Burger`s Zoo 2003

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Burger`s Zoo 2003
Herzlich Willkommen
Hallo liebe Mitfahrerinnen und Mitfahrer,
endlich stehen alle Signale auf Grün! Sie
sitzen im Zug und wir können endlich nach
Arnheim fahren. Dampflok, Diesellok,
Elektrolok: Alle Traktionen kommen zum
Einsatz!
Der Sonderzug wird von Münster aus zugeführt. Zuglok ist die 38 2267, aus dem Jahre
1918. Die kohlegefeuerte Lok ist etwas zu
schwach für unseren sehr langen Zug und
wird deshalb durch eine Diesellok V100 am
Zugende unterstützt. Von Münster über die
Einstiegsbahnhöfe Haltern, Marl-Sinsen,
Recklinghausen HBF und Wanne-Eickel bis
Gladbeck-West fährt die Dampflok vorn. In
Gladbeck wechselt der Zug die
Fahrtrichtung. Bis Dorsten zieht dann die
V100 und die P8 drückt nach. Von Dorsten
bis Emmerich läuft die Dampflok natürlich
vorne. Beide Maschinen müssen in
Emmerich vom Zug und eine niederländische Ellok der Bauart 12 wird die
Reststrecke bis Arnheim bewältigen. Dort
warten dann zahlreiche Sonderbusse, um
Sie gleich zum Zoo zu bringen.
Die Planung dieser Fahrt hat große
Schwierigkeiten gemacht, mehrmals glaubten wir nicht mehr, dass es jemals gelingen
könnte. Wir möchten Ihnen gerne erklären,
wo die Probleme lagen und was wir alles
versucht haben, damit es heute wirklich losgehen kann.
Im November 2002 wurde uns von einem
privaten Eisenbahnunternehmen, mit dem
wir schon mehrfach zusammengearbeitet
haben, eine Kostenkalkulation vorgelegt,
die sich später als völlig unrealistisch herausstellte. Wir mussten aber auf dieser
Basis eine Preiskalkulation vornehmen,
wobei mögliche Mehrkosten im üblichen
Rahmen berücksichtigt wurden. Unser
Anliegen war es, Ihnen die Fahrt möglichst
früh und zu einem günstigen Preis anzubieten. Bevor es soweit war, konnten wir mit
Burger`s Zoo und dem Nahverkehrsunternehmen Connexxion in Arnheim Preise für
Eintritt und Transfer aushandeln.
Mehrere Wochen lang vermittelte das
Eisenbahnunternehmen uns den Eindruck,
es seien nur noch Kleinigkeiten zu regeln,
bis uns dann mitgeteilt wurde, ein Mitarbeiter habe uns eine völlig falsche Kalkulation vorgelegt. Der Preis für den Zug mit
Dampflok 18 201, die zudem eine Schublok
benötigte, würde etwa doppelt so hoch.
IMPRESSUM
Herausgeber:
ONWHEELS Initiative Nostalgiefahrten Dorsten und Haltern e.V., Schwalbenstück 68, 46286 Dorsten
Redaktion, Satz und Layout: Karsten Westermann
Fotos: Manfred Diekenbrock, Karsten Westermann (1), Willi Grabbe(2)
Texte: Manfred Diekenbrock, Axel Präckelt, Burgers’ Zoo
Druck: Druckhaus Kruse, Im Pinntal 64, 46244 Bottrop-Kirchhellen
Auflage: 900
Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Einwilligung der Redaktion. ONWHEELS arbeitet ehrenamtlich.
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Mit OnWheels
Angesichts dieser Situation suchten wir
direkt mit dem Betreiber der Dampflok
einen Ausweg. Nun stellte sich heraus, dass
es auch erhebliche Schwierigkeiten mit dem
niederländischen Netzbetreiber gab und
trotz aller Bemühungen die Durchführung
des Projekts zu einem akzeptablen Preis
nicht machbar sein würde.
Wir prüften dann als neue Variante die
Möglichkeit einer reinen Dieseltraktion,
erhielten endlich nach tagelangen
Telefonaten ein Angebot für den niederländischen Streckenteil und die Zusage einer
Privatbahn eine geeignete Lokomotive zu
stellen. Dieses Angebot nahmen wir in der
Hoffnung an, dass die meisten von Ihnen
nur ungern auf einen schönen Tagesausflug
in den Burger`s Zoo verzichten möchten
und nicht von der Fahrt zurücktreten.
Doch auch die kommerziellen Betreiber
von Dieselloks, die normalerweise im
Güterverkehr tätig sind, taten sich mit unserem Projekt sehr schwer. Vorsichtshalber
fragten wir deshalb bei
Museumsbahnen an, ob
nicht doch noch eine
Lösung mit Dampf möglich sein könnte. Die
Tecklenburger Eisenbahnfreunde (Dampflok 50)
machten uns ein Angebot
für die Traktion bis
Emmerich, waren aber
besorgt, ihre Lok werde
nicht bis zum Termin fertig. Außerdem blieb das
Problem des niederländischen Streckenteils. Das
Eisenbahn Museum Dahlhausen gab sich zuversichtlicher. Und weil man
dort zunächst sicher war,
dass Diesellok V100 nach
zum Burgers’ Zoo
Holland fahren dürfte, griffen wir diese
Chance auf. Dann die Hiobsbotschaft:
Keine Genehmigung für die NS-Bahn,
Genehmigungsverfahren zu langwierig!
Jetzt schien das Projekt endgültig
gescheitert.
Gerade an dem Tag, als noch ein Angebot
des Eisenbahnmuseums Nürnberg (DBMuseum) einen Zug mit V200 002 bereitzustellen eintraf, rief uns die niederländische Privatbahn an, die angeblich keine Lok
frei hatte: Man hatte bemerkt, dass die
Absage an uns darauf beruhte, dass bereits
zwei Aufträge für den 17. Mai vorlagen.
Beide Aufträge hatten sich auf unser Projekt
bezogen und datierten aus dem Oktober
2002!
So kann es einem gehen im BahnDschungel. In den wollten wir eigentlich
nicht. Aber den „richtigen“ Dschungel im
Burgers Zoo erreichen wir jetzt trotz allem.
Wir wünschen Ihnen allen viel Spaß auf
unserer Tour!
Ihr OnWheels-Team
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Von Haltern über Dorsten nach Arnheim
Highlights an der Strecke
Wir beschreiben den
Streckenverlauf unseres Sonderzuges und
geben einige Informationen über das, was
rechts und links der
Strecke zu sehen ist.
Dabei steht natürlich
die Eisenbahn im
Mittelpunkt.
Unsere Fahrt beginnt in
Haltern. Einige von
Ihnen werden als allmorgendliche Pendler
diesen Bahnhof nicht besonders schätzen:
Es ist einfach nicht schön morgens auf eine
Regionalbahn oder auf den Regionalexpress
zu warten, die ausgerechnet im Berufsverkehr häufig einige Minuten Verspätung
haben. Seit dem letzten Fahrplanwechsel
wurde der Verkehr in Richtung Ruhrgebiet
durch eine RB verstärkt, die jeweils fünf
Minuten vor der vollen Stunde in Haltern
startet.
Der Strecke von Haltern über Marl-Sinsen
und Recklinghausen
nach Wanne-Eickel ist
sehr dicht mit Zügen
belegt. Es macht Spaß
nachmittags bei schönem Wetter den Betrieb
zu beobachten. Neben
den Regionalbahnen
gibt es den Metropolitan, IC-Züge und
den neuen ICE (oft
auch mit dem Symbol
der niederländischen
Staatsbahn) zu sehen.
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Vielfältig ist der Güterverkehr. Mit etwas
Glück kann man schwere Kohlezüge beobachten, die von Lokomotiven der
Ruhrkohle-AG, z.B. der Dispolok „Taurus“,
geführt werden.
In Marl-Sinsen nimmt der Güterverkehr
erheblich zu. Hier zweigt eine Strecke der
RAG ab, auf der zur Zeit neben Kohlezügen
auch Bergezüge zugeführt werden. Die
interessanten grünen Elektrolokomkotiven
der RAG sind täglich zu beobachten.
Mit OnWheels
Recklinghausen Hbf ist heute ICEHaltestelle. Die beliebten Interregio-Züge
gibt es leider nicht mehr. Mit ihnen verschwand auch die formschöne E 03, die am
letzten Tag vor dem Fahrplanwechsel im
Dezember 2002 noch einmal voll zum
Einsatz kam.
Recklinghausen-Süd ist immer noch ein
recht großer Güterbahnhof, in dem häufig
bis zu vier Züge gleichzeitig zu sehen sind.
Mit Wanne-Eickel HBF erreichen wir einen
Bahnhof, der im Regionalverkehr ein
bedeutender Knotenpunkt ist. An den drei
Bahnsteigen fahren zur vollen und zur halben Stunde sechs Züge fast gleichzeitig ab.
Der angegliederte Güterbahnhof hat ein
enorm hohes Verkehrsaufkommen, zahlreiche Elloks und Dieselloks stehen hier für
ihren Einsatz bereit. In der verödeten alten
Ladehalle gammeln Akkutriebwagen der
Baureihe ETA 150 vor
sich hin. Sie waren über
viele Jahre von Wanne
aus eingesetzt worden.
Unser Zug verlässt nun
die Hauptstrecke und
fährt über Gelsenkirchen-Zoo und Gladbeck nach Dorsten.
Achten Sie in Gelsenkirchen-Bismarck auf
den großen Ringlokschuppen (rechts). Hier
waren bis 1975 schwere
Dampfloks der Reihe 44 stationiert, die
lange den schweren Gütervekehr im Revier
bestimmten. Auch Dieselloks der Reihen
V160 und V200.1 kamen von hier aus zum
Einsatz. Das Betriebswerk wird museal
erhalten.
Unser Foto zeigt den Ringlokschuppen in Bochum-Dahlhausen
zum Burgers’ Zoo
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Wir erreichen den Dorstener Bahnhof. Das
schöne Empfangsgebäude, das heute leider
kaum noch genutzt wird, stammt aus dem
Jahre 1879! Vom ehemaligen kleinen
Betriebswerk kann man
Teile des
Lokschuppens noch erkennen. In Dorsten
waren bis in die 60er Jahre regelmäßig
Lokomotiven der Baureihe 38 zu sehen.
Wir verdanken dem Dorstener Werner
Häseler sehr schöne Bilder aus dieser Zeit.
Heute gibt es in Dorsten einen recht
umfangreichen Personenverkehr. Leider
sind mit der Stillegung der Zeche die letzten
größeren Güterzüge verschwunden.
Es gibt bestenfalls Übergabe-Züge, die von
einer V60 gezogen werden oder Gleisbauzüge.
Dorsten – Feldhausen (links ein schneller
Blick auf die Movie-World!) – GaldbeckZweckel: Für Pendler wohlbekannte
Namen. Hinter dem Bahnhof Zweckel biegt
die Strecke nach Gladbeck-West ab und
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man kann rechts einen Blick auf die verwinkelten Lokomotiv-Behandlungsanlagen
der Ruhrkohle AG werfen. Hier läuft auch
eine Strecke der RAG direkt durch das
Betriebsgelände, sodass man von einem
Bahnübergang aus ein reges Treiben beobachten kann. Da die RAG mit ihren Lokomotiven bundesweit unterwegs ist und ein
geringer werdender Teil des Betriebs auf
den eigenen Gleisen abgewickelt wird, ist
die Bedeutung des Betriebswerks erheblich
gewachsen. Die Vielfalt an Diesel- und
Elektrolokomotiven ist erheblich. Eine
Dampflokomotive gibt es leider nur noch
auf dem Sockel zu
bewundern.
Von Gladbeck aus
geht die Strecke recht
gerade in Richtung
Bottrop. Wir passieren
die Autobahn A 2 und
sehen
links
die
bekannte überdachte
Ski-Halde und den
Tetraeder auf einer
weiteren
Halde.
Gleich daneben liegt
eine der letzten Großzechen-Anlagen, das
Bergwerk Haniel.
Bottrop verfügt heute
über
einen
sehr
modernen
Durchgangsbahnhof,
der
mehrere
hundert
Meter südlich des alten Inselbahnhofs
gebaut wurde. Von dem ehemaligen
Bahnhof ist praktisch nichts mehr zu sehen.
Wenn wir Bottrop HBF passiert haben, biegen wir nach rechts ab und erreichen
schnell die ausgedehnten Gleisanlagen des
Rangierbahnhofs Oberhausen-Osterfeld.
Wir können zahlreiche, teilweise abgestell-
Mit OnWheels
te, Diesellokomotiven sehen, denn Osterfeld ist ein bedeutendes Betriebswerk für
Diesellokomotiven Aber natürlich warten hier auch elektrische Maschinen auf ihren
Einsatz, wie z.B. am 22. April diesen Jahres E10 121, die im Originalzustand als designierte Museumslokomotive noch im Alltagseinsatz zu bewundern ist.
Bis in die 70er Jahre hinein wurden von Osterfeld Dampflokomotiven eingesetzt. Doch
von den beiden großen Rundlokschuppen ist nichts mehr übrig geblieben. In einer ehemaligen alten Wagenhalle ist heute die Dampflok 41 360 beheimatet, die ja schon häufig vor
OnWheels-Zügen gelaufen ist.
Bevor wir Osterfeld
hinter uns lassen,
sehen wir links noch
den großen Gasometer, von dessen
Dach aus man übrigens den Bahnverkehr
wie auf einer Modelleisenbahn beobachten
kann (Fotos s S.8).
Kaum vorbei, geht es
in eine Rechtskurve
auf die Hauptstrecke
nach Emmerich. Diese
Strecke
verbindet
Städte wie Köln und
Düsseldorf direkt mit
Arnheim, Utrecht und
Amsterdam. Hier verkehrte in den 20er und
30er der legendäre alte
zum Burgers’ Zoo
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Rheingold, der mit
neuen Wagen bis in die
80er Jahre hinein aktiv
war. Unsere Zuglokomotive der Baureihe 38
war hier bis 1966 zu
beobachten. Im Sommer 1965 fuhr sie sogar
an Samstagen vor einem Eilzug regelmäßig
bis nach Arnheim. Wir
erreichen Emmerich
nach knapp 60 Kilometern.
Vor der Aufnahme des ICE-Verkehrs mussten
alle Züge in Emmerich die Lokomotive wechseln, denn das elektrische niederländische
Netz hat eine andere Spannung als das deutsche. Die neuen ICE sind so konstruiert, dass
sie unterschiedliche Stromfrequenzen ausnutzen können. Vor durchgehenden Zügen setzt
man heute gerne Diesellokomotiven ein.
Doch auch unsere Ellok der Reihe 12 ist noch
immer unverzichtbar. Bis Arnheim sind nun
nur noch gut 30 Kilometer zurückzulegen.
Ihr Fahrplan am 17. Mai 2003
Hinfahrt
Haltern
Marl-Sinsen......................an
Recklinghausen Hbf.........an
Wanne-Eickel Hbf............an
Dorsten.............................an
Emmerich Hbf .................an
Lokwechsel
Arnheim
8:07
8:16
8:45
9:22
11:23
ab
ab
ab
ab
ab
an ca. 12:00
Rückfahrt
7:58
an
8:09..............an
8:18..............an
8:48..............an
9:47..............an
22:34
22:05
21:43
21:31
21:19
ab
ab
ab
ab
ab
22:09
21:55
21:35
21:22
20:45
ab ca. 18:00
Alle Angaben ohne Gewähr. Bitte achten Sie auch auf die Durchsagen im Zug und an den Bahnhöfen.
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Mit OnWheels
Die Baureihe 38
Die Geschichte unserer Zuglok
Die Baureihe 38, ehemalige preußische P8,
ist die meistgebaute Dampflokomotive in
Deutschland. Seit ihrem ersten Erscheinen
im Jahre 1906 prägte sie jahrzehntelang den
Personenzugbetrieb. Zwei Weltkriege und
Nachbestellungen sorgten außerdem dafür,
dass diese Maschinen bei vielen europäischen Staatsbahnen liefen. So konnte man
sie noch in den 80er Jahren in Polen und
Rumänien im Einsatz sehen, während sie
bei unseren westlichen Nachbarn Belgien,
Frankreich und den Niederlanden kaum die
60er Jahre erreichten. Die letzten
Maschinen der DB hielten sich beharrlich
auf Strecken im Schwarzwald, wo sie noch
1974 vor Personenzügen beobachtet werden
konnten.
Dass ausgerechnet eine P8 die erste
Dampflokomotive war, deren Ordnungsnummer ich als 12jähriger Junge in meinem
eigens angelegten Sammelbuch notierte,
war dennoch ein Zufall. Denn auf der
Strecke von Oberhausen nach Emmerich,
wo wir als Kinder bei Sterkrade am
Bahndamm hockten und den Lokführern
zum Burgers’ Zoo
zuwinkten, war der Nahverkehr Anfang der
60er Jahren fest in den Händen der
Tenderlok 78, der preußischen T18. Die
letzten P8 des BW Duisburg HBF kamen
nur ersatzweise zum Einsatz, denn im
Unterschied zu den Tenderlokomotiven
mussten sie vor der Rückfahrt gedreht werden, während die 78 vorwärts und rückwärts gleich schnell fahren konnte. Alle
diese preußischen Maschinen kamen uns
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damals schon sehr altmodisch vor.
Fasziniert lasen wir auf den Fabrikschildern
Baujahre wie 1915 oder 1923. Immerhin
wurden Schnellzüge von leuchtend roten
Dieselloks der Reihe V200 geführt und
zweimal täglich brummte ein Trans-EuropExpress (Triebwagen VT11) über die
Strecke. Und in den Hauptbahnhöfen von
Duisburg bis Dortmund bestimmten elektrische Lokomotiven der Baureihen E10 und
E41 zunehmend das Bild der Eisenbahn.
Im Ruhrgebiet stand die letzte P8 des BW
Duisburg HBF 1965/66 nur noch für
Sonderaufgaben bereit, zu denen immerhin
Bäderschnellzüge nach Holland gehörten,
die nur an Wochenenden im Hochsommer
verkehrten. Auch in Dorsten und Haltern
dürfte die Zeit der P8 zu Ende gewesen
sein, während Coesfeld und Münster noch
von Lokomotiven der Baureihe angefahren
wurden, die in Gronau beheimatet waren.
Wer allerdings zu dieser Zeit den Essener
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Hauptbahnhof besuchte, der konnte vor den
fast
ausschließlich
dampfgeführten
Reisezügen außerhalb der elektrifizierten
Hauptbahn Dortmund - Köln bzw.
Oberhausen einzelne 38er neben den vorherrschenden Reihen 78 und 65 sehen. Der
Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass
überall
im
Ruhrgebiet
ständig
Güterzuglokomotiven der Reihe 50 unterwegs waren, die durchaus nicht selten auch
Personenzugleistungen übernehmen mussten.
Doch schauen wir uns die Geschichte der
P8 etwas genauer an:
1906 lieferte die Berliner Firma
Schwartzkopf die erste P8 (Bauart 2`Ch2)
an die Königlich-Preußische Eisenbahnverwaltung. Ende 1915 zählte man bereits
947 Maschinen, weitere wurden nach
Polen, Litauen, Rumänien und in die Türkei
geliefert. Obwohl fast 400 Lokomotiven im
Mit OnWheels
Zuge von Reparationsleistungen an Belgien
und Frankreich abgegeben werden mussten
und weitere ihren Weg nach Italien, Österreich, Dänemark, ja sogar Griechenland
fanden, nahm der Bestand in Deutschland
keineswegs ab. Noch 1924 wurden
Lokomotiven der Baureihe nunmehr mit der
Bezeichnung 38.10 ausgeliefert. Die
Gesamtproduktion dürfte rund 3800 Loks
betragen haben!
Zum Erfolg der Baureihe 38 trug die universelle Verwendbarkeit und ihre unkomplizierte Bauart bei. Der Ingenieur Robert
Garbe
schuf
eine
wirtschaftliche
Lokomotive, die mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auch vor leichten
Schnell- und Eilzügen eingesetzt werden
konnte. Eine so massenhaft gebaute
Dampflok, von der einzelne Exemplare
über 60 Jahre lang eingesetzt wurden, ganz
zu schweigen von den Museumslokomotiven, die hoffentlich noch lange dampfen werden, musste viele bauliche
Veränderungen über sich ergehen lassen. Es
zum Burgers’ Zoo
gab Loks mit einem oder zwei Sandkästen
und Dampfdomen auf dem Kessel, mit
kastenförmigen Windleitblechen oder
schmalen der Bauart Witte. (ab 1950). In
den 50er Jahren wurden auch viele
Originaltender durch Wannentender von
ausgemusterten Kriegslokomotiven der
Reihen 42 und 52 ersetzt.
38 2267, die vor unserem Sonderzug zum
Einsatz kommt, wurde 1918 durch die
Firma Henschel&Sohn in Kassel gebaut.
Heute gehört sie zum einsatzbereiten
Lokbestand des Bochumer Eisenbahnmuseums, dessen schöner Rundlokschuppen (s. Foto S.5) über Jahrzehnte
Dampflokomotiven dieser Baureihe beheimatete. An Wochenenden bespannt sie den
Museumszug im Ruhrtal. Vor vier Jahren
war sie bereits für OnWheels unterwegs
und führte den „Drachen-Express“ von
Hagen bis nach Linz am Rhein. Dabei lief
sie bis Köln Messebahnhof als Vorspann
vor V200 134. Dort wurde der Zug geteilt
und die P8 übernahm alleine einen Zugteil.
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Burgers’ Zoo
Geschichte
Der Gründer, Johan Burgers, baute als
erster in den Niederlanden gitterfreie
Raubtiergehege mit gewaltigen Felsgebieten und Tälern, um seine Tiere in einer
weiteren und natürlicher erscheinenden
Umgebung den Besuchern zu präsentieren.
Später kamen die riesigen Volièren dazu, in
denen man Auge in Auge mit beispielsweise Löffelreihern oder Geiern stehen kann.
Burgers’ öffnete 1968 den ersten Safaripark
auf dem europäischen Kontinent. Später, in
den 70er Jahren, errang der Tierpark große
Bekanntheit mit seiner Schimpansenkolonie, dem Wolfswald und schließlich
auch der Gorilla-Insel. Immer wieder standen ausreichend Raum und Freiheit für das
Tier im Mittelpunkt. Aber Burgers’ging
weiter! Es wurde eine ganz neue Art der
Tierpräsentation eingeführt: das sogenannte
Öko-Display. Darin spaziert der Besucher
durch eine sehr großzügig angelegte und
komplett exotische Landschaft, in der er die
vielen Tiere suchen muß, die dort fast in
völliger Freiheit leben. Selbst die Tierwelt
in einem tropischen Ozean ist auf diese
abenteuerliche
Weise
zu
erleben!
Schließlich wuchs Burgers’ zu einem spannenden Park mit 45 Hektar, vielen Tausend
Tieren in einer schönen bewaldeten
Umgebung heran.
besonderes Erlebnis ist ein Besuch in der
Mangrovenhalle (seit 1992). In diesem tropischen Flutwald leben auf dem warmen
und salzigen Schlammboden große
Gruppen von Schnecken, Krabben,
Schlickwürmern usw. Unter den erstaunlichen Salzwasserbäumen mit ihren
Stelzwurzeln, Kniewurzeln und Atmungswurzeln schwimmen große Fischschwärme,
und in ihren Kronen nisten Vögel wie die
Blattvögel.
Burgers’ Safari (seit 1968)
Seit 1995 kann der Safaripark nur noch zu
Fuß erkundet werden. Von einer 250 Meter
langen Hängebrücke aus können die Tiere
der Savanne wunderbar beobachtet werden.
Mit oder ohne Fernglas können hier in aller
Ruhe Giraffen, Zebras, Antilopen,
Nashörner und verschiedene Vogelarten
entdeckt und bei ihrem täglichen Leben
bestaunt werden. Etwas weiter führt der
Weg zu einer Tränke, hier sind die Tiere
ganz nah. An einer anderen Stelle wiederum
sitzen die großen Jäger, die Löwen und
Geparden, die von einer Beobachtungshütte
aus bequem observiert werden können
(wenn sie sich nicht gerade zu einem
Schläfchen zurückgezogen haben).
Burgers’Zoo (seit 1913)
Ein Spaziergang durch den “älteren” Teil
des Tierparks hat auch Neuigkeiten zu bieten! Erst kürzlich wurden hier interessante
Gehege für beispielsweise Murmeltiere,
Füchse und Warzenschweine angelegt. Aber
auch die großen Tiere wurden hier nicht
vergessen, wie die Elefanten, Kamele und
Bongos (afrikanische Antilopen). Ein ganz
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Mit OnWheels
Burgers’ Bush (seit 1988)
In dieser riesigen tropischen Urwaldhalle
von anderthalb Hektar Umfang muß man
sich als Besucher wirklich anstrengen. Der
Weg schlängelt sich bergauf und bergab
durch die dichte Pflanzenwelt. Hunderte
Vögel sind zu hören - aber nicht immer zu
sehen. Letzteres gilt auch für die
Heuschrecken, Frösche, Fledermäuse und
viele andere Tiere. Fast alle Tiere leben so
gut wie frei in diesem gigantischen Ökosystem. Für Forscher, Fotografen, Kinofans
und Naturfreunde ein echtes Paradies voller
beeindruckender Überraschungen. Aber
auch der etwas schnellere Wanderer wird
auf seine Kosten kommen: herrliche
Blumen, bizarre Seekühe, Capybaras,
Zwergotter, Kaimane und Erdferkel werden
ihm sicher nicht entgehen.
Burgers’ Desert (seit 1994)
Wieder an einer anderen Stelle im Bush
gelangen Sie durch einen abenteuerlichen
Grottentunnel
(mit
Fledermäusen,
Minengang, Tropfsteinhöhle, Fossilien,
glitzernden Kristallen usw.) in das Dessert.
Eine sehr naturgetreu nachgebaute und
angepflanzte Imitation der Wüsten im “Far
West” der USA. Hier wachsen die charakteristischen Riesenkakteen, Agaven und viel
dorniges Strauchgewächs. Die Wüste
besteht nicht nur aus Sand, sondern vor
allem auch aus vielen Felsen. In Burgers’
Desert bilden diese Elemente den
Lebensraum für viele bunte Vögel wie die
roten Kardinäle, Indigofinken, gelbe
Kernbeißer oder sogar Kolibris. Auch
Geier, Wachteln und Tauben gibt es hier.
Klapperschlangen, Skorpione aber auch
Füchse, Stinktiere und Frettchen werden in
ihren Verstecken gezeigt. In der Oase leben
selbst Fische und Kröten!
zum Burgers’ Zoo
Burgers’ Ocean (seit 1998)
1998 öffnet Burgers’ Tierpark in Arnheim
seine allerneueste Attraktion: ein tropisches
Korallenmeer mit acht Millionen Liter
Wasser! Burgers’ Ocean ist eine logische
Fortsetzung der seit 1988 begonnenen
Reihe großflächiger Ökosysteme, mit denen
der Zoo in kurzer Zeit Weltruhm errang.
Den Ocean erreichen Sie vom Bush aus
über einen dunkelroten Felsweg. Plötzlich
stehen Sie an einem tropischen Korallenstrand und blicken über die Lagune mit tausend bunten Fischen auf ein beeindruckendes Riff in der Ferne. Dann steigen Sie
buchstäblich hinab in die Tiefe, unter den
Meeresspiegel (allerdings hinter Glas) und
kommen in eine Korallengrotte. Nach einer
Begegnung mit dem giftigen Korallenteufel
und furchteinflößenden Moränen bekommen Sie einen Eindruck von dem, was sonst
nur Taucher in großer Tiefe erleben: Ein
kolossales Riff mit unzähligen niederen
Tieren wie Anemonen, Schwämmen,
Röhrenwürmern, Seeigeln, Seesternen und
natürlich den Korallen bildet den
Lebensraum für große Fischschwärme. War
es gerade noch ziemlich gruselig, wird es
jetzt gar atemberaubend, denn wir verlassen
das Riff zur Ozeanseite hin: Wir werden die
großen, dunklen Tiefen erkunden. Eine
zwanzig Meter lange und fast sechs Meter
hohe Glasscheibe bietet uns Sicht auf eine
unüberschaubare, düstere Wasserwelt, aus
der plötzlich Haie auftauchen oder sich ein
Riesenrochen sehen läßt. Wir haben eine
Küste erreicht, denn über uns sehen wir
schon den Anlegesteiger auf seinen schön
bewachsenen Pfählen. Fast gegen unseren
Willen lassen wir unsere Augen sich wieder
langsam an das Licht des Bush’ gewöhnen.
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Die V 100 007
Technik und Geschichte unserer zweiten Zuglok
Die Entwicklung der V 100 erfolgt in engster Zusammenarbeit zwischen dem BZA
München und der MaK in Kiel. Als erste
Lok entsteht die V 100 000. Die einzelnen
Bauteile stammen von vielen Unterlieferanten. Besonders deutlich wird dies bei der
Wahl der Motoren. MaK verfügt zu diesem
Zeitpunkt über eine ausgereifte Motorenpalette. Diese finden jedoch nur bei den 10
für Privatbahnen hergestellten V 100
Verwendung. Die Bundesbahn V100 werden mit Motoren von Daimler-Benz,
Maybach und MAN ausgestattet. Bei allen
Maschinen stammt das Getriebe von Voith;
die Achsantriebe und Drehgestelle stammen
von Gmeinder und teilweise auch von
Deutz.
Bauserien und Varianten
Ende 1958 / Anfang 1959 treffen die ersten
sechs “Erprobungsmuster” bei der
Deutschen Bundesbahn ein. Die zuerst
gebaute V 100 000, von der MaK alleine
finanziert, wird erst 1959 als V 100 007 in
den Bestand aufgenommen. Die Deutsche
Bundesbahn gibt im Zeitraum 1959/ 60 eine
erste Serie von insgesamt 36 Maschinen in
Auftrag. In der Literatur wird in diesem
Zusammenhang von einer Vorserie gesprochen. Ganz einig sind sich die Autoren in
diesem Zusammenhang allerdings nicht, da
die Bestellungen teilweise noch modifiziert
wurden. An diese, in den Jahren 1961/62
ausgelieferte Serie schließt sich nahtlos die
Großserie aller Maschinen der Leistungs-
Vor der Aufnahme des S-Bahnverkehrs ab Haltern liefen in den 80er Jahren
Züge mit V100 zwischen Haltern und Essen HBF, die aus drei Silberlingen
gebildet wurden. Die V100 wurden später durch 216 und 218 ersetzt.
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Mit OnWheels
klasse 1100 PS an, einschließlich der ersten
zwanzig Maschinen der verstärkten
Baureihe V 100.20. Dabei handelt es sich
um insgesamt 342 Maschinen.
Im Jahre 1962 gibt es eine weitere
Großserie der Baureihe V 100.20 mit insgesamt 210 Maschinen und 1963 werden weitere 150 Maschinen dieses Typs bestellt. Zu
dieser letzten Bestellung gehören die zehn
Loks mit Steilstreckenausrüstung. Diese
werden später unter der eigenen
Baureihenbezeichnung
213
geführt.
Die Maschinen der Baureihe V 100 waren
dazu bestimmt, die Nebenbahndampfloks
abzulösen und den lokbespannten
Personenzug auf den Nebenstrecken rentabel zu machen. Maßstab waren dabei die
guten Erfahrungen aus dem Betriebseinsatz
der Uerdinger Schienenbusse. Die neuen
Loks sind in der Lage, die Personenzüge
mit der Streckenhöchstgeschwindigkeit zu
befördern. Schwere Nahgüterzüge können
sie im Langsamgang mit 60 km/ h gut über
Heute befinden sich einige V 100 im
Besitz von Privatbahnen und kommen hauptsächlich vor Bauzügen
zum Einsatz. Eine solche Maschine
durchfährt den Recklinghäuser
Hauptbahnhof am 26. Februar 2003.
zum Burgers’ Zoo
die Strecke bringen. Daraus ergibt sich die
Möglichkeit, die Dampflokomotiven der
Baureihen 64 und 86 abzulösen. Die in viele
Maschinen eingebaute Vielfachsteuerung
ermöglicht die Bildung von Wendezügen
sowie die Steuerung von Doppeltraktionen
von nur einem Führerstand aus. Schon recht
früh wurde mit der Erprobung einer neuen,
stärkeren Version begonnen. Zu diesem
Zweck wurde die V 100 006 mit einem stärkeren Motor (1350 PS), ausgerüstet. Die
guten Erfahrungen führten schnell zur
Serienlieferung. Mit diesen Maschinen war
es nun möglich, die Hauptbahnen nicht nur
im Zulaufbetrieb zu den Nebenstrecken zu
befahren, sondern viele, bislang dampfgeführte,
Nahverkehrszüge
auf
den
Hauptbahnen mit dieser neuen Lok zu
bespannen. Auf diesem neuen Einsatzgebiet
konnten sich die Maschinen bis zur
Anlieferung der schwereren Streckendieselloks der Typenfamilie V 160 behaupten.
Das Einsatzgebiet hat sich in dieser Zeit
zusätzlich durch die Elektrifizierung der
meisten Hauptstrecken reduziert
Aus der 1350 PS starken Version der V 100
wird eine weitere Variante, die Steilstreckenlok, abgeleitet. Auch hier geht es
um den Ersatz der betrieblich aufwendigen
Dampflokomotiven (Baureihen 82 und 94).
Für den Steilstreckenbetrieb waren die
Lokomotiven dieser Baureihen mit der
Gegendruckbremse ausgerüstet. Die neuen
Maschinen sollten auf der Murgtalbahn im
Schwarzwald, sowie auf den Strecken im
Westerwald und Lahn-Dill Gebiet eingesetzt werden. Dazu wurden insgesamt 10
Maschinen mit einer neu entwickelten
hydrodynamischen Bremse ausgestattet.
Diese Loks wurden zunächst in die normale
Nummernreihe der V 100 eingeordnet,
bevor sie später die eigene Baureihennummer 213 zugewiesen bekamen.
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Die Museumslok
Am Samstag, den 2. Juni 2001, verließ
212 007-9 ihre bisherige Dienststelle
Hagen-Eckesey, um als Zug 80 685 ins
Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen zu
fahren. Dort wird die V100 007 als betriebsfähige Museumslok ihren Dienst verrichten.
Leider gab es für die Lok unter DBRegentschaft keine Zukunft. Der Fachausschuss Historische Lokomotiven beim
VMN lehnte eine museale Erhaltung ab, da
es bereits genügend Museums-V100 gibt.
Völlig unbeachtet blieb dabei die Tatsache,
dass z.B. DB-Regio für Museumslokomotiven fast nichts übrig hat. Außerdem
waren die damals noch betriebsfähigen
Museums-Loks alle südlich der Mainlinie
beheimatet. Dennoch ist es dem großzügigen Zuvorkommen von DB-Cargo zu verdanken, dass die Lokomotiven zu einem
angemessenen Preis an das Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen abgegeben
wurde, denn auch im aktiven Dienst von
DB-Cargo hätte die Lok die nächsten
Ausmusterungswellen nicht überlebt.
Genau wie in Hagen wird sich die BSWUntergruppe, die die Maschine in Hagen
betreute, auch in Bochum-Dahlhausen der
Pflege der Lok widmen. (Quellen: Uwe
Ziegler und Wittener Eisenbahnfreunde im
Internet)
Die NS-Baureihe 1200
Die „dritte“ im Bunde...
Nachdem uns Dampf- und Dieseltraktion
bis zur niederländischen Grenze gebracht
haben, wird ab Emmerich die Dritte und
modernste Traktion “zum Zuge” kommen:
Ein E-Lok Oldtimer der Nederlandse
Spoorwegen wird unseren Zug das letzte
Stück bis Arnheim ziehen.
Einige Modelleisenbahner, besonders die
Märklin-Fans werden die elektrische
Lokomotive der Reihe 1200 kennen.
Märklin brachte dieses Modell, das ein
wenig an britische oder US-amerikanische
Konstruktionen erinnert, Ende der 60er
Jahre auf den Markt.
In der Tat entstammt diese 6achsige Maschine einer amerikanisch-niederländischen
Zusammenarbeit zwischen den Lokomotivfabriken Baldwin, Heemaf und Werkspoor.
Insgesamt 25 Lokomotiven wurden zwischen 1951 und 1953 für die
Niederländischen Eisenbahnen gebaut und
vor schweren Reise- und schnellen
Güterzügen über 30 Jahre lang eingesetzt.
Anfangs in dunklem Blau lackiert, kam später eine moderner wirkende grau/gelbe
Lackierung zum Einsatz. Die 18 m lange
und über 108 Tonnen schwere Maschine
leistet etwa 2200 kW und ist mit 130 km/h
Höchstgeschwindigkeit nicht nur die
schnellste, sondern auch die stärkste
Lokomotive im Bunde unserer heutigen
drei Traktionsarten.
Unser Bild zeigt eine solche Lokomotive bei der Ausfahrt aus Emmerich
vor ziemlich genau 20 Jahren.
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Das besondere Eisenbahnbild
05 003 auf der Rennbahn Münster – Hamburg
Es ist ein wenig verwischt, dieses alte und ursprünglich stark vergilbte Foto. Doch der
Fotograf war gerade 16 Jahre alt, besaß eine einfache Sucherkamera und stand um 1954 in
Westbevern am Gleis. Normalerweise bewunderte der Junge Schnellzüge mit 01 und 03.
Doch einmal donnerte auch eine Hammer 05 vor dem Fernschnellzug „Hanseat“ vorbei,
eine der Lokomotiven, deren schnellste 200 km/h erreicht hatte. Willi Grabbe, der Junge
am Gleis, wurde übrigens Lokführer und war bis zu seiner Pensionierung vor wenigen
Jahren hauptsächlich auf der E 03 vor Intercity-Zügen unterwegs.
OnWheels im Jahr 2002
Ein kurzer Rückblick
Die Berichterstattung in den RuhrNachrichten hatte das Interesse einer
Journalistin des WDR Fernsehens
geweckt. Mit OnWheels und Frau Pirch
gemeinsam drehte sie einen Kurzfilm für
die „Aktuelle Stunde“, der im August
mehrfach gesendet wurde. Drehorte: Der
Vereinstreffpunkt
im
Wulfener
Gartenhaus mit Garteneisenbahn und der
Lokschuppen in Krefeld, wo V200 und
E94 der Frau Pirch beheimatet sind.
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Mit OnWheels
Eigentlich sollte es mit der Preußenlok 78 468 der EmscherPark-Eisenbahn und historischem Zug am 1. September 2002 zum Osnabrücker Dampflokfest gehen. Doch die
Maschine erlitt wenige Tage vorher einen Triebwerkschaden und war nicht einsatzfähig.
Hilfe erhielt OnWheels aus Köln: Von dort startete ein Zug mit der 01 1066 der Ulmer
Eisenbahnfreunde, der noch gut verlängert werden konnte. Also musste ein veränderter
Fahrweg her, der über Haltern und Dorsten führte. Erfreulicherweise wurde sogar die zu
dem Zeitpunkt noch arg lädierte Strecke über Wulfen und Coesfeld für uns freigegeben,
sodass die schöne Schnellzuglok unseren Zug über nicht elektrifizierte Strecken bis
Münster bringen konnte. Das Osnabrücker Fest
war ein voller Erfolg: Viele Lokomotiven,
Musik und Kunst, eine gelungene Eisenbahnausstellung. Besonders eindrucksvoll: Die
abendliche Ausfahrt einer Doppeltraktion von
01 1100 und 41 360 vor einem langen Sonderzug
nach Hamburg. Das war wie in alten Osnabrücker Zeiten. Doch auch 01 1066 trug wesentlich zu diesem Flair bei, war sie doch auch lange
im Betriebswerk Osnabrück HBF beheimatet.
zum Burgers’ Zoo
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Lokwechsel am Abend in Münster: Die beiden Zuglokomotiven des Alster-Express am
11. Mai 2002 sind nebeneinander gut zu
beobachten. E03 wird vom Zug genommen
und Frau Pirch kann mit ihrer V200 den
Rest der Strecke bewältigen.
Großer Bahnhof in Hamburg – aber auf
dem Wasser! Es gab viel zu sehen beim
Hamburger Hafengeburtstag. Für DampfFreunde besonders interessant: Die Parade
der Dampfschiffe!
Vom 28. Februar bis 3. März besuchten die Eisenbahnfreunde von OnWheels das letzte
Dampflok-Betriebswerk Polens in Wolsztyn. Hier werden noch Dampflokomotiven für den
täglichen Planbetrieb zwischen Poznan, Lezno und Wolsztyn eingesetzt. Es wurden auch
alle ausgemusterten bzw. abgestellten Dampflokomotiven der PKP hier zusammengezogen. Im Bahnhof von Wolsztyn stehen an die 30 Dampflokomotiven in einem teilweise
erbärmlichen Zustand. Dem Engagement einiger Eisenbahnfreunde ist es allerdings zu verdanken, dass immer wieder alte Dampfloks aufgearbeitet werden und zum Einsatz kommen können. Somit sind jeden Tag zwei Personen- und eine Güterzuglok unter Dampf.
Bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt boten sich uns an den Strecken grandiose
Bilder. Die kohlegefeuerten Lokomotiven dampften mit enormen Rauchfahnen an uns vorbei. Das größte Erlebnis war es jedoch nicht nur auf dem Führerstand einer Ol 49 mitfahren zu dürfen, sondern diese auch noch selbst steuern zu können.
Im Internet finden Sie auf der Seite unseres Freundes Wojtek Lis viele Bilder und interessante Informationen zum BW Wolsztyn unter www.parowozy.com.pl.
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