Bluthochdruck : Die zehn besten Therapien

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Bluthochdruck : Die zehn besten Therapien
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Bluthochdruck : Die zehn besten Therapien
Zu hoher Blutdruck ist gefährlich, vor allem, wenn er lange unbehandelt bleibt. Die
Folge können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schäden an den Augen und an den Nieren
sein. Ärzte empfehlen deshalb, den Blutdruck regelmäßig kontrollieren und gegebenenfalls behandeln zu lassen. Doch nicht immer helfen Medikamente, hohe Werte zu
senken. Aber es gibt Alternativen. Wir zeigen die zehn besten Behandlungsmöglichkeiten.
Etwa 35 Millionen Bundesbürger haben Bluthochdruck. Herz-KreislaufErkrankungen stellen in Deutschland
mit über 40 Prozent die häufigste Todesursache dar. Der hohe Druck führt
zu arteriosklerotische Veränderungen
in den Blutgefäßen, kurz: zur Arterienverkalkung. Durch sie steigt das Risiko
für Begleit- und Folgeerkrankungen
wie Herzinfarkt, Schlaganfall, periphere
Durchblutungsstörungen, Herzschwäche und Nierenversagen.
Aber wie lässt sich das Problem wirksam Behandeln? Reicht es, einfach
Blutdruckarznei zu schlucken und gut?
Nein, denn gegen Bluthochdruck lässt
sich einiges unternehmen. Wir zeigen
die zehn besten Therapien, um die
Krankheit bestmöglich in den Griff zu
bekommen.
Platz 10: Das Problem wahrnehmen
Nach Schätzungen von Herz-KreislaufExperten wissen circa zehn Millionen
Deutsche nicht, dass sie zu hohe Blutdruckwerte haben. Denn die Krankheit
tut nicht weh. Kaum jemand geht ihretwegen zum Arzt. Bluthochdruck ist
daher meist ein Zufallsbefund, der im
Rahmen anderer Arztbesuche gestellt
wird.
Erkenntnis ist der erste Weg zur
Besserung
Doch an der sogenannten "stillen
Krankheit" zu leiden, ist nicht harmlos.
Langjährig unbehandelt, ist sie der
größte Risikofaktor für Gefäßerkrankungen, deren schlimmste Folgen
Herzinfarkt und Schlaganfall sein können. Deswegen ist Erkenntnis buchstäblich der er erste Weg zur Besserung, in dem Fall zur Therapie.
Diffuse Zeichen
Auch wenn Bluthochdruck nicht an auffälligen Symptomen wahrzunehmen
ist, so schickt er doch bei einem Teil
der Patienten zumindest versteckte
oder diffuse Zeichen, die man aufmerksam wahrnehmen und bei Arzt
abklären lassen sollten. Dazu gehören
z.B. Druck- und Engegefühl in der
Herzgegend, Atemnot bei Belastung,
morgendliche Kopfschmerzen, Nervosität und Gereiztheit, Schlafstörungen,
Schwindel, Konzentrationsstörungen,
Leistungsabfall, Ohrensausen, Nasen1
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bluten, Beeinträchtigungen der Potenz,
Sehstörungen.
Regelmäßig untersuchen lassen
Doch Vorsicht! Ein Hochdruck kann
auch vorliegen, ohne dass nur eines
dieser Symptome auftritt. Deswegen
sollte jeder Erwachsene seinen Blutdruck regelmäßig messen lassen. Ab
35 Jahren bezahlen die Krankenkassen alle zwei Jahre einen HerzKreislauf- Check.
Platz 9: Gute und schlechte
Werte kennen
Viele Menschen messen selbst zu
Hause ihren Blutdruck. Wird der Ablauf
der Messung nicht optimal durchgeführt, ergeben sich jedoch recht schnell
ungenaue Werte, die die Betroffenen
verunsichern. Experten raten zu Oberarmmessgeräten, weil damit seltener
Bedienfehler entstehen. Aber auch
Manschetten für das Handgelenk liefern bei korrektem Einsatz nach Anleitung des Herstellers zuverlässige Ergebnisse.
In Herzhöhe messen
Unabhängig vom Gerät sollte man vor
der Messung zur Ruhe kommen, sich
fünf bis zehn Minuten entspannt hinsetzen. Der Meßpunkt sollte exakt in
Herzhöhe gehalten werden. Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt, den
Blutdruck dann zweimal in Folge mit
einer Pause von ein bis zwei Minuten
zu messen. Meist liegt der Wert der
zweiten Messung niedriger. Diesen
Wert sollte man täglich notieren.
Ab 140 zu 90 beginnt Bluthochdruck
Laut Weltgesundheitsorganisation liegen optimale Blutdruckwerte bei 120
zu 70. Diabetiker, Nierenpatienten und
Menschen mit Gefäßerkrankungen
sollten diese Werte nicht wesentlich
überschreiten. Für ansonsten Gesunde
gelten jedoch Werte unter 140 zu 90
als noch normal. Ab diesem Werten
spricht man vom "leichten Hochdruck".
Wenn der Messwert mehr als 160 zu
100 beträgt, ist von "mittelschwerem"
und ab 180 zu 110 von "schwerem"
Hochdruck die Rede.
Zuschauerfrage: Andreas M., 42
Jahre:
Außer bei Stress im Job, habe ich
normalerweise keinen Hochdruck.
Mir ist aber aufgefallen, dass mein
zweiter Blutdruckwert seit Jahren
konstant erhöht ist. Ist das gefährlich?
Mit enormer Kraft presst das Herz
Schlag für Schlag einen Stoß Blut in
die Arterien. Der Druck, der in diesem
Moment in den Gefäßen herrscht, wird
als Systole bezeichnet. Das ist der erste, der hohe Blutdruckwert. Die zweite
Ziffer, die Diastole, zeigt die Druckverhältnisse, wenn das Herz zwischen
den Schlägen kein Blut ausstößt sondern sich wieder neu füllt. Normal für
den diastolischen Blutdruck sind 80 bis
90 mmHg.
Ihr Fall, dass der erste Blutdruckwert
normal, der zweite aber erhöht ist,
kommt meistens nur bei Menschen im
Alter von 40 bis 60 Jahren vor. Ab der
sechsten Lebensdekade sinkt der
zweite Wert eher ab und pegelt sich
unter dem Normalbereich ein. Die Ursache eines hohen zweiten Wertes
können Veränderungen in den herznahen Gefäßen sein. Ob das bedenklich
oder behandlungsbedürftig ist, lässt
sich nicht pauschal sagen. Es muss für
jeden Menschen individuell vom Arzt
entschieden werden. Einig ist sich die
Fachwelt, dass demgegenüber ein erhöhter erster Wert viel, viel folgenschwerer ist.
Platz 8: Erkrankungen als Auslöser abschalten
In rund 95 Prozent aller Fälle von Bluthochdruck lässt sich keine organische
Ursache als Auslöser finden. Warum
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diese sogenannte "primäre" oder "essentielle" Hypertonie trotzdem entsteht,
ist nicht eindeutig geklärt. Die genetische Veranlagung scheint dabei eine
wichtige Rolle zu spielen. Auch Übergewicht, Rauchen, Alkohol, Stress und
hoher Kochsalzverzehr werden mit der
Entstehung des Hochdrucks in Zusammenhang gebracht.
Nierenhochdruck
Bei etwa fünf Prozent der Betroffenen
löst jedoch eine andere Erkrankung
den Hochdruck (sekundäre Hypertonie) aus. Ist beispielsweise das Nierengewebe erkrankt oder sind Nierengefäße verengt, steigt der Blutdruck.
Aufspüren lässt sich der Nierenhochdruck mit Urin- und Bluttests sowie mit
bildgebenden Verfahren und Gewebspunktionen.
Nebennieren als Problemquelle
Wie kegelförmige Hüte sitzen die Nebennieren auf den beiden Nieren. Die
Drüsen produzieren eine Reihe von
Hormonen, welche die Höhe des Blutdrucks maßgeblich beeinflussen, zum
Beispiel Adrenalin. Bestimmte Erkrankungen der Nebennieren führen zu
Störungen im Hormonstoffwechsel, die
unter anderem auch einen dauerhaften
Blutdruckanstieg auslösen können. Da
Erkrankungen der Nebennieren noch
eine ganze Reihe anderer - zum Teil
auffälliger - Symptome nach sich ziehen, schöpft der Arzt frühzeitig Verdacht.
Schilddrüse
Verursacher
als
Hypertonie-
Auch Erkrankungen der Schilddrüse
können Veränderungen im HerzKreislauf-System auslösen. Vor allem
ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen
im Blut feuert den Herzschlag an und
treibt damit den Druck in den Gefäßen
hoch. Ein Bluttest bringt Aufschluss.
Platz 7: Stress abbauen und
Druck ablassen
Bei Gefahr wird der Körper in Alarmbereitschaft versetzt: Das Herz schlägt
immer schneller. Der Puls beginnt zu
rasen. Der Blutdruck steigt rapide. Die
Muskeln spannen sich an. Die Atmung
wird schneller und flacher. Aus den
Speichern wird massig Zucker ins Blut
ausgeschüttet. Der ganze Organismus
bereitet sich vor, fliehen oder angreifen
zu können.
Das Problem: Nicht nur gefährliche
Situationen wie eine Feuer im Haus
oder ein Autounfall lösen diese lebenswichtige Kettenreaktion im Körper
aus. Auch Hetze, Leistungsdruck, Zeitzwang, sozialer Wettbewerb, Existenzprobleme, der Verlust eines Angehörigen, Einsamkeit und andere Situationen versetzen den Körper dauerhaft in
diese Alarmbereitschaft.
Stress im Job
Aus dem Stressreport Deutschland
2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) geht
hervor, dass 43 Prozent der erwerbstätigen Deutschen das Gefühl haben,
dass in den letzten zwei Jahren die
Belastungen im Job zugenommen haben. Deswegen ist es wichtig, Ventile
für Stress zu finden und Druck abzulassen. Diese sind mitunter so wirksam, dass der Bluthochdruckmedikamente überflüssig werden.
Yoga statt Blutdrucksenker
Seit 25 Jahren ist Magret T. Kinderkrankenschwester. Der Arbeitsalltag
auf der Kinderpflegestation des Kreiskrankenhauses Weißwasser ist hektisch: "Das Telefon klingelt, man muss
immer parat sein, man muss immer
ansprechbar sein, man muss sich immer um die Patienten kümmern, die
Eltern haben ihre Probleme, auf die
man eingehen muss. Das ist alles sehr
anstrengend und grad wenn akute Fälle sind, muss man eben funktionieren."
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Verantwortlich für dieses "Funktionieren" ist unser vegetatives Nervensystem. Bei Aufregung und Anstrengung
arbeitet der Körper auf Hochtouren.
Große Mengen des Stresshormons
Adrenalin werden ausgeschüttet. Der
Herzschlag erhöht sich, der Blutdruck
steigt. In Ruhephasen reguliert das
Nervensystem, Herzschlag und Blutdruck normalisieren sich wieder. Wird
der Stress zum Dauerzustand, kann
das Adrenalin nicht mehr abgebaut
werden, das Gleichgewicht zwischen
Anspannung und Entspannung gerät
aus der Balance.
Vor vier Jahren wurde Schwester
Margret deshalb selbst zur Patientin.
Die Diagnose: stressbedingter Bluthochdruck: "Ich hatte während der
Schicht Sprachausfälle und Sehstörungen, musste dann selber in die Rettungsstelle gehen und auch Tabletten
nehmen. Und das ist auch für jede
Schwester selber unangenehm, das
auch zuzugeben, dass man selber am
Ende ist. Da hat der Körper eben gezeigt, jetzt ist Feierabend, man muss
was tun", erklärt sie. Ihr Arbeitgeber
nimmt diese Belastungen seiner Mitarbeiter sehr ernst. Seit drei Jahren gibt
es ein Programm für betriebliches Gesundheitsmanagement, in dem unter
anderem Entspannungskurse angeboten werden.
Auch Margret T. hat vor anderthalb
Jahren beschlossen, aktiv etwas gegen den Bluthochdruck zu unternehmen und hat sich bei einem Yoga-Kurs
angemeldet. Die regelmäßigen Auszeiten und das Erlernen von Entspannungstechniken helfen der 45-Jährigen
seitdem, den Stress gezielt abzubauen
und so ihre innere Balance wiederzufinden: "Ich habe für mich den Weg
gefunden, meine Ruhe zu finden, nach
der Arbeit abzuschalten durch das Yoga, durch das Programm, auch für Zuhause, dass man selber Übungen
macht, um wieder runter zu kommen
und sich zu entspannen. Und dadurch
ist auch mein Blutdruck gesunken und
ich brauch keine Tabletten mehr zu
nehmen."
An ihrem hektischen Arbeitsalltag kann
Krankenschwester Margret nichts ändern. Aber in ihrer Freizeit achtet sie
jetzt mehr auf die eigene Gesundheit
und sorgt bewusst für wichtige Momente der Entspannung.
Platz 6: Weniger Salz
Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt
Bluthochdruckpatienten, den Salzkonsum drastisch zu reduzieren. Denn ein
Zuviel an Salz bindet ein Übermaß an
Wasser im Körper und erhöht damit
auch die Menge des Blutes in den
Adern. Mehr Blutvolumen zieht einen
höheren Druck in den Gefäßen nach
sich.
Nach Einschätzung der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist
der Salzkonsum in Deutschland deutlich zu hoch. Die DGE rät, eine Menge
von fünf bis sechs Gramm Salz pro
Tag nicht zu überschreiten. Der Bedarf
des Körpers liegt mit zwei Gramm sogar noch deutlich darunter. Gegessen
wird aber mindestens das Doppelte
dieser Menge, also oft mehr als zehn
Gramm.
Problematisch dabei ist, dass drei Viertel der verzehrten Salzmenge nicht aus
dem Streuer stammen, sondern aus
industriell hergestellten oder zusammengesetzten Produkten aus dem Supermarkt. Deswegen haben Empfehlungen, sich kochsalzarm zu ernähren,
kaum Erfolg, wenn man nur das sichtbare Salz einspart. Vielmehr lohnt der
Blick aufs Kleingedruckte der Lebensmittelverpackungen. Allerdings ist dort
oft nur der Natriumgehalt zu finden.
Wer wissen will, wie viel Kochsalz, also
Natriumchlorid (NaCl) ein Produkt enthält, muss den angegebenen Natriumgehalt mit dem Faktor 2,5 multiplizieren.
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Hier lauert die Salzfalle!
•
Brot, Brötchen, Knäckebrot,
Cornflakes
•
Geräucherter Schinken, Salami,
Käse
•
Tütensuppen, Fertiggerichte
•
Tiefkühlpizza
•
Sauerkraut, Salzgurken, Oliven,
Kapern, eingelegtes Essiggemüse
•
Ketchup, Senf, fertige Salatsaucen
•
Fischkonserven und Matjes
•
Chips, Cracker, Salzstangen,
geröstete Erdnüsse
Apotheker Friedemann Schmidt erläutert: "Etwa jeder zehnte Patient kann
einen ACE-Hemmer-Husten bekommen. Das ist ein trockener Hustenreiz.
Er hat etwas mit der Wirkung des Medikaments zu tun."
Sartane
Platz 5: Die richtigen Blutdruckmedikamente
Um den Druck zu senken, stehen vier
bis fünf zentrale Wirkstoffgruppen zur
Verfügung. Jede für sich hat ihre Vorund Nachteile. Deswegen ist es wichtig, dass für jeden Patienten individuell
die richtigen Wirkstoffe ausgewählt
werden und ihre Dosis exakt auf ihn
abgestimmt wird. Doch worin unterscheiden sich die Medikamentengruppen?
ACE-Hemmer
Diese Medikamente drosselt die Bildung des Hormons Angiotensin. Wörtlich übersetzt heißt Angiotensin "Gefäßspanner" oder "Gefäßverenger".
Weil durch die ACE-Hemmer weniger
von dem gefäßverengenden Hormon
gebildet wird, entspannt sich die Muskulatur der Adern. Sie weiten sich und
der
Blutdruck
sinkt.
Dieser positiven Wirkung stehen mögliche Nebenwirkungen gegenüber, wie
Diese Medikamente greifen in den gleichen Prozess ein wie die ACEHemmer. Allerdings drosseln sie nicht
den Angiotensin-Nachschub, sondern
blockieren die Stellen, an dem das
Hormon "andocken" und seine Wirkung entfalten möchte. Dadurch wird
wie bei den ACE-Hemmern ein Verengen der Gefäße verhindert und einem
damit verbundenen Blutdruckanstieg
entgegengewirkt.
Aber auch Sartane eignen sich nicht
für jeden Patienten, wie Friedemann
Schmidt weiß: "Die schlimmste Nebenwirkung bei den Sartanen, die jedoch extrem selten auftritt, ist das sogenannte Angioödem. Das ist eine
Schwellung der Schleimhäute. Und
wenn die im Mund- oder Halsbereich
auftritt, die Zunge dick wird zum Beispiel, kann das zu richtig lebensbedrohlichen Zuständen führen, weil man
einfach keine Luft mehr bekommt. Ansonsten sind diese Wirkstoffe eigentlich gut verträglich und der Husten der
ACE-Hemmer tritt bei ihnen nicht auf."
Betablocker
Ein Zuviel des Stresshormons Adrenalin lässt das Herz schneller schlagen.
Das treibt den Blutdruck in die Höhe.
Betablocker schwächen die Wirkung
des Adrenalins im Körper ab. Aber
auch hier gibt es Nebenwirkungen:
"Wenn das Adrenalin zu sehr gedämpft
wird, werden manche Menschen müde
und fühlen sich schlaff.", erklärt der
Apotheker.
Diuretika (Wassertabletten)
In der Niere wird das Blut gefiltert und
gewissermaßen "gewaschen". Diureti5
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ka greifen in diesen Prozess ein. Sie
sorgen dafür, dass dem Blut in der Niere Wasser entzogen wird. Mit einer
erhöhten Wasserausscheidung über
die Blase werden auch Salze aus dem
Körper ausgeschwemmt, die sonst
Wasser im Körper binden würden. Das
Blutvolumen nimmt ab. Der Blutdruck
sinkt. Aber auch diese Medikation kann
zu Beschwerden führen: "Der Körper
verliert Wasser, also Flüssigkeit und
Salze, Mineralsalze. Und wenn das zu
viel wird, dann können zum Beispiel
Wadenkrämpfe auftreten oder auch
Herzrhythmusstörungen, also alles
das, was mit unserem Mineralienhaushalt zu tun hat, kann gestört werden.",
erklärt Friedemann Schmidt.
Platz 4: Therapietreue zeigen
Welcher Blutdrucksenker für den Patienten geeignet ist, muss der Arzt sehr
individuell entscheiden. Da jeder auch
unerwünschte Arzneimittelwirkungen
auslösen kann, kombinieren Ärzte bei
der Behandlung des Hochdrucks häufig geringe Dosen zweier oder mehr
Wirkstoffe, statt von einer Arznei eine
hohe Menge zu verordnen. Die blutdrucksenkenden Effekte der kombinierten Mittel addieren sich. Die Nebenwirkungen bleiben wegen der geringen
Dosis jeweils klein.
Viele Patienten verunsichert es, wenn
sie mehrere Medikamente gleichzeitig
nehmen müssen. Sie lassen eigenmächtig Tabletten weg, in der Hoffnung, nun weniger "Chemie" zu sich zu
nehmen. Aber nur wenn die Blutdruckmittel korrekt und nach Vorschrift
eingenommen werden, kann der Arzt
die optimale Wirkstoffkombination und
Dosis für den Patienten anpassen.
Platz 3: Sonderfall Operation
In weniger als zehn Prozent der Fälle
von Bluthochdruck gelingt es nicht, den
Druck optimal abzusenken. Nur wenn
Medikamente und Umstellung des Lebenswandels nicht anschlagen, kommt
ein spezieller chirurgischer Eingriff in
Betracht: Die Nervenverödung an der
Niere.
Der Fall Gerald E.
Kurz vor dem Eingriff an seiner Niere
muss Patient Gerald E. noch seine
Blutdruck-Tabletten nehmen. Doch
diese konnten den 56-Jährigen in letzter Zeit nicht mehr ausreichend schützen. Seit zwei Jahren erleidet er immer
öfter regelrechte Bluthochdruck-Krisen.
Die haben auch an seinem Herzen
Spuren hinterlassen, weiß sein behandelnder Arzt Dr. Alexander Plehn, Kardiologe am Universitätsklinikum Halle:
"Er hat ein typisches Bluthochdruckherz. Die Herzkammerscheidewand
und die Außenwand sind deutlich verdickt , fast verdoppelt - wie bei einem
Kraftsportler, der die ganze Zeit gegen
den hohen Druck kämpfen muss. Das
kann bis hin zu schwerem Herzversagen führen."
Eine Schlüsselrolle bei der Regulation
des Blutdrucks spielen die Nieren: sie
geben Hormone ab, die den Druck in
den Gefäßen regulieren. Gesteuert
wird das vom Gehirn. Doch auch die
Niere sendet Signale zurück ans Blutdruck-Zentrum im Hirn, vor allem bei
Stress. Ist dieser Rückkopplungsmechanismus übersteuert, steigt der Blutdruck. Gelingt es nicht, ihn mit Medikamenten zu senken und ist der Patient von schweren Organschäden,
Schlaganfall oder Herzinfarkt bedroht,
setzt hier eine neue Therapie an: die
sogenannte Nervenverödung an der
Niere. Dr. Alexander Plehn erklärt das
Verfahren: "Wenn wir hier durch die
Verödung Nerven durchtrennen können, dann können wir dieses zentrale
Blutdruck-Zentrum im Hirn etwas
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dämpfen, wodurch der Blutdruck gesenkt wird."
Unter örtlicher Betäubung schiebt der
Herzspezialist einen Katheter über die
Leiste des Patienten bis zu den Nierenarterien und verödet dort die Nervenenden. Die Unterbrechung der Signalübertragung an das Gehirn führt
dann zur Blutdrucksenkung. Nach einer knappen Stunde sind die Nerven
um beide Nierenarterien ausgeschaltet.
Gerald E. hat den Eingriff überstanden.
Dr. Alexander Plehn: "Ungefähr zwei
Drittel der Patienten haben die Chance, dass sich der Blutdruck senkt. Das
sind die Patienten mit einem hohen
Sympathikus, also mit einer hohen
Nervenaktivität in der Niere. Und die
Nerven, die wir da durchtrennen, brauchen wir nicht wirklich. Dadurch sind
auch keine wirklichen Nebenwirkungen
zu erwarten."
Hans-Peter D. ließ sich vor einem Jahr
ebenfalls operieren. Trotz Tabletten
hatte er lange zu hohen Blutdruck, erlitt
mehrere Herzinfarkte: "In den letzten
zehn Jahren waren es acht Herzinfarkte. Ich habe vor zwei Jahren noch einmal 16 Bypässe bekommen. Mir ging
es sehr, sehr schlecht. Ich konnte mich
körperlich nicht belasten." Heute ist
sein Blutdruck fast normal. Der
70jährige braucht nur noch die Hälfte
der Tabletten und ist doppelt belastbar.
stoffreichem Blut zu versorgen. Der
Blutdruck steigt durch die kürzere
Herzfrequenz. Normalerweise würde
sich jetzt das Geflecht aus Blutgefäßen
weit stellen, um den erhöhten Pumpdruck vom Herzen abzufedern. Weil
das die Adern aber nicht mehr gewöhnt sind, bleiben sie zu starr. Der
ohnehin schon hohe Blutdruck des Betroffenen kann darum in gefährliche
Höhen steigen. Regelmäßige körperliche Bewegung wie Spazierengehen,
Wandern, Fahrradfahren, Walken oder
Schwimmen ist eine der wichtigsten
Selbsthilfemaßnahmen bei Bluthochdruck, um die Gefäße elastisch zu halten.
Abnehmen
Blutdruck und Übergewicht sind eng
miteinander verbunden. In zahlreichen
Studien konnte gezeigt werden, dass
die Hälfte aller übergewichtigen Menschen unter Bluthochdruck leidet. Ein
Erklärungsansatz ist, dass sich bei ihnen vermehrt Insulin im Blut befindet.
Das führt dazu, dass weniger Wasser
und Salz ausgeschieden werden. Dadurch erhöht sich die Blutmenge und
der Druck in den Gefäßen steigt mit.
Abnehmen senkt den Blutdruck ganz
natürlich.
Rauchen aufgeben
Platz 2: Lebenswandel optimieren
Rauchen verengt die Blutgefäße. Enge, unelastische Adern führen zu
Hochdruck und ernsten Gefäßerkrankungen. Bluthochdruckpatienten profitieren deshalb sehr, wenn sie das
Rauchen aufgeben.
Ausreichend bewegen
Wenig Alkohol
Ein untrainierter Mensch mit Bluthochdruck lebt gefährlich. Seine Blutgefäße
sind es nicht gewohnt, sich zu weiten,
um sich an den erhöhten Blutstrom bei
körperlicher Anstrengung anzupassen.
Folgendes geschieht deshalb bei einer
ungewohnten Anstrengung wie Treppensteigen: Das Herz schlägt schneller, um die Muskeln stärker mit sauer-
Alkohol lässt auch bei Gesunden den
Blutdruck ansteigen. Spürbar wird das
zum Beispiel, wenn sich nach einem
Glas Sekt die Wangen röten und ein
erhitztes Gefühl einstellt. Hochdruckkranke sollten darum mit alkoholischen
Getränken sparsam umgehen und den
Grenzwert von 30 Gramm Alkohol pro
Tag - das entspricht zwei Gläsern Bier
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oder zwei Gläsern Wein - nicht überschreiten.
Platz 1: Selbstheilung ankurbeln
Die wichtigste und beste Therapie des
Hochdrucks ist es, die Selbstheilungskräfte anzukurbeln. Manchmal braucht
es dazu einen Anstoß. Hilfreich ist zum
Beispiel ein Aufenthalt in einer Klinik,
die naturheilkundlich ausgerichtet ist,
wie zum Beispiel die Deutsche Klinik
für Integrative Medizin und Naturheilverfahren in Bad Elster. Ein Tag in so
einer Klinik beginnt mit einem leichten
Ausdauertraining.
Gegen Bluthochdruck und Kurzatmigkeit
Solange er denken kann hat Patient
Gunnar W. immer wieder extrem hohen Blutdruck: "Irgendwann habe ich
gemerkt, dass mein Puls sehr schnell
erhöht war, besonders beim Treppensteigen. Dann bekommt man ein bisschen Kurzatmigkeit. Und dann habe
ich überlegt, etwas dagegen zu tun."
Zunächst ließ er sich von einem Arzt
Medikamente verschreiben, die allerdings nur wenig bewirkten. Um endlich
etwas gegen seinen hohen Blutdruck
hat der 31-Jährige Anfang Januar eine
naturmedizinische Behandlung begonnen.
Prof. Dr. Thorsten Doering, Internist an
der Klinik, verspricht: "Ein Patient, der
sein Leben umstellt, sich regelmäßig
bewegt, seine Ernährung umstellt und
auch Kneipp- und Entspannungstherapie macht, der kann eine Normalisierung des Blutdrucks erreichen."
Bürsten und Güsse
Zwei bis drei Mal in der Woche steht
Trockenbürsten auf dem Programm.
Gesundheitstrainer Jens Dullies zeigt,
wie das geht: "Wir fangen an, an der
Außenseite des Körpers zu bürsten
und sich dem Herzen zu nähern. Die
schöne Möglichkeit des Trockenbürs-
tens ist, das Blut zu verteilen und dadurch den Druck aus den größeren
Gefäßen herauszunehmen. Der Blutdruck sinkt." Auch mit den kalten Güssen sollte man herzfern beginnen und
zunächst ganz bei Beinen oder Armen
bleiben , damit das Herz nicht schockartig belastet wird. Durch den Kältereiz
entwickelt der Körper Wärme, die
Muskulatur wird locker, die Gefäße
weiten sich und das Nervensystem
wird ruhiger. Daher macht man es am
besten auch am Abend. Mit Kneippen
soll man seinen Blutdruck um bis zu
zehn Prozent senken können.
Vollwert statt Fast Food
Auch die Ernährung ist wichtig. Mit der
Umstellung von Fastfood auf kalorienreduzierte Vollwertküche hat Patient
Gunnar W. in kurzer Zeit fünf Kilogramm abgenommen. Mit dem Verzicht auf Schweres, Rohes oder Fettes
will er seinen Blutdruck um weitere 20
Prozent senken. Prof. Dr. Thorsten
Doering weiß: "Die Schwierigkeit ist
natürlich, das durchzuhalten, dass man
es Zuhause weitermacht. Wir trainieren
das mit den Patienten regelmäßig. Sie
lernen das, sie können uns auch fragen, wie sie es am besten umsetzen
können und sie bekommen einen
Fahrplan für Zuhause, wie sie sich ernähren sollen."
Schröpfen löst Stauungen
Nach der Mittagsruhe geht es noch
einmal unter die Haut. Das Schröpfen
fördert nicht nur die Durchblutung.
sondern löst auch Stauungen in den
Gefäßen. Der Saugreiz wirkt beruhigend auf das Nervensystem und die
inneren Organe. Dieser Effekt hält
mehrere Tage an.
Gunnar W. hat auf diese Weise
manchmal schon Normalwerte von 125
zu 77 erreicht. Weil er gelernt hat, wie
stark Entspannung den Blutdruck
senkt, lernt er in der Klinik die Kunst
des Qi Gong. Die ruhige und tiefe
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Bauchatmung beruhigt seinen Puls.
Schon ein paar Minuten Entspannungstraining am Tag genügen. Mit
dieser Therapie konnte der Patient
seinen Blutdruck innerhalb von drei
Wochen bis zu 25 Prozent senken: "Ich
habe, denke ich, umgedacht, also in
meinem Leben etwas zu verändern:
das heißt: Ernährung.
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