Hallam Foe - this is my story

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Hallam Foe - this is my story
FilmRauschPalast
Hallam Foe - this is my story
Letzte Aktualisierung 22.11.2007
GB 2007
Regie: David Mackenzie
Buch: Ed Whitmore, David Mackenzie, nach dem Roman von Peter Jinks
Darsteller: Jamie Bell, Sophia Myles, Ciaran Hinds, Jamie Sives, Claire Forlani
Musik: Franz Ferdinand
96 Minuten, Format 1:2,35 (Scope)
Nach seinen beiden eher düsteren Filmen Young Adam und Asylum begibt sich der britische Regisseur David Mackenzie
in seinem neuesten Film auf leichtere Gefilde. Mit einem ausgezeichneten Jamie Bell ("Billy Elliott") in der Hauptrolle
inszeniert er eine klassische Coming of Age-Story eines Sprösslings aus reichem Hause, der nach dem frühen Tod seiner
Mutter gegen seine Umwelt rebelliert und ziellos durchs Leben streift.
PRESSESTIMMEN
Bei aller Empfindsamkeit ist HALLAM FOE vor allem eine hippe Adoleszenzgeschichte für Franz-Ferdinand-Fans, meint
Birgit Glombitza. "So hat man manchmal den Eindruck, der Film ist zu sehr mit der Coolness und dem Look dieser hübsch
verkorksten Jugend beschäftigt, als sich ernsthaft um die Fallhöhe seines Helden zu sorgen. Leider trägt der Schwung der
Geschichte auch mit Franz Ferdinands Hilfe nicht weiter, genau genommen ist das eigentliche Drama der Jugend schon
im Vorspann erzählt. Deshalb scheinen Mackenzies Anleihen bei großen Vorbildern wie VERTIGO oder FENSTER ZUM
HOF eher zum Ausmalen zu dienen als zur verblüffenden Zuspitzung."
Der Spiegel
Laut Peter Uehling liebt der Film das psychologische Sinnbild. "Das berührt durchaus. Der Autor und Regisseur David
Mackenzie versteht sich auf die Aktivierung des Mitgefühls, bannt die Gefahr übergroßer Süßlichkeit mal mit kalten Bildern der
Stadt, mal mit bemerkenswertem Humor. ... Mit Jamie Bell, der als tanzwütiger Junge in BILLY ELLIOT bekannt wurde,
hat der Film zudem in der Titelrolle einen Darsteller, der den Film nicht beherrscht, sondern seltsam sperrig im Fluss der
Bilder steht und sein Gesicht der Situation im Zweifelsfall eher nicht anpasst. Der muss sich die Sympathie des
Publikums erkämpfen, und er macht das mit einem Eigensinn, der seinen vielleicht nicht übermäßig reichen Möglichkeiten Kraft
und Originalität verleiht."
Berliner Zeitung
Der treibende Sound von Franz Ferdinand gibt dem Montagefluss den Rhythmus vor. Passagenweise vergass Claudia
Lenssen "glücklicherweise die Story und folgte einfach der umtriebigen Verve, mit der das Energiebündel Bell per Seilwinde
von einem Baumhaus herunter saust oder durch Edinburgh streift und wieselflink auf Dächern herumklettert."
Die Tageszeitung
Welf Lindner ist begeistert: "Eine klassische Coming of Age-Geschichte also, mit viel Verve von dem schottischen
Filmemacher David Mackenzie erzählt. Einer der großen Leistungen seines Films besteht darin, wie gekonnt er Genres und
Gefühle vermischt, um das emotionale Tohuwabohu des Heranwachsens auf die Leinwand zu zaubern. Tragik, Thrill,
Romantik, Sex und vor allem ein guter Schuss Komik verdichten sich zu einem energiegeladenen Jugenddrama, das
gekonnt die Schnittstelle zwischen Kindheit und Erwachsensein auslotet."
critic.de
Einen seltsamen Zwitter sah Dietrich Brüggemann. "Einerseits ein nachdenklicher, zurückhaltender Independentfilm, der
seine Figuren ernstnimmt, der einen tiefergehenden Blick auf ein Stück reales Leben wirft, der eben nicht die EskapismusVersprechen des großen Kinos macht, der die Ausgestoßenen, die Underdogs und die Verzweifelten in unser aller Alltag
würdigt. Andererseits feiert er die Fantasie, die eigenwillige Idee als Daseinsprinzip, was ihn dann zwangsläufig aus
unserer Welt hinausführt. ... Das hier ist kein üblicher Arthouse-Film mit nachdenklicher Sprachlosigkeit."
schnitt.de
Eine Mischung aus Krimi, Liebesgeschichte, Psychodrama und Coming-of-Age-Komödie sah Stefan Volk. "Durch den
leichten, hoffnungsfrohen und humorvollen Tonfall, mit dem der Film den inneren Dämonen seines Helden begegnet,
verliert er zwar etwas an magischer Sogkraft, gewinnt aber an Dynamik. Nicht immer kann Mackenzie diese
Vielstimmigkeit in die richtigen Bahnen lenken; trotzdem beweist er auch in seinem vierten Spielfilm, dass er ein Meister
des atmosphärischen Kinos ist. Ästhetisch stellt der Film einen Hochgenuss dar, dramaturgisch bleibt er ganz auf den
Hauptdarsteller zugeschnitten, was ein inszenatorisches Vabanquespiel bedeutet. Dank Jamie Bells mitreißender,
exzellenter Darbietung geht die Rechnung aber durchaus beeindruckend auf."
film-dienst 18/2007
Joachim Kurz lobt besonders den jungen Hauptdarsteller und vergleicht den Film mit TRAINSPOTTING. Allerdings findet
der Kritiker den Film zu ernst: "mit seinem Hang zur Psychologisierung, um als hippes Porträt eines schrägen schottischen
Teenagers wahrgenommen zu werden. Bisweilen wirkt es so, als habe der Regisseur eigentlich zwei Filme drehen
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wollen: eine flotte Coming-of-Age-Geschichte und ein schwermütiges Psychodrama – mit der Konsequenz, dass
letztlich beide scheitern, wenngleich das Ganze zumindest recht unterhaltsam geworden ist."
kino-zeit.de
Recht bald ist Julian Hanich der Film seltsam vorgekommen. "Nicht direkt eine Geschichte, die aus dem echten und
wahrhaftigen Leben gegriffen wäre. Was nicht unbedingt ein Problem sein muss. Das Kino kann einem ja beinahe alles
erzählen. Aber es sollte dabei schon ein wenig geschickter vorgehen als HALLAM FOE. ... Aber bis zu Hallams gereiftem
Abgang in der Schlusseinstellung ist der Weg gepflastert mit großen, übergroßen Themen: eine Coming-of-Age-Geschichte
mit Voyeurismus, Liebe zu den Toten und Ödipus-Anklängen? A bit heavy, my dear."
Der Tagesspiegel
Der Regisseur hat seine Geschichte wie einen wahren Märchenfilm inszeniert, schreibt Daniel Kothenschulte. "Es ist in
der Tat eine Geschichte zum Zähneklappern, die er ihr da zu gestehen hat. Doch Schuld allein ist wieder mal ein Autor.
Da ist es nun, das vielbeschworene Trivialkino, dem Betrachter schutzlos ausgeliefert."
Frankfurter Rundschau
Was soll's, stellt Daniel Haas fest: "Ein guter Ödipus räumt die männlichen Figuren vom Spielfeld und kämpft sich durchs
schmerzvolle Begehren bis zur Erkenntnis. In Hallams Fall besteht sie aus der grundsoliden Einsicht, dass es keine
Lösung ist, die Stiefmutter zu meucheln oder der Geliebten Mamas Garderobe anzudienen."Der Spiegel
Der Film beginnt für Michael Althen vielversprechend, aber "während eine Wendung die andere jagt, merkt man, dass
diese Küchenpsychologie, mit der dieser Film an seine Figuren herangeht, von Anfang nicht gestimmt hat. Man sieht
immer das Drehbuch, das unter den Szenen liegt, den Text hinter den Bildern, die Bastelarbeit der Phantasie."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FILMKRITIK
Bedrohlich ragt das riesige Herrenhaus aus dem Wald. Umgeben von einer ausufernden Parkanlage und einem dunklen
See ist es genau die Umgebung, in der ein Junge mit blühender Phantasie auf finstere Gedanken kommt. Hier, abgelegen
in den schottischen Highlands, wächst Hallam Foe (Jamie Bell) auf. Allein mit seinem reichen Vater Julius (Ciaran Hinds)
und dessen neuer Frau Verity (Claire Forlani), die kaum älter als Hallam ist. In erster Linie macht Hallam sie für den Tod
seiner Mutter verantwortlich, die ein paar Jahre zuvor im See ertrunken ist. Besessen beobachtet er alles und jeden und
sucht Beweise für die angebliche Schuld Veritys, die gleichzeitig Projektion für all das ist, was in Hallams Leben schief läuft
als auch quasi ödipales Objekt seiner Begierde ist. Bald flieht Hallam aus der Enge seines zu Hause nach Edinburgh, halb
vertrieben, halb geflohen.
Mit der hübschen Hotelangestellten Kate (Sophia Myles) entdeckt Hallam schnell ein neues Ziel bzw. Opfer seiner
voyeuristischen Obsession. Er findet einen Job im Hotel und schlägt in einem Turm sein Quartier auf, um Kate
beobachten zu können. Mit seinem Witz und seinem unkonventionellen Verhalten gewinnt er bald ihr Herz, doch aus den
gleichen Gründen verspielt er auch alles wieder. Bevor Hallam ein eigenständiges, für seine Verhältnisse normales Leben
führen kann, muss er sich seiner Vergangenheit stellen und die Wahrheit über den Tod seiner Mutter akzeptieren.
Schon der Zeichentrick-Vorspann verrät, dass David Mackenzie diesmal eine etwas andere Tonart anschlägt als in seinen
von Mord und Verrat geprägten vorhergehenden Filmen. Mit Jamie Bell hat er dazu einen Hauptdarsteller gefunden, der
inzwischen zu einem Prototyp für leicht bizarre Figuren im späten Teenager-Alter geworden sind, die ebenso durch ihren
Charme wie ihre verrückten Ideen definiert sind. In dieser Hinsicht bietet Hallam Foe also wenig überraschendes und auch
sonst überzeugt Mackenzies Film nicht durch Originalität. Prinzipiell folgt er der schon oft durchexerzierten Coming-of-AgeGeschichte-Formel, konfrontiert einen halbwüchsigen Charakter mit allerlei Problemen, lässt sie erste sexuelle Erfahrungen
sammeln, Höhen und Tiefen erleben und schließlich – nach einer als emotionaler Höhepunkt inszenierten
Konfrontation mit einem Ereignis aus ihrer Vergangenheit – auf den Weg des Erwachsensein einschlagen.
Diesem Muster folgt auch Hallam Foe, ist dabei souverän gefilmt und mit einem schönen Soundtrack, bestehend aus
aktueller Indie-Musik, unterlegt. Weniger aufrührend als David Mackenzies bester Film Young Adam, aber wieder deutlich
stärker als der enttäuschende Asylum, ist Hallam Foe ein zwar konventioneller, aber durch und durch unterhaltsamer Film.
Michael Meyns
Hallam Foe, ein auf dem Lande lebender 17jähriger Schotte, ist noch mit einer heftigen Pubertät gesegnet. Die Mutter ist
vor zwei Jahren ertrunken, und Hallam ist der Überzeugung, dass seine schöne Stiefmutter Verity dafür die Verantwortung
trägt, der Vater Julius ganz schön verfallen zu sein scheint. Das Verhältnis des Jungen zum Vater stellt sich alles andere als
gut dar, und deshalb macht Hallam sich auf in die Stadt, nach Edinburgh.
Dort trifft er auf Kate, Personalchefin in einem großen Hotel, die ihm einen Job als Tellerwäscher verschafft. Kate ist nicht
nur seine Chefin, sondern auch außergewöhnlich schön. Hallam verfällt ihr sofort.
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Zum Ziel führt das allerdings noch lange nicht, denn Kate hat mit dem verheirateten Hotelmanager Alasdair ein Verhältnis.
Hallam kann die Frau nur sehen und an sie herankommen, wenn er sich in der Nähe auf einem Dach einrichtet und von
da aus das Objekt seiner Begierde betrachtet. Überhaupt gefällt es ihm, die Stadt aus dieser Perspektive zu betrachten. Ein
alter Uhrturm tut ihm dabei gute Dienste.
Die madonnengesichtige Kate, halb Liebchen, halb Schlampe, gibt Alasdair den Laufpaß und nähert sich Hallam an. Ein
paar glückliche Stunden sind drin. Oder mehr? Nichts ist sicher. Denn Hallam wird wieder überwältigt: von seiner ihm
angeborenen Rastlosigkeit; von der Vorstellung, dass seine Mutter ermordet worden sei; vom Gedanken der Rache an
Verity; von seiner pubertätsbedingten Unsicherheit. Manches hat er begriffen. Ein wenig ist er weitergekommen.
Regisseur David Mackenzie hat aus der Handlung der zugrunde liegenden literarischen Vorlage einen tempo- und
abwechslungsreichen Film gemacht: ruhige und prachtvolle schottische Landschaft, geschäftige Stadtbilder, die liebliche
Kate meist als ruhender Pool, Hallam als seinen Weg und seinen Standort Suchender.
Ein Film mit einer ganzen Menge von Facetten des Heranwachsens und dies auf das Originellste gezeigt. Doch das alles
wäre nicht so gut geworden, wenn Jamie Bell – einst „Billy Elliot“ – als Hallam nicht so perfekt
spielen würde, psychisch wie physisch. Schauspielerisch richtig liegend in jeder noch so unterschiedlichen Situation und
ohne jeden Durchhänger. Eine Leistung.
Ihm so gut wie ebenbürtig Sophia Myles als Kate, ebenfalls in jeder ihrer Szenen mit dem richtigen Maß. Kleinere Rollen,
aber überzeugend dargestellt: Claire Forlani als Verity und Ciaran Hinds als Julius. Schließlich noch, das Hauptquartett gut
ergänzend: Jamie Sives als Alasdair sowie Maurice Roeves als Tellerwäscher Raymond und Ewen Bremner als
Hotelportier Andy. Sie sind Hallams Kollegen.
Ein schöner, origineller und erfrischender Film.
Thomas Engel
aus: programmkino.de
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