Jörg Shimon Schuldhess

Transcription

Jörg Shimon Schuldhess
Jörg Shimon Schuldhess
“In diese Moschee möchte ich meine Kinder schicken”
Aquarell und Tusche, 1982
Jörg Shimon Schuldhess
Der Riss und der rote Faden
Der “Riss” charakterisiert das Werk von
Jörg Shimon Schuldhess. Der gemalte
Riss durchzieht einen grossen Teil
seiner Gemälde, ist von Anfang an bis
zum Ende in seinem Werk gegenwärtig,
als ein Symbol für die Unstimmigkeit in
der Schöpfung. In den letzten Bildern,
aus dem Jahr 1992, wandelt der Riss
seine Bedeutung. War er bisher einfach
eine – gemalte – Verletzung der
Bildoberfläche, so erhält er jetzt einen
Inhalt: Eine rote Linie zieht sich parallel
durch den Riss, durch seine ganze
Länge. Sie erscheint im Bild wie der
freigelegte “Nerv des Lebens”. Sie wird
zum eigentlichen Bildinhalt, gleichsam
die Antwort auf eine lebenslang
gestellte Frage. Und doch ist sie ein
Symbol für etwas, das sich weder in
Worte noch in Bilder fassen lässt.
Diese rote Linie hatte sich ein Jahr
zuvor bereits herausgebildet, für einen
flüchtigen Augenblick, im Zyklus
“Sarada”. Die innere Vorstellung von
Sarada Devi, Frau des Mystikers
Ramakrishna aus Calcutta (19. Jh.),
inspirierte Schuldhess zu einer Folge
von Aquarellen. In der malenden
Annäherung an die jenseitige Frau
wandelt sich die Darstellung des
Äusseren immer mehr zu Sinnbildern
der Seele. Am Ende entfalten sich die
Gesichtszüge in einer einzigen
durchgehenden roten Linie. Doch die
Gegenwart der Erscheinung dauert nur
Augenblicke, dann löst sie sich auf und
entschwindet.
Schuldhess erlebte die Entstehung der
beiden Bildzyklen, “Sarada” und “Die
rote Linie”, als tiefgreifende
Erschütterung, die es ihm gar nicht
erlaubte, mit diesen Werken vor
Publikum zu treten. So kam es, dass die
Bilder zu seinen Lebzeiten nie gezeigt
wurden. 2004 wurden sie durch die
Schweizerische Botschaft in Malaysia in
der Nationalgalerie von Kuala Lumpur
ausgestellt.
Mit Respekt für die Bedeutung, die diese
Werke für den Maler hatten, werden sie
2006 in Liestal in einem besonderen
Rahmen zugänglich gemacht. Die
museale Ausstellung in der
Kulturscheune wird begleitet von
Veranstaltungen, die die Ideen der Bilder
neu beleben.
In der kath. Kirche Bruder Klaus erinnert
eine Gruppe von Aquarellen an das
ungelöste Problem zwischen Israelis und
Palästinensern. Utopien des Friedens
nehmen im Bild Gestalt an. Dabei
verweist Schuldhess auf die Rolle der
Religionen, die, wenn sie sich als
verschiedene Wege zu einem
gemeinsamen Ziel verstünden, die
Menschen in Frieden vereinen könnten.
Jörg Shimon Schuldhess sah sich nie
als Maler der schönen Künste. Mit
seinen Bildern und mit seinem Leben
ergriff er Partei für die, die Unrecht
erleiden. Seine Werke wollen, über sein
Leben hinaus, diese Impulse
weitertragen.
Juni 2006
Ziona Schulthess
Requim für einen Moslem – Die Begleitung Imam Alis ins Paradies
Aquarell und Tusche, 1987
Auferstehung am Tigris
Aquarell und Tusche, 1990
Vegetarische Laudatio dem Manne Bhairab
Acryl und Oel auf Leinwand, 1992
Monarch mit Wache
Acryl und Oel auf Sperrholz, 1992
䊱
Sa-fünf-ra-ele-da-mente
Aquarell und Tusche, 1991
䊳
Die Durchsicht
䊳
Acryl und Oel auf Leinwand, 1992