Erfahrungsbericht Erasmus Verona WS 2012/13 Stadt Verona

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Erfahrungsbericht Erasmus Verona WS 2012/13 Stadt Verona
Erfahrungsbericht Erasmus Verona WS 2012/13
Stadt Verona
Verona ist die Hauptstadt der norditalienischen Region Veneto und befindet etwa in der Mitte
zwischen dem Gardasee und Venedig.
Bekannt ist Verona vor allem für die Arena di Verona, die malerischen Brückenlandschaft und Romeo
e Giulietta.
Wie überall in Italien sprechen die meisten Italiener auch hier nur mäßig Englisch. Es empfiehlt sich
daher sich auch sprachlich auf den Aufenthalt vorzubereiten. Allerdings sind auch die
Erasmusstudenten ohne Italienischkenntnise gut durch den Alltag gekommen.
Das Klima ist generell milder als in München und bis ca. Ende Oktober noch sommerlich warm.
Danach kühlt es aber auch bis ca. Mitte Februar deutlich ab.
Von Verona aus kann man sehr gut ganz Norditalien bereisen. Mailand, Florenz, Venedig und Bologna
sind mit dem Zug innerhalb von einer Stunde zu erreichen und mit Tickets für Hin- und Rückfahrt von
ca. 14 – 20 Euro auch deutlich günstiger als vergleichbare Routen in Deutschland. Allerdings
empfiehlt sich auch hier rechtzeitiges Buchen.
In den Sommermonaten sind zum Baden der
Gardasee oder die Adria nicht weit entfernt.
Weiterhin sind auch Flüge ins internationale Ausland von Flughäfen wie Mailand, Bergamo, Treviso
und Verona aus sehr günstig. So kann man sich mit einem Flugticket für ca. 50 Euro oder weniger ins
europäische Ausland fliegen(z.B. Paris, London, Malta, Berlin), was auch einige Erasmusstudenten
getan haben.
Vorbereitung
Um einen Auslandsaufenthalt im Rahmen des Erasmusprogramms zu absolvieren wird von der
Hochschule München erwartet, dass man
im zweiten Studiensemester einen ausländischen
Studenten in München betreut („Buddyprogramm“). Daher sollte man sich bis dahin schon Gedanken
gemacht haben, ob für einen selbst ein Auslandsaufenthalt in Frage kommt.
Im dritten Studiensemester veranstaltet das International Office am Campus Pasing eine
Infoveranstaltung, an welcher Teilnahmepflicht besteht, sofern man am Erasmusprogramm
teilnehmen möchte. Im Anschluss an diese Veranstaltung reicht man die Bewerbung für die
gewünschten Partneruniversitäten in Deutsch und auf der Landessprache- bzw. Englisch ein.
Nach ca. einer Woche erhält man vom International Office die Nachricht, für welche
Partneruniversität man ausgewählt worden ist. Daraufhin beginnt das Bewerbungsprozedere an der
Partneruniversität.
Von der Universität Verona habe ich die erste Mail bzgl. Nominierung, Einladung zur Introduction
Week, Möglichkeiten zum Wohnen etc. im Frühjahr erhalten. Falls man weitere Fragen hat bzw.
diverse Dokumente benötigt, ist das dort ansässige International Office in der Regel sehr hilfsbereit
und antwortet in der Regel schnell auf Mails.
Wer noch keine Kenntnisse in Italienisch hat kann vor Semesterbeginn beim Sprachzentrum der
Universität einen Italienischkurs für Anfänger belegen. Viele Erasmusstudenten haben auch in der
Sommerferien Sprachkurse in Siena oder Perugia absolviert, die wohl auch ganz gut gewesen sein
sollen.
Anreise
Verona ist von München aus gut mit dem Zug oder dem Auto erreichbar. Die Kosten sind durch
Mautgebühren etc. etwa gleich
Introduction Week und Wohnungssuche
Zu Beginn eines jeden Studiensemesters führt die Universität Verona für alle Austauschstudenten
eine Introduction Week durch, die bei mir Mitte September eine Woche vor Vorlesungsbeginn
begonnen hat.
Am Beginn der Introduction Week erhält man das Certificate of Arrival, den Studentenausausweis
und einige Infobroschüren über Verona und die Universität.
Außerdem wird einem der Codici Fiscale ausgehändigt (die italienische Steuernummer). Den Codici
Fiscale benötigt man z.B. zum Kauf einer Prepaid Handykarte, für den Mietvertrag oder sogar die
Mensakarte. Allerdings kann man sich den Codici Fiscale auch im Internet in wenigen Sekunden
generieren lassen, wenn man ihn schon zuvor benötigt.
Man kann sich alle diese Dokumente selbstverständlich auch später im International Office abholen.
Meiner Meinung nach sollte man aber unbedingt versuchen an der Introduction Week teilzunehmen,
da man schnell anderen Erasmus Studenten kennenlernt und Anschluss findet. Weiterhin wurden im
Rahmen der Introduction Week eine Stadtbesichtigung, zwei Barabende und ein Clubbesuch
außerhalb Veronas angeboten.
Die Wohnsituation in Verona ist bei weitem nicht so angespannt wie z.B. in München. Man kann sich
entweder für einen Platz im Studentenwohnheim bewerben oder sich um eine private Unterkunft
bemühen. Bei dem Wohnen in einem Studentenwohnheim sollte einem aber klar sein, dass es sich
hier meist um eher kleine Doppelzimmer handelt. Hier teilt man sich das Bad mit seinem
Zimmerbewohner und die Küche mit dem Rest des Stockwerks. Die Kosten belaufen sich auf ca. 180
Euro monatlich und man wird rechtzeitig per Email über das Bewerbungsprozedere für einen
Wohnheimplatz informiert.
Wer lieber ein Einzelzimmer haben möchte kann sich auf dem privaten Wohnungsmarkt umschauen.
So habe ich dann auch mein Apartment gefunden. Die meisten Studenten haben ihr Einzelzimmer
(ca. 300 Euro inkl. NK) über die International Students Union (ISU) erhalten, die Kontakte mit
Vermietern pflegen. Ein Facebookprofil wird hier vorausgesetzt, da der Informationsaustausch hier
über folgende Gruppe läuft: https://www.facebook.com/#!/groups/349057891837538/?fref=ts .
Allerdings kann man, wenn man dann in Verona ist selbstverständlich auch persönlich bei der ISU in
der Via Campofiore erscheinen und sich erkundigen. Die ISU organisiert zu Anfang des Semesters
außerdem gemeinsame Wohnungsbesichtigungen für die Erasmusstudenten.
Das bekannteste Internetportal Italiens zur Wohnungssuche ist sicherlich www.Easystanza.it. Dies
entspricht dem deutschen WG-gesucht.de
Weiterhin unterhält die Universität Verona eine Partnerschaft zur privaten „Residenza Viale
Venezia“, bei welcher auch einige Studenten entweder in Einzelzimmer oder Doppelzimmern
untergekommen sind (Preise ab 300 Euro). Wer erst für vor Ort suchen möchte kann sich kurzfristig
einer Jugendherberge für ca. 20 Euro pro Nacht einquartieren. Hierbei kann ich das SleepEasy Hostel
Verona empfehlen. In der anderen, bekannteren Jugendherberge „Ostello Verona“ gilt es zu
beachten, dass sie schlechter liegt und Ausschlusszeiten von 9 – 17 vorhanden sind und man bis
Mitternacht zurück sein muss.
Da es in den Wintermonaten in Verona durchaus kalt werden kann, sollte man immer auch die
Heizmöglichkeiten- und Kosten beachten.
Ich würde zu einer Wohnung in der Nähe der Universität (Veronetta) raten (davon gibt es auch
genug), da hier die meisten Erasmusstudenten wohnen und auch die nächtlichen Aktivitäten
stattfinden.
Kursangebote
Von der Fakultät Economia werden neben den auf Italienisch abgehaltenen Vorlesungen auch Kurse
auf Englisch angeboten, welche Teil eines Masterstudiengangs sind.
Über das Kursangebot kann man sich schon vorab auf der Internetseite der Universität informieren
und anhand dessen sein Learning Agreement erstellen.
Generell haben die Kurse in Verona mehr ECTS (6 – 9) als in München und man hat für jede Prüfung 3
„Appelli“ d.h. es gibt drei Prüfungstermine. Pro Semester kann man eine Prüfung bis zu dreimal
antreten.
Ich persönlich habe zwei englischsprachige Kurse gewählt (Risk Managment und International
Business). Die Vorlesungen dauern ca. 2h und gestalten sich sehr „zäh“. Frontalunterricht geht vor
Interaktivität, Studenten kommen nur sehr selten zu Wort. Zumindest wurden im e-Learning Portal
Folien zu Verfügung gestellt, mit denen man sich auf die Prüfungen vorbereiten kann. Die Prüfungen
waren nicht einfach und der Lernaufwand darf aufgrund der Masse und dem Lernen in einer anderen
Sprache nicht unterschätzt werden. Durchfallquoten von ca. 60 % sind hier keine Seltenheit gewesen.
Dennoch wurden diese beiden Kurse am Ende von nahezu allen Erasmusstudenten bestanden.
Stark abraten würde ich von den mathematiklastigen Vorlesungen (z.B. Macroeconomics, Applied
Industrial Economics, Mathematical Models). Ich hatte an der Hochschule München keine
Schwierigkeiten die Mathe- und Statistikprüfungen abzulegen, aber das hier ist nochmal eine ganz
andere Liga. Sehr theoretische Vorlesungen in denen es größtenteils um Beweise und Herleiten geht,
keine Beispiele, kein Skript, nur kurze Erklärungen, die ein hohes Maß an Grundwissen voraussetzen,
welches sich die italienischen Studenten in vorangegangen Kursen angeeignet haben. Demzufolge
gab es hier unter den Erasmusstudenten sehr hohe Durchfallquoten.
Zu Beginn des Semesters wird man zwar auf eine Anwesenheitspflicht der Vorlesungen hingewiesen
(85% um die Prüfung antreten zu dürfen). Am Ende wurde diese aber nicht überprüft.
Weiterhin werden vom Sprachzentrum der Universität (Centro Linguistica di Ateneo (CLA))
Sprachkurse in verschiedenen Sprachen angeboten, für welche man neben einem Sprachzertifikat am
Ende auch Credits (meistens 4) erhält. Diese kann ich sehr empfehlen. Der Italienischkurs wurde bei
mir auch als AW Fach angerechnet.
Neben einem Italienischkurs darf man kostenlos auch eine weitere Sprache belegen.
Zu Beginn des Semesters findet ein Einstufungstest für Italienisch statt, der eine Empfehlung für ein
bestimmtes Niveau abgibt.
Universität
Die Universität und die Fakultät für Wirtschaft sind unweit des Zentrums gelegen. Die Nutzung des
dortigen WLANs ist sehr unkompliziert und funktioniert ohne dem Download eines VPN Clients o.ä. .
Die Mensa ist sehr gut. Man kann sich entweder ein Menü aus Vorspeise, zwei Hauptspeisen, Dessert
und zwei Getränken für 4 Euro zusammenstellen oder sich eine sehr gute Holzofenpizza mit zwei
Getränken für 4 Euro bestellen. Die Mensa ist von Montag bis Sonntag , Mittags und abends
geöffnet. Ich habe Leute getroffen, die sich nur von der Mensa ernährt haben.
Weiterhin kommen häufig prominente Gastdozenten in die Universität wie z.B. der
Vorstandsvorsitzende der Unicredit Bank oder der damalige italienische Ministerpräsident Mario
Monti.
Außeruniversitäres Angebot
Die Studenten vom Erasmus Büro organisieren für die Erasmusstudenten regelmäßig Ausflüge (z.B.
Rom, Toskana, Trento). Besonders zu empfehlen waren zu Beginn des Semesters die Ausflüge zum
Weinfest nach Bardolino und in den Vergnügungspark „Gardaland“.
Um in Verona abends zu einem Club zu kommen benötig man in der Regel ein Auto, da sich diese
nicht im Zentrum befinden und es in der Nacht keine Buse fahren. Allerdings organsiert das Erasmus
Büro auch hier ca. einmal im Monat einen Bus, der die Erasmusstudenten zum Club und wieder
zurück bringt.
Ansonsten gibt es in unmittelbarer Nähe zur Universität zwei oder drei Bars in denen man auch unter
der Woche ganz gut feiern gehen kann.
Die besten Restaurants der Stadt sind meiner Meinung nach das „Ristorante Ponte Navi“ direkt an
der Ponte Navi und das Restaurant „Bella Napoli“ im Zentrum, in welchem man z.B. zu zweit einen
halben Meter Pizza bestellen kann.
Kosten
Die Lebenshaltungskosten in Verona entsprechen in etwa denen in München, das Wohnen ist etwas
günstiger. Gute italienische Lebensmittel kosten hier aber natürlich weniger als in München und die
Mensa bietet wie oben beschrieben ein sehr gutes Essensangebot.
Die Reisekosten sind günstiger als in Deutschland (Zug). Eine italienische Sim- Karte ist ein Muss, falls
man mit den anderen Leuten in Kontakt bleiben will. Der Telefonanbieter „Wind“ hat hier ein sehr
gutes Angebot für Erasmusstudenten. Für nur 9 Euro hat man 150 Freiminuten und SMS und, soweit
ich mich erinnern kann, ein 2 GB Datenflatrate.
Die Bücher für die Universität, sollte man eines benötigen, sind in Italien sehr teuer (ein Professor
empfahl uns ein Buch für 160 Euro!). Viele Studenten verkaufen ihre alten Bücher oder laden sie sich
aus dem Internet herunter. Außerdem sollte man abwägen, ob man die Bücher wirklich benötigt. Das
Buch für 160 Euro war am Ende nicht nötig, um die Prüfung zu bestehen, da das Vorlesungsskript
sehr ausführlich war.
Zum Einkaufen empfehle ich den Discounter „Inn´s“ in der Nähe der Universität, der sehr günstig ist.
In der Nähe der Arena gibt es außerdem einen schönen EuroSpar, der über ein breiteres Sortiment
verfügt.
Alles in allem würde ich von monatlichen Kosten in Höhe von ca. 600 - 700 Euro inkl.
Freizeitvergnügen, Ausflügen etc. ausgehen. Mein Erasmusstipendium hat sich auf ca. 180 Euro
belaufen, daher sollte man vor dem Austausch von etwas Geld zur Seite gelegt haben. Wer in Verona
neben dem Studium arbeiten möchte, sollte sich klar sein, dass die klassischen Studentenjobs in
Italien sind sehr schlecht bezahlt sind (ca. 3 – 4 Euro fürs Kellnern pro Stunde).
Fazit
Der Auslandsaufenthalt in Verona hat mir sehr gut gefallen! Man muss sich im Klaren sein, dass in
Italien die Organisation nicht so ist wie in Deutschland und teilweise auch andere Standards in
Wohnung, Universität etc. herrschen. Dafür sind die Leute innerhalb und außerhalb der Universität
immer sehr hilfsbereit und vieles funktioniert unkomplizierter als in Deutschland.
Akademisch hat mir der Aufenthalt in Verona nur bedingt weitergeholfen. In der Regel sollte man
von einer anschließenden Überschreitung der Regelstudiendauer ausgehen, da es nicht möglich ist 5
– 6 Kurse zu finden, die in München angerechnet werden. Meiner Meinung ist es dies aber Wert,
aufgrund der vielen tollen Erfahrungen und der vielen neuen Leute, die man kennenlernt. Es war in
jedem Fall eine unvergessliche Zeit, die ich sehr vermissen werde!

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