PUSH IT: Liegestütz und Wonderbra

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PUSH IT: Liegestütz und Wonderbra
Begleitmaterial zur Vorstellung
PUSH IT:
Liegestütz und Wonderbra
DSCHUNGEL WIEN
TANZ / 60 Min. / Empfohlen von 14 bis 22 Jahren
Begleitinformationen erstellt von Julia Perschon
Ansprechperson für Informationen, Anmeldung und Kartenreservierung
Mag. Christina Bierbaumer / Mo. – Fr. 09:00 - 17:00
Fon: +43.1.522 07 20 -18 / Fax: +43.1.522 07 20 -30
[email protected] / www.dschungelwien.at
INHALTSVERZEICHNIS
1. ZUR PRODUKTION ......................................................................... 3
2. INHALT ...................................................................................... 4
3. INTERVIEW MIT SILKE GRABINGER – REGIE + CHOREOGRAFIE ..................... 5
4. IMPULSE ZUR VOR- UND NACHBEREITUNG ............................................ 7
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1. ZUR PRODUKTION
PUSH IT: Liegestütz und Wonderbra
DSCHUNGEL WIEN
Tanz
Dauer: 60 Min.
Alter: 14 - 22 Jahre
TEAM
Choreografie, Regie: Silke Grabinger
Choreografische Assistenz: Olga Swietlicka
Bühne, Licht: Jakob Wiesmayer
TänzerInnen: Jerca Rožnik Novak*, Maartje Pasman, Matej Kubus
*für die erkrankte Steffi Jöris
„Tanz ist die einzige Sprache, die immer schon verstanden wurde.“ (Pina Bausch)
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2. INHALT
Alles sollte weiter, höher, größer und irgendwie mehr sein
Was treibt uns an und was bringt uns voran? Was sind unsere Wünsche, wonach drängt es
uns, worauf sind wir begierig? Wie sehr kommen diese Impulse aus uns selbst und wo laufen
wir fremdbestimmt einem Trend hinterher? Wann haben wir einen Schubs nötig, weil er
dazu führt, dass wir ausgetretene Wege verlassen und über uns hinauswachsen? Und wann
werden Grenzen überschritten?
Mit zeitgenössischem und urbanem Bewegungsmaterial untersuchen drei TänzerInnen das
push-and-pull des Alltags. Den eigenen Impuls, die Manipulation des anderen und das
Gestoßen werden. Die Balance zwischen Sicherheit und Risiko, positive und negative
Konsequenzen und die Aufmerksamkeit, nach der es uns so sehr verlangt, inmitten des
mentalen Kapitalismus.
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3. INTERVIEW MIT SILKE GRABINGER – REGIE + CHOREOGRAFIE
1. Welche Aspekte machen es für Dich besonders spannend für ein jugendliches
Publikum ab 14 Jahren zu inszenieren?
Ich versuche eine jugendliche und eine erwachsene Reflexionsebene zu verbinden und
diese durch das Setting des Theaters zu kommunizieren. In der Reflexion und
Interpretation gibt es kein Richtig und Falsch, keinen roten Faden, den man erkennen
muss. Auf der Bühne werden verschiedene Bilder erzeugt, die Emotionen und Erfahrungen
verbinden. Diese Bilder können auf verschiedenen Ebenen reflektiert werden – ästhetisch,
emotional etc. Es gibt kein falsches Lesen der Bilder. Es geht mir auch nicht darum dem
jungen Publikum etwas zu zeigen, etwas vorzutragen. Ich kann nur eine direkte
Kommunikation erreichen, wenn ich mein Publikum verstehe, was sie beschäftigt, was sie
aufnehmen können, was ihnen gefällt, was nicht. Mit 14 Jahren bist du meist in einem
Alter des Aufbruchs, viele prägende Erlebnisse und extreme Erfahrungen passieren in
dieser Zeit. Es wird oft der Grundstein für ein Wertesystem, für die Persönlichkeit, für
Kategorien wie „richtig“ oder „falsch“ gelegt. Hormone und Emotionen „pushen“
Jugendliche in verschiedene Richtungen. Es ist auch die Zeit der großen Themen und
Emotionen wie z.B. Liebe, Schmerz, Hass, Neid und Leidenschaft. Ich versuche diese
Themen nicht direkt anzusprechen, sondern Blickwinkel auf die unterschiedlichen Facetten
und Ausprägungen zu eröffnen. Der Körper als Mittel der Darstellung bietet hierfür eine
gute Reflexionsfläche, da es um das Fühlen, sowie sehr sensible und feine Nuancen geht.
2. Welche Möglichkeiten bietet für Dich das Genre Tanz gegenüber anderen Formen
der darstellenden Kunst? Arbeitest Du mit bestimmten Stilen?
Tanz ist eine internationale Körpersprache. Der Körper ist immer ehrlich, roh, voller Kraft
und ein Mittel, das eigentlich eine sehr klare Sprache spricht. In meiner Arbeitsweise
entstehen Bewegungen aus Emotionen im Körper. Erfahrungen der TänzerInnen werden
übersetzt in Bewegungsmaterial und Szenen, die nicht erzählerisch, sondern eher bildhaft
sind. Ich versuche auch in jeder neuen Produktion mit Tanzstilen und Methoden zu
experimentieren, mit denen ich bis jetzt noch nicht gearbeitet habe z.B. im Falle von
„PUSH IT“ mit Jazz-Dance und Body-Percussion.
3. Welche Themen oder Impulse spielen bei „PUSH IT: Liegestütz und Wonderbra“ eine
Rolle und wie siehst Du diese in der jugendlichen Lebenswelt verortet?
Es gibt im Stück drei Formen des sogenannten „Pushes“. Einerseits den inneren „Push“,
den man sich selbst gibt, um etwas zu tun. Andererseits den „Push nach vorne“, wenn man
sich vielleicht noch nicht so sicher ist und erst einmal zwei Schritte nach vorne und dann
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wieder einen zurückgeht. Dieser zweite „Push“ verbindet sich für mich dann auch mit
einem „Push“ von außen, den eine andere Person initiiert. „Push“ bedeutet für mich
einfach „einen Schritt voraus“. Spannend ist auch das Verhältnis zu untersuchen zwischen
dem der pusht und demjenigen der gepusht wird. Des Weiteren beschäftigt sich das Stück
mit Fragen wie z.B. Wann war oder ist es gut gepusht zu werden und wann ist es vielleicht
zu viel oder werden Grenzen überschritten? Und wie ist das, wenn man manchmal gar nicht
einschätzen kann, wohin ein Push führt? Der erste große „Push“ ist die Geburt, aber auch
bei Themen wie Sexualität und Verliebt-Sein spielt dieses Phänomen eine große Rolle.
4. Wie kann man sich Deine Probenarbeit mit den TänzerInnen vorstellen?
Das Bewegungsmaterial wird mit den TänzerInnen zusammen erarbeitet. Ihre Charaktere
und Persönlichkeiten fließen stark mit ein. Es gibt keine Geschichten oder Rollen die ihnen
übergestülpt oder aufgesetzt werden. Es ist wichtig, dass die TänzerInnen ein komplettes
Vertrauen in die Arbeit am Stück haben, dass sie und ich ihre Stärken und Schwächen
verstehen und richtig einsetzen können. Dann kann ich sie auch auf positive Weise über
ihre eigenen Grenzen hinaus „pushen“.
5. In Deinen Stücken findet sich meist auch Gesellschaftskritik. Wie sieht dies im Falle
von „PUSH IT: Liegestütz und Wonderbra“ aus?
Mir ist es immer wichtig über den Tellerrand zu blicken und eine Reflexion darüber, was
um uns herum passiert, miteinzubeziehen. Es gibt ja die verschiedensten gesellschaftlichen
und kulturellen Strömungen und da ergibt sich natürlich auch die Frage, in welche Richtung
pusht man sich oder wird man gepusht und ist diese Richtung gut oder schlecht für einen
selbst. Es stellt sich auch die Frage, in welche Richtung orientiere ich mich in der
Gesellschaft? Auch Gruppendynamiken sind ein wichtiges Thema wie ist das z.B. wenn eine
neue Person in die peer group kommt und dafür eine andere rausgepusht wird. Und dann
darüber hinaus auch der Push in unserer Gesellschaft immer höher, immer weiter, immer
mehr. Die Suggestion du musst mehr und besser sein als nur du selbst.
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4. IMPULSE ZUR VOR- UND NACHBEREITUNG
Eine imaginäre Wand oder ein Objekt wegdrücken / von sich wegpushen
(Konzentrationsübung)

Die Personen stellen sich in einer Reihe auf.

Man stellt sich in Gedanken eine Wand oder ein großes Objekt vor.
Man versucht diese Wand in Gedanken von sich wegzudrücken oder zu schieben.
Dabei ist es wichtig sich zu konzentrieren und sich Zeit zu lassen.
Die Wand ist schwer und einige Meter dick. Man vollzieht diese Übung bis zur
gegenüberliegenden Seite des Raumes.

Eine weitere Version ist die Durchführung der gleichen Übung im Kreis mit dem
Rücken zu einander gewandt. Spürt man einen Unterschied? Es geht darum ein
Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Dinge man vielleicht vor sich herschiebt und
welche Dinge man hinter sich lässt.
Gibt es vielleicht Dinge die man vor sich herschiebt, die man gerne lösen oder
auflösen würde?
Sich gegenseitig pushen – ein Ausloten der Kräfte

Man steht zu dritt: zwei Personen einander gegenüber - die Dritte den beiden
zugewandt.

Die eine Person versucht mit seinem Körpergewicht sich gegen die anderen zwei zu
stellen und sie nach vorne zu schieben. Die beiden anderen Personen verwenden
dazu nur ihren äußeren Arm, den sie gegen die Schulter der einen Person drücken.
Man versucht sich gegenseitig Druck zu geben. Dabei ist es wichtig die Kräfte so
auszuloten, dass alle drei Personen in einer Schräge stehen können und dadurch
einen Moment der Stabilität erreichen. Teamwork ist gefragt.

Eine Variation: Eine Person ist am Boden und versucht aufzustehen. Die anderen
zwei Personen versuchen sie am Boden zu halten.
Dabei nicht nur die Hände verwenden.
Wie pushe ich eine Person ohne sie zu berühren?

Man teilt die Gruppe in zwei kleine Gruppen und stellt sie in zwei Reihen gegenüber
auf.
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
Man definiert ein Ziel für eine Gruppe, das die andere Gruppe nicht hört: z. B. man
muss versuchen die eine Gruppe in eine Ecke des Raumes zu bringen, oder alle
müssen am Boden liegen oder sitzen.

Nun geht es darum ohne Berührung und ohne Sprache, nur mit der Präsenz und der
Masse, die eine Gruppe so zu manipulieren, dass sie der anderen folgt.

Man kann dies auch erst einmal zu zweit ausprobieren.
In verschiedenen Arten jemanden von sich wegpushen

Paarübung. Eine Person läuft auf die andere Person zu. Die stehende Person
versucht die andere Person mit verschiedenen Körperteilen, nicht nur den Armen,
von sich wegzudrücken, wegzupushen.

Es geht darum eine Strategie zu entwickeln die andere Person nicht zu stoppen oder
aufzuhalten, sondern sie an einem vorbeizuführen und dabei möglichst einfallsreich
zu sein.
Wer ist der Star?

Man stellt die Gruppe in einer Reihe auf. Eine Person tritt immer einen Schritt nach
vorne und präsentiert etwas, legt eine Show hin. Alles ist erlaubt - von Singen,
Tanzen, Witze erzählen, akrobatische Tricks etc.

Die anderen versuchen den Platz nach vorne auch zu bekommen. Sie können diesen
aber nur bekommen, indem sie die Person die einen Schritt vor ihnen ist
übertrumpfen, dann dürfen sie auch in die erste Reihe.

Der Schritt nach vorne geht nur, indem sie mehr Aufmerksamkeit von den Anderen
bekommen.

Dies kann auch in mehreren Reihen durchgeführt werden.
Sich gegenseitig motivieren / sich gegenseitig pushen!

Man bildet drei Gruppen.

Eine Gruppe fängt an zu jubeln und die nächste Gruppe anzufeuern. Die nächste
Gruppe versucht dies zu steigern und wieder die nächste Gruppe mit Jubel zu
überhäufen.

Man steigert sich so weit es geht.
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
Man versucht viele positive Argumente, Jubelrufe und zustimmende Gesten zu
finden und diese unisono in der Gruppe zu choreografieren. Welche Gruppe am
besten gemeinsam Jubeln kann hat gewonnen.
Es ist sinnvoll nach diesen Übungen oder auch nach jeder Übung mit den SchülerInnen zu
reflektieren: Wie ist es ihnen bei der Übung ergangen? Wie haben sie sich dabei gefühlt?
Was war schwer, was leicht? Welche Assoziationen, Bilder oder Situationen fallen ihnen
vielleicht dazu ein?
Gruppengespräch:

Welche Assoziationen fallen den SchülerInnen zu dem Begriff „push“ ein? Welche
Bedeutungen hat dieses Wort?

Hast du in deinem Leben schon einmal einen Push von außen bekommen, von
deinem Umfeld, Eltern, FreundInnen, LehrerInnen?

Ist für dich ein Push an sich etwas Positives oder Negatives, und warum?

Hast du dich schon einmal selbst gepusht, um etwas zu erreichen?

Hast du jemanden schon einmal bewusst gepusht, wenn ja warum und was waren
deine Gründe?

Welche Konsequenzen können entstehen, wenn du dich oder andere über deine
Grenzen hinweg pushst?

Würdest du sagen, dass deine innere Stimme dich zu Dingen antreibt oder eher der
Einfluss von außen?
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