Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht Name: B a s t i a n P e c h l e r Studiengang und -fach: informationsorientierte Betriebswirtschaftslehre Austauschjahr: WS 2015/2016 Gastuniversität: Universidade de Coimbra Stadt: Coimbra Land: Portugal Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Ende August 2015 auf die Reise nach Portugal, um mein Auslandssemester in Coimbra zu beginnen. Ich flog also vom recht beschaubaren Flughafen in Memmingen nach Porto, was noch circa eine Stunde Zugfahrt von Coimbra entfernt ist. In Porto angekommen checkte ich erst einmal in eine Unterkunft ein, die ich bereits von Deutschland aus übers Internet gebucht hatte, da mein Flugzeug erst nachts landete wodurch ich keine Möglichkeit hatte, noch am selben Tag nach Coimbra zu kommen. Am nächsten Morgen packte ich dann meine Sachen zusammen und machte mich auf zum Bahnhof, von wo ich dann einen Zug zu meinem endgültigen Zielort nahm. Die Züge von Porto nach Coimbra kosten um die 10 – 15 €, wenn man unter 25 ist bekommt man noch 25% Rabatt auf den Preis, wenn man seinen Ausweis vorlegt. Englischkenntnisse sind bei den meisten Mitarbeitern im Bahnhof vorhanden und sie geben auch meistens freundlich Auskunft, wenn man Fragen hat. Angekommen ging ich dann zu Fuß in ein Hostel, das ich auch schon in Deutschland gebucht hatte. Ich würde empfehlen zuerst in ein Hostel zu gehen und erst vor Ort nach einer Wohnung zu suchen, da man dann zum einen seine potentiellen zukünftigen Mitbewohner schon einmal vorher kennenlernen kann und zum anderen auch ein besseres Bild über die Situation der neuen Wohnung bekommt, da es viele schöne, jedoch aber auch ein paar heruntergekommene Häuser gab. Auch gab es ganz unterschiedliche Arten von Mitbewohnern, von Erasmus-Studenten über portugiesische Studenten bis hin zu portugiesischen Mitbewohnern jeglichen Alters. In den ersten paar Tagen traf ich hauptsächlich auf Touristen und ältere Portugiesen, da die meisten Studenten noch nicht in der Stadt waren, und so erkundete ich die Stadt auf eigene Faust und machte mich bekannt mit der Gegend und wichtigen oder auch schönen Orten der Stadt. Um eine geeignete Wohnung zu finden, hatte ich ein paar Treffen mit Vermietern über Facebook organisiert und bin auch mit ein paar anderen Erasmus Studenten durch die Stadt gelaufen, da man auch überall in der Stadt Aushänge finden kann, in denen die Kontaktdaten von Vermietern stehen. Letztendlich fand ich jedoch meine neue Bleibe, indem ich ein paar meiner zukünftigen Mitbewohner vor einem Hostel traf, als diese in ihr neues Haus zogen und ging so mit ihnen zusammen dort hin, um es mir anzusehen. Das Haus machte einen guten Eindruck auf mich und auch die anderen Bewohner und so zog ich schon am nächsten Tag dort ein, obwohl ein paar Renovierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen waren. Das „Blue House“ oder auch „Casa Azul“ liegt recht zentral, das heißt es war nicht sehr weit vom Praça da Republica und vom älteren Teil der Universität entfernt, jedoch ungefähr 25 min zu Fuß von meiner Fakultät, der FEUC. Diese konnte man zwar auch mit Bussen erreichen, durch die relativ undurchschaubaren Fahrpläne und die doch erträglichen Fußwege habe ich diese jedoch nicht häufig in Anspruch genommen. Eine viertel Stunde Fußmarsch entfernt gibt es einen größeren Supermarkt, kleinere Kioske, mit grundlegenden Lebensmitteln, Wein und Bier im Angebot, waren noch schneller erreichbar und hatten auch längere Öffnungszeiten. Selbst sonntags ist es kein Problem in Coimbra einkaufen zu gehen, da die Läden die ganze Woche über geöffnet sind. Die Preise im Supermarkt sind vergleichbar mit denen in Deutschland, jedoch zahlt man für einige Artikel wie Shampoo oder andere Hygieneartikel auch manchmal mehr als hier. Das Personal in den Läden spricht häufig kein Englisch, wodurch man sich zumindest ein Grundvokabular in Portugiesisch aneignen sollte, was auch relativ einfach und schnell funktionieren sollte. Als Vegetarier hat man in Portugal eine deutlich geringere Auswahl an Produkten als in Deutschland, sowohl in Restaurants, in denen meistens das einzige vegetarische Gericht ein Omelett mit Käse oder Pilzen ist, als auch in Supermärkten, in denen es kaum Fleischersatzprodukte gibt. In allen Mensen in denen ich jedoch war, gab es immer mindestens ein vegetarisches Gericht. Das Essen in der Mensa ist wirklich preiswert, und man wird auch von der Portionsgröße gut satt, das Essen ist jedoch relativ ungewürzt und gerade die fleischlosen Gerichte sind geschmackstechnisch eher gewöhnungsbedürftig. Die anderen Gerichte dort sind laut Kritiken von Freunden von mir recht unterschiedlich. Gerade Fischgerichte seien trotz dem relativ hohen Grätenanteil lecker, andere Speisen seien teilweise grenzwertig. Als Beilagen zu so gut wie jedem Essen bekommt man Reis und außerdem Pommes, die in der Regel ungesalzen sind, und meistens auch noch ein wenig Salat. Bäckereien wie in Deutschland gibt es dort nicht, Brot sollte man im Supermarkt kaufen, denn in den Pastelerias kann man hauptsächlich süßes Gebäck, Snacks und oft auch Kaffee kaufen. Unter Kaffee verstehen die Portugiesen das, was wir hier Espresso nennen würden. In der Regel zahlt man für einen solchen 60 Cent, weshalb ich mich häufig mit Freunden getroffen habe um einen Kaffee zu trinken. Die Universität bietet einige Kurse auf Englisch an, das Problem war nur, das viele von diesen Kursen zum gleichen Zeitpunkt stattfanden, wodurch man nicht alle besuchen konnte. Die Universität wollte sich jedoch um dieses Problem ab dem nächsten Semester kümmern. Außerdem waren die Dozenten sehr hilfsbereit und freundlich, wodurch man auch teilweise andere Lösungen finden konnte oder nicht an den kompletten Vorlesungen teilnehmen musste. Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät besitzt auch eine Bibliothek, die man ohne Probleme nutzen kann, um dort zu recherchieren und zu arbeiten. Um auch Portugiesisch zu lernen besuchte ich vor dem Semester einen Sprachkurs, für den man um die 200 Euro bezahlen musste. Während dem Semester nahm ich auch einen Sprachkurs in Portugiesisch teil, um auch auf das Level A2 zu kommen. Da ich zuvor keine andere romanische Sprache gelernt habe, mit Ausnahme von ein paar Jahren Latein, wovon ich jedoch auch wieder das meiste vergessen hatte, war Portugiesisch relativ schwer zu lernen. Wer Kenntnisse in Spanisch mitbringt, hat dadurch einen Vorteil, auch wenn man dann teilweise kleinere Probleme in der Aussprache bekommen kann, und auch italienische und französische Kommilitonen lern- ten die Sprache meist relativ schnell. Der Sprachkurs fand in der „Faculdade de Letras“ statt, welche im alten Teil der Universität liegt. Zur Universität gibt es noch zu sagen, dass es in vielen Kursen eine akademische Viertelstunde gibt, das heißt die Vorlesungen fangen mit 15 min Verspätung an, damit die Studenten genug Zeit haben, von einer Vorlesung in die nächste zu kommen. Viele der portugiesischen Studenten besitzen eine traditionelle Studentenuniform, zu der auch ein Umhang gehört, den man nur mit Bier, dem Regen oder diversen Körperflüssigkeiten waschen darf, wie mir erzählt wurde. Außerdem gibt es zu Beginn des Wintersemesters ein paar Tage frei für ein Festival, mit dem die neuen Studenten begrüßt und im Fluss in Coimbra getauft werden, das den Namen „Latada“ trägt. Im Mai gibt es ein weiteres Festival, bei dem die alten Studenten verabschiedet werden und das eines der größten Studentenfestivals in Europa ist. Natürlich bin ich auch ein wenig in Portugal gereist, was sich auch relativ gut anbietet, da sowohl Lissabon mit circa zwei Stunden Zugfahrt nicht weit entfernt ist, als auch Porto, das in einer Stunde erreichbar ist. Sowohl tagsüber als auch in der Nacht sind beide dieser Städte zu empfehlen und bieten eine Abwechslung zum doch eher gleichartigen Abendprogramm von Coimbra. Außerdem war ich noch in der Algarve, welche im Süden von Portugal liegt und sich durch kleine Städte, viel Natur und schöne Strände auszeichnet. Wegen den recht hohen Wellen an vielen dieser Strände bietet sich diese Region auch sehr gut zum Surfen an, als ich jedoch dort war, spielte dafür das Wetter nicht mit. Im Dezember flogen ein paar Freunde und ich außerdem auf die Azoren, wo wir ein Ferienhaus anmieteten sowie auch zwei Mietwägen. Damit erkundeten wir dann tagsüber die Insel, abends besuchten wir Thermalbäder im Dschungel oder am Meer und grillten auch in unserem Ferienhaus. Die Natur dort ist wirklich beeindruckend und auch die Vulkangebiete und heißen Quellen sollte man einmal gesehen haben. Über Weihnachten war Coimbra wie ausgestorben, die meisten Studenten (portugiesisch wie andere) besuchten ihre Familien, und auch ich war eine Woche bei meinen Eltern in Deutschland. An Silvester ging ich zurück nach Portugal und sah mir das Feuerwerk in Lissabon an. Dort traf ich auch einige meiner Mitbewohner, mit denen ich ein paar Tage später nach Coimbra zurückreiste. Danach begann dann auch bald schon die Zeit um auf Prüfungen zu lernen, wenn man sie nicht schon hinter sich hatte, da es an der Universität in vielen Kursen die Möglichkeit gibt, nicht eine Klausur am Ende des Semesters zu schreiben, sondern mehrere kleinere Tests alle paar Wochen oder Monate, oder auch Referate zu halten, um eine Note zu bekommen. Dies reduziert den Lernaufwand natürlich um einiges und man sich das Leben um einiges einfacher machen, wenn man dieses Angebot in Anspruch nimmt. Falls man mit seiner Leistung nicht zufrieden sein sollte, kann man die normale Klausur trotzdem noch versuchen. Das Wetter war die meiste Zeit angenehm, selbst im Winter gefriert es in der Regel nicht und Schnee fällt auch nicht. Regen gibt es hingegen schon, und es ist auch keine Seltenheit, dass es für eine Woche oder länger am Stück regnet. Obwohl es nicht richtig kalt wird, sind die Häuser im Winter kalt, was an den fehlenden Zentralheizungen und der mangelhaften Isolierung der Häuser liegt. Einen Heizlüfter sollte man sich also besorgen, diese gibt es jedoch auch in vielen Läden für wenig Geld. Portugal ist ein sehr interessantes Land mit freundlichen Menschen, schönen Städten und interessanter Kultur. Außerdem fand ich in einem Semester viele neue Freunde aus vielen Ländern Europas und auch anderen Teilen der Welt. Ich würde es also weiterempfehlen, ein Semester oder auch ein Jahr in Coimbra zu leben, da es eine spannende Zeit in meinem Leben war, in der ich viel gelernt und auch viel Spaß hatte.