In einem Schritt zum fertigen Zahnrad
Transcription
In einem Schritt zum fertigen Zahnrad
DOSSIER 30 Beispiele für Zahnräder und Zahnwellen, die durch Honen bearbeitet werden können. Dossier Komplettbearbeitung | Verzahnen Technische Rundschau 9/2013 In einem Schritt zum fertigen Zahnrad Wirtschaftliche Zahnradherstellung mittels Leistungshonen: Neben dem Schleifen hat sich das Honen in den vergangenen Jahren als interessante Verfahrensalternative für die Zahnradfertigung etabliert. Damit lassen sich die heute üblichen Korrekturen der Zahnflankengeometrie realisieren, und das Verfahren zeichnet sich durch hohe Wirtschaftlichkeit sowie besondere Laufruhe der damit hergestellten Zahnräder und Getriebewellen aus. (re) «Dank konsequenter Weiterentwicklung der Anlagentechnik ist das Leistungshonen inzwischen ein sehr wirtschaftlicher Prozess zur direkten Herstellung von Zahnrädern und Zahnwellen, zum Beispiel für Fahrzeuggetriebe», berichtet Karl-Josef Schäferling, Direktor Product Management bei der Gleason Corporation in München. «Durch Honen gefertigte Zahnräder erreichen im Schnitt nach DIN 3962 Gütestufe 5 und zeichnen sich aufgrund der erzeugten Oberflächenstruktur durch sehr geringe Geräuschentwicklung aus.» Das Verfahren wurde schon deshalb lange für das Finishen ge- schliffener Zahnräder im Bereich von Automobilgetrieben eingesetzt. In den vergangenen Jahren gelangen jedoch entscheidende Durchbrüche sowohl im Bereich der Anlagentechnik als auch in der Werkzeugherstellung, die dazu führten, das Leistungshonen als Honmaschinen Gleason-Hurth Typ Werkzeugdurchmesser max. (mm) Modulbereich (mm) 150SPH 150SPH-L ZH250 150 150 250 0,5 – 4 0,5 – 4 (0,5*) 0,8 – 6 Werkstücklänge max. (mm) 150 550 350 (600*) Aussendurchmesser Honring (mm) 300 300 400 Honringbreite max. (mm) 50 50 100 Technische Rundschau 9/2013 einstufiges Fertigungsverfahren ohne vorherige Schleifbearbeitung zu etablieren. «Ein weiterer Vorteil des Honens sind hohe Freiheitsgrade bezüglich der zu realisierenden Geometrie», weiss Karl-Josef Schäferling. «So lassen sich eng benachbarte Verzahnungen bearbeiten, für die eine Schleifschnecke gar nicht eingesetzt werden könnte.» Dabei können die gleichen Zahnflankenkorrekturen wie auch beim Schleifen eingebracht werden. Zudem erzeugt das Honen hohe Druckeigenspannungen in der Oberfläche, was die Belastbarkeit der Zahnflanken signifikant erhöht. Das Honen ist wesentlich schonender als das Schleifen, sodass es nicht zu Schleifbrand kommen kann. Entsprechende Anlagen werden mit gehärteten wälzgefrästen, wälzgestossenen oder gar geschmiedeten Teilen beschickt und erzeugen hieraus einbaufertige Getrieberäder oder -wellen. Bei vollautomatischer Komplettbearbeitung erreicht die 150 SPH Taktzeiten von 25 bis 30 s. Bei Zahnwellen, die in den heute immer häufiger verwendeten Doppelkupplungsgetrieben eingesetzt werden, liegt die typische Bearbeitungszeit mit der 150 SPH-L zwischen 35 und 40 s. Voraussetzung für die kurze Bearbeitungszeit sind hohe Drehzahlen sowohl des Werkzeugs und damit auch des Werkstücks. Bei der 150 SPH-Baureihe – für Zahnräder von Modul 0,5 bis 4 mm – rotiert das Honwerkzeug mit bis zu 3000 min-1, während das Werkstück bis zu 10 000 min-1 dreht. Die Schneidgeschwindigkeit am Werkstück erreicht hierbei 12 bis 14 m/s. Dabei werden pro Flanke Aufmasse von etwa 50 bis 80 µm abgetragen. Die stückbezogenen Werkzeugkosten liegen dabei lediglich zwischen 0,02 und 0,06 Euro. Grössere Zahnräder bis Modul 6 mm können mit der ZH 250 bearbeitet werden. «Ermöglicht wurde dieser Fortschritt durch Verbesserungen sowohl auf der Maschinenseite als auch bei den Werkzeugen», erläutert Karl-Josef Schäferling. «Während das Werkstück bei den ersten Verzahnungshonmaschinen noch frei im Honwerkzeug mitlief, Von der Idee zum perfekten Werkzeug! In der Schweiz vertreten durch: SCHNEGG TOOLS AG Keltenstraße 35 • 2563 Ipsach Tel.: 032-333 70 33 Fax: 032-333 70 30 [email protected] Ingersoll Werkzeuge GmbH Die Honmaschine 150 SPH ermöglicht die einstufige Komplettbearbeitung gehärteter Zahnräder bei hoher Qualität, Produktivität und Wirtschaftlichkeit. (Bilder: Vollrath/Gleason) Hauptsitz: Kalteiche-Ring 21-25 • D-35708 Haiger Telefon: +49 (0)2773-742-0 Telefax: +49 (0)2773-742-812/814 E-Mail: [email protected] www.ingersoll-imc.de Dossier Komplettbearbeitung | Verzahnen Technische Rundschau 9/2013 DOSSIER 32 Durch Nachführung des Achskreuzwinkels beim Abrichten wird eine wesentlich bessere Nutzung des Honrads erreicht. werden heute alle Achsen einzeln numerisch angetrieben. Voraussetzung für die sichere Beherrschung des Prozesses ist zunächst eine hochsteife Maschinenkonstruktion auf der Basis eines 16 t schweren Maschinenbetts. Um die Dämpfungseigenschaften zu verbessern, ist diese Stahlschweisskonstruktion mit Reaktionsharzbeton gefüllt. Die Forderung nach höchstmöglicher Steifigkeit prägte auch das Design der massiven, auf gross dimensionierten Führungsbahnen laufenden Werkstückspindel. Honwerkzeug wird vollautomatisch abgerichtet Um die erheblichen Vertikalkräfte aufzufangen, die auf den Schlitten des Honrads wirken, wurde hier keine direkte Vertikalachse vorgesehen. Stattdessen verfügt der Honkopf über eine im 60°-Winkel angeordnete Schrägachse, die einen Grossteil der vertikal wirkenden Kräfte direkt ins Maschinenbett einleitet. So müssen die linearen Antriebe nur noch einen Teil der bei der Bearbeitung auftretenden Kräfte aufnehmen. «Um beim Werkstückwechsel möglichst kurze Nebenzeiten zu erreichen, wird das Werkstück bei höheren Drehzahlen indexiert und dann im vollen Lauf mit dem Hon- Das Abrichten des Honrads erfolgt mithilfe einer diamantbestückten Rolle (rechts neben der Spindel) und dem darüber angeordneten diamantbestückten Meisterrad. rad in Eingriff gebracht», sagt KarlJosef Schäferling. Das Einwechseln des Werkstücks erfolgt durch einen Schwenk-Schnellwechsler, der von einer automatischen Ladeeinheit bedient wird. Er hält das jeweils neue Werkstück bereit, während er das bearbeitete Bauteil vom HSKSpannfutter der Spindel übernimmt und dieses nach einer 180°-Drehung erneut bestückt. Anschliessend beschleunigt die Spindel innerhalb kurzer Zeit und fährt mit dem Werkstück zur unmittelbar vor dem Honrad angebrachten Indexierungseinheit. Hier wird die aktuelle Position des Werkstücks zur Zahnlücke des Honrads mithilfe eines Sensors mit einer Genauigkeit von 10 µm eingemessen und korrigiert, bevor das Teil bei voller Drehzahl mit dem Honrad zum Eingriff gebracht wird. Zuvor wird das Werkstück mithilfe eines Meisterrads vorgeprüft, um Schäden am Honrad durch Grate oder N.i.O.-Teile zu vermeiden. Zudem lässt sich so das genaue Werkstückmass ermitteln. Hierauf wird die relative Position von Teil und Honrad angepasst, um so die Bearbeitungszeiten zu optimieren. Diese Vorprüfung kann wahlweise bereits vorab – also hauptzeitparallel – in der Werkstückzuführstation oder nach Bestückung der Spindel erfolgen. Das Honwerkzeug wird vollautomatisch abgerichtet, ohne dass manuell in den Produktionszyklus eingegriffen werden muss. Eingesetzt wird dabei ein diamantbestücktes Meisterrad für die Zahnkontur und eine ebenfalls diamantbestückte Rolle zur Anpassung des Innendurchmessers des Honrings. «Mithilfe spezieller Software können wir bei der Bearbeitung so gut wie alle üblichen Korrekturen der Zahnflanken realisieren», freut sich Karl-Josef Schäferling. Während einige dieser Korrekturen in klassischer Weise über entsprechende Modifikationen der Geometrie des Abrichtzahnrades erzeugt werden, wird dies insbesondere bei Flankenlinienmodifikationen durch die Interpolation linearer Achsen erreicht. Dabei wird die Berührellipse gezielt über die Zahnflanken geführt und somit die Korrekturen eingearbeitet. Diese Besonderheit der Korrekturstrategien der 150 SPH-L und ZHBaureihe heisst Spheric-Honen. ■ Klaus Vollrath Gleason-Hurth Maschinen und Werkzeuge GmbH DE-80809 München, Tel. +49 89 354 01 0 [email protected] EMO, Halle 22 Stand A43