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FAZEmag / 021 / November 2013 Inhalt INHALT FAZEmag 021 / November 2013 PROLOG 03 Editorial + Impressum 04 Inhaltsverzeichnis 06 Auftakt – Neues aus der Szene MUSIK 16 Daniel Bortz / Recondite 18 Booka Shade – Erfolg ist, wenn man trotzdem lacht 22 Super Flu – Lokalpatriotismus par excellence 26 Gesaffelstein – EBM der Moderne 27 Deetron – Unterwegs in Richtung Songs 18 28 Mooryc – November Rain 22 30 Egbert – Mit Herz und Seele 32 Tigerskin – Im Studio zuhause 33 John Talabot – Wie ein großes Puzzle 34 Einmusik – Die erste Dekade 36 Sébastien Tellier – Französischer Romancier 2.0 38 Chase & Status – Die Maschine läuft 40 The Building – Das Debüt des Metasongs 28 41 Kele – Geheimniskrämerei 42 Snuff Crew – Maskenball 44 Dr. Motte – Willkommen in der Praxxiz 46 Marco Bailey – Die Beständigkeit in Person 48 Abseits – Everlast 50 10 musikalische Wegweiser – Die Krupps 32 52 Clara Moto – Lust und Last des zweiten Albums KONSUM 54 Fotostrecke – Christoph Liebetritt Photography 60 Gadget Inspektor – Spielzeug für Große 62 Spielplatz – Neue PC- & Konsolen-Games 64 Leinwand – Neue Filme im Kino und zu Hause 34 36 NEUES FÜRS OHR 66 FAZE Forty 67 DJ-Charts 72 Longplayer 78 Compilations 80 Singles + EPs 42 TECHNIK 90 Maschinenraum – Die Tech-News-Ecke 92 Boss RC-505 – Loopenrein 94 Resident DJ Kontrol 3 – Mini-Mumm EPILOG 95 Abo – FAZEmag in your house 96 Rausgehen – Die FAZEmag-Eventtipps 98 Novys Welt – ADE – die ganze Wahrheit 4 54 92 96 Sébastian Tellier / Französischer Romantiker 2.0 FAZEmag / 021 / November 2013 SÉBASTIEN TELLIER F ran zö s i s ch er Ro ma n t ike r 2 .0 Er ist sicherlich eine der schrägsten Persönlichkeiten des Musikbusiness. Seit 2001 taucht der Name Sébastien Tellier immer wieder an allen möglichen und unmöglichen Orten auf. Mit seinem ersten Album „L’Incroyable Vérité“ tourte er im Vorprogramm der Kollegen Godin und Benoit aka Air. Der auf diesem Album vertretene Song „Fantino“ schaffte es auf Jahre später dann veröffentlichte er „Politics“ inklusive des gemeinsam mit Tony Allen, Robin Coudert und Philippe Zdar produzierten Hits „La Ritournelle“. Nach „Sessions“ in 2006 folgte 2011 der von Daft Punks Guy-Manuel de Homem-Christo produzierte Longplayer „Sexuality“. Zwischendurch wagte Tellier vision Song Contest in Belgrad teil. Erstmalig in der Geschichte Frankreichs präsentierte deren musikalisches Aushängeschild einen englischsprachigen Song, was wenig positiv aufgenommen wurde. Und auch so schaffte es Tellier lediglich auf Platz 18. Nach dem 2012 releasten, als spirituell promoteten „My God Is Blue“ legt der bärtige Franzose nun sein sechstes Album vor. „Confection“ versteht sich als Soundtrack zu einem nicht existierenden Film. „Mein Wunsch war es, romantische Melodien mit einem Symphonieorchester aufzunehmen. Ich hatte dabei keinen speziellen Film im Kopf, aber ich wurde doch sehr von großen französischen Soundtrackkomponisten wie François de Roubaix und Michel Legrand beeinflusst. Mein Vater war ein großer Fan ihrer Musik, für mich ist 36 das der Sound meiner Kindheit. Ich habe dieses Album gemacht, um mit diesem Teil meines Lebens verbunden zu bleiben“, erklärt Tellier die Intention, aus der heraus „Confection“ entstand. „Sollte ich eines Tages selbst einen Film machen, dann würde das ein super romantischer Streifen. Voller Musik und verrückten Lichtern. Mein Lieblingsregisseur ist Brian De Palma, es würde also etwas in diese Richtung, aber mit einem anderen Szenario.“ Auch weiß Tellier die Freiheit zu schätzen, die das Schreiben eines Soundtracks im Vergleich zu einem regulären Album aus seiner Feder mit sich bringt. „Es ist natürlich viel einfacher, Musik ohne Lyrics zu schreiben. Die Bedeutung der Stücke ergibt sich aus den Noten. Für mich ist das ganz natürlich. Ich fühle mich mit Worten nicht wirklich wohl, auch wenn ich immer was zu sagen habe. Aber Noten lügen eben nie ...“, so sein fast philosophischer Ansatz. Wie schon „ La Ritournelle“ arbeitete Tellier für „Confections“ mit Tony Allen, Robin Coudert, Emmanuel d‘Orlando (Streicher-Arrangements) und Philippe Zdar zusammen. „Es war super cool, wieder mit Tony zu arbeiten, er ist fantastisch. Der beste Drummer der Welt. Mein Ziel für ‚Confection‘ war es, ausschließlich mit Musikern zusammenzuarbeiten, die ich sehr respektiere. Rob war für einige Keyboardsounds dabei, und gemixt wurde das Ganze erneut von Zdar. Das ist tatsächlich mein persönliches Dream Team.“ Um das Projekt rund zu machen, holte sich Tellier für das Artwork und das erste Video zu „L’Amour Naissant“ Jean-Baptiste Mondino ins Boot, der schon Clips für Björk, Prince, David Bowie und Madonna drehte. „Er ist Teil dieser Platte. Von ihm stammt auch ihr Titel. Ich lerne viel, wenn ich mit ihm spreche, er ist sehr intelligent und witzig. Er repräsentiert die gute Entwicklung eines Künstlers und ist auch für mich zukunftsweisend.“ / Nicole Ankelmann www.facebook.com/sebastiantellierofficial / www.soundcloud.com/sebastian-tellier FAZEmag / 021 / November 2013 Neues fürs Ohr / Longplayer INTRO INTRO – November 2013 Kölner Stadtanzeiger_21.11.2013 Maulbeerblatt_Nov 2013 MAXI – Dezember 2013 Musikexpress – Dez 2013 – Piranha – November 2013 SZ Magazin_Dez 2013 SZ Magazin #48, 2013 Vice Magazin – Nov 2013 MBEAT – November 2013 GROOVE – November 2013 AMM – November 2013 De:Bug – November 2013 DU & ICH _ Dez – Jan 2014 Falter, week 49.2013 hermann · ausgabe 12/2013 akapelle seite 19 frische Scheiben Geschenketipps für das Weihnachtsfest Auch in diesem Jahr gibt es die schönste Musik zum Weihnachtsfest. Und so eine CD bleibt fürs Leben, Parfüm verduftet, Kosmetik hilft irgendwann auch nicht mehr und Unterwäsche muss man eh ausziehen. Hier nun wirkliche Weihnachtsmusik: die Lauten Compagney unter Wolfgang Katschner spielt deutsche Weihnachtsmusik des 17. Jhds. (dhm). Der Kammerchor der Frauenkirche Dresden und die Instrumenta Musica unter Matthias Grünert feiern Weihnachten in der Dresdner Frauenkirche (Sony). Joshua Bell and Frends verteilen musikalische Geschenke wie die obligatorische „O Holy Night“ (Masterworks). Als Weihnachtsentdeckung des Jahres gilt das Quadriga Consort mit „On a cold winter´s day“ (dhm). Pee Wee Ellis singt ganz herrlich Traditionelles und Poppiges auf „In the spirit of Christmas“ (Minor Music). Kelly Clarkson kleidet sich in Rot und driftet auch zwischen alt und neu (Sony). Klassik ist immer gut, weil es jedes Jahr neue Interpretationen bekannter Werke oder ganz neue Musik gibt, die es zu feiern gilt. René Fleming präsentiert „Guilty Pleasures“ (Decca) und demonstriert eindrücklich ihren Status als Weltstar. Der stürmische Gustavo Dudamel spielte Richard Strauss mit den Berliner Philharmonikern ein (DG). Der einmalige Lang Lang interpretiert perfekt Klaviermusik, u.a. Schumann, Chopin und Rachmaninoff. Ihn begleiten illustre Orchester aus der ganzen Welt (DG). Vivaldi einmal nicht so abgedudelt vom Trompeter Gábor Boldoczki (Sony). Anoushka Shankar spielt u.a. auf „Traces of you“ ein Lieblingsstück ihres Vaters Ravi, auf der CD singt außerdem Norah Jones (DG). Eine ganz ungewöhnliche Kombination von Cello und Orgel bieten Jelena und Ljerka Ocic mit The BaRock Experience (Challenge Classics). Das Ensemble Fleury lässt Rameaus „Die goldene Gambe“ erklingen, ein ganz wunderbares Instrument, das heutzutage viel zu wenig zu hören ist (dhm). Zu Anne-Sophie Mutter muss man nix mehr schreiben, hier gibt es Dvoraks Violinkonzert und Ergänzendes (DG). Achtung: Die Bayern spielen Musik, die für den großen Friedrich komponiert wurde. Und das besonders gut: Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter mit „Brandenburgische Konzerte 1-6“ (dhm). Jetzt wird es ganz aktuell: Matthias Ockert hat mit „Laminar Flow“ zeitgenössische Musik komponiert (Wergo). Nicht unbedingt zum Familiensingen, aber genauso interessant wie Toshio Hosokawa mit „Silent Flowers“ (Wergo). Wir kommen in die Grenzbereiche: Schiller muss man mögen, um die Mischung klassischer Stars wie Netrebko oder Grimaud mit seiner elektronischen Musik zu genießen „Opus“ (Panorama). Ich weiß nicht, ob sie es so meinen, aber es kommt wirklich lustig rüber: The Red Army Choir & Vincent Niclo „O Fortuna“ (Panorama) – die Puristen stöhnen, aber wir verlosen (G) . Wer mit dem angeblich Ernsten nichts anfangen kann, hat hier die Auswahl: New German Ethnic Music (Karaoke Kalk) (G) ist ein ganz großartiges Projekt dieses klasse Labels. U.a. Gudrun Gut, Ulrich Schnauss und Eric D. Clark haben sich mit der Musik von Migranten auseinandergesetzt, ob als Remix oder neue Kolaboration. Sehr, sehr fein! Der Bahama Soul Club bringt Entspannung mit „The Cuban Tapes“ (4Buyú) in jeden Familienstreit. Und wer Weihnachten im Bett bleiben will, hat mit „Classique & Jazz“ (Clubstar) die beste Grundlage. Eine wirklich gute Übersicht über die aktuelle Elektro-Szene bringt „The Electro Vintage Revolution Vol. 1“ (G) (Lolas World). Da sollte man schon den Gutschein für Vol. 2 dazulegen! Alle, die den Hintern bewegen wollen, sind bei Paskal & Urban Absolutes mit „Lux“ (Sonar Kollektiv) und bei Kraak & Smaak mit „Chrome waves“ (Jalapeno) besonders gut aufgehoben. Ein Liebesbrief an einen Film hat Sebastian Tellier mit „Confection“ (Record Makers) verfasst. Zum Hinschmelzen und beim Verschenken zeugt das von besonderem Geschmack. Hartley & Wolfe haben ganz warmen elektronischen Soul in „Bespoke Futur“ (BBE) – ganz prima passend zum Kuscheln nach dem Gänsebraten. Cliff Richard „The Fabulous Rock´n´Roll Songbook“ (Warner) für die Oldies. Buika hat schon für Almodóvar Filmmusik geschrieben. Hier ihr bereits sechstes Album „La Noche Más Larga“ (Warner). Und jetzt für die, die den Stress etwas voran treiben wollen: Apocalyptica wollten eigentlich live 200 Jahre Richard Wagner feiern, zitieren aber Mozart und Beethoven, na ja... Dafür haben sie das MDR Sinfonieorchester an der Seite, weil „Live in Leipzig“ (BMG). Und noch schöneren Krach gibt es mit CorrecSagJA tions House und „Last City Zero“ (Neurot) und den prima Toy mit „Joint he dots“ (Pias). So lässt sich Weihnachten aushalten. Ich wünsch euch was. INMUSIC– DEZ/ JAN 2014 Melodie & Rhythmus – November 2013 PONY – November 2013 Schellackgeschrei – Nov 2013 Stadtkind – Dez 2013 Berlin Poche – November 2013 Kompakt Disk Festival Migrantenstadl Die Musik der Einwanderer in Deutschland wird entdeckt „Kaptn Oskar“ von Tom Lass auf dem Kinofest Lünen Das Publikum mittendrin Kinofest Lünen 2013 Sie glänzen meist golden, stilisierte Figuren in den Händen lächelnder PromiSchauspieler und -Regisseure in aufwändiger Abendgarderobe. Trophäen, überreicht von einer ausgewählten Jury. Wenn die Academy- oder Golden Globe-Awards verliehen werden, A-Festivals die High Society der Filmwelt nach Berlin, Cannes oder Venedig rufen, beraten und beurteilen große Namen mit kritischem Blick die neuesten filmischen Ergüsse. In Lünen ist dies anders. Lünen ist nicht Los Angeles oder Cannes und will es auch gar nicht sein. Beim Festival für deutsche Filme in der immerhin 85.000 Einwohner zählenden Stadt am nordöstlichsten Rand des Ruhrgebiets wird eine bronzene Nachbildung der Skulptur einer Blumenfrau vom Lünener Marktplatz verliehen. Die LÜDIA ist schlicht, realistisch, ohne Schnörkel. So wie es der dort gefeierte deutsche Film seit Jahrzehnten ausdrückt, mag ein mancher ätzen. Oder aber: In Lünen konzentriert man sich auf das Wesentliche, auf das Zusammenspiel der Filmemacher und der Rezipienten. Denn der mit 10.000 Euro dotierte Hauptpreis des Kinofests wird von den Zuschauern im Abstimmungsverfahren verliehen. Und zwar, dies macht ebenfalls den Reiz des Festivals aus, an den Regie-Nachwuchs, an Langfilme, die zum Festivalstart noch keinen Kinostart haben. Filme wie der traurig schöne Ü70-Heist-Movie „Jetzt oder nie – Zeit ist Geld“ oder das emotional dichte Drama „Ende der Schonzeit“ durften sich in den letzten Jahren von ihrer Zielgruppe gewürdigt fühlen. Doch nicht nur lange Filme, sondern auch kurze und kürzere Filmbeiträge – viel mehr als nur eine Spielwiese von Filmhochschulstudenten – erfahren ihre Würdigung. Auch zur 24. Auflage des Kinofests machen die kurzen Filme aufgrund ihrer Pointiertheit einen Besuch in der Lünener Cineworld lohnenswert: Alex Brüel Flagstad erzählt in „The Hoppers“ eine typische Gangstergeschichte in einer verkommenen Gegend in Baltimore, von zwei Jungs, die mit den Großen im Drogengeschäft mitspielen wollen. Flagstad behält sich jedoch nicht nur einen Twist vor, sondern setzt die explizit blutig-ernste Geschichte mit Knetfiguren um und zeigt so deren Wirkung auf die Wahrnehmung jenseits von „Wallace & Gromit“. Harmloser kommt der mit musikalischen Einspielern versetzte Schnelldurchlauf einer Beziehung vom Aufgang zum Untergang „Mit Du“ daher, tragischer die bei der Adoptionsvermittlung verortete Szene „Kann ja noch kommen“, und kritischer die Erzählung „Majubs Reise“ um den afrikanischen Statisten Mohamed Hasun inmitten der Nazizeit. Vielfalt zieht sich auch durch die zehn Langfilme des Programms. Grzegorz Muskala, der 2011 den Preis für seinen Kurzfilm „Long Distance Call“ erhielt, kommt erneut nach Lünen mit seinem Thriller „Die Frau hinter der Wand“, dessen bedrückende Atmosphäre Klaustrophobie beim Zuschauer evozieren kann. Einen anderen Wahnsinn durchlebt Oskar aus „Kaptn Oskar“ des bereits mehrfach ausgezeichneten Jungregisseurs Tom Lass, der in Eastwood-Manier sich selbst als Hauptdarsteller einsetzt. Ohne Drehbuch spinnt er eine ausweglose Story um seine verzweifelt herumirrenden Protagonisten. Mit „Tore tanzt“ von Katrin Gebbe beunruhigt der einzige deutsche Cannes-Beitrag in diesem Jahr nun in Lünen, denn die Geschichte des nächstenliebenden Jesus-Freaks entpuppt sich als Horrorstory. Mit vielen weiteren Specials wie der Premiere von „Reuber“ des Publikumslieblings Axel Ranisch und einer Gala mit Mario Adorf im Rahmen des Eröffnungsfilms „Der letzte Mentsch“ wartet das Kinofest Lünen auf, und man darf gespannt sein, ob auch dieses Jahr beim Publikum das Motto „Lünen ist die Härte“ ankommt. Der European Song Contest-erprobte Sebastian Tellier knüpft mit dem Album „Confection“ an sein Stück „La Ritournelle“ von 2005 an. Er hat mit denselben Musikern wie damals gearbeitet – der Sound ist orchestral und dezent schmalzig und klingt wie eine Hommage an französische Liebesfilme der 70er Jahre. Also irgendwie peinlich, aber auch schön (Record Makers). Erklärte Vorbilder von Vex Ruffin sind elektronische New Wave-Bands wie Suicide oder Cabaret Voltaire und anderer Post Punk-Minimalismus der frühen 80er Jahre. Entsprechend kühl und holprig ist sein selbstbetiteltes Debütalbum, das außerdem mit verrauschtem Sound betont schnoddrig und skizzenhaft wirkt (Stones Throw). DJ Rashad macht Chicago Footwork / Juke, also minimalistischen, kantig und billig klingenden Ghetto House mit tiefen Bässen. Rashads Album „Double Cup“ kommt zunächst etwas softer mit souligen Loopcollagen, um dann aber doch immer wieder scharfe Geschosse abzufeuern (Hyperdub). Kid 606 hat auf „Happiness“ Erbarmen mit uns: Einerseits ist seine Hommage an Soft Rock natürlich kein digitales Geschredder, wie man es auch von ihm kennt. Andererseits klingt das natürlich nicht nach Soft Rock, sondern mit ein wenig Gerappel zwischen dem Schönklang unsoft beglückend (Tigerbeat6). „Songs of Gastarbeiter Vol.1“ gräbt, wo noch keiner gegraben hat: Platten- und Kassettensammlungen von türkischen Einwanderern der ersten Generation offenbaren, dass es hierzulande in den 80er Jahren eine türkische Musikszene gab, die teils sogar auf Deutsch den schweren Alltag als hiesiger Ausländer besang. Musikalisch schlagen einem wilde Arabesken entgegen. Großartige Compilation, weitere zum Thema sollen folgen (Trikont). Das Thema Musik der Migranten scheint eh gerade in der Luft zu liegen: Die CD „Heimatlieder aus Deutschland“ geht auf eine Veranstaltung in der Komischen Oper Berlin vom 10. Juni zurück. Dort spielten in Deutschland lebende Musiker aus aller Welt Lieder aus ihrer Heimat. Portugiesischen Fado und serbische Vokalmusik, afrikanische Sounds und asiatische wie arabische Stücke vereint die CD (Run United). Mit „New German Ethnic Music“ erscheint außerdem eine Remix-CD mit clubtauglichen Versionen von Musikern mit Migrationshintergrund wie Eric D. Clark, Khan, Matias Aguayo, Thomas Mahmoud und anderen. Und plötzlich tanzt der koreanische Chor, und dalmatische Gesänge finden einen Beat (Karaoke Kalk). „Who is William Onyeabor?“ Tja, das würde so manch einer gerne wissen. Aber auch die gleichnamige Compilation beantwortet das nur vage. Sehr detailliert erfährt man hingegen, wie William Onyeabor klingt bzw. klang. Der Mann aus Nigeria hat zwischen 1977 und 1985 nicht nur amtlichen Afro-Funk gemacht, der Keyboard-Fan war auch ein Wizard im Studio und hat verrückten Afro-Electro gebastelt oder mit wahnwitzigen Gitarrenloops seine hypnotischen Tracks erzittern lassen. Nicht umsonst sind Four Tet, Calibou, Damon Albarn u.v.a. Fans. Heute ist er Geschäftsmann und schweigt zu seiner musikalischen Vergangenheit (Luaka Bop). Die TuaregBand Tamikrest aus Mali versucht, sich von dem großen Bruder, der Band Tinariwen, freizuspielen. Auf dem dritten Album „Chatma“ preisen sie die Stärke der Frau, musikalisch pflegen sie ihren verzerrten afrikanischen Wüstenrock mit den typischen malinesischen Gesangslinien. Wenn sie sich an westlichen Bands orientieren – beispielsweise Pink Floyd – wird ihre Musik leider gleich weniger zwingend (Glitterbeat). CHRISTIAN MEYER LISA MERTENS 24. Kinofest Lünen | 21.-24.11. | Cineworld Lünen | www.kinofest-luenen.de www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 34 Das Dosierte Leben –Dez 2013 Wochenschau Münster –Dez 2013 Tour de France Newsletter, Nr. 11-2013, Stand : 4. November 2013 ............................................................................ http://www.le-tour.net Sebastien Tellier: Confection (Rekord Makers, Al!ve, VÖ: 08.11.) Das erste Mal hatte ich den Pariser Musiker vor zwölf Jahren im Vorprogramm von Air gesehen. Ein vollbärtiger Musiker mit langen Haaren im Anzug, eine etwas schratige Erscheinung, die an einem Theremin stehend, mit den Händen fuchtelte und seltsame Elektrosounds spielte. Später nahm Sofie Coppola einen von Telliers Songs für ihren Film „Lost in Translation“ und sein Song „Ritournelle“ wurde 2005 ein Hit, 2008 nahm Tellier dann auch noch für Frankreich beim Eurovision Song Contest teil. Dass der eigentlich ganz gute Song „Divine“ dort floppte, spricht nicht unbedingt gegen das Stück...... Reichlich esoterisch kam das letzte Album „My God Is Blue“ vor einem Jahr daher, schenkte uns mit dem hübschen kleinen Song „Cochon Ville“, dessen Soft-Porno-Video recht gewagt schien, aber eine klasse Nummer. Sein neues Werk nun ist eine kleine Sinfonie, überwiegend instrumental eingespielt, musikalisch irgendwo zwischen Soundtrack, Softporno-Musik, Neo-Klassik und Gainsbourg-Pop gelegen. Sehr reizvoll finde ich, gerne mal nah am Kitsch, dennoch mit wunderbaren Momenten. „Confection ist ein Liebesbrief für einen Film, der noch nicht exisitet“, sagt der Komponist selber. Zwischen der gesungenen Single „L`amour naissant“ und dem mit Billig-Synthies eingespielten „Waltz“ ist hier einiges möglich. Eingespielt wurde das Werk übrigens von der gleichen Besetzung, die vor acht Jahren auch für seinen Kult-Hit „La Ritournelle“ (auf dem zweiten Album „Politics“) aktiv war, darunter auch der legendäre Drummer Tony Allen (Fela Kuti). www.allmymusic.de www.alternativmusik.de/ www.ampya.com www.amusio.com www.artistxite.de/ www.artistxite.de www.bbb-mag.com www.bedroomdisco.de www.bigcitybeats.de www.blog.neon.de www.blu.fm www.br.de www.cdstarts.de www.chic-schnack.org www.choices.de www.trailer-ruhr.de www.engels-kultur.de www.cinesoundz.com www.coolibri.de www.de-bug.de www.depechemode.de www.dradio.de www.eclat-mag.de www.fazemag.de www.focus.de www.funkhauseuropa.de www.gaesteliste.de www.glitterhouse.com www.groove.de www.hhv-mag.com www.intro.de/ www.kaltblut-magazine.com www.laut.de www.laut.de – Video of the week www.munitionen.de www.n24.de www.nachrichten.de www.nbhap.com www.news.de www.no-ones-books.com www.ohfancy.de www.radiobonn.de/ www.revolver-club.de www.rollingstone.de www.schweizer-illustrierte.ch/ www.soundmag.de www.stuz.de/ www.sunshine-live.de www.teleschau.de www.titelblog.de www.tonight.de www.vice.de www.web.de www.weser-kurier.de www.zeit.de www.zolinsagt.de