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Lesesaal Inhalt || BuB BuB Wissenschaftliche Bibliothek Streit mit Wissenschaftsverlagen eskaliert / Max-Planck-Gesellschaft kündigt Lizenzvertrag mit Springer _______________ 7 Gute Online-Dienste, schlechte FachbuchAusstattung / Studenten bewerten Angebote von Universitätsbibliotheken ________ 8 Öffentliche Bibliothek Der Mann mit der Fliege geht / Henner Grube tritt in Ruhestand – 17 Jahre Bibliothekarischer Direktor der ekz (Barbara Lison) _________________________ 8 Spezialbibliothek Einblick in jüdische Traditionen / 25 Jahre Judaica-Bibliothek in Konstanz (Thomas Uhrmann) ____________________ 23 Medien Web 2.0-Angebote meist passiv genützt / Computer und Internet bei Jugendlichen weiter auf dem Vormarsch ______________ 24 Nachrichten __________________________ 24 Wenn Regale virtuell werden: www.tauschticket.de (Bodo Pohla) _______ 25 »Die Türkische Bibliothek« als Wanderausstellung ___________________________ 26 RSWK-Gesamtausgabe in elektronischer Form ___________________ 28 Orientierung im Dschungel der Leseförderung ________________________ 29 BuB-Redaktionsbeirat: Verstärkung aus der Schweiz _______________________ 30 Blickpunkt Recht: Schnarchen in der Bibliothek / Was die Benutzungsordnung regeln kann – und was nicht (Michael Haager) ______________________ 10 Termine Fortbildungen von Januar – März 2008 ___ 31 Die Wattenscheider Kultur-WG / Stadtbücherei, Volkshochschule und Stadtarchiv unter einem Dach (Susanne Grimberg) ___ 12 2. IFLA Presidential Meeting: Herausforderungen für Wissenschaft und Gesellschaft im digitalen Zeitalter _____ 34 Internationale Künstler verschönern Kinderbücherei (Susanne Grimberg) ______ 13 Markt _______________________________ 36 Ausstellung Gastspiel in Köln zum 100. Geburtstag / Stadt- und Universitätsbibliothek zeigte Laurence Olivier-Ausstellung (Gernot U. Gabel) _____________________ 15 w Bildungspartner Bibliothek Eintauchen in den Informationspool / Multiplikatorenschulung für Lehrer in der Stadtbücherei Stuttgart (Simone Fasola) ___ 16 w Die schulbibliothekarische Arbeit ausbauen! / Ein Positionspapier des dbv _____________ 17 »Junior-Fahrbibliothek« auf Erfolgskurs / Stadtbibliothek Herne baut Angebot für Vor- und Grundschulkinder aus (Karin Anlauf) _________________________ 18 Bock auf Bücher / Spandauer Jugendliteraturpreis macht das Medium Buch lebendig (Stephanie Mattner, Gisela Rhein) ________ 19 Studium und Ausbildung Wohin bloß mit dem Bachelor? / BuB | 60 (2008) 01 Spaziergang durch die gedachte Bibliothek / Computeranimierte Drei-D-Modelle visualisieren Räume, die in Zukunft real werden sollen (Erik Friedling, Martin Götz, Claudio Schmidt) ______________________ 65 Die Uni-Bibliothek, dein Freund und Helfer / Studierenden-UnterstützungsSysteme nach US-amerikanischem Vorbild als Zukunftsmodell (Margaret Parks, Heinz-Konrad Reith) ___________________ 68 Geschichte Frau Rosenthals Bücher / Ein Fall von NS-Raubgut aus jüdischem Besitz an der Bayerischen Staatsbibliothek (Thomas Jahn)__ 70 »Displaced Books« und »Hidden Collections« / Tagungsbericht vom 3. Hannoverschen Symposium »NS-Raubgut in Bibliotheken« (Rainer Strzolka) ______________________ 77 .B Kalendertipps _________________________ 33 Lesesaal SCHWERPUNKT: Die Bibliothek der Zukunft w Neugier auf die Nachbarn geweckt / Projekt »Bibliotheken grenzenlos« fördert interkulturelle Kompetenz (Angela Ortmanns-Dohrmann) __________ 14 Wo man Gespräche ausleihen kann / »Lebende Bücher in der Bibliothek« in Berlin Marzahn-Hellersdorf (Maike Niederhausen, Niko Schachner) ___ 64 .d Politik »Öffentliche Bibliotheken sollen Pflichtaufgabe werden« / Vorsitzende der EnqueteKommission »Kultur in Deutschland« fordert Bibliotheksgesetze in den Ländern _________ 6 Fachwirt startet in Hessen / Berufliche Erstqualifikation im ABD-Bereich zwingend (Karin Holste-Flinspach) ________________ 22 Bibliothekare in Delphi / Zukunfts-Diskurs zwischen Prognose, Selbstermutigung und Utopie (Jens Ilg) ___________________ 61 –B Ausland Interkulturelle Bibliotheksarbeit in New York / Goethe-Institut schreibt Stipendien aus ____ 5 FaMIs erobern die Frankfurter Buchmesse / Auszubildende stellen ihren Beruf vor (Karin Holste-Flinspach) ________________ 20 –u Seite 1 Enquete-Kommission Kultur fordert Bibliotheksgesetze / Stärkere Einbindung in Bildungskonzepte und Bibliotheksentwicklungsplan empfohlen (Bernd Schleh) _______ 4 Per Mausklick durch die Bücherhalle / Hamburger Pläne und Visionen zu E-Medien, Online-Lernen und der Filiale in Second Life (Wolfgang Tiedtke) ________ 56 e Hochschul-Absolventinnen berichten über Probleme bei der Jobsuche (Julia Hellmich) _ 20 Foyer 15 Mal Zukunft der Bibliothek / Experten blicken nach vorn: Prognosen, Ideen, Visionen _______________________ 40 Magazin Fachliteratur Österreichische Bibliothekarinnen auf der Flucht. Verfolgt, verdrängt, vergessen? (Peter Vodosek)_____________________________ 79 Verbergen, Überschreiben, Zerreißen. Formen der Bücherzerstörung in Literatur, Kunst und Religion (Rainer Strzolka) _______________ 80 Blickpunkt Internet Totgesagt – aber quicklebendig / Warum Linksammlungen nach wie vor aktuell sind (Jürgen Plieninger) ___________________________ 82 Neue Fachliteratur _____________________ 84 Bibliotheksgesetz rückt in greifbare Nähe / Thüringen prescht vor und nimmt locker die erste Hürde (Frank Simon-Ritz) _______ 47 »Es gibt fantastische Bibliothekare in Deutschland« / Bundespräsident Horst Köhler würdigt Arbeit des Berufsstandes und fordert mehr Unterstützung für Bibliotheken _______________________ 49 Abschied von der Lebenslüge der »Bibliothek für alle« / Bildungsarmut, Mobilitätsverlust, Multi-Kulti-Gesellschaft: Die Zukunft erfordert völlig neue Strategien (Meinhard Motzko) ___________ 50 Mut zum Expansionskurs / Gewagte Thesen zur wissenschaftlichen Bibliothek der Zukunft (Meinhard Motzko) _________ 54 Aus dem Berufsverband Aus dem Vorstand: Ergebnis der BIB-Mitgliederumfrage. – Aus den Landesgruppen: Berichte über Fachtagungen und Exkursionen in Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen Ergebnis der Vorstandswahl in Thüringen. – Service: Mitgliedernachrichten _________ 85 • Editorial ______________________________ 4 Impressum ___________________________ 60 Summary · Résumé ____________________ 92 Stellenmarkt __________________________ 94 33 BuB | Foyer Seite 1 Seite 1 Enquete-Kommission Kultur fordert Bibliotheksgesetze e Stärkere Einbindung in Bildungskonzepte und Bibliotheksentwicklungsplan empfohlen In ihrem Abschlussbericht fordert die Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland« ausdrücklich, die Aufgaben und die Finanzierung der »öffentlichen Bibliotheken« auf Landesebene in Gesetzen zu regeln. Darüber hinaus empfehlen die Experten, Bibliotheken stärker in die Bildungskonzepte der Länder einzubinden. Außerdem wird die Einrichtung einer länderübergreifenden Bibliotheksentwicklungsagentur vorgeschlagen. Vier Jahre lang haben elf Bundestagsabgeordnete und elf Kultur-Sachverständige als Enquete-Kommission eine Bestandsaufnahme der Situation von Kunst und Kultur in Deutschland erarbeitet. Ihr Abschlussbericht steht seit Mitte Dezember unter www.bundestag.de/aktuell/archiv/2007/kul tur_schlussbericht/index.html im Internet (öffentliche Bibliotheken: Seite 129–132). Enthalten sind 400 Empfehlungen für politisches Handeln, darunter folgende für den Bereich der Bibliotheken: 1. Die Enquete-Kommission empfiehlt den Ländern, Aufgaben und Finanzierung der öffentlichen Bibliotheken in Bibliotheksgesetzen zu regeln. Öffentliche Bibliotheken sollen keine freiwillige Aufgabe sein, sondern eine Pflichtaufgabe werden. Alternativ zu Bibliotheksgesetzen der Länder kann die rechtliche Sicherung von öffentlichen Bibliotheken auch durch einen länderübergreifenden Staatsvertrag angestrebt werden. 2. Die Enquete-Kommission empfiehlt den Ländern, einen länderübergreifenden Bibliotheksentwicklungsplan zu erstellen. Ein solcher Plan soll bildungspolitische Zielsetzun- w w .B –u Mit so viel politischem Rückenwind sind die deutschen Bibliothekare noch nie in ein neues Jahr gestartet. Egal ob Deutscher Kulturrat oder Thüringischer Landtag, eine ganze Reihe Institutionen und Politiker setzt sich inzwischen für die Interessen der Bibliotheken hierzulande ein. Selbst Bundespräsident Horst Köhler hat sich zum engagierten Fürsprecher des Berufsstandes gemacht. In seiner vielbeachteten Rede bei der Wiedereröffnung der Anna Amalia Bibliothek im vergangenen Oktober in Weimar würdigte das Staatsoberhaupt Deutschlands Bibliotheken als »unverzichtbares Fundament in unserer Wissens- und Informationsgesellschaft« und forderte eine strategische Verankerung der Bibliotheken als Teil der Bildungsinfrastruktur (Redeauszüge auf Seite 49). Im sächsischen Landtag haben die Bündnisgrünen noch kurz vor Jahresende die Einsetzung einer Bibliothekskommission beantragt, die eine Bibliothekskonzeption für das Bundesland erarbeiten soll – anschließendes Bibliotheksgesetz nicht ausgeschlossen. Im Nachbarland Sachsen-Anhalt tagte eine entsprechende Kommission bereits drei Jahre und legte Anfang Dezember umfassende Empfehlungen vor. Das Besondere: Zum ersten Mal hatten Experten sowohl aus Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken als auch aus Schulen und Erwachsenenbildung, und zwar aus ganz unterschiedlichen Bundesländern, ihre Köpfe zusammengesteckt (Ergebnisse in der nächsten BuB-Ausgabe). Damit nicht genug. Auch die Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland« präsentierte nach vierjähriger Arbeit Mitte Dezember ihren Abschlussbericht. Darin fordern die Experten ausdrücklich die Aufgaben und die Finanzierung der »öffentlichen Bibliotheken« auf Landesebene in Gesetzen zu regeln (siehe nebenstehenden Bericht). Alles nur schöne Worte? Keineswegs. In Thüringen nahm die Initiative für ein Landesbibliotheksgesetz, nicht zuletzt durch die Unterstützung der prominenten Fürsprecher, die erste parlamentarische Hürde. In der Landtagsdebatte hatten sich überraschend alle Parteien hinter einen entsprechenden Gesetzesentwurf gestellt und ihn an die zuständigen Ausschüsse zur weiteren Beratung überwiesen (siehe Seite 47). In Thüringen könnte also tatsächlich das erste Bibliotheksgesetz in Kraft treten und zum Vorbild für andere Bundesländer werden. Eines ist klar: Diese Erfolge für das deutsche Bibliothekswesen sind kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Nach jahrelangen Investitionen in die Lobbyarbeit – egal ob von Verbandsfunktionären in Berlin oder von Bibliothekaren vor Ort – können 2008 die ersten Früchte geerntet werden, und die sind größer, als so mancher zu hoffen wagte. Wichtig ist nun, dass die Anstrengungen nicht nachlassen. Die Anliegen der Bibliothekare sind bei vielen Entscheidungsträgern angekommen. Jetzt sollte es auch darum gehen, die Arbeit der Bibliotheken in der breiten Bevölkerung zu verankern. Dafür bietet die für Herbst dieses Jahres nach erfolgreichem österreichischem Vorbild geplante bundesweite Image-Kampagne »Deutschland liest. Treffpunkt Bibliothek« eine große Chance. Sie muss 2008 genutzt werden! Bernd Schleh (BuB-Redakteur) gen und Qualitätsstandards beinhalten. 3. Die Enquete-Kommission empfiehlt dem Bund und den Ländern die Einrichtung einer Bibliotheksentwicklungsagentur zu prüfen. Diese Agentur kann dazu beitragen, strategische, innovative und qualitätssichernde Zielsetzungen länderübergreifend abzustimmen und umzusetzen. 4. Die Enquete-Kommission empfiehlt den Ländern, Bibliotheken in ihre Bildungskonzepte einzubinden. Die Länder sollen eine spartenübergreifende Arbeit fördern. Mit einer Kooperation zwischen Schulen, Vorschulen, Kindergärten und anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen können – zum Beispiel durch eine Zusammenarbeit von Schulbibliothek und öffentlichen Bibliotheken – Synergieeffekte erzielt werden. Weitere Schnittstellen und Kooperationsmöglichkeiten können in einem Bibliotheksentwicklungsplan formuliert werden. 5. Die Enquete-Kommission empfiehlt dem Bund und den Ländern, gemeinsam eine nationale Bestandserhaltungskonzeption für gefährdetes schriftliches Kulturgut zu erarbeiten. Die Enquete-Kommission empfiehlt weiterhin der Bundesregierung ein Förderprogramm zur physischen Rettung, digitalen Erfassung und digitalen Sicherung von bedrohtem schriftlichem Kulturgut von nationaler und europäischer Bedeutung aufzulegen, sowie sich dafür einzusetzen, dass entsprechende Fördermöglichkeiten auf EU-Ebene erweitert werden. Erläuterungen der Vorsitzenden der EnqueteKommission, Gitta Connemann (CDU), zu den Aussagen der Kommission über Bibliotheken stehen auf Seite 6. slh .d Ernte 2008 –B Editorial w 4 BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Ausland Ausland Interkulturelle Bibliotheksarbeit in New York Die Öffentliche Bibliothek in Queens – einem besonders interkulturellen Stadtteil von New York – hat einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Entwicklung von Angeboten für Migranten gelegt. Aufenthalt, ihre Erfahrungen und ihr Konzept zur Umsetzung berichten. Bevorzugt berücksichtigt werden Bewerber/innen, die bereits ein konkretes Projekt in ihrer Bibliothek planen und sich dafür Anregungen und Expertise bei dem Aufenthalt in New York holen möchten. Bewerbungsunterlagen für 2008 können bis Ende Februar 2008 angefordert werden bei Brigitte Döllgast, Goethe-Institut New York, doellgast@newyork. goethe.org. w w Ideen und Projekte entwickelt, um diesen Prozess der Integration zu unterstützen. Auch in Deutschland wird die Integration von Migranten immer mehr zu einer Kernaufgabe von Öffentliche Bibliotheken, die für diese Zielgruppe verstärkt Angebote und Programme auflegen. Um den internationalen fachlichen Austausch zu diesem Thema zu fördern, werden im Rahmen des neuen »Librarian in Residence«-Programms des Goethe-Instituts New York im Jahr 2008 zweimal je ein/e Bibliothekar/in aus Deutschland zu einem maximal vierwöchigen Studienaufenthalt eingeladen. Während dieser Zeit sollen sie ein Praktikum an der Queens Library in New York absolvieren, um sich Anregungen für die eigene Arbeit zu verschaffen. Die Öffentliche Bibliothek in Queens – einem besonders interkulturellen Stadtteil von New York – hat einen Schwerpunkt BuB | 60 (2008) 01 .d –B –u Von den Stipendiatinnen/ Stipendiaten wird erwartet, dass sie während ihres Aufenthalts einen Blog auf den Webseiten des GoetheInstituts führen. .B In traditionellen Einwanderungsländern wie den USA haben in diesem Kontext bereits viele Bibliotheken innovative ihrer Arbeit auf die Entwicklung von Angeboten für Migranten gelegt. Das Goethe-Institut New York, ein denkmalgeschütztes Haus an der Fifth Avenue gegenüber dem Metropolitan Museum of Art gelegen, hat in seinen Räumlichkeiten eine kleine Souterrain Wohnung, in denen die Stipendiaten untergebracht werden. Zusammen mit »Bibliothek & Information International« übernimmt das Goethe-Institut New York die Flugkosten und ein Tagegeld. Die Kandidaten werden bei der Planung der Reise und Kontaktaufnahme vor Ort unterstützt. Von den Stipendiatinnen/Stipendiaten wird erwartet, dass sie während ihres Aufenthalts einen Blog auf den Webseiten des Goethe-Instituts führen, ihre Erfahrungen an ihrer Bibliothek in Deutschland umsetzen und in der Fachpresse über ihren w Wie integrieren wir Migranten in die Gesellschaft, in die sie einwandern? Wie ist die Annäherung zwischen der Kultur der Einwanderer und der des Einwanderungslandes möglich? Und wie diejenige zwischen den Kulturen der verschiedenen Einwanderergruppen? e Goethe-Institut schreibt Stipendien aus 5 BuB | Foyer Politik »Wichtiger Bestandteil einer Reform des Bibliothekwesens in Deutschland muss meiner Ansicht nach eine rechtliche Aufwertung von Bibliotheken sein.« –u .B w »[…] Bibliotheken arbeiten heute in einem schwierigen finanziellen und gesellschaftlichen Umfeld. Der Ursprung des Hauptproblems lässt sich mit einem Wort benennen: Freiwilligkeit! Kommunale Bibliotheken zählen zu den sogenannten freiwilligen Aufgaben, sie nehmen keine Pflichtaufgabe wahr. Diese Einteilung wirkt sich aus, sobald eine Kommune ihren Haushalt nicht ausgleichen kann. Um es an einem Bild deutlich zu machen. Gerät eine Kommune in finanzielle Nöte, muss sie eine Gemeindestraße weiter teeren, aber die Gemeindebibliothek schließen. Das ist aus meiner Sicht die falsche Priorität. Denn zu einer funktionierenden Infrastruktur gehören eben nicht nur Verkehrswege, sondern zwingend Kultur- und Bildungseinrichtungen. Für mich müssen diese Teil einer Grundversorgung sein. Denn sie bieten eines – die Chance auf gleiche Teilhabe. Eine Bibliothek steht jedem frei – unabhängig von Herkunft, Sozialisation, Milieu und sei- nem Geldbeutel. Deshalb wäre es richtig, der Arbeit der Bibliotheken den Rang einer Pflichtaufgabe zu geben. Die allgemeine Mittelknappheit führt nämlich dazu, dass Erwerbungsetats gekürzt, Stadtteilbibliotheken geschlossen und die Dienstleitungen für die Leser reduziert werden. Hinzu kommt die Herausforderung durch neue Informationstechnologien, die es erforderlich machen, den Buchbestand um neue Medien, wie Videos und CDROMs, oder Internetplätze zu erweitern. Es gibt den Zielkonflikt, einerseits den Nutzern Inhalte digital anbieten zu wollen und andererseits nur beschränkte Mittel für den Rechteerwerb zur Verfügung zu haben. Die Politik, wir, sehen Ihre Probleme. In der Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland« haben wir intensiv diskutiert, wie sich die Leistungsfähigkeit der Bibliotheken in Deutschland sichern und verbessern lässt, wie die Bibliotheken ihren Platz als geistiges Zentrum in der Mitte der Gesellschaft ausfüllen können. In der Bundesrepublik existiert keine nationale rechtliche Normierung der Bibliotheken. Dagegen sind in zwei Drittel der 25 EU-Staaten Öffentliche Bibliotheken durch ein Bibliotheksgesetz rechtlich normiert und in langfristige Entwicklungspläne eingebunden. Finanzielle Ressourcen und materielle Ausstattung werden dort langjährig geplant und richten sich nach den entwickelten Zielvorgaben. Projektförderungen honorieren innovative Programme. Gesamtstaatliche Standards sorgen in diesen Ländern für eine flächendeckende Qualitätssicherung w Beim Landestreffen der Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken MecklenburgVorpommerns im Oktober des vergangenen Jahres in Stralsund hat die Vorsitzende der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages »Kultur in Deutschland«, Gitta Connemann (CDU), den Bibliotheken den Rücken gestärkt und unter anderem Bibliotheksgesetze in den einzelnen Bundesländern gefordert. Im Folgenden veröffentlicht BuB Ausschnitte aus ihrer Rede. (Siehe dazu auch den Bericht auf Seite 47) e Vorsitzende der Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland« fordert Bibliotheksgesetze in den Ländern Ein grundlegendes Defizit außerhalb der wissenschaftlichen Bibliotheken ist in der deutschen Bibliothekslandschaft die fehlende überörtliche Koordinierung und Vernetzung der Bibliotheken untereinander. Das ist ineffizient, führt zu Qualitätsminderungen und erschwert eine gemeinsame Interessenvertretung. Einheitliche Qualitätsstandards existieren nicht. Der Wissens- und Informationsaustausch untereinander ist mitunter zu gering. Gute Beispiele für Kooperationen von Bibliotheken sind gegenwärtig das Kompetenznetzwerk Bibliotheken (KNB) und die Deutsche Internetbibliothek (DIB) sowie vereinzelt regionale Kooperationen in den Ländern. Das weist zwar den richtigen Weg, ist aber zu wenig. So macht sich das Fehlen einer Definition der gesellschaftlichen Aufgaben und Zielgruppen von Bibliotheken bemerkbar. Eine fachliche Koordinierungsstelle könnte eine solche Aufgabe übernehmen, innovative Projekte fördern, verbreiten und unterstützen. Es sollte deshalb die Einrichtung einer Bibliotheksentwicklungsagentur geprüft werden. Eine solche Agentur könnte dazu beitragen, strategische, innovative und qualitätssichernde Zielsetzungen länderübergreifend abzustimmen und umzusetzen. Gegenstand unserer Überlegungen war auch ein länderübergreifender Bibliotheksentwicklungsplan. Ein solcher Plan müsste bildungspolitische Zielsetzungen und Qualitätsstandards beinhalten. Denn, meine Damen und Herren, Bibliotheken sind wichtiger Bildungspartner: bei der Beratung in Beruf und Weiterbildung, bei der Integration von Migranten, bei der Leseförderung. Alle Forschungen sagen uns: Wichtig ist die Leseförderung in frühester Kindheit und jungen Jahren, denn später wird es schwierig, aus einem Nicht-Leser einen Leser zu machen. Bereits in Kindergärten und Grundschulen müssen die Grundlagen gelegt werden. Alle Schulen sollten .d »Öffentliche Bibliotheken sollen Pflichtaufgabe werden« und ermöglichen eine landesweite Informationsversorgung auf hohem Niveau. Blicken wir nun nach Deutschland: In den Verfassungen von Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt wird immerhin die Förderung von Bibliotheken als Staatsziel betont. BadenWürttemberg erwähnt Bibliotheken im Weiterbildungsgesetz und Hessen beschreibt die Wahrung des kulturellen Erbes im Hessischen Hochschulgesetz. In Bayern wiederum existiert eine Bibliotheksverordnung. Wichtiger Bestandteil einer Reform des Bibliothekwesens in Deutschland muss meiner Ansicht nach eine rechtliche Aufwertung von Bibliotheken sein. Diese könnte die rechtliche Position der Öffentlichen Bibliotheken stärken und deren –B Politik w 6 gesamtgesellschaftliche Bedeutung hervorheben. Bibliotheken könnten durch eine rechtliche Festschreibung in Form von Bibliotheksgesetzen mehr Verbindlichkeit und Unterstützung erfahren. Eine solche Regelung legt ein gemeinsames Handeln von Bund, Ländern und Kommunen im Sinne eines kooperativen Föderalismus nahe. Deshalb besteht bei uns auch Einigkeit, dass wir Bibliotheksgesetze in den Ländern brauchen. In diesen Gesetzen sollten die Aufgaben und Finanzierung von Öffentlichen Bibliotheken im Rahmen eines bildungs- und kulturpolitischen Konzepts geregelt werden. Alternativ zu Bibliotheksgesetzen der Länder könnte die rechtliche Sicherung auch durch einen länderübergreifenden Staatsvertrag angestrebt werden. Die Zielsetzung dabei muss sein: Öffentliche Bibliotheken sollen keine freiwillige Aufgabe sein, sondern eine Pflichtaufgabe werden. BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Wissenschaftliche Bibliothek Wissenschaftliche Bibliothek Max-Planck-Gesellschaft kündigt Lizenzvertrag mit Springer w BuB | 60 (2008) 01 –B .d zung mit einigen global agierenden Wissenschaftsverlagen dar. Die extremen Preisentwicklungen in der Informationsversorgung, aber auch Einschränkungen in den Nutzungsmöglichkeiten bewegen die Wissenschaftsorganisationen weltweit zu einem Umdenken. Bereits im Jahre 2003 hat die Max-Planck-Gesellschaft die »Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities« initiiert, welche für öffentlich finanzierte .B –u Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) hat nach schwierigen Verhandlungen ihren langjährigen Lizenzvertrag mit dem Springer Verlag Ende 2007 gekündigt. Die Verhandlungen sind gescheitert, so teilte die Gesellschaft mit, weil keine Einigung über ein adäquates Verhältnis von Preis und nachhaltigen Leistungen erzielt werden konnte. »Springer ist von überhöhten Forderungen bis zum Schluss nicht abgerückt; deshalb hat die MPG den Vertrag gekündigt«, so Vizepräsident Kurt Mehlhorn. Durch Auswertung der Nutzungsstatistiken und Vergleiche mit anderen wichtigen Verlagen sei deutlich geworden, dass Springer für die angebotenen Zeitschriften etwa das Doppelte des Preises fordere, den die Max-Planck-Gesellschaft noch für vertretbar erachte. w Im Rahmen des bisherigen Vertrags war sämtlichen MaxPlanck-Instituten der Zugriff auf gut 1 200 elektronische wissenschaftliche Zeitschriften des Springer Verlags möglich. Durch das Scheitern der Verhandlungen kann die institutsübergreifende Literaturversorgung mit der von Springer zur Verfügung gestellten Recherche-Oberfläche SpringerLink nicht mehr zentral zur Verfügung gestellt werden. Die Max-Planck-Gesellschaft und die Max Planck Digital Library werden mit den am meisten betroffenen Institutsbibliotheken zusammen Strategien erarbeiten, um die Versorgung mit unverzichtbaren Inhalten kostengünstig sicherzustellen. Das Scheitern der Vertragsverhandlungen mit Springer stellt einen vorläufigen Höhepunkt in der Auseinanderset- Forschung vermehrt offene Publikationsmöglichkeiten fördern soll. Das Beharren des Springer Verlags auf seiner Verhandlungsposition bestätigt den über 240 Wissenschaftsorganisationen, welche die »Berlin Declaration« bisher weltweit unterzeichnet haben, wie wichtig ihr Anliegen ist. Gewiss könnten es sich nur wenige Verleger leisten, das Allgemeininteresse an möglichst breitem Zugang zu Wissen durch ihre exzessiven Preisgestaltungen zu unterwandern. Verfügten Verleger jedoch über die Marktmacht, um solche Preise tatsächlich durchzusetzen, und fehlte dem Gesetzgeber die Bereitschaft, solch unangemessenes Verhalten einer rechtlichen Kontrolle zu unterwerfen, so bleibe der Wissenschaft nur der Weg zur Selbsthilfe, so die MPG. e Streit mit Wissenschaftsverlagen eskaliert w daher Leseräume schaffen, das meine ich zeitlich und räumlich. Angesichts der großen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Bedeutung der Bibliotheksarbeit für Kinder und Jugendliche bedarf es einer besonderen Beachtung der Schulbüchereien, ihrer Ausstattung und ihrer fachlichen Betreuung. Die Schulbibliothek ist eine wichtige Quelle für den Erwerb und Erhalt der Fähigkeit des Lesens. Moderne Schulbibliotheken sollen Informations- und Wissenszentren sein, die ein breit gefächertes Angebot an Büchern und anderen Medien bereithalten. Hier müssen die Techniken der Informationsbeschaff ung und der kritische Umgang mit dieser Information eingeübt werden. Aber wir wissen alle: Die Realität sieht von den Hauptschulen bis zum Gymnasium leider zu oft anders aus. Meine Damen und Herren, hier stehen die Schule, die Öffentlichen Bibliotheken, ihre staatlichen Träger und damit die Politik in der Verantwortung. Wir brauchen insgesamt eine größere Zusammenarbeit von Bibliotheken und Schulen sowie anderen Einrichtungen der kulturellen Bildung vor Ort. Ich denke hier zum Beispiel an Bibliotheksprogramme im Angebot der Ganztagschule. Ich glaube, Bildungsinstitutionen und kommunale Bibliotheken müssen dazu organisatorisch, strukturell und rechtlich so vernetzt werden, dass eine spartenübergreifende Kooperation die Umsetzung von bildungs- und kulturpolitischen Zielen ermöglicht. […] Es geht um nicht weniger, als dass Bibliotheken wieder den Platz einnehmen können, der ihnen seit Jahrhunderten zustand – als geistiges Zentrum in der Mitte der Gesellschaft. Die Bibliotheken haben bereits bewiesen, dass sie bereit sind, diesen Platz wieder einzunehmen. Nun ist es an der Politik, diesen Schritt in die Zukunft mit besseren Rahmenbedingungen vollenden zu helfen.« 7 BuB | Foyer Öffentliche Bibliothek Wissenschaftliche Bibliothek Gute Online-Dienste, schlechte Fachbuch-Ausstattung Erratum In der Bildunterschrift zum Beitrag »Hollywood-Glamour und ökologisches Engagement« in BuB Heft 10/2007, Seite 693, hat sich ein Fehler eingeschlichen: Das Foto zeigt nicht Robert Kennedy jr., sondern Edward Kennedy. .d –B Henner Grube bei der Abschiedsfeier im November 2007 in Reutlingen: Seine Markenzeichen waren nicht Allerweltsattitüden, sondern Fliege, Fachverstand und Freundlichkeit. Foto: Michael Sauter/ekz Öffentliche Bibliothek Der Mann mit der Fliege geht –u .B Insgesamt weisen die Unibibliotheken in Bielefeld, Konstanz, Mannheim und Tübingen in allen betrachteten Merkmalen zum Indikator »Bibliothek« Spitzenplätze auf. Konstanz mit dem Mittelwert von 1,6 benotet, jedoch im hohen Norden in Flensburg nur noch mit durchschnittlich 4 bewertet. Auch die Zufriedenheit mit den Öffnungszeiten variiert bundesweit stark. Insgesamt weisen die Universitätsbibliotheken in Bielefeld, Konstanz, Mannheim und Tübingen in allen betrachteten Merkmalen zum Indikator »Bibliothek« Spitzenplätze auf. Weitere Informationen zu der Studie des Centrums für Hochschulentwicklung gibt es im Internet unter der Adresse www. che.de. w Für die Bewertung der Universitätsbibliotheken wurden die Urteile der Studierenden aus den sogenannten »Buchwissenschaften« herangezogen, denn in diesen Fächern sind die Studierenden in besonderem Maße auf eine gute Literaturversorgung angewiesen. Dazu zählen von den ins CHE-Ranking einbezogenen Fächern Germanistik, Anglistik/Amerikanistik, Romanistik, Geschichte sowie Erziehungswissenschaften und Psychologie. Die Daten basieren auf der Befragung von rund 21 000 Studierenden dieser Fächer im Herbst 2006 im Rahmen des aktuellen Hochschulrankings. Fast einhellig gut bis sehr gut benoteten die Studierenden die neuen Online-Benutzerservices der Bibliotheken. Das Angebot von elektronischen Bibliothekskatalogen und internetgestützten Systemen der Benutzerkontenverwaltung wird im bundesweiten Mittel mit 1,6 benotet. Auch für die Möglichkeiten zur Literaturrecherche geben die Studierenden keine Noten schlechter als 2,5. Weniger gut ausgestattet sind die Bibliotheken mit Kopiergeräten. Hier reicht die Notenskala nur von 3 bis 5. Entscheidend für die Studierenden dürfte jedoch der Bestand der notwendigen Fachliteratur sein. Besonders die Verfügbarkeit einer ausreichenden Anzahl von Fachbüchern scheint im bundesweiten Vergleich sehr unterschiedlich zu sein. Sie wird an der Universität w Gute Hochschulbibliotheken sind auch heutzutage die wichtigste Quelle, um an notwendige Fachliteratur im Studium zu gelangen. Eine aktuelle Umfrage der CHE Gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung GmbH zu den Angeboten von Universitätsbibliotheken hat nun ergeben: Die Studierenden sind zufrieden mit den Online-Diensten. Deutlich schlechter schneidet jedoch an einigen Universitäten das Angebot an Fachliteratur ab. e Studenten bewerten Angebote von Universitätsbibliotheken w 8 Henner Grube tritt in Ruhestand / 17 Jahre Bibliothekarischer Direktor der ekz Henner Grube verlässt die ekz! Das ist eine Nachricht, mit der sich viele – auch ich – nur mit einiger Mühe anfreunden können! Denn: Für viele Kundinnen und Kunden der ekz war Henner Grube die ekz. 17 Jahre lang hat er diese Firma vor allem bei den deutschen – aber längst nicht nur bei den deutschen – Bibliothekarinnen und Bibliothekaren verkörpert – mit Engagement, ich möchte sagen: mit Herzblut, aber ohne den blinden und entleerten Eifer, den Repräsentanten eines Wirtschaftsunternehmens manchmal an den Tag legen, um ihre Kundschaft zu beeindrucken. Henner Grube hat mit ganz anderen Mitteln beeindruckt. Seine Markenzeichen waren nicht die Allerweltsattitüden und analogen Attribute des modernen Managers, den man oft als unidentifizierbaren Teil einer großen Masse auf Messen, Flughäfen oder in ICEs schemenhaft wahrnimmt. Henner Grubes Markenzeichen sind viel subtiler und viel seltener. Wir alle kennen ihn als den Mann mit der Fliege, den Mann mit dem blütenweißen, gestärkten Oberhemd, den Mann mit dem gezückten Pelikan-Füllhalter, den Mann mit dem feinen, zurückhaltenden Schmunzeln. Henner Grube fiel auf, wo immer er war, sei es bei den vielen wuseligen Messeauftritten der ekz, sei es bei all den Sitzungen, Podiumsdiskussionen oder Vorträgen, an denen er beteiligt war. Henner Grube war äußerlich und fachlich immer äußerst präsent. Aber natürlich war sein öffentlicher Auftritt nicht das entscheidende Moment seines Engagements bei der ekz. Entscheidend waren seine fachliche Kompetenz und sein Ohr, das er den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren lieh, sein Ohr, das er am Puls der Entwicklung unserer Bibliotheken hatte. Es BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB w .B w BuB | 60 (2008) 01 .d –B –u Denn, dass der Werbespruch »Der Erfolg unserer Kunden ist auch unser Erfolg« auch stets ein ertragbringendes Leitmotiv für die ekz war und dort im Hause grundsätzlich gelebt wurde, ist wesentlich auf Henner Grubes gute Kontakte zu den Bibliotheken zurückzuführen. Grube nahm wie ein Seismograph die Entwicklungstendenzen in unserer Zunft wahr. Und, um dieses »Ohr am Puls der Zeit« zu institutionalisieren, hat Henner Grube den Bibliothekarischen Beirat – quasi als permanentes Kundenforum und Marketinginstrument der ekz – initiiert. Erwähnen will ich auch Herrn Grubes langjähriges Engagement für unsere Bundesvereinigung »Bibliothek & Information Deutschland«. Er war gerade auch in den ersten Jahren der BID – damals noch BDB genannt – ein Fels in der Brandung der verschiedenen zusammenströmenden Interessen der deutschen Bibliotheksverbände. Er hat immer und unermüdlich die Generallinie einer möglichst einheitlichen Außendarstellung der deutschen Bibliotheken forciert und diese auch in seinen Arbeitszusammenhängen stets propagiert. Und: Henner Grube hat, wenn nötig, für Ausgleich in der Diskussion gesorgt. Und nach einem solch engagierten Arbeitsleben kann ich sehr gut verstehen, was sich Henner Grube für seinen Ruhestand wünscht: nämlich wirklich Ruhe sowie viel Zeit für seine Familie und die Beschäftigung mit seinen Vorlieben und Interessen. Er will der Kunst und Philosophie frönen und will außerdem in einem Radius, der im wesentlichen Deutschland umfasst, ausgiebig Land und Leute erforschen. Ich wünsche Henner Grube, dass die nächsten Jahre und Jahrzehnte für ihn so werden, wie er sie sich wünscht, dass er all das erleben und erfahren kann, wofür ihm bei der ekz nicht genug Zeit blieb. Und ich wünsche ihm, dass er zukünftig mit Freude auf die ekz schauen kann. Barbara Lison, Bremen w verging kein Monat, in dem er nicht bei seinen Kunden war, es gab kaum eine größere Fachtagung, wo er nicht durch seine Anwesenheit das Interesse der ekz an unserer Profession dokumentierte. Seine Arbeitsprinzipien waren Kontakt, Kontakt und Kontakt sowie Beteiligung, und Integration der Kundeninteressen in die Geschäftsprozesse der ekz – sprich: Sein oberstes Arbeitsprinzip war Kundenorientierung im allerbesten Sinne. Und Henner Grube hat sich in diesem Sinne auch den Herausforderungen gestellt, denen sich in den vergangenen 17 Jahren die ekz und damit auch Henner Grube als ihr Bibliothekarischer Direktor stellen mussten. Da war zum Beispiel die Vereinigung der beiden deutschen Staaten mit all ihren komplexen Implikationen. Dass die ekz auch schnell in den neuen Bundesländern als zuverlässiger Dienstleister einen guten Namen hatte und dort ein neuer Absatzmarkt erschlossen werden konnte, dazu hat Henner Grube entscheidend beigetragen. Die Integration von »Ost« und »West« war für ihn immer ein ganz besonderes, auch persönliches, Anliegen. Und natürlich sind mit seinem Namen auch grundlegende Innovationen des Angebotes der ekz verbunden: Stellvertretend will ich hier die »Standing Order« nennen, die heute immerhin die Hälfte des Medienumsatzes der ekz ausmacht. Das ist schon sehr bemerkenswert, bedenkt man, dass dieses Angebot anfänglich von so mancher Kollegin beziehungsweise so manchem Kollegen als »die Axt an der bibliothekarischen Wurzel« (Zitat Grube) betrachtet oder gar geschmäht wurde. Aber Grube hat damit rechtzeitig die aus den Sparzwängen der Bibliotheken geborenen Rationalisierungsbedürfnisse in ein erfolgreiches Geschäftsmodell für die ekz transferiert. Und wenn ich sage »erfolgreiches Geschäftsmodell für die ekz«, dann ist damit auch immer verbunden »erfolgreiches Geschäftsmodell für die Bibliotheken«. e Öffentliche Bibliothek 9 BuB | Foyer Öffentliche Bibliothek § Michael Haager ist Bibliothekar und Rechtsanwalt; er lebt in Tübingen – Kontakt: [email protected] zu beachten. Spätestens jetzt, wenn es konkreter wird, trennen sich aber Spreu und Weizen, denn ein fundamentaler Unterschied zwischen den Rahmen ergibt sich aus der Frage, ob die Bibliotheken öffentlich-rechtlichen oder zivilrechtlichen Charakter haben. Diese Unterscheidung ist deshalb so gravierend, weil sie eine der ganz wesentlichen Unterschiede in der Rechtsordnung eines Staates darstellt. Nach einer gängigen Definition ist eine Vorschrift dann öffentlich-rechtlich, wenn nur ein Hoheitsträger aus ihr Rechte oder Pflichten ableiten kann. Im Zivilrecht haben wir es demnach mit Gleichordnung zu tun, im öffentlichen Recht mit Unterwerfung. Haben wir also eine Bibliothek öffentlichen Rechts, kann sie ihr Verhältnis zur Nutzerschaft öffentlich-rechtlich gestalten, was den Nutzer eher Untertan als Kunde sein lässt. Natürlich kann jede Bibliothek ihr Nutzungsverhältnis zivilrechtlich ausgestalten, wenn ihr Träger hoheitlich ist, dies muss aber erkennbar für den Nutzer sein und die Wahl kann nur einmal für alle Male getroffen werden. Die Erfahrung zeigt, dass es im Zweifel sinnvoll ist, sich für das Zivilrecht zu entscheiden, nicht nur weil auch bei der öffentlichen Hand der Trend von der Amtsstube zum Servicezentrum, vom Verwaltungsakt zum Produkt geht. Das Zivilrecht lässt eine wesentlich freiere Gestaltung zu und ist, auch und erst recht im Konfliktfall, flexibler. Vor allem dann, wenn ältere Benutzungsordnungen wenig Normen enthalten und man auf die Verwaltungsverfahrens- und -vollstreckungsgesetze zugreifen muss, staubt die Mühsal der Bürokratie. Ich bin kein Freund der Privatisierung öffentlicher Infrastruk- .d –u .B w w Den Referendar schicken wir gleich los, um eine passende Vorschrift zu suchen, nach der wir unliebsame Besucher rausschmeißen können. Wo sucht der Referendar? Natürlich in der Benutzungsordnung. Da findet er aber keinen Passus, nach dem wir Obdachlose, die nur zum Aufwärmen kommen, rausschmeißen können. Also sucht er weiter und macht sich erst einmal Gedanken über die Benutzungsordnung als solche. Die erste Frage, die er dabei überdenkt ist, ob man eine Be- nutzungsordnung denn überhaupt braucht. Ein häufig diskutiertes Thema, vor allem in Häusern, die nicht oder nur im Ausnahmefall Außenstehende als Nutzer zulassen – etwa Behörden- oder auch Kanzleibibliotheken. Um es klar zu sagen: Auch diese Häuser brauchen eine Benutzungsordnung. Denn sie regelt das Verhältnis zwischen Bibliothek und Nutzer, wobei mit Nutzer nicht erst der registrierte Leser mit Leseausweis gemeint ist oder der eingeschriebene Studierende, sondern jedermann, der die heiligen Hallen nicht nur irrtümlich betritt und nutzen möchte. Und das kann eben auch bloß der Kollege sein. Auch im Verhältnis zu diesem Internen sollten die Verhältnisse im Vorhinein klar sein. Die Benutzungsordnung kann, darf und soll – oder muss sogar – alles regeln, was im genannten Verhältnis zwischen Bibliothek und Nutzer relevant ist. Was nicht relevant ist, braucht auch nicht geregelt zu werden. Eine reine Präsenzbibliothek kann sich Regeln über die Ausleihe sparen, sie kann aber klarstellen, dass eine Ausleihe –B Was die Benutzungsordnung regeln kann – und was nicht Ich prognostiziere einfach mal, dass zum Auslieferungstermin dieses Heftes draußen Januarkälte herrscht, es jedenfalls ungemütlich ist. Da will man keinen Hund vor die Tür jagen und auch keinen Nutzer aus dem Lesesaal. Aber der da hinten, der hockt schon seit Stunden da, liest auch nicht, sondern schläft wohl eher. Die letzten Tage war er auch immer da. Andere Besucher rümpfen die Nase, wenn sie an ihm vorbeigehen. Jetzt wacht er vom eigenen Schnarchen auf, scheint irritiert, fängt an zu pöbeln. Schluss damit, wir werfen ihn raus. Geht das so einfach? nicht stattfindet und dass Ausnahmen hiervon ohne Ansehen der Person auch nicht vorgesehen sind. Soweit ist es noch banal. Umgekehrt ist es aber Alltag, dass häufig vorkommende Dinge nicht oder nicht in erforderlichem Maß überlegt oder berücksichtigt sind. Die Kunst jedes juristischen Regelwerkes, angefangen beim Grundgesetz bis zu Vereinssatzung oder eben Benutzungsordnung ist es, für auftretende Sachverhalte eine Lösung bereitzustellen. Dabei ist es notwendig zu abstrahieren, aber nicht so weit, dass das herauskommt, was der Volksmund gerne Gummiparagraf nennt. Ermessensspielräume wird es freilich immer geben. Diese erst klar zu fassen und dann das Er- e Schnarchen in der Bibliothek w 10 §§ § § § messen korrekt auszuüben, wären dann zwei weitere Schritte, an denen sich die Qualität der Benutzungsordnung und die Fähigkeiten des Personals messen lassen. Natürlich kennt auch eine Benutzungsordnung Grenzen oder Schranken, das heißt, sie muss sich innerhalb eines vorgegebenen Rahmens halten. Oder eigentlich sind es mehrere Rahmen, die teilweise wenig miteinander zu tun haben. Grundgesetz als Rahmen Einer dieser Rahmen ist etwa das Grundgesetz oder die geltenden Gesetze. Wenn wir eine Benutzungsordnung entwerfen, prüfen oder ändern wollen, sind also alle infrage kommenden Rahmen BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Öffentliche Bibliothek Blickpunkt Recht Filter sind untauglich w BuB | 60 (2008) 01 .B Wir müssen nicht schlauer sein als der Gesetzgeber, daher können wir manches offen lassen. Sinnvoll wäre nur, bestimmte Regelungsmaterien, wie eben zum Beispiel die Nutzung neuer Medien, nicht in eine Satzung zu schreiben, die nur schwer zu ändern ist und Diskussionen in Gemeinde- und anderen Räten erfordert. Regeln unterhalb der formell notwendigen Benutzungsordnung sind stets möglich. Idealerweise schafft die Benutzungsordnung selbst hierzu Ermächtigungsgrundlagen. Eine wirklich wasserdichte Benutzungsordnung wird sich im Bereich neuer Medien und Techniken kaum schaffen lassen, anzustreben ist nur, dass der Nutzer die Bibliothek von der Haftung so weit als möglich freistellt. Filter jedweder Art sind untauglich, sinnlos oder übertrieben. Es reicht aus, klarzustellen, dass die Bibliothek gar nicht beeinflussen kann, was die Nutzer am Terminal so alles anstellen. Den Rest erledigen eine gute Abschir- w nutzungsordnung in diesem Zusammenhang aber durchaus kann, ist abschrecken. Denn wir verletzen nicht unseren Auftrag und Zweck, wenn wir für eine bestimmte Leserklientel früh und klar Sperren verhängen. Das heißt noch nicht Hausverbot, aber zumindest ein Ausleihverbot. Dies waren nun zwei weitere Stichworte: Zweck und Hausverbot. Als Bibliothek haben wir stets einen Zweck, der in der Regel vom Unterhaltsträger definiert wird, soweit er nicht selbstverständlich ist. In der Benutzungsordnung haben wir demnach alle Regelungen wegzulassen, die den Zweck unseres Hauses oder unserer Anstalt über die Maßen beeinträchtigen. All die kleinen Vorschriften, die uns das Leben erleichtern, und die wir noch gerne erweitern würden (zum Beispiel: das Mitbringen von Kindern, die noch nicht selbst lesen können, ist untersagt), müssen wir also daran messen, ob sie in diesem Sinne zu weit gehen. Was in diesem Bereich stets hilft, sind Generalklauseln, die im Einzelfall von der Leitung oder von Diensthabenden ad hoc ausgelegt und angewendet werden können – unter Wahrung des Augenmaßes, wenn es denn der Alltagsstress zulässt. Womit wir beim Hausverbot wären. Das kann der Inhaber des Hausrechts stets ausüben, auch wenn in der Benutzungsordnung nichts dazu steht. Inhaber ist der Eigentümer, Mieter, die Hausleitung, Chefin vom Dienst, jeder gerade anwesende Mitarbeiter, in dieser Reihenfolge und mit Ausnahmen. Also können wir unabhängig von unserer Benutzungsordnung unseren Frierenden vom Anfang am nächsten Tag wieder reinlassen – wenn er beim Aufwärmen niemanden stört. –B .d e mung des Bibliothekssystems und eine Zeitbegrenzung für die Nutzung. In die Rubrik moderne Zeiten fallen auch Leseausweise, zu deren Handhabung ich in dieser Zeitschrift schon früher Anmerkungen gemacht habe. Bibliotheken hätten gerne eine unbegrenzte Haftung der Nutzer, verständlich in unseren kassenschwachen Zeiten, aber wie ich schon einmal ausführte, die meisten Nutzer sind noch ärmer als die Kommunen. Ein Interessenausgleich sollte das berücksichtigen. Gleich nach dem verlorenen und missbrauchten Leseausweis kommen dann Dinge, die es schon immer gab: Bücher, die nicht zurückkommen, und Kosten, die nicht einbringbar sind. In diesem Bereich hilft eine Benutzungsordnung wenig, denn auch in Bibliotheken gilt, was im Rest der Welt gilt: Dem Halbkriminellen, der erst nur schlampig ist und seine Leihfrist überzieht, dann pampig wird und –u kriminierungsrechts ist ein anderes, die Grundfehler unserer Gesellschaft wird auch dieses Recht ohnehin nicht beseitigen, und beim Verfassen unserer Benutzungsordnung lassen wir den gesunden Menschenverstand einfach mal zugeschaltet. Die wahren Schwierigkeiten bei der Benutzung liegen woanders. Zahlreiche dieser Probleme ergeben sich, wie in anderen Branchen auch, aus den modernen Zeiten. Seit im ersten Lesesaal der erste Internetzugang zu funktionieren begann, ist eine Unzahl von Versuchen gestartet worden, dem Rattenschwanz an Rechts- und praktischen Problemen, der folgte, Herr zu werden. Etliche dieser Probleme sind bis heute ungelöst. w tur, ganz im Gegenteil. Aber das Angebot einer Bibliothek, egal ob Stadtbücherei oder Forschungsbibliothek, hat zu wenig mit Regieren und Verwalten zu tun. Daher im Zweifel Zivilrecht. Die auftretenden Mischformen oder besser Stufen, nach denen bestimmte Akte, etwa die Zulassung zur Bibliotheksnutzung, noch öffentlich-rechtlich sind, die Ausleihe dann zivilrechtlich, sind hinnehmbar, wenn auch dem Bürger nur noch schwer zu vermitteln. Wenn dieser die verweigerte Zulassung vor dem Verwaltungsgericht, hernach die überzogene Mahngebühr vor dem Amtsgericht verhandeln muss, stellt der Bürger traditionell das Verständnis ein – moderner wäre, eine Mail an die Redaktion einer Verbraucherschutzsendung zu schicken. Für das Zivilrecht spricht auch die Möglichkeit, Gebühren aller Art sehr viel freier festlegen zu können, als unter der Kuratel des Verwaltungsrechts. War allerdings der Staat schon immer an hehre Grundsätze gebunden, so musste es der freien Wirtschaft erst allmählich vorgeschrieben werden, dass auch ihr nicht alles erlaubt ist, was der Bilanz schmeichelt und nicht völlig wider Treu und Glauben ist. Das sogenannte Antidiskriminierungsrecht, das auch Private zwingt, sich an bestimmte Grundrechte zu halten, wird aber im Bereich Bibliotheken wenig ändern. Es war bisher schon unzulässig, die Nutzerschaft nach Diskriminierungsmerkmalen zu selektieren und die Nutzung des Lesesaals auf männliche, weiße, schlanke, gebildete, evangelische Hessen ab 45 zu beschränken, und auch weiterhin wird man nicht auf die Idee kommen, solchen Mist in seine Benutzungsordnung zu schreiben. Das Spielfeld des Antidis- §§ § § § die Gebühren nicht bezahlt und den das auch nicht schert, weil er weiß, dass der Gerichtsvollzieher beim ihm gar nichts holen darf, gegen den ist kein Kraut gewachsen, und den Schwund durch diese Klientel müssen wir immer einkalkulieren. Das ist billiger, als jedem Euro mittels Vollstreckung hinterherzuklagen. Ich weiß, dass das Geld in den Bibliotheken knapp ist, aber gerade deshalb sollten KostenNutzen-Rechnungen nicht unterlassen werden. Was die Be- 11 BuB | Foyer Öffentliche Bibliothek Öffentliche Bibliothek Die Wattenscheider Kultur-WG nen von allen dreien genutzt werden, für Veranstaltungen einer einzelnen Einrichtung oder aber für gemeinsame Projekte. Nach zwei Jahren Zusammenarbeit kann die Kultur-WG bereits auf eine Reihe erfolgreicher Projekte zurückblicken: Ausstellungen des Stadtarchivs finden in den Räumen der Bücherei statt, die VHS bietet thematisch passende Vorträge an. Der Stadtarchivar besucht regelmäßig die Stadtbücherei, um im Bestand an Wattenscheider Heimatliteratur zu recherchieren, der in der Bücherei umfassender ist als in den eigenen Regalen. Die VHS veranstaltet Autorenlesungen und Literaturvorträge wie »Literarische Weinproben« in der Bücherei, mit Weinen vom Rhein und Literatur über Wein, gefunden und vorgetragen von Büchereimitarbeitern. Und wenn die Stadtbücherei eine größere Veranstaltung hat, zieht auch schon mal der VHSDeutschkurs um in die Räume des Stadtarchivs, damit die Stadtbücherei den größeren Veranstaltungsraum nutzen kann. e Stadtbücherei, Volkshochschule und Stadtarchiv unter einem Dach ten der Kultur-WG deutlich: Während der Öffnungszeiten der Stadtbücherei ist der einzige Zugang zu allen drei Institutionen die Bücherei. Über der Eingangstür stehen Stadtbücherei, Stadtarchiv und VHS gleichberechtigt nebeneinander, im Eingangsbereich der Bücherei liegen Programme und Anmeldekarten der VHS und Prospekte des Archivs aus. Dazu findet man im Bestand der Stadtbücherei die Lehrbücher und begleitenden AV-Medien zu den Sprachkursen der VHS. Und wenn der entsprechende Kollege mal nicht da ist, werden in der Bücherei auch Anmeldekarten für VHS-Kurse angenommen oder telefonisch Auskünfte beim Stadtarchiv in Bochum eingeholt. 2006 wurde der Bestand durchschnittlich sechsmal umgesetzt. Für die VHS und das Stadtarchiv Bochum bot der Umzug in gemeinsame Räumlichkeiten mit der Stadtbücherei die Gelegenheit, vor Jahren aufgegebene Zweigstellen ihrer Einrichtungen in Bochums »unabhängigstem« Stadtteil Wattenscheid wieder zu eröffnen, ohne dass zusätzliche hohe Mietkosten auf den Träger zukamen. Den Wattenscheider Bürgern sollte ermöglicht werden, ohne lange Wege alle drei Kulturein- Gegenseitige Ergänzung richtungen zu nutzen – auch wenn die Kultur-WG oft nur Kultur-WG heißt mehr als einzwischen der Bochumer Haupt- fach nur gemeinsam wohnen. stelle und dem Kunden vor Ort Die Mitbewohner teilen sich vermittelt. nicht nur Eingang, Teeküche Wattenscheid ist mit gut 74 000 Die Einheit der drei Einrich- und sanitäre Anlagen: Auch Einwohnern der zweitgrößte tungen wird schon beim Betre- zwei Veranstaltungsräume könStadtteil Bochums. Er verlor im Zuge der kommunalen Neugliederung 1974/75 seine Unabhängigkeit und wurde Bezirk der benachbarten Großstadt. Diese Entwicklung wird von den Wattenscheidern bis heute eher misstrauisch beäugt und nicht wirklich akzeptiert, weshalb die meisten öffentlichen Einrichtungen Bochums eine Zweigstelle in Wattenscheid unterhalten. Für die Bücherei bedeutete der Umzug einen Verlust von etwa einem Drittel Fläche, weshalb der Bestand von 40 000 Medieneinheiten auf 30 000 schrumpfen musste. Gleichzeitig wurden aber in den Jahren 2005 und 2006 Sondermittel für den Medienetat im fünfstelligen Bereich genehmigt, der umfangreiche Neuanschaffungen und den Austausch abgenutzter Medien ermöglichte. So konnte der Neuanfang in der Kultur-WG mit einem aktuellen und attraktiven Bestand gemacht werden, der seitdem Drei Einrichtungen, eine Tür: Die Zusammenarbeit von Stadtbücherei, Stadtarchiv und Volkshochschule funkFoto: Stadtbücherei Wattenscheid wesentlich besser genutzt wird. tioniert in Wattenscheid reibungslos. w w .B –u –B .d Bereits zum sechsten Mal in ihrer 100-jährigen Geschichte ist die Bücherei Wattenscheid im Januar 2006 umgezogen. Und trotzdem war diesmal alles anders: Die Zweigstelle der Stadtbücherei Bochum bezog das erste Obergeschoss des neuen Einkaufszentrums »Gertrudis-Center« in der Wattenscheider Innenstadt, zwischen Ärzten, Geschäften und Restaurants. Gleichzeitig zogen auch Filialen des Stadtarchivs und der Volkshochschule ein. Damit gründeten die drei städtischen Institutionen auf rund 950 Quadratmetern (davon 620 Quadratmeter Bücherei) die »Kultur-WG Wattenscheid«. w 12 BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB .d e Öffentliche Bibliothek Farbige Akzente in der Kinderbücherei: Acht international bekannte Künstler griffen in der Bücherei Wattenscheid gemeinsam mit Kindern zu Farbe und Pinsel. Foto: Stadtbücherei Wattenscheid –u .B Zweigbücherei Wattenscheid mit 18 Veranstaltungen für Erwachsene im Zeitraum Januar bis Oktober des vergangenen Jahres selbst die Zentralbücherei (sechs Erwachsenen-Veranstaltungen) überholt. w w Autorenlesungen, ein Stand beim Wattenscheider Familienfest, die Organisation und Durchführung der ersten Wattenscheider Kulturnacht – es geht vieles einfacher, wenn man Kräfte bündeln kann. Außerdem bedeutet die Kooperation, dass die einzelnen Einrichtungen ihre Veranstaltungsprogramme gegenseitig bereichern, was eine gesicherte Finanzierung und eine wesentlich höhere Frequenz an Veranstaltungen – vor allem für Erwachsene – bedeutet, als die Stadtbücherei alleine jemals ermöglichen könnte. So hat die in der Bücherei auf ein Minimum zu beschränken und so zumindest in einem Teil der Einrichtung (im Sachbuchbereich) Ruhe- und Arbeitszonen einzurichten. Um die Kinderbücherei räumlich abzutrennen, wurden die Kinderbuchregale an der Frontseite einseitig mit Holztafeln verkleidet, sodass von der Außenseite der Eindruck einer mehrfach durchbrochenen Wand entstand. Die Tafeln sollten kindgerecht gestaltet werden, und so entstand die Idee, die Holztafeln von Kindergruppen bemalen zu lassen. Durch die Vermittlung des Wattenscheid sehr verbundenen Künstlers Otmar Alt kam ein be- w Für die Stadtbücherei Wattenscheid hat der Umzug in die Kultur-WG einerseits bedeutet, dass sie nach 30 Jahren in den Genuss einer komplett neuen Einrichtung kam. Andererseits waren die neuen Räumlichkeiten mit einem Flächenverlust von etwa 30 Prozent gegenüber dem vorher bewohnten Gebäude verbunden. Vor allem die Kinderbuchabteilung verlor ihre separaten Räumlichkeiten und fand sich nun im selben Raum mit der Erwachsenenabteilung wieder, dazu noch in direkter Nähe zu Verbuchungstheke und Eingangsbereich. Diese Platzierung war die einzige Möglichkeit, die Lärmquellen BuB | 60 (2008) 01 eindruckendes Projekt zustande: Zusammen mit den Kindern eines örtlichen Kindergartens gestalteten acht international bekannte Maler Holztafeln für die Kinderbücherei. Die Stadtbücherei hatte lediglich die Materialkosten zu tragen, die Künstler arbeiteten unentgeltlich für je einen Vormittag mit den Kindern zusammen. Am 30. März 2006 ging es los. Romero Britto, Lieblingskünstler von Barbra Streisand, Andre Agassi und anderen Prominenten, malte mit den Kindern das erste Bild, einen lesenden Jungen. Die Aktion fand großes Echo in der Presse. Der New Yorker Künstler James Rizzi malte am 7. Mai »funny faces«, Otmar Alt selber anderthalb Monate später den »Raben Flips«. –B Internationale Künstler verschönern Kinderbücherei Rekord-Besucherzahlen Gänzlich getrennte Wege sind in der Wattenscheider KulturWG kaum noch möglich – aber nach zwei Jahren auch nicht mehr gewünscht. Für die Wattenscheider Bürger vereinfacht die gemeinsame Unterbringung der drei Institutionen einiges. Wer Kultur, Bildung oder Stadtgeschichte (oder alles auf einmal) möchte, hat nur noch eine Anlaufstelle. Die Schüler nutzen die Möglichkeiten gerne, wenn es Referate zu schreiben gilt: Das Stadtarchiv kann sich über Rekord-Besucherzahlen freuen, wenn das Material der Stadtbücherei nicht schnell oder ausführlich genug weiterhilft. Und die Bücherei freut sich über Neukunden, die eigentlich »nur« zur Volkshochschule wollten und »hängen geblieben« sind. Im Laufe von 14 Monaten entstanden so acht kunstvoll gestaltete bunte Tafeln. Miró-Schüler Gustavo Herman, Peter Gaymann, Cyrus Overbeck und das Künstlerduo Guldenberg folgten der Einladung der Otmar-Alt-Stiftung und halfen den Kindern beim Malen. Sieben der Künstler waren zudem bereit, das entstandene Bild zu signieren, was eine ungemeine Wertsteigerung der Bilder bedeutete. Die Stadtbücherei hat auf diese Weise acht Kunstwerke für ihre Räume gewonnen, die jetzt in maßgefertigten Plexiglas-Kästen die Kinderbücherei verschönern und beim Betreten der Bücherei sofort ins Auge fallen. Susanne Grimberg Eine solche Kooperation verschiedener Kultureinrichtungen einer Kommune ist nicht mehr einzigartig, aber immer noch sehr selten. Wie viel Kooperation noch zusätzlich möglich ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Nach zwei Jahren Kultur-WG heißt das Fazit: Die Zusammenarbeit funktioniert, für Kunden wie für Mitarbeiter – und nicht mal über den Abwasch wurde bisher in der WG gestritten. Susanne Grimberg, Wattenscheid 13 BuB | Foyer Öffentliche Bibliothek Öffentliche Bibliothek Neugier auf die Nachbarn geweckt .d –B Ländergrenzen überwinden –u Aus der Provincie Limburg (Niederlande) konnten die Bibliotheek Kerkrade und die Stadsbibliotheek Maastricht überzeugt werden, bei diesem wegweisenden, Ländergrenzen überwindenden Vorhaben mitzumachen. Kurz zur Vorgeschichte: Zwischen den Bibliotheken in der EUREGIO Maas-Rhein bestehen seit Jahren enge Kontakte, außerdem fanden unter Federführung des Dezernates »Öffentliche Bibliotheken« bei w w Mit dem Projekt »Bibliotheken grenzenlos« wurde ein beispielhaftes grenzüberschreitendes Dreiländer-Projekt in elf Bibliotheken mit 54 Klassen und 1 200 Kindern von März 2006 bis Juni 2007 durchgeführt. Das ehrgeizige Ziel war, Medien- und Sprachkompetenz zu fördern und dabei die anderen Sprachen der nächsten Nachbarn ins Bewusstsein zu rücken und in Anfängen zu vermitteln. Die formulierten Ziele lauteten: Förderung der Medien- und Sprachkompetenz von Kindern und Jugendlichen, besserer Zugang zu den Medienbeständen und mehr Kenntnisse über die Nachbarländer und deren Sprachen, Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der beteiligten Bibliotheken und des Medienzentrums Eupen. Mit dem Projekt betraten alle Teilnehmer absolutes Neuland, es mussten vier verschiedene Mentalitäten berücksichtigt werden: belgische Lebensfreude, Sprachenvielfalt bei den Ostbelgiern, niederländischer Pragmatismus und deutsches Anspruchsdenken. Aus der Region Aachen waren Herzogenrath und Würselen mit von der Partie. Beides Bibliotheken der Grundstufe, die durch ihre Grenznähe für den EUREGIO-Gedanken besonders aufgeschlossen sind. .B »Andere Länder kennenlernen – Neugier auf die Nachbarn wecken – das Besondere anderer Kulturen entdecken – Toleranz fördern – Spaß an der Sprache entwickeln« – unter diesem Motto haben elf Bibliotheken der EUREGIO Maas-Rhein alle dritten und vierten Grundschulklassen und gleichaltrigen EinzelteilnehmerInnen zu einem dreisprachigen Quiz eingeladen. Von ihren Nachbarn konnten die Kinder, aber auch die Bibliotheksmitarbeiter viel lernen. der Bezirksregierung Köln seit 1997 regelmäßige Treffen mit umfangreichem fachlichen Austausch statt. Zu dieser ältesten REGIO Europas gehören allein aus den Kreisen Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg über 30 Bibliotheken, dazu sind noch mehrere aus der »Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens« und aus niederländisch Limburg zu zählen. 2004 wurde mit viel Engagement der Bibliothek Maastricht gemeinsam das Projekt »www.Euregio-bib.net« auf den Weg gebracht, welches die Recherche und den Leihverkehr zwischen zahlreichen Bibliotheken der EUREGIO erleichtert und auf einer eigenen Website abgebildet ist Beim aktuellen Projekt wollten die Verantwortlichen das Thema EUREGIO Maas-Rhein dreifach verankern: räumlich, sprachlich und – vor allem – interaktiv. Die wichtigste Zielgruppe sollten Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren sein. Für sie, die gerade Heimatkunde, andere Sprachen und ihre Nachbarländer entdecken, wurden die Klassenbesuche in den örtlichen Bibliotheken mit Quizfragen zur Region und vertiefenden nachbarschaftlichen Begegnungen kombiniert. Rita Bertemes, Leiterin des Medienzentrums Eupen und Projektkoordinatorin, brachte den Projektentwurf »Bibliotheken grenzenlos« erfolgreich zu Beginn des Jahres 2006 durch die Gremien. Die »Stichting Euregio Maas-Rhein« bewilligte die Gesamtkosten von 43 255 Euro. Das Team des Medienzentrums Eupen unter Ingrid Rossi entwickelte ein »EuregioQuiz« mit zwölf altersgerechten Fragen zu den drei Ländern der EUREGIO Maas-Rhein in drei Sprachen. Die Antworten konnten die Schülerinnen und Schüler in den Bibliotheken aus den Büchern der EUREGIO-Themen-Kisten herausfinden. Jeder richtig ausgefüllte Quiz-Bogen nahm an einer Auslosung teil. Als Gewinne für die Quizsieger hatten sich die Planerinnen ein ausgefeiltes Besuchs- und Begegnungsprogramm ausge- e Projekt »Bibliotheken grenzenlos« fördert interkulturelle Kompetenz Aus der »Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens« (DG) beteiligten sich neben dem Medienzentrum in Eupen noch vier weitere Bibliotheken: Büllingen, Kelmis, St. Vith und Weywertz. Im eigenständigen Ostbelgien gibt es seit jeher eine vorbildliche, professionelle Bibliothekspädagogik, und speziell das Medienzentrum betreibt offensiv EUREGIO-Kooperationen. Die Bibliothèque Jean Nyssen (Eupen) und die Bibliothèque de Welkenraedt, zur Province Liège, dem französischsprachigen Teil Belgiens gehörend, waren bisher schon in den EUREGIOArbeitskreis eingebunden und sofort bereit, durch ein Kooperations-Projekt den praktischen Kontakt zu intensivieren. w 14 Um die Sprachkompetenz nachhaltig zu fördern, erhielt jedes Kind einen dreisprachigen, farbig illustrierten »Kinderbibliotheksführer – hier ein Ausschnitt. BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Ausstellung Ausstellung Gastspiel in Köln zum 100. Geburtstag e Universitäts- und Stadtbibliothek zeigte Laurence Olivier-Ausstellung w BuB | 60 (2008) 01 ßen Hollywood-Studios, und Olivier bekam in den frühen 1930er Jahren erste Rollen in dem neuen Medium angeboten. Die »göttliche« Greta Garbo lehnte ihn zwar als Partner ab, aber mit Filmen wie »Rebecca« und »Sturmhöhe« gelang ihm doch der Aufstieg in die erste Garde der Hollywoodstars. Auch die Heirat mit Vivien Leigh, der Hauptdarstellerin in dem Welterfolg »Vom Winde verweht«, trug zu seinem Glamourimage bei. Nach 1945 spielte Olivier als Partner von Filmstars wie Marilyn Monroe, Jean Simmons, Katherine Hepburn, Kirk Douglas, Peter Ustinov, Dustin Hoffmann und Michael Caine. Durch seine Erfahrungen im Filmgeschäft mit den führenden Regisseuren Hollywoods wurde Olivier zunehmend mit dem Metier vertraut, sodass er in den Vierzigerjahren selbst als Regisseur Shakespeare-Dramen verfilmte und zugleich die Titelrollen übernahm. »Henry V«, »Hamlet«, »Richard III« brachten Shakespeare einem breiten Publikum nahe und Olivier sogar zwei Oscars ein. Bereits 1944 wurde Olivier erstmals das Amt des Intendanten angeboten, zunächst an der Londoner Traditionsbühne Old Vic, dann am Chichester Festival Theater und schließlich als Gründungsdirektor für das britische Nationaltheater. In Anerkennung seiner Leistungen trägt heute die größte Bühne des National Theatre in London seinen Namen. Olivier wurde 1947 zum Ritter geschlagen und 1970 als erster Schauspieler seines Landes geadelt und als Baron Olivier of Brighton in das britische Oberhaus aufgenommen. Gernot U. Gabel .d –u w Doch auch die Zielgruppe der Bibliotheksmitarbeiterinnen erfuhr im Rahmen des Projektes ausgiebig Know-how-Transfer über die Grenzen. Während der Vorbereitungstreffen wurden besonders drei Themen in Seminarblöcken vertieft: »Belgien – Land der Comics« mit einer gemeinsamen Fahrt zum Comicmuseum nach Brüssel und Besuch der Ausstellung »Le Monde Franquin«. Vorstellung des Recherchesystem der niederländischen Bibliotheken anhand des »Aladin«-Recherche-Konzeptes der Stadsbibliotheek im Centre Ceramique Maastricht. Vorstellung des Projektes »GrenzGeschichten« zur Historie der Region durch Herbert Ruland und Holger Dux von der VHS Ostbelgien. .B Ausgiebiger Know-how-Transfer Beim Besichtigungsrundgang durch die Kinderabteilung der Maastrichter Bibliothek wun- Laurence Olivier gilt als größderte sich ein deutsches Kind ter Schauspieler der englischen Theater- und Filmwelt im 20. Jahrhundert. Der Sohn eines anglikanischen Pfarrers durchAuch die Zielgruppe der Bibliotheksmitarbeiterinnen lief eine kurze Schauspielausbildung und tingelte zunächst als erfuhr im Rahmen des Projektes ausgiebig »Know- jugendlicher Liebhaber in Salonkomödien über die Londoner how-Transfer« über die Bühnen. Als er dann Rollen in Grenzen. den Dramen Shakespeares angeboten bekam, stieg er zu eidann doch über die Bücher: nem der führenden Shakespea»Hier ist ja alles in einer fremden re-Darsteller seiner Zeit auf, der Sprache geschrieben!« Dieser bald auch in Charakterrollen der Ausruf allein schon beweist, wie klassischen Moderne reüssierte. wichtig und notwendig alle BeBei einem Gastspiel am gegnungen waren und dass der Broadway in New York entdeckKontakt zwischen Kindern und ten ihn die Filmagenten der groSchulklassen in der EUREGIO weiterhin gefördert werden sollte. Das vorhandene Material: Bücherkisten mit den Quizbögen und das dreisprachige Bibliotheksheft werden zum Einsatz kommen, wenn die Grundschulkinder sich mit dem Thema »Heimat« befassen und ihre örtliche Bibliothek besuchen. Die Mehrheit der Bibliothekarinnen wird auch in Zukunft einmal jährlich ein Treffen am Dreiländerpunkt für die vier neuen Siegerklassen arrangieren. Dabei können nun die Erfahrungen aus dem Projekt ausgewertet und in abgewandelter Form ge- Laurence Olivier: Eine Ausstellung nutzt werden. in der Universitäts- und StadtbibAngela Ortmanns-Dohrmann, liothek Köln erinnerte an den groFoto: USB Köln Stadtbücherei Würselen ßen Mimen. w dacht: Für die Gewinnerklassen waren gegenseitige Treffen mit Besichtigungsprogramm und Besuchen in den teilnehmenden Bibliotheken und Schulen der Partnerländer und ein gemeinsames Abschlussfest geplant, als Trostpreise waren Bücher vorgesehen. Um die Sprachkompetenz noch nachhaltiger zu fördern, wurde ein dreisprachiger, farbig illustrierter »Kinderbibliotheksführer«, der von der Grafikerin Sarah Nix kindgerecht gestaltet wurde, an jedes Kind verschenkt. –B Die Klasse aus Würselen-Bardenberg löst die Quizfragen selbstständig anhand der Medien aus der Bücherkiste. Büchereileiterin Angela Ortmanns-Dohrmann gibt nur Tipps. Foto: Aachener Nachrichten Eine Ausstellung zum 100. Geburtstag des Schauspielers Laurence Olivier war vom 1. bis zum 31. Oktober 2007 im Foyer der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln zu sehen. Der künstlerische Werdegang des großen Mimen wurde anhand von Fotos, Büchern, Videos und DVDs nachgezeichnet. 15 BuB | Foyer Bildungspartner Bibliothek Bildungspartner Bibliothek Eintauchen in den Informationspool .d –B Die verantwortlichen Studentinnen des Projektseminars »Teaching Library« an der Stadtbücherei Stuttgart: Tanja Trageser, Ilona Obermeier, Simone Fasola, Katlen Reimann (von links); es fehlt Elwira Wojtas. Foto: Stadtbücherei Stuttgart am Unterricht zu beteiligen und die Lerninhalte individuell nachzuvollziehen. Nicht zu vernachlässigen ist, dass möglichst viele Sinne der Teilnehmer angesprochen werden. Die ausge- –u .B Dichte Inhaltsvermittlung Im Falle der hier vorgestellten Multiplikatorenschulung entstand ein 90-minütiges Konzept für die Informationsrecherche an der Oberstufe mit dem Schwergewicht auf dem Fach Deutsch und einem Exkurs in Biologie. Die Zeitknappheit während der Schulung fordert eine dichte Inhaltsvermittlung. Die Entscheidung fiel darum auf den lehrerzentrierten Frontalunterricht, kombiniert mit Eigenaktivität der Teilnehmer. Um die persönliche Informationsaufnahme und -verarbeitung zu gewährleisten, muss den Lernenden gleichzeitig die Möglichkeit gegeben werden, sich aktiv w Die Multiplikatorenschulung zielt darauf ab, die Recherchekompetenzen der Lehrer in den Informationsquellen der Stadtbücherei Stuttgart zu fördern. Den Schwerpunkt dieser Benutzungsschulung bilden die folgenden drei elektronischen Recherchetools der Stadtbücherei*: Der Online-Katalog mit dem gesamten Medienbestand der Stadtbücherei. Das Rechercheportal, das eine große Auswahl an thematischen Datenbanken, Bibliothekskatalogen und Pressearchiven bietet. Über eine einzige Suchmaske kann übergreifend in diesen bibliografischen und thematischen Datenbanken recherchiert werden. Das Regionalportal, in dem unter einer Suchoberfläche die Online-Kataloge von Bibliotheken in und um Stuttgart abgefragt werden können. Als Multiplikatoren sollen die Lehrer ihre verbesserte und neu erworbene Informationskompetenz nicht nur im Unterricht anwenden, sondern diese auch ihren Schülern und Lehrerkollegen weitervermitteln. Im Rahmen des Projektseminars »Teaching Library« entwickelten Studentinnen unter der Leitung von Prof. Ingeborg Simon an der Hochschule der Medien Stuttgart die Multiplikatorenschulung für Lehrer der Stadtbücherei Stuttgart und ließen eine kühne Gruppe von interessierten Lehrerinnen den Sprung in den Informationspool wagen. Schulungen nach den Vorstellungen des »Teaching Library«-Konzepts unterscheiden sich von herkömmlichen Konzepten darin, dass Inhalte und Ziele mit einer Zielgruppenanalyse auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten werden und die Unterrichtsmethoden die Teilnehmer aktiv einbeziehen. Dabei gilt: Je heterogener die Gruppen sind, desto schwieriger ist es, diesen Anspruch zu erfüllen. w Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Die Lehrer surfen gekonnt auf den Informationsfluten. Sie nutzen die vielfältigen Angebote der Stadtbücherei für ihre Informationsrecherchen und vermitteln ihre Informationskompetenz den Schülern weiter. Mit ihren Klassen nutzen sie die elektronischen Informationsquellen der Stadtbücherei von der Schule aus, sind aber auch gern gesehene Stammgäste in der Bücherei. Die Stadtbücherei Stuttgart kommt mit ihrer Multiplikatorenschulung für Lehrer »Eintauchen in den Informationspool – Recherche leicht gemacht!« dieser Vision ein Stück näher und baut ihr vielfältiges Angebot als Partner für Schulen aus. e Multiplikatorenschulung für Lehrer in der Stadtbücherei Stuttgart w 16 Die Schulung wird mit einem Quiz eröffnet, um die Teilnehmer spielerisch abzuholen und eine gemeinsame Basis zu schaffen. wählten Methoden beinhalten darum sowohl visuelle als auch auditive und taktile Elemente. Die Schulung wird mit einem Quiz eröffnet, um die Teilnehmer spielerisch abzuholen und eine gemeinsame Basis zu schaffen. Die Gruppe erhält Kärtchen mit zentralen Begriffen, die sie den drei Recherchetools Online-Katalog, Rechercheportal und Regionalportal zuordnen muss. Damit werden die Vorkenntnisse der einzelnen Teilnehmenden aktiviert und gleichzeitig die neuen Begriffe eingeführt. Dieser Einstieg bildet das Netz in dem die Lerninhalte hängen bleiben. Am Schluss der Schulung überprüft die Gruppe die Kärtchen und ordnet sie mit ihrem neu erworbenen Wissen um. Wichtig ist, dass die Diskussi- on um die Kärtchenplatzierung unter den Teilnehmern abläuft und so wenig wie möglich von den Bibliothekaren gesteuert wird, damit ein echtes Lernen stattfindet. Durch das Quiz aktiviert und auf die relevanten Begriffe sensibilisiert wird den Teilnehmern anschließend die Handhabung der drei Recherchetools mit einem Live-Vortrag vermittelt. Während ein Bibliothekar den Live-Vortrag hält, unterstützt der zweite die einzelnen Teilnehmer bei ihren individuellen Problemen in der Anwendung. Um bei den Ausführungen die ungeteilte Aufmerksamkeit der Gruppe zu erhalten, steht bei der Einführung des jeweiligen Recherchetools das selbstständige Ausprobieren im Vordergrund. Erste Gehversuche Nach diesen ersten neugierigen Gehversuchen kann mit dem Frontalunterricht begonnen werden. Jedes Tool wird in der Schulung separat vermittelt, wobei der Fokus auf dem On* Die genannten Informationsquellen können auf der Homepage der Stadtbücherei Stuttgart (www. stuttgart.de/stadtbuecherei) abgerufen werden unter »Kataloge – Datenbanken – Portale«. BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Bildungspartner Bibliothek Bildungspartner Bibliothek Die schulbibliothekarische Arbeit ausbauen! w .B w BuB | 60 (2008) 01 .d –u Der dbv hat sich bereits 1986 für den Ausbau von Schulbibliotheken eingesetzt, unter anderem in seiner Denkschrift »Zur Entwicklung der Schulbibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland«, in der er Bundesländer und Kommunen aufgefordert hat, die Einrichtung und Entwicklung von Schulbibliotheken stärker zu fördern. Die Forderungen und Feststellungen aus dieser dbv-Denkschrift gelten heute unverändert, an dem völlig unzureichenden Ausbaustand leistungsfähiger Schulbibliotheken hat sich seit dem nur wenig verändert. Grundlegend geändert haben sich allerdings seit der Veröffentlichung der »Pisa-Studie 2000« in Deutschland die Bildungsdebatte und die Rahmenbedingungen der Bildungs- und der Bibliothekspolitik. Auf die Schulen sind – als vielleicht wichtigste Konsequenz der PisaDiskussion – qualitativ neue Herausforderungen zugekommen, die sie nur im Rückgriff auf zusätzliche Lernressourcen bewältigen können: vor allem die Forderung nach neuen Formen selbstständigen und eigenmotivierten Lernens und nach einer stärkeren Gewichtung der fachübergreifenden Schlüsselqualifikationen Lese-, Medienund Informationskompetenz. Die gebotene fächerübergreifende Einbindung von Leseförderung und Vermittlung von Informationskompetenz in den Unterricht bedingt ein en- ges räumliches wie inhaltliches Miteinander von Schule und Bibliothek. Dieses kann nach unterschiedlichen Modellen erfolgen – von der eigenständigen Schulbibliothek über eine auf festen Absprachen basierenden Kooperation mit einer leistungsfähigen Bibliothek bis hin zur Betreuung durch eine schulbibliothekarische Arbeitsstelle oder Fachstelle. Dabei ist die Schulbibliothek der Ort, der – attraktiv gestaltet, leistungsfähig ausgebaut und unterrichtlich eingebunden – diese Anforderungen in besonderer Weise unterstützt und fördert. Auch der Auf- und Ausbau von Schulbibliotheken, der im Rahmen der Ganztagsschulentwicklung in Gang gekommen ist, erfordert bibliothekarisches und schulbibliothekarischcurriculares Know-how in den Schulen, erfordert – da dies in der Regel nicht vorhanden ist – eine Kooperation von Schule und Bibliothek. Gleiches gilt für die Qualifizierung von Lehrern zur Leitung, aber auch zur unterrichtlichen Nutzung der Schulbibliothek: Auch hier führen nur ein enger Dialog zwischen pädagogischen und bibliothekarischen Fachkräften und darauf aufbauende Qualifizierungsangebote weiter. Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken bieten bereits ein breites Angebotsspektrum für die Zusammenarbeit mit schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen an. Sie unterstützen im Rahmen ihrer Profile und Möglichkeiten die Umstrukturierung der schulischen Bildung und stellen die notwendigen fachbibliothekarischen Hilfen und Lernressourcen zur Verfügung. Die aktive Bildungspartnerschaft mit Schulen gehört zu den Basisaufgaben von Bibliotheken. –B Der Ausbau schulbibliothekarischer Arbeit ist eine Herausforderung für das deutsche Bibliothekswesen. Diskutiert werden in Fachkreisen derzeit unterschiedliche Modelle. Im Folgenden stellt der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) seine Position vor. Da die Bedingungen für solche Bildungspartnerschaften sehr unterschiedlich sind, empfiehlt der dbv, den Auf- und Ausbau schulbibliothekarischer Dienstleistungsangebote an jeweils vorhandene Ressourcen anzudocken und individuell sowie pragmatisch auszugestalten. Notwendige professionelle Standards, wie sie von der dbvExpertengruppe »Bibliothek und Schule« erarbeitet und publiziert werden, sollten dabei nicht unterlaufen werden. Die inzwischen auf Länderebene vorliegenden Kooperationsvereinbarungen zwischen Schulministerien und den Landesverbänden des dbv gehen genau diesen Weg einer sukzessiven Verdichtung der Zusammenarbeit von Schule und Bibliothek, die an gegebene Strukturen anschließt, mit dem Ziel der Förderung von Lesemotivation und Informationskompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Bibliotheken greifen ihre Rolle als Bildungspartner der Schulen aktiv auf und gestalten neue Formen unmittelbarer Zusammenarbeit zwischen Schulen und Bibliotheken. Beim Ausbau schulspezifischer Dienstleistungen der Bibliotheken sowie beim Auf- und Ausbau der Schulbibliotheken darf es zu keiner Umverteilung kommunaler Ressourcen zu Lasten der Öffentlichen Bibliotheken kommen. In Kommunen, in denen leistungsfähige Öffentliche oder wissenschaftliche Bibliotheken vorhanden sind, werden Kooperationen und Vernetzungen angestrebt. Denn nur die Einbindung schulbibliothekarischer Angebote in eine lokale und regionale Bibliotheksstruktur sorgt für einen effektiven Ressourceneinsatz, sichert fachliche Unterstützung und gewährleistet so nachhaltig die Wirksamkeit schulbibliothekarischer Arbeit. Die Profilierung der Bibliotheken als aktive Bildungspartner der Schulen macht diese nicht nur zum unverzichtbaren Lernumfeld von Schule, sondern gibt ihnen auch eine wichtige bildungspolitische Legimitation. e Ein Positionspapier des dbv w line-Katalog liegt, da die dort gelernten Recherchestrategien auch bei den anderen Tools angewendet werden können. Die Recherchetools werden über den Beamer erklärt und ausgewählte Recherchestrategien anhand von Aufgaben, die gemeinsam gelöst werden, Schritt für Schritt live vorgeführt. Die Teilnehmer sind somit immer in der Lage, die Wege am eigenen Computer nachzuvollziehen und selbst auszuprobieren. Vor dem Wechsel zum nächsten Tool werden die wichtigsten Lerninhalte in der Gruppe kurz zusammengefasst. Wie schon erwähnt ist der Kernpunkt dieser Schulung, dass die Teilnehmer in die Lage versetzt werden, die erworbene Informationskompetenz einerseits als kompetente Benutzer anzuwenden und andererseits als Multiplikatoren weiterzuvermitteln. Um die Lehrer in dieser Funktion zu unterstützen, werden alle Schulungsmaterialien nicht nur als Handout, sondern auch in digitaler Form abgegeben. So stehen den Kursteilnehmern folgende Kursunterlagen zur Weiterverarbeitung auf einer CD zur Verfügung: Live-Vortrag mit kommentierten Screenshots, Informationen und Links zu den Recherchetools, Arbeits- und Lösungsblätter zu den Recherchetools, Quizkärtchen mit Lösung. Die attraktiv gestaltete Informationsmappe, bestückt mit den erwähnten Materialien und den Flyern der Stadtbücherei, fand großen Anklang bei allen Teilnehmern und bildet einen wichtigen Baustein in der Gewinnung von Multiplikatoren. Zwei Bibliothekare können die Schulung bequem durchführen. Sie brauchen zusammen einen Computer mit Beamer und Internetzugang, und auch den Teilnehmern sollte je ein eigener Computer mit Internet und einer zusätzlichen Schreibfläche zur Verfügung stehen. Für das Einstiegsquiz braucht man zudem eine Magnet- oder Pinnwand. Simone Fasola, Basel; Kontakt: [email protected] 17 BuB | Foyer Bildungspartner Bibliothek Bildungspartner Bibliothek e »Junior-Fahrbibliothek« auf Erfolgskurs Die Stadtbibliothek Herne hat ein erfolgreiches Konzept zur Vermittlung von Lese- und Sprachkompetenz für Vor- und Grundschulkinder gestartet: Die »Junior-Fahrbibliothek« kommt bei Klein und Groß gut an. Die Gestaltung der »Junior-Fahrbibliothek« lässt keinen Zweifel: In diesem Bus ist mächtig was los. Foto: Stadtbibliothek Herne Ziel ist eine kontinuierliche und systematische Kooperation zwischen der Bibliothek, den Kindertagesstätten und den Schulen. Der Bücherbus ist das Bindeglied zu den ortsfesten Bibliotheken. Die Kinder lernen das Angebot der Stadtbibliothek im »Kleinformat« kennen und nutzen. Mit dem Wechsel in die weiterführenden Schulen, können sie – nun älter und mobiler – auch eigenständig eine ortsfeste Bibliothek aufsuchen. Der Schwerpunkt des Medienangebotes sind Bücher. Hier reicht die Spannbreite von Bilderbüchern bis zu Erzählungen und Sachbüchern für die lesekundigen Zehnjährigen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Bücher des Buchportals »Antolin«. Der Bestandsaufbau ist nicht ausschließlich auf die schulischen Interessen der Kinder ausgerichtet. Viele Titel sollen ausschließlich die Freude am Lesen wecken. Neben den Kindern sollen auch Eltern, Erzieher und Lehrer erreicht werden. Die »Junior-Fahrbibliothek« bietet daher auch die Möglichkeit, den Unterricht ergänzende Medienboxen und Klassensätze zu bestellen und in die Schule liefern zu lassen, Einführungen in die w .B –u schulalter schnell gefunden war. Der Bücherbus besteht aus einem speziell nach den Wünschen der Stadtbibliothek gebauten Kofferaufbau, der auf ein Fahrgestell gesetzt wurde. Die Gesamtlänge des Fahrzeugs beträgt 7,5 Meter. Damit ist gewährleistet, dass auch Haltestellen mit räumlich ungünstigen Verhältnissen in den Fahrplan aufgenommen werden können. Das kompakte Äußere des Busses täuscht über das Raumangebot im Inneren hinweg. So bieten die Regale Platz für 2 500 Medien. 16 kleine Besucher und Besucherinnen können sich bequem gleichzeitig im Bus aufhalten. Es fällt auf, wie einladend hell und farbenfroh die Gestaltung ist. Rechts neben dem Eingang befindet sich der leuchtend gelbe Verbuchungsplatz. Die Farbe findet sich auch bei den Regalträgern und den Sitzpodesten wieder. w Als im Sommer 2006 nach 27 Jahren Dienstbetrieb von der Fahrbibliothek Abschied genommen werden musste, geschah dies mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Hatte doch der Rat der Stadt Herne beschlossen, die Fahrbibliothek durch ein mobiles Angebot zur Lese- und Sprachförderung für Kinder abzulösen. Grundlage des alternativen Konzeptes ist, die wichtige Zielgruppe der Kinder im Alter bis zu zehn Jahren auch weiterhin mit einem mobilen Bibliotheksangebot zu versorgen. Sie war vom Wegfall der Fahrbibliothek besonders hart getroffen, da diese Kinder in der Regel wenig selbstständig sind, häufig keine ortsfeste Bibliothek in der Nähe haben und daher darauf angewiesen sind, dass die Bibliothek zu ihnen kommt. Zudem sollte aus wirtschaftlichen Gründen ein neues Fahrzeug preiswerter sein und die Betriebskosten geringer ausfallen. Vorbild war die Stadtbibliothek Berlin-Mitte, die mit ihren Bücherbussen die Grundschulen des Bezirks versorgt. Dabei war die Größe dieser Bücherbusse ein ausschlaggebendes Element. Im August 2007 fiel der Startschuss für die »JuniorFahrbibliothek«, deren Name als kleinere Variante der bisherigen Fahrbibliothek und als Angebot für Kinder im Vor- und Grund- –B .d Stadtbibliothek Herne baut Angebot für Vor- und Grundschulkinder aus w 18 Lesekalische Früherziehung Die »Junior-Fahrbibliothek« gehört zum Lese- und Sprachförderungskonzept der Herner Kinder- und Jugendbibliotheken. Der Bus wird im Rahmen der lesekalischen Früherziehung eingesetzt und ist Bildungspartner für die Grundschulen. Bibliotheksbenutzung zu vereinbaren oder Angebote kreativer Leseförderung, wie Bilderbuchkino und Vorlesestunden, zu nutzen. In regelmäßigen Abständen besucht eine Mitarbeiterin die einzelnen Einrichtungen, um über die »Junior-Fahrbibliothek« zu informieren und Anregungen aufzunehmen. Schriftliche Kooperationsvereinbarungen legen die Partnerschaft zwischen der Bibliothek, den Kindertagesstätten und den Schulen fest. In diesen wird unter anderem festgehalten, dass die Kinder sich die Medien auch für ihre Freizeit ausleihen können. 130 Bibliothekseinführungen und rund 1 000 Neuanmeldungen nach drei Monaten Dienstbetrieb zeigen, dass das Angebot ankommt. Insgesamt 18 Schulen und 7 Kindertagesstätten sind in den Fahrplan der eingebunden. 28 Haltestellen werden in einem wöchentlichen beziehungsweise 14-tägigen Rhythmus angefahren. Als Teil des Projektes »Bildungspartner NRW – Bibliothek und Schule« wurde die »Junior-Fahrbibliothek« durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Karin Anlauf, Stadtbibliothek Herne BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Bildungspartner Bibliothek Bildungspartner Bibliothek Bock auf Bücher w BuB | 60 (2008) 01 .d –B –u .B w Diese Vorarbeit schlug sich am Abend der Preisverleihung in einem gelungenen Konzept nieder. Karstadt Spandau bot den Raum für ein zahlreich erschienenes Publikum: Interessierte Erwachsene, Jugendliche, aber auch LehrerInnen verfolgten zwei Stunden lang die Vorstellung und Bewertung der nominierten Bücher und schließlich die Vergabe des Preises durch den Stadtrat für Bildung, Kultur und Sport. Die von einem Jugendlichen moderierte Veranstaltung wartete mit vielen kreativen Ideen auf. Ein Gymnasium des Bezirks begeisterte mit seiner Big Band und der Autor Zoran Drvenkar gab Literarisches zum Besten. Zur Vorgeschichte: Im April 2006 startete die Jugendbibliothek Berlin-Spandau den Aufruf »Literaturinteressierte Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren als Juroren für einen Spandauer Literaturpreis gesucht!« Das Ergebnis war beeindruckend. Mädchen und Jungs meldeten sich in so großer Zahl, dass eine Warteliste angelegt werden musste. 15 entschlossene Leser und Leserinnen machten sich dann an die Arbeit, die 12 Titel für Jugendliche von der Auswahlliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis zu lesen. Ei- genaktivität der Gruppe war gefordert: Erstellung eines Bewertungskatalogs, intensive literarische Diskussionen und Planung der Abschlussveranstaltung – das waren neue Erfahrungen für viele Gruppenmitglieder. Unterstützend und moderierend stand die Bibliothek zur Seite. Beflügelt durch den Erfolg 2006 beschlossen die Jugendlichen weiterzumachen. Neue Jurymitglieder wurden integriert, die Bibliothek, Karstadt Spandau, die Verlage und die lokale Politik waren wieder mit dabei. Dank der Kooperationspartner stand am Ende jeder Arbeitsphase eine Belohnung für die Mühe: Im März 2007 ermöglichte Karstadt Spandau eine Reise für die ganze Gruppe zur Leipziger Buchmesse, wo auch die neue Nominierungsliste druckfrisch in Empfang genommen wurde, und im November 2007 erlebten die Jugendlichen eine aufregende und literarisch spannende Lesenacht bei LesArt, dem Berliner Kinder- und Jugendliteraturhaus. Bewusst und unbewusst haben alle Jurymitglieder viel gelernt: Sie haben eine Diskussionskultur entwickelt, sich mit der Bewertung von Literatur auseinandergesetzt, öffentliches Auftreten geübt, große Veranstaltungen mit Sponsoren organisiert und vor allem Durchhaltevermögen bewiesen! Ein wichtiges, inhaltlich und öffentlich erfolgreiches Projekt auch für die Jugendbibliothek Spandau. Alle Beteiligten sind entschlossen die Erfolgsgeschichte 2008 fortzusetzen. Stephanie Mattner, Gisela Rhein, Berlin-Spandau w Vernetzung, Kooperation und Jugendliche standen im Vordergrund beim inzwischen zum zweiten Mal vergebenen Spandauer Jugendliteraturpreis im September 2007. Die Spandauer Jugendbibliothek hatte insbesondere im Vorfeld eine zentrale Rolle: Das Zusammenstellen einer Jugendjury und deren inhaltliche Begleitung sowie das Herstellen der Kontakte zu den Kooperationspartnern aus dem Wirtschafts- und Verlagswesen. e Spandauer Jugendliteraturpreis macht das Medium Buch lebendig 19 BuB | Foyer Studium –u .B Viele ausgeschriebene Stellen sind Teilzeitstellen und dazu auch noch befristet. man das hinter sich hat.« Auch wenn das Studium ansonsten gut und interessant gewesen sei. Sollte sich in den nächsten Wochen beruflich nichts ergeben, wird sie wieder zurück nach Hessen ziehen und bei ihren Eltern wohnen. Wie vor der FaMIAusbildung. Julia Hellmich w Jede Menge Reaktionen und Kommentare hat die BuB-Redaktion auf das AusbildungsThemenspezial im Oktoberheft erhalten. Vor allem gab es Lob, aber es waren auch ein paar kritische Kommentare darunter. Die neuen Studienstrukturen mit Bachelor- und Masterabschlüssen gelten manchen Kritikern als Fehlentwicklung oder mindestens als reformbedürftig. Manche rechnen mit geringen Jobchancen vor allem der Bachelor-Absolventen, die oftmals nur drei Jahre lang studieren und denen kaum Zeit für individuelle Profilbildung und Auslandsaufenthalte bleibt. Zwei Stuttgarter BachelorAbsolventinnen zum Beispiel, die im Sommer ihren Abschluss gemacht haben und trotz intensiver Jobsuche bis zum Redaktionsschluss dieses Heftes noch keine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten haben, fühlen sich durch ihre Erfahrungen als Bewerberinnen desillusioniert. Sie möchten den BuB-Lesern von ihrer Lage berichten, die sie selber als prekär einschätzen. Da sie andernfalls Nachteile für die weitere Stellensuche fürchten, möchten sie gerne anonym bleiben. »Ich habe schon 50 Bewerbungen geschrieben«, berichtet eine von ihnen, die mit »sehr gutem« Examen die Hochschule verlassen hat und sowohl in einer wissenschaftlichen als auch in Öffentlichen Bibliothek arbeiten würde. Eine Einladung zum Gespräch hat sie bislang nicht erhalten, oft komme nicht mal irgendeine Antwort zurück. »Bibliothekarin ist mein Traumberuf, vom Studium und vom Abschluss bin ich nicht enttäuscht«, sagt sie, »nur werden die Berufschancen einfach viel zu positiv dargestellt.« Für eine Arbeitsstelle aus Süddeutschland wegzuziehen, kommt für sie allerdings auch nicht infrage, sie will gern im Stuttgarter Raum bleiben und mit ihrem Freund zusammenleben. Im Herbst wollen sie heiraten. Eine ihrer Kommilitoninnen, die sich auch bei BuB gemeldet hat, hatte vor dem Bachelor-Studium bereits eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) absolviert und fragt sich heute, ob ihr das Studium überhaupt etwas genutzt hat. Besse- w Nicht alle Absolventen starten so erfolgreich ins Berufsleben wie Deutschlands erste Bachelor-Bibliothekarin mit Arbeitsvertrag, die nur eine einzige Bewerbung verschickt hat, worüber BuB im Themenspezial zu »Bachelor, Master und Berufsstart« in Heft 10/2007 berichtete. Selbst im bibliothekarisch vergleichsweise goldenen Baden-Württemberg gehen nicht alle Absolventen weg wie die warmen Semmeln – trotz guter Noten und fleißigem Verschicken der Bewerbungsunterlagen. FaMIs erobern die Frankfurter Buchmesse e Hochschul-Absolventinnen berichten über Probleme bei der Jobsuche Ausbildung Auszubildende stellen ihren Beruf vor / Messestand selbst geplant .d Wohin bloß mit dem Bachelor? re Jobchancen sieht sie für sich nicht, und die Gehaltsverbesserung hatte sie sich erheblicher vorgestellt. »Andere FaMIs aus meinem Ausbildungsjahrgang leiten jetzt kleine Stadtteilbiliotheken, und ich lebe von Arbeitslosengeld«, bilanziert sie. »Es werden vor allem befristete Stellen ausgeschrieben, die meisten natürlich nicht am eigenen Wohnort – aber bei dem geringen Gehalt lohnt sich der Umzug für so kurze Zeit einfach nicht und ein Auto zum Pendeln kann man sich auch nicht leisten.« Viele Stellen seien Teilzeitstellen, von dem Gehalt kann man kaum seinen Unterhalt bestreiten. Ein Masterstudium kommt für sie nicht infrage, schon allein aus finanziellen Gründen. Teures Semesterticket, Unterhaltskosten, Studiengebühren: »Da kann man froh sein, wenn –B Ausbildung w 20 »Ich habe schon 50 Bewerbungen geschrieben«, berichtet eine Bachelor-Absolventin mit »sehr gutem« Examen. Auf eine Einladung zum Gespräch wartet sie bislang vergebens, oft kommt nicht mal irgendeine Antwort zurück. Foto: Hellmich Im Rahmen eines Schulprojektes haben FaMI-Auszubildende aus Hessen und Rheinland-Pfalz einen Stand auf der Buchmesse in Frankfurt mit Informationen rund um den Beruf zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste gestaltet. Der über 60 Quadratmeter große und zentral in Halle 4.2 – dort sind das Internationale Bibliothekszentrum, die wissenschaftlichen Fachverlage sowie Anbieter von Dienstleistungen für Bibliotheken, Fachinformations- und Bildungsspezialisten versammelt – gelegene Stand, bot den Besuchern Informationsgespräche, Power-Point-Präsentationen, einen Film über die FaMI-Ausbildung sowie gedruckte Info-Materialien. Nach dem Angebot und der Zusage eines kostenlosen Standes seitens der Messegesellschaft im Frühjahr 2007 fand das eigentliche, klassenübergreifende Projekt der Messestandgestaltung hauptsächlich in den letzten beiden Schulwochen vor den Sommerferien statt. Die inhaltliche Gestaltung blieb dabei ausschließlich den 44 Auszubildenden aus den Fachrichtungen Information und Dokumentation sowie Bibliothek überlassen. Die Vorbereitung gestaltete sich äußerst arbeitsintensiv, zahlreiche Sitzungen waren erforderlich, es galt, Sponsoren zu gewinnen, den Dienstplan zu gestalten, einen Film zu drehen, Einladungen zu verschicken, ein Internetportal zu erstellen, Kontakte zu Verlags- und Buchhandelsklassen herzustellen und bei angehenden Veranstaltungskaufleuten nachzufragen, die mit allgemeinen Tipps halfen. BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB .d –B –u .B tagen – auf Initiative der Schüler auch am Wochenende. Die Schwierigkeiten, vor allem im Vorfeld, waren zahlreich. Der Zeitdruck war enorm. Bedingt durch den BlockunEine Fortsetzung des Buchmesseprojekts ist geplant, allerdings im nächsten Jahr mit Fokussierung auf die Studiengänge im BID-Bereich. terricht mussten viele Arbeiten außerhalb der Schulzeit stattfinden, die Buchmesse selbst fand während der hessischen Herbstferien statt. Die Koordination zwischen den beiden Berufsschulklassen war nicht immer einfach, Sponsoren waren nur sehr schwer zu finden (vieles war nur zu verwirklichen, indem Ausbildungsbetriebe Druckkosten übernahmen, Buntdrucke ermöglichten oder Buttons herstellten); die Tagespresse zeigte nur wenig bis kein Interesse. Und dennoch: Es hat sich gelohnt. Die Begeisterung, das w Schleppender Beginn Das Messestand-Team der FaMI-Azubis auf der Frankfurter Buchmesse, zusammen mit Projektleiterin Karin Holste-Flinspach Foto: Vito Bilello w Dabei ging es zunächst um die Standgestaltung: 30 Sitzboxen, stabile Pappwürfel mit Buchmotiven, wurden von der Messe gestellt ebenso wie Mobiliar und Internetanschluss. Auf die Standwand selbst mussten das Logo »We love to inform you« aufgebracht sowie Plakate allgemein zum Beruf, zu den einzelnen Fachrichtungen und Perspektiven erstellt werden. Am Stand liefen wechselweise, als Nachrichtensendung aufgezogen, die Kurzform eines 18-minütigen Films über das Berufsbild des FaMI, seine Aufgaben und Tätigkeiten –inklusive Interviews mit Passanten auf der Frankfurter Zeil und Ausbildern in verschiedenen Einrichtungen – und eine deutschenglische Power-Point-Präsentation mit der groben Vorstellung der fünf Fachrichtungen. Zum Mitnehmen lagen aus: 1. Eine Weiterbildungsbroschüre mit Informationen über berufsbegleitende Weiterbildungen, Studienangebote und Zusatzausbildungen, jeweils mit kurzen Angaben zu Inhalt, Voraussetzungen, Dauer, Abschluss und Kontaktmöglichkeiten, deren Auflage von 250 Stück bereits nach kurzer Zeit vergriffen war. 2. Eine FaMI-Zeitung speziell für junge Besucher der Buchmesse aber auch für (potenzielle) Ausbilder, Arbeitgeber und die interessierte Öffentlichkeit, mit Berufsinfos, Kreuzworträtsel, Comics, Bewerbungstipps (siehe unter: www.FaMI-treff.de.tl). e Ausbildung w Schließlich gab es ein Quiz über den FaMI-Beruf und über Bibliotheken, einen Vortrag der Verfasserin zum Ausbildungsberuf und Infoblätter »Wie werde ich ein FaMI« mit Bewerbungstipps. Das Resümee: Nach einem eher schleppenden Beginn am ersten Messetag gestaltete sich der weitere Messeverlauf recht zufriedenstellend, jeweils 12 bis 15 Azubis organisierten, unterstützt von Lehrkräften, die Standbetreuung an den MesseBuB | 60 (2008) 01 Engagement, die verstärkte Identifikation mit dem Beruf, aber auch der Wissenszuwachs aller Beteiligten und vor allem die Chance, die Arbeit, den Beruf der FaMIs im Rahmen einer großen Veranstaltung wie der Buchmesse zu präsentierten und einem fachverwandten, fachkundigen Publikum, aber auch der interessierten Öffentlichkeit vorstellen zu können, waren ein Gewinn für alle. Ein erfreulicher Nebeneffekt verdient noch Erwähnung: Erstmalig konnten FaMI-Auszubildende kostenlos Eintrittskarten zur Buchmesse erhalten. Die Karten wurden von der Geschäftsstelle des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) in Reutlingen unabhängig von Vereinsmitgliedschaft versandt, mit dem Ergebnis, dass über 400 Azubis von dem Angebot Gebrauch machten. Und wie wird es 2008 weitergehen? Eine Fortsetzung des Buchmesseprojekts ist geplant, allerdings im nächsten Jahr mit Fokussierung auf die Studiengänge im BID-Bereich und möglichst unter größerer Mitwirkung des BIB. Auch wird eine bessere Vernetzung mit dem Newcomer-Tag der dgi-online-Tagung angestrebt. Ideen sind herzlich willkommen! Karin Holste-Flinspach, Frankfurt am Main Mitglieder des BIB werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag von BuB, sondern der Geschäftsstelle des BIB mitzuteilen. BIB-Geschäftsstelle Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 [email protected] 21 BuB | Foyer Ausbildung Volks- und Betriebswirtschaft Recht und Steuern 80 110 w Personalwirtschaft, Führung und Kommunikation Informationsprozesse und Informationssysteme, Berufsspezifisches Recht Stunden 70 Unternehmensführung Organisation Informationsmanagement Projektmanagement Rechnungswesen Controlling Personalrecht und -wirtschaft einschließlich Berufsbildungsrecht Kommunikation Führung w Prüfungsbereiche Aspekte der Volks- und Betriebswirtschaft, Recht und Steuern Organisation, Informationsmanagement, Rechnungswesen und Controlling –u Ab 2008 – passend zum zehnjährigen Jubiläum des Ausbildungsberufes zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste – sind im Bundesland Hessen die Voraussetzungen zur Ablegung einer Fortbildungsprüfung zum Fachwirt für Informationsdienste auf der rechtlichen Grundlage von Paragraf 54 Berufsbildungsgesetz und inhaltlich basierend auf der Empfehlung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) und der Gewerkschaft Verdi geschaffen. Ein berufsbegleitender Vorbereitungslehrgang beim Verwaltungsseminar Frankfurt (www. hvsv-ffm.de) mit einem auf circa zweieinhalb Jahre verteilten Gesamtstundenkontingent von 640 Unterrichtsstunden wird eingerichtet. Zehn Stunden sind der Lern- und Arbeitsmethodik vorbehalten. Die (vorläufige) Stundentafel legt die Curriculum-Empfehlung von DIHK und Verdi zugrunde, weicht jedoch bei der Stundenverteilung zugunsten einer engeren fachlichen Kenntnisvermittlung und dem Fächerzuschnitt von der Vorlage ab. Die schriftliche Prüfung selbst besteht im Gegensatz zur Berliner Empfehlung aus fünf .B Aufstiegs- und weiterbildungsmotivierten Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste steht ab diesem Jahr neben der Möglichkeit eines Fernstudiums in Potsdam auch die Fachwirtfortbildung offen – in Hessen ab sofort, zukünftig angedacht in Niedersachsen und bei der Bundesverwaltung. e Berufliche Erstqualifikation im ABD-Bereich zwingend Archivieren, Erhalten, Sichern und Vermitteln von Informationen und Dokumenten 220 150 eine abgeschlossene Ausbildung im Bereich Archiv, Bibliothek oder Dokumentation. Bis zur Ablegung des zweiten schriftlichen Prüfungsteils muss zudem eine praktische Tätigkeit in der Dauer von zweieinhalb bis viereinhalb Jahren, je nach Note der Abschlussprüfung, in einem Archiv, einer Bibliothek oder einer Dokumentationsstelle nachgewiesen werden. Des weiteren ist die Lehrgangsteilnahme vorgeschrieben. Ausführlichere Informationen aus Hessen zur Fachwirtfortbildung werden folgen. Karin Holste-Flinspach, Frankfurt am Main .d Fachwirt startet in Hessen Aufsichtsarbeiten (Dauer jeweils 180 Minuten) mit teilweise geändertem Inhalt. Die ersten drei Arbeiten sind spätestens 19 Monate nach Lehrgangsbeginn zu schreiben, am Ende des Lehrgangs die zwei weiteren Prüfungsarbeiten. Der praktische Prüfungsteil beinhaltet die selbstständige Bearbeitung eines praxisbezogenen Sachverhaltes in Form einer Projektarbeit. Diese ist dem Prüfungsausschuss zu präsentieren mit anschließendem Fachgespräch. Der tatsächlich von den Teilnehmern zu erbringende Arbeitsaufwand für Lehrgangsteilnahme und Prüfungsvorbereitung dürfte ein Vielfaches des Präsenzphasenansatzes umfassen. Die Zulassung zur Fachwirtfortbildungsprüfung in Hessen ist im Gegensatz zum DIHK/ Verdi-Entwurf zwingend an eine berufliche Erstqualifikation im ABD-Bereich geknüpft, den Berufsabschluss zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste beziehungsweise –B Ausbildung w 22 Informationsbedarf und Informationsprozesse Ermitteln und Auswählen von Quellen sowie Beschaffen von Informationen Informationssysteme Erschließen von Informationen Berufsspezifisches Recht Archivieren von Informationsträgern und Anwenden von Techniken der Bestandserhaltung und -sicherung Speicherung digitaler Informationen, Datensicherung und Datensicherheit Vermitteln von Informationen Vorläufiger Lehrplan und Prüfungsbereiche des neuen Fortbildungslehrgangs »Fachwirt/-in für Informationsdienste« BII unterstützt IFLA-Präsidentschaft Die Direktorin der Zentralund Landesbibliothek Berlin (ZLB), Claudia Lux, erfährt in ihrem Amt als neue IFLA-Präsidentin vielfältige Unterstützung durch ihre deutschen Kollegen. Auch die für den internationalen Fachaustausch zuständige Einrichtung »Bibliothek & Information International« (BII) hat ihre Fördermittel für die Zeit der deutschen IFLA-Präsidentschaft entsprechend ausgerichtet. Rund 40 Prozent der Zuschüsse für Auslandsaufenthalte deutscher Bibliothekare und Informationsspezialisten sollen für Vorhaben verwendet werden, die mit dem IFLAWeltkongress sowie den Satellite- undr Midwintermeetings von IFLA-Sektionen in Verbindung stehen. Beim vergangenen IFLA-Weltkongress in Durban wurde die Teilnahme von 16 deutschen Kolleginnen und Kollegen gefördert. Auch der ausführliche Kongressbericht in BuB Heft 11/12 (2007) kam mit großzügiger Unterstützung durch BII zustande. Weitere Informationen über BII und die aktuellen Fördermöglichkeiten gibt es unter www.bi-interna tional.de. slh BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Spezialbibliothek Spezialbibliothek Einblick in jüdische Traditionen w BuB | 60 (2008) 01 .d –B Thomas Uhrmann erläutert den Talmud und die rabbinische Literatur in der Judaica-Bibliothek in Konstanz. Foto: Axel Jacquin (BSZ) inhaltlichen Kriterien für weitere Anschaffungen. Werke über die religiösen Wurzeln, ohne die die jüdische Literatur in all ihrer Vielfalt nicht zu denken ist, Bücher zu Traditionen und Regeln religiösen jüdischen Lebens, die den Neueinwanderern, aber auch Nichtjuden einen authentischen Einblick in das jüdische Denken und Handeln vermitteln, sowie Unterrichtsmaterialien für die Kinder waren jetzt gefragt. Und der damals neue Rabbiner Chaim Naftalin sel.A. benötigte für seine Studien vor Ort die wichtigsten religiösen und religionsgesetzlichen Texte und Kommentare in hebräischer Sprache. So ergänzen seither die grundlegendsten Fundamente einer jüdischen Bücherei, wie der Talmud, Schulchan Aruch, Rambam (Maimonides), Chassidut und andere, als Handbibliothek den für die Ausleihe bestimmten Bestand, wobei Teile dieser rabbinischen Literatur ebenfalls in deutscher Sprache vorhanden sind. Ergänzt wurde der Bestand nichtrabbinischer Literatur aber auch durch großzügige Schenkungen aus der Bevölkerung und anderen Institutionen. Neben Gemeindemitgliedern und nichtjüdischen Lesern aus Konstanz und Umgebung nutzen vermehrt Schüler und Stu- –u .B Intensive Integrationsarbeit Else Levi-Mühsam betreute die Bibliothek mit Leidenschaft und Sachkenntnis bis zu ihrem Umzug nach Jerusalem im September 1995. Seither ist Thomas Uhrmann ehrenamtlicher Leiter der Bibliothek. Es war dies die Zeit, in der innerhalb der Gemeinde ein großer Veränderungsprozess begonnen hatte. Wie überall in Deutschland stieg die Zahl der Mitglieder durch den Zuzug von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion unerwartet stark an, erforderte eine intensive Integrationsarbeit und machte die feste Anstellung eines Rabbiners erforderlich. Für die Bibliothek bedeutete dies zweierlei: Einerseits wurde der ohnehin nicht allzu weite finanzielle Spielraum für Neuerwerbungen noch enger, anderseits veränderten sich die w Es war das Verdienst der drei oben genannten Initiatoren aus dieser kleinen Gemeinde, die zudem nicht in einer Großstadt angesiedelt ist, eine vielseitige Judaica-Bibliothek einzurichten und das Verdienst des Gemeindevorstandes, sie für die gesamte Bevölkerung zu öffnen. Auch die Stadt Konstanz beteiligte sich anlässlich der Bibliotheksgründung mit einem finanziellen Beitrag. In der weiteren Umgebung des südwestdeutschen und Ostschweizer Raumes ist diese Institution damit die einzige öffentliche jüdische Bücherei. Als erste Judaica-Bibliothek, die nicht einer Hochschule angegliedert ist, und zugleich als erste Bibliothek einer jüdischen Gemeinde in Deutschland ist die Bibliothek im Jahr 2001 in einen Bibliotheksverbund aufgenommen worden. Der gesamte Buchbestand (Herbst 2007: 3 300 Bände) ist beim Bibliotheksservice-Zentrum BadenWürttemberg (BSZ) elektronisch katalogisiert worden und im Internet-Katalog des Südwestdeutschen Bibliotheksverbunds (SWB) recherchierbar: http://swb.bsz-bw.de/DB=2.1 und http://swb.bsz-bw.de/ DB=2.203. Neben Büchern zur jüdischen Religion, Philosophie, Geschichte, zu jüdischem Leben in Deutschland und anderen Ländern, zu Fragen des christlich-jüdischen Verhältnisses, zu Antisemitismus und zur Schoah sowie Bänden zu Kunst und Wissenschaften finden sich zahlreiche Biografien jüdischer Persönlichkeiten und Zeitzeugen aus den verschiedensten Epochen. Ein umfangreicher Bestand ist mit unterschiedlichen Themenkreisen dem Land Israel gewidmet. In der Abteilung Belletristik findet der Besucher Romane, Dramen und Gedichtbände jüdischer Autoren aus Amerika, Europa und Israel sowie jiddische Literatur und Liedtexte. Kunstbildbände, verschiedene Periodika und auch Kinder- und Jugendbücher runden das Angebot – hauptsächlich Titel in deutscher Sprache – für die Benutzer ab. w Seit 25 Jahren existiert in Konstanz, der größten Stadt am Bodensee, eine öffentliche Judaica-Bibliothek. Die von dem Historiker und Schriftsteller Erich Bloch (Verfasser der »Geschichte der Juden in Konstanz im 19. und 20. Jahrhundert«) und Else Levi-Mühsam aufgebaute, von Alfred Lebenheim damals finanziell unterstützte und im November 1982 eröffnete Dr.-Erich-Blochund-Lebenheim-Bibliothek der Israelitischen Kultusgemeinde Konstanz kann in der Bibliothekslandschaft des Bodenseeraumes, aber auch im Bereich jüdischer Kultur in Deutschland nach der Schoah noch heute als Besonderheit gesehen werden. e 25 Jahre Judaica-Bibliothek in Konstanz denten die Bibliothek. Besuche von Schulklassen und anderen Gruppen werden oft mit einer Besichtigung der Synagoge verbunden, um sich neben jüdischer Literatur aus erster Hand über jüdische Tradition und jüdisches Leben im Allgemeinen sowie im heutigen Konstanz zu informieren. Im Jahr 2001 war die Bibliothek in die 4. Baden-Württembergischen Bibliothekstage eingebunden. Seit 2005 beteiligen sich die Israelitische Kultusgemeinde Konstanz und ihre Bibliothek in Zusammenarbeit mit der Stadt Konstanz mit verschiedenen Veranstaltungen am jährlich stattfindenden »Europäischen Tag der jüdischen Kultur« (www.bsz-bw.de/eu/ blochbib/eurotag2007.pdf) und in diesem Jahr auch am bundesweiten Wissenschaftsjahr, das in Konstanz unter dem Motto »Freiheit der Religionen« steht. Mit diesen Aktivitäten möchten die Israelitische Kultusgemeinde und ihre Bibliothek einen Beitrag zum interkulturellen Dialog leisten. Informationen über die Bibliothek findet man im Internet unter www.bsz-bw.de/eu/bloch bib und http://de.wikipedia. org/wiki/Dr.-Erich-Bloch-undLebenheim-Bibliothek. Thomas Uhrmann, Konstanz 23 BuB | Foyer Medien Medien Berlin. Das Bezirksamt Mitte Vorbild in Europa Computer und Internet bei Jugendlichen weiter auf dem Vormarsch hat bekanntgegeben, dass zum 1. März die »Integration« der Jerusalem-Jugendbibliothek in der Schulstraße in die Bezirkszentralbibliothek am Luisenbad erfolgen soll. Die in der Schulstraße bestehenden Angebote und Dienstleistungen sowie das Mitarbeiter-Team würden, so heißt es, nach dem Umzug am neuen Standort zur Verfügung stehen. Bereits kurz nach Bekanntwerden hat sich eine Initiative gebildet, die die Schließung und den Wegzug der Bibliothek im Norden Berlins verhindern möchte. Eine Unterschriftenaktion wurde gestartet. Weitere Informationen unter: www.bib liothek.blogsport.de –B .d e einem halben Jahr ist die neue Zentralbibliothek (www.oba. nl) in Betrieb. Täglich kommen über 7 000 Besucher in die moderne und sieben Tage die Woche (10 bis 22 Uhr) geöffnete Einrichtung. Bereits im Juli 2007 war die Bibliothek feierlich von Prinzessin Laurentien eröffnet worden. Die Prinzessin ist Ehrenvorsitzende des niederländischen Verbands Öffentlicher Bibliotheken. Die vom Architekten Jo Coenen entworfene Bibliothek ist mit 28 000 Quadratmetern eine der größten Öffentlichen Bibliotheken Europas. Sie besitzt unter anderem eine große Jugendabteilung, einen abgetrennten Ausstellungsbereich, ein Lesecafé und ein Restaurant, das einen Blick über die ganze Stadt eröffnet. Untergebracht ist die Einrichtung auf der Oosterdokseiland, der »Insel des Wissens« in der niederländischen Hauptstadt. –u Die Bedeutung des Internet nimmt weiter zu: Aktuell zählen 93 Prozent der Jugendlichen zu den »Onlinern«, die zumindest selten das Internet nutzen. .B aus online gehen. Die Bedeutung des Internet nimmt weiter zu: Aktuell zählen 93 Prozent der Jugendlichen zu den »Onlinern«, die zumindest selten das Internet nutzen. Die meisten sind dabei intensive Nutzer: 83 Prozent gehen mehrmals pro Woche oder täglich ins Netz. Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest präsentiert die JIM-Studie in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal. Die repräsentative Studienreihe bildet das Medienverhalten der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland ab. Der Medienpädagogische Forschungsverbund ist eine Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK). Die Durchführung der Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR). w Wie die Untersuchung konkreter Web 2.0-Angebote weiter zeigt, werden diese aber vor allem passiv genutzt. So haben beispielsweise 78 Prozent der Internetnutzer schon einmal etwas in der Web 2.0-Enzyklopädie »Wikipedia« gesucht, aber nur vier Prozent haben aktiv Einträge verfasst. Ähnliches gilt für die Videoplattform »YouTube«, dort hat immerhin schon jeder zehnte jugendliche Internetnutzer einmal ein Video eingestellt, drei Fünftel nutzen diese Seite jedoch nur passiv und schauen Videos an. Bei »Myspace« haben sieben Prozent der Internetnutzer zwischen 12 und 19 Jahren schon einmal Inhalte eingestellt. Dass das Thema Web 2.0 bei den Jugendlichen angekommen ist, zeigen auch die Angaben zu den Lieblingsseiten im Internet. Hier werden neben den Portalen der Provider und Suchmaschinen von den Jugendlichen vor allem Angebote aus dem Bereich Web 2.0 genannt, die von den Usern selbst kreierte Inhalte präsentieren. Amsterdam (Niederlande). Seit Insgesamt sind Computer und Internet bei den Jugendlichen weiter auf dem Vormarsch: Mehr als zwei Drittel haben inzwischen einen eigenen PC oder einen Laptop, 45 Prozent können vom eigenen Zimmer w Ein Viertel der jugendlichen Internetnutzer beteiligt sich aktiv am Web 2.0 und produziert mindestens mehrmals pro Woche eigene Inhalte, sei es durch das Einstellen von Bildern, Videos, Musikdateien oder das Verfassen von Blog- oder Newsgroup-Beiträgen. Fast jeder dritte Junge und jedes fünfte Mädchen mit Interneterfahrung trägt so regelmäßig zum Web 2.0 bei. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen JIM-Studie 2007 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest zum Medienverhalten 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Protest gegen Umzug Nachrichten Web 2.0-Angebote meist passiv genützt w 24 100 Jahre Stadtbibliothek Berlin. Die Stadtbibliothek hat am 15. Oktober 2007 ihren 100. Geburtstag gefeiert. Nach der Wiedervereinigung wurde sie mit der Amerika-Gedenkbibliothek 1995 zur Stiftung Zentralund Landesbibliothek Berlin (ZLB) zusammengeführt. Die Senatsbibliothek Berlin kam 2005 zur Stiftung hinzu. Heute befinden sich im Haus Berliner Stadtbibliothek die Fachgebiete: Allgemeine Information, Naturwissenschaften, Medizin, Sport, Technik, Umwelt, Mathematik und Informatik, Landwirtschaft, Recht und Wirtschaft sowie das Pressezentrum; weiterhin die Historischen Sammlungen mit historischem Lesesaal, das Zentrum für Berlin-Studien im Ribbeck-Haus und die e-LernBar, das Selbstlernzentrum der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Kulturelle Vielfalt Berlin. Die Dachorganisation der bibliothekarischen und informationswissenschaftlichen Verbände, Bibliothek Information Deutschland (BID), hat eine umfangreiche Stellungnahme zur Unesco-Konvention »Kulturelle Vielfalt« abgegeben. Das zweiteilige Dokument mit dem Titel »Das Unesco-Übereinkommen mit Leben füllen: Herausforderungen für Bibliotheken und Bibliotheksträger« ist im Bibliotheksportal (www. bibliotheksportal.de) zu finden. »Elefant« feiert Jubiläum Berlin. Seit einem Vierteljahr- hundert gibt es die Empfehlungsliste für Kinder- und Jugendbücher »Der Rote Elefant«. Neu eingeführt wurde nun eine Kooperation mit dem Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher (zvab): Kinder zwischen elf und zwölf Jahren formulieren ihre Leseeindrücke zu längst vom Markt verschwundenen Kinder- und Jugendbüchern. »Der Rote Elefant« kostet vier Euro als Einzelheft und drei Euro im Abo, zuzüglich Versandkosten. Weitere Informationen unter: www.lesart.org. BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Nachrichten Parteien befragt Bern (Schweiz). Im Vorfeld der .d e Parlamentswahlen im vergangenen Oktober hat der Schweizer Bibliotheksverband BBS eine beispielgebende Parteienbefragung zur Bibliothekspolitik durchgeführt. Fragen und Antworten der Parteien sind zu finden unter www.bbs.ch (Aktivität – Lobbying). Verbände fusioniert –u Wenn Regale virtuell werden: www.tauschticket.de w .B Seit drei Jahren ist eine kostenfreie Tauschbörse für Bücher und andere Medien online. Handelte es sich zunächst um eine reine Bücherseite (www.buchticket.de), so wurde bald schon der Tausch weiterer Medien möglich gemacht – die Seite www.tauschticket.de war geboren. Dort kann jeder Bücher, Tonträger, Filme, sowie PC- und Konsolenspiele mithilfe eines Ticketsystems kostenlos tauschen. Einzig die Portokosten müssen vom Anbieter übernommen werden. Sicherheit bietet, ähnlich wie bei eBay, ein Bewertungssystem. Die Gemeinderäte beider Städte haben sich bereits Mitte Oktober des vergangenen Jahres dagegen ausgesprochen. Das entscheidende Argument: Die einmaligen Investitionskosten seien sehr viel höher als der Nutzen einer Fusion. Als wesentliche Voraussetzung für die Fusion galt eine Vereinheitlichung der beiden EDV-Systeme. Zusammen mit der Neuetikettierung der Medien hätte sie rund 720 000 Euro gekostet. Dem gegenüber veranschlagte die eingesetzte Projektgruppe jährliche Einsparungen von rund 160 000 Euro, w w der Bibliotheken und der Bibliothekarinnen/Bibliothekare der Schweiz (BBS, gegründet 1897) und die Schweizerische Vereinigung für Dokumentation (SVD, gegründet 1939) werden ab 2008 gemeinsam auftreten. Die Fusion zu »Bibliothek Information Schweiz« wurde in der Gründungsversammlung im November 2007 von den Mitgliedern bestätigt. Als neuer Präsident des Verbands wurde Andreas R. Brellochs gewählt. Er ist als Information Researcher und Knowledge Manager der Boston Consulting Group AG (Switzerland) in Zürich tätig. »Bibliothek Information Schweiz« vertritt rund 1 700 Einzel- und 460 Kollektivmitglieder. Der Verband versteht sich sowohl als Berufs- wie auch als Branchenverband und bezweckt die Förderung sowie Entwicklung des schweizerischen Informationswesens im Sinne einer national koordinierten Informations- und Bibliothekspolitik. Weiter dient der Verband der fachlichen Vernetzung seiner Mitglieder, der Ausund Weiterbildung sowie dem aktiven Erfahrungsaustausch auf nationaler und internationaler Ebene. Weitere Informationen zur Fusion finden sich unter www.bbs.ch. –B Bern (Schweiz). Der Verband Fusion gescheitert Aus der geplanten Kooperation der Bibliotheken von Böblingen und Sindelfingen wird nichts. Böblingen/Sindelfingen. BuB | 60 (2008) 01 Mitglieder stellen mithilfe von Eingabeformularen die Medien, die sie abgeben möchten, ins System ein. Der Anbieter darf bis zu fünf Tickets für sein Medium verlangen. Jeder registrierte Nutzer des Systems kann nun den Artikel für die entsprechende Anzahl Tickets anfordern. Ein Bonussystem unterstützt Neueinsteiger. So bekommt man das erste Ticket bereits nach Einstellen der ersten drei Artikel als Prämie. Die Betreiber präsentieren vier Kataloge: Bücher, Film, Musik und PC/Games. Jeder weist diverse, auf die jeweilige Medien- vor allem bei den Personalkosten – gedacht wurde an einen gemeinsamen Leiter und eine an einem Ort zusammengeführte Verwaltung. Die Fusionsgespräche waren auch vor dem Hintergrund geführt worden, dass sich die Leiter in beiden Städten an der Ruhestandsgrenze befanden. In Böblingen schied Rita Mücke Ende November aus. Zuvor hatte schon Hans-Joachim Basalla in Sindelfingen seinen Abschied genommen, dort war bei Redaktionsschluss Brigitte Kraft kommissarische Leiterin. kategorien zugeschnittene Sucheinstiege und Suchmöglichkeiten auf. Tickets lassen sich unabhängig von den Kategorien einsetzen. Ist ein gesuchtes Medium nicht im Katalog vorhanden, so kann der Nutzer einen Suchauftrag anlegen und wird per E-Mail benachrichtigt, sobald das Medium ins System eingestellt wird. Tauschticket.de zählt derzeit 90 000 Mitglieder und hat bisher mehr als eine Million Medien (davon circa 800 000 Bücher) angeboten. Bodo Pohla Im Ruhestand Bozen. (Italien) Der ehemalige Direktor des Amts für Bibliotheken und Lesen in Südtirol, Franz Berger, ist Ende November 2007 in Ruhestand gegangen. Während seiner Zeit als Amtsdirektor hatte Berger den Bibliotheksverband Bozen ins Leben gerufen und lange Jahre als Vorsitzender geleitet. Berger war unter anderem wesentlich an der Ausarbeitung des Bibliotheksgesetzes der Autonomen Provinz Südtirol beteiligt. Zuletzt arbeitete er 25 BuB | Foyer Nachrichten »Die Türkische Bibliothek« als Wanderausstellung .B w w mativen und grafisch ansprechenden Schautafeln und einem Exemplar der Edition »Türkische Bibliothek« veranschaulicht sie die soziale und kulturelle Komplexität der Türkei und regt zur Auseinandersetzung mit dem in Deutschland vorherrschenden Gesellschaftsbild des Landes am Bosporus an. Eine Begleitbroschüre gibt Tipps und Ideen zur Präsentation der Ausstellung sowie zur Organisation ergänzender Veranstaltungen. Insgesamt 100 Ausstellungsexemplare sind ab Januar 2008 zu vergeben. Die Dauerleihgabe im Rahmen des Ausstellungsprojekts ist unentgeltlich und an wenige organisatorische Voraussetzungen gebunden. Wesentliche Bedingungen sind die nicht-kommerzielle Nutzung der Schautafeln, ein Konzept zu möglichen Zusatzveranstaltungen der Leihnehmer sowie die Nutzbarmachung der Schautafeln und der Ansichtsexemplare der »Türkischen Bibliothek« für andere Institutionen wie Schulen oder Kulturvereine nach Ende der Ausstellung in den eigenen Räumlichkeiten. Weitere Informationen zur Bewerbung sind bei der Stiftung Lesen erhältlich unter www.stif tunglesen.de/tuerkischebiblio thek. –B .d e Die Stiftung Lesen lädt in Zusammenarbeit mit der Robert Bosch Stiftung und dem Unionsverlag bundesweit Bibliotheken zu einem gemeinsamen Projekt ein: der Wanderausstellung »Die Türkische Bibliothek«. Zeitlich parallel zu einer gleichnamigen Schulkampagne steht diese Ausstellung ab Januar 2008 kulturellen Einrichtungen in ganz Deutschland kostenlos zur Verfügung – und bietet vielseitige Anknüpfungspunkte für thematisch verwandte Veranstaltungen wie Literaturzirkel, Autorenlesungen, Diskussionsrunden mit örtlichen Türkeispezialisten und andere Programmpunkte. Ausgehend von der literarischen Edition »Türkische Bibliothek« im Unionsverlag – einer Initiative der Robert Bosch Stiftung, die zuvor unübersetzte Klassiker, Erzählungen, Essays aber auch junge Lyrik in derzeit 9 von insgesamt 20 Bänden präsentiert –, zeichnet die Ausstellung ein umfassendes Bild ausgewählter Autoren und ihrer Zeit: der türkischen Moderne seit Beginn des 20. Jahrhunderts. In Form von 13 infor- –u als Direktor der neugegrün- »Libreka« freigeschaltet deten Universitätsbibliothek Bozen. Frankfurt am Main. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat auf der vergangenen Auch nachts geöffnet Buchmesse sein Branchenprojekt zur Digitalisierung von BüDortmund. Die Zentralbiblio- chern unter dem Namen »Librethek der Universitätsbibliothek ka« freigeschaltet (www.libreka. hat seit November 2007 von de). Die Idee dahinter: Verlage montags 8 Uhr bis samstags lassen ihre lieferbaren Bücher 24 Uhr geöffnet. Nur noch an einscannen und stellen Libreka Sonn- und Feiertagen bleibt die – die Vorgängerversion lief unBibliothek geschlossen. Damit ter dem Namen »Volltextsuche hat die Zentralbibliothek ihre Online« (VTO) – die Daten zur Öffnungszeiten von bisher 69 Verfügung. Interessierte können Stunden auf 136 Stunden pro dann online im Volltext dieser Woche erhöht. Die Erweite- Bücher nach Informationen surung der Öffnungszeiten wur- chen. Welche Teile des Buches de durch einen Pforten- und dabei tatsächlich sichtbar werEmpfangsdienst ermöglicht, den, bestimmt der Verlag. Zum der die Aufsicht in den Biblio- Start des Projekts hatten rund theksräumen übernimmt. Die 300 Verlage insgesamt 8 000 Mittel hierfür stammen zum Titel angemeldet. Ein eher beTeil aus Studienbeiträgen. Die scheidenes Angebot im VerBibliothek reagiert damit auf gleich zu Google Book Search, die weiter steigende Nachfrage wo inzwischen über eine Millinach Lese- und Arbeitsplätzen on Titel von etwa 10 000 Verlaund hoff t auf eine Entzerrung gen recherchierbar sind. der – insbesondere in Prüfungszeiten – starken Nachfrage nach ruhigen Arbeitsplätzen. Die »Vademecum Antiquariat« Bibliothek wird täglich von über Frankfurt am Main. Der Börsen3 000 Nutzern besucht. verein des Deutschen Buchhandels hat ein »Vademecum AntiNacht der Bibliotheken quariat 2008« herausgegeben. Es enthält die rund 470 AnschrifDüsseldorf. Großer Andrang ten der Mitgliedsfirmen der Arherrschte am 26. Oktober in fast beitsgemeinschaft Antiquariat allen der mehr als 200 Biblio- im Börsenverein, des Verbands theken, die sich in ganz Deutscher Antiquare und der Nordhein-Westfalen an der Genossenschaft der Internet»Nacht der Bibliotheken« be- Antiquare (GIAQ). Genannt teiligten. Insgesamt lockte das werden neben den Anschriften abwechslungsreiche Programm und Internet-Adressen auch die mit seinen hochkarätig besetzten Spezialgebiete der verzeichneLesungen, Tatort-Inszenierun- ten Firmen. Einzelexemplargen und Krimi-Rallyes deutlich bestellungen werden kostenlos mehr Besucher (65 000) in die ausgeführt, solange der Vorrat Öffentlichen, wissenschaftli- reicht. Kontakt: Geschäftsstelle chen und kirchlichen Bibliothe- der Arbeitsgemeinschaft Anken als vor zwei Jahren bei der tiquariat im Börsenverein des ersten »Nacht der Bibliotheken«. Deutschen Buchhandels e. V., Das Konzept, nicht auf einen Großer Hirschgraben 17–21, Mega-Event, sondern auf eine 60311 Frankfurt am Main, Vielzahl attraktiver kleiner und [email protected]. mittelgroßer Veranstaltungen zu setzen, habe sich, so die Organisatoren bezahlt gemacht. Al- Studie zu Kinderbüchern lein in die Stadtbücherei Rheine kamen mehr als 3 500 Besucher Frankfurt am Main. Sind Kinder und Jugendliche ihrem Alter – und 400 Neukunden. w 26 voraus – und damit empfohlene Altersangaben bei Büchern unnötig, wenn bis zu einem Drittel der Zielgruppe sie ohnehin ignoriert und lieber Bücher für Ältere liest? Werden Großeltern, die wachsende Generation der »neuen Alten«, die Hauptkäufer der Zukunft sein? Sollte man sich auf die Klassiker verlassen oder auch das Lebensgefühl der Jugendlichen einbeziehen? Diese Fragen wirft die repräsentative Grundlagenstudie »Kinderund Jugendbücher: Marktpotenzial, Käuferstrukturen und Präferenzen unterschiedlicher Lebenswelten« auf, die der Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiiert hat. Die Studie untersucht unter anderem, wer wo welche Kinderbücher zu welchem Zweck kauft und welche Orientierungshilfen bei der Auswahl genutzt werden. Diese auch für Bibliothekare interessanten Daten stehen als Download unter www.boersenverein. de. Virtuelle Normdatei Frankfurt am Main. Die Deutsche Nationalbibliothek, die Bibliothèque nationale de France, die Library of Congress und das Online Computer Library Center (OCLC) sind übereingekommen, gemeinsam den »Virtual BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Nachrichten Gerlingen. Der Arbeitskreis Le- w Open Access BuB | 60 (2008) 01 Hamburg. Am bundesweiten Vorlesetag der Wochenzeitung »Die Zeit« und der Stiftung Lesen, der am 23. November des .d e »Ausgewählter Ort im Land der Ideen«. Damit ist sie Teil der Veranstaltungsreihe »365 Orte im Land der Ideen«, die gemeinsam von der Standortinitiative »Deutschland – Land der Ideen« und der Deutschen Bank durchgeführt wird. Aus Anlass der Preisverleihung veranstaltet die ZBW am 23. April einen »Abend der offenen Tür« an ihren beiden Standorten an der Kieler Förde und der Binnenalster in Hamburg. Büchern Pate stehen Hamburg. Die Staats- und Uni- versitätsbibliothek hütet ein bedeutendes Kulturerbe: historische Bücher und Zeitschriften, Handschriften und Nachlässe, Autographen, Karten und Musikalien. Dieser große Schatz Ausgewählter Ort muss gepflegt werden. Unter dem Motto »Edlen Büchern Hamburg. Die Deutsche Zen- Pate stehen« hat die Bibliothek tralbibliothek für Wirtschafts- zu diesem Zweck eine Aktion wissenschaften (ZBW) ist Buchpatenschaften ins Leben –u Promis lesen vor Göttingen. Die Niedersächsi- sche Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) hat mit Unterstützung der Universität Göttingen das Pilotprojekt »Open vergangenen Jahres zum vierten Mal stattfand, haben sich mehr als 7 000 Vorleser, darunter 632 Politiker und Prominente, beteiligt. Mehr als 200 000 Kindern und Jugendlichen wurde an jenem Tag vorgelesen, in Kindergärten, Schulen, Bibliotheken und Kinderheimen. Das waren rund dreimal so viele wie im Jahr 2006. Für den Vorlesetag konnten unter anderem gewonnen werden: Manuel Andrack, Ralf Bauer, Marco Bode, Tom Buhrow, Olli Dittrich, Ulrike Folkerts, Sigmar Gabriel, Jette Joop, Franz Josef Jung, Sarah Kuttner, Sandra Maischberger, Harald Martenstein, Ulrich Matthes, Franz Müntefering, Thomas Ohrner, Rezzo Schlauch, Marietta Slomka und Wolfgang Tiefensee. –B Das Handbuch »Kleine Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung«, herausgegeben von nestor, dem Deutschen Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung, sammelt und strukturiert das derzeit vorhandene Wissen über die vielfältige und komplexe Materie. In einer Vielzahl von Aufsätzen stellen Experten die unterschiedlichen technischen und rechtlichen Aspekte des Themas dar und vermitteln auf diese Weise ein Bild von Langzeitarchivierung, welches von den Grundsätzen bis hin zu digitalen Erhaltungsstrategien in unterschiedlichen Anwendungsfeldern reicht. Das Handbuch bietet nestor allen interessierten Institutionen und Einrichtungen kostenfrei zum Download an. Es ist ein »living document«, dessen Inhalt und Umfang stetig aktualisiert werden wird, es steht unter http://nestor.sub. uni-goettingen.de/handbuch/ nestor-Handbuch_01.pdf im Netz. Göttingen. w sen der Stadt Gerlingen hat Anfang 2007 das Projekt »Schreibzeit« ins Leben gerufen. Von Februar bis April konnten Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren ihre selbst geschriebenen Erzählungen und Gedichte in der Stadtbücherei Gerlingen abgeben. Der Ansturm war groß: 72 Nachwuchsautoren haben sich beteiligt. Die Werke sind inzwischen in einem Buch veröffentlicht. Ausgewählte Texte stehen im Internet unter www. stadtbuecherei.gerlingen.de. Handbuch zur Langzeitarchivierung .B »Schreibzeit« für Kinder Access mit Springer Open Choice« gestartet. Die Vereinbarung mit dem Wissenschaftsverlag Springer wurde bereits im vergangenen September geschlossen. Inzwischen werden alle zur Publikation angenommenen Artikel von Erstautoren (»corresponding authors«) der Georg-August-Universität automatisch über Springer Open Choice publiziert. Ein solcher Zugang ermöglicht es Forschenden, Lehrenden und Studierenden weltweit, kostenfrei auf wichtige wissenschaftliche Informationen zuzugreifen, und erhöht zugleich die weltweite Sichtbarkeit der Göttinger Forschungsergebnisse. w International Authority File« (VIAF), eine Virtuelle Internationale Normdatei, aufzubauen und fortzuentwickeln. Die einzelnen Normdateien sollen im VIAF virtuell zu einem gemeinsamen Normdaten-Service integriert werden, der den Zugang zu den Namen aller einbezogenen Normdateien bietet. Die Vereinbarung baut auf einem vorausgegangenen Forschungsprojekt auf, in dem die Deutsche Nationalbibliothek gemeinsam mit der Library of Congress und OCLC durch die Zusammenführung ihrer Personennamendateien nachgewiesen haben, dass der Aufbau eines Virtual International Authority File auch unter den Bedingungen großer Datenbestände machbar ist. Mit der neuen Kooperationsvereinbarung stößt die Bibliothèque nationale de France hinzu, und der VIAF wird um die französischen Normdaten erweitert. Langfristig zielt das VIAF-Projekt darauf ab, die Normdateien möglichst vieler Bibliotheken zu einem globalen VIAF-Service zu integrieren, der für die Nutzer im Web weltweit frei zugänglich ist. 27 BuB | Foyer Nachrichten Hannover. Das Wissenschafts- Integrierte Recherche Hannover. Unter www.gopor Neuer Direktor Leipzig. Michael Fernau wird neuer Direktor der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Der Verwaltungsrat der Deutschen Nationalbibliothek hat w tis.de stellen die drei Deutschen Zentralen Fachbibliotheken (ZFB), zu denen die Technische Informationsbibliothek (TIB), die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) sowie die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) gehören, seit Dezember 2007 eine integrierte Recherche in den umfassenden Beständen der drei Bibliotheken bereit. Ergänzt wird dieser Service durch die Fachportale GetInfo, MedPilot und EconBiz mit weiteren fachspezifischen Datenbanken. –u Januar ist in der Staats- und Universitätsbibliothek die Ausstellung »Astrid Lindgren zum 100.« zu sehen. Vor hundert Jahren, am 14. November 1907 geboren, wurde Lindgren zur bekanntesten und erfolgreichsten Kinderliteratur-Autorin der Welt. Seit über 60 Jahren erfährt ihr Werk multimediale und internationale Verbreitung. Jeder scheint sie zu kennen. Und doch verbirgt sich hinter ihren Märchen, Geschichten und Romanen eine nicht leicht zugängliche Persönlichkeit. Mit vier Themen möchte die Ausstellung dem Menschen hinter der Legende Astrid Lindgren näher kommen: Kindheit und Kinderparadiese, die schwierige Mutterrolle in Leben und Werk, die Autorin als Medienmanagerin und schwedischer Kulturexport für das Nachkriegs-Hamburg 1949. Weitere Informationen zur Ausstellung unter: www.sub.unihamburg.de/blog/?p=764. .B Hamburg. Noch bis zum 27. portal Vascoda (www.vascoda. de) hat bereits im November 2007 seinen Internetauftritt überarbeitet und bietet seither einen verbesserten Zugang sowie ein erweitertes Informationsangebot an. Die Suchmaschine hat ausschließlich wissenschaftliche Inhalte im Visier. Laut Angaben der Betreiber durchforstet sie über 100 Millionen Datensätze aus über 100 Datenbanken unterschiedlicher Anbieter. Insgesamt beteiligen sich mittlerweile mehr als 40 Einrichtungen am Aufbau und an der Weiterentwicklung des Wissenschaftsportals, das gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einem inzwischen zweistelligen Millionenbetrag gefördert wurde. w Lindgren-Ausstellung In den vergangenen Jahren wurde wiederholt der Wunsch nach einer elektronischen Ausgabe der RSWK geäußert. Die Deutsche Nationalbibliothek stellt nun auf ihrer Website eine elektronische Version der Gesamtausgabe kostenfrei zur Verfügung: <urn:nbn:de:1111-200407 21235> <http://nbn-resolving. de/urn/resolver.pl?urn=urn: nbn:de:1111-20040721235> Sie befindet sich auf dem Stand der 3. Auflage 1998 einschließlich der 4. Ergänzungslieferung 2007. Das Beispielregister wurde wie schon zur 3. Ergänzungslieferung unverändert gelassen, es entspricht somit dem Zustand nach der 2. Ergän- zungslieferung. Damit ist die elektronische Version der RSWK in allen Teilen inhaltsgleich mit der aktuellen Papierausgabe. Mit der elektronischen Ausgabe verbindet die Deutsche Nationalbibliothek die Erwartung einer einheitlichen Nutzung der RSWK und der SWD in einer heterogenen Informationslandschaft. Die Papierausgabe der 3. Auflage des Grundwerks RSWK einschließlich der vier Ergänzungslieferungen kann zum Preis von 85,50 Euro (zuzüglich Porto) bezogen werden über die: Deutsche Nationalbibliothek Zentrale bibliografische Dienstleistungen Adickesallee 1 60322 Frankfurt am Main Fax: 069/15 25-16 36 E-Mail: [email protected] e Vascoda ausgebaut RSWK-Gesamtausgabe in elektronischer Form .d Ab März 2008 will Goportis darüber hinaus einen gemeinsamen Bestell- und Lieferdienst für wissenschaftliche Volltexte zur Verfügung stellen – alles aus einer Hand. –B gerufen. Damit will sie Hamburger Bürgerinnen und Bürger motivieren, Buchpatenschaften für ein ausgewähltes Werk zu übernehmen. Bei der Auftaktveranstaltung im November des vergangenen Jahres konnten Interessierte im Rahmen einer Auktion Buchpate werden. w 28 beschlossen, ihn dem Bundespräsidenten zur Ernennung vorzuschlagen. Der 52-jährige Jurist leitet seit sechs Jahren die Zentralverwaltung der Deutschen Nationalbibliothek und wird Anfang 2008 die neue Aufgabe übernehmen. Fernau wird damit einer der beiden ständigen Vertreter der Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, Elisabeth Niggemann. Fernau folgt Birgit Schneider nach, die im Sommer 2007 plötzlich und unerwartet gestorben ist. Zu den Schwerpunkten der künftigen Arbeit Fernaus wird neben der Leitung des Hauses mit seinen 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Betreuung der Bauaktivitäten für den 4. Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig gehören. Sprung auf Shortlist London (Großbritannien). Für den Sieg reichte es leider nicht, aber immerhin landete das Deutsche Kompetenznetzwerk nestor mit seiner Arbeitsgruppe »Vertrauenswürdige Archive – Zertifizierung«, vertreten durch die Bayerische Staatsbibliothek und die Humboldt-Universität zu Berlin, beim diesjährigen »Conservation Award« in der Disziplin der Digitalen Langzeitarchivierung auf der Shortlist der fünf besten Kandidaten. In diesem internationalen, von Sir Paul McCartney unterstützten Wettbewerb werden alle zwei Jahre Arbeiten ausgezeichnet, die sich um die dauerhafte Bewahrung des Kulturguts verdient gemacht haben. Der erste Preis ging an das National Archives of the UK. SSG übernommen München. Ab 2008 übernimmt die Bayerische Staatsbibliothek das Sondersammelgebiet »Informations-, Buch- und Bibliothekswesen« (SSG 24.1). Gleichzeitig hat die Bibliothek den Auftrag zum weiteren Ausbau der entsprechenden Virtuellen Fachbibliothek »b2i« erhalten. Das Sondersammelgebiet wurde bereits 1949 an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Nachrichten eingerichtet und dort bis Ende bis 16 Uhr und samstags und 2007 betreut. sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Massendigitalisierung Eingewanderte Wörter Die Bayerische Staatsbibliothek hat das erste durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderte Massendigitalisierungsprojekt gestartet. In zwei Jahren sollen fast 37 000 deutschsprachige Druckwerke mit über 7,5 Millionen Seiten aus der Zeit von 1518 bis 1600 digitalisiert und frei zugänglich durch das Münchener Digitalisierungszentrum im Internet bereitgestellt werden. Dabei kommen erstmals völlig neu entwickelte Scan-Roboter zum Einsatz. Die Bayerische Staatsbibliothek leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Bereitstellung des kulturellen Erbes des 16. Jahrhunderts und zum Aufbau der Deutschen Digitalen Bibliothek. München. w BuB | 60 (2008) 01 e .d –B Orientierung im Dschungel der Leseförderung Zwei interessante Veröffentlichungen aus dem Bereich Kinderund Jugendmedien sind in der Schweiz erschienen. Der »Wegweiser zur Leseförderung«, herausgegeben vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien, informiert über aktuelle Angebote und Projekte im deutschsprachigen Raum, vermittelt BibliothekarInnen und Lehrkräften Ideen und Materialien für alle Schulstufen und verzeichnet Kontaktstellen für Weiterbildung, Information und Beratung. Das Buch kostet 18,50 Schweizer Franken und ist beim Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien zu beziehen: [email protected]. Im zweiten Werk empfiehlt der Kinderbuchfonds Baobab in der neuen Ausgabe von »Fremde Welten« 200 ausgewählte Titel, die Einblicke in fremde Kulturen und Religionen geben, Horizonte öffnen und Möglichkeiten, aber auch Konflikte des interkul- turellen Zusammenlebens aufzeigen. »Fremde Welten« wirbt für die Begegnung zwischen den Menschen und sieht das Buch als Brücke zwischen den Kulturen. Das Verzeichnis ist ein gutes Hilfsmittel für Lehrkräfte, Bibliothekarinnen, Eltern und andere Interessierte. Aus allen Lesestufen werden Bücher, Hörbücher, DVDs und Materialien für den Unterricht vorgestellt. Jeder Eintrag enthält eine ausführliche und kritische Besprechung, Angaben zu Lesealter und Schauplatz sowie die bibliografischen Daten. Verschiedene Register erleichtern die gezielte Suche auch nach Thema oder Kontinent. Die Kriterien zur Auswahl sind im Verzeichnis und auf der Website des Kinderbuchfonds Baobab publiziert: www.bao babbooks.ch. Das Buch kann in Deutschland für 9 Euro beim Arbeitskreis für Jugendliteratur (b [email protected]) bestellt werden. landesweit 40 000 Kinder erreicht. Jeden Tag wurde jeweils eine Dezembergeschichte vor der ganzen Klasse vorgelesen. Anschließend gab es Aufgaben und Rätsel, die die Kinder einzeln oder in kleinen Gruppen lösen konnten. Kooperation mit Schulen –u .B Adventskalender Neustadt/Weinstraße. Der un- ter Federführung des Landesbibliothekszentrums erstellte Adventskalender hat in über 1 800 Schulklassen in Rheinland-Pfalz großen Anklang gefunden. Für die Adventszeit 2007 erhielten Kinder der 3. und 4. Klassenstufen einen literarischen Adventskalender der besonderen Art: In roten Umschlägen gabes für jeden Schultag bis Weihnachten »Dezembergeschichten« zum Vorlesen. Mit den von der Arbeitsgruppe »Lesespaß aus der Bücherei« zusammengestellten Geschichten und zusätzlichen Rätseln und Spielen wurde die Vorweihnachtszeit zu einem Leseabenteuer. Insgesamt wurden mit dem Kooperationsprojekt von Bibliotheken und Schulen w München. Telefonierende Affen, Piratenmäuse und tropische Inseln: Wer kennt sie nicht, die Plakatmotive von Günter Mattei? Sie gehören zu München wie Mattei zum Münchner Jugendtheater SchauBurg. Seit Jahren arbeitet der freie Illustrator für das Münchner Jugendtheater, entwirft Drucksachen und Theaterplakate. In einer Ausstellung der Internationalen Jugendbibliothek wird noch bis Ende Januar am Beispiel von 22 Produktionen aus den Jahren 1990 bis 2007 gezeigt, wie ein Theaterplakat entsteht. Dabei wird die Vor- und Entstehungsgeschichte der Plakate, insbesondere zu kinderliterarischen Produktionen, in Form künstlerisch-spielerischer Werkstattberichte erzählt. Autobiografische Notizen, Skizzen, Fotos und Bühnenbild- und Kostümentwürfe, die dem Künstler als Anregung dienten, zeigen den Werdegang eines Plakats vom ersten Entwurf bis zum fertigen Originalplakat. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 10 Kaffee, bei der Arbeit am Laptop oder abends im Fitness-Studio – täglich nutzen wir Wörter, die aus anderen Sprachen ins Deutsche »eingewandert« sind. Das Goethe-Institut und der Deutsche Sprachrat suchen in einer internationalen Ausschreibung nun nach dem besten Wort mit »Migrationshintergrund«. Eine Jury, unter anderen mit Anne Will und Loriot, prämiert die »besten Wörter« und die schönsten Begründungen. Einsendeschluss ist der 29. Februar. Dem Hauptgewinner winkt eine Studienreise für zwei Personen in das Ursprungsland des eingewanderten Wortes. Die besten Einsendungen der Ausschreibung veröffentlicht der Hueber-Verlag im Anschluss in einem Buch mit dem Titel »Eingewanderte Wörter«. Jeder Teilnehmer, dessen Beitrag ins Buch aufgenommen wird, erhält ein Geschenkexemplar. Weitere Informationen unter: www.dasbeste-eingewanderte-wort.de. w Telefonierende Affen München. Ob morgens beim Rendsburg. Erstmals einen landesweiten Überblick über die Zusammenarbeit von Bibliotheken und Schulen gibt es jetzt in Schleswig-Holstein. In einer Umfrage unter allen Bibliothe- 29 BuB | Foyer Nachrichten Bibliothek runderneuert Reutlingen. Über helle, freund- Marketing mit Studenten Stuttgart. Bereits im Oktober 2007 ist der Startschuss für ein Kooperationsprojekt zwischen der Hochschule der Medien Stuttgart, Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement, und der GeSIG e.V. (German Serials Interest Group) gefallen. Die Initiatoren des Projekts, Prof. Wolfgang Ratzek und der Vorsitzende der GeSIG e.V., Werner Stephan, leitender Direktor der Universitätsbibliothek Stuttgart, entwickelten in mehreren Treffen die Rahmenbedienungen für die Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt steht der Marketing-Auftritt des Forums Zeitschriften, der nun von Studenten überarbeitet, optimiert und somit benutzerfreundlicher konzipiert werden soll. Das Forum Zeitschriften GeSIG e.V. (www.gesig.org) ist der Runde Tisch der Fachinformation. Der Verein bietet allen am Informationsprozess Beteiligten aus Bibliotheken, Verlagen und Agenturen eine kommunikative Plattform in Bezug auf den Zeitschriftenmarkt. e Ab sofort wird BuB auch über die Entwicklungen im Schweizer Bibliothekswesen aktueller berichten. Dazu konnte Dr. Gerhard W. Matter als neuer Redaktionsbeirat für die Fachzeitschrift gewonnen werden. Matter ist Historiker und wissenschaftlicher Bibliothekar. Seit 1990 ist der erfahrene Kollege Kantonsbibliothekar des Kantons Basel-Landschaft. Er leitet die Kantonsbibliothek Baselland in Liestal, deren aufsehenerregenden Neubau Matter bereits in BuB Heft 10/2007 (Seite 741 bis 744) vorgestellt hat. Außerdem ist Matter als Dozent an der Fachhochschule der Zentralschweiz und der Universität Zürich tätig. – Kontakt: [email protected] w w .B –u liche Räume, einen besseren Service und eine deutlich schnellere Abwicklung der Ausleihen können sich die Besucher und Mitarbeiter der Stadtbibliothek freuen. Nach 22 Jahren intensivster Nutzung – jährlich verzeichnet die Stadtbibliothek über 500 000 Besucher – standen Mitte vergangenen Jahres die ersten größeren Renovierungsarbeiten an. Gleichzeitig wurde die Medienverbuchung auf RFID umgestellt. Die Stadt Reutlingen machte für die Baumaßnahmen 650 000 Euro und für die Umstellung auf RFID 466 000 Euro locker. Die Bibliothek verfügt nun über sieben Selbstverbuchungsplätze, inklusive eines Rückgabeautomaten im Außenbereich, sowie über einen modernen, großzügigen Thekenbereich im Erdgeschoss. Während der Bauarbeiten von Mitte Juli bis Ende September war die Bibliothek provisorisch in einem Ausweichquartier be- Gaststudenten erwünscht trieben worden. Stuttgart. Der Masterstudiengang »Konservierung Neuer Checkliste Soziale Medien und Digitaler Information« an der Staatlichen AkadeSoftware mie der Bildenden Künste öffReutlingen. Die Kommission net auch zum Wintersemester für One-Person Librarians des 2007/8 wieder einen großen Teil Berufsverbands Information seiner Lehrveranstaltungen für Bibliothek (BIB) hat bereits Gaststudenten als Gelegenheit 2006 etliche »Checklisten« zum zur beruflichen Weiterbildung. Themenbereich Web 2.0 und Dieses Angebot richtet sich vor Bibliothek 2.0 veröffentlicht. allem an Berufstätige und PerEs wurden RSS-Feeds, Wikis sonen mit beschränktem Zeit- Verstärkung aus der Schweiz für BuB ner der mobilen Netzoffensive wurde die Library of Congress (LoC) gewonnen. Dort lautete der Kommentar: Nachdem bereits 111 Millionen Nutzer online auf LoC-Inhalte zugreifen würden, wolle man sicherstellen, dass auch alle mobilen Internet-Nutzer rund um den Globus Zugang erhielten. Dass sich dem mobilen Netz gerade in Schwellenländern die größten Entwicklungsmöglichkeiten bieten, hat seinen Grund: Die mobile Vernetzung stellt dort wegen mangelhaft ausgebauter Festnetzinfrastruktur meist die erste Vernetzung überhaupt dar. .d und Weblogs jeweils unter den Aspekten Nutzung und Einsatz in Bibliotheken behandelt. Ende vergangenen Jahres ist die Checkliste Nr. 22 zum Thema »Soziale Software nutzen« erschienen, die einen Überblick über die ganze Software-Familie gibt. Zu finden ist das Ganze unter www.bib-info.de/komm/ kopl/pub/check22.pdf. –B ken des Landes hat die Arbeitsstelle Bibliothek und Schule des Büchereivereins Schleswig-Holstein e.V. den Stand der Kooperation untersucht. Hinderungsgründe und Best Practice Beispiele werden ebenso dargestellt wie die Vielfalt der verschiedenen Formen der Zusammenarbeit. Die Auswertung dieser Umfrage steht jetzt, neben den anderen Arbeitshilfen der Arbeitsstelle, im Internet zum Download zur Verfügung: www.bz-sh.de/schule/absmat. php. w 30 kontingent, denen ein Vollzeitstudium nicht möglich ist. Eine Übersicht über die Veranstaltungen und Termine findet sich auf www.mediaconservation. abk-stuttgart.de/index-Dateien/ D_Curr.htm. Weitere Informationen zum Studiengang sind erhältlich über www.mediaconservation.org. Nächster Bewerbungsschluss für den Masterstudiengang ist der 15. Januar. Mobile Netzoffensive Washington (USA). Die Ent- wicklung mobiler Web-Geschäftsmodelle in Industrieländern geht nur schleppend voran. Deshalb will eine Industrieinitiative neue Ideen in Schwellenländern entwickeln und erproben. Als Parade-Part- Naturprojekt ausgezeichnet Westoverledingen. Das von der Gemeindebücherei entwickelte und durchgeführte »Egon-Naturgeschichtenprojekt« (vgl. BuB 9/2007, Seite 651–652) ist als offizielles Projekt der UNDekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung« (Infos zur Dekade unter www.bne-portal. de) ausgewählt worden. Die Auszeichnung wurde bei einer Feierstunde Ende November 2007 in Stuttgart an alle bundesweit ausgewählten Projekte überreicht. Österreich liest Wien (Österreich). Mehr als 500 000 Besucher auf circa 4 000 Veranstaltungen hat das größte Literaturfestival Österreichs in der Woche vom 15. bis zum 21. Oktober 2007 angelockt. Die Aktion wurde vom Büchereiverband Österreichs initiiert und vom österreichischen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und den Ländern gefördert. Zum zweiten Mal setzten die Bibliotheken mit tausend Veranstaltungen ein deutliches Signal für das Lesen. Von den Gemeinde- und Pfarrbibliotheken über Schul-, Stadt-, Landes- und Universitätsbibliotheken bis hin zur Österreichischen Nationalbibliothek beteiligten sich BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Termine Zadar (Kroatien). Experten und Bibliotheks-Management: Studierende aus vielen Ländern Führungskompetenz Europas und von fast allen an- 17. – 18. Januar – FU Berlin · deren Kontinenten haben ihre BuB 11-12/2007 w Forum Bibliothek und Information Gartenstraße 18 72764 Reutlingen Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 [email protected] www.b-u-b.de BuB | 60 (2008) 01 Leseecken an Ganztagsschulen: Erfahrungsaustausch für Grundschulen und Förderschulen 29. Januar – Casimirianum, Neustadt/Weinstraße · BuB 11-12/2007 –u .B Erlebniswelt Bücher: Kreativer und spielerischer Einsatz von Kinderbüchern 24. Januar – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover · BuB 11-12/2007 »Download und was dann…?« 26. Januar – Universitätsbibliothek Erfurt Veranstalter: Landesgruppe Thüringen im Berufsverband Information Bibliothek (BIB) Gebühr: Kostenlos für Mitglieder, Nichtmitglieder 15 Euro Anmeldung: Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt, Barbara Jokisch, Telefon: 03 61/65 51 563, E-Mail: erwerbung. [email protected] Weitere Information: www.bib-info.de/fobi/reg_ fobi.htm w Viele Wege führen zu BuB Besichtigung der Bibliothek der TFH Wildau bei Berlin 22. Januar – Bibliothek der TFH Wildau Veranstalter: Landesgruppe Berlin im Berufsverband Information Bibliothek (BIB) Anmeldung: Frank Redies, c/o Staatsbibliothek zu Berlin, 10722 Berlin, Telefon: 030/266-24 93 Weitere Information: www.bib-info.de/fobi/reg_ fobi.htm w Teilnahme am BOBCATSSSSymposium vom 28. bis 30. Januar in Zadar zugesagt. Die IFLA-Präsidentin und Generaldirektorin der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), Prof. Claudia Lux, wird neben Prof. Ana Marusic, Herausgeberin des Croatian Medical Journal, die Auftaktrede halten. Auf der dreitägigen Veranstaltung werden zahlreiche Vorträge, Workshops, Poster und ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten. Die Veranstalter erwarten mehr als 400 Teilnehmer, die sich über den Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowie über Praxismodelle im Bereich der technischen, sozialen, kulturellen, rechtlichen und ökonomischen Bibliotheksund Informationswissenschaft austauschen und neue Kooperationen eingehen möchten. Weitere Informationen gibt es unter www.bobcatsss2008.org. Katalogisieren mit Bibliotheca 2000: Aufbauschulung 29. Januar – Landesbibliothekszentrum/Rheinische Landesbibliothek Koblenz · BuB 11-12/2007 »Besprechungen, Meetings, Sitzungen…« 7. Februar – Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt (Main) Veranstalter: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Referentin: Ilona Munique, WEGA-Team, Stuttgart Gebühr: 50 Euro Anmeldung: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Geschäftsstelle für Aus- und Fortbildung, Bockenheimer Landstr. 134– 138, 60325 Frankfurt (Main) e Comic und Mangas 14. Januar – FU Berlin · BuB 11-12/2007 IFLA-Präsidentin bei BOBCATSSS Veranstaltungen, die vom Berufsverband Information Bibliothek (BIB) angeboten werden, finden sich ab sofort ebenfalls in dieser Rubrik. Eine Sammlung von Links zu bibliothekarischen Fortbildungsveranstaltungen bietet die Website <www.bib-info.de/ komm/knt_neu/fundgrub/ bib_fobi.htm>. .d Fortbildung –B Einrichtungen aus dem ganzen Land und luden zum Dialog über das Lesen und die Literatur ein. Näheres dazu unter: www. Januar oesterreichliest.at. Februar Vom Nutzen Sozialer Software für Bibliotheken 4. Februar – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referenten: Ben Kaden, Maxi Kindling Gebühr: 50 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83 85 14 58, E-Mail [email protected], www.fu-berlin.de/ weiterbildung Bibliotheken bauen und ausstatten II: Planung und Durchführung 6. – 8. Februar – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referenten: Prof. Dr. Ulrich Naumann, Dr. Klaus Ulrich Werner, Hellen Niegaard, Dr. Mario Glauert, Dr. Annette Gerlach, u. a. Gebühr: 250 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83 85 14 58, E-Mail [email protected], www.fu-berlin.de/ weiterbildung Leseförderung mit dem Deutschbuch Zielgruppe: Lehrkräfte der Klassen 9 und 10 (alle Schulformen) 7. Februar – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover Veranstalter: Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen, Hannover Referent: Dr. Andreas Müller Anmeldung: (bis 23. Januar) www.akademiefuerlesefoer derung.de, [email protected], Telefon: 05 11/12 67-215 Leselernprozesse verstehen – Lesekompetenzen erkennen und fördern Zielgruppe: Lehrkräfte des Primarbereichs (Grund- und Förderschule) 11. Februar – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover Veranstalter: Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen, Hannover Referentin: Karola Penz Anmeldung: (bis 25. Januar) www.akademiefuerlesefoer derung.de, karola.penz@gwlb. de, Telefon: 05 11/12 67-215 Kinder- und Jugend-Bibliotheksarbeit: Fachtagung 11. – 12. Februar – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum und DBVExpertengruppe Referentinnen: Ute Hachmann, Susanne Brandt, Karin 31 BuB | Foyer Termine Frühjahrstagung der hauptamtlich geleiteten Bibliotheken in Rheinhessen-Pfalz 18. Februar – Ernst-BlochZentrum der Stadt Ludwigshafen Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Neustadt Anmeldung: (bis 11. Februar) Landesbibliothekszentrum/ Katalogisieren mit Bibliotheca 2000: Grundschulung 19. Februar – Landesbibliothekszentrum/ Rheinische Landesbibliothek Koblenz Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz Referentin: Sieglinde Schu Gebühr: 20 Euro Anmeldung: (bis 1. Februar) Landesbibliothekszentrum/ Büchereistelle Koblenz, Telefon: 02 61/9 15 00-301 Neue Begriffe in Bibliotheken: Weblogs, Wikis, RSS…, USB-Stick, Palm, iPod… Was ist das eigentlich? 21. Februar – Universitätsbibliothek Dortmund Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln Referentinnen: Jessica Buschmann, Jutta Nowak Gebühr: 50 Euro (inkl. Mittagessen), für Teilnehmer aus der Landesverwaltung NordrheinWestfalen kostenfrei Anmeldung: (bis 10. Januar) Fachhochschule Köln, ZBIW, 50678 Köln, Telefon: 02 21/4 00 75-401 oder -117, Fax: 02 21/4 00 75-280, E-Mail: [email protected] .d e Wie vermitteln wir Informationskompetenz? Didaktische Reduktion und aktivierende Methoden 19. – 20. Februar – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referentinnen: Ulrike Hanke, Ulrike Scholle Gebühr: 160 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83 85 14 58, E-Mail [email protected]. de, www.fu-berlin.de/weiter bildung –u Die Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland lädt ein zur Fortbildung »Alles Online – oder was? Die reale Internet Bibliothek – Berichte aus der Praxis«. Die Veranstaltung findet am 24. April von 10 bis 16:30 Uhr in der Stadtbücherei Würzburg statt. Geplant sind folgende Themen: Geschäftsgang im Internet (Erfahrungsbericht über Medienbruchfreie Kommunikation aus Hanau und Ergänzungen durch die ekz) 300 Tage Onleihe – ein Erfahrungsbericht aus Würzburg (Hannelore Vogt / Volker König) »Kooperation im Internet – Bibliothek 2.0?« (Jochen Dudeck) »Die Online-PR der Bibliotheken. Außendarstellung Öffentlicher Bibliotheken über das Internet« (Sandra Mehmeti) Der Teilnahmebeitrag beträgt 25 Euro. Anmeldung bis spätestens 1. April bei: Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken bei der Hessischen Landesbibliothek Wiesbaden Rheinstraße 55/57 65185 Wiesbaden Fax: 06 11/334-26 55 E-Mail: fachstelle@hlb-wies baden.de Rückfragen an Alexander Budjan: Telefon 06 11/334/26 90. Feedback (Feedback-Regel, Selbstbild – Fremdbild) Mitarbeitergespräche (Aktives Zuhören, Techniken der Gesprächsführung, Gesprächstechniken) Ein wichtiger Bestandteil dieser Veranstaltung sind praktische Übungen, die von den Teilnehmern selbst erarbeitet werden. 18. + 19. Februar – Münchner Stadtbibliothek Zielgruppe: Kolleginnen und Kollegen, die im Rahmen von LoB Mitarbeitergespräche führen Veranstalter: BIB-Landesgruppe Bayern Referentin: Regine Sucker, Kommunikationstrainerin Gebühr: 70 Euro BIB-Mitglieder, 160 Euro Nichtmitglieder Anmeldung: Andrea Graf, Stadtbibliothek Kempten, Orangerieweg 20–22, 87439 Kempten, Tel. 08 31/25 25724, Fax:08 31/25 25-732, E-Mail: andrea.graf@kempten. de Weitere Information: www. bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm –B Alles Online – oder was? w Hello Stranger Die Teilnehmer erarbeiten einfache Lösungen für Standardsituationen in Bibliotheken, in denen Englisch gesprochen und verstanden werden muss. 18. Februar – Fachhochschule Köln, Geisteswissenschaftliches Zentrum – GWZ Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln Referentin: Annette Landgräber Gebühr: 50 Euro (inkl. Mittagessen) Anmeldung: (bis 10. Januar) Fachhochschule Köln, ZBIW, 50678 Köln, Telefon: 02 21/4 00 75-401 oder -117, Fax: 02 21/4 00 75-280, E-Mail: [email protected] Mitarbeitergespräche im Rahmen der Leistungsorientierten Bezahlung LoB In diesem Seminar geht es um die die Themen: Führen durch Zielvereinbarungen (Leistung definieren und beurteilen, Menschen entwickeln und fördern, Zielformulierungen) .B Kundenkommunikation im Alltag meistern 13. Februar – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz Referentin: Ilona Munique Gebühr: 20 Euro Anmeldung: (bis 30. Januar) Landesbibliothekszentrum/ Büchereistelle Neustadt, Telefon: 0 63 21/39 15-21 bzw. Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz, Telefon: 02 61/9 15 00-301 Büchereistelle Neustadt, Telefon: 0 63 21/39 15-21 w Rösler, Janette Achberger u. a. Gebühr: 120 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83851458, E-Mail [email protected]. de, www.fu-berlin.de/weiter bildung w 32 E-Books in wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken 20. Februar – Universitätsbibliothek Erfurt Veranstalter: Deutscher Bibliotheksverband – Landesverband Thüringen Gebühr: 20 Euro Anmeldung: (bis 20. Januar) Universitätsbibliothek Ilmenau, Telefon: 0 36 77/69 47 01, E-Mail: [email protected] Effektiv recherchieren im Internet 20. – 21. Februar – hbz, Köln Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln Referentin: Julia Bergmann Gebühr: 180 Euro (inkl. Übernachtung und Mittagessen) Anmeldung: (bis 15. Januar) Fachhochschule Köln, ZBIW, 50678 Köln, Telefon: 02 21/4 00 75-401 oder -117, Fax: 02 21/4 00 75-280, E-Mail: [email protected] Wertschätzende Kommunikation 21. – 22. Februar – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referentin: Caroline Meinke Gebühr: 120 Euro Anmeldung: FU Berlin, BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Termine w Bibliotheks-Management: Projektmanagement 25. – 26. Februar – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referent: Prof. Dr. Stephan Büttner BuB | 60 (2008) 01 12 Loriot wird 85 .d 13 Peter Härtling wird 75 17 Käthe Kruse wurde vor 125 Jahren geboren 03 Franz Kafka wurde vor 125 Jahren geboren 19 Vor 100 Jahren wurde die »7. Sinfonie (e-moll)« von Gustav Mahler in Prag uraufgeführt 28 Vor 25 Jahren flog Ulf Merbold als erster Bundesbürger ins All 18 Nelson Mandela wird 90 23 Julio Iglesias wird 65 22 Otto Waalkes wird 60 23 Götz George wird 70 24 Heinrich Droste starb vor 50 Jahren 26 Mick Jagger wird 65 29 Lech Walesa wird 65 August 2008 Oktober 2008 –u Juli 2008 –B 14 Prinz Charles wird 60 20 Selma Lagerlöf wurde vor 150 Jahren geboren 07 Joachim Ringelnatz wurde vor 125 Jahren geboren 01 Vor 50 Jahren nahm die NASA ihre Tätigkeit auf 09 Gerd Ruge wird 80 02 Oswald Kolle wird 80 10 Klaus Emmerich wird 65 13 Christiane Hörbiger wird 70 16 Reiner Kunze wird 75 15 Chris De Burgh wird 60 16 Madonna wird 50 20 Otfried Preußler wird 85 17 Robert De Niro wird 65 18 Roman Polanski wird 75 22 Vor 125 Jahren wurde »Gespenster« von Henrik Ibsen in Helsingborg uraufgeführt 22 Karlheinz Stockhausen wurde vor 80 Jahren geboren 24 Vor 40 Jahren zündete Frankreich seine erste Wasserstoffbombe im Pazifik 25 Antoine Henri Becquerel starb vor 100 Jahren 21 Alfred Nobel wurde vor 175 Jahren geboren 22 Vor 25 Jahren bildeten 220 000 Menschen eine »Friedenskette« zwischen Neu-Ulm und Stuttgart 28 Cornelia Froebes wird 65 30 Johanna von Koczian wird 75 November 2008 02 Königin Sophia von Spanien wird 70 29 Michael Jackson wird 50 05 Sam Shepard wird 65 Gebühr: 200 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83851458, E-Mail [email protected]. de, www.fu-berlin.de/weiter bildung Dezember 2008 03 Ozzy Osbourne wird 60 04 Horst Buchholz wurde vor 75 Jahren geboren 08 Johannes Heesters wird 105 09 Marius Müller-Westernhagen wird 60 13 Heino wird 70 16 Vor 10 Jahren startete die USA Luftangriffe auf den Irak 17 Kaspar Hauser starb vor 175 Jahren 18 Keith Richards wird 65 21 Kurt Waldheim wird 90 21 Vor 40 Jahren startete »Apollo VIII« zum ersten bemannten Mondumflug 22 Giacomo Puccini wurde vor 150 Jahren geboren 23 Helmut Schmidt wird 90 29 Hermann Schulze-Delitzsch wurde vor 200 Jahren geboren w Leseförderung in der Schulbibliothek: Praxiserprobte Projektarbeit Zielgruppe: Mitarbeiter von Schulbibliotheken, Lehrkräfte weiterführender Schulen 25. Februar – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover Veranstalter: Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen, Hannover Referentin: Annette Neubaur Anmeldung: (bis 8. Februar) www.akademiefuerlesefoer derung.de, [email protected], Telefon: 05 11/12 67-215 September 2008 10 Karl Lagerfeld wird 70 .B Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? Leseförderaktionen für Grund- und Förderschulen 25. Februar – Casimiranum, Neustadt/Weinstraße Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Neustadt Referentin: Beate Schellenberg Gebühr: 20 Euro Anmeldung: (bis 11. Februar) Landesbibliothekszentrum/ Büchereistelle Neustadt, Telefon: 0 63 21/39 15-21 Kalendertipps w Invisible Web 21. – 22. Februar – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referenten: Christine-Dorothea Sauer, Paul Ulrich Gebühr: 100 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83851458, E-Mail [email protected]. de, www.fu-berlin.de/weiter bildung e Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83851458, E-Mail [email protected]. de, www.fu-berlin.de/weiter bildung Lesestart – die Lese-Initiative für Deutschland Zielgruppe: Beschäftigte in Öffentlichen Bibliotheken und Kindergärten, alle Interessierten 26. Februar – Gottfried Wil- 23 Kaiser Akihito von Japan wird 75 23 Königin Silvia von Schweden wird 65 24 Manfred Rommel wird 80 25 Joan Miró starb vor 25 Jahren helm Leibniz Bibliothek, Hannover Veranstalter: Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen, Hannover Referentinnen: Sabine Bonewitz, Karola Penz, Anke Märk- 33 BuB | Foyer Termine e Bücher richtig reparieren 26. Februar – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Neustadt Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Neustadt Referentin: Ursula Drost Gebühr: 10 Euro Anmeldung: (bis 12. Februar) Landesbibliothekszentrum/ Büchereistelle Neustadt, Telefon: 0 63 21/39 15-21 Recherche unter der Bibliothekssoftware PICA (für die Auszubildenden des 1. Ausbildungsjahres) 26. – 27. Februar: FriedrichSchiller-Universität Jena Veranstalter: Thüringer PICAKommission Anmeldung: (bis 26. Januar) Universitätsbibliothek Ilmenau, Telefon: 0 36 77/ 69 47 01, E-Mail: direktion. [email protected] w .B –u Vorläufiges Programm: Donnerstag, 21. Februar 11 Uhr: Freier Zugang zur Information in der globalen Wissensgesellschaft? 11.30 Uhr: Die gesellschaftliche Verantwortung im Informationszeitalter 12 Uhr: Bibliotheken: Partner für Wissenschaft und Gesellschaft in Zeiten veränderter Informationsanforderungen 13.30 Uhr: Themenblock I: Kommerzialisierung versus Öffentliche Förderung? Grenzen und Chancen der Informationsversorgung 16 Uhr: Themenblock II: Literaturversorgung für Wissenschaft und Gesellschaft Freitag, 22. Februar 10 Uhr: Themenblock III: Digitalisierung im kulturellen und gesellschaftlichen Kontext 13 Uhr: Abschließende Podiumsdiskussion (Working Nets: Der Aufbau internationaler netzbasierter Forschungsumgebungen) 15.30 Uhr: Vorstellung der Erklärung zu den Presidential Meetings 16 Uhr: Führung durch die Bibliothek des Auswärtigen Amts Kosten: 100 Euro bei verbindlicher Anmeldung bis einschließlich 22. Januar; 160 Euro danach Anmeldeschluss: 12. Februar Anmeldung bitte per Mail an: kl [email protected] Sekretariat des deutschen IFLANationalkomitees, Hella Klauser Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (knb) im DBV Straße des 17. Juni 114 10623 Berlin Telefon: 030/39 00 14 82 w Anlässlich der deutschen IFLAPräsidentschaft von Prof. Claudia Lux organisiert das deutsche IFLA-Nationalkomitee in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt in Berlin und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, unterstützt von vielen deutschen Fachverbänden und Bibliotheken, eine dreiteilige internationale Konferenzserie zum Thema »Freier Zugang zur Information«. Das zweite IFLA Presidential findet nun am Donnerstag, 21. Februar, von 9.30 bis 17.30 Uhr und am Freitag, 22. Februar, von 10 bis 15.45 Uhr im Auswärtigen Amt, Berlin, Werderscher Markt 1, statt. Gemeinsam mit Bibliothekaren und Kulturpolitikern aus Singapur, China, Japan, Korea, Vietnam, Indien, Indonesien und weiteren Ländern Asiens, der Schwerpunktregion dieses zweiten Treffens, wird das Thema des freien Informationszugangs im digitalen Zeitalter und in einer demokratischen Gesellschaftsordnung als Basis für Wissenschaft und Forschung diskutiert, die Rolle der Bibliotheken als Partner der Wissenschaft im digitalen Zeitalter definiert sowie die gesellschaftsrelevanten Beziehungen herausgestellt. Die Veranstalter erwarten mehr als 20 ausländische Experten aus dem Bibliotheks- und dem kulturpolitischen Bereich Asiens. »Bibliotheken auf die Tagesordnung!«, das Motto der deutschen IFLA-Präsidentschaft, wird während dieser zweitägigen Konferenz gemeinsam mit politischen Entscheidungsträgern, Bibliotheksexperten und einem internationalen Publikum umfassend betrachtet. Alle Beiträge werden simultan in die Sprachen Deutsch und Englisch übersetzt. Weitere Informationen und Online-Anmeldung: www.ifladeutschland.de/de/ifla_praesi dentschaft/meetings.html Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83851458, E-Mail [email protected]. de, www.fu-berlin.de/weiter bildung März »Wir bilden aus«: 10 Jahre FaMI-Ausbildung – bundesweit und in Hessen. Derzeitiger Stand und Entwicklungen des Berufsbildes. Im Anschluss findet ein Erfahrungsaustausch der Ausbilderbibliotheken statt. 3. März – Stadtbibliothek Hanau Veranstalter: Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken Referentin: Karin HolsteFlinspach Anmeldung: Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr. 55-57, 65185 Wiesbaden, Telefon: 06 11/334-26 90 .d Herausforderungen für Wissenschaft und Gesellschaft im digitalen Zeitalter Bürmann, Anne Lohe Anmeldung: (bis 12. Februar) www.akademiefuerlesefoer derung.de, [email protected], Telefon: 05 11/12 67-215 –B 2. IFLA Presidential Meeting w 34 »Wart’ mal eben schnell« – Zeitmanagement am Bibliotheksarbeitsplatz 26. – 27. Februar – Katholische Akademie »Die Wolfsburg«, Mühlheim an der Ruhr Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln Referentin: Claudia Cornelsen Gebühr: 170 Euro (inkl. Übernachtung und Vollverpflegung), für Teilnehmer aus der Landesverwaltung NordrheinWestfalen kostenfrei Anmeldung: (bis 10. Januar) Fachhochschule Köln, ZBIW, 50678 Köln, Telefon: 02 21/4 00 75-401 oder -117, Fax: 02 21/4 00 75-280, E-Mail: [email protected] Zeit- und Selbstmanagement 28. – 29. Februar – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referent: Pascale Meyer Gebühr: 120 Euro Besichtigung der Stadtbibliothek und Universitätsbibliothek Landau 3. März – Treffpunkt Stadtbibliothek Landau (Eingang) Veranstalter: BIB-Landesgruppe Rheinland-Pfalz Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen Gebühr: keine, Mittagessen im Brauhof auf eigene Kosten Anmeldung: (bis 18. Februar) Marion Straßer, FH Kaisers-lautern, Standort Zweibrücken, Amerikastr. 1, 66482 Zweibrücken, Telefon: 0 63 32/91 41 30, E-Mail: [email protected] Weitere Information: www. bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm Wenn Jugendliche die Bibliothek aufmischen 3. – 4. März – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referentin: Dr. Haci Uslucan Gebühr: 120 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Termine Lebendig und nachhaltig vorlesen: Seminar zur Leseförderung Fortbildung an der FU Berlin w w Effektiv recherchieren im Internet 4. – 5. März – hbz, Köln Veranstalter: ZBIW der Fachhochschule Köln Referentin: Julia Bergmann Gebühr: 180 Euro (inkl. Übernachtung und Mittagessen) Anmeldung: (bis 22. Januar) Fachhochschule Köln, ZBIW, 50678 Köln, Telefon: 02 21/4 00 75-401 oder -117, Fax: 02 21/4 00 75-280, E-Mail: [email protected] Einführung in RAK-WB und die Umsetzung nach Pica 4. – 6. März und 17. – 20. März – Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt (Main) BuB | 60 (2008) 01 Das Weiterbildungszentrum der Freien Universität Berlin bietet im Wintersemester wieder ein umfangreiches Seminarprogramm für BibliothekarInnen und ehrenamtliche LesepatInnen an. Die 35 Veranstaltungen sind auf der Homepage des Weiterbildungszentrums unter www. fu-berlin.de/weiterbildung aufgeführt. Besichtigung der Peter-WeißBibliothek in Hellersdorf 17. März – Peter-Weiß-Bibliothek Hellersdorf/Berlin Veranstalter: Landesgruppe Berlin im Berufsverband Information Bibliothek (BIB) Anmeldung: Frank Redies, c/o Staatsbibliothek zu Berlin, 10722 Berlin, Telefon: 030/266-24 93 Weitere Information: www. bib-info.de/fobi/reg_fobi.htm .d e 6. März – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz Referent: Rainer Rudloff Gebühr: 20 Euro Anmeldung: (bis 21. Februar) Landesbibliothekszentrum/ Büchereistelle Neustadt, Telefon: 0 63 21/39 15-21 bzw. Landesbibliothekszentrum/ Büchereistelle Koblenz, Telefon: 02 61/9 15 00-301 –B Studientag für ehren- und nebenamtlichen BüchereiMitarbeiterInnen – Arbeitshilfen für den Bereich Kinder und Jugend 8. März – Stadthalle Bad Hersfeld Veranstalter: Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Kooperation mit der Konrad-Duden-Stadtbibliothek in Bad Hersfeld Anmeldung: Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr. 55-57, 65185 Wiesbaden, Telefon: 06 11/334-26 90 –u Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? Leseförderaktionen für Grund- und Förderschulen 4. März – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz Referentin: Beate Schellenberg Gebühr: 20 Euro Anmeldung: (bis 11. Februar) Landesbibliothekszentrum/ Büchereistelle Koblenz, Telefon: 02 61/9 15 00-301 Erfolgreiche Bibliothekskonzepte II: Strategien für die Zukunft 5. März – Heinrich-PeschHaus, Ludwigshafen Veranstalter: Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Koblenz, Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Neustadt, Referenten: Ute Hachmann, Frank Raumel Gebühr: 30 Euro, für Teilnehmer/innen am Projekt »Bibliothek 2010 plus« kostenlos Anmeldung: (bis 19. Februar) Landesbibliothekszentrum/ Büchereistelle Neustadt, Telefon: 0 63 21/39 15-21 bzw. Landesbibliothekszentrum/ Büchereistelle Koblenz, Telefon: 02 61/9 15 00-301 .B Bibliotheken bauen und ausstatten III: Ausstatten von Bibliotheken 3. – 5. März – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referenten: Prof. Dr. Claudia Lux, Prof. Dr. Ulrich Naumann, Dr. Klaus Ulrich Werner, Andreas Richter, u. a. Gebühr: 250 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83851458, E-Mail [email protected]. de, www.fu-berlin.de/weiter bildung Beide Veranstaltungen gehören zusammen und sollten nach Möglichkeit nicht getrennt gebucht werden. Veranstalter: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Referentin: Christiane Brand (ULB Darmstadt) Gebühr: 350 Euro Anmeldung: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Geschäftsstelle für Aus- und Fortbildung, Bockenheimer Landstr. 134-138, 60325 Frankfurt (Main) w Telefon: 030/83851458, E-Mail [email protected]. de, www.fu-berlin.de/weiter bildung Umgang mit Kunden/ Umgang mit Benutzern 10. – 11. März – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referentin: Caroline Meinke Gebühr: 120 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83851458, E-Mail [email protected]. de, www.fu-berlin.de/weiter bildung Grundlagen und Probleme der Bestandserhaltung in Bibliotheken und Archiven 12. – 13. März – FU Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Referentin: Dr. Annette Gerlach Gebühr: 100 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum, Telefon: 030/83851458, E-Mail [email protected]. de Grundkurs: »Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken« (RAK-WB) 31. März – 3. April – Universitätsbibliothek Weimar Veranstalter: Thüringer Landesverband im DBV und Landesgruppe Thüringen im Berufsverband Information Bibliothek (BIB) Gebühr: 80 Euro Anmeldung: (bis 29. Februar) Universitätsbibliothek Ilmenau, Telefon: 0 36 77/69 47 01, E-Mail: [email protected] 35 BuB | Foyer Markt Elsevier Mit Studiengebühren Informationsangebot verbessert e pr.– Deutsche Fachhochschulen haben nach Erkenntnissen von Elsevier einen Teil der erstmals im vergangenen Jahr erhobenen Studiengebühren eingesetzt, um die Ausstattung von Bibliotheken mit Online-Datenbanken zu verbessern. Dies optimiert für Studenten den direkten Zugriff auf notwendige Fachliteratur. .d –B w Darüber hinaus können Mitarbeiter in der Bibliothek folgende wichtige Informationen im EJournal Updates online abrufen: aktuelle Formatänderungen und neue Formatoptionen für abonnierte Zeitschriften Archiv mit den durchgeführten Formatänderungen neu verfügbare kostenlose elektronische Formate laufender Print-Abonnements Zeitschriften, bei denen ein Verlagswechsel stattgefunden hat neue Open Access-Titel in der EBSCO-Titeldatenbank neu hinzugefügte beziehungsweise gelöschte Titel innerhalb eines elektronischen Zeitschriftenpakets. Diese Informationen können via RSS übermittelt werden. »E-Journal Updates ist einfach zu nutzen«, sagt Cindi Parker Sandridge, Serials Specialist in Technical Services an der James Madison University in Harrisonburg (Virginia/USA). »Da wir von den Verlagen nicht immer darüber informiert werden, wenn sie Preise oder Formate ändern, glaube ich, dass Bibliotheken davon profitieren werden. Denn so kennen wir die Optionen und können das beste Format für unsere Nutzer wählen.« »E-Journal Updates ist eine wichtige Ergänzung für EBSCONET, denn es ermöglicht –u pr. – Mit E-Journal Updates steht Bibliothekaren jetzt eine neue Informationsquelle in EBSCONET zur Verfügung. Bibliothekare können sich über das web-basierte Verwaltungssystem von EBSCO schnell über neu verfügbare Formatoptionen zu ihren Zeitschriftenabonnements informieren. .B EBSCO: Besserer Überblick über elektronische Ressourcen Die Kinder sind autonom in ihrem Lernweg, und gelangen durch maximale Differenzierung zu evaluierbarer Lesekompetenz. Die Lernebenen sind in aufsteigender Komplexität komponiert. Lernphasen und Lernergebnisse werden protokolliert und können in mehreren Evaluationsschritten Stärken und Schwächen beim Lesenlernen aufzeigen. Das Programm startet mit zehn Büchern als Vollversion und fünf Büchern als Kurzversion. Pisakids Das umfassende Lernprogramm kann im Schulunterricht Internetverlag GbR: ebenso eingesetzt werden, wie es Lesen lernen mithilfe den Unterricht ergänzt und den des Internet Eltern eine sinnvolle Leseförderung anbietet. Das neue Medipr. –Als erstes Internetproum Internet wird bewusst als gramm zum systematischen modernes Instrument in einer Aufbau von Lesekompetenz in veränderten Lernumgebung der Grundschulen ist im Oktober Kinder eingesetzt. Es nutzt die 2007 das Programm Pisakids mit ihm verbundene Motivation gestartet. Eine Demoversion der Kinder, vermittelt Lust an des Programms steht mit einer den Spielen mit einer im Internet Erläuterung des Konzepts unter außergewöhnlich ästhetischen www.pisakids.de im Netz. Bildersprache und fördert durch den Aufbau der Spiele und ein Elisabeth Simon-Pätzold hat ausgeklügeltes Bonussystem die das Programm als Antwort auf die in den Pisa-Tests ermittelten Leseschwächen wissenschaftlich Das umfassende Lernfundiert und mit hohem di- programm kann im Schulundaktischen und gestalterischen terricht ebenso eingesetzt Niveau entwickelt: Auf vier un- werden, wie es den Unterterschiedlichen Schwierigkeitse- richt ergänzt und den Eltern benen trainieren und verbessern eine sinnvolle Leseförderung die Kinder ihre Lesefähigkeit anbietet. im Kontext immer neuer anspruchsvoller Kinderbücher. Zu jedem Buch können sie unter 32 Konzentration und den Ehrgeiz, Spielen und Aktivitäten wählen. zu richtigen Ergebnissen in den vorgegebenen Lernpfaden zu finden. Elisabeth Simon-Pätzold ist Grundschullehrerin und hat Zusatzstudien im Bereich Kinderund Jugendliteratur in Wien soMitteilungen von wie im Bereich der Hochbegabtenförderung (Echa-Diplom) in Unternehmen Münster absolviert. Gemeinsam In der Rubrik »Markt« wermit ihrem Mann Ulrich Pätzold den Pressemitteilungen von hat sie in Dortmund die GbR Unternehmen und DienstPisakids Internetverlag aufgeleistern – ohne redaktionelle baut. Das Programm Pisakids Bearbeitung – veröffentlicht. wird über Abonnement vertrieDie Redaktion behält sich vor, ben. Die jährlichen Kosten beBeiträge auszuwählen und zu tragen: Einzelnutzung 60 Euro, kürzen. Klassenlizenz 120 Euro. Kontakt: [email protected]. uns, unsere Kunden pro-aktiv über Änderungen ihrer elektronischen Zeitschriftenkollektionen zu informieren. Dies ist ein häufig geäußerter Wunsch«, erklärt Rebecca Day, Manager of E-Resource Services Development bei EBSCO. www.ebsco.de w Markt w 36 Unter anderem bietet die Hochschule Offenburg im neuen Studiensemester über ScienceDirect College Edition Zugriff auf Artikel aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften im Volltext an. Die Fachliche Bibliotheksleiterin, Petra Möhringer: »Wir konnten mit der Lizenzierung von ScienceDirect endlich eine Lücke in unserem Datenbankangebot im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften schließen. Und das Angebot kommt sehr gut an, denn unsere Studierenden sind über den unkomplizierten Zugriff auf die Volltexte begeistert.« Seit 2008 bietet die ScienceDirect College Edition noch mehr Inhalt: Kunden können ohne Zusatzkosten auf ein Volltext-Archiv der wissenschaftlichen Fachzeitschriften ab 1995 zugreifen. Die Ausstattung von Bibliotheken mit Online-Datenbanken verbessert – gemäß dem vorgesehenen Verwendungszweck der Studiengebühren – ganz gezielt die Qualität von Studium und Lehre und wirkt sich gleichzeitig positiv auf das Ranking aufgrund aller einschlägigen Methoden aus. Weitere Investitionen in elektronische Dienstleistungsangebote werden erwartet; speziell von Fachhochschulen und Universitäten in den Bundesländern, die bereits Studiengebühren erheben, wie zurzeit in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. BuB | 60 (2008) 01 Foyer | BuB Markt pr. – Swets erweitert seine umfangreiche Produktlinie durch den Erwerb des preisgekrönten ScholarlyStats und setzt damit sein strategisches Ziel fort, Bibliotheken in aller Welt ein ausgesuchtes Portfolio an Dienstleistungen anzubieten. w BuB | 60 (2008) 01 Beuth Verlag Historische DIN-Normen online –u .B w w Die Stadtbibliothek Amberg kooperiert mit dem GregorMendel-Gymnasium sowie der Firma Siemens und eröffnete die sechste Onleihe Deutschlands – gleichzeitig auch das erste Public Private Partnership. Aber auch Bibliotheksnutzer von Stadtbibliotheken in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen können jetzt Medien online ausleihen. Am 28. November startete mit der »Online Ausleihe« der Stadtbüchereien Hamm die zweite Onleihe in Nordrhein-Westfalen nach Köln. Mit den »Onleihen« in Göttingen und Oldenburg hat nun auch Niedersachsen digitale Filialen, die am 3. Dezember eröffneten. Und als Weihnachtsgeschenk an alle Nutzer gingen die Stadtbibliotheken in Düsseldorf und Neuss mit den beiden »Online-Bibliotheken« am 17. Dezember online. Für 2008 sind Neueröffnungen von Onleihen in Thüringen, Baden-Württemberg, Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern geplant, darunter auch einige Verbünde kleinerer Bibliotheken. Von Mai bis November 2007 hatten bereits in Würzburg, Hamburg, Köln, München und Frankfurt (Oder) digitale Filialen von Stadtbibliotheken eröffnet. Diese werden in Zusammenarbeit mit der DiViBib GmbH, einer Tochter der ekz.bibliotheksservice GmbH betrieben. Mehr Infos zur Onleihe und die Zugänge zu den Onleihen stehen unter www.Onleihe.de. www.DiViBib.com Swets teilt hiermit mit, dass es von MPS Technologies (MPST) die Exklusivrechte an ScholarlyStats erworben hat. MPS Technologies wird ScholarlyStats weiter für Swets betreiben und den Service weiterentwickeln, um die Kontinuität für die bestehenden Kunden sicherzustellen. ScholarlyStats ist ein modernes webbasiertes Portal, das die Sammlung, Zusammenfassung und Analyse von Nutzungsstatistiken von elektronischen Magazinen über multiple Quellen erleichtert. Geliefert im COUNTER-kompatiblen Format, können die Nutzungsberichte von den Bibliotheken über eine einheitliche, intuitive Schnittstelle eingesehen und heruntergeladen werden. So können sich Mitarbeiter auf andere Tätigkeiten konzentrieren und es wird leichter, genauere Entscheidungen hinsichtlich der Sammlung zu treffen. MPST legte ScholarlyStats im Jahr 2005 auf, das Produkt wurde weltweit schnell angenommen. ScholarlyStats wurde bei der Vergabe der »International Information Industry Awards« als »Library Product of the Year« ausgezeichnet. In enger Zusammenarbeit mit MPS Technologies als globalem Verkaufspartner seit dem Start 2006 hat Swets eine führende Position entwickelt und damit seine Stärke bewiesen, wenn es um die Markteinführung neuer Technologien geht. Swets freut sich sehr über die volle Aufnahme dieses Produkt in sein umfangreiches Portfolio und über sein noch nicht erschlossenes Potenzial. OCLC: Weltweite Marken identität pr. – OCLC, der weltweit größte Bibliotheksdienstleister, führt alle Niederlassungen unter einem Namen und einer gemeinsamen Marke zusammen, um Bibliotheken weltweit mit einer vereinheitlichten und klaren Strategie zu unterstützen. e pr. – Immer mehr Menschen in Deutschland haben die Möglichkeit, digitale Medien online bei ihrer Bibliothek auszuleihen – darunter ist seit 17. November 2007 auch ein ganzes Gymnasium. Mit der »Medientanke« ging in Amberg ein bisher einmaliges Projekt an den Start. Obwohl Swets das Produkt erworben hat, wird sich für die bestehenden Kunden und Geschäftspartner von MPST nichts ändern. MPST wird Swets als Outsourcing-Partner dienen und weiterhin die Nutzungsstatistiken sammeln und verarbeiten. Die Kunden können ScholarlyStats über dasselbe Portal – www.scholarlystats. com – weiterhin nutzen, und die Statistiken werden weiter im selben Format erstellt. .d Swets: Preisgekröntes ScholarlyStats gekauft –B DiViBib »Medientanke« am Gymnasium pr. – Ab sofort bietet der Beuth Verlag seinen Kunden unter www.mybeuth.de einen neuen Online-Service an: Die Recherche und den Download von historischen DIN-Normen. Mit diesem Dienst stehen DINNormen zur Verfügung, die seit 1978 zurückgezogen wurden. Um Verwechslungen zu vermeiden, sind diese Dokumente auf jeder Seite durch einen Stempel als »zurückgezogen« gekennzeichnet. Beuth-OnlineKunden können einen Großteil der Dokumente zum direkten Download bestellen; außerdem besteht die Möglichkeit, sich die Normen in einer Papierfassung liefern zu lassen. Historische Normungsdokumente werden aus verschiedenen Gründen benötigt: Nicht selten zum Beispiel muss die Investitionsgüterindustrie für die Instandhaltung von Anlagen nach älteren Anforderungen ermitteln, und oftmals müssen historische Normen bei juristischen Auseinandersetzungen zwischen Produzenten und Abnehmern zu Rate gezogen werden; auch Gutachter benötigen historische Dokumente für ihre Tätigkeit. Als Folge werden die OCLC PICA-Niederlassungen in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich und Australien in OCLC umbenannt. Durch den Zusammenschluss aller lokalen Büros unter einem Namen und einer Identität können Bibliotheken weltweit von der Mitgliedschaft bei OCLC, seinen Forschungsaktivitäten und einem erweiterten Produkt- und Service-Portfolio profitieren. »Durch die Vereinigung von OCLC PICA und OCLC zu einer globalen Organisation können Bibliotheken in Europa, dem Nahen Osten und Afrika Teil des weltweit führenden Bibliotheksdienstleisters werden. Durch die Bündelung der Kräfte sind wir in der Lage, die kritische Masse zu erreichen, die nötig ist, um webbasierte Dienste anzubieten, die den wachsenden Erwartungen und Anforderungen heutiger Bibliotheksnutzer gerecht werden«, sagt Rein van Charldorp, Managing Director von OCLC PICA. OCLC hat weltweit Entwicklungs- und Produktmanagement-Abteilungen sowie acht Entwicklungsstandorte in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den Vereinigten Staaten gebildet. OCLC hat darüber hinaus Mitarbeiter aus verschiedenen Regionen zu Arbeitsgruppen zusammengeführt und seine Aktivitäten in drei Weltregionen gebündelt: in Nord-, Mittel- und Südamerika, im Asien-PazifikRaum und in der »EMEA«-Region Europa, Naher Osten und Afrika. www.oclcpica.org 37 w w w .B –u –B .d e w w w .B –u –B .d e Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Die Bibliothek neu erfinden! .B Joscha Remus, Wissenschaftsjournalist rein elektronischen Multimediathek zu prognostizieren. So werden futuristische Visionen entworfen von allwissenden Avataren, von Wissens- und Weisheitsnavigatoren, die den Besucher empfangen und ihm in Sekundenschnelle maßgeschneiderte Informationen aus dem vereinten Pool der digitalisieren Informationsträger der Welt liefern. Doch jenseits aller technologiebezogenen Debatten sehe ich die Bibliothek der Zukunft auch als einen inspirierenden Ort der Begegnung an. Als einen Ort, an dem Neugierige, Lernende und Wissensdurstige neben ihrem Wissen auch ihre Erfahrungen austauschen können. Ich sehe die Bibliotheken und Mediatheken als lebendige Stätten der Wissensvermittlung und Orte, an denen man neue Formen selbst organisierter Wissensgemeinschaften und neuer Lernkooperationen ausloten möchte. Ähnlich den Idea Stores in London und dem Wissenscafé in der Stuttgarter Mediothek setzt dieser Paradigmenwechsel den Mut voraus, einmal tüchtig quer zu w w w »Doch jenseits aller technologiebezogenen Debatten sehe ich die Bibliothek der Zukunft auch als einen inspirierenden Ort der Begegnung.« (Joscha Remus) .d Über die Zukunft lässt sich trefflich spekulieren. Buchbranche und Bibliothekswesen wähnten sich in ihrer Historie schon häufig am Abgrund angelangt – und verkündeten andererseits auch immer wieder selbstbewusst die eigene führende Rolle im Herzen der Gesellschaft. Auch die elektronischen Medien werfen existenzielle Fragen auf: Werden Bibliotheken in der Zukunft zu den wichtigsten Akteuren im digitalen Markt gehören? Oder wird letztlich doch mit der Massendigitalisierung ihr Ende eingeläutet? Zukunftsfragen haben Brisanz, das zeigen die Kommentare von Persönlichkeiten aus der Bibliotheksszene, von Praktikern, Beobachtern und Programmatikern, die für BuB ihre Ideen, Visionen und Prognosen aufgeschrieben haben. nämlich dann, wenn die Teilnehmer ihre »Bewegungserfahrungen« austauschen, neue Formen »motorischer Intelligenz« erproben und ihre Kenntnisse an ihre »Wissensfreunde« weitergeben. Die Bibliothek der Zukunft sollte jenseits des formalisierten Wissens, das in Büchern, Bildträgern und Datenbanken gespeichert und verwaltet werden kann, jenseits aller elektronischer Verfügbarkeit, auch das implizite Wissen der Menschen einbinden. Sie sollte auch Ideengenerator und Wissenstauschbörse sein. Vor allem aber Wissensbegegnungsstätte. Joscha Remus, Wissenschaftsjournalist –B Experten blicken nach vorn: Prognosen, Ideen, Visionen Wir leben in einer Zeit, die für die Menschen angesichts der Informationsflut immer ereignisreicher, aber für den Einzelnen auch zunehmend erfahrungs-, weil bewegungsärmer wird. Das hängt vor allem mit den flachen Monitorwelten zusammen, aus denen die Menschen ihre Text-, Bild-, Film- und Toninformationen zunehmend generieren. Angesichts des Informationsüberflusses, der schnellen Verfügbarkeit elektronisch aufbereiteter Informationen, den Entwicklungen hin zum semantischen Web und zu intelligenten, multifunktionalen Suchmaschinen, ist es nur allzu verlockend, für die Bibliotheken der Zukunft einen Paradigmenwechsel hin zur denken, den Begriff der Wissensnavigation und Wissensvermittlung weiter und den der Bibliothek radikal neu zu erfinden. Den Idea Stores sind beispielsweise auch ein Tanzstudio und ein Theater angegliedert. Und im Wissenscafé in Stuttgart gerät Wissen wahrhaft in Bewegung; e 15 Mal Zukunft der Bibliothek –u 40 Kreativ im virtuellen, realen, politischen Raum Zum ersten Mal in der Geschichte leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Die urbane Gesellschaft stellt auch an Bibliotheken neue Anforderungen. Die Großstadt-Bibliothek der Zukunft muss vor allem kreativ sein: Kreativ in der Medienverbreitung und -vermittlung ebenso wie in der Vernetzung und Selbstdarstel- Sabine Homilius, Stadtbücherei Frankfurt am Main BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft e .d In zehn Jahren… w w BuB | 60 (2008) 01 Stärke durch Kooperation und Vernetzung Meine These zur Bibliothek der Zukunft ist: Der gravierendste Wandel wird sich nicht auf technischer Ebene vollziehen. Digitalisierung, virtuelle Angebote, RFID und Selbstverbuchung werden zwar zum Alltag in Bibliotheken jeder Größenordnung gehören, nachhaltiger jedoch werden sich beispielsweise die Öffentlichen Bibliotheken dadurch ändern, dass sie ihren Schwerpunkt von einer Kultur- und –B … werden Universitätsbibliotheken digital sein. Die vorhandenen Buchbestände werden in sehr begrenztem Maße weiter wachsen, aber in erheblich geringerem Umfang als bisher. … wird die Literatur- und Informationsversorgung elektronisch »just in time« stattfinden. Zeitschriften lösen sich auf zu Artikelsammlungen, Artikel werden für die Einzelnutzung gekauft, umfangreiche Texte werden elektronisch bereitgestellt und bei Bedarf »print on demand« produziert. … wird der überwiegende Teil der Auskunftsdienste nicht mehr in der Universitätsbibliothek als Ort, sondern virtuell (Chat, E-Mail, VoIP, neue Techniken) und bei den Kunden am Arbeitsplatz stattfinden. … werden Suchstrategien in noch viel stärkerem Maße als heute durch Suchmaschinen und »Google-isierung« geprägt sein. … werden Bibliotheks- und Rechenzentrumsdienste in weiten Teilen nicht mehr trennbar sein. … werden Universitätsbibliotheken konkrete personalisierte Forschungs- und Studienunterstützung zur Beschleunigung von Forschungsvorhaben und Studium w rungen, denen wir schon jetzt mit neuen Serviceangeboten begegnen. Hier steht vor allem auch die Medienvermittlung im Zentrum, die wir noch zielgruppenspezifischer ausbauen werden. Die Vernetzung mit Bibliotheken in der Region und innerstädtischen Partnern helfen uns ressourcenschonend, das Medien- und Serviceangebot kontinuierlich zu erweitern und neue Zielgruppen zu erschließen. Nicht zuletzt: Kleider machen Leute. Damit Bibliotheken von einer breiten Öffentlichkeit angenommen werden, müssen sowohl Servicezeiten als auch Medienangebot und Architektur stimmen. Und dafür benötigen wir personelle und finanzielle Mittel. Hier ist Lobbyarbeit gefragt. Mit unserem Bildungsauftrag stärken wir die Demokratie, das friedliche Miteinander der Kulturen und die Wirtschaft. Die Bibliothek wird zu einem politischen Schwergewicht, ein Bibliotheksgesetz könnte das Ergebnis sein. Dann sind wir gut gerüstet für die Reise in die Zukunft. Sabine Homilius, Stadtbücherei Frankfurt am Main Petra Hätscher, Universitätsbibliothek Konstanz –u »Mit unserem Bildungsauftrag stärken wir die Demokratie, das friedliche Miteinander der Kulturen und die Wirtschaft. Die Bibliothek wird zu einem politischen Schwergewicht, ein Bibliotheksgesetz könnte das Ergebnis sein.« (Sabine Homilius) liotheken, Hosts, private Anbieter) erledigen. … werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Universitätsbibliotheken unangefochtene Spezialistinnen und Spezialisten für Informationsvermittlung und -beschaff ung sein, ohne die eine Universität undenkbar ist – wenn die Bibliotheken die Herausforderungen jetzt annehmen! Petra Hätscher, Universitätsbibliothek Konstanz .B lung. Auf individuelle Lebensstile und flexible Arbeitszeiten reagiert die Bibliothek mit dem Ausbau virtueller Angebote. Neue digitale Dienstleistungen werden an 24 Stunden überall in der Stadt abrufbar sein. Sprachkurse, Fachaufsätze, Spielfilme oder Hörbücher aus dem Medienbestand per download runterladen – das ist dann die eine Seite. Gleichzeitig wird der reale Raum der Bibliothek wichtiges Zentrum der lokalen Vernetzung und Identität. Auch außerhalb der Innenstädte bieten die Bibliotheken im Stadtteil einen öffentlichen Raum, in dem Kultur und Nachbarschaft aktiv gepflegt werden. Die kleinen und großen Medienzentralen der Großstadtbibliothek werden zu integrativen Lern- und attraktiven Freizeiträumen. Chancengleichheit und Bildungsförderung bleiben elementare Eckpfeiler unserer Arbeit. Die aktuelle demografische Entwicklung, der stetige Zustrom ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger und das lebenslange Lernen sind Herausforde- 41 »Zeitschriften lösen sich auf zu Artikelsammlungen, Artikel werden für die Einzelnutzung gekauft, umfangreiche Texte werden elektronisch bereitgestellt und bei Bedarf ›print on demand‹ produziert.« (Petra Hätscher) routinemäßig bieten, sowohl elektronisch als auch im persönlichen Gespräch. … werden Universitätsbibliotheken einen Teil ihrer Informationsversorgung mittels anderer Dienstleister (zentrale Bib- Günter Pflaum, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Freizeiteinrichtung mehr zu einer Bildungseinrichtung verlagern. Sie werden bei der Bewältigung der Anforderungen und Probleme unserer Gesellschaft aktiv mithelfen. Als Bildungspartner begleiten sie die Menschen von der Wiege bis ins hohe Alter – und zwar effektiv in Verbünden und in Kooperation mit anderen Einrichtungen. Bibliotheken werden sich spartenübergreifend mit Unterstützung von zentralen Serviceeinrichtungen zusammenschließen und ihre Aufgaben in enger Abstimmung mit Kindergärten, Schulen, Volkshochschulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen wahrnehmen. Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Räume für Menschen, Avatare für Handys w w Die Bibliothek der Zukunft sollte ihren Auftrag auch in fernen Jahrzehnten fest im Blick haben: Als öffentliches Unternehmen stellt sie weiterhin Medien, Wissen und qualitätsvolle Informationen für die Bürgerinnen und Bürger bereit. Die Funktion des zentralen öffentlichen Raums bleibt erhalten: Treff punkt und Kommunikationsort, Medienplaza und Wissensagora – die Bibliothek bietet Raum und Räume für Menschen. Bücher aus Papier und hauchdünne Lese-, Audio- und Videogeräte mit lizenzierten Inhalten laden zum Genuss vor Ort mit einem Kaffee ein, persönliche Beratung und Wohlfühl-Ambiente sind Trumpf. An manchen Orten präsentierten sich Bibliotheken aber auch als Kombination .d e Allerdings handelt es sich nicht immer um echte Bibliotheksmitarbeiter – Avatare geben Standardauskünfte und erst ab einem gewissen Komplexitätsgrad übernimmt der Mensch. Bei weitergehenden Anforderungen werden bibliothekarische Kollegen über Netzwerke konsultiert – bei Bedarf auch in anderen Ländern, denn Übersetzungschips gestalten die Kommunikation mit den internationalen Kollegen ganz einfach (menschliche Missverständnisse ausgeschlossen). Besonders erfreulich: Auch die Bibliotheken der Zukunft brauchen kompetente Dienstleister ... Andreas Mittrowann, ekz.bibliotheksservice GmbH –B Andreas Mittrowann, ekz.bibliotheksservice GmbH –u aus Wissenszentrum, Museum und Volkshochschule: In Lernwelten mit Themenschwerpunkten wie Familie, Wissenschaft oder Sport bilden Medien, Exponate, interaktive Experimente und Lernangebote ein durchdachtes Angebot mit maximaler Bildungswirkung oder entsprechendem Unterhaltungsfaktor. Neu sind die Wege, auf denen dies geschieht: Durch innovative Technologien »Das digitale und mobile Serviceangebot wird deutlich mehr Raum als heute einnehmen. Über die Hälfte des Bestandes wird als »Onleihe« zur Verfügung stehen.« (Andreas Mittrowann) werden die Geräte direkt vor Ort erstellt und passen sich an die Wünsche des Nutzers an. 3-D-Ausgabe von Videos und drahtlose Audioübertragung ins Ohr gehören zum Standard, Texte lassen sich auch automatisch vorlesen – dass die Sprecherstimme dabei synthetisch ist, merken die Hörer nicht. Auch die Bibliotheksmöbel sind flexibel und stellen sich auf die Größe, das Sehvermögen oder andere körperliche Gegebenheiten der Kunden ein. Das digitale und mobile Serviceangebot wird deutlich mehr Raum als heute einnehmen. Über die Hälfte des Bestandes wird als »Onleihe« zur Verfügung stehen und kann via Handy oder durch andere Ausgabegeräte mit drahtlosem Internetanschluss von Zuhause oder aus dem jeweiligen fahrenden (schwebenden?) Untersatz ausgeliehen werden. Dass dabei nicht nur Wissen und Unterhaltung, sondern auch die persönliche Beratung vom Bibliotheksserver bezogen werden können, versteht sich von selbst. w Kooperation und Vernetzung sind die Schlüsselwörter für die Zukunft. Das könnte zum Beispiel so aussehen: Die moderne Schulmediathek, eine Mischung aus Bibliothek, Computer-, Medien- und Werkraum, ist nicht nur architektonisch das Zentrum der Ganztagesschule, sondern steht auch im Schulalltag im Mittelpunkt. Auf circa 1 000 Quadratmetern verteilen sich fast 300 Arbeitsplätze. Online-Angebote stehen überall über WLAN zur Verfügung. Die Mediathek wird vielfältig genutzt: Schüler recherchieren dort und erarbeiten Unterrichtsthemen und Vorträge, sie erledigen ihre Hausaufgaben und nutzen die Räume zum Aufenthalt in Freistunden. Auch viele Projekte und Arbeitsgruppen der Ganztagesschule finden dort statt. Die Schulmediathek ist eine Zweigstelle der Stadtbibliothek, die in die Projekte und Themen eingebunden wird und ergänzende Veranstaltungen organisiert. Wochenend- und Abendöffnungsstunden sind in den meisten Bibliotheken üblich. Ohnehin bildet die Stadtbibliothek zusammen mit der Volkshochschule ein Lernzentrum für alle Altersgruppen und arbeitet intensiv mit Schulen und Kindergärten zusammen. Sie steht im engen Verbund mit dem BMZ, dem Bibliotheksund Medien-Zentrum, das neben den Bibliotheken auch Schulen, Kindergärten und Medienzentren durch zentrale Service- und Koordinierungsleistungen, Medienbestände und Online-Datenbanken, Lese- und Sprachförderprogramme sowie Beratung und Fortbildung unterstützt. Günter Pflaum, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz .B 42 Eine unerschöpfliche Quelle neuen Wohlstands und geistiger Freiheit Eines Tages fragte Captain Kirk auf der Enterprise in die Luft: »Computer, was wissen wir über…«, und der Computer hielt ihm einen Kurzvortrag über die fragliche Angelegenheit. Das wird es natürlich nie geben, denn wir werden nicht fragen: »Computer, was wissen wir über…«, sondern: »Bibliothek, was wissen wir über…«. Mit der Bibliothek der Zukunft werden wir reden können, von jedem Ort der Erde aus. Das wird sehr nützlich sein, außer für Menschen in wasserarmen Gegenden, weil es denen nichts nützt, wenn Sie kein Wasser, sondern die Antwort bekommen, dass Wasser ein paar Tagesreisen entfernt ist. Aber vielleicht finden diese Leute in der Bibliothek der Zukunft eine Anleitung zum Bau einer Pipeline und einen Ratgeber, wie sie ihre feindlichen Nachbarn davon überzeugen können, das Wasser über die Grenze leiten zu dürfen. Konrad Umlauf, Humboldt-Universität zu Berlin BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft w Massendigitalisierung für die Wissenschaft w Die Bayerische Staatsbibliothek ist eine der größten europäischen Universalbibliotheken. Als internationale Forschungsbibliothek richten sich ihre Angebote an Wissenschaftler und Studierende weltweit. Insofern ist das Internet für die Bayerische Staatsbibliothek gleichsam das natürliche Medium, erlaubt es doch den Zugriff auf Informationen für jedermann in aller Welt und rund um die Uhr. Es ist daher ein vorrangiges strategisches Ziel der Bibliothek, ihren einzigartigen Bestand, der ein Gutteil des abendländischen schriftlichen BuB | 60 (2008) 01 e ganz neue Arbeitsmöglichkeiten eröffnen. Für die Bayerische Staatsbibliothek gilt also nicht nur »content is king«, sondern ebenso »context is king«. Angesichts der zügig voranschreitenden Massendigitalisierung wird manch einer nun vielleicht ängstlich fragen, was künftig aus der »realen« Bibliothek, der »bricks and books« wird. Bei mehr als einer Million Besucher jährlich in den Lesesälen der Bayerischen Staatsbibliothek – Tendenz steigend – kann man darauf jedoch beruhigt zurückfragen: »Sonst keine Sorgen?« Klaus Ceynowa, Bayerische Staatsbibliothek .d Klaus Ceynowa, Bayerische Staatsbibliothek Was ich nicht im Netz finde, das gibt es nicht! –B Kulturerbes umfasst, so rasch wie möglich zu digitalisieren und – ganz pragmatisch – für die Welt nutzbar zu machen. Die technischen Voraussetzungen der »industriellen« Massendigitalisierung sind heute weitgehend vorhanden. In einem aktuellen, von der DFG geförderten Projekt –u »Es ist ein vorrangiges strategisches Ziel der Bibliothek, ihren einzigartigen Bestand, der ein Gutteil des abendländischen schriftlichen Kulturerbes umfasst, so rasch wie möglich zu digitalisieren und – ganz pragmatisch – für die Welt nutzbar zu machen.« (Klaus Ceynowa) .B zur Digitalisierung der 37 000 deutschsprachigen Drucke des 16. Jahrhunderts im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek werden mit modernster Scan-Robotik 7,5 Millionen Seiten in nur zwei Jahren erfasst. Die aktuellen Förderlinien der DFG, vor allem zu Nationallizenzen für laufende Zeitschriften und zur Digitalisierung von Sondersammelgebieten, werden zudem auch die zusehends flächendeckendere digitale Bereitstellung urheberrechtlich geschützter Werke erlauben. Angesichts der immensen Kosten der Massendigitalisierung ist Kreativität gefragt: Die Public-Private-Partnership der Bayerischen Staatsbibliothek mit Google zur Digitalisierung der urheberrechtsfreien Bestände des 17. bis 19. Jahrhunderts – circa eine Million Bücher – wird in einem überschaubaren Zeitraum ein elektronisches Angebot schaffen, das mit öffentlichen Mitteln allein nicht finanzierbar wäre. Die Bereitstellung der Digitalisate in Form volltextindexierter Forschungskorpora, erschlossen mit differenzierten Strukturdaten und Web 2.0 Funktionalitäten, wird insbesondere für die Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften w Die glühenden Fanatiker gleich welcher Religion werden von dieser Bibliothek auch nichts haben, weil sie gar nicht erst fragen werden, denn sie werden keine Antworten hören wollen, die ihrer Verblendung zuwiderlaufen. Aber für alle anderen wird die Bibliothek der Zukunft eine unerschöpfliche Quelle neuen Wohlstands und geistiger Freiheit sein. Diese Bibliothek wird nicht nur vielfältigste Ressourcen zusammenführen, die heute noch nur getrennt zugänglich sind, beispielsweise Bahn-Fahrpläne und die Daten des menschlichen Genoms, althebräische Bibeltexte und Anleitungen zur Programmierung von friedlichen Computerspielen, falls es so etwas gibt, sondern sie wird diese Ressourcen auch passgenau selektieren können, weil sie versteht, was der Nutzer meint, auch wenn er es nicht angemessen artikulieren kann. Deshalb braucht die Bibliothek der Zukunft auch kein Tutorial zur Vermittlung von Informationskompetenz bereitzustellen. Aber sie wird den Nutzern reale und virtuelle Räume zur Kommunikation und Werkzeuge zur Bearbeitung anbieten, damit sie gemeinsam aus dem gefundenen Wissen neues, produktives Wissen generieren können. All dies wird die Bibliothek der Zukunft vermögen – wenn es gelingt, ein Urheberrecht zu etablieren, das dem Wissensdurst keine Fesseln anlegt, und wenn es gelingt, die Politiker davon zu überzeugen, dass sie den Reden von der Wissensgesellschaft praktische Taten folgen lassen müssen. Eins wird die Bibliothek der Zukunft nicht können: die Nutzer zu veranlassen, das ihr entnommene Wissen ausschließlich in ethisch einwandfreier Weise zu nutzen. Das müssen die Nutzer selber leisten. Und das wird die wichtigste Aufgabe der Zukunft sein. Konrad Umlauf, Humboldt-Universität zu Berlin 43 Wie können Spezialbibliotheken in der vernetzten Informationswelt, die 24 Stunden am Tag, an sieben Tagen die Woche alle Fragen beantwortet, zukünftig bestehen? In den Kunst- und Museumsbibliotheken dominieren heute noch die Nutzer, die gedruckte Standardwerke verwenden, ohne die Chancen des Internet zu kennen. Die Bibliothek muss dagegen ankämpfen, als verstaubte Büchersammlung dazustehen – die nie geöffnet ist, wenn man sie braucht –, und andererseits muss sie sich davor hüten, im von Kommerz und Werbung überfrachteten Internet unterzugehen. Noch zu oft sieht es heute so aus: Jemand, der ein Porzellanservice geerbt hat, will etwas darüber herausfinden, sucht im Internet und findet häufig nichts oder zu viel. Er kommt gar nicht auf die Idee, seine Anfrage an eine Spezialbibliothek zu stellen. Dabei könnte ihm dort mit einer qualifizierten Recherche im Internet, der Su- Martin Zangl, Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Keine Zukunft für unseren Bücherbus w Es gibt viele Bürger, die für die Zukunft von Bibliotheken kämpfen und sich stark machen! Wir haben es mit einer Initiative zur Rettung des Bücherbusses im Märkischen Kreis versucht, als dieser abgeschaff t werden sollte. Wir haben rund 30 000 Unterschriften im Rahmen eines Bürgerbegehrens gesammelt, wir haben demonstriert und eine eigene Website eingerichtet. Unser Motto war immer: »Jedes Kind, jeder Erwachsene, den wir mit dem Bücherbus zum Lesen animieren, ist ein Gewinn für die Gesellschaft.« Da die Reduzierung des Bibliotheksangebots im Märkischen Kreis kein Einzelfall in Nordrhein-Westfalen ist, sehe ich w e Bildungs- und Kulturarbeit wurde einfach ausradiert. Zukunft der Bibliothek? Unser Bus ist Vergangenheit! Brigitte Herrmann, Unterstützerkreis »Rettet den Bücherbus MK« .d die bibliothekarische Grundversorgung in Zukunft gefährdet. Solange Bibliotheksarbeit eine »freiwillige Aufgabe« der Kommunen bleibt, ist sie in den Augen vieler Politiker eine Manövriermasse mit Einsparpotenzial – auch wenn völlig klar ist, dass dies die Haushaltssituation nicht maßgeblich verbessern wird. Unsere Initiative hat schließlich ein eindrucksvolles Votum für den Erhalt der –B »Solange Bibliotheksarbeit eine ›freiwillige Aufgabe‹ der Kommunen bleibt, ist sie in den Augen vieler Politiker eine Manövriermasse mit Einsparpotenzial – auch wenn völlig klar ist, dass dies die Haushaltssituation nicht maßgeblich verbessern wird.« (Brigitte Herrmann) –u Kreisfahrbücherei ergeben, doch die Politik blieb völlig unbeeindruckt. Sie erklärte das Bürgerbegehren für unzulässig (dies wurde vom Verwaltungsgericht bestätigt) und stellte den Betrieb der Kreisfahrbücherei ein. Die letzte Hoffnung des Unterstützerkreises liegt jetzt beim Oberverwaltungsgericht in Münster. Die Schließung von Bibliotheken und das Abschaffen von Bücherbussen ist ein Kahlschlag gegen den Willen vieler Bürger, die eine solche Versorgung mit Bü- w che in einem Fachportal mit Linksammlung oder einer Fachdatenbank geholfen werden, und er könnte auf Spezialliteratur zugreifen. Für Spezialbibliotheken – nicht nur im Kunst- und Museumsbereich – sollte deshalb eine Zukunftsstrategie sein, die Öffentlichkeit und damit auch den Geldgeber neu von sich zu überzeugen. Die Arbeitsgemeinschaft der Kunstund Museumsbibliotheken (AKMB) hat dazu das Mittel der Standards und des Qualitätsmanagements gewählt. So werden sowohl die von außen herangetragenen Anforderungen als auch ein selbst gesetztes Qualitätsniveau formuliert. Mit mess- und prüfbaren Kriterien werden Anforderungen zu Aufgaben, Angeboten, Rahmenbedingungen und Personalqualifikation genannt. Bereits die Auseinandersetzung mit Standards und die Durchführung eines Auditverfahrens beinhaltet Qualitätsmanagement. Ein Zertifikat dokumentiert den Leistungsstand öffentlichkeitswirksam und ist nach unserer Einschätzung ein ganz wichtiger Schritt auf dem Weg in die Zukunft! Was Bibliotheken seit Jahrhunderten leisten, nämlich Informationen nicht nur bereitzuhalten, sondern zu beschaffen, aufzubereiten, zu vermitteln und dabei noch Medien- und Informationskompetenz zu stärken, das kann kein Internet leisten. Die Dienstleistung macht den entscheidenden Unterschied zur Suchmaschine! Unser Ziel ist, dass es zukünftig heißt: »Was ich an Informationen in einer realen oder virtuellen Bibliothek mit professioneller Hilfe nicht finde, das gibt es nicht!« Martin Zangl, Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken .B 44 Brigitte Herrmann, Unterstützerkreis »Rettet den Bücherbus MK« chern, Medien und Informationen wertschätzen, brauchen und dafür sogar vor Gericht ziehen! Der Büchereibus des Märkischen Kreises, der 35 Jahre die Außenbezirke der Städte und die Dörfer des Kreises mit Medien versorgte, der zu den Menschen aller Gesellschaftsschichten kam, zu Jung und Alt, mit dessen Hilfe Medien- und Lesekompetenz gestärkt wurde, diesen wunderbaren Bücherbus gibt es nicht mehr. Eines der Fundamente demokratischer Thomas Beyer, Kultursenator der Hansestadt Wismar Wie viel können wir uns leisten? Wie sieht die Zukunft der Öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern aus? Die Tendenz gibt Anlass zur Sorge: Von 2005 bis 2006 wurden 8 von 162 Einrichtungen geschlossen. Wieder einmal muss man sagen. Außerdem wurden drei hauptamtlich geleitete Bibliotheken in nebenamtlich geleitete umgewandelt. Auch dies setzt die Entwicklung der Vorjahre fort. Ergebnis: Nur noch 75 Prozent der Einwohner des Landes leben im Einzugsbereich von Bibliotheken, Tendenz rückläufig! Sicher, jede Bibliothek hat ihre eigene Geschichte, und gewiss ist manchmal eine Bündelung der Kräfte sinnvoll. Aber es ist die Frage zu stellen, wie viel Bibliothek können und müssen wir uns leisten? Um eines klarzustellen: Bibliotheken sind meines Erachtens genauso wichtig wie Schulen. Für Schulen stellen wir allerdings – manchmal umstrittene – oftmals aber zwischen den Gemeinden und Kreisen sorgfältig abgestimmte Entwicklungspläne auf, für Bibliotheken nicht. Eigentlich wäre es an der Zeit … Hier ist die Politik auf allen Ebenen gefragt. Aber auch wir, die Bibliotheken selbst, müssen etwas tun. Als allererstes: Qualitätsentswicklung. Dazu benötigen wir allerdings eine gut ausgestattete und in ihrer Finanzierung dauerhaft abgesicherte Fachstelle. Die Arbeit, die in der jetzigen Fachstelle in Rostock geleistet wird, ist hervorragend. Die finanziellen RahmenBuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft bedingungen mit jährlicher Projektförderung sind mies. Vor allem die kleinen Bibliotheken benötigen die fachliche Unterstützung einer Fachstelle, die nicht ständig um ihr eigenes Überleben kämpfen muss. Bibliotheksentwicklungsplanung plus gut ausgestattete Fachstelle – und alle Probleme sind gelöst? Mitnichten. Gut ausge- Zwischen Stärkung und Schließung e –B –u Schreibwerkstätten zusammen. Erwachsene lesen ihren Kindern vor, treffen sich mit Gleichgesinnten und finden Literatur zu ihren Interessen. Am Abend besuchen sie eine Lesung oder Diskussion, genießen ein Thema, einen Autor, eine Inszenierung von Literatur und ein Glas Wein. All dies kann kein Internet ersetzen! In der Stadtbücherei Pfullingen sind solche Ideen keine Träume, sondern lebendiger Alltag. Nicht zuletzt sorgt bei uns ein engagierter Förderverein mit einem prominenten Vorstandsteam für hohe kommunalpolitische Wertschätzung. Auch in Zukunft werden Bibliotheken im ländlichen Raum eine sozio-kulturelle Funktion haben. Sie werden sogar immer wichtiger für eine Gesellschaft, die nach sinnstiftenden, integrativen und identitätsbildenden Faktoren für ihr Leben und das Miteinander in der Gemeinde und Stadt sucht. Hoffentlich werden auch immer mehr Kommunalpolitiker diesen Wert erkennen und ihre Büchereien mit den nötigen Mitteln und mit ausgebildetem Personal ausstatten. Um zukunftsfähig sein zu können, ist es aber auch zunehmend wichtig, das Internet nicht nur als Medium anzubieten, sondern selbst als Plattform zu nutzen. Gleichzeitig sollten Bibliotheken ihr Angebot um Schulungen zur Recherche- und Medienkompetenz erweitern. Es bietet sich an, die Zusammenarbeit beispielsweise mit der Volkshochschule und dem Buchhandel bei Benutzerschulungen und Veranstaltungen weiter auszubauen. Auch die verstärkte Vernetzung von Bibliotheken untereinander wäre wünschenswert, um in der Öffentlichkeit ein einheitlicheres Bild zu prägen und das Gewicht von Bibliotheken bei politischen Entscheidungen zu erhöhen! Felicitas Vogel und Fleur Anna Ziegler, Stadtbücherei Pfullingen w w w Das ist nicht nur in Skandinavien möglich: Büchereien im ländlichen Raum sind nicht nur Literatur-, Wissens- und Informationszentren, sondern auch Kommunikations- und Kulturhäuser! Hier treffen sich Kinder zur BücherWerkstatt, Schülerinnen und Schüler zum Referate-Schreiben, zu Lesungen und Führungen. Jugendliche gestalten eigene Kunstausstellungen und tun sich in Fleur Anna Ziegler, Stadtbücherei Pfullingen .B Uns kann kein Internet ersetzen! Felicitas Vogel, Stadtbücherei Pfullingen BuB | 60 (2008) 01 Für die Öffentlichen Büchereien in kirchlicher Trägerschaft sehe ich folgende Trends: Bei geringfügigem Rückgang der Anzahl an Büchereien und konstant bleibenden Bestandszahlen nimmt die Zahl der Entleihungen deutlich zu, um 8,5 Prozent in den letzten fünf Jahren. Auch die Zahl der bürgerschaftlich Engagierten hat um mehr als 4 Prozent zugelegt. Und längst sind unsere Büchereien keine reinen Ausleihstellen mehr, sondern lebendige Kulturorte: Im Laufe von fünf Jahren ist die Anzahl der Veranstaltungen zur Leseförderung um mehr als 43 Prozent auf gut 55 000 gestiegen! Geht also alles aufwärts und voran? So ist es auch wieder nicht, denn bei den gravierenden Veränderungen innerhalb der Kirchen und ihren Strukturen bleiben auch wir nicht außen vor. Allerdings werden nicht nur in den beiden großen christlichen Konfessionen selbst, sondern auch in den Landeskirchen und den Erz/-Bistümern die Akzente völlig unterschiedlich gesetzt. Die Bandbreite verläuft von der Rückbesinnung auf das »Kerngeschäft« der Verkündigung, wo Büchereiarbeit dann völlig wegzubrechen droht, bis hin zur Stärkung des kulturellen Wirkens gerade über Büchereiarbeit. In den Positionspapieren der katholischen Kirche und ihren Erz/-Bistümern ist fast ausnahmslos einer der zentralen Punkte die Stärkung des Ehrenamtes. Das schließt auch die fachliche Betreuung und Qualifizierung der vielen tausend bürgerschaftlich Engagierten in den Büchereien mit ein. Unter diesem Aspekt bieten die kirchlichen Fachstellen und im Verbund mit den kirchlichen Büchereiverbänden eine Vielzahl von Aus- und Fortbildungsmaßnahmen. Diese Verbände wirken .d »Für Schulen stellen wir zwischen den Gemeinden und Kreisen sorgfältig abgestimmte Entwicklungspläne auf, für Bibliotheken nicht. Eigentlich wäre es an der Zeit … « (Thomas Beyer) bildete und motivierte MitarbeiterInnen sind auch unabdingbar. Und die haben wir allerorten in Mecklenburg-Vorpommern. Sie arbeiten mit Schulen zusammen, organisieren fantastisch viele Veranstaltungen. Sie könnten noch selbstbewusster sein und deutlich öffentlich sagen: Bibliotheken sind die am meisten frequentierten kulturellen Bildungseinrichtungen, und sie sind notwendig wie die frische MecklenburgVorpommer’sche Luft! Thomas Beyer, Kultursenator der Hansestadt Wismar 45 Lothar Ganter, Fachstelle Kirchliches Büchereiwesen Freiburg Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Die Filiale im Internet eröffnen w w .d e Heute könnte man diese pathetische Formulierung, nüchtern wie wir geworden sind, auf die Formel bringen, die Bibliothek der Zukunft sei »Informationsbibliothek plus X«, also weder ausschließlich »Anbieterin von Produkten für marktfähige Wirtschaftssubjekte« noch bloße volkstümliche »Bespaßungsanstalt«. Ingrid Bussmann charakterisierte einmal treffend, Stadtbücherei sei die Verbindung von Information und Inspiration. Wenn das heute eine Institution zu leisten vermag, dann eben die Bibliothek. Ich gebe zu, eine solche Zielvorstellung bietet noch keine Handhabe für die Praxis. Aber es ist immerhin ein Ziel aufs innigste zu wünschen, denn wer sein Ziel nicht kennt, kann dort auch nicht ankommen. E-Books, virtuelle Dienstleistungen oder Library 2.0 sind zweifellos aktuelle Notwendigkeiten, aber eigentlich kein –B keit, digitale Inhalte in ihren Ausleihbestand zu integrieren. Digitale Inhalte, das heißt: E-Books, Musik, Hörbücher, Videos, Zeitungen und Zeitschriften, und bald auch Software. Die Bibliotheken, die eine »Onleihe« einsetzen, eröffnen damit eine digitale Filiale im Netz. Diese Filiale steht den Bibliothekskunden rund um die Uhr zur Verfügung und ist von jedem Internet-PC aus erreichbar. Öffentliche Bibliotheken ziehen so mit anderen Dienstleistern gleich, die ihren Kunden längst einen 24-Stunden-Service über das Internet bieten. So stellen Bibliotheken sich heute schon auf das digitale Zeitalter ein und bieten ihren immer internetaffineren Kunden einen Mehrwert: Die gewohnte qualitätsvolle Auswahl – auf eine neue Art. Christian Hasiewicz, DiViBib GmbH Wer sein Ziel nicht kennt, kann dort auch nicht ankommen w Wir können beobachten, dass unsere Medienwelt immer digitaler wird. Das Interesse an digitalen Inhalten – seien es Hörinhalte oder Filmdownloads – steigt, und auch die breite Markteinführung von E-Books wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Mit der Omnipräsenz von Internetzugängen spielen Trägermedien wie CDs und DVDs eine immer geringere Rolle, zugleich wächst die Zahl der Downloadangebote im Netz rapide. Ich sehe die »Entmaterialisierung der Inhalte« als einen Megatrend an. Umso wichtiger für Öffentliche Bibliotheken, ihr bisher auf dem Verleih physischer Medien aufgebautes »Kerngeschäft« zu überdenken, denn in nicht allzu ferner Zukunft wird kein Nutzer mehr CDs und DVDs aus der Bibliothek ausleihen wollen. Neue Wege sind hier gefragt, die in den USA schon seit längerem begangen werden – der Verleih digitaler Inhalte. Mit dem Angebot der »Onleihe« gibt es nun auch in Deutschland erstmalig eine Lösung für die unkomplizierte Ausleihe digitaler Medien. Diese Lösung, welche die DiViBib GmbH gemeinsam mit den Bücherhallen Hamburg, der StadtBibliothek Köln, der Stadtbücherei Würzburg und der Münchner Stadtbibliothek entwickelt hat, bietet Öffentlichen Bibliotheken die Möglich- Christian Hasiewicz, DiViBib GmbH –u auch intensiv im Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement mit und stärken dadurch die Lobbyarbeit für das kulturelle Engagement der Kirchen. Zentrale Themen für die Zukunft kirchlicher Büchereiarbeit werden vor allem die Auswirkungen des demografischen Wandels sein und in diesem Zusammenhang auch die Frage, welche Chancen Büchereien im Sinne einer Integration von Menschen mit Migrationshintergrund bieten. Auch das Thema interreligiöser Dialog wird die Büchereien mit ihren Angeboten nachhaltig tangieren, ganz abgesehen von ihren Beiträgen zur allgemeinen Literaturversorgung vor allem in strukturschwachen Regionen. An vielen Orten sind kirchliche öffentliche Büchereien einzige Einrichtungen ihrer Art. Mit Blick auf Bibliothekspläne kann es nicht um Konkurrenz gehen, sondern um eine sinnvolle Vernetzung zwischen hauptamtlich geleiteten Bibliotheken und ehrenamtlich geleiteten Büchereien in kirchlicher Trägerschaft. Lothar Ganter, Fachstelle Kirchliches Büchereiwesen Freiburg .B 46 Warum interessiere ich mich für die Zukunft? Ich werde den Rest meines Lebens dort verbringen. Das war die Antwort des jüngst verstorbenen Informatikers Karl Steinbuch. Bekanntlich ist aber nichts so schwer vorherzusagen wie die Zukunft. Trotzdem hat es auch im Bibliothekswesen immer wieder Prophezeiungen gegeben, negative wie positive. In letzterem Fall spricht man von Visionen. Eine der bekanntesten aus dem vorigen Jahrhundert hatte Martin Walser, als er 1970 auf der VBB-Jahrestagung in Würzburg seine »vorläufige Skizze« von der »Bibliothek der Zukunft« entwarf. Was er sich von Bibliotheken erhoff te, hat aber im Grunde schon Karl Preusker vor über 150 Jahren erträumt: die Verbindung von Weiterbildung mit Heranbildung zu wahrer Humanität, die »Einung zum harmonischen Ganzen«. »E-Books, virtuelle Dienstleistungen oder Library 2.0 sind zweifellos aktuelle Notwendigkeiten, aber eigentlich kein Ziel. Das Medium befriedigt die Bedürfnisse, die es schafft, trägt aber das Ziel nicht in sich.« (Peter Vodosek) Ziel. Das Medium befriedigt die Bedürfnisse, die es schaff t, trägt aber das Ziel nicht in sich. Wenn die Bibliothek der Zukunft sich nicht nur als »the ultimate search machine« (ALA) darstellt, sondern sich in einer alten Tradition zugleich als humane Anstalt betrachtet, dann ist das »nicht das Halten an der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme«. Der Satz stammt von Thomas Morus und der hat schließlich eine »Utopia« geschrieben. Peter Vodosek, Bibliothekshistoriker Peter Vodosek, Bibliothekshistoriker BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft .d In den nächsten Monaten werden sich jetzt der Wissenschaftsausschuss, der Bildungsausschuss, der Innenausschuss und der Justizausschuss des Thüringer Landtags mit der Gesetzesvorlage befassen. schleppen: Sie sind ein Pfund, mit dem wir wuchern müssen.« In Thüringen konnte man bei diesem Thema eine Brücke von der Rede des Bundespräsidenten zu der Forderung nach einem Bibliotheksgesetz schlagen, die der Thüringer Bibliotheksverband – unterstützt von den bibliothekarischen Berufsverbänden – seit der Vorstellung eines konkreten Gesetzentwurfs am 14. März 2006 in der Öffentlichkeit vertritt. Noch am Nachmittag des 24. Oktober verkündete der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Jörg Schwäblein, seine Fraktion werde nun ein Bibliotheksgesetz »auf den Weg bringen«. Am Tag danach sicherte der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Hans-Jürgen Döring, seine Unterstützung für dieses Vorhaben der CDU zu. Er erwarte allerdings, dass die CDU nun auch wirklich »schnellstmöglich« einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlege. Und die w w w .B Die Zukunft der Bibliotheken in Deutschland wird nicht zuletzt davon abhängen, inwieweit es gelingt, Bibliotheken strategisch zu verankern – in der Gesellschaft, vor allem aber in Gesetzen. Seit Jahren kämpfen die Bibliothekare deshalb für ein verbindliches Bibliotheksgesetz, in Thüringen könnte der Traum nun wahr werden. In einer Landtagsdebatte haben sich überraschend alle Parteien hinter einen entsprechenden Gesetzesentwurf gestellt und ihn an die zuständigen Ausschüsse zur Beratung überwiesen. Frank SimonRitz beschreibt den aktuellen Stand des Projekts, das für andere Bundesländer zum Vorbild werden könnte. Frank Simon-Ritz ist Vorsitzender des Thüringer Bibliotheksverbandes und Direktor der Universitätsbibliothek der Bauhaus-Universität Weimar. – Kontakt: [email protected] BuB | 60 (2008) 01 kulturpolitische Sprecherin der Linken, Birgit Klaubert, hatte bereits am Vorabend des 24. Oktober erklärt, es sei »höchste Zeit, den Gesetzentwurf des Thüringer Bibliotheksverbands parlamentarisch ernsthaft zu prüfen«. Zumindest unter den kulturpolitischen Sprechern der drei im Landtag vertretenen Parteien wurde also im Umfeld der Köhler-Rede große Übereinstimmung im Hinblick auf das politische Ziel eines Bibliotheksgesetzes sichtbar. Der Thüringer Bibliotheksverband hat diese Einmütigkeit sehr begrüßt und allen Parteien – und auch dem Thüringer Kultusministerium – erneut seine Mitwirkung an diesem politischen Meinungsbildungsprozess angeboten. –B Thüringen prescht vor und nimmt locker die erste Hürde –u Bibliotheksgesetz rückt in greifbare Nähe ie Weimarer Bibliotheksrede von Bundespräsident Horst Köhler am 24. Oktober 2007 (siehe dazu den Info-Kasten auf Seite 49) hat zumindest in Thüringen als »Ruck-Rede« gewirkt. Insbesondere der eindringliche Appell Köhlers, dass Bibliotheken »auf die politische Tagesordnung« gehören, ist in Thüringen (aber nicht nur in Thüringen) als deutlicher Fingerzeig aufgefasst worden, die Frage der gesetzlichen Absicherung von Bibliotheken auf die Agenda der Landespolitik zu setzen. In seiner Rede hat Köhler klare Worte für die Bedeutung der Bibliotheken gefunden: »Die deutschen Bibliotheken – und zwar alle, von der hochspezialisierten Forschungsbibliothek bis zur kleinen Stadtteilbibliothek – sind ein unverzichtbares Fundament in unserer Wissens- und Informationsgesellschaft. Die Öffentlichen Bibliotheken sind weder ein Luxus, auf den wir verzichten könnten, noch eine Last, die wir aus der Vergangenheit mit- e D Frank Simon-Ritz 47 CDU auf Tauchstation Die CDU in Thüringen ist nach der Erklärung ihres kulturpolitischen Sprechers am 24. Oktober in dieser Frage – man kann es nicht anders sagen – auf Tauchstation gegangen; Linke und SPD haben das Thema engagiert weiterverfolgt. Diesem Engagement ist es zu danken, dass der Entwurf für ein Thüringer Bibliotheksgesetz am 15. November 2007 – also nur drei Wochen nach der Köhler-Rede – auf der Tagesordnung der Plenarsitzung des Thüringer Landtags stand (vgl. Landtagsdrucksache 4/3503). Im Gesetzentwurf, den der Vorstand des Thüringer Bibliotheksverbands gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Regionalverbands Sachsen/Sachsen-Anhalt/ Thüringen des VDB erarbeitet hat, geht es darum, die Träger der Bibliotheken – also insbesondere den Freistaat Thüringen sowie die Kommunen und Landkreise – in die Pflicht zu nehmen. (Der Gesetzentwurf ist abgedruckt in BuB, Heft 5/2006, Seite 356 ff.) Eine wichtige Intention dieses Entwurfs besteht darin, dass eine gemeinsame gesetzliche Klammer für wissenschaftliche und Öffentliche Bibliotheken geschaffen werden soll. Die einzelnen Paragrafen des Gesetzentwurfs enthalten eine Beschreibung der Leistungen, die von Bibliotheken erbracht werden sollen und an denen sich Bibliotheken demzufolge auch messen lassen müssen. Neben eher allgemeinen Aussagen enthält der Entwurf auch konkrete Festlegungen, so zum Beispiel dass die allgemeine (Präsenz-)Nutzung der Bestände der Bibliotheken kostenfrei sein und bleiben soll. In einem wichtigen Punkt geht der Entwurf der Oppositionsfraktionen im Thüringer Landtag über den Entwurf des Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Bibliotheken zu leisten«. Die Grundsatzfrage besteht für ihn darin, welche »Regelungstatbestände« aus der Perspektive des Landes notwendig, möglich und sinnvoll sind. Diese Fragen sollten aus seiner Sicht »in Ruhe« geklärt werden. Das Ergebnis nach der etwa einstündigen Debatte war für den Thüringer Bibliotheksverband sehr befriedigend: Der Die Frage nach dem Bibliotheksgesetz ist aktuell zumindest in Thüringen – darauf hat der Thüringer Bibliotheksverband wiederholt hingewiesen – untrennbar mit der Frage nach der Beteiligung des Landes an der Finanzierung der Öffentlichen Bibliotheken, die sich in Thüringen so gut wie ausschließlich in Trägerschaft der Kommunen befinden, verbunden. Bei der Landtagsdebatte am 13./14. Dezember 2007 (also erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) stand der Doppelhaushalt 2008/09 auf der Tagesordnung. Hier wird sich entscheiden, ob die Öffentlichen Bibliotheken (noch bevor ernsthaft über ihre gesetzliche Absicherung debattiert wird) auch finanziell von Landesseite weiterhin unterstützt werden. e Bibliotheksverbands hinaus. Zum Thema der »Finanzierung von Bibliotheken« (Paragraf 9) enthält der Verbandsentwurf lediglich die knappe Aussage, dass die Träger der Bibliotheken für diese »zuständig« sind. Dies wird im Oppositionsentwurf deutlich erweitert, wenn er festschreibt: »Die Öffentlichen Bibliotheken erhalten einen jährlichen Landeszuschuss.« Hier soll offensichtlich der Freistaat Thüringen, der sich im Rahmen der Debatte über den Kommunalen Finanzausgleich eher aus der Frage der Finanzierung der Öffentlichen Bibliotheken zurückziehen will (vgl. BuB, Heft 11-12/2007, Seite 772 f.), in die Pflicht genommen werden. .d 48 Von allen Rednern in der Plenardebatte am 15. November wurde die Berechtigung des Anliegens grundsätzlich anerkannt.* Das galt auch für den Thüringer Kultusminister, Jens Goebel, der sich bislang eher zurückhaltend geäußert hatte. Aus seiner Sicht besteht das Grundanliegen des Gesetzentwurfs darin, »einen Beitrag zur wirtschaftlichen Absicherung der Landtag hat einstimmig (!) die Überweisung des Gesetzentwurfs in die Ausschüsse beschlossen. In den nächsten Monaten werden sich jetzt der Wissenschaftsausschuss, der Bildungsausschuss, der Innenausschuss und der Justizausschuss des Thüringer Landtags mit der Gesetzesvorlage befassen. * Die Arbeitsfassung des Protokolls steht im Internet unter www.thueringen.de/imperia/ md/content/landtag/plenum/arbeitsfassung/ p07141.pdf. w w w .B –u –B Einhellige Zustimmung Die Frage nach dem Bibliotheksgesetz ist aktuell zumindest in Thüringen untrennbar mit der Frage nach der Beteiligung des Landes an der Finanzierung der Öffentlichen Bibliotheken verbunden. BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft »Es gibt fantastische Bibliothekare in Deutschland« w .d –B –u w w »[…] Wenn Bibliotheken so beeindruckend schön sind wie die Anna Amalia Bibliothek, dann ist es leicht, von ihnen zu schwärmen. Ich darf als Bundespräsident aber diesen Festtag nutzen, um wenigstens einen Seitenblick auf den bibliothekarischen Alltag in unserem Land zu werfen. Zuerst die gute Nachricht: Es gibt noch Bibliotheken in Deutschland. Und dann die noch bessere Nachricht: Es gibt fantastische Bibliothekare in Deutschland. Ich hatte vor einigen Monaten ein ausführliches Gespräch mit 14 Bibliothekarinnen und Bibliothekaren aus ganz Deutschland und aus sehr unterschiedlichen Einrichtungen. Von der großen Zentral- und Landesbibliothek Berlin über die Universitätsbibliothek Bielefeld bis zur Stadtbücherei Chemnitz. Selten habe ich eine Gruppe von so engagierten Menschen erlebt, die mit Leib und Seele für ihre Sache arbeiten. Das hat mich sehr beeindruckt – und mich auch optimistisch gestimmt. Ich habe von so vielen Ideen und Projekten erfahren, wie Bibliotheksarbeit mit Leben erfüllt werden kann, gerade im Hinblick auf Kinder und Jugendliche. Ich will hier nur den Sommerleseclub erwähnen, ursprünglich eine Initiative aus der Stadtbibliothek Brilon im Sauerland. Wenn Kinder nachweisen, dass sie in den Sommerferien drei Bücher gelesen haben, bekommen sie dafür ein Zeugnis und es wird auf die Zeugnisnote angerechnet. Diese Zusammenarbeit zwischen Schulen und Bibliotheken ist vorbildlich – inzwischen machen 150 Bibliotheken bei dieser Initiative mit. So etwas ist großartig und ich wünsche mir noch mehr Nachahmer. […] Noch kann man sagen: Bibliotheken bilden in Deutschland ein flächendeckendes Netz. Und das ist gut: Bibliotheken fördern die Kompetenz, sich selbstständig den Zugang zu Informationen in allen medialen Formen zu beschaffen. Bibliothekarinnen und Bibliothekare bieten Orientierung – in realen und virtuellen Medienwelten. Auch im unendlichen Meer des Internet sind Bibliothekare und Bibliotheken hilfreiche und kompetente Lotsen. Die deutschen Bibliotheken – und zwar alle, von der hochspezialisierten Forschungsbibliothek bis zur kleinen Stadtteilbibliothek – sind ein unverzichtbares Fundament in unserer Wissens- und Informations- .B Am Tag der Bibliotheken, am 24. Oktober 2007, ist die restaurierte Anna Amalia Bibliothek in Weimar feierlich wiedereröffnet worden. Die Festrede von Bundespräsident Horst Köhler geriet zu einem Plädoyer für ein starkes Netz von Bibliotheken in Deutschland – wie die folgenden Ausschnitte zeigen. e Bundespräsident Horst Köhler würdigt Arbeit des Berufsstandes und fordert mehr Unterstützung für Bibliotheken Auf der Suche nach einem Bibliotheksgesetz? Bundespräsident Horst Köhler (Dritter von links) während eines Rundgangs durch die wiedereröffnete Anna-Amalia-Bibliothek, zusammen mit (von links): Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar; Dieter Althaus, Ministerpräsident Thüringens; Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien; Stefan Wolf, Oberbürgermeister von Weimar und Michael Knoche, Direktor der Anna-Amalia-Bibliothek. Foto: Guido Bergmann, BPA BuB | 60 (2008) 01 gesellschaft. Die Öffentlichen Bibliotheken sind weder ein Luxus, auf den wir verzichten könnten, noch eine Last, die wir aus der Vergangenheit mitschleppen: Sie sind ein Pfund, mit dem wir wuchern müssen. Bei dem Gespräch mit den Bibliothekaren habe ich natürlich auch von den Versäumnissen gehört – und ich nutze diesen Festakt gern, um auch darauf einmal öffentlich hinzuweisen: Auf dem Land ist das Netz Öffentlicher Bibliotheken zum Teil ziemlich dünn – und in manchen Gegenden kann man von einem regelrechten Bibliothekssterben sprechen. Nur etwa 15 Prozent der Schulen verfügen über eine eigene Bibliothek, und selbst diese Bibliotheken erfüllen nur selten bibliothekarische Mindeststandards. In den Universitätsbibliotheken fehlen oft die notwendigen Mittel für ausreichende Neuanschaffungen. So müssen Zeitschriftenabonnements abbestellt werden oder Forschungsreihen können nicht weiter bezogen werden. Das entwertet oft den Bestand. Trotz des wichtigen Beitrags der Bibliotheken für die Bildung und das selbstständige Lernen, fehlt in Deutschland – im Gegensatz zu den erfolgreichen PISA-Ländern – die strategische Verankerung der Bibliotheken als Teil unserer Bildungsinfrastruktur. Durchgängige bildungspolitische Zielsetzungen gemeinsam mit dem Bibliothekswesen sind heute weder auf Länderebene noch in der Politik des Bundes in ausreichendem Maße anzutreffen. Meine Meinung ist: Bibliotheken gehören deshalb in Deutschland auf die politische Tagesordnung. Die Chance zur kulturellen Teilhabe, das heißt der Zugang zu Kunst und Kultur, zur Geschichte und zu wissenschaftlichem Denken, ist das Recht eines jeden Heranwachsenden. Neben den Schulen sind die Öffentlichen Bibliotheken entscheidende Bildungsorte. Entsprechend müssen wir sie ausstatten – und entsprechend müssen sie in der Lage sein, Freude und Lust an der Kultur, am Wissen, am Lernen zu vermitteln. […] In den vergangenen Jahren mussten auch die Bibliotheken, Archive und Museen Sparbeiträge leisten. Die Finanzausstattung vieler Institute liegt heute unter dem Notwendigen, die Personaldecke ist dünn geworden. Viele können ihre Aufgaben der Bewahrung und Erschließung nicht mehr in erforderlichem Umfang erfüllen. Hier hoffe ich auf eine Kurskorrektur. Die kulturelle Überlieferung in Bibliotheken, Archiven und Museen ist eine geistige Heimat für die Nation. Wir brauchen sie, auch und gerade wenn wir nach vorne schauen und unseren Weg in die Zukunft gehen wollen. […]« 49 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Die Mobilität sinkt. Bibliotheken müssen dringend über neue Vertriebswege nachdenken, wie etwa Lieferdienste und Rückgabeboxen. haben Schwierigkeiten, die »mittlere Generation« für sich zu gewinnen und zu halten, und sie brechen im Segment der »Älteren« vollends ein. Ist das eigentlich schlimm? Nur dann, wenn man der Illusion anhängt, »Alle« müssten Bibliotheken nutzen. Das ist schon allein aus ökonomischen Gründen unmöglich. In Zeiten sich ausdifferenzierender Medienformen, steigender Informationsflut, einer sich globalisierenden, ausdifferenzierenden Gesellschaft kann es nicht Aufgabe des Staates sein, Öffentliche Bibliotheken »für alle« zu unterhalten. Wer kann, soll sich seine Informationen und Medien selbst besorgen. Das muss man nicht subventionieren. w w w Öffentliche Bibliotheken ignorieren die gesellschaftliche Realität, indem sie vor allem die bildungsorientierte, bürgerliche Mittelschicht ansprechen, kritisiert der Bremer Sozialwissenschaftler Meinhard Motzko. In der Sozialforschung spricht man längst von neuen sozialen Milieus und teilt Gesellschaftsgruppen zum Beispiel in »Moderne Performer«, in »Traditionsverwurzelte« und »Konsum-Materialisten« ein. Auch BibliothekarInnen sollten solche Modelle endlich aufgreifen, empfiehlt Motzko. Dazu kommt der demografische Wandel: Die Bevölkerung wird älter, multikultureller und sie schrumpft. Die Bibliotheken dürften diese Tatsachen nicht länger ausblenden, wenn sie zukunftsfähig bleiben wollen. In der Konsequenz müsste das zu manch ungewohnter Entscheidung führen, etwa bei der Personalauswahl. Plakativ gesagt: Die tätowierte Bibliothekarin mit Zungenpiercing hat einen engeren Draht zu manchen Teenagern, der türkischstämmige Bibliothekar weiß besser, wie er seine Landsleute zum Lesen bewegt. Und manch ein »Traditionsverwurzelter« dürfte lieber einen Volksliederabend besuchen als eine Lesung moderner Lyrik. e .d Bildungsarmut, Mobilitätsverlust, Multi-Kulti-Gesellschaft: Die Zukunft erfordert völlig neue Strategien U Nicht umsonst sind »Lesen« und »Medien- und Recherchekompetenz« Schlüsselqualifikationen! Und da liegt der Hase im Pfeffer: Sinn verstehendes Lesen ist nicht nur für viele SchülerInnen ein Riesenproblem, die »Medien- und Recherchekompetenz« reduziert sich für zu Viele auf »Daddeln« im Netz oder »Schachern bei Ebay«. Bibliotheken haben als öffentliche Einrichtungen die Aufgabe, die wichtigsten Probleme in diesem Bereich zu beackern. Sie müssen sich also auf die schwierigsten Problemgruppen konzentrieren und als »Problemlöser« fungieren. Dazu eine kleine Auswahl an Problemen, für die Bibliotheken als öffentlich finanzierte Einrichtungen Lösungsbeiträge entwickeln und anbieten müssen: Der demografische Wandel: Die Bevölkerung schrumpft, wird älter, die Zuwanderung müsste steigen. Gleichzeitig sinkt das Rentenniveau, die Altersarmut steigt. Präventive Gesundheitsprojekte werden wichtiger. Und die Mobilität sinkt. Gerade dazu müssen Bibliotheken dringend auch über neue Vertriebswege nachdenken, wie etwa Lieferdienste, Rückgabeboxen und so weiter. Eine sich nur mühsam entwickelnde Familienunterstützung bei gleichzeitig immer stärkerem Zurückgehen der Erziehung in vollständigen Familien. Fehlende Bildungsorientierung und zu geringe Nutzung von Kindergärten. Schlechte Ausstattung der institutionellen Kinderförderung, Dominanz der Erziehung durch Eltern, ohne funktionierende Unterstützungssysteme. Hoher Anteil »nicht ausbildungsfähiger« Jugendlicher. Extreme Chancenungleichheit für Kinder aus unterschiedlichen sozialen Herkünften im OECD-Vergleich. Bildungs- und Qualifikationsdefizite nehmen zu. Trotz Schulpflicht können in Deutschland nach Schätzungen des Bundesverbands Alphabetisierung drei bis vier Mil- –B Abschied von der Lebenslüge der »Bibliothek für alle« nsere Bibliothek ist für alle da.« So oder ähnlich lauten die meisten Zielgruppenbeschreibungen Öffentlicher Bibliotheken hierzulande. Wenn überhaupt Schwerpunkte gesetzt werden, sind es »Kinder und Jugendliche«, »SchülerInnen« oder (seltener) »SeniorInnen«. Wir werfen keinen hinaus, das stimmt. Aber wer kommt eigentlich von selbst? Seit der Gründung Öffentlicher Bibliotheken unter dem Gedanken der Volksbildung in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts schwanken die Zahlen der Nutzung zwischen 7 und 13 Prozent der Bevölkerung. Zählt man die sporadischen BibliotheksbenutzerInnen hinzu, die etwa Infobereiche und Lesesäle ohne Ausweis nutzen, kann die Zahl auf circa 30 Prozent steigen. Damit sind Bibliotheken unstrittig die am stärksten genutzten »freiwilligen« öffentlichen Einrichtungen. Dennoch: »Alle« nutzen sie nicht. Und genauer hingeschaut, ergeben sich große Unterschiede: Bibliotheken erreichen regelmäßig mehr jüngere Menschen, –u Meinhard Motzko .B 50 Bibliotheken als »Problemlöser« Der Staat muss allerdings dafür sorgen, dass alle BürgerInnen einen freien Zugang zu Informationen haben, alle lesen können, alle eine gewisse Medienkompetenz erwerben können, alle wissen, wie man sich Informationen beschaff t. lionen Menschen nicht richtig lesen und schreiben. Die Dunkelziffer scheint er- heblich höher zu sein. Leseförderung fängt hier schon bei der Alphabetisierung an. Zu geringer Akademikeranteil in der Bevölkerung. Nach kurzem Anstieg der Studentenzahlen bis 2010/2013 (zum Beispiel aufgrund doppelter Abiturjahrgänge durch eine Verkürzung der Schulzeit), erfolgt spätestens ab 2020 bundesweit ein drastischer Einbruch der Abiturientenzahlen. Mangelhafte Schlüsselqualifikation (fehlende Interdisziplinarität, fehlende Medien- und Recherchekompetenz, mangelhafte Teamfähigkeit, fehlendes gesellBuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB 51 –u –B .d e Bibliothek der Zukunft Wir werfen keinen hinaus, das stimmt. Aber wer kommt eigentlich von selbst? Bildungsarmut, Chancenungleichheit und nicht ausbildungsfähige Jugentliche werfen neue soziale Fragen auf, und Bildungseinrichtungen sollten darauf neue Antworten finden. Foto: Rebecca Seemann .B sie mit Kategorien wie »Alter« hinreichend beschreiben? Sicher nicht. Auch bei Kindern und Jugendlichen gibt es eindeutige Milieuunterschiede. Das wissen wir nicht erst seit der Pisa-Studie. Soziale Milieus akzeptieren Die letzten zehn Jahre haben in der soziologischen Forschung bezüglich der Zielgruppendefinitionen bemerkenswerte w w w schaftliches Basiswissen) auch nach dem Studienabschluss mit erheblichen Defiziten für die Berufseinmündung, mangelhafte Praxisorientierung der Ausbildung im Studium. Erheblicher Fachkräftemangel bei gleichzeitig hoher Sockelarbeitslosigkeit und »Jugendwahn« in der Beschäftigungspolitik. Die größten Lücken bei den Fachkräften bestehen schon heute in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern und in der Naturwissenschaft. Ein Zuwanderungsrecht, dass für hoch qualifizierte Zuwanderung völlig unattraktiv und reglementiert ist. Während im Jahre 1992 noch 780 000 Menschen mehr nach Deutschland kamen, als das Land verließen, waren es im Jahre 2006 netto nur noch 40 000. Der »Netto-Bedarf« an Zuwanderung beträgt heute schon 200 000 bis 300 000 Menschen. Inzwischen ist der Zustrom von hochqualifizierten Fachkräften nach Deutschland fast vollständig versiegt. In den vergangenen 24 Monaten kamen noch exakt 1 650. Aus diesen Problemlagen ergeben sich auch zwangsläufig neue Zielgruppen. Aber welche Zielgruppen sind das? Kann man 1 Siehe dazu: www.sinus-sociovision.de BuB | 60 (2008) 01 Mit steigendem Lebensalter verfestigen sich Grundwerte und Verhaltensweisen,die Zugehörigkeit zum »eigenen Milieu«. Milieuwechsel sind äußerst selten und bergen hohe Risiken des Scheiterns. neue Ansätze gebracht. Erwähnt sei nur die Erforschung »sozialer Milieus«, wie zum Beispiel durch das Sinus Institut.1 Eine zentrale Erkenntnis der Sozialforschung ist: Mit steigendem Lebensalter verfestigen sich Grundwerte und Verhaltensweisen, die Zugehörigkeit zum »eigenen Milieu«. Milieuwechsel sind äußerst selten und bergen hohe Risiken des Scheiterns. Amerikanische Forscher sprechen von »Geschmacksfenstern«, die sich mit steigendem Lebensalter schließen, für den Musikgeschmack bereits mit Anfang 20, für Mode mit 23, für das Essen mit 28 und so weiter. Welche Bibliothekarin, sozialisiert als Beamtenkind, studiert in den Sechzigern, lebenslang in öffentlichen Beschäftigungsverhältnissen, heute mit Häuschen und (erwachsenem) Kind, lässt sich die Zunge piercen? Welche Bibliothek präsentiert ihr Angebot mit einem Wagen auf der LoveParade? – Ein »Büchertisch« wäre dort bestimmt der Lacher schlechthin! Welche Bibliothek veranstaltet »LAN-Parties«? Der letzte Stand der Milieuforschung formuliert zurzeit folgende Einteilung in vier Hauptgruppen und zehn Milieus. Die angegebenen Prozentzahlen zeigen den jeweiligen Anteil des Milieus an der Gesamtbevölkerung (nach Sinus Sociovision 2007): 1. Gesellschaftliche Leitmilieus: Etabliertes Milieu – 10 Prozent (status- bewusstes Establishment: Erfolgsethik, Machbarkeitsdenken und ausgeprägte Exklusivitätsansprüche), Postmaterielles Milieu – 10 Prozent (aufgeklärtes Post-68er-Milieu: postmaterielle Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Bildungsbürgertum: konservative Kulturkritik, humanistisch geprägte Pflichtauffassung, gepflegte Umgangsformen), Traditionsverwurzelte – 14 Prozent (Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration: verwurzelt in der kleinbürgerlichen Welt und der traditionellen Arbeiterkultur), DDR-Nostalgische – 5 Prozent (resignierte Wende-Verlierer: Festhalten an preußischen Tugenden und altsozialistischen Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidarität). 3. Mainstream Milieus Bürgerliche Mitte – 15 Prozent (status- orientierte Mitte: Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung, nach gesicherten, harmonischen Verhältnissen), Konsum-Materialisten – 12 Prozent (stark materialistisch geprägte Unterschicht: Anschluss halten an die Konsumstandards der breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteiligungen). 4. Hedonistische Milieus Experimentalisten – 8 Prozent (extrem Wenn Sie Konsum-Materialisten erreichen wollen, gehört die »Praline« oder »Das Neue Blatt« ins Programm. Die lesen eben nicht »Die Zeit« oder den »Spiegel«. keine Homepage an und stellen Sie Ihre Räume nicht auch noch mit Computern voll. Die nutzt dort nämlich kaum einer, weil »online« in diesem Milieu noch immer ein Fremdwort ist. Stattdessen ein schöner Volksmusikabend oder eine Lesung mit Guido Knopp… Ein Blick in die Belegschaft ergänzt das Bild einer bürgerlich-traditionalistischintellektuellen Bibliothek: In welcher Belegschaft finden Sie »Moderne Performer«, »Experimentalisten« oder »Hedonisten«? Die gelten als Kunden schon als »schwierig«. Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine solche Kollegin oder einen solchen Kollegen? Undenkbar! Nun werden viele (mit Recht!) sagen: Müssen wir denn jedem Zeitgeist hinterherlaufen? Sicher nicht. Aber zur Kenntnis nehmen, wie sich die heutige Gesellschaft strukturiert, das müssen Sie schon. Danach können Sie in aller Ruhe entscheiden, welches Profil Ihre Bibliothek haben soll, wen sie erreichen will und mit welchem Angebot das gelingt. Aus der Vielzahl der Diskussionen um den demografischen Wandel sei hier nur ein Aspekt herausgegriffen: Deutschland ist längst ein Einwanderungsland. Schon jetzt haben rund 25 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Das w w w individualistische neue Boheme: ungehinderte Spontaneität, Leben in Widersprüchen, »plurale Identitäten«), Hedonistisches Milieu – 11 Prozent (Spaß-orientierte moderne Unterschicht / untere Mittelschicht: Verweigerung von Konventionen und Verhaltenserwartungen der Leistungsgesellschaft). Und nun schauen Sie mal in Ihre Bibliothek: auf Ihre Belegschaft, Ihre Möbel, in Ihr Veranstaltungsprogramm, in Ihren Medienbestand und so weiter! Damit entscheidet jede Bibliothek darüber, welche Milieus angesprochen werden. Und das mit einer langen Tradition der Orientierung auf die bürgerliche Mitte. In Bibliotheken dominieren folgende Milieus: Bürgerliche Mitte, Postmaterielle und (mit Abstrichen) Etablierte und Konservative. Die Nutzergruppen stammen aus mittleren und hohen sozialen Lagen. Die können lesen, stellen interessante Fragen, benehmen sich vernünftig. e .d Konservative – 5 Prozent (altes deutsches sind unverzichtbare Stärken in der globalisierten Welt. Erste Untersuchungen über Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund liegen auch vor (Sinus Sociovision 2007). Demnach gibt es ein: Religiös verwurzeltes Milieu (niedrige soziale Lage, konservativ-religiös, strenge, rigide Wertvorstellungen, kulturelle Enklave), Traditionelles Gastarbeitermilieu (niedrige soziale Lage, Pflicht- und Akzeptanzwerte, materielle Sicherheit, traditionelle Moral), Entwurzeltes Flüchtlingsmilieu (niedrige soziale Lage, konsum-materialistische Werte, Status, Besitz, Konsum, Aufstiegsorientierung, soziale Akzeptanz, Anpassung), Statusorientiertes Milieu (mittlere soziale Lage, konsum-materialistische Werte, Status, Besitz, Konsum, Aufstiegsorientierung, soziale Akzeptanz, Anpassung), –B 2. Traditionelle Milieus Ihre Grundwerte und Verhaltensmuster entsprechen am ehesten denen des Bibliothekspersonals. Für die ist man gern da. Also wird der Bestand, das Veranstaltungsangebot, die Öffnungszeiten, das Personal und so weiter auf diese Milieus ausgerichtet. Nur damit das nicht auffällt, wird von der »Bibliothek für alle« geredet. Aber ernst gemeint war das noch nie. Inzwischen liegen auch eine Reihe von Untersuchungen über das Medienverhalten der unterschiedlichen Milieus vor. Welches Milieu liest welche Zeitungen, bevorzugt welche TV-Genres, nutzt Online-Angebote, hört Schlager oder Klassik und so weiter. Und nun schauen Sie mal in Ihren Lesesaal: Wenn Sie »Konsum-Materialisten« erreichen wollen, gehört die »Praline« oder »Das Neue Blatt« ins Programm. Die lesen eben nicht das »Capital«, den »Spiegel« oder »Die Zeit«. Wenn Sie »Traditionsverwurzelte« erreichen wollen, bieten Sie bloß –u Werte wie »Entschleunigung«, Globalisierungskritik, intellektuelle Interessen), Moderne Performer – 10 Prozent (unkonventionelle Leistungselite: intensives Leben – beruflich und privat, Multi-Optionalität, Flexibilität und Multimedia-Begeisterung). .B 52 Hedonistisch subkulturelles Milieu (niedrige soziale Lage, individualistische Wertemuster, Selbstverwirklichung und Emanzipation, bikulturelle Orientierung, Kulturkritik), Adaptives Integrationsmilieu (untere bis mittlere soziale Lage, individualistische Wertemuster, Selbstverwirklichung und Emanzipation, bikulturelle Orientierung, Kulturkritik), Multikulturelles Performermilieu (mittlere soziale Lage, individualistische Wertemuster, Selbstverwirklichung und Emanzipation, bikulturelle Orientierung, Kulturkritik, teilweise auch multioptionale Wertemuster: postmodernes WertePatchwork, Sinnsuche, multikulturelle Identifikation), Intellektuell-kosmopolitisches Milieu (hohe soziale Lage, individualistische Wertemuster, Selbstverwirklichung und Emanzipation, bikulturelle Orientierung, Kulturkritik, teilweise auch multioptionale Wertemuster: postmodernes WertePatchwork, Sinnsuche, multikulturelle Identifikation). Schon jetzt erreichen Bibliotheken als eine der ganz wenigen öffentlichen Kultureinrichtungen (!) schon erhebliche Teile aus diesen Milieus. Aber vorwiegend eben auch wieder die mittleren sozialen Lagen, eher die »Etablierten« und »bereits Integrierten«. Klare Milieuorientierung und Konflikte moderieren Konflikte wird es zwischen den Milieus immer geben und hat es immer gegeben. Neu ist, dass die Wertemuster sich immer mehr ausdifferenzieren und die verschiedenen Gruppen heute sogar relativ friedBuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft w w 2 Siehe dazu auch: Günter Bassen: Aus der Defensive in die Offensive. »Bibliotheksprofile in der Kommune« in Niedersachsen / Demografische Analysen. In: BuB 59 (7/8) 2007, Seite 538 – 539 BuB | 60 (2008) 01 .d e trollieren und welche Sanktionsmöglichkeiten bestehen (die dann auch eingesetzt werden), wie besondere Leistungen honoriert werden, wie Sie mit Fehlern umgehen (oder ob Sie Schuldige suchen), wie Sie Ihre Leistungen offensiv nach außen (auch in das politische Umfeld) verkaufen. Die bisher in Bibliotheken entwickelten Kriterien zu Beurteilung von Bibliotheken negieren jede Zielgruppenorientierung und erschweren so eine milieuorientierte Neuausrichtung der Bibliotheken. Sie tun noch immer so, als wären Bibliotheken »für alle da«. So werden als Leistungsindikatoren immer noch allgemeine Indikatoren erhoben und miteinander verglichen wie zum Beispiel: Besuche pro Einwohner, Bestandseinheiten je Einwohner, Mitarbeiter je Einwohner, Ausleihen je Einwohner, Besucher je Öffnungsstunde. Milieuorientierte Standards, die die sozialen und kommunikativen Kompetenzanforderungen klären und überprüfen, fehlen völlig. Erste erfolgversprechende Ansätze in dieser Art haben einige Bibliotheken im Rahmen der Entwicklung von Bibliothekskonzepten in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz begonnen. Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein werden folgen, vielleicht auch weitere Bundesländer.2 Dabei zeigt sich sofort: Jede Bibliothek muss sich ihrem jeweiligen sozialen Umfeld anpassen. Und für diese Anpassung müssen mutige Entscheidungen fallen. Zu oft scheuen Belegschaften und Leitungen (aber auch die »Auftraggeber« in Politik und Verwaltung) solche Entscheidungen, obwohl alle wissen, dass sich etwa über den atmosphärischen Alltag, über Angebot und Personal solche Entscheidungen »durch die Hintertür« durchsetzen. Positiv ausgedrückt: Je homogener die mit der Belegschaft erarbeitete und persönlich von den Belegschaftsmitgliedern gelebte Ausrichtung der Bibliothek mit den gewählten Milieuschwerpunkten übereinstimmen, desto leichter lässt sich mit Konflikten umgehen. –B w Ihnen gar nicht erst zu kommen (auch wenn Sie die nicht gleich »rausschmeißen«, falls sich mal jemand verirrt…). Nach einer solchen Profilbildung und der Formulierung messbarer Ziele erreichen Sie auf jeden Fall eines: Das Klima in der Belegschaft wird sich verbessern und Ihre Sicherheit im Umgang mit ungewohnten Situationen wird zunehmen. Der Prozess wird nicht immer ohne Konflikte ablaufen. Die schmoren aber sowieso unter der Oberfläche und werden etwa so kommuniziert: »Wie die heute wieder den Professor behandelt hat…«, »Wie der heute wieder rumläuft…«, »Der kann sich ja nicht mal am Telefon melden…« und »Da isst schon wieder einer Pommes und der macht nix…«. Den Maßstab für gewünschte und geforderte Verhaltensweisen liefert von nun an die Ausrichtung der Bibliothek auf ein Profil mit zu diesem neuen Profil passenden Angeboten, sozialen und kommunikativen Rahmenbedingungen und Verhaltensweisen. Es wird Klärungen darüber geben: welche Öffnungszeiten »milieugerecht« sind (zum Beispiel auch sonntags und bis in die Nacht), wie man sich am Telefon meldet, wie auf Besucher zugegangen wird, welche Kleidung »angemessen« ist, mit welchen Partnern kooperiert wird, welche Medien beschaff t werden, welche Möbel und welche Ausstattungen »milieugerecht« sind, welche Veranstaltungen für welches Milieu zu organisieren sind, welches Vertriebsnetz für welches Milieu gewählt wird, welches Preis- und Gebührenniveau angemessen ist, wie mit »Schwund« umgegangen wird, welche Verhaltensregeln für Kunden gelten sollen beziehungsweise welche Verhaltensregeln im Umgang mit Kunden (und ihren Beschwerden) gelten. Die Diskussion sollte bis hin zu Fragen gehen wie: wer (aufgrund obiger Definitionen) in Ihrer Bibliothek arbeiten kann und wer nicht, ob Sie »unterzubringende Fälle« mit dem großen Mutterherz in ihr Team aufnehmen oder ob Sie dafür Anforderungsprofile haben, wie Sie sich über was fortbilden, welcher Arbeitsstil angemessen ist, wie Sie die Arbeit regelmäßig faktenorientiert messen und bewerten (statt darüber zu spekulieren), wie Sie die Einhaltung der Regeln kon- –u Müssen wir denn jedem Zeitgeist hinterherlaufen? Sicher nicht. Aber zur Kenntnis nehmen, wie sich die heutige Gesellschaft strukturiert, das müssen wir schon. Meinhard Motzko ist Sozialwissenschaftler und QualitätsmanagementAuditor und lebt in Bremen. Seit 15 Jahren ist er mit seinem »PraxisInstitut für Organisations- und Personalentwicklung« bundesweit als selbstständiger Berater, vorwiegend für öffentliche Einrichtungen, Verbände und Organisationen, unterwegs. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit hat sich in den letzten 15 Jahren in der Begleitung von Bibliotheken im gesamten deutschsprachigen Raum sowie in Russland / Zentralasien entwickelt. – Kontakt: [email protected] .B lich nebeneinander herleben; allerdings sich auch nur selten begegnen oder austauschen, das heißt relativ sprachlos nebeneinander existieren, statt miteinander zu kommunizieren. Ist es da nicht die Aufgabe von Bibliotheken, dem Diskurs zwischen den Grundwerten wieder auf die Sprünge zu helfen? Diskussionen zwischen den Milieus zu organisieren, statt immer die gleichen Lesungen für die immer gleiche kleine Schar von »Stammkunden« anzubieten? Das wäre doch das Salz in der Suppe einer spannenden Bibliothek! Oder den Dialog von »Einheimischen« und »Migranten-Milieus«? So haben erste Versuche von Bibliotheken mit dem Projekt »Fremde verleihen« überwältigende Erfolge gezeigt. Mit solchen Aktionen kann die Bibliothek mehr Integrationsleistungen erbringen als jede andere öffentliche Kultureinrichtung. Mein Plädoyer: Entwickeln Sie mit Ihrer Belegschaft eine möglichst homogene Vorstellung über das Profil Ihrer Bibliothek: Für welche Milieus entwickeln Sie welches Angebot, wie messen Sie die Erfolge und Misserfolge? Welches Milieu braucht bei Kooperationen ausdehnen Ein weiterer wichtiger Einwand gegen eine solche Konzeption ist immer wieder: Wo werden denn dann die Milieugruppen »versorgt«, die aus dem Raster der Bibliothek fallen? Ich behaupte: Sie fallen bereits jetzt durch die Raster, nur eben nicht be- 53 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft der unterschiedlichen Milieustruktur der Stadtteile sowieso unterschiedliche Ausrichtungen haben. Ist es dann nicht möglich, diesen Zweigstellen eine jeweils sehr spezielle Milieuausrichtung zu übertragen und in einer mobilen Gesellschaft dem Raver aus Berlin-Neukölln sagen: »Hey Alter, Deine Bibliothek ist in Tiergarten, da triffst Du Deine Leute und hast die beste Musiksammlung für Deine nächste Tanznacht«? Und in einem Wohngebiet, in dem die meisten Menschen einen Migrationshintergrund haben, muss irgendjemand vom e wusst, und/oder sie werden als »schwierige Kunden« wahrgenommen. Ich empfehle dringend eine viel abgestimmtere Kooperation zwischen den Bibliotheken in der jeweiligen Region. In den Städten unterhalten Bibliotheken meist ein Netz von Zweigstellen, die aufgrund Gewagte Thesen zur wissenschaftlichen Bibliothek der Zukunft –B 5. Für gemeinsame Aufgabenfelder wie zum Beispiel Beschaffung, Erfassung / Verzeichnis und ausleihfertige Bearbeitung von Informationen und Medien sowie für die Unterhaltung der technischen Infrastruktur werden zentrale Einrichtungen und externe Dienstleister genutzt. 6. Durch die Nutzung modernster Technik und zentraler / externer Dienstleistungserbringung frei werdende Arbeitskapazitäten werden vorrangig in die Aufgabenfelder Beratung und Vermittlung umgewidmet. 7. Wissenschaftliche Bibliotheken übernehmen eigenständige Aufgaben in der Lehre. Hierzu gehören vor allem die Vermittlung von Recherchekompetenz und die Vermittlung von Grundlagen der Wissenschaftspropädeutik. Diese Lehrinhalte werden in die Prüfungsordnungen für Bachelor- und Master-Abschlüsse integriert und eigenständig durch die wissenschaftlichen Bibliotheken vermittelt und geprüft. w 1. Wissenschaftliche Bibliotheken sind die Informationszentren ihrer jeweiligen Trägerinstitution. Als Herzstück der jeweiligen Institution sind sie in ihrem Kerngeschäft allumfassend zuständig für jegliche Informationsbeschaffung, -aufbereitung und -vermittlung im Sinne einer Informationsagentur. 4. Wissenschaftliche Bibliotheken nutzen modernste Technik für ihr Kerngeschäft. Dazu gehört insbesondere die Nutzung modernster Datenbanktechnologie, Datenübernahme, Selbstverbuchung und Online-Services inklusive der Datensicherheit. Aufgrund der Aufgabenüberschneidungen werden die Dienstleistungen von Datenzentren und Bibliotheken umfassend integriert. –u Einen kräftigen Expansionskurs empfiehlt der Sozialwissenschaftler Meinhard Motzko den wissenschaftlichen Bibliotheken: Um in Zukunft das Herzstück der eigenen Trägerinstitution zu werden, sollten sie ganz neue Aufgabenfelder anpacken und sich beispielsweise in der Verwaltung und beim Personalmanagement ihres Trägers stärker als Dienstleister profilieren. Zum Beispiel durch die Übernahme der Studierendenund Prüfungsverwaltung, durch hochkarätige Schulungen in Recherchekompetenz und Wissenschaftspropädeutik und durch die Durchführung von Assesment-Centern für die Personalauswahl ihres Trägers (siehe dazu auch den Bericht auf Seite 68). Für BuB hat Meinhard Motzko seine Empfehlungen in 13 Thesen zusammengefasst: w 2. Wissenschaftliche Bibliotheken sind verantwortlich für das Identitätsmanagement ihres Trägers. Hierzu gehört an Hochschulen auch die gesamte Prüfungs- und Studierendenverwaltung. w 3. Wissenschaftliche Bibliotheken bieten ihre Dienstleistungen zur Informationsbeschaffung, -aufbereitung und -vermittlung in Abstimmung mit ihrer Trägerinstitution auch kommerziell an, vorrangig auf den Märkten der Forschung und Entwicklung, der Informationsbranche und der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Hierzu betreiben sie professionelle Akquisition privater und öffentlicher Aufträge auf der Basis transparenter Kostenkalkulationen. 9. Wissenschaftliche Bibliotheken übernehmen bei der Personalauswahl und der Personalentwicklung ihrer Trägerinstitution allumfassend das Aufgabenfeld »Recherchekompetenz«. Hierzu gehören sowohl Testverfahren wie zum Beispiel in Assessment-Centern und Berufungskommissionen zur Personalauswahl als auch permanente Fortbildungen für Beschäftigte ihrer Trägerinstitution und gegebenenfalls privater Kundengruppen gegen Entgelt. .d Mut zum Expansionskurs .B 54 8. Wissenschaftliche Bibliotheken sind interdisziplinäre Lernzentren ihrer jeweiligen Trägerinstitution. Hierzu gehört nicht nur die Bereitstellung der Informationen im Sinne eines Medienzentrums, sondern auch die Bereitstellung entsprechender Arbeitsräume (insbesondere Kleingruppenräume) und technischer Infrastrukturen. Diese Lernzentren stehen den KundInnen 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche offen. 10. Für alle Aufgaben werden Aufgabenund Anforderungsprofile erstellt. Die wichtigsten Kernprozesse sind geregelt und bezüglich ihres Aufwandes quantifiziert. Die Führung erfolgt auf der Basis von Zielvereinbarungen. 11. Der Ressourcenbedarf ist budgetiert und unterliegt einem systematischen Controlling. Bei der Ressourcenbeschaffung nutzt die Bibliothek die gesamte Breite möglicher Quellen. Hierzu gehören neben öffentlichen, institutionell gebundenen Ressourcen vor allem Drittmittel aus Quellen der EU, des Bundes, der Länder und des Privatsektors sowie Eigeneinahmen aus Honoraren, Gebühren, kommerziellen Recherchen, Sonderforschungsbereichen und so weiter. 12. Wissenschaftliche Bibliotheken entwickeln ein Qualitätsmanagementsystem mit systematischer Erfassung der Kundenwünsche, der Kundenzufriedenheit, eindeutig definierten Leistungen mit messbaren Zielen, klar geregelter Aufbau- und Ablauforganisation, eindeutiger interner und externer Kommunikation sowie systematischer interner und externer Überwachung (Audits) und geregelten Prozessen zur kontinuierlichen Verbesserung. 13. Aufgrund der zentralen Bedeutung für ihre Träger sind wissenschaftliche Bibliotheken in den obersten Leitungsorganen ihrer Trägerinstitutionen sowie in Berufungskommissionen und Prüfungsausschüssen dauerhaft mit Sitz und Stimme vertreten. Ob ich das noch erlebe? Meinhard Motzko BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft w w BuB | 60 (2008) 01 e Auf diesen Prozess sollten Bibliotheken nicht warten, sondern aktiv vorangehen. Sie können durchaus allein beginnen. Es wäre schon ein Riesenfortschritt, wenn die abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken nach einer gemeinsam geführten Diskussion um Milieuorientierung und Arbeitsteilung erreicht würde. Das Bibliothekswesen würde damit auch einen erheblichen konzeptionellen »Wettbewerbsvorteil« bei Auftraggebern in Politik und Verwaltung erzielen, der in Zeiten knapper Kassen nicht unwichtig ist. Wer anfängt, setzt seine Interessen am ehesten durch. Er sollte es aber ehrlich meinen. .d gebot dafür ihren jeweiligen spezifischen Bedürfnissen entspricht. Das lehren alle Erfahrungen aus der Entwicklung der Freizeitgewohnheiten der letzten zehn Jahre. Inzwischen werden für ein »spezielles Milieuerlebnis« Hunderte von Kilometern zurückgelegt. Eine solche Milieuausrichtung ermöglicht zu speziellen Anlässen den spannenden Austausch zwischen den Milieugruppen. Kooperationen zwischen der »postmodernen« Bibliothek und der »traditionell-bürgerlichen« Bibliothek sind bestimmt spannender als manches »lite- –B Da die Problematik einer verstärkten Milieuorientierung weit über die Bibliotheken hinausreicht, wären Pilotprojekte gemeinsam mit Volkshochschulen, Bürgerzentren und Sozialeinrichtungen denkbar. .B –u rarische Quartett«. Man stelle sich einen jährlichen Höhepunkt als Veranstaltung mehrerer Bibliotheken mit jeweils speziellen Milieubeiträgen vor. Das kann »Stadtfest- und Kultcharakter« entwickeln. Das Sahnehäubchen wäre die Abstimmung einer milieuorientierten Profilbildung nicht nur im Bibliotheksbereich, sondern auch mit den Einrichtungen aus Sozialbereich, Weiterbildung, Kultur, aber auch beispielsweise Arbeitsverwaltung und Wirtschaft. Das würde ein weiteres seit Jahren ungelöstes Problem anpacken: Wie sind denn die Schnittstellen zwischen diesen Einrichtungen und der Bibliothek vor Ort geregelt? Macht da nicht jeder, was er will? Warum sind Bibliotheken häufig »Ersatz-Bürgerhäuser« und »Ersatz-Kindertagesheime«? w Personal auch mal Türkisch oder Russisch sprechen! Am besten selbst aus dem entsprechenden Land stammen. Zugegeben: Es liegen in den Kommunen bisher kaum gesicherte Daten zur Milieustruktur vor, und die eigene Erhebung solcher Daten kann von den Bibliotheken nicht verlangt werden. Da diese Problematik einer verstärkten Milieuorientierung aber weit über die Bibliotheken hinausreicht, wären Pilotprojekte gemeinsam mit Volkshochschulen, Bürgerzentren, Sozialeinrichtungen und so weiter denkbar. Im Übrigen kennen die Beschäftigten in den Bibliotheken vor Ort ihre Milieus ganz gut, sodass Entscheidungen über die Ausrichtung auch auf Grundlage dieser oft jahrelangen Erfahrung erfolgen können. Gleiches gilt für das Personal. Warum können die Beschäftigten in der gesamten Region nicht als Pool begriffen werden, die sich den jeweils zu Ihnen passenden Milieugruppen zuordnen und dann zukünftig erheblich zufriedener mit »ihrer« Milieugruppe zu tun haben? Das setzt natürlich eine größere Mobilität und Wechselbereitschaft des Personals voraus, ich gehe aber davon aus, dass der Gewinn an Zufriedenheit die meisten Beschäftigten überzeugen wird. Allerdings: Bei der heute dominierenden Milieustruktur der Belegschaften in den Bibliotheken ist die Bereitschaft, gerade den Milieugruppen aus den untersten sozialen Lagen ein Angebot zu machen, nicht besonders ausgeprägt. Die Milieuorientierung müsste also bis in die Einstellungspraxis hineingehen. Das betriff t in allererster Linie die Einstellung von Beschäftigten mit Migrationshintergrund. Bisher echte »Exoten«. Schwieriger wird es auf dem Lande. Aber auch dort akzeptieren die Kunden inzwischen längere Wege, wenn das An- 55 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft w w w .B Was wollen die Nutzer von morgen von den Öffentlichen Bibliotheken? Aktuelle Analysen wie die Online-Studien der Rundfunkanstalten ARD und ZDF zeigen, dass die heute 13- bis 20-Jährigen ganz andere Medien bevorzugen als die Jugendlichen noch vor wenigen Jahren. Weblogs, Spielkonsolen und Portale wie YouTube haben das Mediennutzungsverhalten beeinflusst. Wolfgang Tiedtke, Leiter der Portal-Abteilung der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen, plädiert dafür, die »neuen Medien« in Zukunft noch ausdrücklicher auf der Agenda zu platzieren und auch eine virtuelle 3-D-Bibliotheks-Filale in Angriff zu nehmen – zum Beispiel auf der Plattform Second Life. Im Folgenden erläutert er auch die aktuellen Netz-Projekte im Hamburger System, wie Chatbot-Auskunft und »DiViBib«, und zieht eine vorläufige Bilanz. e Hamburger Pläne und Visionen zu E-Medien, Online-Lernen und der Filiale in Second Life D .d Per Mausklick durch die Bücherhalle ie Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (HÖB) ist der zweitgrößte Kulturanbieter in der Hansestadt, nach der Staatsoper. Seit ihrer Gründung im Jahre 1899 hat die Institution immer wieder neuen Herausforderungen gestellt und diese mit dem ihr eigenen Erfindungsreichtum gemeistert. Man müsste weit ausholen, um die vielen Meilensteine auf dem langen Weg zu nennen. Die reichen Erfahrungen aus der Vergangenheit sind jedoch das Fundament für ein offensives, kreatives Herangehen an Zukunftsthemen. Im Vordergrund für die Zukunft der Bücherhallen steht gegenwärtig die Sicherung einer flächendeckenden Bibliotheksversorgung innerhalb des Hamburger Stadtgebietes mit kundenorientierten Angeboten. Es geht dabei um ein aktuelles, fundiertes und modernes Medienangebot in Bürgernähe. Das System Bücherhallen Hamburg umfasst heute 33 Bücherhallen, die Zentralbibliothek, die Jugendbibliothek »hoeb4u«, die Kinderbibliothek »kibi@hh«, zwei Bücherbusse, rund 50 nebenamtlich geführte Einrichtungen in Schulen sowie 14 im Hamburger Strafvollzug betreute Bibliotheken. Das Spiralcurriculum umfasst die Klassen 1 bis 8, und sämtliche Grundschulen der Stadt sind in die Programmarbeit einbezogen. Neuerdings werden die Programme flächendeckend auf Kitas, Vorschulen und die frühkindliche Leseförderung wie das Projekt »Buchstart« ausgedehnt. Soweit zur Tradition und zu den »realen« Angeboten der Gegenwart. Für die Zukunft und auch heute schon gilt es allerdings auch, eine neue Problematik zu bewältigen: Die Entwicklung zukunftsfähiger Angebote im Bereich moderne, elektronische Medien! Internet, elektronische Spiele, Web-Plattformen und andere neue Medien führen einen gravierenden Wandel im Medienverhalten der Bevölkerung herbei und verändern somit auch die Erwartungen und Wünsche der Bücherhallenkunden. –B Wolfgang Tiedtke –u 56 Wachstumspotenzial im Internet Untersuchungen wie die Online-Studie der Rundfunkanstalten ARD und ZDF aus den Jahren 2006 und 2007 bestätigen, dass die heute 13- bis 20-Jährigen ganz andere Medien bevorzugen, als das noch vor wenigen Jahren der Fall war – in den Jahren vor YouTube, Second Life, Spielkonsolen et cetera. Gleichzeitig wird die Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in allen Untersuchungen zusammen mit den Seit ihrer Gründung im Jahre 1899 hat sich die Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen immer wieder neuen Herausforderungen gestellt und diese mit dem ihr eigenen Erfindungsreichtum gemeistert. über 60-Jährigen als einzige Nutzergruppe gesehen, bei der mit Wachstumspotenzial im Internet zu rechnen ist. Die Auswirkungen dieser Entwicklung spüren auch die Bücherhallen: Von den circa 400 000 ausgegebenen Kundenausweisen sind etwa 130 000 aktiv, also Internet, elektronische Spiele und Web-Plattformen führen einen gravierenden Wandel im Medienverhalten herbei und verändern auch die Erwartungen und Wünsche der Bücherhallenkunden. mindestens einmal im Jahr durch unsere EDV gelesen worden. Es ist ein permanenter Rückgang der aktiven Kunden zu beobachten, allerdings bei gleichzeitiger Zunahme der Medienausleihe auf fast 12 Millionen im Jahr 2006, in dem rund 4,3 Millionen Besucher unsere Häuser aufsuchten. Zu den Nutzern hinzuzählen müssen wir natürlich auch unsere virtuellen Kunden, von denen uns täglich 5 000 besuchen und aktiv im Portal recherchieren oder die Funktionen »Kontoeinsicht«, »Verlängerungen« oder »Vormerkungen« nutzen. Auf das Jahr hochgerechnet sprechen wir von aktuell 1,8 Millionen Anwendersitzungen im Jahr. BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft w w BuB | 60 (2008) 01 e densprache wiedergeben. Dabei gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Gebärdenwerk Hamburg. Die Finanzen spielen bei all diesen Überlegungen selbstverständlich eine elementare Rolle. Die Bücherhallen verfügen seit drei Jahren über einen Investitionsmitteletat für IuK-Aktivitäten. Er wird in jährlichen Verhandlungen zu von den Bücherhallen definierten Projekten ausgelobt. Es muss sich dabei um zukunftsfähige Projekte im Bücherhallen-Portal han- .B –u –B .d und Stiftungen einen barrierefreien Internetauftritt. Das war für uns – neben unserer neuen Corporate Identity – ein weiterer wichtiger Grund, den Relaunch des Bücherhallen-Portals in Angriff zu nehmen. Dabei wurde eng mit dem Projekt BIK (»barrierefrei informieren und kommunizieren«) und mit der Agentur »FeldWaldWiese« zusammengearbeitet. Es wurde ein neues Content-Management-System eingesetzt und die Homepage komplett neu entwickelt. Parallel Bibliotheken müssen sich kurzfristig Gedanken machen, wie sie sich denen gegenüber verhalten, die virtuelle Spiele bevorzugen und virtuell kommunizieren wollen. w Eine Antwort auf dieses veränderte Mediennutzungsverhalten war unter anderem die Ausweitung elektronischer, virtueller Angebote, die 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung stehen. Bereits im Jahre 2000 ermöglichte die sogenannte Internet-Offensive der Freien und Hansestadt Hamburg den Bücherhallen, ein Internet-Portal zu entwickeln, das nach dem Relaunch im Jahr 2007 mit neuem Design, attraktiven Diensten und zudem »barrierefrei« für die Bücherhallenkunden im Netz gestartet ist. Die virtuellen Dienste im Bücherhallen-Portal umfassen selbstverständlich die klassischen Online-Dienstleistungen wie Katalogrecherche, Vormerkungen, Verlängerungen, Kundenkontoeinsicht und so weiter. Das wird heute von den Kunden als »normaler« Service wahrgenommen. Darüber hinaus gibt es unsere »Virtuelle Kollegin INA«, ein Chatbot, der den neuen Kommunikationsgewohnheiten jüngerer Kunden Rechnung tragen soll. Und das neue Modul »Virtuelle Bücherhalle« vereinigt virtuelle Angebote wie Info Links, E-Medien, DiGiBib und »Fragen Sie Hamburger Bibliotheken!«. Das alles sind erste Schritte in Richtung eines virtuellen Auftritts. Doch wir wollen mehr: Parallel zum herkömmlichen, realen Bibliotheksangebot in der Stadt soll ein Angebot geschaffen werden, das attraktiv und innovativ genug ist, ganz neue Kunden auf diesem Wege zu gewinnen, und auch die Menschen wieder anzusprechen, die der traditionellen Bücherhalle verloren gegangen sind. Durch unsere virtuelle Tür wollen wir Kunden mit solchen Angeboten zurückgewinnen, die besser zu ihren Bedürfnissen und Gewohnheiten passen als traditionelle, reale Angebote. Der zukünftige Weg wird auf jeden Fall in die Richtung führen, dass Öffentliche Bibliotheken sich in beiden Welten positionieren – real und virtuell. Dabei müssen wir darauf achten, den Zugang zu beiden Welten so komfortabel und offen wie möglich zu gestalten, dass weder der »klassische« Kunde noch der »virtuelle« Springer sich verprellt fühlen. Bei ARD und ZDF beobachten wir, dass Inhalte aus den Fernsehnachrichten über den Hinweis auf die Homepages durch die sogenannte Mediathek ergänzt werden. Praktisch bedeutet das ein »Fernsehen-On-Demand« über 24 Stunden. Seit Ende 2006 ist die »Landesverordnung zur Schaff ung barrierefreier Informationstechnik (HmbBITVO)« in Hamburg verabschiedet und fordert von Hamburger Behörden und assoziierten Institutionen werden neben diesen technischen Voraussetzungen zusätzliche Tools eingesetzt, die Kundengruppen mit körperlichen Beein- Parallel zum herkömmlichen, realen Bibliotheksangebot in der Stadt soll ein Angebot geschaffen werden, das ganz neue Kunden anzieht – und auch diejenigen neu anspricht, die der traditionellen Bücherhalle verloren gegangen sind. trächtigungen einen leichteren Zugriff auf die Portalinhalte ermöglichen. Es wird ein »Readspeaker« eingesetzt, der die Seiteninhalte simultan vorliest, und es gibt Videosequenzen, welche die Portalinhalte in einigen wichtigen Bereichen in Gebär- deln, die eine »realistische und gleichzeitig innovative« Komponente beinhalten. Generell ist das Personalbudget davon aber ausgenommen, das bleibt Sache der Bücherhallen Hamburg. Aber sowohl die Kulturbehörde als auch die Finanzbehörde fördern diese Projekte ausdrücklich, sie fordern sie sogar ein, um Innovationen auf den Weg zu bringen. Heute für morgen gedacht – die virtuelle Zukunft Einerseits haben Bibliotheken das Ziel, möglichst viele Bürger zu erreichen. Sie gestalten das Medienangebot und die Räume so attraktiv wie möglich. Andererseits geraten Bibliotheken durch Entwicklungen im Bereich der elektronischen Medien in ein Konkurrenzverhältnis zu anderen Anbietern. Die Bücherhallen Hamburg 57 58 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft .d e gezeigt, dass eine solche virtuelle Bibliothek den Erwartungen unserer Kunden entspricht und, wie erhoff t, neue Kunden auf die Webseite zieht. Es haben natürlich auch Interessenten außerhalb Hamburgs – aus ganz Deutschland, aus Europa und sogar von anderen Kontinenten – zu den Bücherhallen Hamburg gefunden. Die permanente Nachfrage zeigt inzwischen deutlich, dass wir mehr Medien benötigen. Bisher wurden von uns nur Titel –B Ein Problem ist, dass der Zuwendungsgeber das Geld mit der Maßgabe verbindet, diese Mittel ausschließlich für Hamburger Bürger einzusetzen und nicht für Interessierte aus Argentinien oder Mallorca. –u Die Hamburger Bücherhallen haben seit 2007 nicht nur einen völlig neuen Webauftritt, sondern auch ein neues virtuelles Angebot, die sogenannte Onleihe, die der Dienstleister DiViBib für Öffentliche Bibliotheken anbietet. Abbildungen: HÖB Personal: 3 Stellen / 2 Bibliothekare + 1 Assistentin plus 50 Redakteure im Bibliothekssystem Etat: Online-Anmeldung – E-Medien – DiViBib Rund 1 200 Web-Sites Agentur: Umsatz: w FeldWaldWiese in Hamburg w 90 Millionen Hits im Kalenderjahr 1,8 Millionen Anwendersitzungen 5 000 Kunden auf der Seite pro Tag 195 000 Verlängerungen im Monat 8 000 Vormerkungen im Monat Software: Seit Mai 2007 haben die Bücherhallen Hamburg ein neues virtuelles Angebot, die sogenannte Onleihe, die der Dienstleister DiViBib für Öffentliche Bibliotheken anbietet. Die Bücherhallen gehörten mit den Bibliotheken Würzburg, Köln und München zu den Piloteinrichtungen, die die »Onleihe« getestet haben. Für Kunden der Bücherhallen ist die Onleihe bei uns ein kostenloses Angebot von circa 6 000 elektronischen Medien. EBooks, E-Audios, E-Videos, E-Music und E-Paper können über das Internet-Portal per Download auf den heimischen PC, PDA oder USB-Stick geladen werden. Das integrierte DRM (Digital Rights Management) macht es möglich, feste Leihfristen zu generieren, nach denen das Medium automatisch zurückgegeben wird (E-Books zum Beispiel nach sieben Tagen) und dem nächsten Kunden zur Verfügung steht. Über die letzten sieben Monate lief die Pilotphase. Die Erfahrungen haben w Zwischen 40 000 und 80 000 Euro Investitionsmittel im Jahr Umfang: haben entschieden, sich diesem Wettbewerb zu stellen. Nachfolgend werden exemplarisch drei Themenfelder beschrieben, die sich in der Projektphase befinden. Über Zeitschienen werden wir an dieser Stelle nicht sprechen, da sie in der momentanen Phase nicht real eingeschätzt werden können. .B Statistik zum Portal der Bücherhallen Hamburg Content Managementsystem activeweb Contentserver 5.5 Readspeaker INA Chatbot – Arificial Solutions Gebärdenvideos – Gebärdenwerk Hamburg E-Medien – DiViBib, Wiesbaden DiGiBib – HBZ, Köln der Erscheinungsjahre 2006 und 2007 bei der DiViBiB geordert, um die Aktualität zu bieten, die das Medium Internet fordert. Aus vielerlei Gründen ist es für die DiViBib aber schwierig, weitere Lizenzen für attraktive Medien in ausreichender Zahl zu beschaffen. Das hängt an diversen Teilproblemen – wie unter anderem an urheberrechtlichen Fragen und an Fragen zum Digital Rights Management. Hinzu kommt, dass sich mit der Funktion »Schnuppermitgliedschaft« auch Kunden, die noch gar keine Kundenkarte der Bücherhallen Hamburg besitzen, einloggen und den Service testen. Über 200 Interessierte haben diese Möglichkeit bereits wahrgenommen, und einige von ihnen wollten anschließend gerne Kunden werden. An dieser Stelle ergeben sich Probleme. Denn der Zuwendungsgeber gibt das Geld für die Bücherhallen-Stiftung mit Links zum Thema www.buecherhallen.de www.hoeb4u.de www.buecherhallen.de/kinder www.buecherhallen.de/kibi www.buchstart-hamburg.de www.feldwaldwiese.de www.artificial-solutions.com www.digibib.net www.readspeaker.de www.gebaerdenwerk.de www.datenschutz-nord.de www.divibib.com www.bik-online.info BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft Filme – Videos – PodCasts Second Life – 3-D-Bibliothek .d e Perspektivisch wäre diese Technik ebenfalls für Kunden- sowie Mitarbeiterschulungen extern und intern denkbar: virtuelle Führungen für den Kunden im Internet, bevor dieser in die Bibliothek kommt oder als Lehreinheiten in Zusammenarbeit mit der Behörde für Bildung und Sport in Hamburg für den Einsatz im Unterricht. Mit einer »Screenrecorder Software« testen die Bücherhallen den Einsatz animierter Schulungsfilme bei internen Schulungen. Der konsequenteste Schritt in die »virtuelle« Bibliothek ist die 3-D-Bibliothek oder »interaktive Bibliothek«. Die Realisierung wäre sicherlich sehr anspruchsvoll, kostenintensiv und mit viel Arbeit verbunden. Sie wäre jedoch die logische Konsequenz aus den vorher genannten Entwicklungen. Die zurzeit technisch und kostenmäßig realisierbare Variante wäre eine Filiale in »Second Life«. Auf dem Bibliothekskongress in Leipzig war diese Plattform noch in aller Munde und dem »Spiegel« eine Titelgeschichte wert. In der Zwischenzeit hat sich der Hype gelegt. Die Problemfelder, die unter den Begriffen »pornografische Inhalte« und »Pädophilie« diskutiert worden sind, haben für Skepsis gesorgt. Es heißt bei den Bücherhallen zu diesem Thema nun nicht mehr »Sollen wir oder sollen wir nicht?«, sondern »Warten wir ab!«. Auch die oft geäußerte Meinung, es –B Soziale-Software-Plattformen wie YouTube und Flickr haben es gezeigt: Kunden –u Die zurzeit technisch und kostenmäßig realisierbare Variante wäre eine Filiale in Second Life. Auf dem Bibliothekskongress in Leipzig war diese Plattform noch in aller Munde und dem »Spiegel« eine Titelgeschichte wert. wollen Videos oder Animationen im Netz sehen. Das Bücherhallen-Portal bietet kleine Filme mit Gebärdensprache, Kundeninterviews und Dokumentationen als Service im Netz an. Ein Problem ist zurzeit, die großen Datenmengen dem Kunden in angemessener Geschwindigkeit liefern zu können. w w w der Maßgabe, diese Mittel ausschließlich für Hamburger Bürger einzusetzen und nicht für Interessierte aus Argentinien oder Mallorca. Wenn wir alle Kunden, auch Nicht-Hamburger, bedienen wollen, dann müssten wir eine Online-Kundenkarte entwickeln, die mit einer Authentifizierung und einer Kreditkartenfunktion versehen ist, damit eine entsprechende Gebühr bezahlt werden kann. Diese Kunden könnten dann für alle Online-Serviceleistungen der Bücherhallen Hamburg freigeschaltet werden. Aber auch damit sind nicht alle Probleme ausgeräumt. Es gab bereits kritische Fragen anderer deutscher Bibliotheken, ob wir als großes Bibliothekssystem anderen kleineren Bibliotheken Konkurrenz machen wollen, indem wir Kunden aus ganz Deutschland akzeptieren. Wir haben uns nun zunächst auf Hamburg samt Umland sowie das Ausland beschränkt. lich aussehen wird, ist noch fraglich. Das neue Urheberrecht, Authentifizierungsund Anmeldungsmodi und weitere im Prozess auftretende Fragen werden das Projekt prägen. Wir werden uns auf dem Markt umsehen – wie bisher für den Chatbot INA, für Barrierefreiheit und E-Medien –, ob es einen externen Anbieter zum Beispiel von E-Learning-Sprachkursen gibt, der bereit ist, sowohl in der Bibliothek als auch virtuell Angebote zu machen. .B Wolfgang Tiedtke, geboren 1950 in Hamburg. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und praktischer Arbeit im Hamburger Im- und Export absolvierte er das Abitur am Abendgymnasium und anschließend das bibliothekarische Studium. Nach dreijähriger Selbstständigkeit als Antiquar und Verleger schlossen sich die Bibliotheksstationen Geesthacht, Universität Hamburg (Seminar für Englische Sprache und Kultur) und seit 1986 die Bücherhallen Hamburg an. Zunächst war er als Diplombibliothekar in Bergedorf und Kirchdorf tätig, nachfolgend von 1992 bis 1999 arbeitete er als Leiter der Bücherhalle Bergedorf und 1999, nach einem Wechsel in die Zentralbibliothek, folgte die Leitung des Informationszentrums. Seit 2002 leitet Wolfgang Tiedtke die Portal-Abteilung und ist verantwortlich für Internet-Auftritt, elektronische Mehrwertdienste und Innovationen im virtuellen Bereich. Seit 2002 ist er im Deutschen Bibliotheksverband in der Dienstleistungskommission aktiv. – Kontakt: wolfgang.tiedtke@buecher hallen.de E-Learning vor Ort und im Portal Dieses Projekt wird zunächst real in der Zentralbibliothek vor Ort entwickelt und wird virtuell seinen Platz im Internet-Portal finden. Damit wird der oben erwähnte Modus der Zweigleisigkeit fortgeführt. Wie die E-Learning-Landschaft letztendBuB | 60 (2008) 01 59 Der konsequenteste Schritt in die »virtuelle« Bibliothek ist die interaktive 3-D-Bibliothek. Die zurzeit technisch und kostenmäßig realisierbare Variante wäre eine Filiale in Second Life. Bild: Second Life Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft w Herstellung: Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef Druck: Strube OHG, Gudensberg Erscheinungsweise: zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/August und November/Dezember) Preis: je Heft € 12,50, jährlich € 88,– Studierende sowie Mitglieder des VDB jährlich € 44,– Preise einschließlich Mehrwertsteuer und zuzüglich Versandgebühr. Für Mitglieder des BIB ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten. BuB ist kündbar bis jeweils 15. November. Bezug durch den Verlag Redaktionsschluss für Heft 3/2008: 18. Januar Anzeigenschluss für Heft 3/2008: 6. Februar –B –u In Hamburg wird in Zukunft der zweigleisige Weg angestrebt: Attraktive »reale« Medien in Bürgernähe, Leseförderung und Kulturarbeit einerseits – vielfältige elektronische Angebote andererseits. .B handele sich bei Second Life um ein Spiel und ein Angebot wäre nicht mit den Zielen einer Öffentlichen Bibliothek zu vereinen, muss berücksichtigt werden. Aber: Wie war das noch mit den Innovationen? Wie kamen sie in den Markt und auch in die Bibliotheken? RFID zum Beispiel war zunächst etwas für Industrie Was wollen und was sollen wir? Können wir uns auf unseren öffentlichen Auftrag berufen? Wie war der eigentlich – »Öffentliche Bibliotheken sollen alle Bevölkerungsschichten erreichen«? w Herausgeber: Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover Prof. Dr. Konrad Umlauf, Berlin Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart Redaktionsbeirat: Dale S. Askey, Kansas State University Library, Manhattan, KS .Prof. Jürgen Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lodemann, Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und Essen . Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal . Prof. Dr. Elmar Mittler, Göttingen . Walburgis Otte, Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven . Dr. Georg Ruppelt, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover . Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Dr. Harald Weigel, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz Redaktion: BuB Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen Telefon (0 71 21) 34 91-0 Telefax (0 71 21) 30 04 33 E-Mail: [email protected] Redaktion: Julia Hellmich (hel) Bernd Schleh (verantwortlich, slh) . unter Mitarbeit von Michael Reisser (rei) .d (Bis 2000: »Buch und Bibliothek«) Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband Information Bibliothek e.V. (www.bib-info.de) 60. Jahrgang, Nr. 01, Januar 2008 ISSN 0340-0301 Verlag und Anzeigenverwaltung: BOCK + HERCHEN Verlag Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef Reichenbergerstraße 11 e . 53604 Bad Honnef Telefon (0 22 24) 57 75 Telefax (0 22 24) 7 83 10 E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung: Gabi Bott nachweisbar verlässt, dürften sich in einer gutgemachten 3-D-Bibliothek als AvatarKunde zur Rubrik »Harry Potter« (Buch, Video, Comic – noch etwas?) durchklicken und aus der 3-D-Bücherhalle Dateien auf iPod, USB-Stick, Laptop oder E-Paper herunterladen. Wie bereits erwähnt: Wir wollen die Kunden – und nicht nur wir, sondern auch die Zeitungen, Zeitschriften, ARD und ZDF (mit ihrer Mediathek) – gewinnen, halten oder auch zurückholen. In den Wirtschaftsbetrieben und Medienhäusern ist das Ziel klar: Sie suchen und gewinnen die Kunden von morgen. Für uns Bibliothekare ist es heute wichtig, diese Fragen zu beantworten: Was wollen und was sollen wir? Können wir uns auf unseren öffentlichen Auftrag berufen? Wie war der eigentlich – »Öffentliche Bibliotheken sollen alle Bevölkerungsschichten erreichen«? Na dann los! Die Bücherhallen Hamburg haben grünes Licht für den Ausbau virtueller Aktivitäten, und zwar nicht von »LindenLab«, sondern von der Freien und Hansestadt Hamburg. – Wir sind so frei! e (www.b-u-b.de) w 60 und Großunternehmen. Und dann schreiben wir auf einmal das Jahr 2007, und die Bücherhallen Hamburg bekommen von ihren Zuwendungsgebern vier Millionen Euro, um diese Technik als Pilotanwender öffentlicher Dienstleistung in Hamburg einzuführen. An dieser Stelle soll nicht für den »allein selig machenden Auftritt« in Second Life plädiert werden, da heute, zumindest rechtlich, große Bedenken dagegen bestehen. Jedoch eins ist sicher: Bibliotheken müssen sich kurzfristig Gedanken machen, wie sie sich denen gegenüber verhalten, die virtuelle Spiele bevorzugen und virtuell kommunizieren wollen. Gerade die Gruppe der 13- bis 20-jährigen Jugendlichen, die uns statistisch BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft .d Bibliotheksprognosen Ein großer Teil dieser Zukunftsdiskussion läuft auf Prognosen hinaus. Die Prognoseergebnisse erkennt man an der Behauptung, dass etwas in Zukunft der Fall sein w w w .B In der bibliothekarischen Fachdiskussion gibt es immer wieder Beschreibungen und Aussagen zu Bedingungen und Gestalt einer zukünftigen Bibliothek. Wer die Diskussion inhaltlich erschließen und aus ihr Schlüsse ziehen will, muss allerdings auf einige Hindernisse gefasst sein; zum Beispiel bleibt häufig der Status der Aussagen völlig unklar. Handelt es sich um eine wissenschaftlich erhärtete Prognose, eine Empfehlung, einen Diskussionsanstoß, eine Vision oder eher um eine Selbstermutigung? Bei genauerer Betrachtung lassen sich vier Typen von Bibliotheks-Zukunftsbeschreibungen unterscheiden: Prognosen, Szenarien, Ideale und Utopien. Jens Ilg hat sie in seiner Masterarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin genauer unter die Lupe genommen und die Ergebnisse für BuB zusammengefasst. –B Zukunfts-Diskurs zwischen Prognose, Selbstermutigung und Utopie Autoren präsentieren Prognoseergebnisse aus einer Expertenbefragung zur Zukunft der Bibliothek, angepeilt wurde das Jahr 2015. Zu den Ergebnissen gehört unter anderem: »Hauptmedium für Bibliotheken, so sehen es alle, bleibt nach wie vor das gedruckte Buch.« Ferner sieht der Großteil der Experten die Bibliothek künftig »in einer Mischung aus Mediathek und Infothek, Callcenter und Bürgeramt in Verbindung mit der zusätzlichen Rolle eines Lernortes und Buchmuseums«.2 Charakteristisch für diese Art von Aussagen ist, wie sie gewonnen werden. Soll eine Prognose vom Blick in die Glaskugel zu unterscheiden sein, muss unterstellt werden, dass sie sich anerkannten prognostischen Methoden verdankt, dass sie begründet und überprüfbar ist. Die –u Bibliothekare in Delphi ie lässt sie sich beschreiben, die Bibliothek der Zukunft, die in der Fachdiskussion immer wieder zum Thema gemacht wird? Konturen dieser Diskussion lassen sich erkennen, wenn die Aussagen aus Zeitschriftenartikeln, Monografien, Broschüren und Web-Publikationen nach formalen Besonderheiten unterschieden werden.1 Man stößt dann auf mindestens vier Typen von Zukunftsbeschreibungen: auf Prognosen, Szenarien, Ideale und Utopien. e W Jens Ilg BuB | 60 (2008) 01 Simulation einer architektonischen Utopie: Der Bau der »Brabentbibliothek«, datiert auf das Jahr 2040, ist ein zylinderförmiger Turm mit frei beweglichen Arbeitskabinen an der Außenseite. Der Nutzer kann sich darin an eine beliebige Stelle des Bestands navigieren. Foto: »Bibliotheken 2040«, Bock und Herchen Verlag, Bad Honnef wird. Das kann sprachlich unterschiedlich ausfallen, zum Beispiel so: »Die Bibliothek der Zukunft ist teuer«, oder: »Web 2.0Anwendungen werden künftig eine Rolle spielen«. Die Aussagen antworten auf die Frage, welche Gestalt die Bibliothek künftig haben wird oder welche Rahmenbedingungen künftig vorliegen werden. Ein Beispiel liefert die Broschüre »Portale zu Vergangenheit und Zukunft«: Die 61 Prognostik kennt zwei Methodenwege: Entweder basiert die Prognose auf Daten (zum Beispiel eine Hochrechnung). Oder sie basiert nicht auf Datenmaterial, ist also qualitativer Art, zum Beispiel eine Expertenbefragungen zur »Zukunft von X« nach der Delphi-Methode. Ich gehe davon aus, dass die Bibliotheksprognosen in dieser Diskussion nahezu ausschließlich auf qualitativem Wege ge- Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Letzte Bücher, Bertelsfrau-Stiftung und Chefsache Bibliothek e Georg Ruppelt erkundet literarische Alternativen zur Wirklichkeit .d Bibliotheksszenarien .B Im Jahr 2021 lässt es sich die Bundeskanzlerin natürlich nicht nehmen, Bibliothekskongresse persönlich zu eröffnen, berichtet Georg Ruppelt in seiner neuesten Zukunftsfantasie. Ein Beispiel sind die von Henk Das, Maija Berndtson und Rolf Hapel erarbeiteten Szenarien, wohin sich Konzepte kommunaler Bibliotheken entwickeln könnten.3 Dafür wurden die künftig die Bibliotheksentwicklung bestimmenden Faktoren und deren erwartete Entwicklung identifiziert. Das sind unter anderem der Rückgang papiergebundener Buchproduktion, die Zunahme der Nutzung internetbasierter Medien und Micropayment. Daraus abgeleitet wurden vier Szenarien der künftigen Nutzung von Bibliotheksgebäuden, die sich tendenziell zur »Info-Tankstelle« oder zum »Gemeindezentrum«, zum »Zentrum für offenes Lernen« oder zum »Kulturcafé« entfalten könnten. Charakterisiert sind Szenarien durch ihre Methode, die Szenariotechnik. Diese unterscheidet sich von der intuitiven Prognostik dadurch, dass der Ermittlung dessen, womit künftig zu rechnen ist, eine Analyse der auf die Bibliotheksentwick- w w w Bibliotheksszenarien wiederum erkennt man am Plural: Sie skizzieren die künftige Bibliothek in mehreren, für gleich wahrscheinlich gehaltenen und in der Regel plastischen Beschreibungen. Sie beantworten die Frage, welche möglichen Gestalten die Bibliothek künftig haben könnte oder welche relevanten Rahmenbedingungen künftig möglich sein könnten. Mit Szenarien zu arbeiten bietet sich an, wenn die Unsicherheit darüber hoch ist, ob die bedeutenden Entwicklungseinflüsse bekannt sind, ob sie sich konstant entwickeln und neue nicht hinzutreten werden. Szenarien rücken ab von der Vorstellung, dass die Rahmenbedingungen konstant genug bleiben, um eine Bibliotheksprognose wagen zu können. 1 Berücksichtigt wurden Beschreibungen zur »Bibliothek der Zukunft« seit den Neunzigerjahren im deutschen Sprachraum. 2 Jürgen Seefeldt, Ludger Syré: Portale zu Vergangenheit und Zukunft: Bibliotheken in Deutschland. Hildesheim, 2003, Seite 98 und 100. Die dritte Auflage (2007) enthält diesen Abschnitt nicht mehr. 3 Henk Das, Maija Berndtson, Rolf Hapel: Einfluss virtueller Medien auf die physische Bibliothek. Gütersloh, 2002 Wie haben frühere Generationen sich die Zukunft vorgestellt? Welche literarischen Antworten, welche Träume und Albträume beschreiben Dichter und Schriftsteller in ihren Werken? Georg Ruppelt, Direktor der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover, hat in seinem neuen Buch »Nachdem Martin Luther Papst geworden war und die Alliierten den Zweiten Weltkrieg verloren hatten. Literarische Alternativen zur besten der Welten« (Wehrhahn Verlag, 2007) spannende, heitere, mitunter auch beängstigende Antworten auf Zukunftsfragen zusammengetragen. Es geht dabei zum Beispiel um die Zukunft der Bücher in Zukunftsbüchern, um Arbeit und Arbeitslosigkeit in der utopischen Literatur, um Gott auf Erdenbesuch, aber auch um Wein- und Weltraumfantasien. Und es geht um einen bibliothekarischen Kongress im Jahre 2021, von dem Georg Ruppelt selbst berichtet. Die Bundeskanzlerin heißt im Jahr 2021 Yüzgül Schiller und lässt es sich nicht nehmen, den Bibliothekskongress persönlich zu eröffnen. Die Bertelsmann-Stiftung ist zur Bertelsfrau-Stiftung umgetauft worden. Und die deutsche Bibliotheksgesetzgebung hat ganz Europa inspiriert. Die Gedanken sind frei! hel –B wonnen wurden. Diese Prognoseergebnisse resultieren häufig aus intuitiven Einsichten mit Blick auf jüngere oder sich gegenwärtig anbahnende technologische Entwicklungen und auf Entwicklungen des Informationsbeschaff ungs- und -verarbeitungsverhaltens der Zielgruppe von Bibliotheken. Sie entstehen vermutlich in etwa nach gleichem Muster, wonach eine relevante Entwicklung als Trend identifiziert und sodann beantwortet wird, wie dieser sich auf die künftige Bibliotheksarbeit auswirken wird. Allerdings ist der praktische Wert einer Bibliotheksprognose eingeschränkt: Zum einen sind und können sie nur Hypothesen sein. Es ist also allenfalls wahrscheinlich, nicht aber sicher, dass es so kommen wird. Zum anderen kann der praktische Wert leiden unter der hohen Fehleranfälligkeit besonders intuitiver Prognosen. Fehlerquellen können zum Beispiel die Unterschätzung der Komplexität des Gegenstandes sein, für den etwas prognostiziert wird, beziehungsweise die Komplexität des mit dem Gegenstand verwobenen Umfelds, oder die Parteilichkeit, die Verzerrung des Prognoseergebnisses durch eine (vielleicht unbewusst) parteiische Perspektive des Prognostikers. –u 62 lung Einfluss nehmenden Faktoren und deren Zusammenspiel vorangeht. Vereinfacht dargestellt geht sie so vor: Zunächst werden alle relevanten Felder identifiziert, die auf die Bibliotheksentwicklung überhaupt Einfluss nehmen können, zum Beispiel Recht, Publikationswesen, Energiepolitik, sodann alle die darin relevanten einzelnen Einflussfaktoren – für das Feld Recht zum Beispiel das Urheberrecht, die Umsatzsteuer- und die Buchpreisbindungsgesetzgebung. Daraus wiederum werden die selektiert, die für die künftigen Schlüsselfaktoren gehalten werden; für diese gilt es nun, vier (oder sechs) mögliche Entwicklungsverläufe anzunehmen (hier kommen Prognosen ins Spiel). Zum Beispiel für den Schlüsselfaktor »Anteil elektronischer Publikationen an Monografien« für das Jahr 2015 (fiktive Beispielzahlen): a) nimmt zu auf 25 Prozent, b) nimmt zu auf 40 Prozent, BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft w w 4 Elmar Mittler: Die Bibliothek der Zukunft. In: Bibliothek: Forschung und Praxis, 2 (1996), Seite 259 5 Vgl. zum Beispiel: Gisela Ewert, Walther Umstätter: Die Definition der Bibliothek. In: Bibliotheksdienst, 6 (1999), Seite 957– 971 6 Jürgen Blim: Eine gemeinsame Vision in zwölf Punkten. In: BuB 56 (2004) 4, Seite 294–297 7 Rob Bruijnzeels, Nicole van Tiggelen: Bibliotheken 2040: Die Zukunft neu entwerfen. Bad Honnef, 2003 BuB | 60 (2008) 01 .d e on Brabant sein, die den gesamten Buchbestand dieser Region aufnimmt und in einem zylinderförmigen Bücherturm systematisch aufgestellt präsentiert. Der Bau hat nur eine Etage, einen spiralförmig ansteigenden stufenlosen Aufgang. Die Arbeitskabinen sind auf der Außenseite des Turms frei beweglich angebracht, die der Nutzer so an eine beliebige Stelle des Bestands navigieren kann. Die immer geöffnete Bibliothek ist zugleich das Zentralgebäude eines Komplexes, zu dem unter anderem ein Theater, ein Bahnhof und ein Supermarkt gehören. Bibliotheksutopien verdanken sich, anders als Bibliotheksprognosen und -szenarien, einer Reflexion: Was eigentlich macht eine Bibliothek aus? Was sollte sie bewirken, was sollte sie lassen? Die ebenfalls in »Bibliotheken 2040« veröffentlichte Utopie »Bibliothéque d’amis« zum Beispiel resultierte aus der Überlegung, dass sich eine Bibliothek durch Selektion und radikale Reduktion auf »gute Bücher« auszeichne; diese Utopie konnte die Informationsversorgung durchaus mit zwei Büchern pro Jahr bestreiten. Für Bibliotheksutopien typisch ist auch die gezielte Ignoranz der Realisierbarkeit ihrer Konzepte, die für die irrealen, unorthodoxen Lösungen verantwortlich ist. Diese Ignoranz findet sich bei keinem der oben genannten Typen. Damit fehlt Utopien wie Idealen auch der prognostische Charakter; die Datierung auf einen bestimmten Zeitpunkt ist nicht prognistisch gemeint, sondern methodischen Gründen geschuldet. Das Studium von Bibliotheksutopien kann dennoch so lohnenswert sein wie das realer Bibliotheken (zum Beispiel als Best Practise-Studie). Es liegt auf der Hand, dass Utopien nicht allein der Unterhaltung dienen, sie können eine besonders gute Inspirationsquelle für Lösungsideen zu realen Problemen sein. Diese Ansicht teilte zum Beispiel auch die ESA, die von 2000 bis 2001 Science Fiction-Literatur auswerten ließ hinsichtlich Lösungen für Weltraumtechnologien (Projekt »Innovative Technologies from Science Fiction«). Neben Preisauslobungen für die beste reale Bibliothek könnten also auch solche für fiktive Bibliotheken treten. –B Bibliotheksutopien Eine Bibliotheksutopie tut gewissermaßen so, als sei ein bestimmtes Bibliothekskonzept realisiert – aber nur in dieser Utopie, die häufig auf einen willkürlich gewählten fernen Zeitpunkt datiert wird. Zweitens lassen sich Utopien an ihren irrealen Bibliothekskonzepten erkennen, die darin fiktiv realisiert wurden. Irreal sind Konzepte, wenn sie auf Technologien beruhen, die heute als unmöglich gelten (ScienceFiction), irreal und damit utopisch sind sie aber auch, wenn sie aus Technologien oder Praktiken hervorgehen, die in der BIDBranche unüblich sind, zum Beispiel wenn in der Utopie das Modell der Verzinsung aus dem Kreditwesen auf die Bibliothek übertragen wird, die ihre Medien gegen Medienzins ausleiht (fünf Bücher leihen, sechs zurückbringen etwa). Ein Beispiel aus »Bibliotheken 2040«7 ist die architektonische Bibliotheksutopie »Brabantbibliothek« von Winny Maas. Sie soll die zentrale Bibliothek für die Regi- w Der Inhalt von Bibliotheksidealen sind allgemeine wünschenswerte Rahmenbedingungen und Gestalten von Bibliotheken. Sie antworten auf die Frage, wie oder was die Bibliothek sein sollte. In ihnen drückt sich aus, welcher allgemeine Zweck mit einer Bibliothek angestrebt werden sollte (zum Beispiel anerkannter Teil der Bildungsinfrastruktur zu sein) und mit welchen allgemeinen Mitteln gearbeitet werden sollte (zum Beispiel mit einem Gesamtkatalog aller nachgewiesenen Publikationen mit lokaler Sicht). Auch wenn Bibliotheksideale zukunftsbezogen formuliert werden, machen sie keine Voraussagen; ihnen fehlt die prognostische Kraft. Ein Beispiel ist die von Elmar Mittler beschriebene Zukunftsbibliothek: »Für die Bibliothek an der Schwelle des 3. Jahrtausends und ihre Dienstleistungen möchte ich (…) sechs Ziele aufstellen, die als utopisches Ideal wirken müssen (…). In der Bibliothek der Zukunft bekommt man als Nutzer 1. alles, was man braucht, 2. alles, –u Bibliotheksideale wie man es braucht, 3. alles, wann man es braucht, 4. alles, wohin man es braucht, 5. mehr, als man weiß, 6. alle veröffentlichten Informationen im freien Zugriff.«4 Bibliotheksideale sind keine Ziele. Sie sind nicht erledigt, wenn tatsächlich hier oder dort der Idealzustand eingetroffen ist. Die Bibliotheksgeschichte ist voll von Bibliotheksidealen. Für die historische Universalbibliothek bestand das Ideal im unendlichen Sammeln, Bewahren und Erschließen aller Publikationen an einem Ort, in der Aufklärung war die Demokratisierung des Wissens das Ideal, und heute besteht ein Ideal in der Dienstleistungsund Bildungsorientierung. Diese Variabilität belegt, dass es Zuschreibungen sind, und zwar Zuschreibungen dessen, was eine Bibliothek, immer nahezu naturgemäß, sein sollte. Das Ideal wird nicht einfach daraus abgeleitet, wie eine Bibliothek wissenschaftlich definiert ist.5 In dieser Beliebigkeit steckt auch ein Problem: Der Bibliothek lassen sich unendlich viele Zwecke zuschreiben – was auch in dieser Diskussion geschah –, sie lassen sich aber nicht im selben Umfang anstreben. Bibliotheksideale sind auch in Leitbildern im Einsatz, die als »Richtungsweiser« (Konrad Umlauf) Orientierungsfunktion übernehmen. In das gemeinsame Leitbild Öffentlicher Bibliotheken in Baden-Württemberg ist dieses Ideal eingegangen: »Die Leistungen der Bibliotheken werden von ihren Trägern durch ausreichende finanzielle, personelle, räumliche und technische Ausstattung gesichert.«6 .B c) nimmt wieder ab auf 5 Prozent, c) stagniert bei 15 Prozent. Die angenommenen Trends aller Schlüsselfaktoren lässt man sodann gedanklich aufeinander wirken, sodass daraus vier Übersichten künftig möglicher Entwicklungen entstehen. Das Verfahren endet mit deren anschaulicher Beschreibung anhand ihrer hervorstechenden Charakteristika. Mit Szenarien und Prognosen kann der Unsicherheitsgrad, was künftig sein wird, reduziert werden, indem der Informationsgrad erhöht wird. Diese Information dient unter anderem der Festlegung strategischer Ziele und dem Ideenmanagement, wo es um systematisches Verbessern und Neuentwickeln von Bibliotheksprodukten geht (zum Beispiel Web-2.0-Dienstleistungen), wofür das ständige Beobachten technologischer Trends und künftiger Herausforderungen unentbehrlich ist, sogenanntes Environmental Scanning. 63 Jens Ilg, ursprünglich gelernter Koch, studierte Philosophie und Theaterwissenschaft. Im Jahr 2007 schloss er das Bibliotheksreferendariat an der Staatsund Universitätsbibliothek Göttingen ab. Seit 2008 arbeitet er als Fachreferent für Philosophie und Theologie an der Universitätsbibliothek Würzburg. – Kontakt: [email protected] 64 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Wo man Gespräche ausleihen kann .d –B Textes: Man kann nicht mehr aufhören! Der Veranstaltungstag brachte der Bibliothek einen Besucherrekord. Aber vor allem entpuppte sich dieses Konzept als sehr erfolgreich in Sachen neue Kontakte und öffentliche Wertschätzung. Die Kontakte zu den »Lebenden Büchern« schufen neue Anknüpfungspunkte für das Netzwerk der Bibliothek. Ideen für zukünftige Zusammenarbeit wurden entwickelt. Das Projekt hat zahlreiche Unterstützer gefunden, unter anderem den Förderverein der Stadtbibliothek, »Inwent«3 und die Kampagne »Alle anders – Alle gleich«4. Die ganze Aktion wurde zudem beinahe vollständig durch Sponsorengelder finanziert. Als einen Meilenstein bei der Entwicklung einer Zukunftsvision für Öffentliche Bibliotheken lobte Stefan Komoß, Stadtrat für Bildung, Kultur und Sport, die Initiative in seiner Eröffnungsrede. Die Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle stellte sich selbst als »Lebendes Buch« zur Verfügung. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, schrieb ein Grußwort.5 Das Medienecho war vor und nach der Veranstaltung groß. Im Vorfeld wurde das Ereignis in einem Live-Radiointerview beworben. Zahlreiche Vertreter der Presse waren am Veranstaltungstag vor Ort. Ein Aufnahmeteam des ZDF drehte einen Beitrag für die Sendung »Sonntags«. Die Bibliothek konnte sich gemäß ihrem Leitbild als Ort der Begegnung und Kommunikation beweisen. Nur durch ein vielfältiges und ideenreiches Angebot kann sich eine »grenzenlose Bibliothek«6 entwickeln, die auch den –u S w w w tatt Bücher gab es Gespräche mit Menschen auszuleihen, die sich für die Gesellschaft engagieren, außergewöhnliche Berufe ausüben und ungewöhnliche Lebenskonzepte verfolgen. So sind auch Menschen miteinander ins Gespräch gekommen, die sich sonst wahrscheinlich niemals kennengelernt hätten. Die aus Dänemark stammende Idee der »Living Library«2 wurde in der Berliner Mark-Twain-Bibliothek im Bezirk Marzahn-Hellersdorf konzeptionell verändert: Statt um das Thema Antidiskriminierung ging es um die Bibliothek als Ort der Begegnung und des Dialogs. Ausleihen ließen sich 14 Personen, darunter ein Entwicklungshelfer, ein Pastor, eine GreenpeaceAktivistin und ein Paralympics-Athlet. Am Projekttag waren Schülerinnen und Schüler einer fünften Klasse die ersten Gäste – sie wollten sich kaum von ihren Gesprächspartnern trennen. Die Mittagsstunden waren für zwei elfte Klassen reserviert. Rege Gespräche erfüllten die Räume zwischen den Regalen. Am Nachmittag waren Einzelgespräche möglich, die »Entleiher« hatten sich ihre »Lebenden Bücher« dafür sogar vormerken lassen. Viele der Besucher waren so begeistert von ihrer »Lektüre«, dass die ursprünglich geplanten 30 Minuten Gesprächszeit nicht ausreichten. Es war eben genau wie beim Lesen eines faszinierenden Bei der Aktion »Lebende Bücher in der Bibliothek« nach dänischem Vorbild kommen sich Menschen näher, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten. Wie Oumar Diallo, Leiter des AfrikaHauses Berlin, und die ältere Dame, die ihn zum Gespräch ausgeliehen hat. Foto: Schachner .B Die Öffentliche Bibliothek der Zukunft braucht ein ganz neues dialogisches Element, um zum sozialen Begegnungsraum zu werden. Öffentliche, frei verfügbare Räume gewinnen in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts an Bedeutung. Gemeint sind die raren Orte in Stadt und Kommune, an denen Menschen sich ohne Konsumzwang aufhalten und ideologieund konfessionsunabhängig in Dialog treten können. So wie in dem Projekt »Lebende Bücher in der Bibliothek«1, das die Mark-Twain-Bibliothek im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf anlässlich des Welttag des Buches ausprobiert hat – und mit vielen Besuchern, einem großen Medienecho und einem Grußwort vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit belohnt wurde. e »Lebende Bücher in der Bibliothek« in Berlin MarzahnHellersdorf sozialen Bedürfnissen einer technisierten Gesellschaft entspricht. Angebote wie das Konzept der »Living Library« fügen Bibliotheken dialogische Komponenten hinzu. Menschen sollen sich dort wohlfühlen und nicht lediglich Medienspeicher vorfinden. Eine Schülerin beantwortete die Frage, ob sie durch die Aktion etwas Neues gelernt habe mit den Worten: »Ja, dass die Welt viel komplexer ist, als ich dachte.« Wenn Bibliotheken zu dieser Erkenntnis verhelfen und neugierig machen auf die komplexe Welt, dann haben sie einen großen Teil ihrer Aufgabe erfüllt. Maike Niederhausen, Niko Schachner 1 Die Aktion wurde gemeinsam geplant und organisiert von Niko Schachner, Absolvent der FH Potsdam, und Maike Niederhausen, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Bibliotheken in Marzahn-Hellersdorf. Zum Weiterlesen: Niko Schachner: Lebende Bücher in der Bibliothek: Umsetzung eines »Living Library«-Projektes und die Bedeutung des Konzeptes für die bibliothekarische Arbeit. Diplomarbeit, FH Potsdam, Fachbereich Informationswissenschaften. Die Arbeit erhielt den Hochschulpreis der FH Potsdam. 2 Siehe auch: Ronni Abergel: Don’t jugde a book by its cover! The Living Library Organiser’s Guide. Budapest: Council of Europe Publishing, 2005 3 Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH: www.inwent.org 4 Kampagne »Alle anders – Alle gleich«: www. jugendkampagne.de 5 Das Grußwort von Klaus Wowereit zu »Lebende Bücher« ist zu finden unter: www.stbmh.de/Projekte/3.html 6 Maija Berndtson: From a Hybrid Library to a Boundless Library. Libraries in the Ubiquitous Society, 2006 BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft w w BuB | 60 (2008) 01 e .d w 3-D-Modelle helfen bei der Gestaltung eines Architekturmodells. Die geplanten Räume können mithilfe der computeranimierten Visualisierung zunächst umfänglich ausgestattet und dekoriert werden – und dann kann auch schon die erste »Kamerafahrt« durch das Gebäude beginnen. Alle Räume lassen sich jetzt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, Licht- und Materialvariationen können simuliert werden. An der Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) wird zurzeit ein Bibliotheksneubau geplant, um darin eines Tages die auf zwei Standorte verteilte Hochschulbibliothek zusammenzuführen. Für den Neubau gibt es schon Zeichnungen und Modelle – und sogar ein computeranimiertes 3-D-Modell, mithilfe dessen man virtuell durch die Räume von morgen schlendern kann. Gesamtsituation überschaubar machen, Farben und Formen können blitzschnell geändert werden, virtuelle Rundgänge attraktiv animiert werden. Bislang Unsichtbares kann sichtbar gemacht werden, verschiedene Schnitte und Ansichten können weitgehend problemlos erstellt werden. Kompliziertes kann man darstellen und damit vereinfachen, sodass die Sachverhalte von allen Betrachtern schnell visuell erfasst und intuitiv verstanden werden können. Einzelne Raumsituationen können detailliert betrachtet werden. Die verbesserte Kommunikation kann möglicherweise dabei helfen, Kosten einzusparen (weil Fehler beziehungsweise daraus resultierende Änderungen beim Bauen vermieden werden). Die erarbeiteten Modelle können später weiterverwendet werden (als Werbung auf der Website oder etwa bei der Erstellung von Leit- und Orientierungssystemen). 3-D-Visualisierungen können dabei helfen, Investoren für eine Bibliothek zu gewinnen, etwa bei Public Private Partnerships (PPP). Es entstehen insgesamt, zum Vorteil aller Beteiligten, aussagekräftige Entwurfsszenarien, die dabei helfen, dass optimale Entscheidungen getroffen werden. Ein weiterer Vorteil ist, dies sei hier abschließend nur kurz angedeutet, dass die in der bibliothekswissenschaftlichen Literatur viel beschriebene Kluft zwischen architektonischem Entwurf und bibliothekarischem Konzept2 dadurch verringert werden kann, dass auch bauende Bibliothekare sich auf das Feld der Ästhetik wagen, ihre Ideen per CAD entwickeln und den verschiedenen Projektpartnern anschaulich darstellen können. Die Kommunikationsdefizite der beiden wichtigsten Generalisten3 im Planungsprozess werden durch die Technik verringert. Die architektonisch-künstlerischen Konzepte werden mit bibliotheksfachlichen Konzeptionen konfrontiert, und die Praxistauglichkeit der Planung kann überprüft werden. Dabei ist zunächst offen, welcher der beiden Partner, im Sinne einer –B Computeranimierte 3-DModelle visualisieren Räume, die in Zukunft real werden sollen –u Spaziergang durch die gedachte Bibliothek E in verhältnismäßig neuer Trend sind interaktive 3-D-Visualisierungen im Internet (Web3D); als stellvertretende Beispiele seien Google-Earth und die diversen Web-Routenplaner genannt. Doch gehen wir erst mal einen Schritt zurück: CAD-Programme1 können nicht nur technische Zeichnungen, sondern auch sogenannte Volumenmodelle erstellen. Mit deren Hilfe können Konstruktionen entwickelt werden; neben dem Auto- und Schiffsbau, Maschinen- und Anlagenbau auch im Bibliotheksbau. Mit diesen Volumenmodellen kann man, mit geeigneter Software, interessante Simulationen durchführen – wie etwa Belastungssimulationen von Materialien oder Bauteilen, Farbsimulationen von Wänden, Böden, Decken, Klimasimulationen verschiedener Temperaturen und Lichtsimulationen in unterschiedlichen Bereichen von Bibliotheksbauten. Die Simulation und Visualisierung hat offensichtlich einen hohen Stellenwert in der Architektur erlangt und wird vielfältig eingesetzt. Dank der heutigen 3-D-Technik ist fast jeder Personal Computer in der Lage, 3-DVisualisierungen in Echtzeit darzustellen. Das hat vielfältige Vorteile: Vor allem ist es möglich, verschiedene Raumsituationen fotorealistisch darzustellen und damit den Projektpartnern sehr eindrücklich zu präsentieren. Dies betriff t die gesamte (in unserem Fall oft städtebauliche) Umgebung, die bereits bestehenden Anlagen, die Außenund die Innenräume. Diese können in verschiedenen Lichtverhältnissen beobachtet werden (Tages- und Nachtlicht, in der Dämmerung, der Sonnenstand kann simuliert werden, ebenso der Schattenwurf, und neben dem natürlichen Licht kann auch das Kunstlicht »berechnet« werden). 3-D-Visualisierungen gewähren vor allem in der Entwurfsphase eine enorme Hilfestellung für die Gestaltung. Die Tatsache, Räume zunächst uneingeschränkt ausstatten und dekorieren zu können, anschließend virtuell zu durchgehen und alle Räume aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, schaff t zahlreiche, neue und nützliche Möglichkeiten: Bei Veranstaltungen vor Entscheidern (Kommunalpolitiker, Bauamt) kann eine Präsentation/Simulation überzeugend die Bibliotheksplanung »ins rechte Licht rücken« und eine nicht unerhebliche Argumentationshilfe darstellen. Die Perspektiven dazu sind frei wählbar, Bauobjekte können in eine simulierte Umwelt eingefügt werden und die .B Erik Friedling, Martin Götz, Claudio Schmidt 65 1 Computer-Aided-Design 2 Vgl. Klaus Ulrich Werner: Muss der Direktor immer dabei sein? Gedanken eines bauenden Bibliothekars. In: Libreas 1/2005. (www.libreas.de) 3 Vgl. Konrad Heyde: Bibliotheksplanung im Spannungsfeld ästhetischer und funktionaler Konzeption. In: Bibliothekskultur entwickeln: 50 Jahre Staatliche Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen Freiburg. Redaktion: Volker Barnbrock und andere Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft w w e .d w Im Jahr 2001 entstand durch die Fusion der Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI) mit der Hochschule für Druck und Medien (HDM) die neue Hochschule der Medien (HdM). Verwaltungsschwerpunkt wurde dabei der Standort der ehemaligen Hochschule für Druck und Medien am Unicampus in Stuttgart-Vaihingen. Die ehemalige Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen in der Stadtmitte wurde zur Außenstelle beziehungsweise zum Sitz der neugegründeten Fakultät »Information und Kommunikation«. Die bisher getrennten eigenständigen Fachhochschulbibliotheken verschmolzen zu einer großen Bibliothek mit nunmehr zwei gleichwertigen Standorten. Um auch ein räumliches Zusammenwachsen der bisher getrennten Hochschulen zu ermöglichen, wurde politisch schon sehr früh die Planung eines separaten Erweiterungsbaus am Hauptstandort in Stuttgart-Vaihingen in Aussicht gestellt, zumal die räumliche Situation der ehemaligen HBI mit den angemieteten Räumen bereits vor der Fusion als ewiges Provisorium galt. Schon seit Ende der Siebzigerjahre war immer wieder ein Neubau für die stark expandierende HBI vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg versprochen worden. Die beiden getrennten Bibliotheken sollten mit dem Wegfall des zweiten Standorts räumlich zusammengelegt werden. Da eine Integration der Bestände vom Standort Stadtmitte in die Bibliothek am HdM-Hauptstandort aus Platzgründen unmöglich ist, war schnell klar, dass die zusammengelegte Bibliothek in einem Neubau entstehen musste. Ein Hauptgedanke war: Die Bibliothek als zentrale Einrichtung der Hochschule garantiert die funktionale Anbindung des Neubaus an den gesamten Gebäudekomplex der Schon beim Erstellen des Raumbuches wurde klar, dass die Gesamtplanung des Neubaus den in Aussicht gestellten finanziellen Rahmen sprengen würde. Sowohl die Fakultät als auch die Bibliothek mussten erhebliche räumliche Abstriche machen. Die benötigte Mindestfläche umfasste laut Raumbuch 2 000 Quadratmeter ohne zu erwartenden Bestandszuwachs, verfügbar waren aber nur 1 500 Quadratmeter. Es galt deshalb, eine optimale Umsetzung zu finden. Es galt, keinen Platz zu verschwenden und dennoch eine Bibliothek zu bauen, die sowohl modernsten technischen Gesichtspunkten (RFID, WLAN-Anbindung, Medienrückbuchungs- und Sortieranlage, Selbstverbuchungsterminals) und funktionalen Aspekten (Einzel- und Gruppenarbeitsplätze, Seminarräume, Mediothek, fle- –B Ausgangssituation in Stuttgart Hochschule und sorgt für eine schnelle Integration der bisher separaten Fakultät 3 in den Hochschulbetrieb am gemeinsamen Standort. Konkrete Planungen führten schon im Mai 2002 zu einem ersten Raumbuch für die Berechnung des Flächenbedarfs, in dem die gesamte Fakultät 3 (vormals HBI mit circa 800 Studenten und 30 Professoren) und die zusammengelegte neue Bibliothek unterzubringen ist. Von Anfang an war also an keinen reinen Bibliotheksneubau gedacht. Die Bibliothek muss sich den Neubau sowohl räumlich als auch finanziell mit der Fakultät 3 teilen. Unterzubringen sind circa 120 000 Medieneinheiten, davon circa 400 laufende Fachzeitschriften, 7 000 Prüfungsarbeiten, 6 000 Filmvideos und DVDs, ein Kindermedienzentrum mit 4 500 Kinder- –u attraktiven und faszinierenden Bibliothek, zurückstecken muss. Auf jeden Fall kann die 3-D-Visualisierung Bibliothekaren dabei helfen, eine selbstbewusste Bibliothekskultur zu entwickeln.4 Die starre Rollenverteilung: »Bibliothekare fordern, Architekten entwerfen, Juroren entscheiden, Politiker entscheiden erst recht«5 wird, zumindest die ersten beiden Punkte betreffend, ein wenig aufgelöst. Dies wird im Folgenden anhand des Planungsprozesses der neu zu bauenden Bibliothek der Hochschule der Medien in Stuttgart veranschaulicht. .B 66 Fertig eingerichtetes 3-D-Modell vom Erdgeschoss der geplanten Hochschulbibliothek Modell: Claudio Schmidt, Sheena Weidt und Jugendmedien, eine Comicsammlung, etwa 2 500 Tonträger, 350 Einheiten Computerspiele und Lernsoftware, eine Sammlung von 250 Gesellschafts- und Brettspielen, umfangreiche Magazinbestände, ein klimatisiertes Wertarchiv mit Faksimileausgaben und Rara zur Bibliotheks-, Buch- und Druckgeschichte, die Sammlung aus der Stiftung schönste Bücher, eine separate Frauenbibliothek mit circa 2 000 Medieneinheiten und Arbeitsplätze für sieben Bibliotheksmitarbeiter, einen Auszubildenden und mehrere Hilfskräfte. Das Angebot der Bibliothek richtet sich an circa 4 000 Studenten und 200 Mitarbeiter. xible Ausstellungsflächen, Cateringzone, Leseecken, Chill-out-Zonen, Infopoints, Neuerwerbungsregale, Selbstabholerregale für Vormerkungen) als auch ästhetischen Ansprüchen genügen soll. Dabei sollte sie möglichst behindertengerecht und flexibel sein, um auch zukünftigen Anforderungen gerecht werden zu können. Grundvoraussetzung dafür wird eine Reduzierung des frei aufgestellten Medienbestands auf maximal 60 000 Einheiten sein (50 Prozent des aktuellen Gesamtbestands). Erreicht soll das werden durch: strenge Revision der Bestände, Verzicht auf alle entbehrlichen DubletBuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft Das Papier-Verfahren Das Nachbau-Verfahren .d Das Nachbau-Verfahren setzt den Plan des Architekten in einem Nachbau aus Papier, Karton oder sonstigen Materialien um. So wird ein erster Eindruck des Bauvorhabens möglich. Dieser kann auch von Architektur-Laien, welche Bibliothekare häufig sind, und Personen mit geringerer räumlicher Vorstellungskraft untersucht, verstanden und, falls nötig, geändert werden. Dieses Modell kann dem Architekten gezeigt werden, der wiederum die gewünschten Änderungen eventuell besser nachvollziehen kann. Das computeranimierte 3-D-Modell: Das 3-D-Modell vereint die Vorzüge des Nachbaus mit der Möglichkeit, die neu zu bauenden Räume auch virtuell zu begehen. Für den Bibliotheksbereich stellt die Firma Lenk ein CAD-Programm9 zur Verfügung, mit dem Räumlichkeiten virtuell dargestellt werden können und das vom Bibliothekar mit den gewünschten Elementen bestückt werden kann. Der Vorteil dieses Programms ist, dass es auf eine Datenbank zurückgreift, die alle lieferbaren Elemente der Firma Lenk beinhaltet. Die ausgewählten Möbel können direkt von der Firma aus dem 3-D-Modell gelesen und entsprechend den Wünschen der Bibliothek angefertigt und geliefert werden. Der Nachteil dieses Programms 4 Vgl. Ebd. 5 Wolfram Henning: Bibliotheksbauten für das Medienzeitalter? Impulse und Konventionen am Beispiel einiger Wettbewerbe. In: Askan Blum / Wolfram Henning (Hrsg.): Bibliothek in der Wissensgesellschaft: Festschrift für Peter Vodosek 6 Siehe Pläne auf der Homepage der HdM unter www.hdm-stuttgart.de/hochschule/einrichtungen/bibliothek/neubau/ 7 Diese wurden im studentischen Projekt »Bibliothek 2009 – Entwurf einer Konzeption für die neu zu bauende Bibliothek der Hochschule der Medien, Stuttgart (HdM)« im Wintersemester 2006/07 an der HdM erarbeitet beziehungsweise nachvollzogen. 8 Zum Beispiel der DIN-Fachbericht 13 oder etwa die HIS-Empfehlungen. 9 Lizensierungsplichtige Software der Firma Arcon 10 SketchUp Homepage: www.sketchup.com 11 Die professionelle Version beinhaltet Exportmöglichkeiten in andere Formate sowie die Integration von Zusatzmodulen. Kosten circa 500 US-Dollar 12 In Google Sketchup 5 (Deutsche Version ) ist in der kostenlosen Version nur der Export von Dateien in Bildformate, wie beispielsweise JPG, möglich. Der Export in andere CADFormate ist nicht möglich. In der kostenlosen Version von Google Sketchup 6 (Englisch) sind die selben Exportfunktionen wie in Version 5 gegeben. Zusätzlich können Dateien aber auch als Video exportiert werden. 13 Claudio Schmidt für das Erdgeschoss, Sheena Weidt für das Obergeschoss w w w .B –u Für diejenigen, die gut mit Plänen umgehen können bietet sich die altbewährte Methode des Arbeitens mit und auf den Plänen des Architekten an. Dabei werden benötigte Elemente der Einrichtung wie beispielsweise Regale, Arbeitsplätze und Opac-Stationen aus Pappe oder Papier zweidimensional maßstabsgetreu nachgefertigt (einfach aufgemalt und ausgeschnitten) und auf dem Plan angeordnet und gegebenenfalls aufgeklebt. Diese Methode ist die Grundlage für alle anderen Methoden, da sie auf den Plänen des Architekten basiert und durch das Papier-Verfahren eine erste Umsetzung des Raumprogramms und damit eine grundlegende Aufteilungen der Räume vorgenommen werden kann. Auch im Projekt »Bibliothek 2009« waren die Pläne der Architekten die Grund- BuB | 60 (2008) 01 Erik Friedling, geboren 1966, verheiratet, zwei Kinder, absolvierte zunächst eine Buchhändlerlehre und studierte anschließend Buchwesen, Komparatistik und Informationswesen. Es folgte das Studium an der Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI) in Stuttgart mit dem Abschluss als Diplom-Bibliothekar (WB). Er absolvierte Praktika in Redaktionsarchiven verschiedener Regionalzeitungen und war in der Bibliothek der evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen in Reutlingen tätig. Er leitet seit 2000 die Bibliothek an der Hochschule der Medien (HdM), die durch die Fusion zwischen der Hochschule für Druck und Medien mit der HBI im Jahr 2001 entstanden ist. – Kontakt: [email protected] e lage für eine erste Verteilung des Mobiliars und die Schaff ung verschiedener Bereiche im Neubau. Dabei wurde schon gleich optisch deutlich, dass der aktuelle Bestand der Bibliothek im Neubau nicht untergebracht werden könnte, wenn die Richtlinien für Bibliotheksbauten8 auch nur halbwegs angewandt und befolgt würden. –B ten und nicht mehr dem Nutzungsprofil entsprechenden Medien, Auslagerung in ein neues Archiv im Altbau mit Kompaktanlage, verstärkten Ausbau der digitalen Angebote (E-Journals statt Printausgaben, Digitalisierungprojekte, Volltextspeicher), Notebookverleih anstelle von stationären PC-Arbeitsplätzen. Der Bauentwurf vom Universitätshochbauamt Stuttgart machte das Rennen. Besonderheiten sind: eine markante Architektur in Form eines spitz zulaufendes Halbovals, unterschiedliche Stockwerkzahlen, eine Bibliothek auf zwei Etagen, verbunden mit Wendeltreppe, halbrunde Formen und spitze Winkel, überwiegend Glaswände, zwei Bibliotheksinnenhöfe.6 Auf dieser Grundlage bieten sich verschiedene Varianten der Planung und Visualisierung an.7 Dr. Martin Götz, geboren 1961, studierte von 1987 bis 1990 an der FHB Stuttgart (ÖB) und war danach zwei Jahre lang als Assistent am Fachbereich Information und Dokumentation tätig. Von 1992 bis 1995 absolvierte er das Magisteraufbaustudium Kulturmanagement an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und war von 1995 bis 2001 als Berater an der Staatlichen Fachstelle für das Öffentliche Bibliothekswesen Freiburg tätig. Im Jahr 2000 promovierte Martin Götz an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema Öffentlichkeitsarbeit, nahm Lehraufträge für die HdM Stuttgart wahr und arbeitete als Berater bei der Hessischen Fachstelle Wiesbaden. Von September 2004 bis März 2006 war er Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes BIB der Landesgruppe Hessen. Seit 2005 ist er Mitglied des Standing Committee »Library Buildings and Equipment« der IFLA. Seit März 2006 lehrt Martin Götz als Professor an der HdM Stuttgart mit den Lehrgebieten Bibliotheksbau, Kulturmanagement, Bibliothekspolitik und Bibliothekskonzepte. – Kontakt: [email protected] Claudio Schmidt ist Diplom-Bibliothekar und studierte bis Februar 2007 an der Hochschule der Medien Stuttgart. Er arbeitet im Bereich Postal Service der Celesio AG Stuttgart. – Kontakt: [email protected] 67 Schwerpunkt BuB | Lesesaal Bibliothek der Zukunft Studierenden-Unterstützungs-Systeme nach US-amerikanischem Vorbild als Zukunftsmodell w w .d Die Uni-Bibliothek, dein Freund und Helfer D ie Bibliothek ist das Herz einer jeden Universität. Dort werden in Seminaren, Workshops, Vorträgen und Vorlesungen die akademischen Schlüsselkompetenzen vermittelt: Lernen und Studieren lernen, Bibliotheksaufbau, Recherchekompetenz, Nutzung elektronischer Medien, Umgang mit Datenbanken und Netzwerken, Erlernen des wissenschaftlichen Arbeitens, Verfassen von wissenschaftlichen Texten, Publizieren, Erlernen von Fremdsprachen, lebenslanges Lernen. Ein Blick über den Atlantik zeigt uns die Funktionsweise von Universitätsbibliotheken in den USA. Dort ist vieles lebendig, was in Deutschland allenfalls als Vision erscheint. Durch den Bologna-Prozess haben wir das angloamerikanische Bildungssystem übernommen, haben Bachelor- und Master-Studiengänge und Credit-Points eingeführt. Eins ist dabei aber zu kurz gekommen: der Student-Support-Service. e Margaret Parks, Heinz-Konrad Reith –u –B In Deutschland sehen die Studierenden die Universitäts- und Hochschulbibliothek oftmals lediglich als Buchverwahr- und Verleiheinrichtung. In den USA dagegen ist sie »das Herz der Universität« – nicht zuletzt durch die dort angesiedelten Services der Studierenden-Unterstützungssysteme der Hochschule. In den »Student-Support-Services« laufen alle Fäden zusammen: von Orientierungswochen und Schulungen bis Praktikavermittlung und Hilfe bei der Wohnungs- und Jobsuche. Margaret Parks und Heinz-Konrad Reith empfehlen den Universitäts- und Hochschulbibliotheken, sich mit solchen Systemen in Zukunft einen prominenten Platz im Zentrum des Campuslebens zu sichern und bieten mit ihrem Projektteam Hilfe bei der Enwicklung und Implementierung solcher Services an. w ist die nicht ganz einfache Bedienung, bei der selbst versierte Computernutzer überfordert sein können. Im Jahr 2006 erwarb Google das Software Unternehmen @Last Software und stellt seitdem eine kostenlos nutzbare Version der Software SketchUp im Internet zum Download bereit.10 SketchUp ist ein einfach zu bedienendes Programm, das es ermöglicht, architektonische Vorhaben im dreidimensionalen Raum darzustellen, und diese über das »Google Warehouse« anderen Nutzern der Software zur Verfügung zu stellen. Die Vorteile dieses CAD-Programms sind einfache Bedienbarkeit und die kostenlose Nutzung des Programms in der Standardversion11 sowie die Nutzung der Inhalte des Google Warehouses. Ein Nachteil des Programms sind die eingeschränkten Exportmöglichkeiten.12 Auch fehlt das Angebot, direkt aus dem Programm Elemente der Bibliotheksausstattung bestellen zu können. Im Projekt »Bibliothek 2009« an der HdM Stuttgart wurde Google SketchUp in der englischsprachigen Version 6 verwendet. Diese bietet gegenüber der deutschen Version 5 einige Vorteile, vor allem die Möglichkeit, das Modell als Film zu exportieren. Nach einer circa eineinhalbstündigen Einarbeitung und der Absolvierung des Tutorials ging die Arbeit mit Google SketchUp leicht von der Hand. Der Grundplan des Neubaus wurde eingescannt und in SketchUp eingefügt. Auf der Grundlage des Plans wurden die Mauern und die anderen festen Elemente eingezogen. Typische Bibliothekselemente wie Regale, Opac-Stationen und Auskunftstheke wurden im Projekt13 von Hand maßstabsgetreu in SketchUp erstellt. Andere benötigte Elemente wie Computer, Stühle, Tische und Pflanzen wurden aus dem Google Warehouse übernommen und an den Maßstab angepasst. Anschließend wurden die Elemente in das Modell eingepflegt, eins zu eins entsprechend dem zuvor erstellten Lageplan im Papier-Verfahren. Das Modell wurde um verschiedene Szenen (Standpunkte der Kamera im Modell) erweitert. Ein virtueller Rundgang durch das Modell wird dadurch möglich, dass die Software die einzelnen Szenen nacheinander aufruft und eine Kamerafahrt zwischen den einzelnen Szenen darstellt. Das fertige 3-D-Modell sowie die zu erwartenden Probleme wurden im Rahmen der MediaNight 2007 an der HdM dem Rektor der Hochschule und der Hochschulöffentlichkeit vorgestellt. .B 68 Das Susy-Projekt: Zum Projektteam unter dem Arbeitstitel Susy / Student-Support-Consult gehören neben den beiden Autoren dieses Artikels, Margaret Parks und Heinz-Konrad Reith, der Unternehmensberater Dr. Gerald Graubner sowie Prof. Volker Biere und der Sozialwissenschaftler Meinhard Motzko. Das Ziel dieses Teams ist es, Universitäten und Hochschulen zu helfen, Studenten-Unterstützungs-Systeme einschließlich eines Qualitätsmanagement-Systems so einzurichten, dass sie die Qualität der Lehre und den Lernerfolg der Studierenden deutlich verbessern und die Abbrecherquote reduzieren. Weitere Informationen erteilt Heinz-Konrad Reith. – Kontakt: [email protected]. Jüngere Studierende brauchen mehr Unterstützung Auch in Deutschland werden die Studierenden jünger (zwölfjähriges Gymnasium, Wehrdienst), sie nähern sich dem Alter von 17, 18 Jahren der Studienanfänger in den USA an. Je jünger sie sind, desto mehr müssen sich die Hochschulen und Universitäten um sie kümmern. Ein System der »Kümmerer« ist notwendig, das die Studierenden dort abholt, wo sie stehen, und dahin begleitet, wohin sie gehen. Wir brauchen ein effi zient und effektiv arbeitendes Studierenden-Unterstützungs-System, im akademischen Bereich angelehnt an oder integriert in die Bibliothek, nennen wir es Susy. Susy betreibt ein »Front-Office«, kurz FO, und verschiedene Back-Offices, in denen spezielle Beratungsprozesse akademischer, sozialer oder finanzieller Natur stattfinden. Das Front-Office muss dort angesiedelt sein, wo es unübersehbar ist, wo jeder Student vorbeikommt und es wahrnimmt: im Eingangsbereich der Bibliothek. Das Front Office ist die erste Anlaufstelle für alle Anliegen der Studierenden. Integriert sind die »Zentrale Studienberatung«, der Bereich »General Studies«, zuständig für das Angebot und die Durchführung von nicht fakultätsbezogenen externen Lehrveranstaltungen (Schreiben, Studieren, Sprachen et cetera); das »International Office«, zuständig für alle Fragen, die mit dem Ausland zu BuB | 60 (2008) 01 Schwerpunkt Lesesaal | BuB Bibliothek der Zukunft w w BuB | 60 (2008) 01 .d e Margaret Parks, 1997 Master of Library Science an der Indiana University Bloomington, USA, war von 1998 bis 2001 als Assistant Professor / Reference und Instruction Librarian an die Fakultät der Sozialwissenschaften an der Kansas State University in Manhattan, Kansas, tätig. Im Jahre 2001 begann sie als »Public Services Librarian« an der neu gegründeten International University Bremen (heute Jacobs University). Heute unterstützt sie die Studenten im English Writing Support in Rahmen des Student-Support-Services an der Jacobs University und lehrt Englisch an der Universität Bremen und an der University of Applied Sciences in Bremen. – Kontakt: [email protected] –B »Academic Support« an US-Universitäten Die Bibliotheken gehören zum »Academic Support«. Diese akademische Unterstützung dient im Wesentlichen der: Verbesserung der Ergebnisse von Examen und Klausuren, Verringerung der Abbrecherquote, der Bindung der verschiedenen Studierendengruppen, akademischen Integrität. Schwerpunkt w Der Student-Support-Service an amerikanischen Universitäten steht auf drei Säulen: dem akademischen, dem sozialen und dem finanziellen Support. Auch wenn sie organisatorisch nicht einer gemeinsamen Leitung unterstehen, so sind sie untereinander doch vielfach verlinkt. Die US-Universitäten verfügen über einen Fachbereich namens »division of student affairs«, deren Position in der Organisation »Universität« sehr hoch angesiedelt ist. An der Spitze steht der »Dean of Students«, ein Dekan als Leiter, der oftmals auch den Rang eines Vize-Präsidenten der Universität innehat. Eine ganz wesentliche Rolle im amerikanischen Student-Support-Service spielt die Bibliothek. Auf den Campus-Universitäten in den USA sind die Bibliotheken die Einrichtungen, in denen die oben genannten akademischen Kernkompetenzen vermittelt und gelernt werden. In den Bibliotheken gehen die Studierenden ein und aus, dort finden sie die Unterstützung, können sie die Fähigkeiten erwerben, die sie im akademischen Bereich brauchen – nicht nur für das Studium, sondern auch für das Leben danach. In Deutschland hat der Studierende hingegen oftmals den Eindruck, dass Bibliotheken in den universitären Hierarchien lediglich als Buchverwahr- und Verleiheinrichtungen betrachtet werden, die meistens zu wenige Arbeitsplätze für Studierende vorhalten. In den USA ist der Beruf des Bibliothekars seit mehr als 50 Jahren eines MasterDegrees würdig: den MLS, den Master of –u »Student Support« an US-Universitäten Library Science. Heute ist der MLIS/MIS (Master of/ Library and /Information Sciences) Standard. Die BibliothekarInnen sind nicht nur ausgebildet in der Bibliotheksregistratur und -verwaltung et cetera, sondern auch und insbesondere in der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen (Information Literacy). Vorteilhaft kommt hinzu, dass die große Mehrheit der Bibliothekare auch noch andere Studienfächer studiert haben und sich erst später für das Studium zum MLS entschließen. Dieses zusätzliche Fachwissen und die Berufs- und Lebenserfahrung kommt den Studierenden ebenfalls zugute. An den US-amerikanischen Universitäten ist es weit verbreitet, dass neben den im Student-Support Beschäftigten viele Angestellte aus dem administrativen und aus dem wissenschaftlichen Bereich große Buttons tragen mit der deutlich lesbaren Aufschrift »Ask me«. Diese Aktion zeigt die Nähe zu den Studierenden, sie sind die »Partner im Lernen«. .B tun haben, das Büro für »Lebenslanges Lernen« und das »Office für Behindertenfragen«. Für Fragen und Probleme, die nicht direkt im Front-Office zu klären sind, wird den Studierenden der Weg zu den fachlich spezialisierten Back-Offices aufgezeigt und eventuell sofort ein Termin vereinbart. Die im Front-Office tätigen MitarbeiterInnen sind in der Regel Studenten. Das FO ist Fundbüro, hilft bei Notfällen, ist die Poststelle für die Studierenden und die Kasse. Beim FO werden alle Fragen, Probleme und Beschwerden von Studierenden entgegengenommen und sofort weitergereicht an das zuständige Back-Office. Im FO laufen an das Susy adressierte E-Mails auf, mehrere Arbeitsplätze sind mit Call-Center-Ausstattungen versehen, um telefonische Anfragen beantworten zu können. Themenschwerpunkte in BuB Heft 7-8/2007: Deutsche IFLA-Präsidentschaft Heft 9/2007: Frankfurter Buchmesse Heft 10/2007: Bachelor, Master und Berufsstart Heft 11-12/2007: Teaching Library Heft 1/2008: Die Bibliothek der Zukunft Heft 2/2008: Ehrenamt Heft 3/2008: Streitfall Bildschirm-Medien Heinz-Konrad Reith ist Diplom-Ingenieur und Jurist (Schwerpunkte Arbeitsund Wirtschaftsrecht), hat viele Jahre Berufserfahrung in der Beratung auf nationaler wie internationaler Ebene an der Schnittstelle Technik-Recht-Wirtschaft. Er ist Qualitätsmanagementund Datenschutzauditor und beschäftigt sich seit zwei Jahren gemeinsam mit Margaret Parks mit dem Thema Student-Support-Service. – Kontakt: [email protected] Sie beinhaltet unter anderem die enge Begleitung (Mentoring) und spezielle Unterstützung von Studierenden mit eingeschränkten Englischkenntnissen (Migrationshintergrund); den Betrieb von sogenannten Writing Centers, von Bibliotheks- und Lernzentren, in denen die studentischen Schlüsselqualifikationen und die effektive Nutzung von Bibliotheken mit all ihren Facetten vermittelt werden. Darüber hinaus werden TutorenDienstleistungen in allen akademischen Bereichen vermittelt und viele andere Beratungsdienstleistungen angeboten. Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem »Academic Support« werden im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses zur ständigen Verbesserung der Lehre in den Fachbereichen genutzt. Den Service im Bereich »Student Support« und »Academic Support« der USamerikanischen Universitäten, angesiedelt in der Bibliothek, sollten wir uns hierzulande zum Vorbild nehmen und damit in Zukunft auch die deutschen Hochschulund Universitätsbibliotheken im Zentrum des Campus- und Studierendenlebens platzieren. 69 70 BuB | Lesesaal Geschichte Thomas Jahn Frau Rosenthals Bücher da Bernheim) und heiratete 1910 den Textilfabrikanten Martin Rosenthal, der 1931 verstarb. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Henny, die ihrerseits den Rechtsanwalt Dr. Julius Siegel aus der bekannten Münchner Juristenfamilie Siegel geheiratet hatte, weigerte sie sich trotz Drängen und zahlreicher Hilfsangebote, Nazideutschland noch rechtzeitig zu verlassen, da sie keine Möglichkeit sah, ihren kranken Sohn Johann (geboren 1910) mitzunehmen. Die Liebe zu ihrem Kind nahm ihr die Chance, der Vernichtungsmaschinerie der Nazis zu entkommen: Im Juli 1940 wurde sie aus ihrem Wohnhaus in der Leopoldstraße ausgewiesen und zwangsweise in einer sogenannten Judenwohnung einquartiert, von dort, vermutlich schwer erkrankt, erst in ein Krankenhaus, dann im Februar 1942 in ein Altersheim eingewiesen, eine der üblichen Vorstufen zur Deportation, und im April des gleichen Jahres in das Konzentrationslager Piaski bei Lublin abtransportiert und dort ermordet. Die Plünderung des Hausrats, für Frau Rosenthal ein grauenhafter, aber doch nur erster Schritt auf ihrem Leidensweg, führte auch für die Bayerische Staatsbibliothek zu einer Verstrickung in dieses Verbrechen. Zu den am 17. Oktober 1939 aus dem Haus Leopoldstraße 24 verschleppten Wertgegenständen gehörte auch der Teilbestand einer kostbar ausgestatteten Bibliothek, die – so lässt sich aus Hinweisen in den wenigen noch vorliegenden Relikten rekonstruieren – gut über 5 000 Titel e Ein Fall von NS-Raubgut aus jüdischem Besitz an der Bayerischen Staatsbibliothek –u –B .d M Abbildung 1. Katalogkarten der Bibliothek Rosenthal: Das Ehepaar Rosenthal hatte für seine Bibliothek einen nach bibliophilen Aspekten ausgerichteten Karten-Katalog angefertigt. .B zeichnet, hatte sie die Übertragung jüdischen Eigentums, in weiterem Sinne auch von Vermögen anderer nicht staatskonformer Mitbürger oder Einrichtungen, in »arischen« Besitz zum Ziel.1 Neben der offensichtlich materiellen Zweckerfüllung2 diente diese Maßnahme von Anfang an auch einer hintergründig-ideellen Absicht: Den jüdischen wie allen anderen nicht ins nationalsozialistische Weltbild passenden Mitbürgern sollten in einem systematischen Prozess der Einschüchterung und Entrechtung, Verdrängung und Ausplünderung neben den wirtschaftlichen auch die seelischgeistigen Existenzgrundlagen entzogen werden. Für die jüdischen Mitbürger war dies meist nur der Auftakt zu noch größerem Leid bis hin zur physischen Vernichtung. w w orgengrauen in Deutschland. München, 17. Oktober 1939, Leopoldstraße 24: Dröhnend biegt der Lastwagen in die Hauseinfahrt und kommt mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Vier Männer in Uniform springen von der planengedeckten Ladefläche. Das Stampfen der Stiefeltritte zur Eingangstür geht in wildes Sturmklingeln über. Aufgeschreckt recken sich in der Nachbarschaft Köpfe aus den Fenstern, zucken auf den scharfen Blick des Fahrers, der neben dem Lastwagen Posten bezogen hat, hektisch wieder zurück. Einzelne Fenster, bereits erleuchtet, werden schlagartig dunkel. Hell geworden ist es hinter der Eingangstür zum Haus Nummer 24. Der Uniformierte an der Klingel ignoriert das, trommelt jetzt mit den Fäusten auf die Türe ein. Sein Nebenmann tritt mit schweren Stiefeln die Bleiverglasung zu Scherben und nimmt am Holzrahmen Maß. Bevor er ihn ganz eintreten kann, öff net sich die Tür. Die Silhouette einer zerbrechlichen Gestalt, flüchtig sichtbar geworden, wird von den Eindringlingen mitgerissen, verschwindet im Hausinneren. Von dort werden im Folgenden Möbel, zerlegt oder am Stück, Bilder, Teppiche, Hausrat und weitere Wertgegenstände, eingewickelt in Decken oder verpackt in Kisten und Kartons, im Eiltempo herausgezerrt und auf der Ladefläche verstaut. Was mit der verbleibenden Einrichtung geschieht, lässt sich unschwer aus dem Scheppern, Klirren und Krachen von drinnen erahnen. Nach einer knappen Stunde ist der Spuk vorbei, der Lastwagen wieder auf dem Rückweg zur Gestapo-Zentrale in der Brienner Straße. Zögernd werden die Lampen hinter den Fenstern der Nachbarn wieder eingeschaltet. In der Nummer 24 hängt die Haustür schräg in den Angeln, die Lichter sind verlöscht. Morgengrauen in Deutschland. Tausendfach hat sich in der Zeit der Naziherrschaft nach einem solchen oder ähnlich brutalen Muster die gewaltsame Ausplünderung von meist jüdischen Haushalten durch Vertreter der NS-Behörden, vor allem der SA oder der Gestapo, wiederholt, vollzogen unter den Augen der Öffentlichkeit mit Duldung und Billigung, teils auch Unterstützung der Mitbürger. Im offiziellen Jargon als »Arisierung« be- w 70 Schicksal der Gabriele Rosenthal In besonders bedrückender Weise gilt das für die damalige Bewohnerin der Münchner Leopoldstraße 24, Gabriele Rosenthal. Frau Rosenthal, geboren 1887, stammte von beiden Eltern her aus prominenten Münchner Familien (Vater: Kommerzienrat Otto Landauer, Mutter: geborene Hul- 1 Als erstes »Arisierungs«-Opfer muss man wohl den Begriff »Arisierung« selbst bezeichnen: Der Terminus Arier (zu übersetzen etwa als die Edlen) steht in der Fachsprache der Linguistik für die Völker der indo-iranischen Sprachgruppe und triff t damit gerade nicht auf die germanische »Herrenrasse« zu, wohl aber unter anderem auf die Volksgruppen der Sinti und Roma. 2 Der finanzielle Ertrag für den NS-Staat aus den »Arisierungs«-Maßnahmen ab September 1939 beläuft sich nach neuesten Schätzungen auf 15 bis 20 Milliarden RM (siehe Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Frankfurt a. M., 2006, Seite 317). 3 Um Missverständnissen vorzubeugen, muss hier klargestellt werden, dass die in diesem Aufsatz erwähnte Familie Rosenthal mit der gleichnamigen Münchner Antiquars-Dynastie nicht verwandt oder verschwägert ist. Zu den einzelnen Zweigen und zum Schicksal dieser Familie in der Zeit des Dritten Reichs siehe: Die Rosenthals. Der Aufstieg einer jüdischen Antiquarsfamilie zu Weltruhm. Wien, 2002 BuB | 60 (2008) 01 Lesesaal | BuB71 Geschichte Raubgut als Geschenk behandelt .d e Die Plünderung des Hausrats, für Frau Rosenthal ein grauenhafter, aber doch nur erster Schritt auf ihrem Leidensweg, führte auch für die Bayerische Staatsbibliothek zu einer Verstrickung in dieses Verbrechen. Einmal in der Bibliothek eingelaufen wurden die Bücher routinemäßig so behandelt, wie es auch für alle anderen ohne Rechnung übernommenen Ressourcen üblich war, die weder als Tausch- noch als Pflichtstücke zu gelten hatten: nämlich als Geschenke. Der hierfür gültige Geschäftsgang sah unter anderem vor, dass die Bücher im unteren Bereich der Haupttitelseite mit der jeweiligen Schenkernummer versehen wurden, die der Schenkerkartei, einem alphabetisch geordneten Verzeichnis der Schenker, entnommen oder – bei einem bisher unbekannten Schenker – neu zugeordnet wurde. Zusätzlich wurden die Namen der Schenker auch in einer Konkordanz, den sogenannten Schenkerbü- dazu zitierte), aus »arisierten« und in der Gestapozentrale gelagerten Buchbeständen eine Auswahl für ihr Haus zu treffen. Eine – ungleich widerwärtigere – Alternativmöglichkeit findet sich dagegen implizit in den oben erwähnten Zeugenaussagen und explizit in der Familienüberlieferung jüdischer Mitbürger in München: der unangemeldete »Besuch« eines (Staats-) Bibliothekars in GestapoBegleitung zum Zweck einer Vorort-Se- w w w .B Noch am Tag des Überfalls wurde laut Aktennotiz der Bayerischen Staatsbibliothek von der Gestapo eine Auswahl von 132 »arisierten« Bänden aus dieser Bibliothek überstellt. Von den in diesem Zusammenhang angefertigten Aufzeichnungen überstand nur die zahlenmäßige Erfassung den Zweiten Weltkrieg, eine detaillierte Aufstellung zu den einzelnen Büchern ist offenbar verbrannt, die erhaltene Titelliste erst bei der späteren Rückgabe 1953 anhand der noch aufgefundenen Exemplare angelegt worden (siehe unten). Was mit dem übrigen, zahlenmäßig weit überwiegenden Teil der Bibliothek geschah, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren, das Schicksal der eingelieferten Bände dagegen bis in die Nachkriegszeit so gut wie lückenlos nachweisen. Vorab stellt sich allerdings noch die Frage, auf welche Weise wohl die Auswahl der 132 Bände zustande gekommen ist. Die abgegebenen Bücher waren, wie aus der lektierung der kostbarsten Bände aus dem häuslichen Bücherschrank im Angesicht der Eigentümer. Für beide Szenarien mag sich anführen lassen, dass auf diese Weise zumindest die herausragenden Stücke jüdischer Bibliotheken vor der Vernichtung durch Zerstreuen oder Einstampfen bewahrt wurden, nicht zu leugnen ist aber in jedem Fall ein – beschämendes, wenn nicht bestürzendes – Mitwirken der Bayerischen Staatsbibliothek an »Arisierungs«-Maßnahmen dieser Art. –B Übergabe von 132 »arisierten« Bände an die Bayerische Staatsbibliothek Rückgabeliste hervorgeht, fast ausnahmslos Werke der Weltliteratur, meist seltene und wertvolle deutsche Erstausgaben. Eine solche Zusammenstellung setzt literarisch-bibliophile Kennerschaft voraus und weist auf einen bibliothekarisch gebildeten Spezialisten hin. Protokolle von Zeugenaussagen unserer damaligen Kollegen in Rückerstattungsprozessen der Nachkriegszeit belegen in der Tat, dass die Gestapo Vertretern der Bayerischen Staatsbibliothek anbot (oder sie wohl eher –u enthielt. Das wohlhabende Ehepaar Rosenthal3 hatte sie in den guten Zeiten aufgebaut und dazu einen nach bibliophilen Aspekten ausgerichteten Karten-Katalog angefertigt (siehe dazu Abbildung 1 auf der gegenüberliegenden Seite). Abbildung 2. Eintragungen im Schenkerbuch der Bayerischen Staatsbibliothek mit Gestapo-Schenker-Nummer 14428 BuB | 60 (2008) 01 71 | Lesesaal .d –B –u Abbildung 3. Titelseite der Tell-Ausgabe der Bibliothek Rosenthal Stück, über die Kriegswirren bewahrt und danach an Frau Siegel übergeben hatten. Vor allem mithilfe dieser Karten gelang es der Bayerischen Staatsbibliothek, 98 der enteigneten Titel mit insgesamt mindestens 128, eventuell auch 129 oder 130 Bänden aufzufinden, die am 23. Januar 1953 an Frau Siegel zurückgegeben und noch im selben Jahr bei dem Münchner Bei einem ersten Abgleich der 23 Karten mit der Rückgabeliste blieben prompt zwei Titel übrig, die auf den Karteikarten nachgewiesen wurden, auf der Liste aber fehlten. w w chern, geordnet nach den fortlaufenden Nummern zusammengestellt. Während in der Schenkerkartei, die nach dem Zweiten Weltkrieg weitergeführt wurde, die nicht mehr existierenden Schenker nach und nach aussortiert wurden, blieben die Schenkerbücher bis heute unversehrt erhalten. Hierin ist als Schenker mit der Nummer 14428 die Gestapo München verewigt (siehe Abbildung 2 auf Seite 71). Und da die »arisierten« Bücher ja über diese Quelle ins Haus gekommen waren, wurden sie auch pflichtgemäß und konsequent mit der entsprechenden Schenkernummer versehen. Wie alle anderen – normal eingelaufenen – Geschenke wurde das »Arisierungsgut« sodann katalogisiert und gemäß den (nach den jeweils zutreffenden Kriterien vergebenen) Signaturen in den Magazinbestand eingereiht. Für die Bücher aus der Bibliothek Rosenthal ergab sich dabei – nahezu ausnahmslos – als Besonderheit, dass sie gemäß ihrem Charakter als besonders wertvolle Drucke nicht dem Allgemeinbestand, sondern dem Fach Rariora zugeteilt, in das zugehörige Repertorium eingetragen und im Magazin für Handschriften und seltene Drucke aufgestellt wurden. Für die Bände hatte dies zwei positive Folgen: Zum einen wurden sie auf diese Weise nicht wie andere »arisierte« Bestände weit voneinander getrennt und über mehrere Magazinteile verstreut, sondern teils fortlaufend, teils in überschaubarer Nachbarschaft aufgestellt, ein entscheidender Faktor dazu, sie später wieder als Ensemble ausfindig zu machen. Zum anderen wurden die Bestände der Abteilung für Handschriften und Seltene Drucke rechtzeitig vor der Bombardierung der Bibliothek ausgelagert und damit – im Gegensatz zu einem Viertel des Gesamtbestandes mit einer offenbar beträchtlichen Anzahl weiterer »arisierter« Bücher – vor der Vernichtung bewahrt. e Geschichte .B 72 BuB Die erste Rückgabeaktion 1953 Als in den frühen Fünfzigerjahren die Schwester der ermordeten Gabriele Rosenthal, Henny Siegel, unterstützt durch ihren Sohn Uri, die Rückgabe der enteigneten Bücher verlangte, waren diese jedenfalls wohlbehalten an ihrem Standort und konnten – auch dies im Gegensatz zu mehreren anderen zurückgeforderten »arisierten« Beständen – relativ einfach ausfindig gemacht werden. Entscheidenden Anteil daran hatte, dass Freunde der Familie Rosenthal einen Teil der Katalogkarten, insgesamt 23 w 72 Auktionshaus Karl und Faber versteigert wurden. Das Problem der zwei bis vier fehlenden Bände – nach den Aufzeichnungen von 1939 hätte man von 132 Einheiten ausgehen müssen – war damals offenbar kein Thema; es existieren jedenfalls keine Aufzeichnungen dazu. Erstaunlich ist vor allem, dass – wie sich zeigen wird – die vorgelegten Karteikarten nicht vollständig ausgewertet wurden. Nach der Rückgabeaktion im Januar 1953 gingen vermutlich beide Seiten davon aus, dass kein Band der »arisierten« rosenthalschen Bücher mehr im Besitz der Bibliothek war. Dieser Erkenntnisstand hatte über die folgenden fünfzig Jahre Gültigkeit, in denen der »Fall« Rosenthal, soweit er die Bayerische Staatsbibliothek betraf, in Vergessenheit geriet und sich wie die meisten vergleichbaren Fälle auf ein reines Aktendasein reduzierte. Arbeitsgruppe »Arisierungs«-Forschung Dies änderte sich erst wieder im Jahr 2003, als in unserem Hause eine Arbeitsgruppe »Arisierungs«-Forschung mit der Zielsetzung gegründet wurde, die Verstrickung der Bayerischen Staatsbibliothek in das Geschehen systematisch aufzuarbeiten, in diesem Zusammenhang gezielt nach eventuell noch vorhandenen Relikten solcher zweifelhafter Erwerbungen zu suchen und diese nach Möglichkeit den Erben oder Rechtsnachfolgern der »Arisierungs«-Opfer zurückzugeben.4 Bei Recherchen in den einschlägigen Akten stieß die Arbeitsgruppe schnell auf die Bibliothek Rosenthal und räumte diesem Fall bei einer von ihr zum Thema »Arisierung« veranstalteten Ausstellung5 einen prominenten Platz ein. Im Rahmen der Vorarbeiten zu dieser Ausstellung gelang eine Kontaktaufnahme zu dem wieder in München ansässigen Rechtsanwalt Uri Siegel, Gabriele Rosenthals Neffen. In mehreren Gesprächen gab Uri Siegel den Mitgliedern der Arbeitsgruppe zahlreiche wertvolle Hintergrundinformationen nicht nur zur Bibliothek seiner Tante BuB | 60 (2008) 01 Lesesaal | BuB73 Geschichte e ßende Überprüfung am Magazin zeigte zunächst, dass unter dieser Signatur tatsächlich (immer noch) die entsprechende Tell-Ausgabe stand, und sodann, dass dieses schmale Buch auch exakt die unverwechselbaren Exemplarspezifika aufwies, die in der rosenthalschen Karteikarte liebevoll eingetragen waren: die individuelle Buchnummer und der bibliophile Einband (Abbildung 3 auf der gegenüberliegenden Seite; vergleiche dazu Abbildung 1 auf Seite 70). Dass auch der Gestapo-Schenkervermerk zuverlässig auf der Haupttitelseite verzeichnet war, wäre als weiteres Beweiselement gar nicht mehr nötig gewesen, rundete den Befund aber endgültig ab. Mit recht eigentümlichen Gefühlen hatten die Mitglieder der Arbeitsgruppe plötzlich – zum ersten Mal – ein »arisiertes« Buch in der Hand, dessen rechtmäßigem Besitzer sie vor kurzem (ohne von dem bevorstehenden Fund etwas ahnen zu können) gegenübergesessen hatten. Wie würde der liebenswürdige ältere Herr auf diese Entdeckung reagieren, die ein doch recht fragwürdiges Licht auf den früheren Umgang der Bayerischen Staatsbibliothek mit »arisiertem« Material warf: Das geraubte Buch, vor 65 Jahren als höchst zweifelhafte »Erwerbung« wie andere – normale – Geschenke in den Bestand übernommen, hätte nun wenigstens vor 51 Jahren zusammen mit den anderen Büchern der Bibliothek Rosenthal entdeckt werden sollen und zurückgegeben werden müssen. .d beiden Titel aber auch bei einer akribisch vorgenommenen Nachlese nicht. Einige wenige der restituierten Bücher der Bibliothek Rosenthal hatten allerdings auch außerhalb des oben bezeichneten Kontingents ihren Platz gehabt und signifikanterweise als zusätzliches Signaturelement den Exponenten a getragen. Der Grund hierfür war ganz offensichtlich, dass sich jeweils ein Exemplar dieser Werke bereits vor 1939 im Fach Rariora befunden hatte und das neu hinzukommende –B Mit recht eigentümlichen Gefühlen hatten die Mitglieder der Arbeitsgruppe plötzlich erstmals ein »arisiertes« Buch in der Hand, dessen rechtmäßigem Besitzer sie vor kurzem gegenübergesessen hatten. –u als Dublette daneben gestellt werden sollte. Waren also vielleicht bei der Rückgabe nicht alle Dubletten berücksichtigt worden? Wilhelm Tell und Mademoiselle Fifi .B Eine gezielte Durchsicht des Rariora-Repertoriums auf die exponententragenden Signaturen hin ergab ebenso schnell wie überraschend einen Volltreffer. Der Repertoriumseintrag unter Rar. 674 begann mit Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell…, und zur darauffolgenden Signatur Rar. 674 a war notiert: dasselbe. Die anschlie- w w und zu den Restituierungsumständen, sondern weit darüber hinaus zu seinen Erfahrungen im München der beginnenden Nazizeit sowie auch zur Emigration seiner Familie nach Palästina. Bei einem der Treffen überraschte er seine Gesprächspartner mit der Übergabe der immer noch erhaltenen Karteikarten der Bibliothek Rosenthal (vergleiche Abbildung 1 auf Seite 70). Von ihm lediglich als Präsentation authentischen Anschauungsmaterials gedacht, forderten diese Zeitzeugen, die vor einem halben Jahrhundert die Hauptrolle beim Wiederauffinden der »arisierten« Bücher gespielt hatten, die Bibliothekare zu einer professionellen Nachprüfung heraus, die im Folgenden immer mehr den Charakter von Detektivarbeit annehmen sollte. Bei einem ersten Abgleich der 23 Karten mit der Rückgabeliste blieben prompt zwei Titel übrig, die auf den Karteikarten nachgewiesen wurden, auf der Liste aber fehlten: eine Erstausgabe von Schillers Wilhelm Tell sowie eine frühe Ausgabe von Maupassants Mademoiselle Fifi mit, so war es auf der Karte eingetragen, persönlicher Widmung des Verfassers. Das besagte zunächst nur – eine zuverlässige Auflistung vorausgesetzt –, dass diese beiden Werke nicht zurückgegeben worden waren. Gehörten sie – wie scheinbar naheliegend – zu dem Gros der Bücher, die seit dem 17. Oktober 1939 verschollen waren, oder waren sie nicht vielleicht doch im »arisierten« Teil der Bibliothek enthalten gewesen? Letzteres musste, soweit wie möglich, definitiv ausgeschlossen werden. Zumindest die Erstausgabe passte im Charakter perfekt zu den 98 nachweislich zurückerstatteten Titeln. Wäre sie damals mit den anderen Büchern eingeliefert worden, hätte sie ohne Zweifel ebenso wie diese ihren Platz im Fach Rariora gefunden. Die zurückgegebenen Rariora-Bände waren fast ausnahmslos zwischen den Signaturen Rar. 1096 und Rar. 1227 aufgestellt gewesen; unter den in diesem Abschnitt noch vorhandenen Bänden fanden sich die 73 w 4 Zu dieser Arbeitsgruppe sowie zu Vorgangsweise und bisherigen Ergebnissen dieses Projekts siehe Infokasten auf Seite 74. 5 Vergleiche Thomas Jahn und Stephan Kellner: Bücher im Zwielicht. Die Bayerische Staatsbibliothek und ihr Umgang mit zweifelhaften Erwerbungen der Jahre 1933 bis 1955. In: Entehrt. Ausgeplündert. Arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden (Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste, Band 3, bearbeitet von Andrea Baresel-Brand), Magdeburg, 2005, Seite 85–105 BuB | 60 (2008) 01 Abbildung 4. Maupassant-Ausgabe der Bibliothek Rosenthal: Katalogblatt der Bayerischen Staatsbibliothek und Titelseite des Exemplars | Lesesaal Geschichte »Arisierungs«-Forschung seit 2003 »Arisierungs«-Forschung an der Bayerischen Staatsbibliothek .d –B –u Es lassen sich im Wesentlichen zwei »Zugangs«-Kategorien unterscheiden: Kategorie A: primärer »Zugang« während der NS-Zeit, vorwiegend durch Einlieferung seitens NS-staatlicher Stellen. Die Überstellung der Bücher fand im Allgemeinen unmittelbar nach den jeweiligen Plünderungen statt; bei größeren Beständen hatte die Bibliothek ein Auswahlrecht, von dem offenbar recht sparsam und gezielt Gebrauch gemacht wurde. Deshalb und weil die Bayerische Staatsbibliothek solcher Art von Erwerbungen generell eher passiv gegenüberstand, hält sich die Menge dieses »Zugangs« nach derzeitigen Erkenntnissen im unteren vierstelligen Bereich. Kategorie B: sekundärer »Zugang« als Abgaben seitens der Alliierten von meist größeren von ihnen konfiszierten Beständen aus ehemaligen NS-Bibliotheken während der Nachkriegszeit bis weit in die Fünfzigerjahre hinein. Hierbei handelt es sich um partei- oder behördennahe Büchersammlungen mit regionalem Bezug, die nicht ausschließlich, aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch mittels »arisierter« Bestände auf- oder ausgebaut wurden. Neben kleineren Kollektionen überragt hier zahlenmäßig die Bibliothek der Ordensburg Sonthofen mit circa 30 000 Bänden. Welche Rolle in diesem Zusammenhang Abgaben der Reichstauschstelle Berlin gespielt haben, konnte noch nicht geklärt werden. Ebenso ungeklärt – und schwer bis möglicherweise gar nicht mehr ermittelbar – sind eventuelle nachträgliche und unbewusste Erwerbungen »arisierter« Bücher »aus zweiter Hand«, die (von privat oder auf dem Antiquariatsmarkt) von 1933 bis heute erworben worden sein könnten. größere Kontingente in Titelverzeichnissen festgehalten und dann ohne Rücksicht auf die Provenienz für die weitere Bearbeitung zerstreut und in den Bestand eingereiht. Für die »Arisierungen« der Kategorie A bedeutet das, dass sie zum größten Teil in die frühen Numerus-Currens-Fächer aufgenommen wurden, die ab Bearbeitungsjahr 1936 die früheren Fachsignaturen abgelöst hatten. Da sich die Buchbearbeitung ab circa 1941 kriegs- und nachkriegsbedingt stark verzögerte, kommen als Standort für das NS-Raubgut die NC-Fächer 36 bis mindestens 55 mit über 110 000 Signaturen in Frage. Bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg verbrannten neben einem Viertel des Bestandes (mit einer vermutlich bedeutenden Anzahl »arisierter« Bücher) auch die Erwerbungsjournale und damit auch die Titelverzeichnisse für den überwiegenden Teil des in der NS-Zeit eingelieferten »Arisierungsgutes«. Während sich die »Arisierungen« der Kategorie B dank der erhaltenen Titeldaten über die Kataloge adressieren lassen, ist der primäre »Arisierungs«-Zugang der Kategorie A daher – soweit überhaupt – nur durch zeitraubende Vorortrecherche am Magazin ausfindig zu machen. .B Übernahme Restitutionen während der Fünfzigerjahre w w Infolge des von den Alliierten 1947 erlassenen Rückerstattungsgesetzes, das eine Selbstanzeige für Besitzer von »Arisierungsgut« im Wert von über 1 000 Mark vorschrieb, gab auch die Bayerische Staatsbibliothek die Existenz mehrerer solcher Bestände in der Größenordnung von etwa 20 bis 200 Büchern in ihrem Besitz bekannt. Die daraufhin eingeleiteten Rückforderungen durch Angehörige der »Arisierungs«-Opfer blieben aber meist wegen des Fehlens von Titelverzeichnissen erVerwaltung folglos und endeten mit finanziellen Entschädigungen der Antragsteller. Mit Ablauf der Die eingelieferten Bücher beider Phasen wur- Rückforderungsfrist 1953 endete diese Restiden als Geschenke inventarisiert, einzelne tutionsphase. Vor der Eröffnung dieses nicht wenig peinlichen Fundes war aber noch zu klären, ob nicht auch der Maupassant-Roman denselben Schicksalsweg wie die Tell-Ausgabe durchlaufen hatte und ebenfalls noch Die 1999 veröffentlichte Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der Kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz sieht eine Verpflichtung für alle öffentlichen Institutionen der Bundesrepublik Deutschland vor, gemäß ihren Möglichkeiten aktiv nach »Arisierungsgut« zu suchen. Diese Forderung erfüllt die Bayerische Staatsbibliothek seit 2003 durch die Gründung einer Arbeitsgruppe »Arisierungs«-Forschung, die derzeit aus vier Hausangehörigen besteht (die sich dieser Aufgabe neben ihren sonstigen Dienstpflichten widmen) und von fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt wird (die jeweils etwa einen Tag in der Woche ihre Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung stellen). Die Hauptaufgabe der Arbeitsgruppe besteht darin, die noch im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek befindlichen »arisierten« Bücher aufzuspüren, sie durch eine Meldung an die Lost-Art-Datenbank der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste mit Sitz in Magdeburg international kenntlich zu machen und bei vorhandenen Vorbesitzerspuren nach Rückgabemöglichkeiten an die jeweiligen Rechtsnachfolger zu fahnden. Im Zentrum der Recherchen stehen fürs Erste die »Arisierungen« der Kategorie A, da hier am ehesten noch die Hoffnung besteht, Angehörige für eine Rückgabe ausfindig zu machen. Zu diesem Zweck werden die einzelnen Bände der hauptverdächtigen NC-Signaturen auf NS-Schenkervermerke und einschlägige Provenienzhinweise hin durchsucht. Erste Ergebnisse sind neben dem Auffinden der beiden Rosenthal-Bände die Entdeckung von drei Büchern der ehemaligen Münchner Kunstgalerie Caspari, die in Kürze zurückgegeben werden können, sowie weitere Funde von Büchern anderer früher in München ansässiger jüdischer Familien, nach deren Angehörigen zurzeit geforscht wird. Daneben wurde eine Anzahl weiterer von NS-Behörden beschlagnahmter Bände gefunden (unter anderem Bücher des Belgrader Geca-Kon-Verlags, einer Münchner Freimaurerloge und des Vereins Katholischer Religionslehrer an den Höheren Lehranstalten Bayerns), deren Restitution ebenfalls vorbereitet wird. Thomas Jahn e 74 BuB w 74 in unseren Magazinen gelagert war. Da bisher alle uns bekannten Bücher der Bibliothek Rosenthal, die 98 restituierten und der eine übersehene Titel, dem Fach Rariora zugeteilt waren, lag es nahe, zunächst auch die noch nicht überprüften Teile des entsprechenden Repertoriums (also die Signaturen außerhalb der Nummern 1096 – 1227) nach Maupassants Mademoiselle Fifi zu durchsuchen. Diese Recherche BuB | 60 (2008) 01 Lesesaal | BuB75 Geschichte Verlust von Provenienzhinweisen durch neuen Einband –u –B Wobei wohlbehalten einer gewissen Modifizierung bedarf: Abgegeben wurde das Buch am 17. Oktober 1939, was sein äußeres Erscheinungsbild betraf, zweifellos in dem Zustand, der in der Karteikarte angegeben war: als Broschur; was nun mit der Signatur 40.7599 im Regal stand, war ein Buch mit einem stabilen Bibliothekseinband, den das ursprünglich ungebundene Exemplar irgendwann im Laufe der Jahre erhalten hatte. w w w BuB | 60 (2008) 01 e Für die Anwendung einer solchen soliden Buchbinderarbeit auf antiquarisch übernommene Bestände lassen sich die Vor- und Nachteile beispielhaft an diesem Fall beobachten: Optisch stellte sie nicht unbedingt eine Veredelung des Bandes dar (und hätte in der bibliophil ausgestatteten Bibliothek Rosenthal ohne Zweifel als Fremdkörper gewirkt), funktional betrachtet hat sie sein Innenleben, besonders die Widmung, das halbe Jahrhundert lang zuverlässig bewahrt. Allerdings mit einer kleinen, jedoch nicht ganz unbedeutenden Einbuße: Zum Einbringen des Buchblocks in den Einband entfernte der Buchbinder routinemäßig den bisherigen Umschlag und damit auch das vordere Blatt der Broschur, deren Innenseite mit Sicherheit die handschriftlich eingetragene Individualsignatur beziehungsweise Buchnummer der Bibliothek Rosenthal trug, die auf der Karteikarte erhalten ist.6 Diese durchaus übliche Buchbindermaßnahme7 hatte in diesem Fall zum Glück keine negativen Folgen, da die Identifizierung des Exemplars durch die Übereinstimmung mit den signifikanten Angaben auf der Karteikarte .d passant, Guy de: Mademoiselle Fifi wies der für das Erscheinungsjahr 1883 zuständige Katalog mit der Signatur 40.7599 nicht nur den gesuchten Titel nach, sondern machte durch die ebenfalls festgehaltenen Eintragungen »Mit handschriftlicher Widmung des Verfassers« und als Zugangsvermerk G. n. 14428 unmissverständlich klar, dass es sich hier um ein weiteres »arisiertes« Buch aus der Bibliothek Rosenthal handelte (siehe Abbildung 4 auf Seite 73), das die 50 Jahre nach seiner eigentlich fälligen Rückgabe wohlbehalten im BSB-Bestand überdauert hatte. .B blieb jedoch ohne Erfolg: Wenn dieses Buch in die Bayerische Staatsbibliothek gekommen war, war es also auf jeden Fall nicht zu den Rariora gestellt worden. Hier wäre es, so machte eine kurze Überlegung klar, allerdings auch nicht unbedingt am rechten Platz gewesen: Die Besonderheit dieses Exemplars lag – im Unterschied zu allen uns bekannt gewordenen und möglicherweise zu sämtlichen Stücken der »arisierten« Auswahl – weder in der Seltenheit der Ausgabe noch in dem dank eines bibliophil gestalteten Einbandes ansprechenden Äußeren, sondern allein in der Originalwidmung des Autors. Letztere war als Besonderheit des Buches ebenso auf der Karteikarte vermerkt wie der broschierte Einband. Andererseits schien es auch nicht übermäßig plausibel, dass von den 132 eingelieferten (und offensichtlich gezielt für die Bayerische Staatsbibliothek ausgewählten) Bänden ganz wenige, ausgerechnet nur dieser eine oder höchstens drei, getrennt von den übrigen im Allgemeinmagazin aufgestellt worden sein sollten. Dass dennoch gerade dies der Fall war, zeigte umgehend eine Recherche am Katalog des Allgemeinbestandes: Unter Mau- 75 | Lesesaal Geschichte w e Dr. Thomas Jahn, geboren 1947, studierte Klassische Philologie, Vergleichende indogermanische Sprachwissenschaft und Germanistik in Würzburg und promovierte zum Thema »Zum Wortfeld Seele-Geist in der Sprache Homers«. Thomas Jahn ist Leiter der antiquarischen Erwerbung, des Referats für Seltene und Alte Drucke sowie der Arbeitsgruppe »Arisierungs«-Forschung an der Bayerischen Staatsbibliothek München. – Kontakt: [email protected] –B .d gene Buchnummer auf der Verso-Seite des ersten Blattes (und dieser eindeutige Hinweis konnte, wie gesehen, durch eine buchbinderische Routinemaßnahme ohne böse Absicht, aber nichtsdestoweniger unwiederbringlich zerstört worden sein). Was übrig blieb, war ein Durchkämmen der Bestände in der Nachbarschaft der beiden »Arisierungs«-Funde auf die zwei Kriterien Gestapo-Zugangsnotation und Rosenthal-Buchnummer hin. Die diesbezügliche Suche in den gesamten circa 3 000 Rariora-Bänden sowie in den 1 000 an den Maupassant-Fund angrenzenden Signaturen des NC-Jahrgangs 1940 lieferte jedoch keine entsprechenden Ergebnisse. Ein Ausdehnen dieser Recherchen über noch weitere Kontingente des Magazinbestandes hin wäre der sprichwörtlichen Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen nahe gekommen und hätte die Rückgabe in nicht mehr verantwortbarer Weise verzögert.8 Als nächste Aufgabe stand an, endlich die Rückgabe einzuleiten und zunächst einmal Uri Siegel die – 50 Jahre verspätete – Entdeckung »seiner« Bücher mitzuteilen. Seine Reaktion war trotz der recht speziellen Umstände uneingeschränkt positiv: Statt immerhin denkbarer (und nicht unbegründeter) Kritik äußerte er spontane Freude und Anerkennung für die beharrliche Nachsuche der Arbeitsgruppe. Und noch eine andere ganz unerwartete Wirkung übte die Präsentation des Fundes auf ihn aus. Die beiden Bücher – mit einem antiquarischen Schätzwert von zusammen etwa 1 200 Euro für Herrn Siegel keine materiellen Schätze – lösten in ihm unübersehbar starke Emotionen aus, die er spontan mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe teilte: Er hatte im Alter von elf bis zwölf Jahren, während seine Eltern in Pa- lästina die Emigration aus Nazideutschland vorbereiteten, mehrere Monate im Haus seiner Tante verbracht und bei dieser Gelegenheit die Bibliothek für sich entdeckt. Die sich als Folge des Bücherfundes unmittelbar einstellende Vergegenwärtigung mehrerer prägender Leseerlebnisse dieser lang zurückliegenden Zeit ließ ihn geradezu ins Schwärmen geraten. Schnell wurde klar – Herr Siegel war glücklich, etwas wiederbekommen zu haben, das weit mehr wert war als die Bücher: die Erinnerung an die Bibliothek, an seine Tante, an die Kindheit in seiner geliebten Vaterstadt, und er war dankbar, dass es nach so vielen Jahren aktive Bemühungen gegeben hatte, die ihm diese Bilder, unverlangt und unverhoff t, wieder lebendig werden ließen. Gerne willigte er in den Vorschlag der Direktion ein, die Rückgabe in offiziellem Rahmen durchzuführen; der Termin fand im März 2006 unter reger Medienpräsenz statt,9 und Herr Siegel widmete dabei in einer bewegenden Ansprache die Veranstaltung dem Gedenken an seine Tante Gabriele Rosenthal. 6 Sowohl die Tell-Ausgabe als auch ein weiteres erhaltenes Buch der Bibliothek Rosenthal im Privatbesitz von Uri Siegel dokumentieren, dass die Signatur stets links oben auf der ersten Verso-Seite eingetragen war, bei gebundenen Büchern auf der des fliegenden Blattes, bei Broschuren auf dem inneren Umschlagblatt. 7 Ein ähnliches Problem für den Altbestand stellt das beim Applizieren von Einbänden nicht selten vorgenommene Beschneiden des Buchblocks dar, dem ebenfalls handschriftliche Eintragungen, darunter wesentliche Provenienzhinweise auf Rändern und Schnitt, zum Opfer fallen können. 8 Die inzwischen (Stand: Ende August 2007) abgeschlossene Überprüfung der Fächer NC 39–41 hat die Berechtigung der damaligen Entscheidung bestätigt: Da sich definitiv keines der (potenziell) noch vermissten Rosenthal-Bücher in diesen Bearbeitungsjahrgängen nachweisen lässt, ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass sich nun endlich kein Band dieser Bibliothek mehr im BSB-Bestand befindet. 9 Mit uneingeschränkt positivem Echo auf die Rückgabe und auf die hierzu unternommenen Aktivitäten der Bayerischen Staatsbibliothek; siehe hierzu: Bibliotheksforum Bayern 34(2006)3, Seite 269–271 –u Rückgabe nach 50 Jahren w auch ohne die erhaltene rosenthalsche Signatur evident war. Allerdings, das machte diese Beobachtung schlagartig klar, konnte die Amputation ausgerechnet eines so extrem provenienzrelevanten Buchteils fatale Folgen haben, generell für die »Arisierungs«-Forschung (und für jede Art von Provenienzforschung) schlechthin und natürlich auch und gerade für die aktuelle Suche nach eventuellen weiteren nicht aufgefundenen Büchern der »arisierten« Bibliothek Rosenthal: Es konnten ja auch nach den beiden Funden immer noch (maximal) zwei der insgesamt 132 »arisierten« Bände im Hause sein. Die Vorzeichen für weitere diesbezügliche Erfolge waren allerdings auch ohne diese Unwägbarkeit von vornherein ungleich ungünstiger: Das bisherige Vorgehen hatte nur deshalb Erträge geliefert, weil die Arbeitsgruppe gezielt nach Titeln suchen und zudem von außerordentlich präzisen Angaben zu den jeweiligen Exemplaren ausgehen konnte. Weitere Recherchen standen, so musste man sich klarmachen, auf weit unsichererem Fundament. Die beiden zur Verfügung stehenden schriftlichen Verzeichnisse waren bereits voll ausgeschöpft: Die 98 Titel der Rückgabeliste (mit, wie sich nun herausgestellt hatte, mindestens 128, höchstens 130 Bänden) waren laut Aktenvermerk restituiert worden und dementsprechend auch nicht mehr an ihrem vorübergehenden Platz im Rariora-Magazin vorhanden. Von den 23 Titeln, die in den noch vorhandenen Karteikarten der Bibliothek Rosenthal verzeichnet waren, waren 21 mit in der Liste enthaltenen Ausgaben identisch und im Jahre 1953 zurückgegeben worden, die übrigen beiden waren nun gefunden. Für weitere spezielle Titel der Rosenthal-Bibliothek gab es also keinerlei Anhaltspunkte; auch Uri Siegel konnte dabei nicht weiterhelfen. Die Bücher seiner Tante waren – nach seiner deutlichen Erinnerung – mit keinen expliziten Besitzerkennzeichen markiert: Es gab weder Exlibris noch Eigentumsstempel der Familie Rosenthal und ebenso keine konsequenten handschriftlichen Besitzereinträge. Auf bibliophile Einbände war beim Kauf mit Sicherheit Wert gelegt, unschön oder nicht gebundene Exemplare aber nicht von einem bestimmten Buchbinder mit speziellen, unverwechselbaren Einbänden versehen worden. Das einzige individuelle verbindende Merkmal war also die handschriftlich eingetra- .B 76 BuB w 76 BuB | 60 (2008) 01 Lesesaal | BuB77 Geschichte w w w .B Am 8. und 9. November 2007 fand das 3. Hannoversche Symposium »NS-Raubgut in Bibliotheken« statt, flankiert von den Ausstellungen »Displaced Books – NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek Marburg« in der Gottfried Wilhelm Leibnitz Bibliothek sowie »Enteignet, zerstört, entschädigt – Die Kunstsammlung Gustav Rüdenberg 1941–1956« im Stadtarchiv Hannover.1 Im Folgenden einige Impressionen von dieser Tagung, die in drei Themenblöcken angelegt war: Organisatoren, Mittler und Nutznießer des Raubes; Umgang mit NS-Raubgut; Identifizierung von Raubgut.2 BuB | 60 (2008) 01 e .d Tagungsbericht vom 3. Hannoverschen Symposium »NS-Raubgut in Bibliotheken« K allem preisgünstig erworbene Erstausgaben französischer Klassiker. Ab 1944 kam die Erwerbungstätigkeit der Staatsbibliothek praktisch zum Erliegen, die betreffende Abteilung wurde nach Hirschberg im Riesengebirge ausgelagert. Ab dieser Zeit war keine sinnvolle Erwerbungspolitik mehr möglich. Trotz einiger Unwägbarkeiten gilt nach Sydow als sicher, dass die Preußische Staatsbibliothek sich darum bemühte, an beschlagnahmte Sammlungen oder ganze Bibliotheken zu kommen. Hierzu entwickelte sie intensive Zusammenarbeit mit Polizeidienststellen und Fiskalorganisationen. Die Aufschlüsse, die die Akzessionsjournale bieten können, müssen allerdings durch korrespondierende Akten anderer Behörden ergänzt werden. Es ist jedenfalls offensichtlich, dass Generaldirektor Krüß der NS-Politik willig folgte, insgesamt scheint die Bibliothek den staatlichen Richtlinien keinen Widerstand entgegengesetzt zu haben. Hierfür sprechen auch die Jahresberichte, die sich ja nicht als interne Papiere verstanden, sondern als Veröffentlichungen für eine interessierte Öffentlichkeit. Hier wurde offen über Schriftenzugänge durch Beschlagnahmen berichtet. Bemerkenswert ist, dass, entgegen landläufiger Annahmen, die Bergungsstelle für herrenlose Bücher in den untersuchten Akten nicht als Lieferant für Raubgut auftaucht. Grit Nitsche wies darauf hin, dass ein Teil der Bestände in der Zentralund Landesbibliothek Berlin und in der Staatsbibliothek heute noch vorhanden sind. Die Historikerin Christiane Kuller untersuchte die Rolle der Fiskalbehörden bei der Deportation von Juden, deren Vermögen dem Staat zufiel. Das Ausrauben Deportierter war mit der harmlosen Bezeichnung »Aktion 3« bezeichnet. »Aktion 3« war ein regelrechter Tarnname für die in großem Stil veranstalteten Massenversteigerungen und den freien Verkauf von jüdischem Eigentum. Die ersten anti-jüdischen Gesetze hatten noch nicht den Genozid zum Ziel, sondern eine rasche Auswanderung der Juden, möglichst ohne Eigentum. Erst ab 1938 nahmen die »Arierparagraphen« in wirtschaftlichen Belangen drastisch zu. Bislang war die Rolle der Finanzbehörden für den Buchraub nicht untersucht worden. Sie waren nicht nur für die Verwertung von Büchern zuständig, sondern für die Nutzung und Verteilung sämtlichen privaten Eigentums der Enteigneten, sie erhielten damit ein umfangreiches neues Aufgabengebiet. –B »Displaced Books« und »Hidden Collections« arsten Sydow untersuchte neben Cornelia Briel die Erwerbungspolitik der Preußischen Staatsbibliothek im Jahr 1933, die mit drei Millionen Bänden die größte Bibliothek des Reiches war und die Funktion einer Nationalbibliothek hatte. Bis ins Jahr 2006 gab es an dieser Bibliothek keine Auseinandersetzung im Zusammenhang mit NS-Raubgut. Sydow wertete die noch vorhandenen Akzessionsjournale von 1931 bis 1952 aus und untersuchte circa 375 000 Kauf-, Geschenk- und Tauschvorgänge nach Merkmalen, die sie als wahrscheinliches Raubgut auswiesen. Als verdächtig galt der Erwerb kompletter Buchsammlungen, Materialien, die beschlagnahmt worden waren, oder Zugänge durch Lieferanten, mit denen die Bibliothek üblicherweise nicht zusammen arbeitete. Dabei stellte Sydow Beispiele vor und stellte sie in den Kontext der NS-Politik. Ergänzend zog er Akten aus der Erwerbungsabteilung heran. Es zeigte sich dabei, dass zahlreiche Titel erworben worden waren, die der NS-Ideologie entgegenstanden. So wurde beispielsweise die Privatbibliothek Alfred Kerrs gekauft. Ab 1938 fungierte die Staatsbibliothek als Pflichtexemplarbibliothek für NSSchrifttum. Die Beschaff ung von ausländischer Literatur erwies sich ab 1939 als schwierig. Noch 1938 verfügte die Staatsbibliothek über Tauschbeziehungen mit rund 250 Bibliotheken, die bis in die USA, Argentinien, Großbritannien und zur Nationalbibliothek Riga reichten. Zudem existierten Tauschbeziehungen mit ungefähr 350 wissenschaftlichen Gesellschaften. Allein für den Zeitraum von 1933 bis 1938 verfügte die Bibliothek über ungefähr 100 000 Bände an Zugang über solche Kanäle. Der Zugang betrug im Jahr 1939 52 000 Titel, davon 25 100 ausländische. Die Literaturbeschaff ung wurde mit Kriegsbeginn unter Hilfe ausländischer Verbündeter unternommen. Solche Beziehungen existierten nach Belgien, Dänemark, Frankreich, Holland, Norwegen, Schweiz, Schweden, Italien, Ungarn und Lettland. Der Höhepunkt der Bestandszuwächse durch Beschlagnahme lag in den Jahren 1942 und 1943. Einerseits sorgten Behörden dafür, dass die Staatsbibliothek mit kostenlosen Zuweisungen ausländischer Literatur versorgt wurde; andererseits gab es auch persönliche Unterstützung durch Bibliothekare. So wurden durch Hermann Fuchs, der sich in Paris aufhielt, französischsprachige Titel an die Bibliothek versandt, vor –u Rainer Strzolka 77 | Lesesaal Geschichte w e reine Vermittlung von Raubgut reduzieren lässt. Bestürzend ist die Totalität des Zugriffs durch die Finanzbehörden in der NS-Vernichtungspolitik. Ihnen ist es zu verdanken, dass alle Blicke auf die Deportierten in der historischen Distanz unmöglich gemacht wurden. Die mit der »Aktion 3« geraubten Bücher standen am Ende einer langen Kette von erniedrigenden Maßnahmen und führten in der Regel zur Einverleibung von Büchern von geringem materiellem, aber ideellem Wert für die Verfolgten. Die teuren Bibliotheksbestände, vor allem aus Gelehrtenbesitz oder aber denen von erfolgreichen Geschäftsleuten, waren in der Regel schon vor der »Aktion 3« enteignet worden. Finanzbehörden waren immer Teil staatlicher Zwangsmaßnahmen; im Dritten Reich standen sie in einer Vermittlerposition, die ihnen viel Macht zukommen ließ. Die Belege und Akten für die Enteignung der jüdischen Bevölkerung durch die Finanzbehörden wurden zunächst für 30 Jahre gesperrt und 1988 mit dem Hinweis auf Steuergeheimnisse auf 80 Jahre für die Öffentlichkeit unzugänglich gemacht. Als der Autor Wolfgang Dressen 1998 Interesse an den »Arisierungsakten« anmeldete, wies die OFD Düsseldorf alle nachgeordneten Ämter an, von einer Beantwortung des Schreibens vorerst Abstand zu nehmen. Die von Dressen initiierte Ausstellung »Aktion 3« wurde bereits vielfach in Deutschland gezeigt; allerdings lehnte es die Humboldt-Universität zu Berlin ab, die Ausstellung zu zeigen, da sie einen zu einseitigen Charakter habe.3 Ergänzt wurden die Vorträge durch eine leidenschaftliche Darstellung des Bücherraubs der hassidischen Karlin-Stolin Gemeinde durch Yohonon Berman, den Hauptrabbiner von Pinks-Belarus. Die nächste Tagung zum Thema »Bibliotheken in der NS-Zeit – Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte« findet am 26. und 27. März 2008 in Wien statt.4 –u –B .d geleitet worden. Gauschrifttumsbeamte makulierten teilweise auch Titel, wobei die besten Stücke für den Eigenbedarf verwandt wurden. Um diesem Missbrauch entgegenzuwirken, erwirkte das Reichsministerium für Finanzen Anweisungen, nach denen Bücher grundsätzlich an den Stab Rosenberg weiterzuleiten seien, oder aber an andere Organisationen wie die genannte Dolmetscherschule der Wehrmacht. Bücher, die zum Verkauf oder für den Einsatzstab Rosenberg nicht geeignet waren, wurden an das Stürmer-Archiv weitergeleitet. Die Bestände, die den Behördenbibliotheken einverleibt wurden, umfassten vor allem Schöne Literatur, Lexika, Kunstbände und anderes, was den privaten Interessen der betreuenden Beamten entsprach. Sehr wahrscheinlich wurden auch Bände unter der Hand an Leihbüchereien verkauft, allerdings sind Anfragen von dieser Seite auch aktenbelegt abschlägig beschieden worden. In den Jahren 1943 und 1944 bemühte sich das Reichsfinanzministerium darum, die eigene Bibliothek mit Raubgut zu bestücken; allerdings stellte sich dabei heraus, dass insgesamt nur noch 191 Bücher aus der »Aktion 3« für diesen Zweck verfügbar waren. Lokale Interessen zur Bereicherung sowie solche bei Mittelbehörden sorgten dafür, dass die Ernte für das RFM bescheiden ausfiel. So fanden sich beispielsweise bei niederen fränkischen Behörden 1 300 Bände aus geraubten Beständen. Die elfte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 hatte die Situation für die Juden in Deutschland vollkommen verändert, da die im Ausland lebenden Juden – mithin ein großer Teil der Emigranten – sowohl die deutsche Staatsbürgerschaft als auch ihr Vermögen verloren. Hierdurch wurde eine neue Qualität von Raub durch die Fiskalbehörden geschaffen. Viele dieser Raubaktionen betrafen das Eigentum längst Ermordeter. In der Regel wurde gar nicht versucht, Kontakt mit den früheren Eigentümern aufzunehmen. Ähnlich wie das Privateigentum der Juden in den Konzentrationslagern nicht den Eigentümern zugeteilt wurde, sondern allgemein verteilt, agierte das Regime mit den Materialien, die durch Fiskalbehörden gestohlen worden waren und verteilte Mangelwaren an Hausrat wie an Büchern an die Bevölkerung; eine Maßnahme, die das Ansehen des Regimes zu stabilisieren half. Insgesamt zeigte sich bei den agierenden Beamten vorauseilender Gehorsam, aber auch Eigennutz, sodass sich die Funktion der Finanzbehörden nicht auf w Da die Finanzämter Bücher recht wahllos verteilten, finden wir ein untypisches Vorgehen für das Feld Buchraub, da es sich hier in der Regel nicht um spezielle Judaica oder politische Literatur handelte, sondern um Alltags- und Gebrauchsliteratur von relativ geringem materiellem Wert. Kuller zeigte anhand verschiedener Beispiele aus dem Raum Bayern, welche letzten Bücher die Juden vor ihrer Deporation noch besaßen, und was mit ihnen nach der Deportation ihrer Besitzer geschah. Ein großer Teil der Bücher wurde an Reichssicherheitshauptamt, Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, das »Stürmer-Archiv«, oder die Dolmetscherschule des Oberkommandos der Wehrmacht abgegeben. Ein erheblicher Teil wurde jedoch in die Behördenbibliotheken der Finanzämter bis hinauf in das Reichsfinanzministerium eingearbeitet und diente der Bespaßung der Fiskalräuber. Der Zollgrenzschutz fragte Ausreisewillige gezielt nicht nur nach verwertbarer Kleidung, Möbeln oder Wäsche, sondern auch nach Büchern. Die Finanzämter besaßen damit eine doppelte Funktion als Vermittler von geraubtem Gut wie auch als direkte Nutznießer. Kuller zeigte an diversen Beispielen, wie die Finanzbehörden als staatstragende Organisationen Hand in Hand mit ideologisch tragenden NS-Organisationen zusammenarbeiteten. So kassierte das Finanzamt Ochsenfurt 269 Bücher von Juden; ebenso waren andere Behörden an solchen Aktionen beteiligt. Vieles vom beschlagnahmten Eigentum der Juden war von geringem finanziellem Wert; allerdings ist das Auftreten der Finanzämter im Themenkreis von NS-Raubgut von wissenschaftlichem Interesse. Da viele der beschlagnahmten Bücher nicht sonderlich wertvoll waren, oder ihr Wert von den wenig sachkundigen Beamten dort nicht erkannt wurde, wurden solche Bücher gerne in die amtlichen Dienstbibliotheken eingestellt, wie Beispiele aus dem Oberfinanzbezirk Nürnberg zeigen. Deportierte mussten vor ihrem Abtransport Vermögenserklärungen ausfüllen. Diese waren häufig sehr detailliert, bieten aber bei Buchbeständen in der Regel nur summarische Deklarierungen: »ein Lot Bücher«, »zahlreiche Bände« et cetera. Christiane Kuller wies nach, dass Versteigerungen von geraubten Büchern beispielsweise im Raum Nürnberg kaum stattgefunden haben, sondern die kommunalen Behörden requirierend und verteilend wirkten. Ein großer Teil der Bücher ist offensichtlich in Papiermühlen eingestampft, oder aber an den Stab Rosenberg weiter- .B 78 BuB w 78 1 Dank geht an Regine Dehnel, Ulrich Kandolf und Ragnhild Rabius für die Unterstützung zur Berichterstattung zu dieser Tagung. 2 Eine vollständige Version des Tagungsberichts im Umfang von circa 20 Seiten kann gegen einen adressierten und frankierten Rückumschlag angefordert werden von Rainer Strzolka, Im Wambeck 2, 31061 Alfeld 3 Wolfgang Dressen: Aktion 3. Deutsche verwerten jüdische Nachbarn. Berlin, 1998 4 Ansprechpartner an der Universitätsbibliothek Wien und Tagungsprogramm: Stefan Alker, Christina Köstner. – Kontakt: pro [email protected] BuB | 60 (2008) 01 Magazin Lesesaal || BuB BuB 79 Fachliteratur Aufwendige Recherchen .B –u Beide Tagungen werden deshalb hier erwähnt, weil Referentinnen und Vortragsthemen weitgehend identisch waren und inhaltlich nur anlassbedingte Varianten boten. Von geringfügigen Ausnahmen abgesehen, dokumentiert der von Ilse Korotin, Leiterin der Dokumentationsstelle Frauenforschung am IWK, herausgegebene Band alle Tagungsbeiträge. Die Autorinnen sind teils im Bibliotheks- oder Dokumentationswesen tätig, teils an wissenschaftlichen Projekten beteiligt. Was wollten die Tagungen? Die Überschrift »Spurensuche« weist darauf hin. Viel zu wenig weiß man über Bibliothekarinnen, die aus politischen und/oder rassischen Gründen ein hartes Schicksal erlitten, von der Verfolgung und beruflichen Benachteiligung bis im schlimmsten Fall zum gewaltsamen Tod in Konzentrationslagern. Die meisten sind in Vergessenheit geraten, einige durften nach der Schreckenszeit ihre Rehabilitation erleben und im Einzelfall sogar noch internationale Reputation erwerben. Sie alle verdienen es, dass ihnen ein ehrenvolles Andenken bewahrt wird. Den Referentinnen ist es durch mühsame und aufwendige Recherchen gelungen, über zwanzig dieser Lebensläufe zu rekonstruieren. Je nach Quellenlage konnten sie mehr oder weniger ausführlich dokumentiert werden. Im günstigsten Fall standen die Überlebenden für Gespräche zur Verfügung. Eine grobe statistische Auswertung ergibt, dass von den genannten Bibliothekarinnen etwa die Hälfte emigrieren konnte: in die USA, nach Großbritannien, Frankreich, Schweden, Palästina w w w Privatanschrift des Rezensenten: Prof. em. Dr. Peter Vodosek, Seestraße 89, 70174 Stuttgart; [email protected] BuB | 60 (2008) 01 »Bleistift und Papier« Um die Breite der persönlichen Schicksale zu zeigen, seien zwei Persönlichkeiten exemplarisch erwähnt. Christine Rohr von Denta (1892–1961) war die erste Bibliothekarin des höheren Dienstes an der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB). Sie gehörte zwar nicht zu den vom NS-Regime Verfolgten, hat aber trotz einschlägiger Verbote jüdischen Wissenschaftlerinnen ermöglicht, Literatur aus der ÖNB zu benutzen. Josephine Riss Fang (geboren 1922) verlor 1943 ihre Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität, konnte aber nach 1945 promovieren, verließ Österreich und wurde schließlich Professorin für Preservation and Conservation an der Graduate School of Library and Information Science des Simmons College in Boston. Sie dürfte wegen ihres jahrelangen Engagements für IFLA und ihrer Veröffentlichungen auch in Deutschland vielen bekannt sein. Abschließend sei noch der Aufsatz »Budgetposten ›Bleistift und Papier‹ – Bibliothekarinnen in der Österreichischen e Österreichische Bibliothekarinnen auf der Flucht. Verfolgt, verdrängt, vergessen? Herausgegeben von Ilse Korotin. Wien: Praesens-Verlag, 2007 (biografiA, Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung; 4). 214 Seiten: Illustrationen. – gebunden 24,30 Euro A und in die UdSSR. Manche kehrten nach Kriegsende nach Österreich zurück. Zwei wurden ermordet. .d Sammelband erinnert an verfolgte österreichische Bibliothekarinnen während der NS-Zeit m 19. Mai 2006 fand in Wien eine Tagung mit dem eindrucksvoll formulierten Thema »Österreichische Bibliothekarinnen auf der Flucht – verfolgt, verdrängt, vergessen?« statt. Veranstalter war das Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK)1 in Gemeinschaft mit der Projektinitiative biografi A (datenbank und lexikon österreichischer frauen) und dem Verein zur Förderung und Vernetzung frauenspezifischer Informationsund Dokumentationseinrichtungen in Österreich (frida).2 Im November desselben Jahres erinnerte sich der Arbeitskreis kritischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (Kribibi) im Renner-Institut an das zehnjährige Jubiläum seiner ersten frauenspezifischen Veranstaltung »Die Bücherei ist weiblich?« und lud zum Seminar »BücherFrauenBibliotheken« ein.3 –B »Spurensuche« 79 79 1 Das IWK, angesiedelt in Wien in der Berggasse 17 (Sigmund Freud lässt grüßen!), wurde 1946 gegründet und leistet internationale Forschungs- und Bildungsarbeit im Bereich Wissenschaft und Erwachsenenbildung. Es organisiert Veranstaltungen und unterhält Forschungs- und Dokumentationsstellen sowie eine Institutsbibliothek mit diversen Spezialsammlungen. 2 Das Projekt frida sammelte seit 1998 über 10 000 Frauenbiografien. Es befindet sich zurzeit in der Abschlussphase. Geplant sind eine Buchpublikation in drei Bänden sowie eine elektronische Version. Projektleiterin ist Susanne Blumesberger. Weitere Informationen unter www.univie.ac.at/iwk/projekte. html. – Ein ausführlicher Tagungsbericht von Heimo Gruber ist zu finden in »Büchereien Wien aktuell« Nr. 31, Juni 2006, S. 32–36. 3 Kribibi im Renner-Institut ist eine seit 1983 bestehende Initiative, die Bibliothekarinnen und Bibliothekare aus Öffentlichen Bibliotheken zum Informations- und Erfahrungsaustausch zusammenführt. Das Renner-Institut, benannt nach Karl Renner, dem ersten Staatskanzler der 1. und ersten Bundespräsidenten der 2. Republik Österreichs, wurde 1972 gegründet und ist die politische Akademie der SPÖ. Die Einrichtung ist mit der Friedrich-Ebert-Stiftung vergleichbar. – Ein Tagungsbericht von Monika Bargmann ist in den »Mitteilungen der VÖB« 59(2006)4, S. 52–55, nachzulesen. 80 BuB BuB || Magazin Lesesaal Fachliteratur .d Verbergen, Überschreiben, Zerreißen. Formen der Bücherzerstörung in Literatur, Kunst und Religion. Herausgegeben von Mona Körte und Cornelia Ortlieb. Berlin: Erich Schmidt, 2007 (Allgemeine Literaturwissenschaft – Wuppertaler Schriften; 9). 320 Seiten: Illustrationen. – broschiert 39,80 Euro –u .B w w 4 Köstner schöpft aus der Fülle des Materials, das ihr als Forscherin und (Mit-)Autorin an mehreren wichtigen Veröffentlichungen zur Geschichte der ÖNB zur Verfügung stand. Vgl. zuletzt die zusammen mit Murray G. Hall verfasste Monografie »›… allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern…‹. Eine österreichische Institution in der NS-Zeit« (Böhlau 2006). Siehe auch die Rezension von Jürgen Babendreier in BuB 59(2007)4, S. 310–312. icht selten werden Bibliothekare heute ohne zu zögern in die Reihe der großen historischen Buchzerstörer gestellt, auch wenn entgegen landläufiger Vorurteile Bibliotheken und Bücher nur schwer brennen. Es ist die stille Gefolgschaft gegenüber unauffälligen Mittelkürzungen oder jahrzehntelanger Vernachlässigung von Kernaufgaben ebenso wie die blindwütige Digitalisierungswut, die binnen weniger Jahre mehr Schriftstücke dem Vergessen anheim stellen wird als die ebenso kindliche Euphorie, alles auf Mikrofilm zu bannen und dann die Originale wegzuwerfen, die wir hatten, als die heute Verantwortlichen noch Kinder waren und dafür nichts konnten. Für den heute üblichen Umgang mit Bibliotheksbeständen aber können sie etwas. Zwar sind spektakuläre Zerstörungen für die Buchgeschichte interessant – im Feuilleton brennt die Bibliothek von Alexandria mehrfach pro Jahr –; für die Alltagskultur aber erscheinen die nicht spektakulären Schäden mindestens genauso prägend, da endlos viele Gedanken auf diese Weise unhörbar werden. Der vorliegende Band widmet sich mit wundervoller Detailgenauigkeit tabuisierten und schockierenden Praktiken der Bücherzerstörung – in und außerhalb von Bibliotheken.* e Erkenntnisse interdisziplinärer Forschung zur Zerstörung von Schriftgut Längerfristige Auseinandersetzung Das sich durch ansprechendes Layout auszeichnende Buch ist mit zahlreichen Fotos ausgestattet, was die durch die Lektüre ausgelöste Betroffenheit noch steigert. Die Publikation kann durchaus als ein Meilenstein gelten und steht, wie die Herausgeberin schreibt, »am Beginn einer längerfristigen Auseinandersetzung mit der Geschichte von Bibliothekarinnen in Österreich, deren bibliothekarischen Arbeitsverhältnissen, Wirkungsvielfalt und Lebenszusammenhängen«. Die erwähnte Rezension von Murray G. Halls und Christina Köstners Buch aus der Feder von Jürgen Babendreier, das mehrfach als vorbildlich auch für die deutsche Bibliotheksgeschichtsschreibung gerühmt worden ist, wurde mit »Tu felix Austria« überschrieben. Diese Überschrift lässt sich durch ein weiteres Zitat, dieses Mal frei nach Goethe, ergänzen: »Österreich, du hast es besser…«. Peter Vodosek N Leibniz und die Folgen… –B Nationalbibliothek« von Christina Köstner hervorgehoben, der über den thematischen Rahmen des Buches hinausweist.4 Sie geht den beruflichen Benachteiligungen nach, denen Frauen an der ÖNB ausgesetzt waren, von den 1917 erstmals als »Hospitantinnen« akzeptierten Mitarbeiterinnen, den gravierenden Eingriffen in der NS-Zeit bis zum »Quasi-Zölibat«, dem Frauen im öffentlichen Dienst bis nach dem 2. Weltkrieg unterworfen waren. Sie führt ihre Untersuchung bis zur Entnazifizierungspraxis an der ÖNB weiter und endet mit einem Ausblick auf die erst spät erfolgte Übernahme von Frauen in leitende Positionen bis zu den ersten Generaldirektorinnen (Magda Strebl 1982– 1992 und seit 2001 Johanna Rachinger). w 80 80 Anschrift des Rezensenten: Dr. Rainer Strzolka, Technische Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek, Team FBK Auskunft und Lesesäle, Königsworther Platz 1B, 30167 Hannover; Rainer. [email protected] Geschichte des Vergessens Reizvoll ist, dass der Sammelband die Geschichte zerstörter Bücher durch den Brückenschlag mehrer Fachdisziplinen schreibt, die an vielen wissenschaftlichen Orten stattfand und stattfindet. Bücherzerstörung ist ein Thema für Zensur- und Klandestinenforschung, Kolonialismusund Ideologiegeschichte. Die Spannbreite reicht von der mythenbildenden Funktion des alexandrinischen Bibliotheksbrandes (Jon Thiem) über Petrarca (Ulrike Schneider), Künstler als Ikonoklasten (Martin Dönike), reale und fiktive Autoren als Zerstörer eigener Texte (Marcel Atze), den Umgang mit heiligen und unheiligen Büchern im Judentum (Reimund Leicht: Verbrennen oder Verbergen), unsichtbare Literatur und verborgene Bibliotheken im 18. Jahrhundert (Christine Haug), Biblioklasten, Bibliophile und Bibliomane als Bücherfeinde (Kirsten Dickhaut), die Funktion von Bücherkatalogen im Kontext imaginierter Bibliotheken (Dirk Werle) und anderes mehr bis hin zur Buchzerstörung in der Gegenwartskunst (Stefanie Endlich). Die Ergebnisse der Arbeiten zeigen, dass die Geschichte der Bücherzerstörung BuB | 60 (2008) 01 Magazin Lesesaal || BuB BuB 81 Fachliteratur Auf das Trefflichste ergänzt wird der Beitrag Jochums durch einen Essay von Katja Stopka (»Vernutzt, verstellt, entwendet«), der den Umgang mit Büchern durch Leser in einem historischen Querschnitt unterhaltsam darstellt. Wenn man die von ihr angeführten Texte über die Liebe zu Büchern, die die Leser doch haben, vor dem Hintergrund der Zerstörungen in manchen Bibliotheken wirken lässt, dann zeigt sich, dass Ideal und Wirklichkeit doch weit auseinander liegen. Dazu muss man nicht nach Schöneberg-Süd in Berlin gehen. Ein Blick in eine beliebige juristische Bibliothek zeigt, wozu Leser fähig sind. Eventuell hatte die Großvätergeneration der Bibliothekare ja doch Recht: Sind die Leser vielleicht doch Bücherfeinde? So ganz sicher ist sich der Rezensent in der Frage noch nicht. Aber fast. Und wenn die Bibliothekare dann im Laufe der Zeit durch steten Kontakt ein wenig so werden wie die Leser, dann ist es nur menschlich und es zeigt, dass sie deren Bedürfnisse nicht aus dem Blick verlieren. Viel weiter kann man Benutzerorientierung gar nicht treiben. Rainer Strzolka w w * Zur Bibliothek als Ort unauff älligen Bewahrens vgl. Nikolaus Wegmann: Bücherlabyrinthe. Suchen und Finden im alexandrinischen Zeitalter. Köln [u.a.]: Böhlau, 2000; zum Schweigen über Bibliotheken vgl. Rainer Strzolka und Nicola Volckmann: Lasciate ogni speranza – il giornalismo delle biblioteche non esiste…? In: Libreas 10-11/2007. Online unter: www.libreas.de BuB | 60 (2008) 01 –B .d e Jochum führt aus, dass die spektakulären Katastrophen vergleichsweise wenig Folgen für den Eigenwert von Bibliotheken haben, weil der stetige Alltag der Arbeit dort einen derartig stabilisierenden Charakter hat. Wirklich ernsthaft geht es Bibliotheken eigentlich nur an den Kragen, wenn sie in mäßigen Katastrophenfilmen wie »The day after tomorrow« als Folie für Knalleffekte von Sensationsregisseuren herhalten müssen. Für Jochum, zweifellos einen der klügsten Köpfe des deutschen Bibliothekswesens, liegt die eigentliche Katastrophe, die Bibliotheksdämmerung gewissermaßen, denn auch nicht im gelegentlichen Verlust einiger unersetzlicher Bücher, sondern in der Bibliotheksverwaltung, dem Konzept der Universalbibliothek und dessen Umsetzung auf der Basis von Gottfried Wilhelm Leibniz. Dessen Konzeption von Wissen beruht auf der Annahme, dass al- Nachdem also kaum noch abstreitbar ist, dass Digitalisate schneller unbrauchbar werden als Papier, wird das Vergessen als neue Tugend gefeiert. Vor zehn Jahren hieß es hingegen noch, Digitalisierung würde das Erinnerungsvermögen der Welt verbessern. les Wissen auf wenige Elemente zurückgeführt und alles komplexe Wissen aus wenigen Elementen entwickelt werden kann – eine Vorstellung, die sich direkt auf die Entwicklung von Bibliotheken auswirkte (Seite 109), da diese nur die Bücher sammeln sollten, aus denen sich die grundlegenden Wissenselemente destillieren ließen. Die katastrophalen Folgen einer solchen Ideologie schildert Jochum anhand von Beispielen, etwa die Säkularisation in Bayern 1800, der bürokratische Rationalisierungswahn in Preußen 1900 oder die Folgen der Digitalisierung. Seine Belege erschrecken und lassen jeden Büchervernichter dennoch ruhiger schlafen, denn sie handeln in guter alter Tradition. Wenn er möchte, kann sich ein Bibliotheksmanager nach Lektüre von Jochums Text auf die Ptolemäer im 3. Jahrhundert vor Christus berufen, wenn er Wissen nicht erweitert, sondern verengt. Im Übrigen sind die modernen Bibliotheksportale eine aktuelle Form von Wissensverengung, auch wenn das Gegenteil behauptet wird. w Es fällt auf, dass in den letzten Jahren die Publikationen über Speicher- und Erinnerungsräume massiv zunimmt und angesichts der sicheren Vernichtung ungeheurer Wissensmengen durch die Kurzlebigkeit digitalisierter Sammlungen erst einmal ganz ohne jeden Beweis vielfach unterstrichen wird, wie segensreich die Macht kulturellen Vergessens sei, die angeblich ganze Gesellschaften am Laufen halte. Dies mag stimmen, was das Verhalten unserer Politiker angeht, die ohne gesellschaftliches Kurzzeitgedächtnis nie mehr gewählt würden; aber ob es für die Wissensräume einer ganzen Schriftkultur steht, muss doch bezweifelt werden. Nachdem also kaum noch abstreitbar ist, dass Digitalisate schneller unbrauchbar werden als Papier, wird das Vergessen als neue Tugend gefeiert. Vor zehn Jahren hieß es hingegen noch, Digitalisierung würde das Erinnerungsvermögen der Welt verbessern. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang der breite Raum, den literarische Fiktionalisierungen von Bibliotheken in diesem Band einnehmen, was zu vielen Anregungen zur Lektüre führt, auch wenn Bibliothekare bekanntlich nicht lesen. Über die Gründe hierfür sprechen wir lieber bei einem guten Glas Wein. So ist denn auch der für uns tragende Beitrag jener von Uwe Jochum (»Vernichten durch Verwalten: Der bibliothekarische Umgang mit Büchern«). Jochum stellt die unscheinbare Rolle der Bibliotheken dar, die vor allem durch das Spektakuläre in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten, anders als etwa die Museen. Wenn eine Bibliothek abbrennt, steht sie in der Zeitung. Die Stadtbibliothek Alfeld kennt niemand, dass dortige Schnarchmuseum kennt jedermann. Es muss nicht Guggenheim sein; Hauptsache Museum, und die Publizität ist gesichert. Ideal und Wirklichkeit –u Bibliotheken in der Zeitung Verengung von Wissen .B nicht mit dem populären Ansatz einer reinen Geschichte der Intoleranz erfassbar ist, sondern auch im Rahmen einer Geschichte der Vergessenspraktiken begriffen werden muss. 81 81 82 BuB BuB || Magazin Lesesaal Internet gen zu Internetquellen samt dazugehörigem Auskunftsdienst! Warum Linksammlungen nach wie vor aktuell sind Erfolgreiche Einzelinitiativen w .d Dass es bei Linksammlungen nicht immer Kooperation sein muss, sondern auch Einzelinitiativen Einzigartiges hervorbringen können, zeigt die SHVB, die Schopfheimer Hypervirtuelle Bibliothek, www.schopfheim. de/bib/virtbib. Diese hat die Besonderheit, dass sie erstens eine Meta-Linksammlung darstellt und zweitens nach der ASB geordnet ist. Die Nutzer der Sammlung können also – wenn ihre Stadtbibliothek nach der ASB geordnet ist – innerhalb einer ihnen vertrauten Struktur suchen. Nachteilig im Vergleich zum Beispiel der Internetbibliothek ist die karge Beschreibung der Quellen in der SHVB, die sich lediglich auf den Titel beschränkt. Das hat zur Folge, dass man als Benutzer oft zur dargestellten Quelle wechseln und dann wieder zurückspringen muss, um sie einschätzen zu können, ein manchmal mühsames und immer zeitraubendes Unterfangen! Ein weiteres Beispiel für eine bereits länger gepflegte Sammlung für den Bereich der Öffentlichen Bibliotheken ist die Virtuelle Allgemeinbibliothek www.virtuelleallgemein bibliothek.de von Ingrid Strauch, in der die Einträge inhaltlich beschrieben und verschlagwortet werden. So kann man auch im Schlagwortindex nach Themen suchen. Aus dem bisher Besprochenen kann man folgern, dass der heutige Standard von Linksammlungen in den folgenden Punkten besteht: datenbankgestützte Erfassung und Darstellung der Einträge, Erschließung durch Schlagwörter und/ oder Inhaltsangaben, periodische Revision und Aktualisierung der Einträge. Ein sehr bekannter internationaler Index, welcher nach diesen Kriterien erstellt ist, ist Librarian’s Internet Index, lii.org. Gehen wir von den allgemeinen Linksammlungen zu den besonderen, den wissenschaftlichen oder Fachindices. In diesem Gebiet existierten einige interessante Dienste, welche eine gute Übersicht boten. Mittlerweile sind sie aber zu bloßen Fachinformationsseiten herabgesunken, welche in manchen Rubriken dem Benutzer, welcher von außerhalb darauf zugreift, so gut –B –u w Dass aus einer einfachen, ja banalen Geschäftsidee Großes werden kann, dafür ist Yahoo! de.yahoo.com ein gutes Beispiel. Yahoo! startete nämlich als Linksammlung. Mittlerweile ist es ein Konglomerat aus Suchmaschine und Portal von Internetdienstleistungen wie Freemailer, Mailinglisten, Videoportal, Startseiten, Bilderdepot (Flickr! flickr.com), Videodepot, Linkdepot (Delicious! www.delicious.com) und anderem mehr – und bietet immer noch eine Linksammlung, nach der man mittlerweile suchen muss. Der Erfolg verdrängt seine Wurzeln… Yahoo! ist also ein Konkurrent von Google, welcher wie dieser ständig neue Dienstleistungen in sein Portfolio aufnimmt, um die Kunden möglichst ganz an sich zu binden. Aber am Anfang stand eine einfache Linksammlung, welche übrigens zu einem nicht geringen Teil aus Vorschlägen von Nutzern gespeist und aktuell gehalten wurde. Wenn man eine Lücke entdeckte, konnte man eine E-Mail schreiben, der Vorschlag wurde redaktionell geprüft und eingepflegt – fertig! Das erinnert an die heutige Soziale Software, nicht wahr? Der Unterschied ist lediglich, dass heute die Vorschläge automatisch eingepflegt werden und der Nutzer zusätzlich noch für die Erschließung seines Eintrages sorgt. Linksammlungen also – oder Webkataloge, thematische Indices, Verzeichnisse, Clearinghouses, Portale und wie sie sonst noch im Laufe ihrer Karriere benannt wurden – waren stets eine in Baumstruktur aufgebaute Sammlung, in welcher sich der Besucher von oben nach unten durch die Themen vom Allgemeinen zum Besonderen bewegen kann. Diese Richtung der Suchbewegung ist meiner Meinung nach die Ursache für die fortwährende Existenz der schon oft totgesagten Linksammlungen: Selbst wenn sie schlecht strukturiert und von weitaus geringerem Umfang als jeder Suchmaschinenindex sind und ihr Inhalt teilweise veraltet ist, so sind sie doch der ideale Suchdienst für eine bestimmte Suchstrategie, nämlich jener von oben nach unten, um sich einem bestimmten Thema, in welchem man sich nicht gut auskennt, Schritt für Schritt annähern zu können. Nehmen Sie einmal den besten Index, das Open Directory www.dmoz.org, ebenfalls eine allgemeine Linksammlung mit langer Geschichte, vielleicht auch deren deutsche Version www.dmoz.de und suchen nach Informationen zum Thema Gesundheit, sagen wir genauer zu Rückenproblemen. Kommen Sie hier zu guten Ergebnissen? Versuchen Sie es dann einmal zum Vergleich mit der Internetbibliothek www.internetbibliothek.de, der gemeinsamen Linksammlung der Öffentlichen Bibliotheken. Ich bekomme beim Open Directory bessere und mehr Ergebnisse, vielleicht, weil es wie Yahoo! ein Dienst ist, welcher auf Vorschlägen von Nutzern beruht und redaktionell bearbeitet wird. Immerhin haben die Öffentlichen Bibliotheken mit der Internetbibliothek etwas geschafft, wovon die wissenschaftlichen Bibliotheken noch träumen können: Eine gemeinsam gepflegte Linksammlung mit qualitativ hochwertig erschlossenen Einträ- .B Linksammlungen sind neben den Suchmaschinen die ältesten Suchdienste im World Wide Web. Totgesagt wurden sie bereits vor zehn Jahren. Warum gibt es sie immer noch? e Totgesagt – aber quicklebendig @ w 82 82 Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen und ist im Internet als Informationsanbieter und Rechercheur aktiv. Näheres zur Person unter http://homepages. uni-tuebingen.de/juergen.plieninger BuB | 60 (2008) 01 Magazin Lesesaal || BuB BuB 83 Internet Blickpunkt Internet Kollaboratives Sammeln .B –u –B .d Immerhin ist es mittlerweile gelungen, mit Academic Linkshare www.academiclinkshare.de in Deutschland ein gemeinsames Portal für das kollaborative Sammeln von wissenschaftlichen Links einzurichten. Hier wäre endlich für wissenschaftliche Bibliotheken die Möglichkeit gegeben, Flagge zu zeigen und sich über die eigene Organisation hinaus an der Sammlung und Erschließung von Internetquellen zu beteiligen. Wenn man möchte, kann man den Ertrag der eigenen Arbeit ja wieder in die eigenen Seiten integrieren. Sind Linksammlungen noch zeitgemäß? Probieren Sie es doch einmal anhand von Linksammlungen in Ihrem eigenen Interessengebiet aus, dem Bibliothekswesen. Nehmen Sie als Ausgangspunkt die Übersicht über bibliothekarische Linksammlungen »allgemeine Verzeichnisse« im Tübinger Clearinghouse für bibliothekarische Metainformationen clearinghouse.ub.unituebingen.de, welches ursprünglich im Deutschen Bibliotheksinstitut entstanden ist. Hier sind deutsche und internationale Linksammlungen aufgeführt, welche Sie nach Ihrem Suchthema von oben nach unten durchsuchen können. Sagen wir, Sie suchen nach Informationen zu einem bestimmten Bibliothekstyp, Schul- oder Fahrbibliothek. Nun wählen Sie eine der Linksammlungen aus, steigen dort ein und suchen nach Bibliothekstypen. Mit etwas Glück und Versuchen bekommen Sie dann Unterverzeichnisse mit Links zu dem von Ihnen gesuchten Bibliothekstyp. Probieren Sie auch das Clearinghouse selbst aus, es verzeichnet sich nämlich in dem oben genannten Unterverzeichnis nicht selbst. Falls Sie beim Durchprobieren der Seiten auf tote Links treffen, dann ist das – leider – eine für die Nutzung von Linksammlungen normale Erfahrung: Der Betreuer oder die Redaktion der Sammlung ist dann (noch) nicht dazu gekommen, den Link zu entfernen oder die geänderte Adresse zu aktualisieren. Letzteres ist übrigens häufiger der Fall, denn ein Angebot steht oft unter einer anderen Webadresse weiterhin zur Verfügung. Daher sollte man als Nutzer einer w w BuB | 60 (2008) 01 Linksammlung nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn man auf einen interessanten Eintrag trifft, welcher zu einem toten Link führt: Geben Sie den Titel des Eintrages in eine Suchmaschine und Sie kommen, nach meiner Erfahrung, in zwei Dritteln der Fälle auf das entsprechende Angebot! Linksammlungen bestehen zwangsläufig weiter, denn die Benutzer verwenden sie nach wie vor. Zwar bekommen sie derzeit starke Konkurrenz durch die oben erwähnten sozialen Bookmarkdienste, welche im Grunde kollektiv gepflegte Linksammlungen darstellen. Diese sind jedoch nicht in einer Baumstruktur geordnet, sondern mithilfe von tags, also Schlagwörtern, erschlossen. Sie sind aktueller und haben durch die »sozialen« Komponenten wertvolle Zusatzdienste an Bord (zum Beispiel RSS, Möglichkeit der Zusammenarbeit beziehungsweise Sicht auf die Sammlung anderer). Dennoch – so meine These – werden die sozialen Bookmarkdienste die Linksammlungen nicht ganz ersetzen, denn die Baumstruktur als Antwort auf das Bedürfnis, sich der Lösung der Suchanfrage Schritt für Schritt nähern zu können, bietet einen Mehrwert, der sich durch die punktuell zugreifende Stichwortsuche, sei es der Suchmaschinen, sei es der sozialen Bookmarkdienste, nicht ersetzen lässt. Gleichwohl sollte man sich von bibliothekarischer Seite aus überlegen, ob nicht eine Veränderung von Linksammlungen, ähnlich wie bei den derzeitigen Überlegungen, Kataloge für die Nutzer zugänglicher zu machen (»Katalog 2.0«), in Richtung »Linksammlung 2.0« möglich wäre. Man könnte sich Linksammlungen denken, bei denen Nutzer die Einträge markieren, merken, bewerten, ihre Erschließung ergänzen, Inhaltsangaben machen und das Ganze in ihre eigenen Bookmarksammlungen importieren können. Alles in allem werden Linksammlungen ewig jung bleiben! Man sollte sich aber Gedanken darüber machen, wie man durch kooperativen Aufwand Zeit bei der Erstellung spart, die Qualität hebt, ohne ganz auf die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten zu verzichten und für Nutzer bessere Möglichkeiten ersinnt, sich die Inhalte der Linksammlung anzueignen und ihren Mehrwert durch nutzerseitige Erschließung (»folksonomy«) zu erhöhen. e Zusatzdiensten, wie zum Beispiel Weblogs als Neuigkeitendienste für einzelne Bereiche und Tutorials. w wie nichts bieten. Die Düsseldorfer Virtuelle Bibliothek (DVB), einst ein hoch gelobter allgemeiner wissenschaftlicher Index, ist ein Beispiel dafür. Den Index LLEK-Bookmarks www.wissenschaftliche-suchmaschinen.de kann man wegen seiner Übersichtlichkeit noch empfehlen, ein Metaverzeichnis, welches nicht zuletzt durch seinen klaren Aufbau punktet. Wenn man nach gut gepflegten Verzeichnissen für einzelne Fächer und Themen sucht, so sind selbst hier bedeutende Fachindices selten zu finden und hängen oft vom Engagement weniger Personen ab (eine Übersicht finden Sie beispielsweise unter wiki.netbib.de/coma/ThematischeIn dices). Um diesem Manko abzuhelfen, sind Linksammlungen auch in vielen der Virtuellen Fachbibliotheken wiki.netbib.de/coma/ VirtuelleBibliotheken zu finden, sodass man mittlerweile davon ausgehen kann, dass in diesen, neben anderen elektronischen Erschließungsmitteln, meist auch Linksammlungen zu finden sind. Von der hierarchisch strukturierten Sammlung der ViFaPol www. vifapol.de bis hin zu der vor allem mithilfe von Stichworten durchsuchbaren ciberaLinksammlung www.cibera.de findet man dort alle Formen des Aufbaus von Indices. Das ist auch ein wenig von Nachteil für die ViFas: Die Linksammlungen sind jeweils unter anderen Bezeichnungen an verschiedenen Stellen in unterschiedlicher Struktur zu finden, die Standardisierung der ViFas ist leider äußerst gering, sodass Benutzer sich jedesmal auf eine neue Struktur einstellen müssen! Auch mit der Integration in ein allgemeines Verzeichnis ist es schlecht bestellt, Vascoda www.vascoda.de als gemeinsamer Überbau bietet kein Verzeichnis, sondern eine Suche über verschiedene Inhalte, vor allem Datenbanken. Die Linksammlungen kommen da leider nur unter »ferner liefen« vor, von der Klarheit der Darstellung der Suchergebnisse einmal ganz zu schweigen. Die Briten haben das weitaus besser gelöst, deren übergreifende Linksammlung heißt Intute www.intute.ac.uk. In Großbritannien besteht daneben sogar noch eine zweite große, nach DC geordnete Sammlung, BUBL, www.bubl.ac.uk, welche vom Centre for Digital Library Research der Universität Strathclyde unterhalten wird. Beide sind sehr angenehm zu benutzen und insbesondere Intute bietet ein großes Portfolio an 83 83 84 BuB BuB || Magazin Lesesaal Neue Fachliteratur Neue Fachliteratur Bergmann, Julia; Jürgen Plieninger: Recherchieren in Öffentlichen Bibliotheken. Berufsverband Information Bib- .d e liothek e.V., OPL-Kommission. [Reutlingen]: BIB, 2007 (Checklisten; 23). 54 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen. – kostenlos online unter www. bib-info.de / komm / kopl / pub / check 23.pdf Buchfieber. Zur Geschichte des Buches im 3. Reich. Gerd Simon und unzählige –B Mitarbeiter [Walter Back, Steffen Bender, Peter Michael Berger…]. Tübingen: Gesellschaft für Interdisziplinäre Forschung, 2007. X, 328 Seiten: Illustrationen. – broschiert 30,– Euro w w .B –u Byrne, Alex: The politics of promoting freedom of information and expression in international librarianship. The w 84 84 IFLA/FAIFE Project. Lanham (Maryland): Scarecrow Press, 2007 (Libraries and librarianship: An international perspective; 4). 240 Seiten. – broschiert 55,– US-Dollar Lucius, Wolf D.: Verlagswirtschaft. Öko- nomische, rechtliche und organisatorische Grundlagen. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2007 (UTB; 2652). 405 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen. – broschiert 19,90 Euro Raubgut in Berliner Bibliotheken. Work- shop des Regionalverbands Berlin-Brandenburg des Vereins Deutscher Bibliothekare am 12. Juni 2006. Zentral- und Landesbibliothek Berlin [Redaktion: Michael Dürr, Annette Gerlach]. Berlin: ZLB, 2007. 63 Seiten: Illustrationen. – broschiert 8,– Euro Stocker, Günther: Vom Bücherlesen. Zur Darstellung des Lesens in der deutschsprachigen Literatur seit 1945. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2007. 401 Seiten. – gebunden 37,– Euro Wissenschaftskommunikation der Zukunft. 4. Konferenz der Zentralbibliothek, Forschungszentrum Jülich, 6.–8. November 2007. Beiträge und Poster. [WissKom 2007]. Rafael Ball (Hrsg.). Jülich: Forschungszentrum, 2007 (Schriften des Forschungszentrums Jülich: Reihe Bibliothek; 18). 300 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen. – broschiert 44,90 Euro BuB | 60 (2008) 01 Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 85 Online-Befragung der BIB-Mitglieder ausgewertet Vor dem Hintergrund der Neuausrichtungsaktivitäten wurde die Frage nach der Einschätzung der bundes- und landesweiten Fortbildungen und der Arbeit der Kommissionen des BIB gestellt. Die Fortbildungsangebote auf Bundesebene (mit knapp 93 Prozent) sind den Teilnehmer(inne)n der Umfrage sehr bekannt; darüber informieren sie sich (immer noch) vor allem durch Fachzeitschriften. Noch bekannter sind die Fortbildungen auf Landesebene: Rund 96 Prozent der Umfrageteilnehmer/innen wissen davon; die Rundbriefe der Landesgruppen sind hierfür die wichtigste Informationsquelle. Bei der Frage nach interessanten Themen für BIB-Fortbildungen liegen in der Spitzengruppe Informationsvermittlung, Kommunikation, Arbeitsorganisation und Mitarbeiterführung sowie Exkur- w .B –u Im März 2007 wurden sowohl BIB-Mitglieder als auch -Nichtmitglieder im Rahmen einer Online-Umfrage um ihre Meinung zu den Dienstleistungen des BIB gebeten. Abgefragt wurden auch die Kommunikationswege sowie Wünsche und Anregungen für die Verbandsarbeit. Die Umfrage lief als studentisches Projekt der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart unter der Leitung von Prof. Martin Götz und Prof. Markus Hennies. Die Stu- w Freundliche Gesichter trotz Bahnstreiks und umfänglicher Tagesordnung: Der BIB-Vereinsausschuss traf sich zu seiner traditionellen Herbsttagung im vergangenen Jahr in Bielefeld. Im Mittelpunkt der zweitägigen Beratungen Mitte November standen insbesondere die Finanzplanung sowie die Arbeitsprogramme der Fachkommissionen. Die Vertreter des Bundesvorstandes, der Landesgruppen und Kommissionen sowie der Geschäftstelle und BuB-Redaktion diskutierten auch intensiv über die Außendarstellung und künftige Schwerpunkte der Verbandsarbeit. Foto: Kerstin Pommerening/UB Bielefeld w Alles Gute für 2008! Liebe BIB-Mitglieder, liebe BuB-Leserinnen und -Leser, ein arbeits- und ereignisreiches Jahr 2007 liegt hinter uns. Für den BIB war es vor allem auch ein schönes und konstruktives Jahr, in dem wir die Grundlagen für unsere Neuaus- BuB | 60 (2008) 01 richtung gelegt und einige neue Aktive gewonnen haben. Wir starten gestärkt und zuversichtlich mit dem Ziel ins neue Jahr, unsere Mitglieder mit aktuellen, optimierten und zeitgemäßen Angeboten zu versorgen und unseren Berufsstand insgesamt voranzubringen. Die BIB-Aktiven sowie die hauptamtlichen Mitarbeiter in Geschäftsstelle und BuBRedaktion freuen sich auch 2008 über Ihre Rückmeldungen und Vorschläge, um Ihre 85 85 Fortbildung im Fokus .d Mehr Lobbyarbeit gewünscht denten erarbeiteten den Fragebogen nach Vorgaben des Verbandes und lieferten zu Semesterende die aufbereiteten Daten. Insgesamt 750 Personen haben sich an der Befragung beteiligt, sodass die Ergebnisse nur vorsichtig als Anhalt oder Trend gewertet werden können. Dennoch sind sie aufschlussreich für die Führungsgremien und fließen in die Verbandsarbeit ein. Erfreulich war, dass sich auf diesem Weg 59 Nicht-Mitglieder gemeldet und ihre Meinung abgegeben haben. Rund 53 Prozent der Teilnehmer arbeiten in wissenschaftlichen Allgemeinbibliotheken oder wissenschaftlichen Spezialbibliotheken. In Öffentlichen Bibliotheken arbeiten rund 40 Prozent der Teilnehmer. Etwa 72 Prozent arbeiten Vollzeit (mehr als 30 Wochenstunden). Im Folgenden sollen nun einige Ergebnisse herausgegriffen und dargestellt werden: –B Aus dem Bundesvorstand e Aus dem Bundesvorstand Wünsche und Erwartungen berücksichtigen und Ihre beruflichen Erfahrungen weitergeben zu können. Wir bedanken uns bei allen, die unsere Arbeit im letzten Jahr aktiv unterstützt haben, uns treu geblieben oder neu zu uns gestoßen sind. Der BIB wünscht allen ein gesundes, glückliches neues Jahr 2008 und beruflich wie privat viel Erfolg und alles Gute! Im Namen aller BIB-Aktiven: Susanne Riedel, BIB-Bundesvorsitzende Berufsverband Landesgruppe Baden-Württemberg: w Aus den Landesgruppen »Train the Trainer – Ideen und Anregungen für Ausbilder« Bereits zum zweiten Mal hatte die Landesgruppe Baden-Württemberg die Fortbildung »Train the Trainer – Leiten und Führen von Auszubildenden« angeboten. Vierzehn Ausbilder/innen trafen sich in der Stadtbücherei Fellbach, um frische Ideen für die betriebliche Ausbildung zu sammeln. Politische Kontakte intensivieren e Die Zusammenfassung einiger Aspekte ergibt: 70 Prozent beziehungsweise 66 Prozent der Teilnehmer wünschen sich vom BIB, dass er die politischen Kontakte intensivieren, mehr Lobbyarbeit leisten beziehungsweise die Presseaktivitäten verstärken möge. Imagekampagnen und Aufsehen erregende Pressekampagnen sollten gestartet werden. Vielen ist wichtig, dass die bibliothekarischen Berufe einen Imagewandel durch offensive Öffentlichkeitsund Aufklärungsarbeit erfahren. Um diese Ziele zu erreichen, sollte der BIB etwa mit anderen Verbänden noch enger kooperieren. Viele Befragte äußerten die Meinung, dass der BIB auf einem guten Weg ist. Dank gab es auch für die guten Leistungen der Verbandsgremien. Auch der Bundesvorstand bedankt sich sehr herzlich für die Rückmeldungen der vielen Kolleginnen und Kollegen. Als »Aufwandsentschädigung« wurden, wie in der Ausschreibung angekündigt, sechs Preise verlost. Die Gewinner sind: Elisabeth Blum-Lipski (Planegg), Olaf Lewejohann (Ochtrup), Petra Hauke (Berlin), Ursula Wolfart (München), Claudia Bauer (Alzey) sowie Birgit Cieplik (Bonn) – herzlichen Glückwunsch! Susanne Riedel (UB Bielefeld), BIB-Bundesvorsitzende .d Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer der Umfrage (rund 52 Prozent) ist bereit, einen höheren Mitgliedsbeitrag zu bezahlen. Eine breite Mehrheit wäre bereit, bis zu 20 Euro pro Jahr mehr zu entrichten, wenn das Dienstleistungsangebot des BIB dadurch entsprechend ausgeweitet werden könnte. Der BIB möchte das Berufsbild konkretisieren und offensiver vermitteln. Nach Meinung der Umfrageteilnehmer sollte dabei betont werden, dass Bibliothekare für Medienkompetenz und Informationskompetenz stehen. Bibliothekare seien vielseitige Informationsspezialisten, ITDienstleister und Datenbankspezialisten. Bibliotheken seien Bildungseinrichtungen, und entsprechend müsse das Aufgabenspektrum im Berufsbild verankert werden. Und schließlich wurde die Frage nach den Wünschen an den BIB gestellt, zu beantworten in einem Freitextfeld. Erfreulich viele und aufschlussreiche, auch w Als einer der drei Partner – neben ekz und DBV – des weltweit einzigartigen Besprechungsdienstes für Öffentliche Bibliotheken interessierte uns dessen Bekanntheit in der Fachöffentlichkeit. Etwa zwei Drittel (65,5 Prozent) der Kolleginnen und Kollegen, die sich an der Umfrage beteiligten, wissen, dass der BIB am »Informationsdienst« (ID) maßgeblich beteiligt ist. Als Herausgeber von BuB wollten wir Ihre Bewertung der Fachzeitschrift erfahren. Für 90 Prozent der Umfrageteilnehmer/innen sind vor allem die Berichte aus der Praxis interessant, wovon 79 Prozent die Qualität mit sehr gut oder gut bewerten, darauf folgen Ausbildungs- und Fortbildungsthemen mit knapp 60 Prozent (65 Prozent davon finden die Berichte sehr gut Bereitschaft zu höheren Beiträgen umfängliche Antworten haben wir hier erhalten, die wir derzeit noch auswerten. –B Besprechungsdienst und BuB oder gut) und EDV-Themen mit rund 50 Prozent (hier geben 53 Prozent die Noten 1 oder 2). Die Themenwünsche an die BuB-Redaktion sind vor allem: Berichte und Fachbeiträge aus dem Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken, beispielhafte PR-Arbeit und Lobbyarbeit sowie die Praxis von Kleinstadtbibliotheken. –u sionen. Als Veranstaltungsform werden ganztägige Veranstaltungen (Seminare oder Workshops) präferiert. Die Dienstleistungen der Kommissionen werden von den Teilnehmer(inne)n noch zurückhaltend genutzt: Ungefähr 77 Prozent haben diese Dienstleistungen bisher nicht in Anspruch genommen. Diejenigen allerdings, die sich schon einmal bei Problemen mit Fragen an die Expertengruppen gewandt hatten, fanden den Service zu 85 Prozent sehr gut oder gut. Beratungsangebote werden vor allem für Rechtsfragen sowie für Marketing und Management gewünscht. Aus den Landesgruppen .B 86 BuB BuB || Aus Lesesaal dem w 86 86 Handeln statt Zuhören Die Teilnehmer hatten Gelegenheit, ihre bereits vorhandenen Kenntnisse aufzufrischen und Neues kennenzulernen. Dabei stand der Tag ganz im Zeichen konkreter Fragestellungen: Wie motiviere ich Auszubildende? Wie äußere ich Kritik? Welche Methoden zur Wissensvermittlung gibt es? Diese und weitere Fragen wurden von der Betriebspädagogin Marion Jamnig praxisnah, kompetent und anschaulich beantwortet. Wie nebenbei hatte die Referentin bei ihren Zuhörern genau die Methodik angewandt, die auch bei Auszubildenden angesagt ist – aktive Mitwirkung, viele konkrete Beispiele und fragen, fragen, fragen… Denn während bei einem mündlichen Vortrag nur etwa zehn Prozent der Inhalte beim Zuhörer haften bleiben, ist das Ver- hältnis beim Ausprobieren und Problemlösen genau umgekehrt. Selbstständigkeit als Lernziel Trainiert wurden daher verschiedene Frage- und Kommunikationstechniken, um mit den richtigen Fragen zur richtigen Zeit den Auszubildenden Impulse zu geben und sie zu aktivieren. Nach Lerntypanalyse und allgemeinen Informationen zum Wissenserwerb lernten die Teilnehmer verschiedene didaktische Methoden kennen, die verstärkt auf die Erziehung zur Selbstständigkeit abzielen, wie überhaupt die Selbstständigkeit der Auszubildenden als wichtiges Lernziel und wichtiger Motivator im Mittelpunkt stand. Die Referentin betonte den Stellenwert von Kritik- und Fördergesprächen und wies darauf hin, dass vor allem FördergeBuB | 60 (2008) 01 Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 87 Landesgruppe Berlin: »Tag der Bibliotheken« in Frankfurt/Oder BIB-Fortbildungen… …finden Sie ab diesem Jahrgang im allgemeinen Veranstaltungskalender im redaktionellen Teil (Rubrik »Termine«). Die getrennte Auflistung von BIB-Veranstaltungen und Fortbildungen anderer Anbieter entfällt künftig. BuB-Redaktion und Bearbeiter der Verbandsrubrik folgen damit dem Wunsch vieler Leserinnen und Leser, die einer einheitlichen Darstellung aller wichtigen Veranstaltungen auf einen Blick den Vorzug geben. Eine aktuelle Liste der vom BIB angebotenen Fortbildungsveranstaltungen und Fachtagungen sowie weitere Informationen rund um die berufliche Aus- und Weiterbildungen sind wie gehabt auf der Verbandswebsite unter www.bib-info.de/ event.htm aufgeführt. würdigem Rahmen wurde die Ausstellung zur Geschichte dieser wertvollen Sammlung in einem Seitenflügel des Flughafengebäudes Tempelhof eröffnet. Nicole Weigand, Vorsitzende der BIB-Landesgruppe Berlin, richtete einige Grußworte an die Gäste. Beschlossen wurde die Feier mit einer Lesung der Krimiautoren Horst Bosetzky und Jan Eik. Noch einmal die Polizeibibliothek Berliner Stammtische und Mailingliste Am 24. Oktober, dem Tag der Bibliotheken, feierte der Polizeipräsident von Berlin den 150. Geburtstag seiner Bibliothek. In Stammtische der Landesgruppe Berlin finden alle zwei Monate am vorletzten Dienstag des jeweiligen Monats, beginnend am Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: w w w .B –u –B Ende September fand in Frankfurt/Oder der »Tag der Bibliotheken Berlin und Brandenburg« statt, an dem der Landesgruppenvorstand Berlin sowie weitere Mitglieder teilnahmen. Leider fanden eher wenige Besucher den Weg an den östlichen Rand der Republik, trotz eines ausgesprochen interessanten Programms. Zum Abschluss des Tages konnte zwischen verschiedenen Führungen gewählt werden. Die Berliner Mitglieder besichtigten die Universitätsbibliothek der Viadrina, die hauptsächlich im Dachgeschoss des alten Universitätsgebäudes untergebracht ist. Gut einhundert Kolleginnen und Kollegen kamen zum ersten »FaMI- und Assistenten-Tag« des BIB Mitte Oktober nach Essen. Neben Vorträgen zu aktuellen Entwicklungen wie dem neuen Tarifvertrag wurden auch zwei Workshops zu bibliothekspraktischen Themen angeboten. Foto: LG NW BuB | 60 (2008) 01 Dienstag, 19. Februar 2008, statt. Mitglieder und Interessierte treffen sich ab 19 Uhr in »Schlögl’s Alt-Berliner Gaststätte«, Karl-Liebknecht-Straße 9, in Berlin-Mitte (gegenüber Marienkirche). Allen Mitgliedern, die immer aktuell über Termine und Veranstaltungen in der Bundeshauptstadt informiert sein möchten, empfiehlt der Landesvorstand ein Abo der Berliner Mailingliste. Anmeldung unter www.bib-info.de/mailman/listinfo/ bib-berlin-news. Frank Redies (Stabi Berlin), BIB-Landesvorstand Berlin .d spräche deutlich häufiger geführt werden sollten. Für die Ausbilder war es eine gelungene Veranstaltung, die allen reichlich Motivation, Ideen und Anregungen geliefert hat. Fleur Anna Ziegler (StB Fellbach), BIB-Landesvorstand Baden-Württemberg 87 87 e Aus den Landesgruppen Großer Andrang beim »FaMIund Assistenten-Tag 2007« »Wechsler werden bestraft…« – bei diesem Satz von Kristina Lippold (SLUB Dresden, BIB-Kommission Eingruppierung und Besoldung) ging ein Raunen durch die Menge der angereisten Fachangestellten und Assistent(inn)en. Und das anschließende Beispiel bestätigte die These, denn Stellenwechsler/innen, die aus alten – dem BAT überführten – Verträgen eine neue Herausforderung in einer anderen Einrichtung suchen, werden bei gleicher Entgeltstufe weniger Geld verdienen. Mehr Mut machte Klaus-Peter Böttger (StB Mülheim/Ruhr), der in seinen Vortrag den Fachangestellten sprichwörtlich »alles zutraute«. Er zeigte deutlich den Wandel im Tätigkeitsfeld weg vom Verbuchen zu mehr inhaltlichen Diensten für die Kundinnen und Kunden. Am Nachmittag schlossen sich Workshops zu den Themen »Kundenkontakte positiv gestalten« und »Literatursuchmaschine DigiBib« an. Reges fachliches Interesse Das Interesse an diesem ersten »FaMIund Assistenten-Tag« der BIB-Landesgruppe NRW war mit mehr als 220 Anmeldungen unerwartet groß. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten konnten leider nur die Hälfte berücksichtigt werden. Die Teilnehmer/innen kamen aus kleinen und größeren Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken sowie aus Behördenbibliotheken. Die seltene Gelegenheit kollegialer Kommunikation wurde intensiv wahrgenommen. Die Führung durch die Essener Zentralbibliothek stieß trotz der späten Stunde ab 88 88 88 BuB BuB || Aus Lesesaal dem Berufsverband Aus den Landesgruppen ferenziert. Die Teilnehmerinnen waren verblüff t, welche optischen positiven Veränderungen mit wenigen Strichen und gezielt eingesetzter Schminke erzielt werden können. e …Körpersprache –u Landesgruppe Rheinland-Pfalz: »Tolle Ausstrahlung gewinnen« – ein Workshop für Frauen in Kaiserslautern w 17 Uhr zum Abschluss des Tages auf reges fachliches Interesse, wie überhaupt das Feedback nach der Veranstaltung überwältigend positiv war. Zu der sehr guten Tagungsatmosphäre hatte ganz besonders das Team der Stadtbibliothek Essen beigetragen. angewachsen, was im Wesentlichen durch die Übernahme anderer Bibliotheken möglich wurde, von denen die Bibliothek des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) sowie der Kammer der Technik (KDT) die bedeutendsten sind. Frank Redies (Stabi Berlin), BIB-Landesvorstand Berlin .B Zu Gast im Deutschen Technikmuseum war die BIB-Landesgruppe der Bundeshauptstadt Ende September. Die Teilnehmer wurden durch die umfangreichen Bestände und Sammlungen der Bibliothek und des Archivs geführt. Allein die Bestände der Bibliothek sind in wenigen Jahren auf über 500 000 Bände –B .d Ein sicheres Auftreten und die Körpersprache waren weitere Inhalte der Veranstaltung. Dem Anlass angepasste Kleidung und nonverbale Signale wie eine offene Körperhaltung vermitteln einen ersten positiven Eindruck an die Umwelt. Bei der Begegnung mit einer zweiten Person spielt Blickkontakt eine wichtige Rolle. In Schrittstellung mit einer Individualdistanz (der ausgestreckte Arm kann nicht den Körper des Gegenübers berühren) wird das Gegenüber mit der Handfläche, die leicht nach oben zeigt, begrüßt. Weitere Tipps der Referentin führten den Teilnehmerinnen anschaulich vor, wie sie ihre Ausstrahlung zusätzlich optimieren können. Fazit: Eine gelungene Veranstaltung, und die Zahl der Interessentinnen, die wegen der begrenzten Teilnehmerzahl nicht berücksichtigt werden konnte, zeigt doch deutlich, wie gefragt solche Fortbildungen sind. Inge Gödelmann (Bibliothek des Bundesgerichtshofes, Karlsruhe) Bedarf registriert w w Erfreulicherweise entschlossen sich anlässlich dieser ersten Großveranstaltung für die mittlere Qualifikationsebene in Nordrhein-Westfalen (die nächste wird voraussichtlich im Jahr 2009 stattfinden) mehr als zehn Prozent der Teilnehmer/innen, Mitglied in ihrem Berufsverband zu werden. Die Workshop-Themen wird die Landesgruppe in ihrem Fortbildungsprogramm 2008 noch einmal aufgreifen, um auch den Kolleg(inn)en eine Teilnahme zu ermöglichen, die beim »FaMI- und Assistenten-Tag 2007« wegen der Kapazitätsgrenze eine Absage bekommen haben. Marianne Brauckmann (StB Bonn), Vorsitzende der BIB-Landesgruppe NRW Es war kein eigentliches Bibliotheksthema, das im Mittelpunkt einer Fortbildung der Landesgruppe Rheinland-Pfalz in der UB Kaiserslautern stand. »Tolle Ausstrahlung gewinnen (Typberatung – Körpersprache – sicheres Auftreten)« hieß es für das gute Dutzend Teilnehmerinnen unter Anleitung der Visagistin und Make-up-Stilistin Angelika Seyfert. Aussehen und… In dem Workshop erhielten die Frauen viele individuelle Tipps, um ihre eigene Wirkung auf andere zu verbessern. Jedes Gesicht verrät die Persönlichkeit. So erfuhren die Teilnehmerinnen, dass es analog zum persönlichen Farbtyp Farben gibt, die besser oder weniger gut zur eigenen Persönlichkeit passen. Außerdem wurden die unterschiedlichen Gesichtsformen dif- Kundenorientierung in der Benutzungsabteilung »Vom Nutzer zum Kunden« – nicht nur der Wandel der Begrifflichkeit stand im Mittelpunkt einer zweitägigen Fortbildung der BIB-Landesgruppe Rheinland-Pfalz im Forum Vinzenz Palloti in Vallendar. Unter kompetenter Anleitung der Referentin Christiane Brockerhoff gestaltete sich ein interessantes Seminar: Diskussionen, Gruppenarbeit und Rollenspiele verlangten von den Teilnehmern gezielte Konzentration auf das Thema. Nachdem die Wünsche und Erwartungen der teilnehmenden Kolleg(inn)en an die Fortbildung gesammelt waren, schloss sich die Praxis mit dem Schwerpunkt »Kommunikative Anforderung an das Bibliothekspersonal« an. Der schon erwähnte Wandel der Begrifflichkeit war dabei ebenso Thema wie der Komplex, die Unzufriedenheit der Kunden als Chance für Neuerungen und Optimierung zu nutzen. BuB | 60 (2008) 01 Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 89 Die Referentin Prof. Ingeborg Simon (HdM Stuttgart) vermittelte den Teilnehmern umfangreiche Kenntnisse im Bereich der Kommunikation, darunter psychologische Grundkenntnisse und Modelle zur Analyse und Gestaltung von Gesprächen (unter anderem die Kommunikationsmodelle von Friedemann Schulz von Thun, Autor von »Miteinander reden«). Die Konzepte wurden im Rahmen von Übungen trainiert: Was geht zum Beispiel in einem vor, wenn ein Kunde renitent versucht, fällige Mahngebühren zu umgehen? Hat man erst einmal sein eigenes »inneres Team« erforscht, dann fällt es leichter, den eigenen Standpunkt zu wahren und gleichzeitig Verständnis auch für schwierige Kunden aufzubringen. Isabell Leibing (UB Konstanz), BIB-Landesvorstand Baden-Württemberg Charakter. Genau darum ging es in der Stadtbücherei Fellbach im Workshop »Kommunikationstraining für Bibliotheksmitarbeiter/ innen«, veranstaltet von der Landesgruppe Baden-Württemberg. –B »Man kann nicht nicht kommunizieren!« – dieses Zitat von Paul Watzlawick war nur ein Aspekt, der den Teilnehmern zum Thema Kommunikationspsychologie einfiel, denn jedes Verhalten hat einen kommunikativen .d e Aus den Landesgruppen w .B w Am Abend konnten die Teilnehmer unter der kompetenten Führung von Bibliotheksleiter Jürgen Spitzlay die Bibliothek des Forums Vinzenz Pallotti besichtigen, ein sehr interessanter und informativer Rundgang mit Einblicken in die Arbeit einer theologisch-philosophischen Fakultät. Der zweite Teil begann mit der Bearbeitung der gewonnenen Erkenntnisse vom Vortag, die in die Erarbeitung eines Modells zum »Anregungs- und Beschwerdemanagement« mündete und sich mit dem Typus des »schwierigen Benutzers« befasste. Dreh- und Angelpunkt der abschließenden Diskussion war die Umsetzung unserer erarbeiteten Regeln und Erkenntnisse in die Praxis. Elke Baunack und Carla Groel (UB Kaiserslautern) –u Der »schwierige Benutzer« Landesgruppe Thüringen: w Ergebnis der Vorstandswahl für die Jahre 2007 bis 2010 Der Wahlausschuss hat bei der Auszählung der Briefwahlstimmen am 14. November 2007 in Erfurt für die Landesgruppe Thüringen folgendes Ergebnis ermittelt: – Wahlberechtigte: 83 – abgegebene Stimmzettel: 35 – davon ungültig: keiner – Wahlbeteiligung: 42,1 Prozent. BuB | 60 (2008) 01 Zwischen Nanometern und Lichtjahren: Eine interessante gemeinsame Exkursion boten die BIB-Landesgruppen RheinlandPfalz und Saarland im letzten Herbst an. Ziel war die Bibliothek am Standort Zweibrücken der Fachhochschule Kaiserslautern. Vorab erhielten die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen Einblick in das Arbeiten in einem sogennanten »Reinraum« an der Hochschule. Neben konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist die kostenintensive Reinhaltung aller verwendeten Materialien Grundvoraussetzung für die Herstellung von Mikrosystemteilen. Vom Mikrokosmos des Reinraums in den Makrokosmos des Universums führte anschließend die Besichtigung der Volkssternwarte, wo der Blick auf die Venus leider vom Wolken verhangenen Himmel versperrt wurde. Klarer war dann schon der Blick in die Bibliothek, die mit ihrem Schwerpunkt Informationsvermittlung eine wichtige Einrichtung des FH-Standortes darstellt. Eingebunden in die E-Learning-Angebote der FH, bietet die Bibliothek neben einem 45 000 Medieneinheiten umfassenden Bestand auch die »richtige« Nutzung des Internets als unverzichtbaren Bestandteil der Informationskompetenz der Studierenden an. Nach dem Motto »Tue Gutes und rede darüber« wuchert die Bibliothek mit diesen Pfunden. Und wie der Vizepräsident der Hochschule, Prof. Hans-Joachim Schmidt, deutlich machte, ist es in Zeiten globaler Haushalte wichtig und richtig, seine Leistungen und Angebote transparent und offensiv zu präsentieren. Iris Haffner (UB Kaiserslautern) 89 89 Berufsverband Mitglieder .B –u Ein weiterer Höhepunkt war ein Besuch der Franckeschen Stiftungen. Beeindruckend präsentierte sich das wunderbar sanierte Areal der bedeutenden Bildungs- und Forschungsstätte, das neben dem historischen Waisenhaus, der Kunstund Naturalienkammer noch die historische Bibliothek der Stiftung mit dem barocken Kulissenmagazin und das größte Fachwerkhaus Europas umfasst. Gekonnt eingegliedert ist auch eine modere Nutzung, etwa durch ein »Haus der Generationen«. Barbara Jokisch (Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt), BIB-Landesvoritzende Thüringen w Zweitägiger Dauerregen in Halle: Auch das schlechte Wetter konnte die gute Stimmung der BIB-Landesgruppe Thüringen auf ihrer Exkursionsfahrt Ende September nicht trüben. Ziel der Reise war die Universitätsstadt Halle im benachbarten Sachsen-Anhalt, wo zunächst die Universitäts- und Landesbibliothek besichtigt wurde. Fachkundig geführt von Doris Gerlach, Leiterin der Abteilung Benutzung, besichtigten die Teilnehmer die zentralen Gebäude in der August-Bebel-Straße und erfuhren Interessantes über die Umstrukturierungspläne sowie die Herausforderungen angesichts der angespannten Personalsituation in der ULB Halle. –B .d e 90 BuB BuB || Aus Lesesaal dem Mitglieder Neueintritte w Auf die Kandidatinnen für den vierköpfigen Landesvorstand entfielen die Stimmen wie folgt: – Heike Budnitz (Universitätsbibliothek Erfurt): 33 Stimmen (gewählt) – Barbara Jokisch (Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt): 33 Stimmen (gewählt) – Sabine Arndt (Stadtbücherei Weimar): 32 Stimmen (gewählt) – Ines Leer (Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt): 32 Stimmen (gewählt). Die genannten Kolleginnen haben alle schriftlich die Annahme der Wahl erklärt. Barbara Jokisch hatte auch für den Vorsitz kandidiert und wurde damit erneut zur Vorsitzenden gewählt. Heike Stietz (Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt), Vorsitzende des Wahlausschusses w 90 90 BuB | 60 (2008) 01 Aus dem Berufsverband Lesesaal || BuB BuB 91 Mitglieder Änderungen e Mitglieder des BIB BIB-Geschäftsstelle Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 [email protected] w w w .B –u –B .d werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag von BuB, sondern der Geschäftsstelle des BIB mitzuteilen. Verstorben Impressum »Aus dem Berufsverband« Herausgeber: BIB . Berufsverband Information Bibliothek e.V., Postfach 13 24, 72703 Reutlingen Redaktion: Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig, Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig Telefon 0 68 61/79 06-92/-93 Telefax 0 68 61/79 06-97 [email protected] Redaktionsschluss für Verbandsmitteilungen BuB Heft 3/2008: 18. Januar BuB | 60 (2008) 01 91 91 BuB BuB || Summary Lesesaal Résumé | BuB Summary of the Main Articles According to the critical analysis of the Bremen sociologist Meinhard Motzko, public libraries are ignoring the reality of their society by trying to appeal first of all to the educated, bourgeois middle-class. Social researchers have long identified new social strata and divided social groups into, for example, »modern performers«, »traditionally rooted«, and »consumption materialists«. It is time for librarians to draw upon such analytical models. At the same time, demographics show that the population is getting older, more multicultural and declining. Librarians can no longer ignore these facts if they hope to ensure their own future. By drawing the proper consequences, there need to be some unusual decisions taken, such as in personnel selection. To put it bluntly, the tattooed librarian with tongue-piercing has more rapport with teenagers and the Turkish-German librarian knows better how to promote reading among his fellow citizens of Turkish ancestry. And any »traditionally rooted« person might well prefer to attend an evening of folk music than a modern poetry reading. The claim of public libraries to be there »for everyone« is self-deception, according to Motzko. It is especially the problem groups that are in need of reading and education but are hardly being addressed by the library. New schemes need to be developed, preferably in conjunction with other institutions, such as schools and neighborhood centers. What do the users of tomorrow want from their public libraries? Recent analyses such as the online studies undertaken by German public television stations (ARD and ZDF) have shown that today’s 13- to 20-year-olds prefer quite different kinds of media than the youth of only a few years ago. Weblogs, game consoles, and internet portals such as YouTube have led to significant changes in media usage patterns. Wolfgang Tiedtke, head of the Portal Department of the Hamburg Public Libraries, makes a case for putting these »new media« more clearly on the library agenda and also for tackling the idea of a virtual 3-D branch library – such as in »Second Life«. One of the internet projects of the Hamburg Public Libraries is an innovative homepage (www. buecherhallen.de), a »chatbot« and a wide offering of e-Media which is made available through a company named »DiViBib« (www. divibib.com). In the future Hamburg’s libraries plan to follow two courses of action: the classical one with printed media and »real« in-house services and the digital one with on-line services which will be attractive enough to draw in new users and re-gain the interest of former users who no longer use the traditional form of library. –u –B .d e Moving Around the Library at the Click of a Mouse / Hamburg’s Plans and Visions for E-Media, Online-Learning and Branches in Second Life (Wolfgang Tiedtke) (pp. 56–60) Translated by Martha Baker w w On Germany’s Library Day, October 24, 2007, the newly renovated Duchess Anna Amalia Library in Weimar celebrated its re-opening only three years after a tragic fire. In his opening speech President Horst Köhler used the occasion to appeal for a stronger networking of libraries in Germany. The German’s head of state challenged the national government, the federal states and municipalities to reconsider their financial support of public libraries. He stressed that »libraries need to be put on today’s political agendas«. Public libraries are neither a dispensable luxury nor a »burden of the past which we are still dragging along. They are an endowment which we must try to make the most of«, he said. Unlike those countries which ranked highest in the PISA education study, the libraries in Germany lack a strategic anchoring in the educational infrastructure. The necessary objective targets are missing both at the federal and the state level. Furthermore »day-to-day librarianship« is in actual danger of perishing altogether in some regions of Germany; universities often lack the financial means for new acquisitions; in many older libraries there are inadequate fire prevention measures; there is an urgent need for advances in paper preservation. In view of all these deficits, he hopes to see a political course correction, said the president. Horst Köhler’s speech was widely reported in the media and awakened interest not only among librarians and their professional organizations. In the eastern state of Thuringia, plans to implement a library law passed the first parliamentary step toward enactment only a few days after his speech. So it seems that Germany’s first library law could soon become reality – and a model for other federal states. Farewell to the Self-Deception of a »Library for Everyone« / Educational Poverty, Loss of Mobility, Multi-Culti Society: The Future Requires Completely New Strategies (Meinhard Motzko) (pp. 50–55) .B »Libraries are not Dispensable Luxuries« / Germany’s President Horst Köhler Pays Tribute to Librarianship and Appeals for More Support (pp. 49) w 92 92 BuB | 60 (2008) 01 Lesesaal Résumé || BuB BuB 93 93 Résumé des principaux articles Lors de la journée des bibliothèques, le 24 octobre 2007, la bibliothèque Anna Amalia restaurée de Weimar a été réouverte en grande pompe, un peu plus de 3 ans après l’incendie qui l’a dévastée. Le discours solennel du Président de la République Horst Köhler fut un pladoyer pour un réseau de bibliothèques solide en Allemagne. Le chef de l’Etat a incité l’Etat fédéral, les Länder et les communes à changer de cap en ce qui concerne le financement des bibliothèques publiques. »Les bibliothèques doievent être mises à l’ordre du jour politique«, affirma Köhler. Les bibliothèques publiques ne sont ni un luxe dont on pourrait se passer, ni une charge que nous avons héritée du passé et que nous traînons derrière nous. Elles sont une richesse que nous devons mettre en valeur. Contrairement aux pays qui se sont bien classés à l’enquête PISA, il manque en Allemagne »un ancarge stratégique« des bibliothèques dans le système éducatif. Les objectifs en ce sens sont absents aussi bien à l’échelle du Bund que des Länder. De plus le quoitidien des bibliothèques se caractérise dans plusieurs régions par »une véritable disparition des bibliothèques«. Dans les universités, les moyens manquent souvent pour les acquisitions. Dans de nombreuses bibliothèques patrimoniales, il manque des systèmes de sécurité anti-incendie. Il est urgent d’agir pour la restauration des papiers. En raison de cette situtation, il espère un changement de cap politique, ajouta le Président de la République. Le discours du président a rencontré un large écho médiatique et a suscité un grand intérêt, même au-delà du cercle professionnel des bibliothécaires. En Thuringe, Land de l’Allemagne orientale, une initiative en faveur d’une loi sur les bibliothèques a été présentée pour la première fois au Parlement quelques jours après le discours. C’est là que la première loi allemande sur les bibliothèques pourrait devenir réalité – et un modèle pour les autres Länder. Les bibliothèques de lecture publique ignorent la réalité de la société, en s’adressant d’abord à la classe moyenne orientée vers la culture et bourgeoise, critique le sociologue Meinhard Motzko de Brême. La recherche en sciences sociales décrit depuis longtemps de nouveaux milieux sociaux, et sépare les groupes sociaux en »modern performer«, en »enracinnés dans la tradition«, en »matérialistes-consuméristes«. Il serait temps que les bibliothécaires aussi prennent en compte ces modèles. A cela s’ajoute le changement démographique: la population vieillit, devient multiculturelle et se réduit. Les bibliothèques ne devraient pas faire l’impasse plus longtemps sur ces faits, si elles veulent être capables d’avenir. Une des conséquences serait de prendre des décisions inhabituelles, notamment pour le recrutement du personnel. Disons-le simplement: une bibliothécaire tatouée avec un piercing sur la langue aura de plus grandes affinités avec nombre d’adolescents, le bibliothécaire d’origine turque sait mieux comment amener ses concitoyens à la lecture. Et plus d’un »enraciné dans la tradition« préférera assister à une soirée de chants populaires plutôt qu’à une lecture de poésie contemporaine. Le postulat sur lequel s’appuient les bibliothèques de lecture publique, qui consiste à dire qu’elles sont »là pour tous«, est un mensonge pieux, dit Motzko. Ce sont justement les groupes à problèmes, qui auraient besoin d’un soutien urgent pour la lecture et l’instruction, que la bibliothèque ne touche pas, ou très peu. De nouveaux modèles sont nécessaires, qui devraient être élaborés en coopération avec d’autres institutions, notamment les écoles et les associations de citoyens. Qu’attendent les usagers de demain de leurs bibliothèques publiques? Des enquêtes actuelles, comme les études en ligne des chaînes de télévision ARD et ZDF, montrent que les 13–20 ans d’aujourd’hui privilégient des medias tout à fait différents de leurs aînés d’il y a seulement quelques années. Les blogs, les consoles de jeux et les portails comme Youtube ont transformé les comportements en matière d’utillisation des media. Wolfgang Tiedtke, directeur du secteur »portail« des bibliothèques publiques de Hamburg, plaide pour une prise en compte encore accrue des »nouveaux medias«, et aussi pour que l’on envisage une annexe virtuelle de la bibliothèque en 3 D- par exemple sur la plateforme internet »second life«. L’offre internet du réseau de bibliothèques de Hambourg comprend dès aujourd’hui un site innovant (www.buecherhallen.de), une possiblité de »chat« et une offre importante de medias électroniques, proposée grâce à l’entreprise »DiViBib« (www.divibib.com). Les bibliothèques de Hambourg veulent suivre deux voies dans l’avenir: la voie classique, avec des documents imprimés et des offres »réelles« sur place, et la voie électronique, avec des offres en ligne qui doivent être assez attractives pour attirer de nouveaux clients et permettre de reconquérir des personnes qui n’utilisent plus la bibliothèque traditionnelle. –B –u .B w w w BuB | 60 (2008) 01 A travers la bibliothèque en cliquant sur la souris / Projets et visions à Hamburg concernant les medias electroniques, l’apprentissage en ligne et une filiale dans »second life« (Wolfgang Tiedtke) (pp. 56–60) e Fin du pieux mensonge de »la bibliothèque pour tous« / Pauvreté éducative, perte de mobilité, société multi-culturelle: l’avenir exige des stratégies complètement nouvelles (Meinhard Motzko) (pp. 50–55) .d »Les bibliothèques ne sont pas un luxe dont on pourrait se passer« / Le Président de l’Allemagne Fédérale Horst Köhler rend hommage au travail des bibliothécaires et demande plus de soutien. (pp. 49) Traduit par Suzanne Rousselot