Der Alptraum jedes Meistertrainers
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Der Alptraum jedes Meistertrainers
Der Alptraum jedes Meistertrainers Die besten Spieler der Hinrunde kann jeder küren. Die größten Enttäuschungen ebenso. Und das Beste dabei: Wir haben es getan. Am Ende dieser Halbserie stellt sich die Frage, welche Spieler besonders überzeugt haben. Sind es die teuren Neuzugänge, die billigen Schnäppchen, oder läuft vielleicht ein Altmeister noch einmal zu großer Form auf? Kurz: Man kann diejenigen Spieler zu einer Top-Elf zusammenstellen, mit der selbst Thomas Doll Meister werden würde. Über die Besetzung dieser Top-Mannschaft der Hinrunde kann es allerdings überhaupt gar keinen Zweifel geben. Das Tor hütet natürlich René Adler von Bayer Leverkusen. Vor ihm bilden natürlich der Karlsruher Mario Eggimann, der Schalker Marcelo Bordon und der Bremer Per Mertesacker eine undurchdringliche Mauer, die auch vom Weltraum aus noch zu sehen ist. Das Mittelfeld besteht natürlich aus den drei Künstlern Rafael van der Vaart (HSV), Diego (Werder) sowie Franck Ribéry von den Bayern, hinter denen natürlich der Schalker Jermaine Jones seine zerstörerischen Bahnen zieht. Und im Sturm stehen natürlich der NeuBremer Boubacar Sanogo und der Neu-Bayer Miroslav Klose, natürlich flankiert vom groß aufspielenden Sergej Barbarez. Ein solches Team kann man aufstellen. Man kann es jedoch auch lassen und anders an die Sache herangehen. Man kann beispielsweise die Mannschaft der Hinrunde zusammenstellen, mit der kein Trainer der Welt jemals auch nur österreichischer Meister werden würde. Denn genauso wie es Spieler gibt, die die Erwartungen erfüllen oder sogar übertreffen, gibt es diejenigen, die große Hoffnungen wecken und dann aus den unterschiedlichsten Gründen scheitern. Auf den folgenden Seiten haben wir streng subjektiv die Spieler ausgesucht, die in dieser Mannschaft auflaufen könnten. Tomislav Piplica Tomislav Piplica von Energie Cottbus. Mit Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen: Der Zirkus Cottbus hat seine größte Attraktion verloren. Der "Unglaubliche Tomislav", der die Zuschauer jahrelang mit seinen Kapriolen unterhielt, musste seinen Platz im Programm räumen. Diesen hat nun der "Unscheinbare Gerhard" übernommen, der den Piplica'schen Unterhaltungswert aller Wahrscheinlichkeit nach nie auch nur annähernd erreichen wird. Als Huldigung an den großen Piplica erinnern wir an dieser Stelle noch einmal an seine größte Nummer: das "Unglaubliche Kopfballeigentor". Was man dazu benötigt: einen Angreifer, einen Abwehrspieler und einen Torhüter mit viel Humor. Wie es geht: Der Angreifer schießt aufs Tor, der Abwehrspieler fälscht den Ball so ab, dass er in hohem Bogen auf das Tor zufliegt. Humorlose Torhüter fangen den harmlosen Ball ab, machen das Spiel mit einem langen Abwurf schnell und leiten womöglich noch ein Tor ein. Nicht so der "Unglaubliche Tomislav". Der fixiert den Ball und verfolgt dessen parabelförmige Flugkurve gebannt mit, begibt sich schon einmal lässig tänzelnd an die vereinbarte Stelle, an der der Ball schließlich zärtlich seine Stirn touchiert und ins Tor fällt. Zur Vervollständigung des Effekts - und hier zeigt sich sein ganzes komödiantisches Talent wirft sich Piplica dynamisch neben den Ball ins Netz und bedauert dramatisch seinen "Fauxpas". Eine Sternstunde der Unterhaltung. Deshalb unser Appell an dieser Stelle an Cottbus-Trainer Bojan Prasnikar: Lassen Sie den "Unglaublichen Tomislav" wieder ins Programm! Die einzigen, die hier widersprechen würden, sind wohl humorlose Cottbus-Fans. Christian Wörns und Robert Kovac Christian Wörns (links) und Robert Kovac von Borussia Dortmund. In einer Dortmunder Mannschaft, deren sprunghafte Leistungen in dieser Saison (und der letzten, und der vorletzten, und der vorvorletzten, und...) wohl nur damit zu erklären sind, dass sich die Spieler eine maximale Anzahl an guten Spielen vertraglich haben zusichern lassen, stechen zwei Spieler aufgrund ihrer Konstanz hervor: Statler und Waldorf vom Balkon der Borussen-Show, besser bekannt auch als Christian Wörns und Robert Kovac. Mit ihrer geballten Erfahrung (Wörns ist mehr als 1,1 Milliarden Sekunden alt, und Kovac ist auch nur wenige Millionen jünger) wissen sie, dass eine neu zusammengestellte Mannschaft nur über Konstanz zusammenfinden kann. Dumm nur, dass sich Wörns und Kovac dafür entschieden haben, konstant schlecht zu spielen, konstant weit weg vom Gegenspieler zu stehen und konstant langsam zu laufen. Oder um es mit dem Karlsruher Philosophen Sebastian Freis zu sagen: "Die sind jetzt schon in einem fortgeschrittenen Alter, da kommt man nicht so schnell hinterher." Und der KSCStürmer muss es wissen, denn immerhin schaffte er gegen die beiden, was ihm sonst eher selten gelingt: er schoss ein Tor. Serdar Tasci Serdar Tasci vom amtierenden Deutschen Meister VfB Stuttgart. Man muss sich das ja mal vor Augen halten. In einem Alter, in dem andere junge Erwachsene zum ersten Mal ohne Mami zum Frisör gehen, war Serdar Tasci schon Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart. Noch dazu war er mit seinen 19 Jahren schon einer der Garanten dafür, dass der Erfolg der Schwaben in der letzten Saison überhaupt zustande kommen konnte. Logisch, dass das nicht so weitergehen konnte. Angesichts der vielen Reisen, die der VfB in der Champions League europaweit unternehmen musste, wirkte Tasci oftmals dermaßen verwirrt, als wüsste er gerade nicht, in welcher Stadt er sich überhaupt befindet. Geschweige denn, wo sein Platz in der Viererkette ist. Dass sein Nebenmann Fernando Meira meist entweder genauso desorientiert war oder mal wieder damit beschäftigt, Gegenspielern das Bein oberhalb des Knöchels abzutrennen, half da nur bedingt. Doch eines ist auch sicher: Sobald jemand Tasci eine Europakarte schenkt (und ihm dazu noch zwei Jahre Zeit gibt), ist dieser eine sichere Bank für die Doll'sche Meisterelf. Ivan Rakitic Ivan Rakitic, Neuzugang beim FC Schalke 04. Um es gleich vorweg zu sagen: Die Aufnahme von Ivan Rakitic in diese Liste hat nur bedingt sportliche Gründe. Dafür hat er in der ersten Hälfte der Hinserie zu stark gespielt und mehr als nur angedeutet, dass er für Schalke ein Ersatz für den abgewanderten Lincoln sein kann. Im Grunde steht Rakitic nur an dieser Stelle, weil der alte Schauspieler und Egomane Lincoln inzwischen nicht mehr in der Bundesliga spielt und deswegen hier nicht verspottet werden kann. Nein, der wahre Grund für die Aufnahme von Ivan Rakitic in diese Liste ist die unglaubliche Tragik in Zusammenhang mit seinem Disco-Besuch wenige Tage vor dem entscheidenden Champions-League-Spiel gegen Trondheim im "Club Intakt". Diese Affäre wird ihn so traumatisiert haben, dass er auf Jahre hin untrainierbar sein wird. Nicht genug damit, dass er in seiner Unerfahrenheit einen Ausflug nach Duisburg unternahm - er und seine Mittänzer Mladen Krstajic und Jermaine Jones wurden auch noch auf die perfideste aller Arten enttarnt: von einem BILD-Leserreporter. Yildiray Bastürk Yildiray Bastürk (hinten) vom VfB Stuttgart. Stuttgarts Trainer Armin Veh ließ vor einigen Wochen über seinen neuen Spieler Yildiray Bastürk verlauten: "Er wird für uns noch so ein wichtiger Spieler wie Diego für Bremen." Leider ist nicht genau bekannt, ob Diego in Bremen auch hauptsächlich dafür zuständig ist, die medizinische Abteilung zu beschäftigen. Wohl eher nicht. Dass Bastürk großes Potenzial hat und dieses auch abrufen kann, sobald er sich einmal ohne Rollstuhl fortbewegt, ist unstrittig. Ebenso unstrittig ist jedoch, dass es einer derzeit ungefestigten Mannschaft wie dem VfB Stuttgart in keiner Weise hilft, wenn sie in einer Woche mit Spielmacher aufläuft und in der nächsten schon wieder ohne auskommen muss. Oder um es mit einem VfB-Fan unseres Vertrauens zu sagen: "Da hätten sie auch meine Oma verpflichten können - die lahmt auch." Jakub Blaszczykowski Jakub Blaszczykowski - genannt Kuba - von Borussia Dortmund. Man kann sich vorstellen, wie Jakub Blaszczykowski zu Borussia Dortmund kam. In der Sommerpause saßen Trainer Thomas Doll und Sportdirektor Michael Zorc lange zusammen und grübelten über mögliche Neuverpflichtungen. Nach langen Überlegungen wurden Dolli und Susi richtig müde, so dass sie einschliefen. mit der Stirn auf die Tastatur des Neuverpflichtungsprofilerstellungslaptops knallten und dort willkürlich Tasten drückten. Als sie erwachten, schauten sie auf den Monitor, und da stand: Blaszczykowski. Da der Betreffende auch existierte, noch dazu Fußballer war und als einer der talentiertesten polnischen Fußballer seiner Generation galt, wurde er flugs verpflichtet. Seine Einstandsgeschenke waren eine formidable Vorbreitung und die Bereitschaft, sich "Kuba" statt "Blaszczykowski" aufs Trikot drucken zu lassen (Gerüchten zufolge war der Beflocker der Leibchen kurz davor, sich in psychologische Behandlung zu begeben). Seitdem jedoch die Saison läuft, läuft es für Kuba nicht mehr. Er rennt sich fest, rennt umsonst oder dient Mark van Bommel als Fußhocker. Jetzt sollten die Borussen vielleicht noch einen Polen verpflichten, damit sich Kuba in Dortmund wohler fühlt. Dolli und Susi grübeln schon. Und müde sind sie auch… Carlos Alberto Carlos Alberto, Werder Bremens teuerster Neuzugang der Vereinsgeschichte. Carlos Alberto ist in dieser Saison bei Werder Bremen der Mann für die entscheidenden Spielsituationen. Zwei Mal wurde er in der Liga eingewechselt: beim 0:4 gegen die Bayern am 2. Spieltag und beim 4:0 gegen den Karlsruher SC am 13. Damit kommt er auf formidable 41 Minuten Einsatzzeit. Hinzu kommen noch drei Minuten in der Champions League und 13 im DFB-Pokal. Damit hat sich Werder Bremen eine Spielminute des Brasilianers knapp 136.000 Euro kosten lassen. Aufgrund der vielen Verletzungen des mit 7,8 Millionen Euro teuersten Werder-Einkaufs der Vereinsgeschichte blieb ein weiterer Umstand lange verborgen, der erklären könnte, warum sich Carlos Alberto bislang noch nicht bei Bremen zurechtfindet: Er ist überhaupt nicht Carlos Alberto, der brasilianische Fußballer, sondern Carlos Alberto, der brasilianische Boxer. Dies versuchte er in Ermangelung eines Dolmetschers mit Boubacar Sanogo im Training pantomimisch darzustellen, doch die Werder-Verantwortlichen verstanden das gründlich falsch. Stattdessen versuchen sie weiter, ihm das Fußballspielen beizubringen. Mal sehen, ob das bis zum Rückrundenstart gelingt. Ciprian Marica Ciprian Marica, Neuzugang beim VfB Stuttgart Spricht hier jemand Rumänisch? Gut, dann ein kleiner Crashkurz. "Marica" ist eine in Rumänien beliebte Floskel, die so viel bedeutet wie "bemüht, aber glücklos". Was für ein wundervoller Zufall, dass der neue rumänische Stürmer des VfB Stuttgart Ciprian Marica heißt. Und dieser tut nun wirklich alles, um seinem Namen alle Ehre zu machen. Drei Tore in 21 Pflichtspielen für den Deutschen Meister der letzten Saison und viele unglückliche Auftritte sprechen eine deutliche Sprache. Das alleine würde noch niemanden interessieren, wäre Marica mit knapp acht Millionen Euro nicht einer der teuersten Transfers dieses Sommers gewesen. Da ist es doch gut zu wissen, dass sein Vorname "Ciprian" ebenfalls eine beliebte rumänische Floskel ist, die da übersetzt bedeutet: "Ewerthon spielt noch schlechter als ich." Lukas Podolski Lukas Podolski (Bayern München) im Dress der Nationalmannschaft. Der polnisch-bayerische Bankwärmer Lukas Podolski ist ein außergewöhnlicher Fußballer, da besteht kein Zweifel. Daher sollte er sich auch zu einem außergewöhnlichen Schritt durchringen. Er sollte zurücktreten. Einen großen Unterschied würde es ohnehin nicht machen: In der Nationalmannschaft kann er weiterhin ohne viel Spielpraxis mitmachen und trotzdem gut spielen, das praktiziert er jetzt ja auch schon so. Und bei den Bayern spielt er ohnehin nicht. Fit halten kann er sich bei seiner Jugendmannschaft vom FC 07 Bergheim, dann schaut bei denen auch mal wieder jemand vorbei. Und in der übrigen Zeit kann er sich seinem zweiten Standbein widmen: dem Aphorismus. Immerhin hat er schonmal den Deutschen Fußball-Kulturpreis für den besten Fußballspruch des Jahres gewonnen, als er philosophengleich analysierte: "So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere." Da fällt uns nur noch eines ein: "So ist Bayern. Immer spielen die anderen." Mohamed Zidan Mohamed Zidan vom Hamburger SV. Wissen Sie, was Mohamed Zidan in dem obigen Bild so inbrünstig ruft? Wir auch nicht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er "Ich will zurück zu Kloppo" brüllt, ist riesengroß. Denn immerhin war der FSV Mainz 05 mit seinem Trainer Jürgen Klopp bislang der einzige Verein in Deutschland, bei dem Zidan zu großer Form auflief. Dabei standen die Chancen gar nicht so schlecht, dass Zidan beim Hamburger SV im zweiten Versuch sein Glück im hohen Norden finden würde. Immerhin hatte er hier nicht Bremer Hochkaräter wie Miroslav Klose vor sich, sondern den Kroaten Ivica Olic, dessen kroatischer Nachname - welch wundervoller Zufall - in der letzten Saison noch "bemüht, aber glücklos" bedeutete. Der zweite Konkurrent im Hamburger Sturm war Paolo Guerrero, der aus Prinzip nur trifft, nachdem er eingewechselt wird. Gute Karten also für den Fünf-Millionen-Mann Zidan, sollte man meinen. Und dennoch kommt er auch hier nicht auf Touren. Deshalb kann es für die Verantwortlichen beim HSV nur heißen: Nachfolger von Huub Stevens wird, ganz klar, Jürgen Klopp. Mitglied ehrenhalber: Ailton Ailton (links, Mitte und rechts) auf der Bank des MSV Duisburg. Wenn Sie mitgezählt haben, sind Sie mittlerweile bei zwölf. Das ist ein Spieler zu viel für eine Top 11, doch für den Kugelblitz wollen wir einmal eine Ausnahme machen - schließlich stellt es auch für das Duisburger Spiel keinen Unterschied dar, ob er nun dabei ist oder nicht. Man weiß nicht, welche Gründe die Verantwortlichen des MSV für den Transfer von Ailton hatten - sportliche können es nicht gewesen sein. Vielleicht wurde er als belustigendes Element für die Stimmung in der Mannschaft verpflichtet, oder vielleicht - wobei, das ist kaum vorstellbar - war es ein Mediencoup? Eine Aufgabe für Ailton würde uns dann aber doch noch einfallen: Wie wäre es mit einem Part als menschliche Kanonenkugel im Unterhaltungsprogramm vor Heimspielen der Zebras? Dann würde er in hohem Bogen über das Spielfeld fliegen - und von der Stirn des "Unglaublichen Tomislav" dann ins Tor.