Protokoll Nr. 470 vom 13.12.2004 - Wilhelm

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Protokoll Nr. 470 vom 13.12.2004 - Wilhelm
WILHELM FOERSTER STERNWARTE E.V.
MIT ZEISS-PLANETARIUM BERLIN
Munsterdamm 90  D-12169 Berlin  Tel. 030 / 790 093 - 0  FAX: 030 / 790 093 - 12
PROTOKOLL DER
470. SITZUNG DER GRUPPE
BERLINER MONDBEOBACHTER
Das Mondprotokoll im Internet: http://www.wfs.be.schule.de/pages/Mondbeobachter/
Zu Anfang dieses Protokolls ein paar Worte in eigener Sache. Das Mondprotokoll wurde über
lange Jahre in bewährter Weise von Herrn Voigt und Herrn Tost geschrieben und von Frau
Regine Zucht, der Sekretärin der Wilhelm-Foerster-Sternwarte, fertig gestellt. Dabei wurde
mancher Schreibfehler und manche Stilblüte in professioneller Weise korrigiert. Auch die
Arbeit des Ausdruckens, Vervielfältigens und Verschickens hat Frau Zucht selbst nach ihrer
Pensionierung in freundlicher Weise weiter geführt.
Im November erfuhren wir, dass Frau Zucht nach kurzer Krankheit verstorben ist. Die
Mondgruppe, an der Frau Zucht häufig teilnahm, hat die Nachricht mit großer Trauer
aufgenommen und hat mit mehreren Mitgliedern an der Beisetzung teilgenommen.
Für die Zukunft des Mondprotokolls hat dies einige organisatorische Auswirkungen:
Das Mondprotokoll wird ab sofort von Herrn Tost erstellt.
Das Protokoll wird in Zukunft sofort nach Fertigstellung auf den Webserver der WFS kopiert.
Die Benachrichtigung der interessierten Freunde und Mitglieder erfolgt weiterhin über EMail, aber nur noch mit der Information über die Fertigstellung und dem Link zum laden der
PDF-Datei vom Server. Die Verschickung der vollständigen Dateien hatte ohnehin für viele
Rückläufer gesorgt, weil diverse Mailadressen immer wieder zu Problemen führten.
Diejenigen Personen und Institutionen, die das Mondprotokoll als Papier-Version über das
Büro der Sternwarte erhalten haben, werden gebeten, zu überprüfen, ob Sie das Protokoll
mittlerweile auch als elektronische Kopie erhalten können und wollen. Geben Sie bitte für
beide Fälle eine entsprechende Notiz an das Büro oder per E-Mail an Herrn Tost.
Datum: 13. Dezember 2004
Beginn: 20.00 Uhr
Ende: 21.30 Uhr
Es sind erschienen die Damen Becker, Pawlukiewicz und Wühle, sowie die Herren Buchholz,
Dentel, Merrettig, Pawlukiewicz, Starzynski, Tost und Voigt.
Herr Voigt eröffnet die Sitzung, begrüßt die Teilnehmer und gibt bekannt, dass der aktuelle
Mond heute Abend, einen Tag nach Neumond, nur ½ Stunde als ganz schmale Sichel über
dem Horizont zu sehen war; jedoch hat eine dichte Wolkenschicht auch diese kurze
Beobachtungsperiode verhindert. Bei klarer Sicht könnte diese Phase auch am Tage
beobachtet werden, wobei ein Polarisationsfilter den blauen Himmelshintergrund dämpfen
kann. In diesem Zusammenhang berichtet Herr Buchholz darüber, dass er im vergangenen
Monat aufgrund des Berichtes in der letzten Mondgruppe verstärkt den Mond am
Tageshimmel beobachtet hat. Der Anblick ist wirklich faszinierend. Er hat festgestellt, dass
man verbesserte Resultate erhält, wenn man den Blaufilter 80A verwendet.
Letzten Monat erreichte uns die E-Mail eines Physiklehrers, der nach Mondbildern am
Tageshimmel und gleichzeitigen Aufnahmen von Sonne und Mond fragte. Ihm wurden die
Bilder zugesandt, die wir in der letzten Mondgruppe besprochen hatten, sowie ein Hinweis
auf das Bild der Woche 51/2000 von Sibylle Fröhlich. Die von ihm gestellte Frage, warum es
so wenige Bilder gibt, auf denen Sonnen und Mond gleichzeitig zu sehen sind, wurde
einhellig damit erklärt, das die Helligkeitsunterschiede sehr extrem seien und das die beiden
Körper sehr weit auseinander stehen, wenn der Mond eine hinreichend breite Sichel haben
soll. Für solche Aufnahmen benötigt man schon ein gutes Weitwinkel-Objektiv und dann sind
der Mond und die Sonne nur noch als kleine Punkte auf der Aufnahme zu erkennen.
Mare Orientale
Die Diskussion zur Libration aus der letzten Mondgruppe wird erneut aufgegriffen. Als
exemplarisches Beispiel zeigt Herr Tost einige Bilder des Mare Orientale, dessen Ränder
knapp über den westlichen Mondrand hinweg zu sehen sind. Beispiele dazu und einige
günstige Beobachtungszeitpunkte sind auf der Webseite von Sky&Telescope zu finden
(URL: http://skyandtelescope.com/observing/objects/moon/article_723_1.asp)
Wenn man diese Bilder auf eine Kugel abbildet, sind die Ringstrukturen des Mare deutlich zu
erkennen. Im Beispiel wurde dies mithilfe des Programms Photoshop auf eine
Kugeloberfläche projiziert. Man kann jedoch auch ein Dia-Positiv nehmen und das Bild auf
eine weiße Kugel projizieren. (Mit diesem Ansatz wurden im Rahmen eine Jugend forscht Arbeit an der WFS auch die Strahlenkrater des Mondes untersucht)
Ein Beispiel für die Struktur findet man im "Lunar Picture of the Day" LPOD vom
29.10.2004: (URL: http://www.lpod.org/LPOD-2004-10-29.htm)
Die Ringstruktur des Mare Orientale wurde offensichtlich nicht erst 1965 durch die
Raumsonden der Lunar Orbiter Serie entdeckt, sondern bereits 1876 in dieser Form von dem
amerikanischen Geologen Nathanial Shaler so dargestellt.
(URL: http://observingthesky.org/index.php?p=63)
Quelle für Apollo-Bilder
Als nächstes wird die Website http://www.lpi.usra.edu/research/apollo/ vorgestellt, auf der
Tausende von Bildern der Apollo-Missionen zu finden sind. Es gibt also nicht nur einige
wenige Dutzend Bilder aus der Apollo-Zeit, die immer wieder in der Presse verbreitet werden,
sondern erheblich mehr. Auf der genannten Website finden sich nicht nur die Bilder aus den
Hasselblad-Kameras und damit der Aufnahmen von der Mondoberfläche, sondern auch die
Bilder der Metric-Kamera an Bord des Command-Modules, welche beständig aus dem
Mondorbit heraus aufgenommen wurden. Beide Bildersammlungen können direkt von der
Website als "Diashow" aufgerufen werden, wobei man sich die Mission und den jeweiligen
Orbit auswählen kann. Die resultierenden "Filme" sind atemberaubend und zeigen sehr schön
den sich ändernden Sonnenstand beim Überflug über die gesamte beleuchtete Mondhälfte und
das Rückstrahlverhalten des Mondbodens bei entsprechendem Sonnenstand. Jeder am Mond
interessierte sollte sich diese Website unbedingt ansehen!
Finsternisbilder zeigen Parallaxe des Mondes
Ein weiteres interessantes Mondbild wird vorgestellt, welches zeigt, das man von zwei
hinreichend weit entfernten Orten auf der Erde eine deutliche Parallaxe des Mondes vor dem
Sternenhintergrund erhält. Der Winkelabstand auf den (übereinander montierten) Fotos ist
ebenso groß, wie die Orte auf der Erde getrennt sind (wenn man vom Mond aus guckt). Die
gezeigten Bilder stammen aus http://www.digitalsky.org.uk/lunar_parallax_results.html? ,
in der dies als "Parallaxen-Projekt" durchgeführt wurde.
Gefunden wurde diese Website aufgrund von Berichten im "Lunar Picture of the Day"
LPOD vom 2.11.2004 http://www.lpod.org/LPOD-2004-11-02.htm und des "Earth Picture of
the Day" EPOD vom 6.12.2004 http://epod.usra.edu/archive/epodviewer.php3?oid=221088
Danach hält Herr Tost den Hauptvortrag des Abends zum Thema "Koordinatensysteme"
Die Regeln über Koordinatensysteme von Planeten, Monden und Asteroiden werden von
einer speziellen Arbeitsgruppe der "International Astronomical Union" (IAU) festgelegt. Die
IAU legt auch alle anderen Regeln zur Astronomie fest oder verwaltet diese. Der Inhalt des
Vortrages besteht deshalb im wesentlichen aus Informationen aus dem Dokument "REPORT
OF THE IAU/IAG WORKING GROUP ON CARTOGRAPHIC COORDINATES AND
ROTATIONAL ELEMENTS OF THE PLANETES AND SATELLITES: 2000", das als
PDF-Dokument von 164 kB Größe geladen werden kann.
(http://www.wfs.be.schule.de/pages/Mondbeobachter/Daten/Koordinatensystem.pdf)
Die wesentlichen Daten sind diese:
Der Rotationspunkt auf der nördlichen Seite ist der Nordpol. Nördliche Breitengrade werden
mit positiven Werten versehen.
Der Nordpol ist immer der Pol, der zur nördlichen Hemisphäre (der Sonne) zeigt.
Ist keine Rotation bekannt, so wird angenommen, dass die Rotationsachse senkrecht zur
Bahnebene des Körpers liegt. Für die meisten Satelliten wird angenommen, dass deren
Rotationsdauer der mittleren Umlaufzeit entspricht.
Längengrade werden von einem beobachtbaren Referenzpunkt aus gemessen, sofern einer
verfügbar ist.
Für kartografische Zwecke wird das planetografische Koordinatensystem verwendet,
wobei sich folgendes ergibt:
Die Breite ist definiert als der Winkel zwischen Äquatorebene und der senkrechten
Normalen auf der Oberfläche. Der Nordpol hat die Breite +90 Grad, der Südpol -90 Grad.
Längengrade werden gemessen in gegensätzlicher Richtung der Rotation; z.B. Positiv
Richtung Westen bei positiv orientierter Rotation.
Längengrade nehmen mit der Zeit von 0 bis 360 Grad zu. (Bei einer festen Richtung
gegenüber einem inertialen Koordinatensystem)
Ausnahmen sind Sonne, Erde und Mond, wo die Längen jeweils von 0 bis 180 Grad in
westlicher und östlicher Länge gerechnet werden.
Ein Punkt, der sich nicht auf der Oberfläche befindet, wird mit der Höhe über dem senkrecht
über der Oberfläche befindlichen Punkt definiert.
Das planetozentrische System dagegen wird für generelle Zwecke benutzt und basiert auf
einem rechtshändigen Achsensystem.
Dabei ist die Breite definiert als Winkel zwischen der Äquatorebene und der Verbindungslinie
zum Massenschwerpunkt. (z.B. dem Mittelpunkt der Erde)
Die Länge wird vom Hauptmeridian aus in positiven Werten Richtung Osten gemessen.
Der Radius wird vom Massezentrum aus gemessen.
(Dieses System wird z.B. benutzt, um Flugbahnen von Raumsonden zu berechnen)
Rezensionen
Anschließend stellt Herr Voigt den neu erschienenen "Sternhimmel 2005" vor, der
anspruchsvollen Hobbyastronomen umfangreiche und präzise Informationen zu den
Geschehnissen am Himmel darbietet. Neben detaillierten Angaben zur Sichtbarkeit von
Sonne, Mond und Planeten findet man auch den Verlauf von Sternbedeckungen durch den
Mond, Aufsuchkarten für Kleinplaneten sowie Informationen zu veränderlichen Sternen. Sehr
praktisch für den täglichen Gebrauch ist der ausführliche Astrokalender. So kann man abends
einfach und schnell nachsehen, was gerade am Himmel zu sehen ist. Hier gibt es auch
genaueste Informationen zu den astronomischen Highlights des Jahres 2005. Der Autor Hans
Roth sagt dazu: Damit die Angaben noch schneller aufzufinden sind, haben wir für den
vorliegenden Jahrgang einige Umstellungen vorgenommen. Der Leser findet jetzt die
Monatsübersichten und den Astrokalender im vorderen Buchteil, die Jahresübersicht mit den
Koordinatentabellen ist nach hinten verschoben worden. Auch andere kleine Veränderungen
sollen den Gebrauchswert des Buches erhöhen. So geben wir neu in jeder Nacht an, welches
Zeitintervall für die Beobachtung von schwächeren Deep-Sky-Objekten günstig ist.
Herr Voigt bedankt sich bei Herrn Tost für seine interessanten Ausführungen und den
Teilnehmern für ihre Aufmerksamkeit und wünscht allen einfrohes Weihnachtsfest und einen
guten Rutsch ins neue Jahr und schließt die Sitzung um 1:30 Uhr.
Themen der nächsten Sitzungen
Herr Dentel fragt nach, ob Messungen von Sternbedeckungen durch den Mond, wie er sie auf
der Wilhelm-Foerster-Sternwarte häufig durchführt, heutzutage noch Sinn machen. Für die
exakte Bahnbestimmung des Mondes sei dies heutzutage doch nicht mehr notwendig, da
deren Terme hinreichend gut bekannt sind.
Ein Brief von Herrn Steinecker aus Werdohl enthält eine Reihe von Fragen über die Theorien
der Mondentstehung, seine unterschiedliche Oberflächenentwicklung und ihre Beschaffenheit.
Die Fragen sollen demnächst in der Mondgruppe erörtert werden.
Die nächste Sitzung der GRUPPE BERLINER MONDBEOBACHTER findet statt
am Montag, dem 10. Januar 2005, um 20 Uhr
im Seminarraum des Planetariums.
gez. Tost
gez. Voigt