Bluthochdruck : Die zehn besten Therapien
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Bluthochdruck : Die zehn besten Therapien
Seite 1 von 9 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 1 4 . 0 2 . 2 0 1 3 Bluthochdruck : Die zehn besten Therapien Zu hoher Blutdruck ist gefährlich, vor allem, wenn er lange unbehandelt bleibt. Die Folge können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schäden an den Augen und an den Nieren sein. Ärzte empfehlen deshalb, den Blutdruck regelmäßig kontrollieren und gegebenenfalls behandeln zu lassen. Doch nicht immer helfen Medikamente, hohe Werte zu senken. Aber es gibt Alternativen. Wir zeigen die zehn besten Behandlungsmöglichkeiten. Etwa 35 Millionen Bundesbürger haben Bluthochdruck. Herz-KreislaufErkrankungen stellen in Deutschland mit über 40 Prozent die häufigste Todesursache dar. Der hohe Druck führt zu arteriosklerotische Veränderungen in den Blutgefäßen, kurz: zur Arterienverkalkung. Durch sie steigt das Risiko für Begleit- und Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, periphere Durchblutungsstörungen, Herzschwäche und Nierenversagen. Aber wie lässt sich das Problem wirksam Behandeln? Reicht es, einfach Blutdruckarznei zu schlucken und gut? Nein, denn gegen Bluthochdruck lässt sich einiges unternehmen. Wir zeigen die zehn besten Therapien, um die Krankheit bestmöglich in den Griff zu bekommen. Platz 10: Das Problem wahrnehmen Nach Schätzungen von Herz-KreislaufExperten wissen circa zehn Millionen Deutsche nicht, dass sie zu hohe Blutdruckwerte haben. Denn die Krankheit tut nicht weh. Kaum jemand geht ihretwegen zum Arzt. Bluthochdruck ist daher meist ein Zufallsbefund, der im Rahmen anderer Arztbesuche gestellt wird. Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung Doch an der sogenannten "stillen Krankheit" zu leiden, ist nicht harmlos. Langjährig unbehandelt, ist sie der größte Risikofaktor für Gefäßerkrankungen, deren schlimmste Folgen Herzinfarkt und Schlaganfall sein können. Deswegen ist Erkenntnis buchstäblich der er erste Weg zur Besserung, in dem Fall zur Therapie. Diffuse Zeichen Auch wenn Bluthochdruck nicht an auffälligen Symptomen wahrzunehmen ist, so schickt er doch bei einem Teil der Patienten zumindest versteckte oder diffuse Zeichen, die man aufmerksam wahrnehmen und bei Arzt abklären lassen sollten. Dazu gehören z.B. Druck- und Engegefühl in der Herzgegend, Atemnot bei Belastung, morgendliche Kopfschmerzen, Nervosität und Gereiztheit, Schlafstörungen, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall, Ohrensausen, Nasen1 Seite 2 von 9 bluten, Beeinträchtigungen der Potenz, Sehstörungen. Regelmäßig untersuchen lassen Doch Vorsicht! Ein Hochdruck kann auch vorliegen, ohne dass nur eines dieser Symptome auftritt. Deswegen sollte jeder Erwachsene seinen Blutdruck regelmäßig messen lassen. Ab 35 Jahren bezahlen die Krankenkassen alle zwei Jahre einen HerzKreislauf- Check. Platz 9: Gute und schlechte Werte kennen Viele Menschen messen selbst zu Hause ihren Blutdruck. Wird der Ablauf der Messung nicht optimal durchgeführt, ergeben sich jedoch recht schnell ungenaue Werte, die die Betroffenen verunsichern. Experten raten zu Oberarmmessgeräten, weil damit seltener Bedienfehler entstehen. Aber auch Manschetten für das Handgelenk liefern bei korrektem Einsatz nach Anleitung des Herstellers zuverlässige Ergebnisse. In Herzhöhe messen Unabhängig vom Gerät sollte man vor der Messung zur Ruhe kommen, sich fünf bis zehn Minuten entspannt hinsetzen. Der Meßpunkt sollte exakt in Herzhöhe gehalten werden. Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt, den Blutdruck dann zweimal in Folge mit einer Pause von ein bis zwei Minuten zu messen. Meist liegt der Wert der zweiten Messung niedriger. Diesen Wert sollte man täglich notieren. Ab 140 zu 90 beginnt Bluthochdruck Laut Weltgesundheitsorganisation liegen optimale Blutdruckwerte bei 120 zu 70. Diabetiker, Nierenpatienten und Menschen mit Gefäßerkrankungen sollten diese Werte nicht wesentlich überschreiten. Für ansonsten Gesunde gelten jedoch Werte unter 140 zu 90 als noch normal. Ab diesem Werten spricht man vom "leichten Hochdruck". Wenn der Messwert mehr als 160 zu 100 beträgt, ist von "mittelschwerem" und ab 180 zu 110 von "schwerem" Hochdruck die Rede. Zuschauerfrage: Andreas M., 42 Jahre: Außer bei Stress im Job, habe ich normalerweise keinen Hochdruck. Mir ist aber aufgefallen, dass mein zweiter Blutdruckwert seit Jahren konstant erhöht ist. Ist das gefährlich? Mit enormer Kraft presst das Herz Schlag für Schlag einen Stoß Blut in die Arterien. Der Druck, der in diesem Moment in den Gefäßen herrscht, wird als Systole bezeichnet. Das ist der erste, der hohe Blutdruckwert. Die zweite Ziffer, die Diastole, zeigt die Druckverhältnisse, wenn das Herz zwischen den Schlägen kein Blut ausstößt sondern sich wieder neu füllt. Normal für den diastolischen Blutdruck sind 80 bis 90 mmHg. Ihr Fall, dass der erste Blutdruckwert normal, der zweite aber erhöht ist, kommt meistens nur bei Menschen im Alter von 40 bis 60 Jahren vor. Ab der sechsten Lebensdekade sinkt der zweite Wert eher ab und pegelt sich unter dem Normalbereich ein. Die Ursache eines hohen zweiten Wertes können Veränderungen in den herznahen Gefäßen sein. Ob das bedenklich oder behandlungsbedürftig ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Es muss für jeden Menschen individuell vom Arzt entschieden werden. Einig ist sich die Fachwelt, dass demgegenüber ein erhöhter erster Wert viel, viel folgenschwerer ist. Platz 8: Erkrankungen als Auslöser abschalten In rund 95 Prozent aller Fälle von Bluthochdruck lässt sich keine organische Ursache als Auslöser finden. Warum 2 Seite 3 von 9 diese sogenannte "primäre" oder "essentielle" Hypertonie trotzdem entsteht, ist nicht eindeutig geklärt. Die genetische Veranlagung scheint dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Auch Übergewicht, Rauchen, Alkohol, Stress und hoher Kochsalzverzehr werden mit der Entstehung des Hochdrucks in Zusammenhang gebracht. Nierenhochdruck Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen löst jedoch eine andere Erkrankung den Hochdruck (sekundäre Hypertonie) aus. Ist beispielsweise das Nierengewebe erkrankt oder sind Nierengefäße verengt, steigt der Blutdruck. Aufspüren lässt sich der Nierenhochdruck mit Urin- und Bluttests sowie mit bildgebenden Verfahren und Gewebspunktionen. Nebennieren als Problemquelle Wie kegelförmige Hüte sitzen die Nebennieren auf den beiden Nieren. Die Drüsen produzieren eine Reihe von Hormonen, welche die Höhe des Blutdrucks maßgeblich beeinflussen, zum Beispiel Adrenalin. Bestimmte Erkrankungen der Nebennieren führen zu Störungen im Hormonstoffwechsel, die unter anderem auch einen dauerhaften Blutdruckanstieg auslösen können. Da Erkrankungen der Nebennieren noch eine ganze Reihe anderer - zum Teil auffälliger - Symptome nach sich ziehen, schöpft der Arzt frühzeitig Verdacht. Schilddrüse Verursacher als Hypertonie- Auch Erkrankungen der Schilddrüse können Veränderungen im HerzKreislauf-System auslösen. Vor allem ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen im Blut feuert den Herzschlag an und treibt damit den Druck in den Gefäßen hoch. Ein Bluttest bringt Aufschluss. Platz 7: Stress abbauen und Druck ablassen Bei Gefahr wird der Körper in Alarmbereitschaft versetzt: Das Herz schlägt immer schneller. Der Puls beginnt zu rasen. Der Blutdruck steigt rapide. Die Muskeln spannen sich an. Die Atmung wird schneller und flacher. Aus den Speichern wird massig Zucker ins Blut ausgeschüttet. Der ganze Organismus bereitet sich vor, fliehen oder angreifen zu können. Das Problem: Nicht nur gefährliche Situationen wie eine Feuer im Haus oder ein Autounfall lösen diese lebenswichtige Kettenreaktion im Körper aus. Auch Hetze, Leistungsdruck, Zeitzwang, sozialer Wettbewerb, Existenzprobleme, der Verlust eines Angehörigen, Einsamkeit und andere Situationen versetzen den Körper dauerhaft in diese Alarmbereitschaft. Stress im Job Aus dem Stressreport Deutschland 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) geht hervor, dass 43 Prozent der erwerbstätigen Deutschen das Gefühl haben, dass in den letzten zwei Jahren die Belastungen im Job zugenommen haben. Deswegen ist es wichtig, Ventile für Stress zu finden und Druck abzulassen. Diese sind mitunter so wirksam, dass der Bluthochdruckmedikamente überflüssig werden. Yoga statt Blutdrucksenker Seit 25 Jahren ist Magret T. Kinderkrankenschwester. Der Arbeitsalltag auf der Kinderpflegestation des Kreiskrankenhauses Weißwasser ist hektisch: "Das Telefon klingelt, man muss immer parat sein, man muss immer ansprechbar sein, man muss sich immer um die Patienten kümmern, die Eltern haben ihre Probleme, auf die man eingehen muss. Das ist alles sehr anstrengend und grad wenn akute Fälle sind, muss man eben funktionieren." 3 Seite 4 von 9 Verantwortlich für dieses "Funktionieren" ist unser vegetatives Nervensystem. Bei Aufregung und Anstrengung arbeitet der Körper auf Hochtouren. Große Mengen des Stresshormons Adrenalin werden ausgeschüttet. Der Herzschlag erhöht sich, der Blutdruck steigt. In Ruhephasen reguliert das Nervensystem, Herzschlag und Blutdruck normalisieren sich wieder. Wird der Stress zum Dauerzustand, kann das Adrenalin nicht mehr abgebaut werden, das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung gerät aus der Balance. Vor vier Jahren wurde Schwester Margret deshalb selbst zur Patientin. Die Diagnose: stressbedingter Bluthochdruck: "Ich hatte während der Schicht Sprachausfälle und Sehstörungen, musste dann selber in die Rettungsstelle gehen und auch Tabletten nehmen. Und das ist auch für jede Schwester selber unangenehm, das auch zuzugeben, dass man selber am Ende ist. Da hat der Körper eben gezeigt, jetzt ist Feierabend, man muss was tun", erklärt sie. Ihr Arbeitgeber nimmt diese Belastungen seiner Mitarbeiter sehr ernst. Seit drei Jahren gibt es ein Programm für betriebliches Gesundheitsmanagement, in dem unter anderem Entspannungskurse angeboten werden. Auch Margret T. hat vor anderthalb Jahren beschlossen, aktiv etwas gegen den Bluthochdruck zu unternehmen und hat sich bei einem Yoga-Kurs angemeldet. Die regelmäßigen Auszeiten und das Erlernen von Entspannungstechniken helfen der 45-Jährigen seitdem, den Stress gezielt abzubauen und so ihre innere Balance wiederzufinden: "Ich habe für mich den Weg gefunden, meine Ruhe zu finden, nach der Arbeit abzuschalten durch das Yoga, durch das Programm, auch für Zuhause, dass man selber Übungen macht, um wieder runter zu kommen und sich zu entspannen. Und dadurch ist auch mein Blutdruck gesunken und ich brauch keine Tabletten mehr zu nehmen." An ihrem hektischen Arbeitsalltag kann Krankenschwester Margret nichts ändern. Aber in ihrer Freizeit achtet sie jetzt mehr auf die eigene Gesundheit und sorgt bewusst für wichtige Momente der Entspannung. Platz 6: Weniger Salz Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt Bluthochdruckpatienten, den Salzkonsum drastisch zu reduzieren. Denn ein Zuviel an Salz bindet ein Übermaß an Wasser im Körper und erhöht damit auch die Menge des Blutes in den Adern. Mehr Blutvolumen zieht einen höheren Druck in den Gefäßen nach sich. Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist der Salzkonsum in Deutschland deutlich zu hoch. Die DGE rät, eine Menge von fünf bis sechs Gramm Salz pro Tag nicht zu überschreiten. Der Bedarf des Körpers liegt mit zwei Gramm sogar noch deutlich darunter. Gegessen wird aber mindestens das Doppelte dieser Menge, also oft mehr als zehn Gramm. Problematisch dabei ist, dass drei Viertel der verzehrten Salzmenge nicht aus dem Streuer stammen, sondern aus industriell hergestellten oder zusammengesetzten Produkten aus dem Supermarkt. Deswegen haben Empfehlungen, sich kochsalzarm zu ernähren, kaum Erfolg, wenn man nur das sichtbare Salz einspart. Vielmehr lohnt der Blick aufs Kleingedruckte der Lebensmittelverpackungen. Allerdings ist dort oft nur der Natriumgehalt zu finden. Wer wissen will, wie viel Kochsalz, also Natriumchlorid (NaCl) ein Produkt enthält, muss den angegebenen Natriumgehalt mit dem Faktor 2,5 multiplizieren. 4 Seite 5 von 9 Hier lauert die Salzfalle! • Brot, Brötchen, Knäckebrot, Cornflakes • Geräucherter Schinken, Salami, Käse • Tütensuppen, Fertiggerichte • Tiefkühlpizza • Sauerkraut, Salzgurken, Oliven, Kapern, eingelegtes Essiggemüse • Ketchup, Senf, fertige Salatsaucen • Fischkonserven und Matjes • Chips, Cracker, Salzstangen, geröstete Erdnüsse Apotheker Friedemann Schmidt erläutert: "Etwa jeder zehnte Patient kann einen ACE-Hemmer-Husten bekommen. Das ist ein trockener Hustenreiz. Er hat etwas mit der Wirkung des Medikaments zu tun." Sartane Platz 5: Die richtigen Blutdruckmedikamente Um den Druck zu senken, stehen vier bis fünf zentrale Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Jede für sich hat ihre Vorund Nachteile. Deswegen ist es wichtig, dass für jeden Patienten individuell die richtigen Wirkstoffe ausgewählt werden und ihre Dosis exakt auf ihn abgestimmt wird. Doch worin unterscheiden sich die Medikamentengruppen? ACE-Hemmer Diese Medikamente drosselt die Bildung des Hormons Angiotensin. Wörtlich übersetzt heißt Angiotensin "Gefäßspanner" oder "Gefäßverenger". Weil durch die ACE-Hemmer weniger von dem gefäßverengenden Hormon gebildet wird, entspannt sich die Muskulatur der Adern. Sie weiten sich und der Blutdruck sinkt. Dieser positiven Wirkung stehen mögliche Nebenwirkungen gegenüber, wie Diese Medikamente greifen in den gleichen Prozess ein wie die ACEHemmer. Allerdings drosseln sie nicht den Angiotensin-Nachschub, sondern blockieren die Stellen, an dem das Hormon "andocken" und seine Wirkung entfalten möchte. Dadurch wird wie bei den ACE-Hemmern ein Verengen der Gefäße verhindert und einem damit verbundenen Blutdruckanstieg entgegengewirkt. Aber auch Sartane eignen sich nicht für jeden Patienten, wie Friedemann Schmidt weiß: "Die schlimmste Nebenwirkung bei den Sartanen, die jedoch extrem selten auftritt, ist das sogenannte Angioödem. Das ist eine Schwellung der Schleimhäute. Und wenn die im Mund- oder Halsbereich auftritt, die Zunge dick wird zum Beispiel, kann das zu richtig lebensbedrohlichen Zuständen führen, weil man einfach keine Luft mehr bekommt. Ansonsten sind diese Wirkstoffe eigentlich gut verträglich und der Husten der ACE-Hemmer tritt bei ihnen nicht auf." Betablocker Ein Zuviel des Stresshormons Adrenalin lässt das Herz schneller schlagen. Das treibt den Blutdruck in die Höhe. Betablocker schwächen die Wirkung des Adrenalins im Körper ab. Aber auch hier gibt es Nebenwirkungen: "Wenn das Adrenalin zu sehr gedämpft wird, werden manche Menschen müde und fühlen sich schlaff.", erklärt der Apotheker. Diuretika (Wassertabletten) In der Niere wird das Blut gefiltert und gewissermaßen "gewaschen". Diureti5 Seite 6 von 9 ka greifen in diesen Prozess ein. Sie sorgen dafür, dass dem Blut in der Niere Wasser entzogen wird. Mit einer erhöhten Wasserausscheidung über die Blase werden auch Salze aus dem Körper ausgeschwemmt, die sonst Wasser im Körper binden würden. Das Blutvolumen nimmt ab. Der Blutdruck sinkt. Aber auch diese Medikation kann zu Beschwerden führen: "Der Körper verliert Wasser, also Flüssigkeit und Salze, Mineralsalze. Und wenn das zu viel wird, dann können zum Beispiel Wadenkrämpfe auftreten oder auch Herzrhythmusstörungen, also alles das, was mit unserem Mineralienhaushalt zu tun hat, kann gestört werden.", erklärt Friedemann Schmidt. Platz 4: Therapietreue zeigen Welcher Blutdrucksenker für den Patienten geeignet ist, muss der Arzt sehr individuell entscheiden. Da jeder auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen auslösen kann, kombinieren Ärzte bei der Behandlung des Hochdrucks häufig geringe Dosen zweier oder mehr Wirkstoffe, statt von einer Arznei eine hohe Menge zu verordnen. Die blutdrucksenkenden Effekte der kombinierten Mittel addieren sich. Die Nebenwirkungen bleiben wegen der geringen Dosis jeweils klein. Viele Patienten verunsichert es, wenn sie mehrere Medikamente gleichzeitig nehmen müssen. Sie lassen eigenmächtig Tabletten weg, in der Hoffnung, nun weniger "Chemie" zu sich zu nehmen. Aber nur wenn die Blutdruckmittel korrekt und nach Vorschrift eingenommen werden, kann der Arzt die optimale Wirkstoffkombination und Dosis für den Patienten anpassen. Platz 3: Sonderfall Operation In weniger als zehn Prozent der Fälle von Bluthochdruck gelingt es nicht, den Druck optimal abzusenken. Nur wenn Medikamente und Umstellung des Lebenswandels nicht anschlagen, kommt ein spezieller chirurgischer Eingriff in Betracht: Die Nervenverödung an der Niere. Der Fall Gerald E. Kurz vor dem Eingriff an seiner Niere muss Patient Gerald E. noch seine Blutdruck-Tabletten nehmen. Doch diese konnten den 56-Jährigen in letzter Zeit nicht mehr ausreichend schützen. Seit zwei Jahren erleidet er immer öfter regelrechte Bluthochdruck-Krisen. Die haben auch an seinem Herzen Spuren hinterlassen, weiß sein behandelnder Arzt Dr. Alexander Plehn, Kardiologe am Universitätsklinikum Halle: "Er hat ein typisches Bluthochdruckherz. Die Herzkammerscheidewand und die Außenwand sind deutlich verdickt , fast verdoppelt - wie bei einem Kraftsportler, der die ganze Zeit gegen den hohen Druck kämpfen muss. Das kann bis hin zu schwerem Herzversagen führen." Eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Blutdrucks spielen die Nieren: sie geben Hormone ab, die den Druck in den Gefäßen regulieren. Gesteuert wird das vom Gehirn. Doch auch die Niere sendet Signale zurück ans Blutdruck-Zentrum im Hirn, vor allem bei Stress. Ist dieser Rückkopplungsmechanismus übersteuert, steigt der Blutdruck. Gelingt es nicht, ihn mit Medikamenten zu senken und ist der Patient von schweren Organschäden, Schlaganfall oder Herzinfarkt bedroht, setzt hier eine neue Therapie an: die sogenannte Nervenverödung an der Niere. Dr. Alexander Plehn erklärt das Verfahren: "Wenn wir hier durch die Verödung Nerven durchtrennen können, dann können wir dieses zentrale Blutdruck-Zentrum im Hirn etwas 6 Seite 7 von 9 dämpfen, wodurch der Blutdruck gesenkt wird." Unter örtlicher Betäubung schiebt der Herzspezialist einen Katheter über die Leiste des Patienten bis zu den Nierenarterien und verödet dort die Nervenenden. Die Unterbrechung der Signalübertragung an das Gehirn führt dann zur Blutdrucksenkung. Nach einer knappen Stunde sind die Nerven um beide Nierenarterien ausgeschaltet. Gerald E. hat den Eingriff überstanden. Dr. Alexander Plehn: "Ungefähr zwei Drittel der Patienten haben die Chance, dass sich der Blutdruck senkt. Das sind die Patienten mit einem hohen Sympathikus, also mit einer hohen Nervenaktivität in der Niere. Und die Nerven, die wir da durchtrennen, brauchen wir nicht wirklich. Dadurch sind auch keine wirklichen Nebenwirkungen zu erwarten." Hans-Peter D. ließ sich vor einem Jahr ebenfalls operieren. Trotz Tabletten hatte er lange zu hohen Blutdruck, erlitt mehrere Herzinfarkte: "In den letzten zehn Jahren waren es acht Herzinfarkte. Ich habe vor zwei Jahren noch einmal 16 Bypässe bekommen. Mir ging es sehr, sehr schlecht. Ich konnte mich körperlich nicht belasten." Heute ist sein Blutdruck fast normal. Der 70jährige braucht nur noch die Hälfte der Tabletten und ist doppelt belastbar. stoffreichem Blut zu versorgen. Der Blutdruck steigt durch die kürzere Herzfrequenz. Normalerweise würde sich jetzt das Geflecht aus Blutgefäßen weit stellen, um den erhöhten Pumpdruck vom Herzen abzufedern. Weil das die Adern aber nicht mehr gewöhnt sind, bleiben sie zu starr. Der ohnehin schon hohe Blutdruck des Betroffenen kann darum in gefährliche Höhen steigen. Regelmäßige körperliche Bewegung wie Spazierengehen, Wandern, Fahrradfahren, Walken oder Schwimmen ist eine der wichtigsten Selbsthilfemaßnahmen bei Bluthochdruck, um die Gefäße elastisch zu halten. Abnehmen Blutdruck und Übergewicht sind eng miteinander verbunden. In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass die Hälfte aller übergewichtigen Menschen unter Bluthochdruck leidet. Ein Erklärungsansatz ist, dass sich bei ihnen vermehrt Insulin im Blut befindet. Das führt dazu, dass weniger Wasser und Salz ausgeschieden werden. Dadurch erhöht sich die Blutmenge und der Druck in den Gefäßen steigt mit. Abnehmen senkt den Blutdruck ganz natürlich. Rauchen aufgeben Platz 2: Lebenswandel optimieren Rauchen verengt die Blutgefäße. Enge, unelastische Adern führen zu Hochdruck und ernsten Gefäßerkrankungen. Bluthochdruckpatienten profitieren deshalb sehr, wenn sie das Rauchen aufgeben. Ausreichend bewegen Wenig Alkohol Ein untrainierter Mensch mit Bluthochdruck lebt gefährlich. Seine Blutgefäße sind es nicht gewohnt, sich zu weiten, um sich an den erhöhten Blutstrom bei körperlicher Anstrengung anzupassen. Folgendes geschieht deshalb bei einer ungewohnten Anstrengung wie Treppensteigen: Das Herz schlägt schneller, um die Muskeln stärker mit sauer- Alkohol lässt auch bei Gesunden den Blutdruck ansteigen. Spürbar wird das zum Beispiel, wenn sich nach einem Glas Sekt die Wangen röten und ein erhitztes Gefühl einstellt. Hochdruckkranke sollten darum mit alkoholischen Getränken sparsam umgehen und den Grenzwert von 30 Gramm Alkohol pro Tag - das entspricht zwei Gläsern Bier 7 Seite 8 von 9 oder zwei Gläsern Wein - nicht überschreiten. Platz 1: Selbstheilung ankurbeln Die wichtigste und beste Therapie des Hochdrucks ist es, die Selbstheilungskräfte anzukurbeln. Manchmal braucht es dazu einen Anstoß. Hilfreich ist zum Beispiel ein Aufenthalt in einer Klinik, die naturheilkundlich ausgerichtet ist, wie zum Beispiel die Deutsche Klinik für Integrative Medizin und Naturheilverfahren in Bad Elster. Ein Tag in so einer Klinik beginnt mit einem leichten Ausdauertraining. Gegen Bluthochdruck und Kurzatmigkeit Solange er denken kann hat Patient Gunnar W. immer wieder extrem hohen Blutdruck: "Irgendwann habe ich gemerkt, dass mein Puls sehr schnell erhöht war, besonders beim Treppensteigen. Dann bekommt man ein bisschen Kurzatmigkeit. Und dann habe ich überlegt, etwas dagegen zu tun." Zunächst ließ er sich von einem Arzt Medikamente verschreiben, die allerdings nur wenig bewirkten. Um endlich etwas gegen seinen hohen Blutdruck hat der 31-Jährige Anfang Januar eine naturmedizinische Behandlung begonnen. Prof. Dr. Thorsten Doering, Internist an der Klinik, verspricht: "Ein Patient, der sein Leben umstellt, sich regelmäßig bewegt, seine Ernährung umstellt und auch Kneipp- und Entspannungstherapie macht, der kann eine Normalisierung des Blutdrucks erreichen." Bürsten und Güsse Zwei bis drei Mal in der Woche steht Trockenbürsten auf dem Programm. Gesundheitstrainer Jens Dullies zeigt, wie das geht: "Wir fangen an, an der Außenseite des Körpers zu bürsten und sich dem Herzen zu nähern. Die schöne Möglichkeit des Trockenbürs- tens ist, das Blut zu verteilen und dadurch den Druck aus den größeren Gefäßen herauszunehmen. Der Blutdruck sinkt." Auch mit den kalten Güssen sollte man herzfern beginnen und zunächst ganz bei Beinen oder Armen bleiben , damit das Herz nicht schockartig belastet wird. Durch den Kältereiz entwickelt der Körper Wärme, die Muskulatur wird locker, die Gefäße weiten sich und das Nervensystem wird ruhiger. Daher macht man es am besten auch am Abend. Mit Kneippen soll man seinen Blutdruck um bis zu zehn Prozent senken können. Vollwert statt Fast Food Auch die Ernährung ist wichtig. Mit der Umstellung von Fastfood auf kalorienreduzierte Vollwertküche hat Patient Gunnar W. in kurzer Zeit fünf Kilogramm abgenommen. Mit dem Verzicht auf Schweres, Rohes oder Fettes will er seinen Blutdruck um weitere 20 Prozent senken. Prof. Dr. Thorsten Doering weiß: "Die Schwierigkeit ist natürlich, das durchzuhalten, dass man es Zuhause weitermacht. Wir trainieren das mit den Patienten regelmäßig. Sie lernen das, sie können uns auch fragen, wie sie es am besten umsetzen können und sie bekommen einen Fahrplan für Zuhause, wie sie sich ernähren sollen." Schröpfen löst Stauungen Nach der Mittagsruhe geht es noch einmal unter die Haut. Das Schröpfen fördert nicht nur die Durchblutung. sondern löst auch Stauungen in den Gefäßen. Der Saugreiz wirkt beruhigend auf das Nervensystem und die inneren Organe. Dieser Effekt hält mehrere Tage an. Gunnar W. hat auf diese Weise manchmal schon Normalwerte von 125 zu 77 erreicht. Weil er gelernt hat, wie stark Entspannung den Blutdruck senkt, lernt er in der Klinik die Kunst des Qi Gong. Die ruhige und tiefe 8 Seite 9 von 9 Bauchatmung beruhigt seinen Puls. Schon ein paar Minuten Entspannungstraining am Tag genügen. Mit dieser Therapie konnte der Patient seinen Blutdruck innerhalb von drei Wochen bis zu 25 Prozent senken: "Ich habe, denke ich, umgedacht, also in meinem Leben etwas zu verändern: das heißt: Ernährung. 9