dbb-Magazin - dbb beamtenbund und tarifunion
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4 dbb magazin April 2010 – 61. Jahrgang Postvertriebsstück • Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“ Finanzpolitik: KUNSTSTÜCKE ... Seite 4 > Interview Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble Seite 13 > Steuersünderdaten in der Diskussion dbb > aktuell Die Bundesrepublik Deutschland steht vor dem größten Schuldenberg ihrer Geschichte. Sorgfältige Finanzplanungen und gezielte Investitionen sind notwendig, um den negativen Begleiterscheinungen der Wirtschaftskrise nachhaltig entgegenzuwirken. Bund, Länder und Kommunen stehen dabei in einer doppelten Pflicht: Zum einen schulden sie den Bürgern die Bereitstellung einer funktionierenden und verlässlichen staatlichen Infrastruktur, die wirtschaftliches Handeln für in- und ausländische Investoren begünstigt und fördert; zum anderen müssen sie ihre Beschäftigten in die Lage versetzen, an der allgemeinen Wirtschaftsund Einkommensentwicklung teilzunehmen. Der Tarifabschluss für die Beschäftigten beim Bund und in den Kommunen hat dazu den Weg gewiesen, und die Übertragung auf Beamte und Versorgungsempfänger ist zwingend. Darüber hinaus ist der Staat in der Pflicht, alles daranzusetzen, die ihm zustehenden Einnahmen zur Verringerung der Schulden und zur Einhaltung der so genannten Schuldenbremse auch tatsächlich zu erzielen. Gegen Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung sind Appelle wenig hilfreich. Und der Hinweis, fehlendes Personal könne nicht finanziert werden, ist der falsche Ansatz. Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble hat im Interview mit dem dbb magazin unmissverständlich klargestellt, dass ein solches Verhalten eine „eklatante Verletzung der Steuergerechtigkeit als auch der Pflicht zur Erfüllung hoheitlicher Aufgaben“ darstellt. Bund und Länder haben einen klaren Auftrag. Statt finanzpolitische Kunststücke vorzuführen, muss alles darangesetzt werden, die vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten zu nutzen, um die grundlegenden Probleme zu lösen. Die Zeit, entsprechend zu handeln, ist jetzt. sm Schwerpunkt: Finanzverwaltung > > interview Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble 4 Arbeitsgespräch: EU-Arbeitszeitrichtlinie weiterentwickeln 6 > TV-L Berlin unterzeichnet 7 > Eingruppierung der Lehrkräfte 8 > Grundgesetzänderung für Hartz-IV-Jobcenter 9 > IT-Nutzung in der Verwaltung 9 > Beamtenpensionen > Steuersünderdaten in der Diskussion 13 > 9 14 > 17 10 fokus > Glücksspiel in Deutschland 14 > die andere meinung Steuersenkungsmodelle: Nur zu, wenn‘s geht! 17 > report Finanzaufsicht im staatlich konzessionierten Spielbankbetrieb: Kopfrechnen am Casinotisch 18 > dbb akademie 22 > blickpunkt Im Dienst der Sicherheit an der Ostsee: Polizei ahoi 24 3 18 > > 26 gesundheitspolitik Pflegeberatung: Kostenfrei und neutral 28 online Auktionen der öffentlichen Hand 30 frauen Der öffentliche Dienst braucht mehr mutige Mädchen! 32 > mitgliederservice 34 > glosse 39 > 28 > > 30 > > 47 spezial 12. Europäischer Abend: Privat oder Staat? Impressum: Herausgeber: Bundesleitung des dbb beamtenbund und tarifunion – Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, 030.4081-40, Fax 030.4081-5599. Internet: www.dbb.de. E-Mail: [email protected] Chefredakteur: Dr. Walter Schmitz (sm); Redaktion: Christine Bonath (cri), Jan Brenner (br). Mitarbeiter dieser Ausgabe: Birgit Ulrich (bau), Britta Ibald (iba), Thomas Bemmann (be). Redaktionsschluss am 10. jeden Monats. Namensbeiträge stellen in jedem Falle nur die Meinung des Verfassers dar. Gestaltung: Marian-Andreas Neugebauer. Fotos: www.fotolia.de: L.Shat (Titel), Monsterdruck, Monkey Business, by-studio, Friedberg, Team Cu29, Marion Wear, Chaotic_PhotographY, Kogge. Bezugsbedingungen: Die Zeitschrift für Beamte, Angestellte und Arbeiter erscheint zehnmal im Jahr. Für Mitglieder ist der Verkaufspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Der Abonnementpreis für Nichtmitglieder des dbb beträgt jährlich 32,90 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer. Der Bezugspreis für das Einzelheft 3,90 Euro inkl. Porto und Umsatzsteuer. Bezug durch die Post. Einzelstücke durch den Verlag. Verlag: dbb verlag GmbH, Internet: www.dbbverlag.de, E-Mail: [email protected]. Verlagsort und Bestellanschrift: Friedrichstr. 165, 10117 Berlin, 030.7261917-0, Telefax 030.726191740, Commerzbank Berlin: Konto 0 733 998, Sparkasse Köln/Bonn: Konto 21 006 903. Versandort: Düsseldorf. Herstellung und Anzeigen: Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Höherweg 278, 40231 Düsseldorf, Internet www.vva.de, E-Mail [email protected]. Anzeigenleitung: Ulrike Niggemann. Anzeigenverkauf: Panagiotis Chrissovergis, 0211.7357-841, Anzeigendisposition: Regina Pheiler, 0211.7357-568, Fax 0211.7357-507, Anzeigentarif Nr. 51 (dbb magazin), gültig ab 1. 10. 2009. Druckauflage: 766 533 Exemplare (IVW 4/2009). Vertrieb: 0211.7357-155, Fax 0211.7357-891. Anzeigenschluss: 6 Wochen vor Erscheinung. Gedruckt auf Papier aus elementar-chlorfrei gebleichtem Zellstoff. ISSN 0941-8156 aktuell finale jugend „Löwe sucht Dompteur“ 40 > t@cker 41 > mitgliedsgewerkschaften 42 > kulisse Not macht erfinderisch 47 > dbb magazin | April 2010 in eigener sache Kunststücke > dbb > aktuell > dbb magazin Die Tarifparteien haben sich für Bund und Kommunen Ende Februar 2010 auf einen Abschluss geeinigt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat noch in Potsdam die zeitund inhaltsgleiche Übertragung auf Beamte und Versorgungsempfänger angekündigt. Wie bewerten Sie als Bundesfinanzminister das Ergebnis, und welche Perspektiven sehen Sie? interview 4 Schäuble Ich befürworte die Tarifeinigung für den öffentlichen Dienst. Sie ist ein Kompromiss mit Augenmaß, der die Interessen der Beschäftigten und die angespannte Haushaltssituation berücksichtigt. Zu Recht hebt mein Kabinettskollege Dr. de Maizière hervor, dass die 26-monatige Laufzeit dem Haushalt Planungssicherheit gibt. Den Vorschlag meines Kollegen zur Übertragung auf den Beamtenbereich trage ich mit. Wie Sie wissen, entscheidet über diese Fragen und die Einzelheiten schlussendlich der Gesetzgeber. > dbb magazin Die Kommunen brauchen verlässliche Einnahmequellen, um die Folgen der Wirtschaftsund Finanzkrise zu schultern. Das Kabinett hat aufgrund dessen eine Gemeindefinanzkommission eingerichtet, die am 4. März 2010 erstmals getagt hat. Wie sieht der Fahrplan der Kommission aus? > Schäuble Die Aufgabe der Kommission wird darin bestehen, Vorschläge zu unterbreiten, wie eine Neuordnung der Gemeindefinanzierung aussehen kann. Sie wird Entlastungsmöglichkeiten auf der Ausgabenseite (zum Beispiel Flexibilisierung von Standards) zu prüfen haben, und sie wird auch über einen Ersatz für die Gewerbe- > dbb magazin | April 2010 Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen Steuerhinterziehern das Handwerk legen ... steuer nachdenken. Geprüft wird in diesem Zusammenhang unter anderem ein kommunaler Zuschlag auf die Einkommen- und Körperschaftsteuer sowie ein höherer Anteil der Kommunen an der Umsatzsteuer. Daneben wird sich die Kommission mit der Beteiligung der Kommunen an der Gesetzgebung des Bundes und dem Einfluss der EU-Rechtsetzung auf die Kommunen befassen. Noch vor der Sommerpause soll ein weiteres Treffen stattfinden, um über Zwischenberichte aus den von ihr beauftragten Arbeitsgruppen (Kommunalsteuern, Standards und Rechtsetzung) zu beraten. Die Kommission strebt an, bis Ende Herbst 2010 einen Bericht vorzulegen. > dbb magazin Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit können nur wirksam bekämpft werden, wenn dem Staat dafür ausreichend Personal zur Verfügung steht. Warum wird dennoch auf die Einstellung von mehr Steuerfahndern verzichtet – und auf Steuereinnahmen in Milliardenhöhe ebenfalls? Beispiel voran und hat allein für dieses Jahr 200 neue Stellen vorgesehen. Der Staat darf auf die ihm zustehenden Steuer- und Abgabenzahlungen nicht unter Verweis auf fehlendes Personal verzichten. Das wäre eine eklatante Verletzung sowohl der Steuergerechtigkeit als auch der Pflicht zur Erfüllung hoheitlicher Aufgaben. > > Schäuble Die Einstellung von zusätzlichen Steuerfahndern fällt in die Personalhoheit der Länder. Der Bund befürwortet die Einstellung zusätzlicher Steuerfahnder, aber er kann das den Ländern nicht vorgeben. Die Bundeszollverwaltung geht bei der Bekämpfung der Schwarzarbeit jedenfalls mit gutem dbb magazin Die Bundesländer gehen recht unterschiedlich mit Steuersünderdaten um. Zurzeit wird der Ankauf entsprechender CDs sehr kontrovers diskutiert. Welchen Standpunkt vertritt der BMF in dieser Frage? > Schäuble Für mich bestand und besteht kein Zweifel daran, dass Bund Foto: BMF > dbb > aktuell Dabei müssen wir uns auch bewusst sein: Der Umgang mit Informanten, die gegen Geld Informationen anbieten, die auf Steuerhinterziehung im großen Ausmaß hindeuten, stellt die Finanzverwaltung des Bundes und der Länder vor neue Aufgaben. Die Aufgabe meines Hauses, des Bundesministeriums der Finanzen, will ich da ganz klar formulieren: Es gilt, auf eine einheitliche Rechtsanwendungspraxis bei der Auftragsverwal> tung zu achten. Bevor Entscheidungen getroffen werden können, muss die Komplexität der Sachverhalte und der Rechtsfragen, die sich daraus ergeben, aufgearbeitet werden. Deswegen gab es und wird es auch künftig unterschiedliche Entscheidungen darüber geben, wie im Einzelfall mit einem konkreten Angebot umgegangen wird. Daraus kann keinesfalls auf eine unterschiedliche Verwaltungspraxis geschlossen werden. Mir ist jedenfalls kein Bundesland bekannt, in dem Hinweisen auf Steuerhinterziehung nicht nachgegangen wurde – auch wenn sie von einem Informanten stammen, der Geld verlangt. > dbb magazin In der Wirtschaft ist es üblich, Kosten-Nutzen-Relationen aufzustellen, um die Effektivität von Dienstleistungen oder Herstellungsprozessen bewerten zu können? Der öffentliche Dienst wird dagegen eher einseitig betrachtet und gilt über- Info Dr. Wolfgang Schäuble … … Jahrgang 1942, studierte Rechtsund Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Hamburg. Seit 1965 ist er Mitglied der CDU, seit 1972 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1981 bis 1984 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und von 1984 bis 1989 Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes. 1989 bis 1991 amtierte Schäuble als Bundesminister des Innern. Seit 1989 ist er Mitglied des Bundesvorstandes der CDU Deutschlands. Von 1991 bis 2000 übte er den Vorsitz der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages aus. Von 1998 bis 2000 war er Vorsitzender der CDU Deutschlands, seit 2000 ist Schäuble Mitglied des Präsidiums. Von 2002 bis 2005 war er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Von November 2005 bis 2009 amtierte er als Bundesminister des Innern und übernahm im Anschluss daran das Amt des Bundesministers der Finanzen. Wolfgang Schäuble ist verheiratet und hat vier Kinder. wiegend als Kostenfaktor. Warum gibt es keine „Leistungsbilanz öffentlicher Dienst“? > Schäuble Die gibt es ja. Wir haben die Kosten- und Leistungsrechnung. Wir sind damit in der Lage, die Beziehungen zwischen den Leistungen der öffentlichen Hand sowie den dafür bereitgestellten Ressourcen herzustellen und die Kosten transparent auszuweisen. Dass wir auch neue, für die Bundesverwaltung bislang eher unübliche Wege beschreiten, dafür möchte ich ein Beispiel nennen. Bei der Erstellung von Dienstleistungen werden wir in der Bundesverwaltung vom Haushaltsjahr 2011 an etwas bis dahin so noch nicht Praktiziertes erproben: Dienstleistungszentren der Bundesverwaltung können ihre Leistungen ab 2011 anderen Bundesbehörden gegen Bezahlung anbieten. Wir bezeichnen das als „Leistungsverrechnung mit Geldmittelfluss“. Die Rahmenbedingungen für die Erprobung der Leistungsverrechnung wurden mit einer so genannten „Experimentierklausel“ für den Haushalt 2011 geschaffen. Die Kundenbehörden veranschlagen die Ausgaben für den Bezug der Dienstleistungen in ihrem Haushalt. Die Dienstleistungszentren kalkulieren für die Leistung einen Preis und stellen diesen der jeweiligen Kundenbehörde in Rechnung. Die Einnahmen stehen dann den Dienstleistungszentren für die Refinanzierung der laufenden Ausgaben zur Verfügung. Für uns ist das ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der Transparenz der Leistungsbeziehungen und zur Zusammenführung von Fachund Finanzverantwortung. Grundlage für Preiskalkulation und Kostentransparenz ist eine leistungsfähige Kosten- und Leistungsrechnung, die wir systematisch weiterentwickeln. Bei all dem bleibt es unser erklärtes Ziel: Wir wollen die Verwaltungskosten im Interesse der Erweiterung der Gestaltungsspielräume der Politik nachhaltig reduzieren. > dbb magazin Die so genannte Schuldenbremse ist im Grundgesetz verankert worden. Wollen Sie den Vorgaben gerecht werden, müssten Sie in den nächsten 24 Monaten an die 30 Milliarden Euro einsparen. Wie wollen Sie diese Haushaltslücke schließen? > dbb magazin Keine Frage: Wir werden die neue verfassungsrechtliche Schuldenregel einhalten. Aber zu einer verantwortungsvollen Finanzpolitik gehört auch, Entscheidungen erst auf der Basis belastbarer Informationen zu treffen. Wir brauchen zunächst eine aktuelle Prognose der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der Steuereinnahmen. Die wird uns erst Anfang Mai vorliegen. Insoweit kann ich Ihnen heute auch keine neuen Zahlen für den Haushalt des Jahres 2011 und der folgenden Jahre nennen. Damit werden wir uns in den kommenden Monaten intensiv beschäftigen. Eins ist jedoch klar: die Konsolidierungsanstrengungen müssen zur Einhaltung der neuen Schuldenregel ab 2011 erheblich verstärkt werden. Die Schuldenregel verlangt von uns, das strukturelle Defizit im Bundeshaushalt bis zum Jahre 2016 in gleichmäßigen Schritten auf dann nur noch 0,35 Prozent des BIP abzubauen. Das bedeutet, dass wir die strukturelle Nettokreditaufnahme um rund zehn Milliarden Euro jährlich zurückführen müssen. > dbb magazin | April 2010 5 interview und Länder alles tun müssen, um Steuerhinterziehern das Handwerk zu legen. Damit sichern wir die Gleichmäßigkeit der Besteuerung und dienen der Steuergerechtigkeit in Deutschland. Das gilt auch und besonders bei Auslandssachverhalten. Wir müssen alles rechtlich Zulässige tun, um an steuererhebliche Informationen zu gelangen. Das gilt auch für den Ankauf von Daten. Das sind wir den ehrlichen Steuerzahlern in unserem Land ganz einfach schuldig. dbb > aktuell Arbeitsgespräch: > Aktionen zur neuen Arbeitszeitrichtlinie dbb Chef Peter Heesen hat am 18. März 2010 den Vorsitzenden der niederländischen Beamtengewerkschaft CNV Publieke Zaak, Eric de Macker, und deren Schatzmeister Patrick Fey zu einem Arbeitsgespräch in Berlin getroffen. Thema war die bevorstehende Neuauflage der im Frühjahr 2009 gescheiterten Arbeitszeitrichtlinie. kompakt 6 Der CNV Publieke Zaak setzt sich wie der dbb für einen gewerkschaftlichen Pluralismus auf europäischer Ebene ein und vertritt ebenfalls Beschäftigte, die von den Regelungen der Arbeitszeitrichtlinie besonders betroffen sein werden. Die Europäische Kommission arbeitet gegenwärtig an einem neuen Entwurf, der spätestens nach der Sommerpause vorliegen soll. Erste Gespräche von dbb und CESI mit der Kommission haben bereits in Brüssel stattgefunden. Gemeinsam wollen Deutsche und Niederländer nun an diese Gespräche anknüpfen und auch in den anderen EU-Institutionen vorsprechen. De Macker sagte zur Arbeitszeitrichtlinie, diese sei auch in den Niederlanden ein großes Thema. „Die gegenwärtige europäische Rechtslage ist gewiss unbefriedigend; wir müssen aber achtgeben, dass die besondere Arbeitssituation in zentralen Bereichen unserer öffentlichen Dienste berücksichtigt wird“, so de Macker. Die Frage, wie Optout-Regelungen von der zulässigen wöchentlichen Höchstarbeitszeit und Bereitschaftsdienstzeiten zukünftig geregelt werden, sei vor allem > dbb magazin | April 2010 für Feuerwehr, Polizei und die Mitarbeiter der Krankenhäuser wichtig, sagten Heesen und de Macker. „Darüber hinaus sind wir uns absolut einig über den weiteren Weg der CESI“, freute sich Peter Heesen nach dem mehrstündigen Gespräch. Eric de Macker unterstrich die Bedeutung der Mitarbeit seiner Gewerkschaft in dem europäi- > schen Dachverband unabhängiger Gewerkschaften: „Der Beitritt von Eurofedop zur CESI war eine wichtige strategische Entscheidung“, so de Macker. Der CNV wolle sich verstärkt in die Arbeit der CESI einbringen. Heesen erwartet neue Impulse, insbesondere in der Debatte um die EU-Strategie 2020. Die CESI werde die Diskussion vorantreiben, so Heesen. In Kürze sollen die bisherigen Brüsseler Geschäftsstellen von CESI und Eurofedop vereint werden; das gemeinsame Generalsekretariat der größeren, neuen CESI wird am bisherigen Sitz der CESI ganz in der Nähe von Kommission, Rat und Parlament sein. Trafen sich im dbb forum berlin: Patrick Fey, Eric de Macker und dbb Chef Peter Heesen. Info Besoldungstabellen online Alle ab 1. März 2010 in den Ländern neu geltenden Besoldungstabellen stehen jetzt zum Download auf der dbb Homepage zur Verfügung. Ab diesem Zeitpunkt ist mit der zweiten Stufe der Landesbesoldungs- und Versorgungsanpassungsgesetze 2009/2010 eine gleichmäßig lineare Erhöhung der Bezüge in allen Ländern mit einer deutlichen Stärkung des Basiseffekts wirksam geworden. Einzelne Länder wie Thüringen und das Saarland – und aktuell Hamburg – haben bereits eigene Besoldungsgesetze beschlossen. Bei der Weiterentwicklung der Besoldung ist es dem dbb in Bund und Ländern bislang gelungen, eine starke Auseinanderentwicklung der Tabellenstruktur zu verhindern. Lediglich Berlin hat keinerlei Besoldungs- und Versorgungsanpassung vorgenommen. Dort wird seit August 2004 – der letzten bundeseinheitlichen Besoldungs- und Versorgungsanpassung in Höhe von lediglich 1,0 Prozent – bei den Beamtinnen und Beamten über die Schmerzgrenze hinaus gespart. dbb > aktuell Tarifabschluss öffentlicher Dienst Berlin: Eckpunkte unterzeichnet Eckpunkte für die Übernahme des künftig im Land Berlin anzuwendenden Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) unterzeichnet. > dbb Verhandlungsführer Willi Russ (zweiter von links) und der Berliner Innensenator Ehrhard Körting (gegenüber) unterzeichneten in Berlin die Eckpunkte für die Übernahme des TV-L im Land Berlin. „Damit ist ein weiterer Schritt in Richtung Tarifgerechtigkeit getan. Wir hätten uns eine wesentlich schnellere Anpassung gewünscht, aber mehr war im Moment nicht drin“, sagte dbb Verhandlungsführer Willi Russ anlässlich der Unterzeichnung. „Jetzt müssen wir einen schnellen Fahrplan für die Redaktionsverhandlungen erarbeiten, damit der neue Tarifvertrag wie geplant am 1. April 2010 in Kraft treten kann – die Beschäftigten sollen zügig zu ihrem Recht kommen.“ Die Angleichung der Einkommen im öffentlichen Dienst Berlins soll ab August 2011 beginnen, dann werden die Beschäftigten 97 Prozent des Einkommens anderer nach TV-L Beschäftigter erhalten. Ab 2013 sind weitere Angleichungsschritte vereinbart, sodass Berlins Landesbeschäftigte spätestens Ende 2017 das gleiche Einkommen haben wie die Beschäftigten anderer Länder. Die durchschnittliche Arbeitszeit soll ab August 2011 für alle Beschäftigten 39 Wochenstunden betragen. > Auf Beamte übertragen Der Landesvorsitzende des dbb berlin Joachim Jetschmann betonte am Rande der EckpunkteUnterzeichnung erneut, dass die Entgeltanpassung für die Tarifbeschäftigten an das Gehaltsniveau der anderen Bundesländer vom Grundsatz her auf die rund 70 000 Beamtinnen und Beamten Berlins übertragen werden müsse. „Auch die Beamten brauchen den Anschluss an die allgemei- ne Einkommensentwicklung und haben nach den vielen Jahren, in denen sie wie die Tarifbeschäftigten zur Haushaltskonsolidierung beigetragen haben, einen berechtigten Anspruch auf eine leistungsgerechte Bezahlung, die dem Gesamtniveau der anderen Bundesländer entspricht“, sagte Jetschmann. Es sei höchste Zeit für den Senat, die Berliner Beamtenschaft mit modernen Einkommens- und Beschäftigungsbedingungen neu zu motivieren und nicht länger von Besoldungsanpassungen auszuschließen. „Schon jetzt wandern hoch qualifizierte Kolleginnen und Kollegen in andere Bundesländer mit besseren Konditionen ab, und die Anwerbung von Nachwuchskräften wird immer schwieriger“, warnte Jetschmann. Der dbb Bundesvorstand ist am 26. März 2010 zu seiner Frühjahrssitzung in Berlin zusammengekommen. dbb Bundesvorsitzender Peter Heesen analysierte in seinem Lagebricht die erfolgreich beendete Einkommensrunde 2010 und die Übertragung auf den Beamtenbereich, das Urteil des BVerfG zur Beibehaltung der Jobcenter von Arbeitsagenturen und Kommunen, die Privatisierung des Gerichtsvollzieherwesens sowie Fragen der europäischen Gewerkschaftsarbeit und der Stärkung der CESi im so genannten „Sozialen Dialog“. Der Bundesvorstand diskutierte unter anderem den Entwurf einer neuen Beitragsordnung sowie die anstehenden Sozialwahlen. Im Bild von links die dbb Bundesleitung: Dieter Ondracek, Heinz Ossenkamp, Astrid Hollmann, Klaus Dauderstädt, dbb Chef Peter Heesen, Frank Stöhr, Willi Russ und Kirsten Lühmann. > dbb magazin | April 2010 7 berufspolitik Foto: Jan Brenner Willi Russ als Verhandlungsführer der dbb tarifunion und Berlins Innensenator Ehrhart Körting haben am 12. März 2010 in Berlin wesentliche dbb > aktuell Eingruppierung der Lehrkräfte: Kein Fahrplan ohne Ziel Am 15. und 16. März 2010 fand in Berlin die vierte Verhandlungsrunde zur Schaffung einer Entgeltordnung für Lehrkräfte (L-EGO) statt. Zwei weitere Runden sind bereits terminiert. tarifpolitik 8 Während auf den ersten Blick alles fahrplanmäßig aussieht, und Themen wie Termine bestimmt sind, fehlt dem 1. Vorsitzenden der dbb tarifunion Frank Stöhr allerdings etwas Entscheidendes: „Es fehlt das Ziel! Ein Fahrplan ohne Zielangabe ist jedoch schlechterdings nicht vorstellbar, weder im Zugverkehr noch bei Tarifverhandlungen“, kritisiert Stöhr. Weil es also bei den Arbeitgebern, der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), bislang noch am grundsätzlichen Bekenntnis fehlt, überhaupt eine einheitliche tarifliche Regelung schaffen zu wollen, haben die Gewerkschaften ihre Gangart verschärft und die Arbeitgeber aufgefordert, sich bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 28. April 2010 Stellung zu den Positionen der Gewerkschaften zu beziehen. Die Gewerkschaften fordern zum Beispiel in Sachen Geltungsbereich eine umfassende tarifliche Regelung. Die Kriterien für die Eingruppierung müssen die auszuübende Tätigkeit und die für diese Tätigkeit erforderliche Ausbildung erfassen. Die Eckeingruppierung E 13 für Tätigkeiten, für die ein wissenschaftlicher Hochschulabschluss gefordert ist, soll auch für Lehrkräfte gelten. Außerdem streben die Gewerkschaften eine einheitliche Eingruppierung in Ost und West an. > dbb magazin | April 2010 > Kein Minimalkonsens „Die gute Sacharbeit in den einzelnen Verhandlungsrunden erhält nur dann Sinn und Ziel, wenn beide Tarifpartner ihre Zielsetzung auch offenlegen“, erklärt Stöhr. Die Gewerkschaften hätten dies längst getan, ihre Positionen seien bekannt. Von Seiten der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) fehle dagegen bis heute jegliche Positionierung: „Nicht einmal die Schaffung des Minimalkonsenses, die bisherigen Arbeitgeberrichtlinien durch ein Tarifwerk zu ersetzen, war nach vier Verhandlungsrunden mit der TdL möglich“, so der dbb Tarifchef. Aktuell werden bundesweit Aktionen durchgeführt, in denen die Kolleginnen und Kollegen ihrem Unmut über das fehlende Bekenntnis der TdL zu einer einheitlichen tariflichen Eingruppierungsregelung für > Willi Russ: Die Zukunft unserer Kinder sichern. Lehrkräfte Luft machen. Eine davon fand am 19. März 2010 am Rande der bildungsmesse didacta in Köln statt. Gemeinsam nutzten dbb tarifunion und GEW die Gelegenheit, viele Kolleginnen und Kollegen sowie die übrige Fachwelt über die Tarifproblematik zu informieren. Willi Russ, 2. Vorsitzender der dbb tarifunion, erklärte dort zum Abschluss seiner Rede: „Wir fordern hier und heute alle Verantwortlichen in der Politik auf: Setzen Sie sich mit uns zusammen für Verbesserungen für alle Lehrerinnen und Lehrer an allen Schularten und Schulformen ein! Helfen Sie uns, Ernst zu machen mit der Umsetzung eines gerechten Bezahlungssystems! Und setzen Sie sich zusammen mit den Gewerkschaften für Verbesserungen ein, die eine bessere Bildung für unsere Kinder und für unsere Zukunft bedeuten!“ Insbesondere in Sachsen haben die Gewerkschaften Ende März zusammen mit den Beschäftigten dafür gesorgt, dass das Thema Eingruppierung auf der Tagesordnung bleibt, unter anderem mit einer Kundgebung am 29. März 2010 vor dem Dresdner Finanzministerium. Neben „LEGO“ ist in Sachsen auch das Thema Arbeitsplatzabbau aktuell, weshalb die sächsischen Kolleginnen und Kollegen mit doppelter Motivation nach Dresden gereist sind. dbb > aktuell Grundgesetzänderung für Hartz-IV-Jobcenter: Behördenwirrwarr verhindert „Die rund sieben Millionen Hartz-IV-Bezieher werden damit auch künftig aus einer Hand betreut, die Mitarbeiter in Arbeitsgemeinschaften und Optionskommunen haben nun wieder eine sichere Grundlage für ihre weitere Arbeit. So ist ein Behördenwirrwarr für Bür- ger und Beschäftigte in letzter Minute verhindert worden“, sagte der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen. Eine Grundgesetzänderung sei, wie der dbb seit der Verfassungsgerichtsentscheidung gegen die enge Kooperation von Kommunen und Arbeitsagenturen in den Jobcentern Ende 2007 immer wieder betont habe, die einzig sinnvolle Lösung, so Heesen. „Die Alternative, eine Trennung der verfassungsrechtlich nicht gedeckten Mischverwaltung, wie ursprünglich durch die Koalitionsvereinbarung von Union und FDP beabsichtigt, hätte nicht nur eine gewachsene und zunehmend erfolgreiche Zusammenarbeit zu Lasten der betroffenen Arbeitssuchenden sowie der Beschäftigten infrage gestellt. Sie hätte zudem mehr Bürokratie und einen weiteren Anstieg sozialgerichtlicher Verfahren zur Folge gehabt“, machte der dbb Chef deutlich. „Außerdem war auf Seiten aller Beteiligten stets unstrittig, dass die kommunalen Leistungen, insbesondere in Sachen Kosten der Unterkunft, und die Leistungen der Bundesagentur für Arbeit in Bezug auf Langzeitarbeitslose zusammengehören, sodass nur gemeinsam gefördert und gefordert werden kann“, stellte Heesen fest. IT-Nutzung in der Verwaltung: Bürgerfreundlich Einen „sehr hohen Effizienzgewinn“ durch den Einsatz von Informationstechnologie (IT) in der öffentlichen Verwaltung hat Kirsten Lühmann konstatiert. Im „Behörden Spiegel“ (Ausgabe vom 4. März 2010) verwies die stellvertretende dbb Bundesvorsitzende auf den Einsatz umfangreicher Finanzmittel in diesem Bereich, vor allem für Fortbildung und Management. Der öffentliche Dienst brauche eine zügige Ausstattung mit IT. Die Prämisse, ein Euro IT-Investition ergibt fünf Euro Personalersparnis, sei allerdings falsch, erklärte Lühmann. Die öffentliche Verwaltung müsse Vorreiter bei der IT-Nutzung sein. Dadurch „ergeben sich große Vorteile in Sachen Bürgerfreundlichkeit, Qualität und bei der Vorgangsbearbeitung“, stellte Lühmann fest. So gebe es bei der Polizei inzwischen überall IT-gestützte Vorgangsabläufe mit erheblichem Effizienzgewinn. Allerdings werde damit kein Personal eingespart. „Die Vorstellung‚ qualifiziertere Arbeit mit weniger Leuten erledigen zu können, sei allerdings nicht machbar. IT ermögliche Synergieeffekte beispielsweise bei Personalangelegenheiten, Besoldung oder Beihilfe. Zugleich zeige im Schnitt- stellenmanagement die Erfahrung immer wieder, dass es „einzig die Menschen sind, die die Kommunikation am effektivsten übernehmen können“. Es müsse immer die Möglichkeit geben, von Angesicht zu Angesicht mit den Bürgerinnen und Bürgern zu sprechen. „Der Bürger verlangt in einer Behörde zu Recht, Menschen anzutreffen, mit denen er reden kann.“ Eine Nutzung sozialer Netzwerke wie facebook durch die öffentliche Hand sei wegen der Risiken aufgrund der Sammlung und Verwertung personenbezogener Daten „schwer vorstellbar“. Wichtiger sei es, den klassischen Internetauftritt zu nutzen und zu verbessern: „Dort bestehen echte Chancen, dem Anspruch auf bürgerfreundlichen Service gerecht zu werden“, sagte Lühmann. > dbb magazin | April 2010 9 kompakt Der dbb begrüßt die Einigung von Union, FDP und SPD auf eine Grundgesetzänderung, die die Beibehaltung der Jobcenter von Arbeitsagenturen und Kommunen in der bisherigen Form möglich macht. dbb > aktuell Beamtenpensionen: Dichtung und Wahrheit Die Studie „Beamtenpensionen – Fakten statt Vorurteile“ führt eine ganze Reihe von Behauptungen über die Beamtenversorgung ad absurdum und erläutert, warum Halbwahrheiten so gefährlich sind: „Weil immer die falsche Hälfte geglaubt wird“, sagte Autor Werner Siepe auf der Pressekonferenz zur Untersuchung am 24. Februar 2010 in Berlin. Daher ersetze die Studie Halbwahrheiten durch beweisbare Wahrheiten und belastbare Zahlen. Anhand der sieben häufigsten Irrtümer über Beamtenpensionen weist Siepe nach, dass vermeintliche Beamtenprivilegien weitgehend in den Bereich der Fabel gehören. Wie der Experte ebenfalls aufdeckt, tappen bei Weitem nicht nur Stammtischbrüder in diese Irrtumsfalle, sondern auch angesehene Wirtschaftsinstitute wie das DIW in Köln oder der Finanzwissenschaftler Prof. Bernd Raffelhüschen von der AlbertLudwigs-Universität Freiburg im Breisgau, der zum Beispiel > dbb magazin | April 2010 Mitglied der „Rürup-Kommission“ für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme war. Das dbb magazin fasst die wichtigsten Ergebnisse der unabhängigen Studie zusammen. > Irrtum 1: Pensionshöhe Pensionen sind doppelt und dreifach so hoch wie die Renten. Beispiele sind eine Studie > Info Foto: Jan Brenner Werner Siepe … > … Jahrgang 1942, ist Finanzmathematiker und pensionierter Beamter. Siepe ist Autor von Fachbüchern zu Immobilien, Geldanlage und Altersvorsorge (unter anderem des Ratgebers „Finanziell sicher in Pension“). Darüber hinaus ist er seit 1994 als freier Mitarbeiter für die von der Stiftung Warentest herausgegebenen Zeitschrift FINANZtest im Ressort Geldanlage und Altersvorsorge tätig. Info Die Studie … Foto: Jan Brenner hintergrund 10 Es gibt Gegebenheiten in der Bundesrepublik, die immer wieder für breit angelegte Stammtischdiskussionen und Boulevard-Exkurse herhalten müssen. Die Beamtenversorgung ist eines dieser Dauerthemen. Von den Privilegien der Pensionäre und der Benachteiligung der Rentner ist da gern die Rede. Wenn sich Stammtischbrüder und Revolverblätter des Themas annehmen, liegen Dichtung und Wahrheit weit auseinander, Vorurteile gehen vor Fakten. Eine aktuelle Studie des Finanzmathematikers Werner Siepe bringt jetzt Licht ins Dunkel und erhellt, dass der vermeintliche Vorsprung der Pensionäre vor den Rentnern immer weiter zusammenschmilzt, je tiefer man sich mit den Fakten der Pensionsberechnung beschäftigt. … „Beamtenpensionen – Fakten statt Vorurteile“ wurde von der VERS Versicherungsberater-Gesellschaft mbH in Berlin in Auftrag gegeben. Die VERS betreibt ausschließlich unabhängige Versicherungsberatung. Geschäftsführer Hans-Hermann Lüschen ist von der IHK zugelassener Versicherungsberater und hat sich seit Jahren auch auf die Beratung von Beamten hinsichtlich ihrer Altersversorgung spezialisiert, insbesondere auf das Erkennen und Schließen von Pensionslücken im Falle einer vorzeitigen Dienstunfähigkeit. Die komplette Studie kann im Internet unter www.vers-berater.de als PDF-Datei heruntergeladen werden. des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), nach der Pensionsansprüche einen Gegenwartswert von 400 000 Euro haben, Rentenansprüche aber nur von 200 000 Euro sowie eine Berechnung der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) aus dem Jahr 2004, nach der die durchschnittliche Pension dem Dreifachen einer Durchschnittsrente entspricht. Richtig sei dagegen, dass nur ein Vergleich von aktuellen Nettopensionen mit aktuellen Nettogesamtrenten aus gesetzlicher Rente und Be- triebsrente Sinn mache: „Bei einem solchen fairen Vergleich errechnet sich beispielsweise ein finanzielles Plus von zehn bis zwölf Prozent (bei 40 Beschäftigungsjahren) je nach Familienstand zu Gunsten der Pension, sofern ein monatliches Bruttoendgehalt von 3 080 Euro und die Zusatzrente im öffentlichen Dienst für einen Rentner des Jahrgangs 1945 zugrunde gelegt wird.“ Bei 45 Beschäftigungsjahren komme es sogar zu einem kleinen finanziellen Minus zu Lasten der alleinstehenden Pensionäre. dbb > aktuell > Irrtum 2: Rente und Pension im Vergleich Als weiteren grundlegenden Irrtum führt Siepe an, dass im Vergleich von Rente und Pension die Pension stets höher ist: Eine durchschnittliche Pension liegt bei 2 600 Euro, während bei Durchschnittsverdienern mit 40 beziehungsweise 45 Beitragsjahren die Rente aber nur 1 088 beziehungsweise 1 224 Euro hoch ist? „In den Bruttopensionen ist quasi schon eine Betriebsrente enthalten, da die Beamtenversorgung bifunktional ausgestaltet ist. Daher muss der bifunktionalen Beamtenpension die Gesamtrente, also die Summe von gesetzlicher Rente und Betriebsrente, gegenübergestellt werden. Außerdem muss ein fairer Vergleich von einem gleich hohen Bruttoendgehalt ausgehen“, erläutert Siepe in der Studie und bringt ein Rechenbeispiel: Bruttogehalt 3 000 Euro, Bruttopension 2 160 Euro, Bruttogesamtrente 2 030 Euro bei 40 Beschäftigungsjahren als Angestellter im öffentlichen Dienst. „In diesem Fall kommt zu der gesetzlichen Rente von 1 542 Euro noch die VBL-Zusatzrente in der Höhe von 487 Euro hinzu, falls der Rentenbeginn für den Jahrgang 1945 im Jahr 2010 erfolgt. Die Bruttopension liegt in diesem Beispielfall also nur 130 Euro beziehungsweise sechs Prozent über der Bruttogesamtrente.“ > Irrtum 3: Explosion der Pensionsausgaben Auch die These, dass die Pensionsausgaben explosionsartig von 42 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 150 Milliarden Euro im Jahr 2050 steigen – also um mehr als das Dreifache – widerlegt der Finanzmathematiker als unhaltbar: „Diese Explosion der Pensionsausgaben über einen langen Zeitraum von 40 Jahren steht zunächst nur auf dem Papier. Richtig ist, dass die künftigen Pensionsausgaben durch die zunehmende Anzahl von Pensionären um geschätzte 60 Prozent steigen werden (,Mengeneffekt‘). Es ist aber falsch, bei der Hochrechnung auf das Jahr 2050 ein gleichbleibendes Pensionsniveau sowie eine sehr hohe jährliche Gehaltssteigerung von drei Prozent zu unterstellen (,Preiseffekt‘). Wenn man von einer realistischen Gehaltssteigerung in Höhe von durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr ausgeht, sinken die Pensionsausgaben im Jahr 2050 laut Drittem Versorgungsbericht der Bundesregierung von 2005 bereits auf 82 Milliarden Euro.“ Der Zuwachs werde noch deutlich geringer, wenn – wie erwartet – die Pensionen relativ geringer steigen als die Gehälter der Beamten und somit das Pensionsniveau weiter sinkt. „Im vierten Versorgungsbericht der > dbb magazin | April 2010 dbb > aktuell Bundesregierung von 2009 werden nur noch hochgerechnete Zahlen für die Pensionäre beim Bund genannt, da die Bundesländer seit der Föderalismusreform eigene Wege bei der Versorgung ihrer Landesbeamten gehen“, erklärt Siepe. > Irrtum 4: Übertragung der Rentenreform Es sei eine falsche Annahme, dass das Niveau der gesetz- hintergrund 12 lichen Rente durch die Rentenreform laufend sinkt, während das Pensionsniveau gleich hoch bleibt: Die Absenkung des Rentenniveaus werde nicht wirkungsgleich auf die Beamtenversorgung übertragen. Richtig dagegen sei, dass das Pensionsniveau von 2003 bis 2010 in acht Stufen von maximal 75 Prozent auf 71,75 Prozent des Bruttoendgehalts sinkt. „Das Bundesverfassungsgericht hat diese Kürzung des Pensionsniveaus durch Urteil vom 27. September 2005 (Az. 2 BvR 1387/02) gebilligt“, erläutert Siepe. „Alle Bundesregierungen sowie der Deutsche Beamtenbund (dbb) haben bisher > dbb magazin | April 2010 erklärt, dass sie auch künftig die Absenkung des Rentenniveaus wirkungsgleich und systemgerecht auf die Beamtenversorgung übertragen wollen. Dies ist also politisch und sogar höchstrichterlich gewollt.“ > Irrtum 5: Pensionshöhe Eine weitere falsche Annahme: Die Pensionen richten sich nach dem Durchschnitt der in den letzten drei Jahren vor Pensionsbeginn erzielten Bruttogehälter. Von diesem durchschnittlichen Bruttogehalt wird die Pension berechnet. Sie macht 75 Prozent (andere sagen und schreiben 71,75 Prozent) dieses Bruttogehalts aus dem Durchschnitt der letzten drei Jahre aus. Richtig sei, dass die Pension immer aus dem zum zuletzt erzielten Bruttogehalt (dem so genannten Bruttoendgehalt) berechnet wird, sofern keine Beförderung in den letzten zwei Jahren erfolgte (siehe § 5 Abs. 1 und 5 des Beamtenversorgungsgesetzes 1). „Den Durchschnitt aus den Bruttogehältern der letzten drei Jahre als Berechnungsgrundlage hat es in der Beamtenversorgung nie gegeben, sondern nur bei nichtbeamteten Arbeitnehmern des öffentlichen Dienstes bis Ende 2001“, heißt es in der Studie. „Der aktuelle Pensionssatz beträgt je nach Bund, Bundesland oder Kommune zwischen maximal 72,16 und 72,97 Prozent des Bruttoendgehalts. Höchstsätze von 75 beziehungsweise 71,75 Prozent kommen nur in Medienberichten vor, aber nie in der momentanen Praxis der Pensionsberechnung.“ > > Irrtum 7: Krankenversicherung Beim Vergleich von Pensionen und Renten werden die Beiträge der Pensionäre zur privaten Krankenversicherung und Pflicht-Pflegeversicherung Irrtum 6: Versteuerung von Pensionen Beim Vergleich von Pensionen und Renten wird unterstellt, dass keine oder gleich hohe Steuern anfallen. Siepe widerlegt auch dies: „Pensionen werden im Gegensatz zu gesetzlichen Renten und Betriebsrenten im Prinzip voll besteuert, allerdings gibt es einen steuerlichen Pensionsfreibetrag, der beispielsweise für die Neupensionäre im Jahr 2010 jährlich 3 276 Euro ausmacht. Dies bewirkt, dass bei einem Brut- toendgehalt von 3 000 Euro und dem Höchstpensionssatz von rund 72 Prozent der steuerpflichtige Anteil rund 87 Prozent der Bruttopension ausmacht.“ Bei Neurentnern des Jahres 2010 dagegen werde die gesetzliche Rente nur zu 60 Prozent versteuert. Insbesondere verheiratete Rentner zahlten infolge des steuerlichen Grundfreibetrags von rund 16 000 Euro pro Jahr keine Steuern, sofern sie keine anderen Alterseinkünfte haben. „Ehemalige Angestellte im öffentlichen Dienst müssen nur einen Ertragsanteil von 18 Prozent der VBL-Zusatzrente versteuern, sofern sie zum Rentenbeginn das 65. Lebensjahr vollendet haben“, erklärt Siepe weiter. unterschlagen, da die Berechnung angeblich zu kompliziert sei oder sehr stark schwanke. Stimmt nicht, weiß Siepe: „Rund 98 Prozent der Pensionäre zahlen Beiträge in die private Krankenversicherung (PKV) und die Pflicht-Pflegeversicherung, die insbesondere vom Familienstand, Eintrittsalter und Gesundheitszustand abhängen. Im Durchschnitt muss der Pensionär mit monatlichen Beiträgen in Höhe von rund 180 Euro (alleinstehend) beziehungsweise 360 Euro (verheiratet) rechnen, sofern er 40 Jahre Beamter und seit dem Eintritt in das Beamtenverhältnis in der privaten Krankenversicherung versichert war.“ Die restlichen zwei Prozent der Pensionäre zahlten sehr hohe Beiträge in die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung (GKV), da sie vor Eintritt in das Beamtenverhältnis gut verdienende Angestellte waren. Siepe: „Da es keinen Arbeitgeberzuschuss vom Staat im Ruhestand gibt, können sich die bisher gezahlten Beiträge im Extremfall verdoppeln.“ br dbb > aktuell Steuersünderdaten in der Diskussion: CDs kaufen oder nicht? > Bundesregierung sagt ja Die Bundesregierung mit Kanzlerin Merkel an der Spitze hat entschieden, die Daten anzunehmen und dafür die geforderte Belohnung zu zahlen. Die Landesregierung von BadenWürttemberg lehnte dagegen einen Ankauf ab. Erneut wird sichtbar, dass Steuerhinterziehung im breiten Umfang existiert und dass bisher zu wenig getan wird, um dieses Phänomen zu bekämpfen. Gezeigt hat sich auch, dass zwei Drittel der Bevölkerung verinnerlicht haben, dass Steuerhinterziehung eine Straftat ist, die wirksam bekämpft werden muss. Dass für Informationen Geld bezahlt wird, mag man unanständig finden, aber unüblich ist es nicht. Bei vielen anderen Straftaten loben Staatsanwälte Belohnungen für Hinweise aus, die zur Ergreifung der Täter führen. Im polizeilichen Bereich werden Informationen, die aus anderen Straftaten gewonnen werden, selbstverständlich verwertet. Soll dies beim Delikt Steuerhinterziehung anders sein? Steuerhinterziehung ist eine Straftat wie andere Vermögensdelikte auch. Sie ist allerdings schwerer zu entdecken als andere Straftaten. Steuerhinterziehung ist auch eine besondere Straftat, weil nicht ein einzelner Bürger geschädigt wird, sondern die Gemeinschaft der Bürgerinnen und Bürger. Während im normalen Strafbereich die Tat sichtbar ist und angezeigt wird, muss bei der Steuerhinterziehung die Tat gesucht werden. Dies erschwert das Geschäft der Steuerfahndung. Deswegen gilt es, gerade bei dieser Straftat, alle Informationen, die zur Aufdeckung von Steuerhinterziehung führen, anzunehmen und aufzugreifen. > Diebstahl an uns allen Der Staat ist kein anonymes Gebilde, sondern die Gemeinschaft aller Bürgerinnen und Bürger – also wir ALLE! Wer bestohlen wird, erwartet vom Staat selbstverständlich, dass der Täter gefunden und bestraft wird. Erst recht darf die Gemeinschaft vom Staat erwarten, dass er den Massendiebstahl an ALLEN konsequent bekämpft, die Täter sucht und bestraft. Wenn die zuständigen Behörden Hinweise erhalten, die zur Aufdeckung der Straftat Steuerhinterziehung führen, müssen sie diese annehmen und verfolgen, sonst würden sich die Ermittler selbst strafbar machen. Der Vorwurf der Strafvereitelung (§ 285 StGB) beziehungsweise Strafvereitelung im Amt (§ 285a StGB) steht hier im Raum. Unstreitig, auch unter Kritikern, ist es, dass solche Daten angenommen und verfolgt werden müssen, wenn sie den Strafbehörden zugehen, ohne dass dafür Geld verlangt wird. Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter einer Schweizer Bank illegal Daten aus seinem Bankhaus entnimmt und kopiert und die- se CD unentgeltlich der deutschen Steuerfahndung zuleitet, wird ermittelt – und muss ermittelt werden. Dies ist die eindeutige Rechtslage. Moralisch diskutiert werden kann allenfalls darüber, ob für die Hinweise etwas bezahlt wird oder nicht. Hier gilt es, selbstverständlich abzuwägen. Darf der Rechtsstaat für Hinweise, die zur Ergreifung von Straftätern dienen, Belohnungen ausloben und bezahlen? > Ahndung ist Pflicht Auch hier ist die Rechtslage klar. Er darf! Die Staatsanwaltschaft lobt teilweise Belohnungen offen aus. Wo liegt dann der Unterschied, ob die Hinweise und Beweise für Straftaten aufgrund einer Auslobung von Belohnung kommen, oder das Angebot kommt: Ich liefere die Hinweise, wenn ihr eine Belohnung zusagt. Rechtlich gibt es jedenfalls kein Hindernis, der da und dort erhobene Vorwurf der staatlichen Hehlerei ist völlig abwegig. Daten sind im Übrigen keine Ware, man könnte rein formal mit Daten gar nicht hehlen. Auch ein irgendwie geartetes Verwertungsverbot sehe ich nicht. Die Daten sind kein Beweismittel, das im Strafprozess als solches eingeführt wird, sondern die Daten liefern den Anfangsverdacht, der zur strafrechtlichen Ermittlung führt. Erst im Zuge dieser strafrechtlichen Ermittlungen werden Beweise erbracht und erhoben, die im Strafverfahren dann eingeführt werden. > Vorbehalte unbegründet Die Bundesregierung und das Land Nordrhein-Westfalen haben deshalb nach meiner Überzeugung richtig entschieden und zahlen für die übergebenen werthaltigen Informationen eine Belohnung, die verhältnismäßig ist, wenn dadurch über 1 000 Straftäter überführt werden können. Dreistellige Millionenbeträge werden der Staatskasse zugeführt. Rechtsstaatliche Bedenken sind nicht begründbar und auch moralische Bedenken können nicht ernstlich erhoben werden. Wer Steuern hinterzieht bestiehlt die Mitbürger. Wer Steuern hinterzieht stellt sich somit außerhalb der geltenden Gesetze. Nicht der handelt unmoralisch, der den Dieb ermittelt und verfolgt und ihm die Beute abnimmt, sondern der Dieb selbst. Denn er hat die Rechtsordnung gebrochen. Die teilweise scheinheilig geführte politische Diskussion signalisiert den Straftätern allenfalls, dass man in der Steuerhinterziehung keine so schwere Straftat sieht, sondern ein Kavaliersdelikt und das ist das falsche – wie ich meine – ein verheerendes Signal. Dieter Ondracek, stellvertretender dbb Bundesvorsitzender > dbb magazin | April 2010 13 standpunkt Seit längerer Zeit liegen bei den Steuerfahndungsstellen Angebote zum Kauf von CDs mit Daten Schweizer Bankkunden. Die angebotenen Daten sind echt. Stichproben haben ergeben, dass die CDs wertvolle Hinweise zur Aufdeckung von Steuerhinterziehung enthalten. Sichtbar ist auch, dass diese Daten nicht legal aus den Geldinstituten beschafft wurden. In der Politik wurde das Für und Wider eines Ankaufs diskutiert: Darf der Staat solche Informationen annehmen oder nicht? dbb > fokus Glücksspiel in Deutschland: Der Staat spielt mit ... ... wenn ein Rubbellos gekauft, ein Lottoschein abgegeben oder in der Spielbank ein Jeton auf Zero gesetzt wird. Jeder Einsatz ist steuerpflichtig und wird mit Abgaben zwischen knapp 20 und 80 Prozent belegt. Bei über 30 Milliarden Euro jährlichem Umsatz im Glücksspielgeschäft kommt ein erkleckliches Sümmchen für den Fiskus zusammen. Doch der Geldsegen ist ebenso willkommen wie umstritten: Einerseits werden damit Kunst-, Kultur- und Sportprojekte unterstützt, andererseits geht es zu Lasten der Gesellschaft, wenn Spielsucht verhindert oder die Begleit- und Folgekriminalität des (illegalen) Glücksspiels bekämpft werden muss. dossier 14 Über die Hälfte der Deutschen beteiligen sich an Glücksspielen, die meisten davon ohne über ihr Tun nachzudenken. Sie wissen weder wie viel Geld sie regelmäßig in die trügerische Hoffnung auf das große Geld stecken noch wie hoch ihre Gewinnchancen sind noch wie groß der Verwaltungsund Steueranteil ist, den sie Einsatz für Einsatz tragen müssen. Sie spielen Lotto, kaufen Lose der staatlichen Klassenlotterien, tippen Fußballergebnisse oder suchen das „Kleine Spiel“ in Kneipen, > Restaurants und Spielhallen an Geldautomaten. Diese so genannten „Einarmigen Banditen“ schlucken mit jährlich über 14 Milliarden Euro das meiste Geld, gefolgt von Lotto und Co. mit etwa zehn Milliarden, während über die Casinotische nur etwa drei Milliarden Euro wandern. Der Rest geht für Online-Sportwetten (Oddset-Wetten) und für Wetten auf Pferde und Fußballer drauf. Von den rund 30 Milliarden Glücksspielumsatz kassiert der Fiskus Jahr für Jahr über die Spielbankabgaben der Casinos sowie die Rennwett- und Lotteriesteuern bis zu fünf Milliarden Euro mit zurzeit stark rückläufiger Tendenz. Die Steuereinnahmen kommen größtenteils den Ländern zugute. Die zu zahlende Spielbankabgabe der öffentlichen Spielbankunternehmen richtet sich nach dem Bruttospielertrag (der Differenz zwischen Einsatz und Gewinn) und schwankt dabei je nach Bundesland zwischen 45 und 80 Prozent. Von allen geleisteten Einsätzen bei Wetten, die beim Finanzamt angemeldet werden müssen, sowie vom Verkaufspreis aller Lose bei Spielbank Berlin. – Spielbanken sind in Deutschland im Gegensatz zu Spielhallen stets staatlich konzessioniert, werden öffentlich überwacht und von den Steuerbehörden kontrolliert. Lotterien fließen knapp 17 Prozent Steuern in die Länderkassen. Ausländische Lose, die in Deutschland verkauft werden, müssen mit 25 Prozent versteuert werden. > Gewinnen tun immer die anderen ... Der Staat gewinnt also immer und der Betreiber eines Casinos oder einer Spielhalle trotz aller Unkosten und Abgaben ebenfalls. Nur die Chance der Spieler, den Traum vom großen Coup zu verwirklichen und beispielsweise die richtigen sechs aus 49 zu tippen, ist Glückssache im wahrsten Sinne des Wortes: Die Chance liegt bei 1 : 1 139 838 160. Diese extrem niedrige Gewinnwahrscheinlichkeit wird von den meisten Spielern ignoriert oder völlig unterschätzt. Der subjektiv geringe Einsatz scheint verkraftbar, der erhoffte mögliche Gewinn dagegen extrem hoch. Beim Roulette ist die Wahrscheinlichkeit, sechs Mal nacheinander auf die richtige Zahl zu setzen, übrigens noch 18 Mal geringer als beim Lotto. Dennoch: Die Zahl der Spieler – vor allem im Internet – steigt kontinuierlich an. dbb > fokus Pathologische Spieler bevorzugen in der Regel den schnellen Kick, die unmittelbare Gewinnmöglichkeit, nicht zu- letzt auch um Verluste sofort ausgleichen zu können. Dabei ignorieren sie „Pechsträhnen“ in der Hoffnung, sie durch Gewinne wieder auszugleichen beziehungsweise das große Geld zu machen. Am Ende wird „Haus und Hof“ verspielt, der soziale Absturz auch für die Familie ist vorprogrammiert, der Fall in die Ausweglosigkeit ebenfalls. Keine andere Sucht endet häufiger im Selbstmord als die Spielsucht. Glücksspielsucht kann jeden treffen, und selbst Lottospieler sind davor nicht gefeit, obgleich wissenschaftlich erwiesen ist, dass bei dieser Spielart die Suchtgefahr wesentlich geringer ist als beim Automatenspiel oder beim Roulette. In jedem Fall sieht sich der Staat in der Pflicht, die Spielsucht zu bekämpfen, ohne rigorose Spielverbote zu verhängen, da er nicht auf die Steuereinnahmen verzichten 15 > Gewinner können sich freuen: Glücksspielgewinne sind steuerfrei. kann oder will. In Deutschland sind deshalb die Spielbedingungen vielfältig reglementiert, und es gilt nach wie vor das staatliche Glücksspielmonopol, das durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2006 bestätigt worden ist. > Verlierer wollen oft das Glück bezwingen – und verspielen alles. Das Karlsruher Urteil sorgte nicht nur für Zündstoff, weil private Anbieter, die sich ein Stück vom lukrativen Kuchen abschneiden wollten, weiterhin in die Schranken verwiesen wurden, sondern es legte dem Staat zugleich auf, Maßnahmen zu ergreifen, um der Spielsucht vorzubeugen. Die Auflage präventiver Maßnahmen diente zur Begründung, das staatliche Monopol trotz verfassungsrechtlicher Einwände (Eingriff in das Grundrecht der freien Berufsausübung der privaten Wettanbieter) und europarechtlicher Vorgaben (Monopolverbot) aufrechtzuerhalten. Auf der Grundlage der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts haben die Bundesländer daraufhin einen Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) abgeschlossen, der am 1. Januar 2008 in Kraft getreten ist. Dieser Vertrag schafft bundeseinheitliche, verbindliche Rahmenbedingungen für die Durchführung und Veranstaltung von Glücksspielen: Die Entstehung von Spielsucht soll verhindert beziehungsweise bekämpft werden, indem die Vorgaben des Jugendschutzes und des Spielerschutzes gewährleistet werden müssen. Um dies durchzusetzen sind Werberestriktionen, Internetverbot und Vertriebsbeschränkungen eingeführt worden. Diese Einschränkungen sollen zugleich dazu dienen, betrügerische Machenschaften im Glücksspielmarkt und kriminelle Begleiterscheinungen wie etwa die Geldwäsche zu bekämpfen. Mit diesen Vorgaben wurde zwar den privaten Anbietern > dbb magazin | April 2010 dossier Damit einher geht ein Anstieg der Zahl der Spielsüchtigen, die von Selbsthilfeeinrichtungen und -verbänden aktuell auf bis zu 300 000 Menschen in Deutschland geschätzt werden. Hinzu kommen nochmals an die 300 000 Spieler, die sehr gefährdet sind, suchtabhängig zu werden. Besonders anfällig sind die Automatenspieler in Kneipen und Imbissbuden, die es nahezu überall und an jeder Ecke gibt. Aus dem harmlosen Zeitvertreib – die Spielgeräte fallen unter das Gewerberecht und gelten als Unterhaltungsautomaten mit Gewinnmöglichkeit – erwächst ein hohes Suchtpotenzial mit allen negativen Folgen für die Betroffenen, deren Familien und die Gesellschaft. dbb > fokus > Info Historisches Glücksspielsucht ist offenbar so alt wie das Spiel selbst: Die ältesten Würfelfunde aus Elfenbein oder Knochen sind an die 3 000 Jahre alt. Tacitus beschreibt in der „Germania“ die Würfelleidenschaft der Germanen, die Haus und Hof und im letzten Spiel sogar ihre Freiheit einsetzen und verlieren würden. 1396 wurde in Frankfurt/Main das erste Spielhaus eröffnet, die Spielbank in Band Ems wurde 1720 gegründet. Dostojewski verfiel in Bad Homburg der Roulettesucht und schrieb dort 1866 den Roman „Der Spieler“. Zurzeit gibt es in Deutschland knapp 80 staatlich lizensierte Spielcasinos und Automatenspielstätten. Die weltweit bekanntesten Casinos befinden sich in Las Vegas und in Monaco. (Würfel-)Spielsteuern wurden bereits im Mittelalter, zum Beispiel in Frankfurt, Nürnberg oder Schwäbisch Hall, erhoben. Das Rennwett- und Lotteriegesetz, auf dessen Grundlage noch heute die Spielsteuern erhoben werden, stammt aus dem Jahr 1922. 1948 wurde es auf Fußballwetten/Fußballtoto ausgedehnt. dossier 16 die Geschäftsgrundlage entzogen, zugleich mussten staatliche Anbieter aber auch weitgehend auf Werbung verzichten mit dem Effekt, dass die (Steuer-)Einnahmen aus dem Glücksspielgeschäft deutlich zurückgehen. Der Deutsche Lottoverband rechnet bis Dezember nächsten Jahres mit Steuerausfällen von mindestens 6,2 Milliarden Euro, wobei die Verluste der Lotteriegesellschaften und der Spielbanken noch gar nicht berücksichtigt seien. > Rien ne va plus? Der Glücksspielstaatsvertrag läuft Ende 2011 aus. Präzisierungen und neue Regelungen sind nicht nur aus verfassungsund europarechtlichen Vorgaben, sondern auch aus suchtpräventiven, wirtschaftlichen und fiskalischen Überlegungen heraus unerlässlich. Wer den „Zockerknoten“ durchschlägt und vor allem wie, steht zurzeit noch nicht fest, doch der Bestand des staatlichen Glücksspielmonopols scheint nicht in Gefahr zu sein. Der > dbb magazin | April 2010 richterliche Rechtsgutachter beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg Paolo Mengezzi erklärte Anfang März 2010 die Regelung des deutschen Glücksspielstaatsvertrages für rechtens, die Glücksspiele im Internet verbietet. Zurzeit werden etwa 20 Prozent der Steuereinnahmen aus dem Lottogeschäft zur Finanzierung von Kunst, Kultur und Breitensport verwendet, doch Analysen über das Spielverhalten haben ergeben, dass diese Zuwendungen nicht in erster Linie denen zugute kommen, die sie finanzieren, indem sie Lotto spielen. Knapp 40 Prozent des Spieleinsatzes erbringen Bezieher niedriger Einkommen. Würden die Steuereinnahmen gezielt (auch) für diese Bevölkerungsgruppen eingesetzt, könnten beispielsweise Bildungsangebote für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in die Finanzierungsprogramme einbezogen werden. Auch über höhere Investitionen in die Suchtforschung einschließlich der Entwicklung von Rehabilitations- > Lotto gehört zu den beliebtesten und meist gespielten Glücksspielen in Deutschland. Etwa zehn Milliarden Euro werden jährlich über die unscheinbaren Scheine umgesetzt. und Beratungsprogrammen aus dem Lottotopf könnte nachgedacht werden. Auf der Rückseite eines Rubbelloses aus einer „staatlich genehmigten Lotterie des Landes Brandenburg“, zum Preis von einem Euro an einer Tankstelle erworben, sind die Gewinne und die Gewinnwahrscheinlichkeit genau bezeich> net. 1 : 1 333 333 stehen die Chancen, mit dem Los 10 000 Euro zu gewinnen. Weiter heißt es: „Teilnahme ab 18 Jahren. Beratung zur Glücksspielsucht durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 0800.1 37 27 00 (kostenfrei und anonym).“ Ein Schelm, wer Böses dabei denkt? sm Info dbb Web-Tipps: Infos und Downloads zur Bekämpfung der Spielsucht finden sich unter anderem auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit unter www.bmg.bund.de sowie auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.bzga.de dbb > fokus Nur zu, wenn‘s geht! Liebe Griechen, runter mit den Steuern, damit ihr nicht pleitegeht! Was wäre das für ein irrwitziger Ratschlag. Dabei ist er soweit nicht entfernt von dem, was uns unverdrossen ein Teil der Bundesregierung empfiehlt. Für die FDP ist die Steuersenkung eine Art Mafia-Angebot – also eines, das man besser nicht ablehnen sollte. So tritt die Partei zumindest in der Koalition und in der Öffentlichkeit auf. Das ist nicht sehr klug. Schließlich liegt das strukturelle Haushaltsdefizit bei rund 66 Milliarden Euro. Statt weltweitem Krisengerede und allgemeiner Haushaltsnot kam Hoppla-Hopp-Guido über das Land und versprach den Himmel auf Erden für jeden Steuerzahler: mehr leisten, dafür weniger zahlen. Gegen dieses Patentrezept aus dem Schlaraffenland, eingekleidet in liberales Denken, war bei der Wahl vor einem halben Jahr kein Kraut gewachsen. Rekordzustimmung, Vizekanzlerschaft, Traumhochzeit. Westerwelle und Merkel, FDP und Union, neues Denken gegen altes Jammern. Selten waren sich Populismus, Politik und Prognose so eins gewesen. Endlich schien man in der bundesdeutschen Politik beweisen zu können, was in vielen Jahrzehnten den verschiedenen Politiker-Generationen nicht gelang: Der Staat kann mehr geben als nehmen. Jetzt, ein paar enttäuschende Monate später, fühlt sich die Mehrheit laut Demoskopie, aber auch bei jeder x-beliebigen Straßenbefragung spürbar, furchtbar ernüchtert. Es ist, als käme man kollektiv nach einer ungewollt durchzechten Nacht am nächsten Morgen auf dem Weg zur Dusche an einem Spiegel vorbei: Wer oder was mag das fremde Gegenüber sein? Für Guido Westerwelle ist das Steuersenkungsversprechen eine Frage der Restehre. Für die Bürger ist mehrheitlich der Steuersenkungsrausch vorbei. 80,2 Milliarden Euro neuer zusätzlicher Schulden haben ihre Wirkung. Die Gesundung der Staatsfinanzen geht vor, so denkt und fühlt man inzwischen wieder. Der Vizekanzler der christlich-liberalen Koalition segelte in den Zustimmungswerten nach unten. Haushaltsdefizite im Inland, krachende Staatsfinanzen im Ausland – und das nicht nur in Griechenland – haben Spuren hinterlassen. Dabei ist es bisher doch nur um gereizte Diskussionen gegangen. Das dicke Ende einer Politik die meint, man könne folgenlos den Staat entkleiden, steht uns allen erst noch bevor. Zehn Milliarden Euro jährlich müssen ab 2011 gespart werden, dafür sorgt auch die Schuldenbremse. Bildungsförderung, Konjunkturankurbelung, KurzarbeiterUnterstützung kommen neben vielen weiteren Milliardenverpflichtungen noch hinzu. Der Bund mag sich im Ehrenwort sehen und unverdrossen an versprochene Wahlgeschenke denken. Der Finanzdruck wird in jedem Fall nach unten weitergegeben. Weiter an die Länder, weiter an die Kommunen, eskalierend dort, wo der Staatsbürger auf den Staat trifft: am Schwimmbad, in der Bücherei, beim öffentlichen Dienst. 12 000 Stelleneinsparungen im Staatsdienst allein in NordrheinWestfalen? Was für eine Botschaft für den amtierenden Ministerpräsidenten von der CDU! Steuersenkungen meinetwegen – dann aber ohne Länder und Kommunen als Zahlmeister. So hat es Jürgen Rüttgers formuliert. Das ist außerhalb der FDP und der Linken parteiübergreifend Konsens. Wer meint, Wahlversprechen müssten auch dann auf alle Fälle gehalten werden, wenn ihre seriöse Gegenfinanzierung von vornherein fehlte, der müsste sich jetzt zumindest aus dem liberalen Sparbuch mit seinen über 400 Tipps bedienen. Reduzierung der Zahl der Staatssekretäre, Verzicht bei der regierungsamtlichen Propagandaarbeit oder Abschaffung ganzer Ministerialbürokratien! Nur zu, wenn’s geht. Aber die teuerste Form des Steuersparmodells wäre es, dem Bürger als Steuerzahler Milliarden zu erlassen, um ihm im gleichen Zusammenhang als Staatsbürger die notwendige Hilfe durch den Staat und den öffentlichen Dienst dort zu zertrümmern, wo es nur für die Vermögenden Alternativen gibt: bei der Sicherheit, in der Bildung, bei der Kultur, in der Vermittlung gleicher Chancen für alle, unabhängig von der Höhe der Einkommen. Politik, die den Eindruck erweckt, sie könne sich abkoppeln von der tatsächlichen und der gefühlten Wirklichkeit, von milliardenschweren Haushaltslöchern und von den Schlaglöcher-Straßen in der Gemeinde, beschädigt das Ansehen der Demokratie. Am Ende ist es gar kein so großer Unterschied zwischen den Extremen: Die Linkspartei verspricht den demokratischen Sozialismus, wenn es nur gelänge, 160 Milliarden Euro steuerlich umzuverteilen. Die FDP mitverantwortet 80 Milliarden neuer Haushaltsschulden, um zugleich 20 weitere Milliarden steuerlich herzuschenken und darüber hinaus auch noch 20 bis 30 Milliarden Euro (ganz konservativ > Info Der Autor, Jahrgang 1955, seit 1983 politischer Beobachter der Bundespolitik, wurde in Kaufbeuren/Allgäu geboren. Nach Soziologiestudium und Volontariat war er bei verschiedenen nationalen Medien mit Stationen in Stuttgart, Wiesbaden, Hannover, Bonn und Berlin tätig. Zurzeit ist Dieter Wonka Leiter des Hauptstadtbüros der Leipziger Volkszeitung in Berlin. gerechnet) für einen steuerlichen Sozialausgleich bei der Gesundheitsprämie einzupreisen. Das sind zwei Seiten einer Medaille. Es handelt sich um Politik für einen anderen Stern. Natürlich muss Politik auch den Mut haben, Neues zu versuchen. Politiker, die meinen, sie könnten sich risikofrei von Wahl zu Wahl hangeln, scheitern am Ende. Das würde auch eine Moderationskanzlerin erleben, wenn sie sich an entscheidenden Wegpunkten nicht dazu aufraffte, eigene Haltung zu zeigen. Das Steuersenkungsmodell, das auf der Ausplünderung der Kassen des Staates an den Stellen beruht, an der der Bürger öffentliche Daseinsvorsorge erwarten darf, ist aber kein neues, kein mutiges, kein ehrenvolles Modell. Es ist, auch wenn es von der FDP kommt, ein Modell zur Stärkung des Politikfrustes. Und damit ist es fernab von liberalen Tugenden. Und es wäre nicht gerecht. Wer will, wenn er kann, unter solchen Voraussetzungen schon seine größtmögliche Leistung anbieten? Dieter Wonka > dbb magazin | April 2010 17 die andere meinung Steuersenkungsmodelle: dbb > fokus report 18 Finanzaufsicht im staatlich konzessionierten Spielbankbetrieb: Kopfrechnen am Casinotisch Die gut gekleideten Damen und Herren, die in der Spielbank Hannover aufmerksam, doch unauffällig nach dem Rechten sehen, werden von den meisten Besuchern der größten staatlich konzessionierten Glücksspielstätte Niedersachsens vermutlich für Casinopersonal gehalten; eigens dafür abgestellt, den Spielern auf die Finger zu sehen. Das tun die 18 AufsichtsbeamDie automatische Tür schließt sich mit einem leisen Zischen. Zwei Euro beträgt die Eintrittsgebühr. Am Empfang prüfen freundliche Mitarbeiter mit aufmerksamem Blick in das verlangte Ausweisdokument, ob ihr Gegenüber älter ist als 18 Jahre und nicht vielleicht gesperrt, wegen Spielsucht. Dann ist man frei, im staatlichen konzessionierten Casino von Hannover das Spiel seiner Wahl zu suchen. In der Automatenspielhalle im Erdgeschoss fordern ab > dbb magazin | April 2010 12 Uhr mittags die ersten Gäste ihr Glück heraus. Eine glimmende Zigarette im Aschenbecher, füttern sie blinkende Maschinen mit Münzen oder Geldscheinen. Auch in der ersten Etage, im Nichtraucherbereich, ist ab 12 Uhr Automatenspiel möglich, doch bis zum Nachmittag ist hier oben wenig los. „Ein Zocker will rauchen“, sagt Henning Neumann und deutet auf eine Reihe Automaten, die mit Lichtspielen und rollenden Symbolbildreihen vergebens ten im Spielbankbetrieb, die das zuständige Finanzamt Hannover Mitte hier einsetzt, zwar auch. Ihre Hauptaufgabe besteht aber darin, den Spielbetrieb laufend zu überwachen und täglich die Besteuerungsgrundlagen festzustellen, aus denen das Land Niedersachsen den ihm zustehenden Anteil aus den Glückspielerträgen abschöpft. nach Kundschaft blinken. „Hier oben geht der Betrieb erst richtig los, wenn ab 16 Uhr das klassische Spiel an den Tischen beginnt“, ergänzt Neumann. Der Finanzbeamte wirft einen Blick auf seine Armbanduhr – sie zeigt wenige Minuten vor Vier – dann nimmt er Kurs auf einen amerikanischen Roulettetisch, an dem drei Personen soeben die so genannte Tisch-Eröffnung vornehmen. Ein Croupier entnimmt Jetons verschiedener Farben aus den dafür vorgesehenen Holzkisten und zählt die Wertbeträge den beiden am Tisch sitzenden Personen vor. Die Handvoll Spieler – ältere Herren, die mit offensichtlicher Ungeduld auf die Freigabe dieses ersten Spieltischs warten – schenken dem Geschehen kaum Beachtung. Und vermutlich ahnen sie nicht einmal, dass sie Zeugen einer hoheitlichen Verrichtung sind, die nach den Bestimmungen des Niedersächsischen Spiel- dbb > fokus > Im Morgengrauen wird abgerechnet Die Bestimmungen besagen, dass die Finanzbehörden – in diesem Fall das Finanzamt Hannover-Mitte – den Bruttospielertrag täglich ermitteln müssen. Im aktuellen Fall ist es eine Aufsichtbeamtin, die zusammen mit dem Saalchef der Spielbank feststellt, ob die im Konzessionsvertrag vorgegebene Anfangslage – pro Roulettetisch sind das Jetons im Gegenwert von 60 000 Euro – bereitgehalten wird. „Die Anfangslage ist das Einsatzkapital, das die Spielbank an diesem Tisch ins Spiel bringt“, sagt Neumann und erläutert dann, dass die Finanzaufsicht die dem Staat zustehenden Abgaben nicht etwa aus dem Einsatzkapital schöpft, sondern aus der Summe an Jetons und Bargeld, die sich am Ende des Spieltages in den „Kassenbehältern“ des jeweiligen Tisches befinde. „Wenn die Spielbank in den frühen Morgenstunden schließt, wird auf der Basis des bei der Tischeröffnung abgezeichneten Dokuments wieder von je einem Vertreter der Finanzaufsicht und der Spielbank eine Abrechnung erstellt, die erzielte Gewinne oder erlittene Verluste ausweist.“ Die Summe aller Tagesabrechnungen aus dem Spielbetrieb – dazu zählen selbstverständlich auch die im Automatenspiel getätigten Einsätze, vermindert um die an die Gäste ausgezahlten Gewinne, die so genannten Jackpots –, liefert dem Finanzamt die Grundlagen für die Besteuerung des Spielbankbetriebs. Diese wird im Abgleich mit den Computeraufzeichnungen mit der bei der Öffnung und Leerung einer bestimmten Anzahl von Automaten ermittelt und dokumentiert. Wenn das Casino Gewinne erzielt, kann die Höhe dieser Spielbankabgabe bis zu 60 Prozent betragen. „Im Fall einer Spielbank kann die Finanzverwaltung nicht verfahren wie mit einem Gewerbebetrieb, in dem sich die Geschäftsvorfälle nachvollziehen lassen: Wenn wir das hier im Casino tun wollten, müssten wir jeden Spieleinsatz aufschreiben“, erklärt Henning Neumann den Kontrollaufwand und beschreibt mit den Armen einen Bogen, der so viel besagt wie: Wenn die Finanzbehörde so vorgehen müsste, hätte sie keine Chance. > 2.30 Uhr früh ins Casino tragen. „Das schaffen wir nur im Schichtdienst“, sagt Neumann und strebt einer Tür zu, die den öffentlichen Bereich vom Personaltrakt trennt. > Elizabeth Pilhofer, stellvertretende Vorsitzende des Finanzamtes Hannover. > Michael Herbst, Sachgebietsleiter für den Finanzaufsichtsdienst des Finanzamtes Hannover. 18 Aufsichtsbeamte wahren den Überblick Schließlich verfügt der leitende Aufsichtsbeamte für die Spielstätte Hannover bei der vom Gesetzgeber angeordneten „laufenden Überwachung des Spielbetriebs am Spielort“ nicht gerade über ein Heer von Kontrolleuren, die jede Transaktion beobachten könnten: Ihm stehen bei der Personaleinsatzplanung gerade 18 Mitarbeiter zur Verfügung, darunter sechs Frauen, die alle die Berufsbe- > Henning Neumann, leitender Aufsichtsbeamter in der Spielstätte Hannover. zeichnung „Bedienstete im Finanzaufsichtsdienst“ führen. Der Einfachheit halber werden sie aber meist „Aufsichtsbeamte“ genannt, obwohl 14 tariflich beschäftigt und nur vier verbeamtet sind. Alle 18 stehen vor der Aufgabe, dem Staat die ihm zustehenden Erträge aus dem Geld zu sichern, das mehrere hundert Spieler täglich zwischen 12 Uhr mittags und > Jetons im Wert von 60 000 Euro kommen am Spieltisch zum Einsatz, zur Eröffnung von den Aufsichtsbeamten akribisch geprüft. Im Casino-Obergeschoss herrscht inzwischen an allen drei amerikanischen Roulettetischen reger Spielbetrieb. Um 18 Uhr beginnt „Black Jack“, dann wird auch der große französische Roulettetisch öffnen, und ab 20 Uhr versammeln sich die Pokerspieler, während unten in der Automatenhalle für Raucher die Luft mit jeder weiteren Viertelstunde des Abends undurchdringlicher wird. Doch auch dort, in der „dicken Luft“, wird ein Aufsichtsbeamter Dienst tun: „Früher, als auch an den Spieltischen noch geraucht werden durfte, war alles noch unangenehmer, da kam man nach Hause und hat gestunken wie aus der Räucherkammer“, erinnert sich Henning Neumann, der auf stolze 30 Jahre Berufserfahrung im Bereich der Finanzaufsicht zurückblicken kann. Jenseits der „Nur für Personal“Tür endet die plüschige Casinowelt mit ihren blinkenden Automatenlampen schlagartig. Das Gemurmel von Spielern und Croupiers, deren Schritte und Stimmen von dicken Teppichböden gedämpft werden, ist hier genauso verschwunden, wie das pudrige Licht, das dem Spielsaal eine leicht unwirkliche Atmosphäre verleiht. Der Personalbereich, den sich Spielbankbeschäftigte und Finanzbeamte teilen müssen, würde sich in nichts von anderen herkömmlichen Büros unterscheiden: Wenn nicht ab und zu Spielbankbedienstete mit Fliege und Anzug oder Finanzbeamte in gehobener Gesellschaftskleidung – die Finanzverwaltung zahlt ihren Aufsichtsbeamten dafür einen Bekleidungszuschuss – durch den Flur eilen würden, zurück in die Glitzerwelt der Geldspiele. > dbb magazin | April 2010 19 report bankgesetzes jeden Tag neu durchgeführt werden muss. dbb > fokus > report 20 Schichtdienst von 8.30 Uhr bis 4 Uhr „Die Tätigkeit in der Finanzaufsicht ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Finanzamtes schon ein reichlich exotischer Einsatzbereich“, räumt auch Elizabeth Pilhofer ein, die als stellvertretende Vorsteherin des Finanzamtes Hannover-Mitte für die Finanzaufsicht in den Spielstätten der Landeshauptstadt, in Bad Pyrmont und demnächst auch in Göttingen zuständig ist. „Normalerweise bearbeiten die Kollegen im Finanzamt im normalen Tagesdienst Steuerakten oder nehmen Betriebsprüfungen vor. Nachtarbeit ist in unserem Bereich ja eigentlich nicht vorgesehen“, sagt die stellvertretene Amtsvorsteherin mit Blick auf den aktuellen Dienstplan, den Henning Neumann aus einer Schreibtischschublade gezogen hat. Die verplante Zeitspanne reicht über die Öffnungszeiten der Spielbank – 12 bis 2.30 Uhr – hinaus: Sonst könnten nicht alle Vorgänge im Spielbankbetrieb den gesetzlichen Vorgaben entsprechend überwacht werden. In der ersten Schicht, die um 8.30 Uhr morgens beginnt, werden beispielsweise von den Spielbankmitarbeitern und Aufsichtsbeamten > die Abrechnungen für die Spielautomaten vorgenommen , die vierte und letzte Schicht endet um 4 Uhr früh mit der Abrechnung der Spieltische. Und innerhalb der Publikumszeiten sind die Aufsichtsbeamten zudem gehalten, im Automatenbereich da rauf zu achten, dass keinerlei Manipulationen an den Spielgeräten vorgenommen werden. An den Tischen, beim so genannten „Lebendspiel“ gilt das Augenmerk der Finanzamtsmitarbeiter sowohl dem Treiben der Spieler, als auch dem der Beschäftigten. „Wo viel Geld im Umlauf ist, besteht auch die Gefahr, dass Mitarbeiter der Spielbank der Versuchung nachgeben, sich zu bedienen“, schaltet Michael Herbst sich ein. Nachdem er Erfahrung im Aufsichtsdienst gesammelt hatte, pendelt er nun als Sachgebietsleiter für den Finanzaufsichtsdienst zwischen den vom Finanzamt Hannover-Mitte kontrollierten Spielstätten, um zu prüfen, ob in den Betriebsabläufen auch alles so funktioniert, wie es sollte. Dass Michael Herbst hierbei weniger Sorgen hegt, dass einer der eigenen Leute dem trügerischen Glanz des Casino-Geschäftes erliegt und nach Geld greift, das ihm nicht gehört, versteht sich von selbst. Auf manche Menschen üben blinkende Spielgeräte mehr Faszination aus, als ihren Brieftaschen guttut. Aussterbende Art: Das klassische französische Roulette weicht immer öfter der schnelleren amerikanischen Variante. Die Spielbank Hannover verfügt noch über einen französischen Tisch. Herbst achtet vielmehr darauf, dass die Aufsichtsbeamtinnen und -beamten sich korrekt verhalten – und das nicht nur im Umgang mit Spielern, wenn es beispielsweise gilt, Missverständnisse oder Unklarheiten im Spielbetrieb aufzuklären oder Betrugsversuche zu vereiteln, sondern auch gegenüber den Beschäftigten der Spielbank. Da die gesetzlichen Vorgaben Spielbankpersonal und Aufsichtsbeamte in ein Joch spannen, könnte sich Kollegialität entwickeln, die bei den Mitarbeitern der Finanzverwaltung zu nachsichtigem Verhalten bis hin zur Befangenheit führt: Schließlich herrscht bei allen Abrechnungen und Kontrolltätigkeiten mindestens das Vier-Augen-Prinzip. Behälter, die ungezähltes Geld enthalten – beispielsweise bei der Ermittlung der Automatenerträge – sind doppelt gesichert , wobei je ein Schlüssel von der Spiel- bank, der andere vom Finanzamt geführt wird. „Für solche Situationen ist enge Kollegialität absolut unerwünscht“, sagt Herbst entschieden. „Das bedeutet nicht, dass unsere Leute keinen freundlichen Umgangston pflegen sollen, aber der Kontakt darf sich nur auf das Dienstliche beschränken.“ > > dbb magazin | April 2010 Ein Croupier muss nicht nur perfekt Kopfrechnen können, sondern auch sehr fingerfertig sein. dbb > fokus Nachtaktiv und fähig, im Kopf zu rechnen Damit diese Unverbindlichkeit auch gewährleistet ist, werden die Aufsichtsbeamten im Spielbankbetrieb alle zwölf bis 18 Monate in einem Rotationssystem an eine andere Spielbank versetzt. In Niedersachsen gibt es zehn staatlich konzessionierte Casinos. „Diese Versetzungen erfolgen nach Möglichkeit wohnortnah und sind für die Beschäftigten selbstverständlich kostenneutral“, betont Michael Herbst. Dennoch bleibt die berechtigte Frage, was einen Beschäftigten der niedersächsischen Finanzverwaltung veranlasst, sich im Exotenfach Finanzaufsicht zu bewerben und den geregelten Tagesdienst mit Sonn- und Feiertagen im Finanzamt gegen Schichtdienst an 360 Tagen im Jahr einzutauschen? Und Nachtmenschen müssten sie sein: „Wenn gegen vier Uhr früh die Tischabrechnungen gemacht werden, müssen die Kolleginnen und Kollegen noch hellwach sein, das ist eine Gabe, die man unbedingt mitbringen muss für diesen Beruf“, sagt Neumann und ergänzt: „Kopfrechnen. Das müssen sie auch können. Und da gibt es manchmal Schwierigkeiten bei den jungen Bewerberinnen und Bewerbern. Heute rechnet ja kein Mensch mehr auf diese Weise. Unsere Leute hier müssen aber beispielsweise in der Lage sein, im Kopf zu überschlagen, wie viel Geld sich an einem Tisch im Spiel befindet. Ich kann da ja niemanden mit dem Taschenrechner daneben stellen.“ „Das sind oftmals ganz persönliche Gründe, für einen ist gera- Text: Christine Bonath Fotos: Jan Brenner > Info Glücksspielaufsicht ist Ländersache – auch in Niedersachsen Handlungsgrundlage für die Kontrolle des öffentlichen Glücksspiels in Niedersachsen ist das Spielbankengesetz (NSpielbG). Ziele des Gesetzes sind: – das Entstehen von Glückspielsucht zu verhindern und die Voraussetzungen für eine wirksame Suchtbekämpfung zu schaffen, – das Glücksspielangebot in Spielbanken zu begrenzen und den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken, insbesondere ein Ausweichen auf nicht erlaubte Glücksspiele zu verhindern, – den Jugend- und den Spielerschutz zu gewährleisten, – sicherzustellen, dass Glücksspiele in Spielbanken ordnungsgemäß durchgeführt, die Spieler vor betrügerischen Machenschaften geschützt und die mit Glücksspielen verbundene Folge- und Begleitkriminalität einschließlich der Geldwäsche abgewehrt werden, und einen sicheren und transparenten Spielbetrieb zu gewährleisten. Um dies sicherzustellen, wurde dem Finanzministerium die Aufsicht über den staatlich zugelassenen Betreiber der öffentlichen niedersächsischen Spielbanken übertragen: Die Spielbankaufsicht hat den Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung vor Gefahren, die vom Spielbankbetrieb ausgehen, zu gewährleisten“, heißt es im Gesetz. Die Finanzaufsicht über die zehn staatlich konzessionierten niedersächsischen Spielbanken obliegt den Finanzämtern, wie zum Beispiel dem Finanzamt Hannover-Mitte, dessen Aufsichtsbeamte neben der Spielbank in Hannover im Casino von Bad Pyrmont und ab Juni 2010 auch in einer neuen Anlage in Göttingen den „Spielbetrieb sowie die Ermittlung des Bruttospielertrags und der Tronceinnahmen“ laufend überwachen und auf diese Weise dafür sorgen, dass das Land die ihm zustehende Spielbank-und Zusatzabgabe auch bekommt. cri > Die Tür zur Spielbank führt für die einen ins Paradies, für andere in die Hölle. Nur ein Gewinner ist wirklich sicher: der Landeshaushalt. > dbb magazin | April 2010 21 report > de der Schichtdienst interessant, weil er tagsüber die Kinder häufiger sehen kann, andere wollen sich räumlich verändern oder können ihren Schichtdienst gut mit der Arbeitszeit ihres Partners vereinbaren. Viele machen sich anfangs aber auch falsche Vorstellungen. Deshalb bieten wir vor einem möglichen Einsatz Informationsveranstaltungen an, damit sich jeder vor Ort ein realistisches Bild über die Arbeitsbedingungen machen kann. Tatsächlich werden nur wenige Mitarbeiter im Aufsichtsdienst eingesetzt“, erläutert die stellvertretende Amtsvorsteherin Elizabeth Pilhofer. Von den rund 13 000 Beschäftigten der niedersächsischen Finanzverwaltung sind gerade 100 in den Casinos tätig. „Und die brauchen und haben auch ein besonderes Persönlichkeitsprofil“, ergänzt Henning Neumann. Wichtig sei eine schnelle Auffassungsgabe, wenn es etwa darum geht, bei Unregelmäßigkeiten im Spielbetrieb eine schnelle Entscheidung zu treffen. dbb > fokus Arbeitstagung Controllerforum „Moderne Controllinginstrumente und deren Anwendung in der öffentlichen Verwaltung – Praxiserfahrungen und Best Practice Ansätze“ Mittlerweile hat sich das einmal jährlich durchgeführte Controllerforum Public Service etabliert – zum 4. Mal bietet das Controllerforum der dbb akademie am 10. Juni 2010 aktuelle Informationen zu modernen Controllinginstrumenten und deren Anwendung in der öffentlichen Verwaltung. Nach Berlin, Köln und Hamburg ist in diesem Jahr Dresden der Veranstaltungsort. „Wir möchten gerne allen Teilnehmern aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands die Möglichkeit geben, an unserem Controllerforum teilzunehmen“, erläutert Dr. Michael Rannacher, verantwortlicher Mitarbeiter der dbb akademie im Bereich Betriebswirtschaft, die Wahl des Veranstaltungsortes. „Moderne Controllinginstrumente und deren Anwendung in der öffentlichen Verwaltung – Praxiserfahrungen und Best Practice Ansätze“ lautet das Thema der diesjährigen Veranstaltung. „Der Schwerpunkt unserer Veranstaltung wird dabei auf der Implementierung und Nutzung moderner Controllinginstrumente im Rahmen der outputorientierten Steuerung liegen“, umreißt Dr. Michael Rannacher die Zielsetzung für 2010. „Wir wollen gute Erfahrungen, aber auch Probleme und Schwierigkeiten bei der Umstellung des Haushaltsführungssystems hin zu einer integrierten Verbundrechnung auf Basis der Doppik und der Einführung der Kostenleistungsrechnung (KLR) vorstellen und diskutieren. Ziel ist, von der Praxis für die Praxis zu lernen.“ sprächspartner aus Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen sind ausgewiesene Fachleute aus der Praxis. Sie berichten über Standpunkte und Arbeitsergebnisse konkreter Projekte und diskutieren mit den Teilnehmenden ihre praktischen Erfahrungen. Neben Fachvorträgen und Diskussionen liegt der Fokus daher auf den praxisorientierten neun Foren – Referenten und Ge- Ihre Anmeldung nimmt gerne entgegen: Christa Vißers, Tel.: 0228.81 93-111, E-Mail: [email protected] Das komplette Veranstaltungsprogramm finden Sie auf unserer Homepage www.dbbakademie.de. Die Kosten für die eintägige Arbeitstagung (2010 Q 177 CV) im Hilton Hotel in Dresden betragen 150,– Euro (incl. Mittagessen, zwei Kaffeepausen und Tagungsgetränken). akademie 22 Erhoben, gesammelt und gespeichert – und was dann? dbb akademie nimmt das Thema Datenschutz neu ins Jahresprogramm auf Ob Telekom-Affäre, Vorratsdatenspeicherung oder BKA-Gesetz: das Thema „Die Datensammelwut von Staat und Wirtschaft“ scheint keine Grenzen zu kennen. Sich da im Dickicht rechtlicher Bestimmungen, Verordnungen und Regelungen zurechtzufinden, ist keine leichte Aufgabe. Die dbb akademie geht das Thema „Datenschutz“ offensiv an – im Jahresprogramm 2010 gibt es den neuen Bereich „Datenschutz“. „Um das Thema kommt man im medialen Zeitalter einfach nicht herum“, so die Einschätzung von Dr. Dieter Haschke, dem Juristen und Datenschutzbeauftragten der dbb akademie. „Ob im privaten oder beruflichen Umfeld – ein Ziel von sinnvollem Daten- > dbb magazin | April 2010 schutz muss es sein, Maßnahmen zu kennen, sich selbst zu schützen und respektvoll mit den Daten anderer umzugehen. Wir sprechen mit unserem neuen Seminarangebot insbesondere behördliche beziehungsweise betriebliche Datenschutzbeauftragte, Personalund Betriebsräte und Organisa- tionsverantwortliche an. Aber auch für andere Beschäftigte, die sich mit personenbezogenen Daten beschäftigen, ist eine Teilnahme sinnvoll.“ Die Seminare finden im dbb forum siebengebirge in Königswinter statt. Der Teilnehmerbeitrag (inkl. Ü/VP) pro Seminar beträgt für dbb Mitglieder 170 Euro; für Nichtmitglieder beträgt er 300 Euro. Ansprechpartnerin ist: Christa Vißers, Tel.: 0228.81 93-111, Fax: 0228.81 93-106, E-Mail: [email protected] > Info Grundlagen des Datenschutzes I 07.06. – 08.06. 2010 Q 060 CV 08.11. – 09.11. 2010 Q 066 CV Datenschutz Aufbaukurs I 09.06. – 10.06. 2010 Q 062 CV 10.11. – 11.11. 2010 Q 068 CV Datenschutz Aufbaukurs II 10.06. – 11.06. 2010 Q 063 CV 11.11. – 12.11. 2010 Q 069 CV Aktuelle Tendenzen im Datenschutz 02.09. – 03.09. 2010 Q 064 CV Arbeitnehmerdatenschutz 05.10. – 06.10 2010 Q 065 CV Datenschutz im Betriebs-/ Personalrat 06.12. – 07.12. 2010 Q 070 CV Die Seminare finden im dbb forum siebengebirge in Königswinter statt. Der Teilnehmerbeitrag (inkl. Ü/VP) pro Seminar beträgt für dbb Mitglieder 170 Euro; für Nichtmitglieder beträgt er 300 Euro. Ansprechpartnerin ist: Christa Vißers, Tel.: 0228. 81 93-111, Fax: 0228. 81 93-106, E-Mail: [email protected] dbb > fokus Absolventen des ersten Zertifikatskurses Internationale Standards setzen dbb akademie bildet Führungskräfte zur Bekämpfung von Korruption aus Die dbb akademie bildet seit September 2009 – erstmalig in Europa – Führungskräfte zu zertifizierten Integritätsmanagern aus. Mehr als 30 Teilnehmende aus Deutschland und Österreich haben nach bestandener Prüfung eine Zertifizierung des TÜV-Rheinland erworben. Durch diese besondere Qualifikation können spezielle Sachkenntnisse in der Prävention und der Bekämpfung von Korruption in der öffentlichen Ver- waltung nachgewiesen und umgesetzt werden. Zertifizierte Integritätsmanager sind zudem berechtigt ein TÜV-Signet zur Außendarstellung einzusetzen. Denn: Der Einsatz für Integrität am Arbeitsplatz ist eine Daueraufgabe, für die die Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung in besonderer Weise verantwortlich sind. Aktuelle Angebote Auch im Jahr 2010 bietet die dbb akademie Zertifizierungs- > entwickeln und umzusetzen. Möchten Sie gerne mehr wissen? Weitere Auskünfte zum Programm und zu den Terminen zur Zertifizierung 2010 wie zu allen weiteren Themen und Veranstaltungen zum Thema „Korruptionsprävention“ finden Sie auf unserer Website www.dbbakademie.de Ihre Ansprechpartnerin ist: Käthe Kupke, Tel.: 030.40 81 65 44, E-Mail: [email protected] Info > Wussten Sie schon, dass … ... erfahrene Fachkräfte der dbb akademie mit Ihnen auch gemeinsam Präventionskonzepte und vorbeugende Maßnahmen konkret für Ihre Verwaltung vor Ort erarbeiten? Organisation, Verwaltungsabläufe, Personalentwicklung, das Erstellen eines verbindlichen Regelwerks und die Einbindung der Öffentlichkeit und Politik können Inhalte im Rahmen eines Integritätsprojekts der öffentlichen Verwaltung sein. So können Sie vor Ort alle notwendigen Schritte für eine integere Verwaltung treffen. 23 akademie > kurse an. Die Kurse umfassen zwei jeweils zweitägige Veranstaltungen und enden mit einer Abschlussprüfung am letzten Seminartag. Wichtige Bausteine sind: Kompetenzen zum Erkennen von Korruption und deren Ursachen, Durchführung einer Gefährdungsanalyse, Umgang mit den Hinweisgebern und Grundzüge der Arbeit einer Innenrevision. So werden die Absolventen in der Lage sein, selbst Präventionsansätze zu dbb > fokus Im Dienst der Sicherheit an der Ostsee: Polizei ahoi Gemächlich tuckert die „Warnow“ in den neblig trüben Frühjahrsmorgen. Es ist kurz nach sieben Uhr. Michael Meinshausen steht am Ruder, Christian Küchenmeister verfolgt auf dem Radar, wie sich gelbe Punkte über das dunkelblaue Meer schieben. Und Menard Kruse hat das Fernglas in der Hand und beobachtet, was Backbord und Steuerbord passiert. Im Maschinenraum sorgen die Techniker dafür, dass die zwei 1 100 PS starken Dieselmotoren schnurren. Es ist Arbeitsbeginn für die Beamten der Wasserschutzpolizei in Rostock. blickpunkt 24 Im Seehafen hat das Küstenstreifenboot „Warnow“ seinen Liegeplatz. Von hier aus kontrollieren Polizeioberkommissar Michael Meinshausen und seine Kollegen den Schiffsverkehr auf der Ostsee vor Mecklenburg-Vorpommern. Gefahrenabwehr, Einhaltung der Schifffahrtsregeln, Papiere und Befähigungsnachweise der Mannschaft kontrollieren, nach Unfällen auf See ermitteln, Verstöße gegen zoll- und fischereirechtliche Bestimmungen aufdecken – die Aufgaben der Polizisten zu Wasser sind umfangreich. Die „Warnow“ ist eines von vier hochseetauglichen Küstenstreifenbooten der Wasserschutzpolizei in M-V. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich im Osten bis Prerow auf dem Fischland/Darß und im Westen fast bis Wismar. Hochseetauglich heißt, dass die „Warnow“ bis an die Hoheitsgrenze, rund 16 Kilometer, hinausfahren kann. Wenn es schnell gehen muss, legt das Boot 23 Knoten vor. 288 Polizisten sind mit 17 Streifenbooten und 13 Hilfsstreifenbooten auf den vielen Seen, entlang der Küste, in den Häfen und Flüssen Mecklenburg-Vorpommerns unterwegs. Aber auch an Land ist > dbb magazin | April 2010 die Wasserschutzpolizei präsent. Die Hafensicherheitsbeamten in Rostock kontrollieren Lkw, die auf eine Fähre wollen oder gerade ankommen. Auf einem kleinen Parkplatz kurz vor dem Seehafen halten sie gerade einen großen Brummi an. Für ihn endet die Fahrt auf dem Parkplatz vor der Polizeistation. Seine Ladung, Papierrollen, war so schlecht gesichert, dass der Fahrer nun erst einmal nachbessern muss, bevor er weiterfahren darf. > Öl über Bord? Rostock ist Umschlagplatz für Getreide und Kohle. Ein Ölund ein Chemiehafen schließen sich an. Von hier starten die Fähren Richtung Skandinavien. Frachter aus aller Welt machen in Rostock fest, und nicht immer nehmen es Kapitän und Besatzung mit dem Umweltschutz so genau. Bei Schiffskontrollen schauen die Beamten deshalb genau hin, was mit Müll, Öl und anderen Schadstoffen an Bord passiert. Die Ostsee ist ein besonders geschützter Bereich. Hier dürfen Frachter nur mit Schweröl fahren, das mit niedrigem Schwefelgehalt versetzt ist. Die Reste, die beim Verbrennen des Öls entstehen, dürfen > Michael Meinshausen (links) und Christian Küchenmeister stechen mit dem Küstenstreifenboot „Warnow“ in See. > Christian Küchenmeister verfolgt auf dem Radar den Schiffsverkehr. So kann die „Warnow“ auch bei Nebel auslaufen. dbb > fokus nicht einfach über Bord gekippt werden, ebenso wenig wie Müll. All das regeln internationale Vereinbarungen – etwa das MARPOL-Abkommen –, die wiederum in deutsches Recht übertragen wurden und nun dicke blaue Bücher, den so genannten Küsten-Almanach, füllen. Michael Meinshausen hat an diesem Morgen eine schwere Tasche über die Schulter geworfen, als er mit Polizeihauptmeister Christian Küchenmeister an Bord der „Hamburg Pearl“ geht. Polizeiobermeister Menard Kruse hält derweil auf der „Warnow“ > Meinshausen schlägt einen Notizblock auf und fängt an zu rechnen. Wie viel Öl hat das Schiff verbraucht, wie viel Rest, so genannter Sludge, ist angefallen? Was ist damit passiert? Das muss in einem Öltagebuch dokumentiert werden. „In Deutschland gibt es die Ein-Prozent-Regel“, erklärt er dem Kapitän. „Mindestens ein Prozent des Schweröls an Bord muss als Rückstand bleiben.“ Christian Küchenmeister blättert sich derweil durch dicke Ordner mit Genehmigungen und Sicherheitszeugnissen. Der administrative Aufwand an Bord ist beachtlich. „Die Maschinen haben Laufzeiten, die regelmäßig kontrolliert werden“, erklärt der Polizeihauptmeister. Seit 31 Jahren ist Küchenmeister schon bei Viel administrativer Aufwand. Christian Küchenmeister (links) und Michael Meinshausen studieren Öltagebücher und Sicherheitszeugnisse. Der Chefingenieur muss erklären, warum in der Ostsee Öl verbrannt wurde. der Wasserschutzpolizei. Eigentlich kenne er jede Möwe und jeden Schwan hier, sagt er scherzhaft. Die Papiere der „Hamburg Pearl“ sind in Ordnung. Der vierseitige Fragebogen, den Küchenmeister dabei hat, füllt sich langsam. Auch bei der Kontrolle im Maschinenraum stellt er nichts fest. ten steile Treppen hinunter in den Maschinenraum und steile Treppen hinauf auf die Brücke führt. „Im Seehafen ist immer was los“, sagt Polizist Meinshausen. „Frachter fahren unabhängig von der Saison.“ Seit der Wirtschaftskrise sei es aber etwas ruhiger geworden. > Aber jetzt gibt es ein Problem. Obwohl strikt verboten, hat die Besatzung in der Ostsee Ölreste verbrannt. Das hätten sie nicht gewusst, bringt der Kapitän als Erklärung vor. Das wird ihn vor einer Geldstrafe nicht bewahren. Nach Rücksprache mit dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie wird die Sanktion festgelegt. Strafzahlungen in Höhe von 68 000 Euro wurden im vergangenen Jahr in Rostock verhängt. 90 Verstöße stellten die Beamten bei ihren 1 371 Kontrollen fest. Mehr als eine Stunde sind die beiden Polizisten mittlerweile an Bord. Die Stimmung ist entspannt. Kapitän und Chefingenieur sind freundlich. „Wir arbeiten mit Leuten zusammen, die hoch qualifiziert und professionell sind“, sagt Meinshausen. Keiner will es sich mit den strengen Beamten aus Deutschland verscherzen. Fast zwei Stunden dauert die Kontrolle insgesamt, die die Beam- > Kontrolle im Maschinenraum. Sportboote als Unfallrisiko Noch sind wenige „Hobbykapitäne“ unterwegs. Langsam aber beginnt die Saison, und dann wird es wieder eng auf dem Wasser. Die Unfallgefahr steigt. 298 Unfälle zählte die Wasserschutzpolizei 2009. In 236 davon waren Sportboote verwickelt. Ein besonders dramatischer Fall ereignete sich im vergangenen Jahr auf dem Plauer See. Ein Boot, das vor Anker lag, wurde gerammt. Eine Frau konnte sich durch einen beherzten Sprung über Bord retten, ihr Mann aber lag in einer Koje unter Decke und schlief. Das heranrasende Boot rammte ihn am Kopf. Er überlebte schwer verletzt. Der Unfallverursacher flüchtete, doch die Beamten der Wasserschutzpolizei fanden ihn einige Tage später. Die „Warnow“ schippert bereits wieder über die Ostsee. Zum nächsten Frachter, Fischer oder „Hobbykapitän“. Text und Fotos: Manja Nowitzki > dbb magazin | April 2010 25 blickpunkt mit den Maschinentechnikern die Stellung und das Boot einsatzbereit. Der Frachter wird gerade mit Getreide beladen, das für den Sudan bestimmt ist. Wenig später wabert ein Sprachengewirr durch den kleinen Aufenthaltsraum des Schiffes. Der Kapitän gibt russische Anweisungen, die Polizisten stellen englische Fragen und sprechen sich auf Deutsch ab. Schifffahrt ist international. Die „Hamburg Pearl“ fährt unter der Flagge von Liberia, hat einen deutschen Eigner, die Besatzung kommt aus der Ukraine. dbb > spezial 12. Europäischer Abend: Privat oder Staat? Kaum ein europäisches Thema erregt die Gemüter so zuverlässig wie die Strategie der Europäischen Union zu öffentlichen Dienstleistungen und zur Daseinsvorsorge. Unabhängig von der gegenwärtigen Krise stellt sich schon seit Längerem die Frage, was der Staat und was Private leisten können und müssen. Ebenso muss gefragt werden, ob bisherige Privatisierungen vermeidbar gewesen wären und ob nicht die öffentliche Hand Gemeinnutzen und Effizienz häufig besser vereinbaren kann als private Anbieter. immer im europäischen Kontext gesehen werden. Dies müsse auch dann bedacht werden, wenn es darum geht, wie sich ein einzelnes Land und die gesamte Gemeinschaft gegenüber Privatisierungen verhalten. Lange habe man geglaubt, dass vor allem derjenige, der skrupellos ist, der bessere Unternehmer sei, weil er aufgrund schlechterer Arbeitsbedingungen niedrigere Preise bieten kann. Dies sei autonomen Gestaltung. Die öffentliche Hand sei zuallererst auf die Regeln des freien Wettbewerbs verpflichtet. Der Staat solle angehalten werden, sich auf seine originären Aufgaben zu beschränken. Die Freiheit des Einzelnen stehe über der staatlichen Bevormundung der Bürger. Dennoch wäre es falsch anzunehmen, dass das Gemeinschaftsrecht Privatisierungen gebiete. Lediglich der Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung sei verboten. Weiter betonte Petschke ausdrücklich, dass der Lissabon-Vertrag zahlreiche positive Veränderungen für die Kommunen mit sich bringe. Erstmals werde das Selbstverwaltungs- europa 26 > Rund 250 Gäste aus Politik und Verbänden nahmen am 12. Europäischen Abend teil. Unter dem Titel „Privat oder Staat? – Öffentliche Dienstleistungen in Europa“ diskutierten rund 250 Vertreter aus Politik und Verbänden auf dem gemeinsam von dbb, Europäischer Kommission und Europa-Union Deutschland veranstalteten 12. „Europäischen Abend“ die Zukunft der Daseinsvorsorge. Der dbb Bundesvorsitzende Peter Heesen betonte, dass Europa nur dann gelingen könne, wenn Gestaltungsspielräume gewahrt würden. „Viele Entscheidungen können nur vor Ort getroffen werden.“ Für eine Europäische Wirtschaftsregierung sprach sich der Erste Parlamentarische Ge- > dbb magazin | April 2010 schäftsführer der CDU/CSUBundestagsfraktion und Präsident der Europa-Union Deutschland, Peter Altmaier, aus. In seiner Eröffnungsansprache betonte er, dass viele Themen nicht mehr ausschließlich national diskutiert und gelöst werden könnten, sondern zusammen mit den europäischen Nachbarn angegangen werden müssten. So sei es zum Beispiel für alle Mitgliedstaaten interessant, wie ein einzelnes Land die Gemeinschaftswährung Euro behandle. Die ganze Union müsse daraus die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Und selbst die Entscheidungen, die noch rein national getroffen werden, sollten > Matthias Petschke ein völlig falsches Verständnis von Privatisierungen. Außerdem könne es nicht sein, dass der Staat sich aus seiner sozialen Verantwortung stehle und dadurch die Qualität öffentlicher Dienstleistungen in großem Maße leide. Die Privatisierung der Erfüllung öffentlicher Aufgaben sei kein Selbstzweck. Auf Grundlage dieser Feststellung erklärte der Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland, Matthias Petschke, die Politik der Kommission auf dem Feld der Daseinsvorsorge. Bei all diesen Prozessen ginge es immer um das Erreichen von Wohlstand, unter Vorrang der privat- > Hans-Günter Henneke recht primärrechtlich anerkannt, das Subsidiaritätsprinzip werde neu gefasst und es gebe insgesamt einen transparenteren, solideren EU-Rahmen. Abschließend unterstrich Petschke nochmals, dass die Kommission unter José Manuel Barroso großen Wert auf das Subsidiaritätsprinzip lege und dies in den zukünftigen Entscheidungen und Vorschlägen zum Binnenmarkt deutlich werde. Hans-Günter Henneke, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistages, wies in seinem anschließenden Beitrag darauf hin, dass in der Diskussion deutlich zwischen hoheitlichen Staatsaufgaben und Daseins- dbb > spezial Henneke wies darauf hin, dass die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung im Vertrag von Lissabon nicht vergleichbar sei mit den Garantien aus dem Deutschen Grundgesetz. Vielmehr seien sie als Zeichen zu werten, dass die Europäische Union die autonomen Binnenstrukturen der einzelnen Staaten anerkenne. Dies sei zwar ein wichtiger Fortschritt, langfristiges Ziel müsste aber eine primärrechtliche Festschreibung der Garantie zur kommunalen Selbstverwaltung bleiben. Über lange Jahre habe es in der Bundesrepublik eine klare Aufgabenverteilung in der Gesellschaft gegeben: auf der einen Seite den wirtschaftenden Bürger, der Steuern zahlt und auf der anderen Seite den rechtfertigungsbedürftigen Staat, der Sicherheit bietet, nach innen und außen und die Sicherheit der Versorgung. Dieses Selbstverständnis habe sich durch die Politik der Europäischen Kommission und der EU insgesamt in der Zeit des Europäischen Binnenmarkts seit 1993 bereits verändert, so Henneke. Der Regelungskonflikt bestehe darin, dass die EU-Kommission auch die Dienstleistungserbringung durch die öffentliche Hand in Frage stellt, die durch einen öffentlichen Zweck legitimiert sind. Dies sei mit dem kommunalen Selbstbestimmungsrecht nur schwer vereinbar. Auf dem Podium diskutierten unter der Moderation der rbbJournalistin Katja Weber neben den Hauptrednern Matthias Petschke, und Hans-Günter Henneke auch die Europaabgeordneten Thomas Mann von der CDU und Michael Theurer von der FDP sowie Jens Lattmann vom Deutschen Städtetag. Einig waren sich die Diskutanten in der Frage der Regelungsgeschwindigkeit. Ein langsameres Vorangehen und die damit verbundene Gründlichkeit sei einem übereilten, unsauberen gesetzgeberischen Vorgehen vorzuziehen. Die Frage, ob es einen Vorschlag für eine neue Richtlinie geben wird oder nicht, konnte Matthias Petschke noch nicht beantworten und es herrschte starke Uneinigkeit darüber, ob eine solche Richtlinie überhaupt wünschenswert sei. Thomas Mann sprach sich dafür aus, viele Aufgaben weiterhin kommunal und lokal zu übernehmen. Von der Kommission forderte Mann mehr Durchsetzungsfähigkeit und erwartete konkrete Konzepte über reine Absichtserklärungen hinaus. Sein Parlamentskollege Michael Theurer betonte, dass vor allem dem Europäischen Parlament eine wichtige Rolle in der Diskussion zukomme, da die Abgeordneten ihre spezifischen Erfahrungen und Fähigkeiten aus der Arbeit vor Ort einbringen könnten. Die Kommission müsse diese Erfahrungen noch stärker in ihre Arbeit mit einbeziehen. Jens Lattmann vom Deutschen Städtetag war mit Hans-Günter Henneke insofern einig, als dass beide eine neue Rahmenrichtlinie der Kommission zu Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse ablehnten. Die Träger in den Mitgliedstaaten müssten eine größtmögliche Freiheit im Rahmen der nationalen Traditionen behalten. Abschließend wies Matthias Petschke noch einmal darauf hin, dass die Schaffung eines einheitlichen europäischen Regelungsrahmens auch weiterhin vom politischen Willen abhängen werde. Gleichzeitig kündigte er konkrete Initiativen der Europäischen Kommission auf diesem Gebiet für das Frühjahr an. In seinem Schlusswort betonte der dbb Bundesvorsitzende und CESI-Präsident Peter Heesen, dass es zur Frage „Privat oder Staat“ selbst innerhalb der einzelnen deutschen Parteien kei- > dbb Chef Peter Heesen: „Viele Entscheidungen können nur vor Ort getroffen werden.“ ne einheitliche Meinung gebe und es deshalb wenig Erfolg versprechend sei, die Klärung dieser Frage der Europäischen Union zu überlassen. Die Traditionen und Strukturen in den einzelnen Ländern seien entsprechend unterschiedlich. Einheitlichkeit um der Einheitlichkeit willen sei nicht zielführend, vielmehr müsse Vielfalt zugelassen werden. Ein einheitliches Europa könne es nur dann geben, wenn Gestaltungsspielräume gelassen würden, die von den einzelnen Staaten gemäß ihren Traditionen und politischen Auffassungen genutzt werden könnten. Peter Heesen legte Wert darauf, dass die Diskussion um einzelne politische Fragen nicht darüber hinwegtäuschen könne, dass die Akzeptanz der Europäischen Union wachsen müsse, da Europa alternativlos sei. Mit Bezug auf die Deutsche Bahn und speziell das Debakel der S-Bahn in Berlin betonte Heesen: „In diesem Fall hat sich gezeigt: Private sind nicht billiger und besser, sondern häufig ist das Gegenteil wahr.“ be > Podiumsdiskussion unter der Leitung von rbb-Journalistin Katja Weber. > dbb magazin | April 2010 27 europa vorsorgeleistungen unterschieden werden müsse. Eindeutig hoheitliche Leistungen wolle auch die Kommission bislang nicht privatisieren lassen. Außerdem schreibe Brüssel zwar nicht vor, ob kommunale Aufgaben der Daseinsvorsorge privat oder öffentlich-rechtlich erbracht werden müssten. Die EU sei hier deutlich „trägerblind“. Wohl aber versuche sie überall den Wettbewerb durchzusetzen, was nicht immer der Versorgungssicherheit diene. Deshalb müsse dringend geklärt werden, wie der Stand kommunaler Selbstaufgaben gesichert werden könne. Dennoch dürfe die öffentlich-rechtliche Trägerschaft nur dann gegeben sein, wenn auch ein öffentlicher Zweck vorhanden ist und es nicht um die reine Gewinnerzielung gehe. dbb > spezial Pflegeberatung: Kostenfrei und neutral Seit Januar 2010 gibt es in Deutschland einen gesetzlichen Anspruch auf neutrale und kostenlose Pflegeberatung. Doch nur jeder Dritte weiß davon. Zwei Millionen Menschen sind in Deutschland pflegebedürftig. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl – offiziellen Statistiken zufolge – verdoppeln. Häufig tritt eine Pflegesituation sehr plötzlich ein und führt zu großer Hilflosigkeit bei Betroffenen und ihren Angehörigen. Wie bei Maria Zimmer: Nach einem Schlaganfall ist sie halbseitig gelähmt. Ihre schriebenen Anspruch auf kostenfreie und unabhängige Pflegeberatung. Der Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) hat zu diesem Zweck COMPASS Private Pflegeberatung GmbH gegründet. COMPASS bietet den Versicherten Pflegeberatung auf zwei Wegen: Rat Suchende können sich jederzeit an die telefonische Pflegeberatung un- > gesundheitspolitik 28 Über Voraussetzungen und Möglichkeiten der ambulanten oder stationären Pflege sollten frühzeitig Informationen eingeholt werden, um rechtzeitig entsprechende Vorsorge treffen zu können: etwa durch den Abschluss einer privaten Pflegeversicherung. kommen zu den Menschen nach Hause, in die Klinik, die Pflege- oder Rehabilitationseinrichtung und beraten zu allen Fragen rund um die Pflege. „Wir bewegen uns mit unserem Angebot auf die Menschen zu, um ihnen direkte Unterstützung bieten zu können und sie in einer ohnehin schwierigen Situation zu entlasten“, erläutert die COMPASS-Geschäftsführerin. Die Pflegeberatung ist ein kostenfreies Angebot. > Zur optimalen Betreuung eines pflegebedürftigen Angehörigen in der Familie und in seiner gewohnten Umgebung kann ein ambulanter Pflegedienst hinzugezogen werden. Tochter möchte sie nicht ins Heim geben, sondern zuhause betreuen. Doch mit der Situation fühlt sie sich überfordert. Um Betroffene wie Maria Zimmer und ihre Tochter besser über Entlastungsmöglichkeiten zu informieren, sie bei der Organisation der Pflege zu unterstützen und sie in schwierigen Situationen zu begleiten, gibt es seit Januar 2009 einen gesetzlich festge- > dbb magazin | April 2010 ter 0800-101 88 00 wenden. „Die Servicenummer ist gebührenfrei und steht allen Rat Suchenden offen“, sagt COMPASS-Geschäftsführerin Elisabeth Beikirch. Neben der telefonischen Pflegeberatung durch erfahrene Fachkräfte hat COMPASS ein bundesweites Netz mit Pflegeberatern vor Ort aufgebaut. Die COMPASS-Mitarbeiter Die COMPASS-Mitarbeiter konnten auch Maria Zimmer und ihrer Tochter helfen. Beim > Info dbb Web-Tipp: Nähere Informationen zur gesetzlichen Pflegeversicherung und privaten Ergänzungsmöglichkeiten erhalten Sie auf den Internetseiten des dbb vorsorgewerk unter www.dbb-vorsorgewerk.de in der Rubrik „Gesundheit und Pflege“. ersten gemeinsamen Termin zuhause wurde klar: Die Tochter möchte zur Versorgung ihrer Mutter einen ambulanten Pflegedienst hinzuziehen. Mit der Pflegeberaterin wurden Kriterien zur Auswahl eines solchen Dienstes erarbeitet. Die COMPASS-Mitarbeiterin hat Mutter und Tochter auch über das Verfahren einer Begutachtung zur Pflege-Einstufung informiert und mit der Familie Möglichkeiten zum behindertengerechten Umbau der Wohnung durchgesprochen. Pflegeberatung setzt aber nicht erst dann ein, wenn Menschen der Pflege bereits bedürfen. Vielmehr beraten COMPASS-Mitarbeiter auch Klienten, bei denen Pflegebedürftigkeit noch weit entfernt scheint. Weitere Informationen im Internet unter: www.compasspflegeberatung.de Gebührenfreie Servicenummer: 0800.101 88 00 dbb > spezial Auktionen der öffentlichen Hand: Schnäppchen vom Staat Wenn der Gerichtsvollzieher klingelt, wird es für die Betroffenen meist unangenehm, geht es doch um die Pfändung von Bargeld oder Wertgegenständen. Gepfändete Güter wiederum füllen die Lager und müssen, wenn sie nicht ausgelöst werden, irgendwann unter den Hammer. Neben der normalen Auktion setzen die Bundesländer jetzt auch auf das Internet, um gepfändete Waren an Mann und Frau zu bringen. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Internetversteigerung in der Zwangsvollstreckung und den jeweiligen Landesrechtsverordnungen gibt es diese Möglichkeit erst seit dem 7. Januar 2010 auch für Gerichtsvollzieher. Entsprechend unbekannt ist das Verfahren noch, und deshalb lässt sich so manches Schnäppchen machen. Die nordrhein-westfälische Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter erklärte dazu: „Die Justiz-Auktion ist eine eingeführte und etablierte Versteigerungsplattform, auf der die Justiz beschlagnahmte, gepfändete und ausgesonderte Gegenstände unter für alle Beteiligten sicheren Bedingungen anbietet. Der besondere Vorteil gegenüber anderen Internetversteigerungen ist, dass auf www.justiz-auktion.de ,echte‘ Versteigerungen > dbb magazin | April 2010 im Rechtssinne durchgeführt und den Besonderheiten einer öffentlich-rechtlichen Versteigerung Rechnung getragen wird.“ > Elf Länder vernetzt Bislang wird in der Praxis aus Kostengründen häufig von einer Pfändung abgesehen, weil eine Veräußerung der gepfändeten Gegenstände in einer Auktionen aus öffentlicher Hand: die Justiz-Auktion bietet so manches echte Schnäppchen mit Expertise. Präsenzversteigerung nicht zu erwarten ist. Demgegenüber wird durch die Nutzung des Internets für Versteigerungen der Bieterkreis erheblich erweitert, sodass sowohl mit einer nahezu vollständigen Verwertung aller angebotenen Gegenstände als auch mit weitaus höheren Erlösen gerechnet werden kann. Ein Vorteil für Staat und Bürger gleichermaßen. „Ich freue mich“, so MüllerPiepenkötter weiter, dass sich insgesamt elf Landesjustizverwaltungen für den Betrieb einer gemeinsamen Online-Versteigerungsplattform entschieden haben.“ Die an der Justiz-Auktion beteiligten Länder Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, NordrheinWestfalen mit der Projektleitung, Rheinland-Pfalz, Saar- Foto: 2007 Bundeswehr/Herholt online 30 Das nordrhein-westfälische Justizministerium bietet mit www.justiz-auktion.de die entsprechende Online-Plattform. Die Justiz-Auktion präsentiert sich nach einer optischen Runderneuerung jetzt mit einem modernen und zeitgemäßen Design, einem neuen Logo und zusätzlichen Funktionen. > > Fregatten werden derzeit in den Online-Auktionen zwar nicht angeboten. Ausgemusterte Militärfahrzeuge und Ausrüstung gibt es aber reichlich zu günstigen Kursen. dbb > spezial land, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Und nicht nur die Justiz nutzt das Internet für Versteigerungen von Gütern aller Art. Auch der Zoll, Oberfinanzdirektionen, die Polizei, die Fundbüros vieler großer Städte oder Verkehrsbetriebe, die Bahn und die Vebeg, das Verwertungsunternehmen des Bundes, nutzen die neuen Möglichkeiten des Internet. Eine gute Übersicht über die verschiedenen öffentlichrechtlichen Auktionsportale bietet die von einer privaten Firma betriebene Seite behoerden-auktionen.de > Vom Verstärker bis zur Diesellok Beim Stöbern auf den verschiedenen Angeboten trifft man auf viele interessante Angebote, besonders, was Fahrzeuge betrifft. Ein cooler Bundeswehr-Jeep oder ein Motorboot gefällig? Kein Problem. Ein Alkohol-Messgerät für den Eigenbedarf oder eine komplette Büroausstattung? Auch das gibt es. Oder soll es vielleicht ein Satz Torpedo-Systembauteile sein, bestehend aus zwei Wellenbaugruppen, elf Torpedoladestöcken, elf Klemmstücken, 57 Kontaktgruppen, acht Lichtreflektoren und einem Prüfspiegel? Damit könnte man prima für Verwirrung am sommerlichen Baggersee sorgen. Aber natürlich gibt es auch Albernheiten wie die 1GB SD Speicherkarte, die von der Stadt Unna versteigert wird. Beim Elektronikdiscounter um die Ecke ist das gute Stück neu für sechs Euro zu haben. Aber wer weiß, vielleicht lassen sich interessante Fotos oder gar geheime Dokumente wiederherstellen? Ein echtes Schnäppchen dagegen ist die Diesellokomotive BRV60 Lok 17 unter der Ar- tikel ID 14658 auf justiz-auktion.de, die nach unabhängigem Gutachten, das als PDF heruntergeladen werden kann, mit einem Zeitwert von 45 000 Euro angesetzt wird und deren Mindestgebot bei „läppischen“ 22 500 Euro liegt. Allerdings dürfte es Probleme mit der Abholung geben, sofern man nicht über ein eigenes Schienennetz verfügt. Außerdem lässt sich der Motor nicht starten. Ein klarer Vorteil von JustizAuktion ist, dass viele Wertgegenstände wie Schmuck oder Fahrzeuge mit Expertise oder Gutachten eingestellt werden, sodass potenzielle Käufer wirklich wissen, für was sie bieten, und wie weit sie mit ihren Geboten gehen können. Der Staat als Auktionator ist auf jeden Fall seriös. Wer nun glaubt, man bekäme Top-Schmankerl zum Beispiel aus der Unterhaltungselektronik vom Gerichtsvollzieher quasi geschenkt, liegt manchmal vielleicht sogar fast richtig: Derzeit im Angebot der wirklich traumhafte High-End-Röhrenvorverstärker Octave HP500 SE, dessen Anzahl auf 100 Stück limitiert ist. Laut Hersteller kostet das Schmuckstück neu 6 000 Euro, das Startgebot liegt bei 2 000 Euro. Fast dazu passend gibt es zwei High-End-Lautsprecher von Magellan, die zwar etwas unprofessionell viermal von hinten fotografiert wurden, aber für ein Startgebot von 1 750 Euro zu haben sind. Die zwei Jahre alten HighEnd-Boliden im Bestzustand kosten neu ebenfalls mehr als 6 000 Euro. Mit ein bisschen Glück kann also mit staatlicher Hilfe ein HiFiTraum wahr werden, den man sich sonst nur schwer oder gar nicht leisten könnte. br > dbb magazin | April 2010 dbb > spezial Hauptversammlung in Königswinter: Der öffentliche Dienst braucht mehr mutige Mädchen! Inmitten der Vorbereitungen für den im Juni geplanten dbb bundesfrauenkongress trafen sich am 26. und 27. Februar 2010 die Frauenvertreterinnen aus dbb Mitgliedsgewerkschaften und Landesbünden in Königswinter zur turnusmäßigen Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung. Auf der Tagesordnung standen die Fortentwicklung des Dienstrechts in Bund und den Ländern, die Aktionsplanung zum Equal Pay Day sowie die Frage nach geeigneten Strategien, Mädchen und junge Frauen zu ermutigen, Spitzenpositionen in von Männern dominierten Berufsfeldern anzustreben. Fotos: Sybille Scholz frauen 32 > „Frauen sind im öffentlichen Dienst keine Randgruppe“, betonte Helene Wildfeuer. Sie sprach sich auf der Hauptversammlung erneut für eine gezielte Förderung von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst aus. „Frauen sind im öffentlichen Dienst längst keine Randgruppe mehr. Mit 53 Prozent stellen sie dort mittlerweile die Mehrheit der Beschäftigten und sind dennoch in den Führungsetagen noch immer unterrepräsentiert“, mit diesen Worten fasste die Vorsitzenden der Bundesfrauenvertretung Helene Wildfeuer die aktuelle Lage zusammen. Um dieses Missverhältnis auszugleichen, bedürfe es einer starken gewerkschaftlichen Interessenvertretung, die selbstständig über ihre Mittel verfügen kann: „Die finanzielle Ausstattung der Frauenvertretungen muss sich langfristig verbessern“, forderte Wildfeu- > dbb magazin | April 2010 er und verlangte zugleich mehr Planungssicherheit für die Frauenarbeit „Zu erst müssen die Mittel bereitstehen, > dann können Aktionen und Aktivitäten effektiv durchgeführt werden. Frauenarbeit ist ein wichtiger Anteil der Genderpolitik, und diese muss gefördert und unterstützt werden, solange berufliche und gesellschaftliche Benachteiligungen von Frauen bestehen.“ > Entgeltgleichheit aktiv fördern Ein weiteres Leitthema der Frühjahrssitzung der dbb bundesfrauenvertretung war die noch immer herrschende Ungerechtigkeit in der Bezahlung von Männern und Frauen, zu deren Beseitigung der „Equal Pay Day“, der Interna- tionale Tag der Entgeltgleichheit, jährlich am 26. März weltweit aufruft. Auch Helene Wildfeuer forderte die Frauenvertretungen der dbb Untergliederungen auf, Aktionen in ihren Dienststellen durchzuführen und sich an öffentlichen Veranstaltungen zu beteiligen. Gleichzeitig informierte die Vorsitzende über eine neue Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die darauf abzielt, Ungerechtigkeiten in der Bezahlung von Frauen und Männern mithilfe eines Datenerfassungssystems zu überprüfen: Unter dem Namen Logib-D biete das Ministerium ein Computerprogramm an, das Unternehmen einen Überblick über die Entgeltstrukturen und die Entgeltgleichheit im eigenen Haus verschaffen soll. Flankiert werde das Programm von Beratungsangeboten, die Maßnahmen zur Verbesserung der Lohnstrukturen fördern sollen. Das in erster Linie für die Wirtschaft konzipierte Programm solle auch zur Anwendung im öffentlichen Dienst geeignet sein, erläuterte Wildfeuer: „Derzeit laufen Anfragen der dbb bundesfrauenvertretung an das Bundesministerium des Innern, ob eine Evaluierung der Gehaltsstrukturen im Bereich der Bundesverwaltung mit Logib-D geplant ist.“ Lagebesprechung: Die Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung bereitete sich auf den dbb bundesfrauenkongress am 4. und 5. Juni 2010 in Potsdam vor (von links): Astrid Hollmann, Eva Hermanns, Ute Wiegand-Fleischhacker, Jutta Endrusch, Helene Wildfeuer. dbb > spezial Motivationsprogramm für junge Frauen Wie Sandra Hennig, die Vorsitzende der dbb jugend anschließend berichtete, nehmen die aktuellen Fragen der Frauenpolitik auch in der Jugendarbeit des dbb einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Dennoch zeigten sich junge Frauen sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, für ihre Belange gewerkschaftlich einzutreten, bedauerte Hennig und verwies auf die Ergebnisse einer von der dbb jugend gemeinsam mit den Landesjugendleitungen durchgeführten Situationsanalyse. „Die dbb jugend hat inzwischen ein Mentoringprogramm aufgelegt, das junge weibliche stellte Helene Wildfeuer klar. „Junge Mädchen sind eine wichtige Zukunftsklientel – auch für den dbb“, bilanzierte Wildfeuer und übergab das Wort an Elisabeth Schöppner, Mitarbeiterin beim Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e. V. und zuständig für die Initiative „Girls‘ Day – Mädchen-Zukunftstag“. Seit zehn Jahren setzt sich die Initiative, zu deren offiziellen Kooperationspartnern auch die dbb bundesfrauenvertretung zählt, bereits dafür ein, Mädchen ab der Klassenstufe acht jeweils am letzten Donnerstag im April mithilfe eines eintägigen „Schnupperpraktikums“ in Betrieben und Behörden für ei- halb wichtig, das Selbstbewusstsein der Schülerinnen zu stärken und ihren Mut zu wecken, neue berufliche Wege einzuschlagen. Vor allem die Wirtschaft zeige ein großes Interesse daran, Frauen zunehmend in die technische Entwicklung und Produktion einzubinden: „Rund die Hälfte aller Unternehmen, Betriebe und öffentlichen Arbeitgeber veranstalten einen ,Girls‘ Day‘. Der öffentliche Dienst deckt ein Fünftel der Angebote ab und ist nach den Unternehmen, die die Hälfte der Anbie- ter ausmachen, zweitgrößter Gastgeber für den MädchenZukunftstag. Aus dem Bereich Politik bieten nur 1,2 Prozent der Institutionen und Organisationen Plätze an“, informierte Schöppner. Zugleich verwies sie darauf, dass die Initiative „Girls‘ Day – Mädchen-Zukunftstag“ neben einem Onlinetool zur Organisation auch Unterstützung durch Mitarbeiter in 350 regionalen Arbeitskreisen bietet, die die Öffentlichkeitsarbeit vor Ort begleiten. bau > Info Tarifabschluss in Bund und Kommunen: Wildfeuer: Auch die Frauen profitieren > Der „Girls‘ Da“ soll mehr Mädchen für technische Berufe begeistern. Wie das funktioniert, erläuterte Elisabeth Schöppner, Mitarbeiterin der Initiative „Girls‘ Day – Mädchen-Zukunftstag“. Beschäftigte zum Engagement motivieren soll“, berichtete die Vorsitzende der dbb jugend weiter. Das erste Seminar werde im Juni in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Landesfrauenvertreterinnen stattfinden. Die dbb bundesfrauenvertretung sprach der dbb jugend ihre Unterstützung beim Ausbau des Mentoringprogramms aus. Schließlich gehe es darum junge Frauen zu fördern und sie fit für Führungspositionen zu machen. „Was der öffentliche Dienst braucht, sind mehr mutige Mädchen, die auch in den technischen Bereichen nach einer Spitzenposition streben“, ne berufliche Karriere in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Ziel der Mädchentags-Schnupperpraktika sei es, Hemmschwellen abzubauen. „Derzeit werden 72 Prozent der Ausbildungsplätze von Mädchen in nur 20 von 400 möglichen Berufen abgefragt“, erklärte Elisabeth Schöppner. 50 Prozent der Mädchen mit Migrationshintergrund besetzten Ausbildungsplätze sogar in lediglich vier Berufen. Um die Studienwahl von Mädchen stärker in Richtung technischer Berufe zu lenken, sei es des- Anerkennend hat die dbb bundesfrauenvertretung den Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen aufgenommen. „Vor allem Frauen profitieren von dem erzielten Kompromiss“, sagte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 2. März 2010. Sie bezeichnete das Ergebnis als einen fairen Interessenausgleich, der sowohl die Ansprüche der Beschäftigten berücksichtige, als auch auf die angespannte finanzielle Lage der Kommunen Rücksicht nehme. Wildfeuer wies darauf hin, dass Beschäftigte in den unteren Gehaltsstufen, in denen vor allem Frauen tätig sind, überdurchschnittlich von der sozialen Komponente profitierten. Zudem erfahre der Gesundheitsbereich – und damit eine „wirkliche Frauendomäne im öffentlichen Dienst“ – eine reale finanzielle Aufwertung. Auch die Ankündigung, die Auszubildendenbezüge zu erhöhen sowie Azubis mit guten Abschlüssen für mindestens zwölf Monate weiter zu beschäftigen, stieß bei der dbb bundesfrauenvertretung auf positive Resonanz. „Vor allem junge Frauen, die sich zunehmend für eine Arbeitsstelle im öffentlichen Dienst bewerben, profitieren von dieser Regelung“, betonte Wildfeuer. > dbb magazin | April 2010 33 frauen > dbb > spezial Versicherungsschutz anpassen: Lieber richtig … mitgliederservice 34 ... Das gute Gefühl, vernünftig abgesichert zu sein, hat, wer seinen Versicherungsschutz seinen Lebensumständen anpasst. In jedem neuen Lebensabschnitt gilt es zu prüfen, wie sich das Eigentum schützen, die Existenz sichern und die Altersvorsorge gestalten lässt. Denn der Bedarf und die Motivation, sich zu versichern, verändern sich. Steht in jungen Jahren im Vordergrund, frei und unabhängig zu sein, steigt mit der Gründung der eigenen Familie das Bedürfnis, die Zukunft abzusichern. Im Ruhestand zählt die Gewissheit, gut vorgesorgt zu haben – auch für Zeiten, in denen die Hilfe anderer gebraucht wird. Mit System und vergleichsweise geringem finanziellem Aufwand lässt sich über das dbb vorsorgewerk ein sinnvolles und abgestimmtes Versicherungspaket zusammenstellen, wobei als wichtige Grundüberlegung die Frage berücksichtigt werden sollte: Sind besonders diejenigen Risiken abgesichert, die mich und meine Familie finanziell ruinieren könnten? > Start in den Job Spätestens mit dem Start in den Vorbereitungsdienst und mit dem ersten selbst verdienten Geld muss ergänzend zur Beihilfe das Krankheitsrisiko durch eine private Krankenversicherung abgesichert werden. Das ist den meisten Anwärtern bewusst, und eine gezielte Beratung durch die Spezialisten des dbb vorsorgewerk ist der richtige Weg zur maßgeschneiderten Lösung. Dabei sollten Anwärter wie Auszubildende aber auch unangenehme Themen nicht ausklammern: Was passiert beispielsweise, wenn aufgrund einer Krankheit oder > dbb magazin | April 2010 eines schweren Freizeitunfalls das berufliche Aus folgt? Dienstherr oder Arbeitgeber zahlen in solchen Fällen nicht, also ist eine Absicherung dieses Risikos durch eine entsprechende Versicherung ein absolutes Muss. Das dbb vorsorgewerk bietet deshalb in Kooperation mit der DBV Deutsche Beamtenversicherung eine so genannte Dienstanfänger-Police, die eine Dienstunfähigkeitsrente mit einer Vorsorge für den Ruhestand zu günstigen Konditionen kombiniert. Auch eine private Haftpflichtversicherung ist unerlässlich, weil sie Risiken absichert, die schnell immense Summen erreichen können. Egal wie vorsichtig Sie sind, ein Missgeschick ist schnell passiert. Im schlimmsten Fall kann es zum lebenslangen Abzahlen eines Millionenschadens führen. Teuer ist dieser Schutz über das dbb vorsorgewerk nicht: Für unter 30 Euro Jahresprämie sind Sie mit einer guten Basisabsicherung dabei. Über den privaten Bereich hinaus sollten sich Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zusätzlich mit einer Diensthaftpflichtversicherung > vor Regressansprüchen durch den Dienstherrn schützen. > > Informationen und individuelle Beratung über die TopVersicherungsangebote durch das Service-Team des dbb vorsorgewerks montags bis freitags, 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr: 0180.52 22 170 (0,14 Euro/ Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min.). Bestellen Sie unseren kostenlosen E-Mail-Newsletter oder fordern Sie online Informationen an unter: www.dbb-vorsorgewerk.de Familie und Eigentum Anwärter und Azubis haben ihren Platz im öffentlichen Dienst gefunden und stellen sich auch privat auf neue Lebensumstände ein, die abgesichert sein wollen: Familie gründen, Eigentum erwerben, die Zukunft auf ein sicheres finanzielles Fundament stellen. Ein zentraler Baustein für das Schließen zukünftiger Versorgungslücken stellt die Riester-Rente dar. Trotz mancher Kritik ist die Riester-Förderung der beste Einstieg für die Sicherung des Lebensstandards im Alter. Über das dbb vorsorgewerk gibt es leistungsstarke RiesterVersicherungen, Fondssparpläne und Wohn-Riester-Verträge – zu attraktiven Sonder-Konditionen für dbb Mitglieder. Das dbb vorsorgewerk ermöglicht Ihnen Vorsorgeschutz der sich Ihren neuen Lebensumständen anpasst. Damit Sie beim Bezug einer größeren Wohnung oder nach Bau und Erwerb der eigenen vier Wände, wenn Wohngebäude, Hausrat oder Glasbruch versichert werden müssen, finanziell keine bösen Überraschungen erleben. Dass die private Krankenversicherung auch auf die Familienmitglieder ausgedehnt werden muss, versteht sich von selbst. Eine Versicherung gegen Berufs- beziehungsweise Dienstunfähigkeit ist absolut notwendig. Info Darüber hinaus machen sinnvolle Zusatzabsicherungen das Paket rund um die Gesundheit sowohl für Beamte als auch für Tarifbeschäftigte erst komplett und bewahren vor hohen Zusatzkosten. So lässt sich beispielsweise der Festzuschuss der Krankenkasse – in der Regel nur 50 bis 60 Prozent der Kosten – durch eine Zahnzusatzversicherung verdoppeln. > Sicher in den Lebensabend Bestehen Verbindlichkeiten, etwa die Abzahlung eines Immobilienkredites, müssen existenzielle Risiken abgesichert werden. Dazu gehört der eigene Tod, denn die Familie darf nicht vor dem finanziellen Fiasko stehen, wenn der Hauptverdiener ausfällt. Hier empfiehlt sich eine (Risiko-)Lebensversicherung, deren Versicherungssumme sich, so eine Faustregel, mindestens am Fünffachen des Jahresbruttogehalts orientieren sollte. Dies gilt auch für den Fall, dass man später auf Pflege angewiesen sein könnte, was in der immer älter werdenden Gesellschaft zunehmend für jeden Einzelnen ein beträchtliches Risiko darstellt. Sollen die eigenen Kinder nicht zur Kasse gebeten werden, ist auch der Abschluss einer privaten Pflegeversicherung ein unbedingtes Muss für das Policen-Paket, das über das dbb vorsorgewerk geschnürt und nach jeder größeren Veränderung im Leben – ob dienstlich oder privat – hinterfragt und angepasst werden sollte sm dbb > spezial Mitgliederservice: „Elisabeth“ mit dbb Bonus Das Schicksal der Kaiserin Elisabeth von Österreich, besser bekannt als „Sissi“, hat ganze Generationen berührt und fasziniert zugleich. Bis heute ist ihr Mythos weit über die Grenzen Eu- ropas hinaus lebendig. Die außergewöhnliche Lebensgeschichte der schönen Kaiserin ist seit dem 18. März 2010 im Capitol Theater Düsseldorf zu sehen. Musik, die ans Herz geht, prunkvolle Kostüme und grandiose Bühnenbilder machen das erfolgreichste deutschsprachige Musical zu einem unvergesslichen Theatererlebnis. Sparen oder gewinnen! dbb Mitglieder erhalten unter der Kunden-PIN 7752 eine Ermäßigung von 10 Prozent auf 37 die Vollpreiskarten, die zwischen 29,90 und 79,90 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühr und 2,– Euro Systemgebühr pro Ticket liegen. Geben Sie bei der Buchung unter 0211.7 34 41 20 einfach die dbb PIN an! Oder gewinnen Sie 5 x 2 Freikarten für Sonntag, den 25. April 2010, 18.30 Uhr im Capitol Theater Düsseldorf, indem Sie unsere Frage beantworten: Welche Schauspielerin spielte neben Karl-Heinz Böhm die Hauptrolle in den „Sissy-Filmen“? Einfach per Mail an magazin@ dbb.de, Betreff „Sissy“ oder per Post an dbb beamtenbund und tarifunion, Redaktion dbb magazin, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin. Einsendeschluss ist der 16. April 2010. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. > dbb magazin | April 2010 mitgliederservice Seit der Weltpremiere am 3. September 1992 in Wien eroberte ELISABETH die Herzen von über acht Millionen Menschen weltweit. Die hochkarätige Neuinszenierung „ELISABETH – Die wahre Geschichte der Sissi“ feierte im April 2008 im Berliner Theater des Westens ihre Premiere. Harry Kupers fesselnde Inszenierung hält zweieinhalb Stunden lang den Theatersaal in Spannung. Das Musical bringt den Zuschauern das Schicksal der unvergleichlichen Kaiserin nahe wie nie zuvor: Hochdramatisch, zeitgemäß und unvergesslich! dbb > spezial DB Railway No. Five von Freiheit und Abenteuer eine neue Dimension verleihen. In wie immer gut unterrichteten Kreisen wird zurzeit ge- munkelt, dass der DB Vorstand eine Lizenz erwerben und das Eisenbahnparfüm bei Bahnreisenden und Beschäftigten ver- markten möchte. Eine eigens eingerichtete olfaktorische Grundsatzkommission hat inzwischen Vorschläge eingebracht, wie das Parfüm dem deutschen Geruchsempfinden angepasst werden und unter welchem Namen es seinen Siegeszug durch Züge und Bahnhöfe antreten könnte: DB Railway No. Five soll es heißen, und zusätzlich zu den amerikanischen Basisdüften sollen Essenzen von Baldrian und Immergrün hinzugefügt werden. Erstere zur Herstellung des seelischen Gleichgewichts von Lokführern, Zugbegleitern und Reisenden gleichermaßen, letztere als Reminiszenz an bessere Zeiten. Der Bahn-Vorstand soll zugestimmt haben mit einer Korrektur: statt der Immergrün-Herznote soll dem Duft als Basisnote eine Spur von Goldstaub beigemischt werden. Man gönnt sich ja sonst nichts … sm 39 glosse Eisenbahnromantik war gestern? Die Zeit der Dampfloks ist vorbei? Von wegen! Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben New Yorker Parfümeure das erste Eisenbahnduftwasser der Welt kreiert und sich alle Mühe gegeben, den erregenden Duft von Schienen, Betonbohlen und Lokomotiven zu einem Dufterlebnis werden zu lassen, dass nicht nur Eisenbahner betört. Es duftet (für den wahren Kenner) androgyn-blumig nach See, gemischt mit Nuancen von rotem Präriegras, zitronigem Bergamotte und würzigem Schildblatt. Hinzu kommen als blumige Herznote Rosen-, Tulpen- und Hyazinthendüfte. Die verweilende Basisnote des Parfüms vereint Bureiche mit Irischem Moos sowie Moschus und Teakholz. Die Kreation namens Bond No. 9 High Line könnte das Trendparfüm der Zug-Enthusiasten Amerikas werden und dem Gefühl > dbb magazin | April 2010 dbb > finale Modernes Personalmanagement: Wie sich Verwaltungen fit für die Zukunft machen: „Löwe sucht Dompteur“ jugend 40 Der sichere Job „auf dem Amt“ gilt als begehrt, gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten. Personalmangel dürfte in öffentlichen Verwaltungen also kein Thema sein. Ein Trugschluss. Auch den öffentlichen Arbeitgebern macht der demographische Wandel zu schaffen: In den kommenden zehn Jahren wird sich jeder dritte Beschäftigte des öffentlichen Dienstes altersbedingt in den Ruhestand verabschieden, und die geburten- schwachen Jahrgänge mindern das Arbeitskräfteangebot auf dem Arbeitsmarkt zusehends. Mit dem gesamten Repertoire modernen Personalmanagements betreiben einige Verwaltungen deswegen schon jetzt aktive Präventionsarbeit und machen sich in Sachen Human Ressources fit für die Zukunft – zum Beispiel in Düsseldorf, im Landkreis Soest und in der Lippestadt Hamm … „Ausbildung im Sinn? Düsseldorf im Kopf!“ Der Slogan der aktuellen Ausbildungsmarketing-Kampagne der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt lässt keinen Zweifel: Düsseldorf will die besten Köpfe für seine Verwaltung. Der demographische Wandel macht auch vor der hiesigen Stadtverwaltung mit derzeit rund 10 500 Beschäftigten nicht Halt, absehbar steigende Ruhestandseintrittszahlen machen personelles Aufrüsten am unteren Ende der Altersskala nötig. „Seit vier bis fünf Jahren steigern wir kontinuierlich unsere Ausbildungszahlen“, berichtet Ulf Fischer, Leiter der Abteilung Personalwirtschaft im Amt für Personal, Organisation und IT. „Die Verantwortlichen bis hin zur politischen Stadtführung haben verinnerlicht, dass kontinuierliche Ausbildung der Schlüssel für eine leistungsfähige und in der Altersstruktur gesunde Verwaltung ist.“ sagt Fischer und hebt die Hände, „ein Dauerthema.“ Während die Einkommensbedingungen für die Mediziner nach öffentlichem Tarifrecht im Vergleich mit dem Markt denkbar schlecht sind, hapert es bei den Erziehern schlicht an Masse. Deswegen gibt es in Düsseldorf eine Dauerausschreibung für Erzieher, flankiert von einer flotten Werbekampagne, die unter dem Motto „Löwe sucht Dompteur, Rallyefahrer sucht Beifahrer, Rockstar sucht Manager, Lisa sucht Erzieherinnen und Erzieher“ Promotion für Jobs in der Kinderbetreuung macht. So bleibt auch die Düsseldorfer Personalwirtschaft spannend … > Aktives Ausbildungsmarketing Bei der Personalgewinnung, früher für den öffentlichen Dienst mehr oder weniger ein Selbstläufer, gehen die Düsseldorfer heute aktiv auf den potenziellen Berufsnachwuchs zu und umwerben ihn in direktem Wettbewerb mit der Privatwirtschaft. „Wir wollen nicht irgendwen, sondern die Besten“, sagt Fischer. Und wer die haben wolle, müsse den künftigen Leistungsträgern schon ganz genau erklären, warum gerade ein Job im öffentlichen Dienst ihr Traumziel sein sollte. „Die relative Arbeitsplatzsicherheit ist ganz sicher ein wichtiger Punkt, gerade in kon- > dbb magazin | April 2010 junkturell schwächeren Phasen. Aber das allein reicht heutzutage nicht, um die hochgradig motivierten Leute zu gewinnen, die wir haben wollen“, weiß Fischer. „Wir müssen in jeder Hinsicht attraktive Bedingungen bieten. Das Gesamtpaket zählt: Ein gewisses Maß an Sicherheit, spannendes Betätigungsfeld, leistungsgerechte Bezahlung und Perspektiven, attraktive, moderne Arbeitsplätze, eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein gutes, kollegiales Klima.“ Dass all das im öffentlichen Dienst zu bekommen ist, ist die Botschaft, die Fischer und seine Mitstreiter bei ihren Besuchen in Schulen, auf Ausbildungs- und Jobmessen, an Universitäten und im Internet verbreiten. Über mangelnde Bewerberzahlen kann sich das Personalamt am Rhein nicht beklagen. Dennoch gibt es chronische Engpassbereiche, die auch den Düsseldorfern Kopfzerbrechen bereiten: „Ärzte, Erzieher“, > „Wir wollen nicht irgendwen, sondern die Besten“: Ulf Fischer, Leiter der Abteilung Personalwirtschaft im Amt für Personal, Organisation und IT der Stadt Düsseldorf. > Soest: Tausend Jahre – und kein bisschen alt „Tausend Jahre – und kein bisschen alt“, den Claim von Soest in Westfalen hat man sich auch in der ortsansässigen Kreisverwaltung zu Herzen genommen – sinngemäß zumindest. Ulrike Burkert, in der direkt unter der Landrätin angesiedelten Stabsstelle Zentrale Steuerungsunterstützung verantwortlich für die Personalentwicklung, ist quasi die „Mastermind“ der Kreisverwaltung, wenn es um moderne Personalwirtschaft und modernes Personalmanagement geht. „Über allem steht das Ziel, dass der Kreis Soest noch bürgernäher wird“, erklärt Burkert, und dazu gehört eine aufgabenangemessene Personalausstattung – quantitativ ebenso wie qualitativ. „Wir werden älter und weniger. Wenn der Staat mit immer weniger und immer älteren Leuten und immer kleinerem Budget eine immer anspruchsvollere Kundschaft versorgen will, ist professionelles, demographiesensibles Personalmanagement unverzichtbar. Da muss jeder Mitarbeiter auf dem richtigen Platz sitzen.“ Deswegen hat die Personalentwicklerin Verwaltungsspitze und politische Führung schon seit Beginn des neuen Jahrtausends immer wieder auf die zu erwartenden Veränderungen hingewiesen und ließ sich nicht von der anfänglich herrschenden demonstrativen Gelassenheit irritieren, beharrte weiter auf einer Beschäftigung mit dem Thema. Sie sorgte dafür, dass sich die Kreisverwaltung in Sachen Personalmanagement die Demographiebrille aufsetzt und ihre Instrumente neu bewertet und gewichtet. Systematisch nahm man sich die Altersstruktur vor, machte eine Bestandsaufnahme von Personalplanung und Gesundheitsmanagement. Heute hat jeder in der Soester Kreisverwaltung verinnerlicht, dass angesichts der grundlegend veränderten demographischen, technologischen, gesellschaftlichen, finanziellen und ökonomischen Rahmenbedingungen vorausschauendes Handeln und nachhaltige Strategien in der Personalentwicklung zwingend geboten sind. „Einerseits gilt es mit Blick nach außen zu klären, welchen Erfordernissen die öffentlichen Leistungs- und Serviceangebote künftig genügen müssen“, dröselt Ulrike Burkert die Herausforderungen auf, „andererseits müssen wir anhand dessen klären, wie wir als Verwaltung konkret aufgestellt sein müssen, um unsere Aufgaben erfüllen zu können.“ dbb > finale Die Demographiebrille aufsetzen: „Professionelles, demographiesensibles Personalmanagement ist unverzichtbar“, sagt Ulrike Burkert, Personalentwicklerin beim Landkreis Soest. Das muss nicht zwingend teuer sein. „Analyse und Strategie kosten außer der Zeit, die man intern darauf verwendet, zunächst einmal gar nichts. Wenn klar ist, wo die Defizite liegen und welche Optimierungsmaßnahmen erforderlich sind, kann erst mal über eine Neuaufstellung des vorhandenen Personals nachgedacht werden.“ Und wenn dann – so wie in der Soester Kreisverwaltung – ein absehbarer Knick in der Personalstruktur identifiziert und durch keine internen Optimierungsmaßnahmen zu begradigen sei, sei es auf der Grundlage der bisherigen Diskussion zumindest leichter als früher, die Entscheider davon zu überzeugen, dass Geld für qualifizierten Nachwuchs in die Hand genommen werden muss, weiß Burkert. Leichter wird die Personalgewinnung perspektivisch trotzdem nicht, denkt die Personalexpertin. „Zwar haben wir immer noch hohe Bewerberzahlen und finden auch gute, aber es sind heute schon weniger geeignete als früher dabei. Für die Aufgaben einer modernen Verwaltung auf > Hamm: Mit Kreativität und Ausbildungsqualität „Um die Leistungsträger von morgen zu gewinnen und zu formen, muss der öffentliche Dienst das Thema Ausbildung systematisch und kreativ angehen“, sagt Malte Dahlhoff, Leiter des Sachgebiets Qualifizierung und Ausbildungsleiter der Stadt Hamm. „Machbar“, sagt Kollege Roman Quenter, „auch wenn Ausbildung zunehmend im Spannungsfeld zwischen schrumpfenden Finanzmitteln und notwendigen Qualitätssteigerungen steht.“ Viele Instrumente könnten bereits mit geringem Finanzbedarf implementiert werden, betont Dahlhoff: „Wir machen wenig Hochglanz, nichts für die Galerie.“ Bei Ausbildungsorganisation, Bewerberauswahl und Ausbildungsmarketing überlassen der Ausbildungschef und sein Team nichts dem Zufall. Jeder der Hammer Auszubildenden weiß von Beginn an, was auf ihn zukommt und von ihm erwartet wird – dank der Zielvereinbarungen, die die Verwaltung seit 2006 jährlich mit jeder Nachwuchskraft abschließt. Neben den ergebnisorientierten Lernzielen, den Aus- t@cker „We want you“ – Nachwuchs gesucht, heißt es für den öffentlichen Dienst angesichts des demographischen Wandels, der auch vor den Verwaltungen nicht Halt macht. Wie sich öffentliches Personalmanagement dieser Herausforderung stellt, ist Thema dieser April-Ausgabe vom dbb jugend magazin t@cker. Die t@cker-story berichtet aus Düsseldorf, dem Landkreis Soest und der Lippestadt Hamm, wo sich die Personalentwickler schon frühzeitig mit der Zukunft ihrer Human Ressources beschäftigt und nachhaltige Strategien entwickelt haben, um im Wettbewerb um die besten Köpfe bestehen zu können. Ulrich Mohn, Referatsleiter „Recht und Verfassung“ beim Deutschen Städte- und Ge- bildungserfolgen, werden darin gleichzeitig die Bedingungen zur Erreichung dieser Ziele vereinbart. „Das macht die Ausbildung zum einen für beide Seiten transparenter. Darüber hinaus sorgen die Zielvereinbarungen aufgrund ihres persönlichen Zuschnitts für eine hohe Identifikation mit der eigenen Ausbildung und sind zugleich ein wichtiges Instrument zur Qualitätskontrolle.“ Nicht zu vernachlässigen auch die „Nebenwirkungen“ der Zielvereinbarungen: „Die Nachwuchskräfte sind von Beginn an eine direkte und offene Kommunikation über Leistung mit Kollegen und Vorgesetzten gewohnt.“ Während viele Azubis andernorts ihr erstes Lehrjahr überwiegend mit Kopieren und Kaffeekochen zubringen, muss der Nachwuchs in der Stadtverwaltung Hamm vom ersten Tag an anpacken. Bei der Bewerberauswahl setzt die Stadtverwaltung neben einem ausgefeilten aufwändigen Assessment-Verfahren auf frühzeitiges Ausbildungsmarketing: „Wir gehen an Schulen und Eltern, informieren über Hamm als Arbeitgeber“, erzählt Roman Quenter. Besondere Taktik dabei: Nicht gestandene Beschäftigte des Personalamts präsentieren die Stadtverwaltung, sondern ihre Auszubildenden. Die erstellen auch das entsprechende Info-Material, mehrsprachig selbstverständlich, denn auch Menschen mit Migrationshintergrund sind gefragt. „Unsere Azubis machen unser Marketing viel authenti- > Systematisch und kreativ werden in der Stadtverwaltung Hamm die Leistungsträger von morgen ausgebildet: Ausbildungschef Malte Dahlhoff (links) und Kollege Roman Quenter mit den Auszubildenden Kirsten Pilger, Lilli Godoroscha und Lukas Huster (von links). scher und effektiver, das haben Evaluierungen gezeigt“, sagt Quenter. Auch während der Ausbildung fördert, fordert und umwirbt Hamm seine angehenden Leistungsträger. In einer Einführungswoche mit Werteworkshop wird die Truppe auf die kommunalen Aufgaben eingeschworen, regelmäßige Fortbildungen, organisierte externe Hospitationen und Betriebsausflüge gehören zum festen Programm. Beim „Erlebnis lernen“, einem Theaterstück, das von den Azubis binnen einer Woche erfunden, einstudiert und logistisch organisiert und schließlich öffentlich aufgeführt werden muss, praktiziert der Nachwuchs nicht nur Teambuilding, Arbeitsorganisation, Stressbewältigung und Präsentation, sondern zeigt zudem der Öffentlichkeit, „was für eine starke Truppe diese Stadtverwaltung ist“, freut sich Dahlhoff. Iba meindebund, erläutert in seinem Gastbeitrag im t@cker-special ein Bündel von Maßnahmen, mit denen sich Kommunen dagegen wehren können, dass ihnen künftig große Personalengpässe entstehen. Auch neben dem Schwerpunktthema gibt es im dbb jugend magazin wieder allerlei Aktuelles aus dbb jugend und ihren Jugendverbänden und Interessantes – die t@cker-tipps fühlen diesmal den so genannten „Social Networks“ – Facebook, Twitter & Co – auf den Zahn. Außerdem winken bei den Gewinnspielen wie immer tolle Preise und – übrigens! – steht auch der Gewinner des „ZOOM-Fotowettbewerbs“ zur Einkommensrunde 2010 fest. t@cker verrät, wer’s ist. Reinsurfen und lesen lohnt sich: www.tacker-online.de! > dbb magazin | April 2010 41 jugend/t@cker > kommunaler Ebene braucht es mittlerweile weniger den klassischen Beamten, der die Aktenlage abarbeitet und Anordnungen umsetzt, sondern eher einen Manager, der vernetzt denken, mitdenken, selbstständig handeln, Projekte steuern, gestalten kann.“ Dieser Typus ist schon heute zunehmend rar gesät … dbb > finale > > dbb brandenburg Spitzengespräch Die Landesleitung des dbb brandenburg ist am 3. März 2010 mit dem neuen Innenminister des > > Heinz-Egon Müller, Vorsitzender des dbb brandenburg Landes, Rainer Speer, zusammengetroffen. Ebenso stellte sich der neue Finanzminister, Helmuth Markov, den Fragen der Gewerkschaftsvertreter. Der dbb brandenburg war durch den Landesvorsitzenden HeinzEgon Müller und dessen Stellvertreter Gerhard Stuchlick und Christina Adler vertreten. Themen waren die Eckpunkte des Gesetzesentwurfs zum Versorgungsrecht, die Dienstrechtsreform und das Personalvertretungsrecht. Dazu bat Innenminister Speer den dbb brandenburg um schriftliche Formulierung eigener Vorstellungen und Positionen. Am 9. März 2010 ist plötzlich und unerwartet der ehemalige Bundesvorsitzende der Deutschen Justiz-Gewerkschaft (DJG), Horst Mix, im Alter von 65 Jahren verstorben. Mix wurde am 28. November 1944 in Königsberg/Ostpreußen geboren. Er trat 1963 in den Justizdienst des Landes Baden-Württemberg ein und amtierte bis zu seiner Pensionierung als Geschäftsleiter beim Amtsgericht Wiesloch. Seit 1970 engagierte er sich im dbb und in der DJG, deren Bundesvorsitzender er von 1996 bis 2004 war. Neben seinem gewerkschafspolitischen Engagement war Mix in der Personalratsarbeit tätig, zuletzt im Bezirkspersonalrat beim Oberlandesgericht Karlsruhe. Unter seiner Federführung wandelte sich der Bund der Justizbeamten zur heutigen Deutschen Justizgewerkschaft und öffnete sich für alle Bediensteten der Justiz. dbb und DJG werden Horst Mix ein ehrendes Andenken bewahren. > Vorschläge zeugen von Unkenntnis mitgliedsgewerkschaften 42 > > Auf die schwierige Situation der Altersversorgung angestellter ostdeutscher Professoren und Wissenschaftler aus universitären und außeruniversitären Einrichtungen des öffentlichen Dienstes der neuen Bundesländer haben drei Akademikerverbände gemeinsam hingewiesen. avb (Akademikerverband Berlin), vhw (Verband Hochschule und Wissenschaft im dbb) und VAV (Verein für angestellte Professoren und Hochschullehrer neuen Rechts und Angestellte im höheren Dienst der Behörden in den neuen Bundesländern e. V.) stellten bei einer Veranstaltung am 26. Februar 2010 im dbb forum berlin zugleich einen „Lösungsansatz“ zur Diskussion. Hintergrund ist, „dass gerade diejenigen ostdeutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hinsichtlich ihrer Altersversorgung zu den ‚Verlierern‘ der deutschen Einheit zählen, die aufgrund ihrer Leistungen und ihrer politischen Integrität – nach doppelter Evaluation – in universitäre und außeruniversitäre bundesdeutsche Einrichtungen übernommen worden sind“, heißt es in dem Papier. Wissenschaftler im Angestelltenverhältnis, die zwischen 1. Juli 1995 und Ende 2005 aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, erhalten den Angaben zufolge eine Einheitsrente von 1700 Euro brutto. Das sind etwa 30 bis 35 Prozent der letzten Arbeitsbezüge und damit weniger als 60 Prozent der Brutto-Altersbezüge eines leistungsmäßig vergleichbaren beamteten Kollegen der neuen Bundesländer bzw. 35 bis 40 Prozent der Bezüge entsprechender altbundesdeutscher beamteter Kollegen. Die Verbände schlugen ein zeitlich befristetes Fondsmodell vor. Da die Zahl der Anspruchsberechtigten immer geringer wird, werde der Finanzaufwand für Ausgleichsbeträge pro Jahr einen „unteren zwei stelligen Millionenbetrag“ nicht übersteigen. Anke Schwitzer, Vorsitzende des dbb schleswig-holstein Kürzungen bei den Beamtenpensionen. „Zunächst mal muss darauf hingewiesen werden, dass bereits in acht Schritten auf der Grundlage des Versorgungsänderungsgesetzes von 2001 die Pensionen abgesenkt werden. Die Prozedur ist in Schleswig-Holstein noch gar nicht abgeschlossen.“ Info bgv: Mehr Personal nötig Durch Angaben im Prüfbericht des Bundesrechnungshofes (BRH) zur bahnpolizeilichen Aufgabenerfüllung durch die Bundespolizei sieht sich die bundespolizeigewerkschaft bgv in ihrer Forderung nach mehr Personal bestätigt. Die „Süddeutsche Zeitung“ (Ausgabe vom 11. März 2010) hatte unter Bezug auf den Prüfbericht geschrieben, dass bei mehr als einem Viertel der 121 Reviere der Bundespolizei so wenige Beamte im Einsatz sind, dass eine durchgängige Streifenbildung und Besetzung der Wache nicht sichergestellt werden kann. Die bundespolizeigewerkschaft bgv, so Vorsitzender Rüdiger Reedwisch, habe in den vergangenen drei Jahren immer wieder auf den Personalmangel und andere organisatorische und ausstattungsmäßige Missstände bei der Bundespolizei hingewiesen. 1 800 Stellen für Bundespolizisten und 350 Stellen im Verwaltungsbereich seien nicht besetzt. > dbb magazin | April 2010 Info Angestellte ostdeutsche Wissenschaftler nicht länger benachteiligen dbb schleswig-holstein Die jüngsten Sparvorschläge der Grünen im Landtag SchleswigHolsteins hat die dbb Landesbundvorsitzende Anke Schwitzer als „ideenlose Politik“ bezeichnet. Die Grünen hatten Kürzungen bei den Beamtenpensionen angeregt, um so die Landesfinanzen zu sanieren. „Ein Griff in die politische Mottenkiste“ sei dies, so Schwitzer am 11. März 2010. Am Ende seien es Leistungen für Bürgerinnen und Bürger, die nach dem geforderten Abbau von 4800 Stellen eingestampft werden müssen, gab Schwitzer zu bedenken. Von grobem Unverstand zeuge die Forderung von Personalie > Info BRH im Gespräch über Rente Das Thema Rente war Schwerpunkt eines Gespräches, zu dem die Spitze des Seniorenverbandes BRH am 4. März in Berlin mit dem beamteten Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Andreas Storm, zusammentraf. In einer offenen Atmosphäre sei unter anderem über die erstmals gesunkenen Bruttoverdienste, die Absicherung der Rentner sowie die Anpassung des Rentenwertes Ost an den aktuellen Rentenwert diskutiert worden, wie der BRH mitteilte. Die stellvertretende BRH-Bundesvorsitzende Anna Maria Müller erinnerte daran, dass insbesondere die „Alten“ in den ost- und mitteldeutschen Ländern von der Regierung eine „zeitnahe, noch erlebbare Lösung“ erwarten. dbb > finale > dbb nrw > Reformdialog gestartet > dbb saar Spitzengespräch mit Landesregierung Der Landesvorstand des dbb saar ist am 9. März 2010 zu einem Spitzengespräch mit dem Ministerpräsidenten des Landes, Peter Müller, zusammengetroffen. Im Mittelpunkt standen der Koalitionsvertrag, die Finanzsituation des Landes und deren Auswirkungen auf den öffentlichen Dienst sowie die weitere Umsetzung der Föderalismusreform I im Beamtenbereich. Ministerpräsident Müller verwies auf die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise, kündigte aber die Förderung von Projekten in den Bereichen Bildung, Forschung, Wirtschaftsförderung, Umwelt und Kultur an. mitgliedsgewerkschaften 44 > Artur Folz, Vorsitzender des dbb saar Zudem setze die Landesregierung verstärkt auf Innere Sicherheit. Im Schulbereich seien 78 neue Stellen geplant. Bei der Polizei sollen zusätzlich 55 Anwärterstellen und bei den Justizvollzugsanstalten zusätzlich 35 Stellen geschaffen werden. Durch die vorgesehenen Einsparungen von circa vier Millionen Euro dürfe ein qualifizierter öffentlicher Dienst nicht gefährdet werden, mahnte der dbb saar. > Ein Jahr nach dem Amoklauf eines Schülers in Winnenden haben die Lehrerverbände VBE und DPhV sowie die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) gefordert, gesetzliche Möglichkeiten zur Prävention besser als bislang zu nutzen und die Schulen wirksamer zu unterstützen. „Den Zeit- und Leistungsdruck auf Schüler und Lehrer zu erhöhen, ist der falsche Weg“, warnte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. „Der VBE vermisst bis heute glaubwürdige Strategien zur Unterstützung von Schulen, die dann auch tatsächlich umgesetzt werden. Schulen müssen sich zu einem angstfreien und offenen Lern- und Lebensort entwickeln können“, so Beckmann. Als unverständlich kritisierte der Deutsche Philologenverband (DPhV) den Verzicht einzelner Kommunen und Landkreise auf verdachtsunabhängige Waffenkontrollen. „Wir unterstützen die Forderung nach zusätzlichem Personal für die erweiterten Kontrollaufgaben der Kommunen“, machte DPhV-Chef Heinz-Peter Meidinger klar. Waffenbesitzern zu versichern, sie würden nicht kontrolliert, sei „das völlig falsche Signal“. Die DPolG stellte sich hinter Vorschläge, Maßnahmen zur Gewaltprävention an Schulen zu verstärken. „Entscheidend sind Maßnahmen, die auf lange Sicht an Schulen ein angstfreies und faires Miteinander unter Schüler, Lehrern und Eltern entstehen lassen“, sagte DPolG-Chef Rainer Wendt. Dazu gehörten mehr Schulpsychologen, flächendeckende Anti-Gewalt-Programme an Schulen sowie die in tensivere Beratung von Eltern. Meinolf Guntermann, Vorsitzender des dbb nordrhein-westfalen und DRB auch Vertreter des Bundes der Steuerzahler, von Landkreistag, Städtetag sowie Städte- und Gemeindebund eingeladen hatten. Wie der dbb nrw am 12. März 2010 mitteilte, seien sich alle Teilnehmer einig darüber gewesen, dass das Thema Besoldung „Bestandsschutz genießt“. Der dbb nrw machte deutlich, dass auch das bestehende Beihilfesystem tabu sein müsse. Zudem dürfe es keine Diskussion auf Grundlage des Papiers der so genannten BullKommission aus dem Jahre 2004 geben. Darin war das Beamtenverhältnis als „nicht zukunftsfähig“ bezeichnet worden. Für den dbb nrw entscheidende Punkte seien Fragen des Aufstiegs in Verbindung mit dem Leistungsaspekt bis hin zur leistungsorientierten Bezahlung. Info GDL erstmals im Bahn-Aufsichtsrat Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zieht erstmals mit einem Vertreter in den Konzernaufsichtsrat der Deutschen Bahn ein. Das Mitglied des GDL-Bezirksvorstands Mitteldeutschland, Mario Reiß, wurde am 11. März 2010 in Hannover in einer Delegiertenversammlung der Arbeitnehmer in das Kontrollgremium gewählt. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte: „Wir verstehen dieses Votum als klaren Auftrag für eine objektive und kritische Arbeit in den Aufsichtsratsgremien der Unternehmensmitbestimmung.“ Bei den Tochtergesellschaften DB Regio und DB Schenker Rail Deutschland gewann die GDL je ein Aufsichtsratsmandat hinzu. > dbb magazin | April 2010 Ein Jahr nach Winnenden – Gesetzesmöglichkeiten ausschöpfen In Nordrhein-Westfalen haben die Gespräche zur Reform des Dienstrechts begonnen. Ende Februar 2010 fand die erste Unterredung des Expertenforums statt, zu der Finanzminister Helmut Linssen und Innenminister Ingo Wolf neben Fachleuten aus den Gewerkschaften dbb, DGB > Info > Info BDF für nachhaltige Personalpolitik Nach vorläufigen Schätzungen hat der Orkan Xynthia, der am 28. Februar 2010 mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 180 Kilometern pro Stunde über Deutschland hinwegraste, in den Wäldern etwa 4,5 Millionen Festmeter Schadholz verursacht. Zwar sei man im Vergleich zu dem „Jahrhundertsturm“ Kyrill „mit einem blauen Auge davon gekommen“, erklärte der Bund Deutscher Forstleute (BDF). Nichtsdestotrotz müssten die Aufräumarbeiten nun schnell beginnen, sagte BDF-Vorsitzender Hans Jacobs am 3. März 2010. Da wegen des Personalabbaus Beschäftigte vielerorts schon an der Leistungsgrenze arbeiteten, sei „eine nachhaltige Personalpolitik reine Zukunftsvorsorge für den Wald und die Gesellschaft“. > sbb Wunsch und Wirklichkeit bei Lehrerbedarfsplanung Wunsch und Wirklichkeit bei der Lehrerbedarfsplanung in Sachsen klaffen nach Einschätzung des sbb beamtenbund und tarifunion sachsen weit auseinander. Während die Zahl der Schüler an Mittelschulen und Gymnasien bis 2014 auf 128 Prozent des derzeitigen Niveaus steige, würde sich durch das Auslaufen des Bezirkstarifvertrages in diesem Schuljahr die Zahl der Lehrkräfte nur auf 110 Prozent nach oben bewegen. Damit würde eine Unterversorgung von mindestens 18 Prozent in Kauf genommen“, rechnete der sbb am 15. > Günter Steinbrecht, Vorsitzender des sbb März 2010 vor. Aus einer aktuellen Berechnung der Lehrerverbände im sbb gehe hervor, dass allenfalls im kommenden Schuljahr ein geringfügiger Überhang an Lehrkräften vorhanden wäre. Bereits ein Jahr später würde eine erneute Unterversorgung an Lehrern das Bildungsangebot für Kinder wieder deutlich einschränken. dbb > finale > Personalie Sechs Prozent gefordert Der Bundesehrenvorsitzende des Seniorenverbandes BRH im dbb, Gerhard Schröder, ist tot. Er starb am 9. März 2010, zwei Tage nach seinem 96. Geburtstag, wie der Verband mitteilte. Schröder, am 7. März 1914 in Braunsberg in Ostpreußen geboren, kam nach Zweitem Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft nach Boppard ins Rheinland. Er wurde Rechtspfleger und stieg im rheinland-pfälzischen Justizministerium bis zum Amtsrat auf. Daneben engagierte er sich seit 1952 für den Beamtenbund, 1961 wurde er Geschäftsführer des DBB-Landesbundes. 1968 zum Bundesvorsitzenden des BRH gewählt, stand er bis 1981 an der Spitze des Seniorenverbandes und war zugleich Schriftleiter der Verbandszeitschrift. Seit 1981 war er BRH-Ehrenvorsitzender. dbb und BRH werden Gerhard Schröder ein ehrendes Gedenken bewahren. GDBA Die Verkehrsgewerkschaft GDBA hat ein umfangreiches Forderungspaket für die Tarifrunde bei der Deutschen Bahn beschlossen. Das Gesamtvolumen bezifferte der für den Tarifbereich zuständige GDBA-Vize Heinz Fuhrmann am 17. März 2010 auf sechs Prozent. Im Mittelpunkt steht die Forderung nach einer realen Einkommenserhöhung. Hinzu kommen Verbesserungen bei Zulagen und Arbeitszeit. Parallel dazu soll auch die Beschäftigungssicherung im Bahnkonzern neu verhandelt werden. Die Tarifverträge bei der Deutschen Bahn laufen am 31. Juli 2010 aus. „Eine Lohnpause wäre in der aktuellen Situation das völlig falsche Signal“, > Klaus-Dieter Hommel, Bundesvorsitzender der Verkehrsgewerkschaft GDBA machte Fuhrmann deutlich. Spielräume seien bei der Deutschen Bahn vorhanden, denn trotz der Krise werde der Konzern wieder einen Milliardengewinn verkünden. „Das ist vor allem auf die Leistung der Beschäftigten zurückzuführen.“ 45 mitgliedsgewerkschaften > > dbb magazin | April 2010 dbb > finale > Info DPolG für „Geisterspiele“ > dbb berlin Anwerbungen unterstützt Auf der Personalrätekonferenz des dbb berlin am 3. März 2010 hat der Landesvorsitzende des dbb berlin, Joachim Jetschmann, erneut eine Aufhebung des Verbeamtungsverbots für Lehrkräfte und die mittleren Laufbahnen der allgemeinen Verwaltung und des Justizdienstes gefordert. Das seit 2004 bestehende Verbeamtungsverbot wirke sich negativ auf die Personalentwicklung in diesen Bereichen aus. So würden Möglichkeiten für das berufliche Fortkommen stark eingeschränkt. Auch die Übernahme von Führungsaufgaben durch Beamtinnen und Beamte werde erschwert. „Der dbb berlin unterstützt daher die öffentliche Ausschreibung der Senatsverwaltung mitgliedsgewerkschaften 46 > Joachim Jetschmann, Vorsitzender des dbb berlin für Bildung, Wissenschaft und Forschung zur Anwerbung beamteter Lehrkräfte aus anderen Bundesländern für das Einstellungsverfahren im Rahmen der zentralen Nachsteuerung für das Schuljahr 2010/2011“, sagte Jetschmann. Auch die beabsichtigte öffentliche Ausschreibung > zur Einstellung beamteter Nachwuchskräfte für die ordentliche Gerichtsbarkeit im mittleren und gehobenen Justizdienst werde vom dbb berlin unterstützt. > Nach den Ausschreitungen im Anschluss an die 1:2-Niederlage von Bundesliga-Schlusslicht Hertha BSC gegen den 1. FC Nürnberg in Berlin hat der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, Partien ohne Zuschauer für den Berliner Club gefordert. „Ich bin fassungslos darüber, dass so etwas in der Bundesliga möglich ist. Ich fordere mindestens einige Spiele ohne Zuschauer, damit diese Krawallmacher merken, dass sie ihrem Verein schaden“, zitiert „Die Welt“ (Ausgabe vom 15. März 2010) den DPolG-Chef. Er erneuerte zugleich die Forderung nach personengebundenen Eintrittskarten. dbb sachsen-anhalt Gesundheitsreform Am 4. März 2010 hat sich der Landesvorsitzende des dbb sachsen-anhalt, Maik Wagner, mit Norbert Bischoff, Minister für Ge- > Maik Wagner, Vorsitzender des dbb sachsen-anhalt sundheit und Soziales, zu einem Spitzengespräch getroffen. Wagner, der auch Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) ist, und der GdS Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt diskutierten mit Bischoff über die Pläne der Bundesregierung zur Gesundheitsreform und über die Organisationsstruktur der gesetzlichen Krankenkassen. Dauderstädt und Wagner zeigten sich besorgt, dass durch Umstellung auf gleiche Beitragsprämien mit milliardenschwerem Sozialausgleich das Solidarprinzip preisgegeben werde. Dem stimmte Bischoff zu. Der Minister äußerte auch Sympathie für die GdS-Forderung nach Wiederher- stellung einer paritätischen Beitragsaufbringung durch Arbeitgeber und Versicherte. Zurückhaltung sei geboten bei der Verlagerung der GKV-Finanzierung auf Steuermittel. Beim Thema Organisationsstruktur stimmten beide Seiten überein, dass sich die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen weiter reduzieren werde. > Dienstrecht-Entwurf sorgt für Unmut Der BBW – Beamtenbund Tarifunion hat die baden-württembergische Landesregierung aufgefordert, bei der Reform des Pläne zum Stellenabbau gerügt „Entsetzt“ über die Aussage des Vorsitzenden der CDU-Fraktion im thüringischen Landtag, Mike Mohring, hat sich der tbb beamtenbund und tarifunion thüringen gezeigt. Mohring hatte angekündigt, bis 2020 müssen bei den Landesbehörden 8000 Stellen abgebaut werden. „Herr Mohring hat offensichtlich vorhandene Haushaltslöcher addiert, bis zum Jahr 2020 hochgerechnet und das in Personalkosten umgerechnet“, komba will mehr Sicherheit für Busfahrer > dbb magazin | April 2010 BBW tbb Info Nachdem alle Omnibusse in Berlin mit Schutztrennscheiben für die Fahrer ausgerüstet worden sind, hat der Bundesvorsitzende der komba gewerkschaft, Heinz Ossenkamp, am 4. März 2010 dafür plädiert, bundesweit die Sicherheitsmaßnahmen für Busfahrerinnen und Busfahrer zu verstärken. Ossenkamp befürwortete den Vorschlag, zur Vermeidung von Gewalttaten und Vandalismus in Zukunft Begleitpersonen einzusetzen. Damit gewinne der Öffentliche Personennahverkehr an Kundenattraktivität. Zudem sei durch das Eindämmen von Sachschäden der Einsatz von Schaffnern weitgehend kostenneutral. > > Helmut Liebermann, Vorsitzender des tbb sagte der Landesvorsitzende des tbb, Helmut Liebermann, am 5. März 2010. Eine seriöse Voraussage über einen Zeitraum von zehn Jahren sei aber unmöglich. Die Aussage Mohrings suggeriere, dass in den Landesbehörden 8 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Beschäftigung seien. „So werden Vorurteile geschürt“, sagte Liebermann. > Volker Stich, Vorsitzender des BBW – Beamtenbund und Tarifunion Baden-Württemberg Dienstrechts gravierende Einschnitte zu Lasten der öffentlich Beschäftigten und ihrer Personalvertretungen zu unterlassen. In einem Schreiben an Ministerpräsident Stefan Mappus unterstreicht BBW-Chef Volker Stich: Die ursprünglich vorgesehene Änderung des Landespersonalvertretungsgesetzes (LPVG), die sich auf eine Korrektur der Mitbestimmung bei Anträgen auf Verlängerung der Lebensarbeitszeit beschränkte, ist für den BBW akzeptabel. Alles was darüber hinausgeht, lehnt der BBW ab. Stich kritisiert, dass der jetzt in die Ressortanhörung gegangene Entwurf zum Dienstrechtsreformgesetz (DRG) derart in die Beteiligungsrechte der Personalvertretungen eingreife, dass dies weit über das hinausgeht, was das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber auferlegt habe. „Ein solches Vorgehen kann beim BBW niemand verstehen“, sagte Stich am 15. März 2010. dbb > finale Not macht erfinderisch kleinen Gemeinde Niederzimmern in Thüringen. Weil der harte Winter den Straßen dort arg zugesetzt hat, die Gemeinde aber nicht über das nötige Kleingeld zur Reparatur verfügt, werden auf der Homepage des Ortes die Schlaglöcher zum Kauf angeboten. Unter dem Slogan „Teer muss her. Kaufen sie Ihr Schlagloch!“ erfährt der staunende Leser, dass 50 Euro zur Ausbesserung eines Schlagloches bezahlt werden müssen, wofür der Spender als Gegenleistung eine Plakette mit seinem Namen oder einen Spruch seiner Wahl erhält, damit sein Verdienst um die kommunale Wohlfahrt allgemein sichtbar werde. Niederzimmern kann sich vor Nachfragen kaum noch retten. Die Aktion ging über die Nachrichtenagenturen und eroberte die Medien. Die Nachfrage ist so groß, dass wohl die ganze Straße neu geteert werden kann, und selbst die BBC zeigte sich interessiert. Kein Wunder, den Aufruf auf der Gemeindehomepage kann man auch in Englisch lesen: „We need Tar. The muncipality of niederzimmern is selling their road holes.“ Heimatliebe per Gesetz – gibt es ab sofort in der > Slowakei. Die Slowaken haben ihre Heimat zu lieben, wenn nicht, werden sie dazu verpflichtet. Durch das „Gesetz zur Unterstützung der Heimatliebe“ soll Patriotismus und Identifikation mit dem Staat Franzosen mogeln mit ihrem Gewicht – und > zwar unabhängig vom Geschlecht. Sie sind ohnehin schlanker als die Deutschen, machen sich aber bei Nachfragen im Schnitt einen Kilo leichter und einen Zentimeter größer als sie in Wirklichkeit sind. Das hat sich bei einer Befragung von etwa 630 Testteilnehmern herausgestellt, die – so die Experten – wohl noch mehr geschummelt hätten, wenn sie nicht davon ausgegangen wären, dass die Eigen- angaben mit Waage und Metermaß überprüft werden sollten. Der Schlanker-GrößerKomplex hat bereits einen Namen: Obelix-Syndrom. Der schwergewichtige Comic-Gallier bestreitet ebenfalls hartnäckig, zu dick zu sein. > Stunden kosten 600 Franken, längere schlagen mit 950 Franken (650 Euro) zu Buche. > Stofftiere auf Reisen – Mit diesem Angebot schließt eine polnische Agentur eine Marktlücke. Den entsprechen- Nomen est omen – Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat die Eintragungen von 225 Standesämtern ausgewertet und die Vornamen-Hitliste 2009 ermittelt. Viel Bewegung im Vergleich zu den Vorjahren hat es allerdings nicht gegeben. Nach wie vor ist Marie (seit 1999) der beliebteste deutsche Mädchenname, gefolgt von Sophia und Maria. Bei den Jungen gibt es auch nichts Neues. Maximilian, Alexander, Leon, Paul und Luca stehen in der Gunst der Deutschen unverändert auf den ersten Plätzen. Denkt denn niemand an die Lehrer, die damit über Jahrzehnte umgehen müssen? „Marie, bitte an die Tafel!“ Was passiert? Zweidrittel aller Mädchen in der Klasse wandern nach vorne … > Zum Schutz vor betrunkenen Randalierern – ist in Zürich die Zentrale Ausnüchterungsstelle (ZAS) eingerichtet worden. Ab sofort stehen dort zwölf Zellen zur Verfügung, in denen Betrunkene ihren Rausch unter medizinischer und polizeilicher Überwachung ausschlafen sollen. Die Kosten für den Aufenthalt in den ZAS-Zellen, die spartanisch mit Pritsche und Chromstahl-Schüssel ausgerüstet sind, sind allerdings nicht billig und müssen – auch aus erzieherischen Gründen – von den Kunden getragen werden. Kurzzeitaufenthalte bis drei 47 kulisse Schlaglöcher zu verkaufen – heißt es in der > gefördert werden. Als Maßnahme dazu dient ab 1. April das obligatorische Absingen der Nationalhymne bei Versammlungen aller Art, von Parlamentssitzungen bis hin zur Sportveranstaltung, ferner müssen künftig Staatswappen, Fahne sowie die Texte der Hymne und der Verfassungspräambel in allen Klassenräumen aufgehängt werden. Die „Erziehung zur Heimatliebe“ wird als Bildungsprinzip gesetzlich vorgeschrieben, und Beamte müssen künftig schwören, „die Symbole des Staates zu ehren“. den Service bietet seit Kurzem die Prager Agentur „Toy Traveling“ an. Für 90 Euro (Standardprogramm) oder für 150 Euro (Luxusprogramm einschließlich der täglichen Massage für das Plüschtier) gehen Hase, Teddy und Co. auf Bildungsreise. In diesem Jahr stehen München, Berlin, Budapest und Wien auf dem Programm. Vor den lokalen Sehenswürdigkeiten werden die Lieblinge abgelichtet, und auch die tägliche E-Mail nach Hause, damit sich niemand Sorgen machen muss, gehört zum Service der Agentur. Ausgestattet mit Reisedokumenten und Erinnerungsfotos geht es dann heim zu den stolzen Besitzern der weit gereisten Stofftiere. 1,2 Milliarden Stück gibt es nach Schätzung des Agenturbesitzers davon weltweit – alles potenzielle Kunden. sm > dbb magazin | April 2010