Ausgabe 1-2013 - SRH Berufsförderungswerk Heidelberg
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Ausgabe 1-2013 - SRH Berufsförderungswerk Heidelberg
2.Chance 2013/1 Rückkehr in den Beruf nach Krankheit oder Unfall Leben Lernen Foto: BFW Hamm/ Pedro Citoler Arbeiten www.zweite-chance.info 2.Chance auch auf Facebook EIN FREUNDLICHER SERVICE VON: Der Überflieger „Ich muss nicht mehr nonstop auf der Überholspur fahren, um zum Ziel zu kommen“, sagt Sven Hannawald heute. Mit 2.Chance sprach die Skisprunglegende über seinen Burn-out und den Aufbruch in ein Leben nach dem Profisport. Seite 7 Diagnose Burn-out Die Uhr auf Null gedreht Neuanfang nach Burn-out Depressive Störungen und Erschöpfungssyndrome sind immer häufiger Grund für Berufsunfähigkeit: In den letzten acht Jahren hat sich die Zahl der Krankheitstage auf Grund von Burn-out laut Angaben der Versicherer verachtfacht. Auch Oliver Roth war von einem Burn-out betroffen. Doch dank einer Umschulung im BFW Schömberg vom Vertriebler zum Industriemechaniker ist er heute auf dem besten Weg zum mentalen Gleichgewicht. Eigentlich hat sein Berufsleben im Direktvertrieb wunderbar begonnen: Nach einer kaufmännischen Ausbildung war Oliver Roth in verschiedenen Branchen als Berater und im Vertrieb tätig. „Ich war mit Leib und Seele Vertriebler, immer mit Herzblut dabei“. Doch als er aus der Automobilbranche in den IT-Bereich wechselte, änderte sich alles grundlegend: „Da herrscht ein anderer Wettbewerbsdruck. Die Konkurrenz war brutal“, sagt er rückblickend. Untypisches Verhalten Aufgeben kam für den Familienvater aber nicht in Frage. Oliver Roth biss sich durch, baute eine Fassade auf – und wunderte sich, dass er auf einmal viele Flüchtigkeitsfehler machte, seine Termine vergaß und, für ihn ganz untypisch, diese Fehler zu vertuschen versuchte. „Ich zog mich zurück, war manchmal gereizt, ja, sogar aggressiv. Ich war einfach nicht mehr ich selbst. Aber das wollte ich mir nicht eingestehen.“ Sein Zusammenbruch sei stückweise eingetreten – und die logische Konsequenz eines Teufelskreises: „Für jeden Fehler musste ich länger arbeiten, doch je länger ich gearbeitet habe, desto mehr Fehler habe ich gemacht.“ Und anstatt sich einzugestehen, dass er „krank“ war, machte Oliver Roth immer weiter. „Ich habe letztlich alle Warnsignale übergangen, bis nichts mehr ging“. Der Tiefpunkt war erreicht, als sein Chef ihm kündigte. Danach wollte er erstmal nur weg: „Ich brauchte eine Auszeit, musste einfach mal durchatmen. Und, ein Glück, das hab ich dann getan.“ Während einer Reise durch Südostasien hat er zum ersten Mal realisiert, dass er sich die ganze Zeit viel zu viel zugemutet hatte. 2.Chance 2013/1 Stigma: Drückeberger Wieder zu Hause war ihm klar: Auf keinen Fall zurück in den Vertrieb. Aber der Arbeitsvermittler wollte ihm nicht entgegenkommen, Oliver Roth sah keinen Ausweg und meldete sich krank – das stieß auf Unverständnis: „Beim Arbeitsamt, bei Freunden, ja, selbst bei meiner Lebensgefährtin hatte ich auf einmal das Stigma ‚Drückeberger‘.“ Als die Krankenkasse ihn zur Prüfstelle einlud, fürchtete er schon ein ähnliches Urteil: „Aber die Beraterin dort war die erste, die sagte: ‚Das ist ganz klar ein Burn-out‘. Sie hat mich sofort in eine Kur geschickt und mir geraten, den Antrag auf Teilhabe am Arbeitsleben bei der Rentenversicherung zu stellen.“ Der Antrag wurde bewilligt. Doch vor dem Neustart stand zunächst die Frage, wie es beruflich weitergehen sollte: Um sich zu orientieren, nahm Oliver Roth an einem Assessment im Berufsförderungswerk (BFW) Heidelberg teil, eine Art Eignungsprüfung, die den Weg für die Zukunft festlegen soll – mit dem Ergebnis, dass er sich am besten für Metallberufe eigne. Daraufhin ließ er sich im BFW Schömberg zum Industriemechaniker umschulen. Blick nach vorne Die Zeit im BFW war nicht immer leicht für den ehemaligen Vertriebler: „Für mich war das ein wenig, als ob ich das Laufen neu lerne. Mehrfach dachte ich, dass ich es nicht schaffe.“ Doch seine Ausbilder und sein Rehaund Integrationscoach ermutigen ihn immer wieder, den Blick nach vorne zu richten. Und genau das tat Oliver Roth. Mit Erfolg: Direkt im Anschluss an die Ausbildung erhielt er einen festen Arbeitsvertrag bei dem Betrieb, in dem er sein Praktikum absolvierte, einem Unternehmen der Luftfahrtindustrie. „Ich empfinde große Dankbarkeit, dass ich im BFW die Chance bekommen habe, neu durchzustarten,“ sagt der frischgebackene Industriemechaniker. Ende gut, alles gut? „Ich merke zwar, dass ich manchmal noch in die alten Verhaltensmuster abdrifte, aber ich kann dem heute entgegenwirken. Die Umschulung war sehr wichtig für mein mentales Gleichgewicht. Die Uhren sind jetzt auf Null gedreht, alles weitere liegt an mir.“ Berufliche Reha: Individuelle Angebote für den Weg zurück in Arbeit Das Sozialgesetzbuch IX benennt in § 35 ausdrücklich Berufsförderungswerke als spezielle RehaEinrichtungen. Die 28 Deutschen Berufsförderungswerke halten eine Vielzahl verschiedener Angebote vor, um Betroffenen neue Perspektiven für die Rückkehr in das Arbeitsleben zu ermöglichen: Berufsfindung Eignungsdiagnostik Vorbereitungslehrgänge Ausbildungen mit anerkanntem Abschluss Qualifizierungen mit Zertifikat Wohnortnahe Integrationsmaßnahmen Betriebliche Rehabilitation Bewerbertrainings Vermittlungsaktivitäten Mehr Informationen auf Seite 6 2.Chance Neue Wege in den Beruf Chancen erkennen und nutzen Beruflicher Neustart nach einer Krebserkrankung Diagnose Krebs – kaum eine andere Erkrankung löst bei Menschen so starke Gefühle von Angst und Hilflosigkeit aus. Die Krankheit bestimmt ganz plötzlich das Leben, stellt private und berufliche Pläne in Frage. Auch Evelin P. wusste zunächst nicht, wie es weitergehen kann – ihren Job musste die gelernte Krankenschwester nach einer schweren Krebserkrankung ganz aufgeben. Bis ihr eine Umschulung im BFW Dortmund eine ganz neue berufliche Chance eröffnete. Vor fünf Jahren erkrankte Evelin P. an Krebs – es folgte eine schwere Zeit, in der Operationen und Chemotherapien den Alltag bestimmten. Heute hat die gelernte Krankenschwester den Krebs besiegt, doch die Krankheit und die kräftezehrende Behandlung haben ihre Spuren hinterlassen: „Ich habe danach immer wieder versucht, in meinen alten Beruf einzusteigen“, sagt sie, „aber der Job auf der Station ist einfach zu anstrengend für mich.“ Mit gerade einmal 47 Jahren musste Evelin P. ihren Beruf letzten Endes aufgeben – wegen voller Erwerbsminderung erhielt sie eine Rente. Eine ungewohnte Situation für die Halbitalienerin, die immer gerne gearbeitet hat. „Rente – bei diesem Wort denken die meisten an den wohlverdienten Ruhestand nach einem langen Arbeitsleben“, erzählt sie, „aber ich war ja erst Mitte 40 und konnte einfach nicht nur zuhause rumsitzen. Schließlich ist es auch für die Krebserkrankung nicht gut, wenn man nichts zu tun hat und es keine Herausforderungen mehr gibt.“ Chancen ausloten Also informierte sich Evelin P. bei ihrem Reha-Fachberater, welche beruflichen Möglichkeiten es für sie gibt und stieß so auf den Beruf der Pflegeberaterin. „Die Qualifizierung hat gleich mein Interesse geweckt, Der Weg in Arbeit führt über berufliche Reha Rentenversicherung Sind Sie krank und eventuell arbeitslos? Bundesagentur für Arbeit Stellen Sie einen Antrag auf Rehabilitation* Jobcenter Unfallversicherung Rückkehr in den Arbeitsmarkt Berufliche Reha z. B. im BFW * Der Antrag heißt „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“ Antrag bewilligt da ich da meine berufliche Vorerfahrung einbringen kann“, erzählt sie. Die Paderbornerin ergriff ihre Chance: Nachdem der zuständige Rententräger ihren Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben bewilligt hatte, konnte sie 2011 die einjährige Ausbildung im BFW Dortmund beginnen. „Leicht war das anfangs nicht“, gibt sie rückblickend zu. „Mich in meinem Alter und nach den langen Jahren der Berufstätigkeit in einem eher schulischen Umfeld zurechtzufinden, das hat mich schon einige Überwindung gekostet.“ Aber Evelin P. gab nicht auf, blieb am Ball und merkte schnell, dass die lange Berufserfahrung beim Lernen sogar von großem Vorteil war. „Auch jetzt im Beruf hilft mir das Wissen aus meiner Zeit als Krankenschwester sehr“, sagt die Pflegeberaterin, die nach erfolgreichem Abschluss schnell eine Stelle in einer Reha-Klinik gefunden hat. Heute, mit 49 Jahren, ist die Mutter einer erwachsenen Tochter wieder voll in das Arbeitsleben integriert, auch wenn sie zunächst ein paar Befürchtungen hatte: „Ich war schließlich fünf Jahre raus aus allem. Aber die Kollegen und Patienten haben mich so nett aufgenommen, da waren die Sorgen ganz unnötig.“ Im Sozialdienst berät und begleitet sie heute Menschen, die zum Teil in einer ähnlichen Situation sind wie sie selbst vor einigen Jahren: „Hilfsmittel, Pflegestufen, Rentenanträge – es hilft bei der Beratung, dass ich diesen Leidensweg selbst durchlaufen habe und mich sehr gut in die Lage der Patienten einfühlen kann. Es ist ein wenig so, als ob sich ein Kreis schließt: Ich kann die Unterstützung und Hilfe, die ich selbst erfahren habe, an andere zurückgeben. Und das ist ein wirklich gutes Gefühl.“ 2.Chance 2013/1 3 Tipps vom Rechtsexperten Ihr gutes Recht! Eine schwere Erkrankung ist ein tief greifender Einschnitt in das Leben: Die Betroffenen haben oft nicht nur Auswirkungen im Privatleben zu verkraften, viele sehen sich auch mit Folgen im Arbeitsleben konfrontiert – nicht selten bedeutet die Erkrankung sogar das „Aus“ für den erlernten Beruf. Doch die deutsche Gesetzgebung hat einen rechtlichen Rahmen geschaffen, damit Menschen nach einer Krankheit oder einem Unfall schnell wieder zurück in den Arbeitsmarkt finden, wie der bekannte TV-Rechtsanwalt Christopher Posch im Gespräch mit 2.Chance erklärt. 2.Chance: Ob schleichender Verlauf oder plötzlich eintretendes Ereignis – eine Krankheit kann Menschen schnell ins berufliche Abseits stellen. Was raten Sie Betroffenen, die durch Krankheit oder Behinderung von Arbeitslosigkeit bedroht sind? Christopher Posch: Wichtig ist zunächst eine frühzeitige, fachkundige Beratung. Denn auch wenn eine Behinderung noch nicht vorliegt, sondern „nur“ droht, haben Betroffene einen Rechtsanspruch auf berufliche Rehabilitation (§ 33 SGB IX): Diese sogenannten „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“ sollen die Erwerbsfähigkeit erhalten, verbessern, herstellen oder wiederherstellen. Das kann z. B. eine Umsetzung im Betrieb in Kombination mit einer beruflichen Weiterbildung sein – nicht selten kann ein noch vorhandener Arbeitsplatz auch durch eine entsprechende Hilfsmittelausstattung erhalten werden. Wenn es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich ist, im bisherigen Beruf zu arbeiten, dann kann eine berufliche Weiterbildung in Form einer Umschulung notwendig sein. Speziell für erwachsene behinderte Menschen, die ihren erlernten Beruf oder ihre bisherige berufliche Tätigkeit nicht weiter ausüben können, wurden Berufsförderungswerke eingerichtet. Diese außerbetrieblichen Bildungsreinrichtungen dienen vorrangig der Qualifizierung und Umschulung von Menschen mit Behinderungen, damit diese dauerhaft eine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Wie erhalten Betroffene diese Leistungen zur Rückkehr ins Arbeitsleben? Sie müssen einen Antrag auf „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben im Sinne des SGB IX“ stellen – wichtig ist, den Antrag zu stellen, bevor Kosten entstehen, da rückwirkend keine Leistungen möglich sind. Als Trä- 2.Chance 2013/1 ger kommen die Bundesagentur für Arbeit sowie die Renten- und Unfallversicherung in Frage. Auch Jobcenter können Maßnahmen zur beruflichen Reha fördern, so legt es das SGB II, § 16 fest. Das heißt: Auch sogenannte Hartz-IV-Empfänger können einen solchen Antrag stellen. Auf den ersten Blick wirken diese unterschiedlichen Zuständigkeiten zugegebenermaßen verwirrend. Doch so kompliziert ist es nicht: Denn alle Rehabilitationsträger sind verpflichtet, untereinander zu klären, wer zuständig ist. Und wer nicht weiß, wer sein Träger ist, kann sich bei der Agentur für Arbeit oder seinem Rentenversicherungsträger beraten lassen. Nicht zuletzt sind auch die Integrationsämter eine wichtige Anlaufstelle für Unterstützungsangebote. Wie sollten Betroffene vorgehen, wenn ihr Antrag auf berufliche Reha abgelehnt wird? Grundsätzlich erhält jeder, der Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben beantragt, einen bewilligenden oder ablehnenden Bescheid. Wer hiermit nicht einverstanden ist, muss innerhalb eines Monats Widerspruch bei der Behörde erheben, die den Bescheid erlassen hat, entweder schriftlich oder persönlich bei der Widerspruchsstelle zur Niederschrift. Dann wird der Antrag nochmal geprüft – hilft die Behörde dem Widerspruch nicht oder nicht in vollen Umfang ab, so ergeht ein Widerspruchsbescheid, gegen den Klage beim zuständigen Sozialgericht eingereicht werden kann. Näheres ergibt sich aus der Rechtsbehelfsbelehrung, die mit dem Widerspruchsbescheid erteilt wird. Menschen, die dauerhaft erkrankt sind, haben oft Angst, dass ihnen gekündigt wird. Ist eine Kündigung im Krankheitsfall überhaupt erlaubt? Eine Kündigung wegen Krankheit ist grundsätzlich möglich, unterliegt aber hohen Hür- Seit 2010 kümmert sich Rechtsanwalt Christopher Posch bei RTL um echte Fälle: In seiner Sendung „Christopher Posch – Ich kämpfe für Ihr Recht“ hilft er Menschen in ausweglosen Situationen. den. Zulässig ist eine krankheitsbedingte Kündigung, wenn sich die Erkrankung für den Betrieb negativ auswirkt, z. B. durch erhebliche Fehlzeiten. Bei Abwägung der privaten Interessen des Arbeitnehmers und der betrieblichen Interessen des Arbeitgebers ist eine Weiterbeschäftigung dann nicht zumutbar. Das Bundesarbeitsgericht hat hier aber sehr hohe Anforderungen gestellt. So muss zum Zeitpunkt des Ausspruchs der Kündigung u. a. eine negative Prognose hinsichtlich der in Zukunft zu erwartenden Fehlzeiten vorliegen. Außerdem darf es keine anderen Möglichkeiten als die Kündigung geben, insbesondere keine Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten zu geänderten Bedingungen an einem anderen Arbeitsplatz und keine Wiedereingliederungs- bzw. Rehabilitationsmaßnahmen. Laut § 84 SGB IX muss der Arbeitgeber stattdessen im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements die Ursachen der Erkrankungen beseitigen oder den Arbeitnehmer entsprechend seinen gesundheitlichen Einschränkungen einsetzen. Beratung bieten hierzu u. a. die Berufsförderungswerke an. Fragen Sie unsere Experten: Haben Sie Anspruch auf eine berufliche Reha? Was müssen Sie tun, wenn ein Bescheid abgelehnt wird? Fragen rund um das Thema beantworten unsere Experten. Internet: www.zweite-chance.info Hotline: 0800 / 222 000 3* *Montag bis Freitag 08:00 bis 18:00 Uhr 2.Chance Neue Perspektiven Der zweite Traumjob Dank BFW wieder in Festanstellung Als Sarah Peta während ihrer Ausbildung zur Systemgastronomin von einer beidseitigen Hüftfehlstellung erfährt, ist der jungen Frau schnell klar, dass die Diagnose in absehbarer Zeit das Aus für ihren Traumjob bedeutet. Doch sie verzweifelt nicht: „Ich bin Optimistin. Dass ich wieder etwas finde, was mir Spaß macht, war mir von Anfang an klar“, sagt die Essenerin heute und hat Recht behalten. abgeraten, weiterhin einen so lauf- und stehintensiven Job zu machen.“ Noch während der medizinischen Rehabilitation stellte sie den Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben bei der Rentenversicherung. Der Papierkram war zwar eine Herausforderung, doch sie hat sich, wie so oft, zu helfen gewusst: „Ich bin zu meiner Krankenkasse gegangen und dort jeden Abschnitt mit meinem Sachbearbeiter durchgegangen.“ „Nach der Diagnose habe ich so lange weitergearbeitet, wie es unter Schmerzen möglich war: Fünf Jahre insgesamt. Die Ärzte haben mir aber nach der OP dringend davon Mit Willen begeistert Mit Erfolg: Der Antrag wurde bewilligt, kurze Zeit später nahm sie an einer Eignungsprüfung im BFW Oberhausen teil. „Mir war aber schon vorher klar: Ich will Steuerfachangestellte werden.“ Mit diesem unbedingten Willen begeisterte sie nicht nur ihre Ausbilder, sondern auch die Personalverantwortlichen der Steuerberatungskanzlei, in der sie ihr Betriebspraktikum absolvierte. „Die Suche nach dem Praktikum war gar nicht so einfach, aber das BFW hat mich dabei unterstützt – was sich als echter Glücksfall herausstellte.“ Denn die Firma wollte sie gar nicht mehr gehen lassen: Noch während der Umschulung sammelte sie dort als 400-Euro-Kraft weitere Kenntnisse und wurde nach Ende der Umschulung mit einer Vollzeitstelle belohnt. Erfolgreich umgesattelt Berufliche Reha sorgte für neue Perspektive Nach einer komplizierten Schulteroperation musste Walter Erhard seinen Job aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Mit Unterstützung seines Reha-Beraters der Rentenversicherung orientierte er sich um und wagte im BFW München den Schritt in eine neue berufliche Zukunft. Als LKW-Fahrer einer Kanalreinigungsfirma war Walter Erhard an schwere Arbeit gewöhnt, doch irgendwann forderten die täglichen Anstrengungen ihren Tribut: Zunächst dachte er sich nichts bei den Bewegungsschmerzen in der Schulter, tat sie als Überanstrengung ab und arbeitete weiter. Erst als der Zustand unerträglich wurde, ging der 37-Jährige zum Arzt – Kalkablagerungen in der Schulter lautete die Diagnose. Zweimal wurde die sogenannte „Kalkschulter“ operiert, danach war alles anders. „Mir war schnell klar, dass ich so nicht mehr in meinem alten Job arbeiten kann“, sagt Walter Erhard. „Schläuche schleppen, in den Kanal runter steigen – diese körperliche Anstrengung kann ich mit meiner Schulter einfach nicht mehr leisten. Aber ich hatte auch keine Alternative vor Augen.“ Die Perspektivlosigkeit und die Sorgen um seine berufliche Zukunft machten dem zweifachen Familienvater schwer zu schaffen – doch er hatte Glück im Unglück: Bereits in der medizinischen Reha nahm er Kontakt zu einem Reha-Berater auf und der brachte schnell das Thema Umschulung ins Spiel. „Ich wusste vorher gar nicht, dass es so was wie die berufliche Rehabilitation gibt und auch nicht, dass ich einen Anspruch darauf habe“, sagt Erhard. Er stellte einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und konnte nach der Bewilligung eine zweiwöchige Berufsfindung beginnen – eine Maßnahme, in der anhand der individuellen Fähigkeiten der Teilnehmer die Richtung festgelegt wird, in die es künftig gehen soll. Vom „Bock“ ins Büro Im Berufsförderungswerk München kristallisierte sich schnell heraus, dass Walter Erhard aufgrund seiner beruflichen Vorerfahrung als langjähriger LKW-Fahrer besonders geeignet war für eine Ausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung. „Es war mir sehr wichtig, dass ich mein Know-how in die Ausbildung einbringen kann“, bekräftigt er. Zwei Jahre dauerte die Umschulung im BFW München – keine leichte Zeit, aber Walter Erhard stellte sich der Herausforderung und meisterte die Ausbildung so erfolgreich, dass er direkt im Anschluss eine feste Stelle als Disponent bei einem Kranverleih antreten konnte. „Ein verantwortungsvoller Job, der mir viel Spaß macht“, sagt der ehemalige Berufskraftfahrer zufrieden. 2.Chance 2013/1 5 Service Hier finden Sie Hilfe & Beratung Berufsförderungswerk Heidelberg Für Informationen und Fragen rund um das Thema berufliche Rehabilitation steht Ihnen Herr Thorsten Schenk zur Verfügung. Berufsförderungswerk Schömberg Menschen, die ihren Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können, gewinnen im BFW Schömberg eine neue Lebens- und Berufsperspektive. Wir informieren Sie gern: Thorsten Schenk Berufsförderungswerk Heidelberg SRH Berufliche Rehabilitation GmbH Bonhoefferstraße 17 69123 Heidelberg Uwe Mayer Berufsförderungswerk Schömberg Bühlhof 6 75328 Schömberg Telefon: 06221 88-2110 Telefax: 06221 88-3101 E-Mail: [email protected] Internet: www.srh.de/bfw Telefon: Telefax: E-Mail: Internet: 07084 933-134 07084 933-833 [email protected] www.bfw-schoemberg.de Sofortkontakt: 0800 88-49742 (gebührenfrei) Unser Angebot Alles ist möglich! Die große Vielfalt in der beruflichen Rehabilitation – auch mit Gesundheits- und Sozialberufen sowie eigener Hochschule. RehaAssessment Finden Sie heraus, wie es trotz Behinderung oder Erkrankung beruflich weitergehen kann. Wir helfen Ihnen dabei, z. B. durch eine Arbeitserprobung/Berufsfindung. Bei der Berufswahl werden Ihre persönlichen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten berücksichtigt. Die medizinische und therapeutische Versorgung ist durch Fachteams gewährleistet. Sie sind ebenso wie die vielfältigen Wohn- und Freizeitangebote auf unserem Campus angesiedelt – in unmittelbarer Nähe zu den Lernorten. Neben verschiedenen Ausbildungen können auch verkürzte modulare Weiterbildungen genutzt werden. Wohnortnahe Angebote Für die berufliche Rehabilitation gibt es auch wohnortnahe Angebote. RehaStep, das neue Integrationsangebot für gesundheitlich gehandicapte Menschen und viele andere Maßnahmen laufen in: l Heilbronn l Offenburg l Bad Säckingen (Region Hochrhein) l Mannheim l Friedrichshafen l Bensheim (Kreis Bergstraße) l Kaiserslautern l Saarbrücken l Kassel Informieren Sie sich über Ihre individuellen Möglichkeiten. Rufen Sie uns an, schreiben Sie eine E-Mail oder besuchen Sie uns einfach an einem unserer Info-Tage. Nutzen Sie Ihre Chance! 2.Chance 2013/1 Vorbereitung Lernen Sie das Lernen wieder, z. B. mit einer Reha-Vorbereitung. Qualifizierung Qualifizieren Sie sich in Schömberg oder Stuttgart. Wir bilden in 17 anerkannten Berufsbildern mit Kammerabschluss aus oder bringen Sie mit unseren Weiterbildungsangeboten JobFit nach vorn. Sie qualifizieren sich in modernen Schulungsräumen, praxisnahen Konstruktionsbüros, Werkstätten, Lernfirmen und Computerlernzentren. Oder finden Sie Ihren Weg ins Arbeitsleben mit wohnortnahen Integrationsangeboten in: l Schömberg l Stuttgart l Reutlingen l Villingen-Schwenningen lUlm l Aalen Integration Unser wichtigstes gemeinsames Ziel ist Ihre nachhaltige Integra tion in Arbeit. Bei der Suche nach einem geeigneten Praktikumsund Arbeitsplatz unterstützen wir Sie intensiv. Informieren Sie sich vor Ort – Sie sind herzlich zu unseren Infotagen eingeladen. Rufen Sie uns einfach an. 2.Chance Im Interview Der Überflieger Sven Hannawald spricht über seinen Burn-out Er war einer der erfolgreichsten deutschen Sportler, gefeiert wie ein Superstar: Sven Hannawald. Weltmeistertitel, Olympiasiege und der erste Grand Slam in der Geschichte der Vier-Schanzen-Tournee pflastern den steilen Aufstieg des 38-jährigen Überfliegers. Doch irgendwann hält Hannawald den enormen Druck des Hochleistungssports nicht mehr aus, er fühlt sich ausgebrannt und fällt in ein seelisches Tief. Mit 2.Chance sprach die Skispringerlegende offen über den Tiefpunkt seines Lebens und den langsamen Aufbruch in ein Leben nach dem Profisport. 2.Chance: Sie haben als Spitzensportler ein Leben im physischen und psychischen Grenzbereich geführt. Wie haben Sie gemerkt, dass es nicht mehr weiter geht? Sven Hannawald: Das war ein ganz schleichender Prozess, eine innerliche Unruhe, die immer schlimmer wurde, bis in meinem Kopf nur noch ein einziges großes Durcheinander war. Es gab Momente, da habe ich urplötzlich zu weinen angefangen, obwohl ich eigentlich kein Mensch bin, der nah am Wasser gebaut ist. Ich habe mich selbst kaum noch wiedererkannt. Heute weiß man, dass diese Symptome eindeutige Warnsignale für einen drohenden Burn-out sein können. Aber 2004 war dieses Krankheitsbild eher unbekannt und nicht zu wissen, was mit mir los ist, hat mich innerlich zerrissen. Auch ich musste mir meine Schwäche eingestehen. Mit Selbsthilfebüchern und guten Ratschlägen kommt man da nicht weit, deshalb habe ich sofort professionelle Hilfe gesucht und mich in stationäre Behandlung begeben. Aber auch nach dem zweimonatigen Klinikaufenthalt war ich noch lange nicht wieder der Alte. Mein Körper hat mir deutlich vor Augen geführt, dass er kein Computer, sondern eine natürliche Ressource ist, die geschont werden muss. Es hat fast fünf Jahre gedauert, bis ich wieder zurück im Leben war. Eine Zeit, in der ich auch immer wieder Rückschläge hinnehmen musste: Denn um vorwärts zu kommen, musste ich auch mal zwei Schritte zurücktreten. Aber ich habe gelernt, dass gerade ein Rückschritt manchmal der erste Schritt zum Fortschritt ist. Sie haben es selber gesagt, damals war das Thema Burn-out noch Neuland – wie haben Sie auf die Diagnose reagiert? Ich wusste überhaupt nicht, was das bedeutet und was auf mich zukommt. Letzten Endes war mir das aber egal, denn nach zig Arztbesuchen, zig Untersuchungen, die alle zum Ergebnis hatten, dass körperlich alles in Ordnung sei, wollte ich einfach nur, dass mir endlich jemand erklärt, was mit mir los ist und dass es mir wieder besser geht, um mit vollem Elan wieder Ski zu springen. Deshalb war ich einfach nur erleichtert, als mir ein aufmerksamer Arzt sagte, das sei ein Burn-out. Anfangs bin ich davon ausgegangen, dass es wie eine Grippe ist und dass man gewisse Dinge machen muss, damit es besser wird. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es ein schwerer und langer Prozess wird. Wie meinen Sie das? 2005, als es mir schon wieder recht gut ging, hatte ich damit geliebäugelt, wieder mit dem Springen anzufangen. Aber als ich die Halle betrat, in der wir immer trainiert haben, habe ich gemerkt, dass ich mental wieder ganz unruhig wurde und gewusst, das hat keinen Sinn mehr. Also habe ich einen Schlussstrich gezogen. Der endgültige Abschied vom Skispringen war für mich natürlich erst mal ein Rückschritt, aber gleichzeitig wurde mir so auch ein zweites Leben geschenkt: Ich lebe heute wesentlich entschleunigter, genieße die kleinen Bausteine, die sich langsam zusammensetzen, die mein neues Leben prägen. Ich mache mir keinen Stress mehr, gehe die Dinge viel relaxter an. Wie haben Sie den Tiefpunkt überwunden? Es hilft niemandem, den Starken zu spielen. Fünf Jahre Auszeit sind allerdings ein Luxus, den sich der Normal-Bürger, der schnell wieder in den Beruf zurück muss, nicht leisten kann. Ein Burn-out unterscheidet nicht, ob man Mitarbeiter eines Unternehmens oder ein erfolgreicher Skispringer ist – er erwischt einen generell eiskalt. Ich hatte aber das Riesenglück, dass ich mir alle Zeit der Welt nehmen konnte, um mich zu kurieren. Betroffene, die mitten im Beruf stehen, eine Familie ernähren müssen, haben einen ganz anderen inneren und äußeren Druck. Umso mehr sehe ich es als großes Geschenk, dass ich meine Gedanken wachsen lassen konnte, um meine Aufgabe zu finden, die mich auch in Zukunft fordern soll. Sie waren ein Spitzensportler, ein Medienliebling. War die Vorstellung, kein gefeierter Star mehr zu sein, schlimm für Sie? Man weiß als Sportler, dass man nicht immer der Held sein wird, sondern nur für die Zeit, in der man erfolgreich ist. Klar, war es toll, vor Zigtausenden einen Wettkampf zu gewinnen oder sich bei den Sprüngen wie ein Gladiator zu fühlen. Aber ich habe heute eine andere Motivation, einen anderen Blick auf die Dinge: Ich genieße und schätze mein Leben, so wie es ist. Heute fahren Sie Autorennen. Wie gehen Sie hier mit dem Leistungsdruck um? Das kann man nicht mit früher vergleichen. Der Rennsport ist etwas, das ich mit 35 angefangen habe. Wenn dort jemand kommt und zu mir sagt, dass ich das Rennen gewinnen muss, dann lache ich da drüber. Natürlich will ich auch hier erfolgreich sein, aber ich achte strikt darauf, dass ich bestimmte Grenzen nicht mehr überschreite und rechtzeitig auf die Bremse trete. Ich muss nicht mehr nonstop auf der Überholspur fahren, um zum Ziel zu kommen. Vielen Dank für das Gespräch! 2.Chance 2013/1 7 polnische Stadt an der Weichsel Registraturmappe Missfallen bekunden (ugs.) Turnkünstlerin Kalkstein; Schreibmaterial 1 auf jeden Fall, unbedingt Herrscherin, Monarchin Südslawin leidenschaftlich streben Gleitschiene (Schlitten) giftiges Halbmetall Wolf-, Fuchs-, Hundejunges anständig, gerecht (engl.) Schling-, Urwaldpflanze österreichischer Alpenpass Schlüsselblume Fluss im Sauerland (NRW) Ausruf der Verwunderung Schluss 4 eilig, keinen Aufschub duldend amerikanischer Filmpreis Die Buchstaben 1- 8 verraten Ihnen, welcher Begriff in unserem Rätsel versteckt ist. Bitte senden Sie das Lösungswort mit dem Stichwort „Rätsel“ bis zum 31. 08. 2013 an neben stehende Adresse ein. Unter allen Einsendungen verlosen wir 4 x 100 Euro. Aristokrat Protestkundgebung (Kzw.) zugespitzter Holzstamm ein Backwerk Einsiedler, Klausner eine Zahl menschenähnliches Säugetier Dreifingerfaultier Sporenpflanze der gleichen Meinung dehnbares Hohlorgan Qualität, Beschaffenheit tierisches Milchorgan altes nordisches Blasinstrument weibliches Ungeheuer Fremdwortteil: unter flüssiges Fett italienisch: ja eine Baltin 3 englischer Physiker (Isaac) Lösungswort: 8 Gewürz-, Arzneipflanze Stadt in Nevada (USA) 1 2 freie Zeit und innere Ruhe 3 Auflage: 160.000 Exemplare Fotos: Titel: BFW Hamm/Pedro Citoler; Titel/Seite 7: www.ipernity.com/doc/ siebbi/3930198; Innenteil: Privatfotos; Seite 3: Peepo - istockphoto.com; Seite 4: Kay Ransom - fotolia.com, Pressefoto Christopher Posch Ringel-, Saugwurm Vorsilbe: zwischen (lat.) Frauenliebling (französisch) zünftig, kernig; originell 6 afrikanischer Strom Berührungsverbot Wassersportart finnischer Läufer (Paavo) Feuerkröte von besonderem Reiz Abkürzung für Untergeschoss großes Gewässer englische Grafschaft Redaktion: Martin Holzhause, Hartmut Kostens, Melanie Kreier, Mario Kreß, Anja Kuhrt, Uwe Mayer, Christa Mischke, Matthias Ortmann, Lars Pallinger, Petra Hoffmann, Herbert Reitinger, Sarah Richter, Thorsten Schenk, Michael Steuer, Marcel Weiss, Georg Plange, Vanessa Leßner (v.i.S.d.P.) Verlag: TNP . Agentur für Kommunikation Redaktion „2.Chance“ Stichwort: Rätsel Telefon: 0203 800 79 0 Fax: 0203 800 79 99 Postfach 130644 47106 Duisburg [email protected] daraus schließen Fahrt zum Ferienziel Bootszubehör 2 Hautsalbe befristete Forderung eine Wirkung zei- feiner gen, an- Schmutz sprechen Früchte eine Empfehlung geben ärmelloser Umhang Frau Abrahams im A. T. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Blattwerk der Bäume 7 griechischer Liebesgott Welcher Begriff wird in unserem Rätsel gesucht? Bewohner eines Erdteils Oper von Weber Jurist zur Beurkundung Bemerkung Sinnspruch klappern englische Prinzessin Kettenring 5 Tierwelt Hinweis auf eine Schuld jemandem selbst gehörend Evangelist wirklich Kostenpunkt Bedienelement v. techn. Anlagen dünn, zart www.zweite-chance.info einer Axt ähnliches Spaltwerkzeug 4 5 6 7 8 Toby Terrier Wege entstehen … Niemals … 2.Chance 2013/1 … entmutigen … ……indem man … lassen: … sie ist geht! Das das Geheimnis!