Kompetenzbeschreibungen

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Kompetenzbeschreibungen
 Marburger Kompetenzrad Kompetenzbeschreibungen 1. Perzeptive Laut‐Buchstaben‐Zuordnung Der Lerner kann beim Hören eines Lautes bzw. einer Silbe die zugehörige Buchstabenfolge aus einer Reihe von maximal drei unterschiedlichen Graphemen richtig wiedererkennen und auswählen. 2. Schriftliche Laut‐Buchstaben‐Zuordnung Der Lerner kann gehörte Laute (d. h. Silben sowie kurze und lange Wörter) lautgetreu im Sinne der deutschen Lautung und Zuordnung schriftlich in Buchstaben umsetzen (z. B. „heute“ als „hoite“, „aber“ als „aba“). 3. Buchstaben‐Laut‐Zuordnung Der Lerner kann Buchstaben und Buchstabenfolgen (Silben sowie kurze und längere Wörter) korrekt von der Schrift in mündliche Sprache umsetzen. 4. Orthographie Der Lerner kann über die reine (d. h. lautgetreue) Laut‐Buchstaben‐Zuordnung hinaus gelernte Wörter orthographisch korrekt umsetzen, auch wenn sie abweichend von ihrer Lautierung geschrieben werden. 5. Semantisches Verständnis Diese Kompetenz beinhaltet sowohl Wortschatzkenntnisse als auch sinnentnehmendes Leseverstehen. Der Lerner kann einem Konzept (z. B. dem Bild eines Baumes) das entsprechende deutsche Wort schriftlich zuordnen (und umgekehrt). Dieses Wort muss in diesem Zusammenhang nicht zwangsläufig korrekt geschrieben sein; es muss jedoch erkennbar sein, dass das richtige Wort „gemeint“ ist. Dies lässt den Rückschluss zu, dass es im mentalen Lexikon gespeichert wurde. Darüber hinaus ist der Lerner in der Lage, sinnentnehmend zu lesen. Beispielsweise legt man dem Lerner drei ähnliche Bilder und einen Satz vor. Der Lerner weist sein Leseverstehen (und seine Wortschatzkenntnisse) nach, indem er dem Satz das richtige Bild/die richtige Situation zuordnen kann. Auf einfache schriftliche Fragen (z. B. „Was essen Sie gerne?“) kann der Lerner korrekte Antworten geben. Eine Antwort gilt in diesem Kompetenzbereich auch dann als korrekt, wenn sie orthographisch oder syntaktisch inkorrekt geschrieben ist, sofern die inhaltliche Aussage mit Blick auf die Frage angemessen und verständlich ist. 6. Schreibakkuratheit Der Lerner ist in der Lage, Buchstaben in ihrer korrekten und erkennbaren Form aufzuschreiben. Dabei muss beachtet werden, dass bestimmte Buchstaben aufgrund der persönlichen Handschrift vom Normbild abweichen können und deshalb nicht als mangelhaft angesehen werden dürfen. Das Schriftbild ist flüssig und regelmäßig aufgrund einer sicheren Stiftführung und Umsetzung der Buchstaben. Groß‐ und Kleinbuchstaben werden sichtbar unterschieden (z. B. P und p) und einander ähnliche Buchstaben klar voneinander abgegrenzt (z. B. n und h). Der Lerner kann die Linie halten. 7. Vervollständigen struktureller Schemata Der Lerner ist in der Lage, ein strukturelles Schema zu vervollständigen. Dazu gehört einerseits die grundsätzliche Fähigkeit, Tabellen auszufüllen, Multiple‐Choice‐Aufgaben zu lösen oder eine beliebig vorgegebene Reihe logisch weiterzuführen (z. B. Buchstabenreihen, Zahlenreihen, Begriffsreihen oder andere Schemata/Muster) sowie das richtige Einsetzen bekannter grammatischer Paradigmen, wie z. B. die Personalendungen an Verben (‐e, ‐st, ‐t, ‐en) oder Singular‐ und Pluralendungen von Nomen. Marburger Kompetenzrad 8. Grammatikanwendung beim gelenkten Schreiben Der Lerner kann schriftlich syntaktisch korrekte Sätze oder Phrasen bilden. Ausgenommen sind dabei syntaktische Konstruktionen, die (noch) nicht im Bereich der Alphabetisierung behandelt werden. Das heißt, als Maßstab für syntaktische Korrektheit wird nicht die Dudengrammatik zugrunde gelegt, sondern das, was den Lernern realistischer Weise im Bereich der Alphabetisierung an einfachen Grammatikkenntnissen vermittelt wird. Der Lerner kann – in diesem Sinne – Fragen in syntaktisch korrekten Sätzen oder Phrasen schriftlich beantworten. 9. Grammatikanwendung beim freien Schreiben Der Lerner kann frei zu einem vorgegebenen Thema (z.B. einer Bildergeschichte) syntaktisch korrekte Sätze schreiben, die sich auf das Thema beziehen. Ausgenommen sind (auch hier) syntaktische Konstruktionen, die (noch) nicht im Bereich der Alphabetisierung behandelt werden. Das heißt, als Maßstab für syntaktische Korrektheit wird nicht die Dudengrammatik zugrunde gelegt, sondern das, was den Lernern realistischer Weise im Bereich der Alphabetisierung an einfachen Grammatikkenntnissen vermittelt wird. 10. Grammatikanwendung beim freien Sprechen Der Lerner kann sich frei zu einem vorgegebenen Thema (z. B. über ein Bild) in Form von syntaktisch korrekten Sätzen oder Phrasen mündlich äußern. Ausgenommen sind auch hier syntaktische Konstruktionen, die (noch) nicht im Bereich der Alphabetisierung behandelt werden. Das heißt, als Maßstab für syntaktische Korrektheit wird nicht die Dudengrammatik zugrunde gelegt, sondern das, was den Lernern realistischer Weise im Bereich der Alphabetisierung an einfachen Grammatikkenntnissen vermittelt wird. 11. Selbständigkeit Der Lerner ist in der Lage, selbständig zu arbeiten, ohne auf häufige Anweisungen und Rückmeldungen der Lehrperson angewiesen zu sein. Er kann sich Aufgaben selbst aus einem vorgegebenen Angebot auswählen und eigenständig bearbeiten. Darüber hinaus ist der Lerner in der Lage, seine eigenen Fehler – z. B. unter Zuhilfenahme einer materialimmanenten Kontrollfunktion – zu erkennen, an ihnen zu arbeiten und sie zu korrigieren. 12. Alltagsbezogene Kommunikationsfähigkeit Der Lerner beherrscht die deutsche Sprache soweit, dass er im Unterricht den Erklärungen der Lehrperson folgen und mit anderen Lernern in einen kommunikativen Austausch treten kann. Er kann sich mündlich in das Kursgeschehen einbringen und sich verständlich (in einer vertretbaren Zeitspanne) ausdrücken. Er kann sich mitteilen, wenn er etwas nicht verstanden hat oder ein ähnliches Anliegen hat, kann sich für einen Fehltermin entschuldigen und Termine vereinbaren. Es werden dabei unterschiedliche Grade an Deutschkenntnissen unterschieden: (1) keine Deutschkenntnisse (höchstens ein „Guten Tag“), (2) sehr einfache Kenntnisse (kann auf grundsätzliche Fragen zu seiner Person reagieren, die ihm im Alltag häufig begegnen, wie Name, Familie, Herkunftsland, Wohnort), (3) einfache Kenntnisse (kann darüber hinaus grundlegende Informationen verstehen oder geben; also eine Krankheit angeben oder etwas über seine Arbeit oder Familie sagen), (4) fast alltagstaugliche Kommunikationsfähigkeit (kann über alle alltagsrelevanten Dinge in einen prinzipiellen Austausch treten), (5) alltagstaugliche Kommunikationsfähigkeit (kann sicher über alltagsrelevante Dinge sprechen und alle konkreten Informationen/Fragen verstehen). 

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