Untitled - Stiftung Langmatt

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Untitled - Stiftung Langmatt
Baden
Baden
Baden
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Baden
Herausgegeben von
Rudolf Velhagen
Zuzana Haefeli
Impressum
Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Baden
im Museum Langmatt, Baden/Schweiz,
8. Mai bis 10. Juli 2011
Ausstellung
Projektleitung: Dr. Rudolf Velhagen
Administration: Kamla Zogg, Liselotte Stumpf, Claudia Moritzi, Dr. Zuzana Haefeli
Kunstvermittlung: Kristen Erdmann
Technischer Dienst: Andrés Morya, Stéphanie Engel, Peter Hofer, Roman Schärer
Katalog
Konzept und Redaktion: Dr. Rudolf Velhagen, Dr. Zuzana Haefeli
Gestaltung und Realisation: Barbieri Bucher, Zürich
Druck: DZA Druckerei zu Altenburg GmbH, Altenburg
ISBN 978-3-9523274-5-6
© 2011 Museum Langmatt
Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown
Baden/Schweiz
www.langmatt.ch
Abb. Umschlag: Paul Cézanne, Baigneuses (Badende), um 1895/96
Öl auf Leinwand, Museum Langmatt,
Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden (Ausschnitt)
Abb. Frontispiz: Giovanni Giacometti, Burrone (Badende in einer Schlucht), um 1918
Öl auf Leinwand, Privatbesitz
Abb. Seite 11: Paul Cézanne, Sept baigneurs (Sieben Badende), um 1900
Öl auf Leinwand, Fondation Beyeler, Riehen/Basel
Abb. Seite 51: Edouard Manet, La Toilette (Die Toilette), um 1879
Pastell auf Leinwand, Stiftung Sammlung E.G. Bührle, Zürich
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Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Rudolf Velhagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Baden
Barbara Welter Thaler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
An der Quelle. Die Thermalbäder von Baden
Zuzana Haefeli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Verzeichnis der ausgestellten Werke mit
Künstlerbiographien
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Ausgewählte Bibliographie
Abbildungsnachweis
Dank
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Vorwort
Es mag gewagt erscheinen, eine in Baden stattfindende Ausstellung ganz einfach Baden zu nennen und somit offen zu lassen, ob
sich der Titel auf die Stadt Baden oder auf die Darstellung des Badens bezieht. Im vorliegenden Zusammenhang sind beide Aussagen
richtig, waren doch die ehemaligen Bewohner der Villa Langmatt,
Sidney und Jenny Brown, leidenschaftliche Kunstsammler, die für
ihr von Karl Moser 1900/01 erbautes Zuhause in Baden auch Darstellungen von Badenden erwarben.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist daher die kleinformatige Studie von Badenden, die Paul Cézanne um 1895/96 geschaffen
hat und die sich als Erwerbung von Sidney und Jenny Brown beim
Pariser Galeristen Ambroise Vollard seit 1915 in der Langmatt befindet (Abb. siehe Seite 30). Anhand von rund 60 Gemälden, graphischen Werken und Skulpturen aus privaten und öffentlichen
Sammlungen aus der Schweiz und Deutschland zeigt die Ausstellung, dass dieses Thema in der europäischen Kunst auf eine lange
Tradition zurückblicken kann: Von mittelalterlichen Darstellungen
des Jungbrunnens oder den damals beliebten Frauen- und Männerbädern bis hin zu den jüngsten Darstellungen von sich waschenden
Männern in Pastellen und Kleinskulpturen des in New York lebenden Schweizer Künstlers Dieter Hall wird nachvollziehbar, dass
sich mit der Darstellung von Badenden immer auch die menschliche Sehnsucht nach ewiger Jugend, sinnlichem Vergnügen und
Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen verband.
Es ist ein glücklicher Umstand, dass wir in der Ausstellung
zwei Bilder zeigen können, die vorübergehend zur Sammlung von
Sidney und Jenny Brown gehörten: Das heute im Genfer Musée
d’art et d’histoire verwahrte Bild Le Bain turc von Félix Vallotton
(Abb. siehe Seite 25) ist eine wegweisende Anlehnung an das
Vorbild des überragenden französischen Klassizisten J.-A.-D.
Ingres und Franz von Stucks Bild Susanna im Bade (Abb. siehe
Seite 23), welches heute im St. Galler Kunstmuseum zu sehen ist,
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erinnert an die erste Sammlung der Langmatt mit Bildern von
Münchner Malern. Beide Werke bezeugen, dass das Thema des Badens auch eine lange literarische Tradition hat.
Der Katalog enthält neben einer kunsthistorischen Einführung zum Thema einen von Barbara Welter Thaler verfassten
Artikel über die Geschichte des seit römischen Zeiten genutzten
Bäderquartiers von Baden. In diesem Sinne darf der Ausstellungstitel durchaus auch programmatisch verstanden werden: Baden in
Baden – das Museum Langmatt hat die Gelegenheit gerne ergriffen, mit der diesjährigen Ausstellung auch eine Verbindung zum
Bäderquartier herzustellen, wo mit dem geplanten Neubau des
Tessiner Architekten Mario Botta in der nächsten Zeit die Voraussetzung dafür geschaffen wird, dass Baden seinem alten Ruf als
Ort des Badevergnügens wieder vermehrt gerecht wird.
Die Realisation einer Ausstellung ist ohne tatkräftige Mithilfe zahlreicher Kolleginnen und Kollegen undenkbar: Von der
ersten Konzeptidee bis zum Pressetext liegt jeweils ein weiter, oft
steiniger Weg. Grosser Dank gebührt sämtlichen öffentlichen und
privaten Leihgebern für ihre grosszügige und kollegiale Zusammenarbeit und ihr Vertrauen sowie allen anderen Persönlichkeiten, die zur Realisierung dieser Ausstellung massgeblich beigetragen haben. Besondere Erwähnung verdienen hier Christoph
Becker, Direktor Kunsthaus Zürich, Paul Tanner, Leiter der graphischen Sammlung der ETH Zürich, Markus Schöb, Galerie
Widmer, Zürich und St. Gallen, Ully Wille, Feldmeilen, sowie
Lukas Gloor, Direktor der Stiftung Sammlung E.G. Bührle, Zürich,
die das Projekt in verschiedenster Weise unterstützt haben.
Danken möchte ich ausserdem den beiden Langmatt-Sommergästen des Jahres 2011, Annelies Štrba und Adrian Schiess, dafür, dass sie sich auf das Thema der Ausstellung eingelassen und
mit eigenen Arbeiten dazu beigetragen haben. Es ist vielleicht bezeichnend, dass schon unsere ersten Sommergäste, Michael Günzburger und Petra Ronner, 2006 das Thema aufgegriffen haben, indem sie einen Teil des in den 1950er Jahren gebauten Swimming
Pools im Garten der Langmatt vorübergehend wieder freilegten
und so daran erinnerten, dass im Haus Brown die angelsächsische
Sporttradition seit jeher stark präsent war.
Schliesslich richtet sich mein Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums Langmatt, allen voran Kamla
Zogg, Liselotte Stumpf, Claudia Moritzi, Zuzana Haefeli, Kristen
Erdmann, Andrés Morya, Stéphanie Engel und Peter Hofer, die
mit viel Elan und Tatkraft dem Ausstellungsprojekt zur Verwirklichung verholfen haben.
Rudolf Velhagen, Direktor Museum Langmatt
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ichael Günzburger und Petra Ronner
M
Pool, 2006, Grabung und Goldkordel vor
dem Badehaus der Villa Langmatt
im Rahmen der Ausstellung Sommergäste,
Photographie, Museum Langmatt,
Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown,
Baden, Photo: Andrés Morya
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Baden
Rudolf Velhagen
Das Motiv des Badens an einem Fluss, am See oder im
Meer hat in der europäischen Kunst und Literatur eine lange Tradition: Schon in der griechischen Mythologie finden wir zahlreiche Badeszenen und Wassergottheiten. Das Spektrum reicht von
der Geburt der Liebesgöttin Aphrodite aus dem Meer über die
Vereinigung Ledas mit dem Schwan oder die Geschichte der
Jagdgöttin Diana bis zu Wassergottheiten wie Nereiden oder
Nymphen. Schon in der Antike erscheint das Baden auch als intimer Akt, dessen unerlaubte Beobachtung bestraft wird. So verwandelt die Jagdgöttin Diana den Jäger Aktaion, der sie zufällig
beim Bade erblickt, in einen Hirsch, der von seinen eigenen Jagdhunden zu Tode gehetzt wird.
Auch in der christlichen Erzähltradition verführt der Anblick badender Frauen und Männer zu strafbarem Verhalten: Die
tugendhafte Susanna wird von zwei alten Männern beim Baden
beobachtet → Tafel I und der Anblick der schönen Bathseba bringt
König David dazu, ihren Ehemann an der Front in den Tod zu
schicken. Die restriktive christliche Sexualmoral vermochte jedoch die sinnliche Dimension des Bademotivs nicht zu unterdrücken: Gerade die zahlreichen Bilder von Susanna oder Bathseba im
Bade scheinen oft nicht mehr als ein akademisch legitimierter Vorwand, um schöne Frauen in verführerischer Blösse zeigen zu können. Zugleich bekräftigen allegorische Darstellungen des Jungbrunnens → Tafel II die Verbindung des Badeerlebnisses mit der
Hoffnung auf Erneuerung der Lebens- und Liebeskraft.
Zu den frühen Darstellungen der Badefreuden in einem
öffentlichen Bad im städtischen Umfeld gehört Albrecht Dürers
Holzschnitt Das Männerbad, um 1498 → Abb. 1. Das Motiv wird
unterschiedlich interpretiert. In einem 1938 erschienenen Aufsatz vergleicht der Kunsthistoriker Edgar Wind die vier zentra-
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len
Figuren mit den vier Temperamenten: Links stützt sich der Melancholiker auf den Brunnen und lauscht der Musik; rechts befindet sich Wind zufolge der trinkende Phlegmatiker; in der
vorderen Reihe schliesslich stehen sich der Choleriker mit dem
Schaber und der Sanguiniker mit einer Blume in der Hand gegenüber. Zweifellos bot das Männerbad Dürer eine Gelegenheit,
die Nacktheit losgelöst von religiösen Botschaften und Inhalten
künstlerisch neu zu interpretieren. Die Männer widmen sich
nicht den Badefreuden, sondern scheinen vielmehr zu posieren.
Darin unterscheidet sich die Darstellung von der 1496 entstandenen, in der Kunsthalle Bremen bewahrten Federzeichnung
Das Frauenbad, wo sich die sechs dargestellten Frauen der Körperpflege widmen.
Abb. 1
Albrecht Dürer
Das Männerbad, um 1498
Holzschnitt
Graphische Sammlung
der ETH Zürich
Eine Reihe weiterer Badeszenen aus der Zeit Dürers verweist darauf, dass bis ins frühe 16. Jahrhundert hinein Badestuben in Nordeuropa sehr verbreitet waren. Das Bad, getrennt nach
Geschlecht, diente dabei nicht nur der Reinlichkeit: Hier traf
man sich und pflegte Geselligkeit, hier wurde gegessen, getrunken, musiziert und diskutiert, wie dies Dürer im Männerbad
zeigt. Mit den Badeszenen des frühen 16. Jahrhunderts beginnt
die Beobachtung profaner Nacktheit im Rahmen der Alltagswirklichkeit.
Abb. 2
Jean-Auguste-Dominique Ingres
Le Bain turc (Das türkische Bad), 1862
Öl auf Leinwand
Musée du Louvre, Paris
Im 19. Jahrhundert griff Jean-Auguste-Dominique Ingres
(1780–1867) auf das beliebte Thema der orientalischen Verfremdung zurück, um die Darstellung des Bades als erotisches Glücksversprechen glanzvoll zum Ausdruck zu bringen. Sein berühmtes
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Le Bain turc → Abb. 2 zeigt ohne jegliche mythologische oder biblische Anknüpfung unbekleidete Frauen, die sich in allen nur denkbaren
Attitüden den Annehmlichkeiten eines orientalischen Badehauses
hingeben. Die weiblichen Badegäste musizieren, tanzen, lauschen
der Musik, sie essen, parfümieren ihr Haar, werden von Dienerinnen mit Getränken versorgt, vor allem aber ruhen sie, gelegentlich
einander umfangend, in lasziver, entspannter Pose. Keine der
Frauen ist durch individuelle Porträtzüge charakterisiert.
Bei der Retrospektive zum Schaffen Ingres’ im Pariser
Herbstsalon von 1905 soll Félix Vallotton auf das Bild getroffen
und wortlos auf einen Stuhl gesunken sein. Nachdem er sich in
seiner Aktmalerei seit 1905 immer mehr von dem flächigen Stil
seiner Nabis-Jahre entfernt und einer stärker illusionistischen
Körpermodellierung zugewandt hatte, inspirierte ihn insbesondere Ingres’ deutlich ausgezogene Konturlinie, die als Arabeske
dem plastisch modellierten Körper eine abstrahierende Stilisierung verleiht. In diesem Sinne ist seine 1907 gemalte Version des
Bain turc → Tafel III eine richtungsweisende Anlehnung an das Vorbild des überragenden französischen Klassizisten, wobei Vallotton
die klassizistisch-idealisierte Darstellung des nackten Körpers aus
ironischer Distanz beobachtet. Das Bild, das heute im Genfer Musée d’art et d’histoire aufbewahrt wird, hat übrigens kurze Zeit in
der Langmatt gehangen. Dorthin ist es ohne Zweifel auf Drängen
der Winterthurer Sammlerin Hedy Hahnloser gelangt, die Vallotton tatkräftig unterstützte und sich bei ihren Freunden und
Verwandten für Ankäufe seiner Bilder einsetzte.
Abb. 3
Edouard Manet
Le Déjeuner sur l’herbe
(Das Frühstück im Freien), 1863
Öl auf Leinwand
Musée d’Orsay, Paris
Etwa gleichzeitig wie Ingres sein Bain turc malt Edouard
Manet das Déjeuner sur l’herbe → Abb. 3, welches er ursprünglich mit
Badende betitelt hatte. Es zeigt eine im Vordergrund sitzende unbekleidete und im Hintergrund eine badende Frau in Gesellschaft zweier bekleideter Herren beim Picknick am Rande eines
Teiches. Dieses Bild, welches durch Darstellungen ländlicher
Idyllen aus der Zeit der Renaissance inspiriert wurde, gewinnt
seine Brisanz aus einer fehlenden Idealisierung: Die Männer tragen zeitgenössische Kleidung und bei den Frauen handelt es sich
um identifizierbare Modelle mit ungeschönten, «natürlichen»
Körpern. In den kommenden Jahrzehnten folgen auch Künstler
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wie Edgar Degas diesem Postulat, in dem sie Frauen – Berufsmodelle oder Prosti-tuierte – bei der täglichen Toilette wiedergeben
→ Tafel IV, → Abb. 4. Im Rahmen der letzten Ausstellung der Impressionisten-Gruppe 1886 zeigte Degas unter dem programmatischen Titel Suite de nus de femmes se baignant, se lavant, se séchant,
s’essuyant,
se
peignant
ou se faisant peigner (Folge von weiblichen Akten, die sich baden,
waschen, trocknen, abreiben, kämmen oder sich kämmen lassen)
eine Reihe von Pastellen, die erwartungsgemäss auf heftige Ablehnung stiessen, weil sie sowohl den gängigen Schönheitsvorstellungen als auch der akademischen Auffassung widersprachen. Darüber hinaus bediente sich Degas neuartiger Kompositionen:
Angeregt von den japanischen Holzschnitten und dem Gebrauch
der Kamera wählte der Künstler neue Perspektiven, ungewohnte
Bildausschnitte und überraschende Überschneidungen. Degas’
Bildformulierungen werden noch heute von Künstlern und Künstlerinnen rezipiert → Abb. 10.
Abb. 4
Edgar Degas
La sortie du bain (Beim Verlassen
des Bades), um 1879–80
Radierung, Aquatinta und Kaltnadel
E.W.K., Bern
Von anderen Künstlern wird die Tradition der Idealisierung des Badens und damit des Körpers hingegen bruchlos weiter geführt: So bleibt für Pierre-Auguste Renoir das Motiv nackt
badender Frauen in freier Natur ein zentrales Thema. Seine Badenden sind Idealgestalten, die sich entrückt und ungezwungen
in einer lichtdurchfluteten Natur bewegen. Die Einheit von
Mensch und Natur betont Renoir mit seinem impressionistischen Pinselstrich und der für ihn typischen Palette von rotbraunen und rosa Tönen, die mit gelben, grünen und blauen Farben kontrastieren.
Pierre Bonnard wiederum schuf in seinen Badewannenbildern ein subtiles Zusammenspiel der wie Perlmut schimmernden
Wandungen der Badewanne mit der irisierenden Leuchtkraft des
Frauenkörpers. Auffallend im 1917 entstandenen Bild La Source ou
Nu dans la baignoire (Die Quelle oder Weiblicher Akt in der Badewanne) → Tafel V, ist die Beschränkung auf das Wesentliche: Kacheloder Tapetenmuster wie sie in den späteren Badewannenbilder
Bonnards auftauchen, fehlen. Die Intimität rührt von einer warmen Farbigkeit her; die in leichter Aufsicht gesehene Figur zeugt
ausserdem von der Meisterschaft, mit der Bonnard seit seiner Auseinandersetzung mit japanischer Kunst mit diesem Kompositons-
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schema umzugehen weiss. Dieser Stimmungsgehalt wird verstärkt
durch das zurückhaltende, halb beschattete Gesicht der Badenden.
Bonnards zahlreiche Badewannenbilder zeigen meist Marthe (eigentlich Marie Boursin), die sein häufigstes Modell und seine spätere Ehefrau war. In den Darstellungen scheint Marthe in ihre eigene Welt versunken zu sein, sie posiert nicht. Sie soll Stunden im
Badezimmer verbracht haben und lieferte damit Bonnard häufig
Gelegenheit, sich als unbemerkter Zuschauer an den alltäglichen
Gesten der geliebten Frau zu inspirieren. Es gelingt Bonnard trotz
komplizierter Körperstellung und Bewegung der Dargestellten
den Eindruck von Ruhe und Vertrautheit zu vermitteln.
In Paul Cézannes Werk spielt das Motiv der Badenden seit
den 1860er Jahren eine zentrale Rolle. In über 200 Zeichnungen,
Aquarellen und Gemälden arbeitete er unermüdlich mit einem
Figurenrepertoire von badenden Männern oder Frauen. Seine
Bildkompositionen, deren «Baustein» der einzelne, breitgeführte
Pinselstrich ist, schliessen Figur und Grund derart stark zusammen, dass sie zu einem Farb- und Fleckenteppich verwoben werden. Cézanne schafft auf diese Weise ein malerisches Pendant zur
Natur, welches die Idee der Einheit von Mensch und Natur auf
neue Weise sichtbar macht. Die Annäherung von menschlichen
und Naturformen
hat
Körpern
A
bb. 5
Abb.in
6 Cézannes spezifischer
Abb. Malweise
7
Michelangelo Buonarroti
Afrikanischer Fischer
Hermes beim Schliessen
allerdings
zur
Folge,
dass
seine
Badenden
an
sinnlicher
und
erotiSterbender Sklave,
(sterbender Seneca),
seiner Sandalen,
1513–1515,
Marmor verlieren. 2. Jahrhundert n. Chr.,
2. Jahrhundert n. Chr.,
scher Präsenz
Musée du Louvre, Paris
schwarzer Marmor
Marmor, Musée du
Musée du Louvre, Paris
Louvre, Paris
Das zwischen 1876 und 1878 entstandene Gemälde Baigneurs au repos (Ruhende Badende) → Tafel VI, welches an der dritten
Impressionisten-Ausstellung von 1877 gezeigt wurde, gehört zu
Cézannes ersten Darstellungen von Badenden. Ausgehend von
der Beobachtung von Soldaten der Garnison von Aix-en-Provence, welche im Fluss Arc badeten, gruppiert Cézanne in einer
Landschaft vier Männerakte. Ihre Posen gehen auf verschiedene
künstlerische Vorbilder zurück, die Cézanne unter anderem im
17
Louvre studiert hatte: Die links im Hintergrund stehende Figur
verweist auf Michelangelos Skulptur Sterbender Sklave → Abb. 5, die
Haltung des stehenden Mannes im Vordergrund wiederum geht
auf die Marmorskulptur des Afrikanischen Fischers → Abb. 6 zurück. Die rechte Figur lehnt sich motivisch an die Skulptur Hermes beim Schliessen seiner Sandale an → Abb. 7. Die liegende Figur
des Vordergrunds schliesslich fusst auf der Studie einer Ruhenden im 1850 datierten Gemälde L’intérieur grec (Griechisches Interieur), von Jean-Léon Gérôme.
Schon in diesem frühen Werk wird deutlich, dass sich
Cézanne primär für die bildliche Anordnung und für die Faktur seiner Malerei interessiert: Landschaft und Figuren gewinnen ihre Präsenz nicht wie bisher aus Mythen, Texten oder
Phanta-sien, sondern einzig aus der Komposition und Textur
der Ma-lerei, die auch die Frage nach der Bedeutung der Konturlinie
miteinschliesst, wie die Sept baigneurs (Sieben Badende) der
Fondation Beyeler, Riehen/Basel exemplarisch bezeugen (Abb.
siehe Seite 11). Cézanne bildet kein Arkadien ab, sondern das
Bild selber erscheint arkadisch.
Die von Sidney und Jenny Brown 1915 beim Pariser
Kunsthändler Ambroise Vollard erworbenen Baigneuses (Badende), um 1895/96, → Tafel VII ist ein Kompositionsentwurf («ébauche») für die gleichzeitig begonnenen Grandes baigneuses (1895–
1906, The Barnes Foundation, Merion, Pennsylvania). Die
Badener Baigneuses veranschaulichen, dass Cézanne die Farbe
nicht mehr als verbindendes, sondern als strukturierendes Medium begreift: Aus einer Anordnung von Bildflecken – von Cézanne sensations colorantes genannt – realisiert er das Bild. Cézanne
hat sich somit Pissarros künstlerisches Anliegen zu eigen gemacht, die Einzelheiten einer bildnerischen Gesamtstruktur unterzuordnen. Mit diesem Vorgehen stellte Cézanne die gängige
akademische Auffassung der Bildkomposition auf den Kopf. Wie
die frühkubistischen Landschaften von Picasso und Braque bezeugen, schloss schon bald eine jüngere Generation der französischen Modernen daran an.
Beeinflusst von der verkehrstechnischen und touristischen Erschliessung der Strände in der Normandie seit der Mitte der 1850er Jahre erfreuten sich Strand- und Badeszenen schon
im Werk der klassischen Impressionisten und ihrer Vorläufer
grosser Beliebtheit: Bei Eugène Boudin, dem Lehrer Claude
Monets, wird der Strand zur Bühne für das mondäne Bürgertum der Zeit → Tafel VIII. Aus sicherer Distanz beobachtet der
Künstler das bunte Treiben der Bourgeoisie aus Paris am Strand
und hält seine Eindrücke in schnellen, impressionistischen Ölskizzen fest: Seine gemalten «Schnappschüsse» illustrieren das
moderne Leben von damals.
Bei Honoré Daumier geht es weniger um optisch-atmo-
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sphärische Impressionen als vielmehr um eine satirische Annäherung an das Thema. In bissigen Karikaturen hält er das neue,
moderne Badevergnügen fest: In seinen für die Satirezeitschrift
Le Charivari geschaffenen Karikaturserien zeigt uns Honoré
Daumier das oft seltsame Treiben von Männern und Frauen in
Badeanstalten, die das öffentliche Badeleben dieser Zeit prägten →
Abb. 8, → Abb. 9. Nach der Schliessung der Badehäuser im Spätmittelalter hatte die öffentliche Badekultur in Paris erst 1761 mit einem Badeboot auf der Seine und wenig später mit Flussbadeanstalten wieder Aufschwung genommen. Daumiers Darstellungen
von Badenden in öffentlichen Badeanstalten haben mit den überhöhten Bildern eines Ingres, Renoir oder Cézanne ebenso wenig
zu tun, wie mit den intimen Waschszenen eines Degas. Im Unterschied zu Künstlern oder Karikaturisten seiner Zeit nutzt Daumier das Thema nicht als Vorwand für erotische Bilder oder Darstellungen der harmonischen Einheit von Mensch und Natur,
sondern beobachtet mit scharfem Blick das Verhalten des «modernen Menschen» bei seinen Badefreuden.
Abb. 8
Honoré Daumier
Les baigneurs (Die Badenden)
(Tafel 15), 1840
Lithographie
Graphische Sammlung
der ETH Zürich
Abb. 9
Honoré Daumier
Les baigneuses (Die Badenden)
(Tafel 5), 1847
Lithographie
Graphische Sammlung
der ETH Zürich
Für die deutschen Expressionisten wiederum war das Baden am Fluss oder im See mit der sozialen Utopie einer von gesellschaftlichen Konventionen befreiten Ursprünglichkeit des
Lebens verbunden. Aktdarstellungen spielen deshalb eine zentrale Rolle. In bewusster Abgrenzung zur akademischer Auffassung zeigen ihre Badenden keine steifen Posen, sondern bewegen
sich trotz ihrer Nacktheit scheinbar natürlich und ungezwungen
am Ufer der Moritzburger Seen oder am Strand der Ostsee, wo
sie jeweils die Sommermonate gemeinsam verbrachten. Am 7.
Juni 1905 gründete der 22jährige Architekturstudent Erich Heckel gemeinsam mit seinen Studienfreunden Ernst Ludwig Kirch-
19
ner, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl in Dresden die Künstlervereinigung Brücke: In dem von Kirchner 1906 verfassten und
mit Holzschnitten geschmückten Manifest der Brücke wird eine
neue geistige Haltung propagiert: «Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht wiedergibt, was ihn zum Schaffen
drängt.» Die Brücke-Künstler, zu denen auch Max Pechstein,
Otto Mueller und kurzfristig Emil Nolde gehörten und deren engerer Kreis sich 1913 auflöste, suchten deshalb Anregungen bei
altdeutschen Holzschnitten, bei der Schnitzkunst der Südseeinsulaner und Afrikaner sowie bei den Pariser Fauves und Kubisten. Neben dem Aktmalen im Atelier wurde auch die Landschaft
und die unberührte Natur im Einklang mit dem Menschen zu
einem wesentlichen Thema der Brücke-Künstler: Mit den Akt-,
Strand- und Bademo-tiven, oft in sogenannten «Viertelstundenakten»
hastig
und
damit «unverfälscht» skizziert, traten die Brücke-Künstler für ein
von akademischen und sozialen Zwängen befreites Künstler- und
Menschenbild ein. → Tafel IX
Das Thema des Badens und Waschens, wo sich der Mensch
in seinem Spiegelbild und damit sich selbst begegnet, ist auch für
zeitgenössische Kunstschaffende ein Thema geblieben. So reflektiert Annelies Štrbas Sonja in der Badewanne → Abb. 10 das Bad als
Ort der ehrlichen Begegnung mit sich selbst. Die intime häusliche
Situation besticht durch ihre Unmittelbarkeit: Die Alltagsszene
wirkt authentisch. Unter dem Einfluss von Bonnard und Degas
hat Dieter Hall den intimen Akt der Reinigung in die heutige Zeit
übertragen. In seinen Bildern, Zeichnungen, druckgraphischen
Werken und Skulpturen beobachten wir meist junge Männer bei
alltäglichen Verrichtungen im Badezimmer – Badewannen,
Duschvorhänge, Badetücher, aber auch Zahnbürsten → Tafel X, →
Abb. 11–13 gehören daher zu Halls Motivwelt. Die gross-flächige
Komposition und leuchtende Farben verweisen auf Matisse und
Vallotton. Dieter Halls badende und duschende Männer führen
uns exemplarisch vor Augen, wie sehr sich mit dieser existentiellen Tätigkeit unter wechselnden religiösen und gesellschaftlichen
Bedingungen unsere Vorstellungen von Schönheit und Vergänglichkeit des Körpers, von Nacktheit und Scham und damit letztlich von Schuld und Reinheit wandeln.
Abb. 10 Annelies Štrba, Sonja in der Badewanne, 1987
Photographie auf Photopapier, Besitz der Künstlerin
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Abb. 11 Dieter Hall, Badender, 1998
Pastell, Graphische Sammlung der ETH Zürich
Abb. 12 Dieter Hall, Zahnbürsten, 2000
Pastell, Graphische Sammlung der ETH Zürich
Abb. 13 Dieter Hall, ohne Titel, 2006
Ex. 1/6, Bronze und Mixed Media, Sammlung Romana Leuzinger
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TAFEL I
Franz von Stuck
Susanna im Bade, 1904
Öl auf Leinwand
Kunstmuseum St. Gallen
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TAFEL II
Cuno Amiet
Studie zu Der Jungbrunnen, 1915
Aquarell und Kohle
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
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TAFEL III
Félix Vallotton
Le Bain turc (Das türkische Bad), 1907
Öl auf Leinwand
Musée d’art et d’histoire, Genf
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TAFEL IV
Edgar Degas
Nu de femme (Weiblicher Akt), um 1885/86
Pastell
Museum Langmatt, Stiftung Langmatt
Sidney und Jenny Brown, Baden
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TAFEL V
Pierre Bonnard
La Source ou Nu dans la baignoire
(Die Quelle oder Weiblicher Akt in der
Badewanne), um 1917
Öl auf Leinwand
Privatsammlung
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TAFEL VI
Paul Cézanne
Baigneurs au repos (Ruhende Badende), 1876–78
Öl auf Leinwand
Musée d’art et d’histoire, Genf
Dépôt Fondation Jean-Louis Prévost, Genf 1985
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TAFEL VII
Paul Cézanne
Baigneuses (Badende), um 1895/96
Öl auf Leinwand
Museum Langmatt, Stiftung Langmatt
Sidney und Jenny Brown, Baden
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TAFEL VIII
Eugène Boudin
Femmes et enfants sur la plage de Trouville
(Frauen und Kinder am Strand von Trouville), 1880
Öl auf Holz
Privatbesitz, Malans GR
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TAFEL IX
Ernst Ludwig Kirchner
Drei Badende in Moritzburg, 1910
Holzschnitt in drei Farben
E.W.K., Bern
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TAFEL X
Dieter Hall
Tomcats, April 2011
Installation im Badezimmer der Villa
Langmatt, 19 Bilder, Öl auf Leinwand
Courtesy of Galerie Stephan Witschi
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An der Quelle
Die Thermalbäder
von Baden
Barbara Welter Thaler
Vieles hat sich im Laufe der Jahrhunderte im Bäderbetrieb
von Baden verändert, doch etwas ist sich gleich geblieben: Aus der
Quelle des Grossen Heissen Steins auf dem Kurplatz sprudeln seit
römischer Zeit täglich tausende Liter heisses, mineralreiches Thermalwasser.1 Bei einer Sanierung wurden 1967 im Quellschacht römische Münzen gefunden, die höchstwahrscheinlich Legionäre
aus Vindonissa bei ihrem Kuraufenthalt in Baden als Glücksbringer für ein langes Leben in die Quelle warfen. → Abb. 1 Denn was
versinnbildlicht die heilsame Wirkung einer Kur mit ihrer Regeneration der Kräfte besser als das stetig sprudelnde Thermalwasser. Auch diese Erfahrung, im Thermalbad einer nie versiegenden
Quelle der Lebenserneuerung nahe zu sein, ist eine Konstante in
den Darstellungen und Beschreibungen des Badener Bäderbetriebes.
Es ist gut möglich, dass bereits die keltische Bevölkerung
das Thermalwasser von Baden nutzte, doch sind bis heute keine
entsprechenden Spuren fassbar. Hingegen haben frühere und
neueste archäologische Untersuchungen2 im Limmatknie auf
Badener und Ennetbadener Seite römische Baustrukturen und
Funde – wie z.B. Götterstatuetten – zutage gefördert, welche auf
grosse Thermenanlagen und Tempel, reich ausgestattete Wohnoder Ärztehäuser an Hanglage sowie Handwerksbetriebe schliessen lassen. Ein römischer Vicus existierte auch im Bereich der
heutigen Römerstrasse, doch bekannt wurde Baden im römischen Reich als «Aquae Helveticae».
Der Zusammenbruch des römischen Reiches und die
Einfälle der Alemannen setzten dem Bäderbetrieb in der
Spätantike kein Ende. Die antiken Bäderstrukturen wurden im
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Mittelalter weiter genutzt und gar erweitert. So entstand im
Zuge der Christianisierung um 1100 am Rande des antiken Bäderbezirks die romanische Dreikönigskapelle, und es gibt Indizien, dass auch die Habsburgische Herrscherfamilie bei Besuchen in Baden das Thermalwasser in einem eigens für sie
installierten Bad zu schätzen wusste.
Im Zentrum des Geschehens
Nach der Eroberung Badens durch die Eidgenossen und
nach der Etablierung der Stadt als Tagsatzungsort entwickelte
sich der Bäderbetrieb von Baden zum wichtigsten Thermalkurort
in der Alten Eidgenossenschaft. Kurgäste kamen aus der ganzen
Schweiz und ganz Europa, und für die eidgenössischen Gesandten sowie die ausländischen Diplomaten bei der Tagsatzung boten die Thermalbäder eine sehr willkommene Abwechslung.
Im Therapiebetrieb von Baden bildeten sich fünf Anwendungen des Thermalwassers heraus: Trinkkur, Duschmassage,
Dampfbad, Darmspülungen mit dem Klistier sowie mehrstündige Badezeiten pro Tag, Schröpfen oder Aderlass eingeschlossen.
Diese Anwendungen dienten sowohl der allgemeinen Stärkung
als auch der spezifischen Behandlung von Gicht und Rheuma,
Atemwegs- und Hauterkrankungen sowie zur Therapie von Geschlechtskrankheiten. Im Bäderbetrieb inbegriffen waren elaborierte Trink- und Essgelage, Konzerte sowie Theateraufführungen. Und auch von freizügigen sexuellen Kontakten und
Prostitution ist in zeitgenössischen Dokumenten die Rede. Diese
Verbindung von Medizin- und «Wellness»-Betrieb kommentierten Reisende, Schriftsteller und Mediziner ausführlich in unzähligen Schriften. In manchen Texten erscheint die Verbindung als
Ausdruck einer ganzheitlichen Kur mit Auffrischung der Lebensgeister, andere Schriften dagegen warnen vor den negativen
Auswirkungen eines ausschweifenden Lebens auf die eigentliche
Therapie.
In den Thermalbädern kamen sich eidgenössische Söldner und ausländische Diplomaten, reformierte Zürcherinnen
und katholische Adlige, Herren und Mägde, Künstler und Bauern nahe, und die Reiseliteratur ist voller reizvoller Geschichten
standesübergreifender Begegnungen. Wie aus Badeordnungen
und Gerichtsakten hervorgeht, verliefen diese Kontakte aber
nicht immer harmonisch: Handgreifliche Auseinandersetzungen
und sexuelle Übergriffe sind aktenkundig. Ebenso kam es zu politischen Konflikten zwischen dem katholischen Baden und dem
reformierten Zürich. Viele Zürcherinnen und Zürcher nutzten
ihre Badenfahrten dazu, die strengen Sittenmandate in ihrer eigenen Stadt zu umgehen und in Baden kostbare Gewänder und
Hausrat vorzuführen und sich in Gelage zu stürzen.3
Baulich entwickelte sich das Bäderquartier im 15. und 16.
38
Abb. 1 Präsentation römischer Münzen und Schöpfgefässe aus der Quelle zum Grossen Heissen
Stein im Neubau des Historischen Museums Baden
Abb. 2 Der Kurplatz von Baden. Aquatinta von Heinrich Keller, um 1805. Im Vordergrund rechts
das St. Verenabad mit einer Säulenfigur der Heiligen Verena und einer Dusche. Hinter diesem
öffentlichen Bad das Hotel Blume. Links davon der sonnenbeschienene Gasthof Raben (heute
Schweizerhof) und davor das Freibad sowie die Quellfassung des Grossen Heissen Steins. Badehemden aus Leinen trocknen auf Dächern und an Fassaden, Historisches Museum Baden
39
Jahrhundert zu einem in sich geschlossenen städtischen Bezirk
mit dem Kurplatz als Herzstück. → Abb. 2 Dieses bestand aus der
Quellfassung des Grossen Heissen Steins und zwei öffentlichen
Bädern. Ringsum gruppierten sich Gasthäuser, die in ihren Untergeschossen über Gemeinschafts- und Dampfbäder für wohlhabende Gäste verfügten. → Abb. 3
Das eine der beiden öffentlichen Bäder, Freibad genannt,
wurde vor allem von weniger wohlhabenden und armen Kurgästen
frequentiert, von denen viele ihre Kur aus den Almosen reicher
Kurgäste finanzierten. Betrieben wurde dieses Bad von einem so
genannten Bader. Dieser Berufsstand verfügte zwar nicht über
eine wissenschaftliche Berufsbildung, bot aber hoch angesehene
Dienstleistungen im Grenzbereich zwischen Körperpflege, Medizin und Zahnheilkunde an. Zu den Praktiken des Baders gehörten
auch das Schröpfen und Aderlassen. Ging es beim Schröpfen vor
allem darum, die Blutzirkulation anzuregen, flossen beim Aderlassen grosse Mengen Blut. Der alchemistische Glaube war bei Medizinern und Laien weit verbreitet und man war der Meinung, die
Blutentnahme ermögliche die bessere Absorption der heilsamen
mineralischen Flüssigkeit.4 Allerdings gab es auch Zeitgenossen
wie den Reisenden Michel de Montaigne und den Mediziner Heinrich Pantaleon, die bei solchen Behandlungen vor Schwächeanfällen warnten und es unappetitlich fanden, dass sich das Wasser des
Freibades täglich blutrot färbte.5 Das andere öffentliche Bad, St.
Verenabad genannt, lag am anderen Ende des Kurplatzes und wurde von einer eigenen Quelle gespeist. Aus dem Bassin ragte eine
Säule auf, die von einer Figur der Heiligen Verena gekrönt war. In
dieses Bad setzten sich Frauen und Männer, Reiche und Arme, die
sich neben einer heilsamen Wirkung des Thermalwassers auch
eine Fürsprache von dieser Schutzpatronin der Kranken und der
Eheleute erhofften. → Abb. 4 Es ist überliefert, dass in kinderlosen
Ehen die Frau zur Kur nach Baden geschickt wurde, wobei anschliessend, wenn die Frau guter Hoffnung nach Hause kam,
manch ein Autor – so zum Beispiel der französische Mediziner
Merveilleux – die maliziöse Vermutung äusserte, dass nicht das
Wasser oder die heilige Verena, sondern Badknechte dabei behilflich gewesen sein mögen.6
Badens Glanz als wichtigster Tagsatzungs- und Thermalkurort in der Alten Eidgenossenschaft kommt auf einer Stadtansicht von 1642 eindrücklich zur Geltung. Sie stammt von Matthäus
Merian dem Älteren, einem Meister repräsentativer Stadtansichten, und wurde als Kupferstich in dessen Topographia Helvetiae
abgedruckt. Merians Sicht auf Baden vom Ennetbadener Geissberg aus wurde zum Vorbild für viele weitere Stadtansichten bis in
die Gegenwart hinein: In der Bildmitte thront das politische Zentrum Badens auf einem Absatz über dem Fluss, die Stadtbefestigung macht sich den Kamm der Klus zunutze, und das erholsame
Bäderquartier schmiegt sich in ein grosszügiges Limmatknie. →
Abb. 5 Dieser Glanz verblasste, als das katholische Baden 1712 im
Zweiten Villmergerkrieg den reformierten Mächten Zürich und
40
Abb. 3 Familienbad in einem Badener Gasthof. Aquatinta von Johann Martin Usteri und Franz Hegi,
1808. Eine Bademagd serviert Essen und Getränke, während die Kinder einer wohlhabenden
Familie im Bad herumtollen und für ihr Spiel auch eine Klistierspritze verwenden, Historisches
Museum Baden
bb. 4 Das St. Verenabad um 1820, Aquarell von Walter Meier nach einer Zeichnung von Ludwig
A
Vogel, Historisches Museum Baden
41
Abb.5 Ansicht Badens von Nordosten. Kupferstich von Matthäus Merian aus der Topographia
Helvetiae, Frankfurt 1642. In Briefen ist überliefert, dass der Künstler in seinen Stadtansichten
bei aller Präzision bewusst idealtypische Überhöhungen von Gebäuden und Türmen vornahm,
Historisches Museum Baden
Bern unterlag. Baden verlor damit seine Vorrechte als Tagsatzungsort und dem Bäderbezirk gingen wichtige Einnahmequellen
verloren, weil die bedeutsame Gästeschar der Gesandten und Diplomaten ausblieb.
Die Ausdehnung des Kurbetriebes
Im frühen 19. Jahrhundert führten der Sturz des Ancien
Régime, die Demokratisierung der Gesellschaft und bürgerliche
Ideale sowie neue medizinische Erkenntnisse zu deutlichen Veränderungen und neuen Ansätzen im Bäderbetrieb. So drängte
die neue Kantonsregierung die Stadt Baden zur Einrichtung eines Armenbades. Hierfür sollten Mittel aus dem sogenannten
Badarmenfonds genutzt werden, der im 18. Jahrhundert eingerichtet worden war.7 Ferner erschloss der Kanton in den 1830er
Jahren die Limmatquelle und überliess der Stadt Baden 20 Prozent des Quellerlasses für die Speisung des neuen Armenbades.
Diese Handlung der Kantonsbehörde ist umso bemerkenswerter, als die Bäderwirte und die Stadt Baden den Unterhalt, die
Erschliessung und den Zugang von Quellfassungen eigentlich
unter sich regelten.8 Die Stadt Baden zog aber mit den Ansprüchen des Kantons mit und eröffnete bereits 1836 das Armenbad
unter dem Namen Freihof. Diese Einrichtung garantierte den
sogenannten Badarmen eine anständige medizinische Betreuung, Verköstigung und Unterbringung. Anfänglich wurden
ausschliesslich Krankheiten kuriert, doch bald kamen auch The-
42
rapien hinzu, mit denen Unfallfolgen behandelt wurden. Denn
gerade die Badarmen, zu denen sowohl bäuerliche Frauen und
Männer als auch Arbeiterinnen und Arbeiter gehörten, litten oft
an den Folgen von Arbeitsunfällen. Die Ausdehnung der Therapien steigerte die Zahl der Patienten, so dass 1890 der neue Freihof
bezogen
wurde.
Ironie der Geschichte: Ausgerechnet das Credo von Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit führte im 19. Jahrhundert zu einer
Absonderung der Badarmen aus dem regulären Kurbetrieb.
Allerdings waren die Kurärzte im neuen Armenbad auch besonders innovativ: Frei von hergebrachten Traditionen entwickelten
sie den Freihof zu einem modernen Rehabilitationszentrum mit
Wasser- und Bewegungstherapien.
Die Errichtung eines Armenbades ist auch im Kontext einer neuen bürgerlichen Auffassung von Sittlichkeit zu sehen. Die
beiden öffentlichen Bäder, in denen Frauen und Männer in nassen Leinengewändern öffentlich zusammen kamen, galten als
unsittlich. So verknüpften die kantonalen Behörden die Einrichtung eines Armenbades mit der Auflage, die beiden öffentlichen
Bäder auf dem Kurplatz aufzuheben. In der Folge entstanden sowohl in den alten als auch in den neuen Bäderhotels Dutzende
von Einzelbädern in Kellergewölben. Diese baulichen Veränderungen korrespondierten mit der Verbreitung moderner medizinischer Ansätze: Hatten die Kurgäste bis anhin täglich mehrere
Stunden im Thermalbad zugebracht, wurden nun viel kürzere
Badezeiten verordnet. Gehörten Gemeinschaftsbäder während
vieler Jahrhunderte zum Reiz einer Kur, propagierten die Ärzte
nun hygienische und stille Einzelzellen. Galten in früheren Jahrhunderten Fussmärsche als notwendiges Übel, empfahlen die
modernen Kurärzte ihren Patienten nun Spaziergänge an der frischen Luft und Wanderungen auf die umliegenden Hügel.9 So
dehnte sich der Kur-betrieb aus, wovon noch heute die Promenade
an
der
Limmat
und der Waldweg auf dem Martinsberg mit dem Aussichtspavillon «Känzeli» zeugen. Die Werbebroschüre Thermal-Kurort Baden (Schweiz) und seine Umgebung um 1915 illustriert sehr schön
die Erweiterung des Kurbetriebes auf das Umland: Auf dem Titelbild trinkt eine Dame ihr Thermalwasser von einer Quelle, die
scheinbar im Badener Wald statt im Bäderbezirk entspringt. →
Abb. 6
Die letzte Hochblüte
Mit Spaziergängen, vielen Mahlzeiten und kurzen Badezeiten liess sich der lange Kurtag aber doch nicht ganz füllen. So
beauftragte der neu gegründete Kur- und Verkehrsverein 1866
den Architekturprofessor Gottfried Semper mit einer Projektstudie für ein Kurhaus mit Park. Sein Vorschlag fiel aber derart
43
Abb. 6 Titelblatt der Broschüre Der Thermal-Kurort Baden (Schweiz) und seine Umgebung,
Aarau, A. Trüb & Co., um 1915, Historisches Museum Baden
monumental aus, dass der Verein die Zusammenarbeit mit Semper abbrach, das Vorhaben erst einige Jahre später wieder aufnahm, eine Aktiengesellschaft gründete und die Realisierung des
Kurhauses Robert Moser übertrug. Der 1875 eröffnete Komplex
mit diversen Unterhaltungsangeboten und einer 18 Mann starken Kurkapelle für die Sommermonate im Park wurde rasch zu
einem neuen geselligen Zentrum. Dennoch hatte das Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Wegen der
Wirtschaftskrise der 1870er Jahre war nicht alles nötige Aktienkapital gezeichnet worden, und massive Bauschulden vergrösserten das Finanzloch. So übernahm die Ortsbürgergemeinde den
an sich lukrativen Betrieb 1878, weil die Aktiengesellschaft in den
Konkurs ging.10
Im Bäderbezirk selber herrschte bis in die 1870er Jahre
biedermeierliche Beschaulichkeit. Sehr schön kommt dies in den
Briefen von Betsy Meyer-Ulrich, der Mutter Konrad Ferdinand
Meyers, zum Ausdruck. Ihre erste Zugfahrt mit der eben erst eröffneten Spanischbrötlibahn beschreibt sie in einem Brief von
1847 zwar als eine aufregende «Himmel- oder Höllenfahrt»11.
Ihre Kuraufenthalte hingegen schildert die empfindsame, gebildete Frau als eine Zeit der geistigen und körperlichen Erfrischung.
In der Eröffnung der Neuen Kuranstalt, später Grandhotel genannt, findet die letzte Glanzzeit des Kurbetriebes von Baden ihren Ausdruck. → Abb. 7 Der Prachtsbau in Stil der Neorenaissance avancierte zum Treffpunkt für Adlige und grossbürgerliche
Kur-gäste aus ganz Europa. Auch der Schriftsteller Gottfried Keller und sein Künstlerfreund Arnold Böcklin logierten im Grand-
44
7
1
6
5
2
3
4
Abb. 7 Ansicht Badens von Nordosten nach dem Vorbild von Matthäus Merian,
Holzstich anonym, Zürich, Orell Füssli Verlag, um 1890, Historisches Museum Baden
1 Kurhaus mit Park
2 Hotel Verenahof
3 Hotel Römerbad, steht 2011 kurz vor dem Abriss
4 Grandhotel, 1944 bei Luftschutzübungen abgebrochen und gesprengt
5 Gartenareal der zukünftigen Villa Langmatt
6 Zukünftiges Areal der Firma BBC
7 Fabrikanlage der Metallwarenfirma Merker AG, heute umgenutzt mit
Ateliers, Restaurant, Kulturlokal etc.
hotel, während der Kunsthistoriker Jacob Burckhardt und andere
Wissenschafter und Kunstschaffende den schlichteren Verenahof
bevorzugten.12 Zum neuen Glamour des Bäderbetriebes gehörten
auch technische Neuerungen. Zentralheizungen in den Hotels erlaubten nach Jahrhunderten des Sommerbetriebes einen ganzjährlichen Kurbetrieb, elektrisches Licht illuminierte die Strassen
und elektrische Apparate erweiterten die Behandlungsmethoden.
Dieser technologische Schub war dem Kraftwerk im Kappelerhof
zu verdanken, dessen Bau auch den Auftakt zur Gründung des
grossen Badener Industrieunternehmens Brown, Boveri & Cie
bildete. Auf einem Diorama aus der Sammlung des Historischen
Museums Baden → Abb. 8, das wohl Werbezwecken diente, kommt
der moderne Kurbetrieb um 1900 sehr anschaulich zur Geltung.
Gleichzeitig zeugt die Szene in der Mitte des Objektes von einer
Sehnsucht nach urtümlichen Mythen im Zeitalter der Technik:
Dargestellt ist die erfundene Sage von Siegawyn und Ethelfrieda,
nach der ein keltischer Jüngling die Thermalquellen von Baden
entdeckte,
seiner
Geliebten dann ein Bad bereitete und sie so von einer schlimmen
Lähmung heilen konnte. Abgedruckt wurde diese Legende im bekannten Werk Die Badenfahrt von 1818, und der Autor David Hess
hielt fest, sie stamme von einem «poetischen Spassvogel».13 Während bei Hess die Sage des Liebespaares ironisch-pathetisch daher
45
Abb. 8 Diorama: Thermal Kurort – Baden – Les Bains, um 1900, Autor und Hersteller unbekannt,
vermutlich zu Werbezwecken verwendet, Historisches Museum Baden
kommt, wurde sie später – wie im Fall des Dioramas – in Werbekampagnen für den Thermalkurort Baden als bare Münze verkauft. Poesie und Ironie mischt sich auch in den Reisebeschreibungen einer Pariser Schriftstellerin, die unter dem Namen Pierre
de Coulvain publizierte und in Baden zur Kur weilte. Sie beschreibt den Kurort anfangs des 20. Jahrhunderts als verträumtes
grünes Städtchen, das durch die Industrialisierung wach gerüttelt
werde. Im witzigen Text ist auch von «den elektrischen Damen»,
welche in Baden eine «strenge Ausprägung des Jugendstils» einführen, die Rede.14 Es ist sehr wahrscheinlich, dass hier von den
Hausherrinnen der Villen Langmatt und Burghalde die Rede ist.
Mit dem Ersten Weltkrieg fand die Hochblüte des Kurortes Baden ein jähes Ende; russische, deutsche, französische
und englische Gäste wurden vom Krieg absorbiert oder wollten
sich in Baden nicht mehr begegnen. In den folgenden Jahren
stellte der reduzierte Bäderbetrieb definitiv von Wellness auf
Medizin um. Eindrücklich wird diese Zeit in Herman Hesses
kleinem Band mit dem Titel Kurgast geschildert.15 Schmerzende
Glieder und Missmut des Kurgastes korrespondieren in diesem
Text mit den Beschreibungen eines abgestumpften, biederen
Bäder- und Kasinobetriebs, in lichteren Stunden hingegen erlebt der Protagonist die Spiele im Kasino und die Badezeiten in
den «steinernen, sehr alten, sanft hallenden Gewölben» als
Quellen transzendenter Ich-Erfahrung:
«Ich steige langsam hinein, auf zwei kleinen Steinstufen,
drehe die Sanduhr um und tauche bis zum Kinn in das heisse,
strenge Wasser. Hoch über mir, am Tonnengewölbe meiner massiv gemauerten Zelle, die mich sehr an eine Klosterzelle erinnert,
46
fliesst Tageslicht dünn durch ein Fenster mit matten Scheiben.
[...] Ein welkes Blatt, durchs Fenster hereingeweht, liegt am Rande meines Bassins, das sehe ich an, atme die so merkwürdige
Mahnung der Vergänglichkeit, vor der wir schauern und ohne
welche doch nichts Schönes wäre. [...] So wie Blumen vergänglich
und schön sind, so sind alle Bewegungen des natürlichen Lebens
vergänglich und schön, unvergänglich aber und langweilig ist der
Geist. [...] In dieser lauen Morgenstunde, zwischen Sanduhr und
welkem Blatt, will ich nichts vom Geiste wissen, den ich zu anderen Zeiten sehr verehren kann, ich will vergänglich, will Kind
und Blume sein.»16
Auf dem Weg zur Gesamterneuerung
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs verfasste der Architekt Armin Meili im Auftrag des Verbandes Schweizer Badekurorte eine Studie zur Erneuerung krisengeplagter Bäderkurorte
wie Leukerbad, Bad Ragaz, Schinznach-Bad und Baden.17 Meili,
der Architekt der Schweizerischen Landesausstellung 1939, empfahl für Baden die Projektierung einer naturnahen Thermenund Parklandschaft. Seine Vision wurde nur ansatzweise und
erst in den 1960er Jahren mit dem Bau des neuen öffentlichen
Thermalbades mit Aussenbecken aufgegriffen.
Seither sind viele Bestrebungen von staatlicher und privater Seite unternommen worden, um den Bäderbetrieb von Baden
zu erneuern. Im Auftrag der Gemeinden Baden und Ennetbaden
er-arbeitete ein Projektteam unter Führung der Architekten Galli
&
Rudolf im Jahr 2000 einen Entwicklungsrichtplan, der den Boden
für eine ganzheitliche Erneuerung des Quartiers legte.18 Ähnlich
wie bei Meili und in Anlehnung an die historische Einbettung des
Bäderbezirks in eine Fluss- und Hügellandschaft ergab sich folgende Prämisse: Landschaft und Architektur sollten bei der Erneuerung ineinander verschmelzen, und zwar nicht nur beim Bau
eines neuen Thermalbades mit Hotel, sondern auch bei den geplanten Wohnbauten im Kontext einer neu angestrebten gemischten
Nutzung. Weil sich die Zusammenarbeit der privaten und öffentlichen Partner bei der Umsetzung des Entwicklungsrichtplanes
als schwierig erwies, beauftragte die Stadt Baden 2006 den Architekten Max Dudler mit einer neuen Machbarkeitsstudie. Diese
betonte den städtischen Charakter des historisch gewachsenen
Bäderquartiers und empfahl – entgegen dem bestehenden Entwicklungsrichtplan – grossmassstäbliche Gebäudevolumen und
eine intensivere Nutzung im Bereich des Limmatknies.19 Diese Ergebnisse korrespondierten mit einer Projektstudie von 2007 für
ein modernes Thermalbad. Auftraggeberin dieser Untersuchung
war die Verenahof AG, grösste Grundeigentümerin im Bäderquartier und seit 2006 unter neuer Führung. Auf der Basis dieser
beiden neuen Studien vergaben die Stadt Baden und die Verenahof
AG in der Folge fünf renommierten Architekten den Auftrag,
47
Abb. 9 Mario Botta, Modell Neues Bäderquartier Baden, Juli 2010
Gips, Massstab 1:500, Verenahof AG, Baden
konkrete architektonische und städtebauliche Vorschläge für eine
Erneuerung des Bäderquartiers vorzulegen. Einstimmig entschied sich eine gemischte Jury im August 2009 für das Projekt
von Mario Botta → Abb. 9. So ambitioniert seine geplanten Neubauten sind, beruft sich der Tessiner Architekt dennoch auf das historisch gewachsene Bäderquartier: «In meiner Architektur arbeite
ich mit der Erinnerung. Dies in der Gewissheit, dass, so wie es eine
Modernität der Antike gibt, es auch eine Antiquität des Neuen
gibt. Einige Elemente [des Projektes] tragen die Erinnerung an die
Vergangenheit mit sich.»20 Das Zitat von Mario Botta, aber auch
die genannten Studien und Richtpläne zeigen, dass die historischen Quellen im Bäderquartier von Baden nichts von ihrer Aktualität eingebüsst haben, auch wenn sie unterschiedlich interpretiert werden.
1Lange Zeit war die Quelle ähnlich einem Brunnen gefasst und
mit einer fünfeckigen Steinplatte, dem Grossen Heissen Stein,
bedeckt. Unterirdische Verteilkanäle speisten die Innenbäder
diverser Hotels sowie das öffentliche Freibad auf dem Kurplatz
mit frischem Thermalwasser. Als Mitte des 19. Jahrhunderts
der Kurplatz eingeebnet wurde, trug man auch den Quellstock
ab, so dass der Grosse Heisse Stein seither in den Boden eingelassen ist und sich nur in seiner Beschaffenheit und warmen
Temperatur vom Platz abhebt. Vgl. Ulrich Münzel, Die Thermen von Baden, Baden 1947, S. 46ff., 198ff.
2Ganzer Abschnitt: Stefan Wyss, Neues aus Aquae Helveticae,
Das rechte Limmatufer, in: Badener Neujahrsblätter 2010,
S. 138–151. Andrea Schaer, Mit der Vergangenheit in die Zukunft –
2000 Jahre Bäderkultur in Baden, in: Archäologie Schweiz, 33
(2010), 1, S. 24–31
3Vgl. Hanspeter Treichler, Wonnige Badenfahrt. Von Jungbrunnen und Mineralbädern in der Alten Schweiz, Zürich 1980,
48
S. 27–44
4Treichler, S. 55
5Michel de Montaigne, Journal du voyage en Italie, par la Suisse
et par l‘Allemagne, 1580/81, in: Badener Neujahrsblätter 1977,
S. 83–88. Heinrich Pantaleon, Wahrhaftige und fleissige Beschreibung der uralten Stadt und Grafschaft Baden, Basel 1578
6David François Merveilleux, Amusemens [sic!]des Bains de
Bade en Suisse, London 1739, zit. nach: Otto Mittler, Geschichte
der Stadt Baden, Bd. II, Aarau 1956, S. 114f.
7Mittler II, S. 118f.
8Mittler II, S. 316f.
9Moritz Wagner, Baden in der Schweiz als Terrainkurort, 1886,
zit. nach: Münzel 1947
10Ganzer Abschnitt: Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des
Kantons Aargau, Band VI, Basel 1976, S. 245–260. Mittler,
S. 319ff.
11Betsy Meyer Ulrich, «…das ganze Herz deiner Mutter». Briefe
an Betsy und Conrad Ferdinand Meyer, hg. Dagmar Schifferli
und Brigitta Klaas Meilier, Zürich 1998, S. 66
12Ulrich Münzel, Baden im Spiegel seiner Gäste, Baden 1984,
S. 17f.
13David Hess, Die Badenfahrt, Zürich 1818, S. 549–571
14Pierre de Coulvain, Au cœur de la vie, Paris 1909, Auszüge in:
Badener Neujahrsblätter 1982, S. 65–71
15Hermann Hesse, Kurgast. Aufzeichnungen einer Badener Kur,
Berlin 1925
16Hesse, S. 43f.
17Armin Meili (1944), Bericht generelle Planung einer schweizerischen Bädererneuerung im Auftrag des Verbandes Schweizer
Badekurorte, Stadtarchiv Baden V 14.5.6
18Entwicklungsleitbild Bäderquartier Baden/Ennetbaden,
hg. Stadt Baden, Gemeinde Ennetbaden und Planungsteam BQ,
November 2001
19Vgl. Bericht des Stadtrates Baden an den Einwohnerrat (69/10):
Beantwortung Anfrage Christoph Lüber Planung Bäderquartier
20Zit. nach: Badener Neujahrsblätter 2011, S. 167
49
51
52
Verzeichnis der
ausgestellten
Werke mit Künstlerbiographien
Bearbeitet von Zuzana Haefeli
Editorische Notiz
Die Künstlerbiographien erscheinen in alphabetischer
Reihenfolge. Die Liste der ausgestellten Werke eines Künstlers
ist
wie folgt eingeteilt: Gemälde, Zeichnungen und druckgraphische
Werke. Innerhalb dieser Reihenfolge sind die Werke chronologisch geordnet.
Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich die Masse der
druckgraphischen Werke auf die Bildgrösse.
Deutsche Übersetzungen der französischen Titel stammen
von der Autorin. Bei Honoré Daumier sind Übersetzungen und
Satzzeichen dem offiziellen Daumier-Register www.daumier.org
getreu entnommen.
53
Jacques-Laurent Agasse
Cuno Amiet
24.3.1767 • Genf
27.12.1849 • London
Jacques-Laurent Agasse interessiert
sich seit jungen Jahren für Tierdarstellungen. 1782–86 besucht er die
Genfer Zeichenschule, danach bildet
er sich weiter im Atelier von JacquesLouis David in Paris, gleichzeitig studiert er anhand von Sektionen Tieranatomie an der Tierarztschule. In
Genf lernt er den zukünftigen Lord
Rivers kennen und begleitet ihn nach
England, wo er sich als Maler von
Pferden und Hunden etabliert und regelmässig in der Londoner Royal Academy ausstellt. Man spürt in seiner
Kunst ein tiefes Naturempfinden. Seit
Ende der 1830er Jahre taucht in seinen
Werken eine romantisch-mystische
Komponente auf, die an Johann Heinrich Füssli (1741–1825) oder William
Blake (1757–1827) erinnern lässt. In
dieser Phase ist auch die Darstellung
der im Wasser stehenden Meerjungfrau Undine entstanden. Ihre Geschichte versinnbildlicht das Scheitern des Menschen, die verlorene
Einheit mit der Natur wiederzufinden.
Dieses Thema übte auf Agasse eine
grosse Anziehungskraft aus. 1837 malte er eine erste von insgesamt vier Fassungen unter dem Titel La Fontaine
personnifiée, die sich heute im Musée
d’art et d’histoire in Genf befindet.
28.3.1868 • Solothurn
6.7.1961 • Oschwand
Cuno Amiet studiert 1886–88 an der
Kunstakademie München, danach an
der Académie Julian in Paris. Hier
lernt er die Künstler des Nabis-Kreises
kennen. 1892 besucht er Pont-Aven, wo
er der Malergruppe um Gauguin begegnet, den Meister selber aber nicht
mehr persönlich kennenlernt. Gauguins Malerei übt einen dauerhaften
Einfluss auf Amiet aus, was sich in erster
Linie
in
der Verwendung reiner Farben niederschlägt. In Pont-Aven macht Amiet
sich auch mit der Technik der Druckgraphik vertraut.
1910 erhält Amiet den Auftrag für die
Ausmalung der Loggia des Zürcher
Kunsthauses, was zu diesem Zeitpunkt
einen vorläufigen Höhepunkt seiner
Karriere darstellt. Amiet entscheidet
sich für einen siebenteiligen Zyklus
mit dem Thema Jungbrunnen. In der
Folge entstehen zahlreiche Studien,
zu denen auch das ausgestellte Werk
gehört. Die definitive Version des Zyklus Jungbrunnen wird schliesslich
1917 vollendet und – allerdings nur für
kurze Zeit – in der Loggia des Kunsthauses angebracht.
Studie zu Der Jungbrunnen, 1915
Aquarell und Kohle, 35,0 x 49,0 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Abb. siehe Seite 24
Johann Louis Bleuler
11.2.1792 • Feuerthalen
28.5.1850 • Laufen-Uhwiesen
Ondine (Undine), 1843
Öl auf Leinwand,
60,0 x 50,0 cm
Privatbesitz, Malans GR
Johann Louis Bleuer übernimmt 1821
nach zahlreichen Reisen die Führung
des väterlichen Kunstverlags in Feuerthalen. In einem 1824 neu gegründeten
eigenen Verlag ediert er hauptsächlich
Landschaftsansichten: Die Kleinformate erscheinen meist in Aquatinta und
oft koloriert, grössere Formate vorwiegend in der Technik der gouachierten
Umrissradierung. Letztere lassen sich
aber kaum von Originalgouachen unterscheiden. Um 1827 lanciert Bleuler
das Projekt Rheinwerk, eine druckgraphische, den gesamten Rheinlauf wie-
54
dergebende Vedutenfolge. Er beschäftigt zahlreiche Mitarbeiter, deren
Zeichnungen neben seinen eigenen als
Vorlage für die graphischen Blätter dienen.
Das ausgestellte Blatt lehnt sich stark
an signierte Gouachen von Johann
Louis Bleuler an und muss deshalb in
dessen Umkreis entstanden sein. Bleulers Ansichten zeigen allerdings keine
nackten Badenden, sondern ländliche
Staffagefiguren wie Ochse und Pferd
oder Bauern bei der Heuernte.
Öl auf Leinwand, 80,0 x 44,0 cm
Privatsammlung
Umkreis Johann Louis Bleuler
Femme se lavant (Weiblicher Akt, sich
waschend), um 1911
Bleistift, 39,3 x 28,5 cm
Winterthur, Kunstmuseum Winterthur
Geschenk von Dr. Herbert und Charlotte
Wolfer-de Armas, 1973
Blick von der Höhe des Bodanrückens auf
die Insel Mainau mit zwei nackten Badenden im Vordergrund, um 1820
Gouache, 33,0 x 51,0 cm
Privatbesitz, Malans GR
Abb. siehe Seite 27
Le canotage (Ruderpartie), 1897
Lithographie in vier Farben,
Blatt: 41,7 x 56,4 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
La toilette assise (Sitzender Akt bei der
Toilette), 1925
Lithographie, Blatt: 50,5 x 33,0 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Pierre Bonnard
3.10.1867 • Fontenay-aux-Roses
bei Paris
23.1.1947 • Le Cannet
Parallel zur Jurisprudenz studiert Pierre Bonnard in Paris Malerei an der
Académie Julian. Dort trifft er Gleichgesinnte und wird Mitglied der Ende
1888 gegründeten Künstlergruppe der
Nabis. Gauguins Malerei farbiger Flächenformen wird zu ihrem grossen
Vorbild. Wie alle Nabis räumt Bonnard der Lithographie, dem Plakat
und Büchern eine wichtige Rolle ein.
Bonnard profitiert insbesondere auch
vom Vorbild der japanischen Kunst.
Als «Nabi très japonais» zeigt er kühne Blickwinkel und eine ornamentale
Formensprache. 1893 lernt er Marthe
de Méligny (eigentlich Marie Boursin
1869–1942) kennen, die nicht nur seine Geliebte und 1925 seine Ehefrau
wird, sondern auch zahllosen Bildern
als Modell dient. Neben Interieurs
werden Akt und Badeszenen zum zentralen Thema Bonnards. Seine Frauenakte im Bade lösen sich zunehmend
in farbiges Lichterflirren auf, bis sie
nur noch Farbspiele an der Grenze
zur Abstraktion sind. Dazu meint der
Künstler: «Man muss das Leben malen. Man muss die Malerei lebendig
machen.»
La Source ou Nu dans la baignoire (Die
Quelle oder Weiblicher Akt in der Badewanne), um 1917
55
La toilette (Die Toilette), 1927
Radierung und Kaltnadel,
Blatt: 26,0 x 20,0 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Femme assise dans sa baignoire (Sitzende in der Badewanne), 1942
Lithographie in neun Farben,
Blatt: 24,8 x 32,5 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Eugène Boudin
12.7.1824 • Honfleur
8.8.1898 • Deauville
Eugène Boudin fällt früh durch seine
zeichnerische Begabung auf. Erste
Kontakte zur Kunstwelt knüpft er in
seiner 1844 eröffneten Papeterie. Zahlreiche Maler zählen zu seinen Kunden.
Begeistert von der Landschaftsmalerei beginnt Boudin selber 1848 im Freien zu
arbeiten. Ein Stipendium der Stadt Le
Havre ermöglicht ihm einen Aufenthalt
in
Paris. Zurück in der Normandie, dem
inzwischen beliebtesten Tourismusziel
der Pariser Bourgeoisie, taucht um
1854 ein neues Motiv in seiner Malerei
auf – die Strandszene. In der Folge entstehen zahlreiche Bilder mit Strand-
impressionen. Sie gehören zum Modernsten, was Boudin gemalt hat.
schichte der Aktmalerei –um eine akademische Darstellung des Körpers.
Cézanne begibt sich mit seinen männlichen und weiblichen Badenden auf
die Suche nach einer idealen Übereinstimmung von Mensch und Natur.
Baigneurs au repos (Ruhende Badende),
1876–78, Öl auf Leinwand, 35,0 x 45,5 cm
Musée d’art et d’histoire, Genf
Dépôt Fondation Jean-Louis Prévost,
Genf 1985
Abb. siehe Seite 29
Sur la plage de Trouville (Am Strand von
Trouville), 1880
Öl auf Holz, 14,6 x 25,0 cm
Museum Langmatt, Stiftung Langmatt
Sidney und Jenny Brown, Baden
Baigneuses (Badende), um 1895/96
Öl auf Leinwand, 28,5 x 51,0 cm
Museum Langmatt, Stiftung Langmatt
Sidney und Jenny Brown, Baden
Femmes et enfants sur la plage de Trouville (Frauen und Kinder am Strand von
Trouville), 1880
Öl auf Holz, 19,0 x 37,5 cm
Privatbesitz, Malans GR
Sept baigneurs (Sieben Badende), um
1900, Öl auf Leinwand, 38,0 x 46,0 cm
Fondation Beyeler, Riehen/Basel
Abb. siehe Seite 30
Abb. siehe Seite 11
Abb. siehe Seite 31
Les baigneurs (Die Badenden)
grosse Version, 1896–97
Lithographie in vier Farben,
Blatt: 48,5 x 63,2 cm
Kunstmuseum Winterthur
Geschenk von Dr. Arthur Hahnloser, 1916
Sur la plage de Trouville, à l’abri du
parasol rouge (Am Strand von Trouville,
im Schatten eines roten Sonnenschirms),
1885
Öl auf Holz, 13,7 x 23,5 cm
Museum Langmatt, Stiftung Langmatt
Sidney und Jenny Brown, Baden
Paul Cézanne
Les baigneurs (Die Badenden)
kleine Version, 1896–97
Lithographie in fünf Farben,
Blatt: 29,5 x 35,5 cm
Kunstmuseum Winterthur
Geschenk von Dr. Arthur Hahnloser, 1916
19.1.1839 • Aix-en-Provence
22.10.1906 • Aix-en-Provence
Nach einem abgebrochenen Studium
der Jurisprudenz besucht Paul Cézanne die Académie Suisse in Paris, wo er
unter anderem Camille Pissarro kennenlernt. Durch die Zusammenarbeit
mit Pissarro erhält Cézanne neue Impulse und entwickelt daraus das ihm
eigene körperlich-flächige Bildgefüge.
Er malt Landschaften, Stillleben, Porträts und Figurenbilder. Dazu gehört
das Thema der Badenden, mit dem sich
Cézanne ein Leben lang beschäftigt. In
rund 200 Arbeiten entwickelt der
Künstler das Thema zu einer eigenständigen Bildgattung. Es geht ihm
nicht mehr – wie bisher in der Ge-
Honoré Daumier
26.2.1808 • Marseille
10.2.1879 • Valmondois
Als Bildjournalist hat Honoré Daumier
unzählige Lithographien und Holzschnitte für Zeitschriften, Zeitungen
und Bücher gefertigt und damit eine
56
Art illustrierte Geschichte und Kulturgeschichte Frankreichs im 19. Jahrhundert aufgezeichnet. Seine Karikaturen
menschlicher Verhaltensweisen als moralische und gesellschaftliche Zeitbilder
haben bis heute nichts an Aktualität
eingebüsst. Es sind verallgemeinernde
Beschreibungen einer Welt, die auch
heute ihre Gültigkeit haben. Ab 1835 erscheinen rund 4000 Lithographien in
der
Tageszeitung Le Charivari, darunter
zwischen 1838 und 1842 die 30 Blätter
der amüsanten Folge der Badenden
(Les baigneurs) sowie 1847 die 17 Blätter
im Frauenbad (Les baigneuses). Der
Künstler ironisiert darin die Prüderie,
die mit dem Aufkommen der öffentlichen Bäder und der dazu gehörenden
Strandmoden offensichtlich wird. Für
die Bevölkerung von Paris bieten diese
neu entstandenen öffentlichen Bäder
in der Seine eine willkommene Erfrischung, für Daumier hingegen eine unerschöpfliche Inspirationsquelle.
Galerie physionomique (Tafel 21), 1837
Lithographie,
Blatt: 35,8 x 25,2 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 346
Originaltext (Transkription):
Le bain de famille.- The bath of family.
Übersetzung:
Das Familienbad.
Les baigneurs (Tafel 1), 1840
Lithographie,
Blatt: 26,4 x 20,9 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
DelteilNr. 760
Originaltext (Transkription):
Je n’y redescends plus! ... Je crois qu’il y
a des Ecrevisses...
Übersetzung:
Da gehe ich nicht wieder hinein. Ich
glaube es sind Krebse drin…
Les baigneurs (Tafel 2), 1840
Lithographie,
Blatt: 27,2 x 21,4 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 761
Originaltext (Transkription):
File... file.. Moellon! vla le municipal! Hue
donc en vla encore des chauds! faute de
quatre sous, on ne peut pas se laver… le
nez…. c’est gentil, c’est du propre !…
Übersetzung:
Schnell weg, Moellon, da kommen die
Gendarmen..... wieder so ein Wichtigtuer! Und nur weil wir keine 4 Sous haben
für die Badeanstalt.... können wir uns
nicht mal waschen!... zum Teufel.... das
ist doch einfach nicht richtig...!
57
Les baigneurs (Tafel 3), 1840
Lithographie,
Blatt: 26,8 x 20,4 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 762
Originaltext (Transkription):
La Seine est une rivière qui prend sa
source dans le Département de la Côte
d’Or, et va se perdre dans la Manche.
Elle traverse Paris : les habitans de cette
Cité, se dérobant aux feux de l’été
viennent chercher la fraîcheur et la
pureté de ses eaux.
Übersetzung:
Die Seine ist ein Fluss, der im Département Côte d’Or entspringt und in den
Ärmelkanal mündet. Sie fliesst durch
Paris: Die Einwohner dieser Stadt
suchen, um der sommerlichen Hitze zu
entgehen, die Kühle und Sauberkeit
dieses Gewässers auf.
Les baigneurs (Tafel 4), 1840
Lithographie,
Blatt: 26,7 x 21,0 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 763
Originaltext (Transkription):
Mme Greluche: Oh Gustave, qu’elle est
bonne! une vraie chaleur d’amour !
regarde-le notre fils Loulou ; la jolie
petite figure qu’il fait !..- Mr. Greluche :
Et Pyrame ! il a une peur….de Chien ! Si
tu savais ce qu’il fait le petit capon !
Übersetzung:
- Madame Greluche: Ach wie ist das
angenehm Gustave! welch herrliche
Wärme... sieh unseren kleinen Loulou,
was für ein niedliches Gesicht er macht!
- Monsieur Greluche: Na und erst Pyrame! er hat Angst.... eine Hundeangst.
Wenn Du wüsstest, was er gerade macht,
der kleine Feigling.
Les baigneurs (Tafel 5), 1840
Lithographie,
Blatt: 27,5 x 20,1 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 764
Originaltext (Transkription):
Il est bon que l’homme sache nager... il
ne va pas mal!... on dirait d’un poisson
tant qu’on le soutient avec une corde!...
mais ça se fera, c’est si jeune.
Übersetzung:
Es ist wichtig, dass der Mensch schwimmen kann. Es geht gar nicht so schlecht
für den Anfang... Man könnte meinen,
es sei ein Fisch, wenigstens solange man
ihn an der Schnur hält... das wird schon
noch werden... er ist ja noch so jung!
Les baigneurs (Tafel 6), 1840
Lithographie,
Blatt: 27,2 x 19,8 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 765
Originaltext (Transkription):
Voyage à St. Cloud.
Lithographie,
Blatt: 26,2 x 20,3 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 771
Übersetzung:
Reise nach St. Cloud.
Les baigneurs (Tafel 7), 1840
Lithographie,
Blatt: 20,4 x 26,5 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 766
Originaltext (Transkription):
Excusez, regard’ donc la grosse Fifine
qu’on aurait juré que c’était une Vénus….
ah ben en v’la un déchet!
Übersetzung:
Da schau, die dicke Fifine! Von der hätte
man gedacht, sie sei eine Venus! - was
für eine Enttäuschung!
Originaltext (Transkription):
Voyez vous bourgeois, vous êtes
justement dans l’âge et dans la force ;
quand un homme est taillé comme vous
et qu’il se soutient sur l’eau ça flatte un
professeur prenez des leçons, coupez les
de petits verres, et vous irez
chouettement !
Les baigneurs (Tafel 12), 1840
Lithographie,
Blatt: 27,2 x 21,3 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 772
Übersetzung:
Sehen Sie Bürger, Sie sind genau im
richtigen Alter und sind so gebaut, dass
Sie sich gut auf dem Wasser halten
werden. Das schmeichelt dem Lehrer...
nehmen Sie Unterricht und trinken Sie
zwischendurch ein Gläschen, und Sie
werden sehen, es läuft wie geschmiert.
Originaltext (Transkription):
LE BAIN CHAUD.
Sapristi !… on ne fourre pas un homme
dans l’eau comme ça, on y flanque des
Hommards !
Übersetzung:
DAS HEISSE BAD.
Himmel!... man kann doch einen Menschen nicht in so ein heisses Wasser
werfen, das ist ja für Hummer!
Les baigneurs (Tafel 8), 1840
Lithographie,
Blatt: 26,7 x 20,3 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 768
Les baigneurs (Tafel 13), 1840
Lithographie,
Blatt: 26,3 x 20,4 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 773
Originaltext (Transkription):
C’est un petit diable un vrai Dauphin ; il
adore l’eau ! si on ne le retenait pas… il y
resterait.
Übersetzung:
Ein richtiger kleiner Wildfang, fast wie
ein Delfin; er liebt das Wasser ... wenn
man ihn nicht zurückhalten würde, käme
nie heraus!
Originaltext (Transkription):
Eh bonjour! enchanté de vous rencontrer.
– Comment se porte Madame ? – A
merveille. – Dans l’eau, je ne vous
reconnaissais pas; je vous prenais pour
un lion – Vous êtes bien bon, c’est ce que
tout le monde me dit.
Les baigneurs (Tafel 9), 1840
Lithographie,
Blatt: 26,8 x 20,4 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 769
Übersetzung:
- Guten Tag, wie schön Sie wieder zu
sehen...
- Wie geht es der Gattin?
- Wunderbar.
- Im Wasser hätte ich Sie fast nicht
erkannt.... ich hielt Sie für einen Löwen!
- Zu gütig, das sagt mir jeder.
Originaltext (Transkription):
Allons lancez vous Père Goutot c’est une
vraie lessive!
Übersetzung:
Los springen Sie, Vater Goutot, es ist
warm wie eine Brühe!
Les baigneurs (Tafel 14), 1840
Lithographie,
Blatt: 26,0 x 20,7 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 774
Les baigneurs (Tafel 10), 1840
Lithographie,
Blatt: 26,6 x 20,6 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 770
Originaltext (Transkription):
Fausse position!!!
Übersetzung:
Schlechter Platz !
Originaltext (Transkription):
Arrive donc marsoin; a-t-on vu ce
caniche là, ça veut être marin, ça se fait
des bateaux avec des coquilles de noix,
et ça craint les bains à quatre sous.
Les baigneurs, (Tafel 15), 1840
Lithographie,
Blatt: 25,7 x 33,8 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Delteil Nr. 775
Übersetzung:
Komm her, Du kleines Meerschweinchen,
hat man schon solch einen Angsthasen
gesehen. Will Matrose werden, macht
kleine Bötchen aus Nussschalen und hat
Angst im öffentlichen Bad.
Originaltext (Transkription):
Dites donc, père Coquardeau, il est
joliment frais. – Pardine ! j crois bien .
Les baigneurs (Tafel 11), 1840
Übersetzung:
58
- Na, Vater Coquardeau, der ist aber
schön frisch.
- Himmel ja, das will ich auch meinen.
Abb. siehe Seite 19
Les baigneurs (Tafel 16), 1840
Lithographie,
Blatt: 25,8 x 20,6 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 776
Originaltext (Transkription):
- ..... Notre bon allié le Pacha d’Egypte...
et la Syrie, Monsieur, la Syrie! - Oui, mais
le Statu quo Européen. - D’ailleurs, le
quadruple traité....- la France se doit à
elle même..... - Oui, mais le Statu quo
Européen.... - Ah! bah! vous parlez
comme une poule mouillée.
Übersetzung:
....mit unserem Verbündeten, dem Pascha von Ägypten...
- und was ist mit Syrien, Monsieur, mit
Syrien?
- Ja schon, aber der europäische Status
quo...
- Nicht zu vergessen der Viermächte
Vertrag!
- Aber Frankreich ist es sich schuldig...
- Schon, aber der europäische Status
quo....
- Ach was Monsieur, Sie reden wie ein
Hasenfuss!
Les baigneurs (Tafel 17),1842
Lithographie,
Blatt: 25,7 x 21,0 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 777
Originaltext (Transkription):
„Quand les enfants ont été bien sages le
papa les mène au bain par partie de
plaisir“
(Alexis ou l’Erreur d’un bon Père).
Übersetzung:
«Wenn die Kinder brav waren, nimmt der
Vater sie mit ins Schwimmbad.»
(Alexis oder der Irrtum eines guten Vaters)
Les baigneurs (Tafel 18), 1842
Lithographie,
Blatt: 25,8 x 21,5 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 778
Originaltext (Transkription):
- Dites donc, Papa Drouillet, avec c’te
envergure là, vous devez pas nager
comme un Dauphin.
- Oui mais vous, vous êtes joliment taillé
pour faire la planche.
Übersetzung:
- Hören Sie Vater Drouillet, so dick wie
Sie sind, werden Sie wohl wie ein Delphin
im Wasser schwimmen....
- Ja, und dafür ist Ihre Figur das perfekte
Schwimmbrett.
Les baigneurs (Tafel 19), 1842
Lithographie,
Blatt: 25,1 x 20,9 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
59
Delteil Nr. 779
Originaltext (Transkription):
LA LEÇON À SEC.
Après trois mois de cet exercice non
interrompu, on se trouve réduit à l’état
de poisson, et l’être le plus timide, peut
se présenter sans crainte......... aux
bains Chinois!...
Übersetzung:
TROCKENUNTERRICHT.
Nach drei Monaten ununterbrochenen
Trockentrainings glaubt man sich zum
Fisch verwandelt. Auch der Ängstlichste
kann nun ohne Scheu ins...... chinesische
Bad gehen.
Les baigneurs (Tafel 20), 1842
Lithographie,
Blatt: 26,5 x 18,4 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 780
Originaltext (Transkription):
Bains de femmes.
Oui Madame, c’est comme j’ai l’honneur
de vous le dire, je l’ai porté onze mois,
qu’on croyait que j’étais hydropique;
Dirait-on que ça n’a que six ans, il tient
de son père, Tambour major de la 6ème
Légion, chantant la Marseillaise par
cœur et buvant la goutte le matin comme
un petit pompier. Oh! n’amour, baisez
vot’mère tout de suite.
Übersetzung:
Frauenbad.
Ja, Madame, es ist so, wie ich mich
beehren darf, es Ihnen zu erzählen, ich
ging elf Monate mit ihm schwanger, so
dass man mich schon für wassersüchtig
hielt. Man möchte kaum glauben, dass
das erst sechs Jahre her ist? Er gerät
seinem Vater nach, Tambourmajor der 6.
Legion, singt die Marseillaise auswendig
und trinkt morgens sein Gläschen wie ein
kleiner Feherwehrmann. Oh, mein Lieber,
küss mal gleich Deine Mutter!
Les baigneurs (Tafel 21), 1842
Lithographie,
Blatt: 25,8 x 19,8 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 781
Originaltext (Transkription):
Parole d’honneur Mme Frenouillet, ce
n’est pas pour nous flatter mais nous
pinçons la natation un peu crânement.
En nous voyant on jurerait deux
poissons...... Une Carpe et une Anguille.
Übersetzung:
Ich will uns ja nicht loben, Madame
Frénouillet, aber wenn man uns beide so
beim Schwimmen sieht, könnte man
meinen, wir wären zwei Fische: ein
Karpfen und ein Aal.
Les baigneurs (Tafel 22), 1842
Lithographie,
Blatt: 25,4 x 20,6 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 782
Originaltext (Transkription):
Tiens ct’ idée! le municipal qui boit un
coup....... fallait donc le dire, on vous
aurait payé queq’chose, guerrier!
l’autorité qui se rafraichit..... ohé
Gugusse.... qui est ce qui repêche
l’autorité?
Originaltext (Transkription):
- Attention, Gargouillet, v’là le bourgeois
qui passe avec son épouse; il pourrait
bien nous laver la tête et nous ficher du
savon.
- Merci! je sors d’en prendre.
Übersetzung:
Sieh mal einer an, ein Polizist der auch
einen Schluck trinkt... hätten Sie nur
etwas gesagt, wir hätten Ihnen gerne
noch so eine Erfrischung spendiert, alter
Krieger. Eine Erfrischung für die Autorität.... hallo Gugusse..... wer soll denn
nun die Obrigkeit wieder herausfischen?
Übersetzung:
- Vorsicht Garguillet, da kommt der Herr
mit seiner Frau! Wenn er uns sieht, würde
er uns sicher den Kopf waschen und uns
einseifen....
- Nur das nicht!
Les baigneurs (Tafel 23), 1842
Lithographie,
Blatt: 23,1 x 20,3 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 783
Les baigneurs (Tafel 27), 1842
Lithographie,
Blatt: 25,3 x 21,2 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 787
Originaltext (Transkription):
UNE PROFESSION DE FOI.
Oui, monsieur, j’ai mis ma vie politique à
nu devant le pays. Je croyais alors que
mon amour sincère pour nos institutions
me rendait digne de représenter mes
concitoyens..... Je me suis trompé monsieur, grossièrement trompé!!
Originaltext (Transkription):
UN JOLI CALEMBOUR.
- Avez-vous du six, Général?.. - Attendez
donc Baron, je vais vous faire une petite
culotte qui ne vous irait pas mal dans ce
moment ci! hi!hi! hi! hi!....
Übersetzung:
EIN HÜBSCHES WORTSPIEL.
- Haben Sie eine Sechs, General?
- Warten Sie nur Baron, ich werde Ihnen
die Hosen runterziehen.... das würde
Ihnen in diesem Moment Recht geschehen...hihihi...
Übersetzung:
EIN GLAUBENSBEKENNTNIS.
Ja Monsieur, ich habe meine politische
Position klar und offen vor dem Land
entblösst. Ich war sicher, dass meine
aufrichtige Liebe zu unserem System
mich würdig machen würde, meine
Mitbürger zu vertreten... ich habe mich
offensichtlich getäuscht Monsieur, sehr
getäuscht!!
Les baigneurs (Tafel 28), 1842
Lithographie,
Blatt: 25,7 x 20,8 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 788
Les baigneurs (Tafel 24), 1842
Lithographie,
Blatt: 26,0 x 21,2 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 784
Originaltext (Transkription):
UN ABUS DE CONFIANCE.
Les misérables!! voler un avocat de
prison qui nage sous la sauve-garde des
lois naturelles et sociales! sans mon
chapeau, je rentrais nu chez moi; dans
quel temps vivons nous!
Originaltext (Transkription):
UNE FACÉTIE.
Cocher! cocher! avez-vous deux places
en lapins?
Übersetzung:
EIN VERTRAUENSMISSBRAUCH.
Diese Halunken!! Einem Gefängnisdirektor die Kleider zu stehlen, der in vollem
Vertrauen zu den Gesetzen der Natur ein
Bad nimmt.... Ohne meinen Hut müsste
ich nackt heimgehen. In welchen Zeiten
leben wir nur!
Übersetzung:
EIN GUTER SCHERZ.
Hallo Kutscher, haben Sie noch Platz für
zwei auf dem Notsitz?
Les baigneurs (Tafel 25), 1842
Lithographie,
Blatt: 26,3 x 19,7 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 785
Les baigneurs (Tafel 29), 1842
Lithographie,
Blatt: 26,2 x 20,6 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 789
Originaltext (Transkription):
Pardon, Mr. le Maire!... pourriez - vous
me faire le plaisir de me dire s’il est
permis de se baigner ici?
Originaltext (Transkription):
L’ENSEIGNEMENT MUTUEL.
Allons donc, vieux! les vessies ne sont
pas des lanternes, elles vont à l’eau.
Übersetzung:
Entschuldigen Sie Herr Bürgermeister,
könnten Sie mir freundlicherweise sagen,
ob das Baden hier erlaubt ist?
Übersetzung:
GEGENSEITIGER SCHWIMMUNTERRICHT.
Komm schon, Alter....... die Schwimmblasen sind keine Laternen; sie gehören
ins Wasser!
Les baigneurs (Tafel 26), 1842
Lithographie,
Blatt: 25,5 x 20,1 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 786
Les baigneurs (Tafel 30), 1842
Lithographie,
Blatt: 25,0 x 20,8 cm
60
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 790
Originaltext (Transkription):
LES BAINS A VINGT CENTIMES. NOUVEAU
STYLE.
Dites donc vieux! l’eau est-elle bonne?
Méchant môme, si elle était bonne,
on n’en donnerait pas tant pour quatre
sous.
Übersetzung:
DIE ÖFFENTLICHEN BÄDER FÜR 20
CENTIMES. NEUER STIL.
- Sag mal, Alter, ist denn das Wasser
gut?
- Du Dummkopf! Wenn es gut wäre,
würden wir nicht soviel davon für nur vier
Sous bekommen.
Les baigneuses (Tafel 1), 1847
Lithographie,
Blatt: 24,2 x 19,3 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1629
Originaltext (Transkription):
Nayades de la Seine.
Übersetzung:
Die Najaden der Seine.
Les baigneuses (Tafel 2), 1847
Lithographie,
Blatt: 23,5 x 19,2 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1630
Originaltext (Transkription):
- Dans l’été ce n’est qu’ici que réellement
je me trouve bien.....
Übersetzung:
Im Sommer fühle ich mich nur hier wirklich wohl.
Les baigneuses (Tafel 5), 1847
Lithographie,
Blatt: 24,5 x 36,3 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Delteil 1633
Originaltext (Transkription):
Madame Rabourdeau à sa première
leçon.
Übersetzung:
Madame Rabourdeau bei ihrer ersten
Unterrichtsstunde.
Abb. siehe Seite 19
Les baigneuses (Tafel 6), 1847
Lithographie,
Blatt: 24,3 x 21,1 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1634
Originaltext (Transkription):
Une élève zélée travaillant à domicile.
Übersetzung:
Eine eifrige Schülerin bei der Hausaufgabe.
Les baigneuses (Tafel 7), 1847
Lithographie,
Blatt: 23,6 x 20,3 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1635
Originaltext (Transkription):
La planche démontrée par le précepte et
par l’exemple.
Übersetzung:
Das Schwimmbrett in Theorie und Praxis.
Les baigneuses (Tafel 8), 1847
Lithographie,
Blatt: 23,9 x 19,4 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1636
Les baigneuses (Tafel 3), 1847
Lithographie,
Blatt: 23,5 x 19,7 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1631
Originaltext (Transkription):
Les baigneuses prudentes.
Originaltext (Transkription):
- Chère baronne, je vous félicite..... vous
venez de piquer une tête..... oh! mais une
tête...... il n’y a que vous pour ces têtes
là!
Les baigneuses (Tafel 12), 1847
Lithographie,
Blatt: 26,0 x 19,2 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1640
Übersetzung:
Meine Liebe Frau Baronin, meinen Glückwunsch, Sie haben da einen unglaublichen Köpfler gemacht! Was für ein Kopfsprung... so etwas können auch nur Sie
zustandebringen!
Originaltext (Transkription):
En pleine eau.
Les baigneuses (Tafel 4), 1847
Lithographie,
Blatt: 25,3 x 19,3 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1632
Originaltext (Transkription):
Entre deux plongeons.
Übersetzung:
Vorsichtige Schwimmerinnen.
Übersetzung:
Mitten im Wasser.
Les baigneuses (Tafel 13), 1847
Lithographie,
Blatt: 25,2 x 19,2 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1641
Originaltext (Transkription):
A la buvette.
Übersetzung:
An der Bar.
Übersetzung:
Zwischen zwei Sprüngen.
Les baigneuses (Tafel 15), 1847
61
Lithographie,
Blatt: 24,2 x 20,2 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1643
Originaltext (Transkription):
- Elle a encore tout d’même une jolie
taille madame Coquardeau !...
Übersetzung:
Madame Coquardeau hat doch eigentlich
immer noch eine hübsche Figur!...
Les baigneuses (Tafel 17), 1847
Lithographie,
Blatt: 23,6 x 19,6 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Delteil Nr. 1645
Originaltext (Transkription):
En famille.
Übersetzung:
Unter sich..
Les trains de plaisir (Tafel 13), 1852
Lithographie,
Blatt: 25,5 x 33,5 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Delteil Nr. 2337
rei, Pastell, Druckgraphik und vereinzelt auch in Skulpturen. Seit Anfang der
1880er Jahre zeigt Degas scheinbar
gänzlich unbeobachtete Frauen, die mit
ihrer intimen Körperpflege beschäftigt
sind. Wie bei seinen Darstellungen von
Tänzerinnen sucht Degas auch beim
Motiv der Toilette vor allem die flüchtige Bewegung wiederzugeben. Degas’
Frauenakte entsprechen nicht dem
klassischen Kanon. Sie sind weder anziehend noch aufgeputzt, sondern zeigen eine Realität, die für die Betrachter
und die Kritiker der Epoche als erschreckend und unschön wahrgenommen wird. In ihren intimen Bewegungen, die sich in engen Interieurs
vollziehen, erscheinen die Akte ungewöhnlich realistisch. Die geneigten
Blickwinkel, die diagonalen Kompositionen und die überraschenden Ausschnitte entlehnt der Künstler der japanischen Druckgraphik.
Nu de femme (Weiblicher Akt),
um 1885/86
Pastell auf zusammengesetztem Papier,
auf Karton aufgezogen,
71,0 x 70,0 cm
Museum Langmatt, Stiftung Langmatt
Sidney und Jenny Brown, Baden
Originaltext (Transkription):
Parisiens surpris par la marée montante;
autre émotion maritime.
Übersetzung:
Pariser, die von der steigenden Flut
überrascht werden. Eine weitere maritime Erfahrung.
Abb. siehe Seite 26
Les trains de plaisir (Tafel 14), 1852
Lithographie,
Blatt: 25,5 x 34,2 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Delteil Nr. 2338
Originaltext (Transkription):
AUTRE ÉMOTION MARITIME.
Allons, bon!.. voilà mon chapeau à la
mer!.. il faudra que j’écrive en Angleterre
pour le ravoir!..
Übersetzung:
NOCH EINE MARITIME ERFAHRUNG.
Ach Gott, da schwimmt nun mein Hut im
Meer... ich werde nun nach England
schreiben müssen, wenn ich ihn wieder
haben will.
Nu s’essuyant (Weiblicher Akt, sich
abtrocknend), um 1879
Monotypie in schwarzer Ölfarbe,
16,1 x 11,8 cm
E.W.K., Bern
La sortie du bain (Beim Verlassen des
Bades), um 1879–80
Radierung, Aquatinta und Kaltnadel,
12,8 x 12,9 cm
E.W.K., Bern
Edgar Degas
Abb. siehe Seite 16
19.7.1834 • Paris
27.9.1917 • Paris
Edgar Degas absolviert eine klassische
Ausbildung an der École des BeauxArts in Paris. Experimentierfreudig arbeitet er mit verschiedenen Techniken
und behandelt seine Themen in Male-
62
La sortie du bain, kleine Version (Beim
Verlassen des Bades), um 1890
Lithographie, Blatt: 34,7 x 32,6 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
August Deusser
15.2.1870 • Köln
28.10.1842 • Konstanz
Ausgebildet an der Düsseldorfer Akademie orientiert sich August Deusser
zunehmend an den französischen Impressionisten und insbesondere an Cézanne. In der Motivwahl beweist er die
grösste Eigenständigkeit, indem er sich
mit der Stadtlandschaft auseinandersetzt. Deusser prägt im Rheinland für
einige Zeit das Kunstgeschehen mit
neuen Impulsen. Der Künstler initiiert
und organisiert 1912 die bedeutendste
zeitgenössische Ausstellung in Deutschland, die Sonderbundausstellung Köln.
Dort stellt er seine eigenen Werke und
die seiner deutschen Kollegen neben
Werke der französischen Impressionisten, Cézanne, van Gogh, der Nabis
und weiterer international bekannter
Künstler (aus der Schweiz Amiet, Giacometti und Hodler).
Mit Deussers Wahl zum Professor der
Kunstakademie Düsseldorf 1917 verliert seine Malerei allmählich stilistisch und thematisch an Modernität.
In der Folge thematisiert Deusser
mehrmals das mythologische Motiv
der Geburt der Venus. Obwohl zunehmend akademisch, erkennt man immer noch unschwer in Pinselführung
und Komposition die einstigen Einflüsse von Cézanne. Der 1918 entstandene Jungbrunnen zeigt bereits ausgeprägt die Hinwendung Deussers zur
akademischen Arbeitsweise.
Venus, aus dem Wasser steigend
(Geburt der Venus), 1917
Öl auf Pappe, 34,5 x 28,5 cm
Antonie Deusser-Stiftung,
www.deusser.ch
63
Jungbrunnen (Edelfräulein vor
dem Bade), 1918
Öl auf Leinwand, 70,0 x 80,0 cm
Antonie Deusser-Stiftung,
www.deusser.ch
arkadischen Wunschlandschaften verschmelzen. Diese Landschaften belebt
er häufig mit Badenden. Den Werdegang als Zeichner idealer Landschaften
beschreibt er in seinem 1770 publizierten Brief ueber die Landschaftsmahlerey und inspiriert damit Maler wie Joseph Anton Koch oder John Constable.
Zu Lebzeiten Gessners sind seine Radierungen, lavierten Zeichnungen und
Gouachen beliebte Sammlerstücke.
Die Badenden I, um 1768
Feder und Pinsel in Schwarz und Grau,
laviert, über Graphit, Randstrich in
Braun, 23,5 x 39,2 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Albrecht Dürer
Die Badenden II, um 1768
Feder und Pinsel in Schwarz und Grau,
grau laviert, über Graphit, Randstrich in
Schwarz, 19,9 x 36,6 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
21.5.1471 • Nürnberg
6.4.1528 • Nürnberg
Albrecht Dürer ist der herausragende
Künstler der deutschen Renaissance.
Seine Kunstwerke haben im Lauf der
Jahrhunderte immer wieder neue Aktualität erlangt und bis in die Moderne
hinein Auswirkungen auf die Kunst
gehabt. Dürer schafft Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphiken. Die
noch neuen Medien Kupferstich und
Holzschnitt, die sich im 15. Jahrhundert erst entwickeln, bieten ihm die
Möglichkeit, neue und ungewöhnliche
künstlerische Vorstellungen wie zum
Beispiel Das Männerbad zu verwirklichen.
Das Männerbad, um 1498
Holzschnitt, 38,5 x 28,0 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Abb. siehe Seite 14
Salomon Gessner
1.4.1730 • Zürich
2.3.1788 • Zürich
Salomon Gessner hat nicht nur Idyllen
gedichtet, sondern hat sie auch bildnerisch umgesetzt. Bis 1760 steht die
dichterische Prosa im Vordergrund,
danach versucht er, durch ein für damalige
Verhältnisse vorbildliches Selbststudium, der Landschaftsmalerei neue Impulse zu geben. Seinen Naturstudien
entnimmt Gessner pittoreske Landschaftsfragmente und lässt sie mit
Die Überraschung (Das gestörte Bad),
1780–1782
Gouache, Randstrich in Schwarz,
28,3 x 39,3 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Giovanni Giacometti
7.3.1868 • Stampa
25.6.1933 • Glion-sur-Montreux
Giovanni Giacometti bildet sich zunächst an privaten Kunstschulen in
München aus. Hier lernt er Cuno
Amiet kennen. Gemeinsam reisen sie
nach Paris und besuchen fortan die
Académie Julian. Die anfänglich naturalistische Malweise Giacomettis erfährt eine Intensivierung der Lichtund Farbwirkung. Zurück im
heimatlichen Bergell, begegnet er 1894
Segantini und wird von dessen Divisionismus in den folgenden Jahren beeinflusst. Im ersten Jahrzehnt des 20.
Jahrhunderts zeigt Giacometti eine
grosse Experimentierfreudigkeit. Die
zunehmend leuchtende Farbensprache
beruht auf seiner Verbundenheit mit
der Bergeller Heimat. Ebenso prägt
den Künstler sein glückliche Familienleben. So wählt er als Motiv in zahlreichen Bildern das Engadin, das Bergell
und die Familie.
Burrone (Badende in einer Schlucht),
um 1918
Öl auf Leinwand, 70,0 x 66,0 cm
Privatbesitz
Abb. siehe Frontispiz
64
Dieter Hall
22.9.1955 • Zürich
Fanciulli nel lago – Alberto und Diego
im Silsersee, 1916
Holzschnitt in fünf Farben,
20,0 x 20,0 cm
Sammlung Werner Zell, Gockhausen
Michael Günzburger und
Petra Ronner
27.6.1974 • Bern
und 28.1.1963 • Zürich
Die ausgestellte Photographie dokumentiert eine Intervention von Petra
Ronner und Michael Günzburger im
Museum Langmatt. Petra Ronner ist
Pianistin und tritt mit ortspezifischen
künstlerischen Arbeiten mit Klang an
die Öffentlichkeit. Sie ist Mitglied der
Gruppe für Neue Musik Baden GNOM.
Michael Günzburger lässt sich mit seinen zeichnerischen Arbeiten gerne
konsequent auf einen Ausstellungsort
ein. Günzburger und Ronner veranlassen als erste Sommergäste des Museums Langmatt 2006 eine Teil-Ausgrabung des Swimming Pools im Park der
Villa Langmatt. Mit der Freilegung des
zugeschütteten Pools wird an Glücksmomente im Leben der Familie Sidney
und Jenny Brown erinnert. Das einstige «Paradies» der Familie wird herbeigeschworen – da dies jedoch in Form
einer Baustelle geschieht, bleibt die
Aussage ambivalent.
Pool, 2006
Grabung und Goldkordel vor dem Badehaus der Villa Langmatt
im Rahmen der Ausstellung Sommergäste
Photographie, 30,0 x 40,0 cm
Museum Langmatt, Stiftung Langmatt
Sidney und Jenny Brown, Baden
Photo: Andrés Morya
Abb. siehe Seite 9
Dieter Hall beginnt parallel zum Studium der Kunstgeschichte 1981 zu malen. Er bleibt in seinem Schaffen stets
der Figuration verpflichtet, folgt aber
keinem akademischen Perfektionismus. Klassische Fragestellungen nach
Vergänglichkeit, Leben und Tod stehen thematisch im Mittelpunkt. Ähnlich der japanischen Kunst wählt Hall
ungewöhnliche Perspektiven, angeschnittene Motive oder schmale Hochformate. In Anlehnung an Degas’ Pastelle und deren Ikonographie
verbindet er schliesslich Portrait und
Interieur miteinander. Zunehmend
abstrahiert er die Interieurs zu Formund Farbfeldern, verzichtet auf scharfe
Konturen und verwendet leuchtende
Pastellfarben sowie Grossformate. Dadurch betont er den sinnlichen Charakter der dargestellten Alltagsverrichtungen. Ab 2006 schafft Hall neu
plastische Bronzefigurinen bei der
Toilette, die sich nicht nur im realen
Raum aufhalten, sondern mit realen
Alltagsgegenständen eine Verbindung
eingehen.
Dieter Hall lebt und arbeitet in New
York und Zürich.
Badezimmer mit schwarzem Badetuch,
2005
Öl auf Leinwand, 118,0 x 70,0 cm
Courtesy of Galerie Stephan Witschi
Badezimmer mit rotem Badetuch, 2006
Öl auf Leinwand, 116,0 x 68,0 cm
Courtesy of Galerie Stephan Witschi
Der gelbe Duschvorhang, 2010
Öl auf Leinwand, 121,0 x 85.0 cm
Courtesy of Galerie Stephan Witschi
Badender, 1998
Pastell, 28,0 x 43,0 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Abb. siehe Seite 21
Das gelbe Badezimmer, 1998
Pastell, 55,5 x 75,0 cm
Courtesy of Galerie Stephan Witschi
Louis in der Badewanne, 1998
Pastell, 64,5 x 49,5 cm
Courtesy of Galerie Stephan Witschi
Zahnbürsten, 2000
Pastell, 40,0 x 30,0 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Abb. siehe Seite 21
Die blaue Grotte, April 2011
Installation im ehemaligen Badehaus
65
Von der Heydt-Museum Wuppertal
der Villa Langmatt
Raumkonzept: Barbara Liebster
Assistent: Stefan Waser
10 Figurinen
ohne Titel, 2006, Auflage je 6
Bronze und Mixed Media
zwischen 25,0 und 32,0 cm
Courtesy of Galerie Stephan Witschi
Abb. siehe Seiten 21 und 78
Tomcats, April 2011
Installation im Badezimmer der
Villa Langmatt
Raumkonzept: Barbara Liebster
Assistent: Stefan Waser
19 Bilder Öl auf Leinwand
Courtesy of Galerie Stephan Witschi
Abb. siehe Seite 34
Im 1901 eingerichteten Badezimmer der
von Karl Moser erbauten Villa Langmatt
fallen technische Raffinessen englischer
und amerikanischer Herkunft auf, wie
beispielsweise das akanthusverzierte
WC mit Mahagoni-Spülkasten und einer
Manufaktur-Marke in der Schüssel mit
dem Firmenspruch Honi soit qui mal y
pense.
Erich Heckel
31.7.1883 • Döbeln
27.1.1970 • Radolfzell
Nach einem abgebrochenen Architekturstudium bildet sich Erich Heckel
autodidaktisch zum Maler und Graphiker aus. 1905 gründet er mit Künstlerkollegen die Künstlergemeinschaft
Brücke, die zu einem wichtigen Zentrum des deutschen Expressionismus
wird. Die Künstler entfliehen der städtischen Zivilisation auf der Suche nach
dem Ideal einer paradiesischen Harmonie zwischen Mensch und Natur.
Ihr Thema wird der Akt in freier Bewegung und in freier Natur. In diesem
Sinn sind auch Heckels Werke der Badenden zu sehen. Die nackten Körper,
in deren gelbbräunlichem Inkarnat
sich die Farbe der Erde widerspiegelt,
erscheinen als selbständige Bestandteile der Natur. Spuren der Zivilisation
beschränken sich auf den Hintergrund. In der Druckgraphik (Holzschnitte, Lithographien und Radierungen) findet Heckel schon früh zu
hoher Eigenständigkeit. Einige seiner
Holzschnitte zählen zu den überzeugendsten Leistungen des deutschen
Expressionismus.
Szene am Meer (Badende Frauen), 1912
Öl auf Leinwand, 96,0 x 121,0 cm
66
Akt am Strand, 1914
Holzschnitt koloriert, 67,7 x 51,3 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Badende Soldaten, 1916
Lithographie, Blatt: 47,9 x 34,7 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Ernst Ludwig Kirchner
6.5.1880 • Aschaffenburg
15.6.1938 • Davos
Nach abgeschlossenem Architekturstudium widmet sich Ernst Ludwig Kirchner ganz der Malerei. Er ist der Mitbegründer der Künstlergruppe Brücke.
Gemeinsam wird versucht, sich von den
Fesseln des bürgerlichen Lebens und als
Künstler von der akademischen Tradition zu befreien. Die gesuchte Ursprünglichkeit entdecken die Künstler
an den Moritzburger Teichen, wo sie
mehrere Sommer (1907–11) leben und
arbeiten. Hier gelingt es ihnen, Leben
und Kunst aufs Engste zu verknüpfen.
Der Akt im Freien als Inbegriff einer
Harmonie von Kunst und Leben avanciert zu einem der Leitthemen. «Es gibt
nichts Reizvolleres als Akte im Freien
zu zeichnen» konstatiert Kirchner im
Juli 1910.
Max Liebermann
20.7.1847 • Berlin
8.2.1935 • Berlin
Der an der Kunstschule Weimar ausgebildete Max Liebermann findet
durch die Beschäftigung mit dem
französischen Impressionismus seit
1880 zu einer lichten Farbigkeit, einem
schwungvollen Farbauftrag und einer
Heiterkeit in der Motivwahl. Seine
ihm eigene Art des Impressionismus,
geprägt von Bewegung und Rhythmus, realisiert er insbesondere Ende
der 1890er Jahre in den Studien am
Strand von Zandvoort und Scheveningen. Die Jungen, die in den Brandungswellen baden, sich am Strand an- und
ausziehen, gehören zu den bevorzugten Motiven jener Jahre. Sie zeichnen
sich durch eine Frische aus, die auf dem
Malen vor der Natur beruht. In seinem
graphischen Werk konzentriert sich
Liebermann zunächst auf eine genaue
Übertragung seiner Malerei auf Papier.
Die graphischen Blätter werden zunehmend freier und variantenreicher und
erreichen die Qualität von autonomen
Werken.
Badende Jungen, 1897
Radierung und Kaltnadel,
28,8 x 39,0 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Badende Jungen, in: Pan, III. Jahrgang
(1897), Heft 2
Radierung, 14,0 x 18,5 cm
Buch: 37,0 x 31,0 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Jozef Israëls am Strande von
Scheveningen, 1912
Lithographie,
Blatt: 33,0 x 27,0 cm
Graphische Sammlung ETH Zürich
Drei Badende in der Welle, 1913
Kohle, 49,5 x 40,0 cm
E.W.K., Bern
Aristide Maillol
Drei Badende in Moritzburg, 1910
Holzschnitt in drei Farben
auf grauem Bütten,
30,0 x 21.0 cm,
E.W.K., Bern
8.12.1861 • Banyuls-sur-Mer
27.9.1944 • Perpignan
Aristide Maillol ist vor allem als Bildhauer berühmt geworden. Das Hauptthema seiner bildhauerischen Arbeit
ist der weibliche Akt in vereinfachten,
monumental-rundplastischen Formen
und vollendetem Ebenmass. Er verzichtet auf Details und individuelle
Züge. Seine Akte strahlen Ruhe und
harmonische Ausgewogenheit aus. Be-
Abb. siehe Seite 33
67
vor sich Maillol um 1900 wegen Augenproblemen der Bildhauerei zuwendet,
arbeitet der an der École des BeauxArts ausgebildete Künstler als Maler.
1895 schliesst er sich der Künstlergruppe der Nabis an, deren dekorative und
flächenbetonte Kunst für ihn sehr prägend wird. Aus dieser Schaffensphase
stammt der Holzschnitt La vague. Der
kräftig umrandete offene weibliche
Körper bildet einen Gegensatz zur dekorativ bewegten fliessenden Umgebung. Das Bildmotiv erscheint gleichzeitig auf einer Tapisserie, etwas später
auch als Keramikfigur und Gipsrelief.
La toilette (Die Toilette), 1862,
Blatt 7 aus der Folge Trente Eaux-fortes
originales, Paris 1905
Radierung, 28,5 x 22,3 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
La vague (Die Woge), 1895-98
Holzschnitt, 26,5 x 25,7 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Edouard Manet
23.1.1832 • Paris
30.4.1883 • Paris
Ausgebildet im Atelier von Thomas
Couture und an der Académie Suisse, der freien Malschule von Charles
Suisse, begeistert sich Edouard Manet
für alles Spanische. Diese Begeisterung ebenso wie die zunehmende
künstlerische Auseinandersetzung mit
den Themen des modernen Lebens teilt
er mit seinem Freund Charles Baudelaire. 1862 zählt Manet zu den Gründern der Société des aquafortistes, deren Ziel in der Förderung der
Radierkunst besteht. In den 1860er
Jahren entstehen mehr als die Hälfte
seiner Radierungen. Viele zeigen Wiederholungen seiner Gemälde. Manet
nutzt aber auch die moderne Photographie als direkte Vorlage für seine
Radierungen und erreicht dadurch
eine erhöhte Authentizität.
Nackte Frauen bei der Toilette gehören bei Manet zu den eher seltenen
Motiven. Sowohl bezüglich Motiv als
auch Technik ist der Rückenakt wohl
auch als Auseinandersetzung mit
dem Werk von Edgar Degas zu sehen, dessen Pastelle von badenden
Frauen an der 3. Ausstellung der Impressionisten 1877 grosse Beachtung
fanden.
Otto Mueller
16.10.1874 • Liebau
24.9.1930 • Breslau
Otto Mueller studiert nach seiner Ausbildung zum Lithographen an der
Dresdner Kunstakademie. 1910 schliesst
er sich der Künstlergruppe Brücke an
und malt mit den Künstlerkollegen an
den Moritzburger Teichen. Er sucht die
Unverfälschtheit des Menschen in der
Natur, wodurch der weibliche Akt im
Freien zu seinem bevorzugten Thema
wird. Im Vergleich zu den anderen Brücke-Künstlern ist seine Farbgebung eher
gedämpft. Mueller setzt das Thema der
Badenden im zeitlosen Arkadien am
konsequentesten fort. Mit seiner Zuwendung zur Lebenswelt der Zigeuner, denen er auf seinen Reisen ab 1924 begegnet, dokumentiert Mueller im Weiteren
den Versuch, aus bürgerlichen Konventionen und Wertvorstellungen auszubrechen.
Badende, in: Kurt Pfister, Deutsche
Graphiker der Gegenwart, Leipzig 1920
Lithographie, Buch: 33,0 x 25,0 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Max Pechstein
La toilette (Die Toilette), um 1879
Pastell auf Leinwand, 55,5 x 46,0 cm
Stiftung Sammlung E.G. Bührle, Zürich
31.1.1881 • Eckersbach bei
Zwickau
29.6.1955 • Berlin
Abb. siehe Seite 51
68
Max Pechstein schliesst sich nach abgeschlossenem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden
1906 der Künstlergruppe Brücke an.
Pechstein und seine Kollegen versuchen
den ursprünglich-natürlichen Menschen in eine moderne, abstrahierende
Bildsprache zu fassen. Das Motiv der
Badenden als Ausdruck einer Sehnsucht nach naturverbundener, reiner
Menschlichkeit – ausserhalb der beengten bürgerlichen Welt – beinhaltet
typische Kennzeichen einer neuen, an
den Bewegungen des Lebens orientierten Aktauffassung. Das Motiv beschäftigt den Künstler auch nach dem Krieg.
Neu zeigen seine Badenden Spuren von
Vereinsamung und Entfremdung.
Zwei Badende, nach 1920
Lithographie, Blatt: 45,3 x 34,0 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Otto van Rees
20.4.1884 • Freiburg in
Breisgau
19.5.1957 • Utrecht
Die Ausbildung zum Künstler beginnt
für Otto van Rees mit dem Unterricht im Atelier von Herman Heyenbrock (1871–1948). Prägend wird 1904
van Rees’ Begegnung mit dem Freund
der Familie Jan Toorop, unter dessen
Einfluss der junge Künstler im neoimpressionistischen Stil zu malen beginnt. Im selben Jahr reist van Rees
nach Paris, wo seine Malerei zunehmend flächiger in der Form und leuchtender in der Farbe wird. Nach der Begegnung mit Picasso und Kees van
Dongen 1910 macht sich der Einfluss
des Kubismus immer stärker bemerkbar. Aus dieser Schaffensperiode
stammt das ausgestellte Gemälde der
Badenden. Van Rees fügt seine Figuren
in ein Spiel aus geometrisch abstrakten
Formen ein ohne allerdings die radikale Zerlegung eines Picassos zu erreichen. Während des Krieges lebt van
Rees in Ascona und Zürich. Er zählt zu
den niederländischen Pionieren der
Moderne.
Badende I, 1911
Öl auf Leinwand, 65,0 x 54,0 cm
Sammlung Werner Zell, Gockhausen
69
Pierre-Auguste Renoir
25.2.1841 • Limoges
3.12.1919 • Cagnes-sur-Mer
Pierre-Auguste Renoir absolviert in Paris eine Lehre als Porzellan- und Dekorationsmaler. Zum Kunstmaler bildet
er sich im Atelier von Charles Gleyre
und an der École des Beaux-Arts aus.
Von der Freilichtmalerei angetan, sucht
Renoir mit seinen Weggefährten nach
neuen Ausdrucksmöglichkeiten, die
schliess-lich zum Impressionismus
führen. Die Darstellung des Menschen
bleibt bei Renoir immer ein Thema. Im
Laufe der 1880er Jahre wird die Wiedergabe des weiblichen Aktes zum zentralen Anliegen und beschäftigt ihn bis ins
20. Jahrhundert. Er versteht Frauen als
Sinn-bilder der Natürlichkeit und bezeichnet den Frauenkörper als die
«schönste Schöpfung Gottes». Den Höhepunkt des Themas stellen die grossen
Badenden der 1890er Jahre dar. Auf
Veranlassung seines Händlers Ambroise Vollard beginnt damals auch Renoirs
Beschäftigung mit Druckgraphik.
Auch in diesem Medium bleiben die
jungen Badenden mit üppigen Formen
eines der Lieblingsmotive des Künstlers.
Baigneuse assise (Badende, sitzend),
1905
Vernis mou, 22,0 x 13,7 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Baigneuse debout, à mi-jambes
(Badende), 1910
Radierung, 16,8 x 10,9 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Hans Sandreuter
11.5.1850 • Basel
1.6.1901 • Riehen
Als Jugendlicher stark von Böcklins
Werk beeindruckt, beschliesst Hans
Sandreuter nach Abschluss einer Lithographenlehre in Basel, sich als Maler weiterzubilden. Er studiert an der
Münchner Akademie. Auf seinen
zahlreichen Reisen entstehen Land-
schaft-saquarelle wie das in der Ausstellung
gezeigte Bild. Ab Mitte der 1890er
Jahre beschäftigt sich Sandreuter
mit der Ausschmückung von Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden in
Basel. 1897 gewinnt er den ersten Preis
beim Wettbewerb für die Ausschmückung des Innenhofs des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich.
Sandreuters Aquarelle, die ihm als
Vorarbeiten zu seinen symbolistischen Figurenbildern dienen, zeichnen sich durch ihren impressionistischen
Charakter
sowie
die
ausgeglichenen, dekorativ wirkenden
Kompositionen aus.
Flussufer mit Badenden, o. J.
Aquarell und Bleistift,
35,2 x 22,8 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Hermann Scherer
8.2.1893 • Rümmingen/D
13.5.1927 • Basel
Der gelernte und erfolgreiche Steinmetz und Bildhauer Hermann Scherer
inte-ressiert sich seit einem Besuch der
Munch-Retrospektive im Kunsthaus
Zürich im Sommer 1922 und der Entdeckung der expressionistischen Kunst
der Brücke-Künstler immer mehr für
Malerei. Scherer lernt Ernst Ludwig
Kirchner persönlich kennen und folgt
begeistert 1923 einer Einladung nach
Frauenkirch bei Davos. Unter Kirchners Einfluss entwickelt Scherer seine
Malerei weiter und schnitzt erste Holzskulpturen. Die intensive und für beide
Sei-ten gleichermassen anregende
Künstlerfreundschaft endet 1925 im Streit. Aus
dem Fundus der grossartigen Landschaften in Davos schöpft Scherer weiterhin Anregungen für seine kraftvollen, durch kühne Farbkontraste sich
auszeichnenden Bildfindungen.
Badende an der Birs, um 1925
Aquarell auf Papier, 55,0 x 43,0 cm
Sammlung Werner Zell, Gockhausen
Adrian Schiess
3.8.1959 • Zürich
Nach einer Graphikerlehre ist Adrian
Schiess als Künstler tätig. Erfolgreich
vertritt er die Schweiz an der Biennale
in Venedig (1990) und nimmt an der
documenta IX in Kassel (1992) teil.
Seither stellt Schiess regelmässig im
In- und Ausland mit grossem Erfolg
aus. Im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens steht Malerei. Seit den
80er Jahren entstehen seine viel beachteten Flachen Arbeiten: mit Industrielacken beschichtete Bodenskulpturen. Gleichzeitig schafft der Künstler
Aquarelle, Objekte und Malerei sowie
grossformatige, mehrteilige Photographien
und Videos, welche Malprozesse, Farbund Lichtreflexe thematisieren. Malerei – das zentrale Thema des Künstlers
– wird in verschiedenen Medien visualisiert. Davon zeugt auch die 2010 neu
installierte Weihnachtsbeleuchtung
an der Bahnhofstrasse in Zürich. Adrian Schiess lebt und arbeitet in Mouans-Sartoux, Frankreich.
Malerei, 1994
Lackfarbe auf Aluminiumverbundplatte,
109,0 x 86,0 x 2,0 cm
Besitz des Künstlers
Annelies Štrba
7.10.1947 • Zug
Annelies Štrba ist ausgebildete Photographin und photographiert seit dem
15. Lebensjahr.
Zu ihren Motiven zählen Orte, die ihr
persönlich viel bedeuten und ihre eigene Familie, insbesondere ihre drei
Kinder. Wenn ich den Auslöser drücke, schliesse ich die Augen, sagt Štrba
und nimmt damit ihren Bildern alles,
was an Konstruktion erinnern könnte. Die absolute Spontaneität spricht
aus diesen Worten. Für die Künstlerin
spielt die Erinnerung an eine bestimmte Zeit (Kindheit und Jugend)
für Motivwahl und Intensität einer
Darstellung die entscheidende Rolle.
Dies gilt auch für die Bilder, die in den
späten 1980er und frühen 1990er Jahren entstehen. Darunter finden sich
viele Aufnahmen der inzwischen er-
70
wachsenen Kinder und eines Enkels.
Zahlreiche Stipendien und Ausstellungen im In- und Ausland (USA,
England, Frankreich, Deutschland,
Tschechische Republik) zeugen vom
Erfolg der Künstlerin. Kunsthalle Zürich (1991) zeigt eine erste umfassende
Einzelausstellung von Štrba, im
Aargauer Kunsthaus Aarau (1997)
sind ihre Werke erstmals in einem
Museum zu sehen und das Rudolfinum
in Prag (2005) präsentiert schliesslich
eine erste Retrospektive ausserhalb der
Schweiz. Štrba lebt und arbeitet in Richterswil.
Sonja in der Badewanne, 1987 Photographie auf Photopapier, hinter
Glas aufgezogen, 100,0 x 150,0 cm Besitz der Künstlerin
Abb. siehe Seite 20
Franz von Stuck
23.2.1863 • Tettenweis
30.8.1928 • München
Franz von Stuck besucht die königliche
Akademie der Bildenden Künste in
München. 1906 wird er mit der Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens der Bayerischen Krone durch
Prinzregent Luitpold von Bayern geadelt. Von Stuck gilt als einer der führenden Köpfe und Mitbegründer der
Münchner Sezession. Neben Motiven
aus der Mythologie stellt von Stuck die
um die Jahrhundertwende beliebte Figur der Femme fatale nach biblischen
Vorbildern dar. Dazu zählt auch das in
der Geschichte der Malerei beliebte
Motiv der Susanna im Bade, bietet
doch dieses biblische Thema einen legitimen Anlass zur Aktmalerei. Obwohl Susanna eigentlich als Inbegriff
der standhaften Tugend und Keuschheit gilt, wird sie dennoch – wenn auch
ungewollt – zur Verführerin, da ihre
Nacktheit die männliche Begierde
weckt. Das ausgestellte Gemälde erwarben Sidney und Jenny Brown vermutlich 1904 anlässlich der Münchner
Sezessionsausstellung und verkauften
es später zugunsten ihrer neuen impressionistischen Sammlung.
Susanna im Bade, 1904
Öl auf Leinwand, 134,5 x 98,0 cm
Kunstmuseum St. Gallen
1913 von Herrn Sidney Brown, Baden, mit
71
Beiträgen von Herrn Arnold MettlerSpecker, Christian Fischbacher-Anderes,
Eduard Sturzenegger, Léopold Iklé und
der Ortsbürgergemeinde angekauft.
Abb. siehe Seite 23
Félix Vallotton
28.12.1865 • Lausanne
28.12.1925 • Neuilly-sur-Seine
Félix Vallottons Durchbruch zur Moderne vollzieht sich nach seiner Ausbildung an der Académie Julian in Paris nur zögerlich. Die frühesten
Anzeichen eines Stilwandels finden
sich zuerst in der Graphik: Der Holzschnitt
bleibt
das wichtigste Experimentierfeld des
Künstlers. Vallottons graphische Illustrationsarbeiten bringen ihn in Kontakt mit dem Künstlerkreis der Nabis,
deren Mitglied er 1892 wird. Die Malerei gewinnt seit 1895 immer mehr an
Bedeutung. Vallotton löst sich allmählich vom dekorativen Stil der Nabis
und zeigt eine kompromisslose Hinwendung zu einem ihm eigenen kühlen Realismus. So konzentriert er sich
als sachlicher Beobachter auf die realistische Darstellung der Frauen, die besonders ausgeprägt im Le Bain turc
zum Tragen kommt. Dieses Gemälde
haben Sidney und Jenny Brown 1908
anläss-lich eines Atelierbesuches bei
Vallotton erworben. Bereits 1910
tauschten sie das Bild gegen Alfred Sisleys Kirche von Moret ein. Möglicherweise erwies sich Le Bain turc als zu
gewagt für die damalige Badener Gesellschaft. Das Gemälde lässt sich 1932
im Besitz der Galerie Vallotton, Lausanne, und in den vierziger Jahren
beim Sammler Josef Müller in Solothurn nachweisen. Seit 1977 befindet es
sich im Musée d’art et d’histoire in
Genf.
Plage de Bellerive à Ouchy (Strand von
Bellerive in Ouchy), 1898
Öl auf Leinwand, 38,5 x 55,0 cm
Musée d’art et d’histoire, Genf
Le Bain turc (Das türkische Bad), 1907
Öl auf Leinwand, 130,5 x 195,5 cm
Musée d’art et d’histoire, Genf
Abb. siehe Seite 25
Paysage aux baigneuses (Landschaft mit
Badenden), 1913
Öl auf Leinwand, 87,5 x 113,5 cm
Kunstmuseum Winterthur
Ankauf mit Bundessubvention, 1914
Dieses Gemälde war zunächst als reine
Landschaft konzipiert, Figuren und Hund
wurden erst nachträglich vom Künstler
eingefügt.
Femme au bain se coiffant
(Frau im Bad, sich kämmend), 1897
Tempera auf Karton, 59,0 x 36,0 cm
Privatsammlung
Les trois baigneuses
(Drei Badende), 1894
Holzschnitt, Blatt: 32,6 x 25,2 cm
Graphische Sammlung der ETH Zürich
Le bain (Das Bad), 1894
Holzschnitt auf crèmefarbenes Velinpapier, montiert auf ockerfarbenem
Bristolpapier mit Blindstempel «Estampe
originale», 18,1 x 22,5 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
Objekte und Modelle
Diorama: Thermal Kurort – Baden –
Les Bains, um 1900
Autor und Hersteller unbekannt,
vermutlich zu Werbezwecken verwendet
H 43,0 x B 105,0 x T 55,0 cm
Historisches Museum Baden
Abb. siehe Seite 46
Brighton, Pleasure at the Seaside, 1860
Unikat, total 3 Archivschachteln mit
93 Teilen sowie die Originalschachtel
Pappe, Gips, Zinn, Holz, diverse Masse
Stiftung Zinnfigurensammlung
Alfred R. Sulzer, Zürich
Mario Botta (geb. 1943 in Mendrisio)
Modell Neues Bäderquartier Baden,
Juli 2010
Gips, Massstab 1:500,
H 20,0 x B 80,0 x T 67,0 cm
Verenahof AG, Baden
Abb. siehe Seite 48
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75
Ausgewählte Bibliographie
Maxime Vallotton und Charles Goerg, Félix
Vallotton: Catalogue raisonné of the printed
graphic work, Genf 1972
Werkverzeichnisse und Monographien
Ausstellungskataloge
Jean Adhémar und Françoise Cachin, Edgar
Degas: Gravures et monotypies, Paris 1973
Francis Bouvet, Bonnard: L’œuvre gravé,
Paris 1981
Adrien Chappuis, The Drawings of Paul Cézanne:
A Catalogue Raisonné, 2 Bde., Greenwich,
Conn. 1973
Jean Dauberville und Henry Dauberville, Pierre
Bonnard: Catalogue raisonné de l’œuvre peint,
4 Bde., Paris 1965–74
Loÿs Delteil, Honoré Daumier: l’œuvre lithographié, catalogue raisonné, 11 Bde., Paris,
1925–1930
Loÿs Delteil, Le peintre-graveur illustré, 31 Bde.,
Paris 1906–1926, Bd. 9, 1919: Degas, Bd. 17, 1923:
Renoir
Klara Drenker-Nagels, August Deusser, Leben
und Werk, Köln 1995
Annemarie und Wolf-Dieter Dube, Erich Heckel:
Das graphische Werk, 3 Bde., New York 1974
(2. Auflage)
Annemarie und Wolf-Dieter Dube, E.L. Kirchner:
Das graphische Werk, 2 Bde., München 1980
(2. erweiterte Auflage)
Marina Ducrey, Félix Vallotton 1865–1925:
L’œuvre peint, 3 Bde., Zürich/Lausanne 2005
Paul Fechter, Das graphische Werk Max Pechsteins, Berlin 1921
Marcel Guérin, Catalogue raisonné de l’œuvre
gravé et lithographié de Aristide Maillol, 2 Bde.,
Genf 1965–67
Ahlen 2010
Burkhard Leismann und Martina Padberg (Hg.),
Intimacy! Baden in der Kunst, Kunstmuseum
Ahlen, Köln 2010
Baden 1998
Eva-Maria Preiswerk-Lösel (Hg.), Von München
nach Paris, Die Sammlung Brown zwischen
Sezession und Impressionismus, Museum Langmatt Baden, Stiftung Langmatt Sidney und
Jenny Brown (Kleine Schriften, Heft Nr. 5),
Baden 1998
Baden 2000
Rudolf Koella (Hg.), Eugène Boudin. Impressionist der ersten Stunde, Museum Langmatt
Baden, Stiftung Langmatt Sidney und Jenny
Brown (Kleine Schriften, Heft Nr. 6), Baden/Lausanne
2000
Baden 2001
Edith Carey (Hg.), Graphik des Impressionismus,
Museum Langmatt Baden, Stiftung Langmatt
Sidney und Jenny Brown (Kleine Schriften, Heft
Nr. 7), Baden/Vevey 2001
Baden 2006
Rudolf Koella und Rudolf Velhagen (Hg.), Renoir,
Cézanne, Picasso und ihr Galerist Ambroise
Vollard, Museum Langmatt Baden, Stiftung
Langmatt Sidney und Jenny Brown (Kleine
Schriften, Heft Nr. 9), Baden 2006
Basel 1928
Gedächtnis-Ausstellung Hermann Scherer, Paul
Camenisch, Kunsthalle Basel, Basel 1928
Basel 1989
Mary Louise Krumrine (Hg.), Paul Cézanne. Die
Badenden, Kunstmuseum Basel, Basel 1989
Jean C. Harris, Edouard Manet: Graphic works:
A definitive catalogue raisonné, New York,
Collectors editions, 1970 (überarbeitet von Joël
M. Smith, San Francisco, Alan Wofsy Fine Arts,
1990)
Essen 2004–2005
Felix Baumann, Walter Feilchenfeldt, Hubertus
Gassner (Hg.), Cézanne: Aufbruch in die
Moderne, Museum Folkwang, Essen 2004
Joseph Meder, Dürer-Katalog: Ein Handbuch
über Albrecht Dürers Stiche, Radierungen,
Holzschnitte, deren Zustände, Ausgaben und
Wasserzeichen, Wien 1932
Genf 1988
Jacques-Laurent Agasse 1767–1849 ou la séduction de l’Angleterre, Musée d’art et
d’histoire, Genf/London 1988
Viola Radlach, Franz Müller und Karoline Beltinger, Cuno Amiet (1868–1961): Werkkatalog und
kunsttechnologisches Forschungsprojekt, in:
Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft,
Jahresbericht, 2008, S. 56–83
Genf 2010
Christian Rümelin (Hg.), Félix Vallotton. Von der
Druckgrafik zur Malerei, Cabinet d’arts graphiques des Musées d’art et d’histoire, Genf
2010
John Rewald, The Paintings of Paul Cézanne:
A Catalogue Raisonné, 2 Bde., New York 1996
Heidenheim 2004
René Hirner (Hg.), Badefreuden in der Kunst des
20. Jahrhunderts. Swimming Pool, Kunstmuseum Heidenheim, Heidenheim 2004
Gustav Schiefler, Max Liebermann: Sein graphisches Werk (1876–23), Berlin 1923
Robert Schmit, Eugène Boudin: Catalogue raisonné de l’œuvre peint, 5 Bde., Paris 1973–93
Christine E. Stauffer, Giovanni Giacometti:
Das graphische Werk, Bern 1997
76
Meran 2001–2002
Kunst und Kur, kunst Meran, Meran 2001
München 1995
Rudolf Koella (Hg.), Félix Vallotton, Kunsthalle
der Hypo-Kulturstiftung, München 1995
München, Bern, Oslo 2010–2012
Christiane Lange und Matthias Frehner (Hg.),
Das Kunstmuseum Bern: Höhepunkte der
Schweiz aus sieben Jahrhunderten, München,
2010
Allgemeine Literatur
Paris 1996
Albrecht Dürer: Œuvre gravé, Musée du Petit
Palais, Paris 1996
Sabine Fehlemann, Von der Heydt-Museum. Die
Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts, Köln
2003
Solothurn 2001
Christoph Vögele (Hg.), Dieter Hall. Bed,
Bathroom and Beyond, Pastelle/Pastels
1998–2001, Kunstmuseum Solothurn, Solothurn
2001
Uwe Fleckner, Jean-Auguste-Dominique Ingres.
Das türkische Bad, Ein Klassizist auf dem Weg
zur Moderne, Frankfurt 1996
Wien 2008
Klaus Albrecht Schröder und Christine Ekelhart
(Hg.), Wege der Moderne. Aus der Sammlung
Eberhard W. Kornfeld, Albertina Wien, Wien
2008
Lukas Gloor (Hg.), Stiftung Sammlung E.G.
Bührle Zürich, Sammlungskatalog, 3 Bde.,
Zürich, 2004 – 2005
Winterthur 1978
Félix Vallotton: Bilder, Zeichnungen, Graphik,
Kunstmuseum Winterthur, Winterthur 1978
Winterthur 2004
Ursula Perucchi-Petri und Dieter Schwarz (Hg.),
Pierre Bonnard: Gemälde und Zeichnungen,
Kunstmuseum Winterthur und Villa Flora Winterthur, Winterthur 2004
Zürich 1984
Felix Baumann (Hg.), Pierre Bonnard, Kunsthaus
Zürich, Zürich 1984
Zürich 1993
Claire Frèches-Thory und Ursula Perucchi-Petri
(Hg.), Die Nabis. Propheten der Moderne, Kunsthaus Zürich, Zürich 1993
Zürich 2000
Felix Baumann, Evelyn Benesch, Walter Feilchenfeldt, Klaus Albrecht Schröder (Hg.), Cézanne:
Vollendet – Unvollendet, Kunsthaus Zürich,
Zürich 2000
Zürich 2007
Christoph Becker und Linda Schädler (Hg.), Félix
Vallotton. Idylle am Abgrund, Kunsthaus Zürich,
Zürich 2007
Gottfried Boehm, Paul Cézanne, Montagne
Sainte-Victoire, Frankfurt 1988
Fondation Beyeler, München 1997
Lukas Gloor und Peter Wegmann (Hg.), Im
Lichte der Normandie, Oskar Reinhart als
Sammler von Westschweizer Kunst, Museum
Oskar Reinhart am Stadtgarten, Winterthur
2001
Hermann Hesse, Kurgast, Aufzeichnungen einer
Badener Kur, Berlin 1925
Länder, Völker, Reisen in: Atlantis 7, 1963
Michel Melot, L’estampe impressionniste, Paris
1994
Cäsar Menz, Félix Vallotton dans les collections
des Musées d’art et d’histoire Genève, Genf
2004
Ursula Perucchi-Petri, Die Nabis und Japan,
München 1976
Eva-Maria Preiswerk-Lösel (Hg.), Ein Haus für
die Impressionisten: Das Museum Langmatt,
Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown,
Gesamtkatalog, Baden 2001
Dieter Schwarz, Kunstmuseum Winterthur,
Katalog der Gemälde und Skulpturen, 2 Bde.,
Düsseldorf 2005
Egbert und Sjoerd van Faassen, Otto van Rees,
Zwolle 2005
Thermen in: Kunst und Architektur in der
Schweiz, 1998, Heft 1, Bern 1998
Edgar Wind, Dürer’s «Männerbad»:
A Dionysian Mystery in: Journal of the
Warburg and Courtauld Institutes, 2, 1938–39,
S. 269–271
77
Abbildungsnachweis
Die Ziffern beziehen sich auf die Seitenzahlen.
Trotz sorgfältiger Recherchen war es nicht
immer möglich, die Inhaber der Photorechte
ausfindig zu machen. Hier ist der Herausgeber
bereit, nach Aufforderung rechtmässige Ansprüche im Rahmen der üblichen Honorarsätze
abzugelten.
Antonie Deusser-Stiftung, www.deusser.ch – 63
E.W.K., Bern – 16, 33, 62, 66 (Peter Lauri)
Fondation Beyeler, Riehen/Basel – 11
(Christian Baur)
Graphische Sammlung der ETH Zürich – 14, 19,
21, 55, 62, 67, 70
© Dieter Hall – 21, 78
Historisches Museum Baden – 35, 39, 41, 42, 44,
45, 46 (39, 46: Dominik Golob)
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung – 24, 71
Kunstmuseum Winterthur – 55, 56 (SIK)
Kunstmuseum St. Gallen – 23
(Foto Gross St. Gallen)
© MBA (Daniele Lupini) – 48
© Andrés Morya – 9, 34
Musée d’art et d’histoire, Genf – 25 (Bettina
Jacot-Descombes), 29 (Maurice Aeschimann)
Musée du Louvre, Paris/RMN – 14 (A. Dequier/
M. Bard), 17 (Raphaël Chipault, Thierry Ollivier,
H. Lewandowski)
Musée d’Orsay, Paris/RMN – 15
Museum Langmatt, Baden – 26 (M. und
R. Fischli, Baden), 30 und 56 (Jean-Pierre
Kuhn, SIK)
© Privatbesitz – Frontispiz, 31, 54, 71
Sammlung Werner Zell, Gockhausen – 64
Stiftung Sammlung E.G. Bührle, Zürich
(Jean-Pierre Kuhn, SIK) – 51
Jean Testard, Lausanne – 70
© 2011 bei ProLitteris, Zürich, für die
abgebildeten Werke von Pierre Bonnard
78
Dieter Hall
ohne Titel, 2006
Ex. 3/6, Bronze und Mixed Media
Sammlung Max Wiener
79
Dank
Kurt Lötscher, Christian Notter, Paola Pellandini,
Wolfgang Rother, Markus Schöb, Alfred R. Sulzer,
Stefan Waser, Ully Wille, Christine Zehnder.
Diese Ausstellung darf sich der wertvollen
Unterstützung zahlreicher öffentlicher und
privater Leihgeber erfreuen. Ihnen allen gebührt unser aufrichtiger Dank:
Historisches Museum Baden (Barbara Welter
Thaler, Hanspeter Dold)
Verenahof AG, Baden (Christine Zehnder)
Galerie Kornfeld & Cie., Bern
(Eberhard W. Kornfeld, Yvonne E. Kähr)
Musée d’art et d’histoire, Genf
(Jean-Yves Marin, Paul Lang, Roberto Papis)
Sammlung Werner Zell, Gockhausen
(Werner Zell, Anne-Catherine Krüger)
Fondation Beyeler, Riehen/Basel
(Samuel Keller, Philippe Büttner, Tanja Narr)
Kunstmuseum St. Gallen
(Roland Wäspe, Samuel Reller, Konrad Bitterli)
Kunstmuseum Winterthur
(Dieter Schwarz, Ludmilla Sala)
Von der Heydt-Museum, Wuppertal
(Gerhard Finckh, Brigitte Müller)
Antonie Deusser-Stiftung, www.deusser.ch
(Marco Bottani, Dirk Boll, Zuzana Haefeli)
Kunsthaus Zürich
(Christoph Becker, Karin Marti)
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung
(Mirjam Varadinis, Milena Oehy, Armin Simon,
Jean Rosston, Cécile Brunner)
Graphische Sammlung der ETH Zürich
(Paul Tanner, Alexandra Barcal)
Stiftung Sammlung E.G. Bührle, Zürich
(Hortense Anda-Bührle, Lukas Gloor)
Stiftung Zinnfigurensammlung Alfred R. Sulzer,
Zürich
Galerie Widmer, Zürich und St. Gallen
(Markus Schöb)
Galerie Stephan Witschi, Zürich
(Stephan Witschi, Barbara Liebster,
Stefan Waser)
Sammlung Romana Leuzinger
Sammlung Grazia + Christoph Schifferli
Sammlung Max Wiener
Danken möchten wir ebenfalls Michael Günzburger, Dieter Hall, Petra Ronner, Adrian
Schiess, Annelies Štrba sowie allen Leihgebern,
die nicht genannt sein möchten.
Für sachdienliche Hinweise, freundliche Vermittlung, Beratung und Unterstützung danken
wir ausserdem herzlich: Angelika Affentranger,
Daniela Berger, Dirk Boll, Mario Botta, Renate
Brunner, Catherine Dumont d’Ayot, Lukas
Gloor, Barbara Höhn, Rudolf Koella, Susanna
Kulli, Barbara Liebster, René Lichtsteiner,
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Für die gute Zusammenarbeit mit den Gestaltern und Herstellern des Katalogs und der
übrigen Drucksachen danken wir Markus Bucher
und Nicole Barbieri, Zürich.
Ohne die grosszügige Unterstützung durch
Mäzene und Sponsoren ist ein solches Ausstellungsprojekt nicht realisierbar. Deshalb bedanken wir uns besonders bei folgenden Institutionen, die unsere Ausstellung und den
Katalog gefördert haben: Freunde Museum
Langmatt, Baden; Club Langmatt, Baden;
Gemeinde Wettingen; Josef + Margrit KillerSchmidli Stiftung; Artephila Stiftung;
Familien-Vontobel-Stiftung; Antonie DeusserStiftung, www.deusser.ch; Stadtcasino
Baden AG.
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