Mit Joe zurück in die Zukunft - Vogtland

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Mit Joe zurück in die Zukunft - Vogtland
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Mit Joe zurück in die Zukunft
Leipzig – Er entwarf ein Trinkglas für Raucher, eine auf dem Tisch nicht umkippende
Pfeife und eine unterirdische „Nuklear-Stadt“ sowie Dutzende Sessel, Stühle und
Lampen. Und das alles binnen eines Jahrzehnts. Der italienische Designer Joe Colombo
(1930- 1971) steht vom Freitag an im Zentrum einer Ausstellung im Museum für
Angewandte Kunst Leipzig im Grassi-Museumskomplex.
„Joe Colombo – Design und die Erfindung der Zukunft“ präsentiert Prototypen aller wichtigen,
von ihm entworfenen Möbel. Auch Skizzen, Pläne, Architekturmodelle, Filme und Fotos sind zu
sehen. Fast alles stammt aus den 60-er Jahren.
„Colombo gilt als Design-Ikone – vor allem aus Sicht der Designer. In der breiten Öffentlichkeit
ist da noch eine Menge zu tun“, sagt Museumsdirektorin Eva Maria Hoyer. Daher holte sie die
Gemeinschafts- Schau des Design-Museums Weil am Rhein, der Triennale di Milano und des
Mailänder Studios Joe Colombo, das dessen Nachlass verwaltet, nach Leipzig. Deren Motto
könne auch „Zurück in die Zukunft“ lauten, sagt Hoyer. Kurator Mateo Kries betont, dass der
Italiener seiner Zeit weit voraus war. „Seine Produkte passen eher in die 90-er Jahre oder in die
heutige Zeit.“
Cesare „Joe“ Colombo, Sohn eines Elektrobedarf-Herstellers, war zunächst Maler der Gruppe
der „Nukleare Bewegung“, absolvierte aber zugleich ein Ingenieursstudium. Dann widmete sich
der obsessiv arbeitende Mailänder, der auch stark vom Zeitalter der Raumfahrt geprägt war,
der Architektur und dem Design.
„Er war einerseits sehr technisch interessiert, andererseits ein Fantast, Träumer und
Science-Fiction-Fan“, sagt Kries. „Die Verbindung dieser beiden Pole ist das Einzigartige an
seinem Werk.“ So wirken die Produkte oft wie aus einem Science-Fiction-Film, sind aber für die
Massenproduktion entworfen. Auch komplette Wohnungseinrichtungen entwarf Colombo – sie
heißen etwa Wohnkapsel oder Wohnlandschaft. Der gerne trinkende und rauchende
Gestaltungskünstler starb 1971. dpa