9 6 M A TRIX „Und was da wert sei mein Gedicht / Führwahr, das
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9 6 M A TRIX „Und was da wert sei mein Gedicht / Führwahr, das
96 MATRIX S CHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT _______________________ Und was da wert sei mein Gedicht / Führwahr, das weiß ich selber nicht ... Eduard Mörike Mit Mörike meldet sich schon in sehr jungen Jahren ein Vor-Moderner zu Wort. Ein Schreibender, der äußerlich zwar ganz in der milden Verklärung des Biedermeier verwurzelt scheint, dessen sorgenvolle Existenz jedoch auf erschütternde Weise das widersprüchliche Innenleben eines Unsteten zum Inhalt macht und poetisch zu einem bis dato ungehört virtuosen Ausdruck bringt. Mörike war seiner Zeit in Form und Sprache weit voraus. Ein aus den versagenden und versagten Empfindungen in die Sprache getriebener Dichter, und er nimmt in seinen Gedichten vorweg, was in der Lyrik erst im 20. Jahrhundert dichtes Wort und Spannung werden soll: Die Zerrissenheit als Wesen der Erkenntnis und Daseinsgrund. Das Ich im Seelentaumel zwischen Sehnsucht und der Furcht, diese könnte sich doch erfüllen. Der Sohn eines Arztes und einer Pfarrerstochter ging mit sieben Jahren in die Lateinschule in Ludwigsburg. Dort schrieb er sein erstes, noch erhaltenes, Gedicht. Nach dem Tod des Vaters holte ihn sein Onkel nach Stuttgart, wo er die Schulausbildung beenden sollte. Mörike bestand das Landesexamen jedoch nicht, wurde aber durch die Protektion des Onkels im Theologischen Seminar in Urach aufgenommen. Im Herbst 1822 folgte schließlich das Theologiestudium in Tübingen. Allerdings nur halbherzig und verträumt, sich ein Land erfindend, ein poetisches Land, namens Orplid. In ihm sollte er fürderhin leben und vor allem: leiden. Nicht zuletzt ob der Unfähigkeit zu lieben. Es gibt Zungen, die behaupten, dieser Dichter hätte tragischerweise nicht einen wirklichen Menschen, sondern die Liebe als solche geliebt, sei also in die Liebe verliebt gewesen. Liegt darin möglicherweise sein rastloser, sich ins Idyll flüchtender Herzensgeist als Liebender begründet? Vielleicht gewagt und doch nicht von der Hand zu weisen: Mörike und die Frauen war immer auch eine Knechtschaft für sich. Die Peregrina-Dichtungen, der Wunsch-Gesang an Maria Meyer sie sprechen Bände. Peregrinus heißt der Pilger, und Mörike stand in seinem eigenen Peregrinus-Schatten. Auf der Suche nach dem orplidschen Seelenheil musste er auf eine grandiose Art und Weise scheitern. Ein Dichter, der seiner Liebe, auch über den hautgefühlten Umweg der Natur, wie ein Belauerter, wenn nicht gar Gejagter, hinterher pilgerte. Fast katholisch, nur ohne Erlösung. Dichtung als memento mori. NR.3 / 2008 (13) CHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT José F.A. Oliver, Hausach im Juli 2008 S Es lag deshalb nahe und in den Charakterzügen einer großen Dichterbiographie und ihrem unglaublich facettenreichen Werk begründet, einen Schüler-Lyrik-Wettbewerb auszuloten, der diese Modernität Mörikes zum Anlass nahm und folgenden Aufruf enthielt: Die Mörike-Gesellschaft mit Sitz in Ludwigsburg schreibt für das Jahr 2008 einen Lyrik-Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler aus. Die gestellte Aufgabe ist, in der Auseinandersetzung mit der Lyrik von Eduard Mörike eigene Gedichte zu schreiben. Thema soll sein: Enttäuschte Liebe, Liebeskummer, Verlassenwerden. Kein Imitieren seines dichterischen Werkes, vielmehr eine ins eigene Schreiben inspirierende Auseinandersetzung mit ihm sollte angeregt werden. Das Echo, fürbass, war groß. Die immense Zahl der Einsendungen überraschte alle Beteiligten. Unter hunderten von eingereichten Arbeiten gelang es der Jury schließlich, zwölf Gedichte von Schülerinnen und Schülern auszuwählen, die in ihrer mannigfaltigen Motiv-Wahl und im jeweils eigenen Tonfall zu überzeugen wussten. Dieser Wettbewerb war, so darf ich behaupten, ein Glücksgriff. Er ist alles andere als mir nex, dir nex usgange, um, in Anlehnung an Mörike, eine Redewendung aus der Historie der schönen Lau zu verwenden, und er versöhnt angesichts der oftmals zu oberflächlichen oder harsch daherschwadronierten Turbo-Kritik an der schöpferischen Sprachfähigkeit junger Menschen hierzulande. Zwölf Schülerinnen und Schüler also, deren Textentwürfe von großem Talent zeugen und die in dieser Zeitschrift zum ersten Mal abgedruckt werden. Es kommt der entdeckungsfreudigen und stimmigen Haltung der Jury vielleicht am nächsten, wenn ich sage, dass die drei Hauptpreisträger und -trägerinnen, jeder und jede für sich betrachtet und in Bezug zu den anderen Texten mit gutem Respekt wahrgenommen, dass diese jeweils als primus inter pares gelten dürfen. Aber auch all die anderen prämierten Verdichtungen sind in die positive Reichweite einer guten Qualität geschrieben. Formal und inhaltlich so unterschiedlich aufbegehrend, in ihrer jeweiligen Erkenntnis hingegen und im aufmerksamen Umgang mit Sprache so nah beieinander liegend. Im Wort Trost schöpfend, indem benannt wird, was sich Mörike in einem schieren Hilferuf bald selber verzweifelnd eingesteht: Laß, o Welt, o laß mich sein! / Locket nicht mit Liebesgaben, / Laßt dies Herz alleine haben / Seine Wonne, seine Pein! Aber machen Sie sich selbst ein Bild, indem Sie die nachfolgenden Gedichte einfach lesend herhören und ihre junge Vielstimmigkeit auf sich wirken lassen. 97 DEBÜT 98 MATRIX 1. P REISTRÄGERIN IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT ________________________ CAROLINA GEIGER Wo ist die Grenze der Dinge Ich bin 18 Jahre alt und besuche die Waldorfschule Heidenheim. Ich schreibe schon lange Gedichte, habe mich aber im vergangenen Jahr durch eine Projektarbeit noch intensiver mit Lyrik beschäftigt. Wenn man mich nach meinen Hobbys fragt, kann ich vieles aufzählen, meine Leidenschaften sind jedoch die Sprache und das Tanzen. Du hast nicht das Recht deine Wahrheit zu meiner Wirklichkeit zu machen Du hast nicht das Recht Meinen kleinen Körper in den Schatten deiner leeren Worte zu stellen Du hast nicht das Recht eine gewaltige Kraft in kräftige Gewalt zu verwandeln der Raum zwischen uns bebt Sag mir wo ist die Grenze der Dinge DEBÜT Milchglasrisse Lieben werde ich noch NR.3 / 2008 (13) 99 JAN LANGE deinen Körper die Ermattung aber doch deiner Idee von mir die du noch auf mich projizierst Geboren 1988 in Oldenburg, lebe ich mit meiner Familie in Ulm und besuchte das Hans-undSophie-Scholl-Gymnasium, wo ich im Juni 2008 das Abitur gemacht habe. Ich interessiere mich für Literatur, Kunstgeschichte, Politik, Musik und Sport. Ab September gehe ich für sechs Monate nach Neuseeland. Danach möchte ich Literaturwissenschaft studieren. über Verzeihungen hinterher stolperst Nur der Rahmen einer Endung Morgen ist als ich tanzte mit altseniler Stimme in den Fußstapfen eines Paares deren Münder sich weder sahen noch sehnten Ermüdet ich du von mir mir den Rücken zukehrend weißt um die Waffe des Antlitzes ein tauber Schmerz Bring mir Wunden bei in denen ich mich erkenne 2. P die du verneinst REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT und sicher die Erinnerung 3. P REISTRÄGERIN IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT _________________________ MARIA HOLL Bin 17 Jahre alt und besuche das Hölderlingymnasium in Nürtingen. In der Waldorfschule habe ich meine Vorliebe zu schreiben, zu zeichnen und zu basteln noch mehr für mich entdeckt und habe dies auch immer weiterverfolgt. Lesen, Theater, Cello spielen, Schreiben gehören, ohne wenn und aber, zu meinen Lieblings-Beschäftigungen. Genau so aber auch Inliner fahren, Musik machen und hören, telefonieren, chatten und mit Freunden weggehen. Rap the Love* Ehescheidung, Seitensprung alle lebten in der Welt hier, Sexshop und Beleidigung, sprachen viel von großer Vergewaltigung und Bisse, schneller Quickie in der Liebe, hatten letztlich nur die Tinte. Küche Heute gehen wir in die Städte, 100 MATRIX Viele Worte, kein Gefühl Unsre Seelen, die stehn still Groß Gelaber, nichts dahinterDie Welt rennt weiter ohne Halt Alles wird auf einmal kalt. hörn von One-night-stands in Betten, auf dem Klo, im Flugzeug, Garten, können auf gar nichts mehr warten, sind so abgebrüht und kalt und das Herz sagt einfach: Goethe, Schiller, Heine, Shakespeare, Halt. ________________________ Wo sich jeder Liebe wünscht, nach dem Einzgen, Richtgen DEBÜT Haus, baun damit zu schnell was auf. rennt, Sexclips nehmen ihren Lauf. 101 Doch wie oft in allem Schlechten, Arschgefickt und totgebumst, den Rechten. Liebt und lacht wie tausend geiles Luder, falsche Titten, flotter Dreier, große Säcke. vor uns Wird lebendig, mehr noch, Chaos. Könn alles in Worte fassen, denken mit Verstand und hassen Wenn die Welt ganz plötzlich still, harmonisch, leis, bezaubernd unsre kalte, schnelle Welt, die nur unsre Seelen quält. wirkt, gleichzeitig so bunt und schön, könn kaum laufen oder gehen. Suchen nach Geborgenheit, Liebe, Glück und Zärtlichkeit. wollen nach den Sternen greifen, Gehen verlorn im Rausch und die ganze Welt der Zeit, durchstreifen, wünschen uns Unendlichkeit. mit dem einen, wichtgen Habn so vieles in der Welt, der unsre Ängste, Träume kennt. Mensch, Essen, Läden, Autos, Geld Brauchen einfach nur das Beste Unsre gute, zweite Hälfte. Diese Liebe die uns trug, uns um alles dann betrug, schmerzt dann wie ein Würgeseil, keine Seele bleibt da heil. Nennen alles heut beim Namen, Alle Risiken im Blick, sprechen von Erguss und Sa- stürzen wir zurück ins Leben, men, wolln das Herz erneut vergeben, gleich von Heirat, Kindern, spielen wieder mal um alles _______________________ *Unsere Schulband hat den Rap auch vertont. . REISTRÄGERIN IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT abgeknutscht und abgeleckt, NR .3 / 2008 (13) findet mancher doch 3. P blühen Puffs und Pornos auf, PATRICK WAGNER 1989 in Kirchheim u. T. geboren besuche ich das Technische Gymnasium mit dem Ziel Informationstechnik. Ich fasziniere mich für Computer und andere technische Dinge, zum anderen schreibe ich gern Gedichte und Briefe. Bin ein lebensfroher Mensch, wenn auch mein Charakter nicht immer der leichteste ist. Mache gern neue Bekanntschaften mit interessanten Menschen. P REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT _______________________ Das war einmal ... 102 MATRIX Mal ehrlich Herr Mörike, Meistens sind Männer wie Böcke, Die Zeiten haben sich geändert, Das Liebesgedönse hat sich stark verändert. Sie himmeln in ihren Gedichten die Frauen an, Doch die heutige Jugend geht da anders ran, Sie schreiben in Gedichten von Leid und Schmerzen, Aber über Gefühle wagt die Jugend heute nur noch zu scherzen. DEBÜT Mit sowas konnte man damals noch Frauen gewinnen, Doch heute leitet nur noch der Fortpflanzungstrieb. Für eine Sprache will sich die Jugend nicht entscheiden, Die Ausdrucksweise klingt daher sehr bescheiden, Short Message Service nennt sich deren Medium, Wenige Worte und schon ist das Geständnis rum. Liebe ist nur noch ein Deckungsname, NR .3 / 2008 (13) Indem man an Maria Liebesbriefe schrieb, 103 Doch heute wär sowas total von Sinnen, Heute sagt man zu Frauen selten noch Dame, Wer traut sich schon seiner Gefühle zu entblößen, Vielleicht brauche ich jetzt ein Bodyguard, Ich stehe auf Ihre Art von Liebe, Auch wenn die Coolen mir geben Hiebe. P Aber dennoch, alter Eduard, REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT Man achtet heute nur noch auf Konfektionsgrößen. PATRIK TOBIAS Ich bin gerade 16 geworden. 1992 in Leonberg geboren lebe ich heute in der Nachbarstadt Gerlingen und besuche hier die Realschule. Ich spiele Gitarre und Bass, mag Texte schreiben, lesen, Musik machen und chillen. P REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT _________________________ Scheiß auf Liebe Ich sitz wieder zu Hause, kannst du das verstehen? MATRIX Aber nein, ich warte auf ein Ja oder Nein, 104 Ich könnt mit Freunden chilln oder Wodka saufen gehen. Alles Wichtige tritt in den Hintergrund, von einem Mädchen, wie kann so was wichtig sein? Ich gammle vorm PC, hab SMS geschrieben, ich würd so gerne drauf scheißen, ey ich hasse lieben! ich hab kein Bock mehr zu Kiffen und lebe wieder gesund. Ich hab nur noch Lust, mit diesem Mädchen zu chilln, wie wäre es mit einem Sekt, zu irgendeinem Film? Auf Chancen bei ihr, mach ich mir keine Hoffnung, DEBÜT ey das hier ist real und nicht irgend so ein Lovesong. Es ist mir wichtig, dass ihr wisst, sie wissen, wer gemeint ist, wenn sie diese Zeilen hört? Glaubst du, dass es sie freut oder dass es sie stört? Was soll ich machen, für was hab ich mich entschieden? Mir ist nichts als der Gedanke an das Mädchen geblieben. Was soll ich machen, für was hab ich mich entschieden? Alter, scheiß auf Liebe, ich hasse Lieben! NR .3 / 2008 (13) ich bin abhängig von ihr, wie ein Kiffer von seinem Gras. Wird 105 ich mach das nicht zum Spaß, Hast du schon mal geliebt, dann weißt du, was ich mein; Regen fällt nur dann, wenn das Mädchen weint, Ich pack meine Gefühle in dieses Gedicht, Manche lachen drüber, doch für mich gibt es hier kein Licht. Mann ich lieb sie übertrieben! Es ist nicht bei einem kleinen bisschen Liebe geblieben. Wie am Anfang, als ich sie noch kennen lernte, da dachte ich halt an sie und schaute in die Sterne. Es ist gut und schlecht, es ist mehr draus geworden. Manchmal wünsch ich mir, die Gefühle wären gestorben! Doch sie bleiben in mir und fressen mich auf und meine Worte an sie zerfallen letztlich zu Staub. Weil ihre Liebe trotz allem unerreichbar für mich ist, doch wenn ich Zeilen auf Papier schreib, befreit es mich! Was soll ich machen, für was hab ich mich entschieden? Mir ist nichts als der Gedanke an das Mädchen geblieben. Was soll ich machen, für was hab ich mich entschieden? Alter, scheiß auf Liebe, ich hasse Lieben! P Ich würd alles für sie tun und steh trotzdem hier allein. REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT wenn sie lächelt ist es so, als wenn die Sonne scheint. 106 MATRIX P REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT _________________________ LILLI DÖSCHER Lilli Döscher Ich liebe Sonne, Wind und Meer, wahrscheinlich bin ich deshalb am 5. Juni 1989 in Kiel geboren , meine Segelfreiheit und das damit verbundene Logbuchschreiben. Seit meiner Einschulung gehe ich auf die Freie Waldorfschule Kiel vielleicht habe ich dadurch meine Neigung zum Theater, Literatur und Schriftstücken bekommen. Schon lange spiele ich Klavier mit Vorliebe Kompositionen von Debussy. Ich gehe gerne auf Flohmärkte habe ein Faible für antike Dinge. Ich favorisiere richtige Kreativität und interessante Gedankengänge und die daraus resultierende Kunst am liebsten praktiziere ich sie selbst spontan in meinem Alltag. DEBÜT Frühe Sonnenstrahlen umspielen die Körper. Lichtend. Sonne und Liebe erwärmen die Kühle. Erfrischend. Ein halbgefülltes Glas Milch mit Tropfen am Finger. Glänzend. Zwei Hände. NR .3 / 2008 (13) Vier Füße auf den Küchenfliesen. 107 Küchenfliesen Frühe Sonnenstrahlen umspielen den Körper. Regnend. Sonne und Tränen erhitzen die Kälte. Erdrückend. Ein halbgefülltes Glas Wasser mit Tränen am Finger. Brennend. Eine Hand. Zwei Füße auf den Küchenfliesen. P Zwei Füße auf den Küchenfliesen. REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT Vier Füße auf den Küchenfliesen. ANDREA KLEMM Bin 19 Jahre alt und wohne in Stuttgart. In diesem Jahr habe ich mein Abitur bekommen und bin nun endlich fertig mit der Schule. In meiner Freizeit beschäftige ich mich gerne mit Musik und Sprache, meine Freunde und meine Freiheit sind mir wichtig. P REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT ________________________ für Dich für dich mal ich mir die lippen an. MATRIX heute und rot. ich bette meinen schmuck im schnee der morgen kommt den ich 108 auf dich lege und kann wieder sammeln deine worte in mir. bis zum frühling. dann will ich nicht mehr dann mal ich mir die lippen weg sein aus regenbogenfarben. DEBÜT für Dich 2 ich die frostflocken gezählt sie fliegen ostwärts für Dich 3 und tanzen sonnenstrahlig ich will dich haben in im weihnachtsmorgen meinem lederbuch aus wort. NR .3 / 2008 (13) 109 den ganzen tag habe ich denke lieber französisch, bis zu dir werden von deiner weltigkeit. und doch am abend meine großen augen wollen Dich mit sehen. kerzenlicht im arm schleiche ich um dein für Dich 4 wort an der tür bis ins neue jahr hat es geweißt und jedes mal wenn ich deinen druck an der wand ein innbruch von vorne. von mir. REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT reichen die worte nicht will dich beschützt P da 110 MATRIX P REISTRÄGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT ________________________ IVANA-MARIJA NEIÆ Verlassen Ich wurde 1990 in Beèej in Serbien geboren. Meine Eltern sind Serben, mein Vater mit ungarischen Wurzeln, da die Region Vojvodina vor dem 1. Weltkrieg zu Österreich-Ungarn gehörte. Kindergarten, Grundschule und Realschule besuchte ich in Welzheim, mittlerweile bin ich auf dem Wirtschaftsgymnasium an der kaufmännischen Schule in Schorndorf. Mein Hobby ist das Tanzen; seit vier Jahren besuche ich eine Tanzschule. Daneben engagiere ich mich im JuFi e.V. mit dem Ziel, sozialen Einrichtungen und Stiftungen zu helfen und fairen Handel zu unterstützen. Ein verlassenes Haus Ein verdorrter Garten Leere Zimmer Kalte Räume In den Fluren In den Gängen Trockne Rosen Braune Veilchen In der Küche Und im Keller Grüne Reste Altes Brot Hinter dem Haus Am ruhigen See Ein kleiner Baum Ein mickriger Apfel daran. DEBÜT Die Sonne leuchtet Das Gras sprüht Rings herum das Grün Des Waldes, Die Blumen leuchten Das Grau der Wolken Zieht näher Die Blumen Schließen sich Kalt und einsam Ein Sturm zwischen den Wolken Auf einmal vorbei Als wäre nichts gewesen Doch du sitzt da Und Bist umblüht von Efeu IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT Bist umblüht von Efeu PREISTRÄGER Ich bin 16 Jahre alt, lebe mit meiner Familie, zwei Geschwistern und drei Hunden in Stuttgart. Besuche die Waldschule Degerloch in der 9. Klasse. Ich spiele Klarinette und liebe die Poesie. NR .3 / 2008 (13) 111 FRANCISKA BURGER IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT PREISTRÄGER MATRIX 112 XENIA KNOCHENHAUER 16-jährige Heilbronnerin, älteste von vier Kindern. Halbtags (gelegentlich auch länger) beschäftigt am Elly-Heuss-KnappGymnasium mit der Aufnahme und Vertiefung von neu Gelerntem. Danach ist aber noch genügend Zeit für Volleyball, gelegentliche Übungstänze, Blockflötenunterricht, Unternehmungen mit Freunden, mehr oder weniger sinnvolle Gespräche und sonstige Zeitvertreibe, die 16-Jährige benötigen. Fremde außerhalb des Parketts Wiener Walzer, Gott sei Dank, denn die Haltung verlangt, den Kopf ganz nach links. ich muss ihn nicht sehn und das ist perfekt, denn die Hand am Rücken ist Quälerei genug. DEBÜT Nur noch ein paar Tänze und dann ist es endlich vorbei. Dann gibt es keinen Streit und nur noch mich und nicht mehr diesen elften Mai. Mit dem er mich so tief verletzt Leid versetzt. treulos sein, Sterne, und mich in dieses Wie konnt er nur so und alle schönen die er mir holte vom Himmel NR .3 / 2008 (13) 113 und keine Rumzickerei so ganz und gar vergessen. Aus war der Traum mit ihm. was mich so große Tränen heulen lässt. Nur noch auf dem Parkett, da reden wir ein wenig, wobei das öfter lauter ist und außerhalb, da fühl ich mich, als wäre ich nur noch Luft für ihn. ______________________ * Wörter aus Mörikes Gedicht Das verlassene Mägdlein PREISTRÄGER Und das ist es, IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT Doch seiner startet neu. IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT PREISTRÄGER CUMALI ZENGIN 1991 in Herrenberg geboren, türkische Staatsangehörigkeit, lebe mit meiner Familie in Jettingen. Ich möchte eine Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel absolvieren und liebe vor allem Sport, besonders Fußball und Kampfsport, höre begeistert Musik, zeichne und treffe mich gerne mit Freunden. Erste große Liebe In der Stadt am Rande eines Hauses sah ich dort das erste Mal meine große Liebe alles klar doch jetzt 114 MATRIX der Traum zerplatzt Schwarz gelocktes Haar an deiner Seite Lieben gelernt meine Seele gewärmt verlassen Schicksal entscheidet kein Gedicht das Leben DEBÜT oder Liebe mit allen Sinnen! ich höre deine Gedanken, du hörst meine Worte. ich fühle deine Worte, du fühlst meine Haut. ich atme deine Haut, du atmest meinen Atem. ich sehe deinen Atem, du siehst meine Blicke. ich denke deine Blicke, du denkst meinen Gedanken: ich sage: wir sind zu verschieden. du sagst das auch. IM SCHÜLER-LYRIK-WETTBEWERB 2008 DER MÖRIKE-GESELLSCHAFT Liebe mit allen Sinnen? PREISTRÄGER Ich bin am 21.09.1989 in Stuttgart geboren und besuche die zwölfte Klasse des Ernst-SigleGymnasiums in Kornwestheim. Neben meiner Leidenschaft für Ausdauersport und Musik bin ich sehr interessiert an der Literatur, vor allem der Lyrik. Vielleicht stammt diese Neigung von meinem Vorfahr Eduard Mörike, dessen Blut bis heute in den Adern meiner Familie fließt. NR .3 / 2008 (13) 115 LENA MÖRIKE