Pressemitteilung - INKOTA

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Pressemitteilung - INKOTA
das entwicklungspolitische netzwerk des ostens
PRESSEMITTEILUNG
WM-Gewinner profitiert von Hungerlöhnen
Auf der Adidas-Hauptversammlung kritisiert die Kampagne für ‚Saubere’ Kleidung die
Arbeitsbedingungen in vielen Zulieferbetrieben des Sportartiklers.
Berlin/Fürth, 11.05.2006 Fair play – fair pay! – unter diesem Motto fordern Aktivisten des INKOTAnetzwerks, eine der ca. 300 Trägerorganisationen der internationalen Kampagne für ‚Saubere’ Kleidung
(Clean Clothes Campaign/CCC), auf der Adidas-Hauptversammlung menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei Adidas-Zulieferen und Kontrollen der Einhaltung sozialen Standards durch unabhängige Organisationen.
Noch vier Wochen bis zum ersten Anpfiff der Fußballweltmeisterschaft, doch einige Gewinner und Verlierer stehen
jetzt schon fest. Während der Sportartikelhersteller Adidas Gewinn und Umsatz dank guter Geschäfte mit Fußballprodukten deutlich steigern kann, erhalten NäherInnen bei Adidas-Zulieferbetrieben in Mittelamerika und Asien
trotz Überstunden und Sonderschichten einen Hungerlohn, der nicht einmal zur Deckung des Grundbedarfs der
Familien ausreicht, wie aktuelle Recherchen belegen. ArbeiterInnen, die sich dagegen wehren, werden entlassen.
Wo sie versuchen eine Gewerkschaft zu gründen, wird kurzerhand eine ganze Fabrik geschlossen, so zum Beispiel bei Adidas-Zulieferbetrieb Hermosa (El Salvador).
Die Kritik der CCC an Adidas ist nicht neu. Seit 2003 belegen auch von Adidas beauftragte Studien die Missstände
bei Zulieferbetrieben. „Doch bis heute hat sich trotz unzähliger Kontrollen, Berichte und Konferenzen die Situation
der NäherInnen nicht verbessert“, so INKOTA-Mitarbeiter Berndt Hinzmann auf der Adidas-Hauptversammlung.
Das derzeit angewandte System der Überprüfung und Sozial-Audits ist mangelhaft und nicht in der Lage, die eigentlichen Probleme zu lösen, wie auch die gerade in Deutschland erschienene CCC-Studie „Quick fix. Die Suche
nach der schnellen Lösung“ bekräftigt. „Das Kontroll-System von Adidas greift in der Praxis nicht, weil die ArbeiterInnen selbst nicht beteiligt oder bei kritischen Äußerungen nicht vor späteren Repressionen geschützt sind. Mangelnde Qualifikation der Inspekteure und Korruption sind ebenso Teil des Problems.“, erklärte Hinzmann in Fürth.
Deshalb fordert INKOTA seit vielen Jahren Kontrollen der Arbeitsbedingungen durch unabhängige Organisationen.
Angesichts des steigenden Umsatz, der Verdopplung der Managergehälter und der massiven Investitionen in Werbung und Marketing fragte Hinzmann: „Warum wird der Bereich der Sozialen Verantwortung nicht ebenso ernst
genommen? Wieso kommt es zu erzwungenen Überstunden? Warum wird geduldet, dass die Beschäftigten in
ihrer Vereinigungsfreiheit behindert werden und Repressionen erleiden?“ und forderte die Aktionäre auf, Vorstand
und Aufsichtsrat nicht zu entlasten.
Die Missstände bei den Zulieferern von Adidas werden durch die Beschaffungspraxis des Unternehmens mit kurzen Lieferzeiten und hohem Preisdruck gefördert und stehen auch im Widerspruch zur Selbstverpflichtung des
WM-Hauptsponsors zum „Fair Play“ der FIFA. Ein echtes ’Fair Play’ muss ein ’Fair Pay’ auf allen Feldern einschließen. Faire Priese, unabhängige Kontrollen der Arbeitsbedingungen und Organisationsfreiheit der ArbeiterInnen gehören in jedem Fall dazu.
Kontakt und weitere Informationen:
INKOTA-netzwerk e.V., Berndt Hinzmann, Tel.: 030-4289111, Mobil: 0160-94642451, [email protected]
Aktionspage: www.inkota.de/wm2006
Studie: „Ouick Fix – Auf der Suche nach der schnellen Lösung. Was bringen Sozial-Audits den Näherinnen der
Sweatshops?“ (INKOTA Texte 3), www.inkota.de/aktuelles/quickfix.htm
Gegründet 1971 in der damaligen DDR als basisdemokratische Initiative ist INKOTA heute mit Büros in Berlin und Dresden, FairHandelsberatern in fünf Bundesländern und über 20 Mitgliedsorganisationen das größte entwicklungspolitische Netzwerk im Osten Deutschlands. Neben Projekten der Entwicklungszusammenarbeit in Mittelamerika, Vietnam und Mosambik sind die entwicklungspolitische Bildungs-,
Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit im Inland und die Beratung von Weltläden weitere Schwerpunkte der Arbeit von INKOTA.