SOZIALWORT von AZ - sozialwortzehnplus

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SOZIALWORT von AZ - sozialwortzehnplus
Pressekonferenz „Projekt Sozialwort 10+“ des ÖRKÖ, 15.11.2013
SOZIALWORT von A-Z: Was in 10 Jahren geschah
Die folgende Liste gewährt Einblicke in die umfangreichen Bemühungen, das
Sozialwort zu vermitteln und in die Praxis umzusetzen. Die Aufzählung ist beispielhaft,
aber nicht vollständig.
1. Vermittlung der Inhalte
Bildung
Zahlreiche Bildungsangebote greifen Anliegen des Sozialwortes auf: so der Lehrgang
„Wir gestalten Lebensräume“ in Salzburg, „Seelsorge im Betrieb“, „Engagiert für die
Schöpfung“ in Innsbruck, „Lehrgang Soziale Verantwortung. Gestaltungskompetenz
für den gesellschaftlichen Wandel“ der Kath. Sozialakademie Österreichs.
Die Auseinandersetzung mit den Veränderungen der Arbeits- und Wirtschaftswelt
geschah in der verpflichtenden Weiterbildung aller hauptamtlichen SeelsorgerInnen in
den Jahren 2010 bis 2012 in der Diözese Linz. Dabei wird das Augenmerk verstärkt
auf die diakonische Dimension von Kirche gelegt.
Mit dem von der Kath. Sozialakademie entwickelten und durchgeführten PGR-Kurs
sozial wurden im Vorfeld der Pfarrgemeinderatswahlen 2012 in den römischkatholischen Diözesen rund 100 MultiplikatorInnen geschult, um die soziale Dimension
in den Gemeinden zu stärken. Auch werden in der Diözese Linz seit der
Pfarrgemeinderatswahl 2012 in den Pfarren verstärkt Arbeitsgemein-schaften zu
sozialen Fragen gebildet.
Gottesdienste - Spiritualität
Für Gottesdienste, Bibelrunden und Lesekreise wurden verschiedenste Unterlagen
erstellt: für Advent-, Fastenzeit und Pfingsten. Von der Kath. Aktion der Erzdiözese
Wien erschien ein „Sozialwort-Gebetbuch“.
Sozial-Stammtische
Anliegen des Sozialwortes wurden und werden bei „Sozial-Stammtischen“ in
Innsbruck, Feldkirch und Linz, in Wien-Stadlau mit einem „Sozialwort-Stammtisch“
aufgegriffen.
Medien
„Sozialwort-TV“, eine Initiative der Kath. Aktion der ED Wien und OKTO, wurde für die
gemeinsame Fernseh-Serie „Europa und der Stier“ mit dem Erasmus EuroMedia Award
2007 ausgezeichnet.
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2. Umsetzung der Anliegen
2.1 Arbeit und Soziales
Gesundheit
In der katholischen Kirche Vorarlberg wurde 2008 ein „Gesundheitsteam“ gegründet,
welches sich für die Gesundheit der MitarbeiterInnen am Arbeitsplatz einsetzt.
Bildung
2011 veröffentlichte die Caritas unter dem Titel „Gute Bildung. Bessere Zukunft für
unsere Kinder“ ein Forderungsprogramm für ein sozial nachhaltiges Bildungssystem.
Seit 2005 setzt sich die Katholische Aktion Österreich intensiv mit dem Thema
„Gerechte Schule“ auseinander.
Gerechtigkeit
Das „Manifest für Gerechtigkeit“ (von Bischof Ludwig Schwarz gemeinsam mit
Gewerkschaft und Arbeiterkammer 2010 veröffentlicht) betont den Vorrang des
Menschen vor dem Kapital in Zeiten der Wirtschaftskrise und war Anlass für viele
Diskussionen.
Arbeit, Prekarisierung
Die Kath. Jugend hat mit ihrer Initiative „Stellenwert“ das
Jugendarbeitslosigkeit breit thematisiert. Organisationen wie die KAB
öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Prekarisierung.
Problem
schaffen
Angebote für Arbeitslose
Bemühungen um einen Arbeitslosenfonds und die Integration von Langzeitarbeitslosen
gab es in den Diözesen St. Pölten und Salzburg, in Kärnten im Zuge der Errichtung
des Hemma-Pilgerwegs. Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz hat das
Projekt „you can“ zur Unterstützung von langzeitarbeitslosen Jugendlichen ins Leben
gerufen.
Familienfreundlichkeit
Die katholische Kirche Vorarlbergs bietet dem überwiegenden Teil der MitarbeiterInnen
die Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit flexibel zu gestalten und in Teilzeit zu arbeiten.
Zahlreiche Männer nutzen die Möglichkeit, in Karenz zu gehen und sich um die Familie
zu kümmern. Dies hat Vorbildwirkung für andere Einrichtungen im Land Vorarlberg.
Frauenhandel
Bereits seit 2010 setzt sich eine Gruppe von Ordensfrauen gegen Frauenhandel ein.
Daraus entstanden ist eine anonyme Schutzwohnung für Betroffene von Frauenhandel.
Mit der Gründung eines eigenständigen Vereins SOLWODI in Österreich können Opfern
von
Menschenhandel,
sexueller
Gewalt
und
Ausbeutung
kurzfristige
Kriseninterventionen, mittel- oder langfristige Beratungsprozesse geboten werden.
Außerdem geschieht Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying.
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Freier Sonntag
Alle im Ökumenischen Rat vertretenen Kirchen sind Mitglieder der „Allianz für den
freien Sonntag“, die sich für Zeitwohlstand und Lebensqualität durch gemeinsame freie
Zeiten einsetzt.
Grundsicherung, Grundeinkommen
In zahlreichen Veranstaltungen, besonders auch in der jährlich stattfindenden „Woche
des Grundeinkommens“ wurde eine breite Debatte über eine „grundlegende
sozialpolitische Absicherung für alle“ geführt. In der laufenden Europäischen
BürgerInnen-Initiative
Bedingungsloses
Grundeinkommen
(http://basicincome2013.eu) sind zahlreiche kirchliche Organisationen und Personen
engagiert.
Wohnen
Ein
Fonds
der
KAB
Kärnten
gewährt
zinsenlose
Kleindarlehen
für
Wohnraumbeschaffung von ArbeitnehmerInnen. In der Diözese Innsbruck wurde ein
Arbeitskreis „Leistbares Wohnen“ ins Leben gerufen. Es entstand auf dem ehemaligen
Gelände des Kollegiums Kalksburg der Jesuiten ein beispielhaftes solidarisches
Wohnprojekt für gemeinschaftliches, integratives Wohnen mit 57 Wohneinheiten und
mehreren Gemeinschaftsräumen (B.R.O.T.).
2.2. Wirtschaft
Wirtschaft
Zahlreiche Kontakte zu VertreterInnen aus der Wirtschaft wurden in ganz Österreich
wahrgenommen. Die Diözese Feldkirch lud zu Zukunftsgesprächen „Gerecht
Wirtschaften“ und veranstaltet jährlich das „EthikForum Vorarlberg“ gemeinsam mit
kirchlichen und nicht-kirchlichen Partnern. In OÖ wurde das Dialogpapier „Christliche
Werthaltungen und verantwortungsbewusste Wirtschaft als Basis für Wohlstand und
soziale Sicherheit“ (von Bischof Ludwig Schwarz mit Wirtschaftskammer und
Industriellenvereinigung 2012) publiziert. In der Diözese Gurk-Klagenfurt wird mit
dem Wirtschaftsethikinstitut Stift St. Georgen/Längsee (WEISS) Unternehmen CSRund Ethik-Beratung sowie – ausbildung angeboten.
Geld und Finanzmärkte
Finanzverantwortliche aus Diözesen, Orden und kirchlichen Einrichtungen wie auch
Finanzdienstleister nehmen seit 2006 an den Lehrgängen „Ethische Geldanlage“ der
ksoe (Kath. Sozialakademie Österreichs) teil.
Führungskräfte-Entwicklung
Eine Studie der ksoe Organisationsentwicklung untersuchte 2013 das Spannungsfeld
„Fachkompetenz – Management – Spiritualität“ in christlichen Organisationen.
Aufbauend auf den Erkenntnissen sollen neue Angebote für Führungskräfte in
christlichen Einrichtungen entwickelt werden.
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Solidarische Ökonomie
Mit den Kongressen „Solidarische Ökonomie“ 2009 und 2013 konnten konkrete
praktische Ansätze solidarökonomischen Wirtschaftens sichtbar gemacht werden.
Beim Kongress 2013 präsentierten die Ordensgemeinschaften Österreichs ihre
Erfahrungen im Bereich der Solidarökonomie. Kirchlich Enagagierte sind in neuen
Projekten (foodcoops, community supported agriculture,…) beteiligt.
2.3 Politik
Österreich-Konvent
Im Verfassungsreform-Prozess „Österreich“-Konvent“ haben die Kirchen die Anliegen
des Sozialwortes durch eine ökumenische Arbeitsgruppe in einer gemeinsamen
Stellungnahme eingebracht.
Parteien-Gespräche
Gespräche zwischen Kirchen und Parteien zu Anliegen des Sozialworts fanden in
Oberösterreich, der Steiermark und im Burgenland statt.
Soziales Leitbild
In den Gemeinden Perchtoldsdorf und Mödling wurden auf Basis des Sozialwortes
„soziale Leitbilder“ unter reger BürgerInnenbeteiligung erarbeitet.
Sozialverträglichkeitsprüfung
In Oberösterreich wurde das Anliegen einer Sozialverträglichkeitspüfung in das
Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen aufgenommen.
Steuern und Sozialstaat
In einem breiten Diskussionsprozess hat
Positionspapier zur Steuerreform erarbeitet.
die
Kath.
Aktion
Österreichs
ein
2.4 Umwelt
Klimaschutz in den Kirchen
In der Diözese Linz gibt es einen eigenen Umweltsprecher, der in der Öffentlichkeit
immer wieder das Wort ergreift. Die Diözesen Linz und Gurk-Klagenfurt sind dem
Klimabündnis beigetreten. Die Diözese Linz hat 2012 einen Ökostrom-Rahmenvertrag
abgeschlossen. In der Evangelischen Kirche wurde der sogenannte Ökostrom-Pool –
eine Einkaufsgemeinschaft für Ökostrom – ins Leben gerufen (damit wir jährlich der
Ausstoß von 1 Mio. t CO2 vermieden). Die Aktion „Autofasten“ wurde auf ganz
Österreich ausgedehnt. Außerdem wurde eine ökumenische „Konferenz der
Umweltbeauftragten“ der Diözesen eingerichtet. Die „Schöpfungszeit“ (1.9. – 4.10.)
findet großen Zuspruch und wird von immer mehr Gemeinden begangen. In der
katholischen Kirche Vorarlbergs werden ausschließlich Bio- und Fairtrade-Produkte für
Sitzungen und Pausen verwendet, in der hauseigenen Kantine wurde der Anteil
biologischer Produkte erhöht.
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Nachhaltigkeitsbericht
Die Diakonie Eine Welt nimmt mit ihrem „Nachhaltigkeitsbericht“ eine Vorreiterrolle
unter NGOs ein. Der Bericht beleuchtet die vielschichtige Arbeit der Diakonie Eine Welt
unter sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeitskriterien. So wurden
z.B. die MitarbeiterInnenzahlen nach verschiedenen Diversitätskriterien untersucht,
der Energieverbrauch erhoben und Richtlinien zur längeren Nutzung von IT-Geräten
vorgestellt.
2.5. Europa
Unter dem Motto „Wir alle sind Griechen“ hat die griechisch-orthodoxe Metropolis von
Austria 2012 und 2013 zu Solidaritätsfesten eingeladen, um ein Zeichen der Solidarität
mit der notleidenden Bevölkerung Griechenlands zu setzen. Zigtausende Griechen sind
im Zuge der Wirtschafts- und Schuldenkrise in die völlige Armut abgerutscht.
3. Anerkennung
Preise
In Vorarlberg, Tirol und Salzburg wurden Sozialwort-Preise vergeben und Initiativen
zur Umsetzung von Sozialwort-Anliegen gewürdigt.
Ökumene in Europa und international
Übersetzungen des Sozialworts liegen in Englisch und Ungarisch vor.
Die Anliegen des Sozialwortes wurden in die Vorbereitung der Dritten Ökumenischen
Versammlung in Sibiu/Hermannstadt 2007 und in die Internationale Konsultation der
Evangelisch-methodistischen Kirche zu den sozialen Grundsätzen eingebracht.
Zur Weiterarbeit: Sozialwort – aktueller denn je
Es entstehen immer wieder neue Initiativen:
So ist in der katholischen Kirche Vorarlbergs für Februar 2014 die Einrichtung einer
zusätzlichen 70%-Stelle zum Thema „einfach.fair.leben“ vorgesehen, womit das
Anliegen eines fairen, einfachen und global verträglichen Lebensstils vorangebracht
werden soll.
Sozialwort bleibt ein Grundlagentext („Kompass“)
Auf Aussagen des Sozialwortes wird immer wieder verweisen.
„Aufgaben für die Kirchen“ und „Aufgaben für die Gesellschaft“ sind Anregung für neue
Initiativen und zur Überprüfung der bisherigen Aktivitäten (in Pfarren,
Gemeinschaften, Einrichtungen).
Die gewachsene ökumenische Zusammenarbeit ist weiterzuführen und in den
aktuellen Fragen auch der interreligiöse Dialog und die interreligiöse Zusammenarbeit
zu suchen.
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