Otfried Preußler: Das kleine Gespenst

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Otfried Preußler: Das kleine Gespenst
Universität Augsburg
Lehrstuhl für Didaktik
der deutschen Sprache und Literatur
Prof. Dr. Kaspar Spinner
Dozentin: Dr. Gabriele Gien
Sommersemester 2006
Materialien zur Leseförderung:
Autor / Inhalt / Unterricht
Autorinnen:
Natalie Gawantka und Julia Klaußner
-2-
a) Informationen zum Autor
Biographie:
Otfried Preußler wird am 20. Oktober 1923 in Reichenberg
(Nordböhmen) geboren. Seine Eltern gehen beide der
Lehrertätigkeit nach.
Nach seinem Abitur 1942 wird er in den Krieg eingezogen, und
gerät 1944 in sowjetische Gefangenschaft, wo er die nächsten
fünf Jahre verharren muss. Nach seiner Freilassung 1949 begibt
er sich nach Rosenheim (Oberbayern). Noch in diesem Jahr
heiratet er Annelies Kind. Er beschließt aufgrund seiner Wurzeln und Interessen, dem
Beruf des Lehrers nachzugehen, arbeitet jedoch neben seinem Studium als „radelnder
Lokalreporter“ und schreibt Geschichten für den Kinderfunk. Anschließend arbeitet er bis
1970 als Volksschullehrer.
In den Jahren 1951, 1953 und 1958 erblicken seine drei Töchter Renate, Regine und
Susanne das Licht der Welt. 1956 gelingt ihm mit dem „kleinen Wassermann“ der erste
große Erfolg. Die meisten seiner Kinderbücher entstehen aus dem alltäglichen Leben mit
seiner Familie heraus, da er seinen Töchtern vor dem Einschlafen meistens eine
Geschichte erzählt, wie z.B. die Geschichte einer „kleinen Hexe“, die somit 1957
schriftlich niedergelegt wird.
Otfried Preußler hat bislang 32 Bücher geschrieben, die in mehr als 50 Sprachen übersetzt
wurden.
Werke: chronologisch, unvollständig

Der kleine Wassermann

Die kleine Hexe

Das kleine Gespenst

Der Räuber Hotzenplotz

Krabat
u.v.m.
-3b) Inhaltsangabe
Auf Burg Eulenstein haust seit Urzeiten ein kleines, friedliches
Nachtgespenst. Sein größter Wunsch ist es, die Welt einmal bei
Tageslicht zu sehen. Wie durch ein Wunder erwacht das Gespenst
statt um Mitternacht um zwölf Uhr Mittags, und so wird aus dem
Nachtgespenst ein Taggespenst. Eine abenteuerliche Zeit bricht an –
allerdings nicht nur für die Bürger Eulensteins.
c) Unterrichtsvorschläge
 Brief zu Ende schreiben: Das kleine Gespenst schreibt mit Hilfe von Jutta
einen Entschuldigungsbrief an den Bürgermeister. Im Buch sind nur Anfang
und Schluss des Briefes abgebildet, und es wird erwähnt, dass es „ein ziemlich
langer Brief“ wurde.
 Zeitungsartikel
verfassen:
Im
„Eulenberger
Stadtanzeiger“
erscheinen
regelmäßig kleinere Artikel über den „schwarzen Unbekannten“, der gerade in
Eulenberg sein Unwesen treibt, und über die Empörung der Bürger. Vorab
sollten der Inhalt bzw. die Leitfragen (z.B. Wortkarten: Wer? Was? Wann?
Wo? Wie? Warum?) geklärt werden, was in dem Artikel stehen soll.
 Diskussionsrunde/ Nachspielen der Sondersitzung: unterschiedliche Personen,
z.B. Leiter des Stadtrates, der Stadtpolizei, Holzinger und weitere  Thema:
Wer ist der schwarze Unbekannte und wie kann man gegen ihn vorgehen?
 Eine Szene nachspielen bzw. ausbauen: Einberufung der Sondersitzung des
Stadtrates
 Gestaltung eines Kunstbildes: Gespenst mit weißer Wachsmalkreide aufmalen
(Jaxonkreide) und mit dunkler Wasserfarbe darüber malen
 Zeichentrickfilm anschauen: Darstellung der einzelnen Charaktere, Vergleich
der Filmzeichnung mit der Buchzeichnung  Empfindungen, andere
Vorstellung der Figuren
 Figuren in Ich-Form vorstellen: Gespenst, Uhu Schuhu
 Figuren berichten über Figuren: Apotheker, Bürger, Gespenst, Uhu Schuhu
 Interview mit dem Bürgermeister über das Gespenst
-4 Historische Informationen: Eulenberg, Burg Eulenstein, Geister/ Gespenster 
Plakat erstellen
 Buchempfehlung
 Autorenplakat evtl. mit vorhergehender eingehender Recherche
 Lesebegleitheft erstellen
 Zum Inhalt: Lückentext, gegenseitig Fragen stellen
 Szene anders weiterschreiben: Gespenst wird nicht mehr weiß, Uhrmacher hilft
den Kindern nicht
 Zur Schlussszene Begleitung finden (Musik und Tanz)  Freude des kleinen
Gespenstes
 Brettspiel (vgl. CD-ROM) Inhalt sollte vollständig bekannt sein
 Kinofilm  Beschaffung problematisch, da relativ unbekannt
d) Kommentar
Altersempfehlung: ca. 7 bis 8 Jahre, 1./2. Klasse
Mit der Geschichte des „kleinen Gespenstes“ machte Otfried Preußler das Genre der
fantastischen Geschichten auch für Vorschulkinder interessant. Preußler „versteht die
Welt der Fantastik ganz bewusst als Schonraum und poetische Gegenwelt, in der Kinder
eine optimistische, harmonische Lebenseinstellung entwickeln können. Preußler knüpfte
an Sagen und Märchen seiner Heimat und Kindheit an, verkehrte ihre Wirkung aber durch
Verfahren der Entdämonisierung und Entzauberung ins Gegenteil. Eine „gute“ Hexe oder
ein liebenswürdiges Gespenst verlieren so ihre Bedrohlichkeit und werden zu
Verbündeten der Leser. (...) Die originellen „kleinen“ Helden, die klare einfache Sprache
und die Komik seiner Geschichten machten Preußler zum beliebtesten deutschen
Kinderbuchautor der 60er Jahre. Seine Werke belegen sein Einfühlungsvermögen in die
kindliche Erlebenswelt, weisen aber nicht darüber hinaus. So bleibt Preußlers literarischer
Kosmos trotz mancher Einsprengsel von Subversion insgesamt weitgehend einem
geschlossenen Horizont von Optimismus und Harmonie verhaftet.“ 1
Wie bereits im Kommentar zu „Pippi Langstrumpf“ erwähnt, fällt es den Kindern der
ersten beiden Jahrgangsstufen aufgrund ihres egozentrischen Weltbildes noch sehr
schwer, sich in andere Personen hineinzuversetzen. Eine Szene nachzuspielen, wie z.B.
die Stadtratsitzung, ist demnach nur mit „ausgewählten“ Klassen möglich bzw. bedarf der
tatkräftigen Unterstützung des Lehrers.
1
Schikorsky, Isa: Kinder- und Jugendliteratur, S. 148
-5Problematisch und mit höherem Anspruch verbunden ist die Erstellung eines
Zeitungsartikels. Hierfür müsste zuerst der Schreibstil und wichtige Fragen, die ein
Artikel beantworten sollte, geklärt werden. Es bieten sich dafür Wortkarten mit den „WFragen“ in besonderer Weise an. Außerdem kann ein richtiger, kurzer Zeitungsartikel zum
Vergleich mitgebracht werden. In gleicher Weise kann mit der Frage „Wie führe ich ein
Interview“ vorgegangen werden.
Um ein historisches Informationsplakat zu erstellen, muss dafür gesorgt werden, dass
genügend Sachbücher vorhanden sind.
Auch die Thematik „Geister, Monster und Hexen“ sollte in diesem Fall ihren Platz finden
und gründlich mit den Schülern behandelt werden, da es sich oftmals noch um bedeutende
Ängste der Kinder handelt.
Allgemeiner muss darauf hingewiesen werden, dass das Buch in einer sehr kleinen
Schriftgröße gedruckt ist, und somit der Einsatz in der ersten und zweiten Klasse
zweifelhaft bis fragwürdig erscheint. Zum Vorlesen erscheint es aufgrund Preußlers hoch
ansprechenden Schreibstils auf jeden Fall geeignet und bietet des weiteren eine Fülle an
Diskussionsmöglichkeiten.
Literaturangaben:
-
Schikorsky, Isa: Kinder- und Jugendliteratur. DuMont Schnellkurs. DuMont Literatur
und Kunst Verlag, Köln. Originalausgabe, 2003.
Internetquellen:
Otfried Preußler: Das kleine Gespenst
-
http://de.wikipedia.org/wiki/Otfried_Preu%C3%9Fler
-
http://www.preussler.de/index1.htm