Einführung Seite 1 von 2 Puppenhäuser und

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Einführung
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Puppenhäuser und -stuben entstanden seit dem 16. Jahrhundert erst für die Welt der
Höfe und später für die reichen Kaufleute in den Städten. Diese Puppenhäuser und
Puppenstuben waren noch luxuriöse Miniaturen, mit denen ihre Besitzer ihren
Wohlstand dokumentierten. Seit dem 19. Jahrhundert findet man sie auch in den
bürgerlichen Wohnstuben. Dort spiegeln sie die Wohn- und Lebensideale des
Bürgertums wider. Mädchen und Jungen konnten sich mit Rollenspielen auf ihr
späteres Leben vorbereiten: die Mädchen auf die Rolle der Hausfrau, die Jungen auf
den Beruf des Kaufmanns. Für Kinder aus ärmeren Schichten hingegen blieb die
Puppenstube oft nur ein Traum.
Der Detailreichtum der kleinen Möbel und Einrichtungsstücke als Nachbildungen aus
der Erwachsenenwelt fasziniert bis heute Jung und Alt, Puppenhäuser und -stuben
sind ein beliebtes Sammel- und Spielobjekt. Firmen wie Mattel und Playmobil bringen
seit Jahren immer wieder neue Puppenhäuser auf den Markt.
Die Hildesheimer Ausstellung mit Leihgaben aus dem Deutschordensmuseum Bad
Mergentheim zeigt auf seiner Sonderausstellungsfläche im ersten Obergeschoss
Puppenhäuser, -stuben und -küchen sowie -kaufläden, die seit Mitte des
19. Jahrhunderts entstanden. Die Einrichtungen reflektierten Geist und Stil von der
Gründerzeit über den Jugendstil bis hin zur Moderne. An vielen kleinen Details lässt
sich der technische Wandel im Haushalt zeigen, zum Beispiel die Entwicklung vom
Kohle- bis zum Elektroherd. In den Wohnzimmern spiegeln sich verschiedene
Einrichtungsstile – von der prunkvollen Gründerzeit über den nüchternen Stil der
Nachkriegszeit bis hin zum Flower-Power der 1970er Jahre – wider.
Aber nicht nur das: Auf der vierten Museumsebene des Stadtmuseums sind an
thematisch und inhaltlich geeigneten Stellen Puppenstuben in die stadtgeschichtliche
Sammlung integriert, so dass der Besucher hier nicht nur die detailverliebten und
bezaubernden Miniaturexponate bestaunen kann, sondern auch deren reale
Vorbilder aus verschiedenen Epochen - vom Biedermeier bis zur Industrialisierung.
Der Wandel der Lebensverhältnisse wird in den Puppenstuben anschaulich, denn sie
zeigen, wie sich Wohnen, Arbeiten und Leben gewandelt haben. Auch
Veränderungen in der Architektur kommen zum Ausdruck, wie zum Beispiel
Flachdachhäuser, die mit Dachterrasse und -garten ausgestattet sind. Selbst der
Bauhausstil hält Einzug: Studenten der Hochschule für Gestaltung Kassel entwarfen
1961 ein modernes, variables Haus, das dann von der Firma Kibri hergestellt wurde.
Der laute Stil der 1970er Jahre macht vor diesem Spielzeug ebensowenig Halt: Die
Einrichtung ist nun aus Plastik, Braun und Orange und Blumendekore beherrschen
das Bild.
Der Besucher kann Stuben bekannter Spielzeugfirmen wie Moritz Gottschalk, Bodo
Hennig und Kibri bewundern. Zu sehen sind aber auch solche, die mit viel Liebe und
Aufwand von Vätern und Großvätern für ihre Kinder und Enkel in Heimarbeit gebaut
und von Müttern und Großmüttern eingerichtet wurden.
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Zu den Puppenstuben gehören Familien- und Entstehungsgeschichten, die die
Stuben zu sprechenden Zeitzeugen machen. Ablesen lässt sich an den „Gehäusen“
nicht nur eine Geschichte des Wohnens und der Arbeitswelt „Küche“, sondern auch
spannende Geschichten über Entstehung und Herkunft.
Das Spiel mit den Puppenstuben stellte einen besonderen Höhepunkt im Jahr dar,
denn meist wurden sie nur zu Weihnachten herausgeholt und nach dem 6. Januar
wieder weggepackt. Sie waren Familienschätze, die besonders sorgsam behandelt
wurden. Die Puppenhäuser wurden meist über mehrere Generationen bespielt, die
jeweils Jüngeren ergänzten die vorhandene Ausstattung mit neuem Zubehör.
Deshalb steht oft altes und neueres Zubehör nebeneinander in den Stuben.
Die Sonderausstellung wurde ermöglicht durch Familie Christa und Dieter Bettels
sowie durch den Hildesheimer Museumsverein.
Die Sonderausstellung wird unterstützt von PLAYMOBIL.
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