Lieber Werner, nach Jahren depressiver Phasen

Lieber Werner,
nach Jahren depressiver Phasen und besonders schwerer im
vergangenen Jahr, bin ich vor 6 Monaten auf Osho gestoßen, dann
um Jahreswende 10 Tage Vipassana, dann Jetzt-TV geschaut, dort
hat „mein System“ Christian Meyer erst mal für hilfreich gefunden.
Innerhalb kurzer Zeit, Wahrnehmungsintensivierung (mehr Farben,
Details, Entspannung im Kopf, zeitweise Gedankenfreiheit).
Du bist irgendwie durchs Raster gefallen, der Spinner mit Zopf, ach
nee, wurdest ohne dich anzuhören in den Topf „Esoteriker“
gesteckt.
Bin Wirtschaftsingenieur, Esoterik, nee, war nie mein Ding.
Das ging noch ne Weile, war aber schon süchtig nach dem Kram,
das fühlte sich noch nicht wie alles an.
Naja, dann vor 3 Tagen, mal wieder Jetzt-TV aufgemacht,
gelangweilt, du warst als Erster unter A, Video angeklickt und was
soll ich sagen, alles wurde klar. Zuerst das mit der Hirnforschung
und dem vorgelagerten Entscheidungsprozess. Das wirkte sehr
überzeugend, ich brauche nämlich immer „Beweise“, dann die
Überprüfung, habe „ich“ je eine Entscheidung getroffen. Hinzu
kam deine direkte, manchmal provozierende Art und Weise.
Ich weiß, du warst es nicht, aber du hast den letzten Todesstoß
versetzt. Vielen Dank dafür.
Es erscheint mir immer noch absurd, schockierend, dass niemand
mitten in einem gigantischen Film auftritt, die Vergangenheit aus
jetziger Sicht eine Farce. Alles erscheint in einem anderen Licht.
Lauter Traumzeichen: da schaute man gerne „Und täglich grüßt
das Murmeltier“, „Truman Show“, „Vanilla Sky“. Früher Angst
gehabt, ein „Maschinenmensch“ zu sein. Es ist absolut unglaublich,
verrückt.
Das Depriforum, alles eine einzige Tragikomödie, wenn die doch
erkennen würden, dass da Niemand ist, unglaublich.
Das Ganze scheint bei mir noch nicht komplett tot bzw. vom
System akzeptiert zu sein, es ist wohl zu unglaublich. Wenn ich
morgens aufwache, steigt wieder so ein Gefühl der Ich-Haftigkeit
auf und manchmal denke/fühle ich Zweifel und Angst. Keine
Ahnung, vielleicht will das Ganze wieder einpennen und in die
Gemütlichkeit früherer Grübelzwänge zurückkehren, aber das soll
ja dann so sein.