Frisurensupergau in DJ-Kreisen

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Frisurensupergau in DJ-Kreisen
nicoleankelmann.de
Frisurensupergau in DJ-Kreisen - Eine neue Sekte?
Contributed by Nicole Ankelmann
Wednesday, 27 September 2006
Last Updated Wednesday, 22 November 2006
Ich gebe ja zu, dass ich mir in der Vergangenheit sicherlich haartechnisch so manche Sünde auf meine zarten
Schultern geladen habe. Ich bin schließlich in den 80ern groß geworden, in der Zeit der Miniplies (schreibt man das so?),
ausrasierten Nacken mit vereinsamten, geflochtenen Zöpfchen, wahlweise rechts oder links und weiteren neckischen
Feinheiten.
Es kamen die 90er, und hier war die Dauerwelle nach wie vor ein Thema, wenn auch die Locken größer wurden...
Allerdings kann ich mit Fug und Recht behaupten, diesem Trend nicht gefolgt zu sein. Vielmehr gehörte ich zur
Hennarot-Fraktion. Für alle, die das nicht kennen: Man schmiert sich eine grünliche, übel riechende und an
dreckigen Schlamm erinnernde Pampe – gerne auch Modka genannt – ins unbedingt taillenlange Haar und lässt das
Ganze so lang wie möglich einwirken. Am Besten mit einem zu einem Turban gewickelten Handtuch um den Kopf auch
über Nacht. Ist ja nicht so, dass das im Schlaf verrutschen würde und man spätestens nach dem dritten
Färbevorgang jede, von Grund auf nicht rote Bettwäsche völlig runiert hat. Egal, da muss man eben durch.  Das
Ergebnis am nächsten Morgen kann sich jedenfalls sehen lassen, zunindest dachte ich das damals. Hennarote Haare
sind heute ja nur noch was für die letzten ver(l)einsamten Leinsamenfresserinnen (herbes Wortspiel) und mit
überschüssigem Testosteron bedachte Latzhosenträgerinnen. Wie kommt es eigentlich, dass ich nicht einen einzigen
Mann kenne, der sich die Haare auch nur einmal mit Henna gefärbt hat? Sollten die tatsächlich schlauer sein als wir?
Denn nur einmal mit Henna färben is ja nich, da sich das tolle, naturbelassene Zeug so dermaßen in die Haarstruktur
einfrisst, dass es sich nie wieder rauswaschen lässt. Folglich lebt man anschließend - also etwa sechs Jahre lang - mit
stetig wachsenden Ansätzen, bis auch der letzte Fitzel rot aus dem Haar geschnitten werden kann, färbt immer und
immer und immer wieder neu oder säbelt die Jahrzehnte lang gezüchtete Mähne gleich ganz ab. (Natürlich nicht,
ohne die eine oder andere Träne zu vergießen. Wer nicht hören will...) Ich entschied mich damals für Letzteres. Auch
nicht eine meiner klügsten Entscheidungen und wieder mal eine haartechnische Sünde ersten Grades. Binnen drei
Wochen wechselte ich meine Haarfarbe dann von rot in wasserstoffblond bis schwarz und sah so oder so stets aus wie
eine Hardcore-Lesbe kurz vorm Eisprung. In den vergangenen Jahren galt es dann wieder als äußerst hip, sich eine an
frührer Punkzeiten erinnernde Frisur trimmen zu lassen, also Seiten ab und oben Hahnenkamm – der gute alte Iro eben.
Wer’s tragen kann... Ich konnte es natürlich, klar...! War eine Welle, die nach etwa zweijährigem wilden Treiben in
Berlin-Mitte auch mal in den Rest des Landes vordrang. Im Ruhrgebiet ist sie dann widerum weitere zwei Jahre später
gemeinsam mit dem lustigen gelb/blauen Trendfriseur Unisex eingeflogen. Seitdem scheint den Leuten hinsichtlich ihrer
Haarpracht aber auch so wirklich gar nichts mehr peinlich zu sein. Unisex ist offenbar ein Freibrief für beschissene
Frisuren, gegen die Torsten Frings mit seiner Matte wie eine Offenbarung erscheint.  Da wird rasiert, gefärbt,
geschnippelt – in den seltensten Fällen übrigens tatsächlich fachmännisch geschnitten – was das Zeug hält. Das alle
natürlich zu lauter Partymucke. Kein Wunder, dass alle Welt denkt, dass der Unisex-Friseur an sich dauerhaft auf
Speed oder auch – angesichts der fabrizierten Frisuren – auf LSD ist. Rot, schwarz, gelb und lila links, 3 Millimeter Haar
rechts, das dann aber auch noch durch ein hübsches, kreisförmiges Muster aufgepeppt - wahlweise ebenfalls
eingefärbt oder rasiert. Ja ist denn schon wieder Karneval oder gar Fußball-WM? Das alles ist aber nichts gegen den
Trend, der sich momentan auf den Köpfen bekannter DJ-Nasen präsentiert. Neulich habe ich mich zum Interview mit
Roger Sanchez getroffen. Gott sei Dank fiel mir spontan nicht ein, was auf englisch „Wer hat dir denn diese beschissene
Frisur verpasst?“ heißt. Das hätte den weiteren Ablauf unseres Treffens enorm beeinflussen können, da bin ich sicher.
Zumindest gestaltete sich seine Haarpracht, wenn man es denn nun so nennen möchte, wie folgt: Eigentlich war der
gesamte Kopf kahl rasiert, bis auf einen etwa 5 x 10 cm breiten Streifen am Oberkopf, der ca. 4 Millimeter Haar auf dem
Kopf zurück ließ, als würde es dort einfach nicht hin gehören. Okay, dachte ich, ein Versehen. Hoffentlich hat er den
Friseur verklagt. Da dürfte einiges zu holen sein. Doch mitnichten, muss ich doch feststellen, dass Kollege Erick Morillo
derzeit exakt die gleiche Frisur trägt. In diesem Fall glaube ich allerdings nicht, dass die zwei von dem selben
Haarschneider einfach nur schlecht beraten wurden. Vielmehr bin ich der festen Ãœberzeugung, dass sie einer Art Sekte
beigetreten sind. Welche Ziele diese noch recht junge Vereinigung verfolgt, finde ich auch noch raus. Solltet ihr also
einen weiteren Menschen mit diesem Platzdeckchen auf dem Haupt entdecken, sagt mir sofort bescheid, da das meine
Recherche in diese Richtung beschleunigen könnte.  So muss es aussehen:    oder so:    Â
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