So geht was - Diözese Rottenburg Stuttgart
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So geht was - Diözese Rottenburg Stuttgart
Aus den Räten Diözesanrat – Diözesanpriesterrat 3 Nachgefragt: Rottenburger Kindergartenplan 0 Schwerpunkt DA Arbeit u. soziale Gerechtigkeit 9 Nicht warten, bis die Jugendlichen so sind, wie wir sie gern hätten 10 Der Diözesanausschuss Arbeit und soziale Gerechtigkeit 11 Begegnungs- und Informations tag zur Integration benachteiligter junger Menschen in die Arbeitswelt 12 Aufruf an Dekanate, Seelsorgeeinheiten und Verbände 13 15 16 17 18 19 Was geht‘s uns an Ein Auftrag für die Kirche Nicht Barmherzigkeit, sondern Gerechtigkeit Eine christliche Haltung gegenüber benachteiligten Jugendlichen Kirchengemeinden können viel tun Ideen für Kirchengemeinderat und Kochteam KAB fordert europaweit eine kostenlose Erstausbildung So sieht‘s aus 20 Zahlen – und wie sie zu lesen sind 25 »Ja, wo laufen sie denn?« 26 Mehr Kompetenzen, weniger Chancen 27 »Ausbildungsreife« 28 Klartext kompakt So geht was 29 Bundesprogramme zur Ausbildungsförderung 30 »Ausbildungsbonus« 32 Good Practice Center Benachteiligtenförderung (GPC) 33 Kompetenz- und Erfolgstraining 34 Stück um Stück zum Vollberuf 35 »Wir sind eigentlich eher im Vorteil« – Sonderberufsfachschule 39 Berufsschule & Co 39 Bewerbungsfrust 40 Metall- und Elektrobranche sucht 41 Abheben mit »Der Drache / L‘Aquilone« 42 Schatzsucher nach verborgenen Talenten 44 Teflonstrategie und HurensohnPalme 46 Nachhaltige Förderung benachteiligter Jugendlicher – AAQuiD 47 »Was der Mensch aus sich macht, das ist er.« (Adolph Kolping) 47 Treffpunkt (nicht nur) für chancenarme Jugendliche – KiZ 48 Christinnen geben muslimischen Kindern Nachhilfe 49 Rucksackprojekt 50 Ausbildung mit Kind 51 Soziales Lernen im Zivildienst 51 Auslobung Caritas-Preis 52 Religion für benachteiligte Jugendliche? – Hülle und Fülle 54 Literaturtipps und Links Aus der Diözese 55 Berichte 67 Hinweise Service 74 Termine 76 Entdeckt – gelesen – empfohlen 77 medien aktuell Zur letzten Ausgabe Herausgeber: Diözesanpriesterrat und Diözesanrat der Diözese Rottenburg-Stuttgart Nr. 413 informationen Ausbildung für benachteiligte Jugendliche März - Juni 2009 Editorial »Eigentlich sind wir eher im Vorteil«, meint ein sogenannter benachteiligter Jugendlicher verschmitzt, als ich ihn frage, ob diese Bezeichnung treffend sei. Seine Begründung: »... weil wir so gut gefördert werden.« Der Befragte bereitet sich an der Sonderberufsfachschule Hanns Voith auf den Hauptschulabschluss und eine Berufsausbildung vor. Jugendliche, die gefördert werden, sind zweifellos im Vorteil. Die einen werden schon von klein auf von ihren Eltern gefördert, die anderen haben das Glück, an ihrer allgemeinbildenden Schule passend gefördert zu werden, und wieder andere, wie der oben Genannte, die dieses Glück nicht haben, finden mit einigem Glück nach ihrer Schullaufbahn Einzelpersonen, Berater/innen, Lehrer/innen, Initiativen oder Firmen, die immer noch an sie glauben und sie so fördern, dass sie ein selbständiges Leben aufbauen können. Bewusst spreche ich in diesem Zusammenhang viel von »Glück« und damit vom Skandal, den es bedeutet, dass viel zu viele junge Menschen ohne Perspektive von der Schule abgehen – weil in der Schule keine Kapazität für individuelle Förderung vorhanden ist, weil in ihrer Region zu wenig geeignete Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen, weil niemand ihnen bei einer realistischen Berufswegplanung hilft, weil niemand mit ihnen Firmen abklappert oder sie morgens anruft, damit sie sich wirklich auf den Weg zur Firma machen. Ein wahres Glück, dass es Menschen gibt, die sich mit diesem Skandal nicht abfinden. Ein breites Spektrum an Initiativen, Jugendlichen eine Teilhabe am Arbeitsleben und damit ein würdiges Leben als Erwachsene zu ermöglichen, stellen wir Ihnen in diesen INFORMATIONEN vor – vielleicht entdecken Sie oder Ihre Kirchengemeinde ja eine neue Berufung? Falls Sie die März-April-Ausgabe vermisst haben: Es war uns leider nicht möglich, die Referate des Diözesanrat-Studientags »Fit für Europa« in schriflticher Form zusammen zu tragen. Deshalb halten Sie diese Doppelnummer März-Juni in Händen, die sicher genug Lesestoff für zwei Monate bietet. Cäcilia Branz Die nächsten INFORMATIONEN-Schwerpunktthemen: Juli-August: Kinder-Armut-Studie September-Oktober: Zwischenbilanz Seelsorgeeinheiten Haben Sie dazu nicht auch etwas zu sagen? Schreiben Sie der Redaktion über Ihre Erfahrungen, Erkenntnisse, Einschätzungen – möglichst nicht mehr als eine halbe Seite DIN A4 bzw. 1800 Zeichen (Adresse s. u.)! Was gehört unabdingbar zu einer Kirchengemeinde und inwiefern sichern oder gefährden Seeelsorgeeinheiten dies? Weniger Geld, wachsende Aufgaben – wie kann sich Pastoral weiter entwickeln? Redaktionsschluss: 31. Juli 2009 Impressum: Redaktion: Cäcilia Branz, Geschäftsstelle des Diözesanrats und des Diözesanpriesterrats Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart, Tel. 0711 9791-261, Fax -154, [email protected] Redaktionsteam: Gabriele Derlig, Prof. Dr. Bernhard Krautter, Hermann Sorg, Walter Stöffelmaier Literaturdienst / Entdeckt – gelesen – empfohlen: Dr. Matthias Ball Satz/Digitaldruck: Bischöfliches Ordinariat, Abt. Zentrale Verwaltung, Hausdruckerei, Weggentalstraße 12, 72108 Rottenburg 2 informationen März - Juni 2009 6259-VI.2009-3050 Aus den Räten Diözesanrat – Diözesanpriesterrat Nachgefragt: Rottenburger Kindergartenplan Was tut sich eigentlich in Sachen Rottenburger Kindergartenplan, den der Bischof auf Empfehlung des Diözesanrats am 12. Februar 2008 in Kraft gesetzt hat? 1. Zeitplan HA = Hauptabteilung des Bischöflichen Ordinariats LV = Landesverband katholischer Kindertagesstätten Kigaplan S. 13 1. S. 54 21. S. 15 4.2 S. 30 8. S. 14 2. S. 14 3. S. 19 6. S. 36 9. Was Wer Fort- und Weiterbildungskonzept mit Qualitätsmanagement Einrichtung und Verwaltung des Zukunftsfonds Beratungs – und Fortbildungsangebot bzgl der Betreuung von Kindern unter drei Jahren Finanzierung der Fachberatung Träger und Einrichtungen Kooperation Kindergarten und Tagespflege (Erarbeitung des Konzepts durch Landesverband) Eckpunkte für die Einrichtung von Familienzentren Personalplanung und -sicherung (begleitend: Verhandlungen mit Gemeindeund Städtetag und mit Land) Richtlinie zum Qualitätsprofil S. 42 11. S. 54 19. Benennung Kindergartenbeauftragte/r Pastoral Benennung Kindergartenbeauftragte/r Verwaltung Einrichtung von AGs zwecks Vernetzung S. 43 13. S. 54 14.-20. 22.S. 16 5. Projekt Werteerziehung Einrichtungen/Träger können Anträge stellen Träger von Einrichtungen HA VI 1. Quartal 2008 LV 1. Halbjahr 2008 LV HA VI 1. Halbjahr 2008 Einrichtungen LV 1. Halbjahr 2009 Kirchengemeinden, die Familienzentren errichten wollen LV Beginn: 01/2009 bis Ende 2008 HA XIII • Festlegung der Verbindlichkeit HA VI durch HA VI • Umsetzung in allen Einrichtungen • zunächst die (Gesamt)Kirchen- HA VI gemeinden, die an Pilotprojekten HA XIII teilnehmen • später alle (Gesamt)Kirchengemeinden, die Träger von Kindergärten sind LV Entwicklung und Umsetzung neuer Trägermodelle verbindliches EDV-Konzept FederZeit führung LV 1. Quartal 2008 BO: verbindliche Einführung Träger: Ausstattung mit Hardund Software Ende 2008 Pilotprojekte Herbst 2008 bis Sommer 2010 ab 2008 - 2010 HA XIII ab 2008 LV In Bearbeitung aus den räten 3 Diözesanrat – Diözesanpriesterrat S. 15 4.1 S. 42 10. S. 43 12. Bereitstellung von Betreuungsangeboten für Kinder unter drei Jahren (HA XIII erarbeitet Rahmen) Rahmenkonzept für Kooperation-Pastoral Religionspädagogische Rahmenkonzeption Träger von Einrichtungen HA XIII 1. Halbjahr 2009 • Erstellung durch Diözesan-AG • Umsetzung durch Kirchengemeinden, Kiga-Beauftragte Pastoral • Erstellung einer Rahmenkonzeption durch Diözesan-AG • Umsetzung in den Einrichtungen HA VI Ende 2009 HA VI Ende 2009 Die INFORMATIONEN werden regelmäßig über die Umsetzung berichten. Aktuelle Informationen finden Sie auf den Seiten der Hauptabteilung Caritas www.drs.de/index.php?id=7561 und des Landesverbands Katholischer Kindertagesstätten www.lvkita.de. 2. Neu: Kindergartenbeauftragte Pastoral Beate Jammer, Pastoralreferentin, ist seit rund 15 Jahren im Bereich katholischer Kindergärten aktiv, früher in Schwäbisch Hall, derzeit in der Seelsorgeeinheit Unteres Filstal (Dekanat Göppingen-Geislingen). Für zwei Kindergärten mit acht Erzieherinnen und insgesamt vier Gruppen ist sie zuständig. Seit 1. Januar 2009 trägt sie die Bezeichnung »Kindergartenbeauftragte Pastoral«, sie vertritt die Region Göppingen in der diözesanen »AG Kindergartenbeauftragte Pastoral«. Frau Jammer, als Pastoralreferentin sind Sie Theologin, Seelsorgerin und Religionspädagogin – jetzt auch noch Spezialistin für Kinderbetreuung? Das ist eher aus der Not geboren. Bei mir war der Ausgangspunkt – noch an meiner letzten Stelle – ein Konflikt mit der Stadt. Es gab Diskussionsbedarf in Personal- und Finanzfragen. Auf kirchlicher Seite war erst mal jeder überfordert – nebenamtliche Kirchenpflegerin, Pfarrer, Kirchengemeinderat. Wir haben dann im Pastoralteam eine Ansprechperson benannt. Eine solche Problematik trifft vor allem Kirchengemeinden, die nicht in eine Gesamtgemeinde eingebunden sind, und Gemeinden auf dem Land, die zwar an ein Verwaltungszentrum angebunden sind, selbst aber eine nebenamtliche Kirchenpflege haben, die diese Aufgaben nicht ohne weiteres professionell leisten kann. Ich habe mich nach und nach eingearbeitet. Wertvolle Unterstützung gibt es dabei von der Fachberatung des Landesverbands Katholischer Kindertagesstätten und vom Verwaltungszentrum. 4 informationen März - Juni 2009 Sind Sie gern Kindergartenbeauftragte? Ich find’s spannend – im Doppelsinn des Wortes. Es kann sehr konfliktbeladen sein. Und es ist hochinteressant, weil ich da gesellschaftliche Entwicklungen hautnah mitbekomme. Diese mit pastoraler Arbeit zu verknüpfen, ist herausfordernd. In unserem Kindergarten zum Beispiel ist der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund und von muslimischen Familien sehr hoch. Da überlegen sich die Erzieherinnen natürlich, wie sie die Vielfalt der Kulturen und Religionen einbinden. Ich finde es sehr wichtig, dass es kirchliche Kindergärten gibt; und dann muss sich eben auch jemand aus dem Pastoralteam engagieren. Auch die Verknüpfung von Kindergarten und Kirchengemeinde könnte meines Erachtens sehr bereichernd sein. Hat der Diözesanrat mit seinem Votum für die Einrichtung der Kindergartenbeauftragten Pastoral und Verwaltung also eine sinnvolle Entscheidung getroffen? Von der Idealvorstellung her ist das eine gute und wichtige Sache. Tatsächlich sind wir erst in der Erprobungsphase, an der sieben Dekanate beteiligt sind, und ich bin selber gespannt, wie das gelingen wird. Die Erzieherinnen haben jetzt zwar plötzlich zwei Ansprechpersonen, aber unterm Strich sind sie einfach froh zu wissen, wer für sie zuständig ist. Sonst ist es oft so, dass sie wissen, sie können jederzeit zum Pfarrer kommen, der ist aber auch froh, wenn er nichts von ihnen hört. Für die neue Aufteilung der Aufgaben der Pastoral und der Verwaltung gibt es eine – achtzehnseitige! – Matrix, die darstellt, wer in welchem Belang inwieweit zuständig sein soll. Da sind nicht nur die beiden Kindergartenbeauftragten und die Kindergartenleitung aufgeführt, sondern auch der Kirchengemeinderat, der Verwaltungsausschuss, das Verwaltungszentrum, der Kirchenpfleger, der leitende Pfarrer, das bischöfliche Ordinariat und der Landesverband katholischer Kindertagesstätten. Die Zuständigkeitskategorien gehen vom Beschließen übers Anhörungsrecht bis zur Möglichkeit, Empfehlungen auszusprechen oder eben auch gar nicht beteiligt zu sein. Dieses »Konstrukt« will jetzt mit Leben gefüllt werden. Skeptisch bin ich vor allem hinsichtlich der Arbeitsbelastung. Unser Beauftragter Verwaltung hat eine volle Stelle, aber ob das ausreicht für all die vielen Fragen und Aufgaben, die bei 22 Kindergärten anfallen? Von Vorteil ist sicher, dass das Verwaltungs-Knowhow zentral und professionell vorhanden ist; das betrachte ich als Synergieeffekt. Kindergartenleiterin sprach – gewohnheitsgemäß – mit mir darüber und anschließend mit Herrn Lang, dem Kindergartenbeauftragten Verwaltung, welcher sich dann anschließend wieder mit mir besprach. Oder die Frage, wer für das Qualitätsmanagement zuständig ist – geht’s da um Verwaltung oder um Inhalte? Die neuen Zuständigkeiten müssen sich einspielen und genauso der Informationsfluss; die Beteiligten müssen untereinander ja auch informiert sein. Ist das Verhältnis Kindergartenbeauftragte/r Verwaltung und Kindergartenbeauftragte/r Pastoral 1:1? Bei uns im Dekanat gibt es elf Kindergartenbeauftragte Pastoral und zwei Kindergartenbeauftragte Verwaltung, einen für den Stadtbereich Göppingen und einen fürs Umland. Der jeweilige Stellenumfang hängt von der Zahl der Kindergärten und deren Größe ab. Insgesamt finde ich es sehr positives Zeichen von Seiten des Diözesanrats, dass eine eindeutige Priorität für Kindergärten geschaffen wurde. Es gilt jetzt also vor Ort, diese Matrix passend zuzuschneiden? Ja, wobei schon an eine möglichst einheitliche Umsetzung gedacht ist. Ich kann mir vorstellen, dass ganz neue Kindergartenbeauftragte sich mit der Umsetzung dieser Aufgabenverteilung leichter tun als Leute wie ich, die schon jahrelang eben für alle Belange der Kindergärten zuständig waren und die das – Schmunzeln – eben auch gerne gemacht haben. Dadurch dass ich schon länger Ansprechpartnerin für die Kindergärten bin, kommen die Erzieherinnen bis jetzt mit allen möglichen Fragen zu mir, da geht es um Bedarfsplanung, um Personalführung, um neue Richtlinien etc.; pastorale Anfragen sind bisher eher selten. Kürzlich entstand dann eben eine Dreieckskommunikation: Da ging es um eine Elternumfrage bezüglich des Bedarfs an Öffnungszeiten. Die aus den räten 5 Diözesanrat – Diözesanpriesterrat Gibt es schon institutionalisierte Kommunikationswege? Die Kindergartenbeauftragte Pastoral und Verwaltung und die Fachberatung des Landesverbands treffen sich in einer Regionalgruppe. Die wird von einem Gemeindeberater des Instituts für Fort- und Weiterbildung geleitet. In dieser Gruppe sind dann Leute drin, die schon jahrelang mit Kindergärten zu tun hatten, und absolute Neulinge. Da ist der Pfarrer drin, der sagt: »Ich gehe alle zwei Wochen kurz im Kindergarten vorbei; das reicht.« Da ist die Gemeindereferentin drin, die von ihrem Team zur Kindergartenbeauftragten bestimmt wurde, ohne Näheres zu wissen. Das ist natürlich eine interessante Bandbreite und eine Herausforderung. Jede Regionalgruppe entsendet eine/n Vertreter/-in in die »AG Kindergartenbeauftragte Pastoral« auf Diözesanebene. Eine solche AG gibt es auch für die Kindergartenbeauftragten Verwaltung. Diese Gremien werden vom Bischöflichen Ordinariat begleitet, von Lothar Schubert aus der HA V Pastorales Personal, von Maria Haller-Kindler, HA VI Caritas, und von Hermann Glaser, HA XIII Kirchliche Rechtspersonen. Diese AGs hatten schon Vorlauf, bevor die Kindergartenbeauftragten angestellt wurden. Unsere AG war mit Pfarrern und Pastoralreferent/innen besetzt, die schon länger mit Kindergarten zu tun hatten und die da zum Teil richtig professionell sind. Aber die kommen eben in der Regel aus der Stadt. Die Landgemeinden sind dort nicht sehr stark repräsentiert, aber gerade für die ist das neue Konstrukt wichtig. Was raten Sie Kolleg/innen: Was sollte man für die Aufgabe Kindergartenbeauftragte Pastoral mitbringen? Wer jetzt neu einsteigt, hat eine klare Zuständigkeit. Die Frage ist, wie viel Einblick in das jeweils andere Feld notwendig ist. Kann ich pastorale Arbeit leisten, wenn ich von den strukturellen Nöten, vom Druck durch neue Anforderungen, von der Zusatzbelastung durch ein Qualitätsmanagement nichts weiß? Ich denke, auch wir Kindergartenbeauftragte Pastoral müssen wissen, was im Rottenburger Kindergartenplan steht, was ein Orientierungsplan ist, wie die Gesetze gerade aussehen. Da braucht es Bereitschaft, sich einzuarbeiten. Ansonsten braucht es Interesse an Familien und deren Entwicklung im gesellschaftlichen Umfeld. Für uns Pastoralreferent/innen passt dieses Arbeitsfeld sehr gut ins Berufsprofil, 6 informationen März - Juni 2009 das ja sagt, wir sollen an der Schnittstelle von Kirche und Gesellschaft arbeiten. Im Kindergarten hat man die Gesellschaft vor sich. Auch Kontakte zur Kommune und zu anderen kirchlichen Einrichtungen darf man nicht scheuen. Wie sieht es denn mit dem Kontakt zwischen Kirchengemeinde und Kindergarten aus? In der Regel entwicklungswürdig, würde ich wertneutral sagen. Bei mir kam dieser Bereich bisher zu kurz, weil die Verwaltungsthemen im Vordergrund standen und sich einfach drängend darstellen. Da sehe ich wirklich eine neue Chance durch die Kindergartenbeauftragten Pastoral. Wichtig ist, dass diese unter ihrer sonstigen Arbeitsbelastung nicht der Versuchung erliegen, das Feld komplett der Verwaltung zu überlassen. Wie die Vernetzung zwischen Kirchengemeinde und Kindergarten aussehen kann, dafür strickt ein diözesaner Arbeitskreis Ideen. Das muss über die Mitgestaltung eines Gottesdienstes im Jahr hinaus gehen. Auch die Idee, dass die Kindergartenbeauftragten Pastoral für die Rekrutierung zusätzlicher Gottesdienstbesucher zuständig sind, kann man vergessen; solche Erwartungen gibt’s ja immer noch. Ich sehe Kindergartenarbeit mehr als karitatives Feld. Wie viele Prozent eines Arbeitsdeputats nehmen diese Aufgaben in Anspruch? Ich glaube, Rottenburg ist zur Zeit dabei, dafür eine Regelung zu treffen. Ich habe die letzten Jahre so acht bis zehn Prozent meiner Arbeitszeit für die Kindergärten verwendet. Da gehörte aber die Verwaltung mit dazu. Aber dafür bringt das neue Modell vermutlich mehr Kommunikationsaufwand mit sich ... ... der ja auch Zeit kostet. Das ist nicht zu unterschätzen. Haben Sie Wünsche an den Diözesanrat oder die Diözesanleitung? Überlegen muss man sicher, wie viel Zeit für den Auftrag als Kindergartenbeauftragte/r Pastoral zugestanden wird. Und auch, welche Hilfestellungen wie beispielsweise Fortbildungen notwendig sind. Wie gesagt, Überlegungen sind da schon im Gange. Pastoralreferentin Beate Jammer / Cäcilia Branz Interview vom 27. März 2009 3. Neu: Kindergartenbeauftragte Verwaltung In der Gesamtkirchengemeinde Aalen ist eine Kindergartenbeauftragte Verwaltung nichts Neues. Claudia Fröhlich ist dort von Seiten der Kirchenpflege seit gut zwölf Jahren für die zehn Kinderbetreuungseinrichtungen zuständig. Deshalb hat sich auch das seit Juni 2008 bestehende Verwaltungszentrum Aalen, das neben der Gesamtkirchengemeinde die 30 Aktuariatsgemeinden im Dekanat Ostalb verwaltet, für die Modellphase des Rottenburger Kindergartenplans gerne zur Verfügung gestellt. Drei Mitarbeiter/innen mit insgesamt 1,3 Stellen haben zum 1. März 2009 die Aufgabe der Kindergartenbeauftragten Verwaltung übernommen. Von insgesamt 42 katholischen Kinderbetreuungseinrichtungen nehmen 30 an der Modellphase teil; dies entspricht rund 80 Gruppen mit ca. 150 Stellen. Claudia Fröhlich beschreibt, wie das funktioniert. Kindergartenbeauftragte Verwaltung – für Sie nichts Neues, oder doch? Als ich vor gut zwölf Jahren mit dieser Tätigkeit im Rahmen einer kleinen Nebentätigkeit begann, kam ich mit meinen Erfahrungen als städtische Mitarbeiterin an. Man hat mir in einem kleinen Besprechungszimmer eine Ecke zugewiesen, wo ein auf Schreibtischhöhe abgesägter Tisch stand, und ich hatte etwa eine halbe Seite Stichworte über meine künftige Zuständigkeit, welche ein delegationsfreudiger und zukunftsorientierter Gesamtkirchenpfleger mit einem motivierten Kindergartenausschuss zusammengestellt hatte. Ich begann Kontakte zu knüpfen zu den Leiterinnen, dem Kindergartenausschuss, dem Pastoralteam und dem Landesverband. Schwerpunkt meiner Arbeit war stets im Personalmanagement. Vieles musste geregelt und strukturiert werden. Einen großen Schritt haben wir hierbei durch die Teilnahme am Qualitätsmanagementprojekt des Landesverbandes getan. Man kann fast sagen, dass die Gesamtkirchengemeinde Aalen eine Vorreiterrolle für das Modell des Kindergartenplans hat. Meine neue Aufgabe baut darauf auf. Ich bin nun für den Fachbereich insgesamt zuständig, habe die Zuständigkeit für die Gesamtkirchengemeinde behalten und noch Aktuariatsgemeinden hinzubekommen. Für den Bereich der Gesamtkirchengemeinde gilt es nun eine Anpassung an den Rottenburger Kindergartenplan vorzunehmen, was auch nicht immer ganz einfach ist, da wir doch auch schon ein wenig eingefahren sind. Der Bereich der Aktuariatsgemeinden ist für mich völlig neu und daher eine große Herausforderung. Wir befinden uns momentan in einer Einarbeitungsphase, wo wir ähnlich wie ich vor zwölf Jahren vorgehen werden, allerdings um vieles strukturierter dank der Vorgaben des Kindergartenplans und eigener Erfahrungen. Wer legt Ihre Aufgaben fest? Es gab eine Arbeitsgemeinschaft unter der Federführung der Hauptabteilung XIII mit Hermann Glaser und unter Beteiligung des Landesverbandes sowie Vertretern der sich für die Einführungsphase bewerbenden Verwaltungszentren. Diese hat Grundlagen erarbeitet, beispielsweise eine sehr detaillierte Aufgabenmatrix. Nun gilt es, diese erarbeiteten Grundlagen – die eine gute Basis für die neuen Stellen darstellen – in der Praxis umzusetzen. Es gilt vor Ort die Kindergärten mit dem spezifischen Profil der Diözese zu sichern und weiterzuentwickeln. Da sollte man an gutes Bestehendes anknüpfen und stets versuchen, die örtlichen Ressourcen einzubinden. Als der Rottenburger Kindergartenplan diskutiert wurde, gab es einige Bedenken, ob sich bei dieser neuen Aufteilung Pastoral und Verwaltung die jeweils Zuständigen nicht ins Gehege kommen? Ich sehe darin keine Bedenken, sondern Anforderungen. Bei uns in der Gesamtkirchengemeinde hat jahrelang unser Dekan den Part des Kindergartenbeauftragten Pastoral wahrgenommen. In dieser Zeit habe ich natürlich auch Teile dessen, was heute der Zuständigkeit der Kindergartenbeauftragten Pastoral liegt, wahrgenommen. Wir sind uns nie in die Quere gekommen, es hat sehr gut funktioniert. Nun haben wir seit September 2008 eine Gemeindereferentin in der Funktion der Kindergartenbeauftragten Pastoral. Diese hat nun zeitlich mehr Kapazitäten, so dass wir in einer neuen Findungsphase sind. Es existieren klare strukturelle Vorgaben, daher kennt jeder seinen Bereich, und man wird sich gut und sinnvoll ergänzen. Jeder ist kompetent in seinem Gebiet und wird daher vom anderen profitieren. aus den räten 7 Diözesanrat – Diözesanpriesterrat Gibt es einen gemeinsamen Vorgesetzten, der notfalls ein Machtwort spricht? Zunächst seht fest, dass man an Beschlüsse des Kirchengemeinderates gebunden ist. Des Weiteren sind Dienst- und Fachaufsicht klar geregelt. Wie sieht der Kontakt zwischen Ihnen und den Kindergärten aus? Aus den Erfahrungen und Entwicklungen der letzten zwölf Jahre verweise ich gerne auf unsere regelmäßigen Besprechungen über alle aktuellen Themen in einem Gesamtgremium, der Leiterinnen-Träger-Runde, und die Zielvereinbarungsgespräche mit allen Einrichtungen. Ich bin aber für alle Mitarbeiter/innen stets erreichbar, besuche die Einrichtungen bei Bedarf. Die Kontakte ergeben sich durch die Aufgabenvielfalt von allein. Darüber hinaus führen wir bisher Personalversammlungen mit allen Mitarbeiter/innen der Kindertagesbetreuungseinrichtungen durch und treffen uns auch zu geselligen Anlässen. Wir stehen daher in einem sehr engen Kontakt. Hat der Diözesanrat mit seinem Votum für die Einrichtung der Beauftragten Pastoral und Verwaltung eine gute Entscheidung getroffen? Die Entscheidung des Diözesanrates kann ich nur befürworten. Im Übrigen bringt ja jede/r von Studium oder Ausbildung jeweils entsprechende Kenntnisse mit. Natürlich gibt es Verwaltungsfachleute, die sich im pastoralen Bereich wohl fühlen. Dies ist aber nicht verwunderlich, da wir uns in kirchlicher Trägerschaft befinden. Einige pastorale Mitarbeiter erledigen auch gut und gerne Verwaltungsaufgaben. Beide jedoch kommen auf Dauer nicht ohne den anderen aus. Als weitere Partner dürfen die Fachberater/innen des Landesverbandes nicht vergessen werden, die die dritte Säule in der Unterstützung der Kindergärten darstellen. Haben Sie Wünsche an den Diözesanrat oder die Diözesanleitung? Ja, ich habe drei große Anliegen: 1. Diözesanrat und Diözesanleitung sollten sich für eine grundlegende Personalaufstockung in den Einrichtungen einsetzen: Pädagogische Mitarbeiterinnen in Kindergärten sind an ihren Grenzen angekommen. Die Entwicklung insgesamt im Kindergartenbereich der letzten Jahre mit den 8 informationen März - Juni 2009 gestiegenen Anforderungen z. B. durch Orientierungsplan, Einführung QM, Ausweitung der Öffnungszeiten und Einführung neuer Betreuungsarten wie U3 erfordern zusätzliche Zeit, welche die Mitarbeiterinnen nie erhalten haben, teilweise gab es sogar Kürzungen. Es gibt momentan bereits vielerorts unter bisher hoch motivierten Mitarbeiterinnen völlige Resignation mit Berufsaufgabe. Für Leitungsaufgaben ist kaum jemand zu gewinnen. Hierzu kommen nun noch die speziellen Anforderungen in unserer Diözese, festgeschrieben im Kindergartenplan. Diese Anforderungen sind richtig und wichtig, können aber nur mit entsprechendem Personal umgesetzt werden. 2. Der Landesverband sollte intensiv unterstützt werden: Umgesetzt werden viele Forderungen des Kindergartenplans beim Landesverband. Dieser ist laut Rottenburger Plan zuständig für das Fort- und Weiterbildungskonzept mit QM, Ausarbeitungen zu Kooperation Kindergarten- und Tagespflege sowie Familienzentren, Beratung bei der Bereitstellung von Betreuungsangeboten für Kinder unter drei Jahren, EDV-Konzept, usw. Für diese vielseitigen Aufgaben benötigt der Verband die entsprechende Personalausstattung. Dies sollte in den Trägerkonferenzen vor Ort und den Delegiertenversammlungen beachtet werden. 3. Evaluation der Pilotphase Die Erkenntnisse aus der Pilotphase sollten sehr kritisch auf zeitliche und finanzielle Ressourcen hin überprüft werden. Würde sich daraus Bedarf zur Nachbesserung ergeben, sollte dieser von der Diözese angegangen werden. Die Umsetzung des wertvollen und einzigartigen Rottenburger Kindergartenplanes hat große Erfolgschancen wenn das nötige Werkzeug zur Verfügung steht. Claudia Fröhlich / Cäcilia Branz Schriftliches Interview, März 2009 Schwerpunkt DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit Nicht warten, bis die Jugendlichen so sind, wie wir sie gern hätten Interview mit der Vorsitzenden des Diözesanausschusses Arbeit und soziale Gerechtigkeit Andrea Tanneberger (Leonberg), Vorsitzende des Diözesanausschusses (DA) Arbeit und soziale Gerechtigkeit, erläutert im Interview, aus welcher Motivation und mit welchen Zielen sich der Ausschuss mit benachteiligten Jugendlichen auseinandersetzt. Warum haben Sie sich zur Mitarbeit in diesem Ausschuss entschieden? Als Mitglied der Gemeindeleitung habe ich die Betriebsseelsorge und des Arbeiterzentrums in Böblingen als eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit und ohne Arbeit erlebt, und als ein Haus, in dem die Person des Nächsten ganz real ist. Wo man über die katholische Soziallehre nicht nur diskutiert, sondern diese lebt. Und ich habe erlebt, dass Betriebsseelsorger und Pfarrer, und das heißt die Kirche, bei Betriebsinsolvenzen und Arbeitsplatzabbau für die betroffenen Personen wichtige Begleiter sind und von der Öffentlichkeit und Presse wahrgenommene werden. Auch begleitet mich schon lange das Thema »Eine Welt« in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Die Veränderungen in der Arbeitswelt, der damit verbundene Wandel in den Familien, die immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich: Diese Themen werden in den Gemeinden zu wenig thematisiert und rücken zu oft im Kirchenalltag in den Hintergrund. Deshalb hat es mich gereizt, mich mit anderen Interessierten und verbandlichen und diözesanen Vertretern an den Themen Arbeit und soziale Gerechtigkeit zu versuchen. An Themen, die über unseren eigenen Kirchturm hinausgehen und uns doch täglich betreffen. Der DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit hat in dieser Amtsperiode seinen Arbeitsschwerpunkt auf benachteiligte Jugendliche gelegt. Warum? Die Aufgabenstellung Integration junger Menschen in Bildung und Arbeit war uns schon vom vorigen Ausschuss als Hausaufgabe mitgegeben worden. Mit Herrn Mutscheller, einem Ausschussmitglied, das äußerst engagiert in dem Bereich Jugendliche und Arbeitswelt ist, haben wir einen »Vorarbeiter«, der viel zu diesem Thema beitragen kann und uns da auch immer wieder antreibt. In unseren ersten Sitzungen haben wir Material gesammelt, um uns einen Überblick über die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen und verschiedene Hilfsangebote kennen zu lernen. Ein wichtiger Aspekt der Menschenwürde ist Teilhabe am Arbeitsleben, der für möglichst alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen möglich sein muss, um ihnen ein selbstbestimmtes und »Hartz-IV-freies« Leben zu ermöglichen. Welche Mitstreiter hat der Ausschuss bei diesem Thema? Im Ausschuss sind neben den Mitgliedern aus dem Diözesanrat und den zugewählten Personen, Vertreter von Caritas, KAB, Martinusmantel, Schulsozialarbeit, Betriebsseelsorge, Kolping und Jobpatenmodelle beteiligt. Ebenso vertreten ist die Hauptabteilung Gesellschaft und Kirche. Benachteiligte Jugendliche – wer ist das? Welche Faktoren machen diesen Jugendlichen das Leben schwer? Verhaltensauffälligkeiten, Lernschwierigkeiten, schwierige familiäre Verhältnisse, Sprachprobleme und oft ein Migrationshintergrund machen einigen Jugendlichen den Schulalltag, den Übergang ins Berufsleben und damit das Leben schwer. Wer seinen Schulabschluss nicht schafft und/oder keine Ausbildungsstelle findet oder die Ausbildung vorzeitig abbricht, tut sich schwer, das Leben auf eigene Beine zu stellen. Erwerbstätigkeit und ein damit verbundenes Gehalt sind wichtig für die Unabhängigkeit von Eltern und Behörden sowie zum Aufbau eines eigenen Lebens. Oft fehlt diesen Jugendlichen ein geregelter Alltag, Unterstützung um die Anforderungen von Schule und Lehrstelle zu bewältigen, Personen die Sicherheit und Selbstbewusstsein geben. Vielen Jugendlichen fehlt die Bestätigung, als Mensch einmalig und wichtig zu sein. Die Erfahrung von Ermutigung, Wahrnehmung und Ernstgenommensein gibt es nicht in ihrem Leben. Der Ausschuss gestaltet die Diözesanratssitzung im Juni mit. Was ist sein Anliegen an die Katholikenvertreter/innen der Diözese? Wir möchten, dass diese Problematik von unseren ehren- und hauptamtlichen Diözesanräten in ihre Gemeinden und Dekanate mitgenommen wird. Wenn sie mit dieser Problematik schwerpunkt 9 DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit im Hinterkopf, mit offenen Augen in ihre Gemeinden gehen, dann werden sie sich vielleicht an Diskussionen in katholischen Kindergärten, in der Vorbereitung zur Erstkommunion und vor allem in der Firmvorbereitung, wo wir ja viele und vielfältige Jugendliche in unseren Gemeinden erleben, beteiligen, sich in Neukonzeptionen der Ganztagesschulen, oder in Jugendhilfeeinrichtungen einbringen, Patenschaftsmodelle wahrnehmen oder für diese werben. Die Vertreter/innen der Diözese und die Verbandsvertreter möchten wir zum weiteren Ausbau von interkulturellen Konzepten in der Schule, Ausbau der Schulsozialarbeit an allen Schulen und kompetente Begleitung von Jugendlichen in der Berufsfindungund Berufsvorbereitungsphase ermutigen. Die Gemeinden und Bildungswerke könnten Eltern einen niederschwelligen Zugang zu den Bildungsinstitutionen ihrer Kinder und auch Orte für Austausch und Ratsuche eröffnen. Kirche muss ihr ureigenstes Familienbild mit berufstätigem Vater, Mutter als Hausfrau und Sohn und Tochter, sowohl in der Kleinkindbetreuung, wie auch in den Auswirkungen auf kirchliche Kinder- und Jugendarbeit, überdenken und den neuen Realitäten anpassen. Diese Aspekte und noch viele mehr will ein Begegnungstag zum Thema im Oktober in die Öffentlichkeit transportieren. Er wird eine Plattform für Menschen, die sich für benachteiligte Jugendliche einsetzen, aber auch für Betroffene und Interessierte sein. Wir sind aufgefordert, Schritte zu tun und nicht zu warten, bis die anderen so werden, wie wir sie haben wollen. Was kann Kirche für benachteiligte Jugendlichen tun? Kirche kann dieses Thema in den Blick nehmen, in Einrichtungen, Verbänden und Kirchengemeinden begleiten und unterstützen. Kirche kann in Gesprächen mit Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft auf dieses Thema hinweisen. Kirche hat mit ihrem Bild von der Einmaligkeit jedes Menschen einen guten Ansatzpunkt. Dass jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Können oder seiner sozialen Stellung von Gott geschaffen ist als sein Ebenbild bedeutet eben auch, dass jede Lebensgeschichte für Gott einmalig ist. Wir dürfen hier nicht werten und uns nur die rauspicken, die für uns angenehm und einfach sind. Auch die, die am Rand unserer Gemeinden stehen gehören dazu, auch wenn diese selbst es oft nicht ausdrücken, geschweige denn einfordern können. Sind noch andere Themen aktuell im DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit? Wir wollen uns in den nächsten Sitzungen mit den Auswirkungen der Finanzkrise auf die heimische Arbeitswelt, aber auch als weltweite Problematik auseinander setzen. Andrea Tanneberger / Cäcilia Branz Schriftliches Interview, April 2009 Der Diözesanausschuss Arbeit und soziale Gerechtigkeit »Die Frage nach menschengerechter Arbeit und einem ausreichenden Einkommen erfüllt viele Menschen von heute mit Angst und Sorge. Das ist ein ›Ernstfall‹ für Seelsorge. Daher soll dieser Ausschuss das Thema ›Arbeitswelt‹ im Diözesanrat und darüber hinaus wach halten, Anregungen und Initiativen für die Seelsorge entwickeln, kritisch die ›Zeichen der Zeit‹ im Lichte der Katholischen Soziallehre beurteilen und verfolgen.« So heißt es in der Begründung zur Einrichtung des Diözesanausschusses Arbeit und soziale Gerechtigkeit seitens des Diözesanrats. Von Seiten des Diözesanrats gehören dem Ausschuss derzeit an als Ausschussvorsitzende Andrea Tanneberger, von Beruf Sekretärin (Dekanat Böblingen), als stellvertretender Vorsitzender Diözesansekretär der KAB Peter Niedergesäss (ako-Vertreter), als Schriftführer der Geschäftsführer der diözesanen Räte Hermann Steur, außerdem Klaus Panni, von Beruf Schreiner (Dekanat Ostalb), DiplomPädagoge Günther Plonka (Dekanat Mergentheim) und Diplom-Ingenieur Heimo Weber (Dekanat Stuttgart). 10 informationen März - Juni 2009 Zugewählt worden sind der Vorstand des Kolping-Bildungswerks Dr. Carsten Breyde, der Mechaniker Gerhard Heckel, der ehemalige Geschäftsführer Ernst Mutscheller, die Gemeindereferentin Regina Nagel, die für die DiAG MAV arbeitet, Seminarleiterin Andrea Ragg, Caritas-Fachbereichsleiter Werner Strube und Betriebswirt Horst Tampe. Für das Bischöfliche Ordinariat arbeiten Ordinariatsrat Dr. Joachim Drumm als Leiter der Hauptabteilung Kirche und Gesellschaft sowie der Leiter der diözesanen Betriebsseelsorge Pfarrer Wolfgang Herrmann mit. Vorankündigung: Begegnungs- und Informationstag zur Integration benachteiligter junger Menschen in die Arbeitswelt Samstag, 17. Oktober 2009 in Ludwigsburg Der Tag soll Menschen aus Organisationen, Verbänden und Gemeinden zusammenführen, die sich für benachteiligte junge Menschen in der Arbeitswelt einsetzen oder eine Initiative/Projekt in dieser Sache starten möchten. Nach einem gemeinsamen Auftakt – Bischof Dr. Gebhard Fürst wird anwesend sein – stellen sich verschiedene Initiativen mit ihren Projekten vor. Am Nachmittag können Sie sich in Workshops ausführlicher informieren oder beraten lassen. Eine Band, Spiel und mehr werden dafür sorgen, dass der Tag einen abwechslungsreichen und bunten Charakter haben wird. Nähere Informationen dazu finden Sie in der nächsten Ausgabe der INFORMATIONEN. schwerpunkt 11 DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit Aufruf an Dekanate, Seelsorgeeinheiten und Verbände zur Beteiligung! Auf dem Weg zu einem Schulabschluss und den Einstieg in Lehre und Beruf haben es junge Menschen schon vor der aktuellen Krise nicht leicht gehabt. Immer noch beenden zu viele Jugendliche ihre schulische Laufbahn ohne einen Abschluss, finden nur schwer einen Ausbildungsplatz oder werden anschließend nicht übernommen. Besonders Abgänger/ innen von der Hauptschule haben es auf dem Arbeitsmarkt immer schwerer. In Zeiten der Wirtschaftskrise wird sich die Situation benachteiligter junger Menschen noch verschärfen. Einige Zahlen: Nach aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit und der Statistischen Bundesamtes verlassen pro Jahr 80.000 Schüler/innen die Schule, ohne zumindest einen Hauptschulabschluss gemacht zu haben, ausländische Jugendliche doppelt so häufig wie deutsche. Heute haben 3,4 Millionen Jugendliche unter 25 Jahren einen sozialversicherten Job – demgegenüber stehen 1,2 Millionen Jugendliche, die förder- oder hilfebedürftig sind. Mehr als 900.000 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren bekommen Hartz-IV-Leistungen. 300.000 erhalten Arbeitslosengeld I. Der Diözesanratsausschuss Arbeit und soziale Gerechtigkeit hat sich in seinen vergangenen Sitzungen intensiv mit den Zukunftschancen junger Menschen beschäftigt. Als Konsequenz auf die Not benachteiligter junger Menschen möchten wir zusammentragen, welche Projekte oder Initiativen es in Dekanaten, Seelsorgeeinheiten und Verbänden gibt, die jungen Menschen in dieser Not zur Seite stehen. Ergebnis soll eine Handreichung sein, die auf die bestehenden Projekte und Initiativen aufmerksam macht – gleichzeitig kann sie als Anregung dienen, die Situation der benachteiligten jungen Menschen vor Ort neu in den Blick zu nehmen und initiativ zu werden. Erhebungsbogen zu Initiativen und Projekten in Dekanaten, Seelsorgeeinheiten und Verbänden, die Jugendliche mit Schwierigkeiten in Ausbildung und Berufsfindung begleiten Stellen Sie Ihre Initiative und Projekt (vom Ausbildungslotsen über Hausaufgabenbetreuung, Jobpaten etc.) auf maximal einer DIN 4 Seite vor. Die Vorstellung sollte folgende Elemente enthalten: Titel / Name des Projektes, gerne auch ein Bild oder Logo Kurze Projektbeschreibung Was war Anlass für das Projekt Welches Ziel hat das Projekt Was konnte bisher erreicht werden Wie viele Personen sind am Projekt beteiligt Träger / Kooperationspartner Ansprechpartner/innen / Kontaktadresse Bitte senden Sie die Vorstellung Ihres Projekts /Ihrer Initiative bis 31. Juli 2009 an: Geschäftsstelle Diözesanrat, Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart am besten per Mail: [email protected] Danke! 12 informationen März - Juni 2009 Schwerpunkt Was geht‘s uns an Ein Auftrag für die Kirche – auf allen Ebenen Integration junger Menschen in die Arbeitswelt Worüber reden wir? Trotz verstärkter und anerkennenswerter Anstrengungen von Politik und Wirtschaft wird der Ausbildungsmarkt nicht nur dieses Jahr, sondern bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein auch in Baden-Württemberg angespannt bleiben. Entgegen früherer Prognosen werden die Schülerabgangszahlen erfreulicherweise nicht abnehmen: 171.400 im Jahr 2005, voraussichtlich 171.500 im Jahr 2013. Erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts schlägt der demografische Rückgang der Schulabgänger/innen durch. 2020 werden über 20.000 Schüler/innen weniger aus den Schulen entlassen. »Die anhaltend ungünstige Wirtschaftsentwicklung, ein regional und sektoral unterschiedliches Angebot an Ausbildungsplätzen, ein verändertes Bildungswahlverhalten von Eltern und ihrer Kinder wie auch gestiegene Anforderungen von Betrieben erschweren es den Ausbildungsplatzsuchenden, im unmittelbaren Anschluss an ihren Besuch allgemein bildender Schulen einen Ausbildungsplatz zu erhalten.« heißt es in der Gemeinsamen Vereinbarung der Landesregierung mit den Präsidenten der Kammerorganisationen und der Arbeitgeberverbände vom 7. März 2006. Insbesondere eine wachsende Diskrepanz zwischen den Anforderungen der Ausbildungsbetriebe und dem Leistungsprofil der jungen Bewerber/innen macht zu viele junge Menschen zu Verlierern am Arbeitsmarkt. In Baden-Württemberg werden 15 bis 20 Prozent eines Altersjahrganges als »Risikogruppe am Ausbildungsmarkt« bezeichnet. Welche Perspektiven einer beruflichen Integration und damit der Chance eines selbstbestimmten Lebens jungen Menschen, die auf Grund ihres Leistungsvermögens im Wettbewerb zunächst benachteiligt sind, eröffnet werden können, wird zu einem Prüfstein für alle Gruppen in der Gesellschaft, auch für die Kirche. »Es gehört zum Grundauftrag der Kirche, sich der Benachteiligten anzunehmen. Der Blick in die Geschichte des Katholizismus der letzten 150 Jahre zeigt, dass der Einsatz in den sich neu stellenden sozialen Fragen den großen Reichtum unserer Arbeit ausmacht.« (Erklärung des Zentralkomitees deutscher Katholiken: Benachteiligte Jugendliche gerecht beteiligen, 23. Mai 2006). Wenn diese Feststellung nicht nur öffentlichkeitswirksame Proklamation bleiben soll, hat dies in der Tat konkrete Auswirkungen für eine Selbstverpflichtung der Kirche. Berufliche Integration junger Menschen zum Thema auf allen Ebenen kirchlicher Aktivitäten, insbesondere in den Gemeinden, machen! Aus dem Blickwinkel des Marketings für junge Menschen verfügt die katholische Kirche über eines der besten flächendeckenden Netzwerke in unserem Lande. Ist es abwegig zu fordern, dieses Netzwerk von der Spitze bis zur Basis zur Schaffung eines Problembewusstseins, einer Option für die Zukunftschancen junger Menschen zu nutzen? Ist es zu viel verlangt, von Hauptamtlichen wie Ehrenamtlichen zu erwarten, dass sie sich entsprechend ihrer Möglichkeiten zusammen mit Gemeindemitgliedern als Ausbildungsplatzwerber einsetzen? Häufig ist das Wort eines Pfarrers oder eines anerkannten Kirchengemeinderates beim Handwerkmeisters oder Unternehmers wirkungsvoller als der Besuch eines Kammervertreters. Projekte kirchlicher Träger unterstützen! In unserer Gesellschaft herrscht häufig das Bewusstsein vor, dass wir zur Lösung von Problemen ja über die entsprechenden Spezialisten und hochprofessionelle Organisationen verfügen. Selbstverständlich benötigen wir diese Profis auch zur Förderung benachteiligter Jugendlicher. Die Arbeit der Profis wird aber umso fruchtbarer, je besser die Unterstützung und Verankerung in der kirchlichen Struktur und Basis ist. Die einschlägigen Projekte , z. B. der Aktion Martinsmantel, sollten deshalb zum Thema der Informations- und Bildungsarbeit der Verbände und Gemeinden werden. Politischen Einfluss der Kirche nutzen: Benachteiligte Jugendliche brauchen eine wirksame Lobby! Die Diözese ist in vielen einschlägigen Gremien der Landesregierung vertreten. Hier gilt es, Lobbyarbeit für junge Menschen zu leisten. Dies setzt voraus, dass die kirchlichen Vertreter präsent sind und eine stringente konzeptionelle Linie zu Gunsten der beruflichen Integration vertreten. Einige Punkte seien genannt: Die Politik beim Wort nehmen! In der Koalitionsvereinbarung und der Regierungserklärung wird ein Schwerpunkt bei der Förderung leistungsschwächerer junger Menschen gelegt. Wie sieht dazu die Praxis aus? Wird differenziert gefördert, vom Kindergarten bis zu den weiterführenden Schulen? Wird an den Hauptschulen zielorientiert personell begleitet oder wird die häufig dringend notwendige sozialpädagogische Begleitung aus schwerpunkt 13 Was geht´s uns an Kostengründen gestrichen? Wie werden die Übergänge gestaltet? Werden die knappen Ressourcen dort eingesetzt, wo es um die Chancen der Benachteiligten geht? Mit gutem Beispiel vorangehen! Immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Voraussetzungen für den Schulerfolg vor der Schulzeit und für die Ausbildungsreife nicht erst in den letzen zwei Schuljahren geschaffen werden. Was Not tut, ist eine ständige personelle Begleitung der Familien, der Kindergartenarbeit, der Schulen, um eine kontinuierliche Orientierung an der Berufs- und Arbeitswelt zu gewährleisten, an der es beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt vor allem mangelt. Dies kann nur gelingen, wenn sich alle Gruppen in der Gesellschaft aktiv einbringen. Haben wir ernsthaft überprüft, ob unsere Bildungsarbeit, unsere Jugend- und Familienarbeit diesen Qualitätsanforderungen standhält? Nutzen wir die Chancen der Kooperationen mit Schulen, z. B. beim Programm des Landes für Jugendbegleiter? Welche Unterstützung und Hilfen bieten wir den Akteuren vor Ort, um sich an einschlägigen Programmen zu beteiligen? Ein wirksames Signal setzen! Fakten setzen überzeugt mehr als Programme zu schreiben oder Forderungen zu stellen. Wie wäre es, wenn die Diözese, gerade und umso überzeugender auf dem Hintergrund der Knappheit finanzieller Ressourcen, eine »Initiative Zukunftschancen junge Generation« schaffen würde? Die Ausrufung dieser Initiative könnte der Startpunkt für ein Gesamtprogramm »Zukunftsinitiative junge Generation« sein. »Ausbilden geht vor Übernahme« gilt auch für die kirchlichen Arbeitgeber! Dieses Programm sollte auch die Selbstverpflichtung der Kirche als Arbeitgeber enthalten: Ausbildung geht vor Übernahme. Auch die kirchlichen Arbeitgeber werden sich daran messen lassen müssen, ob sie in den nächsten Jahren über Bedarf ausbilden. Dann werden die berechtigten Forderungen der Kirche an Politik und Wirtschaft, mehr für die Ausbildung zu tun, noch glaubwürdiger. Ernst Mutscheller DA Arbeit und soziale Gerechtigkeit benachteiligt (m)ein Nachteil (m)ein Vorteil dass ich nicht in Deutschland geboren bin dass der Klassenteiler bei 36 liegt dass Deutsch nicht die Muttersprache meiner Eltern ist dass ich keinen Onkel mit Kfz-Werkstatt habe dass meine Eltern keine Kontakte zu Geschäftsleuten haben dass meine Eltern nicht studiert haben dass die Arbeitslosigkeit meine Eltern müde gemacht hat dass ich nicht gelernt habe, wie man lernt dass ich zu Hause nicht gelernt habe, Ordnung zu halten dass meine Eltern Konflikte laut und mit Schlägen lösen dass es bei uns zu Hause alles in allem 11 Bücher gibt, 8 davon Bilder- und Kinderbücher dass ich fließend russisch oder türkisch spreche dass ich Geschwister habe, also sozialkompetent bin dass ich eher praktisch denke dass mein Vater sein Auto selber repariert dass ich weiß, dass das Leben keine Spazierfahrt ist dass ich oft auf meine kleine Schwester aufpassen muss dass ich mein Essen selber zubereiten muss dass ich mich seit drei Jahren allein um meine alkoholkranke Mutter kümmere dass ich Bodybuilding mache, damit mein Vater sich nicht traut, mich zu schlagen 14 informationen März - Juni 2009 lasst ihr ihn gelten? Nicht Barmherzigkeit, sondern Gerechtigkeit Jugendliche zu achten, ..., ist keinesfalls Ausdruck barmherziger Mildtätigkeit, sondern einer Gerechtigkeit, die wir ihnen schuldig sind. Ich verwende den Begriff der Gerechtigkeit hier mit Bedacht in seinen unterschiedlichen sozialethischen Schattierungen: 1. Gleichwertigkeit Jugendliche zu achten ist Ausdruck ihrer Würdigung als Gleiche; als Gleiche mit gleichen Rechten wie natürlich auch mit gleichen Pflichten (iustitia legalis). 2. Leistungsgerechtigkeit Jugendliche zu achten ist sodann Ausdruck der Würdigung ihrer tatsächlich erbrachten Lebensleistung (iustitia commutativa) ... nämlich die oftmals verkannte Lebensleistung der jugendlichen »Helden im Alltag« als solche wahrzunehmen und damit als Erwachsenenwelt dem Gebot der Leistungsgerechtigkeit nachzukommen. Aus dem Physikunterricht – Sie erlauben bitte dieses kleine Zwischenspiel meiner Gedanken – erinnere ich elementare Einsichten der Mechanik: Leistung ist Arbeit pro Zeiteinheit. Arbeit wiederum Produkt aus aufgebrachter Kraft und zurückgelegter Wegstrecke. Die aufgebrachte Kraft wiederum ist abhängig vom Aufwand, eine bestimmte Masse zu beschleunigen. Er wird bei gleicher Masse größer, wenn der Reibungswiderstand der Umgebung größer ist. ... Mit anderen Worten: Die Arbeits- und Lebensleistung eines Menschen hängt ... nicht ausschließlich von der Ausdehnung einer erfolgreich zurückgelegten Wegstrecke ab. Sie kann auch bei kleinen Schritten sehr beachtlich sein; nämlich dann, wenn die Bewegungen des eigenen Lebens gegen äußerst widrige Umstände oder sogar entgegengesetzt dem Mainstream erfolgen müssen. Und dies ist ersichtlich dann der Fall, wenn sich ein Teenager der Erwartungshaltung widersetzt, ihr Kind abzutreiben und dennoch den eigenen Schulabschluss zu erreichen. Dies ist ersichtlich dann der Fall, wenn sie ein Vierzehnjähriger gegen die Gewalt entscheidet, obwohl dies die einzig verstandene Sprache seines Alltags zu sein scheint. Dies ist ersichtlich dann der Fall, wenn eine Sechzehnjährige aus der Sozialhilfebiographie ihrer Familie ausbricht und auch nach tausend Ablehnungen sich weiter um einen Ausbildungsplatz oder einer Arbeitsstelle bewirbt. Vom selbst tragenden Aufschwung an den Aktienbörsen zu profitieren, ist in der Regel vermutlich weit weniger leistungsgerecht, als die Lebensleistung dieser Jugendlichen zu achten und zu würdigen. 3. Verteilungsgerechtigkeit/Befähigungsgerechtigkeit Ein sozialethisch informierter Begriff von Gerechtigkeit kennt noch eine dritte Bedeutung: die Verteilungsgerechtigkeit wenigstens an Chancen, das eigene Leben erfolgreich führen zu können. ... Einer Verteilungsgerechtigkeit (iustitia distributiva) geht es nicht einfach darum, die Bedürftigen mit den elementaren Grundgütern für das alltägliche Leben zu versorgen. Verteilungsgerechtigkeit geht es vor allem darum, die Betroffenen zu befähigen, sich selbst um die Befriedigung ihrer Lebensbedürfnisse sorgen zu können. Verteilungsgerechtigkeit als Befähigungsgerechtigkeit zielt auf den Erwerb und den Ausbau von Fähigkeiten und Kompetenzen (capability approach), selbstständig das eigene Leben führen zu können und von außergewöhnlichen Hilfen unabhängig zu werden. Solche Befähigungsgerechtigkeit haben besonders Jugendliche ... nötig. Bei all ihrer erkennbaren Leistungsfähigkeit sind sie auf entgegenkommende Unterstützungen angewiesen – und seien es nur Achtung, Aufmerksamkeit und Aufmunterungen, die sie zum Durchhalten ermutigen. Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl, Berlin Vortrag auf der Jahresauftaktveranstaltung der Caritas Baden-Württemberg am 23.1.2008 in Stuttgart (Auszüge) schwerpunkt 15 Was geht´s uns an Eine christliche Haltung gegenüber benachteiligten Jugendlichen Offen für das überraschend Neue Gottes Kraft für uns Menschen wird handgreiflich in der heilsamen Kraft Jesu von Nazaret. ... Jesu Kraft ist nicht die unheimliche Kraft eines mirakulösen Wundertäters. Sie ist die heilsame Kraft ermutigender Beziehungen. Sie wurzelt in der Sehnsucht der Menschen, ihr Unheil zu überwinden. Sie ist keine Kraft, die etwas besitzt oder festhält, sondern eine Kraft, die bewegt und verändert. Dynamis heißt es im griechischen Original der Bibel, und der eingedeutschte Begriff Dynamik drückt die damit bezeichnete Bewegung und Veränderung vortrefflich aus: Gottes Kraft in der Mächtigkeit bewegender Beziehungen. ... Machtvolle Beziehungen sind es, die im Kräftespiel zwischenmenschlicher Bewegungen und Veränderungen Gottes Kraft lebendig werden lassen. Machtvoll, nicht beherrschend sollten auch unsere professionellen Beziehungen zu Jugendlichen in besonderen Lebenslagen sein – zumindest wenn wir in der Tradition des Nazareners an ihrer Subjekt- und Menschwerdung interessiert sind und ihnen so als gleichwertige Ebenbilder Gottes die geforderte Achtung entgegenbringen wollen. Dazu gehört an erster Stelle eine klare Absage an jede vorauseilende Hermeneutik des Verdachts. Die Fachdiskurse der Kinder- und Jugendarbeit warnen schon seit langem vor der Ambivalenz selbst der gut gemeinten (personenbezogenen) Präventionsarbeit.1 Präventionsarbeit orientiert sich – wie jede Form sozialprofessioneller Intervention – an einem Leitbild (»Normal- bzw. Idealzustand«). Je geschlossener, ja abgeschlossener dieses Leitbild aber ist und die Adressaten präventiver Arbeit – hier 16 informationen März - Juni 2009 die Jugendlichen – an seiner Festlegung ausgeschlossen sind, mutiert Prävention in Fremdbestimmung. Sie verhindert dann das, was eigentlich Ziel (primärer) Prävention ist: nämlich die Eigenverantwortung und die Selbstbestimmung von Jugendlichen zu fördern. Gerade Präventionsarbeit mit Jugendlichen in prekären Lebensverhältnissen begünstigt eine Haltung des Misstrauens, hinter dem sich oftmals eine defizitorientiertes Kinder- und Jugendbild verschanzt. ... Schon der Achte Jugendbericht der Bundesregierung aus dem Jahre 1990 forderte deshalb, präventive Angebote und Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe nicht (allein) unter dem Aspekt der Verhinderung von Schwierigkeiten zu konzipieren. Vielmehr sei von den positiven Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen auszugehen. Was hier auf Seiten professioneller Akteure im Bereich der Arbeit mit Jugendlichen gefordert wird, ist die Haltung einer neuen Wertschätzung des Imperfekten. ... Mir geht es nicht um eine Romantisierung oder gar Ästhetisierung von Unzulänglichkeiten und Unfertigkeiten. Nervende Jugendliche nerven, wie schreiende Säuglinge nerven, wie pöbelnde Biertrinker nerven, wie allseits nörgelnde Eltern nerven. Aber das Imperfekte eines Menschen steht ja nicht nur für das Unzulängliche und Unfertige. Es steht auch für das Unabgeschlossene, für das Entwicklungsfähige, für das Offene. Die Wertschätzung des Imperfekten rechnet mit den Veränderungen und Entwicklungen, die aus dem Spannungsbogen jeder menschlichen Lebensgeschichte resultieren. Sie will einfach Lebensgeschichten von Jugendlichen offen halten. Die Wertschätzung des Imperfekten wehrt sich gegen eine weit verbreitete Verblüffungsfestigkeit, die mit überraschend neuen Entwicklungen und Wendungen des Lebens nicht mehr rechnet. Sie wendet sich aber ebenso gegen einen manchmal schon zwanghaften Machbarkeitsanspruch, der die Lebensgeschichte eines Jugendlichen nach Maß verplant und jedes wichtige Lebensereignis generalstabsmäßig inszenieren will. Hier stellt die Wertschätzung des Imperfekten ihre »Gretchenfrage«: Gewähren wir einem Jugendlichen nur eine vorausberechnende Prognose für sein zukünftiges Lebensschicksal oder geben wir ihm die Chance für eine noch unentdeckte und unverplante Zukunft? Wissen wir also von vorneherein, welche präzisen Förderungsbedarfe die Sechzehnjährige mit ihren Bewerbungsfehlversuchen, die Achtzehnjährige mit ihrem Kind beim Schulabschluss oder der Vierzehnjährige inmitten seiner Gewaltverhältnisse haben? Wissen wir präzise, welche Schritte unsere »Helden im Alltag« aus den Bedrängnissen ihrer Lebenslage zu gehen haben? Oder trauen wir uns und ihnen die Dynamik machtvoller Beziehungsarbeit zu, wenn nötig gemeinsam neue, vielleicht noch unentdeckte Wege zu gehen? Nur Letzteres, scheint mir, folgt dem Motto: Achten statt ächten. ________________ 1 Vgl. Karin Böllert: Prävention und Intervention. In: Hans-Uwe Otto/Hans Thiersch (Hg.): Handbuch Sozialarbeit/Sozialpädagogik. 2. völlig überarb. A. 2002, S.1394-1398. Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl, Berlin Vortrag auf der Jahresauftaktveranstaltung der Caritas Baden-Württemberg am 23.1.2008 in Stuttgart Kirchengemeinden können viel tun Wir sehen einen doppelten Auftrag für uns und Sie in den Kirchengemeinden. Schulabgänger/innen unterstützen Unser erster Auftrag ist, danach zu schauen, was für die jungen Menschen beim Übergang von Schule zu Ausbildung/ Beruf vor Ort getan werden kann, die unsere Unterstützung brauchen: junge Menschen ohne Schulabschluss, ohne Ausbildungsplatz, mit abgebrochener Lehre, arbeitslos trotz Lehre, Jugendliche mit Sucht- und Gewaltproblemen. Kirchengemeinden können z. B. alleine oder in Kooperation mit unseren Caritas-Zentren oder katholischen Beratungsstellen und Einrichtungen Patenschaften für junge Menschen organisieren. Kirchengemeinden können – z. B. in Zusammenarbeit mit der Katholischen Landjugendbewegung oder der Katholischen Jungen Gemeinde – im wahrsten Sinne des Wortes Raum schaffen für die jungen Menschen, die sich sonst auf Plätzen oder an Bushaltestellen treffen. Als engagierte/r Bürger/in können Sie – z. B. mit Unterstützung von Arbeitsagenturen und Beschäftigungsgesellschaften bzw. Einrichtungen der Jugendberufshilfe – unter Umständen auf Betriebe zugehen oder selbst einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen. Als Kirchengemeinde können Sie aber auch Kontakt mit der Schule in Ihrer Nachbarschaft aufnehmen, um z. B. Hausaufgabenbetreuung oder Nachhilfeunterricht (Mathe, Deutsch, Englisch) zu organisieren oder aber Berufsorientierung zu leisten. Über Musik (Chor, Band) und Sport können Sie jungen Menschen weitere Betätigungsfelder bieten, so dass sie ihre eigenen Vorlieben und Fähigkeiten entdecken und ausbauen können. Wichtig ist zunächst die vorbehaltlose Achtung von jungen Menschen, die Aufmerksamkeit brauchen, um nicht »an falsche Freunde zu geraten«, wie Jugendliche selbst sagen. Rahmenbedingungen mitgestalten Einen zweiten Auftrag sehen wir darin, mit unseren Bemühungen um Bildung frühzeitig zu verhindern, dass junge Menschen bereits mit zehn oder elf Jahren wissen, dass sie perspektivlos sind und bleiben werden. Mischen Sie sich als Kirche, als Kirchengemeinde ein in die Diskussionen um eine umfassende Bildung, die neben der Verwertbarkeit für den Arbeitsmarkt (Humankapital) auch die Persönlichkeit des schwerpunkt 17 Was geht´s uns an Menschen zum zentralen Inhalt hat. Begleiten Sie in Ihren politischen Gemeinden die Arbeit von Sozialausschüssen und Jugendhilfeausschüssen. Die Kirchen haben im Jugendhilfeausschuss Sitz und Stimme. Mit den Entscheidungen über Stadtplanung, Wohnungsbau, Infrastruktur in den Gemeinden und Stadtteilen, Ausstattung von Schulen und Freizeiteinrichtungen und Einrichtungen der Kindertagesbetreuung werden Weichen für familienunterstützende Angebote gestellt (oder eben auch verhindert). Dr. Maria Hackl Referentin Kinder und Jugendliche beim Diözesancaritasverband in: Handreichung zum Caritas-Jahresthema 2008 Ideen für Kirchengemeinderat und Kochteam Ortswechsel Kirchengemeinderäte und Gemeindegruppen treffen sich regelmäßig zu ihren Sitzungen, meist im Gemeindehaus. Warum sich nicht mal z. B. in einer Einrichtung der Jugendhilfe treffen, sofern sich eine im näheren Umfeld befindet? Damit verbunden kann der inhaltliche Teil festgelegt werden, nämlich die Lebenswelt von Jugendlichen in einer Einrichtung oder die Aufgaben einer Einrichtung der Jugendhilfe. Dazu können Mitarbeitende und – wenn möglich – auch Jugendliche selbst eingeladen werden. Eine gute Möglichkeit, um mit ihnen direkt ins Gespräch zu kommen. Tischlein deck dich Mittagstische für Senioren anzubieten, hat schon fast Tradition. Viele Kinder und Jugendliche erwartet keine warme Mahlzeit, wenn sie aus der Schule nach Hause kommen. Sie essen kalte Brote oder gar nichts. Warum nicht einen »Mittagstisch« für Kinder und Jugendliche in Schulen organisieren – in der Schule oder im Gemeindezentrum, sofern dieses ortsnah zur Schule liegt. Damit werden die jungen Menschen mit einer warmen Mahlzeit versorgt; darüber hinaus wird ein Ort der Begegnung ermöglicht. Beteiligt werden können die Schule, die Eltern und Kinder, die CKD18 informationen März - Juni 2009 Gruppe und die Kirchengemeinde, die regionale Caritas, die kirchliche Jugendarbeit (BDKJ) usw. Stadtrundgang mit anderen Augen Diese Idee eignet sich vor allem für Städte. Lebt die Gruppe in einem Dorf, kann die Nachbar- oder Kreisstadt aufgesucht werden. Sie laufen mit Ihrer Gruppe, Ihrem Kirchengemeinderat durch die Stadt. Überlegen Sie sich vorab bewusst: Wo halten sich denn die Jugendlichen unserer Stadt auf? Wo verbringen sie ihre Freizeit? Wo sind Orte für Jugendliche? Wo sind Einrichtungen wie Jugendhäuser? Wo sind Plätze für Jugendliche, die Sie sonst eher meiden? Stellen Sie sich dann eine Route zusammen und laufen Sie die Plätze und Orte ab. Versuchen Sie, bewusst wahr zu nehmen, wo die Jugendlichen unterschiedlichster Lebensweise leben bzw. sich aufhalten. Ebenso ist, nach Absprache mit der jeweiligen Leitung, ein Besuchsrundgang zu Einrichtungen denkbar, die Jugendliche unterstützen. Petra Gauch Geschäftsführerin Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD) beim Diözesancaritasverband in: Handreichung zum Caritas-Jahresthema 2008 KAB-Aufruf zum 1. Mai 2009 KAB fordert europaweit eine kostenlose Erstausbildung Jugendliche in Baden-Württemberg sind die ersten Verlierer in der Finanz- und Wirtschaftskrise Die Jugendarbeitslosigkeit in Baden-Württemberg ist im März zum vierten Mal in Folge angestiegen. 32.362 junge Menschen unter 25 Jahre waren im März nach Informationen der Agentur für Arbeit in Baden-Württemberg arbeitslos gemeldet. Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl um 9.519 Jugendliche (plus 41,7%). Wir dürfen uns nicht damit trösten, dass Baden-Württemberg (noch) die niedrigste Jugendarbeitslosigkeitsquote hat. Viele Jugendliche erhielten nach der Ausbildung oft befristete Arbeitsverträge, die jetzt in der Krise nicht verlängert werden. Es wäre schlimm, wenn die jungen Menschen jetzt außen vor bleiben würden. Peter Niedergesäss, KAB-Diözesansekretär betonte: »Die Wirtschaft darf in der Krise durch kurzsichtiges Kostendenken nicht die Zukunft junger Menschen und die Sicherung des Fachkräftebedarfs gefährden.« Immer mehr Jugendliche scheitern in Schule und Ausbildung: Fast zwanzig Prozent Ausbildungsabbrecher jedes Jahr. Stetig wächst die Zahl der jungen Menschen, denen ohne Schul- und Berufsabschluss die Zukunft verbaut wird. Grund dafür sind zunehmend fehlende soziale Kompetenzen, die eine wichtige Voraussetzung für schulische und berufliche Bildung sind. Diese Defizite resultieren aus ihrem sozialen Umfeld, welches nicht mehr in der Lage ist, die notwendige Motivation und ausreichend soziale Rahmenbedingungen bereitzustellen. Der Übergang von Schule zu Arbeit und Beruf wird durch Einsparungen von notwendigen Bildungsmaßnahmen versperrt. Die Politik hat mit falschen Weichenstellungen in der Berufsausbildung diese Situation dramatisch verschärft und zur Ausgrenzung vieler junger Menschen beigetragen. Die dringend notwendige sozialpädagogische Betreuung von Jugendlichen aus bildungsfernen Elternhäusern und Familien wurde unverantwortlicherweise auf ein Minimum zusammengestrichen. Ohne eine ganzheitliche Ausbildung ist kein Staat zu machen! Die KAB Baden-Württembergs sieht in dieser falschen Weichenstellung einen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Skandal. Es ist ein Skandal, wenn immer mehr jungen Menschen eine Zukunftsperspektive verbaut bleibt. Es ist ein Skandal, wenn Einsparungen zur Ausgrenzung großer Teile der Bevölkerung führen. Es ist unverantwortlich, wenn die Politik tatenlos zusieht, wie das Ausbildungsproblem zu einer Zeitbombe in unserer Gesellschaft wird. Es ist unverantwortlich, wichtige sozialpädagogische Ausbildungsmodule zurückzufahren. Es ist unverantwortlich die menschlichen Potentiale der Jugend nicht ausreichend zu fördern. Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Baden-Württembergs fordert die Landesregierung auf, endlich einen ganzheitlichen Bildungsansatz in Schule und Ausbildung zu integrieren! Ausbildungsbegleitende und sozialpädagogische Maßnahmen sind finanziell und personell aufzustocken. Baden-Württemberg kann alles, auch ausbilden und qualifizieren. Wir fordern die Landesregierung auf, alles zu tun, um die gute Ausbildungsquote in Baden-Württemberg zu erhalten und weiter auszubauen und sich in Europa für eine kostenlose Erstausbildung einzusetzen. Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart Postfach 70 03 36, 70573 Stuttgart, Tel. 0711 9791-135, Fax -168 [email protected] – www.kab-drs.de schwerpunkt 19 Schwerpunkt So sieht‘s aus Zahlen – und wie sie zu lesen sind Begrifflichkeiten Als »gemeldete Berufsausbildungsstellen« zählen die bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit einem Auftrag zur Vermittlung gemeldeten im Berichtsjahr (1.10. bis 30.9. des folgenden Jahres) zu besetzenden betrieblichen und außerbetrieblichen Berufsausbildungsstellen, einschließlich der Ausbildungsplätze in Berufsbildungswerken und sonstigen Einrichtungen, die Ausbildungsmaßnahmen für behinderte Menschen durchführen, seit 1992/93 auch einschließlich der außerbetrieblichen Ausbildungsplätze, die durch die verschiedenen Bund-Länder-Programme geschaffen wurden. Als »unbesetzte Berufsausbildungsstellen« gelten alle Ausbildungsstellen, die bis zum Ende des Berichtsjahres weder besetzt noch zurückgenommen worden sind. Als »gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen« zählen diejenigen, die im Berichtsjahr eine individuelle Vermittlung in eine Berufsausbildung im dualen System wünschen und als ausbildungsreif eingestuft werden. Als »noch unversorgte / nicht vermittelte Bewerber« rechnen Bewerber, für die bis zum Ende des Berichtsjahres weder die Einmündung in eine Berufsausbildung noch ein weiterer Schulbesuch, eine Teilnahme an einer Fördermaßnahme oder eine andere Alternative zum 30.9. bekannt ist und für die Vermittlungsbemühungen laufen. »Gesamtangebot« und »Gesamtnachfrage« auf dem Ausbildungsmarkt werden über die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zuzüglich der unbesetzten Berufsausbildungsstellen bzw. der noch unversorgten/nicht vermittelten Bewerber aus der Berufsberatungsstatistik errechnet. Die »Angebots-Nachfrage-Relation« (ANR) gibt die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze je 100 Nachfrager an. »Schulabgänger/innen« sind Jugendliche, die die allgemeinbildenden Schulen ohne Schulabschluss bzw. die beruflichen Schulen ohne erfolgreichen Abschluss beendet haben. »Schulabsolvent/innen« sind Jugendliche aus allgemeinbildenden Schulen mit Schulabschluss bzw. Jugendliche, die den Bildungsgang einer beruflichen Schule »mit Erfolg 20 informationen März - Juni 2009 vollständig durchlaufen und damit das Ziel des Bildungsgangs erreicht haben« (Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder 2008, S. 49). »Schulentlassene« sind die Summe der Abgänger/innen und der Absolvent/innen. (Die Kultusministerkonferenz rechnet Schüler/innen, die im allgemeinbildenden Schulsystem verbleiben, um einen höheren Abschluss zu erlangen, nicht zu den Schulentlassenen; anders das Bundesinstitut für berufliche Bildung.) Eine »außerbetriebliche Ausbildung« kann auch in Betrieben stattfinden. »Außerbetrieblich« bedeutet lediglich, dass eine Ausbildung überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert wird (gemäß Sozialgesetzbuch II und III, Bund-Länder-Programme Ost, Länderprogrammen). Ausbildungsplatzsuchende in der Statistik Die Bundesagentur für Arbeit registriert für das letzte Berichtsjahr (2008) lediglich 14.479 »unversorgte« Ausbildungssuchende – von insgesamt 620.209 Bewerber/innen! Gleichzeitig blieben 19.507 Ausbildungsplätze unbesetzt. Was man dazu wissen muss: Für jugendliche Schulabgänger/innen, die bis zum neuen Schuljahrsbeginn keine Ausbildungsstelle gefunden haben, besteht eine (Teilzeit-)Schulpflicht, die in der Regel von Berufsschulen abgedeckt wird. Da der Stichtag jeweils der 30. September ist, also nach dem Schuljahrsbeginn liegt, tauchen Jugendliche, die sich vergeblich um eine Stelle bemüht haben und deswegen weiter zur Schule gehen oder sich in einer berufsvorbereitenden Maßnahme oder im Praktikum befinden, in der Statistik der BA größtenteils nicht auf. Unschärfen weist die Statistik auf, weil weder für die Ausbildungssuchenden noch für die Ausbildungsbetriebe eine Pflicht zur Meldung bei der BA besteht. »Am 1. Januar 2009 trat das Gesetz zur Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente in Kraft. ... Alle Arbeitslosen, die in eine Maßnahme auf der neuen gesetzlichen Grundlage eintreten [Leistungen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung nach § 46 SGB III)], sind demnach während der Maßnahmeteilnahme nicht als arbeitslos zu zählen. Bisher waren Personen, die in die Betreuung Dritter übergeben wurden, weiterhin arbeitslos.« (Presseinfo der Bundesagentur für Arbeit vom 4. Mai 2009) Hier die gesamten Zahlen (entnommen der Vorversion des Datenreports des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) vom 1. April 2009: 616.259 Ausbildungsverträge wurden im Berichtsjahr 2008 (1. Oktober 2007 bis 30. September 2008) abgeschlossen. Insgesamt wurden 635.675 Ausbildungsstellen angeboten, davon 556.782 betriebliche. 19.507 Stellen blieben unbesetzt (2007: 18.359). Das BIBB geht für 2008 von insgesamt 712.505 Ausbildungssuchenden aus. 620.209 Bewerber/innen für Ausbildungsstellen waren bei der BA gemeldet. 282.130 (45,5 %) mündeten in eine Ausbildung ein, davon 33.194 auf geförderte Stellen. Für 203.327 der verbleibenden 338.079 Bewerber/innen fand sich eine Alternative, wobei 81.846 ihren Wunsch nach einer Vermittlung in eine Ausbildung aufrecht erhielten (69.733 davon verblieben außerhalb einer Ausbildung: 40 Prozent erneuter Schulbesuch oder Praktikum, 43 Prozent Fördermaßnahmen, 13 Prozent Erwerbstätigkeit und 4 Prozent gemeinnützige oder soziale Dienste). 120.273 ehemalige Bewerber/innen ließen sich nicht weiter von der BA vermitteln, ohne dass bekannt wäre, wo sie verblieben sind. 14.479 der gemeldeten Bewerber/ innen waren zum Abschluss des Berichtsjahres (Ende September) »unversorgt«. Von den 121.481 Bewerber/innen, die eine Alternative zu einer Ausbildung begannen und keine weitere Vermittlung wünschten, mündete etwa die Hälfte in Schule, Studium oder Praktikum ein: 38,5 Prezent weiterer Schulbesuch, 20,6 Prozent direkter Einstieg in die Erwerbsarbeit, 14,6 Prozent Verbleib in der bisherigen Ausbildung, 10,3 Prozent Fördermaßnahmen, 6,5 Prozent Studium, 5,4 Prozent Wehr- bzw. Zivildienst oder freiwilliges soziales bzw. ökologisches Jahr, 2,8 Prozent Praktikum, 0,7 Prozent Berufsgrundbildungsjahr, 0,6 Prozent berufsvorbereitendes Jahr. Das durchschnittliche Alter der Jugendlichen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ist seit 1993 von 18,5 auf 19,4 Jahre angestiegen. 1970 betrug das Durchschnittsalter der Schüler an Berufsschulen noch 16,6 Jahre. Von den gemeldeten Bewerber/innen verfügte die große Mehrheit (94,0 Prozent ) über einen Schulabschluss: 35,7 Prozent haben einen Hauptschul-, 43,4 Prozent einen Realschulabschluss, 7,1 Prozent die Fachhochschul- und 7,8 Prozent die Hochschulreife. In Baden Württemberg wurden 2008 insgesamt 82.132 Ausbildungsverträge abgeschlossen (gegenüber dem Vorjahr +916/ +1,1 %, bundesweit -1,5 %). 71.640 Bewerber/ innen waren gemeldet, davon begannen 31.274 eine Ausbildung, von 13.002, die sich nicht weiter vermitteln lassen, ist der Verbleib unbekannt. 449 der gemeldeten Jugendliche kamen weder in Ausbildung noch in berufsvorbereitenden Maßnahmen o.ä. unter. schwerpunkt 21 So sieht‘s aus gemeldete Ausbildungsplatz-Bewerber/innen 100 % direkt in eine Ausbildung 45,5 % davon: geförderte Stellen 5,35 % im ersten Anlauf keine Ausbildungsstelle 54,5 % Alternative 32,8% aus der Statistik verschwunden 19,4 % unversorgte Bewerber/innen 2,3 % Aber es gibt doch mehr Ausbildungsplätze als Bewerber/innen? 2007 kamen auf eine/n Bewerber/in lediglich 0,6 freie Ausbildungsstellen. Von 2007 zu 2008 sank dann zwar das Angebot um 8.478 Stellen (-1,32 %), die Nachfrage jedoch um 27.807 Stellen (-4,22 %), so dass laut Berufsbildungsbericht 2009 rechnerisch im Jahr 2008 pro unversorgtem Bewerber bundesweit 1,008 offene Ausbildungsstellen zur Verfügung standen. Nicht eingerechnet sind hierbei allerdings Jugendliche, die sich nach der Schule in berufsvorbereitende Maßnahmen wie das Berufsvorbereitende Jahr (BVJ) begeben haben und de facto ebenfalls einen Ausbildungsplatz suchen. Rechnet man diese mit ein, stehen pro Ausbildungssuchendem nicht 1,008, sondern 0,892 Ausbildungsplätze zur Verfügung – ganz davon abgesehen dass ein Erzieherinnen-Ausbildungsplatz in Hamburg einem 17-Jährigen von der Schwäbischen Alb nicht viel hilft und eine Jugendliche mit Lese-Rechtschreibschwäche wohl kaum in eine Verwaltungsausbildung im Landratsamt übernommen wird. Die Mobilitätsbereitschaft der Bewerber/innen schätzt das BIBB als »hoch« ein. Sie hängt deutlich von der 22 informationen März - Juni 2009 Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen in der jeweiligen Region ab. Gestaltet sich die Ausbildungsplatzsituation vor Ort schwierig, weichen die Jugendlichen auf Ausbildungsplatzangebote außerhalb der Heimatregion aus. Vor allem junge Frauen, Bewerber/innen im oberen Alterssektor, Deutsche ohne Migrationshintergrund und gut qualifizierte Bewerber/innen sind zu einem Ortwechsel bereit. Als »Altbewerber/innen« zählt die Bundesagentur für Arbeit (BA) alle Bewerber/innen, die die Schule im Vorjahr oder früher verlassen haben. Demnach waren 2008 von den registrierten 620.209 Bewerber/innen 320.450 Altbewerber/innen. Dies entspricht einem Anteil von 51,7 Prozent. (Das BIBB hingegen definiert nur als Altbewerber, wer sich im vorherigen Berichtsjahr oder früher um eine Ausbildung bemüht hat. Hier beträgt der Anteil 40 Prozent.) » Altbewerber/innen haben nach Ergebnissen der BA/BIBBBewerberbefragung 2008 eine geringere Chance in eine betriebliche Berufsausbildung einzumünden, obwohl sie sich in ihren schulischen Qualifikationen kaum von Schulabgänger/innen unterscheiden, die erst vor kurzem die allgemeinbildende Schule verlassen haben«, stellt der BIBBDatenreport fest. Schul- und Ausbildungsabbruch »Trotz wirtschaftlichen Aufschwungs und sinkender Jugendarbeitslosigkeit sehen noch immer zu viele Jugendliche heute keine echten Zukunftsperspektiven, vor allem keine Perspektiven auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.« heißt es auf der Homepage des Bundesfamilienministeriums. Acht Prozent der Schüler/innen eines Jahrgangs verlassen demnach die Schule ohne Schulabschluss, »darunter ein erheblicher Anteil an Schülerinnen und Schülern, die entweder über einen längeren Zeitraum unentschuldigt der Schule fern bleiben oder physisch anwesend sind, aber schon längere Zeit dem Unterricht nicht mehr folgen.« Auch ein Ausbildungsplatz bedeutet nicht, dass Jugendliche ins Berufsleben durchstarten: Jede fünfte Berufsausbildung wird abgebrochen. 15 Prozent der Jugendlichen zwischen 20 und 29 Jahren haben gar keine Berufsausbildung. »Fehlende Schul- und Berufsabschlüsse jedoch sind die Hauptursachen von Jugendarbeitslosigkeit«, so das Ministerium. Ausländische Jugendliche verlassen mehr als doppelt so häufig die Schule ohne Abschluss wie deutsche Jugendliche (2007: 16 % gegenüber 6,4 %). Auch in der Berufsausbildung sind sie stark unterrepräsentiert. Im Jahr 2007 lag die Ausbildungsbeteiligungsquote junger Ausländer/innen mit 23,9 Prozent deutlich unter der der deutschen jungen Menschen mit 57,6 Prozent. Die Ungelerntenquote liegt in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen bei 15,2 Prozent (Angaben gelten für 2007). Nahezu jede/r dritte Hauptschulabsolvent/in (30,8 %) blieb ohne berufliche Qualifizierung (Frauen 37,6 %, Männer 26,4 %). Bei Schulabbrechern liegt die Ungelerntenquote bei 84,5 Prozent (Frauen 87,8 %, Männer 81,6 %). »Seit Beginn der 1980er-Jahre steigen die Arbeitslosenquoten von Ungelernten überproportional an. Im Jahr 2005 lag die Arbeitslosenquote der Geringqualifizierten bei 26 Prozent und damit fast dreimal so hoch wie bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung (9,7 %)« (BIBB-Datenreport). »Eine ausreichende Versorgung ist gewährleistet, wenn die rechnerische Einmündungsquote über Jahre hinweg kontinuierlich bei mindestens zwei Drittel liegt.« (Berufsbildungsbericht 2009) Ist die Situation in den alten und neuen Bundesländern ähnlich? Die Zahl der Ausbildungsstellenbewerber/innen mit Hochschulreife liegt in den neuen Ländern mit 14,4 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in den alten Ländern (6,0 %). Die alten Länder verzeichneten von 2007 auf 2008 einen Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 1.654 bzw. 0,3 Prozent. Mit 502.441 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen wurde hier das höchste Vertragsergebnis seit dem Jahr 1992 erzielt. In den neuen Ländern sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 11.280 (-9,0 %) auf 113.818. Hier schlägt sich laut schwerpunkt 23 So sieht‘s aus Berufsbildungsbericht die dramatische Veränderung in der demografischen Entwicklung und die damit verbundenen stark gesunkenen Bewerberzahlen nieder. Trotz einer insgesamt leichten Steigerung bei den gemeldeten Berufsausbildungsstellen im gesamten Bundesgebiet um 0,2 Prozent (+1.205) zeigt sich in den neuen Ländern ein Rückgang um 5,9 Prozent (bzw. -6.879) im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr. Der Anstieg bei den gemeldeten Berufsausbildungsstellen geht auf eine Erhöhung in den alten Ländern (+7.984 bzw. 2,0 %) zurück. 493.000 Betriebe beteiligten sich im Jahr 2007 an der beruflichen Ausbildung und der Bestand lag damit um 1,6 Prozent bzw. 7.600 Betriebe höher als im Vorjahr. Die Ausbildungsbetriebsquote hat sich seit 1999 um 2,4 Prozent verbessert. Diese Entwicklung gilt allerdings ausschließlich für die alten Länder. In den neuen Ländern ist die Ausbildungsbetriebsquote dagegen gesunken. Ausbildung ist ganz schön teuer für die Betriebe – oder? Einer qualitativ anspruchsvolle Ausbildung verursacht erhebliche Kosten. Gleichzeitig profitieren Ausbildungsbetriebe in der Regel von der Ausbildung Jugendlicher. Denn durch die Übernahme der Auszubildenden und die damit eingesparten Personalgewinnungs- und Einarbeitungskosten für neue Fachkräfte sowie durch weniger gut messbare Faktoren, wie etwa Imagegewinn, Steigerung der Attraktivität für leistungsfähige Arbeitskräfte, Mitarbeiterbindung oder minimierte Fehleinstellungen werden Kosten kompensiert. Laut BIBB-Datenreport generiert ein Drittel der Betriebe bereits während der Ausbildung durch den produktiven Arbeitseinsatz der Auszubildenden einen positiven Nettoertrag. Im Jahr 2007 sind den Betrieben in Deutschland im Durchschnitt pro 24 informationen März - Juni 2009 Auszubildenden und Jahr Bruttokosten in Höhe von 15.288 € entstanden. An Erträgen durch produktive Leistungen der Auszubildenden stehen diesem Wert 11.692 € gegenüber. Daraus ergibt sich eine Nettobelastung der Betriebe von durchschnittlich 3.596 € pro Jahr und Auszubildenden. Ausblick des BIBB-Datenreports Während die Zahl der Entlassenen aus den berufsbildenden Schulen nur wenig sinkt (-11.658 bzw. -2,8 %), nimmt die Zahl der Absolvent/innen und Abgänger/innen) aus allgemeinbildenden Schulen deutlich ab (-36.729 bzw. -4,0 %). Dies gilt insbesondere für nicht Studienberechtigte, also für die Hauptklientel der dualen Berufsausbildung (-33.860 bzw. -5,3 Prozent). »Die Zahl der Jugendlichen, die sich nicht mehr im Schulsystem aufhalten, sich aber weiterhin an einer Berufsausbildungsstelle interessiert zeigen, dürfte sich ebenfalls verringern. Bereits 2008 registrierte die Bundesagentur für Arbeit 64.517 ›Altbewerber‹ weniger. Der Rückgang dürfte sich in 2009 fortsetzen, wenn auch nicht in einem so hohen Ausmaß wie im Vorjahr.« (BIBB-Datenreport) Angesichts der demografischen Entwicklung ginge das BIBB ›normalen‹ Umständen von einer weiteren Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt aus; angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise »... droht vielmehr ein Einbruch des Ausbildungsplatzangebots, und es wäre unter diesen Umständen bereits viel gewonnen, könnten die Ausbildungschancen der Jugendlichen zumindest auf dem Niveau von 2008 gehalten werden.« (Datenreport) Quellen: Berufsbildungsbericht 2009 (Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF) Vorversion des Datenreports 2009 (Bundesinstituts für Berufsbildung BIBB) Statistik Ausbildungsmarkt (Bundesagentur für Arbeit BA) »Ja, wo laufen sie denn?« Jugendliche ohne Ausbildungsplatz tauchen in Statistiken nicht auf In Baden-Württemberg gibt es weitaus mehr Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, als die Agentur für Arbeit meldet. »Es entsteht der Eindruck, dass der Lehrstellenmangel kein Thema mehr ist«, erklärt Caritasdirektor Johannes Böcker. »Wir müssen uns aber bewusst machen, dass deutlich mehr Jugendliche keine Ausbildungsstelle haben, als gemeldet. Und diese Zahl wird angesichts der Konjunkturkrise noch steigen.« Für die vermeintlich positiven statistischen Ergebnisse gebe es mehrere Gründe. In der Agentur-Datenbank wird nur erfasst, wer einen Beratungstermin bei der Agentur für Arbeit hatte. »Gerade leistungsschwächere Schüler scheitern oft schon an solchen niedrigen Hürden, da der Beratungstermin persönlich oder über eine Hotline im Beratungscenter angefragt werden muss«, erklärt Herbert Rieder, Sozialarbeiter im Caritas-Zentrum Roncalli in Fellbach, welches Menschen im Bereich Ausbildung und Beschäftigung unterstützt. Auch Jugendliche, die eine weiterführende Schule besuchen, ein Praktikum absolvieren oder ohne Ausbildung jobben, gelten nicht als unversorgt. »Solche Maßnahmen wählen die Jugendlichen oft, wenn sie keinen Ausbildungsplatz haben«, so Rieder. »Vorberufliche Qualifizierung kann zwar sinnvoll sein, allerdings ist sie hinsichtlich einer dauerhaften Perspektive nicht mit einer dreijährigen beruflichen Ausbildung im Betrieb vergleichbar.« 2007 gingen in Baden-Württemberg 7.434 Jugendliche ohne Hauptschulabschluss von der Schule. »Viele Jugendliche landen auf der Straße. Die Arbeitsagentur kann nichts für sie tun, da die Angebote nicht zu den Jugendlichen passen«, erklärt Rieder. Er fordert finanzielle Mittel, um neue Angebote ausprobieren zu können, die die Jugendlichen aufsuchen und zunächst mit einer Aktion ›anlocken‹, um sie später an das Arbeiten und Lernen heranzuführen. Rieder denkt dabei etwa an einen Aufenthalt in einem Selbstversorgerhaus im Schwäbischen Wald, bei dem soziales Verhalten eingeübt werden kann oder an eine Videogruppe, in der Jugendliche ihre technischen und kreativen Fähigkeiten einbringen können. Bereits mit 100.000 Euro könnten wirkungsvolle Projekte geschaffen werden. »Das klingt nach viel Geld, ist letztendlich aber eine geringe Summe wenn man bedenkt, dass aufgrund der mangelnden Integration von Geringqualifizierten in der Arbeitswelt volkswirtschaftliche Folgekosten von knapp 12.000 Euro pro Kopf und Jahr entstehen.« »Fast alle nationalen und internationalen Vergleichsstudien stellen dem deutschen Bildungswesen ein miserables Zeugnis aus: Die Zahl der Jugendlichen ohne Schul- und Berufsabschluss ist erschreckend hoch. Hauptschüler haben nach wie vor kaum Chancen, direkt einen Platz in Ausbildung und Beruf zu erhalten. Migrant/innen sind die Verlierer unseres Bildungswesens. Sie verlassen die Schule doppelt so häufig wie ihre deutschen Mitschüler/ innen ohne Abschluss. Mindestens 400.000 Jugendliche »verschwinden« im Übergangssystem zwischen Schule und Beruf – die meisten von ihnen bleiben ohne Chance auf eine qualifizierende Ausbildung. Gleichzeitig gelingt es nicht, signifikant mehr Jugendliche für ein Studium zu gewinnen. Dies gilt insbesondere für junge Menschen mit Migrationshintergrund und Kinder aus sozial schwachen Familien. ... In kaum einem anderen Land hängen die Bildungschancen der Kinder so sehr vom Geldbeutel der Eltern ab wie in Deutschland. Selbst bei gleicher Intelligenz und Lesefähigkeit hat das Kind eines Akademikers gegenüber einem Arbeiterkind eine drei Mal so große Chance, das Gymnasium zu besuchen.« Stellungnahme der Beauftragten der Arbeitnehmer im Hauptausschuss zum Entwurf des Berufsbildungsberichts 2009 Quelle: Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart. schwerpunkt 25 So sieht‘s aus Mehr Kompetenzen, weniger Chancen Jugendliche mit Migrationshintergrund Von den Schulabsolvent/innen im Alter von 18 bis 24 Jahren hatten 23 Prozent einen Migrationshintergrund. Diese erreichten folgende Schulabschlüsse (in Klammern der Prozentsatz einheimischer Jugendlicher): 12 % (20 %)Hochoder Fachhochschulreife, 33 % (42 %) mittlerer Abschluss, 39 % (31 %) Hauptschulabschluss und 15 % (7 %) Sonderschulabschluss oder kein Abschluss. Nach den Daten des Statistischen Bundesamts verlassen ausländische Jugendliche mehr als doppelt so häufig die Schule ohne Abschluss wie deutsche Jugendliche (2007: 16 % gegenüber 6,4 %). Auch in der Berufsausbildung sind sie stark unterrepräsentiert. Im Jahr 2007 lag die Ausbildungsbeteiligungsquote junger Ausländer/innen mit 23,9 Prozent deutlich unter der der deutschen jungen Menschen mit 57,6 Prozent, obwohl sie laut BIBB-Übergangsstudie nach der allgemein bildenden Schulzeit ein ebenso hohes Interesse an einer Berufsausbildung haben wie deutsche Jugendliche. Insgesamt gestalten sich die Übergangsprozesse in Ausbildung für Jugendliche mit Migrationshintergrund schwieriger und langwieriger. Sie sind auch überrepräsentiert unter denen, die mit wachsendem zeitlichen Abstand zum Ende der Pflichtschulzeit aus dem Bildungs- und Ausbildungssystem ausscheiden, als Ungelernte arbeiten und häufig arbeitslos sind. 2007 blieben 39,4 Prozent (11,8 %) Jugendliche ausländischer Herkunft ohne Berufsabschluss. Die Berufsausbildung vermittelt Jugendlichen zum einen das erforderliche Handwerkszeug, um erfolgreich in der Arbeitswelt agieren zu können, zum anderen ermöglicht sie den jungen Menschen ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Für Migrant/innen stellt die berufliche Bildung – neben der schulischen Bildung – das zentrale Instrument für die gesellschaftliche Integration dar. Jugendliche mit Migrationshintergrund stellen aufgrund ihres bikulturellen Hintergrundes und den damit häufig verbundenen interkulturellen Kompetenzen eine Bereicherung der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft dar. Diese Qualifikationen gilt es insbesondere für die Unternehmen zu nutzen. Ebenso wie die Ausbildungssituation der Migrantenjugendlichen muss auch die Ausbildungssituation in den Unternehmen, die von Migranten geführt werden, deutlich verbessert 26 informationen März - Juni 2009 werden. Es gilt, die in diesen Unternehmen brach liegenden Ausbildungsplätze zu erschließen. Als erster Schritt wurde eine gesetzliche Grundlage für die Erhebung des Merkmals Migrationshintergrund in den Arbeitsmarktstatistiken der BA auf den Weg gebracht . Quellen: Ausbildungsbericht 2009 der Bundesregierung Vorversion BIBB Datenreport 2009 Hellou, ai wud laik tu spiik tu Mister Elükül. Yes. ... Sis is inglisch. Du yu spiik inglisch? Hellou? Ai not türkisch. Hellou? Hellou? Ai kän not anderschtänd... Suche Arbeit Berufsausbildung bei Behinderung Im sich wandelnden Arbeitsmarkt sind berufliche Ausbildung und Bildungsabschlüsse grundlegende Voraussetzungen, um dauerhaft am Arbeitsleben teilnehmen zu können. Dies gilt im Besonderen auch für den Personenkreis der Menschen mit Behinderung. Im Berufsbildungsgesetz (BbiG) und in der Handwerksordnung (HwO) ist vorgesehen, dass behinderte Menschen ebenso wie Menschen ohne Behinderung in anerkannten Ausbildungsberufen ausgebildet werden. Für behinderte Menschen, für die wegen Art und Schwere ihrer Behinderung eine Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf nicht in Betracht kommt, gibt es aus anerkannten Ausbildungsberufen entwickelte Ausbildungsregelungen. Auf Basis dieser Regelungen wurden im Jahr 2008 bundesweit 14.293 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen (217 Verträge bzw. 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr). Auf der Grundlage der Sozialgesetzbücher II, III und IX bietet die Bundesagentur für Arbeit (BA) behinderten Jugendlichen bereits vor der Schulentlassung berufliche Orientierung und Beratung beim Übergang von der Schule in den Beruf an. »Ausbildungsreife« Dem Berufswahlprozess kommt eine große Bedeutung zu; insbesondere für Menschen, deren berufliche Möglichkeiten behinderungsbedingt eingeschränkt sind, ist eine tragfähige und realisierbare Berufswahlentscheidung maßgeblich. In dieser Phase wird auch das Instrument der vertieften Berufsorientierung in Kooperation mit Dritten in Förder- und Sonderschulen intensiv genutzt. Die Nutzung der Netzwerke ist maßgeblich. Soweit eine Ausbildung – als Folge einer Behinderung – nicht unmittelbar nach der Schule in Frage kommt, werden berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen angeboten. Bei der Auswahl ist entscheidend, welcher Rahmen für einen erfolgreichen Verlauf erforderlich ist. Die Ausrichtung erfolgt nach dem individuellen Förderbedarf in modularer und flexibler Form. Ebenso wie bei den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen wird bei einer Ausbildung der Fokus auf Arbeitsmarkt- und Betriebsnähe gelegt. Vorrang haben betriebliche Ausbildungen. Ist der Lernort Betrieb für Jugendliche behinderungsbedingt nicht geeignet, stehen abhängig vom Unterstützungsbedarf außerbetriebliche/wohnortnahe Ausbildungen oder Ausbildung in einem Berufsbildungswerk zur Verfügung. Mit zwei Programmen versucht die BA, die Ausbildung von Menschen mit Behinderung zu fördern: »Job 4000« und seit 1. Januar 2009 »Unterstützte Beschäftigung«. Im Jahresdurchschnitt 2008 besuchten insgesamt 94.822 behinderte Menschen mit dem Ziel der beruflichen Ersteingliederung eine berufsfördernde Maßnahme, davon 52.009 mit dem Ziel eines Berufsabschlusses. Weitere 16.758 Jugendliche befanden sich in berufsvorbereitenden Maßnahmen bzw. in Maßnahmen zur Eignungsabklärung. Kommt für behinderte Menschen eine Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht oder noch nicht in Frage, wird die Aufnahme in eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) geprüft. 2008 wurden insgesamt 20.501 behinderte Menschen in Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich einer WfbM gefördert. Quelle: Berufsbildungsbericht 2009 Einen ausführlichen Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife hat kürzlich die Bundesagentur für Arbeit erstellt. Folgende Faktoren sind beschrieben: Schulische Basiskenntnisse (Recht)Schreiben Lesen mit Texten und Medien umgehen Sprechen und Zuhören Mathematische Grundkenntnisse Wirtschaftliche Grundkenntnisse Psychologische Leistungsmerkmale Sprachbeherrschung Rechnerisches Denken Logisches Denken Räumliches Vorstellungsvermögen Merkfähigkeit Bearbeitungsgeschwindigkeit Befähigung zu Daueraufmerksamkeit Physische Merkmale Altersgerechter Entwicklungsstand und gesundheitliche Voraussetzungen Psychologische Merkmale des Arbeitsverhaltens und der Persönlichkeit Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz Kommunikationsfähigkeit Konfliktfähigkeit– Kritikfähigkeit Leistungsbereitschaft Selbstorganisation/ Selbstständigkeit Sorgfalt Teamfähigkeit Umgangsformen Verantwortungsbewusstsein Zuverlässigkeit Berufswahlreife Selbsteinschätzungs- und Informationskompetenz Die PDF-Datei finden sie unter www.arbeitsagentur.de/ zentraler-Content/Veroeffentlichungen/Ausbildung/Nationaler-Pakt-fuer-Ausbildung-und-FachkraeftenachwuchsKriterienkatalog-zur-Ausbildungsreife.pdf schwerpunkt 27 So sieht‘s aus Klartext kompakt Was benachteiligt benachteiligte Jugendliche? Sonderschul- oder Hauptschulabschluss fehlender Schulabschluss schlechte Noten im Abschluss-/Bewerbungszeugnis niedriges Bildungsniveau der Eltern ein Elternhaus, in dem sie die deutsche Sprache lücken-/ fehlerhaft oder gar nicht einüben Behinderung gering qualifizierte / fehlende Berufstätigkeit der Eltern mangelhafte Gesprächskultur im Elternhaus fehlende Unterstützung bei der Ausbildungssuche ein Elternhaus, in dem sie vernachlässigt werden, und damit unzureichende Erziehung, mangelnde Förderung, Verhaltensauffälligkeiten Migration (insbesondere nach dem sechsten Lebensjahr) ein eigenes Kind fehlende soziale Einbindung in ihrem Wohnort Lernschwäche mangelnde Auskunft und damit unrealistische Vorstellungen über Berufsbilder fehlende Rückmeldung und damit mangelhafte Selbstkenntnis negative Selbsteinschätzung wenig hilfreiche Beziehungen und damit weniger Chancen Was man tun kann sich selbst für das Thema sensibilisieren und sich informieren Jugendliche begleiten Kontakte zu Betrieben/Unternehmen/Einrichtungen nutzen die Bedeutung von Ausbildung und Arbeit für junge Menschen und auf die (nachhaltige) Not benachteiligter Jugendlicher in Kirchengemeinde/Kommune/Öffentlichkeit aufmerksam machen oder konkret Nachbars fragen, wann deren Sohn/Tochter aus der Schule kommt, was er vorhat, und überlegen, ob ich selber irgendwelche Kontakte in die angepeilte Branche habe, oder auch anbieten, mit ihm zusammen im Telefonbuch oder im Internet zu schauen, welche passenden Betriebe es in der Umgebung gibt. 28 informationen März - Juni 2009 Wenn ich höre, dass eine Jugendliche im Bekanntenkreis sich aktuell oder in absehbarer Zeit bewerben muss, Hilfe bei der Bewerbung anbieten (wenn ich selbst nicht weiß, wie Bewerbungen gestaltet sein müssen, kann ich zumindest das Anschreiben auf Rechtschreibung/Formulierungen/Logik der Reihenfolge hin durchlesen; oder ich kann mir anhören, wie sie sich beim Bewerbungsgespräch vorstellen wird und das mit ihr üben). Wenn ich mitbekomme, dass der (ehemalige) Ministrant KfZ-Mechaniker werden möchte, aber keinen betrieb findet, der einen Azubi braucht, mit ihm überlegen, in welchen Berufen man mit ähnlichen technischen Aufgaben zu tun hat. Wenn Sie sich ehrenamtlich für benachteiligte Jugendliche engagieren möchten: hören Sie sich um, ob es in der Umgebung eine Initiative gibt. Wenn ein Jugendlicher mich mit schlaffem Händedruck und ohne Augenkontakt begrüßt (und es mein Verhältnis zu ihm erlaubt), biete ich (diskret) ein »Kurztraining« an. Mit anderen Worten – das können Sie einbringen: Ihre Kontakte zu Betrieben und Einrichtungen, auch über Bekannte und Verwandte – zum Kontaktherstellen für ein Praktikum oder eine Bewerbung Ihre Verbindung zu unterschiedlichen Berufen, Ihre eigenen und im Bekanntenkreis – um anschaulich über ein Berufsbild zu informieren und Alternativen aufzuzeigen Ihre Fähigkeit, einen Text zu lesen und zu verstehen – beim Gegenlesen von Bewerbungen Ihre Fähigkeit, ein Gespräch zu führen und Ihrem Gegenüber aufmerksam zuzuhören – beim Üben für Bewerbungsgespräche Ihre Überzeugung, dass jede/r Jugendliche Potential hat und etwas kann – in einem Engagement als Jobpate o. ä. und einfach in Gesprächen mit Jugendlichen Ihre handwerklichen Fähigkeiten – bei Projekten an Schulen, in Jugendhäusern etc. Ihre eigene Arbeitsstelle – können Sie ein Praktikum anbieten? Ihr Organisationstalent und Ihre Kontakte – vielleicht bauen Sie selbst ein Jobpaten-Projekt auf? Cäcilia Branz Redaktion Schwerpunkt So geht was Bundesprogramme zur Ausbildungsförderung Programme des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) • Die Programme »Schulverweigerung – die zweite Chance« zur Senkung der Schulabbrecherquote und die »Kompetenzagenturen« zur Vermittlung von besonders benachteiligten Jugendlichen in Schule, berufsbildende oder -vorbereitende Maßnahmen, Ausbildung oder Arbeit werden unter dem Titel »Jugend und Chancen – Integration fördern« fortgeführt und ausgebaut. • »Lokales Kapital für soziale Zwecke« (LOS) zur Förderung von Mikroprojekten und kleinen lokalen Initiativen zur Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit insbesondere von benachteiligten Jugendlichen und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts vor Ort. • Jugendmigrationsdienste (JMD) zur Beratung und Betreuung von jugendlichen Migrant/innen zwischen 12 und 27 Jahren am Übergang Schule/Beruf (bundesweit ca. 390 Standorte) Programme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) •Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs - Selbstverpflichtung der Betriebe, Ausbildungsplätze bereit zu stellen - berufliche Einstiegsqualifizierung, vom Bund finanziell gefördert - Förderung der Ausbildungsreife (im Entstehen) - Förderung für Jugendliche mit Migrationshintergrund (im Entstehen) • Ausbildungsstrukturprogramm JOBSTARTER • Koordinierungsstelle Ausbildung in ausländischen Unternehmen (KAUSA) • Ausbildungsbonus (§ 421r SGB III) siehe Artikel »Ausbildungsbonus – weiter sagen!« • Bund-Länder-Sonderprogramme, z. B. Ausbildungsplatzprogramm Ost • BMBF-Pilotinitiative zur Verhinderung des Ausbildungsabbruchs (VerA) Wenn sich in der Ausbildung Konflikte abzeichnen, werden dem/der Auszubildenden – abgestimmt mit den zuständigen Stellen – ein/e erfahrene, ehrenamtliche Ausbildungsbegleiter/in zur Seite gestellt, der mit dem/der Auszubildenden eine Problemlösung erarbeitet. • Programm der Bundesagentur für Arbeit zur Verbesserung der Ausbildungschancen Jugendlicher • Berufsorientierungsprogramm • Berufseinstiegsbegleitung (§ 421s SGB III) Professionelle Berufseinstiegsbegleiter/innen begleiten leistungsschwächere Schüler/innen der allgemein bildenden Schulen über längere Zeit individuell beim Übergang von der Schule in Ausbildung oder Beschäftigung. Vorbild für die Berufseinstiegsbegleitung sind die vielfältigen ehrenamtlichen Ausbildungspatenschaftsprojekte von Verbänden, Vereinen, Kirchen, Gewerkschaften oder anderen Organisationen. Bei einem (Schul- oder Jugendhilfe-)Träger fest beschäftigte Berufseinstiegsbegleiter/innen sollen Schüler/ innen bei der Vorbereitung auf den Schulabschluss, bei der Berufsorientierung und Berufswahl und beim Übergang in eine Berufsausbildung sowie bei der Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses individuell unterstützen. Mit anderen Akteuren im Bereich der Berufsorientierung und -wahl und mit den Arbeitgebern in der Region soll eng zusammengearbeitet werden. • Beim Girl’s Day / Mädchen-Zukunftstag öffnen Unternehmen, Betriebe, Behörden und wissenschaftliche Einrichtungen ihre Labore, Büros und Werkstätten, um Mädchen der Klassen 5 bis 10 für Technik, IT und Naturwissenschaften zu begeistern. • Vernetzungsprojekt »Neue Wege für Jungs«: In lokalen Veranstaltungen sollen sich Jungen mit einem breiteren Berufswahlspektrum als üblich und mit Sozialkompetenzen auseinandersetzen. • JOBSTARTER CONNECT optimiert mit bundeseinheitlichen Ausbildungsbausteinen folgende Bereiche: Qualifizierung von Altbewerber/innen, Schnittstelle Benachteiligtenförderung schwerpunkt 29 So geht was »Ausbildungsbonus« – weiter sagen! und betriebliche Ausbildung, Schnittstelle schulische Ausbildung und betriebliche Ausbildung, Nachqualifizierung anund ungelernter Erwachsener. • Perspektive Berufsabschluss: Fortführung der Förderinitiativen »Regionales Übergangsmanagement« und »Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung« • Gesetz zur Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) • »Passgenaue Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige Unternehmen«: Ausbildungsberater/innen führen Beratungs- und Bewerbungsgespräche mit Jugendlichen, um einem Nichtantritt zur Ausbildung oder einem Ausbildungsabbruch vorzubeugen, und entlasten so die Betriebe. Programm des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) • Soziale Stadt – Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ): Das Programm verzahnt Instrumente der Städtebauförderung mit personenbezogenen Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktförderung. Gefördert werden die Integration von Jugendlichen in Ausbildung und Arbeit, die Integration von Langzeitarbeitslosen in Arbeit sowie die Stärkung der lokalen Ökonomie. Übrigens: Viele der Bundesprogramme werden vom Europäischen Sozialfonds (EFS) finanziell unterstützt. Quellen: Homepage des Bundesfamilienministeriums: www.bmfsfj. de > Kinder und Jugend Homepage des Bundesbildungsministeriums: www.bmbf. de > Bildung Redaktion INFORMATIONEN 30 informationen März - Juni 2009 Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt hat sich in den letzen Jahren in der Bundesrepublik insgesamt positiv entwickelt. 2007 wurden erstmals seit 2001 wieder mehr als 600 000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das gilt auch für 2008. Damit wird deutlich, dass sich die Ausbildungssituation parallel zum Arbeitsmarkt verhält. In Zeiten konjunkturellen Wachstums und sinkender Arbeitslosenzahlen steigt die Ausbildungsbereitschaft, sie sinkt jedoch bei steigender Arbeitslosigkeit und schlechten Wirtschaftsdaten. Trotz der positiven Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren meldet die Bundesagentur für Arbeit weiter Handlungsbedarf an. Mehr als die Hälfte der gemeldeten Bewerber/innen um einen Ausbildungsplatz bewerben sich zum wiederholten Mal (bundesweit rund 382.000, also gut 50 Prozent aller Bewerber/innen). Zu viele junge Menschen finden nicht auf Anhieb einen Ausbildungsplatz. Im September 2008 sind in Baden-Württemberg 11.000 junge Menschen in alternativen, oft schulischen Zwischenlösungen verblieben, trotz vorhandenem Ausbildungswillen, so der DGB-Stuttgart. Der Ausbildungsbonus Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat im Blick auf diese Entwicklung am 28. August 2008 das Gesetz zur Verbesserung der Ausbildungschancen junger Menschen verkündet, mit dem innerhalb von zwei Jahren 100.000 zusätzliche Ausbildungslätze entstehen sollen, gerade für junge Menschen mit schlechten Chancen am Ausbildungsmarkt. Der Ausbildungsbonus – gestaffelt in Höhe von 4.000, 5.000 oder 6.000 Euro – soll Arbeitgeber dazu veranlassen, zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze für junge Menschen, die bereits seit längerem einen Ausbildungsplatz suchen, zu schaffen. So haben Arbeitgeber einen Anspruch auf den Ausbildungsbonus, wenn sie bei einem Ausbildungsbeginn zwischen dem 1. Juli 2008 und dem 31. Dezember 2010 • einen Altbewerber ohne Schulabschluss, mit einem Sonder- oder einem Hauptschulabschluss • einen lernbeeinträchtigten oder sozial benachteiligten jungen Menschen, der im Vorjahr oder früher die allgemein bildende Schule verlassen hat • einen zusätzlichen betrieblichen Ausbildungsplatz mit einem Altbewerber besetzen, der über einen mittleren Schulabschluss verfügt (Ermessensleistung) • einen Altbewerber mit höherem Schulabschluss, wenn sich dieser seit mehr als zwei Jahren erfolglos um eine berufliche Ausbildung bemüht haben (Ermessensleistung) auf einem zusätzlich angebotenen Ausbildungsplatz ausbilden. Als »zusätzlich« gilt ein betrieblicher Ausbildungsplatz, wenn bei Ausbildungsbeginn die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in dem Betrieb durch den neuen Ausbildungsvertrag höher ist, als sie es im Durchschnitt der drei vorhergehenden Jahre war. Der Arbeitgeber muss die Zusätzlichkeit durch eine Bescheinigung der zuständigen Kammer nachweisen. 50 Prozent der Leistung werden nach der Probezeit und 50 Prozent nach Anmeldung des Azubis zur Abschlussprüfung gezahlt. Bisher (Stand: 1. März 2009) haben nur rund zwei Prozent der Betriebe den Bonus genutzt. Bis 1. Februar 2009 wurden insgesamt 11.584 Anträge bewilligt. Der erhoffte Effekt, auch nicht ausbildende Betriebe für die Ausbildung von Jugendlichen zu gewinnen, ist nicht eingetreten; bisher haben fast ausschließlich ausbildende Betriebe den Ausbildungsbonus in Anspruch genommen. Damit die Initiative 100.000 zusätzliche Ausbildungsstellen nicht weitgehend ins Leere läuft, werden die Sozialpartner vor Ort, die Kammerverbände und Kammern im Verbund mit den Arbeitsagenturen zusätzlich die Werbetrommel rühren müssen – eine Chance auch für Kirchengemeinden und Verbände mit Kontakten in die Welt der Arbeit, gezielt auf Betriebe (zum Bspl. dem örtlichen Handwerk) zuzugehen, um einen zusätzlichen Ausbildungsplatz einzuwerben und den benachteiligten Jugendlichen als Ausbildungspaten im Verbund mit dem ausbildenden Betrieb zur Seite zu stehen. In Zeiten der Wirtschaftskrise, in denen die Ausbildungsbereitschaft vieler Betriebe wieder zu sinken droht, ist dies im Blick auf die junge Generation und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt dringender denn je! Informationen zum Ausbildungsbonus gibt es beim Bürgertelefon des Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Montag bis Donnerstag 8-20 Uhr unter der Telefonnummer 01805 676718 (14 Cent/Min.) oder unter www.bmas.de. Ansprechpartner für Betriebe ist der Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit, Servicetelefon 01801 664455 (3,9 Cent/Min.). Karte einstecken, aufgewertet werden. Aufwerter für Jugendliche ohne Schulabschluss, ohne Ausbildung: Die Bundesregierung, indem sie Betrieben Geld bezahlt, damit die mich ausbilden? Die Arbeitsagentur, die mich in Fördermaßnahmen unterbringt? Jeder Mensch, der mir etwas zutraut. Jeder Mensch, der mir zeigt, wo‘s lang geht. Jeder Mensch, der mir mit Achtung begegnet. Jeder Mensch, der glaubt, dass ich was kann. Jeder Mensch, der mir hilft, mein eigenes Leben aufzubauen. Jeder Mensch, der mich braucht. Jeder Mensch, der mir eine Chance gibt. Pfarrer Wolfgang Herrmann Fachbereich Kirche und Arbeitswelt – Betriebsseelsorge schwerpunkt 31 So geht was Good Practice Center Benachteiligtenförderung (GPC) Was ist GPC? Das Good Practice Center Benachteiligtenförderung (GPC) ist die zentrale Stelle der Sammlung, Aufbereitung, Dokumentation und Präsentation von bewährten Lösungen aus der Praxis der beruflichen Förderung von Benachteiligten. Für wen ist GPC gedacht? Das GPC ist ein Internetportal für die Personen, die die berufliche Qualifizierung von benachteiligten jungen Menschen fachlich gestalten: Träger und Mitarbeitende in der Jugendberufshilfe, Personalverantwortliche in Betrieben, Lehrende in Berufsschulen sowie die Personen, die diese Praxis begleiten: Berater/innen von ausbildenden Unternehmen und Trägern, verbandliche Organisationen und wissenschaftliche Institutionen der Benachteiligtenförderung, verwaltende Institutionen und finanzielle Förderer. Was bietet GPC? Das Angebotsspektrum des GPC umfasst: 1. die Handlungsfelder der berufsbiografischen Qualifizierung von Benachteiligten: • Berufsorientierung • Berufsvorbereitung • Begleitung hin zur Ausbildung • (Berufs-)Ausbildung • Übergang in Arbeit • Nachqualifizierung 2. die Zielgruppen der Förderung: • An- und Ungelernte • Behinderte Menschen • Individuell Beeinträchtigte • Lernbeeinträchtigte • Mädchen und junge Frauen • Migranten • Sozial Benachteiligte 3. Die strukturellen Rahmenbedingungen der Arbeit in der Benachteiligtenförderung werden ebenfalls dargestellt. Damit soll eine Transparenz über den »Förderdschungel« hergestellt werden und die vielfältigen Akteure und Förderansätze aufgezeigt werden. 4. Im Zentrum des GPC-Angebots steht das Erfahrungswissen der berufs- und sozialpädagogischen Akteure. In verschiedenen Kategorien wird dieses gesammelt und dokumentiert: • Informationen zu arbeitsmarkt- und bildungspolitischen Entwicklungen • Thematisch aufbereitete Grundlageninformationen • Anregungen zur Gestaltung der beruflichen Qualifizierung von Benachteiligten 32 informationen März - Juni 2009 • Übersichten über Anbieter, Good Practice-Lösungen und Qualifizierungsbausteine (BBiG) • Expertisen und Veranstaltungsdokumentationen • Veranstaltungskalender 5. Das Kooperations- und Kommunikationsangebot des GPC soll den Austausch der Fachkräfte unterstützen: • voneinander wissen • miteinander sprechen • voneinander lernen Das Angebot wird im Auftrag und mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bereitgestellt. Homepage www.good-practice.bibb.de Weitere Informationen: Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB), GPC – Good Practice Center Förderung von Benachteiligten, Robert-Schuman-Platz 3, 53175 Bonn, Tel. 0228 107-1324, Fax –2886, [email protected] Quelle: Homepage des Bundesinstituts für Berufsbildung Kompetenz- und Erfolgstraining KOMET 2 Die INFORMATIONEN Nr. 392 (2005) berichteten über ein »Kompetenz- und Erfolgstraining für Jugendliche – KOMET«, mit dessen zweijähriger Durchführung die Landesstiftung Baden-Württemberg den Bund der deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in unserer Diözese beauftragt hatte. Das Programm zur Kooperation von Jugendbildung und Schule sollte der spezifische Bildungsansatz der außerschulischen Jugendbildung bei der individuellen Förderung einzelner Schüler/innen erproben. Die überaus positiven Erfahrungen im Programm KOMET haben die Landesstiftung veranlasst, das Konzept inhaltlich weiter zu entwickeln, neue Schwerpunkte zu setzen und damit den Grundstein für »KOMET 2 – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugendliche« zu legen. In den durchgeführten Projekten hat sich gezeigt, dass die außerschulische Jugendbildung über hervorragende Kompetenzen verfügt, Lernen auch für benachteiligte Jugendliche attraktiv zu gestalten. Damit wurden besonders jene Jugendliche in den Blick genommen, die schulischen Leistungsanforderungen oftmals nicht gerecht werden konnten und daher bisher über eine wenig erfolgreiche Bildungsbiografie verfügen. Eine zentrale Erfahrung der Projekte der ersten Programmlaufzeit ist, dass benachteiligte Jugendliche vor allem dann wirksam unterstützt werden können, wenn es gelingt, Schule, außerschulische Jugendbildungsträger und vor allem Eltern für eine Zusammenarbeit im Sinne einer Bildungspartnerschaft zu gewinnen. bietet die Zeitschrift »ProjektArbeit. Projekte, Konzepte, Ideen für die Jugendarbeit und Jugendbildung« von der Jugendstiftung Baden Württemberg (Jugendstiftung BadenWürttemberg, Postfach 1162, 74370 Sersheim, Tel. 07042 8317-0, Fax –40, [email protected]). KOMET wurde in der Ausgabe 2/2007 besprochen. Das Programm KOMET 2 richtet sich landesweit an Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren (in der Regel Klassenstufe sieben und acht) aller Schultypen mit erschwerten Schul- und Bildungsperspektiven. Das Gesamtprogramm KOMET 2 hat eine Laufzeit von rund zweieinhalb Jahren und endet am 31. Dezember 2010. Innerhalb dieser Zeit gibt es zwei Phasen der Maßnahmendurchführung: Die in der ersten Phase ausgewählten Maßnahmen haben im Januar begonnen und sollen bis 31. Juli 2009 abgeschlossen sein. Die Ausschreibung für die zweite Phase endet am 19. Juni 2009, bis 30. Juni 2010 sollen alle Projekte abgeschlossen sein. Nähere Informationen: Fachstelle KOMET, Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Antoniusstrasse 3, 73242 Wernau, www.bdkj. info > Projekte & Aktionen, www.komet-bw.de Andreas Bühler, Projektreferent, [email protected], Tel. 07153 3001-189 Barbara Mayer, Projektreferentin, [email protected], Tel. 07153 3001-179 Ein wahres Füllhorn an Ideen für die Förderung der Persönlichkeit von Jugendlichen ist die Dokumentation der Projektphase 2005 bis 2007, die in gedruckter Form bei der BDKJ-Projektstelle erhältlich ist und samt wissenschaftlicher Evaluation bequem online eingesehen werden kann. Interessante Einblicke nicht nur in das Projekt, sondern auch in das Schwerpunktthema dieser INFORMATIONEN schwerpunkt 33 So geht was Stück um Stück zum Vollberuf Offenburger Modell Eine Ausbildung im dualen System (Betrieb plus Berufsschule) erfordert Ausdauer, fortgesetztes theoretisches Lernen, schriftliches Dokumentieren des Ausbildungsprozesses in Arbeitsberichten, Durchlaufen vieler Prüfungen, und das über einen Zeitraum von zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren hinweg – genau das, was Jugendlichen mit Lernschwächen, Disziplinschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten die größten Probleme bereitet. Ein Berufseinstieg durch Teilausbildungen oder als ungelernte Arbeiter kommt solchen jungen Menschen zunächst entgegen, sind doch viele von ihnen im praktischen Bereich leistungsfähig. Natürlich sind es die ungelernten und teilausgebildeten Arbeitskräfte, die am wenigsten verdienen, die geringsten Aufstiegschancen haben und am schnellsten entlassen werden bzw. am ehesten von Zeitarbeitsfirmen beschäftigt werden. Ein attraktives Alternativmodell zur verkürzten Teilausbildung hat bereits 1999 das Arbeitsamt Offenburg zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Oberrhein, dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Südbaden Hochrhein, mit Arbeitgeberverband, Berufsschulen und der Jugendberufshilfe (JBH) Ortenau e.V. entwickelt. Das sogenannte Offenburger Modell ist eine gestufte Ausbildung: In der ersten Stufe wird eine Grundausbildung vermittelt. Die zweite Stufe wird bei besonderem Bedarf angeboten. Die dritte Stufe führt zum Abschluss einer Vollausbildung. Die gestufte Ausbildung erfolgt im dualen System, dauert zwischen drei und viereinhalb Jahre und führt zu einem anerkannten Vollberuf. Die Teilnehmer/innen werden von der Berufsberatung der Arbeitsagentur und von der Kommunalen Arbeitsförderung des Ortenaukreises ausgewählt. Sie verpflichten sich, 2 Jahre Grundausbildung Ziel: anerkannter Abschluss als während der gesamten Ausbildungszeit an der Betreuung durch einen vom Arbeitsamt ausgewählten Bildungsträger teilzunehmen (sozialpädagogische Begleitung und Stützunterricht). Die Ausbildungsbetriebe verpflichten sich, nach bestandener erster Abschlussprüfung auch die Ausbildung in der dritten Stufe durchzuführen. Informationen: IHK Südlicher Oberrhein, Leiter Geschäftsbereich Berufsbildung, Hartmut Möller, 07821 3858150, hartmut.möller@ freiburg.ihk.de oder Jugendberufshilfe Ortenau e. V., Zähringerstraße 9a, 77652 Offenburg, Tel. 0781 970-5566, Fax -3425, [email protected], www.jbh-ortenau.de Quelle: Informationen der Agentur für Arbeit Offenburg und der Jugendberufshilfe Ortenau e.V. optional 1 Jahr Praxisjahr Ziel: Vorbereitung für Vollausbildung • Teilzurichter/in, Maschinen- und Anlageführer/in durch Vertiefung der schulischen Kenntnisse und der praktischen • Fachlagerist/in, Verkäufer/in, Fachkraft im Fertigkeiten in Gastgewerbe; Ausbau-, Tiefbau-, HochbauBetriebspraktikum facharbeiterin, Bauten- und Objektbeschichter/in und Unterricht bei der Jugendberufshilfe 34 informationen März - Juni 2009 1-1,5 Jahre Fachausbildung Ziel: Vollberuf als • Industrie-, Zerspanungs-, Konstruktions-, Werkzeug-, Feinwerkmechaniker/in, Metallbauerin • Fachkraft für Lagerlogistik, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Restaurantfachmann/-frau, Zimmerer/in, Stukkateur/in, Straßen-, Gleisbauer/in, Maurer/in, Betonbauer/in, Maler/Lackiere/in »Wir sind eigentlich eher im Vorteil« Ein Besuch an der Sonderberufsfachschule Hanns Voith Um vor Ort mit »benachteiligten« Jugendlichen und deren Lehrer/innen zu reden, fahre ich zur Hanns Voith Sonderberufsfachschule (SBFS) in Heidenheim. Die komplette dreiköpfige Schulleitung steht mir zwei Stunden zur Verfügung und hätte mich gern anschließend noch zum Essen mitgenommen – was mich zunächst schlicht verwundert, verstehe ich nach meinem Besuch als symptomatische Erfahrung für das, was diese Schule verkörpert. Meine Gesprächspartner sind neben den Schülern Julian, Simon, Kay und Benjamin: Erwin Krajewski, gelernter Werkzeugmechaniker, Betriebswirt, Produktionsleiter, Ausbildungsleiter, jetzt Schulleiter. Manfred Rupp, Industriemechaniker, Maschinenbaumeister, seit 1987 in der Berufsbildung, seit 1989 im Förderlehrgang, Klassenlehrer im Metallbereich, Mitglied der Schulleitung. Tilman Walter, DiplomSozialpädagoge, seit 1995 bei Voith im Förderlehrgang, Lehrer und Schulsozialarbeiter, Mitglied der Schulleitung Je zwei Jungs stehen zusammen an einem Schraubstock können nicht sinnerfassend lesen, haben sprachliche Defizite oder einer Bohrmaschine und bearbeiten Metallscharniere oder bringen soziale Auffälligkeiten mit, erklärt der Schulleiin unterschiedlichen Fertigungsstufen – konzentrierte Atmo- ter Erwin Krajewski, »aber wer in einem Jahr ausbildungsreif sphäre, mehr oder weniger gedämpfte Gespräche. Mein ers- gemacht werden kann, kann doch nicht lernbehindert sein!« ter zufälliger Gesprächspartner ist Julian, der mich auf meine Rupp erläutert, manche kämen aus schwierigen familiären Frage, ob sie die Teile vorgefertigt bekommen, zum Kasten Verhältnissen, aus »schicksalhaften Situationen«. Problemamit den technischen Zeichnungen mitnimmt, mir diese erläu- tisches soziales Verhalten resultiere teilweise einfach aus tert und auf mein ratloses Gesicht hin, als von Höhenreißern einer Lernschwäche, durch die Jugendliche langsamer seien die Rede ist, einen aus dem Schrank holt und mir erklärt, als der Klassenschnitt. besorgt, ob ich folgen kann. Julian, der mir freundlich und pädagogisch vorbildlich sein Krajewski beschreibt es bildhaft: »Nehmen Sie ein Kind, das im Rollstuhl Arbeitsfeld erläutert, ist ohne Abschluss von sitzt. Das braucht bestimmte Hilfsmittel, die man ihm bereit stellt: eine der Hauptschule abgegangen und hat keine Rampe, einen Badewannenlift. Bei lernschwachen Jugendlichen entsteht Ausbildungsstelle bekommen. Das war letz- schnell das Bild: behindert, also Rollstuhl und Rampe. Wir schauen uns ten Sommer; jetzt bereitet sich der Schüler die Jugendlichen an: Braucht der einen Rollstuhl oder hat er nur nie lauin Arbeitskleidung mit aufgesticktem Namen fen gelernt? Sind Gelenke und Muskeln funktionsfähig, dann geht es ums auf den Hauptschulabschluss vor und kann Laufenlernen. Am Anfang kriechen wir, wir stehen auf und fallen hin vielleicht diesen Sommer eine Vollausbildung – miteinander –, und wir hoffen, dass die Jugendlichen am Ende hier als Konstruktionsmechaniker beim internati- rauslaufen. Und die, die bildlich gesprochen einen Rollstuhl brauchen, onalen Unternehmen Voith AG beginnen. aufrecht in ihrem Rollstuhl rausfahren und gut mit sich klarkommen.« Woher kommen die Schüler/innen? Was »benachteiligt« sie? An der Sonderberufsfachschule Hanns Voith sollen Förderschulabgänger/innen aus dem Kreis Heidenheim, in wenigen Ausnahmefällen auch Hauptschulabgänger/innen ohne Schulabschluss, bei denen vom Schulamt besonderer Förderbedarf festgestellt wird, innerhalb eines Jahres »ausbildungs- oder arbeitsmarktfähig« gemacht werden. Die 37 bis 45 Schüler/innen pro Schuljahr werden der Schule von der Agentur für Arbeit vermittelt. Abgänger/innen von Förderschulen – was habe ich mir darunter vorzustellen? Lernbehinderte? Verhaltensauffällige? Manche haben Rechenfähigkeiten im Zahlenraum 1 bis 20, »Selber laufen lernen« – was braucht es dafür? 80 bis 90 Prozent der Schüler/innen gehen von der SBFS Hanns Voith in eine Berufsausbildung, 30 bis 40 Prozent mit einem Hauptschulabschluss. Schüler/innen, die »Schwänzerkönige« waren, nehmen hier pflichtbewusst am Unterricht teil – oft zur Überraschung ihrer Eltern. Ist das Lernen hier anders als an ihren bisherigen Schule? Deutlich nehmen die Jugendlichen wahr, dass sie weniger Freizeit haben; montags bis donnerstags sind sie bis 15.15 Uhr an der Schule, »dafür haben wir am Freitag schon um 11:45 Uhr aus«, freut sich Simon. Vor allem aber sind »die Ferien kürzer«, erklärt mir Julian. So werden die Jugendlichen an die Arbeitstaglänge heran geführt und, so erklärt Schulleiter Krajewski: »Nicht alle Schüler/innen haben zu Hause ein förderliches Umfeld. Als schwerpunkt 35 So geht was Vollzeitschule reduzieren wir die Zeit ›schwierige Familie‹ mit Fernsehschauen, Alkohol etc. und erhöhen die Zeit ›Bildung, Kultur, Lernimpulse‹.« Benachteiligte Jugendliche brauchten ein Umfeld, in dem sie positive Vorbilder und Konsequenz und Ziel in der Erziehung bekommen. Bestätigung für das, was sie leisten, damit sie aus ihrer »Spirale der Niederlagen« herauskommen. Ein Umfeld, in dem sie das, was sie in sich tragen, entfalten können. Perspektive. der Schüler/innen da – wie beispielsweise die Arbeitskleidung um der Sicherheit willen. Das Ziel von Disziplinierung ist nicht das Entfernen störender Schüler, sondern deren Förderung. Die wöchentliche Reflexionsrunde ermöglicht, was die Lehrer »flexible Konsequenzen« nennen: Nicht das Vergehen bestimmt die Konsequenz, sondern der Bedarf des betroffenen Schülers. Disziplinarmaßnahmen stehen immer unter der Fragestellung »Was hilft dem Jugendlichen?« Ein »Wir haben die gleichen Baustellen wie jede andere Schule auch«, sagt der Sozialpädagoge Walter. Warum ist diese Schule dann so erfolgreich? Drei Stichworte fallen im Gespräch mit der Schulleitung immer wieder: die gemeinsame Reflexionsrunde der Lehrer/innen, Grundtugenden und Sinnhaftigkeit des Tuns. Beispiel: »Ein Schüler hat gerade mehrmonatigen Schulausschluss. Uns war klar, dass die Verhaltensauffälligkeiten unter anderem aus fehlenden Sprachkenntnissen resultieren. Dieser Schüler braucht diese harte Disziplinierung; er braucht aber auch ganz zentral eine Sprachförderung. Also macht er jetzt, von uns mitfinanziert, einen Sprachkurs. Tilman Walter begleitet ihn bei einem Praktikum, das er parallel macht. Nur so hat er eine Chance, im neuen Schul- und Ausbildungsjahr einen Schritt weiter zu kommen. Hätten wir ihn hier behalten, hätte er nichts gelernt.« Lehrerkollegium – ein reflektiertes Team Bemerkenswert ist, dass unisono die eigene Reflexion an erster Stelle genannt wird – also nicht, was den Schüler/innen beigebracht wird, sondern wie die Lehrer/innen aufgestellt sind, ist mit den Worten Rupps »das Herz der Schule«: Jeden Freitagnachmittag trifft sich das zehnköpfige Lehrerkollegium – Pädagogen, Betriebswirtschaftler, Handwerksmeister, Bildhauer, Arbeitserzieher – zu einer pädagogischen Besprechung, reflektiert über das Verhalten und Befinden einzelner Lehrer/innen und über die Schüler/innen und berät Probleme gemeinsam. Das ermöglicht gezieltes und zeitnahes Handeln. Sie seien alle »Durchschnittsmenschen«, betont Krajewski, »allerdings keine Einzelkämpfer.« Klare Standards und flexible Konsequenzen Die Regeln an der Schule – Pünktlichkeit, Mitbringen von Arbeitsmaterial, Tragen von Arbeitskleidung, ... – klingen ebenso ›normal‹ wie die Disziplinarmaßnahmen bei Regelverstößen – Nachsitzen, Abfall aufsammeln, Schulausschluss ... Allerdings betont die Schulleitung: Die Regeln sind um 36 informationen März - Juni 2009 Sinnhaftigkeit Die SBFS Hanns Voith bietet als Vollzeitschule eine allgemeine Berufsvorbereitung in vier Berufsfeldern (Metall, Holz, Farbe, Dienstleistung) nach einem vorgegebenen Lehrplan. BVJ- oder Hauptschulabschluss geben das jeweilige Lernniveau vor, die Prüfungsaufgaben werden vom Regierungspräsidium genehmigt – »die Beispiele, anhand derer wir das Wissen vermitteln oder prüfen, wählen wir aber selber aus«, betont Krajewski. Die Theorie wird in kontextbezogenen Aufgaben in den Werkstätten vermittelt und in dem Laden, den die Schüler/innen betreiben. »Manche Schüler/innen verstehen zum ersten Mal in ihrem Leben, wozu Addieren und Subtrahieren nützlich ist, warum sie lesen und schreiben können sollten.« Die Jugendlichen werden zuerst mit der praktischen Aufgabe konfrontiert; die Theorie lernen sie erst dann, wenn sie sie brauchen, um die Aufgabe zu erfüllen. Im schülereigenen Gastronomiebetrieb werden Schüler/innen, welche Rechnen nicht ausstehen können, zu geübten und fleißigen Kassierern. Und sie erledigen Aufgaben von Anfang bis Ende, erläutert die Schulleitung am Beispiel der »Montagekiste«, die in den Werkstätten gefertigt wird und als Geschenkbox für Jubiläen u. ä. dient. Die jugendlichen Handwerker sind auch dabei, wenn die Geschenkkiste ›ausgeliefert‹ wird – unter Umständen eben an eine im Sterben Wie geht es nach dem Jahr weiter? Dass sie eine Ausbildung im Metall- oder Holzbereich machen wollen, ist für die vier Jungs, mit denen ich spreche, klar. »Der Kay und ich sind im Auswahlverfahren für drüben«, nickt Benjamin Richtung Voith-Lehrwerkstatt. Eine Lehrstelle bei Voith, »das würde ich natürlich am liebsten machen.« Rund sechs kommen pro Jahrgang ins Auswahlverfahren, zwei oder drei werden genommen. Julian und Simon hätten liegende 90-Jährige, erläutert der Pädagoge Walter. Die Hinund Rückfahrt ist dann eine wichtige Gelegenheit zu Gesprächen über das Leben oder auch über Schulprobleme. Grundtugenden Die Jugendlichen erleben bei den Lehrkräften eine klare Haltung, keinen Kuschelkurs. Sie bekommen permanent ihr eigenes Verhalten und dessen Auswirkungen gespiegelt, bis sie begreifen, dass es um sie selbst geht, nicht um die Zufriedenstellung der Lehrer/innen. Ziel ist, »die Jugendliche mit Grundtugenden stark zu machen« (Rupp), nicht so sehr in der Theorie, mit der sie sich oft schwer tun, sondern im Praktischen, orientiert daran, wonach die Ausbildungsbetriebe fragen: Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Arbeitswille, Höflichkeit, Sorgfalt. Und wie sehen die Schüler das? Befragt, was sie sich an ihrer Schule anders wünschen würden, wenn sie einen Wunsch frei hätten, meint Julian, er würde gerne keine Zusatzleistungen erbringen müssen, um den Hauptschulabschluss machen zu können. »Das ist schon hart«, meint er und fügt hinzu: »Aber es wäre ja peinlich, wenn ich den Abschluss nicht schaffen würde; ich hab das alles ja in der Hauptschule schon gemacht. Das muss ich schon hinkriegen.« Weitere Wünsche, auch bei weiteren drei Schülern – Fehlanzeige! »Eigentlich nichts«, zucken sie die Schultern und lächeln. schon noch andere Ideen, als ich sie nach ihrem Traumberuf frage. Spieletester würde Julian gern werden und zeigt sich bestens informiert und gleichzeitig realistisch: Stellen gibt es da wenig und keine in der Umgebung. Bei Simon ist es ähnlich. Sein Traumjob: »Scooter tuning – haben Sie vielleicht schon gehört?« Das Technische daran gefällt ihm, aber er würde auch gern bei Ausstellungen mitarbeiten. Doch Roller und Spiele bleiben erst mal Freizeitvergnügen. Jetzt geht es um den Hauptschulabschluss und eine handwerkliche Ausbildung. schwerpunkt 37 So geht was Es gibt auch Schüler/innen, mit denen die SBFS an Grenzen kommt oder die selbst entscheiden, dass sie nichts verändern und dazulernen, keine Ausbildung machen wollen. Schüler/ innen, die am Ende des Schul»Wenn ich in 25 Jahren jahrs nicht ausbildungsfähig in Rente gehe, dürfen die sind, versucht die Schule als heute benachteiligten ungelernte Arbeitskräfte oder Jugendlichen nicht unter in eine Maßnahme der Arbeitsder Brücke sitzen.« agentur zu vermitteln. Die wenigen, die vor Abschluss des Schuljahrs abgehen, bleiben häufig in der Arbeitslosigkeit oder bekommen finanziellen Druck von der Arbeitsagentur, sich in Qualifizierungsmaßnahmen zu begeben. Benachteiligt? Wenn man die Voith-Schüler/innen erlebt, kommt man mit den Begrifflichkeiten ins Schleudern. Sind das benachteiligte Jugendliche? Ich frage die Betroffenen, die Antworten sprechen Klartext. Julian findet: »Ja, und zwar weil viele Betriebe nicht ausbilden.« Benjamin meint: »Wir sind eigentlich eher im Vorteil, weil wir hier gut gefördert werden.« Trägerschaft und Finanzierung Bereits seit 1946 bereitet die Firma Voith Jugendliche mit besonderem Förderbedarf auf das Berufsleben vor. 1972 wurde in Kooperation mit dem Arbeitsamt der Förderlehrgang als Brückenjahr zwischen Schule und Arbeitsmarkt gegründet. Seitdem nimmt Voith als landesweit einziger Industriebetrieb die sozialpolitische Aufgabe wahr, benachteiligte Jugendliche zur Berufs- und Arbeits- »Kein Abschluss ohne Anschluss! platzreife zu führen. Jugendliche auszubilden und 2004 stand mit der dann nicht anzustellen, ist das Schlimmste, was wir denen und Arbeitsmarktreform die Unterstützung uns antun können.« von Förderlehrgängen zur Disposition. Voith beschloss die Gründung einer Privatschule. Gemeinnütziger Träger ist ein Trägerverein aus sieben Heidenheimer Voith-Firmen; die Grundfinanzierung leistet das Land Baden Württemberg. Zuwendungen der Voith AG gemäß Privatschulgesetz ermöglichen kleine Schulklassen und eine überdurchschnittliche Bezahlung des Lehrpersonals, dem allerdings auch überdurchschnittlich viel abverlangt wird, nicht allein, weil die Schule statt der vorgeschriebenen 30 Wochenstunden 37 unterrichtet. 38 informationen März - Juni 2009 Was motiviert die Voith AG, sich derart zu engagieren? Das Unternehmen Voith, so Krajewski, rechnet in großen Dimensionen. Die Voithsche Wasserkraftanlage Dreischluchtenstaudamm in China sei eben nicht in drei Monaten, sondern in zehn bis fünfzehn Jahren gebaut worden. Ein Unternehmen also, das sich kurzfristiges unternehmerisches Denken nicht leisten kann und ohne Nachhaltigkeit nicht auskommt. Voith stecke genauso wie andere Unternehmen in der Wirtschaftskrise, eine Kürzung bei der Ausbildung komme aber überhaupt nicht in den Blick, weil die jetzigen Auszubildenden ja erst in 2012 Abschluss machten. Kurzfristig die Zahlen zu senken, ergebe da keinen Sinn, das Unternehmen wolle ja langfristig überdauern. Die (nicht börsennotierte) Aktiengesellschaft Voith brauche Facharbeiter und müsse angesichts der demografischen Entwicklung dafür etwas tun. Nur wenn jeder einzelne möglichst hoch qualifiziert werde, sei der Bedarf an Fachkräften zu decken. »Das ist die einzige Chance für den Wirtschaftsstandort Deutschland, attraktiv zu bleiben.« Betriebswirt Krajewski stellt fest: »Wenn ich sehe, dass 80 bis 90 Prozent einen Ausbildungsplatz, 30 bis 40 Prozent den Hauptschulabschluss haben, dass Schüler plötzlich doch gut Deutsch können, dass Schüler vorher schulresistent waren und hier permanent an der Schule sind, dann sage ich als Betriebswirt: Die Investition in diese Maßnahme hat sich gelohnt.« Was müssten andere tun – die Kirche, die Politik? »Jeder gesellschaftliche Part muss seinen Teil beitragen«, lautet die Überzeugung Krajewskis. Die Kirche sollte sich klar werden, wann sie diese Jugendlichen ›hat‹ (etwa bei Erstkommunion und Firmung) und dann Vorbilder bereitstellen und Angebote machen, die für diese Jugendlichen und deren Elternhäuser, auch sprachlich, passen. »Macht die Firmvorbereitung doch mal im Zeltlager«, so eine spontane Idee Rupps. Verändern muss sich nach Krajewskis Ansicht auch das Bildungssystem: »Meine Vision ist, dass unsere Berufsfachschule überflüssig wird, weil das allgemeine Bildungssystem das gewährleistet, was wir den Jugendlichen zu bieten haben.« Cäcilia Branz, Redaktion Erwin Krajewski, Sonderberufsfachschule Hanns Voith Berufsschule & Co Die Berufsschule hat die Aufgabe, im Rahmen der dualen Berufsausbildung fachtheoretische Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln und die allgemeine Bildung zu vertiefen. Sie wird in der Regel in Teilzeitform – teils auch als Blockunterricht – sowie bei Jugendlichen ohne Ausbildungsverhältnis als einjährige Vollzeitschule (Berufsvorbereitungsjahr und Berufseinstiegsjahr) geführt. Schüler/innen im Schulischen Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) erhalten in Vollzeitunterricht eine berufsfeldbezogene Grundbildung (in den Berufsfeldern Metalltechnik, Elektrotechnik, Wirtschaft und Verwaltung). Ist der Besuch erfolgreich, kann er auf die Berufsausbildung im dualen System durch eine Verkürzung der Ausbildungszeit angerechnet werden. Die Berufsfachschule vermittelt eine berufliche Grundbildung, eine berufliche Vorbereitung oder einen Berufsabschluss und wird grundsätzlich als Vollzeitschule geführt. Bei zweijährigen Berufsfachschulen besteht die Möglichkeit zum Erwerb der Fachschulreife. Berufsfachschulen (BFS) sind Schulen mit voller Wochenstundenzahl und mindestens einjähriger Schulbesuchsdauer, die in der Regel freiwillig nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht zur Berufsvorbereitung oder auch zur vollen Berufsausbildung ohne vorherige praktische Berufsausbildung besucht werden können. In den einzelnen Bundesländern gibt es vielfältige Formen von BFS mit unterschiedlichem Qualifikationsniveau. An einigen Schulen wird auch Teilzeitunterricht angeboten. Die Schulaufsicht liegt beim jeweiligen Kultusministerium. Das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) ist ein einjähriger bzw. zweijähriger Bildungsgang. Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag werden in Voll- oder Teilzeitunterricht auf eine berufliche Ausbildung vorbereitet. Bewerbungsfrust – eine seltene Erfahrung »Ha, ich bewerb mich nicht mehr auf eine andere Stelle«, sagte mir kürzlich frustriert eine gestandene Frau. Sie wollte sich betriebsintern verändern und hatte eine Absage erhalten – auf ihren allerersten Wechselversuch. Das erinnerte mich an eigene Erfahrungen, wie das ist, den Brief in der Hand zu halten, der mit »leider müssen wir Ihnen mitteilen« beginnt, wie akut die Frustration, wie heftig das Gefühl, nicht gut genug zu sein, werden kann – wider alle Vernunft – und wie das »nie wieder« sich anbiedert. Ich kann meine derartigen Erfahrungen ziemlich genau an einer Hand abzählen. Absagen sind für Pastoralreferent/innen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in der Regel in keinster Weise existenzbedrohend, sondern meist halt »schade«. Ich habe zwei Ausbildungen, ein Studium und eine Weiterbildung in der Tasche und weiß ungefähr, was ich »wert« bin. Wie ein 16-jähriger Hauptschüler, eine 17-jährige Realschülerin sich fühlt, wenn er/ sie 80, 150 oder 900 Bewerbungen geschrieben und vielleicht zehn Absagen und ansonsten einfach gar keine Reaktion erhalten, geschweige denn eine erste Ausbildungsstelle in der Tasche hat, kann ICH mir nicht wirklich vorstellen. Ich weiß, wie notwendig ich in der ersten Enttäuschung nach einer Absage Menschen hatte, die ihren Glauben in meine Fähigkeiten zum Ausdruck brachten. Frage ich nach und habe ein gutes Wort für die Jugendlichen in meiner Verwandtschaft, in meiner Nachbarschaft, meiner Gemeinde? Pastoralreferentin Cäcilia Branz schwerpunkt 39 So geht was Metall- und Elektrobranche sucht ... Arbeitgeberverband Südwestmetall Südwestmetall – Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e. V. – ist einer der größten industriellen Arbeitgeberverbände Deutschlands mit Hauptsitz in Stuttgart. Er vertritt die tarif- und sozialpolitischen Interessen von mehr als tausend Mitgliedsbetrieben mit rund 500.000 Beschäftigten in Groß-, Mittel- und Kleinbetrieben der Wirtschaftszweige Fahrzeugbau, Maschinenbau, Elektrische und elektronische Industrie, Feinmechanik/Optik, Uhren, Eisen-, Blech-, Metallwaren, Stahl- und Metallbau, Gießereien, Schmieden. Mehr als 80 Prozent der Mitgliedsbetriebe beschäftigen weniger als 500 Mitarbeiter. Zu seinen Aufgaben gehört u.a. die Beratung der Mitgliedsunternehmen – unter anderen hinsichtlich der Sicherung des Fachkräftenachwuchses in den kommenden Jahren. Seine unterschiedlichen Programme und Initiativen im Bereich Berufsstart hat Südwestmetall 1998 in seiner Ausbildungs- und Qualifizierungsinitiative »START 2000 Plus« gebündelt. Ansatzpunkte Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze in den Mitgliedsunternehmen von Südwestmetall Unterstützung flexibler Einstiegsmöglichkeiten in Ausbildung durch Teil- und Einstiegsqualifizierungen u.a. in den Mitgliedsunternehmen von Südwestmetall Förderung der Berufsvorbereitung und Ausbildungsreife in den Schulen sowie Information und Beratung über die Berufsmöglichkeiten und -chancen in den Ausbildungsberufen der Metall- und Elektro-Industrie Im schulischen Bereich engagiert sich Südwestmetall mit vier Programmen unter der Überschrift »SchuleWirtschaft«: • Berufsorientierung in der Schule (BiK) • Einblicke in den Ingenieurberuf (SIA) • Ökonomische Bildung (JUNIOR) • Förderung von Ganztagsschulen / Jugendbegleiter zum Kennenlernen der Anforderungen von Unternehmen Nach der Schule profitieren benachteiligte Jugendliche von drei Programmen: Das Berufspraktische Jahr 21 Metall Direkt in den Firmen soll das Berufspraktische Jahr (BPJ 21 Metall) Jugendliche in den unterschiedlichsten Metallund Elektroberufen qualifizieren und auf eine spätere Ausbildung bzw. Arbeitnehmertätigkeit vorbereiten – durch 40 informationen März - Juni 2009 Langzeitpraktika und ein zusätzliches Beratungs- und Seminarangebot (EDV, Mathematik, Deutsch, Bewerbungstraining u. ä.). Im Rahmen des Ausbildungspakts können auch Einstiegsqualifizierungen in Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern vermittelt und betreut werden. Ziel des Projekts ist die Übernahme in ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis. Laut Südwestmetall erzielt das BPJ 21 Metall konstant eine Vermittlungsquote von 75 – 80 Prozent. Teilnehmen können Jugendliche bis 25, die sich für eine spätere Ausbildung, bzw. Arbeitnehmertätigkeit im Metall- und Elektrobereich qualifizieren möchten. Grundausbildungslehrgang Metall Der Grundausbildungslehrgang Metall (GL Metall) richtet sich an praktisch begabte Schulabgänger/innen, die ohne besondere Vorbereitung nicht für eine reguläre Berufsausbildung geeignet sind. Inhaltlich orientiert er sich an den Vorgaben für das erste Ausbildungsjahr der Metallberufe. Dabei wechseln sich betriebliche Praxis und überbetriebliche Unterrichtseinheiten ab. Der Bildungsträger BBQ übernimmt die sozialpädagogische Betreuung der Teilnehmer/innen. Verbundausbildung der Metall- und Elektroindustrie Die Verbundausbildung der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg (VME) bietet Bewerber/innen, die bisher keine Lehrstelle gefunden haben, mit begleitender Unterstützung aber in der Lage sind, die Ausbildung in einem Beruf im Metall- und Elektrobereich erfolgreich abzuschließen, Ausbildungsplätze an, indem sie in den Betrieben vorhandene, bisher nicht genutzte Ausbildungskapazitäten nutzt. Die Auszubildenden werden während ihrer Lehrzeit durch den Bildungsträger BBQ individuell gefördert und durch sozialpädagogische Begleitung und überbetrieblichen Förderunterricht in Berufs- und Alltagsfragen unterstützt. Die Südwestmetall Mitgliedsunternehmen übernehmen die praktische Ausbildung. Weitere Informationen und lehrreiche Downloads zu Selbstmanagement, Sozialkompetenzen etc. (auch für Schulen, die die Programme der Südwestmetall nutzen wollen): www.start2000plus.de Quelle: Internetauftritte Südwestmetall Abheben mit »Der Drache / L`Aquilone« 87 Schüler/innen, darunter 60 Prozent Kinder von Migranten aus zehn Nationen besuchen die Pestalozzi-Förderschule in Sielmingen. Viele haben neben schulischen Defiziten Probleme im sprachlichen Bereich, im Sozialverhalten und teilweise auch in der Familie. Die Gemeinden der Seelsorgeeinheit Filderstadt wollten diesen Schüler/innen helfen, ihre schulisch, sprachlich, oft aber auch familiär schwierige Situation mit ehrenamtlichen, schulbegleitenden Maßnahmen zu verbessern. In enger Zusammenarbeit mit der Schule bekommen Kinder und Jugendliche seit 2004 unterschiedlichste Angebote von Ehrenamtlichen, die den Schulalltag an der Nahtstelle Arbeit/Freizeit auflockern, die Motivation steigern, die Leistungen und damit die Chancen der Förderschüler/innen verbessern sollen: • Hausaufgabenbetreuung für 4 Gruppen (wöchentlich) • Frühstücksangebot am Mittwoch (wöchentlich) • Bastelnachmittag (monatlich) • Lese und Vorlesestunde (1-2 x monatlich) • Trommelprojekt mit musikalisch-therapeutischem Hintergrund (monatlich) • Singstunde (monatlich) • Sport und/oder Waldtag • Fit machen für die Regelschule: Förderunterricht in Mathe und Englisch • Streitschlichterin (nach Bedarf in den höheren Klassen): Gewaltprävention So kommen die Kinder durch regelmäßige wöchentliche Angebote jeweils am Montag, Mittwoch und Donnerstag plus Mittagsschule fast in den Genuss einer Ganztagsschule. Die 30 Ehrenamtlichen sind Bürger/innen aus Filderstadt, Schüler/innen des Dietrich-Bonhoeffer- Gymnasiums Filderstadt, einige darunter mit Migrationshintergrund, Azubis der Stadt Filderstadt und Firmlinge der katholischen Kirchengemeinde und der Diakon der Seelsorgeeinheit Antonio Lo Bello. Fachliche Beratung erhalten sie durch den Caritasverband Fils-Neckar-Alb. • verstärkte Zusammenarbeit mit den Eltern (Geplant sind diverse Veranstaltungen, bei denen die Eltern motiviert und gestärkt werden sollen, damit sie mit ihren Kindern am Schulgeschehen teilnehmen.) Was Schule und Schüler vom »Drachen« halten Ein Schulleiter: »Für unsere Schule ist das ehrenamtliche Engagement im ›Drachen/L`Aquilone‹ besonders wichtig. Die Angebote sind nicht zuletzt ein Beitrag zur Integration.» Ein Schüler schreibt auf einem Bild: »Liebe Sarah, Du hast mir einen Trick in Mathe gezeigt – und jetzt kann ich besser rechnen.« Öffentliche Anerkennung des Projekts 2005 erhielt das Projekt den Caritaspreis der Diözese Rottenburg-Stuttgart (2. Platz). 2007 wurde das Projekt unter 1.200 Bewerbern beim Wettbewerb »ECHT-GUT! Ehrenamt in Baden-Württemberg« in der Sparte »Soziales Leben« nominiert. Kontakt: Diakon Antonio Lo Bello, Seelsorgeeinheit Filderstadt, c/o Liebfrauengemeinde, Plattenhardterstr. 45, 70794 Filderstadt, Tel. 0711 90774582, lobellodiacono@ yahoo.de Projektleiterin Marie-Paule Albin Diakon Antonio Lo Bello Nachgefragt: Wie kommt »Der Drachen/ L`Aquilone« zu seinem Namen? Antonio Lo Bello: Für eine Zielgruppe, die es schwer hat, wollten wir ein positives Bild. Ein Drachen strebt nach oben, vermittelt Freude und Leichtigkeit. Und man muss sich konzentrieren und engagieren, damit der Drachen oben bleibt und richtig gelenkt werden kann. L`Aquilone, italienisch für Drachen, signalisiert die Multi- und Interkulturalität des Projekts. Ziele für die Zukunft sind • die Rückführung von Förderschüler/innen in die Regelschule (In diesem Schuljahr sind sechs Schüler/innen in die fünfte Hauptschulklasse eingestiegen.) • Kooperation mit dem Förderverein der Pestalozzischule schwerpunkt 41 So geht was Schatzsucher nach verborgenen Talenten Pat/innen für Hauptschulabgänger Den Schrei nach Aufmerksamkeit und Zuwendung höre ich inzwischen recht deutlich hinter all den Störaktionen meiner Jugendlichen im Religionsunterricht. Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, bräuchte jeder dieser Störer Einzelunterricht. Diese tagtäglichen Erfahrungen als Religionslehrerin an der Hauptschule waren für mich ein Ansporn, das Patenprojekt anzugehen. Als dann die Leiterin der benachbarten Seniorenbildungsstätte mit der gleichen Idee auf mich zukam, wurde es konkret. Wir suchten in unseren jeweiligen Kreisen nach interessierten Personen und veranstalteten mit diesen und einigen Leuten »vom Fach« eine erste Diskussion. Ein Rektor einer Hauptschule schilderte die Nöte seiner Schüler/ innen. Die Leiter zweier Patenmodelle aus der Region stellten ihre jeweiligen Vorgehensweisen und Ziele vor. Pat/innen finden Wir wählten bewusst die persönliche Ansprache bei der Suche nach potentiellen Pat/innen. Denn wenn ein solches Modell in der Kommune noch nicht bekannt ist, wird eine öffentliche Anzeige o. ä. viel zu lang oder zu wenig informativ. Eine weitere Möglichkeit ist es, in geschlossenen Gruppen für das Projekt zu werben (KGR, Vereine, Belegschaft einer Abteilung …). Im zweiten Durchlauf konnten wir davon ausgehen, dass das Patenprojekt in Sindelfingen vom Begriff her bekannt war. Dieses Mal warben wir mit einem Bericht in der Zeitung und durch Aufrufe des Bürgermeisters als Schirmherr. Ein sehr wichtiges Instrument der Akquise sind amtierende Paten. Sie haben das beste Gespür dafür, wie eine Person gestrickt sein sollte, und werben in ihrem Bekanntenkreis authentisch und überzeugend. Es zeigte sich auch, dass regelmäßige Presseberichte über konkrete Erfolgsgeschichten, aktuelle Aktionen und die jährliche Meldung des Neustarts eine erfolgreiche Form der Öffentlichkeitsarbeit sind, durch die Menschen zum Patenprojekt stoßen. Wie finden die Jugendlichen zu den Pat/innen? Beim ersten Durchlauf beschnupperten die Erwachsenen die Schüler/innen bei einem Planspiel und einem gemeinsamen Pizzabacken mit den interessierten Erwachsenen und den Jugendlichen, die von ihren Klassenlehrer/innen motiviert worden waren. Aus diesem ersten Anlauf ergaben sich zwei Patenschaften, in denen sich vorbildliche Beziehungen entwickelten. Weitere Schüler/innen für eine Patenschaft zu 42 informationen März - Juni 2009 motivieren, entpuppte sich als zentrales Problem. Was wir als die Chance für die Jugendlichen ansahen, mussten wir ihnen wie »Sauerbier« aufdrängen. Diese Erfahrung war auch für die motivierten Erwachsenen bitter. Mal zu einem ersten Abend mit Pizzabacken zu kommen, war für die Jugendlichen ok. Sobald verbindliche Partnerschaften eingegangen werden sollten, zogen sie sich zurück. Mädchen konnten sich zu zweit eine Partnerschaft mit einer Patin vorstellen, Jungen hatten große Scheu vor einem verbindlichen Schritt. Im zweiten Durchlauf planten wir deshalb eine intensivere Vorbereitungsphase, in der alle Schüler/innen eines Jahrgangs die Pat/innen als Personen kennen lernen konnten. Die Pat/innen waren wieder beim Planspiel dabei, außerdem kamen sie ein halbes Jahr lang etwa zweimal pro Woche in die Klasse zum Unterricht und zu weiteren Aktionen der Schule. Daraus entwickelte sich eine Beziehung zwischen Pat/innen, Schüler/innen, Schule und Lehrer/innen. Warum eine Eins-zu-eins-Patenschaft? Ob eine Zweierbeziehung überhaupt notwendig ist, wurde lebhaft diskutiert. An den beiden ersten Patenschaften zeigte sich aber, dass gerade die Verbindlichkeit einer dauerhaften Zweiterbeziehung Möglichkeiten eröffnet, die in einer unverbindlichen Sprechstunde oder in projekthaften Vormittagen nicht gegeben sind: D Die feste Beziehung ermöglicht es, Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Ausdauer miteinander zu üben. Gerade dies sind Fähigkeiten, die viele Hauptschüler nicht oder sehr unterentwickelt haben. D Die Sympathie zum Paten / zur Patin ist ein Motivationsmittel, das diese Institution von der Schule unterscheidet. Der Jugendliche lernt ein anderes Lernen. Automatismen aus dem Schulalltag entfallen. D Die Sympathie schafft Vertrauen in den/die Erwachsene/n, in die Patenschaft. Daraus erwächst eine neue Leistungsbereitschaft. So hat ein Pate seinen Jungen in den Pfingstferien jeden Morgen zum Nachhilfeunterricht bestellt. Der Junge kam jeden Morgen pünktlich. D Der Pate/die Patin lernt den/die Jugendliche/n viel intensiver kennen, spürt Schwächen oder Stärken auf, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind. D Die Beziehung stellt einen eigenen Wert dar. Wo und wie oft erleben Menschen heute, dass sich jemand ›einfach so‹, nur aus Nächstenliebe um sie kümmert? So kann diese Erfahrung zur Lebens-Erfahrung werden; auch für die PatInnen. Betreuung der Pat/innen Schon im ersten Durchlauf zeigte sich, dass ein regelmäßiges Treffen der Pat/innen mit einem Betreuer/Supervisor unverzichtbar ist. Meine Erfahrung in dieser Rolle: Das weitaus größte Bedürfnis der Pat/innen war einfach zu erzählen, was man erlebt hatte. Darüber hinaus ging es um auftauchende Unsicherheiten: Wie gehe ich damit um, wenn mein Jugendlicher mich einfach versetzt? Wir haben so auf die Mathearbeit hin geübt und nun hat sie doch eine vier geschrieben. Was habe ich falsch gemacht? Wie viel kann ich von meinem Jugendlichen verlangen? War meine Reaktion richtig? Solche Fragen konnten sich die Pat/innen sehr gut gegenseitig beantworten. Oft tat es einfach gut, zu merken: Ach, dem/der anderen geht es genauso. Meine Anwesenheit als außenstehende Person war dabei hilfreich; unverzichtbar erwies sie sich, um die Pat/innen für ihr Engagement mit Bestätigung, Anerkennung, einfach durch Interesse zu ›belohnen‹. Manchmal bestand meine Hilfestellung auch darin, mit einem Jugendlichen über einen Vorfall zu reden. So konnte ich einerseits vermitteln, andererseits von zweiter Seite weitergeben, dass gewisse Erwartungen erfüllt werden müssen, damit die Patenschaft klappt. Umgekehrt wollten auch manchmal Schüler mit mir über ihre Erfahrungen reden. Es erwies sich hier als sinnvoll, dass ich zu allen Beteiligten des Projektes regelmäßigen Kontakt hatte. Erfolg und »Misserfolg« Wenn ein/e Jugendliche/r trotz aller Bemühungen am Ende doch keine Lehrstelle hat, sondern »nur« ins BVJ kommt, geht das den Pat/innen nahe. Als Betreuerin hatte ich unermüdlich zu betonen, dass es kein Automatismus sei, dass ein Jugendlicher mit Pate einen Ausbildungsplatz bekomme, einfach schon weil es zu wenige Lehrstellen gibt. Für mich machen spirituelle Aspekte eine Patenschaft unabhängig vom Ergebnis wertvoll. Die Zeit mit Pate/Patin ist eine gute Erfahrung für das Leben, egal welches Ergebnis am Ende steht, durfte doch ein Jugendlicher ein bis zwei Jahre lang erfahren, dass er der Welt nicht egal ist, dass sich jemand für sein Schicksal interessiert – eine existenzielle Erfahrung! Trägerschaft Das Patenprojekt wuchs, war aber nicht eindeutig Teil meiner Arbeitsvereinbarung. So war es nicht möglich, andere Aufgaben abzugeben. Just als dies zum Problem wurde, standen diverse Kooperationspartner auf der Matte – und zwar mit der Maxime »Lass uns mal machen, wir können das sowieso besser.« Meine Bedingung war schließlich: Wenn ich den Eindruck habe, dass das Projekt in meinem Sinne weitergeführt wird und der Schwerpunkt eindeutig auf dem Wohl der Bedürftigen, in diesem Fall der Hauptschüler/innen liegt, dann kann ich es abgeben. In vielen Verhandlungen entwickelte sich eine Zusammenarbeit der Stadt Sindelfingen, der Goldberg-Seniorenakademie und der Caritas in Person des Schulsozialarbeiters an der betreffenden Schule. Unabdingbar waren gute Kontakte der Person, die die Pat/ innen betreut, zur Schule und zu den Schüler/innen. Für die Akquise der Paten ist es wichtig, vor Ort zu sein und gute Beziehungen zu allen möglichen Institutionen zu haben. Um Gottes willen Für mich war dieses Projekt diakonisches Handeln und eine sehr wertvolle Erfahrung: Die Pat/innen helfen den Jugendlichen, dass deren Leben gelingt – ein Grundanliegen unserer Religion. Sie geben die Liebe und Fürsorge weiter, die ihnen durch Menschen geschenkt wurde und die sie als Geschenk Gottes begreifen. »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.« (Mt 25,40b) Sie lassen die Botschaft Gottes lebendig werden, dass alle Menschen ohne Vorbedingung von Gott geliebt sind, dass kein Mensch nur ein Zufallsprodukt oder gar Ausschuss des Lebens auf der Erde ist. Die Jugendlichen melden diese Erfahrung auch ausdrücklich zurück: »Sind die extra wegen uns gekommen? Die haben sich echt Mühe gegeben.« Die Pat/ innen graben als Schatzsucher bei den Jugendlichen noch nicht entdeckte oder verschüttete Talente aus. Sie leiten sie an, sich selbst schätzen zu lernen und letztendlich ein Stück der Fülle zu leben, die Gott uns allen versprochen hat. Sehr gute weitere Informationen liefert die Homepage des Koordinators aller Patenprojekte der Region Böblingen: www.patenaktion.de Gemeindereferentin Michaela Donauer schwerpunkt 43 So geht was Teflonstrategie und Hurensohn-Palme Lebensunterricht an der Schule »Jeden Tag bin ich auf dem Weg zur Arbeit an dieser Schule vorbeigefahren«, so fängt das Projekt an, das der ehemalige Kfz-Mechaniker, Sozialpädagoge, Gewerkschaftssekretär und Personalleiter Ernst Bodenmüller in Pfullingen ins Leben gerufen hat. Na ja, vielleicht fing es auch vor vierzig Jahren an, als zwei junge Leute bei ihm klingelten und ihn zur Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) ›lockten‹. So jedenfalls begann seine Geschichte mit den schlechten Seiten der Arbeitswelt, die Menschen ducken, ausgrenzen, entmündigen, entwürdigen, bzw. mit Guter Arbeit, die Potentiale herauskitzelt, Entfaltungsmöglichkeiten und Sinn bietet und für die er sich heute im Vorstand der diözesanen Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) einsetzt. Diese Themen treiben ihn um, auch jetzt als jungen Ruheständler. Als er nicht mehr zur Arbeit musste, hatte er endlich Muße, das Gespräch mit dem Schulleiter jener Hauptschule zu suchen, an der er vorher täglich vorbei gefahren war. Das Ergebnis: das Projekt »Das Leben selbst in die Hand nehmen«, das er mit einer achten Klasse ein Jahr lang durchgeführt hat. Bodenmüller findet, dass eine plurale, »widersprüchliche Gesellschaft« Schüler/innen wenig Orientierung für ihre Lebensgestaltung gewährt und dass Schüler/innen auf das, was sie in einem Betrieb erwartet, nicht wirklich vorbereitet sind, wenn sie die Schule abschließen. Sie warten, bis ihnen gesagt wird, was sie tun sollen. Sie haben keine Handhabe, wenn jemand sie unfair behandelt. »Sie sind ›Kopierer‹, aber sie sollten ›Forscher‹ sein.« Sie sollten checken, wie eine Abteilung funktioniert, sollten Mitarbeiter viel fragen, aktiv auf andere zugehen, sich interessieren, Arbeit sehen, Vorschläge machen – und »sich qualifiziert wehren« sowie mit Fehlern richtig umgehen. Das versucht Bodenmüller den Jugendlichen zu vermitteln – in Gesprächen, Rollenspielen, Aktionen, Visualisierungen etc. Mit einer Selbstbetrachtung im Spiegel lernen sich die Schüler/innen selbst besser kennen: »Ich bin ein Original/Juwel. Kenne ich mich eigentlich?« Inhaltlich folgt dann der Dreischritt • Ziele setzen • Prinzipien festlegen • Methoden finden. Die Jugendlichen brauchen zunächst Bilder, Visionen dessen, was sie erreichen, wie sie leben wollen. Dann müssen sie verstehen, dass sie für deren Verwirklichung vieles tun können und tun müssen und dass Selbstdisziplin Freiheit für anderes verschafft. »Wenn ich nicht jeden Morgen mit mir kämpfe, wann ich aufstehe, sondern klar ist, dass ich eine Minute nach Weckerläuten aus dem Bett bin, habe ich viel Energie zum Frühstücken oder sonstwie in den Tag zu starten.« Zu den Methoden gehört neben Lernmethoden auch die Teflonstrategie und die Hurensohnpalme – ein Begriff, der in der Arbeit mit den Schüler/innen entstanden ist, als ein Schüler dem andern an den Kragen gehen wollte, weil dieser ihn Hurensohn genannt hatte. Bodenmüller brachte aus dieser Situation heraus den Schüler/innen nahe, dass es ihre Entscheidung sei, inwieweit sie sich von anderen provozieren lassen. »Du entscheidest, ob der andere dich mit diesem Ausdruck auf die Palme bringt. Du entscheidest, ob du so reagierst, wie der andere es gern möchte. Der andere stellt dir die Hurensohnpalme hin, du kletterst rauf oder auch nicht.« Hurensohnpalme – diesen Begriff haben die Schüler/innen behalten und später in akuten Situationen angewandt. Und sie schenkten Bodenmüller zum Abschied eine (Hurensohn)Palme und eine Teflonpfanne. Letztere steht dafür, Beleidigungen einfach an sich abperlen zu lassen, indem man das Gegenüber als Forschungsobjekt betrachtet, nicht Der Unterricht hat mir für das Leben viel gebracht: Schülerkommentare »Ich habe mehr Mut bekommen, seitdem ich gelernt habe, dass mein Wille im Leben zählt.« »Ja, weil ich weiß wie ich reagieren muss, wenn mich was aufregt.« »Naja, nicht so viel, wir haben zwar Vieles gelernt, aber ich weiß gar nicht, wie ich es umsetzen soll.« »Man ist sich sicherer geworden. Man hat gelernt, wie man mit anderen Personen (Chef) umgeht.« 44 informationen März - Juni 2009 Durch den Unterricht ist mir klar geworden, was es heißt »Das Leben selbst in die Hand nehmen«: Schülerkommentare »Ich hatte früher Angst, aber jetzt nicht mehr. – Ich habe gelernt, mich zu zeigen.« »Ja, und ich glaube, das war das Beste, das wir gemacht haben.« »Nein, ich wusste es; ich war seit meiner Kindheit auf mich alleine gestellt.« als Angreifer, und mit Fragen reagiert. Auch ganz simple Dinge gehörten zu seinem Unterricht, einen festen Händedruck und Augenkontakt üben etwa. Hatte sein Unterricht der anderen Art Erfolg? Er sei »teilweise fruchtbar« gewesen, sagt Bodenmüller selbst und meint damit zweierlei: Bei den Schüler/innen gab es einen sehr großen Teil, die in der Evaluation den Unterricht deutlich als Gewinn beschrieben, und einen sehr kleinen Teil, der wenig oder nichts damit anfangen konnte, vgl. die Grafiken und Kommentare. Bei den Lehrer/innen klaffte die Reaktion genauso auseinander wie bei den Schüler/innen. Die Klassenlehrer der teilnehmenden Klassen waren wie der Schulleiter begeistert. Die Klassenlehrerin der nachrückenden achten Klasse dagegen sah keinen Sinn in dieser Zusatzqualifizierung und lehnte ein Durchführung rundweg ab. Im kommenden Schuljahr wird Bodenmüller sein Projekt an einer anderen Schule durchführen, und diesmal werden auch die Lehrer/ innen an seinem Unterricht teilnehmen! Kontakt: Ernst Bodenmüller, KAB Pfullingen, [email protected] Schülerkommentare »Es ist mir klar geworden, wie Lernen außerhalb der Schule geht, aber ich habe keine Lust zu lernen.« »Man hat erfahren, dass man nur durch Prinzipien zum Ziel gelangt! Das war super!« »Sie haben uns viel Selbstbewusstsein und Mut gegeben.« »Ich finde es schade, dass wir nur ein Jahr diesen Unterricht hatten.« »Es wäre sehr gut, wenn das ein Unterrichtsfach wäre, um sich besser auf das Leben vorzubereiten.« Cäcilia Branz Redaktion schwerpunkt 45 So geht was Nachhaltige Förderung benachteiligter Jugendlicher AAQuiD-Projekt der Caritas in Baden-Württemberg Das Projekt AAQUID im Stenogramm • Fakt ist: Schon jetzt herrscht im Dienstleistungsbereich und in Einrichtungen der Sozialwirtschaft ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Ausgerechnet in einem Sektor mit Wachstumsprognose. • Fakt ist: Die Integrationsschwelle in Arbeit ist in BadenWürttemberg so hoch wie nirgends sonst in der Bundesrepublik. Junge arbeitslose Menschen, die den Anforderungen einer immer komplexer werdenden Ausbildungs- und Arbeitswelt nicht gewachsen sind, haben auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance. • Fakt ist: Beide Trends werden sich in der Zukunft weiter verstärken. Genau hier setzt die Caritas in Baden-Württemberg an mit ihrem zentralen Landesprojekt »AAQUID – Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung im Dienstleistungsbereich«. Gefördert im Rahmen des Europäischen Sozialfonds wird das Projekt landesweit für zwei Jahre in neun Teilprojekten, an sieben unterschiedlichen Orten zwischen Ost-Württemberg und Breisgau-Hochschwarzwald und mit verschiedenen Partnern umgesetzt. Der rote Faden durch alle Teilprojekte • die Zielgruppe: Junge Menschen bis 27 Jahre, deren Chancen im Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gering sind, das sind z.B. Schüler/ innen der Haupt- und Förderschulen, junge Menschen mit einem Migrationshintergrund oder Schulabgänger/innen mit körperlicher oder geistigen Beeinträchtigungen • das Anliegen: Die Jugendlichen sollen für Tätigkeiten im Dienstleistungsbereich interessiert werden. Ihnen werden unterschiedliche Qualifikationen angeboten, (z.B. Persönlichkeitsentwicklung, Tagesstrukturierung, fachlich orientierte Ausbildungsqualifizierung), die den Boden bereiten, um sie anschließend in Ausbildungs- und Arbeitsstellen zu vermitteln. Ein bisschen Hintergrund Längst lässt sich beobachten, dass junge Menschen mit eingeschränkten Vermittlungs- und Eingliederungschancen 46 informationen März - Juni 2009 in Konkurrenz um begrenzte Ausbildungsplätze von Jugendlichen mit höheren Bildungsabschlüssen verdrängt werden. Nahezu aussichtslos ist es beispielsweise für junge Menschen ohne Hauptschulabschluss eine Ausbildung im dualen System erfolgreich abzuschließen. Oftmals ist es zufällig, ob einem Jugendlichen nach Beendigung der Schule der Übergang in eine Ausbildung gelingt. Jugendliche mit Migrationshintergrund haben selbst bei guten bis sehr guten Schulnoten kaum eine Chance auf einen Ausbildungsplatz. Viele Ausbildungsbetriebe entscheiden sich eher für deutsche Bewerber. Unser Ziel muss es sein, dass jede/r Jugendliche einen Berufsabschluss erreicht. Dabei brauchen Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen bereits früh Unterstützung und Angebote zur Berufsorientierung und -vorbereitung. Erfahrungen belegen, dass auch Jugendliche mit schlechten Voraussetzungen bei entsprechender Förderung große Entwicklungspotentiale entfalten. Vielfältige Projekte und Maßnahmen der Akteure der Zivilgesellschaft und das Engagement der Politik sind unerlässliche Voraussetzungen, um die Befähigung zu selbstverantwortlichem Leben benachteiligter Jugendlicher zu erreichen. Erforderlich ist aber auch ein wacher und offener Blick für die Lebenssituation junger Menschen im Alter zwischen 15 und 27 Jahren. Wir brauchen eine Gesellschaft und eine Kirche, die bereit sind, dieser Generation Orte zu gewähren, an denen sie heimisch werden und sich verwurzeln kann. Viel zu schnell sind wir – die Erwachsenen – bereit, uns über die ›Jugend von heute‹ zu beschweren und sie alleine zu lassen in einer Zeit der gefühlten und erlebten Haltlosigkeit. Junge Menschen brauchen Orientierung. Die Caritas in Baden-Württemberg will mit der Umsetzung des zentralen Landesprojekts »Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung im Dienstleistungsbereich« das Ihre dazu beitragen. AAQuiD-Ansprechpartnerin: Ulrike Sommer, Kompetenzzentrum Europa der Caritas in Baden-Württemberg, Strombergstraße 11, 70188 Stuttgart, Tel. 0711 2633-1560 Barbara Deifel-Vogelmann Diözesancaritasverband »Was der Mensch aus sich macht, das ist er.« (Adolph Kolping) Angebote des Kolpingwerks In welchem katholischen Verband könnte das Thema Ausbildung zentraler sein als im Kolpingwerk, dem ehemaligen »Gesellenverein«, dessen Anliegen, Menschen ihre Tüchtigkeit entfalten zu helfen und damit gemeinsam an einer besseren Welt zu arbeiten, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nichts an Aktualität eingebüßt hat. Seien es die interessanten schulischen und beruflichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten des Kolping-Bildungswerks (von der Abendrealschule über wirtschaftliche Lehrgänge bis zum Oma/OpaEnkel-PC-Kurs), seien es seine Jugendagenturen, die jungen Arbeitslosengeld-II-Bezieher/innen helfen, eine Ausbildungsoder Arbeitsstelle zu finden, seien es die Berufsvorbereitenden Bildunsgmaßnahmen (BvB), die sozialpädagogische Betreuung für benachteiligte Jugendliche in Ausbildung oder die Wohnheime, die Jugendlichen eine Ausbildung weg von zu Hause ermöglichen – das Kolpingwerk und das KolpingBildungswerk tragen auf vielen Ebenen dazu bei, Menschen in qualifizierte Arbeit zu bringen. Informationen: www.kolping.de www.kolping-dvrs.de www.kolping-bildungswerk.de Das Kolping-Bildungswerk gibt übrigens eine sehr ansprechende Zeitschrift über seine Arbeit heraus: »bildungsSeiten«; erhältlich über bildungsseiten@kolping-bildungswerk. de oder als kostenloses online-Abo unter www.kolpingbildungswerk.de. Treffpunkt (nicht nur) für chancenarme Jugendliche Kommunikationszentrum für interkulturelle Zusammenarbeit (KiZ e.V.) Ausbilder und Betriebe beklagen, dass Jugendliche viel zu wenig Vorstellung von der Realität eines Betriebs und eines Berufs haben. Das Kommunikationszentrum für interkulturelle Zusammenarbeit KiZ in Kirchheim/Teck führt Jugendliche im Berufsvorbereitungsseminar spielerisch an die Betriebswelt heran. Bei einem zweieinhalbtägigen Planspiel arbeiten Hauptschüler/innen der achten Klasse in einer fiktiven Firma für Bürobedarf und lernen dabei eine Menge: wie sich Nervosität beim Bewerbungsgespräch anfühlt, dass man besser das Kleingedruckte unter Verträgen lesen sollte (außer man möchte wirklich der »Geschäftsleitung« das Essen an den Tisch tragen oder ein Viertel seines Nettolohns »freiwillig« spenden ...), dass Steuern im Geldbeutel einfach fehlen und wie sich Erfolg anfühlt, wenn man das Gesamt im Blick behält, kreativ ist und sich anstrengt. Das KiZ trägt auch »Die Jugendagentur« in Kirchheim mit, die an der Nahtstelle zwischen Schule und Beruf aktiv ist. Das KiZ ist Treffpunkt für Jugendliche und Veranstalter unterschiedlicher Aktionen für Kinder und Jugendliche ab 13. Leiter Wolfgang Schinko, Sozialpädagogin Doris Kurka und Elisabeth Espig im Büro versuchen, vor allem Kindern aus chancenarmen Familien ein persönliche und förderliche Ansprechpartner/innen zu sein. wird von der Stadt Kirchheim, vom Landkreis Esslingen, der katholischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim, der Kirchengemeinde Maria Königin, dem katholischen Schuldekanat Nürtingen, dem Rotary-Club sowie diversen Stiftungen und Firmen finanziert. Homepage: www.kiznet.de Quelle: KiZ-Homepage schwerpunkt 47 So geht was Christinnen geben muslimischen Kindern Nachhilfe Man könnte es Hausaufgabenbetreuung nennen, doch was neun ehrenamtliche Frauen in Echterdingen machen, ist weit mehr: Hausaufgabenbetreuung, Förderung von Selbstvertrauen und Sprachkenntnissen, Einzelnachhilfe vor Klassenarbeiten und vor allem ein interreligiöses und interkulturelles Projekt. Seit Januar 2005 betreut ein Team von neun Frauen aus unserer Kirchengemeinde jeden Mittwochnachmittag in der Moschee in Echterdingen ehrenamtlich 15 bis 20 türkische, muslimische Kinder und Jugendliche. Das Alter der Mädchen und Jungen liegt zwischen 7 und 16 Jahren. Waren zunächst überwiegend Grundschüler dabei, sind nun immer mehr Hauptschüler/innen, aber vor allem Realschüler/innen und Gymnasiast/innen bei der Hausaufgabenbetreuung. Die Frauen im Team, alle im Ruhestand, viele mit eigenen Kindern und Enkelkindern bringen sich mit ihrem Wissen und ihrer Lebenserfahrung ein. Fachlich breit ausgebildet (Lehrerinnen, Pharmazeutin, Dolmetscherinnen, Mathematikerin) können sie Unterstützung bis in höhere Klassen des Gymnasiums (z.B. Latein, Französisch, Englisch, Mathematik) gegeben werden. Genauso wichtig ist es, den Kindern und Jugendlichen Selbstvertrauen zu geben, ihre Neugier und ihren Lernwillen zu wecken, ihre Eigeninitiative zu fördern. In den Familien wird oft nur türkisch gesprochen, dadurch sind die Kinder in ihrer Sprachentwicklung oft benachteiligt. Deshalb wird neben der Hausaufgabenbetreuung vor allem an der Verbesserung der Deutschkenntnisse gearbeitet. Nur so kann eine Chancengleichheit erreicht werden. Nach erledigten Hausaufgaben wird vor allem mit den jüngeren Kindern gespielt und dabei gelernt, wie man fair miteinander umgeht. Vorlesen aus Kinder- und Jugendbüchern weckt Lust auf »selbst lesen«. Bei Bedarf wird auch Einzelnachhilfe vor Klassenarbeiten gegeben , die in den meisten Fällen zur Verbesserung der schulischen Leistungen geführt hat. Durch die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu den Familien entstanden. In Gesprächen unterstützen wir die Eltern bei der Auswahl der geeigneten Schulen. Die Eltern, oft ohne große Schulbildung, sind sehr interessiert, dass ihre Kinder, vor allem auch ihre Töchter, eine gute Ausbildung erhalten. Sie sind dankbar für die Beratung und die Unterstützung. Wir ermuntern die Eltern, die Kinder bei guten Leistungen in die Realschule oder in ein Gymnasium übertreten zu lassen. Wir haben übrigens 2007 den zweiten Preis des Deutschen Caritasverbandes bei dem Jahresthema »Mach dich stark für starke Kinder« erhalten. Helga Koeppe Leinfelden-Echterdingen Fast alle nationalen und internationalen Vergleichsstudien stellen dem deutschen Bildungswesen ein miserables Zeugnis aus: Die Zahl der Jugendlichen ohne Schul- und Berufsabschluss ist erschreckend hoch. Hauptschüler haben nach wie vor kaum Chancen, direkt einen Platz in Ausbildung und Beruf zu erhalten. Migrant/innen sind die Verlierer unseres Bildungswesens. Sie verlassen die Schule doppelt so häufig wie ihre deutschen Mitschüler/innen ohne Abschluss. Mindestens 400.000 Jugendliche »verschwinden« im Übergangssystem zwischen Schule und Beruf – die meisten von ihnen bleiben ohne Chance auf eine qualifizierende Ausbildung. Gleichzeitig gelingt es nicht, signifikant mehr Jugendliche für ein Studium zu gewinnen. Dies gilt insbesondere für junge Menschen mit Migrationshintergrund und Kinder aus sozial schwachen Familien. ... In kaum einem anderen Land hängen die Bildungschancen der Kinder so sehr vom Geldbeutel der Eltern ab wie in Deutschland. Selbst bei gleicher Intelligenz und Lesefähigkeit hat das Kind eines Akademikers gegenüber einem Arbeiterkind eine drei Mal so große Chance, das Gymnasium zu besuchen. Stellungnahme der Beauftragten der Arbeitnehmer im Hauptausschuss zum Entwurf des Berufsbildungsberichts 2009 48 informationen März - Juni 2009 Rucksackprojekt Sprachkompetenz im Doppelpack »Du kannst spanisch? – toll!« »Du sprichst türkisch? – lern erst mal deutsch!« Kennen Sie das? Verschiedene Sprachen haben in Deutschland ein unterschiedliches Sozialprestige: Während Englisch oder Französisch großes Ansehen genießen, trifft das Gegenteil auf Türkisch oder Russisch zu. Wird eine Sprache als minderwertig angesehen, hat das Auswirkungen auch aufs Selbstbewusstsein, gerade bei Kindern. Viele Kinder und Jugendliche aus Migrationsfamilien radebrechen mittlerweile sowohl in der deutschen wie in ihrer Herkunftssprache. Andererseits lernen Kinder viel einfacher deutsch, wenn sie ihre Muttersprache gut beherrschen. Sprachkompetenz hat gravierende Auswirkungen auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und speziell an Arbeit. Der Besuch einer deutschen Schule garantiert keineswegs ausreichende Sprachkenntnisse bis zum Schulabschluss. Anlässlich des Internationalen Tags der Muttersprache im Februar forderte der Caritasverband Rottenburg-Stuttgart von der Landesregierung ganzheitliche Konzepte zur Sprachförderung, die sowohl deutsche wie muttersprachliche Kompetenzen berücksichtigen. Denn obwohl der Landesintegrationsplan die Wichtigkeit der Sprachkenntnisse von Zuwanderern hervorhebt, ist so gut wie keine Sprachförderung im Bildungssystem vorgesehen. Gleichzeitig unterstützt der Caritasverband mit seinem »Rucksackprojekt« selbst Einwandererfamilien dabei, ihren Kindern die Muttersprache beizubringen und damit bereits im Kindergartenalter deren sprachliche Kompetenz zu fördern. Hatice Soyudogru ist »Stadtteilmutter«, also Leiterin einer Rucksackgruppe in Ravensburg. Einmal in der Woche trifft sie sich mit sechs weiteren türkischen Müttern im Kindergarten St. Theresia. Heute wird Hatice Soyudogru mit den Frauen einen Obstsalat zubereiten. Die 28-jährige spricht darüber, wo Äpfel, Orangen, Bananen wachsen und warum man Obst essen sollte. Genauso sollen es die Mütter in der kommenden Woche mit ihren Kindern tun. Doch nicht etwa in deutscher Sprache: Die Mütter werden vielmehr angehalten, zuhause ihre Landessprache zu pflegen. Für jeden Tag in der kommenden Woche bekommen sie eine solche kleine Aufgabe, die sie mit ihren Kindern in der Muttersprache lösen sollen. Parallel dazu behandeln die Erzieherinnen dieselben Themen in Deutsch. Die Themen orientieren sich am Alltag der Kinder. Es geht beispielsweise um Essen und Trinken, um den eigenen Körper oder um die Jahreszeiten. Da die »Rucksackkinder« die Themen bereits durch ihre Hausaufgaben kennen, lernen sie schneller und effektiver die deutsche Sprache. »Man hat festgestellt, dass die Kinder die Begriffe, die sie in ihrer Muttersprache nicht kennen, auch nur sehr schwer auf Deutsch erlernen können. Zugleich bauen die Mütter durch das Sprechen in der Muttersprache eine stärkere Bindung zu ihren Kindern auf«, erklärt Christina Neubauer. Die Caritas-Mitarbeiterin leitet das Rucksackprojekt in mehreren Städten im Oberschwäbischen und am Bodensee. Zu Neubauers Aufgaben gehört, Leiterinnen der Müttergruppen, sogenannte Stadtteilmütter, zu schulen und zu betreuen. Stadtteilmütter müssen sehr gute Kenntnisse in ihrer Muttersprache und in Deutsch mitbringen. Sie erlernen die Grundlagen des Spracherwerbs genauso wie pädagogische Grundkenntnisse. Stadtteilmutter zu sein hat einen weiteren positiven Nebeneffekt: Durch die bezahlte Tätigkeit wird die Kompetenz der Migrantinnen fruchtbar gemacht. Die Mütter haben in den wöchentlichen Treffs die Möglichkeit, sich auszutauschen und können im Laufe der neun Monate – auf diese Dauer ist das Projekt angelegt – auch ihre Erziehungskompetenzen zum Wohle der Kinder weiterentwickeln. Das Rucksackprojekt ist eine Idee aus den Niederlanden und wurde in Nordrhein-Westfalen auf deutsche Bedingungen übertragen. Es spricht die Mütter als Expertinnen für das Erlernen der Erstsprache an und orientiert sich somit an deren Stärken. Der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart unterstützt derzeit fünf Rucksackgruppen in Ravensburg, sechs in Friedrichshafen, eine in Weingarten, eine in Laupheim und eine weitere in Baienfurt. Weitere Projekte sind in Planung. Weitere Informationen zum Rucksackprojekt bei Christina Neubauer, Seestraße 44, 88214 Ravensburg, Tel. 0751 36256-19, neubauer@caritas-bodensee-oberschwaben. de oder unter www.raa.de/rucksack. schwerpunkt 49 So geht was Ausbildung mit Kind Rund 500 Teenagerschwangerschaften gibt es jährlich in Baden-Württemberg. Minderjährige Mädchen, die schwanger werden, werden schnell mit Etiketten wie »leichtsinnig«, »verantwortungslos« oder «blickt’s nicht« versehen. Der Caritasverband zeichnet ein anderes Bild: Oft sind es Mädchen, die als Kinder allein gelassen waren, deren Eltern gleichgültig und überfordert sind. Anerkennung, Wärme oder Unterstützung beim Lernen kennen diese Mädchen nicht. Im Gegenteil: Ihre Eltern bringen ihr eigenes Leben selbst kaum auf die Reihe, haben keine Arbeit und stecken in finanziellen Schwierigkeiten. Hilfe finden junge schwangere Frauen im Paulusstift in Stuttgart oder in vergleichbaren Mutter-Kind-Gruppen in Ulm, Schwäbisch Gmünd oder Göppingen. Diese Einrichtungen werden vom Sozialdienst katholischer Frauen e. V. (SkF) oder katholischen Jugendhilfeeinrichtungen getragen, die durch den Caritasverband Rottenburg-Stuttgart spitzenverbandlich vertreten werden. »Viele junge Frauen sind hoch motiviert, einen Schulabschluss mit Kind zu machen«, erzählt Ute Weisser vom Paulusstift. Da Schule allerdings wie eine Tätigkeit in Vollzeit zu sehen sei, kämen die Mütter schnell an ihre Grenzen: Die Kinder seien als Babys und Kleinkinder zudem oft krank, was die Mütter vom Schulbesuch abhalte. »Irgendwann ist dann die Energie und Motivation raus«, so Weisser. Manche Jugendliche schaffen es aber doch. Eine Ausbildung in Teilzeit zu finden, sei dann der nächste herausfordernde Schritt. Statt im üblichen Zeitraum von drei Jahren will beispielsweise Karin S. innerhalb von vier Jahren Friseurin werden. Während sie die Berufsschule besucht oder arbeitet, ist ihr Sohn in der Kita des Paulusstift gut versorgt. Noch bevor sie ihre Ausbildung in einigen Jahren abgeschlossen hat, wird sie aus der Wohngruppe der Mutter-Kind-Einrichtung ausziehen und in einer eigenen Wohnung leben. Denn die Warteliste mit hilfesuchenden schwangeren Frauen ist lang. Dennoch wird Karin S. auch in Zukunft von den Mitarbeiterinnen des Paulusstift beraten und begleitet werden. Nähere Informationen erhalten Sie beim diözesanen Caritasverband, www.caritas-rottenburg-stuttgart.de Diözesancaritasverband 50 informationen März - Juni 2009 (k)einer keiner da der Frühstück richtet einer da der gleich nach dem Aufstehen den Fernseher einschaltet keiner da der mir was vorliest einer da der in Ruhe fernsehen will keiner da der richtiges Deutsch mit mir redet einer da der Ausdrücke kann keiner da der ein Pausenbrot schmiert einer da der noch im Bett liegt und den Rausch ausschläft keiner da der fragt »Was hast du heute auf?« einer da der schichtet und mittags schlafen muss keiner da der sagt »Brauchst du Hilfe bei den Hausis?« einer da der mich rausschickt damit Ruhe ist auch kein Tisch da zum Hausaufgaben machen aber einer zum Füßedrauflegen keiner da der in die Elternsprechstunde geht einer da der auf’n Bruch geht kein Geld da für den Sportverein auch keins fürs Schulmittagessen keiner da der was mit mir unternimmt einer da der Ruhe brüllt kann man hier nicht mal in Ruhe fernsehen keiner da der mich morgens aus dem Bett schmeißt einer da der im Erbrochenen liegt keiner da der glaubt dass ich die Prüfungen schaffe zwei Arbeitslose da keiner da der fragt wie’s mir geht einer da den Schulausflug zu teuer findet keiner da der ’ne Vorstellung hat was aus mir mal werden könnte einer da der Arbeitslosengeld eh besser findet keiner da der mit mir zum Betrieb fährt wegen eines Praktikums einer da unter dessen Tisch ich meine Füße nicht mehr strecken soll keiner da der sich aufregt wenn ich die ganze Nacht am PC zocke einer da der’s nicht merkt dass ich rausgeflogen bin keiner da einer Soziales Lernen im Zivildienst Soziales Lernen im Zivildienst wird noch stärker als bislang durch begleitende Seminare gefördert. Dadurch werden die Lernerfahrungen aus den sozialen Einsätzen in ihrer biographischen Bedeutung für Zivildienstleistende noch mehr hervorgehoben. Dies ist die Konsequenz aus dem dritten Zivildienständerungsgesetz, das im März vom Bundestag verabschiedet wurde. Die Caritas in Baden-Württemberg begrüßt diese Gesetzesnovelle: »Wir freuen uns, dass damit die Erfahrungen aus der dreijährigen Modellphase für fachliche Einführungslehrgänge der Caritas im Gesetz aufgenommen wurden und ein verbindlicher Rahmen für Bildungsseminare für alle Zivildienstleistenden geschaffen wurde. Dies wird dazu führen, dass die Anzahl der Bildungsseminare der Caritas in den nächsten Jahren kontinuierlich ausgebaut wird«, so Johannes Böcker, Caritasdirektor der Diözese RottenburgStuttgart. Unter dem Blickwinkel »wer dienen muss, soll lernen können« werde der Zivildienst zu einem wichtigen Baustein in der Entwicklung junger Menschen. Durch die Gesetzesnovelle erhalten Zivildienstleistende zusätzliche Reflexionsangebote in der Einsatzstelle und in speziellen Seminaren, die ihr Augenmerk auf Persönlichkeitsentwicklung und Qualifikationserwerb richten. Obligatorisch wird ein qualifiziertes Zeugnis von der Zivildienststelle erstellt, worin der Kompetenzerwerb im Zivildienst dokumentiert werden soll. Quelle: Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart Auslobung Caritas-Preis »Solidarität stärken« 2009 Sehr geehrte Damen und Herren, gehören auch Sie zu den Menschen, die nicht sofort wegsehen und aufgeben? Die sich für andere stark machen und einsetzen und denen der gesellschaftliche Zusammenhalt wichtig ist? Die mit Kreativität und Einfühlungsvermögen auf Nöte der heutigen Zeit antworten? Wir schätzen Ihr Engagement und möchten Sie dafür auszeichnen: mit dem Caritas-Preis »Solidarität stärken« 2009. Zum zehnten Mal schreibt der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart den Caritas-Preis »Solidarität stärken« aus, mit dem er helfendes und solidarisches Handeln in unserer Diözese öffentlich würdigt. Zugleich stiftet die Caritas mit ihrem Preis zu weiterer Solidarität an. 2009 wird der Caritas-Preis im Kontext der Jahreskampagne der Deutschen Caritas ausgelobt: Soziale Manieren für eine bessere Gesellschaft – Menschen am Rande. Es geht um Menschen, die real und existentiell ›am Rande‹ der Gesellschaft, auf der ›Schattenseite‹ des Lebens stehen: Wohnungslose, straffällig gewordene Menschen, Suchtkranke, Menschen in der lllegalität, verschuldete und von Armut bedrohte Menschen. Mit dem Caritas-Preis sind Initiativen und Unterstützungsideen für Menschen am Rande gesucht. Neue Ideen – neue Initiativen – neue Kooperationen machen Mut und sind ein Zeichen der Hoffnung. Ich lade Sie herzlich ein, sich am Caritas-Preis »Solidarität stärken« zu beteiligen. Msgr. Wolfgang Tripp, Diözesancaritasdirektor Bewerbungschluss ist der 10. Juli 2009 Ihre Initiative kann folgende Preise gewinnen: 1. Preis: 5.000 Euro, 2. Preis: 3.000 Euro, 3. Preis: 2.000 Euro – gestiftet von Lebenswerk Zukunft – die CaritasStiftung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Preisverleihung findet am 27. September 2009 in Stuttgart im Rahmen der bundesweiten Eröffnung des Caritas-Sonntags statt. In Anwesenheit von Ministerpräsident Günther H. Oettinger, Bischof Dr. Gebhard Fürst und dem Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Dr. Peter Neher werden die Preise verliehen und alle Teilnehmer/ innen gewürdigt. Weitere Informationen: www.soziale-manieren.de schwerpunkt 51 So geht was Religion für benachteiligte Jugendliche? Religionssensible Erziehungshilfe Das Projekt In Hülle und Fülle In den vergangenen drei Jahren haben sich die katholischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe im Projekt »In Hülle und Fülle, religionssensible Erziehung in den Diensten und Einrichtungen der Erziehungshilfe in der Diözese Rottenburg-Stuttgart» intensiv mit der Bedeutung von Religion in der Erziehung beschäftigt. Das Projekt konnte anknüpfen an – überraschend reichlich – vorhandenen religiösen Formen und gleichzeitig einen bewussteren Umgang mit Religion und Kompetenzerweiterung erzielen. Welchen Stellenwert haben das Religiöse und religiöse Erziehung in den Augen der pädagogischen Fachkräfte? Wie kommt die christliche Botschaft im Alltag der uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen und Familien als Lebens- und Sinnhorizont an? Mit zweifacher Aufmerksamkeit stellte sich das Projekt diesen Fragen: ¾ Wichtig ist, sensibel zu werden für die Wahrnehmung existentiellen und religiösen Suchens und Fragens bei den Kindern und Jugendlichen selbst, die nicht selten selbst damit beginnen, Gott gegenüber sensibel und sehnsüchtig zu werden. ¾ Zum Projekt gehört notwendig das Erkunden der Lebenswelt, von der die Kinder und Jugendliche »künden«. Sie bringen Kunde über die heutigen Lebensverhältnisse, einer Welt voller Probleme, die der Mehrheit großenteils fremd ist und auch unter Christen vielfach vorurteilsbehaftet. Waren früher in vielen katholischen Einrichtungen Ordensschwestern tätig, kann heute bei den weit überwiegend säkularen Mitarbeiter/innen eine religiös-christliche Sozialisation nicht mehr in jedem Fall vorausgesetzt werden. Das Religiöse hat sich vielfach in den privaten Bereich zurückgezogen. Den katholischen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, die sich in der Arbeitsgemeinschaft der Dienste und Einrichtungen für Erziehungshilfen (AGE) als ihrem Fachverband organisieren, ist die christliche Prägung der Einrichtungen und ihrer Mitarbeiter/innen, sowie die religiöse Bildung und Erziehung im Rahmen der sozialen Arbeit ein brennendes Thema – gerade im Blick auf die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Im Zuge der Weiterentwicklung des fachlichen, unternehmerischen und kirchlichen Profils verfolgt die AGE im religiösen Bereich folgende Anliegen: 52 informationen März - Juni 2009 - jugendhilfespezifische Umsetzung des christlichen Weltund Menschenbildes sowie der christlichen Wertehaltungen im Kontext der pädagogischen Arbeit - Selbstvergewisserung, Profilierung und Stärkung der Mitarbeiter/innen für ihre fachliche Arbeit - Religion als Hilfe in der Lebensbewältigung - die religiöse Erziehung als Teil der Gesamterziehung und als Qualitätsmerkmal unserer Einrichtungen - das (verhüllte) Vorhandensein von Religion wahrnehmen - das Lebensförderliche von Religion entdecken - Kompetenz im Umgang mit Religion(en) stärken - in der pädagogischen Praxis den Umgang mit Religion enttabuisieren - praktikable Formen einüben und wertschätzen - Bemühungen um Vernetzung der Jugendhilfeeinrichtungen mit den Kirchengemeinden vor Ort Befasst sich die Kirche mit Jugendhilfe? Die Evangelisierung im speziellen Kontext der Heimerziehung sowie in den Diensten und Einrichtungen für Erziehungshilfen bringt die befreiende Botschaft des Evangeliums mit Menschen in Verbindung, die an anderen Orten kirchlichen Lebens, z. B. in Gemeinden aber auch in der kirchlichen Jugendarbeit, meist nicht vorkommen. Und dennoch: Religionssensible Jugendhilfe ist bestrebt, sich den Anderen zuzumuten!, so heißt einer der im »Werkbuch Religionssensible Erziehungshilfe« konkretisierten Merksätze zu den sechs Handlungsgrundsätzen, die einer im Projekt von Professor Martin Lechner entwickelten »Religionssensiblen Erziehung« zugrunde liegen. In ihrem Handeln hat die Erziehungshilfe Menschen im Blick, die sonst kein Ansehen und keine Anwälte ihrer Sehnsucht haben. Sie sieht in den Pastoralen Prioritäten unserer Diözese Zeichen setzen in der Zeit eine Menge Anknüpfungspunkte. Soll geistliches Leben gestärkt, der Glaube der Kirche erschlossen, Gemeinschaft und Solidarität gestärkt werden und der »Aufstand für das Leben« erfolgen, sind die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in katholischer Trägerschaft hervorragende Orte, an denen menschliches und christliches Handeln in einem gesellschaftlichen Milieu ankommt, das in besonderer Weise dem Handeln von Christ/ innen aufgegeben ist. Notwendig: Motivation und strukturelle Verankerung Das Papier der deutschen Bischofskonferenz »Unsere Verantwortung für junge Menschen in der Heimerziehung« hat schon 1997 im Blick auf die Verantwortung der Kirche für Mitarbeiter/innen in der Jugendhilfe geschrieben: »Die spirituelle Begleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist in besonderer Weise Aufgabe der Träger und der Verantwortlichen in Gemeinden und Diözesen, damit dieser pastorale Auftrag gelingen kann. Hierfür ist die Bereitstellung hauptamtlicher pastoraler Mitarbeiter zu sichern.« (S.9). Die Träger haben in dem Projekt mit ihren Einrichtungen Erstaunliches geleistet, ebenso haben Mitarbeiter/innen viel bewegt. Im Interesse der Fachlichkeit und um eine optimale Vermittlung und Vernetzung mit dem gesamten Raum der Kirche sicherzustellen, bräuchte es auch pastorale Mitarbeiter/innen in diesem Arbeitsfeld. In den deutschen Diözesen gibt es hier große Unterschiede. Möglicherweise gibt das Projekt In Hülle und Fülle einen Impuls, denn »Religionssensibilität« und die Stärkung der religiösen Kompetenz bei den Mitarbeiter/innen wird zukünftig noch wichtiger. Erst auf der Folie von religionssensibler Erziehung wird die vorhandene religiöse Praxis belebt werden können. Nur so werden Mitarbeiter/innen, die sich bisher »nicht zuständig« fühlten, ›ins Boot geholt‹ werden können oder selbst ins Boot kommen (missionarische Kirche im Volk). So wird religiöse Erziehung zum kommunikativen Prozess, bei dem es um Lebens-, Leidens- und Hoffnungs-, also Glaubenserfahrungen geht, und zu einem professionellen Handeln, das die eigene Person nicht außen vor lässt. Eine solche Identität zu entwickeln, braucht Zeit. Sie bereitzustellen, Gesprächsprozesse zu intensivieren und Raum und Ressourcen dafür zu schaffen, ist Bedingung für erfolgreiches, innovatives Erziehungshandeln, bei dem Erziehende entdecken dürfen, dass ihre Arbeit etwas mit Gott zu tun hat, auch wenn sie nicht ständig von ihm reden. Und gleichzeitig sagen wir den Mitarbeiter/innen in der Erziehungshilfe: Von Gott zu reden ist nicht (immer) gefährlich! (Merksatz zum 6. Handlungsgrundsatz für Mitarbeiter/innen) Denn wir brauchen die persönliche Fähigkeit, die eigene Überzeugung zu reflektieren, darzustellen, zu vertreten. Inhaltliches zum Projekt Hülle und Fülle bietet das Buch Martin Lechner / Martin Schwer Werkbuch Religionssensible Erziehungshilfe Berlin 2009, ISBN 978-3-86805-341-8 Für das AGE Projekt: Martin Schwer Unterstützt Projekte gegen Arbeitslosigkeit: Aktion Martinusmantel Projektanträge können jeweils zum 30. September (für das folgende Jahr) und zum 31. März (Restmittelvergabe) gestellt werden. Kontakt: Aktion Martinusmantel, Hans-Peter Mayer, Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart, Tel. 0711 9791-203, Fax -383203, [email protected], http://www.drs.de/index. php?id=1096 schwerpunkt 53 So geht was Literaturtipps Tilly Lex Case Management für benachteiligte Jugendliche im Übergang Schule – Beruf In DJI: Übergangsmanagement: Jugendliche von der Schule ins Arbeitsleben lotsen. München, 2006 Petra Lippegaus Individuelle Förderung benachteiligter Jugendlicher und junger Erwachsener Förderdiagnose, Förderplan und differenzierte Lernangebote INBAS, Offenbach, 2000 Bertelsmann Stiftung / Bundesanstalt für Arbeit / Deutscher Landkreistag / Deutscher Städtetag / Deutscher Städte- und Gemeindebund (Hg.) Handbuch Beratung und Integration Gütersloh, 2002 BWP – Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis Die Zeitschrift des Bundesinstituts für Berufsbildung informiert sechs Mal im Jahr über Aktuelles und Wissenswertes zur Berufsbildung. Mehr dazu: www.bibb.de/de/32155.htm Die PDF-Version des Berufsbildungsberichts 2009 finden Sie unter www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht.php, die Vorversion des Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 unter www.bibb.de. Beides erhalten Sie auch als PDF-Datei per E-Mail bei der Geschäftsstelle des Diözesanrats: [email protected] Werkstattbericht 2008 »Kompetenzagenturen« Durchführungsphase Strukturen – Erfahrungen – Ergebnisse Die 84-seitige Broschüre beinhaltet neben Informationen zu Entstehung, Organisation und Auftrag praktische Hinweise zum »Finden« benachteiligter Jugendlicher, zur Datenerhebung, zum Umgang mit deren Tendenz, Programme abzubrechen, Netzwerkarbeit etc. Abrufbar unter www.kompetenzagenturen.de > Aktuelles > Veröffentlichungen oder über [email protected] 54 informationen März - Juni 2009 Einen Flyer mit einer Situationsbeschreibung und Forderungen zur Jugendarbeitslosigkeit sowie mit einer KAB-Adressliste zum Auslegen und Verteilen bietet die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) an: KAB-Diözesansekretariat Tel. 0711 9797-135, Fax –168, [email protected], www.kabdrs.de Beachten Sie bitte auch die INFORMATIONEN Nr. 392 September-Oktober 2005 (Armut) Nr. 403 Juli-August 2007 (Starke Kinder) Nr. 405 November-Dezember 2007 (10 Jahre Sozialwort – Fokus Arbeit) Links www.bmbf.de Bundesministerium für Bildung und Forschung www.bmfsfj.de Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend > Kinder und Jugend www.bibb.de Bundesinstitut für Berufsbildung www.kompetenzagenturen.de Programm des Bundesministeriums zur schulischen bzw. beruflichen Eingliederung besonders benachteiligter Jugendlicher www.arbeitsagentur.de Bundesagentur für Arbeit Unter > Veröffentlichungen > Statistik findet man u.a. den aktuellen monatlichen und jährlichen Arbeitsmarktbericht und die Eingliederungsbilanzen www.iab.de Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung www.bbq-zukunftskurs.de BBQ Berufliche Bildung gGmbH, welche Schüler/innen unterstützt, Netzwerke zwischen Schule und Wirtschaft betreut und Menschen, die einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsplatz suchen, begleitet. Aus der Diözese Berichte Personalnachrichten Als einen Lehrer der Theologie, der »mit großer Begabung, wissenschaftlicher Genauigkeit, einer immensen Kenntnis der theologischen Tradition und der gesamten kirchlichen Lehre« unzähligen jungen Menschen »den Zugang zu den wissenschaftlichen Tiefen unseres Glaubens erschlossen« habe, hat Bischof Gebhard Fürst den emeritierten Tübinger Dogmatik-Professor Peter Hünermann in einem Glückwunschschreiben zu dessen 80. Geburtstag gewürdigt. Gemeinsam mit dem Tübinger Theologieprofessor Jochen Hilberath hatte Hünermann im Jahr 2004 einen fünfbändigen Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil herausgegeben. Bischof Fürst dankte Hünermann dafür, dass dank dessen theologischer Arbeit »mancher bis dato noch ungehobene Schatz des Konzils heute in seiner Bedeutung klarer erkennbar wird und deutlicher erschlossen ist«. Hünermann, gebürtiger Berliner, 1955 in Rom zum Priester geweiht, lehrte von 1971 bis 1982 als Professor für Dogmatik in Münster, danach bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1997 in Tübingen. 1983 wurde er als Honorarprofessor an die Universidad Catolica Boliviana in Cochabamba berufen; der Ehrendoktorwürde, die ihm die bolivianische Universität 1997 verlieh, folgten im Jahr 2005 noch weitere in Buenos Aires und an der Universität Freiburg i. Br. Von 1985 bis 2002 war Hünermann Präsident des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes, von 1989 bis 1995 Gründungspräsident der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie, deren Ehrenpräsident er seit 1995 ist. Johannes Bielefeld ist kommissarischer Leiter der Hauptabteilung X Weltkirche im Bischöflichen Ordinariat. Bischof Gebhard Fürst hat den seit 1985 im Dienst der Diözese stehenden und in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit der Diözese langjährig erfahrenen Mitarbeiter nach dem Weggang von Prälat Klaus Krämer bis zu einer Neuordnung im Bereich der Hauptabteilungen mit der Gesamtverantwortung für diesen Aufgabenbereich betraut. Bischof Gebhard Fürst hat Philipp Kästle, derzeit Vikar in Aalen, zum Repetenten im Tübinger Theologenkonvikt Wilhelmstift ernannt. Er tritt seine neue Stelle im September an und wird künftig die Priesteramtskandidaten in ihren wissenschaftlichen Studien und auf Ihrem Berufungsweg begleiten und gleichzeitig selbst promovieren. Die Vinzentinerinnen von Untermarchtal haben eine neue Generalleitung: Als Generaloberin wurde Sr. Lintrud Funk gewählt, die bisher als Oberin dem Konvent in Rottweil-Rottenmünster vorstand. Ihr zur Seite stehen vier neue Generalrätinnen: Sr. Elisabeth Halbmann, Kirchenmusikerin und Exerzitienbegleiterin im Untermarchtaler Mutterhaus, Sr. Anna-Luisa Kotz, Pflegedirektorin im Stuttgarter Marienhospital, Sr. Damiana Thönnes, Mitarbeiterin in der Diözesanstelle »Berufe der Kirche« in Rottenburg, sowie Sr. Karin Weber, die Leiterin des Bildungshauses in Untermarchtal. Die Mitgliederversammlung des Sportverbands DJK wählten neue Mitglieder für den Sportausschuss: Walter Leipert von der DJK Aalen als Fußball Fachwart und Dominic Hini von der DJK SB Stuttgart als Fachwart für Tischtennis. Eva Sorg von der Stabsstelle Entwicklung und Gleichstellungsbeauftragte in unserer Diözese wechselt zum 18. Mai 2009 als Referentin für Projektsteuerung in die Stiftungszentrale der Stiftung St. Elisabeth nach Bad Waldsee. Bis zur Neubesetzung der Stelle nimmt Karl Schneiderhan die Aufgaben des Gleichstellungsbeauftragten und die Verantwortung für das »audit berufundfamilie« wahr. Der an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Jesuiten in Frankfurt-Sankt Georgen lehrende und aus Stuttgart stammende Theologe und Psychologe Klaus Kießling (46), ist in Wien zum neuen Präsidenten des Internationalen Diakonatszentrums (IDZ) gewählt worden. Dem IDZ gehören weltweit rund 800 Ständige Diakone an; das Sekretariat des von der Deutschen Bischofskonferenz anerkannten Vereins sitzt in Rottenburg am Neckar. Sein Protektor ist Bischof Gebhard Fürst, Geschäftsführer der Diakon Erik Thouet. Mit dem Titel eines Päpstlichen Ehrenkaplans ausgestattet wurden: Domkapitular und Leiter der Hauptabteilung Pastorale Konzeption, Monsignore Rudolf Hagmann im Rang eines Prälaten; der Referent für die Personalführung der Priester Heinrich-Maria Burkard und der Direktor des Bischöflichen Theologenkonvikts Wilhelmsstift in Tübingen, Martin Fahrner im Rang eines Monsignore. aus der diözese 55 Berichte »Ehrenamtliche Unternehmerinnen« Vorstandsjubiläum beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Therese Wieland und Hilde Weber sind seit 20 Jahren Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. Diözese Rottenburg-Stuttgart. Das hätte sie nie gedacht: Als Professor Fischer, ihr ehemaliger Berufskollege beim bischöflichen Schulamt, sie vor 20 Jahren ansprach, ob sie Lust habe, den Vereinsvorsitz beim Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF) zu übernehmen, hatte sie spontan zugesagt – mit einer Zeitspanne von einigen Jahren vor Augen. Sie sollte ja »nur« der Vereinvorsitz wahrnehmen mit vier bis sechs Sitzungen im Jahr ... Mit Übernahme des Amtes im Juni 1989 wurde Therese Wieland und ihrer Stellvertreterin, Hilde Weber, die zeitgleich anfing und genauso lange dabei ist, bald bewusst, dass dieses Ehrenamt allerdings weit mehr als eine bloße Repräsentations-Funktion ist. Der SkF entpuppte sich als eine mittelständische caritative Organisation mit damals immerhin schon 130 Mitarbeiterinnen und einer breiten Palette an stationären und ambulanten Diensten auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendhilfe, der Frauen- und Familiehilfe sowie der Hilfe für Menschen in schwierigen Lebenslagen in und um Stuttgart. Insgesamt werden heute pro Jahr ca. 2000 Ratsuchende in den diversen Diensten und Einrichtungen von den über 180 hauptund mehr als 100 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen beraten und – zum Teil rund um die Uhr – betreut. Die dreifache Mutter, die immer zeitgleich engagiert beruflich tätig war und aufgrund ihrer Lebenserfahrung und Persönlichkeit 1992 sogar als erste Frau zur Ordinariatsrätin in das Leitungsgremium des damaligen Bischofs Kasper berufen wurde, schreckte die Herausforderung des verantwortungsvollen Vereinsvorsitzes nicht. Ganz im Gegenteil: Sie packte beherzt zu. Ihr Augenmerk galt dabei vor allem dem Ausbau an Hilfen für Frauen, Kindern und ihren Familien, die selbst nicht in der Lage sind, ihr Leben zu meistern. 56 informationen März - Juni 2009 Von Anfang an war es Wieland ein besonderes Anliegen, den sich im Dornröschen-Schlaf befindlichen Verein und seine Fülle an Diensten in der Diözese Rottenburg-Stuttgart einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen und neue Aufgaben und Ressourcen zu erschließen. Dabei hat sich das Vorstandstandem Wieland-Weber in all den Jahren gut ergänzt und bewährt. Die gelernte Handelsschulrätin und Unternehmer-Ehefrau Hilde Weber bringt insbesondere Fachwissen in kaufmännischen und wirtschaftlichen Fragestellungen im Verein ein. Zudem arbeitet sie über viele Jahre praktisch im Tagestreff der Frauenwohnungslosenhilfe und im Frauenberufszentrum vom SkF mit, um auch Einblick in die Arbeit zu erhalten und direkte Hilfe zu leisten. In der zurückliegenden Amtszeit der beiden Vorstandsfrauen erfolgte u.a. der Ausbau der Schwangerschaftsberatungsstellen, der Aufbau einer Tagesstätte für wohnungslose Frauen in Stuttgart, die Schaffung von Wohnraum für Alleinerziehende, der Ausbau der Ganztages-Kinderbetreuungsplätze sowie die bauliche Modernisierung der Mutter-Kind-Einrichtung Paulusstift und der Kinder- und Jugendhilfe in Neuhausen. Mit hohem persönlichen und zeitlichen Einsatz haben Therese Wieland und Hilde Weber all die vergangenen 20 Jahre ihr Ehrenamt ausgefüllt. Aufgrund ihrer zahlreichen ehrenamtlichen Aktivitäten (auch außerhalb des SkF) erhielt Therese Wieland im Jahre 2001 das Bundesverdienstkreuz. 2009 wurde ihr von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster die Ehrenmünze der Stadt Stuttgart verliehen. Dank und Anerkennung gebühren den beiden Frauen Therese Wieland und Hilde Weber für ihr langjähriges Ehrenamt im Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Im Namen aller Vereinsmitglieder des Sozialdienst katholischer Frauen ein herzliches Vergelt`s Gott. SKF-Geschäftsführerin Angela Riße Ausgezeichnet Caritas-Journalistenpreis Den Blick geschärft für Menschen in herausfordernden, oft sehr schwierigen Lebenssituationen haben die Journalisten, die mit dem 20. Caritas-Journalistenpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet wurden: »just Geistesblitz« Das Projekt »Jugend in Aktion – grenzenlos« wurde mit dem Innovationspreis »just Geistesblitz« der diözesanen Jugendstiftung just ausgezeichnet. Mehr als 300 Jugendliche unterschiedlicher Nationen profitierten von Januar 2007 bis Oktober 2008 von den Aktionen des Projektes, z. B. Hochseilgartenbesuch, Hausaufgabenhilfe oder Musik- und Filmproduktion. Wettbewerbsieger/innen »Christentum und Kultur« Beim siebten Wettbewerb »Christentum und Kultur«, den die vier Kirchen in Baden-Württemberg für Oberstufenschüler/innen ausschreiben, wurden 57 Arbeiten eingereicht. Der erste Preis (500 Euro) ging an Kathrin Schölch (Baden) für ihre Arbeit »Im Leid mit Gott ringen«. Den zweiten Preis (300 Euro) erhielten Schüler/innen aus Radolfzell für ihre jugendgerechte Umgestaltung der evangelischen Christuskirche in Radolfzell und Christoph Heilig aus Ulm, der sich mit der Frage nach dem »Intelligent Design« und dem Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube auseinandersetzte. Die dritten Preise (200 Euro) erhielten Arbeiten über die sakrale Inszenierung des Barock, über »Das Problem der Gewalt aus christlicher Sicht«, und über die Frage, ob fair gehandelter Kaffee auch wirklich Kleinbauern in Peru unterstützt, sowie über die Frage »Was sagt Gott zur Homosexualität«. Die durch ihren Brief-Roman »Daniel Stein« bekannte Moskauer Autorin Ljudmila Ulitzkaja wurde mit dem Aleksandr-Men-Preis 2008 ausgezeichnet. Der mit 2.500 € dotierte, seit 1995 verliehene Preis erinnert an den 1990 ermordeten, in der ökumenischen Annäherung der Kirchen engagierten russisch-orthodoxen Erzpriester Aleksandr Men. Mit ihm werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich »um die interkulturelle Vermittlung zwischen Russland und Deutschland im Interesse des friedlichen und humanen Aufbaus des Europäischen Hauses verdient gemacht haben«. SWR-Redakteurin Martina Klein erhielt den mit 1.500 Euro dotierten ersten Preis für ihren Beitrag »Wenn es zu Hause nicht mehr geht«. Diese Reportage über die Kinder- und Jugendwohngemeinschaft der Caritas in Stuttgart zeigt, wie junge Menschen, die vom Jugendamt aus ihren Familien genommen wurden, dennoch in ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld mit Schule und Freunden bleiben können. Der zweite Preis ihn Höhe von 750 Euro ging an Mechthild Blum von der Badischen Zeitung in Freiburg für ihren Artikel »Machen Sie sich frei«. Eine Tagung zum Umgang mit der Scham in Medizin und Pflege, die aufgrund mangelnder Nachfrage ausfiel, nahm Blum zum Anlass, selbst zu recherchieren. Ebenfalls mit dem zweiten Preis wurde Thomas Hoeth vom SWR-Fernsehen in Stuttgart für seinen Film »Menschen im Chaos – Sozialarbeiter helfen ›Messies‹ in Stuttgart« ausgezeichnet. Hoeth zeichnet das Schicksal zweier Messies anonym und doch authentisch auf und beschreibt die Wege der ungewöhnlichen Caritas-Hilfe. Für ihre kontinuierliche Berichterstattung über karitative Themen erhielt die Redaktion der Südwest-Presse / NeckarChronik in Horb eine lobende Erwähnung. Sozialpreis der Stadt Böblingen Für sein Lebenswerk wurde dem ehemaligen Leiter der Betriebsseelsorge der Diözese Paul Schobel der Sozialpreis der Stadt Böblingen verliehen. DJK-Preise Beim Wettbewerb des diözesanen katholischen Sportverbands DJK »Gute Jugendarbeit« gewann die Jugend der DJK Göppingen den ersten Preis, gefolgt von der DJK Wasseralfingen, der Jugendabteilung von der DJK SB Stuttgart und der DJK Ulm. Mit dem Linus-Roth-Gedächtnispreis wurde Norbert Eckert von der DJK Bad Mergentheim geehrt. aus der diözese 57 Berichte Kurz und knapp Beamt/innen im kirchlichen Dienst mit Kindern unter zehn Jahren können jetzt aus familiären Gründen eine Teilzeitbeschäftigung von mindestens 25 Prozent beantragen (bislang lag die Mindestbeschäftigung bei 50 Prozent). Sie können diese Regelung bis zu acht Jahre lang in Anspruch nehmen. Dasselbe gilt, wenn sie zu Hause einen pflegebedürftigen Angehörigen betreuen müssen. Für die Angestellten im kirchlichen Dienst galt diese Regelung schon länger, jetzt kommen auch die Beamt/innen – anders als ihre Kolleg/ innen im Landesdienst – in den Genuss dieser Bestimmung. Neue Bibelübersetzung: Die Septuaginta, eine griechische Übersetzung der hebräischen Bibel aus dem dritten und zweiten Jahrhundert vor Christus, die als »Altes Testament« der jungen Kirche für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kirchengeschichte von Bedeutung ist, wurde jetzt unter der Leitung der Professoren Karrer und Kraus erstmals ins Deutsche übersetzt. Für die orthodoxen Kirchen ist die Septuaginta (oder deren Übersetzungen in Landessprachen) die meistgenutzte Version des Alten Testaments. Erstmals können die orthodoxen Christen jetzt »ihre« Bibel auf deutsch lesen. Der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos: »Es könnte sein, dass wir die glücklichsten Leser der Übersetzung sein werden.« (www.idw-online.de) Zum ersten Mal in der Diözese fand am 1. März 2009 im Rottenburger Dom eine Zulassungsfeier zur Taufe für Erwachsene aus der ganzen Diözese statt. Im Gottesdienst wurden die zwölf Taufbewerber/innen (Katechumenen) vom Bischof zu den Sakramenten des Christwerdens zugelassen und mit Katechumenenöl gesalbt. Diözesanweit bewerben sich durchschnittlich 270 Erwachsene im Jahr für die Taufe. Caritas, Diakonie, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung und Netzwerk Arbeitswelt in Göppingen im Projekt Schulstart ohne Not zusammengeschlossen. Dank gesammelter Spenden können bedürftige Familien hochwertige Schulranzen mit einer guten Erstausrüstung in den Carisatt- und Diakonieläden für einen symbolischen Preis von 15 Euro erwerben. Anlässlich des 150. Todestages des heiligen Pfarrer von Ars, Jean-Marie Vianney, hat Papst Benedikt XVI. ein weltweites Priesterjahr unter dem Titel »Treue in Christus, Treue des Priesters« angekündigt. Es beginnt am Herz-Jesu-Fest am 19. Juni 2009, zugleich auch Welttag der Heiligung der Priester, und endet mit dem Weltpriestertreffen in Rom 2010. Im Januar wurde das Haus der katholischen Kirche in der Königstraße 7 in der Stuttgarter Fußgängerzone eingeweiht (unmittelbar neben dem Dom St. Eberhard). Neben Tagungsräumen beherbergt es das Stadtdekanatamt, den Caritasverband Stuttgart, das Katholische Bildungswerk Stuttgart, das Dompfarramt St. Eberhard, die LIGA-Bank, einen Infopunkt Gesundheit des Marienhospitals, die Stuttgarter Redaktion der Katholischen Nachrichtenagentur, einen Ort für Passantengespräche, einen Buch- und Kunstladen des Schwabenverlags, ein Café und eine Galerie. Ein Besuch lohnt sich (auch virtuell: www.hdkk-stuttgart.de)! Zu dem vom Papst ausgerufenen Paulusjahr hat Kunstprofessor Dieter Groß einen Pauluszyklus für die katholische Paulusgemeinde in Balingen-Frommern geschaffen. 34 Tafeln zeigen die vielfältigen Facetten des Grüblers, Eiferers, Briefeschreibers, Missionars und Märtyrers Paulus. Der Daimler-Chor Stuttgart und der Chor der Polizeidirektion Esslingen übergaben dem Marienhospital Stuttgart den Erlös eines Benefizkonzertes in Höhe von 3000 Euro für die Palliativstationen des Krankenhauses, auf denen schwerstkranke Krebspatienten betreut werden. Mit ihrer ersten Ausschüttung unterstützte die von Paul Schobel gegründete Stiftung »Arbeit und Solidarität« das Projekt »Burnout« der Betriebsseelsorge Aalen mit 2.100 Euro. »Wer schon beim Start in der Klasse als arm abgestempelt wird, hat keine gleichen Chancen« – deshalb haben sich 58 informationen März - Juni 2009 Bischöfin aus dem Ländle: Ilse Junkermann, evangelische Oberkirchenrätin aus Stuttgart ist neue Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Projekt Sozialstationen (PSST) Projektbeschreibung: Die Sitzung des Bischöflichen Ordinariates hat die Hauptabteilung Caritas beauftragt, gemeinsam mit der Abteilung Kirchengemeinden in der Hauptabteilung Kirchliche Rechtspersonen, dem Diözesancaritasverband, der Arbeitsgemeinschaft Sozialstationen (sowie in Teilfragen mit der AG Altenhilfe und dem Fachverband Zukunft Familie e. V.) im Jahr 2009 und 2010 einen Entwurf zur Profilierung und Weiterentwicklung der katholischen Sozialstationen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu erarbeiten. Personell liegt die Leitung bei Maria Haller-Kindler, Hauptabteilung VI Caritas. Fragestellungen des Projekts: Welchen Stellenwert haben die katholischen Sozialstationen für die diözesane Zielperspektive »Von der Volkskirche zur missionarischen Kirche im Volk«? Welche Maßnahmen sind auf welcher Ebene zu ergreifen, um die Entwicklungschancen aufzugreifen und zu fördern und die Risiken für eine Schwächung der katholischen Sozialstationen auf dem Markt zu verringern? (z. B. Entwicklung tragfähiger Trägerstrukturen) Wie kann die Zusammenarbeit der Sozialstationen untereinander (insbesondere auf regionaler Ebene) und mit anderen Organisationen in katholischer Trägerschaft (Krankenhäuser, Altenhilfe, Wohnungswirtschaft, Hilfen für Familien, Nachbarschaftshilfe) gestärkt werden? Wie können dabei die Potentiale der ehrenamtlichen Arbeit besser mit der Arbeit der Sozialstationen vernetzt werden? Welche unterstützenden Dienstleistungen werden benötigt (durch BO, Caritasverband, externe Anbieter)? Wie ist das kirchlich-karitative Profil für die Sozialstationen in der Diözese zu beschreiben? Ist es möglich, für die Sozialstationen eine gemeinsame Rahmenqualität unter dem Dach der Qualitätsleitlinien des Verbundprojekts QM im Deutschen Caritasverband zu definieren? Welche Form der Unterstützung kann die Diözese für die Initiierung und Förderung von Modellprojekten entwickeln? Wie positioniert sich die Diözese zum Angebot der Familienpflege und wie kann diese ggf. unterstützt werden? Welche Empfehlungen gibt es für die weitere Entwicklung der Krankenpflegevereine? Kontakt: Maria Haller-Kindler, HA VI Caritas, [email protected]. de, Tel. 0711 9791-392 Soziale Manieren Menschen, die in völliger Armut leben, rückt der Caritasverband mit seiner Jahreskampagne 2009 »Soziale Manieren für eine bessere Gesellschaft« in den Blickpunkt. Diözesancaritasdirektor Wolfgang Tripp erinnerte bei der Auftaktveranstaltung daran, wie schnell etwa durch Scheidung und Arbeitsplatzverlust Menschen aus der Bahn geworfen werden können. Arbeitslosigkeit, eine Suchterkrankung, Überschuldung oder auch psychische Probleme könnten dazu führen, dass Menschen in völlige materielle Armut geraten. Das Motto fordert »den zivilen und gesellschaftlichen Umgang miteinander, es geht um Achtsamkeit und Respekt, den einer dem anderen entgegenbringt«, erläuterte Tripp. Dass soziale Manieren weit mehr als ein Set von äußerlichen Verhaltensregeln sind, die man erlernen kann, brachte der Freiburger Diözesancaritasdirektor Bernhard Appel auf den Punkt: »Soziale Manieren sind Ausdruck einer inneren Haltung.« Diese äußere sich im Verständnis für den anderen Menschen. »Arme Menschen haben die Anerkennung ihrer Bedürftigkeit verloren«, benannte Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung, diese wenig beachtete Seite äußerster Armut, die alle angeht. Der Caritasverband forderte sozialpolitische Rahmenbedingungen, damit Menschen, die am Rande leben, wieder in die Gesellschaft integriert werden können; dazu gehörten Investitionen in Bildung und Arbeitsplätze für gering Qualifizierte ebenso wie ein verbesserter zwischenmenschliche Umgang. Tripp mahnte, gerade jetzt, da die Folgen der Rezession die »Angst vor dem Abrutschen« schürten, seien alle gesellschaftlichen Kräfte gefragt. aus der diözese 59 Berichte Diözesanprojekt »Pastoral in der vierten Lebensphase« »Kein Mensch sollte unbegleitet und von der Kirche vergessen sterben müssen.« steht als Leitwort über dem neuen Diözesanprojekt »Pastoral in der vierten Lebensphase – Altenpflegeheimseelsorge als Aufgabe der Gemeindepastoral«. Das ist tief gestapelt, denn das Projekt setzt zwar bei hochaltrigen Menschen, aber keineswegs am Lebensende an. Vielmehr soll das auf drei Jahre angelegte Projekt zeigen, wie Kirchengemeinden mit Pflegeheimen kooperieren können, um mit seelsorglicher Zuwendung die Lebensqualität der vielfach von körperlichen und geistigen Krankheiten betroffenen Menschen zu verbessern. Als eine der wichtigen Herausforderungen nennt die Projektleitung, von einem Umzug ins Pflegeheim betroffene alte Menschen zu stützen und zu stärken. In einer solchen Zeit des Umbruchs und ins Wanken geratener Lebenskonzepte gehe es darum, sich neu zu orientieren. Dies bringe einen gesteigerten Bedarf an seelsorglicher Begleitung mit sich, so die Projektplaner. Mittelfristig sei es dazu nötig, tragfähige Netzwerke zu entwickeln aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in Heimen und Kirchengemeinden sowie Angehörigen und Nachbarn. Um dies zu ermöglichen müssen neue Wege der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt begangen werden, mit neuer Verteilung der Verantwortungskompetenz aber auch Entwicklung verbindlicher Strukturen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, das negativ besetzte Altersbild aufzubrechen und ein neues ressourcenorientiertes aufzuzeigen: »Der Mensch besitzt eine unverlierbare Würde, die sich nicht am Nutzen misst …« Fünf Standorte sind in das dreijährige Modellprojekt einbezogen: Böblingen, Ulm, Crailsheim, Schwäbisch Gmünd und Nürtingen. Finanziert wird das Projekt ganz aus Spenden; die VeronikaStiftung unterstützt es mit insgesamt 265.000 Euro. Nähere Informationen bei der Projektleitung, Christine Czeloth-Walter, Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart, Tel. 0711 9791-282, [email protected] Medikamenten-Beratung für Schwangere Das 2002 von der St. Elisabeth-Stiftung eingerichtete Institut Reprotox berät Ärzt/innen und schwangere Frauen über mögliche Folgen von Medikamentenkonsum für das Kind im Mutterleib. Der leitende Gynäkologe Wolfgang Paulus hat nach eigenen Angaben diesbezüglich Daten aus rund 20.000 Schwangerschaften gesammelt und dokumentiert. Reprotox habe allein im vergangenen Jahr rund 4.700 Ärzte, Hebammen, Patientinnen und Apotheken über mögliche fruchtschädigende Nebenwirkungen von Medikamenten beraten; täglich gingen im Schnitt 19 Anfragen aus dem In- und Ausland ein. verteilt 300.000 Euro Unterstützung. Damit unterstützt die Diözese schwangere Frauen, die nach Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft in Sorge um die Gesundheit ihres Kindes und unsicher sind, ob sie das Kind austragen sollen. Nach Erkenntnis von Paulus nimmt mindestens jede fünfte Frau im ersten Drittel der Schwangerschaft Medikamente. Oft wüssten die Frauen in dieser Phase noch nicht, dass sie schwanger sind. Nachdem die finanzielle Starthilfe der Diözese und des Caritasverbands (360.000 bzw. 435.000 Euro) ausgelaufen ist, leistet jetzt die Veronika-Stiftung der Diözese auf drei Jahre Weitere Informationen: über das Institut Reprotox unter www.reprotox.de, über die Veronika-Stiftung unter www.veronika-stiftung.de 60 informationen März - Juni 2009 Bundesweit gibt es nur in Berlin ein weiteres Institut dieser Art, den »Giftnotruf«. Willkommen in Santiago Pastoralprojekt für deutschsprachige Pilger Deutsche Jakobus-Pilger berichten oft, dass sie nach der Ankunft in Santiago de Compostela »in ein Loch fallen«. Sie fühlen sich plötzlich mit ihren Erfahrungen allein gelassen, weil die unterwegs entstandenen Gruppen am Ziel auseinander fallen. Es gibt keine deutschsprachigen Gottesdienste oder Angebote. Niemand hilft ihnen, ihre Erlebnisse zu deuten oder sie bei der Suche zu begleiten, wie sie ihre Pilgererfahrungen später in ihr Alltagsleben übertragen können. Die wenigen Hilfskräfte im Pilgerbüro sind damit überfordert, so sehr auch sie den Mangel spüren. Es ist eine Herausforderung an die deutschen Diözesen, auf den seit über 20 Jahren ansteigenden Pilgerstrom zu reagieren und die darin bestehende Chance für die Seelsorge zu ergreifen. Immerhin kommen in den Sommermonaten täglich im Durchschnitt bis zu 130 Pilger aus dem deutschen Sprachraum in Santiago an. Unter Federführung der Hauptabteilung IV Pastorale Konzeption wurde im Mai ein »Pastoralprojekt Santiago 2009« ins Leben gerufen, das zunächst bis 30. Juli dauern soll. 14 Personen aus der Diözese – Mitarbeiter/innen in der Seelsorge und ehrenamtlich in Kirchengemeinden Engagierte – stehen in dieser Zeit für jeweils 14 Tage den Pilgern zur Verfügung, heißen sie willkommen und bieten ihnen Gottesdienste, Einzel- oder Gruppengespräche, Bibelarbeit oder geistliche Kirchenführungen in der Kathedrale an. Finanziert wird das Pastoralprojekt zunächst ausschließlich durch Spenden. Die Erzdiözese Santiago, die das Vorhaben sehr begrüßt, hat unentgeltlich ein Haus zur Verfügung gestellt. Die Hauptabteilung IV hat Vorbereitungsmaterial erarbeitet und an die Jakobus-Gesellschaften im ganzen deutschsprachigen Raum Handzettel versandt. Wenn das Projekt im Juli endet, werden die Erfahrungen ausgewertet, und nach dem Willen der Initiatoren soll es möglichst im nächsten Jahr fortgesetzt werden – am besten in Kooperation mit anderen Diözesen. Visionen reichen sogar so weit, dass sich aus diesem Projekt in Santiago einmal eine Bruderschaft entwickeln könnte, also ein Orden oder ein so genanntes Säkularinstitut, das sich der geistlichen und karitativen Betreuung der deutschsprachigen Pilger widmet und so eine alte Tradition der Barmherzigkeit wieder lebendig werden lässt. Quelle: Diözesane Pressemitteilung, Dr. Thomas Broch Neue Diözesangeschichte geplant Mit einer ersten Autorenkonferenz im März ist der Auftakt für eine neue Darstellung der Geschichte der Diözese Rottenburg-Stuttgart gemacht. Der Autorenkreis aus ausgewiesenen Kennern der südwestdeutschen Kirchengeschichte will in drei Jahren im Auftrag Bischof Gebhard Fürsts das mit zehn Hauptkapiteln geplante Standardwerk erstellen, wie die Redakteurin des Projekts und Geschäftsführerin des Diözesangeschichtsvereins, Maria E. Gründig, mitteilte. Projektleiter ist der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Wolfgang Zimmermann. Außer ihm, Bischof Fürst und Akademiedirektor Peter Kustermann schreiben die Professoren für Kirchengeschichte Claus Arnold (Frankfurt am Main), Dominik Burkard (Würzburg), Andreas Holzem (Tübingen), Konstantin Maier (Eichstätt) und Hubert Wolf (Münster). Mehr als 400 Seiten wird das Werk haben, das die historische Darstellung von August Hagen mit wissenschaftlicher Präzision und in leicht lesbarem Stil erneuern soll. Weitere Autor/innen sollen den Band in Exkursen noch anschaulicher machen. Das reich bebilderte Werk mit einem Auftaktkapitel zur jahrhundertealten Christentumsgeschichte im deutschen Südwesten ist so angelegt, dass es durch weitere Bände ergänzt werden kann. Quelle: Diözesane Pressemitteilung, Uwe Renz aus der diözese 61 Berichte Weltbessermacher BDKJ-Jugendaktion 2009 Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat seine diesjährige Jugendaktion »Wasser – kein trockenes Thema« mit einer WasserKarawane durch die Stuttgarter Innenstadt eröffnet. BDKJDiözesanleiter Ulrich Müllerschön stellte die Fakten zum weltweiten Wasservorkommen vor: »97 Prozent davon ist Salzwasser, und von den restlichen drei Prozent sind nur 0,3 Prozent als Trinkwasser geeignet. Der Klimawandel und der weltweite Umgang mit Wasser tragen unter anderem dazu bei, dass 1,3 Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.« In den kommenden Monaten setzen sich entwicklungspolitisch interessierte Jugendliche in der Diözese in weiteren Aktionen für das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser ein. Sie tragen damit ihren Teil zu der bundesweiten BDKJJugendaktion bei, die junge Menschen zu Engeln, Rettern, Helden, Heiligen und Feen ernennt, sobald sie sich für eine bessere Welt engagieren. BDKJ-Bundespräses Pfarrer Andreas Mauritz ist sich sicher: »Mit dem kreativen Potential, das die jungen Menschen hier in Stuttgart beispielhaft für alle katholischen Jugendverbände gezeigt haben, wird es möglich sein, gemeinsam etwas zu bewegen und die Welt etwas gerechter zu machen.« Alle Infos zu den beiden Jugendaktionen unter: www. kein-trockenes-thema.de und www.weltbessermacher.de Zum Aktionsstart in Stuttgart demonstrierten junge Weltbessermacher für das Menschenrecht auf Wasser Quo vadis, kirchliche Jugendarbeit? Kirchliche Jugendarbeit ist in vielen Jugendmilieus (SINUSMilieu-Studie U27) – nicht präsent. Demografisch nimmt die Zahl der Kinder und Jugendlichen generell ab. Die bisherigen Jugendarbeitskonzepte kennen weder Ganztagesschulen noch eine Jugendpastoral in Seelsorgeeinheiten. Diese aktuellen Veränderungen und Erkenntnisse sollen in eine Gesamtstrategie des Bischöflichen Jugendamtes für die diözesane Jugendpastoral einfließen. Das ist das Ergebnis der Frühjahrsversammlung der ehrenamtlichen Delegierten der Dekanats- und Mitgliedsverbände des BDKJ. »In einem dreijährigen Perspektivprozess geht es darum herauszuarbeiten, welche Orte, Formen und Methoden notwendig sind, damit katholische Jugendarbeit weiterhin innovativ und kreativ am Puls der Zeit ist. An diesem Prozess sollen sich möglichst alle in der kirchlichen Jugendarbeit Tätigen beteiligen«, formuliert Diözesanjugendseelorger Wolfgang Kessler das Ziel. Bereits im April startete eine Konsultationsgruppe, die die weiteren Prozessschritte im Detail berät. Ein zentrales Element ist dabei 62 informationen März - Juni 2009 die Jugendseelsorgetagung 2010, die als »Zukunftskongress« vom 11. bis 14. Januar in Rot stattfinden wird. Weitere Elemente sind dezentrale und milieuspezifische Foren für die Beteilung Ehrenamtlicher. Bis Ende 2010 sollen die ersten Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientierte Jugendpastoral stehen. Neu eingeführt wird eine Ehrenerklärung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in der kirchlichen Jugendarbeit. Die sieben Punkte umfassende Erklärung wird künftig als Ausweis an die Teilnehmer/innen von Jugendgruppenleiterschulungen ausgehändigt, die sich zuvor mit dem Thema Kindeswohlgefährdung und Schutzauftrag für die ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen befasst haben. »Mit der Ehrenerklärung setzen wir uns aktiv dafür ein, Kindern und Jugendlichen in der kirchlichen Jugendarbeit einen sicheren und verlässlichen Ort zu bieten, wo der Umgang mit ihnen auf der Basis von Respekt, Wertschätzung und Vertrauen gelebt wird«, erklärt Diözesanleiterin BKJD/BJA Alexandra Stork das Anliegen. Religiöser Klimawandel bei Jugendlichen? Jugendseelsorgetagung 2009 Rente als kirchliches Wahlkampfthema Aktionsbündnisses Solidarische Alterssicherung Ein vermehrtes Auftreten von religiösen Symbolen oder Riten im Alltag Jugendlicher bedeutet keine Renaissance der Religion im klassisch theologischen Sinn, das erklärte Pastoraltheologe Dr. Bernhard Spielberg aus Würzburg den rund 80 Teilnehmer/innen bei der Jugendseelsorgetagung im Januar in Rot an der Rot. Das Strasskreuz als Handyanhänger, der Mönch in der Fernsehwerbung oder der Fahneneinzug ins Fußballstadion kennzeichneten zwar eine Öffnung für eine religiöse Bildsprache, seien jedoch nicht mit der christlichen Religion gleichzusetzen, die von einer erlösenden Beziehung des Menschen zu Gott ausgeht. Studien zur Religiosität junger Menschen zeigten, dass Religion individueller und alternativer wird und die persönliche Glaubenserfahrung an die Stelle der Autorität überlieferter Schriften tritt. »In dieser Situation braucht es Kulturdolmetscher, die zwischen der religiösen Tradition mit ihrer Urbotschaft der Liebe Gottes und denen der Gegenwartskulturen vermittelt«, rät Spielberg, »an der Art und Weise, wie es der Kirche gelingt, die Jugendlichen in ihrer Sprache und Ästhetik anzusprechen und darin glaubwürdig zu sein, entscheidet sich ihre Zukunft.“« Im Wahljahr 2009 mischen sich die kirchlichen Verbände mit ihrem Rentenmodell in die politische Diskussion ein und fordern alle Christ/innen auf mitzumachen – besonders die Jüngeren, die die vorrangigen »Opfer« der aktuellen Rentenpolitik sein werden. Info-Stände, Plakate und Broschüren tragen das Thema in Kirchengemeinden hinein. Auf Podiumsdiskussionen mit Kandidat/innen sollen Teilnehmer/ innen das Thema Rente anschneiden und die Position der Kandidat/innen abklopfen. Das Aktionsbündnis wird im Juli alle Bundestagskandidaten in Baden-Württemberg um eine Stellungnahme zum Rentenmodell bitten, die vor den Wahlen veröffentlicht wird. Angelika Gabriel vom Jugendpastoralinstitut Don Bosco in Benediktbeuern ermunterte dazu, die oft versteckte Religiosität bei Jugendlichen zu entdecken und zu fördern. . Erfolgreiche Beispiele, wo die Jugendpastoral Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt junger Menschen gefunden hat, gibt es viele: Das Taizégebet als Nacht der Lichter, eine Kanuoder Inlinerwallfahrt, eine Bergwanderung zum Sonnenaufgang, ein Fotoprojekt in der Firmvorbereitung. Zweierlei ist ausschlaggebend für das Gelingen solcher Begegnungen: eine offene, zweckfreie Haltung dem anderen gegenüber und das Ermöglichen eigener Erfahrungen möglichst als körperliches Erlebnis – sind sich die Experten einig. Frère Wolfgang von der Brudergemeinschaft Taizé begründet damit den Zulauf junger Menschen zu den Jugendtreffen: »Die Jugendlichen merken genau, dass es hier einfach nur um sie selbst als Individuum und ihren Glauben geht und nicht darum, der Institution Kirche ein junges und modernes Profil zu geben.« Mit diesem diakonischen Ansatz, der den Dienst am Nächsten zuallererst als das Annehmen des Gegenüber als Sinnsuchenden definiert, kann wohl in allen Jugendmilieus Jugendpastoral funktionieren. Quelle: Pressemitteilung BDKJ Der provokante Slogan auf den Plakaten »Vier Säulen für ein Halleluja« bezieht sich auf die vier Ziele des Rentenmodells: Altersarmut verhindern, solidarische und gerechte Rente stärken, eine eigenständige Alterssicherung von Männern und Frauen garantieren und die Erziehungsleistung von Eltern besser anerkennen. Die zentrale Neuerung im Modell der Verbände stellt die einheitliche und bedingungslose Sockelrente dar, die das Existenzminimum sichert. Diese soll vor allem Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiographien, zum Beispiel durch Elternzeit, begünstigen und über Abgaben auf alle Einkommensarten finanziert werden. Weitere Bausteine sind eine modifizierte Arbeitnehmerpflichtversicherung sowie private und betriebliche Zusatzversicherungen. Das ifo-Institut bestätigte 2008, dass das Konzept sowohl finanzierbar als auch verfassungskonform ist. Das Aktionsbündnis in der Diözese Rottenburg-Stuttgart wird getragen von: Arbeitsgemeinschaft Kath. Organisationen und Verbände (ako), Associazioni Cristiane Lavoratori Italiani (ACLI), Betriebsseelsorge in der Diözese RottenburgStuttgart, Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Familienbund der Katholiken (FdK), Familienpolitischer Arbeitskreis in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Forum Katholische Seniorenarbeit, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB), Kolpingwerk, Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), Verband Katholisches Landvolk Plakate und Broschüren können im KAB-Diözesansekretariat bestellt werden: Katholische ArbeitnehmerBewegung, Postfach 70 03 36, 70573 Stuttgart, Tel. 0711 9791-135, Fax –168, [email protected] aus der diözese 63 Berichte Bischof-Moser-Stiftung Seelsorgeprojekt in Ravensburg Seit Beginn des Jahres 2009 fördert die Bischof-Moser-Stiftung das Projekt »Seelsorge in der Domäne Hochberg«. In diesem Stadtteil in Ravensburg-West, der sich durch einen besonders hohen Anteil an Familien und Einzelpersonen mit Migrationshintergrund auszeichnet (65 Prozent der Bewohner/innen kommen aus der ehemaligen Sowjetunion, dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei), engagiert sich die Kirchengemeinde Zur Heiligsten Dreifaltigkeit mit Pfarrer Reinhold Hübschle vorbildlich sowohl in sozialer als auch seelsorgerlicher Hinsicht. Der Vorstand der Bischof-MoserStiftung hat sich persönlich vor Ort davon überzeugt und für 2009 und die Folgejahre bis 2012 eine finanzielle Förderung dieses Projektes zugesagt. Die Pastoralreferentin Angelika Böhm hat ihren Auftrag im Religionsunterricht aufgegeben, um sich mit einem Teilauftrag verstärkt der Seelsorge in diesem Stadtteil widmen zu können. Die dadurch entstehenden zusätzlichen Personalkosten, welche nicht refinanziert sind, trägt die BischofMoser-Stiftung. Sie fördert damit ein innovatives Projekt, in welchem die Gemeinwesenarbeit und die Seelsorge einer Kirchengemeinde in vorbildlicher Weise miteinander vernetzt werden. Organistennachwuchs für Kirchengemeinden Das Amt für Kirchenmusik und die Bischof-Moser-Stiftung haben gemeinsam ein Programm zur »Förderung der Ausbildung von Organisten« entwickelt. Aus diesem Programm wird der Anfängerunterricht für Jugendliche finanziell gefördert, wenn die betreffende Kirchengemeinde ihrerseits bereit ist, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Jugendliche aus Familien mit mehreren Kindern und Kirchengemeinden mit Organistenmangel profitieren besonders von diesem Förderprogramm, dessen Richtlinien allen Kirchengemeinden zugegangen sind. Seit Oktober 2008 sind 18 Anträge auf Förderung vom Amt für Kirchenmusik positiv entschieden worden. Die Bischof-Moser-Stiftung unterstützt das Förderprogramm mit jährlich 3.000 Euro. Gerhard Rauscher Geschäftsführer Bischof-Moser-Stiftung 64 informationen März - Juni 2009 Zur Nachahmung empfohlen Stiftungsfonds für Kirchengemeinde Auf Initiative des Zweiten Vorsitzenden des Kirchengemeinderates Gerhard Egbers und des Dekans Robert Widmann von der Kirchengemeinde St. Wolfgang in Reutlingen wurde bei der Bischof-Moser-Stiftung ein Stiftungsfonds errichtet. Er verfolgt den Zweck, ausländische und deutsche Priester und pastorale Mitarbeiter/innen in ihrer Fortbildung finanziell zu unterstützen. Sie sollen dadurch in die Lage versetzt werden, in der Pfarrei St. Wolfgang und den angrenzenden Seelsorgeeinheiten pastorale Dienste auf Zeit wahrzunehmen. In der von den Stiftern und dem Vorstand der BischofMoser-Stiftung unterzeichneten Vereinbarung heißt es zur Begründung: »Die Stifter haben in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit ausländischen Priestern in St. Wolfgang Reutlingen gemacht, welche sich in der Diözese Rottenburg-Stuttgart wissenschaftlich weiterbildeten und in der Seelsorge mitarbeiteten. Die Stifter möchten aus Dankbarkeit für diese Erfahrungen und zum Zweck der nachhaltigen Förderung der Seelsorge in Reutlingen einen Stiftungsfonds errichten.« Da dieser Zweck des Stiftungsfonds in der Zielsetzung der Bischof-Moser-Stiftung liegt, hat der Vorstand der Errichtung des Fonds und seiner Verwaltung gerne zugestimmt. Dies bedeutet, dass die Bischof-Moser-Stiftung die Zustiftungen für diesen Fonds annimmt und die entsprechenden Zuwendungsbestätigungen zur Vorlage beim Finanzamt ausstellt. Das Anfangskapital von 5.000 Euro bildet den Start des Stiftungsfonds, an dem sich nun weitere Personen aus den Kirchengemeinden in Reutlingen anschließen können. Gerhard Rauscher Geschäftsführer der Bischof-Moser-Stiftung Rolf Seeger, Vorstand der Bischof-Moser-Stiftung, Dekan Robert Widmann, Reutlingen, Prof. Dr. Gerhard Egbers, Reutlingen, Monsignore Kilian Nuß, Vorstand der BischofMoser-Stiftung Salesianer Don Boscos – Dreifachjubiläum Foto: Armin Herberger (www.blaustall.de) Im Februar starteten die Salesianer Don Boscos in Stuttgart ihr Dreifachjubiläumsjahr. Vor 10 Jahren kamen Ordensmänner auf Wunsch des damaligen Bischofs Walter Kasper nach Stuttgart, um in der Jugendarbeit der Großstadt tätig zu sein; vor 75 Jahren wurde Don Bosco heilig gesprochen; vor 150 Jahren gründete er die Ordensgemeinschaft »Salesianer Don Boscos«. oder Freizeitangebote – eure Arbeit ist aus dem Stuttgarter Raum nicht mehr wegzudenken – euch schickt einfach der Himmel!« Besonders freuten sich die Salesianer über ein Don Bosco-Bild, das die Sießener Franziskanerin Sigmunda May, eine Künstlerin, die sich durch ihre markanten Holzschnitte weltweit einen Namen gemacht hat, geschaffen hat und den Ordensmännern überreichte. Der ungarischen Salesianerprovinzial Pater Albert van Hecke, der maßgeblich daran beteiligt war, dass der Orden in die Diözese Rottenburg-Stuttgart kam und sich in der Jugendarbeit in Stuttgart engagierte, ging in seiner Predigt beim Festakt am 8. Februar im Dom St. Eberhard auf die Bedeutung und Aktualität des großen Jugendapostels Johannes Don Bosco und seiner » Pädagogik der Vorsorge« in heutiger Zeit ein. Die Salesianer Don Boscos sind mit weltweit über 16.000 Mitgliedern die zweitgrößte Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Beim Festakt im Eugen-Bolz-Saal des Hauses der Katholischen Kirche in Stuttgart gab P. Kusterer einen Rückblick auf den Beginn der Stuttgarter Niederlassung, auf die Entwicklung in den vergangenen 10 Jahren und auf die Arbeitsschwerpunkte der Jugendseelsorger, die als Stadtjugendpfarrer, Begleiter von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Lebens- und Glaubensfragen, Religionslehrer, Begleiter von Jugendverbänden, Schulseelsorger, Exerzitienprediger, Bildungsreferent, Rundfunkmoderator etc. tätig sind. Vier Patres sind derzeit für die Jugendlichen Stuttgarts und die Jugendseelsorge in der Diözese tätig. Gabriele Denner (BDKJ), die neben Weihbischof Thomas Maria Renz und Stadtdekan Prälat Michael Brock zum Jubiläum gratulierte, beschrieb das Engagement der Patres so: »Ihr seid die Zehnkämpfer unter den Jugendarbeitern: auf allen Jugendarbeitsfeldern kompetent und aktiv. Sei es Katechese, Firmgruppenarbeit, Jugendsozialarbeit, Tage der Orientierung Mit einem Fest ist es bei einem Dreifachjubiläum natürlich nicht getan: Vom 25. Juni bis 8. September 2009 gibt es in der Heimat Don Boscos bei Turin ein Freizeitangebot für deutsche Jugendgruppen, Familien und Interessierte. Im Juli steigt im Bischofshaus Stella Maris ein Fest der Jugend Stuttgarts. Im November beschäftigt sich ein Forum mit der Pädagogik Don Boscos. aus der diözese 65 Berichte Internationales Treffen der Diakone Mit einem Appell zu mehr kirchlicher Einmischung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft endete im März der Kongress des Internationalen Diakonatszentrums (IDZ). Zum Abschluss des dreitägigen Treffens in Wien mit rund 200 Diakonen aus 30 Ländern sagte der neu gewählte IDZ-Präsident Klaus Kießling, Diakone seien besonders dazu berufen, dort die Stimme zu erheben, wo Menschen in ungerechten Strukturen leben müssen und unter Armut und Ausgrenzung leiden. »Wir sind aufgerufen, eine Spiritualität christlicher Solidarität zu kultivieren«, sagte der Theologe und Psychologe. Diakone seine keine Stellvertreter der Priester. Ihre Aufgabe sei es, Menschen als Gesandte der Kirche zu begleiten. Bischof Gebhard Fürst, Protektor des IDZ, ermutigte die Diakone zum tatkräftigen Dienst für Arme und Notleidende. In der tätigen Liebe gerade zu den so genannten Verlorenen werde die Kirche glaubwürdig, Dieser Dienst könne kraftvoll nur aus einer tiefen und vitalen Spiritualität wachsen. Wie in der Frühzeit der Kirche würden dann die Menschen fragen: »Was sind denn das für Leute; woher nehmen sie die Kraft, so zu leben?« Als Basis für eine vitale geistliche Grundhaltung der Diakone nannte der Bischof ein Leben in Gemeinschaft mit anderen Christen, das Lesen der heiligen Schriften, das Gebet und die Eucharistie. Diakon zu sein bedeute, »in der Spur Jesu die Opfer am Wegesrand nicht zu übersehen, sie vielmehr zu bergen, Herberge zu schaffen und für Heilung zu sorgen«. Mit der Weihe weise die Kirche Diakonen einen besonderen Auftrag zu, im Dienen Christus nachzufolgen, »dem Dienen wesentlich geworden ist«. Als Gastredner betonte der Erzbischof der südafrikanischen Diözese Durban, Kardinal Wilfrid Fox Napier, die Kirche in Afrika und Lateinamerika brauche dringend mehr Diakone. Sie sollten in erster Linie diejenigen sein, die den Dienst der Caritas, den Dienst an den Armen und die Verkündigung der sozialen Botschaft der Kirche konkretisieren. Eine wichtige Aufgabe der Diakone sei es, dem Volk einen tieferen Zugang zur christlichen Lehre zu erschließen. Beim Wirken nach außen gehe es um den sozialen Dienst, immer mehr aber auch um eine Auslegung der kirchlichen Position zu politischen Fragen. In einer Botschaft an den Kongress betonte der erkrankte Erzbischof von Bombay, Kardinal Oswald Gracias, Amt des Diakons biete für die Kirche die Chance, das Evangelium 66 informationen März - Juni 2009 inmitten ganz unterschiedlicher kultureller, sozialer und religiöser Kontexte zu vermitteln. Am Beispiel Indiens, »dem weltweit wohl komplexesten Volk mit einem schier unvorstellbaren Pluralismus, mit Konflikten und Gegensätzen auf allen Ebenen«, machte der Kardinal deutlich, dass die Verkündigung des christlichen Glaubens nur im offenen Dialog gelingen könne. Vor diesem Hintergrund sprach sich Gracias für eine Stärkung des Diakonenamtes aus. Diakone könnten sich bestimmter gesellschaftlicher Zielgruppen in deren vertrautem Umfeld annehmen, was Bischöfen und Priestern in dieser Weise nicht möglich sei. In seiner Diözese, so der Kardinal, seien als erster in Indien überhaupt 2006 die ersten beiden Ständigen Diakone geweiht worden, im April würden in Bombay weitere acht Männer zu diesem Amt ordiniert. Zum neuen Präsidenten des Internationalen Diakonatszentrums (IDZ) wählte die Versammlung Klaus Kießling (46). Der an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Jesuiten in Frankfurt-Sankt Georgen lehrende und aus Stuttgart stammende Theologe und Psychologe wurde 2004 zum Diakon geweiht. Außer in Frankfurt lehrt Kießling mit Schwerpunkt Religionspädagogik und Pastoralpsychologie als Gastprofessor an zahlreichen Hochschulen in Europa und Asien. Quelle: Diözesane Pressemitteilung, Uwe Renz Aus der Diözese Hinweise Tagungs- und Jugendhäuser der Diözese (nach Postleitzahlen sortiert) Klöster und Tagungshäuser Christkönigshaus Paracelsusstrasse 89 70599 Stuttgart Tel. 0711 458282-3 Fax 0711 458282-41 41 Zimmer 4 Gruppenräume bis 100 Pers. Johann Baptist Hirscher Haus Karmeliterstrasse 9 72108 Rottenburg Tel. 07472 922-0 Fax 07472 922-121 23 Zimmer 7 Gruppenräume bis 64 Pers. Kath. Jugend- u. Tagungshaus Antoniusstrasse 3 73249 Wernau 07153 9381-0 Fax 07153 9381-44 29 Zimmer, insgesamt 48 Betten 7 Gruppenräume bis 60 Pers. Klosterhospiz Neresheim 73450 Neresheim Tel. 07326 96442-0 Fax 07326 96442-202 55 Zimmer 9 Gruppenräume bis 120 Pers. Haus Schönenberg Schönenberg 40 73479 Ellwangen Tel. 07961 9193-0 Fax 07961 9193-33 70 Zimmer 8 Gruppenräume bis 100 Pers. Kloster Schöntal Klosterhof 6 74214 Schöntal Tel. 07943 894-0 Fax 07943 894-100 70 Zimmer 17 Gruppenräume bis 250 Pers. Haus Regina Pacis Bischof-Sproll-Strasse 9 88299 Leutkirch Tel. 07561 82140 Fax 07561 82133 40 Zimmer 9 Gruppenräume bis 100 Pers. Bildungshaus Kloster Obermarchtal Klosteranlage 2 / 1 89611 Obermarchtal Tel. 07375 9505-0 Fax 07375 9505-211 52 Zimmer 9 Gruppenräume bis 100 Pers. Jugendhäuser Kath. Jugend- u. Tagungshaus Antoniusstrasse 3 73249 Wernau Tel. 07153 9381-0 Fax 07153 9381-44 22 Zimmer, insgesamt 40 Betten 14 Gruppenräume bis 100 Pers. Schwarzhornhaus Selbstversorger-Haus 73550 Waldstetten Tel. 07171 104590-0 Fax 07171 104590-15 7 Zimmer, insgesamt 35 Betten 4 Gruppenräume Schwarzhorn-Naturhochseilgarten 73550 Waldstetten Tel. 07171 104590-50 Fax 07171 104590-55 18 Aufgaben Martin-Knoller-Haus 73450 Neresheim Tel. 07326 96442-0 Fax 07326 96442-202 15 Zimmer, insgesamt 50 Betten 3 Veranstaltungsraum bis 40 Pers. Oberginsbach Selbstversorger-Haus 74238 Krautheim- Oberginsbach Tel. 07937 1262 Fax 07937 802713 5 Zimmer, insgesamt 34 Betten Michaelsberg Postfach 20 74389 Cleebronn Tel. 07135 9807-0 Fax 07135 9807-11 21 Zimmer, insgesamt 52 Betten 7 Gruppenräume bis 60 Pers. Don-Bosco-Haus Rotenmoos 18 88046 Friedrichshafen Tel. 07541 3813-0 Fax 07541 3813-33 12 Zimmer, insgesamt 36 Betten 5 Gruppenräume bis 30 Pers. St. Norbert Klosterhof 9 88430 Rot an der Rot Tel. 08395 924-0 Fax 08395 924-11 44 Zimmer, insgesamt 120 Betten 12 Gruppenräume bis 130 Pers. Fragen Sie nach unseren speziellen Preisen für kirchliche Veranstaltungen! Viele gute Ideen warten auf Sie! Service Hotline 01802 889900 Sie finden uns auch im Internet: www.tagungshaus.net aus der diözese 67 Hinweise Fachstelle Freiwilligendienste und Fachstelle Zivildienst suchen MitarbeiterInnen auf Honorarbasis zur pädagogischen Begleitung junger Menschen im Zivildienst im Freiwilligen Sozialen Jahr FSJ im Freiwilligen Ökologischen Jahr FÖJ Sie haben eine abgeschlossene oder fortgeschrittene Ausbildung mit pädagogischem, pastoralem oder ökologischem Schwerpunkt haben Erfahrung mit Leitungsaufgaben in Kursgruppen arbeiten gerne in einem Team schätzen soziales Engagement junger Menschen als hohen Wert halten die Förderung von sozialen Lernprozessen für eine wichtige Aufgabe Wir haben attraktive und verantwortungsvolle Aufgaben: Vorbereitung und Durchführung von Seminar- und Kurswochen Beratende Unterstützung der Teilnehmer/innen Arbeit in einem Team mit 3 bis 4 Honorarkräften Arbeit mit Kursgruppen von 25 bis 30 jungen Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren in einem Freiwilligendienst oder im Zivildienst. Sie erhalten für ihre Mitarbeit ein angemessenes Honorar, Unterstützung zur Einarbeitung, ein interessantes Praxisfeld in der Jugendbildungsarbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Im FSJ und im FÖJ erfolgt die pädagogische Begleitung einer Gruppe in fünf Seminarwochen. Für Zivildienstleistende werden Einführungskurse mit zwei Wochen Dauer durchgeführt. Diese sind fachlich auf den Zivildienst in der Altenhilfe oder Behindertenhilfe ausgerichtet. Bei entsprechender Qualifikation (Berufsausbildung/Studium abgeschlossen) kann die Federführung für einen Kurs übernommen werden. Diese Verantwortung wird beim Honorar berücksichtigt. Interessant und attraktiv ist diese Mitarbeit sicher auch für Teilzeitbeschäftigte und Personen in der Elternzeit. Kontakt BDKJ Diözesanstelle Rottenburg-Stuttgart Fachstellen Freiwilligendienste und Zivildienst Karin Turba Antoniusstraße 3, 73249 Wernau Fon 07153 3001 -174 am besten per E-Mail: [email protected] 68 informationen März - Juni 2009 Ministrant/innen Diözesanes Mini-Fußballturnier 10. – 11. Juli 2009, Burgberg Obermini-Konzil 3. Oktober 2009, Rot an der Rot Mit mehreren hundert Oberminis und Gruppenleitern zusammen die Zukunft der Minis vorausdenken. Neue Kontakte knüpfen. Viele andere Oberminis treffen. Einen ganzen Tag voller Spaß und Spirit erleben. www.co-mini-ty.de Die Co-mini-ty ist ein interaktives Internetangebot für Minis im Bereich des sogenannten Web 2.0. Angemeldete Mitglieder können mit anderen angemeldeten Mitgliedern Inhalte aktiv mitgestalten. Jedes Mitglied hat eine eigene »Profilseite«, die es (innerhalb eines festen Rahmens) selbst gestalten kann, und die von anderen Mitgliedern (und nur von diesen) eingesehen werden kann. Das Prinzip ist ähnlich den bekannten Freundschaftsbüchern, wo Hobbys, Lieblingsfarbe, ... abgefragt werden. Im Profil der Co-mini-ty werden allerdings hauptsächlich ministrantenspezifische Fragen gestellt wie »Mein Highlight als Ministrant/ in«, «ministrieren ist für mich wie ...« oder »Ich bin Mini seit ...«. Allgemeine Personen-Daten wie Name, Alter, Geschlecht, Adresse, Kontaktdaten werden nicht angezeigt, nicht einmal abgefragt. Einzig die E-Mail Adresse wird erhoben und von uns gespeichert, weil über diese die Anmeldung erfolgt. Des Weiteren könnt ihr auf der sogenannten »Dinx-box« Fotos und kurze Sätze veröffentlichen und andere Mitglieder können hierzu Kommentare abgeben. Andere Mitglieder kannst du als »Freunde« markieren und ihnen Nachrichten schicken. Du kannst Gruppen gründen (z.B. »Freizeit 2010« oder »Katzenfreunde«) und bestehenden Gruppen beitreten und auch hier in einer Dinx-box Kommentare hinterlassen. Mit der Co-mini-ty verfolgt die Fachstelle Ministrant/innenarbeit verschiedene pädagogische Ziele: Wir wollen Kinder und Jugendliche stark machen für das Internet und sie gleichzeitig im Hinblick auf mögliche Gefahren sensibilisieren. Wir wollen Kinder und Jugendliche in ihrer Identitätsbildung unterstützen. Wie stelle ich mich dar? Was erzähle ich? Wie gestalte ich meine »Profil«-Seite? Wie reagieren andere darauf? Wer sind meine Freunde? Welchen Gruppen trete ich bei und welchen nicht? Wem gegenüber grenze ich mich ab, wen möchte ich imitieren? Das alles sind Fragen, die Kinder beschäftigen. Sie zu lösen sind kleine, alltägliche aber dennoch wichtige Schritte auf dem Weg der Persönlichkeitsbildung. Weitere Informationen, auch über die Sicherheitsvorkehrungen von Comini-ty, und zur Ministrantenarbeit insgesamt gibt es bei der Fachstelle Ministranten und Ministrantinnen, Antoniusstr. 3, 73249 Wernau, Tel. 07153 3001-134, Fax -611, [email protected], www.fachstelle-minis.de Ferienspaß Burgfräulein und Ritter, Kanuten und Schauspielerinnen, Drahteselfans und andere Tierfreunde, Krimiliebhaberinnen und völlig Losgelöste (Gleitschirm-Neugierige) – die BDKJFerienwelt bietet erschwinglichen Ferienspaß für alle jungen Leute, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit bestens ausgebildeter Begleitung. Schnell reinklicken: www.bdkj-ferienwelt.de Diözesankinderchortag Vorankündigung Alle singbegeisterten Kinder(chöre) sollten sich den 17. Juli 2010 vormerken – den Diözesankinderchortag im Kloster Reute/Bad Waldsee! Eine Sing-fonie der Tausend, Sing-, Spielund Bastelworkshops, Aufführungen, Gottesdienst, Luftballonwettbewerb ... es ist viel geboten. Mit dabei sein wird Weihbischof Johannes Kreidler, Bischofsvikar für Kirchenmusik. Weitere Informationen: www.amtfuer-kirchenmusik.de/Veranstaltungen aus der diözese 69 Hinweise Kinder kranker Eltern Krebs, MS, Depression – wenn Eltern chronisch krank sind, springen nicht selten die Kinder ein und füllen die entstandenen Lücken. Sie helfen im Haushalt, gehen Einkaufen, kümmern sich um jüngere Geschwister und sind auch in die Pflege der Eltern eingebunden. »Viele Familien nehmen aus Scham und aus Angst vor Eingriffen von Außen kaum Hilfe in Anspruch. Selbst wenn ein Pflegedienst in die Wohnung kommt, können damit höchstens 1,5 Stunden am Tag abgedeckt werden. In der restlichen Zeit übernehmen Partner oder eben die Kinder die Verantwortung«, sagt Dr. Sabine Metzing-Blau vom Lehrstuhl für familienorientierte und gemeindenahe Pflege der Universität Witten/Herdecke. »Ausgehend von Zahlen aus Großbritannien schätzen wir, dass es mehr als 200.000 Kinder in Deutschland sind.« Für diese Kinder hat der Lehrstuhl mit Unterstützung der Peter-DornierStiftung eine Webseite für pflegende Kinder eingerichtet. Dort können Kinder schnell herausfinden, ob es in ihrer Stadt Hilfe und Unterstützung für Kinder von kranken Eltern gibt. Sie erhalten auch Informationen über Krankheitsbilder, kindgerechte Literatur und die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch über ein moderiertes Forum. Denn viele Kinder wünschen sich den Austausch mit Gleichbetroffenen, weil sie nur dann 'richtig über die Situation sprechen können. Internetadresse: www.kinder-kranker-eltern.de Weitere Informationen bei Dr. Sabine Metzing-Blau und Jörg Schlarrmann, Tel. 02302 926-377 70 informationen März - Juni 2009 Basiskompetenz Ehrenamt Spiritualität und Theologie Der Kurs wendet sich an Ehrenamtliche in der Gemeinde und anderen kirchlichen Kontexten und bietet spirituellen Übungsraum, theologische Bildung und geistliche wie theologische Reflexion. Er dient der Vergewisserung des eigenen Glaubensstandpunktes und gibt Anstöße, den persönlichen Glauben und die religiöse Praxis zu vertiefen. Grundthemen kirchlicher Lehre und spiritueller Tradition werden erschlossen und im persönlichen Leben mit Sinn gefüllt. Der Kurs möchte dazu beitragen, dass ehrenamtliches Engagement geistlich fundiert und theologisch qualifiziert geschieht. Er versteht sich als ein Baustein auf dem Weg, missionarische Kirche zu werden. Ziel des Kurses und der missionarischen Kirche ist es, dass Ehrenamtliche befähigt werden, heute Zeug/innen des Christlichen zu sein. 1. Kursteil Wo komme ich her, wo gehe ich hin? Leben als Weg 24. – 26. September 2009 2. Kursteil Wie finde ich meinen Ort in der Welt? Was gibt mir Sinn? 26. – 28. November 2009 3. Kursteil Über Schuld und Erlösung nachdenken. Jesu Rolle für das eigene Leben klären 11. – 13. März 2010 4. Kursteil: Wie gestalte ich meinen Alltag? Leben unterwegs 10. – 12. Juni 2010 jeweils donnerstags 18 Uhr bis samstags 17 Uhr Kursteile 1,2 und 4: Johann-Baptist-Hirscher-Haus, Rottenburg Kursteil 3: Stuttgart-Hohenheim Kosten 280 € (inklusive Tagungskosten, Unterkunft und Verpflegung) Die Kirchengemeinde übernimmt/bezuschusst die Fortbildung auf Anfrage. Leitung Dr. Christiane Bundschuh-Schramm Frank Kühn, Pastoralreferent, Geistlicher Begleiter, Böblingen Silvia Ketterer, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Gemeinde, Simmozheim Information und Anmeldung Institut für Fort- und Weiterbildung der kirchlichen Dienste, Postfach 9, 72101 Rottenburg Angelika Riester, Tel. 07472 922-152, [email protected] Referentin Dr. Christiane Bundschuh-Schramm, Tel. 07472 922-158 Akademieveranstaltungen Philosophische Sommerwoche Freiheit, Person und Schuld 10. – 13. August 2009, Tagungshaus Weingarten Das Menschenbild der Religion und die Geschichte vom Sündenfall stehen im Zentrum der Philosophischen Sommerwoche. Wie gehen geistige Freiheit und Leibgebundenheit (Bedürfnisse, Instinkte, Leidenschaften, Triebe) zusammen und was folgt daraus für die Schuldfähigkeit und »Gebrochenheit« des Menschen? Integraler Bestandteil der Woche ist die Aufführung von Kleists »Der zerbrochene Krug«. Erdentöne – Himmelsklang Der Weg zur Harmonie und Vollkommenheit in Christentum und Buddhismus 23. – 25. Oktober 2009 Tagungszentrum Hohenheim »Die Welt ist Klang.« In der 9. Dialogtagung geht es um Töne, Klänge und Gesang in Christentum und Buddhismus. Was fördert aus Sicht der beiden Religionen den weltumfassenden EinKlang des Ganzen, was behindert ihn? Kann die Musik einen, während Worte trennen? Brauchen wir in der interreligiösen Begegnung mehr »Sym-phonie« statt Analyse? In Kooperation mit der evangelischen Akademie Bad Boll und der Deutschen Buddhistischen Union. Familiengruppen »Hier finden Sie Anschluss« Kleines A bis Z der Familiengruppenarbeit 27. Juni 2009 2009,, Bischof-Leiprecht-Zentrum, Stuttgart 18. Juli 2009 2009,, Gemeindesaal St. Karl Borromäus, Winnenden Für haupt- und ehrenamtliche Personen, die eine Familiengruppe neu gründen wollen oder Mitglied in einer bestehenden Gruppe sind. Informationen beim Fachbereich Ehe und Familie, Tel. 0711 9791-230, [email protected] Geistliche Tage für Pastoralreferent/innen Spiritualität hat eine persönliche und eine gemeinschaftliche Note. Spirituelle Praxis macht Sinn allein und immer wieder auch unter Gleichgesinnten, zusammen mit Menschen, die einen ähnlichen Alltag haben und diesen Alltag geistlich gestalten wollen. Deshalb laden Berufsverband und Institut für Fort- und Weiterbildung alle Pastoralreferent/innen zu Geistlichen Tagen »Wenn sein Wort zu Herzen geht. Getroffen von der Wirkkraft Gottes - befreit zu sich selbst« ein. 4. – 6. November 2009 Beginn 10 Uhr; Ende 16.30 Uhr, Kloster Reute/Bad Waldsee Leitung: Sr. Maria Hanna, Leiterin des Bildungshauses, Kloster Reute Martin Sayer, Superior, Kloster Reute Kosten: 77 Euro Informationen und Anmeldung für beide Tagungen: Akademie der Diözese RottenburgStuttgart, Frau Hoffmann, Tel. 0711 1649-726, www.akademie-rs.de Anmeldung: Institut für Fort und Weiterbildung, Dr. Christiane Bundschuh-Schramm, Tel. 07472 922-158 oder Angelika Riester, Tel. 07472 922152, E-Mail: [email protected] oder [email protected]. de (Kurs S11) aus der diözese 71 Hinweise Bischof Sproll Dokumentation Eine Dokumentation »70 Jahre Verfolgung und Vertreibung von Bischof Joannes Baptista Sproll« hat auf der Grundlage der Sproll-Ausstellung 2008 das Diözesanarchiv herausgegeben – auf 144 Seiten und reich bebildert, bearbeitet von Herbert Aderbauer und Thomas Oschmann. Die vorgestellten Dokumente wirken als authentische, unmittelbare Zeugnisse einer für uns in ihrem abwegigen Denken und ihrer Grausamkeit so fremden Zeit, ohne dass es umfangreicher Erklärungen bedarf. Schwer lesbare Dokumente sind in der Dokumentation lesefreundlich transkribiert. Knappe Erläuterungen erschließen ihren Sinn. Der Band eignet sich nicht nur für die Aufnahme in katholische öffentliche Büchereien, sondern auch für die Gestaltung von Unterrichtsstunden, die sich thematisch mit dem Nationalsozialismus befassen. Denkbar ist auch, ihn in der Jugendarbeit einzusetzen. Sonderedition des Katholisches Sonntagsblatts Die 56-seitige Sonderedition »Tapfer im Glauben« des Katholischen Sonntagsblattes zum 60. Todestag von Bischof Dr. Joannes Baptista Sproll enthält historische Informationen, Zeitzeugenberichte, Abbildungen von Erinnerungsstücken, die von Zeitzeug/ innen zur Verfügung gestellt wurden, sowie Stimmen und Wertungen. Beim Schwabenverlag erhältlich für 6 Euro (plus Versand): Tel. 0711 4406-136/135, marketing@ schwabenverlag.de Beim Diözesanarchiv erhältlich für 9,90 Euro: Diözesanarchiv, Postfach 9, 72101 Rottenburg, Tel. 07472 169-254, [email protected] Guardini-Briefe aus der Diözese Im Pfarrhaus von Mooshausen im schwäbischen Allgäu blieb ein umfangreiches, einzigartiges Konvolut von Briefen Guardinis an seinen lebenslang besten Freund Josef Weiger erhalten, das einen außerordentlichen Einblick vor allem in die Geisteswelt des jungen Guardini erlaubt. Eine ausführliche Einführung der Herausgeberin stellt auf eindrückliche Weise den Briefwechsel in den Zusammenhang von Werk und Leben Romano Guardinis, der das Haus des Freundes in Mooshausen, in dem er oft zu Gast war, immer als eine Art Heimat betrachtete. Leider sind die Antwortbriefe Weigers bis auf 72 informationen März - Juni 2009 unbedeutende Reste nicht erhalten, da Guardini persönliche Briefe zu verbrennen pflegte. Umso bedeutsamer ist die Tatsache der jetzigen Veröffentlichung des großen Mooshausener Bestandes. Bisher unveröffentlichtes Material kommentiert Guardini- Spezialistin und -Biografin Gerl-Falkovitz und ordnet es in Leben und Werk Guardinis ein. »Seniorennetzwerke in Kirchengemeinden« Projektbericht Der ausführliche Projektbericht über die zwei katholischen Standorte des Seniorennetzwerk-Projekts, UlmSöflingen und Birkenfeld, ist zu einem Selbstkostenpreis von 5 Euro im Fachbereich Senioren erhältlich: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Hg.) »Ich fühle, dass Grosses im Kommen ist.« Romano Guardinis Briefe an Josef Weiger 1908-1962 Grünewald 2008, 424 Seiten, 29,90 Euro, ISBN 978-3-7867-2732-3 Fachbereich Senioren, Christine Czeloth-Walter, Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart, Telefon 0711 9791-282, [email protected]. Checkliste Informationen an Aushilfspriester und zum eigenen Nutzen Als Priester in einer Gemeinde auszuhelfen und als Gemeinde einen Priester zur Aushilfe zu bekommen, bedarf der Absprache, um unnötige Unsicherheiten und Missverständnisse zu vermeiden und mitzuhelfen, dass die innere Mitfeier der Beteiligten möglichst ungestört möglich ist. Die diözesane Liturgiekommission hat, angeregt durch eine Publikation des Deutschen Liturgischen Institutes, eine Checkliste zusammengestellt, die helfen soll, sich auf das Wesentliche und auf die fremde Situation in einer Gastgemeinde einzustellen. Diese Liste kann auf mehrfache Weise hilfreich sein: Verantwortliche in der Gemeinde (Pfarrer, Liturgieausschuss, Verantwortliche/r aus dem Pastoralteam) können ein Blatt zu den konkreten örtlichen Gegebenheiten und Vereinbarungen erstellen. Der Aushilfspriester kann damit klären, was am Ort der Brauch ist. Anhand der Liste können die Beteiligten einmal alle Abläufe überprüfen, ob sie notwendig, richtig und sinnvoll sind. Die Checkliste ist den INFORMATIONEN als Sonderdruck beigelegt. Mit Trauer umgehen Arbeitshilfen Pastorales Personal, aber auch Lehrer/ innen müssen mit Trauer und Traumatisierung von Kindern, Jugendlichen und Eltern umzugehen wissen. Vor diese Herausforderung hat der furchtbare Amoklauf in Winnenden und Wendlingen viele Seelsorger/innen und Lehrer/ innen in extremer Weise gestellt. Auch wenn zu hoffen bleibt, dass sich ein solches Drama nicht wiederholt – auch einzelnen Todesfällen in Schule und Jugendarbeit gilt es immer wieder zu begegnen. Deshalb weisen wir gerne auf Fundstellen für Arbeitshilfen hin: Für die Pastoralen Mitarbeiter/innen, die Trauerfeiern vorbereiten, hat die Hauptabteilung IV Pastorale Konzeption Texte zusammengestellt. Sie sind im Mitarbeiterportal abrufbar: www.map-drs.de Arbeitshilfe »Atempause« Der Kurs »Atempause« ist ein geistliches Angebot für Väter und Mütter, das von Annette Gawaz, Pastoralreferentin und Ulrike Mayer-Klaus, Referentin für Liturgie mit Kindern und Familien am Institut für Fortund Weiterbildung entwickelt wurde. Drei Wochen werden Eltern angeleitet, mitten in ihrem Alltag regelmäßige Zeiten der Ruhe und Betrachtung, der Wahrnehmung ihrer konkreten Wirklichkeit und der Einübung achtsamen Lebens zu finden. Den äußeren Rahmen bilden vier wöchentliche Gruppentreffen. Diese geben u. a. Impulse für den persönlichen Übungsweg im Alltag. Eine konkrete Einführung in den Kurs, eine Anleitung für die Gruppentreffen und die Impulse für den eigenen Weg der Teilnehmenden wurden von den Autorinnen in einer Arbeitshilfe im Auftrag des Instituts für Fort- und Weiterbildung zusammengestellt und sind zu beziehen für 10,– € (incl. Versandkosten) beim Institut für Fort- und Weiterbildung, Postfach 9, 72101 Rottenburg, Tel. 07472 922-160, [email protected] Nähere Auskünfte zum Kurs: Ulrike Mayer-Klaus, Tel. 07472 922495, UMayerKlaus.institut-fwb@ bo.drs.de Der Fachbereich Schulpastoral bietet auf seiner Homepage eine umfangreiche Materialsammlung zum Umgang mit Tod und Trauer an der Schule an. Neben einem Leitfaden finden sich hier Bausteine für die Praxis, wie zum Beispiel ein Krisenplan und Vorlagen für Aktionen: www.schulpastoral.drs.de/ umgangtrauer Gestaltungsvorschläge für Gedenk- und Trauergottesdienste von der Fachstelle Ministrantinnen und Ministranten des Bischöflichen Jugendamtes sowie weiterführende Links stehen auf der BDKJHomepage bereit: www.bdkj.info aus der diözese 73 Service Termine Angebote des Instituts für Fort- und Weiterbildung Zielgruppe Thema Zeit/Ort Informationen/Anmeldung Ehrenamtliche K10 Interkulturelle Katechese 1.-2. Juli 2009 Beginn: 9 Uhr Ende: 17 Uhr P.-Kentenich-Begegnungshaus Rottenburg-Ergenzingen Institut für Fort- und Weiterbildung, Karmeliterstr. 5, 72108 Rottenburg F: 07472 922-165 Dr. Claudia Hofrichter T: 07472 922-155 (Sekretariat) [email protected] Anmeldung bis 25. Mai 2009 Dekane und Pfarrer Herausforderung Führen und Leiten gegenüber Menschen und in Organisationen Praxistag 15.-16. Juli 2009 Beginn: 10 Uhr Ende: 17 Uhr Johann-Baptist-Hirscher-Haus, Rottenburg Dr. Matthias Ball T: 07472 922-160 (Sekretariat) [email protected] Anmeldung bis 26. Juni 2009 Schriftlich, Übernachtung ja/nein Mitarbeiter/innen in Kinder- und Familiengottesdiensten Lasst uns gemeinsam feiern Grundkurs 26. September 2009 9.30 bis 17 Uhr Bildungshaus St. Georg Kloster Untermarchtal Ulrike Mayer-Klaus T: 07472 922-495/160 (Sekretariat) [email protected] Anmeldung bis 4. September 2009 Alle pastoralen Dienste, interessierte ehrenamtliche MitarbeiterInen im Katechumenat K12 Einer ist nicht zu wenig – Erwachsene auf dem Weg zur Taufe begleiten 29.-30. September 2009 Beginn: 9 Uhr Ende: 17 Uhr Rottenburg-Ergenzingen s. o. Dr. Claudia Hofrichter Anmeldung bis 28. August 2008 Alle pastoralen Dienste, interessierte ehrenamtliche Mitarbeiter/innen K13 Firmvorbereitung vor dem Hintergrund der Sinus Studie U27 2. Oktober 2009 16 bis 22 Uhr Haus der Katholischen Kirche Königstraße 7, 70133 Stuttgart s. o. Dr. Claudia Hofrichter oder Stadtdekanat Stuttgart Barbara Strifler T: 0711 7050-300 [email protected] Alle pastoralen Dienste und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen K14 »Wie das perlt« … – Firmkatechese mit den »Perlen des Glaubens« 8.-9. Oktober 2009 Beginn: 9 Uhr Ende: 17 Uhr Rottenburg-Ergenzingen s. o. Dr. Claudia Hofrichter Pfarrer Klarheit im Team herstellen 14.-15. Oktober 2009 Beginn: 10 Uhr Ende: 17 Uhr Christkönigshaus, Stuttgart s. o. Dr. Matthias Ball Anmeldung bis 18. September 2009 Ehrenamtliche K15 Jahrestreffen für Mitarbeiter/ innen in der Katechese in portugiesischen Gemeinden 17.-18. Oktober 2009 Beginn: 9 Uhr Ende: 13 Uhr Rottenburg-Ergenzingen s. o. Dr. Claudia Hofrichter Anmeldung bis 29. Juli 2009 Gemeindeberater/innen und Supervisor/innen Chancen & Grenzen interner Beratung 20.-21. Oktober 2009 Beginn: 9.30 Uhr Ende. 17 Uhr Kath. Jugend- und Tagungshaus, Wernau s. o. Dr. Matthias Ball Anmeldung bis 25. September 2009 Beauftragte von Wort-Gottes-Feiern, die eine theologische Vorbildung haben Auslegung und Deutung der Schriftlesungen in der Wort-Gottes-Feier 14. November 2009 9 bis 17 Uhr Johann-Baptist-Hirscher-Haus Rottenburg Margret Schäfer-Krebs T: 07472 922-160 (Sekretariat) [email protected] Anmeldung bis 16. Oktober 2009 74 informationen März - Juni 2009 Angebote anderer Anbieter Zielgruppe Thema Zeit/Ort Informationen/Anmeldung Für Mädchen von 10-13 Jahren »Ein himmlisches Vergnügen« Besinnungswoche 2.-8. August 2009 Bildungshaus Untermarchtal in der Villa Sonnenschein Bildungshaus Untermarchtal T: 07393 30-250/251, F: -564 [email protected] www.untermarchtal.de Anmeldung bis 19. Juli 2009 Für Mädchen von 14-16 Jahren »Ein himmlisches Vergnügen« Besinnungswoche 16.-22. August 2009 Bildungshaus Untermarchtal in der Villa Sonnenschein s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 2. August 2009 Für Jugendliche und junge Erwachsene ab 17 Jahren »Alle meine Quellen entspringen in Dir …« Eine spirituelle Radtour 6.-10. September 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 23. August 2009 Junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahre Typisch Paulus – mit Ecken und Kanten! Wanderexerzitien 31. August bis 5. September 2009 Schwäbisch Gmünd Diözesanstelle Berufe der Kirche Collegiumsgasse 5, 72070 Tübingen T: 07071 569-162 F: 07071 16-83379 [email protected] www.entdeck-den-roten-faden.de Anmeldung bis 15. August 2009 Für Frauen von 25-65 Jahren »… und hätte die Liebe nicht« (1 Kor 13) Geistliche Tage 4.-8. September 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 21. August 2009 Für Frauen und Männer von 25-65 Jahren »Weil der Himmel in uns blüht« Schöpferische, geistliche Tage 31. Juli bis 2. August 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 17. Juli 2009 Für Frauen ab 30 Jahren Aufatmen! – Durchatmen! Tage im Kloster 21.-26. September 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 7. Sept. 2009 Für Frauen von ca. 35-65 Jahren »Nimm dir Zeit … – … und verweile« 2.-5. August 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 19. Juli 2009 Für Erwachsene »Alles beginnt mit der Sehnsucht« – Nelly Sachs Einzelexerzitien 30. August bis 5. September 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 16. August 2009 Für Seniorinnen und Senioren »Zeit für mich, Zeit füreinander, Zeit für Gott« Freizeit 2.-9. August 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 19. Juli 2009 Offenes Angebot Ikonenmalen nach überlieferter Tradition 30. August bis 5. September 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 16. August 2009 Offenes Angebot »Dem Monster Paroli bieten« Vom entängstigenden Umgang mit Alpträumen Traumseminar 18.-20. September 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 4. Sept. 2009 Offenes Angebot Natur, Kultur und Spiritualität Urlaub im Kloster 21.-27. September 2009 Bildungshaus Untermarchtal s. o. Untermarchtal Anmeldung bis 7. Sept. 2009 service 75 Service Entdeckt – gelesen – empfohlen Dass es mit der versöhnlichen Geste von Papst Benedikt gegenüber der Piusbruderschaft nicht nur um die Liturgie vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil geht, sondern ganz andere Intentionen bzw. Verweigerungen dahinter stecken, ist mittlerweile klar geworden. Dennoch war und ist die Liturgie immer ein Aufhänger. Dies wurde auch deutlich durch das Motu Proprio »Summorum Pontificum« von Benedikt XVI. im Jahr 2007, mit dem er den Gebrauch des alten Ritus wieder in Erinnerung gerufen hat – verboten war er nie. Daher tut es gut, sich zumindest an der Stelle der Liturgie selbst noch einmal kundig zu machen. Michael Kunzler Die »tridentinische« Messe. Aufbruch oder Rückschritt? Bonifatius Verlag Paderborn, 126 Seiten, 13,90 € Mit dem proprio wird ein vermeintlich verbotener Ritus wieder zugelassen; richtiger ist davon zu sprechen, dass es einen zweifachen Usus des einen Ritus gibt – so der Papst in seinem Begleitschreiben dazu. Kunzler stellt beide Formen in ihrem Kontext vor, verdeutlicht diese als legitimen Ausdruck einer beständigen Weiterentwicklung von Theologie wie Liturgie und gibt Hinweise, wie Liturgie angemessen gefeiert werden kann. Zunächst entkräftet er das Argument der Traditionalisten, nach dem die alte Messfeier die »wahre« Messe oder Messe aller Zeiten gewesen sei. Einen Beweis dafür gibt es nicht, zumal auch das Messbuch bzw. die Liturgie des Trienter Konzils eine Antwort auf Reformbemühungen innerhalb der Kirche war. An zwei Stellen wird verdeutlicht, dass alt und neu nicht so einfach zu trennen sind. Das betrifft zum Beispiel die Ausrichtung des Priesters mit dem Rücken oder mit dem Gesicht zur Gemeinde. Was üblich geworden ist, ist vom Konzil her nicht zwingend – und es gibt gute Gründe, beim gemeinsam en Beten von Priester und Gemeinde eine gemeinsame Ausrichtung als Ausdruck einer inneren Orientierung zu wählen. Ähnliches gilt für das Latein, das keineswegs die »Ursprache der Liturgie« war. Allerdings erfordert die Übersetzung in die Muttersprachen vieles an Sprachkunst, damit der theologische Inhalt der Liturgie und das heutige Sprachverständnis zusammen passen. Weitere Abschnitte weisen auf die erforderliche Aufgabe aller Liturgie hin, diese in Zukunft nämlich so zu feiern, »dass Gottes Handeln zum Leuchten« gebracht wird (111). 76 informationen März - Juni 2009 Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Motu Proprio gab es in Frankfurt eine umfangreiche Debatte zum gesamten Fragekomplex der Liturgie. Diese ist jetzt nachzulesen: Eckard Nordhofen (Hg.) Tridentinische Messe: Ein Streitfall. Reaktionen auf das Motu Proprio »Summorum Pontificum« Benedikts XVI., Kevelaer 2008, 144 Seiten, 14,90 € Die Kontrahenten der Debatte waren der Philosoph Robert Spaemann und der Schriftsteller Martin Mosebach auf der einen und die Liturgiewissenschaftler Arnold Angenendt und Albert Gerhards auf der anderen Seite. Neben dem Motu Proprio war vor allem das Buch von Mosebach »Häresie der Formlosigkeit« Thema, in dem er starke Kritik an der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils als einer von oben verordneten Reform äußert, die Rücksichtslosigkeit bei der Umsetzung der Reform anprangert und das Ergebnis, eine ausufernde Vielfalt von Formen, die der Liturgie nicht mehr gerecht wird, angreift. Das Streitgespräch, das der Herausgeber in einer Einleitung zusammenfasst und um viele kulturgeschichtliche Anmerkungen bereichert, beleuchtet viele Facetten zu Sinn und Stellenwert der Liturgie im Kontext der Kirche. Daniel Deckers als Moderator fügt einige historische und theologische Aspekte von der Liturgiereform seit 1964 bis zur heutigen erneuten Zulassung des einen Ritus hinzu (64). Damit wird auch die Irritation zum Gesamtvorgang deutlicher und welchen Stellenwert welche Theologie von Liturgie hat. Die Diskussion dreht sich dann um die liturgische Sprache bis hin zu einzelnen Formulierungen und um Frömmigkeitsaspekte. Ein solches Gespräch läuft, wie es läuft, doch eines ist mir aufgefallen, auf die wesentlichen theologischen Akzente, die auch mit der Liturgiereform verbunden waren, haben die beiden Liturgiewissenschaftler zu wenig verwiesen. Am Ende bleibt bei mir der Eindruck, dass ich zwar durch die Dokumente – das Motu proprio und den Brief des Papstes – gut informiert bin, die Debatte mich aber zu aktuellen Entwicklungen wenig informiert bzw. für die jetzt aktuellen Fragen zur Bedeutung des Konzils und zum Verhalten der Piusbruderschaft nicht mehr viel einträgt. Dr. Matthias Ball www.fachstelle-medien.de »Wo bist du gerade?« – das Handy als »Schweizer Messer« in der Medienwelt Ein alltägliches Bild: Jugendliche hantieren scheinbar laufend mit ihrem Handy, »simsen«, machen Fotos, präsentieren sich gegenseitig neue Klingeltöne oder beschallen ihre Umgebung mit Musik aus dem kleinen Gerät. Gelegentlich auch mal ein Telefonat: »Wo bist du?« , hat die Frage »Wie geht’s?« nahezu abgelöst. Das Handy ist ein multimediales, allzeit präsentes Hilfsmittel zur sozialen Vernetzung– das »Schweizer Messer« in der Medienwelt jugendlicher Leute, wie es der Medienpädagoge Jürgen Ertelt formuliert (in: Dittler/Hoyer, 2008). Wie das bekannte rote Taschenmesser, so ist im übertragenen Sinne auch das Handy ein Universalwerkzeug für Herausforderungen in der Medienwelt. Für junge Menschen besteht diese Herausforderung darin, einerseits Identität und Individualität zu entwickeln, andererseits sich sozial und kommunikativ zu integrieren, sich in das soziale Netz der Peergroup einzubinden und Anerkennung zu gewinnen. Für beide Aufgaben erweist sich das Handy als ideales Medium: Es wird durch vielfältig gestaltbare Personalisierung zum Ausdruck eigener Identität (»mein Klingelton«, »mein Logo«, mein »Handy-Anhänger«, »meine Musik«). Gleichzeitig steht das Handy für die Möglichkeit, permanent sozial vernetzt zu sein. Ein Adressbuch voller Foto:© Lucie Gerhardt/PIXELIO »Kontakte«, die Fotosammlung der Freunde, gesammelte SMS-Nachrichten geben das Gefühl sozialer Integration und bieten immer neuen Anlass für Gespräche face-to-face. Handys sind für Jugendliche mehr als mobile Telefone, sie sind Symbole für autonome Mediennutzung, Teilhabe an der modernen Medienwelt und soziale Einbindung in die Bezugsgruppe. Das können Erwachsene/Lehrkräfte oft nicht verstehen, denn für sie ist das Handy meist vor allem ein Telefon. Im Bildungskontext bietet die Handy-Nutzung viele kreative Anknüpfungspunkte in der Lebenswelt junger Leute: SMS-Prosa in 160 Zeichen, die Organisation sozialer Kommunikation oder der praktische Einsatz von Foto-, Video-, und Audiofunktionen bei der Dokumentation von Themen, z. B. im Unterricht, beziehen die Kompetenzen der Jugendlichen ein und bieten Anknüpfungspunkte zur Reflexion problematischer Nutzungsweisen und realer Gefährdungen. Wer macht das Geschäft mit den mobilen Diensten? Warum begrenzen Daten-, Urheber,- und Persönlichkeitsschutz die freie Nutzung des technisch Möglichen? Kann ich bei ständiger Erreichbarkeit wirklich selbstständig werden? Hier gilt es einerseits Orientierungswissen zu vermitteln und andererseits Verhalten zu reflektieren um eine sinnvolle Integration der modernen Kommunikationstechnologie in die Lebenswelt zur erreichen. Dies zu initiieren und zu begleiten, ist immer mehr Aufgabe aller, die mit Erziehung und Bildung in der mediatisierten Welt betraut sind. Schließlich ist es mit dem Handy wie mit dem Taschenmesser: vielfältig einsetzbar, aber wenn man nicht sachgerecht damit umgehen kann, kann man sich selbst und andere gefährden. Christian Kindler Navigieren in der Medienwelt – Medienbildung für die Praxis Ökumenischer Qualifizierungskurs für Medienberater/innen im Herbst 2009 Die Fachstelle Medien und das Evangelische Medienhaus unterstützen seit Jahren ein Netzwerk von Medienreferent/innen, die für Medienveranstaltungen, Elternabende und praktischen Medienprojekte als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Mit einem neuen Ausbildungsangebot wollen die beiden Medienstellen diesen Referenten-Pool ausbauen und starten ab Herbst einen modular aufgebauten Qualifizierungskurs. Angesprochen sind Interessierte, die bereits über eine pädagogische Ausbildung verfügen und sich haupt- oder nebenamtlich in der Medienarbeit engagieren wollen. Neben medienpädagogischer Elternarbeit kann dies auch in einer schulischen Medien AG oder in der Erwachsenenbildung sein. Der Qualifizierungskurs wird vier theoretische Grundlagenmodule sowie mehrere thematische Wahlpflicht-Komponenten und medienpraktische Übungen umfassen. Genauere Informationen enthält ein Info-Flyer, der bei der Fachstelle angefordert werden kann. Kontakt für Nachfragen: Christian Kindler, Tel. 0711 9791-2775, [email protected] Fachstelle Medien, Jahnstraße 32, 70597 Stuttgart, Telefon 0711 9791-2720, Fax 0711 9791-2744, E-Mail: [email protected] service 77 medien aktuell Bäume CDRD014 CD-ROM mit 36 Realfotos, f., Bruno Fäh, Stans 2008, ab 12 J. Bäume gehören von Anfang an zur Umwelt des Menschen und die gesamte Menschheit machte ihre Erfahrungen mit ihnen. Dies gilt auch für die Gegenwart, sei es als Kletterbaum, als Obstbaum, Schattenspender oder Holzlieferant. Die Bilder dieser Reihe nehmen wichtige Elemente von Bäumen auf: Wurzeln, Stämme, Äste, Blätter, Früchte, Gefährdungen, Krankheiten, Sterben. Da sie nahe liegende Analogien zum menschlichen Leben bilden, können Bäume oder Teile von ihnen zum Impuls werden, eigene Erfahrungen zu deuten und symbolisch-metaphorisch zum Ausdruck zu bringen. Ein Textheft auf der CD-ROM bietet Anregungen zur Betrachtung. Auch als Diareihe: DR3534 36 Dias ,Textheft. Stille Post DVK687 3 Min., f., Kurzspielfilm, Oliver Rauch, Deutschland 2006, ab 8 J. Unterrichtsende in der 3. Klasse einer Grundschule. Die Kinder dürfen sich ein Spiel wünschen. Die vorwitzige Miriam schlägt ›Stille Post‹ vor und alle sind begeistert. Neben Miriam sitzt Paul, ein schwarzer Junge. Auf der anderen Seite sitzt Luise, der Miriam etwas zuflüstert, eine Gemeinheit auf Pauls Kosten. Spannung und Schadenfreude in der Klasse steigen. Da durchbricht eines der Kinder den Kreislauf. Klara von Assisi DVK683 23 Min. f., TAU-AV, Stans 2008, ab 12 J. Übertragung der gleichnamigen Tonbildreihe auf DVD. Das Motiv »Den Fußspuren des armen Christus nachfolgen« erfasste im Hohen Mittelalter weite Kreise. Bußund Armutsbewegungen entstanden. Durch die persönliche Umkehr sollte die Kirche von innen heraus erneuert werden. Klara stand lange Zeit im Schatten von Franz von Assisi. Dabei wurde ihre eigene Persönlichkeit und Rolle meist übersehen. Das Tonbild greift einige ihrer biografischen Daten heraus und lässt Menschen von heute zu Wort kommen. Es schildert das soziale Umfeld von Klara, die Flucht aus Kreationismus DVK685 22 Min., f., Didaktische DVD, Dorothea Schmoll, Deutschland 2008 (FWU), ab 14 J. Durch die Bedeutung, die evangelikale, fundamentalistische Bewegungen in den USA gesellschaftlich gewonnen haben, erwacht auch in Europa verstärktes Interesse – sei es Sympathie oder Ablehnung – an einem christlichen Glauben, der eine wörtliche Schriftauslegung postuliert. Polarisationspunkt dieser wörtlichen Schriftexegese ist dabei vielfach die Frage nach der »Schöpfung« von Welt und Menschheit, die sich in dem Schlagwort »Kreationismus« fokussiert. Diese Bewegung hat auch in Deutschland Anhänger über die Grenzen der Konfessionen 78 informationen März - Juni 2009 dem Elternhaus, die Entstehung der Schwesterngemeinschaft, den Kampf um die Armut, ihre Haltung zur Institution Kirche, die Beziehung zwischen ihr und Franz, Tod und Heiligsprechung. Die DVD enthält auf der ROM-Ebene Anregungen und Texte als Zusatzmaterialien im pdf-Format. hinweg gefunden. Das Anliegen der Kreationisten belebt eine theologische Grundfrage wieder, die im Europa des aufgeklärten Christentums längst entschieden schien: Wie lassen sich religiöse biblische Weltdeutungsmodelle mit den Erkenntnissen moderner Naturwissenschaft verbinden? Die Didaktische DVD zeigt verschiedene Positionen zu der Thematik auf und fragt nach den Wurzeln und Ursachen einer fundamentalistischen Bibelauslegung. Der ROM-Teil der DVD bietet umfassende zusätzliche Arbeitsmaterialien für den Einsatz in Schulen und Gemeinden. Paulus in Rom DVK686 44 Min., f., Dokumentarfilm, Juri Köster, Deutschland 2008, ab 14 J. Paulus, der als römischer Bürger in Kleinasien geboren wurde, hat auf seinen Missionsreisen über 30.000 Kilometer zurückgelegt. Erst am Ende seines Lebens gelangte er nach Rom. Er kam als Gefangener in die damals größte und mächtigste Stadt der Welt, konnte aber über zwei Jahre lang im Verborgenen die Lehre Christi verkünden. Nirgendwo sonst finden sich mehr Hinweise auf sein Leben und Wirken: Orte, an denen er vermutlich gelebt und gelehrt hat, der Kerker, in dem er zusammen mit Petrus gefangen gewesen sein soll, die Stelle, an der er hingerichtet wurde, und schließlich sein Grab, das kürzlich unter der Basilika St. Paul vor den Mauern wiederentdeckt wurde. Im Rom der Gegenwart treffen Menschen aufeinander, die auf unterschiedliche Weise mit Paulus verbunden sind und versuchen, in seinem Geiste zu leben. Durch ihre Zeugnisse ersteht ein plastisches Bild von Paulus' Leben und seiner Zeit. ÖML: Tel. 0711 22276-67 bis -70, Fax 0711 2227671, E-Mail: [email protected] Zur letzten Ausgabe Bestattungskultur Replik auf »Eine Gedenkstätte für das nichtbestattete menschliche Leben« Beitrag von Hermann Sorg, IINFORMATIONEN Nr. 412, Januar-Februar 2009, S. 34 Mit meiner Replik beziehe ich mich auf den Abschnitt des genannten Beitrags, in dem es darum geht, was mit den nicht bestattungspflichtigen Kindern geschieht. Herr Sorg erwähnt, dass diese bisher als »Körpermaterialien« verbrannt wurden und die Novellierung des Bestattungsgesetzes es nun ermögliche, auch diese Föten zu bestatten. Beides entspricht nicht der Realität. Zum einen: Das Gespräch unter Kolleg/innen zeigt, dass nicht bestattungspflichtige Kinder – also Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 500 g, die keinerlei Lebenszeichen gezeigt haben – heute keineswegs mehr als »Körpermaterialien« entsorgt werden. Das war vor Jahren sehr wohl so, aber es ist nicht der aktuelle Stand der Dinge. In Tübingen werden bereits seit dem Jahr 2000 alle Föten, aber auch Gewebereste aus Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüchen gemeinsam bestattet. Dies ist Ergebnis eines Bewusstseinsbildungsprozesses der letzten Jahre und Jahrzehnte, der sowohl von Eltern als auch vom betreuenden Personal und den Seelsorgerinnen und Seelsorgern getragen wurde. Zum anderen: Es stimmt nicht, dass ab 2009 Gewicht und Alter des Fötus keine Rolle mehr spielen. Nach wie vor gilt die o.g. Grenzziehung: wenn ein Kind mit unter 500 g Geburtsgewicht geboren wird und keine Lebenszeichen feststellbar sind, ist es nicht bestattungspflichtig, über 500 g Geburtsgewicht und/oder mit Lebenszeichen beginnt die Bestattungspflicht. Neu ist dagegen, dass Eltern, deren Kinder nicht bestattungspflichtig sind, sehr wohl aber ein Recht auf Bestattung haben, und – so sie dies nicht selbst wahrnehmen – die Föten von der Klinik in einem würdigen Rahmen zu bestatten sind. Die neue Rechtsprechung holt deshalb in aller Regel nur die Realität ein und setzt als geltendes Recht, was bereits seit Jahren praktiziert wird. Und das ist ohne Frage ein Gewinn. Beatrix Schubert Klinikseelsorgerin an der Uni-Frauenklinik Tübingen Gute Ideen aus den Dekanaten Trauernde Eltern und Geschwister lädt das Dekanat Tuttlingen-Spaichingen jeweils am 2. Adventssonntag zu einem Totengedenkgottesdienst ein. www.dekanat-tut.drs.de In einer ansprechenden kleinen Broschüre »In der Trauer nicht allein«, bietet die evangelische und die katholische Kirche Böblingen einen nach Orten gegliedertem Überblick über alle Angebote für Trauernde im Landkreis an (Gedenkgottesdienste, Trauergruppen usw.). Eine solche Broschüre kann in Kirchen und kirchlichen Einrichtungen, aber auch im Rathaus/Bürgeramt , in der Volkshochschule etc. ausliegen. www.kirche-bb.de Vielfältige Veranstaltungsangebote rund ums Sterben findet man im Hospiz St. Martin in Stuttgart Degerloch. www.hospiz-st-martin.de Zur letzten Ausgabe 79 Zur letzten Ausgabe Weitere Literaturhinweise Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.) Christliche Bestattungskultur Orientierungen und Informationen DBK Sonstige Publikationen 2072 (2004) Wenn das Leben mit dem Tod beginnt. Eltern trauern um ihr totes neugeborenes Kind. Hinweise zur Begleitung, Seelsorge und Beratung DBK Arbeitshilfe 174 (2005) Eine Einführung in die kirchliche Begräbnisfeier ist bei der Deutschen Bischofskonferenz derzeit in Vorbereitung. Bezug: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Zentrale Dienste/Organisation, Postfach 2962, 53019 Bonn, Fax 0228 103-330, [email protected], www.dbk.de > Schriften Diözesanrat Passau (Hg.) Sterben – Tod – Trauer. Mitgehen und Begleiten Gedanken und Impulse zur Sterbepastoral und Trauerbegleitung Eine Gesprächsanregung des Diözesanrates Passau Bezug: Diözesanrat Passau, Domplatz 3, 94032 Passau, Tel. 0851 393350, [email protected] Michael Nüchtern / Stefan Schütze Bestattungskultur im Wandel EZW-Texte 200 (2008) Das Themenheft der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen gliedert sich in zwei Teile: - »Bestattungskultur in Bewegung« beinhaltet neben einer Analyse auch konkrete Anstöße für Kirche - »Das Berufsbild des Bestatters. Eine Medienrecherche« – hochinteressante Orientierung nicht nur für diejenigen, die regelmäßig mit Bestattungsunternehmen zu tun haben. Bezug: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Auguststraße 80, 10117 Berlin, Tel. 030 28395211, Fax -212, [email protected], www.ezw-berlin.de 80 informationen März - Juni 2009 »Noch mal leben vor dem Tod« Ausstellung im Haus der katholischen Kirche Fotos von Menschen in ihrer letzten Lebensphase und nach ihrem Tod, aufgenommen von Walter Schels, zeigt eine Foto-Ausstellung »Noch mal leben vor dem Tod«, die am 1. November im Stuttgarter Haus der katholischen Kirche beginnt. Texte von Beate Lacotta begleiten die Bilder. Getragen wird die Ausstellung von den Erwachsenenbildungseinrichtungen der Diözesen und Landeskirchen in Baden-Württemberg. Literaturwettbewerb zur Ausstellung Im Rahmen dieser Ausstellung schreibt die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart erstmals einen Literaturwettbewerb zum Thema Sterben und Tod aus. Die sprachliche Gestaltung des Themas erfährt dabei eine besondere Berücksichtigung. Eingereicht werden können Erzählungen mit höchstens fünf Seiten Länge (1.200 Zeichen pro Seite) oder bis zu fünf Gedichte, die bislang weder veröffentlicht noch bei einem anderen Wettbewerb eingereicht wurden. Einsendefrist ist der 6. Oktober 2009. Der KEB-Literaturwettbewerb ist ausgestattet mit einem ersten Preis in Höhe von 1.000 Euro und einem zweiten von 500 Euro. Der dritte Preis besteht aus einem »All-inclusive«(Arbeits)Wochenende in einem Bildungshaus mit Vollpension und DB-Anreise. Eine professionelle Jury (Literaturwissenschaft/Theologie/Kunst) wird die Auswertung vornehmen. Zehn Texte werden in einer Sondernummer der KEB-Zeitschrift »Stuttgarter Hefte« veröffentlicht. L Nähere Informationen: Katholische Erwachsenenbildung KEB Dr. Michael Krämer, Jahnstraße 30, 70597 Stuttgart [email protected] www.dioezesanbildungswerk.de.