1 Erfahrungsbericht University of Wisconsin

Transcription

1 Erfahrungsbericht University of Wisconsin
Erfahrungsbericht
University of Wisconsin - Eau Claire WS 09/10
Marion Goldgruber
BWL
University of Wisconsin – Eau Claire
WS 09/10
Joint Study
[email protected]
Anreise:
Ich bin zusammen mit zwei weiteren Grazer Studentinnen in die USA geflogen (wir kannten
uns zuvor nicht, haben uns aber nach dem Bescheid der Zusage getroffen und zusammen den
Flug gebucht, da es gerade am Anfang super ist, jemanden aus dem eigenen Land mit sich zu
haben). Wir hatten einen Flug von Wien nach Minneapolis. Dort haben wir eine Nacht in
einem Hotel verbracht, bevor es am nächsten Tag zur Gastfamilie ging. Meiner Meinung
nach, war dies eine wirklich gute Entscheidung, denn nach so einer langen Reise, wäre es mir
wahrscheinlich zu viel gewesen, gleich die Gastfamilie zu treffen.
Gastfamilie /Host family program:
Die University of Wisconsin-Eau Claire bietet internationalen Studenten die Möglichkeit, die
ersten drei Tage in den USA bei einer Gastfamilie zu verbringen (Host Family Program),
bevor man auf den campus zieht und die Orientation week beginnt. Das würde ich sehr
empfehlen, da man die ersten Einblicke ins „amerikanische“ Leben bekommt. Auch Ausflüge
und der erste Besuch des Uni-Geländes gehören meist dazu. Dieses habe ich natürlich sofort
in Anspruch genommen, da es eine super Möglichkeit war einmal in das Leben der
Amerikaner hineinzuschnuppern. Weiters ist es ein netter Start um sich einfach langsam an
alles Neue zu gewöhnen. Ich hatte wirklich sehr viel Glück mit meiner Gastfamilie. Sie haben
mir zwar Sachen angeboten, die wir über das Wochenende unternehmen könnten, jedoch
haben sie mich auch zu nichts gezwungen und mir Zeit gegeben mich einzuleben. Weiters
unterstützt einen die Gastfamilie das ganze Semester, dh man kann Wochenenden bei ihnen
verbringen, sie laden einen zu Ausflügen ein, etc. Meine Gastfamilie hat mir auch diverse
Dinge, wie eine Winterdecke, Teehäferl, Fön, Kleiderbügel, etc zur Verfügung gestellt, damit
ich mir diese Dinge nicht kaufen muss. Es war einfach toll eine „Familie“ zu haben, die sich
um dich kümmert und dich bei ihnen aufnimmt.
Orientierungswoche:
In der Orientierungswoche lernt man alles über das Uni-Leben kennen. Auch die
Einschreibung in die Kurse findet im Rahmen dieser Woche statt. Nicht zu vergessen sind
auch die Placement-Tests für Englisch und Mathematik (aber nur wenn man MathematikKurse macht). Ein weiterer wichtiger Punkt der Orientierungswoche ist es, neue Menschen
kennen zu lernen, was aber hier nicht schwer ist, da man in verschiedene Gruppen eingeteilt
wird und mit dieser die ganze Woche verbringt. Peer guides (Studenten der Uni) leiten diese
Gruppe und stehen mit Rat und Tat zur Seite. In dieser Woche bekommt man so viele neue
Informationen, dass man zwar am Anfang recht überfordert ist, weil ja alles neu ist, aber die
meisten dieser Informationen werden im Rahmen eines Schauspiels vorgetragen, sodass auch
ein bisschen Abwechslung dahinter ist. Man verbringt diese Woche aber nicht nur im
Gebäude und „lernt“, sondern es werden auch wirklich nette Sachen organisiert wie zb ein
cook out, ice cream social, dann geht man gemeinsam Essen, oder auf ein Konzert, etc. Da die
meisten Amerikaner sehr aufgeschlossen und aktiv sind, ist man gleich von Anfang an
1
integriert und wird zu allen möglichen Spielen eingeladen (Frisbee, Volleyball, Kickball, etc).
Zeit zum Auspacken, entspannen und einleben bleibt einem in dieser Woche nicht wirklich,
jedoch ist diese Woche vonnöten um Informationen über das Leben in Eau Claire zu erhalten.
Kurse:
Human Resource Management (MGMT 349) bei Dr. Scott Lester:
Der Professor hat den Kurs mit aktuellen Beispielen immer wieder sehr interessant
aufgebaut und man hat daher auch immer einen sehr guten Praxisbezug gehabt. Der Aufwand
für den Kurs war jedoch größer, da man in den vier Monaten mit Hausaufgaben, 2
Gruppenprojekten (davon eine Präsentation), und einem individuellen Projekt gut beschäftigt
war. Weiters legte der Professor sehr viel Wert auf Mitarbeit, weshalb ein Lesen der Kapitel
im Buch verlangt wurde. Die Klausuren waren eine Mischung aus Multiple Choice und
offenen Fragen, wobei er auch hier sehr viel Wert auf den Inhalt und ein genaues Lesen des
Buches gelegt hat. Anfangs ist es schwerer den Professor zu verstehen, da er aus den
Südstaaten kommt, jedoch gewöhnt man sich sehr schnell daran. Sollte man einmal Probleme
haben, stand er jederzeit zur Verfügung und half einem immer sofort weiter. Da in dem Kurs
nur etwa 35 Leute waren, kannte der Professor auch jeden Namen, was alles viel persönlicher
machte.
Marketing Research (MKTG 334) bei Dr. Robert Sutton:
Meiner Meinung nach der schwierigste Kurs, den ich belegt habe, auch wenn es der
Interessanteste war. Der Professor war lange Zeit in dem Bereich selbst tätig, was auf der
einen Seite toll war, da man einen Einblick in die Praxis bekommen hatte. Jedoch wurde auf
der anderen Seite auch dementsprechend viel von einem erwartet. Der Professor hat den Kurs
sehr interessant gestaltet und man konnte viele Informationen gleich aus der Stunde
mitnehmen. Man hatte des Öfteren „Tests“ in der Stunde über Teile des aktuellen Stoffs,
entweder in der Gruppe oder alleine. Weiters arbeitete man als Gruppe das ganze Semester an
einem Projekt, was sehr interessant, aber auch sehr intensiv war. Seine Klausuren setzten sich
aus Multiple Choice und offenen Fragen zusammen. Auch in diesem Kurs waren nur etwa 35
Leute.
Principles of Marketing (MKTG 330) bei Lanette Flunker:
Der einzige Kurs, der in einem Hörsaal stattfand wie wir es gewöhnt sind. Die
Professorin hat den Kurs aber sehr interessant gestaltet, in dem sie zu jeder Folie oder Begriff
ein persönliches Beispiel brachte. Dies machte alles viel verständlicher und interessanter.
Auch hier wurde man einer Gruppe zugeteilt, mit der man verschiedene Projekte ausarbeiten
(keine Präsentation) und in der Stunde Fragen beantworten musste. Weiters bekam man auch
individuelle Aufgaben, die einem wertvolle Punkte brachten. Ihre Klausuren waren rein auf
Multiple Choice aufgebaut, doch die Fragen in Beispiele verpackt, was nicht nur interessanter
sondern auch viel leichter zu verstehen war. Trotz der großen Anzahl an Studenten schaffte es
die Professorin E-Mails am selben Tag zu beantworten und Stand immer mit Rat und Tat zur
Seite sollte man mal Hilfe brauchen. Weiters kommen guest speaker (von größeren
Lebensmittelketten, etc) in den Kurs und man mach eine Tour durch das distribution center
von Walmart, was man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Russian Beginners (RUSS 101) bei Dr. Emilia Oswalt:
Sollte man sich für diese Sprache interessieren ist es auf jeden Fall Wert diesen Kurs
zu besuchen. Man ist eine sehr kleine Gruppe, weshalb man sehr schnell zusammen wächst
und die Professorin kommt aus Russland, was das Ganze viel besser macht, da sie einem nicht
nur die Sprache sondern auch dir Kultur näher bringt. Trotz allem ist es ein sehr zeitintensiver
Kurs (4 Mal die Woche), da der erste schon im Oktober endet. Weiters ist man jeden Tag mit
Aufgaben eingedeckt und schreibt auch wirklich oft Tests oder hat Dialoge zum Vorführen,
etc. Auch wenn es ein großer Aufwand ist, hat der Kurs sehr viel Spaß gemacht und ich habe
innerhalb kürzester Zeit eine Menge gelernt.
2
Advanced Academic Writing (ESL 305) bei Julie Adler:
Dieser Kurs wurde mir auf Grund des Placement tests in der Orientierungswoche
zugeschrieben. Jedoch muss ich anmerken, dass all jene mit guten Englischkenntnissen mit
dem advisor sprechen sollten und diesen Kurs ablehnen sollten. Es war eine nette
Unterhaltung jedoch habe ich nicht wirklich etwas dabei gelernt, da man in diesem Kurs mit
Asiaten ist, die oft nichts verstehen geschweige denn etwas sagen können. Deshalb ist man im
Kurs wirklich unterfordert, jedoch mit der Masse der Hausübungen fast überfordert. In dem
Kurs habe ich nur gelernt, nach welchem System die Amerikaner ihre essays schreiben.
Jedoch hat dieser Kurs meiner Meinung nach nichts damit zu tun, was ich mir unter
„Academic writing“ vorgestellt habe (Ausdrucksverbesserung, etc).
Campus:
Der Campus der Uni ist in den Upper Campus (Wohnheime, Sporteinrichtungen, Cafeteria)
und den Lower Campus (Uni Gebäude, Cafeteria) geteilt und durch einen Hügel (THE HILL
– du wirst noch verstehen, warum das so betont wird) getrennt. Die Stiegen die auf den Hügel
hinauf führen (92 an der Zahl) sind vor allem anfangs wirklich anstrengend. Man gewöhnt
sich zwar nie wirklich daran, aber es wird besser ☺ Der Campus ist aber wunderschön und
liegt direkt am Chippewa River. Jedes Mal, wenn wir einen schönen Tag hatten (wirklich
viele heuer) und man an den Rand der Stufen trat hatte man einen traumhaften Blick über den
Campus und den Fluss. Immer wieder ein kleiner Motivationsschub!!
Wohnheim/Essen:
Die Wohheime („dorms“) liegen, wie oben erwähnt, am Upper Campus und sind umgeben
von Tennis- sowie Basketballplätzen, Fitnesscenter, Footballplatz, Hochseilgarten, etc.
Weiters gibt es auch noch ein Sportzentrum mit Hallenbad, Kletterhalle und einigen
Sporthallen. Die meisten Dinge sind gratis zu benützen!!
Die Zimmer waren zwar klein, aber nicht so schlimm, wie ich mir das anfangs vorgestellt
habe. Mein roommate hat es super eingerichtet, sodass wirklich eine gemütliche Stimmung
aufkam. Zwar fehlte es oft an Privatsphäre, doch man findet immer wieder Zeit für sich selbst.
Auch, dass man das Badezimmer am Gang hat und man mit einigen Leuten teilen muss,
erwies sich als nur halb so schlimm. Die Wohnheime sind auch mit einem Lernraum,
Computerraum (drucken ist gratis, man muss nur sein eigenes Papier bringen – anderes
Format als bei uns!!), Küche, Fernsehbereich, Tischtennistisch und Waschraum (ein
Waschgang kostet 2 Dollar, trocknen ist gratis).
Zum Essen gibt es einige Möglichkeiten am Campus. Doch mit unserem „meal plan“ (das ist
sozusagen, das Essensgeld, das wir bezahlt haben) ist es am besten in einer der beiden
Cafeterias (Upper oder Lower Campus) zu essen, da man hier unlimited access hat, was
bedeutet, dass man so oft man will Essen gehen kann. Und zu Essen findet sicher jeder etwas,
denn es wird einfach eine große Auswahl angeboten (nicht nur Hamburger und Hot Dogs).
Jedoch ist es auf Grund der hohen Mengen an Zucker fast unmöglich sich wirklich gesund zu
ernähren. Aber an den Wochenenden wenn man Ausflüge macht haben wir es immer
genossen, einmal etwas Anderes zu essen und haben uns dann richtig verwöhnen lassen.
Eau Claire:
Eau Claire hat ca. 75.000 Einwohner, von denen man aber nicht allzuviel sieht. Auch
samstags ist auf den Straßen in downtown nicht wirklich viel los. Die meisten halten sich
dann doch in der Oakwood Mall auf, die ca. eine halbe Stunde Fahrt (mit dem Bus, den man
mit der Uni ID gratis benutzen kann) enfernt liegt. Jedoch ist das Bussystem in Eau Claire ein
eigenes Kapitel, denn Bushaltestellen gibt es nicht. Man wartet einfach an der Straße und
winkt den Bus heran.
3
Ausflugsmöglichkeiten:
In der näheren Umgebung befinden sich auch „Großstädte“ wie Minneapolis/St. Paul (11/2 h
Fahrt), Madison (4h Fahrt), Chicago (5h Fahrt), die durch die Football bekannte Stadt Green
Bay (3h Fahrt) und Milwaukee (4h Fahrt). Wirklich praktisch ist, dass sich in Eau Claire eine
Autovermietung befindet, weshalb man sich immer wieder über das Wochenende ein Auto
ausborgen kann um Ausflüge zu machen. Weiters haben wir auch Städte wie Washington DC
und New York angeschaut, die mit dem Flugzeug recht schnell, unkompliziert und günstig zu
erreichen waren. Die Organisation für Internationale Studenten organisiert auch jedes Jahr
einen Trip nach Chicago über Thanksgiving (die dorms werden geschlossen), was man sich
auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Es gibt auch interessante Möglichkeiten in der näheren
Umgebung, die sich als Tagesausflugsmöglichkeit eignen, wie die Minnesota State Fair (eine
sehr große Grazer Herbstmesse), das Cranberry Fest, der Besuch einer Christmastree Farm,
der Weihnachtslichterpark und die Leinenkugel’s Bierbrauerei in Chippewa Falls (ca 30 min
entfernt), etc.
Zum Shoppen hat man auch einige Möglichkeiten. Neben shops in Eau Claire befindet sich
die Mall of America (das größte Einkaufszentrum in Nordamerika) in Minneapolis und bietet
neben 4000 shops auch einen Freizeitpark mit Achterbahnen. Es gibt auch einige outlets in
der näheren Umgebung.
Fortgehen/Aktivitäten in Eau Claire:
In Amerika muss man ja 21 Jahre alt sein, um Alkohol zu konsumieren bzw. um in eine Bar
zu kommen, was es für viele internationalen Studenten unmöglich gemacht hat fortzugehen,
auch wenn sie in ihrem eigenen Land schon längst die Erlaubnis hatten. Zu Fuß (ca. 15 min)
erreicht man die Water Street, auf der sich eine Bar an die nächste reiht und sicher für jeden
Geschmack etwas dabei ist. Sollte man einmal keine Lust auf Party haben, gibt es auch ein
Bowling Center, Billard, Dart, Kino, Restaurants, etc.
Das Wintersemester fällt auch sehr gut für alle möglichen Sportevents. Neben dem berühmten
Homecoming, gibt es das ganze Semester über Football, Basketball und Eishockey Spiele (für
UWEC Studenten gratis), die man sich anschauen kann.
Jedes dorm organisiert auch diverse Events, wie zb ein Filmabend im Freien, Batik-shirt Fest,
Picknicks, Filmabende, gemeinsames Kochen, etc. Diese events sind nicht verpflichtend zu
besuchen!
Weitere Anmerkungen:
Alles in allem ist Eau Claire eine echt gute Uni, die Kurse wirklich gut und die Professoren
enorm hilfsbereit. Man bekommt so viele neue Eindrücke, weshalb ein Auslandssemester
wirklich eine Erfahrung wert ist. Zwar kann man das Leben und das Uni-System nicht mit
unserem vergleichen, aber es war interessant einmal etwas Anderes kennen zu lernen.
Wirklich gut habe ich gefunden, dass man sich so gut wie keine Bücher kaufen muss, da man
diese sich ausborgen kann. Man bringt sie einfach am Ende des Semesters wieder zurück.
Auch finde ich, dass es sich ausgezahlt hat nach Wisconsin zu gehen, da dies ein Bundesstaat
ist, der sicher nicht bei der Urlaubswahl ganz oben steht. Und vor allem, wenn man mal ein
Auto hat und in eine andere Stadt fährt sieht man einmal, wie viel Landschaft es dort
eigentlich gibt. Es ist zwar etwas ungewohnt, dass man immer auf jemanden angewiesen ist,
wenn man wohin will, da man ja selbst kein Auto hat. Jedoch haben die meisten Amerikaner
ein Auto am Campus stehen und sind gerne bereit mit dir einkaufen oder anderswo hin zu
fahren. Positiv anmerken muss ich auch, dass sich ein Einkaufsbereich in Eau Claire befindet,
der sich auch zu Fuß leicht erreichen lässt und man die nötigsten Kleinigkeiten bekommt. Da
es im Wintersemester auch viele internationale Studenten auf der Uni gibt (bei uns waren es
um die 90), lernt man nicht nur das amerikanische Leben sondern auch viele verschiedene
Kulturen kennen.
4