Miniaturen bringen Tru- bel ins Leben

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Miniaturen bringen Tru- bel ins Leben
Miriam Pätz spielt gern mit der Puppenstube von Monika Dressel,
die Franz Tichelmann eingerichtet hat.
Foto: R. Köhler
Miniaturen bringen Trubel ins Leben
Monika Dressel hat vor sechs Jahren die Weihnachtsaktion der
"Freien Presse" zu Puppenstuben
gewonnen. Jetzt ist das Spielhaus von damals umgezogen.
Zwickau. In der Adventszeit werden in vielen Familien die Puppenstuben hervorgeholt. Bei
Monika Dressel in Zwickau stehen sie das ganze Jahr über in der Wohnung. Doch das Mehrgenerationenhaus, mit dem die vor Jahren erblindete 71-Jährige 2008 die Weihnachtsaktion
der "Freien Presse" zu Puppenstuben-Geschichten gewann, ist aus der Wohnung verschwunden.
Puppenstube geht auf die Reise
"Ich habe die Wohnanlage im Miniformat verpacken lassen. Sie geht auf die Reise in die Kindertagesstätte der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit nach Eschborn",
berichtet die Zwickauerin. "Dort ist mein Enkel Julien vier Jahre lang betreut worden, ehe er
mit seinem Vater, der für die Gesellschaft als Entwicklungshelfer arbeitet, nach Nairobi gegangen ist. Er hat immer gern damit gespielt, wenn er mich hier besucht hat."
Monika Dressel berichtet, dass sie ihren jetzt siebenjährigen Enkel nur einmal gesehen hat, als
er sechs Monate alt war. "Da hat er mich angelächelt. Seither trage ich dieses Bild in meinem
Kopf und meinem Herzen", sagt sie. "Der liebe Gott hat mir ein gutes Bildgedächtnis geschenkt. Sonst wäre die unabänderliche Dunkelheit, die mich seit Jahren umgibt, gar nicht
auszuhalten."
Ohne Puppenstube lebt Monika Dressel aber jetzt trotzdem nicht. Nachbar Franz Tichelmann
hat ihr eine neue gebaut. "Die ist nicht ganz so piepselig. Gerade kleine Kinder, deren Feinmotorik noch nicht so entwickelt ist, können besser damit spielen", sagt sie. Der Miniaturkünstler, der schon mit viel Ideenreichtum das Mehrgenerationenhaus eingerichtet hatte,
konnte die Bitte, neue Stuben einzurichten, nicht abschlagen, obwohl er inzwischen bereits 92
Jahre alt ist. "Ich bin eben ein Holzwurm. Die vielen kniffligen Aufgaben haben mir wieder
viel Spaß gemacht", sagt er.
Kinder kommen zum Spielen
Monika Dressel hat die Einrichtung zwar nie gesehen, aber sie weiß genau, wo was steht. "Es
gibt links eine Speisekammer und rechts ein Küchenbuffet. Im Wohnzimmer stehen ein Bücherregal und ein Flügel", zählt sie auf. Auf dem Instrument liegen die Noten der Träumerei
von Schumann. "Das wollte ich so, denn ich habe eine kleine Spieldose, die das Werk wiedergibt."
Obwohl ihr Enkel aus Afrika nur selten zu Besuch kommt, geht es bei Monika Dressel oft
hoch her. "Ich liebe es, wenn Trubel in der Wohnung herrscht, die Kinder von Freunden und
Bekannten mit der Puppenstube spielen. Das regt die Fantasie an", sagt sie. Franz Tichelmann
zieht sich dann lieber zurück. "Da ist es mir einfach zu laut. Aber ich finde es schön, dass mit
den von mir eingerichteten Stuben so oft und gern gespielt wird", sagt er.
erschienen am 04.12.2014 ( Von Viola Martin )