bei der dann nachfolgenden Rasterung gingen aber gern Tonwerte wieder verloren.
So kam 1910 ein Verfahren auf, das mittels chemigraphischer Ätztechnik und
Umdruckvorgängen die Rasterpunkte korrigieren half: das Gerstenlauer - Reisacher
Verfahren aus Stuttgart. Durch diesen Umweg konnte die vollständige Ätzbarkeit von
Rasterpunkten im Zink-Klischee genutzt werden. Derart auskorrigierte Autotypien
ermöglichten schon frühzeitig dem Buchdruck den 3- und 4-Farben Druck. Dieser
Weg stand nun mittels Umdruck auch für den Flachdruck zur Verfügung.
Überhaupt war diese ganze Zeit geprägt von vielen Repro -Techniken die mittels
Umdruck aus dem Lichtdruck, dem Flachdruck, dem Buchdruck wie dem Tiefdruck,
wechselseitig genutzt wurden. Ab 1920 kamen viele Reproduktionsverfahren auf, die
den Abläufen der einzelnen Reproanstalten und deren Erfindungsgeist entsprangen.
Im Mittelpunkt standen die Halbtontechniken für alle Druckverfahren und die KameraDirektrasterung (Klimsch). So konnte man prinzipiell den aufwendigen Umdruck mehr
und mehr verzichten.
Für Fachleute sind aus den über 20 Methoden folgende Verfahren in guter
Erinnerung:
- Müllersches Verfahren – 1920 - ein Direktrasterverfahren
- Chromorecta Verfahren – 1927 - ein Halbtonverfahren mit anschließender
Rasterung
- oder Verfahren, wo die Retusche auf Papier ausgelagert wurde (Texochrom))
Zum Teil waren diese Verfahren auch nur ‚Marketingaktionen’ der Reproanstalten
oder Großdruckereien, um besser an Aufträge zu kommen.
6. Ablauforganisation und Druckformherstellung bis
zur Gegenwart
1. Verfahrensabläufe in der Reprotechnik
Aus den bisherigen Darstellungen geht hervor, dass es für alle Druckverfahren
prinzipiell einheitliche Reproabläufe gibt. Im Wesentlichen sind das die Technische
Arbeitsvorbereitung, die Reproduktionsfotografie / Rasterung, die Bildretusche und
Montage. Nicht zu vergessen ist der An- oder Probedruck auf Druckverfahrensbezogenen Andruckmaschinen.
2. Die Herstellung der eigentlichen Druckformen
nimmt im Offset die Platten - Kopie und im Tiefdruck die Zylinderherstellung (Ätzung
bzw. Gravur) wahr. Während im Buchdruck die Druckelemente am Druckstock
(Klischee) auch direkt korrigiert werden konnten, war und ist das bei der Herstellung
der Druckzylinder im Tiefdruck nur bedingt und bei der Offsetplatte gar nicht möglich.
3. Besonderheiten der Rasterung in der Tiefdruckformherstellung
Die Übertragung des auskorrigierten Halbtonfilmes auf den Zylinder erfolgte bis in die
1960-er Jahre mittels Ätzung. Man kopierte die Montage der Positivfilme mit Bild und
Text auf ein gleichmäßig vorgerastertes Pigmentpapier und übertrug das dann auf
die Kupferschicht des Zylinders. Durch Ätzung entstanden dann im Druckzylinder die
Rasternäpfchen – Punkte. - Ab 1962 kam dann durch Dr. Hells Helio-Klischograph
die Gravur der Näpfchen auf. Um 1980 kamen das OT Verfahren zum Einsatz,
hierbei wurden Offset-Rasterfilme gravurtechnisch übertragen. Dadurch gab es auch
Vorteile in der Standardisierung zwischen den beiden Haupt-Druckverfahren.
4. Ab 1990 kam dann die vollelektronische Reproduktion auf.
Jetzt wird die Rasterung automatisch bei der Übertragung auf die Offset Platte oder
der Gravur im Tiefdruck vollzogen. - Das gilt übrigens auch für ihren Homedrucker /
Kopierer, wenn sie Bilder ausdrucken.
So schließt sich der Kreis: von Senefelders ersten Bilderlithos mit Feder Punktierung bis zu ihrem häuslichen PC Raster Betrieb heute.
5. Für die Steuerung und Qualitätskontrolle beim Druck hat der Rasterpunkt große
Bedeutung. Er ist Teil sogenannter Druckkontrollstreifen.
7. Kurz zur Entwicklung der reprotechnischen
Berufe seit Senefelders
Seit Senefelders Erfindung entwickelte sich die Reproduktionstechnik, bezogen auf
die Druckverfahren, unterschiedlich. War anfänglich die Lithographie mit dem Steinund Umdruck die treibende Kraft, kam nach der Erfindung der Autotypie auf Zink um
1880 der Buchdruck besser ins Spiel. Und diesen Vorteil verteidigte er bis in die
1960er Jahre erfolgreich. Erst die verbesserte Offsetplattentechnik (u.a. Eggen) und
der Druckmaschinenbau prinzipiell brachte nach dem 2. Weltkrieg den Offsetdruck in
die heutige Erfolgsspur.
Das alles war nicht ohne Einfluss auf die Berufe. Waren es um 1800 Tätigkeiten für
Chromo- und Schriftlithographen, kamen später die Chemigrafen und
Tiefdruckretuscheure hinzu. Dies führte aber erst 1934 zu anerkannten Berufsbildern
des Klischeeätzers, 1938 des Farbenlithographen und 1951 des
Tiefdruckretuscheurs. – Alle hatten letztlich dieselbe Ausbildung und ähnliche
Fertigkeiten: Halbtonfilme oder Rasterfilme an die jeweilige Druckkennlinie
anzupassen und ggf. beim Klischee am Druckstock nachzuarbeiten. Das hätte man
aus heutiger Sicht eigentlich auch damals schon besser in einem Berufsbild lösen
können, da die Tätigkeiten sehr ähnlich sind und die Facharbeiter ohnehin zwischen
den einzelnen Techniken hin und hersprangen. Allerdings war man in
unterschiedlichen Verbänden bzw. Zünften organisiert / gebunden. Dem technischen
Fortschritt hat das sicher nicht geholfen, im Gegenteil.
Diese Einsicht kam erst – nach vielen Versuchen – 1996 auf, als viele mit den alten
Berufbildern nicht mehr ausbilden wollten. Das führte 1998 zu den heutigen
Medienberufen – nun endlich auch mit allen medientechnischen Inhalten – endlich
einheitlich für alle Druckverfahren.
Interessant ist dabei diese späte Reaktion in unserer Berufs - Ausbildung auf
technologische Entwicklungen. Dabei fällt auch auf, dass die in der ehemaligen
Ostzone / DDR – und da besonders in Leipzig – z.B. die Ausbildung zum
Farblithographen nach dem Krieg intensiver und früher gefördert wurde als im
Westen Deutschlands, auch die Fachliteratur war im Osten vorbildlich zu dieser Zeit.
8. Museum für Medientechnik
Auch wenn man von der Medientechnik nur den kleinsten Teil, den Punkt analysiert,
spürt man doch die Fülle von Technik, Erfahrung bis zu Hardware und Software, die
hier zu einem regen musealen Leben erweckt werden könnte. Ich habe es auf einer
Ausstellung in Berlin versucht und - die allgemeine Beachtung ermutigte mich, dieses
Konzept weiterzuentwickeln – das führt zu einem Vorschlag für ein ‚Museum der
Medientechnik’ – dieses Konzept kann man beim Autor anfordern.
9. Literaturnachweis
-
F. Bestenreiner, ‚Vom Punkt zum Bild’, Wichmann, KA, 1988
Blecher, Lehrbuch der Reproduktionstechnik, Knapp Verlag 1908
Bundesverband Druck, Chronik des Bildungspol. Ausschusses, 1999,Wieb.
Das Archiv, ‚Auf den Punkt gebracht, Zur Geschichte der Reproduktionstechnik, Hanns-Peter Schöbel, Magazin für Kommunikation, Ffm1/2010
D. Peters, bei Gall, Wallstein Verlag, darin ‚Konstruieren, Kommunizieren,
Präsentieren’ 2007:, S.179-244 über Georg Meisenbach
Godefroy Engelmann, Das Gesamtgebiet der Lithographie, 1840,
Deutscher Drucker, 40/76, Hanns-Peter Schöbel, Der Druckkontrollstreifen,
Fuchs/Onnasch, Dr.Ing.Rudolf Hell: Der Jahrhundert- Ing., Ed. Braus 2005
Gerhardt, Geschichte der Druckverfahren, Hiersemann Verlag,1974
Th. Goebel, Die Graph. Künste der Gegenwart, Krais Verlag 1895
Reske, Gutenberg Jahrbuch 2000, Mainz (ab S.376)
Stötzer, Handbuch der Reproduktionstechnik II
H. Wolf, Fachkunde für Lithographen, Volk und Wissen Verlag, 1950
BVD+M, Wiesbaden, ZFA, Kassel und das BIBB, Bonn Daten zur
Berufausbildung
Fachhefte grafische Industrie, Bern, CH 1/2007, Hanns-Peter Schöbel:
Entwicklung der Reproduktionstechnik in der Druck- und Medienvorstufe.
Das Archiv, DGTP - Sonderdruck Jan. 2010, Hanns-Peter Schöbel + Dr.
Veit Didczuneit: ‚Vom Punkt zum Bild – Die Vervielfältigung der Bilder’.
© Hanns-Peter Schöbel – 77746 Schutterwald - 10/2010
Vom Punkt zu Raster.doc
Daten zur reproduktionsgeschichtlichen
Entwicklung
__________________________________________________________________
750 n.Chr. 1239 n.Chr. -
Blockdruck / Ferner Osten (Hochdruck)
Erster Typendruck in Korea (Hochdruck)
1400
Kupferstich (Niello) – Beginn Tiefdruck (1446)
Gutenberg bewegliche Letter, (1448) / 42 zeiliger Bibeldruck (1465),
Gemeinsamer Druck von Schrift + Holzschnitt (Bild) und
erste farbige Drucke mit Sonderfarben, Hochdruck (1485).
1500
Bild: Erster Druck von Radierung + Dürer (1505/15),
Radierung mit Tonplatte (Chiaroscuro) im Tiefdruck (1538),
Helldunkelzeichnung farbig, Holzschnitt (Chiaroscuro) im Hochdruck.
1600
Bild: Callot - Rembrandt: Ätzung,
Bild: Schabkunst / Mezzotinto (1643).
1700
Newton, Licht + Farbe beschrieben (1704), Le Blon 3fbg. Druck (1719)
Radierung (Kreide, Punkte), Aquatinta (Ätzgrund, feines Korn, 1768),
Erfindung des Steindrucks / Lithographie – Senefelder (1793),
Patent Stereotypie (1797).
1800
1. 4 Farb-Steindruck (1801), Klischee-Strichätzung (1815), Patent
Fotografie Daguerre (1837/9 Paris), Chromolithografie-Privileg:
Engelmann (1837), Galvanoplastik (1838), Strichätzung (Höfel) und
erste Versuche Zinkklischee-Ätzung nach Litho-Umdrucken (1840),
Fotografie in der Repro (1852), Filtertechnik Maxwell (1861)
Tiefdruckform (Talbot), um 1870: Pigmentverf. + Heliogravurtechnik ,
1. Film (1871/87), Rastertechnik Meisenbach / Autotypie (1882),
Autotypie 1888, 1. Hochdruck, 3 farbig (1890), Falz & Werner, 1890
erste Reprokamera (Holzbauweise), Leipzig.
1.TD Illustrierte(1904), Hermann,Offsetdruck(1907)-Verfahren ab1910:
Tangiertechnik (1910), ‚Müllersches’ Direktrasterverfahren (1920),
Chromorecta- Halbtonverfahren/ Gerstl.-Reisacher Verfahren (1927)..,
Klimsch- Autovertical (1932), Kontaktraster(um1950),
Hell: Klischograph (1951), Hell Helioklischograph (1960),
DTP Standard Systeme ab1970, Hell DC 300 Scanner (1970), Klimsch
Kamera Direktrasterung (1973), Hell Chromacom-System / EBV,
(1980), CCD Scanner / Zeitung (1980 Apple Computer/MAC),
(Start 1984), 1995 Softwares gegen Kompatibilitätsprobleme Text/Bild.
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1900
Zur Ergänzung dazu Daten der Berufausbildung Bereich Flachdruckreproduktionen, siehe:
1925 – Ausbildungsordnung für Lithographen und Steindrucker
1969 -- Ausbildungsordnung für den Farben- + Schriftlithograph (letzter Azubi1974)
übergeleitet in Druckvorlagenhersteller, Offset – Klischeeätzer / Chemigraf
(letzter Azubi 1978) alle 1974 übergeleitet in Druckvorlagenhersteller/in.
1998 – Ausbildungsordnung Mediengestalter für Digital- + Printmedien
© Hanns-Peter Schöbel-9/2010 – Reprogeschichtliche Daten Tabl.2.doc