Private-Equity-Investments im Fußball Situation, Modelle

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Private-Equity-Investments im Fußball Situation, Modelle
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Private-Equity-Investments im Fußball
Situation, Modelle und Zukunftsperspektiven
der Eigenkapitalversorgung durch Finanzinvestoren
Patrick Roy
Abstract
Dieser Artikel untersucht den Trend zunehmender Private-Equity-Investitionen
im professionellen Fußball. Nach einer Analyse der Ursachen des Trends und der
typisch erweise beobachteten Umsetzungsmodelle leitet der Beitrag eine Empfehlung
ab zur branchenspezifisch optimalen Ausgestaltung von Private-Equity-Engagements. Es wird gezeigt, dass hierbei auf Investorenseite die durch Informationsasymmetrien verursachten Probleme der Prinzipal-Agenten-Beziehung gegenüber den
Fußbaliuntemehmen besondere Aufmerksamkeit verdienen. Auf Seiten der Klubs
determinieren insbesondere die "Platzierungskosten" und der Grad der Abgabe von
Bestimmungsrechten die Attraktivität einer Kapitalbeschaffung. Darauf basiert die
Kernerkenntnis der Arbeit, dass Private-Equity-Investitionen in verweltbare EinzeIrechte der Klubs wie etwa den Transferrechten an Spielern den größten gemeinsamen Nutzen ermöglichen.
Keywords: Finanzierung, Private-Equity, Profifußball, Transferrechte
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Patrick Roy
1 Einleitung
Am 12. Mai 2005 erreichte das Aktienpaket von US-Investor Malcom Glazer am
Manchester United Football Club die Marke von 75% aller Anteile. Insgesamt 1,15
Mrd. Euro war ihm die Übernahme des Traditionsklubs aus der Premier League
unter Ausschaltung signifikanter Mitbestimmungsrechte anderer Anteilseigner wert.
Glazer ist damit wesentlicher Teil der Reihe von Investoren, die mittlerweile (Stand
April 2007) bei sieben Premier-League-Klubs die bisherigen Eigentümer abgelöst
haben. Weitere prominente Vertreter dieses Trends sind z. B. die Herren Gillet und
Hicks mit ihrer Übernahme des FC Liverpool rur 715 Mio. Euro Anfang des Jahres 2007 oder Ölmagnat Roman Abramovich mit seinen Investitionen in den "FC
Chelsea FC". Auf dem europffischen Festland ist eine ffhnliche, wenn auch noch
nicht derart ausgeprägte Entwicklung von Private-Equity-lnvestitionen im Fußball
zu beobachten. Zwar begrenzt insbesondere die Deutsche Fußball-liga durch ihre
statuarischen Regelungen (die ,,50-plus-I-Regel") das Interesse an Klubinvestments
flir Private-Equity-lnvestoren, da der Mutterverein einer am Spielbetrieb teilnehmenden Lizenzfußball-Kapitalgesellschaft stets mindestens 50% plus I Anteil der
stimmberechtigten Anteile dieser Tochter-Kapitalgesellschaft halten muss. Dennoch
sind aber auch im deutschen Fußball-Markt signifikante Private-Equity-lnvestitionen getätigt worden oder künftig zu erwarten, und die Aktivitäten in weniger regulierten Fußball-Märkten Kontinentaleuropas belegen zusätzlich die Aktualität dieses
Themas. So wurde etwa der französische Ligue I-Klub Paris Saint-Germain im Jahr
2006 rur 41 Millionen Euro durch ein Private-Equity-Konsortium (Colony Capital
und Butler Capital Partners) erworben. l
Diese Geschehnisse werfen aus Sicht der sportlich Verantwortlichen wie auch der
Investoren einige zentrale Fragen auf, deren Klärung sich die vorliegende Arbeit
widmet:
I. Worauf beruht der aktuelle Trend des Engagements von Private-Equity-lnvestoren
im Fußball?
2. Welche grundsätzlichen Arten und Umsetzungsaltemativen dieser Engagements
lassen sich beobachten und konzeptionell unterscheiden?
3. Welche Faktoren und Spezifika beeinflussen die Effizienz eines Private-EquityEngagements im Fußball aus der Perspektive von Mittelgeber und Mittelempflinger?
4. Welche Instrumente verbinden die Interessen von Sport und Investor in optimaler
Weise unter Anpassung an die spezifischen Eigenschaften und Bedürfnisse des
Fußballs?
Vgl. BBC News (Hrsg.), 2006.
Private-Equity-Investlllcnls im Fußball
2
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Private-Equity im Sport- und Fußballgeschäft:
Hintergründe des Trends
Zwei Haupt-Ursachen des Trends zum verstärkten Engagement von Eigenkapitalgebern im Sport und insbesondere im Fußball können unterschieden werden: der
rasante Anstieg der vorhandenen Mittel auf Investorenseite sowie die zunehmende
Schwierigkeit der Finanzmittelbeschaffung für Klubs über klassische Finanzierungsformen.
Aus Sicht der Investoren ist der stetige Anstieg des Volumens von verfügbarem
Eigenkapital ein zentraler Faktor. So betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate aller Private-Equity-Buyouts in Deutschland von 2002 bis 2006 knapp
73%.' Mit dem Anstieg der vorhandenen liquiden Mittel verstärken sich auch die
Diversifikationsbemühungen der in diesem Markt tätigen Gesellschaften. Dabei
kommt ihnen die voranschreitende Professionalisierung des ursprünglich von ehrenamtlich geführten Vereinen betriebenen FußballspOlts entgegen. Vor allem in den
Bereichen der Rechtevermarktung und -verwertung scheinen die Finanzinvestoren
das höchste Wertsteigerungspotenzial zu vermuten.' Ein Beispiel, welches das Ertragspotenzial von Investitionen in sportspezifische Rechte allgemein aufzeigt, ist
das Investment der Private-Equity-Gesellschaft CVC Capital Paltners (CVC) in die
Sportmarketing-Firma Dorna, welche im Besitz der Vermarktungsrechte der Motorrad-Weltmeisterschaftsserie MotoGP ist. 1998 kaufte CVC den Sportvermarkter und
somit alle damit verbundenen Rechte für rund 45 Millionen Britische Pfund.4 Nach
einer Haltedauer von rund sieben Jahren vollzog CVC Anfang 2006 erfolgreich den
Exit aus dem Investment. Für 400 Millionen Britische Pfund, dem neunfachen des
ursprünglichen KaufPreises, wurde Dorna mittels Trade Sale an die Private-EquityGesellschaft Bridgepoint weiterverkauft.'
Aus der Perspektive der Fußballklubs gewinnt eine Finanzierung über Eigenkapitalinvestoren an Bedeutung, da die Finanzmittelversorgung über andere
Kanäle zunehmend schwieriger wird. Dies gilt etwa für Börsengänge: Erstens ist
die Option eines Initial Public Offerings aufgrund des im Vergleich hohen Vorbereitungsaufwands und der ebenso hohen externen Kosten (Gebühren, Prüfungs bedarf,
Prospekterstellung) wenig attraktiv. Zweitens herrscht insbesondere im deutschen
Markt durch die negativen Erfahrungen mit dem IPO von Borussia Dortmund
große Skepsis bezüglich eines solchen Schrittes. Drittens beurteilen institutionelle
5
Vgl. ErnS! & Young (Hrsg.), 2006.
Vgl. Financial Times Deutschland (Hrsg.), 2006.
Vgl. Telegraph (Hrsg.), 2006.
Vgl. Bridgepoint (Hrsg.), 2006.
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Palrick Roy
Investoren Fußballaktien aufgrund ihrer ungünstigen Risikostruktur als potenzielle
"Underperformer":6
• Unsicherheit des sportlichen Erfolges
- Starker Einfluss unkontrollierbarer, externer Faktoren
- Hohe Volatilität der Einnahmeseite
Abhängigkeit von immateriellen Assets
- Marktbewertung von Spielerkader und Markennamen schwierig
- Fehlende Deckung von Verbindlichkeiten über materielle Assets
Begrenztes Profitpotenzial
- Für Profitabilität ungeeignete Vereinsstrukturen
- Dauerhaft hohe Zinsbelastung aufgrund hohen Verschuldungsgrades
- Begrenzter Einfluss auf Kostenstruktur wegen Dominanz der Gehälter
Andererseits verteuerten sich mit der EinfUhrung der Kreditrichtlinien von Basel II
auch die Konditionen zur Aufitahme von Fremdkapital. Dabei fUhren vor allem die
Vorgaben in Bezug auf die Risikogewichtung der Eigenkapitalhinterlegung sowie die
verursachergerechte Weitergabe der Risikokosten an die Kreditnehmer entsprechend
der ermittelten Ratingnote zu einer sinkenden Bereitschaft zur Fremdkapitalvergabe
an Fußballklubs in Kombination mit einer Verteuerung der Zinskosten bei Klubs
mit unterdurchschnittlichem Rating.' Schließlich ist die Finanzierung aus eigenen
Cash-Flows als zusätzliches Element zwar weiterhin ein wichtiger Bestandteil bei
der Etatplanungjedes Fußballklubs,jedoch dürften die Potenziale dafur bereits ausgereizt sein. Des Weiteren sind die Cash-Flows nur bei einer Minderzahl der Klubs
stabil, da sie stark und unmittelbar vom sportlichen Erfolg der Mannschaft abhängig
sind. Der erste deutsche Fußballklub, der sich über die Beteiligung eines PrivateEquity-Investors Eigenkapital beschaffen konnte, war der FC Bayern München. Für
75 Millionen Euro wurde die Adidas Salomon AG im Jahre 2002 1O%iger Anteilseigner an der FC Bayern AG und damit ein langfristiger, strategischer Partner des
deutschen Vorzeigeklubs. 8
3 Formen des Investments in Fußballklubs
3.1
Grundform 1: Direktinvestitionen in individuelle Klubs
Die wichtigsten Investoren im europäischen Private-Equity-Markt (Pensionskassen,
Banken und Versicherungen) sind streng monetär motiviert. Sie investieren dabei
strikt nach finanziellen Grundsätzen und kennzahlen orientiert. Diese institutionellen
Vgl. Mohr/Roy 2004, S.20.
Vgl. Mohr/Roy 2004, S. 8.
Vgl. Fe Bayern München (Hrsg.), 2002.
Private-Equity-Investments im Fußball
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Investoren haben im Vergleich zu anderen Anlegern höhere Renditeerwartungen an
Private-Equity-Engagements und sehen vielfach in dieser Anlageklasse ein Diversifikationspotenzial innerhalb ihres Portfolios. 9 Bei den finanzwirtschaftlieh motivierten Investoren gibt es auch Private-Equity-Kapitalgeber, die nebst dem finanziellen
Engagement eine aktive Rolle in ihren Portfoliogesellschaften einnehmen, indem sie
tatkräftig Einfluss auf die strategische Entwicklung des Unternehmens nehmen." Industriekonzerne nehmen oft eine Sonderstellung unter den Kapitalgebern ein, wobei
ihre Investments als Corporate Venture Capital oder Corporate Venturing bezeichnet
werden. Industrieunternehmen investieren strategisch in Private-Equity, um Zugang
zu neuen Technologien und Märkten zu erhalten oder sehen Investments in PrivateEquity als "Corporate Development Tool".11 Solche Venture Capital Transaktionen
sind insbesondere dann sinnvoll, wenn der Einstieg in unreife und unsichere Märkte
erwogen wird, über die geringes Wissen vorhanden ist. Industrieunternehmen können sich hier aktiv über eine eigens dafür geschaffene und mit Kapital ausgestattete
Einheit direkt an einzelnen Start-ups beteiligen oder passiver in sorgtliltig ausgewählte bestehende Fonds investieren.
Schlussendlich gibt es neben den genannten, unmittelbar monetär auch zahlreiche
anders motivierte Direktbeteiligungen im Private-Equity-Markt. Dabei sind Engagements von sehr vermögenden privaten Investoren (Ultra High Networth Individuals) im europäischen Fußball von besonderer Relevanz. Nahezu alle spanischen
und italienischen wie auch einige englische und französische Klubs sind in der Hand
von privaten Investoren oder deren Unternehmen. Die meisten dieser Investments
basieren jedoch kaum auffinanziellen Motiven, vielmehr werden viele dieser Beteiligungen aus Gründen persönlicher Nutzenmaximierung getätigt.
3.2
Grundform 2: Investition in verwertbare Rechte eines Klubs
Eine zweite zentrale Form von Private-Equity-Investitionen im Fußball sind die auf
die Verwertung von Einzelrechten gerichteten Engagements. In diesem Sektor sind
insbesondere internationale Medienkonglomerate tätig, die durch die Akquisition
von Vermarktungsrechten versuchen, über ihre bestehenden Kanäle und Geschäftseinheiten neue Zielgruppen zu erschließen und dabei sowohl Verbund- wie auch
Größenvorteile zu erzielen. Ein zielgerichtetes Direktinvestment in Einzelrechte reduziert zudem die Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg ftir den Investmenterfolg
und reduziert den Liquiditätsbedarf. Ferner lässt sich bei betrieblicher oder strategischer Notwendigkeit eine Exitoption schneller und zuverlässiger vornehmen.
9
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Vgl. Fenn! Liangl Prowse, 1997, S. 8.
Vgl. POmpin/ Amann/ Anki et al. 2005, S.15.
VgL Bader, 1996, S. 113.
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Patrick Roy
4 Bewertung der Investmentformen aus Sicht des Sports
und der Investoren
4.1
Bewertung aus Sicht eines Fußballklubs
Aus Perspektive des einzelnen Klubs sind insbesondere folgende Kriterien von
übergeordnetem Interesse und damit ein Maßstab ftir die Effizienz des jeweiligen
Finanzierungsinstrument: Mittelzufluss, Platzierungskosten, Professionalisierungseffekte und die Aufgabe von Bestimmungsrechten. Ein ideales Finanzierungsinstrument müsste demnach einen möglichst hohen Mittelzufluss bei geringen Platzierungskosten bieten, möglichst starke Professionalisierungseffekte aufweisen und
dabei aber auf die demokratischen Basisstrukturen des Vereins ausgerichtet sein,
um eine möglichst positive Wirkung entfalten zu können. Abbildung I illustiert die
Bewertung der möglichen Private-Equity-Investments im Überblick. Es zeigt sich,
dass die Investition in Einzelrechte dem Klub zwar weniger Mittelzufluss verspricht,
aufgrund der sonstigen Auswirkungen wie vor allem der Nichtaufgabe von Bestimmungsrechten im Regelfall aber die attraktivere Form der Kapitalbeschaffung darstellen wird.
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Abhängigkeit und
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Struk1uren
Abbildung I: Bewertung von Private-Equity-Finanzierungsmöglichkeiten allS Perspektive
des Mittelempflingers
Quelle: eigene Darstellung.
Private~Equity~lnvestll1ents
4.2
im Fußball
147
Bewertung aus Sicht der Investoren
Aus Sicht der Investoren spielen neben der eigentlichen Renditeerwartung vor allem
die gegenüber anderen Märkten der Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung ausgeprägten Marktunvollkommenheiten eine zentrale Rolle. Dabei manifestieren sich die
Unvollkommenheiten einerseits durch hohe Transaktionskosten Gede Beteiligung
basiert auf einem individuellen Vertrag) und andererseits durch die hohe Illiquidität der Ansprüche (Fehlen eines organisielten Sekundärmarktes).12 Darüber hinaus
verursacht die Intransparenz des Marktes hohe Informationsasymmetrien zwischen
den Marktteilnehmern und fUhrt im Endeffekt zu der folgenden Prinzipal-AgentenSituation.
Bevor eine Beteiligung im Fußballgeschäft eingegangen wird, kommt die Problematik der "Adverse Selection" zum Tragen. 1J Übertragen auf den Private-EquityMarkt besteht das Problem darin, dass der Investor bei asymmetrischer Information
nicht zwischen guten und schlechten Investments unterscheiden kann, wobei im
Gegenzug das Management der kapitalsuchenden Unternehmung das Potenzial ihres
Unternehmens genau kennt. Dies fUhrt dazu, dass die Marktpreise fUr alle Beteiligungsprojekte einer durchschnittlichen Investmentqualität entsprechen. Chancenreiche Unternehmen erzielen mittels einer Private-Equity-Beteiligung folglich eine zu
niedrige Rendite, während Unternehmen mit ungenügenden Erfolgsaussichten eine
zu hohe Rendite erzielen. Diese Fehlallokation kann dazu fUhren, dass die riskanten
die attraktiven Investmenttnöglichkeiten verdrängen, was im Extrem zu einem kompletten Marktversagen fuhren kann.
Nebst der Qualitätsunsicherheit im Vorfeld eines Investments kann es zu einer
weiteren asymmetrischen Informationsverteilung zwischen den Marktteilnehmern
kommen. Beim zweiten Typ, dem so genannten "Moral Hazard", stehen die Entscheidungen oder Handlungsweisen des Managements, die nicht im Interesse der
Investoren sind, im Zentrum. 14 Selbst nach einem Vertragsabschluss fUhrt "Moral
Hazard" dazu, dass der Investor keine vollständige Information über die Qualität der
Leistung des Managements verfUgt. Dies kann dazu fUhren, dass das Management
die vom Investor erwartete Gegenleistung nicht erbringt oder sich dem Wert der
Beteiligung abträglich verhält, ohne dass dies bemerkt wird. Hauptansatzpunkt zur
Bewältigung von asymmetrischer Information bieten die vertraglichen Regelungen
zwischen Investor und Unternehmung. Eine wirkungsvolle Ausgestaltung setzt dabei voraus, dass nicht nur abweichendes Verhalten negative Konsequenzen auslöst,
sondern auch positiveAnreize fur eine zielkonforme Verhaltensweise gesetzt werden,
12 Vgl. Bader, 1996, S.19.
13Vgl. Kraft, 2001, S.8.
I~ Vgl. Grunbichler, Graf, Gruber, 2001, S. 31.
Patrick Roy
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um somit die Interessenwahrnehmung der Investoren durch das Eigeninteresse des
Managements sicherzustellen.
Dem Private-Equity-Investor offenbart sich also ein Optimierungsproblem, welches
darin besteht, dass er diejenige Investitionsvariante wählen muss, die auf der einen
Seite seinem eigentlichen Ziel dient und auf der anderen Seite dennoch die Folgen
der asymmetrischen Information soweit wie möglich minimiert.
4.3
Zusammenführung der beiden Perspektiven
Bezogen auf die Bedürfnisse und Spezifika der Fußballbranche gilt es somit, eine
fllr beide Parteien effiziente Form der Eigenkapitalfinanzierung gemäß den zuvor
dargelegten Kriterien zu ermöglichen. Eine solche Lösung findet sich vor allem im
Bereich der Investition in spezifische Rechte. Da die einem Fußballunternehmen
inhärenten Rechte trotz ihres meist immateriellen Charakters im Allgemeinen durch
Branchenexperten zuverlässig bewertet werden können und ihre Entwicklung durch
eben diese auch beobachtbar ist, reduzieren sich die aufgrund der asymmetrischen
Information anstehenden Transaktionskosten. Des Weiteren lassen sich Rechte sowohl fllr rein finanzwirtschaftliehe Ziele, als auch im Rahmen langfristiger strategischer Partnerschaften nutzen. Für den Klub selbst ist eine Liquidierung seiner
zukünftigen Einnahmen bei den verwertbaren Rechten von großem Nutzen, da er
im Zuge dieses Vorgehens stark von der Professionalität und dem Know-how der
Investoren profitiert und eine Möglichkeit erhält, seine stillen Reserven zu realisieren. Dies erweitert sowohl den finanziellen als auch den sportlichen Handlungsspielraum der Klubfllhrung, indem die Planungssicherheit erhöht wird. Beispielsweise ermöglicht eine solche Finanzierung die Reduktion der Kaderfluktuation und
dadurch ceteris paribus eine Erhöhung der sportlichen Konstanz. Weiter bleiben die
Bestimmungsrechte größtenteils bei der Klubexekutive haften und verhindern so
eine Diffusion der zentralen Werte der Mitgliederbasis. Dies ist umso bedeutender,
da ein Fußballklub stets ein mit starken Emotionen verbundenes Unternehmen darstellt. Die Anspruchsgruppen sind dabei äußerst heterogen zusammengesetzt und
üben einen beachtlichen Einfluss auf die öffentliche Meinung über den Klub aus,
weshalb die Reaktion dieser Stakeholder stets beachtet werden sollte. Eine zu ausgeprägte Abgabe der Bestimmungsrechte könnte gewisse Kundengruppen schließlich
zur Abkehr vom Klub bewegen, da die Akzeptanz fllr derartige Transaktionen und
Finanzierungen generell eher gering zu sein scheint. Damit würde auch finanziell
Schaden angerichtet.
Private~Equity~Investments
im Fußball
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5 Transferrechtefonds als Lösungsansatz
Eine innovative Ausprägung des im vorhergehenden Abschnitt entwickelten Ideals
zeigt sich in den vermehrt beachteten Transferrechtefonds. Insbesondere die portugiesische Finanzgruppe Orey leistete dabei erfolgreiche Pionierarbeit und platzierte
drei offene Fonds rur die Vereine Sporting Lissabon, FC Porto und Boavista Porto.
Mit dem Erwerb und der kommerziellen Verwertung von Beteiligungen an den
Transferrechten ausgesuchter Spieler dieser Klubs erzielte die Finanzgruppe Erträge
von 16 Mio. Euro und einen Total Return von 21%, (SpOlting Lissabon) bzw. 34%
(FC POltO). Lediglich der kleinste Fonds (Boavista Porto) konnte den Erwartungen nicht gerecht werden (Stand: September 2005). Als Underlying dienen solchen
Fonds die erwarteten Transfererlöse der Portfoliospieler. Die entsprechenden Rechte
werden nach einem von Experten auf Basis detailliert ausgearbeiteter Prüfinodelle
durchgeflihrten Screening anteilig durch den Fonds übernommen. In dieser der Investition vorgelagerten Analyse wird insbesondere auch die Gesamtmarktentwicklung rur Spielertransfers bewertet, da sie, neben der individuellen Entwicklungjedes
Portfolioelements, die eigentliche wertsteigemde Komponente bedeutet. Um diesen
Zusammenhang darzustellen, werden an dieser Stelle beispielhaft die Gegebenheiten
flir Transferrechte in der deutschen Bundesliga analysiert.
Bei genauer Betrachtung der Transferaktivität während der Saison 2004/2005 lässt
sich im Rahmen einer Expertenschätzung ermitteln, dass dem durchschnittlichen
Buchwert der Spieler eines Bundesligisten in Höhe von 8,9 Mio. Euro ein Marktwert von 64,7 Mio. Euro gegenüber steht (bei einem sonstigen Anlagevermögen von
36,7 Mio. Euro). Dies entspricht prinzipiell einer stillen Reserve von mehr als 600%
und macht das Spielervermögen zum werthaltigsten Asset in der Bilanz eines Klubs.
Zudem werden diese bislang weitgehend illiquiden Vermögenswerte von ihren Eigentilmern kaum zur Außenfinanzierung genutzt. In dieser Tatsache und dem damit
verbundenen Ertragspotenzialliegtdas hohe Interesse von Private-Equity-Investoren
an den Transferrechten begründet. Damit jedoch die bereits erläuterten Probleme der
Prinzipal-Agenten-Beziehung minimiert werden können, müssen die Verhältnisse
und Entscheidungsbefugnisse zwischen Klub und Fonds detailliert geregelt werden.
Dabei stehen insbesondere die Grundsätze zum Erwerb und Verkauf der Transfererlösbeteiligungen durch den Fonds beim Partnerklub im Zentrum.
Patrick Roy
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Partnerklub
Eigenlilmerin I
Erwerberin von
Transferrechten
....---!
Anteil an
Anteil an
Ablöse- OTransferrechten
summen
AnJI an
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Ablösesumme -
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Andere Klubs
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Transferrechten
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0
Kapital
Private und
institutionelle
Investoren
Fondsgesellschafler
I
0
Anteile
--i>
Struktur
--(>
Cash Flows
Abbildung 2: JVirkungszZ/sammenhänge eines Transferrechtefonds
Quelle: eigene Darstellung.
Abbildung 2 verdeutlicht diesen Zusammenhang am Beispiel einer möglichen vertraglichen Regelung der wichtigsten Bereiche zwischen Klub und Investoren.
Transferrechtefonds als Private-Equity-Aktivität im Einzelrechtebereich bieten somit vor allem in Deutschland einen viel versprechenden Lösungsansatz flir den
in Kapitel 4 skizzierten Optimierungsbedarf. Während sie dem renditeorientierten Investor ein attraktives Chancen-Risiken-Profil, sowie eine vom restlichen
Finanzmarkt weitgehend unbeeinflusste Diversifikationsmöglichkeit eröffnen, ermöglichen sie dem Fußballklub die Verwertung von in sonst illiquiden Rechten
gebundenem Kapital und überlassen ihm dennoch ein maximales Maß an Bestimmungsrechten.
6
Zusammenfassung und gestalterische Empfehlung
Die vorangegangene Analyse hat gezeigt, dass sich in den letzten Jahren ein Trend
zum verstärkten Eintritt von Private-Equity-Investoren in den Sport im Allgemeinen
und den Fußball im Speziellen beobachten lässt. Die erfolgreiche Detailgestaltung
eines Private-Equity-Engagements im Fußball hängt dabei von drei entscheidenden
Kernpunkten ab:
Private~Equity-IIlvestmenls
im Fußball
151
I. Durch aktives Monitoring müssen die Eigenschaften des Fußballs, wie die Kohärenz von sportlichem und ökonomischem Erfolg oder die kurzfristige Orientierung des Managements an der laufenden Saison, fllr Finanzinvestoren beobachtbar und kontrollierbar gemacht werden. Durch direkte Eingriffsmöglichkeiten in
allen Geschäftsbereichen muss die Wahrung der Investoreninteressen garantielt
und dadurch die Prinzipal-Agenten-Problematik reduziert werden können.
2. Durch die Kombination verschiedener Exitkanäle sind die fußballspezifischen
Risiken (Illiquidität, Abhängigkeit vom Ligaprodukt, geringe Prognostizierbarkeit) gegenüber dem Investor abzugelten oder in gewissem Maße zu mindern.
Dies ist durch die Sicherung zukünftiger Rechte oder spezielle Finanzierungskonstrukte (Mezzanine Finanzierung) am effizientesten zu erreichen.
3. Ein maßgeschneiderter Finanzierungsvertrag muss die Rollen, Rechte und Pflichten aller beteiligten Parteien detailliert regeln, so dass von der Mitwirkung in den
verschiedenen Kontrollgremien bis zum umfassenden Beteiligungscontrolling
alle Kompetenzfragen effizient gelöst werden können.
Aufgrund der Eignung fllr Klubs wie auch Investoren dürfte in naher Zukunft
mehrlleitlich auf die Akquisition und Verwertung von bestehenden Rechten zurückgegriffen werden. Dabei bilden Investitionen in Transferrechte wegen des erwarteten
Potenzials, der effizienten Abwicklungsmöglichkeit und des attraktiven ChancenRisiken-Profils eine besonders attraktive Form. Sie bietet beiden Seiten, PrivateEquity-Investor und Klub, die Wahrung der zentralen Interessen und darüber hinaus
größtmögliche Investitionssicherheit durch individuell festlegbare Absicherungs-
mechanismen.
7 Literatur
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152
Patrick Roy
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