Praxishandbuch: Arbeits- und berufsbezogene

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Praxishandbuch: Arbeits- und berufsbezogene
 Praxishandbuch: Arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation Stefan Löffler, Christian Gerlich, Matthias Lukasczik, Hans‐Dieter Wolf, Silke Neuderth Universität Würzburg Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften Vorwort Arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung (häufig auch mit dem Kürzel „MBOR“ [Medizinisch‐
beruflich orientierte Rehabilitation] bezeichnet) stellt einen aktuellen Trend in der Rehabilitationsfor‐
schung und Versorgungspraxis dar. Vor dem Hintergrund der Veränderungen der Arbeitswelt und dem Ziel der medizinischen Rehabilitation, die Teilhabe der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zu sichern bzw. wiederherzustellen, stehen Rehabilitationskliniken vor der Aufgabe, arbeits‐ und be‐
rufsbezogene Behandlungselemente zu implementieren bzw. auszubauen. In den letzen Jahren hat sich in Rehabilitationskliniken ein breites Angebot an Maßnahmen entwi‐
ckelt. Diese Entwicklung aus der Praxis heraus führte allerdings zu einer Vielfalt an Begriffen für de‐
ren Beschreibung. Mit der Unterstützung namhafter Experten aus Reha‐Einrichtungen, von Seiten der Leistungsträger und aus dem universitären Bereich konnten inzwischen standardisierte Beschrei‐
bungen für arbeits‐ und berufsbezogene Interventionen erstellt werden. Das vorliegende Praxishandbuch zu arbeits‐ und berufsbezogenen Maßnahmen in der medizinischen Rehabilitation, welches im Rahmen einer Projektförderung durch die Deutsche Rentenversicherung Bund1 entstanden ist, hat zum Ziel, das Thema arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung in Rehabili‐
tationskliniken publik zu machen, Begrifflichkeiten zu klären und Einrichtungen, die entsprechende Maßnahmen einführen möchten, eine Hilfestellung bei deren Umsetzung zu geben. Zielgruppen sind damit v. a. Entscheidungsträger in Rehabilitationskliniken und Fachpersonal, welches an der Durch‐
führung der Maßnahmen beteiligt ist. Nach einer kurzen Darstellung des Hintergrunds (Kapitel 1) und der exemplarischen Beschreibung eines arbeits‐ und berufsbezogenen Behandlungsprozesses (Kapitel 2) werden Möglichkeiten zur Erfassung und Beschreibung arbeits‐ und berufsbezogener Problemlagen thematisiert (Kapitel 3). Kapitel 4 widmet sich der Förderung der Motivation von Rehabilitanden, sich mit arbeits‐ und be‐
rufsbezogenen Problemen auseinander zu setzen. In Kapitel 5 werden arbeits‐ und berufsbezogene Interventionen beschrieben. Anhand von Praxisbeispielen wird die Umsetzung entsprechender Maß‐
nahmen in Rehabilitationskliniken verschiedener Indikationsbereiche demonstriert (Kapitel 6). Im Folgenden wird der einfacheren Lesbarkeit halber bei Berufsbezeichnungen stellvertretend immer die männliche grammatikalische Form verwendet. Gemeint sind immer beide Geschlechter. 1
Inhalte dieses Praxishandbuchs basieren teilweise auf Vorarbeiten aus dem Projekt „Systematische Sammlung und Bewertung von Interventionsbausteinen zur gezielten Bearbeitung beruflicher Problemlagen in der medizi‐
nischen Rehabilitation“, welches vom Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften am Institut für Psychothe‐
rapie und Medizinische Psychologie der Universität Würzburg durchgeführt wurde. Bei diesem Projekt („C3‐
Projekt“) handelte es sich um ein Forschungsprojekt zur Umsetzung der Ergebnisse im Rahmen des Förder‐
schwerpunkts Rehabilitationswissenschaften. 3 An der Erstellung dieses Praxishandbuchs bzw. der Maßnahmenbeschreibungen waren viele Experten aus Reha‐Kliniken, von Seiten der Leistungsträger und aus der Wissenschaft beteiligt, bei denen sich die Autoren an dieser Stelle herzlich für die kompetente und ko‐
operative Mitarbeit bedanken. Eleonore Anton, St. Franziska‐Stift, Bad Kreuznach Dr. Alfred Baumgarten, Neurologische Klinik, Bad Neustadt Prof. Dr. Jürgen Bengel, Universität Freiburg, Freiburg Prof. Dr. Manfred Beutel, Universität Mainz, Mainz Prof. Dr. Wolfgang F. Beyer, Orthopädiezentrum Bad Füssing, Bad Füssing Dr. Wolfgang Bürger, Karlsruhe Dr. Ulrich Cuntz, Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee Klaus Döring, Klinik Reinhardstal, Bad Wildungen Monika Dorn, Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen Dr. Inge Ehlebracht‐König, Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen Prof. Dr. Dr. Hermann Faller, Universität Würzburg, Würzburg PD Dr. Peter Flachenecker, Neurologisches Rehazentrum Quellenhof, Bad Wildbad Hans Gerwinn, Deutsche Rentenversicherung Westfalen, Münster Norbert Goedecker‐Geenen, Klinik Königsfeld, Ennepetal Prof. Dr. Bernhard Greitemann, Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde Dr. Thomas Hansmeier, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin Dr. Georg Harai, Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg Dr. Christiane, Härdel, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin Markus Härle, Schwarzwaldklinik Neurologie, Bad Krozingen Dr. Andor Harrach, Klinik am Homberg, Bad Wildungen Andrea Hauck, BG Bau ‐ Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Hamburg Ruth Haesemeyer, Kliniken Bad Neuenahr, Bad Neuenahr‐Ahrweiler Ola Hebrant, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert, Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee Dr. Anton Holderied, Deutsche Rentenversicherung Nordbayern, Würzburg Jochen Josenhans, Rheumaklinik Bad Bramstedt, Bad Bramstedt Dr. Udo, Kaiser Hochgebirgsklinik Davos‐Wolfgang, Davos‐Wolfgang (Schweiz) Imke Kastenhofer, Rehazentrum Bad Schmiedeberg Klinik Dübener Heide, Bad Schmiedeberg Dr. Thomas Kausch, Kliniken Bad Neuenahr, Bad Neuenahr‐Ahrweiler Dr. Michael Keck, Drei‐Burgen‐Klinik, Bad Münster am Stein‐Ebernburg 4 Dr. Gertraud Kinne, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, Karlsruhe Martin Kleinhans, Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg Beate Kleist, Orthopädiezentrum Bad Füssing, Bad Füssing Dr. Rudolf Knickenberg, Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt Dr. Herbert Knisatschek, Emmendingen Dr. Stefan Koch, Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee Dr. Dieter Küch, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin Dr. Hans‐Albrecht Kulenkampff, Schwarzwaldklinik Neurologie, Bad Krozingen Hartwig Kulke, Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach Stefan Lueger, Deegenbergklinik, Bad Kissingen Dr. Manfred Milse, Reha‐Zentrum Bad Schmiedeberg, Klinik Dübener Heide, Bad Schmiedeberg Corinna Nels, salus klinik Friedrichsdorf, Friedrichsdorf Prof. Dr. Dr. Mathilde Niehaus, Universität Köln, Köln Andreas Pfeiffer, Krefeld Prof. Dr. Michael Radoschewski, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin Elisabeth Röckelein, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin Georg Rupp, Schlossklinik Bad Buchau, Bad Buchau Andrea Schaller, Kliniken Bad Neuenahr, Bad Neuenahr‐Ahrweiler Dr. Lothar Schattenburg, Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt Achim Schmidt, Klinik Reinhardstal, Bad Wildungen Dr. Thomas Schott, Universität Bielefeld, Bielefeld Prof. Dr. Wolfgang Slesina, Martin‐Luther‐Universität Halle‐Wittenberg, Halle Dr. Monika Steimann, Reha‐Klinik Lehmrade, Lehmrade Dr. Marco Streibelt, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin Dr. Karsten Thren, Klinik Niedersachsen, Bad Nenndorf Prof. Dr. Rüdiger Trimpop, Friedrich‐Schiller Universität Jena, Jena Dr. Lutz Trowitzsch, Paracelsus Klinik an der Gande, Bad Gandersheim Dr. Heiner Vogel, Universität Würzburg, Würzburg Dr. Johannes von Bodman, Klinikum Bad Bramstedt, Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Bad Bramstedt Annerose Vorndran, Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt Michael Wiegert, Drei‐Burgen‐Klinik, Bad Münster am Stein‐Ebernburg Rainer Wohlfarth, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg Dr. Rüdiger Zwerenz, Universität Mainz, Mainz 5 Praxisbeispiele wurden freundlicherweise von folgenden Kliniken/Einrichtungen zur Verfügung gestellt: Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt GmbH, Bad Bramstedt Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen Paracelsus Klinik an der Gande mit dem Institut für Arbeits‐ und Sozialmedizin, Bad Gandersheim Psychosomatische Fachklinik St. Franziskastift, Bad Kreuznach Schwarzwaldklinik, Bad Krozingen Zentrum Beruf + Gesundheit, Bad Krozingen Klinik Niedersachsen, Erwin Röver GmbH und Co. KG, Bad Nenndorf Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde Rehabilitationsklinik Lipperland, Bad Salzuflen Reha‐Zentrum Bad Sooden‐Allendorf, Klinik Werra, Bad Sooden‐Allendorf Klinik am Homberg, Bad Wildungen Kliniken Hartenstein, Fachklinik Reinhardstal, Bad Wildungen‐Reinhardshausen Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim salus klinik Friedrichsdorf, Friedrichsdorf BG BAU ‐ Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Arbeitsmedizinischer Dienst, Hamburg m&i Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach Kliniken Schmieder Konstanz, Konstanz Fachklinik für Onkologische Rehabilitation Lehmrade GmbH, Damp, Lehmrade Universitätsklinikum Münster, Münster Klinik Roseneck, Prien Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg Asklepios Fachklinikum Wiesen GmbH, Wildenfels Die Autoren bedanken sich des Weiteren bei Alexander Arlt, Blanka Baczmanski, Susanne Himmer, Julia Kress und Roland Küffner für die engagierte Unterstützung bei der Erstellung dieses Handbuchs. Das dem Praxishandbuch zugrunde liegende Forschungsvorhaben wurde mit Mitteln der Deutschen Rentenversicherung Bund gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. 6 Inhalt 1.
Arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation ......... 9
2.
Der Behandlungsprozess ................................................................................................ 15
3.
Erfassung und Beschreibung arbeits‐ und berufsbezogener Problemlagen ................ 19
3.1
Screening‐Verfahren zum Erkennen von Patienten mit arbeits‐ und berufsbezogenen Problemlagen .............................................................................................................................. 19
3.2
Diagnostische Instrumente im Kontext arbeits‐ und berufsbezogener Maßnahmen ............. 24
3.2.1 Erfassung der Motivation ........................................................................................................... 24
3.2.2 Einschätzung der funktionellen Leistungsfähigkeit, Profilvergleichsverfahren, Ermittlung funktionaler Beeinträchtigungen ............................................................................................... 26
3.2.3 Ermittlung kognitiver, behavioraler und psychosozialer Beeinträchtigungen ......................... 30
4.
Förderung der Motivation von Rehabilitanden zur Auseinandersetzung mit arbeits‐ und berufsbezogenen Problemlagen ............................................................... 41
5.
Arbeits‐ und berufsbezogene Interventionen in der medizinischen Rehabilitation ................................................................................................................. 45
5.1
Belastungserprobung ................................................................................................................. 46
5.2
Arbeitstherapie ........................................................................................................................... 52
5.3
Arbeits‐ und berufsbezogene Einzelberatung ........................................................................... 55
5.4
Gruppen mit arbeits‐ und berufsbezogenen Themen ............................................................... 59
5.5
Zusammenarbeit mit externen Institutionen ............................................................................ 63
6.
Praxisbeispiele ................................................................................................................ 69
6.1
Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Belastungserprobung“................................................... 71
6.2
Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Arbeitstherapie” .......................................................... 106
6.3
Exemplarische Falldarstellungen zur Kernmaßnahme „Arbeits‐ und berufsbezogene Einzelberatung“ ........................................................................................................................ 120
6.4
Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Gruppen mit arbeits‐ und berufsbezogenen Themen“ ................................................................................................................................... 130
6.5
Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme “Zusammenarbeit mit externen Institutionen” ........... 205
6.6
Praxisbeispiele, die keiner Kernmaßnahme eindeutig zugeordnet werden können „Mischmodelle“ ........................................................................................................................ 222
7.
Umsetzung arbeits‐ und berufsbezogener Maßnahmen im Klinikalltag: Eindrücke aus der Praxis .............................................................................................. 260
7 8 1. Arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation Arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung. Eine enge Verzahnung von medizinischen und berufli‐
chen Rehabilitationsmaßnahmen ist vor dem Hintergrund der sich wandelnden Arbeits‐ und Berufs‐
welt eine notwendige Weiterentwicklung des rehabilitativen Versorgungssystems in der Bundesre‐
publik Deutschland. Die Reha‐Kommission des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) empfahl bereits 1991, Angebote zur beruflichen Eingliederung innerhalb der medizinischen Rehabilitation auszubauen (VDR, 1992), ebenso wie die Reha‐Kommission‐Berufsförderung des Ver‐
bandes Deutscher Rentenversicherungsträger, die eine nahtlose Verknüpfung medizinischer und beruflicher Rehabilitation als besonders effektiv erachtet (VDR, 1997). In zunehmendem Maß ist die arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation als Trend sowohl in der rehabilitationswissenschaftlichen Forschung als auch in der Versorgungspraxis vorzufinden (Hillert et al., 2009). Arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation bedeutet, Elemente der Arbeitswelt in die Strukturen und Prozesse der medizinischen Rehabilitation zu integrieren, um arbeits‐ und berufsbezogene Problemlagen frühzeitig zu identifizieren und zeitnah geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Neben Arbeitstherapie und Belastungserprobung als im Sozialgesetzbuch IX benannte Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation wurden in den letzen Jahren weitere berufsbezogene Bausteine für die Diagnostik und Therapie in der medizini‐
schen Rehabilitation entwickelt, um beruflichen Problemlagen entgegenzuwirken. Arbeits‐ und berufsbezogene Problemlagen. Arbeits‐ und berufsbezogene Problemlagen sind vor dem Hintergrund der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesund‐
heit (ICF) als Kontextfaktoren anzusehen (WHO, 2001), die es in der medizinischen Rehabilitation zu berücksichtigen gilt, weil sie die Integration in das Erwerbsleben – über Körperstrukturen und Kör‐
perfunktionen hinaus – wesentlich mitbestimmen. Neben ergonomischen Aspekten, die sich aus den bio‐mechanischen Belastungen und sensumotorischen Anforderungen der Arbeitsumgebung auf die tätige Person ergeben, rücken in der letzten Zeit psychosoziale Belastungen aufgrund der Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen in einer sich wandelnden Berufs‐ und Arbeitswelt ebenso in den Fokus der Aufmerksamkeit wie auch erwerbslebensbezogene Einstellungen der Rehabilitanden. Veränderungen in der Arbeits‐ und Berufswelt. In den letzten zwei Jahrzehnten haben hat sich die Arbeits‐ und Berufswelt tiefgreifend verändert. Die Folgen dieses Wandels für die Erwerbstätigen zeigen sich deutlich in repräsentativen Umfragen wie z. B. der BIBB/BAuA‐Erwerbstätigenbefragung 2006 (BIBB, o. J). Demzufolge war fast die Hälfte der Befragten von Umstrukturierungen und Umor‐
ganisation in ihrem Arbeitsumfeld innerhalb der letzten zwei Jahre betroffen und wurde mit der Ein‐
führung neuer Computerprogramme oder neuer Maschinen und Anlagen, neuer Fertigungs‐
/Verfahrenstechnologien und neuer oder deutlich veränderter Produkte oder Dienstleistungen kon‐
frontiert. Derartige Veränderungen erfordern von den Mitarbeitern Innovations‐, Lern‐ und Anpas‐
sungsfähigkeit und Flexibilität. Flexibilität ist insbesondere im Hinblick auf die Arbeitszeit gefordert. Bildete in den tarifrechtlichen Auseinandersetzungen der 90er Jahre noch die Verkürzung der Wo‐
chenarbeitszeit einen umstrittenen Faktor (Luczak, 1993), so hat sich die Situation in den letzen Jah‐
9 ren grundlegend geändert. Überstunden, Arbeitszeitkonten sowie Leih‐ und Zeitarbeit sind nur einige Schlagworte, die den Wandel zur Mehrarbeit bei flexibleren Arbeitszeiten und Arbeitsrechtsverhält‐
nissen kennzeichnen. Zudem ist moderne Erwerbsarbeit nicht auf die Kernarbeitswoche von Montag bis Freitag beschränkt. 70% der befragten Erwerbstätigen geben an, (gelegentlich) auch am Samstag zu arbeiten, 43% auch an Sonn‐ und Feiertagen; in Schichtarbeit ist ein Viertel der befragten Erwerbs‐
tätigen eingebunden. Neben den Arbeitszeitmodellen unterliegen auch die Arbeitsrechtsverhältnisse dem Zwang zur flexib‐
len Ausgestaltung in Form von Befristung von Arbeitsverträgen, geringfügiger Beschäftigung oder Zeit‐ und Leiharbeit. Der Einsatz von Zeit‐ und Leiharbeitern hat stark zugenommen; 39% der im Jahr 2006 repräsentativ befragten Erwerbstätigen berichten, dass in ihrem Arbeitsumfeld vermehrt freie Mitarbeiter, Aushilfen, Praktikanten oder Leiharbeiter eingesetzt werden. Für die betroffenen Ar‐
beitnehmer bedeutet Leiharbeit neben der zeitlichen Flexibilität häufig auch räumliche (z. B. längere Arbeitswege) und soziale Flexibilität (z. B. wochenweise Trennung von der Familie, wechselndes kol‐
legiales Umfeld). Einen weiteren Aspekt des Wandels der Arbeitswelt stellt der Einzug der elektronischen Datenverar‐
beitung auf breiter Front in die Arbeitswelt dar; EDV ist zur Basistechnologie in fast allen Wirtschafts‐
bereichen geworden. Computerunterstützte Techniken und Arbeitsmittel (z. B. CAD2, CNC3) werden in beinahe allen Produktionsbereichen eingesetzt. Im modernen Handel bilden Datenbankverwaltung und Tabellenkalkulation zusammen mit Intra‐ und Internetapplikationen heute das organisatorische Rückgrat des gesamten Wirtschaftssektors. Auch im Dienstleistungssektor sind Angebote, wie z. B. Online Banking oder das virtuelle Rathaus, mit dem „Behördengänge“ via Internet vom heimischen PC aus erledigt werden können, ohne entsprechende Technologien nicht denkbar. Nach Ergebnissen der repräsentativen Mitarbeiterbefragung von 2006 (s. o.) arbeiten 77% der Erwerbstätigen mit Com‐
putern. Bezieht man die Innovationszyklen der Informations‐ und Kommunikationsbranche in die Betrachtung mit ein (man denke z. B. nur an die Entwicklung des weltweit am häufigsten genutzten Computerbetriebssystems der Firma Microsoft ‐ DOS, Windows 95, 98, 2000, NT, Vista, Windows 7, …), so wird unmittelbar deutlich, welche steigenden Qualifikations‐ und Qualifizierungsanforderun‐
gen sich schon alleine aufgrund der Entwicklung in den Basistechnologien ergeben. Von den Beschäf‐
tigten in quasi allen Bereichen der Arbeitswelt ist daher die Bereitschaft gefordert, mit moderner Technologie zu arbeiten und sich kontinuierlich neues Wissen und erweiterte Fertigkeiten (Skills) anzueignen. Auch ist insgesamt eine zunehmende psychosoziale Belastung durch die Arbeit zu beobachten, bei der unterschiedliche Ursachen zusammenwirken (z. B. BUK, 2005; Bartholdt & Schütz, 2010; Sulsky & Smith, 2005). Insbesondere Innovations‐ und Flexibilisierungsanforderungen, „Arbeitsverdichtung“ in 2
CAD ist eine Abkürzung für „computer aided design“. Darunter versteht man die computerunterstützte Erstel‐
lung technischer Zeichnungen. 3
CNC ist eine Abkürzung für „computerized numerical control“. Darunter versteht man die computerunter‐
stützte numerische Maschinensteuerung. 10 Form von starkem Leistungs‐ und Zeitdruck, der Notwendigkeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig erle‐
digen zu müssen oder auf unvorhergesehene Probleme zu reagieren, sowie das Erleben von Konkur‐
renz und Kostendruck auch innerhalb der eigenen Belegschaft (bis hin zu Konzessionen der Mitarbei‐
ter an einzelnen Standorten gegenüber der Konzernleitung z. B. in Form von Mehrarbeit ohne Zula‐
gen, Arbeitszeitverlängerung bei gleichem Lohn oder Reduzierung von Lohnnebenleistungen) werden als Ursachen für die psychosoziale Belastung im Arbeitsleben angesehen. Aus der Interferenz bzw. Unvereinbarkeit oben genannter und weiterer berufs‐ bzw. arbeitsbezogener Anforderungen mit anderen Lebensbereichen und sozialen Rollen, etwa im familiären Bereich, können wiederum Kon‐
flikte resultieren (Work‐family conflict; z. B. Byron, 2005). Nicht zuletzt zu nennen ist die Angst vor Arbeitsplatzverlust (vgl. z. B. Berth et al., 2008), so dass es nicht verwundert, dass die Arbeitsplatzsicherheit an der ersten Stelle des Anspruchs an eine gute Arbeit steht (z. B. DGB‐Index 2007). All diese Veränderungen haben auch Auswirkung auf die Ge‐
sundheit der im Erwerbsleben stehenden Personen (z. B. Expertenkommission Betriebliche Gesund‐
heitspolitik, 2002). Sie können als mögliche Ursachen für arbeits‐ und berufsbezogene Problemlagen in der medizinischen Rehabilitation nicht unberücksichtigt bleiben. Bedarf. In der medizinischen Rehabilitation ist von einem Anteil der Patienten mit arbeits‐ und be‐
rufsbezogenen Problemlagen von etwa einem Drittel auszugehen (Bürger & Deck, 2008; Löffler et al., 2008; Müller‐Fahrnow & Radoschewski, 2006). Arbeits‐ und berufsbezogene Problemlagen können mit eigens entwickelten Screening‐Instrumenten in der medizinischen Rehabilitation einfach identifi‐
ziert werden. Dafür stehen als Verfahren das Screening‐Instrument zur Feststellung des Bedarfs an medizinisch‐beruflich orientierten Maßnahmen (SIMBO‐C; Streibelt et al., 2009), das Screening‐
Instrument Beruf und Arbeit (SIBAR; Bürger & Deck, 2009) und das Würzburger Screening (Löffler et al., 2009) zur Verfügung (vgl. hierzu Kapitel 3). Für Patienten mit arbeits‐ und berufsbezogenen Prob‐
lemlagen werden in der medizinischen Rehabilitation spezifische Interventionen angeboten (vgl. Ka‐
pitel 5). Verwendete Literatur Bartholdt, L. & Schütz, A. (2010). Stress im Arbeitskontext. Ursachen, Bewältigung und Prävention. Weinheim: Beltz. Berth, H., Förster, P., Balck, F., Brähler, E. & Stöbel‐Richter, Y. (2008). Arbeitslosigkeitserfahrungen, Arbeitsplatzunsicherheit und der Bedarf an psychosozialer Versorgung. Das Gesundheitswe‐
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habilitation und betrifft den gesamten Rehabilitationsprozess von der Zuweisung durch die Sozial‐
medizinischen Dienste der Rentenversicherung, dem Erkennen und der differenzierten Diagnostik beruflicher Problemlagen zu Beginn der Rehabilitation über die Therapieplanung und ‐durchführung bis hin zur sozialmedizinischen Stellungnahme und zu Nachsorgemaßnahmen (DRV, 2007; Hansmeier & Schliehe, 2009). Eine medizinische Rehabilitationsbehandlung mit arbeits‐ und berufsbezogener Schwerpunktsetzung unterscheidet sich damit vom Ablauf her nicht von einer „normalen“ medizini‐
schen Rehabilitation – charakteristisch für die arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung in der medi‐
zinischen Rehabilitation ist allerdings, dass in allen Phasen der Behandlung der Arbeits‐ und Berufs‐
kontext des Rehabilitanden gezielt einbezogen wird. Bereits im Vorfeld der medizinischen Rehabilitation kann durch den Sozialmedizinischen Dienst der Rentenversicherung eine berufsbezogene Problemlage erkannt und die gezielte Zuweisung in eine Einrichtung veranlasst werden, die ein entsprechendes Behandlungsangebot bereit hält. Das Erken‐
nen beruflicher Problemlagen (z. B. berufliche Belastungen, Arbeitsplatzprobleme) kann aufgrund der Aktenlage ebenso wie durch den Einsatz von Screening‐Fragebögen (z. B. Würzburger Screening; vgl. Kapitel 3.1) erfolgen. Unabhängig von einer gezielten Zuweisung durch den Sozialmedizinischen Dienst der Rentenversi‐
cherung ist auch in der Klinik selbst das frühzeitige Erkennen eines besonderen arbeits‐ und berufs‐
bezogenen Rehabilitationsbedarfs wichtig. Hierzu dienen zum einen die klinische Untersuchung und die arbeits‐ und berufsbezogene Anamnese, zum anderen der Einsatz von Screening‐Fragebögen für berufsbezogene Problemlagen (vgl. Kapitel 3.1). Im Anschluss an die Feststellung einer möglichen beruflichen Problemlage muss eine differenzierte Diagnostik erfolgen, um aus der Problemlage einen individuellen Behandlungsplan ableiten zu kön‐
nen (vgl. hierzu Kapitel 3.2). Die arbeits‐ und berufsbezogene Diagnostik erfordert einen Abgleich des Anforderungs‐ und Fähigkeitsprofils des Rehabilitanden. Gegebenenfalls ist eine Belastungserpro‐
bung mit diagnostischem Schwerpunkt notwendig, um die persönliche psychische und physische Belastungsfähigkeit des Rehabilitanden einzuschätzen. Um die Anforderungen des individuellen Ar‐
beitsplatzes objektivieren zu können, sind Arbeitsplatzbeschreibungen hilfreich (z. B. über „Berufenet“ der Arbeitsagentur, über den Arbeitgeber, über die Berufsgenossenschaft). Durch Kon‐
takte, etwa zum Betriebs‐ und Hausarzt des Rehabilitanden, können – unter Berücksichtigung der Regelungen zum Sozialdatenschutz – notwendige Informationen über den Arbeitsplatz und Vorbe‐
funde ergänzt werden. Weiterer wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist der Abgleich der subjektiven Angaben des Rehabilitanden mit objektivierbaren Befunden (z. B. im Rahmen einer EFL‐Diagnostik vgl. Kapitel 3.2). Auch die arbeits‐ und berufsbezogenen Behandlungserwartungen des Rehabilitan‐
den und seine Motivation, sich mit arbeits‐ und berufsbezogenen Fragestellungen auseinander zu setzen, müssen zu Beginn der Rehabilitation erfasst werden. 15 Die Vereinbarung von Therapiezielen erfolgt gemeinsam mit dem Rehabilitanden und dem interdis‐
ziplinären Reha‐Team. Im Reha‐Team werden relativ zu Beginn der Maßnahme Fähigkeits‐ bzw. Defi‐
zitanalyse und Therapieplanung durchgeführt; während der Behandlung werden die Ziele bzw. die Zielerreichung regelmäßig überprüft und die Ziele ggf. modifiziert. Die Förderung der Motivation des Rehabilitanden, sich mit seiner individuellen Berufs‐ und Arbeitssi‐
tuation auseinanderzusetzen, sollte während der gesamten Rehabilitation als Thema präsent sein (vgl. hierzu Kapitel 4). Die Durchführung arbeits‐ und berufsbezogener Maßnahmen (vgl. hierzu Kapitel 5) erfolgt unter Be‐
teiligung unterschiedlicher Fachdisziplinen (z. B. Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen, Sozialpädagogen). Bei Maßnahmen, die extern durchgeführt werden (z. B. externe Belastungserpro‐
bung), erfolgen ggf. Betriebsbesuche durch den Sozial‐ oder Arbeitstherapeuten mit Feedback für den Rehabilitanden und den Anleiter. Bei arbeits‐ und berufsbezogenen Maßnahmen ist eine gute Vernetzung zwischen Leistungsträgern (z. B. Rentenversicherung, Arbeitsagentur), Rehabilitand und Klinik über den gesamten Behandlungs‐
prozess hinweg notwendig. Der frühzeitige Einbezug des Reha‐Fachberaters der DRV4 – auch schon in die Planung arbeits‐ und berufsbezogener Maßnahmen – ist wichtig, v. a. wenn der Behandlungsan‐
satz ggf. eine Verlängerung der Rehabilitationsmaßnahme erforderlich macht. Am Ende einer arbeits‐ und berufsbezogenen Rehabilitation wird im Team eine abschließende sozi‐
almedizinische Leistungsbeurteilung vorgenommen (ggf. mit Hilfe standardisierter Selbst‐ und Fremdbeurteilungsverfahren). Im Gespräch mit dem Rehabilitanden müssen die objektiven Ergebnis‐
se wie auch die Ressourcen und Defizite des Rehabilitanden im Abgleich von Selbst‐ und Fremdbe‐
obachtung besprochen werden. Insbesondere muss mit dem Rehabilitanden geklärt werden, ob er direkt im Anschluss an den Reha‐Aufenthalt wieder im bisherigen Umfang an seinem Arbeitsplatz tätig sein kann bzw. eine berufliche Wiedereingliederung (vorrangig am bisherigen Arbeitsplatz) un‐
terstützt werden kann (BAR, 2008). Aus dem Abgleich des Anforderungsprofils des Arbeitsplatzes mit der Leistungsfähigkeit des Rehabilitanden ergeben sich Inhalte und Ansatzpunkte für weiterführende Beratungen und weitere therapeutische Maßnahmen – ggf. auch für Leistungen zur Teilhabe am Ar‐
beitsleben (LTA). Es ist zu prüfen, ob LTA notwendig sind. Der Ablauf einer möglichen Stufenweisen Eingliederung muss bereits am Ende der medizinischen Rehabilitation mit dem Arbeitgeber des Re‐
habilitanden geklärt, abgestimmt und im Entlassungsbericht festgehalten werden. Dies beinhaltet auch die Anfertigung eines Plans zur Stufenweisen Wiedereingliederung. Mit Blick auf die Anbahnung der nachgehenden Maßnahmen sollte möglichst frühzeitig, mit Einver‐
ständnis des Rehabilitanden, die Rehabilitationseinrichtung Kontakt zum Betriebsarzt, zum Arbeitge‐
ber und/oder zum Rehabilitations‐Fachberater des Kostenträgers aufnehmen, um die Nachsorge und berufliche (Wieder‐)Eingliederung des Rehabilitanden zu planen. Bei schwerbehinderten Menschen 4
Ist die gesetzliche Unfallversicherung Träger der Maßnahmen, so ist der Reha‐Fachberater/Berufshelfer der Unfallversicherung einzubinden. 16 kann auch die Beteiligung der Integrationsämter bzw. Integrationsfachdienste hilfreich sein (vgl. BAR, 2008). Abbildung 2.1 illustriert den beschriebenen Behandlungsprozess. Abb. 2.1: Behandlungsprozess in der medizinisch‐beruflich orientierten Rehabilitation. 17 Verwendete Literatur [BAR] Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (2008). Praxisleitfaden: Strategien zur Sicherung der Nachhaltigkeit von Leistungen zur medizinischen Rehabilitation. Frankfurt am Main. [DRV] Deutsche Rentenversicherung Bund (2007). Eckpunkte arbeitsbezogener Strategien bei Leis‐
tungen zur medizinischen Rehabilitation. www.deutsche‐rentenversicherung‐bund.de/nn_18626/SharedDocs/de/Inhalt/ Zielgruppen/01__sozialmedizin__forschung/01__sozialmedizin/dateianhaenge/ infos__fuer__reha__einrichtungen/ download__eckpunkte__strategien,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/ download_eckpunkte_strategien (aufgerufen im April 2010) Hansmeier, T. & Schliehe, F. (2009). Rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen der medizi‐
nisch‐beruflich orientierten Rehabilitation. In A. Hillert, W. Müller‐Fahrnow & F.M. Radoschewski (Hrsg.), Medizinisch‐beruflich orientierte Rehabilitation (S. 34‐39). Köln: Deut‐
scher Ärzteverlag. 18 3. Erfassung und Beschreibung arbeits‐ und berufsbezogener Problemlagen Im Folgenden werden einige Testverfahren vorgestellt, die im Kontext arbeits‐ und berufsbezogener Fragestellungen in der Rehabilitation Einsatz finden können. Es werden v. a. Verfahren näher be‐
schrieben, die häufig in Kliniken zum Einsatz kommen ‐ die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei den genannten Tests handelt es sich im Einzelnen um Screening‐Verfahren zur Identifikation von Patienten mit arbeits‐ und berufsbezogenen Problemlagen (Screenings; Kap. 3.1), diagnostische In‐
strumente zur Erfassung der Motivation zur Auseinandersetzung mit arbeits‐ und berufsbezogenen Themen im Rahmen der Rehabilitation (Kap. 3.2.1), Verfahren zur Einschätzung der funktionellen Leistungsfähigkeit bzw. funktionaler Beeinträchtigungen (Kap. 3.2.2) sowie Tests zur Erfassung kogni‐
tiver, behavioraler und psychosozialer Beeinträchtigungen (Kap. 3.2.3). Bezüglich der psychometri‐
schen Eigenschaften und Kennwerte der Verfahren wird auf die jeweilige Originalliteratur verwiesen, die am Ende dieses Kapitels aufgeführt ist. 3.1 Screening‐Verfahren zum Erkennen von Patienten mit arbeits‐ und berufsbezogenen Problemlagen In der medizinisch‐beruflich orientierten Rehabilitation werden Screening‐Verfahren u. a. dazu ein‐
gesetzt, um festzustellen, ob ein Rehabilitand arbeits‐ und berufsbezogene Rehabilitationsmaßnah‐
men benötigt. Werden durch das Screening Risiken für arbeits‐ und berufsbezogene Problemlagen entdeckt, sollen diese durch eine anschließende ausführlichere Diagnostik spezifiziert werden (vgl. Kap. 3.2). Die Screening‐Verfahren zur Ermittlung arbeits‐ und berufsbezogener Probleme können zum einen vor der Rehabilitation bei der sozialmedizinischen Begutachtung durch die Leistungsträger eingesetzt werden, um eine bedarfsgerechte Zuweisung des Antragstellers zu ermöglichen. Zum anderen kön‐
nen sie kurz vor bzw. zu Beginn der Rehabilitation durch den Leistungserbringer verwendet werden, um die arbeits‐ und berufsbezogene Behandlung bedarfsgerecht zu steuern. 19 Für die Identifikation von arbeits‐ und berufsbezogenen Problemlagen in der medizinischen Rehabili‐
tation sind in jüngster Zeit drei Screening‐Instrumente entwickelt und validiert worden, welche hier kurz vorgestellt werden. Bei den Instrumenten handelt es sich um kurze Fragebögen, die von Patien‐
ten einfach und in weniger als fünf Minuten zu bearbeiten sind. Alle drei Verfahren sind unabhängig von der Art der Erkrankung einsetzbar (generisch). Beim Würzburger Screening (Löffler et al., 2009) handelt es sich um einen Fragebogen für den Ein‐
satz in Rehabilitationseinrichtungen mit neun Fragen zu den Themenbereichen „Subjektive Erwerbs‐
prognose“, „Berufliche Belastung“ und „Interesse an berufsbezogenen Therapieangeboten“. Ferner existiert eine Kurzfassung zur Verwendung innerhalb der sozialmedizinischen Begutachtung. Das Würzburger Screening wurde bisher bei der Reha‐Antragstellung wie auch bei kardiologisch, ortho‐
pädisch, pneumologisch und psychosomatisch erkrankten Patienten getestet. Es hat sich für alle ge‐
nannten Bereiche als tauglich erwiesen. Beispielfragen aus dem "Würzburger Screening" • Glauben Sie, dass Sie nach der Reha‐Maßnahme wieder an Ihrem bisherigen Arbeitsplatz tätig sein können? • Tragen Belastungen am Arbeitsplatz zu Ihren gesundheitlichen Beschwerden bei? • Haben Sie Interesse, berufliche Probleme im Rahmen der Reha‐Maßnahme zu bearbeiten? SIBAR, das Screening‐Instrument für Beruf und Arbeit in der Rehabilitation (Bürger & Deck, 2009), ist ein kurzer Screening‐Bogen, der mit elf Items auf eine DIN‐A4‐Seite passt. Eine längere Version um‐
fasst neben den wichtigsten demographischen Daten zusätzlich eine differenziertere Erfassung der beruflichen Belastungen und des subjektiven Bedarfs an unterschiedlichen berufsbezogenen Behand‐
lungsangeboten. SIBAR umfasst drei unabhängige Bestandteile des berufsbezogenen Behandlungs‐
bedarfs: „Sozialmedizinische Risikofaktoren“ (Frühberentungsrisiko), „Berufliche Problemlagen“ und „Subjektiver Bedarf an berufsbezogenen Reha‐Angeboten“. Das Verfahren wurde sowohl bei der Antragstellung als auch in orthopädischen, kardiologischen, onkologischen und psychosomatischen Reha‐Einrichtungen erprobt. Mit SIMBO‐C, einem Screening‐Instrument zur Feststellung des Bedarfs an Medizinisch‐Beruflich Orientierten Maßnahmen bei Patienten mit Chronischen Erkrankungen (Streibelt, 2009), werden sieben Kriterien zur Beeinträchtigung beruflicher Teilhabe abgefragt: sozialmedizinische Parameter, subjektive berufliche Prognose, berufsbezogene Therapiemotivation und Alter. SIMBO‐C fand bisher in der Orthopädie, Psychosomatik und Inneren Medizin Anwendung. Auf der Homepage „Arbeits‐ und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation“ des Arbeitsbereichs Rehabilitationswissenschaften der Universität Würzburg können die genannten Screeningverfahren kostenlos heruntergeladen werden: www.medizinisch‐berufliche‐orientierung.de/diagnostik‐screening 20 Verwendete Literatur Bürger, W. & Deck, R. (2009). SIBAR – ein kurzes Screening‐Instrument zur Messung des Bedarfs an berufsbezogenen Behandlungsangeboten in der medizinischen Rehabilitation. Die Rehabilitati‐
on, 48, 211‐221. Löffler, S., Wolf, H.D., Neuderth, S. & Vogel, H. (2009). Screening‐Verfahren in der medizinischen Rehabilitation. In A. Hillert, W. Müller‐Fahrnow & F.M. Radoschewski (Hrsg.), Medizinisch‐
beruflich orientierte Rehabilitation (S. 133‐140). Köln: Deutscher Ärzte Verlag. Streibelt, M., Gerwinn, H., Hansmeier, T., Thren, K. & Müller‐Fahrnow, W. (2007). SIMBO: Ein Scree‐
ning‐Instrument zur Feststellung des Bedarfs an medizinisch‐beruflich orientierten Maßnah‐
men in der medizinischen Rehabilitation ‐ Analysen zur Konstruktvalidität und Prognosegüte. Die Rehabilitation, 46, 266‐275. Weiterführende Literatur Biefang, S., Potthoff, P., Bellach, B., Ziese, T. & Buschmann‐Steinhage, R. (1996). Prädiktoren des Re‐
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lung prognostischer Indikatoren für die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit im Verlauf der stationären Behandlung von psychosomatischen Erkrankungen. Praxis Klinische Verhaltensme‐
dizin und Rehabilitation, 30, 139‐147. 23 3.2 Diagnostische Instrumente im Kontext arbeits‐ und berufsbezogener Maßnahmen Im Kontext arbeits‐ und berufsbezogener Orientierung in der medizinischen Rehabilitation werden verschiedene diagnostische Instrumente eingesetzt. Eine patientenorientierte arbeits‐ und berufsbe‐
zogene Therapie setzt eine intensivierte Diagnostik voraus. An der Diagnostik in der medizinischen Rehabilitation sind meist verschiedene Berufsgruppen (wie z. B. Ergotherapeuten, Sporttherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter und Ärzte) beteiligt. Art und Ausmaß der Diagnostik hängen von der indi‐
viduellen Problemlage des Rehabilitanden ab. Die im Folgenden genannten Assessments sind als Beispiele zu verstehen – es wurden Instrumente ausgewählt, die häufig im Kontext arbeits‐ und be‐
rufsbezogener Maßnahmen von Kliniken eingesetzt werden. Die Auflistung der Assessments erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die genannten Verfahren stellen zudem keine Empfehlung dar. Sie sind sowohl einzeln als auch in Kombination anwendbar. 3.2.1 Erfassung der Motivation Für eine erfolgreiche Durchführung arbeits‐ und berufsbezogener Maßnahmen ist die Motivation von Rehabilitanden, sich während der medizinischen Rehabilitation mit ihrer beruflichen Problemlage und dem Thema „Arbeit und Beruf“ auseinander zu setzen, entscheidend. Diese Motivation kann jedoch nicht immer vorausgesetzt werden, sondern muss ggf. durch Maßnahmen der Motivations‐
förderung gezielt geschaffen werden (vgl. hierzu Kapitel 4). Um Rehabilitanden zu identifizieren, bei denen die Motivationsarbeit notwendige Voraussetzung für eine arbeits‐ und berufsbezogene Thera‐
pie ist, können Verfahren zur Erfassung der Rehabilitations‐/Behandlungsmotivation eingesetzt wer‐
den. Mittlerweise wurden hierzu verschiedene Verfahren entwickelt, wobei spezifische Instrumente zur Erfassung der berufsbezogenen Therapiemotivation die Ausnahme darstellen. Im Folgenden wer‐
den vier Verfahren näher vorgestellt. Fragebogen zur Erfassung der berufsbezogenen Therapiemotivation (FBTM) (Zwerenz & Beutel, 2006; Zwerenz et al., 2005) Mit der Entwicklung des FBTM sollte die bestehende Lücke bezüglich der spezifischen Erfassung der berufsbezogenen Therapiemotivation geschlossen werden. Deren Erfassung ist u. a. für eine gezielte‐
re Zuweisung zu berufsbezogenen Behandlungsangeboten von Relevanz. Sie ist zudem wichtig, da berufliche Belastungen und Konfliktsituationen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Bewälti‐
gung von chronischen Erkrankungen spielen und den Patienten oft die Bereitschaft fehlt, berufsbe‐
zogene Themen während ihres Rehabilitationsaufenthaltes zu bearbeiten, Zur Fragebogenentwicklung wurden vorhandene Fragebögen zur allgemeinen Psychotherapie‐ und Reha‐Motivation herangezogen, ergänzt durch die berufliche Perspektive. Die endgültige Version des FBTM besteht aus 24 Items, welche sich auf die Skalen „Veränderungsabsicht (sieben Items)“, „Ren‐
tenbegehren“ (sieben Items), „Negative Behandlungserwartungen“ (fünf Items) und „Aktive Bewälti‐
gungsorientierung“ (fünf Items) verteilen (siehe Tabelle 3.1). 24 Tab. 3.1: Beispielitems für die Subskalen des FBTM Beispielitem Subskala In der Klinik hoffe ich, Möglichkeiten zur 1. Veränderungsabsicht Bewältigung meiner Arbeitsprobleme zu finden. Wenn ich jetzt wählen könnte, würde ich lieber krankge‐
schrieben oder früh berentet werden als (wieder) zu arbeiten. 2. Rentenbegehren Es hat wenig Sinn, über die Arbeit zu reden. 3. Negative Behandlungserwartungen Ich habe mich vor Beginn meines Aufenthaltes über die Kli‐
nik informiert. 4. Aktive Bewältigungsorientierung Der FBTM wurde für die psychosomatische Rehabilitation entwickelt und in weiteren Studien für die Indikationen Orthopädie und Kardiologie eingesetzt (Zwerenz et al. 2008). Die Skala „Veränderungs‐
absicht“ des FBTM trägt zu einer sehr guten Verbesserung der Vorhersage des Erwerbsstatus ein Jahr nach Entlassung aus der Klinik bei (prädiktive Validität). Fragebogen zu rehabilitationsbezogenen Erwartungen und Motivationen (FREM‐17, FREM‐8) (Deck, 2006; Deck et al., 1998) Der FREM stellt eines der ersten Verfahren zur Erfassung der Reha‐Motivation dar. Der Fragebogen ist als Selbstbeurteilungsinstrument konzipiert und besteht aus 17 Items, die zu vier Skalen aufsum‐
miert werden (Erholung, Gesundheit, Krankheitsbewältigung, Rente). Die Reha‐Motivation wird in diesem Instrument über die Erwartungen des Rehabilitanden an die Rehabilitationsbehandlung er‐
fasst. Die Validierung des Instruments erfolgte an einer Stichprobe von Rehabilitanden mit chroni‐
schen Rückenschmerzen. Die Kurzform des Fragebogens (FREM‐8) umfasst acht Items und wurde an einer indikationsübergreifenden Rehabilitandenstichprobe entwickelt. Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha‐Motivation (PAREMO, PAREMO‐20) (Hafen et al. 2001; Kriz et al., 2006) Der Fragebogen zur Patienten‐Rehabilitationsmotivation basiert auf einem theorieübergreifenden Konzept. Motivation wird dabei als ein mehrdimensionales Konstrukt erfasst. Durch den Fragebogen wird erhoben, ob und wodurch ein Patient motiviert ist, an einer Rehabilitationsmaßnahme aktiv teilzunehmen. Ferner kann der Anteil des Behandlungserfolges, der auf die aktive Beteiligung des Patienten an den rehabilitativen Maßnahmen zurückgeführt werden kann, vorhergesagt werden. Der PAREMO‐20 besteht aus 20 Items, die den sechs Skalen „Seelischer Leidensdruck“, „Körperbedingte Einschränkungen“, „Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn“, „Änderungsbereitschaft“, „Infor‐
mationsstand bzgl. Reha‐Maßnahmen“ und „Skepsis“ zugeordnet werden. Der Fragebogen wurde an mehreren Stichproben aus Patienten der kardiologischen, orthopädischen und psychosomatischen 25 Rehabilitation konstruiert und validiert. Es liegen Normen für die Indikationsgebiete Orthopädie, Kardiologie, Onkologie, Psychosomatik und Pneumologie vor. Diagnostikinstrument für Arbeitsmotivation (DIAMO) (Ranft et al., 2009) Das DIAMO dient der multidimensionalen Erfassung berufsbezogener Motivationsstrukturen. Es han‐
delt sich um ein generisches Selbstbeurteilungsverfahren, das arbeitsbezogene Motive, Einstellungen und trait‐gebundene Verhaltensmuster misst. Das Instrument gibt einen differenzierten Einblick in die berufliche Motivationsstruktur von Rehabilitanden, so dass Stärken und Schwächen identifiziert werden können. Dies verschafft diagnostische Ansatzpunkte für ggf. notwendige motivationale Inter‐
ventionen oder Beratungen zur Motivationsförderung. Das DIAMO beinhaltet drei zentrale Konzepte, „Motivationales Selbstbild“, „Motivationale Handlungsentwürfe“ und „Motivationale Passung“, de‐
nen insgesamt zehn Skalen (mit insgesamt 59 Items) zugeordnet sind. 3.2.2 Einschätzung der funktionellen Leistungsfähigkeit, Profilvergleichsverfahren, Ermittlung funktionaler Beeinträchtigungen Zur objektiven Erfassung der individuellen arbeitsbezogenen funktionellen Leistungsfähigkeit wurden v. a. im englischsprachigen Raum Testverfahren entwickelt, die unter der Bezeichnung FCE‐Systeme (functional capacity evaluation) Einzug in die medizinische Rehabilitation gefunden haben (vgl. Erb‐
stößer et al., 2003; Erbstößer, 2004). FCE‐Systeme messen die individuelle Fähigkeit (capacity) eines Rehabilitanden, Anforderungen einer bestimmten Arbeitstätigkeit zu erfüllen und beinhalten neben standardisierten körperlich orientierten Testaufgaben auch anamnestische Erhebungen, Interview‐
elemente und Beobachtungen. Die möglichst realitätsgerechte Beurteilung der Arbeitsfähigkeiten von Rehabilitanden bezieht sich schwerpunktmäßig auf häufig vorkommende physische Aspekte der Arbeit (z. B. Heben, Tragen) und erfolgt über standardisierte Leistungstests. Laut Schreiber und Mitautoren (2000) sollten FCE‐Systeme nicht als alleinige Bewertung der funktio‐
nellen Leistungsfähigkeit eines Patienten angesehen werden, sondern sollten durch klinische Unter‐
suchungen, weitere Funktionsmessungen und patientenzentrierte Variablen ergänzt werden. Auch der relativ hohe finanzielle und personelle Aufwand macht einen gezielten Einsatz erforderlich. Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit (nach Isernhagen) (EFL) (Isernhagen et al., 1999; Kaiser et al., 2000a) Die Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit ermöglicht eine objektivierte Beurteilung der funktionellen Leistungsfähigkeit. Bei den physischen Tests wird der Rehabilitand zum einen bis zu seiner Leistungsgrenze belastet („psychophysische Tests“), zum anderen wird die maximale Leis‐
tungsfähigkeit innerhalb einer ergonomischen Testausführung ermittelt („kinesiophysische Tests“). Das EFL‐Bewertungssystem beruht auf der kinesiophysischen Methodik. Die gesamte Testbatterie umfasst 29 standardisierte funktionelle Leistungstests (z. B. Heben, Tragen, Arbeiten über Kopfhöhe, 26 Leiter steigen, Handkoordination). Die reine Testdurchführung dauert fünf bis sechs Stunden und wird auf zwei Tage aufgeteilt. Die individuelle Belastbarkeit des Rehabilitanden in den einzelnen Tests wird in eine EFL‐Tabelle ein‐
getragen. Es wird die geschätzte Belastbarkeit während eines achtstündigen‐Arbeitstags ermittelt und in ein Leistungsprofil überführt. Das Leistungsprofil wird dem arbeits‐ und berufsbezogenen An‐
forderungsprofil (der jeweiligen Arbeitsstelle des Rehabilitanden) gegenübergestellt („Job Match“), wobei Defizite und Fertigkeiten des Rehabilitanden deutlich werden. In das Anforderungsprofil kön‐
nen Angaben des Rehabilitanden und seines Arbeitgebers eingehen. Der Beobachtung des Rehabili‐
tanden in der Testsituation (z. B. bzgl. des Umgangs mit Beschwerden) kommt eine wichtige Rolle zu. Da die Bereitschaft von Rehabilitanden, sich zu belasten bzw. eine Arbeitstätigkeit aufzunehmen, auch in wesentlichem Maß von der subjektiven Leistungsfähigkeit abhängt, werden die physischen Leistungstests durch eine standardisierte Selbsteinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit (PACT‐
Test; Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, 1996) ergänzt. Anhand von Bildern mit typischen Arbeitssituationen soll der Rehabilitand seine Leistungsfähigkeit einschätzen. Es wird emp‐
fohlen, einen Vergleich der subjektiven Leistungsfähigkeit vor und nach den Tests mit den tatsächli‐
chen Testergebnissen vorzunehmen, um Unter‐ und Überschätzungen zu erkennen. Die Testergeb‐
nisse werden in einem standardisierten Testbericht festgehalten, der auch Angaben zur Verhaltens‐
beobachtung umfasst. Die Einführung der Methode und die Beteiligung an EFL‐Kursen setzt den Erwerb einer Lizenz der EFL Akademie voraus (www.efl‐akademie.de). ERGOS® (Kaiser et al., 2000b) Bei Ergos® handelt es sich um einen psychophysischen Test. Zielparameter ist die maximale Leis‐
tungsfähigkeit (ohne ausdrückliche Berücksichtigung ergonomischer Aspekte). Ergos® umfasst 42 Einzeltests zu den Aspekten Kraft, Körperbeweglichkeit, Arbeitsausdauer, Arbeitsschnelligkeit und Arbeitsgenauigkeit. Es erfolgt ein Vergleich der individuellen Leistung mit einer Liste von Anforde‐
rungsprofilen verschiedener beruflicher Tätigkeiten, die im System hinterlegt sind. Eine detaillierte Beschreibung des Verfahrens geben Kaiser und Mitarbeiter (2000b). Weitere Infor‐
mationen finden sich unter folgenden Internetadressen: www.simwork.com/products/ergos/ergos.htm www.ergosarbeitssimulator.de SAPPHIRE Arbeitskapazitäten System (Simwork Systems / Work Recovery Europe BV) Beim SAPPHIRE Arbeitskapazitäten System handelt es sich um einen Arbeitssimulator, der die Tes‐
tung des körperlichen Arbeitsvermögens eines Rehabilitanden (der „Performance“) zum Ziel hat. Die objektive Untersuchung der körperlichen Leistungsfähigkeit eines Probanden kann sich sowohl auf 27 allgemeine Anforderungen von Arbeitsplätzen als auch auf spezifische Anforderungen bestimmter Arbeitsplätze beziehen. In der Testung muss der Rehabilitand Leistung in Form von körperlichen Arbeitsaktivitäten erbringen. Die Durchführung besteht aus standardisierten Tests, die definierte Arbeitsaktivitäten umfassen. Die Standardisierung der Testaufgaben wird durch eine entsprechende Ausstattung (verstellbare Unter‐
teile, Gewichts‐ und Höheneinstellungen) unterstützt. Die Messung erfolgt auf Funktionalitätsebene, d. h. es geht bei den Tests darum, eine Funktion zu erfüllen (z. B. Arbeiten in gebückter, hockender, kniender Haltung). Die Leistung des Probanden wird mit Kriterien (Standard‐Arbeitsanforderungen bzw. die im entsprechenden Beruf benötigten Fähigkeiten) verglichen. Auch das Arbeitstempo wird in der Testung berücksichtigt (Messung der Effektivität/Produktivität). Die Schwerpunkte einzelner Untertests liegen in den Bereichen Kraft, Ausdauer und körperliche Flexibilität. Diese Aspekte werden auch in Kombination miteinander getestet. Der SAPPHIRE sollte als Teil eines umfassenden Assessment‐Prozesses eingesetzt werden, in dem auch andere für die Arbeit wichtige Aspekte erfasst werden. Weiterführende Informationen zum Verfahren finden sich unter: http://www.simwork.com/products/sapphire/sapphire.htm Integration von Menschen mit Behinderungen in die Arbeitswelt (IMBA) (IMBA‐Projektteam, 2000) Bei IMBA handelt es sich um ein Profilvergleichsverfahren, bei dem Fähigkeits‐ und Anforderungspro‐
file gegenübergestellt werden. IMBA ist ein Fragebogenverfahren und kann als ergänzendes System zu EFL oder Ergos® eingesetzt werden. Es erlaubt die Erstellung eines Fähigkeitsprofils und den Ab‐
gleich mit den Anforderungen am Arbeitsplatz. IMBA umfasst folgende Merkmalskomplexe: Körper‐
haltung, Körperfortbewegung, Körperteilbewegung, Informationsaufnahme und ‐abgabe, komplexe physische Merkmale, Umgebungseinflüsse, Arbeitssicherheit, Arbeitsorganisation und psychologi‐
sche Merkmale. Merkmalsprofile zur Eingliederung Leistungsgewandelter und Behinderter in Arbeit (MELBA) (Föhres et al., 2003) Bei MELBA handelt es sich um ein vorrangig psychologisches Erhebungsverfahren. Es basiert eben‐
falls auf dem Vergleich von Fähigkeiten und Anforderungen (Profilvergleich), legt aber den Schwer‐
punkt auf psychologische Schlüsselqualifikationen. Funktionsfragebogen Hannover (FFbH) (Kohlmann & Raspe, 1996) Der Funktionsfragebogen Hannover ist ein Selbstbeurteilungsverfahren zur Erfassung der funktiona‐
len Kapazität bei alltäglichen Aktivitäten bei Personen mit muskuloskeletalen Erkrankungen (Rücken‐
schmerzen, Gelenkerkrankungen, Arthrose). Es liegen verschiedene Versionen zur Erfassung funktio‐
naler Beeinträchtigungen vor: 28  FFbH‐P – Polyartikuläre Gelenkerkrankung: Erfassung funktioneller Beeinträchtigungen der Hände sowie von Komplexbewegungen (z. B. bei Polyarthritis) anhand von 12 Items  FFbH‐R – Rückenschmerz: Erfassung funktioneller Beeinträchtigungen komplexer Bewegungen bei Rückenschmerzen anhand von 12 Items  kombinierte Version (FFbH‐P+R), die 18 Items umfasst  FFbH‐OA – Osteoarthrose: Erfassung funktioneller Beeinträchtigungen bei Arthrosen anhand von 18 Items Es wird jeweils ein Gesamtindex berechnet, der die Funktionskapazität widerspiegelt. Disabilities of the Arm, Shoulder, and Hand Questionnaire, deutsche Version (DASH) (Germann et al., 1999, 2003) Beim DASH handelt es sich um ein Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung von Symptomen und funktionellen Einschränkungen bei muskuloskeletalen Erkrankungen im Bereich der oberen Extremi‐
täten. Die Originalversion des DASH wurde auf der Grundlage der ICIDH (Vorläufer der ICF) konzipiert und umfasst Items aus den Bereichen „Körperfunktionen und ‐strukturen“ sowie „Aktivitäten und Partizipation“. Der DASH besteht aus 30 Items, die sich auf die Bereiche „körperliche Funktionsfähigkeit“, „Sympto‐
me“ und „soziale Partizipation“ beziehen. Die Items werden im Hinblick auf die Schwierigkeiten bei der Ausübung der jeweiligen Aktivitäten beantwortet. Es erfolgt die Berechnung eines Gesamtwerts, der den Grad der Einschränkung wiedergibt. Einige Beispielitems sind in Tabelle 3.2 aufgeführt. Tab. 3.2: Beispielitems aus dem DASH. Beispielitem Bereich Eine Einkaufstasche oder einen Aktenkoffer tragen Körperliche Funktionsfähigkeit Schmerzen in Schulter, Arm oder Hand während der Ausführung einer bestimmten Tätigkeit Symptome In welchem Ausmaß haben Ihre Schulter‐, Arm‐ oder Handprob‐
leme Ihre normalen sozialen Aktivitäten mit Familie, Freunden, Nachbarn oder anderen Gruppen während der vergangenen Wo‐
che beeinträchtigt? Soziale Partizipation Die Kurzform QuickDASH umfasst elf Items. Bei Bedarf können zusätzlich zwei optionale Module mit jeweils vier Items eingesetzt werden; mit diesen werden Symptome bzw. funktionelle Einschränkun‐
gen bei Personen, deren Tätigkeit ein hohes Maß an Leistungsfähigkeit der oberen Extremitäten er‐
fordert (z. B. Sportler), erfasst. 29 Das Instrument sowie weiterführende Informationen (auf Englisch) können unter folgender Internet‐
adresse heruntergeladen werden: www.dash.iwh.on.ca Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index, deutsche Version (WOMAC) (Stucki et al., 1996) Der WOMAC ist ein Selbstbeurteilungsinstrument, mit dem Symptome und funktionelle Einschrän‐
kungen bei Arthrosepatienten (Gon‐, Coxarthrose) erfasst werden können. Die 24 Items des Frage‐
bogens verteilen sich auf die Bereiche „Schmerz“, „Steifigkeit des Gelenks“, „körperliche Tätigkeit“ und beziehen sich jeweils auf das betroffene Knie bzw. die betroffene Hüfte. Es sind die Berechnung von Mittelwerten für die drei Subskalen wie auch die Ermittlung eines Globalindex möglich. 3.2.3 Ermittlung kognitiver, behavioraler und psychosozialer Beeinträchtigungen Im Kontext arbeits‐ und berufsbezogener Problemlagen können sich verschiedene Beeinträchtigun‐
gen und Belastungen auf der psychosozialen, kognitiven und/oder Verhaltensebene zeigen; diese können vorausgehende Bedingungen, Auslöser, Korrelate oder Auswirkungen der beruflichen Prob‐
lemsituation sein . Ihre Erfassung und Bearbeitung im Rahmen der Rehabilitation stellt einen wesent‐
lichen Baustein dar. Fear Avoidance Beliefs Questionnaire, deutsche Version (FABQ‐D) (Pfingsten et al., 1997; Pfingsten, 2004) Der Fear Avoidance Beliefs Questionnaire (FABQ‐D) ist ein 16 Items umfassendes Selbstbeurteilungs‐
verfahren, mit dem schmerzbezogene Vorstellungen und Befürchtungen von Patienten mit chroni‐
schen (Rücken‐)Schmerzen erfasst werden. Es handelt sich um die deutsche Version eines von Waddell und Mitarbeitern (1993) entwickelten Instruments, das auf dem „Fear‐Avoidance“‐Modell basiert. Diesem zufolge bewirken Ängste und Befürchtungen, dass Bewegung und körperliche Aktivi‐
tät mit Schmerzen assoziiert sind oder diese verschlimmern können, eine Vermeidung von Bewegung und Belastung. Über negative Verstärkungsprozesse etabliert sich so ein generelles Vermeidungsver‐
halten bzgl. potenziell schmerzhafter Aktivitäten. Das Verfahren hat sich als prognostisch relevant bzgl. Variablen wie Arbeitsunfähigkeit und Beeinträchtigungserleben erwiesen. Die Items des FABQ‐D sind drei Subskalen zugeordnet: 
Annahmen bzgl. der Rolle von Beruf und Arbeitstätigkeit als Ursache von Rückenschmerzen (Faktor 1) 
Annahmen bzgl. der vermuteten Wiederaufnahme der Berufstätigkeit (Faktor 2) 
Annahmen bzgl. des Zusammenhangs von körperlicher Aktivität und Rückenschmerzen (Faktor 3) Die Items werden anhand einer 7‐stufigen Likertskala von 0 = „stimmt gar nicht“ bis 6 = „stimmt ganz genau“ beantwortet. Einige Beispielitems sind in Tabelle 3.3 aufgeführt. 30 Tab. 3.3: Beispielitems für die Subskalen des FABQ‐D Beispielitems Subskala Durch meine Arbeit wurden meine Schmerzen verstärkt Meine Arbeit könnte meinen Rücken schädigen Mit meinen augenblicklichen Schmerzen sollte ich meine gegenwärtige Arbeit eigentlich nicht ausüben Ich glaube nicht, dass ich meine jetzige Arbeitstätigkeit überhaupt wieder aufnehmen kann Körperliche Aktivitäten verstärken meine Schmerzen Körperliche Aktivitäten können meinem Rücken schaden 1. Annahmen bzgl. der Rolle von Beruf und Arbeitstätigkeit als Ursache von Rückenschmerzen 2. Annahmen bzgl. der vermuteten Wiederaufnahme der Berufstätigkeit 3. Annahmen bzgl. des Zusammenhangs von körperlicher Aktivität und Rücken‐
schmerzen Arbeitsbezogenes Verhaltens‐ und Erlebensmuster (AVEM) (Schaarschmidt & Fischer, 2006) Der AVEM ist ein Selbsteinschätzungsfragebogen, der für den Einsatz im Rahmen arbeits‐ und gesundheitspsychologischer Fragestellungen gedacht ist. Das Verfahren erlaubt Aussagen über gesundheitsförderliche Verhaltens‐ und Erlebensmuster bei der Bewältigung von Arbeits‐ und Be‐
rufsanforderungen. Es werden dabei vier solcher Muster unterschieden: Muster G (Engagement, Widerstandskraft und Wohlbefinden), Muster S (Schonung), Risikomuster A (Selbstüberforderung) und Risikomuster B (Überforderung und Resignation). Während Muster G gesundheitsförderliches Verhalten und Erleben anzeigt, weisen die Muster A und B auf unterschiedliche Gesundheitsgefähr‐
dungen hin. Muster S wiederum ist weniger unter Gesundheits‐, sondern mehr unter Motivationsas‐
pekten von Interesse. Die 66 Items des Fragebogens verteilen sich auf elf Dimensionen (siehe Tabelle 3.4), die zu den drei Bereichen „Arbeitsengagement“, „Widerstandskraft“ und „Wohlbefinden/psychologischer Schutzfak‐
tor“ zusammengefasst werden können. Die Auswertung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst werden die Skalenwerte ermittelt, dann die Wahrscheinlichkeiten für die Zugehörigkeit zu den vier Mustern G, S, A und B berechnet. 31 Tab. 3.4: Beispielitems für die Dimensionen des AVEM Beispielitem Dimension Die Arbeit ist für mich der wichtigste Lebensinhalt. 1. Subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit Ich möchte beruflich weiter kommen, als es die meisten meiner Bekannten geschafft haben. 2. Beruflicher Ehrgeiz Wenn es sein muss, arbeite ich bis zur Erschöpfung. 3. Verausgabungsbereitschaft Was immer ich tue, es muss perfekt sein. 4. Perfektionsstreben Nach der Arbeit kann ich ohne Probleme abschalten. 5. Distanzierungsfähigkeit Wenn ich keinen Erfolg habe, resigniere ich schnell. 6. Resignationstendenz bei Misserfolg Nach Misserfolgen sage ich mir: Jetzt erst recht! 7. Offensive Problembewältigung Mich bringt so leicht nichts aus der Ruhe. 8. Innere Ruhe und Ausgeglichenheit Mein bisheriges Berufsleben war recht erfolgreich. 9. Erfolgserleben im Beruf Im Großen und Ganzen bin ich glücklich und zufrieden. 10. Lebenszufriedenheit Mein Partner/meine Partnerin zeigt Verständnis für meine Arbeit. 11. Erleben sozialer Unterstützung Fragebogen zur Messung beruflicher Gratifikationskrisen (Effort/Reward Imbalance Questionnaire, ERI) (Rödel et al., 2004) Beim ERI handelt es sich um ein Selbstbeurteilungsverfahren zur Erfassung von arbeits‐ und berufs‐
bezogenen Stresserfahrungen i. S. beruflicher Gratifikationskrisen. Diese werden anhand von 22 Items erfasst, die sich wie folgt verteilen (siehe Tabelle 3.5): 
geforderte Verausgabung bei der Arbeitstätigkeit 
erfahrene oder erwartete Gratifikationen 

Bezahlung und beruflicher Aufstieg 
Wertschätzung 
Arbeitsplatzsicherheit berufliche Verausgabungsneigung Dem Fragebogen liegt das Modell beruflicher Gratifikationskrisen von Siegrist (1996, 2002) zugrunde. Dieses geht davon aus, dass ein Missverhältnis von hohen geleisteten arbeits‐ bzw. berufsbezogenen Verausgabungen einerseits und niedriger Gratifikation (Belohnungen in Form von Bezahlung, Wert‐
schätzung, beruflichem Aufstieg, Arbeitsplatzsicherheit) andererseits zu Stresserleben und gesund‐
heitlichen Beeinträchtigungen führt. Diese fallen umso stärker aus, je höher die geleistete Verausga‐
32 bung im Verhältnis zu den erfahrenen Gratifikationen ist. Außerdem wird im Modell angenommen, dass ein höheres Belastungs‐ bzw. Krankheitsrisiko dann besteht, wenn eine hohe berufliche Veraus‐
gabungsneigung vorliegt. Tab. 3.5: Beispielitems für die Subskalen des ERI Beispielitems Dimension häufig großer Zeitdruck Verausgabung bei der Arbeitstätigkeit viel Verantwortung schlechte Aufstiegschancen Gratifikationen: Bezahlung und berufli‐
cher Aufstieg der Leistung angemessenes Gehalt Anerkennung von Vorgesetzten Gratifikationen: Wertschätzung angemessene Unterstützung in schwierigen Situationen Verschlechterung der Arbeitsplatzsituation zu erwarten Gratifikationen: Arbeitsplatzsicherheit Arbeitsplatz gefährdet Nahestehende sagen, ich opfere mich zu sehr auf berufliche Verausgabungsneigung Arbeit geht mir nachts im Kopf herum Die Items werden anhand eines fünfstufigen Antwortformats bearbeitet, mit dem das Ausmaß der wahrgenommenen Verausgabung bzw. Belohnung eingeschätzt wird (von 1 = „liegt vor, belastet sub‐
jektiv gar nicht“ bis 5 = „sehr stark“). Die Subskala zur Verausgabungsneigung wird anhand einer vier‐
stufigen Likert‐Skala beantwortet (von 1 = „stimme nicht zu“ bis 4 „stimme voll zu“). Die Auswertung erfolgt über Summenwerte, die für die einzelnen Skalen gebildet werden; die Werte der Skalen „Ver‐
ausgabung“ und „Belohnung“ werden dabei durch Bildung eines Quotienten (Σ Verausgabung/Σ Be‐
lohnung) in Beziehung gesetzt. Je höher der Quotient ausfällt, umso größer ist das Ungleichgewicht zwischen hoher Verausgabung und niedriger Belohnung. Indikatoren des Reha‐Status (IRES‐3, IRES‐24) (Bührlen et al., 2005; Wirtz et al., 2005) Der IRES‐Fragebogen ist ein spezifisch für den Rehabilitationskontext entwickeltes, generisches Selbstbeurteilungsverfahren; er erfasst mittels 144 Items (IRES‐3) bzw. 24 Items (Kurzversion IRES‐
24) verschiedene Facetten des subjektiven Gesundheitsstatus und der Funktionsfähigkeit bei Patien‐
ten mit chronischen Erkrankungen. Die Kurzversion IRES‐24 wurde auf Basis der probabilistischen Testtheorie entwickelt und ist Rasch‐skaliert. Die Items des IRES verteilen sich auf die folgenden Di‐
mensionen (Tabelle 3.6): 33 Tab. 3.6: Dimensionen der IRES‐Fragebögen Dimension IRES‐3 IRES‐24 Somatische Gesundheit   Schmerzen   Funktionsfähigkeit im Alltag   Funktionsfähigkeit im Beruf  Psychisches Befinden   Soziale Integration  Gesundheitsverhalten  Krankheitsbewältigung  Für den Kontext der arbeits‐ und berufsbezogenen Orientierung in der medizinischen Rehabilitation ist (je nach Bedarf) die Verwendung verschiedener Subskalen von IRES‐3 oder IRES‐24 denkbar, etwa die Skala „Funktionsstatus im Beruf“ (nur IRES‐3). Ausführliche Informationen zu den Anwendungsbereichen und psychometrischen Eigenschaften des IRES geben Leonhart und Gerdes (2005) sowie Frey und Mitarbeiter (2007). Möglichkeiten zum Download der Instrumente finden sich unter: www.uniklinik‐freiburg.de/aqms/live/DLInstrumente.html www.uniklinik‐freiburg.de/aqms/live/IRES‐online.html Neuropsychologische Testverfahren Eine aktuelle Übersicht neuropsychologischer Testverfahren findet sich im Handbuch von Schelling und Mitarbeitern (2009). Informationen zu weiteren Assessment‐Verfahren können auf der Homepage des Instituts für Quali‐
tätssicherung in Prävention und Rehabilitation (iqpr) der Deutschen Sporthochschule Köln abgerufen werden: www.assessment‐info.de 34 Erfassung der Motivation (3.2.1) ‐ Verwendete Literatur Deck, R. (2006). Entwicklung und Validierung einer Kurzform des Fragebogens zu reha‐bezogenen Erwartungen und Motivationen (FREM‐8). Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 15, 175‐
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tungsprozesses. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 41, 13‐28. Zielke, M. & Leidig, S. (2006). KoBelA: Entwicklung und Validierung eines Fragebogens zur Erfassung der Kompetenzen und Belastungen am Arbeitsplatz. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 19, 184‐188. Zielke, M., Ciric, P. & Leidig, S. (2008). Risikotypen bei arbeitsbezogenen Verhaltens‐ und Erlebens‐
mustern und deren Bedeutung für Krankheitsverläufe und Behandlungsergebnisse in der psy‐
chosomatischen Rehabilitation. Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis, 40, 817‐827. www.assessment‐info.de (Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH (iqpr) an der Deutschen Sporthochschule Köln) 40 4. Förderung der Motivation von Rehabilitanden zur Auseinandersetzung mit arbeits‐ und berufsbezogenen Problemlagen Motivation ist die psychologische Wirkgröße, die individuelles Verhalten auf der Basis von Wünschen, Einstellungen, Werthaltungen und Bedürfnissen einer Person formt. Eine hinreichende Motivation ist die notwendige Voraussetzung, damit Menschen Vorhaben realisieren und bestimmte Dinge tun. Die Motivation, sich während der medizinischen Rehabilitation mit dem Thema Erwerbsleben auseinan‐
derzusetzen, kann jedoch nicht immer vorausgesetzt werden, sondern sollte bei Bedarf durch Maß‐
nahmen der Motivationsförderung gezielt geschaffen werden. Wichtig ist es, den Rehabilitanden dort abzuholen, wo er steht, sich also bei Interventionen daran zu orientieren, inwieweit der Rehabilitand schon zu einer Auseinandersetzung mit der beruflichen Prob‐
lematik bzw. entsprechenden Veränderungen bereit ist. Hierbei kann eine Orientierung an motivati‐
ons‐ bzw. gesundheitspsychologischen Modellen sinnvoll sein (z. B. am transtheoretischen Stufen‐
modell von Prochaska und DiClemente; vgl. Keller, 1999; Prochaska & Velicer, 1997). Ziel der Motivationsarbeit ist es, die Bereitschaft des Rehabilitanden zu fördern, arbeits‐ und berufs‐
bezogene Fragestellungen während der Rehabilitationsmaßnahme aufzugreifen und sich mit den individuellen Bedingungen der eingeschränkten Gesundheit in Hinblick auf das Arbeits‐ bzw. Er‐
werbsleben auseinander zu setzen. Insbesondere soll auch das Interesse gefördert werden, an ar‐
beits‐ und berufsbezogenen Problemen/Perspektiven unter den gegebenen Bedingungen der Aus‐
wirkungen von chronischer Erkrankung und Behinderung zu arbeiten. Rehabilitanden können so auf geplante arbeits‐ und berufsbezogene Maßnahmen (z. B. auf eine Belastungserprobung) vorbereitet werden, mit dem Ziel, die Compliance auf Seiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erhöhen und damit Maßnahmenabbrüchen entgegenzuwirken. Da der Erfolg einer späteren beruflichen Ein‐
gliederung die Umsetzung von Anregungen aus der Rehabilitation durch den Rehabilitanden voraus‐
setzt, ist auf die Motivationsförderung besonderer Wert zu legen. Die wichtigste Methode zur Motivationsförderung ist das persönliche Gespräch. Darüber hinaus kön‐
nen aber auch schriftliche Materialien (z. B. Informationen im Einladungsschreiben, Fragebogen zu Therapiezielen, Fragebogen zur berufsbezogenen Behandlungsmotivation, Informationsbroschüren), Vorträge, Psychoedukation und Gruppengespräche zum Einsatz kommen. Die Förderung der Motivation zur Auseinandersetzung mit der individuellen Berufs‐ und Arbeitssitua‐
tion kann auch bereits im Vorfeld der Rehabilitation beginnen. Wenngleich der Schwerpunkt der Motivationsförderung zu Beginn der Rehabilitationsbehandlung liegt, sollte das Thema während der gesamten Rehabilitation präsent sein. Möglichkeiten, die arbeits‐ und berufsbezogene Behandlungsmotivation zu fördern, sind beispiels‐
weise die folgenden: 41 Einladungsschreiben vor Beginn der Rehabilitation. Das Einladungsschreiben für den Rehabilitanden vor Beginn der Rehabilitationsbehandlung ist so gestaltet, dass keine falschen Erwartungen an die Behandlung generiert oder unterstützt werden. Informationen zum arbeits‐ und berufsbezogenen Angebot der Klinik. Informationsbroschüren zum arbeits‐ und berufsbezogenen Angebot der Klinik bieten dem Rehabilitanden die Möglichkeit, sich einen Überblick über die angebotenen Interventionen und die Ziele der Maßnahmen zu verschaffen. Eine entsprechende schriftliche Information dient auch dazu, „Kurerwartungen“ vorzubeugen. Thematisierung berufsbezogener Inhalte im Aufnahmegespräch und/oder im Rahmen eines Vor‐
trags. Dem gleichen Zweck dient die Erläuterung der Ziele der medizinischen Rehabilitation im Auf‐
nahmegespräch oder im Rahmen eines Vortrags zu Beginn der Rehabilitation. Konkrete arbeits‐ und berufsbezogene Zielformulierungen. Der Rehabilitand soll frühzeitig dazu angeregt werden, sich mit seiner Erwerbsperspektive auseinander zu setzen, Rehabilitationsziele für die individuellen arbeits‐ und berufsbezogenen Problemlagen zu definieren und dafür konkrete Ziel‐
formulierungen zu erarbeiten („Was möchte ich in der Reha bezogen auf mein Erwerbsleben errei‐
chen?“). Eine solche Zielklärung kann mit Hilfe von bereits vorab versendeten Fragebögen erfolgen und/oder im Gespräch mit dem Arzt oder Therapeuten. Auch im Rahmen von Vorstellungsrunden (z. B. auf Station) können arbeits‐ und berufsbezogene Ziele thematisiert werden. Des Weiteren ist im Rahmen der Gespräche des Sozialdienstes oder der Psychologie eine Motivationsförderung mög‐
lich, wenn mit dem Rehabilitanden beispielsweise besprochen wird, welche (u. a. beruflichen) Ziele angestrebt werden und welche Hilfen er dabei erhalten kann. Thematisierung von Motivation im Rahmen von psychotherapeutischen Gruppen. Auch im grup‐
pentherapeutischen Setting wird, v. a. in der Psychosomatik und bei Abhängigkeitserkrankungen, die Motivation (auch arbeits‐ und berufsbezogen) thematisiert. Partizipative Entscheidungsfindung. Im Sinne der partizipativen Entscheidungsfindung (Shared Decision Making) sollten alle Entscheidungen zu arbeits‐ und berufsbezogenen Maßnahmen gemein‐
sam getroffen werden. Es soll eine kooperative Einigung auf einen Behandlungsauftrag ermöglicht werden. Hierbei werden im Gespräch die Vorstellungen und Erwartungen des Rehabilitanden mit dem Rehabilitationsauftrag der Einrichtungen in Einklang gebracht (vgl. Neuderth, Lukasczik & Gerlich, 2010). Thematisierung berufsbezogener Inhalte im Rahmen von nicht speziell berufsbezogenen Trai‐
nings/Schulungen und in allen therapeutischen Disziplinen. Eine Motivationsförderung kann auch über Angebote erfolgen, die nicht als spezifische arbeits‐ und berufsbezogene Maßnahmen durchge‐
führt werden. So erlauben beispielsweise Trainings zur Stressbewältigung, Kommunikation und Sozia‐
len Kompetenz eine inhaltliche Ausgestaltung mit Berufsbezug; zum anderen ist ein Transfer der er‐
worbenen Fertigkeiten auf den beruflichen Kontext zu erwarten. Wenn in allen therapeutischen Disziplinen Fertigkeiten und Veränderungen des Rehabilitanden im‐
mer auch mit Blick auf den beruflichen Kontext betrachtet werden, wird die Auseinandersetzung mit berufsbezogenen Fragestellungen gefördert. Eine verstärkte Sensibilisierung im Reha‐Team für ar‐
42 beits‐ und berufsbezogene Aspekte kann erreicht werden, indem Rehabilitanden mit unklarer Moti‐
vationslage bezüglich ihrer beruflichen Perspektive in Teamsitzungen vorgestellt werden. Verwendete Literatur Keller, S. (Hrsg.). (1999). Motivation zur Verhaltensänderung. Das Transtheoretische Modell in For‐
schung und Praxis. Freiburg: Lambertus. Neuderth, S., Lukasczik, M. & Gerlich, C. (2010). Implementierung Partizipativer Entscheidungsfin‐
dung im Kontext berufsbezogener Maßnahmen in der medizinischen Rehabilitation. DRV‐
Schriften, 88, 275‐277. Prochaska, J. O. & Velicer, W. F. (1997). The transtheoretical model of health behavior change. Ame‐
rican Journal of Health Promotion, 12; 38‐48. Weiterführende Literatur Hanna, R., Fiedler, R.G., Dietrich, H., Greitemann, B. & Heuft, G. (2009). Zielanalyse und Zieloperationalisierung (ZAZO): Evaluation eines Gruppentrainings zur Förderung beruflicher Motivation. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 59, 1‐10. Glanz, K., Rimer, B.K. & Viswanath, K. (Eds.) (2008). Health behavior and health education: Theory, research, and practice. Hoboken, NJ: Jossey Bass. Lippke, S. & Renneberg, B. (2006). Theorien und Modelle des Gesundheitsverhaltens. In B. Renneberg & M. Hammelstein (Hrsg.), Gesundheitspsychologie (S. 35‐60). Berlin: Springer. Renner, B. & Weber, H. (2002). Gesundheitsbezogene Ziele und Erwartungen. In M. Jerusalem & H. Weber (Hrsg.), Psychologische Gesundheitsförderung (S. 17‐37). Göttingen: Hogrefe. 43 44 5. Arbeits‐ und berufsbezogene Interventionen in der medizinischen Rehabilitation Ziel arbeits‐ und berufsbezogener Interventionen ist es, arbeits‐ und berufsbezogene Problemlagen frühzeitig zu bearbeiten bzw. weiterführende Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben zeitnah einzu‐
leiten. Die in diesem Kapitel vorgestellten Interventionen basieren auf Ergebnissen verschiedener For‐
schungsprojekte. Im Rahmen des Förderschwerpunktes „Rehabilitationswissenschaften“ wurde bun‐
desweit das Angebot an arbeits‐ und berufsorientierten Interventionsmaßnahmen in der medizini‐
schen Rehabilitation erhoben (Neuderth et al., 2009). Gefragt wurde dabei nach Maßnahmen, die gezielt eingesetzt werden, um berufliche Schlüsselqualifikationen und Handlungskompetenzen zu verbessern (z. B. Kommunikations‐, Konflikt‐, Teamfähigkeitstraining), die die berufsbezogene Be‐
lastbarkeit, Ausdauer und Motivation steigern (z. B. Belastungserprobung) oder die der beruflichen Beratung, Interessensfindung und Vermittlung von Kontakten dienen (z. B. Hospitationen in Betrie‐
ben). Die von den Kliniken genannten Maßnahmen wurden inhaltsanalytisch kategorisiert und die Einrichtungen wurden in einer erneuten Befragung gebeten, die Inhalte ihrer Interventionen näher zu erläutern. Als Ergebnis zeigte sich ein breites Spektrum an Konzepten und Begrifflichkeiten, die sehr uneinheitlich verwendet werden. Unter der Perspektive transparenter Versorgungsstrukturen war es daher notwendig, einheitliche Beschreibungen und Definitionen für beruflich orientierte Interventionsmaßnahmen in der medizinischen Rehabilitation zu entwickeln. Aus dem anschließen‐
den Entwicklungsprozess sind folgende Kerngruppen beruflich orientierter Interventionen hervorge‐
gangen: 
Belastungserprobung 
Arbeitstherapie 
Arbeits‐ und berufsbezogene Einzelberatung 
Gruppen mit arbeits‐ und berufsbezogenen Themen 
Zusammenarbeit mit externen Institutionen Die nachfolgend aufgeführten Beschreibungen arbeits‐ und berufsorientierter Maßnahmen wurden im Rahmen des Projekts „Dissemination von Forschungsergebnissen zur beruflichen Orientierung“ mit Experten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen weiterentwickelt und abgestimmt. Eine Liste der an diesem Konsensprozess beteiligten Experten findet sich im Anschluss an das Vorwort auf den Sei‐
ten 4 und 5 dieses Buches. Verwendete Literatur Neuderth, S., Gerlich, C. & Vogel, H. (2009). Berufsbezogene Therapieangebote in deutschen Rehabi‐
litationskliniken: aktueller Stand. In A. Hillert, W. Müller‐Fahrnow & F.M. Radoschewski (Hrsg.), Medizinisch‐beruflich orientierte Rehabilitation (S. 185‐198). Köln: Deutscher Ärzteverlag.
45 5.1 Belastungserprobung Hintergrund Bei Belastungserprobungen (BE) kann zwischen einer internen (eher tätigkeitsspezifischen) und einer externen (eher berufsspezifischen) Form der Durchführung unterschieden werden. Während die interne BE in das Setting einer Rehabilitationsklinik eingebunden ist, erfolgt die externe BE vielfach in Kooperation mit Betrieben oder mit einem Berufsförderungswerk, wird aber von der Klinik aus initi‐
iert und supervidiert. Die interne BE gehört in allen Indikationen zum Standardangebot einer Reha‐
Klinik, wobei in der Psychosomatik zumeist externe BE durchgeführt werden. Die Durchführung einer externen BE sollte in Kooperation mit Betrieben vor Ort oder Berufsförderungswerken ermöglicht werden. In der Terminologie der ICF entspricht die interne BE eher einer Einschätzung der „Capacity“, d. h. der Leistungsfähigkeit unter Standard‐ oder Optimalbedingungen, während die externe BE stärker auf die Erfassung der „Performance“ (Leistung unter den realen Bedingungen der Berufsausübung) ausgerichtet ist. Ziele Bei einer BE handelt es sich im Allgemeinen um eine eher diagnostisch orientierte Maßnahme, die in erster Linie dazu dient, die persönliche psychische und physische Belastungsfähigkeit des Rehabili‐
tanden einzuschätzen. Dabei wird möglichst tätigkeits‐ bzw. berufsspezifisch entsprechend dem An‐
forderungsprofil erfasst, inwieweit das Leistungsprofil des Rehabilitanden den Anforderungen seiner Tätigkeit entspricht. Dies geschieht unter möglichst realitätsnahen Arbeitsbedingungen. Durch die BE wird eine Grundlage für die sozialmedizinische Leistungsbeurteilung geschaffen. Eine diagnostisch orientierte BE kann in der Klinik unter der Zielsetzung durchgeführt werden, die Möglichkeit einer Wiedereingliederung des Rehabilitanden zu prüfen, oder einen Ausgangspunkt für die Einleitung von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben darstellen. Mit einer BE können (insbesondere in der Psychosomatik und bei Abhängigkeitserkrankungen) aber auch therapeutische Ziele verfolgt werden. Das Erfahren und Aufzeigen vorhandener Fähigkeiten und Defizite unter realitätsnahen Bedingungen fördert die realitätsgerechte Selbsteinschätzung des Rehabilitanden. Darüber hinaus kann das Setting der BE zur Erprobung der in der Therapie erarbeite‐
ten adäquaten Verhaltensmuster genutzt werden (z. B. Verbesserung des Umgangs mit Leistungsan‐
forderungen und interaktionellen Konflikten). Die externe (berufsbezogene) BE wird auch bei Fragen der Eignung für ein bestimmtes Berufsfeld sowie der beruflichen Neu‐ und Umorientierung eingesetzt. 46 Wesentliche Inhalte Die Überprüfung bzw. Förderung tätigkeitsorientierter und sozialer Kernkompetenzen erfolgt klinik‐
intern in verschiedenen Arbeitsbereichen bzw. außerhalb der Klinik unter realen Arbeitsbedingungen in einem Betrieb oder einem Berufsförderungswerk. Die interne BE beinhaltet – über die Überprüfung kognitiver Grundfunktionen hinaus – tätigkeitsspe‐
zifisch beispielsweise Erprobungen an EDV‐Arbeitsplätzen, in Werkstätten, im Lager, in der Hauswirt‐
schaft, an kaufmännischen und gewerblichen Arbeitsplätzen oder auch im Außenbereich der Klinik. Standardisierte Bewertungsmodule in Anlehnung an das diagnostische Instrumentarium MELBA (Psy‐
chologische Merkmalprofile zur Eingliederung Behinderter in Arbeit)/IDA (Instrumentarium zur Diag‐
nostik von Arbeitsfähigkeiten) oder FCE‐Systeme (Functional Capacity Evaluation) sollten dabei zur Anwendung kommen (vgl. Kapitel 3.2.2). Die Diagnostik kann durch psychometrische Testverfahren (z. B. bzgl. Arbeitsmotivation) ergänzt werden. Im Rahmen der externen BE kann untersucht werden, ob der Rehabilitand den Anforderungen seines bisherigen Tätigkeitsfeldes noch gewachsen ist. Alternativ kann es darum gehen, ein neues Tätig‐
keitsfeld kennen zu lernen, wenn die alte Tätigkeit nicht mehr ausgeübt werden kann. Überprüft werden insbesondere die Dauerbelastbarkeit, das Verhalten bei Mehrfachanforderungen, Arbeits‐
verhalten und ‐leistung, Sozialverhalten sowie die psychische und körperliche Belastbarkeit des Re‐
habilitanden. Insbesondere in der Psychosomatik und bei Abhängigkeitserkrankungen geht es hierbei therapeutisch auch um die Förderung sozialer Kompetenzen im beruflichen Kontext, das Bearbeiten berufsrelevanter problematischer Verhaltensmuster, das Üben einer Alltagsdurchführung, die Ver‐
besserung der Stresskompetenz, das Knüpfen beruflich förderlicher Kontakte sowie die Steigerung der Motivation zum Erhalt des Arbeitsplatzes bzw. zu einer Bewerbung. Im Rahmen der BE erhält der Rehabilitand, soweit nötig, konkrete Hilfestellungen zum Umgang mit seiner Erkrankung am Arbeitsplatz. Durchführung Sowohl die interne als auch die externe BE werden von der Klinik organisiert, gesteuert und supervidiert. Die externe BE kann an eine interne BE anschließen oder auch unabhängig davon durchgeführt werden. Eine BE mit diagnostischem Schwerpunkt sollte relativ zu Beginn der Rehabilitation durchgeführt werden um weitere therapeutische Maßnahmen einleiten zu können. Eine BE kann in Frage kommen, wenn im Rahmen der Anamnese oder eines Screenings eine arbeits‐ und berufsbezogene Problemlage deutlich wird. Die BE wird im Allgemeinen als Einzelmaßnahme durchgeführt. Es können jedoch auch Kleingruppenarbeiten (z. B. projektorientierte Gruppe), insbe‐
sondere zur Erfassung sozialer Kompetenzen, sinnvoll sein. Bei einer BE mit therapeutischem Schwerpunkt (insbesondere in der Psychosomatik und bei Abhän‐
gigkeitserkrankungen) sind regelmäßig Einzeltermine bei einem Bezugstherapeuten (z. B. Psychologe, Sozialarbeiter, Sozialpädagoge) unabdingbar, um die Erkenntnisse aus dem Praktikum zu thematisie‐
47 ren bzw. um ggf. Probleme anzusprechen. Ergänzend können begleitende Therapiegruppen („Aufar‐
beitungsgruppen“) angeboten werden. Die Vorbereitung auf die Maßnahme erfolgt je nach Konzeption und Aufgabenverteilung in der Reha‐
bilitationsklinik im Rahmen der Psychologie, des Sozialdienstes oder der Ergotherapie/Arbeits‐
therapie. Nach Erhebung der Arbeits‐/Berufsanamnese (Anforderungsprofil) und ggf. ergänzender Testverfahren sowie einer medizinischen Untersuchung (Erfassung limitierender Faktoren) wird im Gespräch mit dem Rehabilitanden festgelegt, in welchem Erprobungsfeld die BE stattfinden soll. Es erfolgt eine Beobachtung des Rehabilitanden im Erprobungsfeld. Dies geschieht bei der internen BE an klinikinternen Arbeitsplätzen. Die externe BE umfasst dagegen die Mitarbeit in einem Betrieb (alternativ in einem Berufsförderungswerk) unter üblichen Arbeitsbedingungen. Die Mitarbeit ge‐
schieht in Form eines Praktikums oder einer Hospitation. Hierbei erfolgt im Allgemeinen eine syste‐
matische Steigerung des Stundenumfangs bis hin zu einem 8‐Stunden‐Arbeitstag. Oft wird in der Klinik Wert darauf gelegt, dass sich der Rehabilitand selbstständig schriftlich bei einem Betrieb be‐
wirbt, was aus zeitlichen Gründen nicht immer möglich ist. In diesem Fall vermittelt die Klinik den Kontakt zum Betrieb, und der Rehabilitand ist für das Vorstellungsgespräch verantwortlich. In multidisziplinären Teamkonferenzen werden zu Beginn der Maßnahme Fähigkeits‐/Defizitanalyse und Therapieplanung durchgeführt; während der Behandlung werden die Ziele bzw. die Zielerrei‐
chung regelmäßig überprüft und die Ziele ggf. modifiziert. Bei der externen BE erfolgt ggf. ein Be‐
triebsbesuch durch den Sozial‐ oder Arbeitstherapeuten mit Feedback für den Rehabilitanden und den Anleiter. Es wird empfohlen, die Praktikumsanleiter in den Betrieben in Form von Auswertungs‐
gesprächen in das Behandlungsteam einzubinden. Am Ende einer BE wird im Team eine abschließen‐
de sozialmedizinische Leistungsbeurteilung vorgenommen (ggf. mit Hilfe standardisierter Selbst‐ und Fremdbeurteilungsverfahren). Im Gespräch mit dem Rehabilitanden müssen die objektiven Ergebnis‐
se, die Ressourcen und Defizite des Rehabilitanden im Abgleich von Selbst‐ und Fremdbeobachtung besprochen werden. Hieraus ergeben sich die Inhalte für weiterführende Beratungen und weitere therapeutische Maßnahmen. Bei einer BE ist eine gute Vernetzung zwischen Leistungsträgern (Rentenversicherung, Arbeitsagen‐
tur), Rehabilitand und Klinik notwendig, um Maßnahmen, die sich ggf. aus der BE ergeben (z. B. Leis‐
tungen zur Teilhabe am Arbeitsleben), passgenau und zeitnah durchführen zu können. Je nach Ziel‐
setzung der BE (z. B. Vorbereitung von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben [LTA]), ist eine ab‐
schließende Reha‐Fachberatung notwendig. 48 Dauer Die Dauer einer BE kann sehr unterschiedlich sein und hängt sowohl von der Indikation als auch von der individuellen Situation des Rehabilitanden und der Zielsetzung der Maßnahme ab. Der tägliche Arbeitsumfang schwankt zwischen mindestens 3 Stunden bis hin zu maximal 8 Stunden. Bei somatischen Indikationen ist eine externe BE zumeist auf maximal 4 Tage begrenzt. In der Psy‐
chosomatik und bei Abhängigkeitserkrankungen sollten externe Belastungserprobungen über 2 bis 4 Wochen angestrebt werden. Zielgruppe Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden in berufsfähigem Alter, bei denen eine Einschränkung der Leistungsfähigkeit und der Belastbarkeit in ihrer derzeit ausgeübten Tätigkeit vorliegt, beruhend z. B. auf kognitiven Störungen, körperlichen Einschränkungen oder ungünstigem Arbeitsverhalten; bei Unklarheiten bei der sozialmedizinischen Beurteilung; bei länger andauernder Arbeitsunfähigkeit oder Langzeitarbeitslosigkeit. Die Maßnahme ist nicht sinnvoll bei im Vordergrund stehender akutmedizinischer Problematik mit mangelnder körperlicher Belastbarkeit, bei unzureichenden intellektuellen, visuellen und motori‐
schen Kompetenzen, bei einer Belastbarkeit von weniger als 3 Stunden sowie bei dauerhaft berente‐
ten Rehabilitanden. Die Maßnahme ist nicht geeignet für Patienten mit manifestem Rentenbegehren. Bei mangelnder Motivation des Rehabilitanden muss der BE eine Maßnahme vorangestellt werden, die geeignet ist, die Motivation des Rehabilitanden zu fördern (vgl. Kapitel 4). Beteiligte Berufsgruppen Mögliche an der Maßnahme beteiligte Berufsgruppen: Arzt (z. B. Arbeitsmediziner, prüft die Voraus‐
setzungen), Klinischer Psychologe, Psychotherapeut, Neuropsychologe, Psychologisch‐Technischer Assistent, Sozialarbeiter, Sozialpädagoge, Sozialtherapeut, Ergotherapeut, Arbeitstherapeut, Arbeits‐
pädagoge, Arbeitserzieher, Physiotherapeut, Sporttherapeut, Sprachtherapeut Notwendige Voraussetzungen Es sollte eine möglichst detaillierte Beschreibung des Arbeitsplatzes bzw. der Tätigkeit des betroffe‐
nen Rehabilitanden (z. B. Selbstauskunftsbogen zur beruflichen Belastung oder ausführliche Anforde‐
rungs‐ und Gefährdungsanalyse vom Arbeitgeber) vorliegen. Bei der internen BE sind geeignete tätigkeitsspezifische Erprobungsfelder (z. B. kaufmännisch, EDV, handwerklich, hauswirtschaftlich, Pflege) erforderlich. Ggf. können spezielle Inventare zur Messung der körperlichen Belastbarkeit (z. B. FCE‐Systeme), ergonomische und behindertengerecht ausgestat‐
te Modellarbeitsplätze notwendig sein. Für die externe BE müssen Kooperationen mit Betrieben oder einem Berufsförderungswerk beste‐
hen. 49 Literatur Bethge, M., Herbold, D., Trowitzsch, L. & Jacobi, C. (2010). Berufliche Wiedereingliederung nach einer medizinisch‐beruflich orientierten orthopädischen Rehabilitation: Eine clusterrandomisierte Studie. Die Rehabilitation, 49, 2‐12. Beutel, M. E., Dommer, T., Kayser, E., Bleichner, F., Vorndran, A., & Schlüter, K. (1999). Arbeit und berufliche Integration psychosomatisch Kranker. Nutzen und Indikation der beruflichen Belas‐
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chosomatisch Kranker ‐ Ergebnisse einer Verlaufsuntersuchung mit Teilnehmern der berufli‐
chen Belastungserprobung. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 42, 22‐27. Beutel, M., Zwerenz, R., Bleichner, F., Vorndran, A. & Knickenberg, R.J. (2005). Vocational training integrated into inpatient psychosomatic rehabilitation – short and long‐term results from a controlled study. Disability and Rehabilitation, 27, 891‐900. Hillert, A., Cuntz, U., Heldwein, C., Froben, B. & Fichter, M. (1998). Die berufliche Belastungserpro‐
bung im Rahmen klinisch‐stationärer Verhaltenstherapie: Praktische Durchführung, soziode‐
mographische und psychologische Charakteristika der Patienten als Verlaufsprädiktoren. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 42, 28‐34. Hillert, A., Staedtke, D. & Cuntz, U. (2002). Berufliche Belastungserprobung als integrierter Bestand‐
teil der verhaltenstherapeutisch‐psychosomatischen Rehabilitation: Theoretische Konzepte, real existierende Patienten und multiple Schnittstellen. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 58, 94‐100. Kayser, E. & Bloem, R. (2000). Berufliche Belastungserprobung als integrierter Bestandteil der psy‐
chosomatischen Rehabilitation. In Arbeitskreis Klinische Psychologie in der Rehabilitation ‐ Fachgruppe der Sektion Klinische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (Hrsg.), Kompetenz und Qualität klinischer Psychologie in der Rehabilita‐
tion, (S. 145‐165). Bonn: Deutscher Psychologen Verlag. Kayser, E., Zwerenz, R., Gustson, D., Vorndran, A. & Beutel, M. E. (2002). Schnittstellenproblematik am Beispiel der integrierten Beruflichen Belastungserprobung (BE). Praxis Klinische Verhal‐
tensmedizin und Rehabilitation, 58, 101‐106. Kieser, J., Schmidt, J., Krambeck, R., Nübling, R. & Wittmann, W. (2000). Psychosomatische Rehabili‐
tation mit integrierter Berufstherapie (berufliche Belastungserprobung): Ergebnisse einer Eva‐
luationsstudie. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 52, 48‐56. 50 Knisatschek, H. & Wohlfahrt, R. (2002). Medizinisch berufliche Belastungserprobung ‐ MBBE (Bad Krozingen). In Neuderth, S. & Vogel, H. (Hrsg.), Berufsbezogene Maßnahmen in der medizini‐
schen Rehabilitation ‐ bisherige Entwicklungen und aktuelle Perspektiven (S. 130‐133). Frank‐
furt: Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation. Staedtke, D. (2009). Evaluation der beruflichen Belastungserprobung in der stationären Psychothera‐
pie. Europäische Hochschulschriften. Reihe 6: Psychologie, Vol. 753. Bern/Berlin: Peter Lang Verlag, 51 5.2 Arbeitstherapie Ziele Bei der Arbeitstherapie5 handelt es sich um therapeutische Maßnahmen, die klinikintern durchge‐
führt werden. Sie gehören zum Standardangebot einer Reha‐Klinik. Ziel ist es, konkrete Hilfestellung für die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu leisten. Dies geschieht, auf die beruflichen Anforderungen (Kontextfaktoren) des Rehabilitanden bezogen, über die Förderung motorischer und mentaler Fertig‐
keiten und Funktionen sowie die Steigerung der psychischen und physischen Belastbarkeit. Wesentliche Inhalte Mögliche Inhalte sind das Training tätigkeits‐ und berufsspezifischer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dies beinhaltet: Motivationsförderung, Förderung körperlicher Fähigkeiten durch das Training ar‐
beitsüblicher Bewegungsabläufe (z. B. im Hinblick auf körperliche Belastbarkeit, Feinmotorik, Ge‐
schicklichkeit), Förderung mentaler Fähigkeiten (z. B. Auffassung, Aufmerksamkeit, Konzentration, Umstellungsfähigkeit, Lernen, Vorstellungsvermögen, Problemlösen, Arbeitsplanung), Verbesserung sozialer und sozialkommunikativer Fähigkeiten (z. B. Durchsetzungs‐ und Anpassungsvermögen, Kon‐
taktfähigkeit, Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit, Führungsfähigkeit), Förderung der Art der Arbeitsausfüh‐
rung (z. B. Genauigkeit, Arbeitsergonomie), Förderung arbeits‐ und berufsbezogener Schlüsselqualifi‐
kationen (z. B. Eigeninitiative, Ausdauer, kritische Kontrolle, Misserfolgstoleranz, Ordnungsbe‐
reitschaft, Pünktlichkeit, Selbständigkeit, Sorgfalt, Verantwortung) und Verbesserung persönlichkeits‐
bezogener Fähigkeiten (z. B. Selbsteinschätzung, Selbstwahrnehmung, Selbstvertrauen). Stehen arbeits‐ und berufsbezogene Bewegungsabläufe im Vordergrund, so spricht man auch von „Arbeitsplatztraining“. Im Arbeitsplatztraining werden grundmotorische arbeits‐ und berufsbezogene Bewegungsabläufe trainiert, die für eine erfolgreiche Ausübung der Erwerbstätigkeit relevant sind. Ziel ist hierbei v. a. die Steigerung der Leistungsfähigkeit hinsichtlich der physischen Anforderungen am Arbeitsplatz. Durchführung Das arbeitstherapeutische Training basiert ggf. auf den Ergebnissen einer im Vorfeld durchgeführten Belastungserprobung. Die Arbeitstherapie wird klinikintern und in der Regel als Ein‐
zeltherapiemaßnahme oder in Kleingruppen durchgeführt. Nach der Abstimmung des Thera‐
piebereichs im Behandlungsteam sowie mit dem Rehabilitanden, erfolgt der Einsatz des Re‐
habilitanden in der entsprechenden Arbeitsumgebung. Dabei können der Schwierigkeitsgrad, die Intensität und die Belastung gesteigert werden. In multidisziplinären Teamkonferenzen werden zu Beginn Fähigkeits‐/Defizitanalyse und Therapieplanung durchgeführt; während der Behandlung wer‐
den die Ziele bzw. die Zielerreichung regelmäßig überprüft und die Ziele ggf. modifiziert. Am Ende 5
Nicht angesprochen ist hier der Einsatz von Arbeit als Mittel der Therapie ohne Bezug zu einer aktuellen oder angestrebten Arbeits‐ oder Berufstätigkeit. 52 erfolgt im Team eine abschließende sozialmedizinische Leistungsbeurteilung. Im Gespräch mit dem Rehabilitanden müssen die objektiven Ergebnisse, Fähigkeiten des Rehabilitanden und klinischen Beobachtungen besprochen werden und daraus unter Einbindung der subjektiven Einschätzungen des Rehabilitanden die weiterführenden Beratungen konfiguriert werden. Während der gesamten Maßnahme erfolgen kontinuierliche Rückmeldungen an den Rehabilitanden bzgl. seines Leistungs‐
vermögens, um die Anforderungen der Maßnahme dem Leistungsvermögen anzupassen und seine Fähigkeiten zu fördern. Insbesondere am Ende der Maßnahme erfolgt ein Bilanzgespräch mit dem Rehabilitanden. Gegebenenfalls werden begleitende psychologische/psychotherapeutische Ge‐
spräche angeboten. Instrumente Störungsspezifische Assessments zur Verlaufsbeschreibung und Outcome‐Messung. Erfassung von personen‐ und umweltbezogenen Kontextfaktoren (z. B. berufliche Vorgeschichte Bedingungen am Arbeitsplatz) und mentaler Fähigkeiten. Dauer und Frequenz Frequenz und Dauer der Maßnahme variieren je nach Zielsetzung und individueller Problemlage des Rehabilitanden. Es werden ein bis fünf Termine pro Woche mit einer Dauer von mindestens 60 Minu‐
ten angeboten. Zielgruppe Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit berufs‐ und tätigkeitsbezogenen Leistungs‐ und Funktionseinschränkungen bei gleichzeitig positiver Erwerbsprognose. Beteiligte Therapeuten/Berufsgruppen Mögliche an der Maßnahme beteiligte Berufsgruppen: Arzt, Ergotherapeut, Arbeitstherapeut, Ar‐
beitspädagoge, Klinischer Psychologe, Neuropsychologe, Sozialarbeiter, Sozialtherapeut, Physiothe‐
rapeut. Notwendige Ausstattung Für die Durchführung der Maßnahme werden ergonomische und behindertengerecht ausgestattete Modellarbeitsplätze benötigt, die sich an den Anforderungen des Arbeitsmarktes orientieren. Es sind Räume sowohl für Gruppen‐ als auch für Einzelarbeit vorzuhalten. Für das Training tätigkeitsspezifi‐
scher Bewegungsmuster sind Räumlichkeiten mit entsprechenden Arbeitsmaterialien notwendig. 53 Literatur Aernout, J.R. (2007). Arbeitstherapie in der Ergotherapie. Eine praxisorientierte Einführung. Wein‐
heim: Juventa. Hamel, M., Maier, A., Weh, L., Klein, A., Lucan, S. & Marnitz, U. (2009). Work hardening bei chroni‐
schen Rückenschmerzen. Ein integraler Bestandteil multimodaler Therapieprogramme. Ortho‐
päde, 38, 928–936. Köhler, K. & Steier‐Mecklenburg, F. (Hrsg.) (2007). Arbeitstherapie und Arbeitsrehabilitation. Stutt‐
gart: Thieme. Köser, P. (2008). Hilfen zur Befunderhebung ‐ Arbeitsdiagnostik. Idstein: Schulz‐Kirchner. Oliveri, M. (2005). Work Conditioning und Work Hardening. In Hildebrandt J, Müller G, Pfingsten M (Hrsg) Lendenwirbelsäule. Ursachen, Diagnostik und Therapie von Rückenschmerzen, 496–524. München: Urban & Fischer. Reker, T. (2004). Arbeitstherapie in der Behandlung und Rehabilitation psychiatrischer Patienten. Krankenhauspsychiatrie, 15, 4‐10. Seeger, D. & Lüder, S. (2003). Work‐Hardening. In Hildebrandt, J., Pfingsten, M. (Hrsg), Göttinger Rücken‐Intensiv‐Programm (GRIP). Das Manual, 131–168. Berlin: Congress Compact. Winter, S. (2002). Evaluation des Work Hardening bei chronischen unspezifischen Rückenschmerzen. Eine empirische Vergleichsstudie. Dissertation am Lehrstuhl für Bewegungs‐ und Trainingslehre in der Fakultät für Sportwissenschaft der TU München. 54 5.3 Arbeits‐ und berufsbezogene Einzelberatung Hintergrund Der Ansatz der klinischen Sozialarbeit in der medizinischen Rehabilitation ist problemorientiert auf die individuell relevanten Aspekte der Motivierung, Beratung, Begleitung, Anleitung und Unter‐
stützung des Rehabilitanden ausgerichtet. Die Beschäftigung mit berufsbezogenen Fragestellungen stellt daher nur einen Teil der Tätigkeit der klinischen Sozialarbeit dar. Die folgenden Einzel‐
beratungsleistungen fokussieren auf die berufsbezogenen Inhalte im Rahmen der klinischen Sozialar‐
beit und können über das Kapitel D der KTL 2007 verschlüsselt werden: 
Arbeits‐ und sozialrechtliche Beratung (KTL‐Kapitel D02) 
Beratung zur Teilhabe am Arbeitsleben (KTL‐Kapitel D03) 
Vorbereitung und Anbahnung weiterführender Maßnahmen zur Eingliederung in den Beruf und das soziale Umfeld (KTL‐Kapitel D04) 
Sozialtherapie (insbesondere in den Bereichen Neurologie, Psychosomatik und Abhängigkeitser‐
krankungen) (KTL‐Kapitel D08) 
Soziale Gruppenarbeit (vgl. Maßnahmenbeschreibung „Gruppen mit arbeits‐ und berufsbezoge‐
nen Themen“) (KTL‐Kapitel D05) Ziele Ziele sind die Entwicklung von Lösungsansätzen für die individuelle berufsbezogene und sozialrechtli‐
che Problemsituation, die Motivierung, Begleitung und Anleitung bzw. Unterstützung des Rehabili‐
tanden bei seiner Eingliederung in das berufliche Umfeld und ggf. die Vermittlung und Anbahnung von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Mit dem Ziel einer Verbesserung des Übergangs zu Nachsorgeleistungen und insbesondere zu Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben kooperiert die klinische Sozialarbeit eng mit Personen und Institutionen innerhalb und außerhalb der Klinik (vgl. hierzu auch die Maßnahmenbeschreibung „Zusammenarbeit mit externen Institutionen“ in Kapitel 5.5). Wesentliche Inhalte 
Arbeits‐ und sozialrechtliche Beratung beinhaltet die Klärung der beruflichen Perspektiven und der wirtschaftlichen Absicherung, rechtlicher Hintergründe und Bedingungen für die Rentenan‐
tragstellung wegen Erwerbsminderung. Beratung zum Schwerbehinderten‐ und Arbeitsrecht ins‐
besondere Informationen zum Thema: Betriebliches Eingliederungsmanagement, Kündigungs‐
schutz, Entgeltfortzahlung, Freistellungsrecht, Neben Information und Beratung können persönli‐
che Hilfestellungen (z. B. bei der Antragstellung zur Erlangung von Sozialleistungen) angeboten werden. 55 
Beratung zur Teilhabe am Arbeitsleben (berufliche Rehabilitation) beinhaltet ggf. die Berufsklä‐
rung einschließlich der leistungsbildbezogenen Einleitung von berufsfördernden Maßnahmen, Vorbereitung auf Rehabilitationsberatung durch den Leistungsträger, Fragen der innerbetriebli‐
chen Umsetzung und Arbeitsplatzadaption, Klärung der wirtschaftlichen Sicherung, Einleitung ei‐
ner Stufenweisen Wiedereingliederung (inkl. Kontakten zum beruflichen Umfeld), Beratung bzgl. arbeits‐ und berufsbezogener Fragestellungen im Zusammenhang mit einer Schwerbehinderung, Arbeitsplatzbesuche und persönliche Hilfestellungen (z. B. bei Antragstellungen zur Erlangung von Leistungen zur beruflichen Teilhabe). 
Vorbereitung und Anbahnung weiterführender Maßnahmen zur Eingliederung in den Beruf und das soziale Umfeld: Dies beinhaltet auch die Einleitung spezieller Nachsorgeangebote (z. B. INA, IRENA) sowie Kontakt‐ und Informationsgespräche mit Vor‐ und/oder Nachbehandlern (z. B. In‐
tegrationsfachdienste). Der Rehabilitand wird über weitere unterstützende Anlaufstellen nach der medizinischen Rehabilitation unterrichtet. In Absprache mit den behandelnden Ärzten und dem Rehabilitations‐Fachberater des Rehabilitationsträgers werden durch den Sozialdienst mög‐
liche Leistungen (z. B. Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben [LTA]), die im Anschluss an die medizinische Rehabilitation angezeigt sind, besprochen und der Rehabilitand wird ggf. bei der Antragstellung unterstützt. 
Sozialtherapie (insbesondere in den Bereichen Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Psycho‐
somatik und Abhängigkeitserkrankungen) beinhaltet die Klärung der Arbeitsplatzsituation, der sozialen Lebensbedingungen und Maßnahmen zur Motivationsförderung sowie speziell bei Ab‐
hängigkeitserkrankungen die Adaption6. 
Soziale Gruppenarbeit: Im Rahmen von psychoedukativen Gruppen können berufsrelevante Themen aufgegriffen werden (z. B. Umgang mit Arbeitslosigkeit, Training sozialer Kompetenz, Bewerbungstraining). Auf diese Angebote wird in der Maßnahmenbeschreibung „Gruppen mit arbeits‐ und berufsbezogenen Themen“ Bezug genommen. In die genannten arbeits‐ und berufsbezogenen Interventionen können (insbesondere bei Jugendli‐
chen) bei Bedarf Angehörige eingebunden werden. Anamnestische Informationen, Informationen zur beruflichen und sozialen Situation sowie Ergebnisse von berufsbezogenen Maßnahmen wie bei‐
spielsweise einer Arbeits‐ und‐ Belastungserprobung geben dem Sozialdienst wichtige Hinweise auf weitere Handlungsschritte. Sind die beruflichen Eingliederungsmöglichkeiten absehbar sehr schwie‐
rig umzusetzen, findet eine Erörterung der Versorgungssituation unter Einbeziehung der verschiede‐
nen Ansprüche aus der Sozialversicherung (Krankengeld, Arbeitslosengeld, Rente) statt. Ziel ist in diesen Fällen die Erarbeitung einer realistischen Perspektive zur wirtschaftlichen Sicherung. 6
Hierbei handelt es sich um einen zusätzlich möglichen Abschnitt der stationären medizinischen Rehabilitation im Rahmen einer Entwöhnungsbehandlung. Arbeitslose Suchtkranke, deren Teilhabe am (Erwerbs‐)Leben er‐
heblich eingeschränkt ist, erproben sich in externen Belastungserprobungen an realen Arbeitsplätzen; darüber hinaus werden lebenspraktische Themen wie Wohnungssuche, Schuldenklärung, Aufbau von Sozialkontakten, Selbstversorgung u. ä. thematisiert. 56 Durchführung Die berufsbezogene Beratung durch die klinische Sozialarbeit erfolgt zumeist im Rahmen von mehre‐
ren Beratungsgesprächen im Rehabilitationsverlauf. Sie sollte schon frühzeitig im Verlauf der medizi‐
nischen Rehabilitation erfolgen, kann aber grundsätzlich in allen Phasen des Rehabilitationsprozesses durchgeführt werden, sobald ein entsprechender Bedarf erkennbar wird. Informationen aus der Anamnese (u. a. zur sozialen und beruflichen Situation) sowie aus berufsbezogenen Maßnahmen (z. B. Arbeits‐ und Belastungserprobungen) werden im Team zusammengeführt und hinsichtlich mög‐
licher Konsequenzen für die berufliche Zukunft des Rehabilitanden bewertet. Die Beratungsleistun‐
gen können mit Vortragsveranstaltungen (z. B. zu grundlegenden sozialrechtlichen Themen) oder mit psychoedukativen Gruppenangeboten (vgl. Maßnahmenbeschreibung „Gruppen mit arbeits‐ und berufsbezogenen Themen“ in Kapitel 5.4) kombiniert werden. Dauer und Frequenz Grundsätzlich orientieren sich Dauer und Frequenz am Bedarf des Einzelfalls. In der Rehabilitation bei somatischen Hauptindikationen erfolgt im Allgemeinen die Beratung in einem bis drei Gesprächster‐
minen. In der Psychosomatik, der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen und der Neurologie sind zwei bis fünf Gesprächstermine à 30 bis 60 Minuten üblich. Zielgruppe Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden, die eine eingeschränkte Erwerbsfähigkeit aufweisen bzw. die aufgrund einer Veränderung der beruflichen, sozialen und finanziellen Lage einen Bera‐
tungsbedarf haben. Eine Indikationsspezifität besteht nicht. Beteiligte Therapeuten/Berufsgruppen Durchführung der Maßnahme: Sozialarbeiter, Sozialpädagoge, Sozialtherapeut. Weitere mögliche Beteiligte (sozialmedizinische Einschätzung, Zuweisung): Arzt, Reha‐Team. Notwendige Ausstattung Informationsmaterialen. Bei Kombination mit einer psychoedukativen Gruppe oder Vortragsveran‐
staltung müssen entsprechende Räumlichkeiten und Präsentationsmöglichkeiten vorgehalten wer‐
den. Eine adäquate technische Ausstattung des Arbeitsplatzes (Internetzugang, Telefon, Fax) ist er‐
forderlich. 57 Literatur Deutsche Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen e.V. (2007). Produkt‐ und Leistungsbe‐
schreibung der Klinischen Sozialarbeit (2. Auflage). Mainz: Deutsche Vereinigung für Sozialar‐
beit im Gesundheitswesen. Deutsche Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen e.V. (2008). Soziale Arbeit in der Rehabi‐
litation. http://dvsg.org/uploads/media/Sozialarbeit_in_der_medReha.pdf (abgerufen im März 2010) Gödecker‐Geenen, N. & Mühlum, A. (2003). Soziale Arbeit in der Rehabilitation, München: Reinhardt. 58 5.4 Gruppen mit arbeits‐ und berufsbezogenen Themen Ziele Arbeits‐ und berufsbezogene Gruppen sind Therapiegruppen und/oder edukative Gruppen, die aus‐
gerichtet sind auf die Bewältigung von Arbeitsbelastungen, welche Auswirkungen auf den Gesund‐
heitszustand der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben (z. B. Konflikte am Arbeitsplatz, Berufskon‐
flikte, Arbeitslosigkeit). Sie thematisieren u. a. die Interaktion von Gesundheit bzw. (chronischer) Erkrankung/Behinderung und Arbeitswelt/Erwerbsleben. Die Möglichkeit zur Bearbeitung individuel‐
ler arbeits‐ und berufsbezogener Problemlagen soll gegeben sein. Ausgangspunkt der gruppenthera‐
peutischen Arbeit ist die Reflexion der individuellen Arbeitssituation aller Teilnehmenden. Arbeits‐ und berufsbezogene Gruppen beinhalten Angebote, die eine realistische Einschätzung und Entwick‐
lung der eigene Kompetenzen und Ressourcen und zielorientierte Verhaltens‐ und Einstellungsände‐
rungen ermöglichen sollen. Auch sollen eine realistische Selbsteinschätzung hinsichtlich der eigenen körperlichen und geistig‐seelischen Funktionsfähigkeit erreicht und die Selbstakzeptanz verbessert werden. Wesentliche Inhalte Während bei Angeboten der beruflichen Rehabilitation das Erlernen grundlegend neuer beruflicher Kompetenzen im Vordergrund steht, sind arbeits‐ und berufsbezogene Gruppenangebote im Rahmen der medizinischen Rehabilitation stets therapeutisch indiziert und auf das Ziel der medizinischen Rehabilitation ausgerichtet. Sie beinhalten daher therapierelevante Elemente wie z. B. die Förderung von Einstellungs‐ und Verhaltensänderungen und die Motivierung zur Auseinandersetzung mit der individuellen beruflichen Problemlage. Inhalte von arbeits‐ und berufsbezogenen Gruppen können sein: 
Stress und Belastung 
Stressfolgen, „Burnout“ 
Probleme und soziale Konflikte am Arbeitsplatz 
Umgang mit Arbeitslosigkeit/Arbeitsplatzgefährdung 
Berufliche Perspektive, Rückkehr in die Arbeit, Wiedereingliederung 
Arbeitsmotivation und Arbeitsverhalten 
Berufliche Identität 
Berufsgruppenspezifische Angebote (z. B. Stressbewältigung für Pflegekräfte) 
Berufsbedingte Traumatisierung 
Zusammenhang von Arbeit und Gesundheit 
Arbeitsplatzgestaltung/Ergonomie 
Sozialrecht und Sozialmedizin. 59 Gruppen können Motivations‐ und Bearbeitungseinheiten beinhalten. Darüber hinaus ist die Vermitt‐
lung von spezifischen Informationen zur jeweiligen Thematik ein wesentlicher Inhalt. In den Motiva‐
tionseinheiten gilt es, das Interesse bzw. die Bereitschaft des Patienten zur Auseinandersetzung mit arbeits‐ und berufsbezogenen Problem‐ und Konfliktbereichen zu fördern, Widerstände gegenüber der Auseinandersetzung mit diesen abzubauen und die Bearbeitung der beruflichen Problemlage zur Grundlage der weiteren Behandlung zu machen. Dabei ist die Schaffung einer vertrauensvollen und akzeptierenden Gruppenatmosphäre eine wichtige Voraussetzung für weitere Handlungsschritte. Arbeits‐ und berufsbezogene Probleme und Belastungen, aber auch Ressourcen sollen durch die Teilnehmenden erarbeitet und die Wechselwirkung zwischen beruflicher Belastung, Bewältigungs‐
strategien und dem gesundheitlichen Beschwerdebild erkannt werden. Die Reflexion der aktuellen Lebenssituation und der Erwerbsbiografie kann herangezogen werden, um das Problemverständnis zu vertiefen und Bewältigungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Daneben werden auch Basiswissen (z. B. zum arbeitsrechtlichen Hintergrund) und praktische Informationen zur weiterführenden individuellen psychologischen, therapeutischen und rechtlichen Unterstützung vermittelt (z. B. klärende Gesprä‐
che mit Kollegen und Vorgesetzten, Hilfestellungen durch Betriebsrat oder Gewerkschaften). Da an‐
dere berufsorientierte Maßnahmen mit der Teilnahme an einer arbeits‐ und berufsbezogenen Grup‐
pe verbunden sein können, können die dabei erworbenen Erlebnisse und Erfahrungen in der Gruppe ausgetauscht und aktuelle Problemstellungen aufgegriffen und bearbeitet werden. Durchführung Arbeits‐ und berufsbezogene Gruppen werden unter therapeutischer bzw. edukativer Leitung in (Klein‐)Gruppen bis maximal 12 Teilnehmern durchgeführt. Die Gruppen können zielgruppen‐ und/oder themenspezifisch durchgeführt werden. Dauer und Frequenz Arbeits‐ und berufsbezogene Gruppenangebote variieren in Abhängigkeit von Ansatz, Struktur und thematischem Schwerpunkt zwischen zwei bis drei einstündigen und sieben bis acht doppelstündigen Gruppensitzungen. Bei einer dreiwöchigen Rehabilitationsmaßnahme kann realistischerweise von einem Umfang von vier bis fünf Sitzungen ausgegangen werden. Zielgruppe Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit beruflichen Problemlagen wie z. B. Konflikte mit Arbeitskollegen/Vorgesetzten, Konflikte in Zusammenhang mit innerbetrieblichen Umstrukturierun‐
gen/Umsetzungen, Überforderungssituationen, Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz/im Beruf und Gefährdung der Berufstätigkeit durch körperliche und psychische Beschwerden, Unzufriedenheit mit der beruflichen Situation oder Arbeitslosigkeit. In Abhängigkeit vom Thema bzw. der Zielgruppe kön‐
nen ggf. weitere Ein‐ und Ausschlusskriterien festgelegt werden. 60 Beteiligte Therapeuten/Berufsgruppen An der Maßnahme beteiligte Berufsgruppen: Psychologe, Psychotherapeut, Sozialarbeiter, Sozialpä‐
dagoge, Ergotherapeut, Arzt Notwendige Ausstattung Benötigt wird die übliche Ausstattung für Gruppenarbeit und Moderation. Literatur Beutel, M. E., Gerhard, C., Bittner, R., Bleichner, F., Schattenburg, L., Knickenberg, R. J., Freiling, S., Kreher & Martin, H. (2004). Verminderung von Technologieängsten in der psychosomatischen Rehabilitation ‐ erste Ergebnisse zu einem Computertraining für ältere Arbeitnehmer. Zeit‐
schrift für Gerontologie und Geriatrie, 3, 221‐231. Beutel, M. E., Gerhard, C., Kayser, E., Gustson, D., Weiss, B. & Bleichner, F. (2002). Berufsbezogene Therapiegruppen für ältere Arbeitnehmer im Rahmen der tiefenpsychologisch orientierten psychosomatischen Rehabilitation. Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik, 38, 313‐
334. Hanna, R., Fiedler, R.G., Dietrich, H., Greitemann, B. & Heuft, G. (2009). Zielanalyse und Zieloperationalisierung (ZAZO): Evaluation eines Gruppentrainings zur Förderung beruflicher Motivation. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 59, 1‐10. Heitzmann, B., Helfert, S. & Schaarschmidt, U. (2008). Fit für den Beruf. AVEM‐gestütztes Patienten‐
schulungsprogramm zur beruflichen Orientierung in der Rehabilitation. Bern: Huber. Hillert, A., Koch, S. & Hedlund, S. (2007). Stressbewältigung am Arbeitsplatz: Ein stationäres berufs‐
bezogenes Gruppenprogramm. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Koch, S. Geissner, E. & Hillert, A. (2007). Berufliche Behandlungseffekte in der stationären Psychoso‐
matik. Der Beitrag einer berufsbezogenen Gruppentherapie im Zwölf‐Monats‐Verlauf. Zeit‐
schrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 55, 97‐109. Koch, S., Hedlund, S., & Hillert, A. (2003). Entwicklung und Evaluation einer berufsbezogenen Thera‐
piegruppe in der psychosomatischen Rehabilitation: Das Behandlungskonzept. Lengerich: Pabst. Koch, S., Hedlund, S., Rosenthal, S. & Hillert, A. (2006). Stressbewältigung am Arbeitsplatz. Ein statio‐
näres Gruppentherapieprogramm. Verhaltenstherapie, 16, 7‐15. Küch D., Roßband H., Kimmer, K. & Morfeld, M. (2008) ‐ Evaluation des Stresskompetenztrainings BUSKO – erste ausgewählte Ergebnisse. In D. Küch et al. (Hrsg.), Belastung, Stress, Burnout ‐ Therapie und Prävention. Beiträge zur 27. Jahrestagung des Arbeitskreises Klinische Psycholo‐
gie in der Rehabilitation (S. 81‐94). Bonn: Deutscher Psychologen Verlag. 61 Schattenburg, L., Knickenberg, R. J., Zwerenz, R. & Beutel, M. E. (2003). Effekte tiefenpsychologisch fundierter Fokaltherapie bei beruflich stark belasteten Patienten im stationären Setting. Psy‐
chotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 53, 134. 62 5.5 Zusammenarbeit mit externen Institutionen Ziele Über die Zusammenarbeit mit externen Institutionen soll versucht werden, die beruflichen Hinter‐
gründe des Rehabilitanden besser zu verstehen, Anpassungen am (bisherigen oder zukünftigen) Ar‐
beitsplatz zu initiieren und Informationen über den Rehabilitationsverlauf und das ‐ergebnis zeitnah an relevante Akteure weiterzugeben. Solche Institutionen oder Akteure können beispielsweise sein: Arbeitgeber, Betriebsärzte, betriebliche Sozialberatung, behandelnde Ärzte, behandelnde Psychothe‐
rapeuten, Rehabilitations‐Fachberater der Leistungsträger, Einrichtungen beruflicher Rehabilitation und Integrationsfachdienste. Die angestrebte Vernetzung erfordert umfangreiche Kontakte und eine intensive Kooperation mit diesen Stellen und Personen. Auch innerhalb des Reha‐Teams ist eine gute Kommunikationsstruktur mit kurzen Informationswegen notwendig, um auf dieser Grundlage rechtzeitig die geeigneten Kon‐
takte herzustellen. Wesentliche Inhalte Um die Behandlung entsprechend ausrichten zu können, sind die erwähnten Kontaktaufnahmen mit externen Stellen bereits zu Beginn bzw. im Vorfeld der medizinischen Rehabilitation notwendig, um relevante Informationen über den Arbeitsplatz und die individuellen Belastungsfaktoren des Rehabili‐
tanden sowie weitere relevante Kontextfaktoren und Ressourcen zu erhalten. Im Verlauf der Rehabi‐
litation können Kontakte zu externen Betrieben und Berufsförderungswerken genutzt werden, um dem Rehabilitanden praktische Erprobungen oder berufliche Orientierungsmaßnahmen zu ermögli‐
chen. Möglichst frühzeitig, spätestens aber zur Mitte der Rehabilitation soll die Vermittlung von Kon‐
takten schließlich einen zeitnahen Übergang zu ggf. erforderlichen Leistungen der Teilhabe am Ar‐
beitsleben bzw. zur beruflichen Wiedereingliederung des Rehabilitanden ermöglichen. Nachfolgend werden die wesentlichen Stellen beschrieben, mit denen im Rahmen einer medizinischen Rehabilita‐
tion typischerweise Kontakte aufgenommen werden und die zur Optimierung des Reha‐Verlaufs und ‐ergebnisses genutzt werden können:  Kontakte zum Arbeitgeber, zu Personalverantwortlichen, zu Werks‐ und Betriebsärzten und/oder betrieblicher Sozialberatung Identifizierung mutmaßlich rehabilitationsbedürftiger Arbeitnehmer. Betriebsärzte bzw. die betriebli‐
che Sozialberatung haben besondere Kompetenzen und Möglichkeiten, um bei Beschäftigten ar‐
beitsplatzbezogene Belastungen und Einschränkungen frühzeitig zu erkennen und damit Hinweise auf spezifischen Förder‐/Trainingsbedarf zu geben. Hierbei ist der Leistungsträger frühzeitig einzu‐
binden. Insbesondere vor dem Hintergrund der Forderung eines betrieblichen Wiedereingliederungs‐
managements können Betriebe für eine Zusammenarbeit mit medizinischen Rehabilitationsein‐
richtungen gewonnen werden. 63 Arbeitsplatzbeschreibung. Betriebsärzte, betriebliche Sozialberatung bzw. Arbeitsmedizinische Diens‐
te können detaillierte Informationen über den Arbeitsplatz des Rehabilitanden zur Verfügung stellen bzw. eine Stellungnahme zur psychosozialen Problematik der Arbeitssituation abgeben. Für die Er‐
stellung einer Arbeitsplatzbeschreibung kann neben einer Schilderung des Arbeitsplatzes durch Re‐
habilitand und Arbeitgeber auch eine Arbeitsplatzbesichtigung (durch Sozialdienst, Ergo‐/Physio‐
therapeuten) in Frage kommen, um einen realitätsnahen Eindruck von der Arbeitsplatzsituation mit den spezifischen Anforderungen an den Rehabilitanden zu erhalten. Dies kann dazu dienen, ein indi‐
viduell zugeschnittenes Trainingsprogramm für die Rehabilitationsbehandlung zu erstellen. Betriebsseminare/Gespräche mit Betriebsangehörigen oder Sozialdienst. Im Verlauf der Rehabilita‐
tion können Betriebsseminare bzw. Gespräche mit Betriebsangehörigen dazu genutzt werden, spezi‐
fische Risikofaktoren am Arbeitsplatz zu erkennen und alternative Verhaltensmöglichkeiten zu erar‐
beiten. An einem Betriebsseminar nehmen Rehabilitanden teil, die in einem Arbeitsverhältnis stehen. Zum Seminar werden sowohl Betriebsangehörige eingeladen, die unmittelbar mit dem Rehabilitan‐
den zu tun haben wie Arbeitskollegen und unmittelbare Vorgesetzte als auch Mitglieder des Be‐
triebs‐ oder Personalrats sowie ggf. betriebliche Suchtberater und übergeordnete Funktionsträger (z. B. Personalleiter). In Gesprächen mit den genannten Personen gelingt es häufig, wechselseitige Bedenken oder Ängste vor der Rückkehr an den Arbeitsplatz zu thematisieren und wesentliche In‐
formationen über die Erkrankung des Rehabilitanden zur Verfügung zu stellen (dies ist insbesondere bei Abhängigkeitserkrankungen relevant). Darüber hinaus können Fragen der beruflichen Eingliede‐
rung ebenso abgeklärt werden wie qualitative und quantitative Leistungseinschränkungen und deren Auswirkungen auf die zukünftige Arbeitsplatzgestaltung. Planung der zur Eingliederung erforderlichen Maßnahmen. Für die Planung der zur Eingliederung erforderlichen Maßnahmen sind frühzeitige Kontakte der Klinik zum Betriebsrat, Schwerbehinder‐
tenbeauftragten, Reha‐Fachberater bzw. Integrationsfachdienst hilfreich. Der Entlassungsbericht der Klinik sollte, bei entsprechendem Einverständnis der Rehabilitanden, dem Betriebsarzt zeitnah zur Verfügung gestellt werden. Mitwirkung des Rehabilitanden und Datenschutz. Bei Kontakten zum Betrieb des Rehabilitanden be‐
sitzt der Schutz von Sozialdaten höchsten Stellenwert. Es ist erforderlich, Rehabilitandinnen und Re‐
habilitanden über den geplanten Datenaustausch, ihre schutzwürdigen Interessen und den Daten‐
schutz aufzuklären und ihr schriftliches Einverständnis einzuholen.  Kontakte zum behandelnden Arzt bzw. zum Hausarzt, ggf. Psychotherapeuten des Rehabilitanden Weiterbehandelnde Ärzte werden über die Ziele und Ergebnisse der Rehabilitationsbehandlung, ins‐
besondere aber über die Nachsorgeempfehlungen im Rahmen der Berichterstattung informiert. In einem begrenzten Zeitraum nach Abschluss der Rehabilitationsbehandlung kann es sinnvoll sein, dass die Klinik durch regelmäßige Kontakte die Nachsorge des Rehabilitanden begleitet. Für die Übermittlung personenbezogener gesundheitlicher Daten des Rehabilitanden an behan‐
delnde Ärzte ist eine Einverständniserklärung erforderlich. 64  Kontakte zu Berufsförderungswerken, Berufsbildungszentren und Betrieben Über Kontakte zu Berufsförderungswerken (BFW), Berufsbildungszentren und externen Betrieben können Rehabilitationskliniken den Rehabilitanden Erfahrungen mit praktischen Arbeitstätigkeiten (z. B. im Rahmen einer Belastungserprobung, einer Berufsfindungsmaßnahme oder eines Praktikums) ermöglichen. Die frühzeitige Vermittlung von entsprechenden Kontakten (zumeist über den Sozial‐
dienst) soll einen möglichst optimalen Übergang zur beruflichen Wiedereingliederung ermöglichen. So können Gesprächstermine beim Berufsförderungswerk oder bei wohnortsnahen Betrieben ver‐
einbart oder geeignete Praktikumsstellen zusammengestellt werden.  Kontakte zu Berufsinformationszentren (BIZ) der Arbeitsagenturen Die Berufsinformationszentren (BIZ) der Arbeitsagenturen bieten verschiedene Informationen (z. B. zu Ausbildung und Studium, Berufsbildern und Anforderungen, Weiterbildung und Umschulung) für Personen an, die vor einer beruflichen Entscheidung stehen. An Informationsplätzen mit Internetzu‐
gang, die in der Reha‐Einrichtung bestehen sollten, besteht die Möglichkeit, sich über Fragen des Berufs‐ und Arbeitslebens zu informieren und online nach Stellen zu suchen. Eine besondere Rolle spielt der Kontakt zum BIZ im Vorfeld einer beruflichen (Neu‐) Orientierung, wenn erkennbar ist, dass ein Rehabilitand seine bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben kann und sich ausführlich über berufliche Alternativen und deren Passung mit eigenen Motiven, Neigungen und Interessen informieren möchte. Die Datenbank der Berufsinformationszentren bietet u. a. die Vo‐
raussetzungen, Berufsbilder, Ausbildungsinhalte, Qualifizierungswege und Ausbildungsstätten ken‐
nen zu lernen. Über eine Beratung und gezielte Motivierung des Rehabilitanden können Kontakte zu Berufsinforma‐
tionszentren der Arbeitsagentur gefördert werden. Die Beratung sollte Aufbau und Möglichkeiten des BIZ sowie eine Anleitung über das Suchsystem im BIZ unter besonderer Berücksichtigung der beruflichen Ziele und Fragestellungen der Rehabilitanden beinhalten.  Kontakte zum Arzt des Rentenversicherungsträgers In frühzeitigen Gesprächen mit den Ärzten des Rentenversicherungsträgers können, ausgehend von bestehenden Einschränkungen der Leistungsfähigkeit, vor dem Hintergrund des positiven Leis‐
tungsbildes und der weiteren Ressourcen erforderliche nachgehende Maßnahmen zur Teilhabe ge‐
klärt und zeitnah eingeleitet werden.  Kontakte zum Reha‐Fachberater des Kostenträgers Kontakte zum Rehabilitations‐Fachberater des Kostenträgers dienen dazu, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben während der medizinischen Rehabilitation vorzubereiten. Sofern kein Reha‐Fachbe‐
rater in der Klinik vorhanden ist, muss eine Kontaktaufnahme mit einem Reha‐Fachberater am Wohnort vereinbart werden. 65  Kontakte zu gemeinsamen Servicestellen der Reha‐Träger Für alle Landkreise und kreisfreie Städte sind von den Rehabilitationsträgern gemeinsame Service‐
stellen für Rehabilitation eingerichtet worden. Diese beraten und unterstützen in allen Fragen der Rehabilitation (z. B. bezüglich der Rückkehr an den Arbeitsplatz oder Umschulungsmaßnahmen), nehmen Reha‐Anträge auf und ermitteln den zuständigen Reha‐Träger. Von den Servicestellen wird bei Bedarf auch der weitere Kontakt zum zuständigen Reha‐Träger hergestellt und der Reha‐Antrag unverzüglich dorthin weitergeleitet, so dass das Reha‐Management schnell und ohne Reibungsver‐
luste vom zuständigen Reha‐Träger übernommen werden kann.  Kontakte zum Integrationsfachdienst (IFD) Bei erkennbarem Unterstützungsbedarf wird gegen Ende der Reha‐Maßnahme vom Sozialdienst Kon‐
takt zum Integrationsfachdienst (Beratung/Vermittlung) aufgenommen. Dieser berät und unterstützt arbeitende und arbeitsuchende schwerbehinderte‐ und schwerbehinderten gleichgestellten Men‐
schen. Sie bieten auch für Arbeitgeber Informationen und Unterstützung zur Teilhabe schwerbehin‐
derter Menschen am Arbeitsleben an.  Kontakte zu den Arbeitsmedizinischen Diensten der Unfallversicherungsträger Im Falle von Reha‐Maßnahmen der gesetzlichen Unfallversicherung (UV) sind die Arbeitsmedizini‐
schen Dienste des zuständigen Unfallversicherungsträgers (z. B. spezielle Berufsgenossenschaft) An‐
sprechpartner, um hinsichtlich des weiteren Verlaufs der Heilbehandlung und möglicher Fördermaß‐
nahmen zu beraten. Durchführung Zu Beginn der Rehabilitation werden durch Kontakte, z. B. zum Betriebs‐ und Hausarzt des Rehabili‐
tanden, relevante Informationen über Arbeitsplatz und Vorbefunde ergänzt. Im Verlauf der Reha‐
bilitation können in spezifischen Indikationsbereichen über Kontakte (z. B. zu Berufsförderungswer‐
ken und externen Betrieben) praktische Erprobungen ermöglicht werden. Mit Blick auf die Anbah‐
nung der nachgehenden Maßnahmen sollte dann möglichst frühzeitig, mit Einverständnis des Reha‐
bilitanden, die Rehabilitationseinrichtung zum Betriebsarzt, zum Arbeitgeber und/oder zum Rehabili‐
tations‐Fachberater des Kostenträgers Kontakt aufnehmen, um die Nachsorge und berufliche Ein‐
gliederung des Rehabilitanden zu planen. Ein wichtige Aufgabe ist der Abgleich der betrieblichen Arbeitsplatzanforderungen mit dem Leistungsbild des Rehabilitanden. Unter anderem ist zu prüfen, ob weitere Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) notwendig sind. Der Ablauf einer Stufen‐
weisen Eingliederung muss bereits am Ende der medizinischen Rehabilitation mit dem Arbeitgeber des Rehabilitanden geklärt, abgestimmt und im Entlassungsbericht festgehalten werden. Dies bein‐
haltet auch die Anfertigung eines Plans zur Stufenweisen Wiedereingliederung. 66 Dauer und Frequenz Die Kontaktpflege zu externen Personen und Institutionen erfolgt optimalerweise kontinuierlich wäh‐
rend des gesamten Rehabilitationsprozesses. Zielgruppen Die Maßnahmen sind nicht sinnvoll bei Rehabilitanden mit dauerhafter Berentung. 
Kontaktierung externer Institutionen mit dem Ziel des Erhalts des alten Arbeitsplatzes: Ziel‐
gruppe sind erwerbstätige Rehabilitanden mit besonderen Belastungen am Arbeitsplatz und/oder Rehabilitanden, bei denen Veränderungen am Arbeitsplatz notwendig sind. 
Kontaktierung externer Institutionen mit dem Ziel der Um‐ bzw. Neuorientierung am Arbeits‐
markt: Zielgruppe sind arbeitslose oder nicht erwerbstätige Rehabilitanden bzw. Rehabilitan‐
den, bei denen die Notwendigkeit einer beruflichen Umorientierung besteht. Prinzipiell setzt die Kontaktaufnahme zu externen Personen und Institutionen das Einverständnis des Rehabilitanden (und damit eine ausreichende Motivation und Kooperation) voraus. Beteiligte Therapeuten/Berufsgruppen in der Klinik Mögliche an der Maßnahme beteiligte Berufsgruppen: Arzt, Sozialarbeiter, Psychologe, Ergo‐
therapeut, Arbeitstherapeut. Notwendige Ausstattung Ein Netzwerk zu Institutionen und Betrieben sollte bestehen. Informationsmaterialen (z. B. bzgl. BIZ) und Internetanschluss sollten vorhanden sein. Literatur Bürger, W. (2004). Stufenweise Wiedereingliederung nach orthopädischer Rehabilitation – Teilneh‐
mer, Durchführung, Wirksamkeit und Optimierungsbedarf. Die Rehabilitation, 43, 152‐161. Karoff, M., Röseler, S., Lorenz, C. & Kittel, J. (2000). Intensivierte Nachsorge (INA) – ein Verfahren zur Verbesserung der beruflichen Reintegration nach Herzinfarkt und/oder Bypassoperation. Zeit‐
schrift für Kardiologie, 89, 423‐433. Leitner, A., Jacobi, E. & Enderle, G. (2009). Betriebsärztliche Einleitung der Rehabilitationsmaßnahme und Begleitung der Rückkehr an den Arbeitsplatz. DRV‐Schriften, 83, 236‐237. http://forschung.deutsche‐rentenversicherung.de/ForschPortalWeb/ressource?key=16_Leitner.pdf www.deutsche‐rentenversicherung‐bw.de/nn_31040/DRVBW/de/Navigation/Rehabilitation/Reha‐
Projekte/Betriebsaerztliche__Reha__node.html__nnn=true 67 68 6. Praxisbeispiele Im folgenden Kapitel werden zu den beschriebenen Interventionen Praxisbeispiele aus Rehabilitati‐
onskliniken vorgestellt, welche die Umsetzung arbeits‐ und berufsbezogener Orientierung illustrie‐
ren. Die Beispiele wurden von den Mitarbeitern in Rehabilitationskliniken erstellt, die entsprechende Maßnahmen anbieten. Hierbei handelt es sich um keine vollständige Strukturerhebung, sondern um eine Auswahl an Beispielen, durch die sich wichtige Aspekte arbeits‐ und berufsbezogener Maßnah‐
men anschaulich darstellen lassen. Die Beispiele machen deutlich, dass arbeits‐ und berufsbezogene Maßnahmen in der Umsetzung häufig Mischmodelle aus unterschiedlichen Maßnahmentypen darstellen. Diese können daher nur teilweise den in Kapitel 5 beschriebenen „Kernmaßnahmen“ zugeordnet werden. Der Bereich arbeits‐ und berufsbezogener Orientierung befindet sich in den meisten Kliniken in einer stetigen Weiterentwicklung. Die im Folgenden aufgeführten Maßnahmenbeispiele geben den Stand vom Frühjahr 2010 wieder7. Praxisbeispiele wurden freundlicherweise von folgenden Kliniken/Einrichtungen zur Verfügung gestellt: Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt GmbH, Bad Bramstedt Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen Paracelsus Klinik an der Gande mit dem Institut für Arbeits‐ und Sozialmedizin, Bad Gandersheim Psychosomatische Fachklinik St. Franziskastift, Bad Kreuznach Schwarzwaldklinik, Bad Krozingen Zentrum Beruf + Gesundheit, Bad Krozingen Klinik Niedersachsen, Erwin Röver GmbH und Co. KG, Bad Nenndorf Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde Rehabilitationsklinik Lipperland, Bad Salzuflen Reha‐Zentrum Bad Sooden‐Allendorf, Klinik Werra, Bad Sooden‐Allendorf Klinik am Homberg, Bad Wildungen Kliniken Hartenstein, Fachklinik Reinhardstal, Bad Wildungen‐Reinhardshausen Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim salus klinik Friedrichsdorf, Friedrichsdorf BG BAU ‐ Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Arbeitsmedizinischer Dienst, Hamburg 7
Die Verantwortung für die Korrektheit der Angaben tragen die jeweiligen Kliniken. 69 m&i Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach Kliniken Schmieder Konstanz, Konstanz Fachklinik für Onkologische Rehabilitation Lehmrade GmbH, Damp, Lehmrade Universitätsklinikum Münster, Münster Klinik Roseneck, Prien Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg Asklepios Fachklinikum Wiesen GmbH, Wildenfels Die Autoren danken den Klinikvertretern herzlich für die Bereitstellung der Maßnahmenbeispiele. 70 6.1 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Belastungserprobung“ Interne Belastungserprobung („Buchauer Modell“) Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau ........................................................................ 72 Externe Belastungserprobung St. Franziska‐Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach ......................................................... 78 Interne Belastungserprobung Schwarzwaldklinik – Neurologie Park‐Klinikum, Bad Krozingen ........................................................... 85 Interne Belastungserprobung Klinik am Homberg, Bad Wildungen ...................................................................................................... 88 Belastungserprobung Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim ....................................................................................................... 90 Spezifische Erprobung Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach ....................................................................................... 93 Therapeutische Belastungserprobung Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee ................................................................................................... 100 Interne Belastungserprobung (diagnostischer Schwerpunkt) Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels ....................................................................................... 103 71 Interne Belastungserprobung („Buchauer Modell“) Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau Psychosomatik, Neurologie Ziele. Die interne arbeits‐ und berufsbezogene Belastungserprobung ist eine primär diagnostische Maßnahme. Sie beinhaltet jedoch auch konkrete Vorschläge und Empfehlungen zur Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben. Sie ist regelhaft integriert in das Standarduntersuchungs‐ und Behand‐
lungsprogramm der Klinik. Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben werden standardi‐
sierte arbeits‐ und berufsbezogene Aktivitäten durchgeführt. Aufgrund dieser objektiven Ergebnisse und der Verhaltensbeobachtungen wird das qualitative und quantitative, zeitlich abgestuftes Leis‐
tungs‐ und Fähigkeitsprofil ermittelt. Durch das Erfassen der person‐ und umweltbezogenen Kontext‐
faktoren (im Sinne der ICF) werden mögliche Barrieren für eine Berufsausübung erkannt, offengelegt und Förderfaktoren zur Teilhabe am Arbeitsleben erarbeitet, vermittelt, angeregt und/oder umge‐
setzt. Das ermittelte Fähigkeitsprofil und die gewonnenen Erkenntnisse bilden auch die Grundlage für weitere rehabilitative Maßnahmen. Inhalte und Ablauf. Für die interne Belastungserprobung verfügt die Klinik über folgende Bereiche: 1. Büro und EDV 2. Hauswirtschaft und Küche 3. Holz‐, Kunststoff‐ und Metallbereich (CNC‐gesteuerte Fräse, mit deren Hilfe das Programmieren CNC‐gesteuerter Maschinen und die praktische Durchführung von CNC‐gesteuerter Werkstück‐
bearbeitung erprobt werden kann. Mit Hilfe eines professionellen 3‐D‐CAD‐Programms können Konstruktionen im Holz‐, Kunststoff‐ und Metallbereich erstellt werden.) 4. Lagerverwaltung (übernimmt die Versorgung der anderen Bereiche mit den notwendigen Ar‐
beitsmaterialien). Die folgenden Bilder zeigen Arbeitsplätze, in der Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau für die in‐
terne Belastungserprobung genutzt werden. 72 Büroarbeitsplätze CNC ‐ Fräsmaschine Küche Lagerverwaltung Die Arbeitsschwere der durchzuführenden Arbeiten liegt im leichten bis mittleren Bereich. Die Tätig‐
keiten werden im Sitzen und Stehen durchgeführt und beinhalten auch Überkopfarbeiten. Das Lager verfügt über Boxen mit definiertem Gewicht, durch deren Transport Belastungen durch Tragen und Heben getestet werden können. Mess‐, Prüf‐ und Kontrollarbeiten müssen nach festgelegten Zeit‐
vorgaben und nach optischer und akustischer Taktvorgabe durchgeführt werden und simulieren da‐
mit Akkordarbeit. Die Ergebnisse werden EDV‐gestützt aufgezeichnet und ausgewertet. Im Bürobe‐
reich wird der kognitive Leistungsverlauf mithilfe der neuropsychologisch‐kognitiven Software Cogpack® ermittelt. Die Arbeitsleistung der Patienten und Patientinnen in den jeweiligen Arbeitsbereichen wird anhand eines standardisierten Beurteilungsverfahrens (auf Basis von ERTOMIS – Hilfen zur Berufsfindung) von den Arbeitstherapeuten beurteilt und in einem Protokoll festgehalten (Abb. 6.1). 73 Ablauf: Assessment “Buchauer Modell“
Abb. 6.1: Beispiel einer Kurzfassung zur Leistungsbeurteilung 74 Die interne Belastungserprobung wird von ausgebildeten Arbeitstherapeuten in den Werkstätten der Klinik in mehreren Schritten durchgeführt: 
Erhebung einer arbeits‐ und berufsbezogenen Anamnese: Erfragt werden u. a. detaillierte Infor‐
mationen über Ausbildung, den ausgeübten Beruf, den letzten Arbeitsplatz und vor allem die ei‐
gene Einschätzung von besonderen Belastungen während Ausbildung und Arbeit. 
Prüfen von Kenntnissen und Fertigkeiten: Hier werden anhand von Arbeitsblättern berufsüber‐
greifende theoretische Kenntnisse getestet, wie z. B. Lesen technischer Zeichnungen, Ausmessen von Winkeln oder die Grundrechenarten. Anschließend werden konkrete Fertigkeiten. überprüft, wie z. B. ein Gewinde prüfen oder ein Werkstück ausmessen. 
Praktische Erprobung: Die Praktische Erprobung ist in der Regel berufsunspezifisch, wobei aller‐
dings das Bemühen besteht, der beruflichen Tätigkeit des Betroffenen möglichst nahe zu kom‐
men. Fachtheoretische Aufgaben am PC Beispiel für ein Arbeitsblatt zum technischen Verständnis (Papierform) Die Einzelarbeitsplätze der unterschiedlichen Arbeitsbereiche können zukünftig auch in Form einer „Übungsfirma“ kombiniert werden, in der jeweils eine Gruppe von sieben Patienten und Patientin‐
nen ein „Produkt“ herstellt. Dabei werden verschiedene Arbeitsschritte von der Planung und Auf‐
tragsannahme über die Materialbestellung bis hin zur Herstellung durchlaufen. Durch diese „pro‐
duktorientierte Teamarbeit“ ist eine bessere Beobachtungsmöglichkeit hinsichtlich der sozialen Kompetenzen der Patienten und Patientinnen zu erwarten. 75 Die Kenntnisprüfung erstreckt sich über mehrere (in der Regel drei) Tage mit jeweils einstündigen Terminen. Die sich anschließende praktische Erprobung dauert einen halben bis zwei ganze Tage. Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit besonderen beruflichen Problemlagen. Dies trifft vor allem für Patienten und Patientinnen mit chronifizierten Verläufen zu, bei denen seit mehr als 6 Monaten berufliche Probleme bestehen, die die Erwerbsfähigkeit gefähr‐
den. Grundsätzliche Indikationskriterien für die interne Belastungserprobung sind: lang dauernde Arbeitsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit; laufender Rentenantrag bzw. Rentenbegehren oder eine ablaufende Zeitrente. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei Patienten und Patientinnen ab einem Alter von 61 Jahren sowie bei Vorliegen einer akutmedizinischen Problematik. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Arbeitsthera‐
peut. Benötigte Ausstattung: Modellarbeitsplätze. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.2 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.2: Maßnahme „interne Belastungserprobung“ in der Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau 76 Literatur www.buchauer‐modell.de www.belastungserprobung.com www.mbo‐rehabilitation.de www.arbeitstherapie.com Ansprechpartner Georg Rupp (Arbeitstherapeut) Schlossklinik Bad Buchau Schlossplatz 2 88422 Bad Buchau [email protected] 77 Externe Belastungserprobung St. Franziska‐Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach Psychosomatik Im St. Franziska‐Stift wird die externe Belastungserprobung seit Beginn der Klinik 1992 systematisch durchgeführt. Seitdem erfolgen eine stetige Zunahme der Belastungserprobungen sowie die weitere Ausdifferenzierung der Standards in der Zuweisung, Durchführung und Auswertung. Dadurch verfügt das St. Franziska‐Stift über einen umfangreichen Erfahrungshintergrund, gestützt durch eine elektro‐
nische Datenbank, die von einem konstanten Mitarbeiterkreis von Dipl.‐Sozialarbeitern aufgebaut, gepflegt und ausgebaut wird. Die positiven Ergebnisse der Belastungserprobungen konnten durch eine Studie belegt und auf dem 15. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium 2006 in Bayreuth vorgestellt werden. Neben den im Folgenden beschriebenen speziell ausgearbeiteten Indikations‐ und Durchführungskri‐
terien sind dabei zusätzliche Aspekte, wie z. B. die Kontaktpflege und spezielle Angebote für die mitt‐
lerweile über hundert Firmen und Abteilungen in Bad Kreuznach und Umgebung zu beachten. Be‐
sonderes Augenmerk wird auf die Schulung der dort tätigen Mitarbeiter gelegt, die in die Praxisanlei‐
tung der Patienten und Patientinnen und in die Fremdeinschätzung der Belastungserprobungen ein‐
gebunden sind. Weiterbildungsangebote seitens der Klinik in Form von Anleitung (train the trainer), speziellen Tagungen für die Mitarbeiter der in die Belastungserprobung involvierten Firmen sowie die Möglichkeit von Erfahrungsaustausch untereinander und mit qualifiziertem Klinikpersonal gewähr‐
leisten einen hohen Standard. Ziele. Die Belastungserprobung im Rahmen der medizinischen Rehabilitation ist sowohl nach § 5 SGB VI als auch §42 SGB V und §26 SGB IX, Abs. 2 Nr. 7 klar geregelt mit dem Ziel einer besseren Einbe‐
ziehung der beruflichen Realität in die medizinische Rehabilitation und einer systematischen Erpro‐
bung somatischer und psychischer Belastbarkeit, sowie der berufsrelevanten Sozialkompetenzen und der Integrationsfähigkeit. 78 Ziel der Maßnahme ist das Erproben von 
berufsbezogener körperlicher und psychischer Belastbarkeit, 
sozialer Kompetenz im Beruf, 
beruflicher Neu‐ oder Umorientierung, 
beruflicher Eignung, 
Exposition und Tagesstruktur sowie die Überprüfung der Motivation zur Rückkehr in das Arbeitsleben. Inhalte und Ablauf. Bei der externen Belastungserprobung sind die Teilnehmenden an einem kon‐
kreten Arbeitsplatz den üblichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt und bekommt die dort anfallenden Arbeiten übertragen (z. B. im Verkauf Ware einsortieren und auszeichnen sowie Kunden beraten). Die berufliche Realität wird konkret in die medizinische Rehabilitation einbezogen. Die Konfrontation mit dem Berufsalltag verdeutlicht berufliche Ressourcen und Einschränkungen. Die Patienten und Patientinnen können dort ihre somatische und psychische Belastbarkeit erproben, berufsrelevantes Kommunikations‐ und Interaktionsverhalten analysieren und anwenden sowie neue Strategien ein‐
üben. Sie erstellen strukturierte Protokolle von jedem Arbeitstag (vgl. Abbildung 6.3) und erwerben eine realistische Selbsteinschätzung durch Gegenüberstellung von standardisierter Selbst‐ und Fremdbeurteilung der erlebten und gezeigten Haltungen, Leistungen und Kompetenzen (vgl. Abbil‐
dungen 6.4 und 6.5). Dabei werden sie begleitet durch Einzelgespräche mit Psychotherapeut und Dipl.‐Sozialarbeiter. Die Belastungserprobung wird so zu einer Grundlage zur sozialmedizinischen Einschätzung und gibt Hinweise auf weiterführende Maßnahmen (z. B. LTA). 79 Abb. 6.3: Tagesprotokollbogen 80 Abb. 6.4: Fremdeinschätzungsbogen durch den Praxisanleiter 81 Abb. 6.5: Selbsteinschätzungsbogen durch den Rehabilitanden Die Maßnahme umfasst in der Regel in einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen einen täglichen Einsatz im Betrieb von vier bis sechs Stunden; hinzu kommen begleitende (sozial‐)therapeutische Einzelgespräche nach Bedarf (mindestens zweimal pro Woche). 82 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.6 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.6: Maßnahme „externe Belastungserprobung“ im St. Franziska‐Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach 83 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle (teil‐)erwerbsfähigen Rehabilitandinnen und Rehabi‐
litanden, bei denen eine berufliche Problemlage im Vordergrund steht mit folgenden Indikationen: lange Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, offener Rentenwunsch, berufliche Neuorientierung, fragli‐
che Leistungsfähigkeit (objektiv); „Arbeit macht krank“, Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz durch Krankheitsempfinden, Konflikte am Arbeitsplatz, berufliche Überforderung/Berührungsängste mit beruflichen Herausforderungen, fehlendes berufliches Zutrauen bzw. Unsicherheit bzgl. der berufli‐
chen Selbsteinschätzung (subjektiv). Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivati‐
on (siehe dazu Abbildung 6.7) auf Seiten der Patienten und Patientinnen (z. B. manifester Renten‐
wunsch), bei bestimmten Berufsbildern, die sich in der Kürze der Zeit nicht erproben lassen sowie bei einer zu kurzen Dauer der Rehabilitationsmaßnahme. Abb. 6.7: Kriterien zur Einschätzung der Patientenmotivation Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Ergotherapeut; Stationspfleger/‐schwester. Kooperationsnetzwerk mit zahlreichen Arbeitgebern im Einzugsbereich der Klinik. Benötigte Ausstattung: ggf. Hilfestellung zum Erreichen des Arbeitsplatzes (Fahrrad, Fahrdienst); ggf. berufsspezifische Arbeitskleidung. Literatur Anton, E., Meures, A., Schützeichel, I., Metz, U., Jürgensen, R. & Rüddel, H. (2006). Zur Bedeutung einer Arbeits‐ und Belastungserprobung wäh‐
rend der stationären psychosomatischen Rehabilitation. DRV‐
Schriften, 64, 54‐56. Ansprechpartner Eleonore Anton (Dipl.‐Sozialarbeiterin) Andrea Meures (Dipl.‐Sozialarbeiterin) Prof. Dr. Heinz Rüddel (Chefarzt) Psychosomatische Fachklinik St. Franziskastift Franziska‐Puricelli‐Str. 3 55543 Bad Kreuznach [email protected] www.fransziska‐stift.de 84 Interne Belastungserprobung Schwarzwaldklinik – Neurologie Park‐Klinikum, Bad Krozingen Neurologie Ziele. Die Maßnahme zielt auf: 
eine verbesserte Selbsteinschätzung und Gesundheitsförderung der Patientinnen und Patienten im weiteren Verlauf 
frühzeitige psychosoziale und berufliche Perspektiven und dadurch eine verbesserte Rehabilitati‐
onsmotivation 
eine verbesserte sozialmedizinische Leistungsbeurteilung 
eine Empfehlung zu Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben 
kürzere berufliche und soziale Wiedereingliederungszeiten Inhalte und Ablauf. Das Konzept umfasst die Arbeitstherapie in einem gewerblichen und kaufmän‐
nischen Bereich sowie die interne Arbeitserprobung. Sie dient der Abklärung der beruflichen Belast‐
barkeit vor allem in folgenden Bereichen: 
Dauerbelastbarkeit bis zu einem vollen Arbeitstag 
Verhalten bei Mehrfachanforderungen 
Arbeitsverhalten (z. B. Ausdauer), Arbeitsleistung (z. B. Tempo, Konzentration) 
Sozialverhalten 
psychische und körperliche Belastbarkeit Die interne Belastungserprobung beginnt nach ausreichender medizinischer bzw. psychischer Stabili‐
sierung und ausreichender Motivation der Rehabilitanden und Rehabilitandinnen in der Regel schon während der medizinischen Rehabilitation in der hausinternen Arbeitstherapie im handwerklichen‐ oder kaufmännischen Bereich mit einer Steigerung der Belastungsdauer auf täglich zwei bis drei Stunden. Auch kann eine Belastungserprobung im Küchenbereich durchgeführt werden. Begleitend werden alle notwendigen therapeutischen Maßnahmen (z. B. Physiotherapie, Ergotherapie, Psycho‐
therapie, Schmerztherapie) durchgeführt. Sie erfolgt stufenweise; insbesondere wird die Belastbar‐
keit in Leistungs‐ und Lernsituationen beachtet. Das Basisprogramm beinhaltet Anamnese, körperliche Untersuchung, neurologische Untersuchungen und – falls notwendig – eine (neuro‐)psychologische Untersuchung. Der Rehabilitand/die Rehabili‐
tandin erhält eine umfassende kognitive, psychische und soziale arbeitsplatzbezogene Evaluation (über Arbeitsanamnese, Fragebogenverfahren, neuropsychologische Diagnostik mit für die Arbeits‐
welt relevanten Schwerpunkten, z. B. Aufmerksamkeit, Konzentration, Ausdauer oder Gedächtnis). Des Weiteren erfolgt eine fachärztliche Untersuchung. Zusätzlich werden mögliche Funktionsstörun‐
85 gen im Hinblick auf eine berufliche Wiedereingliederung durch Mitarbeiter aus den Bereichen Physi‐
otherapie, Ergotherapie, Arbeitstherapie und Sprachtherapie erfasst. Gemeinsam mit den Patienten und Patientinnen werden ihre subjektiven Einschätzungen, die objek‐
tiven Ergebnisse und klinischen Beobachtungen ausführlich besprochen. Die Maßnahme wird drei bis fünf Mal pro Woche in einem Umfang von zunächst einer bis drei Stunden bis zur ganztägigen Belas‐
tung durchgeführt. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.8 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.8: Maßnahme „interne Belastungserprobung“ in der Schwarzwaldklinik (Neurologie), Park‐Klinikum Bad Krozingen 86 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an berufstätige Versicherte der Rentenversicherung (DRV), Berufsgenossenschaften und Krankenkassen. Sie wird nicht durchgeführt bei Patienten und Patien‐
tinnen ab einem Alter von ca. 65 Jahren. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologie; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Arbeitstherapeut; Neuropsychologe. Benötigte Ausstattung: vollständig ausgerüstete Arbeitsplätze im gewerblichen und kaufmännischen Bereich sowie eine Küche. Ansprechpartner Schwarzwaldklinik Neurologie Park‐Klinikum Bad Krozingen Im Sinnighofen 1 79189 Bad Krozingen info@park‐klinikum.de www.park‐klinikum.de 87 Interne Belastungserprobung Klinik am Homberg, Bad Wildungen Psychosomatik Ziele. Die Maßnahme zielt auf die Bearbeitung von kognitiven und handwerklichen Aufgabenstellun‐
gen, d.h. Arbeit mit dem Kopf und Arbeit mit den Händen. Sie dient der Rückmeldung im Hinblick auf Stressverhalten und das Erleben der Belastung und gibt Hilfestellungen bei der sozialmedizinischen Beurteilung. Inhalte und Ablauf. Wesentlicher Inhalt der Maßnahme ist die Ermittlung von Grundarbeitsfähig‐
keiten. Dies umfasst beispielsweise die folgenden Fragestellungen: Kann ein Teilnehmer vier Stunden lang verschiedene unbekannte Aufgaben abarbeiten? Wie belastend werden neue Aufgaben, Neben‐
geräusche oder die Nähe von drei weiteren Teilnehmenden erlebt? Ein konkreter Arbeitsalltag wird hierbei nicht nachgestellt. Alle Teilnehmenden bearbeiten so viele Aufgaben in der vorgegebenen Zeit wie es ihnen in ihrer jetzigen Verfassung möglich ist. Es müssen nicht alle Aufgaben abgearbeitet werden. Ist die persönliche Belastungsgrenze überschritten, kann die Therapie jederzeit abgebrochen werden. Die Maßnahme umfasst eine 60‐minütige PC‐Übung (Rechnen, Merkfähigkeit, Logik, optische Wahr‐
nehmung u. a. mit dem Übungsprogramm COGPACK®), einen 120‐minütigen Handwerksteil (Herstel‐
len eines Tonstövchens) sowie eine weitere 60‐minütige PC‐Übung (Übungen wie im ersten Teil). Die Maßnahme wird einmal während der Rehabilitation durchgeführt. Die vierstündige Maßnahme wird nach zwei Stunden mit einer 15‐minütigen Pause unterbrochen. 88 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.9 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.9: Maßnahme „interne Belastungserprobung“ in der Klinik am Homberg, Bad Wildungen Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen, die eine sozialmedizinische Leistungsbeurteilung aufgrund eines eingeschränkten Leistungsvermögens zur besseren Objektivie‐
rung des quantitativen und qualitativen Leistungsvermögens benötigen. Sie wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Seiten der Patienten und Patientinnen. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Ergotherapeut. Notwendige Ausstattung: PC Arbeits‐
platz mit Übungsprogramm (COGPACK®), Werkraum. Ansprechpartner Reinhold Schweizer (Ergotherapeut) Klinik am Homberg Fachklinik für Psychosomatische Rehabilitation/Psychotherapie Herzog‐Georg‐Weg 2 34537 Bad Wildungen Schweizer@klinik‐am‐homberg.de www.klinik‐am‐homberg.de 89 Belastungserprobung Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim Abhängigkeitserkrankungen Ziele. Ziele der Maßnahme sind die Überprüfung des Leistungsvermögens und die sozialmedizinische Einschätzung. Inhalte und Ablauf. Die Belastungserprobung kann in Form eines internen oder externen Prakti‐
kums durchgeführt werden. Für die Umsetzung der externen Praktika kommen vielfältige Arbeitsfel‐
der in Frage, beispielsweise Handwerksbetriebe (Metall, Holz, Elektro/Elektronik, Gärtnerei, Bauwe‐
sen), Betriebe der Dienstleistung und Organisation (Behörden, Verwaltung, Banken und Versicherun‐
gen), Pflege‐ und Gesundheitsdienste (Altenpflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Behindertenberei‐
che etc.), Produktions‐ und Kommunikationsbetriebe (Großbetriebe, Druckereien, Reisebranche, Computerdienste etc.) oder Fach‐, Einzel‐ und Großhandelsbetriebe (Lagerverwaltung, Bürotätigkeit, Dienstleistungen und Verkauf). Vor der Durchführung ist in der Regel ein kurzes Gespräch des Bezugsarbeitstherapeuten oder des Arbeitsanleiters mit dem Betroffenen und dem medizinischen Dienst in der Klinik anzusetzen, bei dem die Zielsetzung und der Zeitrahmen der Belastungserprobung besprochen werden. Der Stun‐
denplan für die Belastungserprobung wird vom Arbeitsanleiter in Abstimmung mit dem Pateinten bzw. der Patientin erstellt. Unmittelbar nach der Durchführung der Belastungserprobung wird das Ergebnis vom Bezugsarbeitstherapeuten ermittelt und schriftlich festgehalten. Die Maßnahme dauert in der Regel zwei Wochen, wenn sie intern erfolgt, und vier bis sechs Wochen, wenn sie extern durchgeführt wird. 90 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.10 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.10: Maßnahme „Belastungserprobung“ in der Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim 91 Zielgruppe. Die Indikation für die Durchführung einer Belastungserprobung besteht in der Regel bei laufendem Rentenantrag, bei Langzeitarbeitslosigkeit (länger als ein Jahr), bei der Notwendigkeit einer beruflichen Neuorientierung (externes Praktikum) oder zur Verbesserung der Diagnostik bei körperlichen, kognitiven oder psychischen Einschränkungen. Außerdem kann eine Belastungserpro‐
bung auch durchgeführt werden im Sinne einer Strukturhilfe (z. B. bei Patientinnen und Patienten mit Drogenproblemen bzgl. psychischer Belastbarkeit, Ausdauer, Motivation, Frustrationstoleranztrai‐
ning). Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei berenteten Patienten und Patientinnen sowie bei fehlender Motivation auf Seiten der Patienten und Patientinnen. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Ergotherapeut. Benötigte Ausstattung: Modellarbeitsplätze (z. B. Schreinerei, Gärtnerei). Ansprechpartner Daniel Ulbricht (Leitender Arbeitstherapeut) Klinik Schloss Falkenhof, Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen Nibelungenstraße 109 64625 Bensheim falkenhof@caritas‐bergstrasse.de 92 Spezifische Erprobung Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach Orthopädie, Neurologie, Kardiologie Ziele. Im Rahmen der Maßnahme (Modellstatus) wird versucht, die neuropsychologische Belas‐
tungsdiagnostik mit einer realitätsnäheren berufsbezogenen Erprobung zu verzahnen, um die Vortei‐
le beider Ansätze zu kombinieren. Die berufsbezogene Erprobung kommt durch Vernetzung mit ex‐
ternen berufsfördernden Einrichtungen bzw. Kooperationspartnern zustande. Inhalte und Ablauf. Der Kooperationspartner (BFW Nürnberg) ist Auftragnehmer der Fachklinik Herzogenaurach; er wird vom ärztlich‐therapeutischen Team mit konkreten Fragestellungen und Aufgaben dann eingeschaltet, wenn das Team dies zur Absicherung der Rehabilitationsprognose oder zur Förderung der Problemeinsicht des Rehabilitanden/der Rehabilitandin für sinnvoll hält. Die zuständigen Ärzte erstellen ein vorläufiges positives und negatives Leistungsbild, das von der Reha‐Beratung zusammen mit einem beruflichen Anforderungs‐/Tätigkeitsprofil (vgl. Abbildung 6.11) und der schriftlichen konkreten Fragestellung (vgl. Abbildung 6.12) dem Auftragnehmer zugeleitet wird. Dieser setzt kurzfristig eine geeignete Erprobungsmaßnahme um und gibt schriftliches Feed‐
back (vgl. Abbildung 6.13) über das Ergebnis der Erprobung. 93 Abb. 6.11a: Dokumentation des Anforderungs‐/Fähigkeitsprofils (Seite 1) 94 Abb. 6.11b: Dokumentation des Anforderungs‐/Fähigkeitsprofils (Seite 2) 95 Abb. 6.12: Formular zur Anfrage beim Berufsförderungswerk 96 Abb. 6.13: Formular mit Erprobungsergebnis Kooperationsmodell mit dem Berufsförderungswerk Nürnberg 
Zielgruppen: Arbeitnehmer mit im BFW direkt abbildbaren Arbeitsplätzen, schwerpunktmäßig aus dem gewerblichen und kaufmännisch‐verwaltenden Bereich 
Schnittstellen: Sozialdienst (in Rehabilitationsklinik); Case Manager (in Berufsförderungswerk) 
Erprobungsstrukturen: Werkstätten und Arbeitsplätze aus dem Ausbildungsangebot des BFW, zusätzlich Arbeitsplätze aus der Infrastruktur des BFW 
Beurteiler vor Ort: Fachbezogene Ausbilder, psychologischer Dienst, ärztlicher Dienst, Sozial‐
dienst 97 Die Maßnahme wird im Rahmen der Rehabilitation einmal durchgeführt und umfasst bis zu fünf Ta‐
ge, mindestens aber einen Tag. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.14 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.14: Maßnahme „Spezifische Erprobung“ in der Fachklinik Herzogenaurach 98 Zielgruppe. Die Maßnahme ist für Patienten und Patientinnen aller medizinischen Indikationsgebie‐
te der Klinik (Orthopädie, Neurologie, Kardiologie) und aller Kostenträger möglich, wenn berufsför‐
dernde Maßnahmen in Betracht kommen. Sie wird nicht durchgeführt bei einem Alter ab 60 Jahren, bei gestelltem Rentenantrag oder bei bereits berenteten Patienten und Patientinnen und bei fehlen‐
der Motivation auf Seiten der Patienten und Patientinnen. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge, Kooperationspartner und ‐strukturen. Ansprechpartner Dr. Hartwig Kulke (Dipl.‐Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut) m&i Fachklinik Herzogenaurach Abteilung Neuropsychologie In der Reuth 1 91074 Herzogenaurach hartwig.kulke@fachklinik‐herzogenaurach.de www.fachklinik‐herzogenaurach.de 99 Therapeutische Belastungserprobung Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee Psychosomatik Ziele. Es handelt sich um ein therapeutisch angeleitetes externes Berufspraktikum zur diagnosti‐
schen Überprüfung der beruflichen Leistungsfähigkeit sowie der Erprobung therapeutischer Maß‐
nahmen (z. B. Angstexposition). Inhalte und Ablauf. Teilnahme an einem externen Berufspraktikum in einem Kooperationsbetrieb. Dafür wurden über den Sozialdienst Kontakte zu zahlreichen Arbeitgebern in der Umgebung aufge‐
baut, so dass ein breites Spektrum unterschiedlicher Arbeitsbereiche zur Verfügung steht, das von einfachen, ungelernten Tätigkeiten über Berufe im Handwerk, im Büro oder dem Gesundheitswesen, Umweltschutz und im ökologischen Bereich bis hin zu hochqualifizierten Tätigkeiten reicht. Das Be‐
rufspraktikum wird engmaschig therapeutisch begleitet. Die von den Patientinnen und Patienten im Laufe der Belastungserprobung gemachten Erfahrungen werden in der parallel durchgeführten Ein‐
zeltherapie reflektiert, die eingangs besprochenen Therapieziele rekapituliert, Zwischenbilanzen ge‐
zogen und neue Zwischenziele vereinbart. Die Maßnahme endet mit einer Abschlussbilanz. Die Maßnahme wird wie folgt durchgeführt:  Indikationsstellung durch den Bezugstherapeuten, Diskussion im Team, Abklärung der prinzipiel‐
len Möglichkeiten mit dem Sozialtherapeuten  Klärendes Gespräch, in dem Ziele und Möglichkeiten der Belastungserprobung offen dargelegt werden  Gespräch zwischen Patient/Patientin und Sozialtherapeut: Wünsche des Patienten bzw. der Pati‐
entin und Möglichkeiten auf dem örtlichen Arbeitsmarkt werden abgeglichen (Kompromiss)  Klärung der praktischen Möglichkeiten/Rahmenbedingungen zwischen Sozialtherapeut und po‐
tentiellem Arbeitgeber (Arbeitszeiten, Integration am Arbeitsplatz, Dienstgeheimnisse, etc.)  Vorgespräch des Patienten bzw. der Patientin beim Arbeitgeber (wenn erforderlich in Begleitung des Sozialtherapeuten, evtl. als Training für zukünftige Bewerbungsgespräche)  Beginn der Belastungserprobung  Begleitende Gespräche zwischen Bezugstherapeut, Patient/Patientin und Sozialtherapeut und ggf. Arbeitgeber/Vorgesetzten: Aufarbeitung von aktuell auftretenden Schwierigkeiten, Verhal‐
tensdefiziten, falschen bzw. unrealistischen Erwartungen etc.; Zwischenbilanz und neue 100 Zwischenziele  Abschlussbilanz: Erfolge, offene und gelöste Probleme werden festgehalten und eventuell indi‐
zierte weiterführende sozialtherapeutische Maßnahmen eingeleitet Zielgröße hinsichtlich des zeitlichen Umfangs der Maßnahme: vier Wochen mit vier Stunden/Tag. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.15 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.15: Maßnahme „Therapeutische Belastungserprobung“ in der Klinik Roseneck, Prien 101 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit psychosomatischer Er‐
krankung mit erheblichen Problemen im Bereich Arbeit und Beruf. Sie wird nicht durchgeführt bei berenteten Patienten und Patientinnen sowie bei Rehabilitanden und Rehabilitandinnen mit deutli‐
chem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenverfahren, bei fehlender Motivation auf Seiten der Patienten und Patientinnen, bei Vorliegen akuter Psychosen, Schmerzen oder die Durchführung der BE ausschließender körperlicher Erkrankungen sowie bei Patienten und Patientinnen ab ca. 60 Jah‐
ren. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Kooperationsnetzwerk mit zahlreichen Arbeitgebern im Einzugsbereich der Klinik. Literatur Hillert, A., Cuntz, U., Heldwein, C., Froben, B. & Fichter, M. (1998). Die beruf‐
liche Belastungserprobung im Rahmen klinisch‐stationärer Verhaltens‐
therapie: Praktische Durchführung, soziodemographische und psycho‐
logische Charakteristika der Patienten als Verlaufsprädiktoren. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 42, 28‐34. Hillert, A., Staedtke, D. & Cuntz, U. (2002). Berufliche Belastungserprobung als integrierter Bestandteil der verhaltenstherapeutisch‐psychosomati‐
schen Rehabilitation: Theoretische Konzepte, real existierende Patien‐
ten und multiple Schnittstellen. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 15, 94‐100. Hillert, A., Staedtke, D., Koch, S. & Cuntz, U. (2004). Wie leistungsfähig sind psychosomatische Patienten im Beruf? Selbst‐ und Fremdeinschätzung von Patienten und Vorgesetzten im Vergleich – Ergebnisse einer kon‐
trollierten Evaluation der Beruflichen Belastungserprobung (BE) in der psychosomatischen Rehabilitation. DRV‐Schriften, 52, 228‐230. Staedtke, D. (2009). Evaluation der beruflichen Belastungserprobung in der stationären Psychotherapie. Peter Lang Verlag, Bern Berlin Europäi‐
sche Hochschulschriften. Reihe 6: Psychologie, Vol. 753. Ansprechpartner Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Klinik Roseneck Am Roseneck 6 83209 Prien ahillert@schoen‐kliniken.de www.schoen‐kliniken.de/ptp/kkh/ros/klinik/ 102 Interne Belastungserprobung (diagnostischer Schwerpunkt) Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels Abhängigkeitserkrankungen Ziele. Ziel der Maßnahme ist das Testen der Grundarbeitsfähigkeit. Inhalte und Ablauf. Die Belastungserprobungen bestehen im Wesentlichen aus einem theoreti‐
schen und einem praktischen Teil. Für den theoretischen Teil stehen Aufgabenblätter aus verschiedenen Berufszweigen (z. B. kaufmän‐
nisch, bürotechnisch, finanztechnisch oder lagerwirtschaftlich) zur Verfügung. Es besteht auch die Möglichkeit, berufsspezifische Anforderungen (Elektriker, Maurer, Schlosser, Tischler) mit theoreti‐
schen Aufgabenstellungen zu prüfen. Die Auswertung erfolgt über standardisierte Antwortbögen. Der zeitliche Umfang ist variabel gestaltbar (üblich ist ca. eine Stunde). Der praktische Teil ist auf die Austestung von Grundarbeitsfähigkeiten ausgerichtet. Hier ist nur all‐
gemein eine Unterteilung in handwerkliche bzw. bürotechnische Berufe möglich. Typische Arbeits‐
aufgaben können nur partiell simuliert werden. Für die praktischen Tätigkeiten stehen ein Holzar‐
beitsbereich und im Büro der Ergotherapie ein Computer zur Verfügung. Außer in den Wintermona‐
ten steht auch ein größeres Außengelände für gärtnerische und landschaftsgestalterische Arbeiten zur Verfügung (Pflegearbeiten, Transportarbeiten, Wartungsarbeiten). Der Patient bzw. die Patientin wird im Rahmen der Ergotherapie auf die Belastungserprobung vorbe‐
reitet (konditionell, inhaltlich und kognitiv). Berufsanamnese, vorbereitende Tests usw. wurden im Vorfeld durchgeführt. Alle Patienten und Patientinnen erstellen vor der Belastungserprobung eine Arbeitsplatzbeschreibung für den von ihnen zuletzt durchgeführten Arbeitsinhalt der versicherungs‐
pflichtigen Tätigkeit. Im Bedarfsfall ist im Vorfeld ein Belastungs‐EKG erforderlich. Nachdem die Indi‐
kation zur Belastungserprobung gestellt wurde, erfolgt ein vorbereitendes Gespräch. Es werden Schwerpunkte der Erprobung festgelegt. Diese resultieren aus der Berufsanamnese, dem aktuellen Stand der Vorbereitung hinsichtlich der Fähigkeiten und Fertigkeiten und dem zu erwartenden Er‐
gebnis. So ist dann ggf. auch eine Aussage zu treffen, wenn der angegebene Beruf nicht mehr geleis‐
tet werden kann. Die Patienten und Patientinnen werden darauf hingewiesen, dass sie sich immer an einen Ergotherapeuten wenden können, um Hilfe zu erhalten, um den Belastungsgrad zu verändern oder auch um die Belastungserprobung vorzeitig zu beenden. Allgemeiner Ablauf: Der Patient bzw. die Patientin wird an einem Tag über eine Zeit von acht Stun‐
den belastet. Wenn notwendig, beginnt die Erprobung mit dem d2‐Test (Dauer ca. 20 Minuten). Da‐
nach folgt der theoretische Aufgabenteil (Dauer ca. eine Stunde), an den sich der praktische Teil an‐
schließt. Im Regelfall ist es eine komplexe Arbeitsaufgabe, in die der Patient/die Patientin eingewie‐
sen wird. Z.T. stehen dafür Arbeiten an Kleinserien zur Verfügung, die dann im Rahmen der Arbeiten für das Haus realisiert werden. Die praktische Arbeit kann im Belastungsgrad sowohl physisch wie auch mental variiert werden. Nach jeweils zwei Arbeitsstunden erfolgt eine Pause. Typische Maschi‐
103 nenarbeit wird nicht durchgeführt. Nach dem Test wird ein kurzes Auswertungsgespräch mit dem Patienten/der Patientin durchgeführt. Der Ergotherapeut bespricht mit den Patienten und Patientin‐
nen seine Beobachtungen während der Erprobung. Die Patienten und Patientinnen geben ihre Ein‐
drücke und Empfindungen in diesem Gespräch wieder. Auf der Grundlage dieser Informationen for‐
muliert der Ergotherapeut seinen Bericht und leitet daraus seine Empfehlungen ab. Zeitlicher Umfang: Üblich ist zunächst ein Tag (acht Stunden = ortsübliche tägliche Arbeitszeit). Bei Bedarf ist die Belastungserprobung auch verkürzt oder über mehrere Tage möglich. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.16 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.16: Maßnahme „Interne Belastungserprobung“ im Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels 104 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit eingeschränkter Belast‐
barkeit für die zuletzt ausgeübte Tätigkeit oder für den allgemeinen Arbeitsmarkt sowie an Patienten und Patientinnen, die seit längerer Zeit arbeitslos sind oder lange nicht in ihrem Ausbildungsberuf gearbeitet haben. Sie wird nicht durchgeführt bei bestehender Rente bzw. Rentenantrag. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Ergotherapeut. Benötigte Ausstattung: Modellarbeitsplätze (z. B. Handwerk, Büro, Außengelände) Ansprechpartner Hendrik Moritz (Oberarzt) Fachklinikum Wiesen GmbH Kirchberger Strasse 2 08134 Wildenfels [email protected] www.asklepios.com 105 106 6.2 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Arbeitstherapie” Arbeitstherapie („Buchauer Modell“) Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau ...................................................................... 108 Arbeitsplatzbezogene Medizinische Trainingstherapie (AMTT) Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg .............................................................. 113 Büroarbeitsplatztraining (BAP) Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg .............................................................. 117 107 Arbeitstherapie („Buchauer Modell“) Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau Psychosomatik, Neurologie Ziele. Ziel der Arbeitstherapie ist es, konkrete Hilfestellung und Unterstützung zur Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben zu leisten. Arbeitstherapie fördert zudem die berufliche Motivation und die realistische Selbsteinschätzung der arbeitsbezogenen und beruflichen Leistungsfähigkeit. Es handelt sich um eine therapeutisch orientierte Maßnahme, die klinikintern in Form von Einzeltherapie durch‐
geführt wird. Sie ist in das Standardheilverfahren integriert. Inhalte und Ablauf. Die Arbeitstherapie bietet die Möglichkeit, die motorische, kognitive und psy‐
chische Leistungsfähigkeit im Bereich der Grundarbeitsfähigkeit zu überprüfen und zu trainieren. Hierfür stehen verschiedene Arbeitsbereiche zur Verfügung: Büro/EDV, Werkstatt (Holzwerkstatt und CNC‐gesteuerte Fräse), Hauswirtschaft und Küche sowie Lagerverwaltung. Ist eine Rückkehr in den alten Betrieb nicht möglich oder besteht kein Arbeitsverhältnis mehr, können als Vorbereitung für eine weitergehende berufliche Rehabilitation in der Arbeitstherapie persönliche Fähigkeiten und Stärken, z. B. handwerkliches Geschick, Interesse und Motivation überprüft und mit beruflichen An‐
forderungsprofilen abgeglichen werden. Handelt es sich insbesondere um Patienten und Patientinnen mit motorisch‐funktionellen Einschrän‐
kungen, können in den klinikeigenen Werkstätten berufsbezogene Tätigkeiten überprüft und trainiert werden mit dem Ziel der Funktionsverbesserung und realistischen Einschätzung verbliebener Defizi‐
te. Ist eine Rückkehr in den Betrieb nicht möglich oder besteht kein Arbeitsverhältnis mehr, wird in der Regel eine umfangreiche neuropsychologische Untersuchung durchgeführt, um die kognitiven Voraussetzungen für mögliche umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen zu überprüfen. Ergeben sich in der Arbeitstherapie Zweifel bzgl. der Belastbarkeit, kann die Arbeitstherapie ergänzt werden durch eine Belastungserprobung. Die arbeitstherapeutischen Termine werden individuell geplant. Am Beginn steht eine ausführliche arbeitstherapeutische Anamneseerhebung, aus der sich dann das Behandlungsprogramm ergibt. Die Arbeitstherapie ist als Einzeltherapie konzipiert und wird von Arbeitstherapeuten in den Werkstätten der Klinik durchgeführt. Zusätzlich zu den diagnostischen und therapeutischen Terminen mit dem Arbeitstherapeuten haben die Patienten und Patientinnen die Möglichkeit, eigenständig in dem Be‐
reich zu üben, dem sie zugeteilt sind. Für die Arbeitstherapie stehen in der Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau folgende Arbeitsbereiche zur Verfügung: 108 Bürobereich/EDV  4 PC‐Arbeitsplätze:  Es werden Kenntnisse vermittelt in Windows XP, Office 2003, Internet (Einführung, Anwendungen), Microsoft Front Page, Macromedia Flash 5 (Anwendung, Programmierung), Grafik‐
programmen (Einführung) und Open Office. Zum Überprüfen und Trainieren im Bereich der kognitiven Grundarbeitsfähigkeit wird Cogpack® eingesetzt.  3 Werkbankarbeitsplätze Werkstatt  3 Maschinenarbeitsplätze (Dekupiersäge, Bandsäge, Ständerbohrmaschine)  1 Arbeitsplatz für Mess‐, Prüf‐ und Kontrollarbeiten mit optischer und akustischer Taktvorgabe zur Akkordsimulation  CNC‐Fräse für Metall, Kunststoff und Holz  3D‐CAD‐Konstruktion Hauswirtschaftsbereich  2 Arbeitsplätze an Nähmaschinen  2 Arbeitsplätze für Stoffzuschnitt  1 Arbeitsplatz für Bügelarbeiten Küchenbereich  2 Arbeitsplätze im Küchenbereich Lagerverwaltung  Der Bereich Lagerverwaltung übernimmt die Versorgung der anderen Bereiche mit den notwendigen Arbeitsmaterialien. 109 Die Gesamtzahl und Häufigkeit der Therapieeinheiten orientiert sich an der individuellen Situation des Rehabilitanden. In der Regel wird die Arbeitstherapie zwischen drei und fünf Stunden pro Woche eingesetzt. Im Normalfall finden einstündige arbeitstherapeutische Behandlungen parallel zum übri‐
gen therapeutischen Programm der Patienten und Patientinnen statt. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.17 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.17: Maßnahme „Arbeitstherapie, Buchauer Modell“ in der Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich zum einen an Patienten und Patientinnen, die einen Ar‐
beitsplatz haben und denen durch die Arbeitstherapie geholfen werden soll, wieder an ihren konkre‐
ten Arbeitsplatz zurückzukehren. Zeichnetet sich auf der Ebene der Körperfunktionen keine Funkti‐
onsverbesserung ab, so werden auf der Ebene der Umweltfaktoren mit den Patienten und Patientin‐
nen Kompensationsmöglichkeiten im Sinne von arbeitsbezogenen Hilfsmitteln oder Möglichkeiten der Arbeitplatzadaption erarbeitet und praktisch erprobt. 110 Beispiel: Patient mit einem PC‐Arbeitsplatz und neu aufgetretener Armlähmung wird auf einhändige Bedie‐
nung des PC trainiert oder wird in die Anwendung von Spracherkennungssoftware eingeführt. Zum anderen werden Patienten und Patientinnen einbezogen, die einen Arbeitsplatz haben, diesen aber krankheitsbedingt nicht mehr ausüben können und denen in der Arbeitstherapie geholfen wird, sich für eine andere Tätigkeit in ihrem Betrieb zu qualifizieren. Hier bietet Arbeitstherapie die Mög‐
lichkeit erste Qualifikationen für eine andere Tätigkeit zu erwerben. Beispiel: Einführung in die Lagerverwaltung, Einführung in die CAD‐Programmierung, Einführung in die 3‐D‐
Konstruktion/Technisches Zeichnen. Die Maßnahme richtet sich darüber hinaus an Patienten und Patientinnen mit Arbeitsplatz, die Schwierigkeiten bei der Ausübung ihrer Tätigkeit haben und bei denen durch arbeitsbezogene Aktivi‐
täten eine Verbesserung der relevanten Körperfunktionen und somit der Leistungsfähigkeit für die‐
sen Arbeitsplatz zu erwarten ist. Beispiele: Spezielles Arbeitsplatztraining zur Verbesserung der motorisch‐funktionellen Körperfunktionen durch das Training arbeitsüblicher Bewegungsabläufe (z. B. im Hinblick auf körperliche Belastbarkeit, Fein‐
motorik, Geschicklichkeit. Ergonomie am Arbeitsplatz, Vermitteln und Trainieren der wichtigsten ergonomischen Regeln am Arbeitsplatz wie z. B. richtiges Heben und Tragen, Arbeitsplatzgestaltung und Umgebungseinflüsse. Abb. 6.18: Motorisch‐funktionelles Training, Funktionstraining Überkopf, Ergonomie am Arbeitsplatz Eine weitere Zielgruppe sind Patienten und Patientinnen ohne Arbeitsplatz. 111 Die Maßnahme wird auch dann durchgeführt, wenn die Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz nicht möglich ist. Hier stehen die personbezogenen Faktoren im Fokus der Arbeitstherapie. Persönli‐
che Fähigkeiten, Fertigkeiten und Stärken werden mithilfe standardisierter arbeitsbezogener Aktivi‐
täten erfasst. Das ermittelte Fähigkeitsprofil wird mit beruflichen Anforderungen verglichen und kann als Unterstützung bei einer beruflichen Neu‐ oder Umorientierung oder im Hinblick auf eine weitergehende berufliche Rehabilitation eingesetzt werden. Individuelle Maßnahmen wie Bewer‐
bungstraining und Stellenrecherchen können als Hilfen und Unterstützung zur Teilhabe am Arbeitsle‐
ben erfolgen. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arbeitserzieher/Arbeitstherapeut. Benötigte Ausstat‐
tung: Grundausstattung Assessment „Buchauer Modell“ und Modellarbeitsplätze. Literatur www.buchauer‐modell.de www.belastungserprobung.com www.arbeitstherapie.com Ansprechpartner Georg Rupp (Arbeitstherapeut) Schlossklinik Bad Buchau Schlossplatz 2 88422 Bad Buchau [email protected] 112 Arbeitsplatzbezogene Medizinische Trainingstherapie (AMTT) Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg Orthopädie Ziele. Training der Muskelgruppen, die bei den jeweiligen Berufen besonders beansprucht werden. Schulung von Bewegungsmustern der konkreten Arbeitssituation mit Ergonomisierung des Bewe‐
gungsablaufes sowie Verbesserung der im Beruf benötigten motorischen Eigenschaften. Inhalte und Ablauf. Bei der AMTT werden berufsspezifische Bewegungen trainiert. Die Übungs‐
auswahl orientiert sich individuell an den Anforderungen des Arbeitsplatzes. Durch Schulung von Bewegungsmustern soll eine Fehlbelastung, Überlastung oder Unterforderung vermieden werden. Für folgende Berufsgruppen liegen Trainingsprogramme vor: Verkauf, Pflege, Büroarbeit, Erzieher. Patienten und Patientinnen mit der Verordnung „Kinästhetik“ (Angebot für Patienten/Patientinnen, die in Pflegeberufen arbeiten zur bewussten Bewegungswahrnehmung bei beruflich bedingten Über‐
lastungen und Beschwerden des Bewegungsapparats) erhalten automatisch die AMTT‐Einweisung sowie das folgende Training verordnet. Therapiebeginn ist, wenn möglich, in der ersten Woche. Pati‐
enten und Patientinnen mit der Verordnung „EFL‐Testung“ erhalten unmittelbar im Anschluss an den Test eine AMTT‐Einweisung mit entsprechend berufsspezifischem Programm (vgl. Abbildung 6.19). 113 Abb. 6.19: Trainingseinheiten der AMTT (Berufsgruppe „Verkäufer“) Die Therapie beginnt, wenn möglich, in der ersten Woche. Die automatische Zuordnung der Pro‐
gramme für die Berufsgruppen „Erzieher“ und „Büroarbeit“ ist derzeit noch in Bearbeitung. Erhalten Patienten und Patientinnen, die einen anderen Beruf als die oben angegebenen ausüben, eine EFL‐
114 Testung, können sie an einem AMTT‐Programm teilnehmen, das ihren beruflichen Anforderungen am nächsten kommt (z. B. ein Lagerarbeiter, der das AMTT‐Programm „Verkäufer“ erhält). Das Training findet zwei bis drei Mal in der Woche statt. Eine Therapieeinheit beträgt 30 Minuten und beginnt mit einer fünfminütigen Aufwärmphase (Ergometer), danach erfolgt das Training mit dem Zugapparat. Maximal drei Patienten bzw. Patientinnen trainieren gleichzeitig, unabhängig von der Berufsgruppe. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.20 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.20: Maßnahme „Arbeitsplatzbezogene Medizinische Trainingstherapie (AMTT)“ im Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit Erkrankungen auf ortho‐
pädischem Fachgebiet, vorzugsweise mit Rückenschmerzen, die an ihrem Arbeitsplatz unter Belas‐
tungen der Wirbelsäule leiden. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei Rehabilitanden und Re‐
habilitandinnen mit deutlichem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenverfahren, bei fehlender 115 Motivation auf Seiten der Patienten und Patientinnen, bei erheblich eingeschränkter kardialer oder pulmonaler Leistungsfähigkeit oder bei Wirbelsäulen‐OP innerhalb der letzten drei Monate. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Krankengymnast/Physiotherapeut; Ergotherapeut. Benötigte Ausstattung: Ergometer, Zugapparate. Ansprechpartner Uwe Wöbking (Physiotherapeut) Reha‐Zentrum Schömberg Klinik Schwarzwald Römerweg 50 75328 Schömberg uwe.woebking@drv‐bund.de www.klinik‐schwarzwald.de 116 Büroarbeitsplatztraining (BAP) Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg Orthopädie Ziele. Ziel der Maßnahme ist eine Reduzierung von Belastungen des Bewegungsapparates durch eine gesunde Körperhaltung am Arbeitsplatz. Es werden Hilfsmittel (höhenverstellbarer Schreibtisch und verschiedene Bürostühle, ergonomische Tastaturen und PC‐Mäuse) vorgestellt und erprobt und al‐
ternative Arbeitshaltungen (z. B. am Stehpult) in einem größeren Zeitrahmen aufgezeigt. Inhalte und Ablauf. Erlernen von rückengerechten Bewegungsabläufen bezogen auf den PC‐
Arbeitsplatz, bzw. eines Rücken entlastenden Sitz‐ bzw. Stehverhaltens. Erprobung von Hilfsmitteln, z. B. orthopädische Bürostühle, Handgelenksauflagen, ergonomische Tastaturen und PC‐Mäuse. Er‐
lernen von Kräftigungsübungen, Dehnungsübungen und Entspannungsübungen, die für die am PC‐
Arbeitsplatz beanspruchte Muskulatur abgestimmt sind. Diese helfen dem Teilnehmer, den Arbeits‐
alltag körpergerecht zu gestalten. Die Teilnahme wird vom Stationsarzt aufgrund der Zugehörigkeit zur Berufsgruppe „Büro“ verordnet, speziell für Patienten und Patientinnen, die gesundheitliche Probleme durch die vorwiegend sitzende Tätigkeit haben (max. drei Teilnehmer). Die Maßnahme findet an vier Terminen à 60 Minuten statt. Sie beginnt in der zweiten Reha‐Woche mit zwei Terminen, in der dritten und vierten Woche findet jeweils ein Termin statt (in Ausnahmefällen auch als Belastungserprobung/Schreibtraining über zwei Stunden möglich). 
1. Termin: Theoretische Grundlagenvermittlung (richtiges Sitzverhalten, Einstellungen des Büro‐
stuhles und ‐tisches etc.; vgl. Abbildung 6.21) und selbstständiges Ausprobieren an den Beispiel‐
Arbeitsplätzen, die bei jedem weiteren Termin gewechselt werden (Ringtausch). 
2. Termin: Wiederholung des erworbenen Wissens am Beispiel‐Arbeitsplatz (45 Minuten) und dabei weitere Erprobung von Hilfsmitteln (diverse Sitzkissen, ergonomische PC‐Mäuse und Tasta‐
turen, Scripthalter etc.). Durchführung von Dehnungsübungen für Schulter‐Nacken‐Bereich und Unterarm‐Hand‐Muskulatur. 
3. Termin: PC‐Arbeit an einem der Beispiel‐Arbeitsplätze über einen längeren Zeitraum (45 Minu‐
ten). Erlernen von Theraband‐Übungen zur Kräftigung der an diesem Arbeitsplatz überwiegend beanspruchten Muskulatur. 
4. Termin: Selbstständiges Arbeiten am Büroarbeitsplatz unter Aufsicht des Therapeuten mit Berücksichtigung des zuvor Gelernten. 117 Abb. 6.21: Informationsblatt für Patienten (Auszüge) 118 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.22 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.22: Maßnahme „Büroarbeitsplatztraining (BAP)“ im Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen, die vorwiegend im Sitzen an einem Büroarbeitsplatz tätig sind und vor allem wegen Rücken‐ und/oder Nackenbeschwerden krankgeschrieben sind. Sie dient der Verbesserung bereits vorhandener Einschränkungen und der Erleichterung der Wiedereingliederung arbeitsunfähiger Patientinnen und Patienten in das Berufsle‐
ben. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei Rehabilitanden und Rehabilitandinnen mit deutli‐
chem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenverfahren sowie bei fehlender Motivation auf Seiten der Patienten und Patientinnen. 119 Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Krankengymnast/Physiotherapeut; Ergotherapeut. Benötigte Ausstattung: Verschiedene Beispielarbeitsplätze mit höhenverstellbarem Schreibtisch und ergonomischem Bürostuhl und Tastatur; verschiedene Hilfsmittel wie PC‐Mäuse, Unterarmvorlagen, Sitzkissen. Ansprechpartner Uwe Wöbking (Physiotherapeut) Reha‐Zentrum Schömberg Klinik Schwarzwald Römerweg 50 75328 Schömberg uwe.woebking@drv‐bund.de www.klinik‐schwarzwald.de 120 6.3 Exemplarische Falldarstellungen zur Kernmaßnahme „Arbeits‐ und berufsbezogene Einzelberatung“ Berufsbezogene sozialrechtliche Einzelberatung – Einzelfalldarstellung St. Franziska‐Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach ....................................................... 122 Berufsbezogene sozialrechtliche Einzelberatung – Einzelfalldarstellung salus klinik Friedrichsdorf .................................................................................................................... 127 121 Berufsbezogene sozialrechtliche Einzelberatung – Einzelfalldarstellung St. Franziska‐Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach Psychosomatik Zur Illustration der berufsbezogenen sozialrechtlichen Beratung im St. Franziska‐Stift wird im Folgen‐
den ein Fallbeispiel geschildert. Angaben zum Rehabilitanden. Alter (Jahre) 43 Geschlecht weiblich Diagnose(n) F41.0 Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst); F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung Z. n. Bandscheibenvorfall Grad der Behinderung besteht nicht Bezeichnung der Tätigkeit Maschinenführerin seit 19 Jahren beim gleichen Arbeitgeber; Vollzeit, ausschließlich stehende Tätigkeit, Wechselschicht mit Nachtdienst Arbeitsunfähigkeit vor Rehabilitation 16 Wochen und ein stationärer Psychiatrieaufenthalt im Jahr vor der Rehabilitation Behandlungsaufenthalt/Dauer 10 Wochen stationär Anamnese. Vor dem Hintergrund ihrer Lebens‐ und Lerngeschichte entwickelte die Patientin eine Panikstörung und eine Posttraumatische Belastungsstörung. Sie leidet unter Durchschlafstörungen mit Alpträumen. Eine schwere Selbstwertproblematik nach Missbrauchssituation durch den Vater in der Kindheit führen zu großen Beeinträchtigungen. Die Aktivitäten des täglichen Lebens sind insbe‐
sondere eingeschränkt beim Auto‐, Bus‐ und Zugfahren, der Einkauf ist nur in bestimmten Geschäf‐
ten und in Begleitung möglich, der Rückzug aus dem sozialen Umfeld schränkt die Teilhabe am ge‐
sellschaftlichen Leben stark ein. Die Teilhabe am Arbeitsleben ist durch die Angst, am Arbeitsplatz zu versagen und durch Angst vor den bestehenden Konflikten mit den Kollegen stark eingeschränkt bis ganz aufgehoben. Aufgabenstellung der Sozialberatung. Berufliche Wiedereingliederung, Beratung zum Thema Schwerbehinderung (s. Verordnungsvordruck, Abbildung 6.23). 122 Abb. 6.23: Vordruck zur Verordnung einer Sozialberatung Umfang der Sozialberatung. Vier Termine während der Rehabilitation, insgesamt 225 Minuten, inklusive eines Betriebsbesuchs. Behandlungsverlauf in der Sozialberatung. Die Zuweisung der Patientin zur Sozialberatung er‐
folgte nach dem Erstgespräch mit der Bezugstherapeutin und den Ergebnissen aus dem Screening 123 der Basisdokumentation. Durch die starke Einbindung der Sozialtherapeuten in das Behandlungs‐
team sind vor dem Erstgespräch mit den Sozialtherapeuten die soziale‐ und berufliche Anamnese überwiegend bekannt. Während der Rehabilitation nahm die Patientin an der psychoedukativen Gruppe „Konflikte am Ar‐
beitsplatz“ teil (KTL‐Code D 059). Lösungsansätze zu den individuellen berufsbezogenen Problemen konnten darauf aufbauend in der Einzelsozialberatung erarbeitet werden (KTL‐Code D 021). Da der Arbeitgeber der Rehabilitandin über die Art der Rehabilitation nicht informiert war und von Seiten der Patientin selbst zu Anfang große Bedenken gegenüber einer psychosomatischen Rehabilitation bestanden, war es zunächst notwendig, die Bedenken zu bearbeiten und die Patientin dahingehend zu motivieren, sich mit dem Thema beruflicher Wiedereinstieg zu beschäftigen (KTL‐Code D 021). Dies gelang ihr im Rehabilitationsverlauf zunehmend. Da die Patientin zwischenzeitlich Kontakt zu einer Arbeitskollegin (Freundin) hatte und von einer bevorstehenden Kurzarbeit die Rede war, kam eine große Verunsicherung auf und der Druck, mit dem Arbeitgeber in Kontakt zu treten, stieg an. Die Patientin benötigte hierbei professionelle Unter‐
stützung sowohl bei der telefonischen Kontaktaufnahme als auch bei der Vorbereitung auf das Be‐
triebliche Eingliederungsmanagement (KTL‐Code D 031). Dies erfolgte insbesondere vor dem sozial‐
rechtlichen Hintergrund (SGB IX §84). Ziel war es, ihre noch bestehenden gesundheitlichen Ein‐
schränkungen am Arbeitsplatz genau zu benennen und ihre neuen Stärken aufzeigen zu können. In der letzten Woche der Rehabilitation konnte ein Gespräch mit Arbeitgeber, Betriebsrat, Schwer‐
behindertenvertreter der Patientin und der Sozialarbeiterin aus der Rehaklinik vereinbart und durch‐
geführt werden. Hierbei wurden die bestehenden Ängste der Patientin benannt und es wurde ge‐
meinsam eine Möglichkeit der Wiedereingliederung erarbeitet (KTL‐Code D 035). Am Ende des Ge‐
sprächs stand ein innerbetrieblicher Wechsel als Lösung an. Da die Patientin sehr misstrauisch war, „dem Frieden nicht ganz traut“ und sie im Umgang mit Kon‐
flikten am Arbeitsplatz die erarbeiteten Strategien durch die Anwendung im konkreten Fall erlernen musste, schien am Ende der Rehabilitation eine Stufenweise Wiedereingliederung mit Fallbegleitung (durch die DRV Rheinland Pfalz möglich) als Unterstützung und Sicherung des Rehabilitationserfolges notwendig. Die Rehabilitandin sah ebenfalls weiteren Beratungsbedarf und willigte in die Fallbeglei‐
tung ein (KTL‐Code D 043). Bei Problemen eine Beratung durch eine Person ihres Vertrauens, die in den Reha‐Verlauf einbezogen war, aufsuchen zu können, gab der Rehabilitandin die Sicherheit und Zuversicht, den beruflichen Wiedereinstieg zu schaffen. Die Patientin wurde über die Möglichkeiten eines Antrages auf Schwerbehinderung informiert, ihr wurden dazu Entscheidungshilfen gegeben sowie der zuständige Integrationsfachdienst (IFD) Berufs‐
begleitung benannt (KTL‐Code D 026). Da sich Frau A. noch unsicher war, ob sie einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen möchte, wurde noch kein Kontakt zum IFD aufgenommen. Entlassungsform. Arbeitsunfähig mit der Empfehlung einer Stufenweisen Wiedereingliederung mit Fallbegleitung über fünf Wochen. 124 Der Ablauf einer Sozialberatung ist in Abbildung 6.24 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.24: Ablauf und Themenschwerpunkte einer Sozialberatung im St. Franziska‐Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach 125 Ansprechpartner Eleonore Anton (Dipl.‐Sozialarbeiterin) Psychosomatische Fachklinik St. Franziskastift Franziska‐Puricelli‐Str. 3 55543 Bad Kreuznach [email protected] www.fransziska‐stift.de 126 Berufsbezogene sozialrechtliche Einzelberatung – Einzelfalldarstellung salus klinik Friedrichsdorf Abhängigkeitserkrankungen Zur Illustration der berufsbezogenen sozialrechtlichen Beratung in der salus klinik Friedrichsdorf wird im Folgenden ein Fallbeispiel geschildert. Angaben zum Rehabilitanden. Alter (Jahre) 35 Geschlecht männlich Diagnose(n) F10.2 Alkoholabhängigkeitssyndrom F90.0 ADHS F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung F33.0 rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig leichte Episode M50 Z.n. Bandscheibenvorfall im HWS‐Bereich Grad der Behinderung besteht nicht Bezeichnung der Tätigkeit Rettungssanitäter seit ca. 3 Jahren in Vollzeit, hohe Stressbelastung, wechselnde Schichten Arbeitsunfähigkeit vor Rehabilitation 9 Monate Behandlungsaufenthalt/Dauer 14 Wochen (Entwöhnungsbehandlung) 12 Wochen (Adaption) Anamnese. Der Patient berichtet, dass er bereits in seiner Kindheit durch seine ausgeprägte Impul‐
sivität, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen aufgefallen sei. Er habe im Kindergarten und später in der Schule erhebliche Probleme gehabt. Seine Mutter, die der Patient einerseits als über‐
behütend, andererseits aber auch als ausgeprägt impulsiv und jähzornig beschreibt, habe ihn häufig angeschrien und geschlagen, wenn „es mit den Hausaufgaben nicht geklappt habe“. Es habe zu Hau‐
se ein ausgeprägter Leistungsdruck geherrscht. In der Schule sei er ein Außenseiter gewesen und sei von seinen Mitschülern ausgegrenzt worden. Seine schulische und berufliche Entwicklung sei von starken Leistungsschwankungen gekennzeichnet gewesen. Zwei Ausbildungen habe er abgebrochen. Immer wieder habe er sich überfordert gefühlt und den Eindruck gehabt, dass er die Belastungen nicht aushalten könne. 127 Der Patient beschreibt, dass es im Rahmen seiner Tätigkeit im Rettungsdienst immer wieder zu Ext‐
remsituationen gekommen sei, bei denen er als Ersthelfer mit dem Tod oder mit schwersten Verlet‐
zungen und Verstümmelungen konfrontiert worden sei. Er habe sich dabei häufig ohnmächtig und hilflos gefühlt und Fluchtimpulse gehabt, jedoch stets professionell gehandelt. Er habe allerdings keine Möglichkeit gehabt, diese Ereignisse angemessen zu verarbeiten. Er empfinde seinen Beruf durch die teilweise extremen Situationen und die hohe Verantwortung psychisch als sehr belastend. Er könne sich nicht mehr von der Arbeit abgrenzen und leide unter wiederkehrenden Bildern und Alpträumen. Die beruflichen Belastungen sehe er als Auslöser für die Suchterkrankung, welche seit ca. 3 Jahren bestehe. Den Alkohol habe er v. a. zum Abschalten und zur Beruhigung nach der Arbeit eingesetzt. Vor ca. drei Jahren seien ebenfalls Depressionen aufgetreten, weswegen er bereits zwei‐
fach in stationärer Behandlung gewesen sei. Er habe sich überfordert, gemobbt und kraftlos erlebt. Während der stationären Suchtbehandlung wurden aufgrund der Diagnosen u. a. die Indikativgrup‐
pen „ADHS“ und „Bewältigung traumatischer Belastungen“, Sporttherapie und Krankengymnastik durchgeführt. Diese Behandlungsbausteine fokussierten auf die Wiedererlangung der Selbstwirksam‐
keit in Belastungssituationen und dienten der Leistungssteigerung. Sozialmedizinische Leistungseinschätzung. Im zuletzt ausgeübten Beruf als Rettungsassistent besteht aufgrund der Posttraumatischen Belastungsstörung eine quantitative Leistungsminderung von unter drei Stunden. Bezogen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt besteht keine quantitative Leis‐
tungsminderung für mittelschwere körperliche Tätigkeiten in wechselnder Körperhaltung. Folgende qualitative Leistungseinschränkungen liegen vor: Tätigkeiten mit erhöhtem Risiko traumatisierender Ereignisse und Kontakt mit Suchtmitteln sollten vermieden werden. Aufgabenstellung der Sozialberatung. Unterstützung bei der Klärung der beruflichen Neuorien‐
tierung und Organisation der viertägigen Belastungserprobung im kooperierenden Berufsförde‐
rungswerk Bad Vilbel, Klärung des Übergangsgeldanspruchs, Beratung zu Wohnungsfragen, Klärung sonstiger sozialer Anliegen, Vermittlung in Adaption. 
Sozialrechtliche Beratung: Berufliche Perspektiven (2 Stunden; KTL Code D 021) 
Sozialrechtliche Beratung: Wirtschaftliche Sicherung (45 Minuten; KTL Code D 023) 
Sozialrechtliche Beratung: Wohnungsfragen (30 Minuten; KTL Code D 022) 
Sonstige Hilfen zu weitergehenden Maßnahmen (2 Stunden; KTL Code D 049) 
Sonstige Rehabilitationsberatung (30 Minuten; KTL Code D 039) 
Sonstige sozialrechtliche Beratung (30 Minuten; KTL Code D 029) 128 Behandlungsverlauf in der Sozialberatung. Die Zuweisung des Patienten zum Sozialdienst erfolg‐
te nach der Leistungseinschätzung. Geplant wurde eine Reha‐Beratung mit der Empfehlung einer Erprobung im Reha‐Assessment (Berufsförderungswerk Bad Vilbel). Im Rahmen einer viertägigen Erprobung wurde geklärt, ob der Patient für eine berufsfördernde Maßnahme geeignet scheint. Als Berufserprobung wollte der Patient im Rahmen der Adaption ein Praktikum im Bereich Sport und Fitnesskaufmann absolvieren. Zur Aufrechterhaltung seiner hergestellten Abstinenz sowie zur beruflichen Neuorientierung ist wei‐
terführend eine Adaptionsmaßnahme indiziert. Adaption (12 Wochen) 
Organisation und Monitoring externer Belastungserprobung (während der Entwöhnung 5 x 20 Minuten, während der Adaption: 1 x 60 Minuten, 1 x 30 Minuten; KTL Code G 161) 
Sozialtherapeutische Einzelbetreuung (nur Thema Arbeit 5 x 60 Minuten; KTL Code D 021) 
Adaptionsgruppe – Sozialtherapeutische Aktivgruppe (3 x 1,5 Stunden; KTL Code D 090) 
Bilanzierungsgespräch bei externer Belastungserprobung (1 x 30 Minuten; KTL Code E 040) 
Ärztliche Beratung (1 x 30 Minuten, 3 x 15 Minuten; KTL Code D 029) Der Patient hat in seinem Praktikum so überzeugt, dass er das Angebot erhielt, den betrieblichen Teil einer Umschulung beim Praktikumsgeber ableisten zu können. Bei Entlassung war die Kostenüber‐
nahmeerklärung der DRV Bund noch offen. Der Rehabilitand hat jedoch die Möglichkeit erhalten, bis zur abschließenden Klärung das Praktikum fortzuführen. Der Patient wurde im Anschluss an die Adaption weiterhin durch die örtliche Rehaberaterin betreut. Im Rahmen der Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben begann er ab März 2010 zunächst einen dreimonatigen Reha‐Vorbereitungslehrgang im BFW Heidelberg und kann im Anschluss daran ab Juni 2010 die Umschulung zum Sport‐ und Fitnesskaufmann beginnen. 129 Ansprechpartner Corinna Nels (Dipl.‐Sozialarbeiterin, Sozialtherapeutin Leitung Sozialtherapie)
salus klinik Friedrichsdorf Landgrafenplatz 1 61381 Friedrichsdorf/Taunus c.nels@salus‐friedrichsdorf.de www.salus‐kliniken.de/kliniken/friedrichsdorf/ 130 6.4 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Gruppen mit arbeits‐ und berufsbezogenen Themen“ Gruppe „Arbeitsleben“ („Buchauer Modell“) Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau ...................................................................... 133 Seminar „Berufliche Zukunft“ Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen ................................................................................................... 136 Berufsbezogene Therapiegruppe Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale ............................................................. 145 Beruf und Stresskompetenz (BUSKO): Psychosoziale Kompetenzen für gesundes Arbeitsverhalten Reha‐Zentrum Bad Sooden‐Allendorf, Klinik Werra, Bad Sooden‐Allendorf ...................................... 150 Bewerbungstraining Klinik am Homberg, Bad Wildungen .................................................................................................... 156 Berufskompetenzgruppe, verhaltenstherapeutische Ausrichtung Klinik am Homberg, Bad Wildungen .................................................................................................... 159 Berufskonfliktgruppe, tiefenpsychologische Ausrichtung Klinik am Homberg, Bad Wildungen .................................................................................................... 163 Berufskompetenzgruppe (Traumatherapie) Klinik am Homberg, Bad Wildungen .................................................................................................... 167 Bewerbungstraining Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim ..................................................................................................... 171 Themengruppe „Back to work“ REHA‐Klinik Lehmrade, Lehmrade ....................................................................................................... 175 ZAZO‐Gruppentraining zur Förderung beruflicher Motivation, Universitätsklinikum Münster, Münster durchgeführt u.a. in der Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde und in der Rehabilitationsklinik Lipperland, Bad Salzuflen ................................................................................... 179 Gruppentherapie „Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“ (AGIL) Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee ................................................................................................... 184 Gesundheitstraining „Stressbewältigung am Arbeitsplatz“(SBA) Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee ................................................................................................... 187 131 Berufswegeplanung Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg .............................................................. 191 Ergonomie am Arbeitsplatz Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg .............................................................. 194 Bewerbungstraining Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels ....................................................................................... 198 Berufsbezogene Gruppentherapie in Kombination mit ergotherapeutischer Projektgruppe Kliniken Hartenstein, Fachklinik Reinhardstal, Bad Wildungen .......................................................... 200 132 Gruppe „Arbeitsleben“ („Buchauer Modell“) Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau Psychosomatik Ziele. In der Gruppe „Arbeitsleben“ werden relevante, auf das Arbeitsleben bezogene Informationen vermittelt sowie eine Problemdefinition im Bereich Arbeitsleben durchgeführt. Lösungsansätze wer‐
den erarbeitet. Schwerpunkte der Gruppe sind Konflikte am Arbeitsplatz, Langzeitarbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, berufliche Umorientierung und Veränderung, berufliche Überforderungssituationen und der Strukturwandel in der Arbeitswelt. Inhalte und Ablauf. In der Gruppe werden die Auswirkungen des Strukturwandels in der Arbeits‐
welt im Hinblick auf konflikthafte individuelle Erfahrungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen in ihrem Arbeitsleben behandelt. Neben sozialrechtlichen Begriffen (z. B. Arbeitsfähigkeit und Leis‐
tungsfähigkeit) sowie den zugehörigen gesetzlichen Grundlagen werden (arbeits‐)psychologische Begriffe und Konzepte erklärt. In der Gruppe werden das Belastungs‐Beanspruchungskonzept, der Zusammenhang mit der Arbeitszufriedenheit und die Wechselwirkungen zwischen arbeitsbezogenen Störungen und dem Selbstbild erörtert. Es werden die Themen Konflikte, Mobbing, Stress und psy‐
chische Belastung durch Arbeitsplatzkonflikte angesprochen. Für die individuellen Problemerfahrungen der Teilnehmer werden mögliche Ursachen analysiert und eine realistische Zielsetzung für deren Lösung erarbeitet, weniger in Form von Veränderungen am Arbeitsplatz, sondern eher in Form von verbesserten kommunikativen Fähigkeiten und einer besse‐
ren Stressbewältigung. Darüber hinaus wird über die Potenziale und die Zielsetzungen der arbeits‐
therapeutischen Maßnahmen während des Reha‐Aufenthalts sowie über die Möglichkeiten einer psychotherapeutischen Intervention informiert. Auch wenn im Fokus der Maßnahme Konflikte am Arbeitsplatz stehen, wird bewusst die Bezeichnung „Mobbing‐Gruppe“ vermieden, um eine neutrale Ausgangsbasis für die Arbeit in der Gruppe zu schaffen. Die Maßnahme ist modular aufgebaut und wird in Gruppen mit etwa zehn Patienten und Patientin‐
nen durchgeführt. Eine kurze Beschreibung der drei Module ist im Folgenden aufgeführt. 133 Module der Gruppe „Arbeitsleben“ 
Modul Arbeitstherapie. Hier werden das Belastungs‐Beanspruchungskonzept sowie die Thematik Arbeitszufriedenheit und Wechselwirkungen zwischen arbeitsbezogenen Störungen und Selbst‐
bild besprochen. Es werden die Möglichkeiten und Zielsetzungen der verfügbaren arbeitsthera‐
peutischer Maßnahmen während der Reha aufgezeigt und erörtert. 
Modul Sozialarbeit. Im Modul Sozialarbeit werden die notwendigen sozialrechtlichen Begriffe (typischerweise Arbeitsfähigkeit und Leistungsfähigkeit) geklärt und Informationen zu den ge‐
setzlichen Grundlagen aus Rentenrecht, Arbeitsrecht und Schwerbehindertenrecht vermittelt. 
Im psychologischen Modul werden die psychischen Folgen von Arbeitsplatzkonflikten themati‐
siert. Dazu werden die Begriffe Konflikt und Mobbing erklärt, individuelle Ursachenanalysen durchgeführt und eine realistische Zielsetzung für die Lösung der Konfliktsituation insbesondere in Form von Veränderungen der kommunikativen Fähigkeiten und Verbesserung der Stressbe‐
wältigung gesucht. Die Gruppe wird einmal wöchentlich angeboten. Eine Sitzung umfasst 60 Minuten. Die Rehabilitan‐
den und Rehabilitandinnen sollen mindestens an drei Terminen teilnehmen. Ein Modul umfasst drei Termine. Da die Maßnahme im Indikationsbereich Psychosomatik umgesetzt wird, werden in der Regel vier oder fünf Termine wahrgenommen. Gruppe Arbeitsleben, Modul Arbeitstherapie 134 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.25 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.25: Maßnahme „Arbeitsleben“ in der Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen, bei denen Konflikte am Ar‐
beitsplatz erkennbar werden, die eine Rückkehr an den Arbeitsplatz gefährden oder bereits zur Kün‐
digung geführt haben. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Psychologe/Psychotherapeut; Sozialarbeiter/Sozial‐
pädagoge; Arbeitstherapeut. Es ist keine besondere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzun‐
gen für therapeutische Gruppen notwendig. Literatur www.buchauer‐modell.de www.belastungserprobung.com www.mbo‐rehabilitation.de www.arbeitstherapie.com Ansprechpartner Georg Rupp (Arbeitstherapeut) Schlossklinik Bad Buchau Schlossplatz 2 88422 Bad Buchau [email protected] 135 Seminar „Berufliche Zukunft“ Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen Orthopädie, Rheumatologie Ziele. Die Maßnahme ist ein problembezogenes Schulungsprogramm, in dem sozialmedizinische Informationen vermittelt und Fallbeispiele bearbeitet werden sowie eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Leistungsbild erfolgen kann. Mittels Information und eines psychoedukativen Zugangs sollen verbliebene Potentiale in Richtung Integration in das Erwerbsleben aktiviert und die Auseinan‐
dersetzung mit der sozialmedizinischen Thematik unterstützt werden. Dabei trägt das Behandlungs‐
programm dem Informationsdefizit hinsichtlich sozialrechtlicher Grundlagen und Möglichkeiten der Unterstützung zur beruflichen Veränderung Rechnung und greift wesentliche Bedürfnisse der Ziel‐
gruppe auf. Inhalte und Ablauf. Das Schulungsprogramm ist modular aufgebaut und wird in einer geschlosse‐
nen Gruppe durchgeführt. Nach ausführlicher Berufsanamnese zu Reha‐Beginn erfolgt die Zuweisung anhand vorgegebener Kriterien zum Programm. Das Gruppenangebot umfasst die folgenden Inhalte. Inhalte im Seminar „Berufliche Zukunft“ 
Modul 1: Einführung („Warming up“) 
Modul 2: Sozialmedizinische Informationen I, Schwerpunkt Erwerbsminderungsrente 
Modul 3: Fallbeispiele 
Modul 4: Sozialmedizinische Informationen II, Schwerpunkt Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben 
Modul 5: Individuelles Leistungsbild und Abschluss Vor dem letzten Modul erfolgt eine sozialmedizinische Zwischenvisite. Da die Vorbereitung der indi‐
viduellen sozialmedizinischen Einschätzung und die Auseinandersetzung damit ein Kernelement der Intervention darstellen, sollte nach der Rückmeldung noch ausreichend Zeit sein, das Ergebnis zu besprechen, dessen individuelle Bedeutung zu erfassen sowie Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Optimal ist deshalb ein komprimierter Ablauf des Programms in der ersten Hälfte der Rehabilitation. Für die Konzeption wurden Bausteine einer sozialmedizinischen Gruppenintervention von Schultze 136 (2005) entlehnt, für die Zielgruppe adaptiert und um Wiedereingliederungsaspekte erweitert (Quelle: siehe Fallbeispiel). Die Maßnahme umfasst insgesamt fünf Module à 60‐90 Minuten, integriert in den regulären Rehabi‐
litationsprozess. Auf die Inhalte der einzelnen Module wird im Folgenden näher eingegangen. 
Modul 1 – "Warming up“: Schwerpunkt des einleitenden Moduls ist die Vorbereitung der Patien‐
ten und Patientinnen auf das Behandlungsprogramm. Die Teilnehmenden lernen sich unterei‐
nander kennen, erleben ihre Problematik im sozialen Vergleich und erfahren Verständnis für ihre Situation. Die individuellen berufsbezogenen Problemlagen und Belastungen werden in ein bio‐
psycho‐soziales Modell chronischer Krankheiten eingeordnet und als ein wesentlicher Behand‐
lungsstrang einer Rehabilitation erläutert. Leitfragen für die Therapie / Reha

Körperliche Ebene:


Seelische Ebene:


Was kann ich tun, um trotz der Erkrankung so
beweglich / selbständig wie möglich zu sein/bleiben?
Was kann ich tun, um trotz der Erkrankung so viel
Lebensfreude wie möglich zu haben/behalten?
Soziale Ebene:

Was kann ich tun, um trotz der Erkrankung so gut wie
möglich sozial (auch beruflich) eingebunden zu
sein/bleiben?
RBE Seminar Berufliche Zukunft
7
Abb. 6.26: Beispielfolie aus Modul 1 
Modul 2 – Sozialmedizinische Informationen I, Schwerpunkt Erwerbsminderungsrente: In diesem Modul werden die verschiedenen Interessen von Sozialversicherungsträgern und Versicherten thematisiert und die gesetzlichen Rahmenbedingungen v.a. im Hinblick auf Erwerbsminderungs‐
renten erläutert. Zentraler Aspekt ist das Begreifen des Sozialsystems als ein Regelwerk; d. h. die aktuell geltenden Regeln sollen als derzeitiger gesellschaftspolitischer Konsens und handlungslei‐
tend für alle Beteiligten verstanden werden können. Zur Veranschaulichung wird gezeigt, wie ei‐
ne Erwerbsminderungsrente berechnet wird und wie hoch diese bei mittlerem Einkommen aus‐
fällt. 137 Interessen – Konflikte
Patient/Betroffener:
Agentur für Arbeit:
Rentenversicherung:
Krankenkasse:
RBE Seminar Berufliche Zukunft
2
Abb. 6.27: Beispielfolie aus Modul 2 
Modul 3 – Fallbeispiele: Ausgehend von den Aufgaben einer Rehabilitationsklinik im Bereich The‐
rapie und Sozialmedizin werden die sozialmedizinische Einschätzung erläutert und ein Perspek‐
tivwechsel unterstützt. Dazu bearbeiten Patienten und Patientinnen in Kleingruppen Fallbeispiele in der Rolle eines Gutachters. Durch den Rollenwechsel und die anschließende ausführliche Dis‐
kussion werden die Patienten und Patientinnen angeregt, die eigene Situation vor dem Hinter‐
grund der aktuell gültigen Regeln und gesellschaftlichen Entwicklungen einzuordnen. Speziell dieses Modul bereitet auf die Zwischenvisite mit der vorläufigen sozialmedizinischen Einschät‐
zung vor. Versetzen Sie sich bitte in die Rolle eines Arztes,
der eine sozialmedizinische Einschätzung abgeben soll:
1. Ist der Patient arbeitsfähig oder arbeitsunfähig?
2. Wie schätzen Sie das Leistungsvermögen ein?
(allgemeiner Arbeitsmarkt)
a) Wie schwer darf die Arbeit sein?
- schwer
- mittelschwer
- leicht bis mittelschwer
- leicht
b) Wie viele Stunden kann er/sie täglich arbeiten?
- 6 Std. und mehr
- 3 bis unter 6 Std.
- unter 3 Std.
RBE Seminar Berufliche Zukunft
25
Abb. 6.28: Beispielfolie aus Modul 3 138 Fallbeispiel 1: Ein Mann, Anfang 40, gelernter Maurer, beklagt seit mehreren Jah‐
ren zunehmende Schmerzen im Rücken. Die orthopädischen Unter‐
suchungen ergaben u. a. Verschleißerscheinungen und einen Band‐
scheibenvorfall ohne Lähmungserscheinungen. Wegen der Schmer‐
zen ist er immer wieder über längere Zeiträume krank geschrieben und beklagt, dass er generell die schweren Arbeiten, wie Heben und Tragen von Zement oder Mauersteinen, gar nicht mehr oder nur noch unter großen Schmerzen machen kann. Nach Überanstrengun‐
gen, d. h. „wenn er sich manchmal zusammenreiße, um nicht stän‐
dig Kollegen zu belasten“, sei er dann oft über mehrere nachfolgen‐
de Tage krank, denn dann „gehe gar nix mehr“ Quelle: Modifiziert nach H. Schultze (2005): Stationäre psychosomatische Rehabilitation bei chronischen Schmerzpatienten. Evaluation einer psychoedukativen Gruppenintervention. Lengerich: Pabst Science Publishers, S. 304 (Fall 3) Abb. 6.29: Fallbeispiel aus Modul 3 Abb. 6.30: Arbeitsblatt zum Fallbeispiel 1 in Modul 3 (Ausschnitt) 139 Einschätzung und Ziele (Fall 1)
Einschätzung:
• anhaltende Arbeitsunfähigkeit für die letzte Tätigkeit,
• aber Leistungsvermögen > 6 Std.
für leichte bis mittelschwere Tätigkeiten (in Wechselhaltung).
Vorrangige Ziele:
1. Berufliche Um-/Neuorientierung
2. Konsequentes körperliches Training
3. Umgang mit körperlichen Belastungsgrenzen
4. Klärung der psychosozialen Belastungen
(drohende Arbeitslosigkeit, familiäre Sorgen?)
RBE Seminar Berufliche Zukunft
27
Abb. 6.31: Beispielfolie aus Modul 3 
Modul 4 – Sozialmedizinische Informationen II, Schwerpunkt Integration in das Erwerbsleben: Das vierte Modul beinhaltet ausführliche Informationen über von Versicherungsträgern unterstützte Möglichkeiten, den Arbeitsplatz zu erhalten oder – bei Arbeitslosigkeit – einen neuen Arbeits‐
platz zu erlangen. Verschiedene Beispiele veranschaulichen Leistungen zur Teilhabe am Arbeits‐
leben (LTA), von Hilfsmitteln zur Ausstattung des Arbeitsplatzes bis zu Qualifizierungen. Hier werden Voraussetzungen und Zuständigkeiten für LTA besprochen. Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (1)

Hilfsmittel zur Ausstattung des Arbeitsplatzes
(Arbeitsplatzhilfen)


Beispiele: orthopädischer Fahrersitz
Umgestaltung des Arbeitplatzes, z.B.
Hebehilfen, angepasste Arbeitshöhe
RBE Seminar Berufliche Zukunft
Beispiele: www.rehadat.de
Abb. 6.32: Beispielfolie aus Modul 4 140 37
Im Anschluss an Modul 4 erfolgt eine Zwischenvisite mit vorläufiger sozialmedizinischer Einschätzung (vgl. Abbildung 6.33): Die ärztliche Zwischenvisite nach dem vierten Modul stellt ein Kernelement der Intervention dar. Hier werden die Patientensicht und die ärztliche Einschätzung des individuellen Leistungsbildes besprochen. Die vorläufigen Beurteilungen der Arbeitsfähigkeit und des Leistungs‐
vermögens auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt werden vom Arzt schriftlich auf dem eigens dafür entworfenen Formular festgehalten. Die Besonderheit liegt in der frühzeitigen individuellen Rück‐
meldung der sozialmedizinischen Einschätzung, welche den Patienten und Patientinnen die Möglich‐
keit gibt, sich noch während der Rehabilitation mit Handlungsalternativen auseinanderzusetzen, ins‐
besondere wenn sich die Hoffnung auf eine vorzeitige Berentung als wenig realistisch herausgestellt hat. Abb. 6.33: Vorläufige sozialmedizinische Einschätzung (Original für Arzt, Durchschläge für Seminarleiter und Patient) 141 
Modul 5 – Individuelles Leistungsbild und Abschluss: Im abschließenden Modul erhalten die Teil‐
nehmenden Gelegenheit, ihr individuelles Leistungsbild im Hinblick auf dessen Konsequenzen zu besprechen. Nach einem Austausch über Konsens und Dissens mit der ärztlichen Einschätzung wird das Hauptaugenmerk darauf gelegt, was die jeweilige Einschätzung der Arbeitsfähigkeit im Einzelfall bedeutet kann. Diskutiert wird, welche Perspektiven sich daraus ableiten lassen kön‐
nen, welche Entscheidungen ggf. anstehen und welche konkreten nächsten Schritte damit ver‐
bunden sein können. An dieser Stelle wird das konkrete Verfahren bei LTA erläutert. Leistungen zur
Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) - Übersicht




Ziel: Erhaltung des alten Arbeitsplatzes oder
Erlangen eines leidensgerechten Arbeitsplatzes
Welche Maßnahmen gibt es?
 Hilfsmittel zur Ausstattung des Arbeitsplatzes (Technische Hilfen)
 Innerbetriebliche Umsetzung
 Teilqualifizierung (z.B. EDV-Fortbildung)
 Integrationsmaßnahme (z.B. Praktikum)
 Umschulung
Wer ist Kostenträger?
 Rentenversicherung, Agentur f. Arbeit, Berufsgenoss., Integrationsamt
Wie erhalte ich LTA, wenn die Rentenversicherung zuständig ist?
 Empfehlung der Rehaklinik im Abschlussbericht und
Antrag des Versicherten
 Aussicht auf Erfolg
RBE Seminar Berufliche Zukunft
51
Abb. 6.34: Beispielfolie aus Modul 5 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.35 zusammenfassend dargestellt. 142 Abb. 6.35: Maßnahme „Berufliche Zukunft“ im Rehazentrum Bad Eilsen Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit längeren Arbeitsunfähig‐
keitszeiten bzw. Arbeitsplatzverlust aus gesundheitlichen Gründen, unsicherer beruflicher Zukunft und sozialmedizinisch relevanter Problemlage (z. B. Rentenwunsch). Sie wird nicht durchgeführt bei Patienten ohne ausreichende Gruppenfähigkeit, ohne ausreichende deutsche Sprachkenntnissen oder bei aufgehobenem Leistungsvermögen. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Psychologe und/oder Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Arzt. Es ist keine besondere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig. 143 Literatur Artikel: Dorn, M. Bönisch, A. & Ehlebracht‐König, I. (eingereicht). "Berufliche Zukunft" – Konzept und Akzeptanz eines Behandlungsprogramms bei sozialmedizinisch relevanter beruflicher Problemlage. Die Rehabilitation. Vorträge: Bönisch, A., Dorn, M., Bönisch, A. & Ehlebracht‐König, I. (2008). Evaluation des psychoedukativen Seminars „Berufliche Zukunft“ bei sozialmedizinischer Problematik in der medizinischen Rehabilitation – erste Ergebnisse. Vortrag beim Werkstattgespräch der Koordinierungsstelle für Rehabilitationsfor‐
schung, 22.07.2008. Verfügbar unter: www.mh‐hannover.de/ fileadmin /kliniken/rehabilitation/KoReFo/Aktuelles/Vortraege_Werkstattgespraech/ 31.Vortragsfolien.pdf Bönisch, A., Dorn, M. & Ehlebracht‐König, I. (2009) "Berufliche Zukunft" – Zwi‐
schenergebnisse zur Evaluation eines Behandlungsprogramms für Patienten mit beruflicher Problemlage in der medizinischen Rehabilitation. Vortrag, 18. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, März 2009, Münster. DRV‐Schriften, 83, 56‐57. Verfügbar unter: http://forschung.deutsche‐
rentenversicherung.de/Forsch PortalWeb/ressource?key=05_Boenisch.pdf Bönisch, A., Dorn, M. & Ehlebracht‐König, I. (2010). "Berufliche Zukunft" – ein Behandlungsprogramm für Patienten mit beruflicher Problemlage: Ergeb‐
nisse der 6‐Monatskatamnese. Vortrag, 19. Rehabilitationswissen‐
schaftliches Kolloquium, März 2010, Leipzig. DRV‐Schriften, 88, 263‐264. Dorn, M., Bönisch, A. & Ehlebracht‐König, I. (2006). "Berufliche Zukunft" ‐ ein Seminarangebot für Patientinnen und Patienten mit sozialmedizinischer Problematik in der medizinischen Rehabilitation. Vortrag anlässlich des Hannoverschen Werkstattgesprächs Rehabilitation der Koordinierungsstelle für angewandte Rehabilitationsforschung, 24.10.2006. Verfügbar unter: www.mh‐hannver.de/fileadmin/ kliniken/rehabilitation/KoReFo/Aktuelles/ Vor‐
traege_Werkstattgespraech/16.061010_BZ‐Werkstattgespraech_Oktober_2006_‐
_fuer_Internet.pdf Dorn, M. Bönisch, A. & Ehlebracht‐König, I. (2009). „Berufliche Zukunft“ – Psychoedukatives Seminar bei sozialmedizinischer Problematik in der medi‐
zinischen Rehabilitation. Rehawissenschaftliches Seminar Würzburg, 14.01.2009. Verfügbar unter: www.psychotherapie.uni‐wuerzburg.de/termine/ dateien/090112dorn.pdf Ansprechpartner Dipl.‐Psych. Angelika Bönisch angelika.boenisch@rehazentrum‐bad‐eilsen.de Dipl.‐Psych. Monika Dorn monika.dorn@rehazentrum‐bad‐eilsen.de Dr. Inge Ehlebracht‐König inge.ehlebracht‐Koenig@rehazentrum‐bad‐eilsen.de Rehazentrum Bad Eilsen Brunnenpromenade 2 31707 Bad Eilsen www.rz‐bad‐eilsen.de 144 Berufsbezogene Therapiegruppe Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale Psychosomatik Ziele. Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Problemlage, dem Wandel der beruflichen Anforderungen, geänderten Strukturen und neuen Technologien mit dem Ziel, neue Copingstrategien zu entwickeln. Inhalte und Ablauf. Es erfolgt eine Auseinandersetzung mit folgenden Themen: 
Motivation zur Auseinandersetzung mit Beruf/beruflicher Problemlage 
Bilanzierung: Positive und negative Erfahrungen im Beruf 
persönliche Vorstellungen und Ideale/individuelle Bedeutung der Arbeit 
Parallelen im Verhalten (Beruf, privat, Gruppe) 
Verbindungen zwischen berufsbezogenen Problemen und psychosomatischen Beschwerden 
persönliche Schwächen und Stärken/eigenes Leitbild erkennen; eigenen Anteil an der Problema‐
tik erkennen 
Konflikte mit Kollegen, Vorgesetzten 
Selbstwerterleben im Beruf und sozialen Kontakten 
Versagensgefühle, Opferrolle 
Möglichkeiten zur Eigeninitiative; Vermittlung von Optimismus, d. h. Förderung von günstigen Attributionen (Fähigkeit und Begabung) 
Regeneration: Balance zwischen Arbeit und Privatem 
Lebens‐ und Copingstrategien am Arbeitsplatz erkennen und überdenken 
individuelle Möglichkeiten zur Entwicklung von Handlungskompetenzen 145 Abb. 6.36: Vortrag zu Stress und Arbeit im Rahmen der Maßnahme: Auszüge Die Maßnahme untergliedert sich in zwei Phasen: 
Motivationsphase (zwei Termine à 90 Minuten, 1 Woche): Interesse der Patienten und Patientin‐
nen gewinnen, sich mit berufsbezogenen Konflikten und Problembereichen auseinander zu set‐
zen; Zielformulierung bzw. Erarbeitung von Zielvorstellungen in der Gruppe 
Bearbeitungsphase (sechs Termine à 90 Minuten, 3 Wochen): vertiefende Bearbeitung berufsbe‐
zogener Konflikte und Belastungen vor dem Hintergrund der aktuellen Lebenssituation und der (Erwerbs‐)Biographie des Patienten/der Patientin Die Maßnahme umfasst insgesamt einen Zeitraum von acht Terminen à 90 Minuten über vier Wo‐
chen. Die berufsbezogene Therapiegruppe besteht aus acht bis maximal zehn Teilnehmenden. Sie ist mit der projektorientierten Gruppe gekoppelt. Hier planen und erstellen die Teilnehmer und Teil‐
nehmerinnen ein gemeinsames Projekt unter der Leitung eines Ergotherapeuten. Für die projektori‐
entierte Gruppe sind drei Termine à 100 Minuten angesetzt. Das Ziel dieser Gruppe ist es, die Team‐, Konflikt‐ und Kritikfähigkeit der Teilnehmenden zu beobachten. Diese Aspekte können in der berufs‐
bezogenen Therapiegruppe wieder aufgegriffen werden. Die Zuweisung zur berufsbezogenen Therapiegruppe erfolgt nach Prüfung der gegebenen Vorausset‐
zungen durch Sozialpädagogin, Bezugstherapeut (Arzt, Psychologe) im Rahmen der Neuanreisebe‐
sprechung. Einige Patienten und Patientinnen werden u. a. mit dem AVEM‐Fragebogen (Schaar‐
schmidt & Fischer, 2006) getestet. Die testpsychologischen Ergebnisse werden im therapeutischen Verlauf reflektiert. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.37 zusammenfassend dargestellt. 146 Abb. 6.37: Maßnahme „Berufsbezogene Therapiegruppe“ in der Psychosomatischen Klinik Bad Neustadt Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an ein sehr breites Spektrum an Berufen und an solche Pati‐
enten und Patientinnen, die an der intensivierten Rehabilitationsnachsorge (IRENA) teilnehmen. 147 Sie wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin sowie bei Patienten und Patientinnen mit akuter psychiatrischer oder psychischer Dekompensation. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Es ist keine besondere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen not‐
wendig. Literatur Beutel, M.E., Zwerenz, R., Kayser, E., Schattenburg, L. & Knickenberg, R.J. (2004). Berufsbezogene Einstellungen, Ressourcen und Risikomerkmale im Therapieverlauf: Eignet sich der AVEM als Messverfahren für psy‐
chisch und psychosomatisch Kranke? Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 33, 10‐19. Beutel, M.E., Knickenberg, R.J., Krug, B., Mund, S., Schattenburg, L. & Zwerenz, R (2006). Psychodynamic focal group treatment for psychosomatic inpa‐
tients – with an emphasis on work‐related conflicts. International Jour‐
nal of Group Psychotherapy, 56, 285‐305. Beutel, M.E., Zwerenz, R., Hillert, A., Koch, S., Knickenberg, R.J. & Schatten‐
burg, L. (2008). Gesundheitstraining Stressbewältigung am Arbeitsplatz (GSA). Ein indikationsübergreifendes Schulungsmodul zur beruflichen In‐
tegration in der medizinischen Rehabilitation. Manual. Klinik für Psycho‐
somatische Medizin und Psychotherapie der Universität Mainz und Me‐
dizinisch‐Psychosomatische Klinik Roseneck. Knickenberg, R.J., Schattenburg, L., Zwerenz, R. & Beutel, M.E. (2007). Medizi‐
nisch‐berufliche Rehabilitation in der Psychosomatik: Differenzierung und Optimierung berufsbezogener Therapieansätze. In Schönle, P.W. (Hrsg.). Integrierte Grundlagen medizinisch‐berufliche Praxis Rehabilita‐
tion Perspektiven. (S.167‐183). Hippocampus Verlag. Schattenburg, L. (2003). Neue Ergebnisse und Fortentwicklung des Stressim‐
pfungstrainings nach Meichenbaum. In: D. Meichenbaum, Intervention bei Stress. Anwendung und Wirkung des Stressimpfungstrainings. (S. 133‐171). Bern: Huber. Schattenburg, L. (2006). Workshop: Interventionen in einer tiefenpsychologi‐
schen Gruppentherapie anhand einer videogestützten Analyse. Schrif‐
tenreihe VI der Psychosomatischen Klinik Bad Neustadt, 148‐154. Schattenburg, L. (2006). Workshop: Berufliche Belastungen als Musiker in der 2. Lebenshälfte – Kasuistik mit Videobeispielen. Schriftenreihe VIII der Psychosomatischen Klinik Bad Neustadt, 228‐234. Schattenburg, L. (2008). Behandlungsmöglichkeiten von Burnout. Interventi‐
onsstil in einer strukturierten tiefenpsychologischen Gruppentherapie (STG). Psychologische Medizin, 19, 31‐36. Schattenburg, L. (2010). Strukturierte tiefenpsychologische Gruppentherapie (STG) für beruflich belastete PatientInnen ‐ Darstellung des Konzeptes. Abstractband. Deutscher Kongress für Psychosomatik und Psychothera‐
pie der DKPM und DGPM. Psychologische Medizin (21), 85. Schattenburg, L. & Knickenberg, R.J. (2008). Fragebogen zu indikativen Thera‐
piegruppen (FiT). Unveröffentlicht. Psychosomatische Klinik Bad Neu‐
stadt – Abteilung für Rehabilitation. Schattenburg, L., Knickenberg, R.J., Beutel, M.E. & Zwerenz, R. (2005). Ver‐
gleich von tiefenpsychologischen Gruppen (halboffen vs. geschlossen) im 148 stationären Setting mit dem Gruppenklimafragebogen (GCQ‐S) von Ma‐
cKenzie. Abstract. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psycho‐
logie, 55, 111. Schattenburg, L., Knickenberg, R.J., Krug, B., Mund, S., Beutel, M.E. & Zwerenz, R. (2005). Behandlungsintegrität einer tiefenpsychologischen Gruppen‐
therapie für beruflich belastete Patienten in der stationären psychoso‐
matischen Rehabilitation – Videogestützte Analyse der Interventionen. DRV‐Schriften. 14. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. 59, 453‐455. Schattenburg, L., Knickenberg, R.J., Zwerenz, R. & Beutel, M.E. (2006). Inter‐
ventionen in einer tiefenpsychologischen berufsbezogenen Gruppenthe‐
rapie im stationären Setting – Kasuistische und katamnestische Aspekte. Abstractband der 57. Jahrestagung des Deutschen Kollegiums für Psy‐
chosomatische Medizin (DKPM), 134f. Schattenburg, L., Zwerenz, R, Knickenberg, R.J. & Beutel, M. (2007). Einjahres‐
Katamnese einer tiefenpsychologischen Gruppentherapie für beruflich belastete Patienten. Abstract. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizini‐
sche Psychologie, 57, 103‐104. Schattenburg, L., Knickenberg, R.J., Beutel, M.E. & Zwerenz, R. (2008). Berufs‐
bezogene Interventionen in der stationären psychosomatischen Rehabi‐
litation: Diagnostik, indikative Behandlungsverfahren und Wirksamkeit. Ärztliche Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, 2,, 263‐268. Schattenburg, L., Zwerenz, R., Knickenberg, R.J. & Beutel, M.E. (2008). Dreijah‐
res‐Katamnese einer tiefenpsychologischen Gruppentherapie für beruf‐
lich belastete Patienten. Abstracts. Psychotherapie, Psychosomatik, Me‐
dizinische Psychologie, 58, 100f. Zwerenz, R., Knickenberg, R.J., Schattenburg, L. & Beutel, M.E. (2005). Motiva‐
tion zur psychosomatisch‐psychotherapeutischen Bearbeitung von be‐
ruflichen Belastungen – Entwicklung und Validierung eines Fragebogens. Rehabilitation, 44, 14‐23. Zwerenz, R., Knickenberg, R.J., Schattenburg, L., Beutel, M.E. (2007). Kurz‐ und langfristige Behandlungseffekte einer tiefenpsychologisch fundierten Gruppentherapie für beruflich belastete Patienten in der stationären psychosomatischen Rehabilitation. 16. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. DRV‐Schriften, 72, 243‐245. Zwerenz, R., Knickenberg, R.J., Schattenburg, L., Beutel, M.E. (2007). Results of a controlled treatment study optimizing work‐related treatments in psy‐
chosomatic inpatient rehabilitation. International Journal of Rehabilita‐
tion Research, 30, 37. Ansprechpartner Dr. Rudolf Knickenberg (Chefarzt) Dr. Lothar Schattenburg (Leitender Psychologe) Annerose Vorndran (Dipl.‐Sozialpädagogin) Martina Beer (Dipl.‐Sozialarbeiterin) Psychosomatische Klinik Bad Neustadt Salzburger Leite 1 97616 Bad Neustadt/Saale psk@psychosomatische‐klinik‐bad‐neustadt.de www.rhoen‐klinikum‐ag.com/rka/cms/psk_2/deu/index.html 149 Beruf und Stresskompetenz (BUSKO): Psychosoziale Kompetenzen für gesundes Arbeitsverhalten Reha‐Zentrum Bad Sooden‐Allendorf, Klinik Werra, Bad Sooden‐Allendorf Orthopädie & Verhaltensmedizin in der Orthopädie (VMO) Ziele. Erhöhung der mentalen und instrumentellen Stresskompetenz im Arbeitsleben. Inhalte und Ablauf. Neben klinischer und testdiagnostischer Bestandsaufnahme bezüglich Stresso‐
ren und Ressourcen werden Veränderungen vorbereitet durch den Aufbau von Problemlösekompe‐
tenzen, Ansätze kognitiver Umstrukturierung, durch Rollenspiele zum Abgrenzungsverhalten sowie das Erstellen von Handlungsplänen. Vorbereitet wird der Kurs durch allgemeine Einführungsvorträge zu „Stress und Stressbewältigung“ sowie „Einführung in Entspannungsverfahren“. Der Kurs wird ein‐
geleitet durch die Darstellung des Modells der Stresskompetenz nach Kaluza (2005) sowie – bei Schwerpunkt Beruf – eine Einführung zu „Arbeit und Gesundheit“. Parallel zum Stresskompetenztrai‐
ning werden Maßnahmen regenerativer Stresskompetenz (Entspannung, Bewegung, therapeutisches Freizeitprogramm) angeboten und durchgeführt. Die Zuordnung zum Stresskompetenztraining erfolgt nach einer psychologischen Einführung zu psy‐
chologischen Angeboten auf der Basis eines psychosozialen Screenings und über partizipative Ent‐
scheidungsfindung (PEF). 
Im einstündigen Modul 1 wird das Modell der Stresskompetenz (mental, instrumentell, regene‐
rativ) dargestellt. Es werden Arbeitsmappen verteilt, die im Besitz der Patienten und Patientin‐
nen bleiben (Arbeits‐ und Informationspapiere). Darüber hinaus wird ein Überblick über die Se‐
minarinhalte vermittelt. Weiterhin wird das Thema „Arbeit und Gesundheit“ referiert (ggf. als separater Vortrag). Bedarfsorientiert können ergänzende Vorträge zu Mobbing und Burnout be‐
sucht werden. 
Im zweistündigen Modul 2 wird ein Schwellenmodell zur Symptomgenese dargestellt, in Korres‐
pondenz mit dem Modell der Stresskompetenz. Anschließend wird eine persönliche Bestands‐
aufnahme zu Ressourcen und Stressoren in gedanklicher, schriftlicher und symbolischer Form durchgeführt, in Kleingruppen stellen sich die Teilnehmenden danach mit ihrer Situation vor (Vertrauensbildung, Gruppenkohärenz), dabei werden Aussprachen und soziale Vergleichspro‐
zesse ermöglicht. 
Im zweistündigen Modul 3 wird ein Schema zur Konflikt‐ und Problemanalyse („Alles unter ei‐
nem Dach“) dargestellt und von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen auf eine eigene proble‐
matische berufliche Situation angewandt. In den bereits etablierten Kleingruppen werden diese Konfliktanalysen vorgestellt, einerseits als Verarbeitung durch Sprechen, andererseits zwecks Relativierung durch soziale Vergleichsprozesse. 150 
Zur Erweiterung der Problemlösekompetenz (Modul 4, zweistündig) wird darauf aufbauend ein „Schema F“ zum systematischen Problemlösen in sieben Schritten aufgezeigt und beispielhaft in den etablierten Kleingruppen auf je ein ausgewähltes Arbeitsproblem angewandt. Inhaltliche Schwerpunkte sind hier Brainstorming, Auswahl und Prioritätensetzung sowie die Erstellung von Handlungsplänen („was“, „wann“) zur Vorbereitung der Umsetzung der ausgewählten Lösungs‐
schritte. 
Das berufliche Verhalten und Erleben wird im zweistündigen Modul 5 mittels eines testdiagnos‐
tischen Instrumentariums (AVEM‐Fragebogen) beleuchtet. Dabei werden die vier Typen und die individuellen Ausprägungen besprochen. Schwerpunkt ist die Besprechung der Auswertungspro‐
file entlang der elf Dimensionen, unter der Prämisse von Chancen und Risiken. Jeder Teilnehmer erhält einen PC‐Ausdruck seiner Auswertung sowie ergänzende und erklärende Materialien. 
Im zweistündigen Modul 6 zum Training sozialer Kompetenz werden Rollenspiele bezüglich For‐
dern und Abgrenzen im beruflichen Alltag durchgeführt und dabei sinnvolle wie hinderliche Strategien eruiert (mit Hilfe von Videoanalysen). Informationen zum Thema werden schriftlich verteilt. 
Im ebenfalls zweistündigen Modul 7 werden stresserzeugende Einstellungen eruiert (Modell der „persönlichen Stressverstärker“), die Testergebnisse werden mittels graphischer Veranschauli‐
chung in ihrem Für und Wider besprochen. Anhand konkreter Einstellungen wird das Vorgehen einer Kosten‐Nutzen‐Analyse aufgezeigt mit Modifikationsmöglichkeiten (kognitive Umstruktu‐
rierung). In Kleingruppen werden mögliche „Umdenk‐Muster“ diskutiert. 
Im letzten, einstündigen Modul 8 wird die Planung von Veränderungen am Beispiel von Maß‐
nahmen der regenerativen Kompetenz zur Work‐Life‐Balancierung aufgezeigt. Die Planung wird individuell durchgeführt und in den Kleingruppen besprochen (Unterstützung der Volitionsphase, Modell nach Schwarzer). Die letzte thematische Einheit kann ggf. auch in das Modul 7 eingebunden werden, mit entsprechender Kürzung der Kleingruppenarbeit. Ergänzend werden ausführliche Informationen zum Verständnis des Stressgeschehens, detaillierte Informationen zu den jeweiligen Modulen, Literaturhinweise sowie ein Papier zur Ressourcenorien‐
tierung („13 Wege des Glücks“) verteilt. Das Programm umfasst ein einstündiges Einführungsmodul, sechs doppelstündige Sitzungen mit je‐
weils 100 Minuten (beinhalten fünf bis zehn Minuten Pause) sowie ein einstündiges Abschlussge‐
spräch. Falls Patienten und Patientinnen vorzeitig abreisen oder zu spät in die Planung mit einbezo‐
gen werden, können sie nicht am gesamten Programm teilnehmen. 151 Abb. 6.38: Beispielfolie aus Modul 1 152 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.39 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.39: Maßnahme „Stresskompetenztraining BUSKO“ im Reha‐Zentrum Bad Sooden‐
Allendorf, Klinik Werra Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit deutlichem Stresserleben mit der Bereitschaft, an einem Intensivseminar mit hohem Selbsterfahrungsanteil (themenzentrierte psychotherapeutische Gruppe) teilzunehmen. Die Anmeldung erfolgt nach Zuweisung durch den Stationsarzt zur psychologischen Einführungsgruppe. Die ärztliche Zuweisung zu dieser Gruppe impli‐
153 ziert die Aushändigung eines psychosozialen Screeningbogens (siehe Abbildung 6.40), der dem Psy‐
chologen vor der Einführungsgruppe vorliegt. Ärztliche Empfehlung, psychologische Empfehlung und Entscheidung des Patienten führen zur Gruppenteilnahme. Für Teilnehmende mit Interesse an der Thematik, aber weniger Bereitschaft zur intensiven Selbsterfahrung wird alternativ ein sogenannter „Grundkurs Stresskompetenz“ angeboten, mit eher pädagogischer Ausrichtung (als Gruppe oder Schulung durchführbar, mit 3‐4 x 50 Minuten; s. Abbildung 6.39). Die Maßnahme wird nicht durchge‐
führt bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin sowie bei mangelnden Sprach‐
kenntnissen. Abb. 6.40: Selbsteinschätzungsbogen psychosoziale Gesundheit 154 Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Psychologisch‐technische Assis‐
tenz. Bezüglich der Durchführung des Trainings kommen neben Psychologen noch spezifisch fortge‐
bildete Therapeuten aus dem Bereich Sozialarbeit, Pädagogik oder Medizin in Frage. Benötigte Aus‐
stattung: Über die üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen hinaus werden Videoka‐
mera und Fernseher für Videoanalyse (Modul 6) und eine PC‐gestützte Diagnostik für den AVEM be‐
nötigt. Literatur Küch, D., Roßband, H., Kimmer, K. & Morfeld, M. (2008). Prozessevaluation des Stresskompetenztrainings BUSKO – erste ausgewählte Ergebnisse. In D. Schmucker et al. (Hrsg.), Belastung, Stress, Burnout: Therapie und Prävention: Beiträge zur 27. Jahrestagung des Arbeitskreises Klinische Psychologie in der Rehabilitation. Deutscher Psychologen Verlag. Buchfink, L., Küch, D., Roßband, H. & Morfeld, M. (2008). Effekte des Stress‐
kompetenztrainings BUSKO auf die gesundheitsbezogene Lebensquali‐
tät und psychische Belastung in der medizinisch‐ beruflich orientierten Rehabilitation. In D. Schmucker et al. (Hrsg.), Belastung, Stress, Burnout: Therapie und Prävention: Beiträge zur 27. Jahrestagung des Arbeitskrei‐
ses Klinische Psychologie in der Rehabilitation. Deutscher Psychologen Verlag. Zech, M., Küch, D., Roßband, H. & Morfeld, M. (2008). Das Modell der berufli‐
chen Gratifikationskrisen in der medizinisch‐beruflichen Rehabilitation (MBO‐Reha) – Evaluation des Stresskompetenztraining BUSKO. In D. Schmucker et al. (Hrsg.), Belastung, Stress, Burnout: Therapie und Prä‐
vention: Beiträge zur 27. Jahrestagung des Arbeitskreises Klinische Psy‐
chologie in der Rehabilitation. Deutscher Psychologen Verlag. Küch D., Roßband H. & Morfeld M. (2009) ‐ Evaluation des Stresskompetenz‐
trainings BUSKO – erste ausgewählte Ergebnisse. 18. Rehabilitationswis‐
senschaftliches Kolloquium. DRV‐Schriften, 190‐191. Ansprechpartner Dr. Dieter Küch Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) Abteilung 8023, R 0366 Hohenzollerndamm 46/47 10704 Berlin dr.dieter.kuech@drv‐bund.de 155 Bewerbungstraining Klinik am Homberg, Bad Wildungen Psychosomatik Ziele. Die Maßnahme zielt im Kontext von Stellensuche und Bewerbung auf eine Verbesserung der Selbstwahrnehmung, eine Verbesserung der Selbstdarstellung nach außen und eine Verbesserung sozialer und technischer Kompetenzen im Bewerbungsprozess, z. B. im schriftlichen und mündlichen Ausdruck. Inhalte und Ablauf. Wesentliche Inhalte der Maßnahme sind die Auseinandersetzung mit dem ei‐
genen Persönlichkeits‐ und Tätigkeitsprofil, mit den Themen Arbeitsmarkt und Stellensuche, Informa‐
tionen über Hilfen durch die Arbeitsagentur bzgl. Stellensuche und Arbeitsaufnahme, die Erstellung einer Bewerbungsmappe sowie die Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch. Die Anmeldung zur Maßnahme erfolgt durch den Arzt/Therapeut oder den Sozialarbeiter der Klinik. Der Arzt/Therapeut erhält eine Rückmeldung über die Teilnahme. Die Gesamtmaßnahme teilt sich in vier inhaltliche Einheiten um hat einen Umfang von zweimal 90 Minuten. Bei Bedarf können zusätzlich Einzeltermine zur Unterstützung z. B. bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen vereinbart werden. Die vier Einheiten werden im Folgenden näher beschrie‐
ben. 1. Einheit 
Begrüßung und Vorstellung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Hierbei wird auf die berufliche Situation der Teilnehmer eingegangen und es erfolgt eine Abklärung von Motiven, Interessen und Zielen. 
Übung: Erarbeitung eines Persönlichkeits‐ und Tätigkeitsprofils anhand von Fragebögen, ggf. auch als „Hausaufgabe“. 2. Einheit (Thema „Stellensuche“) 
Übungen: Stellenangebote suchen, lesen und deuten; Internetnutzung bei der Stellensuche 
Vermittlung von Informationen über Leistungen der Arbeitsagentur bei der Stellensuche und Arbeitsaufnahme (nach dem SGB III) 156 3. Einheit (Thema „Bewerbungsunterlagen) 
Informationen zu Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen (formale, inhaltliche, stilistische Kriterien) 
Schwerpunkt ist die Erstellung eines Anschreibens (ggf. als Übung) 
Vorstellung weiterer Möglichkeiten der Bewerbung, z.B. Onlinebewerbung, Initiativbewerbung, Erstellung eines Flyers 4. Einheit (Thema „Vorstellungsgespräch“) 
Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch (z.B. durch Rollenspiel) 
Vorbereitung auf „schwierige Fragen“ 
Recherchen über das Unternehmen, in dem sich der Patient/die Patientin bewirbt Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.41 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.41: Maßnahme „Bewerbungstraining“ in der Klinik am Homberg, Bad Wildungen 157 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle Patienten und Patientinnen, die sich auf dem Ar‐
beitsmarkt bewerben wollen und sich für die erforderlichen Techniken im Bewerbungsprocedere interessieren. Sie wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Es ist keine besonde‐
re Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig. Ansprechpartner Ulrich Höhle (Sozialarbeiter) Klinik am Homberg Fachklinik für Psychosomatische Rehabilitation/Psychotherapie Herzog‐Georg‐Weg 2 34537 Bad Wildungen hoehleu@klinik‐am‐homberg.de www.klinik‐am‐homberg.de 158 Berufskompetenzgruppe, verhaltenstherapeutische Ausrichtung Klinik am Homberg, Bad Wildungen Psychosomatik Ziele. Zu den Zielen der Maßnahme zählen: 
Förderung einer adäquaten Selbstreflexion bzgl. des eigenen Erlebens und Verhaltens u. a. durch im Gruppensetting mögliche gegenseitige Rückmeldungen der Gruppenteilnehmer 
Förderung der Einsicht in mögliche eigene Anteile am Konfliktgeschehen, der beruflichen Prob‐
lematik und/oder Belastung 
Erarbeitung/Vermittlung von Veränderungsoptionen auf der kognitiven und instrumentellen Ebene 
Training sozialer Kompetenzen, Kompetenzerweiterung 
Erhöhung der allgemeinen Problemlösefähigkeit 
Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit 
Bewusstmachung und Aktivierung von Ressourcen 
Erarbeitung einer adäquaten beruflichen Perspektive Inhalte und Ablauf. Wesentliche Inhalte sind Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen, Mobbing, Karriereknick, frustrierende Stagnationserfahrungen, Burnout, Anpassungsschwierigkeiten bezüglich Veränderungen des Arbeitskontextes, drohender oder realer Verlust des Arbeitsplatzes, berufliche Neuorientierung, ausgeprägte körperliche oder psychische Beschwerdeproblematiken in Wechsel‐
wirkung mit Arbeitsplatzbedingungen sowie Rentenwunsch. Grundprinzipien der Gruppenarbeit stel‐
len Ressourcenaktivierung und Zielorientierung dar. Von den Patienten und Patientinnen wird bereits vor der Anreise ein Aufnahmefragebogen ausge‐
füllt, mit dem ausführlich die berufliche Situation und damit zusammenhängende Belastungen sowie die geplante Perspektive und Zielvorstellungen für die Reha‐Behandlung erfasst werden. Am Anreise‐
tag oder spätestens am zweiten Aufenthaltstag in der Klinik findet ein ausführliches explorierendes Aufnahmegespräch statt. Die Zuweisung in die Berufskompetenzgruppe und der Einstieg erfolgen in der Aufnahmewoche. 159 Die Maßnahme orientiert sich in der Durchführung an den Problemen und Zielen der Patienten und Patientinnen. Die Gruppengespräche erfolgen dabei im Wechsel mit den ergotherapeutischen Einhei‐
ten. Es wird ein Erklärungsmodell zu Entstehung und Aufrechterhaltung der beruflichen Problematik vorgestellt. Im Vordergrund stehen dysfunktionale Denk‐ und Verhaltensmuster, die mit verhaltens‐
analytischen Techniken identifiziert werden. Mit Hilfe kognitiver Techniken werden dysfunktionale Einstellungen modifiziert sowie Selbstwahrnehmung und Selbstverbalisation verbessert. In Rollen‐
spielen werden Konfliktsituationen nachgestellt und günstigere Kommunikationsansätze im Übungs‐
feld der Gruppe erprobt. Die Bewusstmachung von Ressourcen, aber auch Defiziten im beruflichen Bereich erfolgt u. a. mithilfe des Instrumentes KODE (Kompetenz‐Diagnostik und Entwicklung [lizen‐
siertes Audit‐Coaching‐Training; BIBB 2004]). Auf Seiten der Behandler werden in den täglichen Teamgesprächen die wesentlichen Inhalte des gruppentherapeutischen Verlaufs reflektiert. Die Gesprächsgruppen werden halb offen zwei Mal pro Woche à 90 Minuten und mit max. 10 Teil‐
nehmern und Teilnehmerinnen angeboten. Gleichzeitig erhalten die Teilnehmer in der gleichen Gruppenzusammensetzung 2 Mal pro Woche 90 Minuten Ergotherapie. 160 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.42 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.42: Maßnahme „Berufskompetenzgruppe – verhaltenstherapeutische Ausrichtung“ in der Klinik am Homberg, Bad Wildungen. 161 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Personen, deren Problematik schwerpunktmäßig im be‐
ruflichen Bereich liegt. Sie wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Seiten des Patien‐
ten/der Patientin, bei fehlender Belastbarkeit und/oder mangelnder Gruppenfähigkeit. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Psychologe; Ergotherapeut. Es ist keine besondere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig. Ansprechpartner Annette Meyer (Ltd. Psychologin, Abteilung Psychosomatik/Psychotherapie) Klinik am Homberg Fachklinik für Psychosomatische Rehabilitation/Psychotherapie Herzog‐Georg‐Weg 2 34537 Bad Wildungen meyera@klinik‐am‐homberg.de www.klinik‐am‐homberg.de 162 Berufskonfliktgruppe, tiefenpsychologische Ausrichtung Klinik am Homberg, Bad Wildungen Psychosomatik Ziele. Die Maßnahme zielt auf die Analyse von Berufskonflikten mit emotionaler Selbsterfahrung vor dem Hintergrund biographischer Entwicklung und eigener neurotischer Konfliktmuster. Folgende Unterziele können definiert werden: 
Erleben von Selbst‐ und Fremdwahrnehmung im Beziehungskontext mit Gruppenmitgliedern und Therapeut 
Motivierung für ein aktives Therapiebündnis mit dem Ziel der Veränderung eigener Einstellungen und Beziehungsdynamiken 
Erarbeitung aktiver Konfliktbewältigungsstrategien und adäquater Konfliktlösungen 
Stabilisierung eigener Ich‐Funktionen Inhalte und Ablauf. In der Berufskonfliktgruppe geht es darum, belastende Berufsprobleme zu thematisieren, mit Hilfe der Gruppenmitglieder zu bearbeiten und gemeinsam auch nach neuen Per‐
spektiven und Lösungen zu suchen. Berufsprobleme können z. B. Konflikte mit Vorgesetzten, Kolle‐
gen, Mobbing‐Situationen, Burnout‐Erleben oder drohende Arbeitslosigkeit bzw. Notwendigkeit ei‐
ner beruflichen Umorientierung sein. Auch Anpassungsschwierigkeiten bezüglich Veränderungen des Arbeitskontextes, Fusionen, Umstrukturierungen von Arbeitsplätzen mit Zunahme der Arbeitsver‐
dichtung, des Zeit‐ und Leistungsdrucks oder des Konkurrenz‐ und Rivalitätsverhaltens lassen biogra‐
phisch begründbare neurotische Konfliktmuster aufbrechen, insbesondere Autoritätskonflikte, aber auch sonstige Bewertungs‐, Verteilungs‐, Rollen‐, Interessen‐ und Zielkonflikte. Vor dem biographischen Hintergrund werden die aktuellen Konflikte analysiert, in den persönlichen Kontext gestellt und dadurch neurotische Konfliktmuster und Verhaltensweisen bewusst gemacht. Durch das Bewusstwerden und die gezielte therapeutische Deutungen gelingt es den Patienten und Patientinnen, neue Erfahrungen zu machen, Einstellungen zu verändern und damit neue berufliche Perspektiven und Lösungswege zu erkennen. Es werden Handlungsstrategien zur aktiven Umsetzung mit Übernahme von Selbstverantwortung entwickelt. Auch wird auf verschiedene gruppentherapeutische Wirkelemente zurückgegriffen. Diese umfassen z. B. das kathartische Durcharbeiten intensiver Emotionen wie Wut, Enttäuschung, Kränkung, Ohn‐
163 macht und Neid oder die emotionale Entlastung, welche durch das Erleben von Solidarität, Empathie und Verständnis erfahren wird. Zur Steigerung und Stabilisierung des Selbstwerts werden die Patien‐
ten und Patientinnen in ihrem Erleben von Zugehörigkeit, Vertrauensbereitschaft und Selbstwirk‐
samkeit unterstützt. Darüber hinaus wird durch das Erfahren alternativer Bewältigungsmuster bei anderen Gruppenmitgliedern die eigene Perspektive und Selbstwahrnehmung erweitert. Durch Rückmeldungen in der Gruppe und durch das Aufarbeiten des Beziehungserlebens im Gruppenkon‐
text erhalten die Patienten und Patientinnen somit Einsicht in eigene einschränkende Einstellungen, Verhaltens‐ und Auftretensweisen. Die Patienten und Patientinnen bearbeiten bereits vor Reha‐Antritt ihren Selbstauskunftsbogen mit Schilderung ihrer Symptomatik, Hauptbelastungssituationen, Einschränkungen der Teilhabe und Ak‐
tivitäten, bisherigen Therapien und Reha‐Zielen. Danach erfolgt die Stationszuweisung mit Schwer‐
punkt tiefenpsychologischer, verhaltenstherapeutischer oder traumaspezifischer Psychotherapie. Am Anreisetag werden im ausführlichen Anamnesegespräch gemeinsam mit den Patienten und Patien‐
tinnen die Rehabilitationsziele und entsprechend der Therapieplan festgelegt. Beim Schwerpunkt „Berufsprobleme“ wird die „psychosomatische Berufstherapie“ eingeleitet, die die Berufskonflikt‐
gruppe in Kombination mit der ergotherapeutisch‐kreativen Ergotherapiegruppe beinhaltet, die noch in der Aufnahmewoche beginnt. Die Berufskonfliktgruppe ist halb offen, besteht aus durchschnittlich neun Teilnehmern und Teilneh‐
merinnen und umfasst zwei Sitzungen pro Woche, welche jeweils 90 Minuten dauern. Gleichzeitig wird in der gleichen Gruppenzusammensetzung in zwei 90‐minütigen Sitzungen pro Woche die Gruppe als ergotherapeutisch‐kreative Gruppe (Leitung: Ergotherapeut) über die gesamte Rehabilita‐
tionsdauer (vier bis sechs Wochen) durchgeführt. 164 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.43 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.43: Maßnahme „Berufskonfliktgruppe – tiefenpsychologische Ausrichtung“ in der Klinik am Homberg, Bad Wildungen 165 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen, für die ein Berufskonflikt das Hauptthema darstellt. Sie wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Seiten des Patien‐
ten/der Patientin, bei drohender Dekompensation, ausgeprägter Depression und/oder latenter Suizi‐
dalität. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Ergotherapeut. Es ist keine beson‐
dere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig. Ansprechpartner Dr. Heike Schulze (CÄ Psychosomatische Rehabilitation/Psychotherapie) Klinik am Homberg Fachklinik für Psychosomatische Rehabilitation/Psychotherapie Herzog‐Georg‐Weg 2 34537 Bad Wildungen schulzeh@klinik‐am‐homberg.de www.klinik‐am‐homberg.de 166 Berufskompetenzgruppe (Traumatherapie) Klinik am Homberg, Bad Wildungen Psychosomatik Ziele. Die Maßnahme legt den Fokus auf Ressourcen, Bewältigungsstrategien, Lösungsorientierung, Handlungsfähigkeit und das Auflösen von "Erstarrung und Vermeidung" im Kontext von berufsbezo‐
genen Traumaerfahrungen. Berufliche Hintergründe und Folgen von Gewalterfahrungen werden betrachtet und Lösungsmöglichkeiten „im Hier und Jetzt“ erarbeitet. Die Wiedereingliederung in die berufliche Situation wird thematisiert, ggf. sind hierfür auch strukturelle oder inhaltliche Verän‐
derungen am Arbeitsplatz erforderlich (z. B. Umsetzung, Befreiung von bestimmten Tätigkeiten, klä‐
rendes Gespräch o. ä.). Die Gruppenmaßnahme dient vorrangig der Stabilisierung sowie der Überwindung von Isolation und Rückzug. Sie ermöglicht den Zusammenhalt mit Menschen, die ähnliches erlebt haben, das Erfahren von Empathie, Annahme und Unterstützung, die Verbesserung von Krankheitsakzeptanz durch den Spiegel von Mitpatienten und deren Rückmeldungen. Auch dient sie der Erweiterung von Selbstfür‐
sorge, der Entwicklung von Beziehungs‐, Abgrenzungs‐ und Konfliktfähigkeit sowie dem Erwerb von Bewältigungsstrategien, Lernen am Verhalten anderer, Wecken von Hoffnung und Zuversicht mit Entwicklung von angemessenen Zukunftsperspektiven. Inhalte und Ablauf. Auf einer der tiefenpsychologischen Stationen der Klinik wird seit Anfang 2005 mit einem traumatherapeutischen Schwerpunkt gearbeitet. In dieser Gruppe werden Patienten und Patientinnen therapeutisch unterstützt, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit direkt oder sekun‐
där traumatisiert wurden. Dies betrifft jede Art von Traumatisierung im beruflichen Kontext, wie z. B. bei gefährdeten Berufsgruppen: Lokführer, Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr, medizinische oder helfende Berufe, wie auch Menschen, die im beruflichen Rahmen schwere Unfälle oder Überfälle (mit‐)erlebt haben. Es gibt u. a. eine geschlechtsspezifische Gruppe für Frauen mit Trauma‐
erfahrungen und eine Stabilisierungsgruppe. Auf der Station gibt es zusätzlich eine Berufskompe‐
tenzgruppe, in der ‐ vergleichbar mit den beschriebenen Konzepten der anderen Stationen ‐ Men‐
schen mit Arbeitsstörungen oder Problemen/Konflikten am Arbeitsplatz behandelt werden [ vgl. die Maßnahmenbeschreibungen „Berufskompetenzgruppe – verhaltenstherapeutische Ausrichtung“ und „Berufskonfliktgruppe ‐ tiefenpsychologische Ausrichtung“]. Die Methodik ist interaktionell, z. T. themenzentriert, bei Bedarf auch stärker Ich‐strukturell ausge‐
richtet; sie enthält zudem psychoedukative Elemente und Übungen zum Abbau der Vermeidung von 167 negativen Gefühlen. Es gibt kein festes Schema, die Gruppenleitung entscheidet prozessorientiert, welche Interventionen sinnvoll und möglich sind. Es werden u. a. Rollenspiele durchgeführt und Ein‐
heiten zur Stressbewältigung oder Stabilisierungstechniken eingeflochten. Eine vertiefte Trauma‐
exploration und ‐exposition in der Gruppe erfolgt nicht; dies wird von therapeutischer Seite begrenzt und Patienten und Patientinnen werden hierüber ausführlich informiert. Wenn eine Trauma‐
konfrontation im Sinne phasenspezifischer Traumatherapie indiziert und nach ausreichender Stabili‐
sierung möglich ist, erfolgt diese in der Einzeltherapie und unter Hinzuziehung von erleichternden, distanzierenden Techniken aus der Traumatherapie, wie z. B. Imaginationsübungen o. ä.. Bereits vor der Aufnahme wird den Patienten und Patientinnen ein Fragebogen zugesandt, in dem auch mögliche traumatische Erfahrungen erfragt werden, so dass bereits vor der Anreise eine Zuord‐
nung auf die entsprechende Station erfolgen kann. Im Aufnahmegespräch (am Aufnahmetag oder Folgetag) erfolgt eine ausführliche Exploration der beruflichen Situation ggf. mit einer vorsichtigen Erfragung der Traumatisierung. Auf die Schilderung von Details wird verzichtet, um keine Destabili‐
sierung zu provozieren. Die Teilnahme an der Gruppe wird mit dem Patienten/der Patientin abge‐
stimmt, die Therapieziele im Sinne phasenspezifischer Traumatherapie (Stabilisierung ‐ Exposition ‐ Integration) werden gemeinsam schriftlich festgelegt. Bereits in der Anreisewoche steigen Patienten und Patientinnen in die fortlaufende halb‐offene Be‐
rufskompetenzgruppe ein, beginnend mit der Ergotherapie und der Teilnahme am Gesprächsteil. Einmal pro Woche findet ein Einzelgespräch beim Bezugstherapeuten statt, in dem auch auf heiklere oder schambesetzte Themen eingegangen wird. Ggf. findet in diesem Rahmen auch die Trauma‐
exposition statt (siehe oben). Die halb‐offene Gesprächsgruppe findet fortlaufend zwei Mal pro Woche statt. Sie dauert 90 Minu‐
ten und wird mit maximal 10 Teilnehmern und Teilnehmerinnen durchgeführt. Begleitend und in gleicher Gruppenzusammensetzung wird Ergotherapie durchgeführt. Sie findet ebenfalls zwei Mal pro Woche à 90 Minuten statt. Es findet ein wöchentlicher Austausch zwischen dem Leiter der Ge‐
sprächsgruppe und dem Leiter der Ergotherapie statt. Auch in den täglichen Teambesprechungen werden Prozesse des Gruppenverlaufes gemeinsam reflektiert. Zusätzlich werden die Patienten und Patientinnen bei Bedarf in der Sozialberatung und ggf. der Reha‐Beratung vorgestellt. 168 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.44 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.44: Maßnahme „Berufskompetenzgruppe – Traumatherapie“ in der Klinik am Homberg, Bad Wildungen 169 Zielgruppe. Die Maßnahme ist konzipiert für Patienten und Patientinnen mit Arbeits‐ und Berufs‐
problemen bzw. ‐konflikten, bei denen traumatische Erfahrungen vorliegen. Indikationen sind: An‐
passungsstörungen, PTBS, Komplexe PTBS, Chronische Persönlichkeitsänderung nach Extrembelas‐
tung, Persönlichkeitsstörungen, dissoziative Störungen und andere Traumafolgestörungen. Auch andere psychische Störungen auf dem Boden traumatischer Erlebnisse gehören zum Spektrum: De‐
pressionen, Angststörungen (vorwiegend Panikstörung), somatoforme Schmerzstörungen u. a. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Pati‐
entin, bei bestimmten (Begleit)Erkrankungen (akute Suizidalität, akute psychotische Symptomatik), bei fehlender Belastbarkeit, mangelnder Gruppenfähigkeit und/oder Neigung zu manifester Gewalt‐
bereitschaft. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Ergotherapeut. Es ist keine beson‐
dere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig. Ansprechpartner G. Mönnich (Ltd. Oberarzt, Abteilung Psychosomatik/Psychotherapie) Klinik am Homberg Fachklinik für Psychosomatische Rehabilitation/Psychotherapie Herzog‐Georg‐Weg 2 34537 Bad Wildungen moennichg@klinik‐am‐homberg.de www.klinik‐am‐homberg.de 170 Bewerbungstraining Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim Abhängigkeitserkrankungen Ziele. Ziele der Maßnahme sind die Erstellung einer auf formaler Ebene angemessen angefertigten Bewerbungsmappe und das Erwerben von Kenntnissen zur Vorbereitung und Erfahrung in der Durch‐
führung eines Bewerbungsgesprächs mit dem Ziel einer überzeugenden Selbstdarstellung. Inhalte und Ablauf. Inhalte der Maßnahme sind unter anderem die Anfertigung einer Bewer‐
bungsmappe und die Erarbeitung von Kriterien zur Erstellung von Bewerbungsunterlagen. Die Ausar‐
beitung der Unterlagen erfolgt als Hausaufgabe. Das Bewerbungsgespräch – Vorbereitung und Durchführung – wird in einzelnen Schritten geübt und mit Video‐Feedback ausgewertet. Geachtet wird bei der Auswertung auf Inhalt, Kommunikationsregeln und Körpersprache. Die Ziele werden anhand eines Bogens für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen überprüft. Bei der Maßnahme ange‐
wandte Methoden sind Gespräche in der Gesamtgruppe/Ausgabe von Vorlagen und Informationen, Gruppenarbeit, Einzelarbeit/Aufgaben (Teilnehmende, die nicht über PC‐Kenntnisse verfügen, kön‐
nen ihre Unterlagen unter Mithilfe eines Mitpatienten aus der EDV‐Arbeitstherapie erstellen) sowie Rollenspiele mit Videoaufzeichnung. Bausteine des Bewerbungstrainings 
Einheit 1: Bestandsaufnahme „Stärken und Schwächen“ 
Einheit 2: Übung Vorstellen eigener Stärken und Schwächen 
Einheit 3: Anschreiben und Lebenslauf 
Einheit 4: Bewerbungsgespräch 171 Vier Einheiten bilden die Bausteine des Bewerbungstrainings: 
In der ersten Einheit erfolgen die Definition der Lernziele der Teilnehmer und Teilnehmerinnen und die Vorstellungen der Leitung. Bei einer Bestandsaufnahme werden Stärken und Schwächen anhand einer Checkliste vorgestellt und diskutiert. Der Fragebogen zur Bestandsaufnahme wird vorgestellt und eine Checkliste zum Thema „Wie erstelle ich einen Lebenslauf“ bearbeitet. Die Aufgaben an die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind, die Liste „Stärken und Schwächen“ durchzuarbeiten, vorerst handschriftlich einen Lebenslauf zu erstellen und fehlende Unterlagen zu besorgen. 
In der zweiten Einheit erfolgt die Auswertung der Liste „Stärken und Schwächen“. In einer Übung stellt jeder Teilnehmer zwei bis drei seiner Schwächen vor und belegt sie mit Beispielen (Video‐
aufnahme und Feedback). Darauf folgt das Besprechen der Lebensläufe. Die Aufgaben an die Teilnehmer sind die Überarbeitung und das Abtippen der Lebensläufe. 
In der dritten Einheit wird erörtert, wie man ein Anschreiben formuliert und worauf man achten muss. In der Übung stellen sich die Teilnehmenden anhand ihres Lebenslaufs in einem gespielten Gespräch vor (Videoaufnahme und Feedback). Die Aufgabe an die Teilnehmer und Teilnehmerin‐
nen ist das Formulieren und Tippen eines Anschreibens. 
In der vierten Einheit erfolgt die Vorstellung von Unterlagen, die bei Bedarf an die Rehabilitanden und Rehabilitandinnen verteilt werden. Rechtliche Fragen und Fragen zur Kündigung werden ge‐
klärt. Es wird erörtert, wie Zeugnisse gelesen werden. Es wird besprochen, welche Fragen im Be‐
werbungsgespräch zugelassen sind und welche nicht. Die Übung besteht in der Vorbereitung und Durchführung eines Bewerbungsgesprächs mit Videoaufnahme und Feedback. Den Abschluss bil‐
det die Rückmeldung und Dokumentation. Die Maßnahme umfasst vier Einheiten à 90 Minuten und wird einmal pro Woche durchgeführt. 172 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.45 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.45: Maßnahme „Bewerbungstraining“ in der Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim 173 Zielgruppe. Die Auswahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen für die Maßnahme erfolgt durch die Arbeitstherapeuten nach folgenden indikativen Kriterien: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind arbeitslos und/oder wollen sich beruflich neu orientieren. Sie haben bereits recht konkrete Vorstel‐
lungen von der Art der angestrebten Tätigkeit. Sie wollen/sollen sich auseinander setzen mit ihrem z. T. durch Abbrüche und Lücken (aufgrund von Krankheit und Haftstrafen) gekennzeichneten Lebens‐
lauf. Sie wollen ihre Selbstdarstellung im beruflichen Umfeld verbessern und sie wollen sicherer auf‐
treten gegenüber Vorgesetzten, um eigene Bedürfnisse gezielter formulieren zu können. Die Teil‐
nehmer befinden sich in der zweiten Hälfte ihrer Behandlung, ab Therapieplan B (5. bis 6. Woche). Kenntnisse am PC wären von Vorteil, sind aber nicht notwendig. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei berenteten Patienten und Patientinnen sowie bei Reha‐
bilitanden und Rehabilitandinnen mit deutlichem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenverfahren und bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Über die üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen hinaus ist folgende Ausstattung notwendig: PC‐Arbeits‐
platz, Internetzugang, Videokamera und Fernsehgerät. Ansprechpartner Sandra Müller (Dipl.‐Sozialpädagogin) Klinik Schloss Falkenhof, Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen Nibelungenstraße 109 64625 Bensheim falkenhof@caritas‐bergstrasse.de 174 Themengruppe „Back to work“ REHA‐Klinik Lehmrade GmbH, Lehmrade Onkologie Ziele. Die Maßnahme zielt darauf ab, Sorgen in Bezug auf den beruflichen Wiedereinstieg auszuräu‐
men und Information und Aufklärung zu entsprechenden Hilfen (z. B. stufenweise Wiedereingliede‐
rung) zu vermitteln. Die Patienten und Patientinnen sollen zum beruflichen Wiedereinstieg ermutigt werden, da sich soziale Integration positiv auf den Verlauf von Krebserkrankungen auswirkt. Im Rahmen der Maßnahme sollen die Patienten und Patientinnen (1) über Begriffe wie Leistungsfä‐
higkeit und Arbeitsfähigkeit aufgeklärt werden, (2) über Maßnahmen wie „Stufenweise Wiederein‐
gliederung“ und weitere Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben informiert werden und (3) ihren individuellen Weg zum Wiedereinstieg ins Berufsleben finden. Inhalte und Ablauf. Die Themengruppe "back to work" ist ein zentraler Baustein eines umfassen‐
den BOR‐Programms der REHA‐Klinik Lehmrade, in die alle therapeutischen Abteilungen einbezogen sind. Die Themengruppe „back to work“ ist folgendermaßen aufgebaut: 
1. Termin: Den Patienten und Patientinnen wird das berufsorientierte Reha‐Programm der Klinik vorgestellt, sozialmedizinische Grundbegriffe (z. B. Arbeitsfähigkeit und Leistungsfähigkeit, Stu‐
fenweise Wiedereingliederung, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben) werden erklärt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bekommen eine Aufgabe zum zweiten Termin. Sie sollen an‐
hand von Fragen ihre Befürchtungen und Erwartungen in Bezug auf ihren beruflichen Wiederein‐
stieg schriftlich darstellen. 
2. Termin: An diesem Termin nimmt ein Psychologe/eine Psychologin teil. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen berichten über ihre Befürchtungen und Erwartungen beim beruflichen Wieder‐
einstieg. Gleichzeitig liegt allen Patienten und Patientinnen bereits ihre sozialmedizinische Beur‐
teilung durch die Chefärztin vor. Insofern ist eine sehr individuelle Besprechung und Einschätzung der jeweiligen Perspektiven möglich. Konflikte können konstruktiv genutzt und geklärt werden. Ziel ist, den Patienten und Patientinnen möglicherweise eine neue Sichtweise ihrer Situation auf‐
zuzeigen und neue Perspektiven zu eröffnen. Abschließend bekommen die Patienten und Patien‐
tinnen wieder eine schriftliche Aufgabe. Sie werden gebeten, sich über die zuhause erforderli‐
chen Schritte klar zu werden und zu erarbeiten, welche konkreten Informationen sie hierfür noch benötigen. 175 
3. Termin: Anhand der Fragen der Patienten und Patientinnen zu den erforderlichen nächsten Schritten werden Informationen mitgegeben, Anträge und Fristen erörtert und gegebenenfalls Einzelgespräche mit der Sozialarbeiterin vereinbart. Adressenlisten für weitere Hilfestellungen am Heimatort, beispielsweise bei Problemen während der stufenweisen Wiedereingliederung, werden mitgegeben. Die Indikation zur Teilnahme an der "back to work" Gruppe wird im Rahmen des ärztlichen Aufnah‐
megespräches gestellt, gelegentlich auch im Rahmen der Chefarztvisite verordnet. Ebenfalls im Auf‐
nahmegespräch werden alle Patienten und Patientinnen im erwerbsfähigen Alter gebeten, eine aus‐
führliche Berufsanamnese einschließlich Arbeitsplatzbeschreibung zu erstellen. Diese liegt dann be‐
reits zur sozialmedizinischen Beurteilung (vgl. Abbildung 6.46) während der Chefarztvisite zu Beginn der zweiten Reha‐Woche vor. Abb. 6.46: Vorläufige sozialmedizinische Leistungsbeurteilung 176 Die Themengruppe findet in der zweiten Reha‐Woche in Form von drei aufeinander folgenden Ter‐
minen (jeweils einstündige Sitzungen) statt. Dadurch werden Probleme der beruflichen Teilhabe be‐
reits frühzeitig deutlich und die zweite Hälfte des Reha‐Aufenthaltes kann ggf. zur Einleitung weiterer Maßnahmen (z. B. stufenweise Wiedereingliederung, Einladung des Reha‐Beraters etc.) genutzt wer‐
den. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.47 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.47: Maßnahme „Back to work“ in der Reha‐Klinik Lehmrade 177 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle Patienten und Patientinnen im berufsfähigen Alter mit Fragen zum beruflichen Einstieg, Sorge vor dem beruflichen Einstieg, ärztlicherseits festgestellten Problemen mit dem beruflichen Wiedereinstieg oder Rentenbegehren. Sie wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin sowie bei Patienten und Patientin‐
nen ab einem Alter von 60 Jahren. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Es ist keine besondere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig. Ansprechpartner Waltraud Joeres (Sozialarbeiterin (grad.)) Reha‐Klinik Lehmrade GmbH Fachklinik für Onkologische Rehabilitation Gudower Str.10 23883 Lehmrade [email protected] www.damp.de/unsere‐einrichtungen/reha‐klinik‐lehmrade.html 178 ZAZO‐Gruppentraining zur Förderung beruflicher Motivation (Motivationsförderung durch Zielanalyse und Zieloperationalisierung) Universitätsklinikum Münster, Münster, durchgeführt u.a. in der Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde und in der Rehabilitationsklinik Lipperland, Bad Salzuflen indikationsübergreifend Ziele. Das Ziel des ZAZO‐Gruppentrainings besteht in der Förderung der beruflichen Motivation durch die Verbesserung der volitionalen Steuerungsprozesse (Selbstregulation und Selbstkontrolle), der Stärkung der beruflichen Zielorientierung und die damit verbundene Erhöhung der Zielerrei‐
chungswahrscheinlichkeit. Inhalte und Ablauf. Das ZAZO‐Gruppentraining stellt ein ressourcenorientiertes, rehabilitations‐
spezifisch entwickeltes Gruppentraining für Patienten und Patientinnen dar, das die Klärung indivi‐
dueller berufsbezogener Ziele und die Unterstützung zur Umsetzung dieser Ziele anstrebt. Es besteht aus vier interaktiven und aufeinander aufbauenden Modulen und wird in Gruppen mit ca. acht Per‐
sonen durchgeführt: 
Im ersten Modul werden individuelle berufliche Anliegen und Wünsche generiert. Zu Beginn erfolgt eine Übung zum Kennenlernen, bei der vielfältige Bilder (Postkarten) eingesetzt werden, die die Patientinnen und Patienten zu Beginn auswählen. Im nächsten Schritt erfolgt eine ange‐
leitete Imaginationsübung mit dem Ziel, eine Verknüpfung wünschenswerter beruflicher Anlie‐
gen (z.B. ein Patient möchte ein besseres Verhältnis zu den Arbeitskollegen haben) mit positiven Emotionen herzustellen, um eine motivationale Bedürfnislage (Anreiz) zu schaffen, die zur Ziel‐
verfolgung beiträgt. 
Im zweiten Modul werden die in Modul 1 generierten Anliegen in berufliche Ziele umformuliert. Diese individuellen Ziele werden anhand dreier Zielkriterien analysiert. Die Kriterien für ein handlungswirksames Ziel sind zum einen die positive Formulierung (Annäherungsziel), die hohe Kontrollierbarkeit (Selbstwirksamkeit) und die konkrete Formulierung des Ziels als Handlungsziel. Zum Abschluss des zweiten Moduls werden konkrete Überlegungen zur optimalen Formulierung des jeweiligen individuellen Ziels angeregt und gemeinsam durchgearbeitet. Beispiel: Der Patient formuliert sein Anliegen in ein berufliches Ziel um: „Ich möchte nicht mehr als Außenseiter bei den Kollegen wahrgenommen werden“. Nach der Prüfung des Zieles nach den Kriterien positive und konkrete Formulierung und Kontrollierbarkeit erfolgt die optimale Zielformulierung: „Ich werde zukünftig meine Kollegen freundlich begrüßen.“ 
Im dritten Modul folgt die Zieloperationalisierung, d.h. die einzelnen Schritte, die notwendig sind, um das jeweilige Ziel zu erreichen. Auf sieben 10‐stufigen Skalen ordnen die Teilnehmen‐
den ihre Ziele hinsichtlich Commitment, Zielerreichungswahrscheinlichkeit, Zielferne, Beginn der 179 Zielverfolgung, Anstrengungsbereitschaft, Empfindung bei Zielerreichung und Wirkung für ande‐
re ein. Um den Wissenstransfer pro Skala zu erleichtern, werden jeweils vorab kurze Gruppen‐
spiele durchgeführt. Daran anschließend werden Zielkonflikte identifiziert und bearbeitet. Beispiel: Der Patient stellt fest, dass ihm sein konkret formuliertes Ziel sehr wichtig ist, jedoch erkennt er auch einen Zielkonflikt mit seinem Wunsch auf eine Führungsposition im Betrieb. 
Im vierten Modul geht es um die Bewusstmachung der eigenen vorhandenen Stärken (Ressour‐
cenaktivierung), die im Rahmen der konkreten Zielannäherungsplanung genutzt werden kann, um Vorhandenes und gut Funktionierendes optimal zu nutzen. Die Vermittlung von Transferstra‐
tegien (z.B. mentale Simulation), die Bildung von Patenschaften sowie die Ausgabe des Teilneh‐
merskriptes dienen dem langfristigen Transfer des Gelernten in den Alltag. Beispiel: Anhand einer Zielannäherungsplanung legt der Patient fest, mit welchen konkreten Schritten er seinem Ziel näher kommen bzw. dieses praktisch umsetzen möchte. Die Abbildung 4.68 zeigt ein Beispiel für eine berufliche Zielannäherungsplanung. Zielannäherung
Beispiel: Besseres Verhältnis zu den Arbeitskollegen
Ziel
45
Abb. 6.48: Beispiel für eine berufliche Zielannäherung In Abbildung 6.49 sind die Elemente des ZAZO‐Gruppentrainings im Überblick dargestellt. 180 Abb. 6.49: Elemente des ZAZO‐Gruppentrainings Die vier Module des ZAZO‐Gruppentrainings können innerhalb von zwei bis drei Wochen an unter‐
schiedlichen Tagen durchgeführt werden. Die Durchführungszeit umfasst ca. 90‐100 Minuten je Mo‐
dul. 181 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.50 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.50: Maßnahme „ZAZO‐Gruppentraining“ des Universitätsklinikums Münster Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle Patientinnen und Patienten, die sich beruflich neu orientieren möchten oder die eine Reintegration ins Erwerbsleben anstreben. Die Klärung und Förde‐
rung der beruflichen Motivation steht im Mittelpunkt. Sie wird nicht durchgeführt bei einem Alter von < 18 Jahren sowie bei Fehlen ausreichender Sprachkenntnisse. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Trainer mit Erfahrung in der Gruppenarbeit. Über die üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen hinaus ist folgende Ausstattung notwendig: Moderationskoffer; Materialien für Gruppenspiele. 182 Literatur Fiedler, R.G., Hanna, R., Hinrichs, J. & Heuft, G. (2010). Gruppentraining zur Förderung beruflicher Motivation. Ein Trainingsprogramm für Rehabili‐
tanden. Weinheim: Beltz. Hanna, R., Fiedler, R.G., Greitemann, B. & Heuft, G. (2009). Zielanalyse und Zieloperationalisierung (ZAZO): Evaluation eines Gruppentrainings zur Förderung beruflicher Motivation. Psychotherapie, Psychosomatik, Medi‐
zinische Psychologie, DOI: 10.1055/s‐0029‐1220927 Fiedler, R.G., Hanna, R., Greitemann, B. & Heuft, G. (2008a). Motivationsförde‐
rung durch Zielanalyse und Zieloperationalisierung: ZAZO. Evaluation ei‐
nes Gruppentrainings für Rehabilitanden zur Förderung beruflicher Moti‐
vation. DRV‐Schriften, 77; 197‐199. Fiedler, R.G., Hanna, R., Greitemann, B. & Heuft, G. (2008b). Motivationsförde‐
rung durch Zielanalyse und Zieloperationalisierung (ZAZO): Ein Gruppen‐
training zur Förderung beruflicher Motivation. Erfahrungen und erste Er‐
gebnisse. Symposium „Berufsorientierte psychosoziale Interventionen in der medizinischen Rehabilitation – aus der Praxis für die Praxis“, 19.‐
20.06.2008, Bad Salzuflen. Ansprechpartner Dr. Rolf Fiedler, Dipl.‐Psych. Jens Hinrichs Universitätsklinikum Münster Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie Domagkstraße 22 49149 Münster [email protected] [email protected] www.klinikum.uni‐muenster.de/index.php?id=rehabilitationsforschung Das ZAZo‐Gruppentraining wird u. a. in folgenden Kliniken durchgeführt: Klinik Münsterland, Klinik der Deutschen Rentenversicherung Westfalen Ansprechpartner: Prof. Dr. Bernhard Greitemann Dr. Susanne Dibbelt Klinik Münsterland Auf der Stöwwe 11 49214 Bad Rothenfelde www.klinik‐muensterland.de Rehabilitationsklinik Lipperland der Deutschen Rentenversicherung Bund Ansprechpartner: Dr. Dieter Olbrich Am Ostpark 1 32105 Bad Salzuflen www.rehazentrum‐badsalzuflen.de 183 Gruppentherapie „Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“ (AGIL) Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee Psychosomatik Ziele. Ungünstige Strategien im Umgang mit den berufsimmanenten Belastungen des Lehrerberufes können – im Sinne eines Teufelskreises – die resultierende, vom Individuum erlebte Beanspruchung deutlich vermehren. Auch im Sinne biopsychosozialer Störungsmodelle sind hieraus negative Auswir‐
kungen auf die psychosomatische Gesundheit respektive das jeweils vorliegende Krankheitsbild zu erwarten. Im Rahmen der Therapiegruppe „Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“ (AGIL) geht es darum, dysfunktionale Bewältigungsstrategien in der Lehrer‐Tätigkeit zu erkennen und alternative Möglichkeiten zu etablieren. Inhalte und Ablauf. 
Stunde 1 – Einführung I: Was ist und wie entsteht Stress? Die Stressoren (System‐, Schul‐ & Indi‐
vidualebene); Stressreaktionen auf vier Ebenen (Gedanken, Gefühle, Körper, Verhalten); Stress als Aufsummierung von Anspannungsmomenten über die Zeit und Folge des Ungleichgewichtes von Anforderungen & Ressourcen 
Stunde 2 – Einführung II: Achtsamkeit und die Wege der Stressbewältigung (z. B. instrumentelle und kognitive Techniken, Aufbau einer Erholungs‐ und Entspannungswelt); Vorhandene Res‐
sourcen und Defizite; Planung eines Entlastungsprojektes 
Stunde 3 – Belastende Gedanken und das Grübeln: Das Wesen belastender Gedanken („wunde Punkte“) und Darstellung von Grübel‐Kreisläufen; Erarbeiten von Interventionszugängen zur Un‐
terbrechung von Grübeln 
Stunde 4 – „Stress‐Beschleuniger“ und Berufsideale und ‐ziele: Eigene stressverschärfende Ge‐
danken (z. B. dysfunktionale Zielsetzungen, überhöhte Ansprüche) entdecken und entschärfen lernen; Berufsziele und ‐ideale (re‐)aktivieren und entschärfen 
Stunde 5 – Probleme systematisch lösen I: Vermittlung systematischer Problemlösetechnik in sieben Schritten als Meta‐Strategie 
Stunde 6 – Probleme systematisch lösen II: Praktisches Problemlösetraining (vgl. Stunde 5) unter Berücksichtigung besprochener Stressbewältigungsstrategien (kognitiv, palliativ, etc.) an prakti‐
schen Beispielen; Themenschwerpunkt: interpersonelle Konflikte und schwierige soziale Situati‐
onen im Beruf 184 
Stunde 7 – Beziehung zu Menschen als Kraftquelle: Analyse des Beziehungsnetzes; fünf Unter‐
stützungsarten; Soziales Veränderungsprojekt 
Stunde 8 – Arbeits‐ und Erholungswelt: Merkmale der Erholungswelt, kognitive Blockaden für den Eintritt, Bedürfniserklärung, Rückfallprophylaxe Nach einer Verhaltens‐ und Berufsanamnese durch den Bezugstherapeuten erfolgt die Indikations‐
stellung und Verordnung zur AGIL‐Gruppe. Die Maßnahme umfasst acht Sitzungen (Doppelstunden zweimal pro Woche über einen Zeitraum von vier Wochen) und wird stationsübergreifend als ge‐
schlossene Gruppe in Ergänzung zur Standardtherapie durchgeführt. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.51 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.51: Maßnahme „Gruppentherapie „Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“ (AGIL)“ in der Klinik Roseneck, Prien 185 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich störungsübergreifend an Lehrer und Referendare. Sie wird nicht durchgeführt bei berenteten Patienten und Patientinnen sowie bei Rehabilitanden und Rehabi‐
litandinnen mit deutlichem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenverfahren, bei fehlender Moti‐
vation auf Seiten des Patienten/der Patientin, bei einer nicht ausreichenden Belastbarkeit oder dem Vorliegen anderer psychotherapeutischer Behandlungsschwerpunkte. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe. Es ist keine besondere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig. Literatur Hillert, A. & Schmitz, E. (Hrsg.) (2004). Psychosomatische Erkrankungen bei Lehrerinnen und Lehrern. Stuttgart: Schattauer. Hillert, A., Sosnowsky, N. & Lehr, D. (2005). Idealisten kommen in den Him‐
mel Realisten bleiben AGIL! Risikofaktoren, Behandlung und Präventi‐
on von psychosomatischen Erkrankungen im Lehrerberuf. Lehren und Lernen, 31, 17‐27. Lehr, D. (2004). Psychosomatisch erkrankte und „gesunde“ Lehrkräfte: auf der Suche nach den entscheidenden Unterschieden. In A. Hillert & E. Schmitz (Hrsg.), Psychosomatische Erkrankungen bei Lehrerinnen und Lehrern. Ursachen, Folgen, Lösungen (S. 120‐140). Stuttgart: Schattauer. Lehr, D. Sosnowsky, N. & Hillert, A (2007). Stressbezogene Interventionen zur Prävention von psychischen Störungen im Lehrerberuf. AGIL „Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“ als Beispiel einer Intervention zur Verhaltensprävention. In: Rothland, M. (Hrsg.). Belastung und Bean‐
spruchung im Lehrerberuf. Modelle, Befunde, Interventionen (S. 267‐
289). Wiesbaden : VS Verlag. Ansprechpartner Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Klinik Roseneck Am Roseneck 6 83209 Prien ahillert@schoen‐kliniken.de www.schoen‐kliniken.de/ptp/kkh/ros/klinik/ 186 Gesundheitstraining „Stressbewältigung am Arbeitsplatz“(SBA) Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee Psychosomatik Ziele. Ungünstige Strategien im Umgang mit beruflichen Belastungen können – im Sinne eines Teu‐
felskreises – die aus der beruflichen Situation resultierende, vom Individuum erlebte Beanspruchung deutlich vermehren. Auch im Sinne biopsychosozialer Störungsmodelle sind hieraus negative Auswir‐
kungen auf die psychosomatische Gesundheit respektive das jeweils vorliegende Krankheitsbild zu erwarten. Im Rahmen der Therapiegruppe „Stressbewältigung am Arbeitsplatz“ (SBA) geht es darum, dysfunktionale Bewältigungsstrategien im Beruf zu erkennen und alternative Möglichkeiten des Um‐
gangs mit Stress am Arbeitsplatz zu etablieren. Inhalte und Ablauf. Im Mittelpunkt der Maßnahme steht die Erarbeitung von Lösungsansätzen zu beruflichen Problemlagen insbesondere aufgrund von Überlastungserleben und ‐verhalten im Ar‐
beitsleben. Die Grundlage für die Auseinandersetzung mit der beruflichen Problematik, zu der die Teilnehmer und Teilnehmerinnen motiviert und angeleitet werden, bildet ein allgemein verständli‐
ches Be‐ und Entlastungsmodell, mit dessen Hilfe die Bedeutung des eigenen Bewältigungsverhaltens deutlich wird und unterschiedliche Wege der Entlastung leichter erkannt werden können. In der Gruppenarbeit wird anhand typischer Konflikt‐ und Stresssituationen die Analyse von Problemkons‐
tellation besprochen und auf die individuelle Situation mit Hilfe eines Kreislaufschemas, das auch die persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten mit einbezieht, angewendet. Die Teilnehmer und Teilneh‐
merinnen werden unterstützt, eigene Ressourcen und bestehende Bewältigungsmöglichkeiten zu erkennen. Zusätzlich werden weitere kurz‐ und langfristig wirksame Strategien der Belastungsreduk‐
tion und Konfliktbewältigung vermittelt. Der Ansatz greift dabei etablierte Trainingselemente zur Stressbewältigung und zum Training sozialer Kompetenz auf; diese sind jedoch spezifisch für die be‐
rufliche Problemthematik ausgearbeitet und aufbereitet. Thematisch werden die arbeitsalltagsent‐
sprechenden Facetten beruflicher Problemlagen – eingeschränktes berufliches Wohlergehen, Stress und soziale Konflikte am Arbeitsplatz – integriert in einem Gruppenprogramm bearbeitet. Das Programm ist verhaltenstherapeutisch ausgerichtet und gliedert sich in fünf Module. Die Durch‐
führung erfolgt in Gruppen mit acht bis zehn Teilnehmenden. Idealerweise wird in einem persönli‐
chen Vorgespräch, bei dem über die Schwerpunkte und Zielsetzung der Maßnahme informiert wird, die Bereitschaft zur Teilnahme an den Sitzungen sichergestellt. Die Maßnahme erfolgt in fünf‐sechs Einheiten à 90 Minuten über zweieinhalb Wochen bei zwei Terminen pro Woche. 187 
Modul 1: Berufliches Wohlbefinden/Motivation. Die Bedeutung und Funktion von Arbeit sowie die Auseinandersetzung mit der Beeinflussbarkeit der beruflichen Problematik werden themati‐
siert und das Kreislaufmodell mit Hinblick auf die individuelle Situation erarbeitet. 
Modul 2: Stress und Stressreaktion. Die Unterscheidung von Stressoren und Stressreaktion im Arbeitsleben wird vermittelt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erlernen, die eigene Stress‐
reaktion zu analysieren und typische Stressoren zu identifizieren. Zudem werden unterschiedli‐
che Stressbewältigungsstrategien vorgestellt und in Bezug zu den eigenen Verhaltenstendenzen gesetzt. 
Modul 3: Stressbewältigung. Exemplarisch werden die Bedeutung von Einstellung und Bewer‐
tungen bei der Stressentstehung und ‐bewältigung vermittelt, und die Teilnehmer und Teilneh‐
merinnen erlernen, die eigenen Bewertungsprozesse zu reflektieren. In diesem Zusammenhang werden Einstellungen und Überzeugungen diskutiert und die Methode der „positiven Selbstge‐
spräche“ vermittelt. Weiterhin werden die Möglichkeiten einer angemessenen Genuss‐ und Pausengestaltung vorgestellt. 
Modul 4: Selbstsichere Konfliktbewältigung. Hierzu werden typische Konfliktsituationen am Ar‐
beitsplatz aufgegriffen und die Unterschiede zwischen unsicheren, aggressiven und sozialkom‐
petenten Interaktionsverhalten vermittelt. Im Rollenspiel werden entsprechende Problemsitua‐
tionen dargestellt und Kommunikationsregeln im Umgang mit Konfliktkonstellationen erlernt. 
Modul 5: Berufliche Perspektiven. Die konkreten beruflichen Ziele der Teilnehmenden stehen im Zentrum der abschließenden Gruppensitzung. Dazu wird Raum für Erwartungen und Befürch‐
tungen ebenso wie für die Auseinandersetzung mit beruflichen Stärken und persönlichen Ent‐
wicklungsmöglichkeiten gelassen. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind aufgefordert, die Programmteilnahme zu bilanzieren und werden angeleitet, die Umsetzung der in den vorausge‐
gangenen Sitzungen bearbeiteten Inhalte konkret für sich zu planen. 188 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.52 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.52: Maßnahme „Gesundheitstraining ‚Stressbewältigung am Arbeitsplatz(SBA)’“ in der Fachklinik Roseneck, Prien 189 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit erhöhter beruflicher Be‐
lastung. Sie wird nicht durchgeführt bei berenteten Patienten und Patientinnen sowie bei Rehabili‐
tanden und Rehabilitandinnen mit deutlichem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenverfahren, bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin sowie bei Vorliegen bestimmter (Begleit‐)Erkrankungen, die aus medizinischen Gründen eine Rückkehr in den Beruf nicht erlauben. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Es ist keine besondere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig. Literatur Koch, S., Geissner, E. & Hillert, A. (2007). Berufliche Behandlungseffekte in der stationären Psychosomatik. Der Beitrag einer berufsbezogenen Gruppentherapie im Zwölf‐Monats‐Verlauf. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 55 (2), 97‐109. Hillert, A., Koch, S. & Hedlund, S. (2007). Stressbewältigung am Arbeitsplatz. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Ansprechpartner Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert Klinik Roseneck Am Roseneck 6 83209 Prien ahillert@schoen‐kliniken.de www.schoen‐kliniken.de/ptp/kkh/ros/klinik/ 190 Berufswegeplanung Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg Orthopädie, Kardiologie, Pulmologie Ziele. Erarbeitung von Strategien zur Lösung von beruflichen Problemsituationen, Vermittlung von Informationen zu sozial‐ und arbeitsrechtlichen Themen, Motivation der Patienten und Patientinnen zur aktiven Gestaltung der beruflichen Situation, Einleitung von Maßnahmen zur Rückkehr an den Arbeitsplatz nach Abschluss der Rehabilitationsmaßnahme. Inhalte und Ablauf. Erarbeitung der beruflichen Standortbestimmung durch die Patienten und Pa‐
tientinnen; Darstellung von sozial‐ und arbeitsrechtlichen Informationen; Nutzung von gruppendy‐
namischen Prozessen bei indikationsunterschiedlichen Patienten und Patientinnen (internistische und orthopädische Indikationen); Thematisierung von beruflichen Problemen im Aufnahmegespräch. Die Maßnahme wird durch den Stationsarzt verordnet. Sie wird in der zweiten Woche der Rehabilita‐
tion im Umfang von drei Sitzungen von jeweils 60 Minuten durchgeführt. Es handelt sich um eine Kleingruppe mit vier Patienten und Patientinnen. 191 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.53 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.53: Maßnahme „Berufswegeplanung“ im Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle Patienten und Patientinnen mit beruflichen Proble‐
men/Fragestellungen, Umschulungsbestrebungen, fraglichem Rentenbegehren sowie an Rehabili‐
tanden und Rehabilitandinnen, die aus gesundheitlichen Gründen auf der Suche nach beruflichen 192 Alternativen sind. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei Patienten und Patientinnen mit schlechten Sprachkenntnissen, Analphabetismus und/oder manifestiertem Rentenbegehren. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Es ist keine besonde‐
re Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig. Ansprechpartner Doris Hain (Dipl.‐Sozialpädagogin) Reha‐Zentrum Schömberg Klinik Schwarzwald Römerweg 50 75328 Schömberg doris.hain@drv‐bund.de www.klinik‐schwarzwald.de 193 Ergonomie am Arbeitsplatz Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg Orthopädie Ziele. Die Patienten und Patientinnen der Berufsgruppe „Büro“ werden über die ergonomischen Richtlinien eines PC‐Arbeitsplatzes informiert und haben die Möglichkeit, diese selbst an einem Bei‐
spiel‐Arbeitsplatz zu testen. Diese Übung dient den Teilnehmenden als Grundlage für die weiterfüh‐
rende Umsetzung der ergonomischen Richtlinien (sofern es möglich ist) am eigenen Arbeitsplatz. Außerdem lernen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Übungen kennen, die speziell auf ihre bean‐
spruchte Muskulatur abgestimmt sind, und die sie in ihren Arbeitsalltag einbeziehen können. Durch diese Maßnahme sollen die Teilnehmenden in die Lage versetzt werden, während ihrer Arbeit eigen‐
verantwortlich mit ihrem Körper umzugehen. Inhalte und Ablauf. Vermittlung ergonomischer Richtlinien für den PC‐Arbeitsplatz (Ergonomie‐
Broschüre), Vorstellen ergonomischer Hilfsmittel (Vertikalmaus, Handgelenksvorlage, ergonomische Tastatur etc.) am Beispiel‐Arbeitsplatz und die Möglichkeit für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, diese auszuprobieren. Durchführung von Entspannungs‐ und Dehnungsübungen, die für diese Be‐
rufsgruppe relevant sind (Ergonomie‐Broschüre; Abbildung 6.54). 194 Abb. 6.54: Broschüre „Ergonomie im Büro“ (Auszüge) Die Maßnahme findet an zwei Terminen à 60 Minuten statt. Die Teilnahme wird vom Stationsarzt aufgrund der Zugehörigkeit zur Berufsgruppe „Büro“ verordnet. 195 
1. Termin: Theoretische Grundlagenvermittlung (richtiges Sitzverhalten, Einstellungen des Büro‐
stuhles und ‐tisches, Nutzung von ergonomischer Tastatur und PC‐Maus und Handgelenksaufla‐
ge, empfohlene Position des Tisches im Raum bzw. Beleuchtung des Arbeitsplatzes) und selbst‐
ständiges Ausprobieren am Beispiel‐Arbeitsplatz. 
2. Termin: Wiederholung des erworbenen Wissens, weitere Erprobung von Hilfsmitteln (diverse Sitzkissen) und Durchführung von Übungen zur Dehnung und Entspannung der beanspruchten Muskulatur. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.55 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.55: Maßnahme „Ergonomie am Arbeitsplatz“ im Reha‐Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald 196 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen, die an einem Büroarbeits‐
platz tätig sind. Sie dient der Vorbeugung von Haltungsschäden durch die spezielle berufsbedingte Haltung und Arbeitsumgebung, aber auch der Verbesserung bereits vorhandener Einschränkungen durch die Umsetzung der vermittelten Inhalte. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt, wenn die Patienten und Patientinnen angeben, ihr Arbeitsplatz sei bereits ergonomisch eingerichtet bzw. durch den Arbeitgeber sei bereits eine entsprechende Schulung erfolgt Sie wird des Weiteren nicht durchgeführt bei Rehabilitanden und Rehabilitandinnen mit deutlichem Rentenbegehren bzw. lau‐
fendem Rentenverfahren und bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Ergotherapeut. Benötigte Ausstattung: Beispielar‐
beitsplatz mit höhenverstellbarem Schreibtisch und ergonomischem Bürostuhl und Tastatur; ver‐
schiedene Hilfsmittel wie PC‐Mäuse, Unterarmvorlagen, Sitzkissen. Ansprechpartner Uwe Wöbking (Physiotherapeut) Reha‐Zentrum Schömberg Klinik Schwarzwald Römerweg 50 75328 Schömberg uwe.woebking@drv‐bund.de www.klinik‐schwarzwald.de 197 Bewerbungstraining Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels Abhängigkeitserkrankungen Ziele. Die Maßnahme zielt auf eine Erhöhung der Bewerbungskompetenz und die Unterstützung bei der Stellensuche ab. Inhalte und Ablauf. Die Maßnahme umfasst folgende Elemente: 
Informationsquellen für Stellenangebote aufzeigen 
Erstellen vollständiger Bewerbungsunterlagen (Bewerbungsschreiben, Bewerbungsdeckblatt, tabellarischer Lebenslauf, Zeugnisse, Zertifikate, besondere Berechtigungen) 
Aufbau des Bewerbungsschreibens 
Vorstellungsgespräch (theoretische Vorbereitung auf die Elemente und praktisches Üben, z. T. videogestützt; Vor‐ und Nachbereitung eines konkreten Gespräches mit einem potentiellen Ar‐
beitgeber) 
Arbeiten am Computer (grundsätzliche Fähigkeiten beim Umgang mit Computern, Erstel‐
len/Aktualisieren von Bewerbungsunterlagen) Die Maßnahme umfasst vier mal eine Stunde innerhalb von zwölf bis 16 Wochen Therapie. 198 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.56 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.56: Maßnahme „Bewerbungstraining“ im Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle Patienten und Patientinnen mit fehlender Arbeits‐ oder Ausbildungsplatzbindung. Sie wird nicht durchgeführt bei Patienten und Patientinnen ab einem Alter von 58 Jahren, bei bestehender Rente bzw. Rentenantrag sowie dann, wenn keine Vermittlung durch die Agentur für Arbeit oder andere beauftragte Einrichtungen mehr besteht. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Ergothe‐
rapeut. Benötigte Ausstattung: Computerarbeitsplätze. Ansprechpartner Hendrik Moritz (Oberarzt) Fachklinikum Wiesen GmbH Kirchberger Strasse 2 08134 Wildenfels [email protected] www.asklepios.com 199 Berufsbezogene Gruppentherapie in Kombination mit ergotherapeutischer Projektgruppe Kliniken Hartenstein, Fachklinik Reinhardstal, Bad Wildungen Psychosomatik Ziele. Es soll ein Verständnis zur Entstehung und Aufrechterhaltung beruflicher Problemlagen entwi‐
ckelt werden. Dysfunktionale Erlebens‐ und Verhaltensmuster hinsichtlich des Arbeitsstils, der Ar‐
beits‐ und Zeitplanung, des Kooperations‐ und Sozialverhaltens, der Kommunikation und der Kon‐
fliktbewältigung sollen identifiziert und erfahrbar gemacht sowie auf der Basis eigener Kompetenzen und Ressourcen verändert werden. Des Weiteren soll geklärt werden, inwieweit eine Einflussnahme auf die beruflichen Kontextfaktoren möglich ist und welche Unterstützungsmöglichkeiten bestehen. Im Bedarfsfall sollen berufliche Umstrukturierungs‐ oder Entlastungsschritte gemäß dem psychi‐
schen, sozialen und körperlichen Fähigkeitsprofil der Patienten und Patientinnen geplant und soweit wie möglich von der Rehabilitationsklinik aus in die Wege geleitet werden (innerbetriebliche Umset‐
zung, stufenweise Wiedereingliederung etc.). Inhalte und Ablauf. 
Berufsbezogene Gruppentherapie: Neben psychoedukativen Elementen steht in der Gruppe auch ein interaktioneller Schwerpunkt im Vordergrund, um Zeit und Raum für die Schilderung persön‐
licher Konflikt‐ und Problemsituationen und zur Entwicklung entsprechender Lösungsstrategien zur Verfügung zu stellen. Die Erlebensperspektive der Patienten und Patientinnen wird dabei durch die positiven wie auch konflikthaften Erfahrungen aus der Zusammenarbeit in der Projekt‐
gruppe erweitert und ggf. in einen neuen Zusammenhang gestellt. Als Themenangebot und Aus‐
gangspunkt für die persönlichen Anliegen der Patienten und Patientinnen werden vier inhaltliche Schwerpunkte herangezogen: 1. Stressbewältigung 2. Soziale Konflikte (auch Mobbing) 3. Berufsbezogene Einstellungen 4. Berufliche Strukturen 200 Arbeitsbezogene Verhaltensweisen und Einstellungen werden über die Selbstbeurteilungsskalen des AVEM‐Fragebogens erhoben. 
Ergotherapeutische Projektgruppe: Die in Kombination mit der berufsbezogenen Gruppenthera‐
pie durchgeführte Projektgruppe nutzt die gemeinsame Bearbeitung von konkreten Arbeitspro‐
jekten (z. B. Entwicklung einer Produktionsanlage, Gestaltung einer dörflichen Ansiedlung), um das Planungs‐, Kooperations‐ und Arbeitsverhalten der Patienten und Patientinnen sowie ihre Flexibilität (Anpassungs‐ und Umstellungsfähigkeit) zu überprüfen und zu fördern. Durch die kon‐
krete Arbeit an Projekten treten in der Regel die bestehenden Schwierigkeiten der Patienten und Patientinnen relativ schnell hervor, gleichermaßen aber auch Kompetenzen (Ressourcen), die sich bislang der eigenen Wahrnehmung entzogen haben. Dies fördert lösungsorientierte Klärun‐
gen, die dann Gegenstand der berufsbezogenen Gruppentherapie werden. Auf der Grundlage einer ausführlichen Berufsanamnese (Interview, Einsatz von Fragebogenverfahren zur beruflichen Leistungsfähigkeit (siehe Abbildung 6.57), zur Arbeitssituation und Arbeitsbelastung (siehe Abbildung 6.58) und zu arbeitsbezogenen Fähigkeiten und Einstellungen, die in Anlehnung an das „Würzburger Screening“, IMBA und MELBA entwickelt wurden) wird eruiert, inwieweit relevante psychosoziale berufliche Belastungssituationen (Arbeitshaltung, Kooperationsprobleme, Gratifikati‐
onskrisen, Selbstbehauptungs‐ und Autoritätskonflikte etc.) vorliegen. Die Zuweisung zur berufsbe‐
zogenen Gruppentherapie und zur Projektgruppe erfolgt, wenn eine bedeutsame berufliche Konflikt‐
situation sowie ein darauf zentrierter Klärungsbedarf der Patienten und Patientinnen vorliegen. Der Klinische Sozialdienst ist eng in die Vorgehensweise eingebunden. Die Patienten und Patientinnen, die an der berufsbezogenen Gruppentherapie teilnehmen, werden in der Regel zu einer Einzelbera‐
tung einbestellt. Bei berufsrelevanten Beeinträchtigungen des körperlichen Trainingszustandes er‐
folgt zusätzlich eine Zuweisung zum Arbeitsplatztraining in der Physiotherapie. Berufliche Konflikte verstehen Kooperation erproben (Projektgruppe) 201 Abb. 6.57: Fragebogen zur beruflichen Leistungsfähigkeit (Ausschnitt) Abb. 6.58: Fragebogen zur Arbeitssituation und Arbeitsbelastung (Ausschnitt) 202 Die berufsbezogene Gruppentherapie findet wöchentlich in Form von zwei anderthalbstündigen Ge‐
sprächssitzungen statt, kombiniert mit ebenfalls zwei neunzigminütigen Gruppensitzungen der Pro‐
jektgruppe. Die Behandlungsdauer beträgt mindestens drei Wochen, so dass die Patienten und Pati‐
entinnen in der Kombinationstherapie in der Regel mindestens zwölf Gruppensitzungen absolvieren. Der Ablauf der Maßnahmen ist in Abbildung 6.59 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.59: Maßnahme „Berufsbezogene Gruppentherapie“ in der Fachklinik Reinhardstal, Bad Wildungen 203 Zielgruppe. Die Maßnahme ist eine berufsübergreifend ausgerichtete Gruppe für Patienten und Patientinnen, bei denen bedeutsame berufliche Problemlagen vorliegen (siehe oben). Langzeitar‐
beitslose werden alternativ der Gruppe zur Bewältigung von Arbeitslosigkeit zugewiesen, Rentenan‐
tragsteller werden aufgrund ihrer Motivationslage sowie der vorrangigen sozialmedizinischen Abklä‐
rung ihrer Leistungsfähigkeit in der Regel nicht in die Gruppe aufgenommen. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Ergotherapeut. Über die üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen hinaus ist ein Gruppenraum mit ergotherapeutischen Materialien für die Projektarbeit notwendig. Ansprechpartner K. Döring (Leitender Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut) A. Schmidt (Psychologischer Psychotherapeut) Kliniken Hartenstein, Fachklinik Reinhardstal Ahornallee 1 34537 Bad Wildungen‐Reinhardshausen doering@klinik‐reinhardstal.de schmidt@klinik‐reinhardstal.de www.kliniken‐hartenstein.de 204 6.5
Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme “Zusammenarbeit mit externen Institutionen” Berufsorientierung Schwarzwaldklinik – Orthopädie, Park‐Klinikum, Bad Krozingen ........................................................ 206 Medizinisch‐Berufliche Rehabilitation (MB‐Reha) Südbaden Zentrum Beruf + Gesundheit Bad Krozingen in Kooperation mit der Reha‐Klinik Glotterbad und der Rheintalklinik Bad Krozingen ..................................................... 210 Betriebsgespräch Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim ..................................................................................................... 218 Schnuppertag im BFW Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach ..................................................................................... 221 205 Berufsorientierung Schwarzwaldklinik – Orthopädie, Park‐Klinikum, Bad Krozingen Orthopädie, Neurologie Ziele. Ziel der Maßnahme ist eine umfassende Abklärung der vorhandenen beruflichen Möglichkei‐
ten bereits während der medizinischen Rehabilitation, um eine Verkürzung der Wartezeit auf Leis‐
tungen zur Teilhabe am Arbeitsleben sowie das Auffinden flexibler und individueller Lösungen für den raschen beruflichen Wiedereinstieg zu ermöglichen. Im Einzelnen werden je nach Bedarf eine Berufsfindungs‐ und Neigungsuntersuchung, sowie eine Berufseignungsanalyse durchgeführt. Es wird eine Bedarfsanalyse für das weitere Vorgehen entwickelt. Inhalte und Ablauf. Zu Beginn der Maßnahme stehen die Erstellung eines individuell auf die Patien‐
ten und Patientinnen zugeschnittenen Förderplans mit konkreten Inhalten, eine ausführliche berufs‐
pädagogische, psychologische und medizinische Diagnostik sowie mannigfaltige berufliche Selbster‐
fahrungsmöglichkeiten für die Teilnehmenden. Die Inhalte der Maßnahme umfassen die folgenden Elemente: 
Berufliche Information und Beratung 
Abklärung der Motivation und beruflicher Interessen 
Anleitung 
Information über Berufsbilder/Qualifizierungen/Ausbildungsstätten mittels schriftlicher Unterlagen und Videomaterial sowie Kurs‐Online‐Datenbank 


Klärung von Neigung und Interessen 
berufspädagogische Anamnese Psychologische (Eignungs‐)Diagnostik 
diagnostisches Anamnesegespräch 
Eignungs‐ und Leistungsuntersuchung Klärung der vorhandenen Kenntnisse und Fähigkeiten 
Erprobung mittels standardisierter Arbeitsproben auf unterschiedlichen Niveaus in den Anforderungsschwerpunkten Wirtschaft, Verwaltung, EDV, Handwerk/Technik und sozi‐
ale Kompetenz 
Berufliche Erprobung – Hospitation 
Hospitation in der Übungsfirma in Form des Bildungszentrums Beruf + Gesundheit in Bad Krozingen 
Hospitationen in Betrieben und Einrichtungen der Region Südbaden 206 Ergibt die Belastungserprobung während der medizinischen Rehabilitation, dass eine Rückkehr in den Beruf nicht mehr möglich ist, erfolgen berufsorientierende Maßnahmen. Klinikintern wird eine Moti‐
vations‐ sowie Eignungsabklärung (z. B. über Fragebögen wie IST 2000, d2, MTVT, NST, BIT, BET) durchgeführt, zusätzlich – je nach Neigungen – erste Vorerprobungen im gewerblich‐handwerklichen oder kaufmännischen Bereich bzw. spezifische Erprobungen, berufspädagogische Beratungen und ausführliche berufliche Information und Beratung extern im Bildungszentrum Beruf + Gesundheit Bad Krozingen. Mit den Patienten und Patientinnen werden Belastbarkeit, berufliche Interessen und Fä‐
higkeiten sowie in Frage kommende konkrete berufliche Alternativen und Qualifizierungsmöglichkei‐
ten ausführlich besprochen. Zum Abschluss der Maßnahme erfolgt ein gemeinsames Gespräch mit dem Berufshelfer der Berufsgenossenschaft bzw. dem Rehafachberater der Rentenversicherung, um die Wartezeit auf nachfolgende Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (z. B. Qualifizierungsmaß‐
nahme) möglichst kurz zu halten. Die Dauer der Maßnahme umfasst zwei bis fünf Tage mit je vier bis sechs Stunden (klinikintern) bzw. fünf bis zehn Tage mit je vier bis acht Stunden (extern). Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.60 zusammenfassend dargestellt. 207 Abb. 6.60: Maßnahme „Berufsorientierung“ der Schwarzwaldklinik (Orthopädie), Park‐Klinikum Bad Krozingen 208 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit stationären neurologi‐
schen und orthopädischen Verletzungen bzw. psychischen Unfallfolgen. Sie wird nicht durchgeführt bei Patienten und Patientinnen ab einem Alter von 50 Jahren, bei bestehender Rente bzw. voraus‐
sichtlicher Rente sowie bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Arbeitstherapeut; Berufstherapeut. Benötigte Ausstattung: Modellarbeitsplätze, ggf. Übungsfirma, Netzwerkpartner mit realen Arbeitsplätzen, Testausstattung. Ansprechpartner Markus Härle (Dipl.‐Psych.) Park‐Klinikum Bad Krozingen Herbert Hellmann Allee 38 79189 Bad Krozingen m.haerle@park‐klinikum.de www.park‐klinikum.de 209 Medizinisch‐Berufliche Rehabilitation (MB‐Reha) Südbaden Zentrum Beruf + Gesundheit Bad Krozingen in Kooperation mit der Reha‐Klinik Glotterbad und der Rheintalklinik Bad Krozingen Psychosomatik; Orthopädie Ziele. Seit Februar 2006 wird Patienten und Patientinnen in kooperierenden Reha‐Kliniken des süd‐
badischen Raumes im Rahmen des Konzeptes MB‐Reha Südbaden ein „Berufscoach“ an die Seite gestellt. Im Mittelpunkt der Arbeit des Berufscoaches steht die Unterstützung der Patienten und Patientinnen beim Erhalt bestehender Arbeitsplätze bzw. beim Finden neuer (gesundheitserhalten‐
der) Beschäftigungsverhältnisse. Ziel ist es, die berufliche Wiedereingliederung frühzeitig, effektiv und nachhaltig zu planen und zu begleiten. Damit wird krankheitsbedingten beruflichen Ausgliede‐
rungen, unnötigen Verzögerungen im Rehabilitationsprozess, jahrelanger Arbeitslosigkeit sowie Frühberentung aktiv entgegengewirkt. Als Modellprojekt wurde die Konzeption „MB‐Reha Südbaden“ durch die Deutsche Rentenversiche‐
rung Baden‐Württemberg gefördert und konnte im Frühjahr 2009 in den Regelbetrieb übernommen werden. Allen Versicherten wird damit eine frühzeitige selbstverantwortliche Klärung beruflicher Fragestellungen innerhalb des Rehabilitationsprozesses ermöglicht. Das Berufscoaching ist eine Dienstleistung, die vom Zentrum Beruf + Gesundheit Bad Krozingen an‐
geboten und in enger Kooperation mit der Reha‐Klinik Glotterbad (Psychosomatik) sowie der Rhein‐
talklinik Bad Krozingen (Orthopädie) umgesetzt und weiterentwickelt wurde. Weitere Kooperationen sind z.B. mit der Theresienklinik Bad Krozingen auch im ambulanten Bereich geplant. Der Berufscoach erfasst bereits zu Beginn des Klinikaufenthaltes den beruflichen Hilfebedarf der Pa‐
tienten und Patientinnen, entwickelt zeitnahe berufliche Förderpläne und steht im Anschluss an den Klinikaufenthalt bis zu einem Jahr lang als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Er leistet gemeinsam mit den Patienten Hilfe zur Selbsthilfe für einen beruflichen Wiedereinstieg, begleitet und berät unterstützend in allen beruflichen Fragen. Wichtig ist, dass der Berufscoach bereits wäh‐
rend des Klinikaufenthalts von den Patienten und Patientinnen als ein Experte beruflicher Integration wahrgenommen wird, der bewusst weder Mitarbeiter der Klinik noch des Kostenträgers ist. Damit übernimmt er die Rolle, die Beteiligten dabei zu unterstützen, ihren Blick aktiv auf die Zukunft „nach der Klinik“ zu richten ‐ ihren Alltag ‐ in dem sie eigenständig entscheiden und handeln müssen, um die nächsten Schritte zu einer erfolgreichen Wiedereingliederung gehen zu können. 210 Die Stellungnahmen des Berufscoaches, welche den Entlassberichten der Reha‐Klinik hinzugefügt werden, unterstützen zügige Folgeentscheidungen der Rehafachberater im Rehaprozess. Inhalte und Ablauf. Die Berufscoaches des Zentrum Beruf + Gesundheit erbringen je nach individu‐
ellem Bedarf der Patienten und Patientinnen sowie der verschiedenen Reha‐Kliniken Leistungen aus folgenden vier Bereichen: 1. Erfassen des individuellen beruflichen Förderbedarfs aller Patienten der Klinik zu Rehabeginn  CTA‐Checkliste (Checkliste zur Teilhabe am Arbeitsleben, vgl. Abbildung 6.61) – Fragebogen, der den subjektiven beruflichen Klärungs‐ und Unterstützungsbedarf der Patienten und Patientinnen erhebt  Durchführung von wöchentlichen Informationsveranstaltungen für die Patienten/Patientinnen  Regelmäßige Fallbesprechungen mit den bzw. Zuweisungen von den Stationsärzten und Sozial‐
diensten der Kliniken 211 Abb. 6.61: Checkliste Teilhabe am Arbeitsleben des Zentrums Beruf + Gesundheit Bad Krozingen 212 2. Individuelles Berufscoaching mit den Patienten Einzelgespräche mit folgenden Inhalten: 
Motivierung des Patienten/der Patientin zur Stärkung der Eigenverantwortung sowie zur ei‐
genständigen Initiierung sinnvoller berufsfördernder Maßnahmen 
Information und Beratung des Patienten/der Patientin in allen beruflichen Fragen (Berufsal‐
ternativen, Arbeitsmarkt, erfolgreiche Bewerbungsstrategien, Reintegrationswege, Möglich‐
keiten der beruflichen Rehabilitation etc.) 
Vermittlungen zu und zwischen relevanten Eingliederungspartnern (z. B. Arbeitgeber, Agen‐
tur für Arbeit, Integrationsfachdienste, Deutsche Rentenversicherung, Praktikumsbetrieb, ...) 
Begleitung des Patienten/der Patientin zum Arbeitgeber 
Psychologische Kriseninterventionen bei Patienten und Patientinnen nach der Klinik 
Durchführung von berufsorientierten Kurzassessments bzgl. beruflich relevanter Interessen und Fähigkeiten (Trainings, Tests etc.) 3. Information des Reha‐Trägers 
Dokumentation der weiteren Handlungsschritte sowie Empfehlung weiterer Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation im Rahmen eines Berichtes an den Reha‐Träger 
Rückmeldegespräche mit dem Reha‐Träger bei akutem beruflichem Handlungsbedarf 4. Moderation von „Gesprächsgruppen“ in den Reha‐Kliniken Der Berufscoach bietet je nach Bedarf vor Ort Gesprächsgruppen für Patienten und Patientinnen mit folgenden Inhalten an: 
Gesprächsgruppe „Klärung beruflicher Fragen“ 
Gesprächsgruppe „Eigeninitiative Arbeitsplatzsuche“ 
Gesprächsgruppe „Umgang mit Arbeitsplatzkonflikten“ 
Gesprächsgruppe „Nach der Reha zurück am Arbeitsplatz“ 213 5. Verzahnungsleistungen Nach Genehmigung durch den Reha‐Fachberater können bei Bedarf in einer Verlängerung des Heil‐
verfahrens folgende Verzahnungsmaßnahmen im Zentrum Beruf + Gesundheit stattfinden: Psychologische Eignungsfeststellung (1 Tag) Ziel: Abklärung der intellektuellen Leistungsfähigkeit sowie des Vor‐
förderungsbedarfs für eine konkrete berufliche Zielrichtung Inhalte: 
Erhebung des intellektuellen Leistungsvermögens 
Standardisierte Fach‐Kurzerprobung 
Erhebung vorhandener Schulkenntnisse sowie weiterer beruflich relevanter Vorkenntnisse 
Erfassung beruflicher Interessen und Motivation 
Fazit und Empfehlungen für weitere Maßnahmen 
Ergebnisbericht an Klinik und Kostenträger Berufliche Erstorientierung (2 Tage) Ziel: Erste Abklärung der beruflichen Orientierung und Belastbarkeit der Patienten und Patientinnen sowie Anregungen für eine realis‐
tische Auseinandersetzung des Patienten mit den wesentlichen Faktoren und Möglichkeiten für die weitere berufliche Planung Inhalte: 
begleitete Kurzerprobungen und Hospitationen in den Anforderungsbereichen Wirtschaft, Verwaltung, EDV, Handwerk und Technik 
berufliches Beratungsgespräch 
begleitete Selbstinformation 
Erfassung von Neigung, Motivation, Befinden, Beschwerden, kurzfristiger Belastbarkeit und Arbeitsverhalten 
Fazit und Empfehlungen für weitere Maßnahmen 
Ergebnisbericht an Klinik und Kostenträger 214 Ambulante Belastungserprobung (5 Tage) Ziel: Klärung der Belastbarkeit der Patienten und Patientinnen bei berufstypischen Anforderungen sowie intensive realistische Aus‐
einandersetzung der Patienten und Patientinnen mit den wesent‐
lichen Faktoren und Möglichkeiten für die weitere berufliche Planung Inhalte: 
standardisierte Arbeitsproben 
Hospitation(en) im angestrebten Berufsfeld 
Ermittlung relevanter beruflicher Fähigkeiten, kognitiver Leistungsfähigkeit, sozialer Kompe‐
tenzen und Dauer der Belastbarkeit 
berufliche Beratungsgespräche mit Informationen und Empfehlungen für den beruflichen Wiedereinstieg 
Informationen über eine behinderungsgerechte Gestaltung des Berufsalltags 
Erfassung von Neigung, Motivation, Befinden, Beschwerden, kurzfristiger Belastbarkeit und Arbeitsverhalten 
Fazit und Empfehlungen für weitere Maßnahmen 
Ergebnisbericht an Klinik und Kostenträger Während des Klinikaufenthaltes wird mit jedem Patienten ein klientenorientiertes Erstgespräch durchgeführt, in manchen Fällen auch ein Folgegespräch. Nach dem Klinikaufenthalt kommt es im Durchschnitt zu drei bis fünf Kontakten mit den Klienten und Klientinnen, die je nach Inhalt unter‐
schiedliche Längen haben. Insgesamt kann von einem durchschnittlichen Betereuungsaufwand pro Patient/Patientin von vier bis fünf Stunden ausgegangen werden (die o. g. Verzahnungsleistungen sind hier nicht eingerechnet). 215 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.62 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.62: Maßnahme „Medizinisch‐berufliche Rehabilitation (MB‐Reha) Südbaden“ des Zentrums Beruf + Gesundheit Bad Krozingen 216 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle Patienten und Patientinnen im erwerbsfähigen Alter, 
die ihre bisherige Tätigkeit nicht mehr verrichten können (bzw. zu ihrem alten Arbeitsplatz nicht mehr zurückkehren können) und noch keine klare Vorstellung davon haben, wie es mit ihnen be‐
ruflich weitergeht 
die unrealistische berufliche Vorstellungen haben 
die ihre berufliche Leistungsfähigkeit nicht ausreichend einschätzen können 
bei denen vorangegangene Bemühungen um einen alternativen Arbeitsplatz erfolglos blieben 
denen der berufsbezogene Umgang mit Ämtern Probleme bereitet 
die eine klare Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft haben, aber nicht wissen, wie sie diese am Besten umsetzen können 
bei denen Risikofaktoren bzw. Stress auslösende Arbeitsbedingungen (z.B. bei Mobbing, inner‐
betrieblicher Umsetzung etc.) vorhanden sind, die vom Patienten voraussichtlich nicht während des Klinikaufenthaltes ausreichend gelöst werden können 
bei denen Einschränkungen des Antriebs, der selbständigen Entscheidungsfähigkeit sowie der Handlungsstrukturierung erkennbar sind (bei ausreichender Arbeitsfähigkeit und signalisiertem Interesse an berufl. Wiedereingliederung) Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Qualifizierte Berufscoaches des Zentrums Beruf + Gesundheit in enger Zusammenarbeit mit den Stationsärzten und Sozialdiensten der Reha‐Kliniken (gemeinsame Fallbesprechungen in sozialmedizinischen Visiten). Nach dem Klinikaufenthalt betreuen die Berufscoaches die Patienten und Patientinnen nach der medizinischen Reha weiter. Durchfüh‐
rung der Verzahnungsleistungen: Berufspädagogen und Psychologen des Zentrums Beruf + Gesund‐
heit. Für die Durchführung der Gespräche selbst benötigt es keine besondere Ausstattung. Damit jedoch flexibel und kurzfristig Kurzassessments und ‐trainings, Arbeitsproben bzw. Kurzpraktika angeboten werden können, werden im Zentrum Beruf + Gesundheit folgende Ausstattungen genutzt: 
2 Räume zur praktischen Erprobung mit Modellarbeitsplätzen in kaufmännisch‐verwalten‐
den, handwerklich‐technischen sowie EDV‐Bereichen 
2 Testräume sowie 1 Gruppenraum 
4 Werkstätten in den Bereichen Metall, Holz, Elektro, Malerei 
1 Übungsfirma im kaufmännisch‐verwaltenden Bereich Ansprechpartner Dipl.‐ Psych. Andrea Nordmann (Leiterin ZBG, Berufsorientierung & Personalentwicklung) Zentrum Beruf + Gesundheit Am Kurpark 1 79189 Bad Krozingen info@beruf‐gesund.de www.beruf‐gesund.de/mb‐reha.php 217 Betriebsgespräch Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim Abhängigkeitserkrankungen Ziele. Ziele der Maßnahme sind die Sicherung des Arbeitsplatzes, die Vorbereitung der Patienten und Patientinnen auf die Rückkehr an ihren Arbeitsplatz sowie der Abbau von Belastungen am Ar‐
beitsplatz. Inhalte und Ablauf. Im Rahmen der gruppen‐ und einzeltherapeutischen Gespräche und der weite‐
ren arbeitsbezogenen Maßnahmen der Klinik werden spezifische Risikofaktoren am Arbeitsplatz er‐
kannt und alternative Verhaltensstrategien erarbeitet. Gespräche mit Arbeitskollegen, Vorgesetzten, aber auch Betriebsräten und betrieblichen Sozialdiensten während der stationären Therapie dienen der Thematisierung wechselseitiger Ängste vor der Rückkehr, der Vermittlung wesentlicher Informa‐
tionen über die Suchterkrankung sowie der Abklärung von Fragen zur beruflichen Wiedereingliede‐
rung und sozialmedizinischen Besonderheiten und deren Auswirkungen auf die zukünftige Arbeitsge‐
staltung. Zum Betriebsgespräch werden sowohl Betriebsangehörige eingeladen, die unmittelbar mit dem Patienten bzw. der Patientin zu tun haben wie Arbeitskollegen, unmittelbare Vorgesetzte, Mit‐
glieder des Betriebs‐ oder Personalrats und betriebliche Suchtberater als auch übergeordnete Funk‐
tionsträger wie Betriebs‐ und Personalleiter. Die Patienten und Patientinnen werden durch den Bezugstherapeuten über das Angebot informiert. Wenn sie teilnehmen möchten, koordiniert der Bezugstherapeut den Gesprächstermin gemeinsam mit den Patienten und Patientinnen und den betrieblichen Mitarbeitern (via Telefon, Fax, E‐Mail). Bei einer Absage des Betriebs werden weitere Maßnahmen vom Bezugstherapeuten mit den Patienten und Patientinnen besprochen. Bei einer Zusage wird zunächst der Patient/die Patientin informiert; der durchführende Mitarbeiter bereitet das Betriebsgespräch vor und führt ein Vorgespräch mit dem Patienten/der Patientin durch. Sind noch besondere sozialmedizinische Fragen offen, führt der Be‐
zugstherapeut ein Vorgespräch mit dem Arzt in der Klinik durch. Das Betriebsgespräch wird doku‐
mentiert. Gab es ein Vorgespräch mit dem Arzt, so wird dem medizinischen Dienst in der Klinik der Verlauf und das Ergebnis des Betriebsgespräches mitgeteilt. Die Maßnahme wird bei Bedarf einmal pro Rehabilitationsmaßnahme angeboten; ein Betriebsge‐
spräch dauert etwa zwei Stunden. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.63 zusammenfassend dargestellt. 218 Abb. 6.63: Maßnahme „Betriebsgespräch“ in der Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim 219 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an erwerbstätige Patienten und Patientinnen in Arbeit. Sie wird nicht durchgeführt bei berenteten Patienten und Patientinnen sowie bei Rehabilitanden und Rehabilitandinnen mit deutlichem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenverfahren und bei feh‐
lender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin. Beteiligte Berufsgruppen. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Pädagoge. Ansprechpartner M. Reichel (Leitender Psychologe) Klinik Schloss Falkenhof, Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen Nibelungenstraße 109 64625 Bensheim falkenhof@caritas‐bergstrasse.de 220 Schnuppertag im BFW Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach Orthopädie; Neurologie; Kardiologie Ziele. Vorbereitung auf berufsfördernde Maßnahmen, Kennenlernen des Leistungsangebots des BFW. Inhalte und Ablauf. Die Rehabilitanden und Rehabilitandinnen nutzen eine vom Berufsförderungs‐
werk (BFW) Nürnberg für Interessenten angebotene Veranstaltung („Infotag“), die regelmäßig frei‐
tags stattfindet. Vormittags werden zunächst allgemeine Informationen zum Leistungsangebot des Berufsförderungswerkes vermittelt, danach erfolgt eine Führung durch die Fachabteilungen zum Kennenlernen des Berufs‐ und Ausbildungsangebots. Nachmittags besteht Gelegenheit zu einem persönlichen Beratungskontakt mit einer Fachkraft des Berufsförderungswerks. Die Maßnahme ist kostenfrei. Sie wird einmal pro Rehabilitationsmaßnahme durchgeführt. Zielgruppe. Die Maßnahme ist für Patienten und Patientinnen aller medizinischen Indikationsgebie‐
te der Klinik (Orthopädie, Neurologie, Kardiologie) und aller Kostenträger möglich, wenn berufsför‐
dernde Maßnahmen in Betracht kommen. Sie wird nicht durchgeführt bei einem Alter ab 60 Jahren, bei gestelltem Rentenantrag oder bei bereits berenteten Patienten und Patientinnen und bei fehlen‐
der Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin. Beteiligte Berufsgruppen. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Ansprechpartner Dr. Hartwig Kulke (Dipl.‐Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut) m&i Fachklinik Herzogenaurach Abt. Neuropsychologie In der Reuth 1 91074 Herzogenaurach hartwig.kulke@fachklinik‐herzogenaurach.de www.fachklinik‐herzogenaurach.de 221 222 6.6 Praxisbeispiele, die keiner Kernmaßnahme eindeutig zugeordnet werden können („Mischmodelle“) Neurologische Berufstherapie Kliniken Schmieder Allensbach, Gailingen, Konstanz, Stuttgart, Heidelberg ...................................... 224 Reha‐Bau Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt u. a............................................... 232 Reha‐Office Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt ..................................................... 237 Integrierte Medizinisch‐Berufsorientierte Orthopädische Rehabilitation (IMBO‐Rehabilitation) Paracelsus‐Klinik an der Gande, Bad Gandersheim, Orthopädische Fachklinik mit dem Institut für Arbeits‐ und Sozialmedizin ........................................ 240 Re‐Integrations‐Management („Re‐I‐Ma“) Schwarzwaldklinik – Orthopädie, Park‐Klinikum Bad Krozingen ......................................................... 246 Medizinisch‐beruflich orientierte Rehabilitation (MBO) Klinik Niedersachsen, Bad Nenndorf ................................................................................................... 250 Realitätstraining Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels ....................................................................................... 258 223 Neurologische Berufstherapie Kliniken Schmieder Allensbach, Gailingen, Konstanz, Stuttgart, Heidelberg Neurologie Ziele. Mit dem Konzept „Neurologische Berufstherapie“ wird in den Kliniken Schmieder die berufli‐
che Teilhabe von Patienten und Patientinnen nach Schädigungen des zentralen und peripheren Ner‐
vensystems ergänzend zur Standardrehabilitation gezielt gefördert. Unterschieden werden die fol‐
genden übergeordneten Therapieziele, die wichtige Einfluss‐ bzw. Kontextfaktoren beruflicher Reha‐
bilitation wie Verfügbarkeit eines Arbeitsplatzes oder Dauer der Arbeitsunfähigkeit berücksichtigen und die je nach individuellem Fall weiter differenziert werden. Therapieziel „Zügige berufliche Wiedereingliederung an den bisherigen Arbeitsplatz“. Eine möglichst zügige berufliche Wiedereingliederung an den bisherigen Arbeitsplatz wird für Patienten und Patien‐
tinnen angestrebt, bei denen der Beginn der Erkrankung bzw. der Arbeitsunfähigkeit eher kurze Zeit (in der Regel weniger als 18 Monate) zurückliegt und deren Arbeitsplatz noch erhalten ist. Um eine solche Reintegration für Patienten und Patientinnen, die meist unter multiplen Leistungsdefiziten leiden, chancenreich zu gestalten, ist häufig eine gestufte Wiedereingliederung (nach §28 SGB IX) angezeigt. Berufstherapeutisch wird diese Maßnahme, die sich zeitnah an die klinische Rehabilitation anschließt, individuell vorbereitet. Anhand der therapeutischen Ergebnisse werden in Abstimmung mit den Patienten und Patientinnen detaillierte Empfehlungen zu zeitlichen wie aufgabenbezogenen Belastungssteigerungen und zur Gestaltung günstiger Arbeitsbedingungen erarbeitet. Die schriftlich niedergelegten Empfehlungen dienen den Patienten und Patientinnen als persönlicher Leitfaden bei ihrem beruflichen Wiedereinstieg und können auch frühzeitig an Arbeitgeber und Betriebsarzt über‐
mittelt werden, um weitere Unterstützung für die schrittweise berufliche Wiedereingliederung zu sichern. Therapieziel “Langfristiger Erhalt der Arbeitsfähigkeit“. Mit dem Ziel des langfristigen Erhalts der Ar‐
beitsfähigkeit und der möglichst umfassenden Teilhabe am Arbeitsleben werden Patienten und Pati‐
entinnen behandelt, die beruflich reintegriert sind, aber unter hirnschädigungsbedingten Arbeits‐
platzproblemen leiden und deren Verbleib im Berufsleben nicht selten gefährdet ist. Arbeitsverhal‐
ten und ‐abläufe werden analysiert und durch Erprobung kompensatorischer und adaptiver Mittel optimiert. Durch ein ressourcenorientiertes Training wird eine berufliche (Re‐)Motivierung dieser Patienten angestrebt. 224 Therapieziel „Reintegration in den allgemeinen Arbeitsmarkt/Beurteilung des beruflichen (Rest‐)Leis‐
tungsvermögens“. Mit der Zielsetzung einer Reintegration in den allgemeinen Arbeitsmarkt werden Patienten und Patientinnen behandelt, die nicht über einen Arbeitsplatz verfügen. Diese werden unter berufsähnlichen Anforderungen an Arbeitsqualität und ‐tempo schrittweise belastet, um die Chancen einer beruflichen Reintegration zu klären und, wenn möglich, eine Leistungsfähigkeit zu erreichen, die für einen beruflichen (Wieder‐)Einstieg ausreichend ist. Eine weitere Patientengruppe, deren Vermittlungsmöglichkeiten in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu beurteilen sind, bilden diejeni‐
gen Patienten und Patientinnen, die aufgrund ihrer Leistungsdefizite nicht mehr an ihren bisherigen Arbeitsplatz zurückkehren können. Zu prüfen ist bei diesen die Möglichkeit einer beruflichen Neuori‐
entierung. Dabei steht häufig die Beurteilung und Förderung von Grundarbeitsfähigkeiten im Vorder‐
grund. Die allgemeine Ausdauerleistung, die als Grundvoraussetzung für eine berufliche Reintegrati‐
on in ein anderes Berufsfeld gilt, wird mit sich steigernden, kompakten Belastungseinheiten erprobt. Für diese Maßnahmen stehen modern ausgestattete Therapieplätze in unterschiedlichen Berufsfel‐
dern des handwerklich‐technischen wie kaufmännisch‐verwaltenden Bereichs zur Verfügung. Neben klinikinternen Belastungserprobungen werden auch externe Belastungserprobungen angeboten; in flexibler Kooperation mit außerklinischen Betrieben lassen sich Arbeitsleistungen und ‐verhalten eines Patienten/einer Patientin, z. B. in sozialen Berufen wie Pflege und Erziehung, unter realitätsna‐
hen Arbeitsbedingungen prüfen und trainieren. Therapieziel: berufliche Wiedereingliederung neurologischer Patienten mit zusätzlichem neuropsychi‐
atrisch‐psychotherapeutischem Behandlungsbedarf. Patienten und Patientinnen, deren spezifische Probleme bei Krankheitsbewältigung und Verhaltensanpassung die berufliche Wiedereingliederung entscheidend behindern, werden durch eine integrierte neuropsychiatrisch‐psychotherapeutische und berufstherapeutische Behandlung unterstützt. Dabei ist das berufstherapeutische Training, das sich auf die Reintegration an den bisherigen Arbeitsplatz, den Erhalt der Arbeitsfähigkeit ebenso wie auf die Unterstützung bei beruflicher Neuorientierung richten kann, kombiniert mit einer intensiven psychotherapeutischen Betreuung. Inhalte und Ablauf. Ausgangspunkt der Neurologischen Berufstherapie ist, das aktuelle Leistungs‐
profil des einzelnen Patienten bzw. der einzelnen Patientin zu beurteilen und entscheidende Einfluss‐
faktoren für die berufliche Reintegration zu erkennen. In einem speziellen berufstherapeutischen Assessment werden die neurokognitiven Leistungsmöglichkeiten der Bereiche Aufmerksamkeit, Ge‐
dächtnis, Sprache und Exekutivfunktionen ebenso wie die körperliche Funktionsfähigkeit ermittelt. Dem aktuellen Leistungsprofil von Patienten und Patientinnen wird das Anforderungsprofil gegen‐
übergestellt, wie es am individuellen Arbeitsplatz bzw. innerhalb des Berufsfelds besteht (Einsatz eines hauseigenen Fragebogens, bei dem berufliche Anforderungen anhand neuropsychologischer Operationalisierungen erhoben werden und die Patienten und Patientinnen für jede Teilanforderung um eine Bewertung der Relevanz für den jeweiligen Arbeitsplatz oder das besondere Berufsfeld ge‐
beten werden). Ergänzend erfolgt eine Selbsteinschätzung der aktuellen Leistungsfähigkeit (vgl. Cla‐
ros‐Salinas, 2004). Aus dem Abgleich von aktuellem Leistungs‐ und beruflichem Anforderungsprofil wird, integriert in die medizinische Gesamttherapie, die berufsbezogene Rehabilitationsbehandlung 225 entwickelt. Berufliche Belastungserprobung und Arbeitstherapie werden in den Berufsfeldern Metall‐ und Holzverarbeitung, Elektrotechnik/Elektronik (einschließlich EDV‐Arbeitsplätzen im CNC‐ und CAD‐Bereich) und Büro/Verwaltung durchgeführt. Da für den Erfolg einer beruflichen Wiedereingliederung häufig kognitive Leistungsminderungen ent‐
scheidender sind als körperliche Funktionsstörungen, wurde für Patienten und Patientinnen mit kog‐
nitiven Leistungsdefiziten eine berufsorientierte Behandlung entwickelt, die folgende Therapieebe‐
nen umfasst: 
ein berufsbezogenes Spezialtraining kognitiver Fähigkeiten, das auf individuelle Anforderungen am Arbeitsplatz abgestimmt ist (z. B. sprachliche Leistungen wie Textverstehen und ‐produzieren, Umgang mit Zahlen, Planen und Problemlösen) 
ein ressourcenorientiertes Training, das erhaltene Leistungsmöglichkeiten von Patienten und Patientinnen erprobt und für den beruflichen Wiedereinstieg fördert (häufig im Bereich fachli‐
chen Wissens, etwa der Bedienung von Computerprogrammen oder Maschinen) 
die Erarbeitung und Erprobung individueller Kompensations‐ und Adaptationsmittel für den Ein‐
satz am Arbeitsplatz (z. B. Einübung eines pausenstrukturierten Arbeitsstils zur verbesserten Auf‐
rechterhaltung der Daueraufmerksamkeit, Einführung einer externen Gedächtnishilfe oder Erar‐
beitung arbeitsplatzbezogener Telefonprotokolle, die z. B. aphasische Patienten und Patientin‐
nen bei der Informationsaufnahme und ‐weiterverarbeitung durch Anstreichformulare unterstüt‐
zen) 1. Ärztliche Eingangsuntersuchung/Zuweisung zur Neurologischen Berufstherapie 
Berufsanamnese und Leistungsprüfung im Rahmen der Aufnahmeuntersuchung 
unmittelbare Zuweisung zur Neurologischen Berufstherapie, wenn die weitere Teilhabe am Arbeitsleben gefährdet, aber nicht ausgeschlossen erscheint 
Zuweisung abhängig von Ergebnissen der Basisdiagnostik 2. Berufstherapeutisches Assessment Das berufstherapeutische Assessment umfasst die Erhebung neurokognitiver und körperlicher Leis‐
tungsfähigkeit ebenso wie eine detaillierte Recherche beruflicher Anforderungen: 
Erhebung neurokognitiver Leistungsdaten 
2,5‐stündige neuropsychologische Gruppentestung, die über die Einzeltestergebnisse hinaus erste Hinweise auf mögliche Minderungen der kognitiven Ausdauerleistung liefert 
zusätzlich individuelle Testungen berufsrelevanter Fähigkeiten der komplexeren Sprachleis‐
tung, der Zahlenverarbeitung und des Rechnens sowie des problemlösenden Denkens 
je nach Fragestellung eine computergestützte Belastungstestung, die an zwei aufeinander‐
folgenden Tagen Aufmerksamkeits‐ und Konzentrationsleistungen im tageszeitlichen Verlauf (morgens, mittags, nachmittags) prüft (vgl. dazu Claros‐Salinas et al., 2008, 2010) 226 
Erhebung des körperlichen Leistungsvermögens, v. a. hinsichtlich motorischer Ausdauer‐ und Kraftleistung sowie manuell‐technischer Fertigkeiten (Grob‐ und Feinmotorik) 
Berufsanamnese/Erhebung von Arbeitsplatzanforderungen 
Fragebogen PAL, bei dem individuelle berufliche Anforderungen anhand neuropsycholo‐
gischer Operationalisierungen erhoben und die Patienten und Patientinnen für jede Teil‐
anforderung um eine Bewertung der beruflichen bzw. arbeitsplatzbezogenen Relevanz sowie eine Selbsteinschätzung seiner Leistungsfähigkeit gebeten werden (vgl. Claros‐
Salinas 2004; Guthke, Claros‐Salinas & Regenbrecht, in Vorbereitung) 
schriftliche Beschreibung von Arbeitsanforderungen, ‐abläufen etc. durch den Patien‐
ten/die Patientin selbst 3. Berufstherapeutische Interventionsmaßnahmen 
Belastungserprobung und Arbeitstherapie 
Training und Beratung 
Kombination von Einzel‐ und Gruppentherapie; das gruppentherapeutische Angebot umfasst: 
Training komplexer Sprach‐ und Kommunikationsleistungen (z. B. Verstehen und Diskutieren längerer Sachtexte, Halten von Vorträgen zu beruflichen Themen) 
„Expertenrunde“ (Austausch von Patienten und Patientinnen, die eine berufliche Wiederein‐
gliederung bereits erreicht haben mit Patienten, deren berufliche Reintegration in Vorberei‐
tung ist) 
„Kompensationsgruppe“ (Anleitung zu Anpassung des Arbeitsverhaltens, Vermittlung von Problemlösestrategien bei Konflikten am Arbeitsplatz, Vermittlung von Bewerbungsstrate‐
gien etc.) 4. Berufstherapeutische Rehabilitationskonferenz Abschließende Konferenz ca. 1 Woche vor Entlassung des Patienten/der Patientin, bei der besondere Problemlagen der zukünftigen beruflichen Teilhabe sozialmedizinisch im Rehabilitationsteam (ärztli‐
che Leiter, Stationsarzt, Berufstherapeuten, Psychologen, je nach Fall wichtige andere Funktionsthe‐
rapeuten sowie Sozialdienstmitarbeiter) geklärt und Empfehlungen zur Entlassung und weiterem Vorgehen, z. B. zu Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, festgelegt werden. 227 Die Therapieangebote der Neurologischen Berufstherapie erfolgen zielorientiert. Je nach Ausmaß der Leistungsminderung, Dauer der Erkrankung, Arbeitsunfähigkeit, beruflicher Biographie und der Ver‐
fügbarkeit eines Arbeitsplatzes werden die Patienten und Patientinnen an den sechs Klinikstandor‐
ten, die ein berufstherapeutisches Netzwerk bilden, behandelt. Der Klinikstandort Gailingen bietet mit Werkstatt‐ und Übungsbüroeinrichtung die Möglichkeit des Wechsels zwischen unterschiedlichen beruflichen Bereichen und damit Behandlungsangebote bis hin zu Berufsfindung und Eignungsanaly‐
se. Die Klinikstandorte Konstanz, Stuttgart und Heidelberg sind spezialisiert auf die berufsorientierte Rehabilitation mit neurokognitivem Schwerpunkt. Durch Behandlungsmöglichkeiten im teilstationä‐
ren Rahmen werden die räumliche Nähe zum Arbeitsplatz eines Patienten/einer Patientin genutzt und Belastungserprobungen am bisherigen Arbeitsplatz angeboten, die intern vorbereitet und ein‐
schließlich des Kontakts zur Arbeitgeberseite (Betriebsarzt, Vorgesetzte oder Kollegen) therapeutisch begleitet werden. Gerade in den großstädtischen Ballungsräumen Stuttgart/Heidelberg ist auch eine berufstherapeutische Nachsorge möglich, die sich an alle Patienten und Patientinnen richtet, die mit der Empfehlung einer Stufenweisen Wiedereingliederung entlassen wurden. Diese werden zu grup‐
pentherapeutischen Begleitterminen eingeladen, in denen der Austausch über den Verlauf der Stu‐
fenweisen Wiedereingliederung Schwerpunktthema ist. Die Dauer der Maßnahme umfasst – abhängig vom Therapieziel und der Art der Intervention (s. o.) – einen Zeitraum zwischen einer einmal wöchentlich stattfindenden Beratung ohne Trainingsbedarf bis hin zu fünf Therapieeinheiten täglich über den Zeitraum der Aufenthaltsdauer. 228 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.64 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.64: Maßnahme „Neurologische Berufstherapie“ in den Kliniken Schmieder 229 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit neurologisch bedingten kognitiven und/oder motorisch‐sensorischen Leistungsdefiziten, deren Ausmaß eine weitere Teilhabe am Arbeitsleben nicht von vornherein ausschließt. Die Maßnahme ist indikationsspezifisch konzipiert für Patienten und Patientinnen mit neurologischen Erkrankungen, v. a. solchen des zentralen Ner‐
vensystems. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Krankengymnast/Physiotherapeut; Ergotherapeut; Berufstherapeut. Benötigte Ausstattung: Für die Belastungserprobung im handwerklich‐technischen Bereich ist eine Ausstattung mit (CNC‐
)Werkzeugmaschinen, Werk‐ und Hobelbank, Kreis‐ und Bandsäge, Hochregallager, CAD‐Arbeitsplatz etc. erforderlich. Für Belastungserprobungen im Bereich Büro/Verwaltung ist eine EDV‐Ausstattung (PC mit üblicher Software für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbankverwaltung, Präsen‐
tationsvorlagen‐Erstellung, Internetzugang) und Videoausstattung (für Bewerbungs‐, Verkaufsge‐
spräch‐Training etc.) erforderlich. Literatur Claros‐Salinas, D. (2004). Neurologische Berufstherapie. Dissertation, Univer‐
sität Konstanz. Claros‐Salinas, D. & Greitemann, G. (2005). Zeitliche Verläufe der beruflichen Wiedereingliederung bei neurologischen Patienten. DRV Schriften Bd. 59, 249‐251. Claros‐Salinas, D. (2006). Stufenweise Wiedereingliederung nach berufsori‐
entiertem neurokognitivem Training – Verläufe und Ergebnisse. In W. Müller‐Fahrnow, T. Hansmeier, M. Karoff (Hrsg.), Wissenschaftliche Grundlagen der medizinisch‐beruflich orientierten Rehabilitation (S. 389‐399). Lengerich: Pabst. Claros‐Salinas, D. & Greitemann, G. (2006). Berufliche Rehabilitation von Menschen mit zentralen Sprach‐ und Sprechstörungen. Bulletin Apha‐
sie und verwandte Gebiete 3/2005 & 1/2006, 15‐33. Claros‐Salinas, D. (2007). Ergebnisqualität in der medizinisch‐beruflichen Rehabilitation neurologischer Patienten. In P. Schönle (Hrsg.), Inte‐
grierte medizinisch‐berufliche Rehabilitation (S. 91‐105). Bad Honnef: Hippocampus. Claros‐Salinas, D., Greitemann, G., Ochs, L. & Babinsky, R. (2008). Circadiane Aufmerksamkeitsbestimmungen zur Erfassung berufsrelevanter Belas‐
tungsminderungen. 17. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, Bremen, März 2008. DRV‐Schriften, Bd. 77, 313‐314. Claros‐Salinas, D. & Greitemann, G. (2009). Berufsorientierte Behandlung schriftlicher Textproduktion bei Patienten mit aphasischen und nicht‐
aphasischen Sprachstörungen. 18. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, Münster, März 2009. DRV‐Schriften, Bd. 83, 342‐343. Claros‐Salinas, D., Nickisch, N., Ochs, L. & Greitemann, G. (2010). Kognitive Fatigue bei MS‐Patienten und diurnaler Leistungsabfall bei Schlagan‐
fall‐Patienten. 19. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, Leip‐
zig, März 2010. DRV‐Schriften, Bd. 88, 394‐396. 230 Spranger, M., Schmiedel, B., Rüsch, B., Lehmler, L., Lebrecht, U., Allmann, J., Claros‐Salinas, D. & Schönle, P.W. (2007). Rahmenempfehlungen zur medizinisch‐beruflichen Rehabilitation in der Neurologie (Phasen D und E). Prävention & Rehabilitation 19, 81‐91. Ansprechpartner Dr. Dolores Claros‐Salinas (Fachkompetenzleitung Berufstherapie) Kliniken Schmieder Eichhornstr. 68 D‐78464 Konstanz d.claros‐salinas@kliniken‐schmieder.de www.kliniken‐schmieder.de 231 Reha‐Bau Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt u. a. Orthopädie Ziele. Die Orientierung an Belastungsschwerpunkten der eigenen beruflichen Arbeit soll dazu beitra‐
gen, spezifische und für die Bewältigung der Arbeit bedeutsame Defizite der Bewegungsmuster aus‐
zugleichen. Wenn notwendig, werden Möglichkeiten aufgezeigt, um die Arbeit im Bausektor bei ver‐
bleibenden Restdefiziten der Belastbarkeit zu erleichtern. Inhalte und Ablauf. Es handelt sich bei dem Rehabilitationskonzept um eine (in der Regel) dreiwö‐
chige Maßnahme, die spezifisch auf Beschäftigte der Bauwirtschaft abgestimmt ist, die einem großen Anteil an körperlich belastenden Tätigkeiten ausgesetzt sind. Sie zeichnet sich durch folgende Beson‐
derheiten aus: 
Rekrutierung durch den Arbeitsmedizinischen Dienst der BG BAU 
Integration profunder arbeitsmedizinischer und ergonomischer Fachexpertise 
Übungsbaustelle für die ergonomische Schulung und Training unter arbeitsplatznahen Bedingun‐
gen 
Kombination von Gruppentherapien zum spezifischen Muskelaufbau und zur Muskelkräftigung, Sport (z. B. Morgengymnastik, Hallentraining, Walking/Jogging), Gesundheitsseminare (Trainings‐ und Bewegungsphysiologie, Stress und Schmerz, Entspannung, Ernährung und Sozialrecht) und Maßnahmen zur Nachbetreuung in einem Gesamtkonzept Durch die berufsnahe Gestaltung des Rehabilitationsprogramms soll die Identifikation mit den Reha‐
bilitationszielen erhöht werden. Das Programm beinhaltet ärztliche, physiotherapeutische, psycholo‐
gische Elemente und Elemente der Sozialberatung. 
Arztvortrag: Anatomie und Physiologie. Mit einem Arztvortrag wird über die grundlegenden ana‐
tomischen und physiologischen Bedingungen der Arbeitsbelastung am Bau informiert. Es werden Grundkenntnissen zur Anatomie und Funktion der Wirbelsäule, der Bandscheiben, der Bänder und Muskulatur vermittelt und über die Einflussfaktoren auf den Rückenschmerz, z. B. in Form des Körpergewichts oder psychologischer Faktoren, informiert. 232 
Arbeitsmedizinisches Informations‐ und Schulungsprogramm. In einem überdachten Außenbe‐
reich der Klinik, der als Übungsbaustelle ausgestaltet ist, wird von Therapeuten in Kooperation mit Externen der BG BAU ein Schulungsprogramm mit folgenden Inhalten durchgeführt: 
ergonomische Hinweise, die bereits bei der Einrichtung der Baustelle und sowie des eigenen Arbeitsplatzes (z. B. Verhältnis Stand‐ vs. Arbeitshöhe) berücksichtigt werden können 
Demonstration und Erprobung technischer und persönlicher Hilfsmittel sowie Werkzeuge auf der Übungsbaustelle 
Auswahl körpergerechter Arbeitskleidung, Erlernen von Techniken beim Heben, Tragen und Halten von schweren Lasten und deren richtige Einschätzung 
Trainingsmöglichkeiten auf der Baustelle und das individuelle Aufzeigen von Hilfsmitteln und Belastungsnischen bei gegebenen Beschwerden 
Die physiotherapeutischen Elemente untergliedern sich in drei Seminareinheiten: 
Seminar I ‐ Trainings‐ und Bewegungsphysiologie: statische Muskelarbeit – dynamische Mus‐
kelarbeit, Gegenüberstellung von anaeroben und aeroben Stoffwechsel, die Erläuterung der vier motorischen Hauptbeanspruchungsformen anhand praktischer Beispiele sowie die Be‐
rücksichtigung des Alters bei Arbeit und Training 
Seminar II ‐ Biomechanik 
Seminar III ‐ Praktische Übungen: Morgengymnastik, Gruppengymnastik, Ergonomietraining, Muskelaufbautraining, ergänzt durch krankengymnastische Einzeltherapie und passive The‐
rapien. 
Psychologische Elemente werden in zwei Seminaren zur Verhaltensänderung mit praktischen Übungen berücksichtigt. In den Seminaren werden insbesondere die Problembereiche Schmerz und Stress thematisiert. Den Rehabilitanden und Rehabilitandinnen wird ein plausibles Schmerzmodell vermittelt und es werden Methoden zur Schmerzbewältigung geübt. Stressauslö‐
ser und Stressreaktionen werden erarbeitet und ein wirksames Stressmanagement wird vermit‐
telt. Im Mittelpunkt steht insbesondere der wechselseitige Zusammenhang von Stress und Schmerz. Ausführlich wird ein Entspannungstraining (Progressive Muskelrelaxation) praktisch eingeübt. 
Sozialberatung. Es werden zwei Patientenseminare, „Beratungsgruppe Arbeit“ (Patientenseminar I) und „Arbeitsplatzsicherung durch Kündigungsschutz“ (Patientenseminar II) durchgeführt. Bei Bedarf erfolgt eine individuelle Sozialberatung zur Arbeitsplatzsicherung durch Hilfen im Beruf oder durch die Einleitung und Koordination nachfolgender berufsfördernder Maßnahmen. Die Maßnahme ist in Form eines dreiwöchigen Gruppenprogramms konzipiert, bei dem die Teilneh‐
mer und Teilnehmerinnen die Therapie gemeinsam beginnen und durchlaufen; ein standardisiertes Basisprogramm (therapeutisches Sockelprogramm) wird ergänzt bzw. modifiziert durch eine spezifi‐
sche, individuelle Therapie. 233 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.65 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.65: Maßnahme „Reha‐Bau“ in der Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt 234 Zielgruppe. Die Maßnahme ist spezifisch auf Bauhandwerker (Bauhaupt‐ und Baunebengewerbe, Tiefbau, bisher vor allem Maurer, Zimmerer, Betonarbeiter, Maler und Gerüstbauer) mit einem gro‐
ßen Anteil an körperlich belastenden Tätigkeiten abgestimmt. Zu den wichtigsten Indikationsgruppen zählen chronische Wirbelsäulenleiden und tendomyotische Syndrome, vor allem des Schultergürtels und der oberen Extremitäten. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin sowie bei bestehender Rente bzw. Rentenantrag. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Krankengymnast/Physiotherapeut; Ergotherapeut; Stationsschwester; Ergonom/Arbeitsmediziner (BG BAU); Sportlehrer. Benötigte Ausstattung: Übungsbaustelle (s. o.). Literatur BG BAU (2009). RehaBau – Rehabilitationsprogramm für ältere Beschäftigte in Berufen der Bauwirtschaft. Schriftenreihe Arbeitssicherheit und Ar‐
beitsmedizin in der Bauwirtschaft. Hartmann, B., Hanse, J., Hauck, A., Josenhans J. , Bodman,J., Weh, L.. (2003). RehaBau – eine Maßnahme zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit alternder Bauarbeiter. Die BG, 04/2003, 134‐140. Josenhans, J., von Bodman, J., Hartmann, B., Hauck, A., Weiler, S. & Arlt, A.C. ( 2003) RehaBau ‐ Schwierigkeiten und Lösungswege bei der Rehabilitati‐
on berufshomogener Gruppen. DRV‐Schriften , 40 , 44‐46. www.iga‐info.de/fileadmin/texte/Koll_naechster_beruf/9‐Hauck.pdf Ansprechpartner Dr. Johannes von Bodman (Leitender Arzt) Kliniken Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt GmbH Oskar‐Alexander‐Straße 26 24576 Bad Bramstedt [email protected] www.klinikumbadbramstedt.de Die Maßnahme wird auch in den folgenden Kliniken durchgeführt: Salzetalklinik Dr. Jürgen Philipp (Leitender Arzt) Alte Vlothoer Straße 1, 32105 Bad Salzuflen [email protected] www.salzetalklinik.de Rheumaklinik Bad Wildungen Dr. Bernhard Krohn‐Grimberghe Am Katzenstein 2, 34537 Bad Wildungen Info.rheumaklinik‐bw@drv‐oldenburg‐bremen.de www.rheumaklinik‐bw.de in konkreter Planung (Stand 4/2010, Information vgl. Literatur): Aggertalklinik Engelskirchen, Rehaklinik am Kurpark Bad Kissingen u. a. 235 Ansprechpartner Andrea Hauck BG BAU Referentin Prävention BG BAU ‐ Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft Arbeitsmedizinischer Dienst Holstenwall 8‐9 20355 Hamburg [email protected] www.bgbau.de 236 Reha‐Office Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt Orthopädie Ziele. Das Programm ist spezifisch auf im Büro tätige Patienten und Patientinnen mit einem großen Anteil an Bildschirmtätigkeit abgestimmt. Die stationäre Rehabilitation ist indiziert bei ambulant er‐
folglos Therapierten mit Schmerzsyndromen, bei welchen ein berufsbedingter Einfluss wahrschein‐
lich ist und bei welchen zur Aufrechterhaltung der beruflichen Leistungsfähigkeit eine spezifische Schulung und Rehabilitation sinnvoll erscheint. Erreicht werden sollen die Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit, berufliche Wiedereingliederung, stabile Schmerzreduzierung, Verbesserung der Lebensqualität, eine somatische, psychische und soziale Rehabilitation bzw. Reintegration. Inhalte und Ablauf. Die Maßnahme ist durch die folgenden Elemente gekennzeichnet: 
Gemeinsamkeit: Es werden Patientengruppen gebildet mit ähnlichen beruflichen Erfahrungen, ähnlichen Bedingungen am Arbeitsplatz „Bildschirm“ und ähnlichen Gesundheitsproblemen. Das Behandlungsprogramm ist auf die jeweiligen Gesundheitsprobleme dieser Gruppe zugeschnitten. 
Aktive Therapie: der Kern des Programms besteht aus aktiven Therapien, schwerpunktmäßig aus Gymnastik, Sport, Muskelaufbau und Fitnesstraining sowie dem Erlernen ergonomischer Arbeits‐
haltungen. Hierfür müssen die Patienten und Patientinnen motiviert werden, da dadurch eine bessere Leistungsfähigkeit in Alltag und Beruf erreicht werden kann. Das Programm wird indivi‐
duell angepasst und kann durch ein Entspannungstraining und Angebote der physikalischen The‐
rapie ergänzt werden. 
Beratung und Information zu medizinischen, physiotherapeutischen ergotherapeutischen, psy‐
chologischen und sozialen Fragen. 
Impulse für zuhause. Um einen Transfer des gesünderen Lebens in den Alltag zu erreichen, wer‐
den gemeinsam Alltagsverbesserungen erarbeitet; außerdem werden den Patienten und Patien‐
tinnen und dem weiterbehandelnden Arzt gezielte Hinweise für zuhause gegeben. Die Betroffenen werden durch einen im Vorfeld versandten Anamnesebogen für das Programm iden‐
tifiziert. Bei Aufnahme erfolgen eine ausführliche Berufsanamnese sowie Schilderungen der Proble‐
matiken am Arbeitsplatz, die Durchführung von Assessments und die Verordnung der entsprechen‐
den Therapien. Es handelt sich bei der Maßnahme um ein integriertes Konzept, das den Zeitraum der gesamten Re‐
habilitationsmaßnahme umfasst. 237 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.66 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.66: Maßnahme „Reha‐Office“ in der Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt 238 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an im Büro tätige Arbeitnehmer mit einem großen Anteil an Bildschirmarbeit. Die stationäre berufsbezogene Rehabilitation ist indiziert bei ambulant erfolglos Therapierten mit Schmerzsyndromen, bei denen ein berufsbedingter Einfluss wahrscheinlich ist und bei denen zur Aufrechterhaltung der beruflichen Leistungsfähigkeit eine spezifische Schulung und Rehabilitation sinnvoll erscheint; wichtigste Indikationsgruppen sind chronische Wirbelsäulenleiden der HWS‐, BWS‐ und LWS‐Region und tendomyotische Syndrome vor allem des Schultergürtels und der oberen Extremitäten. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Sei‐
ten des Patienten/der Patientin sowie bei bestehender Rente bzw. Rentenantrag. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge, Krankengymnast/Physiotherapeut, Ergotherapeut, Sportlehrer. Benötigte Ausstattung: Musterbü‐
roarbeitsplatz. Ansprechpartner Dr. Johannes von Bodman (Leitender Arzt) Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt GmbH Oskar‐Alexander‐Straße 26 24576 Bad Bramstedt [email protected] www.klinikumbadbramstedt.de 239 Integrierte Medizinisch‐Berufsorientierte Orthopädische Rehabilitation (IMBO‐Rehabilitation) Paracelsus‐Klinik an der Gande, Bad Gandersheim, Orthopädische Fachklinik mit dem Institut für Arbeits‐ und Sozialmedizin Orthopädie Ziele. Die Maßnahme hat die folgenden Punkte zum Ziel: 
Erfassen von Patienten und Patientinnen mit besonderen beruflichen Problemlagen (BBPL) über ein prä‐stationäres Screening 
Umsetzung eines intensivierten multimodalen berufsorientierten Rehabilitationsgruppenpro‐
gramms mit kognitiv‐behavioralem Ansatz 
Verbesserte Bewältigung gesundheitsbedingter Einschränkungen der Berufsausübung und be‐
rufsbezogener Anforderungen durch Stärkung der psychosozialen und körperlichen Kompeten‐
zen 
Ggf. zusätzliche sozial‐ und arbeitsmedizinische Begutachtung und Beratung im Institut für Ar‐
beits‐ und Sozialmedizin sowie Berufsklärung unter Beteiligung des Reha‐Fachberaters Inhalte und Ablauf. Die Integrierte Medizinisch‐Berufsorientierte Orthopädische Rehabilitation (IMBO‐Rehabilitation) ist ein berufsorientiertes Gruppenprogramm für geschlossene Gruppen mit jeweils sechs bis zehn Teilnehmenden. Patienten und Patientinnen mit einer besonderen beruflichen Problemlage werden dazu bereits prä‐stationär mit einem Screening identifiziert und in 14‐tägigem Rhythmus in die Klinik eingeladen. Die IMBO‐Rehabilitation umfasst sechs zentrale Module: ein Mo‐
dul, das zur Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit motivieren soll und sozialrechtliche Beratung bietet („Beruf und Gesundheit“), ein Modul zur Veränderung arbeitsbezogener Einstellungen und zur Verbesserung des beruflichen Bewältigungsverhaltens („Berufliche Kompetenzgruppe“), zwei trai‐
ningstherapeutische Module („Bewegungskompetenzgruppe“, „Aquatraining“), ein funktionelles Training, das an die EFL von Isernhagen angelehnt ist („Berufsbezogene funktionelle Trainingsgrup‐
pe“) und ein Modul, das die Progressive Muskelrelaxation vermittelt („Entspannungstraining“). Die einzelnen Module wurden, um eine standardisierte Durchführung zu gewährleisten, in einem Klinik‐
manual zusammengefasst. Der Ablauf des Programms ist in Abbildung 6.67 dargestellt. 240 Abb. 6.67: Ablauf der IMBO‐Rehabilitation in der Paracelsus‐Klinik an der Gande, Bad Gandersheim Die Strukturmerkmale der IMBO‐Rehabilitation zeigt Tabelle 6.1. Tab. 6.1: Zentrale Module der IMBO‐Rehabilitation Modul Frequenz und Dauer KTL Beruf und Gesundheit 2 x 90 Min. D051 N 02 Berufliche Kompetenzgruppe 6 x 90 Min. D052 N 06 Bewegungskompetenzgruppe 10 x 30 Min. A069 F 10 Aquatraining 12 x 30 Min. A024 F 12 Berufsbezogene funktionelle Trainingsgruppe 5 x 60 Min. 1 x 30 Min. E050 L 05 E050 F 01 Diplom‐Sozialpädagoge und Chefarzt/Oberarzt Diplom‐Psychologe Diplom‐Sportlehrer oder Sportwissenschaftler Diplom‐Sportlehrer oder Sportwissenschaftler Physiotherapeut mit EFL‐Qualifikation Progressive Muskelrelaxation 5 x 45 Min. F082 I 05 Diplom‐Psychologe 241 Durchführende Ein verstärkter Arbeits‐ und Berufsbezug wird insbesondere in den folgenden Modulen realisiert: 
Beruf und Gesundheit: Das Modul „Beruf und Gesundheit“ führt die Teilnehmer und Teilnehme‐
rinnen in das Programm ein und stellt ihnen den multimodalen kognitiv‐behavioralen Ansatz des Programms vor. Ziel der ersten Sitzung ist es, den Teilnehmenden zu vermitteln, dass die Bewäl‐
tigung der von ihnen erlebten beruflichen Schwierigkeiten erlernbar ist und die Programmmodu‐
le in diesem Sinne Hilfe zur Selbsthilfe leisten sollen. Zunächst werden die Bedeutung von Arbeit und mögliche Folgen längerer Arbeitslosigkeit bzw. Arbeitsunfähigkeit erarbeitet. Mögliche nega‐
tive Beanspruchungsreaktionen werden am Beispiel des Gratifikationskrisenmodells erläutert. In der zweiten Sitzung erhalten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einen Überblick über die sozi‐
alrechtlichen Rahmenbedingungen von Rehabilitation und beruflicher Wiedereingliederung, um realistische Veränderungsziele zu entwickeln. 
Berufliche Kompetenzgruppe: Das Modul „Berufliche Kompetenzgruppe“ soll den Teilnehmen‐
den durch eine Neubewertung ihrer Arbeitsplatzsituation und möglicher Konflikte am Arbeits‐
platz sowie eine Erweiterung ihrer sozialen Kompetenzen eine verbesserte Bewältigung berufli‐
cher Belastungssituationen ermöglichen. Ausgangspunkt der ersten Sitzung ist eine von den Teil‐
nehmenden vorbereitete Beschreibung ihrer Arbeitsplatzsituation und ihrer Veränderungsziele. Anschließend wird mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen ein Erklärungsmodell für die Ent‐
stehung von beruflichem Stress und negativen Beanspruchungsreaktionen erarbeitet. Die zweite Sitzung soll die Teilnehmenden für die Bedeutung eigener Überzeugungen und Bewertungen im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten sensibilisieren. Ein wesentliches Ziel ist es dabei, die Teilnehmenden davon zu überzeugen, dass bestimmte Einstellungen, z. B. immer perfekt sein zu müssen, irrational sind und damit zu Auslösern von Konfliktsituationen werden können. Zur Ana‐
lyse solcher Konfliktsituationen wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das ABC‐Modell der Rational‐emotiven Verhaltenstherapie vermittelt. Die dritte Sitzung erweitert das ABC‐Modell um den Aspekt kognitiver Veränderungsmöglichkeiten. Die von den Teilnehmenden identifizier‐
ten Denkmuster werden auf ihre Realitätsangemessenheit überprüft und idealerweise in ange‐
messene und zielorientierte Bewertungen überführt. Die vierte Sitzung thematisiert Verhaltens‐
strategien im Umgang mit beruflichen Belastungen. Dazu werden erlebte Belastungssituationen in Verhaltensübungen nachgestellt. Oftmals werden Konflikte mit Kollegen im Laufe dieses Pro‐
zesses so umgedeutet, dass eigene Verhaltensmuster als eine wesentliche Ursache des Konflikts erkannt werden. Die fünfte Sitzung thematisiert erneut die berufliche Anspruchshaltung. Ziel ist eine realistische Anpassung dieser Haltung, so dass Zufriedenheitserlebnisse sich häufen und ei‐
gene Ressourcen besser genutzt werden können. In der abschließenden sechsten Sitzung kom‐
men die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu einem Fazit ihrer eigenen Konflikt‐ und Stressbe‐
wältigungsmöglichkeiten. Die Teilnehmenden arbeiten ihre persönlichen beruflichen Stärken heraus und stellen diese vor. 
Berufsbezogene funktionelle Trainingsgruppe: Das zentrale Element der „Berufsbezogenen funktionellen Trainingsgruppe“ ist ein Parcourstraining, in dem an sieben Arbeitsstationen (He‐
ben Boden/Taille, Heben Taille/Kopf, Schieben/Ziehen, Tragen Horizontal, Schrauben über Kopf, 242 Modell‐PC‐Arbeitsplatz, Patiententransfer), die an die EFL von Isernhagen angelehnt sind, sichere Bewegungsabläufe trainiert und die relevanten Muskelgruppen gekräftigt werden. Die beschriebenen Inhalte der einzelnen Module sind in Tabelle 6.2 überblicksartig zusammenge‐
fasst. Tab. 6.2: Überblick zu Inhalten der IMBO‐Rehabilitation Themen und Sitzungen des Moduls „Beruf und Gesundheit“ 1. Arbeit als Ressource für soziale Bedürfnisse und die persönliche Entwicklung 2. Sozialrechtlicher Rahmen von Rehabilitation und beruflicher Wiedereingliederung Themen und Sitzungen der „Beruflichen Kompetenzgruppe“ 1. Arbeitsplatzsituation und Veränderungsziele 2. Überzeugungen und Bewertungen 3. Kognitive Veränderungsmöglichkeiten 4. Verhaltensstrategien für den Umgang mit beruflichen Belastungen 5. Berufliche Anspruchhaltungen und Zufriedenheitserlebnisse 6. Persönliche berufliche Stärken Themen und Sitzungen der „Berufsbezogenen funktionellen Kompetenzgruppe“ 1. Erfassung der beruflichen Belastung und Selbsteinschätzung der Leistungsfähigkeit 2. Körperhaltung und Bewegungsabläufe 3.‐5. Parcourstraining ‐ Heben Boden/Taille ‐ Heben Taille/Kopf ‐ Schieben/Ziehen ‐ Tragen Horizontal ‐ Schrauben ‐ Modell‐PC‐Arbeitsplatz ‐ Pflegetätigkeiten und Patiententransfer 6. Lerntransfer in den Alltag Ergänzung finden die sechs Programmmodule durch weitere, vor allem trainingstherapeutische Leis‐
tungen und Schulungsangebote, wie sie durch die Therapiestandards für die Rehabilitation bei chro‐
nischem Rückenschmerz beschrieben werden. Der gesamte Leistungsumfang während des dreiwö‐
chigen Rehabilitationsaufenthalts beträgt rund 80 Stunden. Um einen ganzheitlichen Rehabilitations‐
prozess zu gewährleisten, wird die Arbeit in wöchentlichen Fallbesprechungen aufeinander abge‐
stimmt. Bei stark beeinträchtigten Rehabilitanden und Rehabilitandinnen besteht zudem die Mög‐
lichkeit einer zusätzlichen arbeitsmedizinischen Begutachtung und Beratung im Institut für Arbeits‐ 243 und Sozialmedizin. Bei Bedarf kann diese Beratung um eine erweiterte Verhaltensbeobachtung zur Leistungsbeurteilung und/oder eine Berufsklärung unter Beteiligung des Reha‐Fachberaters ergänzt werden. Die Wirksamkeit der IMBO‐Rehabilitation wurde in einer clusterrandomisierten Studie überprüft und bestätigt. Teilnehmende der IMBO‐Rehabilitation hatten nach 6 Monaten eine 2,4mal und nach 12 Monaten eine 1,9mal höhere Chance einer erfolgreichen beruflichen Wiedereingliederung als Teil‐
nehmer der herkömmlichen orthopädischen Rehabilitation. IMBO‐Teilnehmer und ‐Teilnehmerinnen hatten zudem günstigere Verläufe hinsichtlich Depression und Angst, psychischer und physischer Lebensqualität sowie der Schmerzbewältigung. Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden und Rehabilitandinnen mit muskuloskelettalen Erkrankungen und besonderer beruflicher Problemlage. Eine besondere berufli‐
che Problemlage wird beim Vorliegen einer der drei folgenden Kriterien festgestellt: Arbeitsunfähig‐
keit von mindestens drei Monaten im Jahr vor der Rehabilitation, längerfristige Erwartung starker gesundheitsbedingter Einschränkungen der Berufsausübung oder Arbeitslosigkeit. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Diplom‐Psychologe; Diplom‐Sozialarbeiter bzw. Sozialpädagoge; Physiotherapeut mit EFL‐Fortbildung; Diplom‐Sportlehrer bzw. Sportwissenschaftler. Benötigte Ausstattung: Trainingsmodule des EFL‐Systems. Bestehende Kooperationen mit einem Berufsförderungswerk oder einer Berufsbildungseinrichtung sind sinnvoll. Literatur Bethge, M., Herbold, D., Trowitzsch, L. & Jacobi, C. (2010). Berufliche Wieder‐
eingliederung nach einer medizinisch‐beruflich orientierten orthopädischen Rehabilitation: Eine clusterrandomisierte Studie. Die Rehabilitation, 49, 2‐
12. Bethge M. & Trowitzsch L. (2009). Berufsbezogenes funktionelles Training in der Rehabilitation bei muskuloskelettalen Erkankungen. In A. Hillert, W. Müller‐
Fahrnow & F.M. Radoschewski (Hrsg.), Medizinisch‐beruflich orientierte Rehabilitation. Grundlagen und klinische Praxis (S. 163‐168). Köln: Deut‐
scher Ärzte‐Verlag. Bethge M., Herbold D., Trowitzsch L. & Jacobi C. (2010). Berufliche Wiederein‐
gliederung nach einer medizinisch‐beruflich orientierten orthopädischen Rehabilitation: Eine clusterrandomisierte Studie. In: Deutsche Rentenversi‐
cherung Bund (Hrsg.). Tagungsband, 19. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. DRV Schriften 88: 261‐262 Bethge, M. (2009). Die „Integrierte Medizinisch‐Berufsorientierte Orthopädi‐
sche Rehabilitation“ (IMBO‐Rehabilitation) in der Paracelsus‐Klinik an der Gande. Abschlussbericht, Abteilung für Versorgungssystemforschung und Grundlagen der Qualitätssicherung in der Rehabilitation, Charité ‐ Universi‐
tätsmedizin Berlin. Trowitzsch, L., Schiller, W., Lindner, S. & Thiele, D.A. (2006). „Who returns to work?“. 2‐Jahresergebnisse nach berufsorientierenden Maßnahmen im BFW Goslar (1998‐2001). Neue Konzeption von MBOR in den drei Paracel‐
sus‐Klinken Bad Gandersheim. In W. Müller‐Fahrnow, T. Hansmeier & M. Karoff (Hrsg.), Wissenschaftliche Grundlagen der medizinischen Rehabilita‐
tion (S. 428‐436). Lengrich: Pabst. 244 Ansprechpartner Dr. med. Désirée Herbold dr.desiree.herbold@pk‐mx.de Paracelsus‐Klinik an der Gande Dr.‐Heinrich‐Jasper‐Str. 2a 37581 Bad Gandersheim Dr.med. Claus Jacobi claus.jacobi@pk‐mx.de Paracelsus‐Roswitha‐Klinik Hildesheimer Str.6 37581 Bad Gandersheim Dr. med. Lutz Trowitzsch lutz.trowitzsch@pk‐mx.de Institut für Arbeits‐ und Sozialmedizin der Paracelsus Klinik an der Gande Dr. Heinrich Jasper‐Straße 2a 37581 Bad Gandersheim Dipl.‐Päd. (Rehab.) Matthias Bethge [email protected] Charité ‐ Universitätsmedizin Berlin Versorgungssystemforschung und Qualitätssicherung in der Rehabilitation Luisenstraße 13a 10117 Berlin 245 Re‐Integrations‐Management („Re‐I‐Ma“) Schwarzwaldklinik – Orthopädie, Park‐Klinikum Bad Krozingen Orthopädie Ziele. Ziel der Maßnahme ist die individuelle Anpassung von indikationsspezifischen Rehabilitations‐
abläufen sowie die Entwicklung tragfähiger beruflicher Perspektiven und damit die Konkretisierung der sozialmedizinischen Empfehlungen sowie die Verbesserung der Motivationslage. Besonderen Wert wird auf die interdisziplinäre Sichtweise gelegt. Die medizinische Rehabilitation wird verstärkt auf berufsbezogene Probleme ausgerichtet und bezieht Leistungen mit ein, die über die reguläre stationäre Versorgung hinausgehen. Durch das Fallmanagement in einer gesonderten Abteilung kann die Verzahnung der einzelnen Rehabilitationsprozesse, die Optimierung von Schnittstellen und die konkrete Weitervermittlung an Bildungspartner gewährleistet werden. Inhalte und Ablauf. Die Maßnahme umfasst vier Module, die jedoch nicht schematisch eingesetzt werden, sondern je nach den individuellen Bedürfnissen des Betroffenen sowie nach den Erforder‐
nissen des Kostenträgers einzeln oder in Kombination zur Anwendung kommen: 
Belastungserprobung und berufsorientierte Maßnahmen (BBM) 
Individuelles Fallmanagement (IFM) 
Integrative Unfallnachsorge (IUS) 
Evaluation der arbeitsbezogenen funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL) Belastungserprobung und berufsorientierte Maßnahmen (BBM) 

Zielgruppe sind Betroffenen mit Bedarf für: 
Belastungserprobung 
Eignungsuntersuchung 
Berufsorientierung 
Intensivierte Arbeitstherapie die interne Belastungserprobung erfolgt in einer klinikeigenen Arbeitstherapie in den Bereichen „Handwerk“ und „Büro“; eine externe alltagsnahe berufliche Belastungserprobung wird bei Netzwerkpartnern durchgeführt 
Möglichkeit der externen Berufsorientierung mit integrierter Kurzerprobung 
wenn möglich, werden Belastungserprobungen unter psychologischer und ergotherapeutischer Betreuung direkt am realen Arbeitsplatz des Patienten durchgeführt 246 Individuelles Fallmanagement (IFM) 
Zielgruppe sind Betroffene mit schwierigen und komplexen Rehabilitationsverläufen, die aktiv einbezogen werden 
ein Fall‐Management‐Team aus Arzt und Psychologe erstellt eine genaue Situationsanalyse und ermittelt Restleistungsvermögen und Rehabilitationspotenzial anhand von ärztlichen und psycho‐
logischen und berufsbezogenen Untersuchungen. 
nach Auswertung aller Befunde erfolgt die Festlegung eines zielführenden, konkreten Hand‐
lungsplans durch das Fall‐Management‐Team mit dem Versicherten und in Abstimmung mit dem Auftraggeber. Hierbei werden alle notwendigen medizinischen, sozialen und beruflichen Maß‐
nahmen konkretisiert Integrative Unfallnachsorge (IUS) 
Zielgruppe sind Unfallopfer mit psychischen Begleitreaktionen (z.B. posttraumatische Belastungs‐
störungen) 
intensive psychotherapeutische Betreuung, die medizinische und neuropsychologische Behand‐
lungsaspekte integriert 
individuell angepasste, dem wissenschaftlichen Standard entsprechende, umfassende und zeit‐
nahe Behandlung, die dazu beitragen soll, eine positive Lebens‐ und Arbeitsperspektive zu entwi‐
ckeln und eine möglichst weitreichende Teilhabe am Arbeits‐ und Sozialleben zu ermöglichen, die für alle Beteiligten wirtschaftlich vertretbar ist 
begleitend Durchführung können alle weiteren notwendigen therapeutischen Maßnahmen durchgeführt werden (z.B. Schmerztherapie) Evaluation der arbeitsbezogenen funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL) 
Zielgruppe sind Betroffene mit organisch bedingten funktionellen Einschränkungen 
anhand von 29 standardisierten Leistungstests Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit 
Aufschluss über Fähigkeiten und Defizite bezüglich arbeitsplatzbezogenen physischen Fähigkei‐
ten Dauer und Häufigkeit der Gesamtmaßnahme werden dem spezifischen Bedarf der Patienten ange‐
passt. 247 Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.68 dargestellt Abb. 6.68: Ablauf der Maßnahme „Re‐Integrations‐Management (Re‐I‐Ma)“ in der Schwarzwaldklinik – Orthopädie, Park‐Klinikum Bad Krozingen 248 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten mit neurologischen und/oder orthopädischen Verletzungen sowie psychischen Unfallfolgen. Ferner richtet sich die Maßnahme an Patienten mit problematischem Wiedereingliederungsprozess sowie Patienten mit unklarem Rehabilitationsbedarf. Sie ist prinzipiell für alle Berufsgruppen geeignet. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologie; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Krankengymnast/Physiotherapeut; Ergotherapeut/Arbeitstherapeut; Neuropsychologe; Sozialbera‐
ter. Benötigte Ausstattung: vollständig ausgerüstete Arbeitsplätze im gewerblichen und kaufmänni‐
schen Bereich; EFL‐Ausstattung und ‐Räume. Ansprechpartner Markus Härle (Dipl.‐Psych.) Park‐Klinikum Bad Krozingen Herbert Hellmann Allee 3879189 Bad Krozingen m.haerle@park‐klinikum.de www.park‐klinikum.de 249 Medizinisch‐beruflich orientierte Rehabilitation (MBO) Klinik Niedersachsen, Bad Nenndorf Orthopädie Ziele. Übergreifendes Ziel des MBO‐Ansatzes ist die stärkere Verzahnung von medizinischer und beruflicher Rehabilitation, um eine schnellere und bessere berufliche (Wieder‐)Eingliederung zu er‐
reichen. Mit dem MBO‐Ansatz wird in der Klinik Niedersachsen ein Behandlungskonzept umgesetzt, welches die stärkere Fokussierung auf die individuelle sozialmedizinische Leistungsbeurteilung der Patienten und Patientinnen in Relation zu ihren individuellen berufsbezogenen Anforderungen im Erwerbsleben stellt. Inhalte und Ablauf. Unter Einbeziehung von EFL (Evaluation funktioneller Leistungsfähigkeit nach Isernhagen), sozialmedizinischer und psychologischer Exploration wird das individuelle Fähigkeitspro‐
fil mit dem Anforderungsprofil der letzten Tätigkeit oder bzgl. des freien Arbeitsmarktes verglichen. Werden bei MBO‐Teilnehmenden funktionelle Defizite erkannt, erfolgt die Durchführung eines Trai‐
nings funktioneller Leistungsfähigkeit (TFL). Arbeitsfähige Patienten und Patientinnen mit chroni‐
schen funktionellen arbeitsbezogenen Problemen werden mit „Work Hardening“ stabilisiert, hier modifiziert unter Berücksichtigung von Symmetrie in Statik und Dynamik und der Nutzung von Kom‐
pensationsmöglichkeiten während der arbeitsspezifischen Belastung (z. B. Einsatz des Nichtge‐
brauchsarmes, beidseitige Standbeinbelastung). In Einzelfällen ist eine externe Belastungserprobung in einschlägigen Betrieben möglich – betrifft v. a. Patienten und Patientinnen der gesetzlichen Unfall‐
versicherung („BG‐Patienten“). Bei der Aufnahmeuntersuchung erhalten die Rehabilitanden und Rehabilitandinnen den IRES‐
Kurzfragebogen. Diskrepanzen zwischen dem objektiven Belastungs‐ und dem subjektiven Fähig‐
keitsprofil werden eruiert und Daten zu Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit und Rentenantrag erho‐
ben. Bei vorhandenem Einschlusskriterium (Anhaltspunkte für Diskrepanzen zwischen objektivem Anforderungs‐ und subjektivem Fähigkeitsprofil und/oder aktuelle Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosig‐
keit, Arbeitsunfähigkeit > 3 Monate in den letzten 12 Monaten aufgrund des Antragsleidens) wird die MBO‐Maßnahme mit EFL‐Testung durchgeführt. 250 Ist kein Einschlusskriterium gegeben, erfolgt eine reguläre medizinische Rehabilitation mit der Option eines modifizierten „Work Hardening“ oder eine berufsspezifische Belastungserprobung im Betrieb (Begleitung und Begutachtung durch Ergotherapie, v. a. bei Patienten und Patientinnen der gesetzli‐
chen Unfallversicherung). Der Ablauf im Vorfeld der eigentlichen MBO‐Maßnahme ist in Abbildung 6.69 dargestellt. Abb. 6.69: Ablauf im Vorfeld der MBO (Auswahl von Patienten), Klinik Niedersachsen 251 Kommt ein Patient/eine Patientin für die MBO in Frage, so erfolgt eine erste interdisziplinäre Team‐
besprechung. Auf die darauf folgende EFL‐Testung werden die Patienten und Patientinnen in einem Motivationsgespräch (vor dem ersten EFL‐Tag) vorbereitet. Dieses Informationsgespräch findet mög‐
lichst in der Woche vor dem eigentlichen EFL‐Test statt und wird durch einen Arzt mit EFL‐Ausbildung und einen EFL‐Therapeuten geführt. In diesem Vorgespräch werden der Ablauf der Testung und das Ziel der Maßnahme erklärt. Patienten und Patientinnen, die noch einer Arbeitstätigkeit nachgehen, füllen einen dreiseitigen Fragebogen aus, in dem sie möglichst genau ihre Arbeitsabläufe beschrei‐
ben. Dies unterstützt den EFL‐Therapeuten bei der Erstellung einer Arbeitsplatzbeschreibung. Des Weiteren haben die Patienten und Patientinnen so die Gelegenheit, sich schon im Vorfeld der eigent‐
lichen Testung mit ihrer Tätigkeit und den vorhandenen Belastungen auseinander zu setzen. Die EFL‐Testung dient der Beurteilung der beruflichen physischen Belastbarkeit. Die Testung wird von einem ausgebildeten EFL‐Therapeuten an zwei aufeinander folgenden Tagen durchgeführt (Tabelle 6.3). Zu Beginn der Testung füllen die Rehabilitanden und Rehabilitandinnen den PACT‐Fragebogen zur Selbstbeurteilung ihrer körperlichen Fähigkeiten aus. Die EFL‐Testung umfasst 29 standardisierte Übungen sowie eine ausführliche Arbeitsplatzanamnese. Die Tests unterteilen sich in beinbetonte und armbetonte Tätigkeiten sowie Haltungen in Zwangspositionen. Tab. 6.3: Testreihenfolge der EFL‐Testung an 2 Tagen 1. TAG 
2. TAG Anamnese, PACT‐Test 
Klinische Untersuchung  längeres Sitzen (max. 30 Min) 
Heben Boden zu Taillenhöhe 
Klinische Untersuchung 
Heben Taille‐ zu Kopfhöhe 
Heben Boden zu Taillenhöhe 
Heben horizontal 
Heben Taille‐ zu Kopfhöhe 
Kriechen 
Heben horizontal 
Knien 
Ziehen/Drücken 
Hocke 
Tragen beidhändig 
wiederholte Kniebeugen (max. 20x) 
Tragen einhändig rechts/links 
Handkoordination 
Arbeiten über Kopf (max. 5 Min.) 
Handkraft 
Sitzen vorgeneigt (max. 5 Min.) 
längeres Sitzen (max. 30 Min.) 
Stehen vorgeneigt (max. 5 Min.) 
Gehen 
Rotation im Stehen und im Sitzen 
Treppe steigen 
Leiter steigen 
Gleichgewicht 
längeres Stehen (max. 30 Min.) 252 Die Ausführung erfolgt bis zu einer objektivierbaren Belastungsgrenze. Die Beobachtungen zu jeder Übung werden schriftlich in einem Protokoll festgehalten. Die Ergebnisse werden den berufsspezifi‐
schen Belastungen gegenübergestellt und ergänzen die Beurteilung der momentanen beruflichen physischen Belastbarkeit. Im Anschluss an den praktischen Teil erfolgt ein Abschlussgespräch mit Besprechung der Ergebnisse. Der Therapeut erstellt einen Bericht und leitet diesen an den behan‐
delnden Arzt weiter. Evaluation der Funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL) Die EFL‐Testung wird durch eine sozialpädagogische sowie eine psychologische Exploration incl. psy‐
chologischer Assessments ergänzt. Gegebenenfalls erfolgt eine Sozialberatung durch den Sozialdienst der Klinik. In der sich anschließenden zweiten interdisziplinären Teambesprechung werden die Einschätzungen der verschiedenen Berufsgruppen zusammengeführt. Das weitere Vorgehen wird festgelegt. 253 Die diagnostische Phase ist in Abbildung 6.70 dargestellt. Abb. 6.70: EFL‐Testung und flankierende diagnostische Maßnahmen, Klinik Niedersachsen Beim weiteren Vorgehen sind verschiedene Varianten denkbar. Zum einen können Berufsfördernde Maßnahmen eingeleitet werden. Dies betrifft beispielsweise bei schon geplanter Umschulung die Kontaktaufnahme mit dem Reha‐Berater des Rentenversicherungsträgers, Umgestaltung des Ar‐
beitsplatzes, Einsatz technischer Hilfen am Arbeitsplatz, innerbetriebliche Umsetzung, Qualifizie‐
rungsmaßnahmen oder Stufenweise Wiedereingliederung. Zum anderen kann im Rahmen der medizinischen Rehabilitationsbehandlung über berufsbezogene Maßnahmen wie Training der funktionellen Leistungsfähigkeit (TFL), berufsspezifische Stressbewälti‐
gung oder Hilfen zur Kompensation beruflicher Belastungen in einem multimodalen, aktivitätsstei‐
gernden Behandlungsansatz die berufliche Leistungsfähigkeit der Rehabilitanden und Rehabilitandin‐
nen trainiert werden. Die TFL‐Einzelanwendung erfolgt bei einer Beeinträchtigung der körperlichen Funktionsfähigkeit. Für das Training der funktionellen Leistungsfähigkeit liegen aus der vorangegangenen EFL‐Testung be‐
reits Informationen über kritische Belastungen bei Arbeitstätigkeiten sowie das das aktuelle Leis‐
tungsprofil vor. Nach Abgleich der Funktionsdefizite mit den Arbeitsanforderungen werden vom Therapeuten im Rahmen der Einzel‐Krankengymnastik Defizite behoben, Hilfe zur Selbsthilfe geleistet und sinnvolle 254 Kompensationsmöglichkeiten trainiert. Bei Bedarf können die Rehabilitanden und Rehabilitandinnen im TFL‐Raum arbeitsspezifisch belastet und punktuell trainiert werden. Training der Funktionellen Leistungsfähigkeit (TFL) Die TFL‐Maßnahme wird zwei bis drei Mal wöchentlich in einem Umfang von 20 bis 30 Minuten im Rahmen der Einzel‐KG durch EFL‐Therapeuten durchgeführt. Das Behandlungsprogramm wird durch sozialmedizinische/rehabilitationsmedizinisch‐orthopädische Visiten im Team (Arzt, Therapeut, Sozi‐
alarbeiter, Psychologe) ergänzt. Die geschilderten therapeutischen Maßnahmen sind in Abbildung 6.71 dargestellt. Abb. 6.71: Therapeutische Maßnahmen bei „MBO‐Patienten“, Klinik Niedersachsen 255 Die EFL erfolgt in der ersten Woche der Rehabilitation; TFL dreimal pro Woche; Work Hardening (modifiziert) bei Bedarf (arbeitsfähige Patienten und Patientinnen mit chronischen Beschwerden) zweimal pro Woche. Das Ergebnis der MBO (EFL‐, psychologischer und sozialpädagogischer Bericht) wird durch die ärztli‐
che Entlassungsuntersuchung ergänzt und fließt in den Reha‐Entlassungsbericht ein, der innerhalb von vier Wochentagen erstellt wird, um einen direkten Übergang zur ambulanten Nachsorge zu er‐
möglichen. Das skizzierte Vorgehen wird im Folgenden anhand von zwei Fallkonstellationen illustriert. Beispiel 1 (MBO) 
46‐jähriger Schlosser, seit 3 Monaten arbeitsunfähig, klagt über Schulterbeschwerden 
Bildgebende Diagnostik ohne Befund; klinisch: Abduktionsschmerz gegen Widerstand, schmerz‐
hafter Bogen, Druckschmerz subacromial 
Diagnose: Impingementsyndrom 
Therapie: Lokale Infiltration 
Beschwerdefreiheit am nächsten Tag ermöglicht EFL 
Defizit: Schwäche der Rotatorenmanschette durch Langzeitschonung, auffällig bei Überkopfar‐
beiten; der gleiche Therapeut behandelt im Rahmen des TFL und trainiert gerätegestützt die Rotatorenmanschette – multimodaler Therapieansatz. Beispiel 2 (Work Hardening – modifiziert) 
35‐jähriger Maurer, arbeitsfähig, chronisch rezidivierende LWS‐Beschwerden bei leichten dege‐
nerativen Veränderungen 
Work Hardening (modifiziert) mit Befüllen des Mischers oder der Schubkarre von links und rechts; Belastungstest („wie bisher“ versus kompensatorisch); gleiche Aktion beim Mörtelauftra‐
gen und beim Fugen. Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen der Rentenversicherungsträ‐
ger, bei denen die Erwerbsfähigkeit gefährdet ist. Die Klientel ist im Beruf körperlich stark belastet und hat zum größten Teil Rücken‐ und/oder Gelenkprobleme. Die Maßnahme wird nicht durchge‐
führt bei einem Alter über 60 Jahren, bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patien‐
tin, bei Vorliegen von Sprachproblemen sowie bei Vorhandensein von akuten Schmerzen und bis drei Monate nach einer Operation. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Ergotherapeut; Krankengymnast/Physiotherapeut. Benötigte Ausstattung: Trainingsmodule des EFL‐
Equipments, berufsbezogene Trainingsarbeitsplätze 256 Für die EFL‐Testung sollte ein Raum mit ausreichender Größe vorhanden sein (mind. 20m²); abge‐
messene Gehstrecke von 400m und 9m; Zugang zu Treppen; angemessene Raumtemperatur; PC‐
Arbeitsplatz. Geräte/Instrumente: Geräte sind durch EFL‐Akademie vorgegeben. Dazu gehören Blut‐
druckmessgerät, Stoppuhr, Pulsuhr, höhenverstellbarer Tisch, höhenverstellbarer Stuhl, Kisten für beidhändiges und einhändiges Tragen (gemäß EFL Standard), Gewichtssäcke (mind. 50‐60kg), Wand‐
dynamometer, Schlitten, Handykraftdynamometer, Metallkette für Überkopfarbeit, Schrauben, Mut‐
tern, Sortierbox, Bodenmatte, Bockleiter, Holzbalken (300/600x10x5), Testbretter für Handkoordina‐
tion, PACT‐Test, kleinere Spiele, PC. Im TFL‐/Work Hardening‐Raum sind arbeitsplatzähnliche Ver‐
hältnisse zu schaffen – „Modellarbeitsplätze“. Literatur Streibelt, M., Thren, K. & Müller‐Fahrnow, W. (2009). Effektivität FCE‐basierter medizinischer Rehabilitation bei Patienten mit chronischen Muskel‐Skelett‐
Erkrankungen ‐ Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie. Phys Rehab Kur Med, 19(1), 34‐41. Streibelt, M., Blume, C., Thren, K. & Müller‐Fahrnow, W. (2008). Ökonomische Evaluation einer medizinisch‐beruflich orientierten Maßnahme bei Patien‐
ten mit muskuloskelettalen Erkrankungen – Eine Kosten‐Nutzen‐Analyse aus Rentenversicherungsperspektive. Die Rehabilitation, 47(3), 150‐ 157. Bethge, M., Thren, K. & Müller‐Fahrnow, W. (2007). Arbeitsbezogene Einstel‐
lungen und subjektive Erwerbsprognose bei Rehabilitanden mit muskuloskelettalen Erkrankungen. Praxis Verhaltenstherapie, Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 77. Ansprechpartner Dr. med. Jochen Irmscher Klinik Niedersachsen, Erwin Röver GmbH und Co. KG Hauptstraße 59 31542 Bad Nenndorf [email protected] www.klinikniedersachsen.de 257 Realitätstraining Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels Abhängigkeitserkrankungen Ziele. Die Maßnahme zielt auf die folgenden Punkte: 
Wiedereingliederung in das soziale und berufliche Umfeld 
Förderung bzw. Aufbau sozialer Kompetenzen 
Ausbau und Pflege des sozialen Netzwerkes 
Behördentraining 
Erstellen einer Tagesstruktur 
realistische Einschätzung eigener Fähigkeiten, Stärken und Schwächen Inhalte und Ablauf. Das Realitätstraining umfasst mehrere Elemente und wird während der gesam‐
ten Behandlung, mit Schwerpunkt in der Adaptionsphase, durchgeführt: 
Vermittlung von Wissen über wichtige soziale Fragen 
Aufsuchen von Ämtern, Behörden, Arbeitgeber u. ä. (Einrichtungen zum Klären wichtiger sozialer Angelegenheiten) 
Training im Umgang mit finanziellen Mitteln (insbesondere bei pathologischen Glücksspielern und Patienten und Patientinnen mit Schulden) 
Analyse der beruflichen Situation 
Erarbeitung bzw. Aktualisierung von Bewerbungsunterlagen 
Kontaktherstellung bzw. ‐pflege zu Suchtberatungsstellen Einmal pro Woche werden Stunden zum „Training lebenspraktischer Fertigkeiten“ durchgeführt. Dazu werden neben den Themen des Informationsangebots „Sozialstunde“ weitere aktuell wichtige Probleme einbezogen. Langfristig erhalten die Patienten und Patientinnen den Auftrag, den „Realitätstrainingstag“ (meist zu Beginn der Adaptionsphase) vorzubereiten. Nach der zehnten Woche wird der exakte Termin für den „Realitätstrainingstag“ benannt und mit konkreten Terminen untersetzt vorbereitet (Beteiligte: Sozi‐
aldienstmitarbeiter, Gruppentherapeut, Arzt). Nach Abschluss des „Realitätstrainingstages“ erfolgt eine detaillierte Auswertung nicht nur bzgl. der konkreten Ergebnisse, sondern auch bzgl. der Hand‐
lungsweise der Patienten und Patientinnen (Beteiligte: Sozialdienstmitarbeiter und Gruppenthera‐
peut). 258 Des Weiteren werden einmal pro Woche Stunden für Schuldenmanagement und für Geldmanage‐
ment (einschl. Einnahmen‐/Ausgabenprotokolle) durchgeführt, zudem je einmal in der Woche ein Training lebenspraktischer Fertigkeiten, Geldmanagement und Schuldenmanagement, wobei diese Finanztherapie vordergründig für pathologische Glücksspieler realisiert wird. Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.72 zusammenfassend dargestellt. Abb. 6.72: Maßnahme „Realitätstraining“ im Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels 259 Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle Patienten und Patientinnen mit Abhängigkeitser‐
krankungen, jedoch mit individuellen Schwerpunkten: Geldmanagement bei pathologischen Glücks‐
spielern; Wohnungsangelegenheiten bei Obdachlosen; Vorstellung in Adaptionseinrichtung bei an‐
schließendem Adaptionsbehandlungsbedarf. Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Ansprechpartner Hendrik Moritz (Oberarzt) Fachklinikum Wiesen GmbH Kirchberger Strasse 2 08134 Wildenfels [email protected] www.asklepios.com 260 7. Umsetzung arbeits‐ und berufsbezogener Maßnahmen im Klinikalltag: Eindrücke aus der Praxis Dr. Dieter Küch, Deutsche Rentenversicherung Bund Einleitung Berufsorientierende Maßnahmen gehören eigentlich zum „Kerngeschäft“ der medizinischen Rehabili‐
tation, insbesondere aus der Sicht der Rentenversicherungsträger, die mit diesen Interventionen eine vorzeitige Berentung verhindern oder wenigstens aufschieben wollen und sollen und deshalb letzt‐
lich einer der Hauptkostenträger dieser Maßnahmen sind. Auch aus Sicht von Arbeitgebern und Ar‐
beitnehmern und aus der Perspektive des Gesetzgebers dürfte die zentrale Stellung arbeits‐ und be‐
rufsbezogener Maßnahmen im Rahmen der medizinischen Rehabilitation unbestritten sein. In der konkreten Anwendung einer Rehabilitationsmaßnahme, hier in der Interaktion von Beschäftigten einer Klinik und ihren „Kunden“ – den Versicherten in ihrer Rolle als Rehabilitanden –, ist diese Auf‐
fassung bisher allerdings nicht immer selbstverständlich. Dieses Kapitel fußt auf den Erfahrungen aus langjähriger Tätigkeit als Psychologe und Qualitätsbeauftragter in einer Rehabilitationsklinik der DRV Bund (Klinik Werra, Reha‐Zentrum Bad Sooden‐Allendorf). Die Sichtweise der Beschäftigten verändern Ob der zentrale Stellenwert der Berufsorientierung in den Köpfen der Beschäftigten „vor Ort“, also in den Kliniken selbst, so gesehen wird, hängt nach Einschätzung des Autors entscheidend von der Sichtweise und Schwerpunktsetzung durch die Klinikleitung ab. Beschäftigte aus den für die Rehabili‐
tation typischen Gesundheitsberufen (Medizin, Pflege, Physiotherapie, Sport‐ und Bewegungsthera‐
pie, Psychologie u. a.) haben bislang in ihren jeweiligen Ausbildungen nicht unbedingt einen Schwer‐
punkt bzgl. beruflicher Orientierung. Eine Ausnahme bildet die Ergotherapie, die sich klassischerwei‐
se mit der Wiederherstellung von Betätigungsvermögen und dem Eingebundensein in Betätigungen, sprich Teilhabe, in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit beschäftigt. Die übri‐
gen Berufsgruppen haben qua Ausbildung in erster Linie ein krankheits‐ bzw. störungsspezifisches und kuratives Verständnis ihrer beruflichen Rolle, im günstigen Fall noch erweitert um die Bedeutung der anderen relevanten Sektoren des bundesdeutschen Gesundheitssystems, nämlich Prävention, Pflege und Rehabilitation. Der hier so genannte „günstige Fall“ soll durch Veränderungen in den Lerninhalten mittel‐ und lang‐
fristig verändert werden (Beispiele: Medizinstudium, Initiativen der Deutschen Gesellschaft für Reha‐
bilitationswissenschaften, Umbenennung von Krankenpflege zu Kranken‐ und Gesundheitspflege). Die hohe Bedeutung und Notwendigkeit der beruflichen Orientierung aber stellt sich meist erst in einem entsprechenden Arbeitsfeld wie der Rehabilitation ein, also dann, wenn man unmittelbar mit der Thematik konfrontiert wird, sei es direkt durch die Betreuung arbeitsplatzgeschädigter Personen (z. B. Bäcker mit erworbener Mehlstauballergie, die umgeschult werden müssen) oder indirekt, wenn es um den Wunsch nach vorzeitigem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben und dessen sozialmedizini‐
261 sche oder gutachterliche Würdigung geht. Noch konkreter wird die berufliche Orientierung innerhalb der medizinischen Rehabilitation für die Beschäftigten dann, wenn diese Thematik durch Vorgaben der Leitung, durch bereits vorhandene Konzepte zur beruflichen Orientierung oder auch durch ent‐
sprechende spezifische Fort‐ und Weiterbildungen der Beschäftigten forciert wird. Hilfreich für die Veränderungen in den Köpfen der Beschäftigten einer Reha‐Klinik sind zuallererst interne Fortbildungen, in denen der Stellenwert der beruflichen Orientierung gerade in der Rehabili‐
tation hervorgehoben wird. Auch die explizite Aufführung berufsbezogener Maßnahmen in der KTL 2007 für die therapeutischen Beschäftigten oder öffentlichkeitswirksame Präsentationen zur Thema‐
tik in nicht‐fachlichen, mitarbeiterorientierten Zeitschriften (z. B. DRV Intern) tragen zur Disseminierung bei. Ebenso leistet die explizite Behandlung in Audits oder Visitationen hier einen Beitrag (vgl. Manual für Visitationen der DRV; Heide, Neuderth & Vogel, 2010). Weiterhin findet die Thematik Einzug durch den Besuch externer, spezifischer Fortbildungen, wobei gewährleistet sein muss, dass die Inhalte in den Kliniken dann von den Fortgebildeten entsprechend auch multipliziert werden. Schließlich aber bleiben jene Phänomene, die man selbst sehen und erleben kann, am ehesten nach‐
haltig in Erinnerung und erhalten Bedeutung. Deshalb sind konkrete Projekte mit Berufsbezug be‐
sonders geeignet, um die Relevanz des Berufsbezugs (in) der Rehabilitation zu verdeutlichen. Bei‐
spielsweise ist das ein Modellarbeitsplatz für das Einüben von berufstypischen Bewegungen (Arbeits‐
platztraining) oder eine Kinästhetikschulung für Pflegekräfte in der Orthopädie oder die funktionie‐
rende Zusammenarbeit von Kliniken mit Berufsförderungswerken bzw. sogar direkt mit Betrieben und Arbeitgebern. Auch besondere, außergewöhnliche Maßnahmen wie öffentlichkeitswirksame klinikeigene Tagungen zur beruflichen Orientierung in der Rehabilitation können fruchtbare Wege zur Dissemination des Wissens über sie und ihren hohen Stellenwert innerhalb des Bereichs der medizi‐
nischen Rehabilitation sein. Häufig braucht es einen „Motor“ für die Entwicklung neuer Projekte oder für die Implementierung von Themen, die eigentlich selbstverständlich sein sollen, es aber nicht immer sind. Das kann und sollte in jedem Fall auch die Klinikleitung sein. Das können aber auch Beschäftigte mit einem beson‐
deren Zugang zu der Thematik sein, ob ausbildungsbezogen, erfahrungsbezogen oder interessebezo‐
gen. Eine Klinikleitung ist gut beraten, derartige „Motoren“ und deren Initiativen zu fördern und ih‐
nen entsprechende Freiheitsgrade zu gewähren. Die Sichtweise der Rehabilitanden In den Köpfen der Rehabilitanden selbst ist die berufsbezogene Thematik zumeist nicht automatisch mit Rehabilitation verbunden. Selbst wenn sie am Heimatort über gute medizinische Versorgung verfügen, erwarten sie in der Rehabilitation in erster Linie gesundheitsbezogene Interventionen, also medizinische und krankheitsspezifische Maßnahmen. Der Berufsbezug wird dann vordergründig, wenn es um sozialmedizinische Beurteilungen geht wie Beurteilung der Arbeitsfähigkeit, vorgezoge‐
ne Berentung etc. 262 Nach wie vor meinen aber immer noch viele Rehabilitanden – in ihrer Ausdrucksweise – zur „Kur“ zu fahren, was automatisch Assoziationen weckt wie „fern von Arbeit und Familie“, Erholung, Pause. Der Berufsbezug dieser Personengruppe besteht allzu oft vor allem in der Freude über die vorüber‐
gehende Abstinenz von Arbeit und Beruf bei fortlaufender Bezahlung. Viele wollen sich in dieser Zeit auch gar nicht mit ihren Arbeitsproblemen auseinander setzen, selbst wenn sie diese haben und er‐
kennen. Für diese Personengruppe sind zunächst motivationsfördernde Maßnahmen (vgl. die Kapitel 3.2.1 und 4) sowie Informationen über das Wesen der Rehabilitation erforderlich, um eine rehabilita‐
tionskonforme Einstellung zu entwickeln. Erst recht gilt der letzte Satz für die Rentenantragsteller, die im Ausscheiden aus dem Erwerbsleben – zu Lasten der Rentenversicherung – zunächst die relativ günstigste Möglichkeit sehen, ihrer Arbeitsweltproblematik zu entfliehen. In diesem Fall empfiehlt sich häufig eine einfache, aber wirkungsvolle Intervention: die Darstellung der konkreten finanziellen Auswirkungen der Frühberentung beispielsweise durch eine(n) Sozialarbeiter(in) der Klinik. Immerhin wächst aber der Anteil derjenigen Versicherten, die von vornherein zur „Reha“ fahren. Es steigt damit auch der Anteil derjenigen, die verstehen, dass es hier weniger um Wellness und statt‐
dessen mehr um Rückkehr zu Aktivität und Teilhabe und um die Befähigung dazu geht. Es wächst allerdings – rückblickend auf die letzten 20 Jahre – auch der Anteil derjenigen, die die Ursachen ihres Reha‐Bedarfs in erster Linie in der gesundheitsbeeinträchtigenden Wirkung ihres Arbeitsplatzes se‐
hen, die der Meinung sind, dass ihre Arbeit bzw. das Erleben an ihrem Arbeitsplatz krank macht oder sie persönlich krank gemacht hat. In eigenen stichpunktartigen Untersuchungen in der orthopädisch ausgerichteten Klinik Werra bewegte sich der Anteil der Rehabilitanden mit „besonderen beruflichen Problemlagen“ zwischen 45 und 60%. Mit der krankmachenden Wirkung des Arbeitsplatzes sind zwar auch die Bäcker gemeint mit Mehlstauballergie, auch die Pflegekräfte mit Rückenbeschwerden, auch die Fliesenleger mit Knieproblemen etc. Vor allem aber sind die vielen und zunehmend mehr wer‐
denden Rehabilitanden gemeint, die unter beruflich bedingten psychosozialen Belastungen leiden: Stress, Burnout, Zunahme seelischer Leiden durch Arbeitsprobleme sind Stichpunkte, die allen Sozial‐
kassen bekannt sind. Arbeitswelt und psychische Probleme Arbeitsplatzbedingte psychische Probleme werden auch in den Medien regelmäßig thematisiert: „Kollege Angst“, „Psychostress im Job“, „Tatort Arbeitsplatz“ heißen entsprechende Artikel oder Sendungen. Mit „Wenn Arbeit die Seele verbrennt“ war jüngst ein Artikel in der Berliner Morgenpost überschrieben, kausalattribuierend wurden Stress im Job, fehlende Anerkennung und Angst um den Arbeitsplatz genannt. In einer Welt, die ständig komplexer, schneller und undurchschaubarer wird, ist bzgl. arbeitsplatzbedingter psychischer Probleme vor allem der Dienstleistungsbereich betroffen. Entsprechend wird mittlerweile auch über Doping am Arbeitsplatz berichtet mit Stimmungs‐
aufhellern, Angstlösern, Beruhigungs‐ oder Aufputschmitteln bis hin zu illegalen Drogen, je nach Per‐
sönlichkeit oder Tätigkeitsprofil (ARTE‐Themenabend im November 2009). Psychologische und ande‐
re Fachtagungen zur Thematik finden großen Zuspruch, nicht nur wegen des Bedarfs der Klienten, sondern auch zur Reflektion der eigenen Arbeitssituation der Helfer. 263 Die Hintergründe dieser insbesondere die seelische Gesundheit beeinträchtigenden Entwicklung sind weitgehend bekannt, die wichtigsten sind 
der Wandel der Arbeitswelt hin zu Dienstleistungsunternehmen mit der Erhöhung zwischen‐
menschlicher Kontakte wie auch des zwischenmenschlichen Konfliktpotentials, 
die Globalisierung der Arbeitswelt mit ihren ökonomischen und gesellschaftlichen Begleiter‐
scheinungen (Primat der Ökonomie, prekäre Arbeitsverhältnisse, „hire and fire“, …), 
der technische Fortschritt mit dem Druck zur Weiterbildung, zur ständigen Flexibilität und zur Anpassung des Menschen an die Maschine („Knechte der Technik“) und 
die Veränderungen in Politik und Gesellschaft, einhergehend mit Verunsicherung und relativer Verarmung („Hartz IV“, Massenarbeitslosigkeit, Verminderung oder Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit wie der Lebensarbeitszeit („Rente mit 70“)). Der Arbeitsplatz, sofern vorhanden, ist „der Ort der Globalisierungsauswirkungen“ (Unger & Klein‐
schmidt, 2009): hier treffen Individuum und Umwelt geballt aufeinander; Beschleunigung, Technisie‐
rung und Rationalisierung führen zu steigendem Druck auf den Einzelnen. „Die Wirtschaft floriert, der Mensch bleibt auf der Strecke“, wurde kürzlich der Bürgermeister einer westdeutschen Kleinstadt zitiert. Die externen Anforderungen prägen in einem weiteren Anpassungsschritt die inneren Anfor‐
derungen der Beschäftigten durch Internalisierung von Werten und Normen („Kinder einer Leis‐
tungsgesellschaft“). Der resultierende Druck führt zu Stresserleben: Zeit‐Druck und Blut‐Druck kor‐
respondieren. Das permanent hochtourige Arbeitsverhalten führt irgendwann zum „allostatic overload“ (vgl. McEwen, 2005), mit Erschöpfungssymptomatik, chronic fatigue‐Syndrom, Burnouterleben, letztlich mit allen körperlichen und psychosozialen Auswirkungen. Genauso proble‐
matisch ist aber auch das ungewollte Fehlen eines Arbeitsplatzes in einer Gesellschaft, in der die Teilhabe an der Erwerbsarbeit zentral ist für die psychosoziale Entwicklung von Individuen. Mittlerweile gelten psychosoziale Stressoren als eine der Hauptbelastungen am Arbeitsplatz (vgl. Berufsverband Deutscher Psychologen 2008); schwere körperliche Belastungen sind rückläufig, psy‐
chische Belastungen nehmen zu (Hillert et al., 2009). Arbeitsbedingungen, aber auch das Phänomen der Arbeitslosigkeit gelten als wichtige Faktoren für die Entstehung und den Verlauf von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen (Schneider, 2010). Entsprechend kommt es zu einer Zunahme seelischer Leiden: psychische Leiden waren 2008 für knapp elf Prozent aller Fehltage verantwortlich, diese Krankschreibungen haben sich seit 1990 fast verdoppelt und verursachten überdurchschnittlich lange Fehlzeiten (Bundespsychotherapeutenkammer, 2010). Psychische Beschwerden sind mittler‐
weile auch einer der Hauptgründe für Arbeitsunfähigkeit und Frühberentungen. Damit stellen psy‐
chosoziale Probleme nicht nur für die Sozialversicherungen, sondern auch für die Unternehmen selbst ein Problem dar: kranke oder unmotivierte Beschäftigte haben Konsequenzen für die verblei‐
benden gesunden Kollegen und letztlich auch ökonomische Auswirkungen für den Arbeitgeber (Stichworte Präsentismus, Leistungsverhalten, Produktivität, Kundenzufriedenheit etc.). Gerade mit dem Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft sind Fähigkeiten und Motivation der Beschäftigten erst recht für ein erfolgreiches Agieren am Markt erforderlich (Poppelreuther & Mierke, 2008). 264 Psychosoziale Interventionen im Rahmen von MBOR Die psychosoziale Dimension der „Krankmacher“ erfordert auch psychosoziale Ansatzpunkte auf The‐
rapieseite. Verändern lassen sich grundsätzlich die Verhältnisse und/oder das Verhalten. Bezüglich der Veränderung der Verhältnisse geht es um die Zusammenarbeit mit Betrieben und Krankenkassen, um ein Problembewusstsein und damit Motivation zur Initiierung eines solchen An‐
satzes zu fördern. Spätestens mit einer Darstellung der finanziellen Verluste durch psychisch belaste‐
te Beschäftigte bzw. der Darstellung der Gewinne dadurch, dass kränkende und krankmachende Ar‐
beitsbedingungen reduziert werden, dürften auch Arbeitgeber ein lohnendes Potential sehen (z. B. Reduktion von Fehlzeiten). Dazu gab und gibt es bereits viele Initiativen (Aktion gesunder Arbeits‐
platz, betriebliche Gesundheitsförderung, betriebliches Gesundheitsmanagement, gesundes Kanti‐
nenessen etc.), die jedoch längst nicht ausreichend und flächendeckend realisiert sind. Bezüglich des Verhaltensansatzes bieten sich in der Rehabilitation sehr gute Möglichkeiten, auf einen nachhaltig veränderten Lebensstil auch mit Blick auf Arbeit und Beruf hinzuwirken. Einerseits können in Vorträgen und Schulungen die notwendigen Informationen und Motivationen geschaffen werden (Arbeitsmediziner, Psychologen und Psychotherapeuten, Sozialarbeiter). Andererseits können durch spezifische Diagnostik (und deren Rückmeldung an die Rehabilitanden) und spezifische Interventio‐
nen Menschen dazu ermutigt werden, selbst für sich einen besseren Ausgleich von Arbeit und Privat‐
leben zu gestalten („work‐life balance“). Interaktive Gruppen zu den Themen Stresskompetenz, selbstsicheres Auftreten, Burnout‐Prävention, Kommunikation und Einstellungsänderungen (Kaluza, 2007; Koch & Hillert, 2009; Küch et al., 2009) können Rehabilitanden dahin bringen, dass sie trotz äußerer Stressoren und überstrapazierender Anforderungen „gerne, gut und gesund“ weiterarbeiten wollen und können. Vor dem Hintergrund, dass es an vielen Arbeitsplätzen immer schwerer zu werden scheint, engagiert zu arbeiten und dabei gesund zu bleiben, müssen Rehabilitanden daher verstärkt trainiert werden in dieser Überlebenskunst, mit und trotz Arbeit die eigene Gesundheit zu bewahren. Vernetzt mit Kran‐
kenkassen, Betrieben und Bildungsstätten ist diese Kunst nachhaltig zu gestalten und auszubilden. Wo die psychosozialen Probleme als psychische Erkrankung oder Komorbidität manifestiert sind, ist eine entsprechende psychotherapeutische Weiterbehandlung eine sinnvolle Nachsorgemaßnahme. Angesichts der ständigen Notwendigkeit, eine Balance zu finden zwischen dem Anspruch auf Selbst‐
verwirklichung und gesundheitliche Selbstfürsorge einerseits und den Erwartungen und Bedingungen globaler Ökonomie und Technologiegesellschaft andererseits können verhaltensbezogene psychoso‐
ziale Interventionen wertvolle Therapiebestandteile einer beruflich orientierten medizinischen Reha‐
bilitation sein. Verinnerlichte Normen, Werte und Verhaltensstandards lassen sich gerade im Rah‐
men einer stationären Rehabilitation und im Gruppenkontext sehr gut auf den Prüfstand stellen, um auch langfristig den immer noch komplexer werdenden externen arbeitsbezogenen Anforderungen begegnen zu können. 265 Verwendete Literatur Berufsverband Deutscher Psychologen BDP (Hrsg.) (2008). Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz in Deutschland. Jahresbericht 2008. Bundespsychotherapeutenkammer (2010). Komplexe Abhängigkeiten machen psychisch krank – BPtK‐
Studie zu psychischen Belastungen in der modernen Arbeitswelt. www2.bptk.de/uploads/psychische_erkrankungen_im_fokus_der_berichte_der_krankenkassen
.pdf (aufgerufen im April 2010) Heide, M., Neuderth, S. & Vogel, H. (2010). Internes Manual zu den Visitationen der DRV Bund, Ar‐
beitsbereich Rehabilitationswissenschaften der Universität Würzburg, 2010. Hillert, A., Müller‐Fahrnow, W. & Radoschewski, F.M. (Hrsg.) (2009). Medizinisch‐beruflich orientierte Rehabilitation. Köln: Deutscher Ärzteverlag. Kaluza, G. (2007). Gelassen und sicher im Stress. Berlin: Springer. Koch, S. & Hillert, A. (2009). Therapeutische Interventionen auf psychosozialer Ebene – Konzeption, Durchführung und Wirksamkeit psychotherapeutisch fundierter berufsbezogener Intervention. In A. Hillert, W. Müller‐Fahrnow & F.M. Radoschewski (Hrsg.), Medizinisch‐beruflich orientierte Rehabilitation (S. 141‐159). Köln: Deutscher Ärzteverlag. Küch, D., Roßband, H. & Morfeld, M. (2009). Evaluation des Stresskompetenztrainings BUSKO – erste ausgewählte Ergebnisse. Tagungsband, 18. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, Münster. DRV‐Schriften, 83, 190‐191. McEwen, B.S. (2005). Stressed or stressed out: What is the difference? Journal of Psychiatry and Neuroscience, 30, 315‐318. Poppelreuter, S. & Mierke, K. (2008). Psychische Belastungen am Arbeitsplatz – Ursachen, Auswirkun‐
gen, Handlungsmöglichkeiten. Berlin: Schmidt. Schneider, W. (2010). Psychische Gesundheit und Arbeit. Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedi‐
zin, 02/2010, 55‐63. Unger, H.P. & Kleinschmidt, C. (2009). Bevor der Job krank macht. Wie uns die heutige Arbeitswelt in die seelische Erschöpfung treibt und was man dagegen tun kann. München: Kösel. Weiterführende Literatur Allenspach, M. & Brechbühler, A. (2005). Stress am Arbeitsplatz – Theoretische Grundlagen, Ursachen, Folgen und Prävention. Bern: Huber. Dragano, N. (2007). Arbeit, Stress und krankheitsbedingte Frührenten. Zusammenhänge aus theoreti‐
scher und empirischer Sicht. Wiesbaden: VS Verlag. Kypta, G. (2008). Burnout – erkennen, überwinden, vermeiden. Heidelberg: Auer. Litzke, S. M. & Schuh, H. (2007). Stress, Mobbing und Burnout am Arbeitsplatz. Berlin: Springer. 266 Dr. Inge Ehlebracht‐König, Rehazentrum Bad Eilsen Hintergrund Das wesentliche Ziel der Rehabilitation durch die Rentenversicherung stellt die Integration der Versi‐
cherten ins Erwerbsleben dar. Dies ist von hoher Relevanz, da es zu einer Verlängerung der Lebens‐
arbeitszeit aufgrund der Anhebung des Rentenzugangs auf 67 Jahre kommt und Vorruhe‐
standsregelungen kaum noch durchgeführt werden. Sowohl wissenschaftliche Ergebnisse als auch die demografische Entwicklung zeigen die zunehmende Bedeutung des Erwerbsbezuges in der medi‐
zinischen Rehabilitation. Im Reha‐Bericht der Deutschen Rentenversicherung von 2010 lag der Anteil der Versicherten, die eine Rehabilitationsmaßnahme arbeitsfähig verlassen, bei 56%. Im weiteren Verlauf nach der Rehabi‐
litation steigt er auf 64% an. Langfristig haben 79% der Rehabilitanden einen Arbeitsplatz. Auffällig ist jedoch ein hoher Anteil an Arbeitslosen. Er steigt von 16% direkt nach der Entlassung aus der medizi‐
nischen Rehabilitation bis auf 18% im weiteren Verlauf an. Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass ein hoher Bedarf an der beruflichen Orientierung der medizinischen Rehabilitation besteht, um die In‐
tegration und Reintegration ins Erwerbsleben voranzutreiben. Eigene Zahlen aus dem Rehazentrum Bad Eilsen belegen bei 37,5% der Rehabilitanden eine erhebli‐
che sozialmedizinische Problemlage und damit auch die Notwendigkeit, die berufliche Perspektive in die Rehabilitation einzubeziehen. Bei dieser Patientengruppe liegt zwar eine deutliche Leistungs‐
minderung vor, es besteht aber kein vollständig aufgehobenes Leistungsvermögen für den allge‐
meinen Arbeitsmarkt. Die Diskrepanz zwischen dem Leistungsvermögen bezogen auf den alten Ar‐
beitsplatz oder Beruf und dem Leistungsvermögen bezogen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt ist erheblich. Aufgrund dieses hohen Anteils der Rehabilitanden mit dieser Problematik haben wir uns schon vor Jahren dem Thema des Erwerbsbezugs in der Rehabilitation gewidmet. Aufgaben der Reha‐Einrichtung Dass ein Versicherter an den Arbeitsplatz zurückgeht bzw. neu integriert werden kann, ist nur teil‐
weise von der Schwere und Dauer der Erkrankung bzw. der Stärke der resultierenden Funktionsstö‐
rung abhängig. Es gibt eine Reihe an hemmenden und förderlichen Kontextfaktoren auf der perso‐
nenbezogenen Ebene und im Bereich der Arbeitsplatzsituation. Hemmende Faktoren auf individueller Ebene sind ungünstige Krankheitsbewältigungsstrategien, die z. B. einen sekundären Krankheitsgewinn mit sich bringen, psychische Komorbiditäten, motivationale Defizite, hohe Versorgungswünsche und ein niedriger Bildungsstatus. Hemmende Faktoren im Be‐
reich des Arbeitslebens sind z. B. ungünstige Arbeitsbedingungen, schlechtes Arbeitsklima, Konflikte am Arbeitsplatz bis hin zu Mobbing‐Situationen und eine ungünstige wirtschaftliche Lage mit hoher Arbeitslosigkeit. Weitere hemmende Faktoren im näheren Umfeld sind fehlende familiäre Bindungen und Schulden. Darüber hinaus ist bekannt, dass bei längeren Arbeitsunfähigkeitszeiten (>3‐6 Monate) die Rückkehrmotivation an den Arbeitsplatz sinkt und die Wahrscheinlichkeit zur Wiederaufnahme 267 der Arbeit deutlich gemindert wird. Bereits zu diesem Zeitpunkt beginnt die Sammlung von Argu‐
menten für eine Rentenantragsstellung. Förderliche Faktoren auf individueller Ebene sind positive Krankheitsbewältigung, hohe Selbstwirk‐
samkeit und Eigenverantwortlichkeit, gute Schulbildung und aktiver Lebensstil. Auf der Arbeits‐
marktebene stellen Arbeitsplätze nach ergonomischen ausgerichteten Kriterien, gute Arbeits‐
atmosphäre und ein bestehendes Wiedereingliederungsmanagement förderliche Faktoren dar. In der medizinischen Rehabilitation ist es notwendig, die Faktoren, die die Rückkehr an den Arbeits‐
platz hemmen und fördern, herauszuarbeiten und im Rahmen der Behandlung durch entsprechende Informationen, Schulungen, Trainingsangebote und Nachsorgemaßnahmen unterstützenden Einfluss auf den Reintegrationsprozess zu nehmen. Diese Aufgabenstellung besteht unabhängig von der vor‐
liegenden Diagnose, mit der der Versicherte in der Klinik aufgenommen wird. An dieser Stelle wird die indikationsbezogene Therapie verlassen und es werden diagnoseübergreifende, problembezoge‐
ne Angebote zur Verfügung gestellt. Aus den oben beschriebenen förderlichen und hemmenden Faktoren ergeben sich auf der therapeu‐
tischen Ebene vielfältige Ansatzmöglichkeiten. Beim Erwerbsbezug handelt es sich um eine viel‐
schichtige Aufgabe. Je nach Problemlage werden inhaltlich unterschiedliche Maßnahmen mit abge‐
stufter Intensität erforderlich sein. Zunächst hat die medizinische Rehabilitation die Aufgabe, 
die Versicherten mit berufsbezogenem Behandlungsbedarf entweder bereits im Vorfeld oder direkt in der Klinik z. B. mittels Screeningverfahren und ggf. anderer Kriterien zu erkennen, 
den Behandlungsbedarf dieser ermittelten Versicherten während des Aufenthaltes zu kon‐
kretisieren und den Versicherten einer passenden berufsbezogenen Maßnahme zuzuweisen, 
die Vernetzung zwischen Klinik und nachfolgenden reintegrierenden Aktivitäten der Renten‐
versicherung oder anderer am Prozess Beteiligter zu unterstützen. Neben der berufsbezogenen Therapie dürfen die krankheitsbezogenen Behandlungen mit z. B. Bewe‐
gungstherapie, Ergotherapie, edukativen Gruppen und psychosozialer Therapie nicht vernachlässigt werden. Eine individuelle Prioritätensetzung ist erforderlich. Wie erkennt die Reha‐Einrichtung Patienten mit besonderen beruflichen Problemlagen? Einige Reha‐Träger führen im Antragsverfahren ein Screening durch und weisen ihre Patientinnen und Patienten gezielt abgesprochenen Interventionen zu. Im Rehazentrum Bad Eilsen wurde diese Aufgabe bisher selbstständig nach festgelegten Kriterien durchgeführt. Die Stationsärzte spielen beim Erkennen der beruflichen Problemlagen und bei der Auswahl berufs‐
bezogener Therapien eine große Rolle. Erst in den letzten Jahren hat die Rehabilitationsmedizin Eingang in die Approbationsordnung der Ärzte gefunden. Die Umsetzung dieses Themenbereichs ist von Fakultät zu Fakultät sehr unterschied‐
lich. Nur wenige Studenten sehen in ihrer Ausbildung eine ambulante oder stationäre Rehabilitati‐
268 onseinrichtung und lernen die Auseinandersetzung mit berufsbezogenen Problemen kennen. In den späteren Facharztausbildungen steht dieser Bereich ebenfalls im Hintergrund, Kontakt zu sozialmedi‐
zinischen Themen gibt es fast nur über wenige Gutachten. Wenn Ärzte Stellen in Rehabilitationsklinken annehmen, müssen sie sich in berufsbezogene Themen in der Regel neu einarbeiten. Sie bedürfen einer guten Anleitung durch Oberärzte mit den entspre‐
chenden Zusatzqualifikationen, dies führt mühsam und langfristig zu einer Sensibilisierung bezüglich berufsbezogener Probleme. Günstig für eine Klinik sind niedrige Fluktuationen im ärztlichen Bereich. Im Arzt‐Patienten‐Kontakt werden bei Aufnahme medizinische Themen zur Erkrankung und Behand‐
lung sowie psychische Belastungen besprochen, zusätzlich soll die berufliche Situation in den Focus gestellt werden. Das Zeitkontingent des Arztes ist begrenzt. Je nachdem wie komplex die Problemsi‐
tuation eines Patienten ist, kann es passieren, dass einige Themen in den Hintergrund rücken. Der Arzt ist jedoch für die zeitnahe Weichenstellung der therapeutischen Interventionen verantwortlich. Bestehen berufsbezogene Probleme und werden sie nicht in den ersten Tagen des Aufenthaltes er‐
kannt und benannt, können in Anbetracht der Verweildauer kaum adäquate Therapien in diesem Bereich erfolgen. Eine Nachbesserung vor dem Entlassungstermin ist in der Regel nicht möglich. Diese Schwachstellen können durch ein systematisches Screening, das Patientinnen und Patienten mit besonderen beruflichen Problemlagen erfasst, kompensiert werden. Förderliche Faktoren für ein Erkennen von Patientinnen und Patienten mit besonderen beruflichen Problemlagen: 
Sensibilisierung der Ärzte für sozialmedizinische und berufsbezogene Themen durch interne und externe Schulungen (Klinikphilosophie) 
Ausreichendes Zeitkontingent für die Aufnahmeuntersuchung (Stellenplan) 
Strukturierte Aufnahmeprozedur mit Patientenbögen und Arztdokumentation 
Systematisches Screening Wie gelangt der richtige Patient/ die richtige Patientin in die richtige berufsbezogene Therapie? Die berufsbezogene Problemlage stellt sich bei Aufnahme in der Rehabilitationseinrichtung sehr he‐
terogen dar. Bei einigen Patientinnen und Patienten stehen enger umschriebene Fragestellungen, die mittels Beratung und Information gelöst werden können, im Vordergrund. Bei anderen geht es um konkrete Testungen und auf den Arbeitsplatz bezogene Trainings. Bei einer dritten Gruppe bestehen vielschichtige Probleme, die im Rahmen komplexerer Bausteine bearbeitet werden müssen. Bereits an dieser kurzen Aufzählung wird deutlich, dass es nicht nur ein einziges berufsbezogenes Programm für Rehabilitanden geben kann, sondern ein gestuftes Vorgehen, welches an die jeweiligen Bedürf‐
nisse der einzelnen betroffenen Menschen angepasst ist. Die Spannbreite reicht von niedrigschwelli‐
gen Angeboten bis zu komplexen, mehrere Einheiten dauernden Programmen und endet in der Bahnung und Umsetzung von Nachsorgeaktivitäten. Die ständige Motivierungsarbeit bezüglich der beruflichen Reintegration muss das gesamte Rehabilitationsgeschehen durchziehen. Der Berufsbezug muss Thema in allen Teamsitzungen sein. 269 Nach der Identifikation von Patientinnen und Patienten mit besonderen beruflichen Problagen ist es notwendig, sich im Rahmen einer berufsbezogenen Exploration ein Bild über die individuelle Situati‐
on der Rehabilitandin bzw. des Rehabilitanden zu verschaffen. Um die Vielschichtigkeit etwas an‐
schaulicher zu demonstrieren, soll ein kurzes Fallbeispiel geschildert werden. Es handelt sich um eine 47‐jährige Frau, die in einer Drogerie 8 Stunden pro Tag arbeitet. Sie muss Produktregale einräumen, Kunden beraten und wird an der Kasse eingesetzt. Sie ist seit 10 Jahren in derselben Firma. Zur Aufnahme kommt sie wegen anhaltender Arthralgien in den Händen. Klinisch und radiologisch besteht eine Polyarthrose. Eine entzündliche Gelenk‐
erkrankung konnte ausgeschlossen werden. Die Patientin ist seit 4 Monaten krankgeschrie‐
ben, der Arbeitsplatz besteht noch. Zunächst – insbesondere dem aufnehmenden Arzt ge‐
genüber – wurde bei der Krankschreibung sehr deutlich auf die Schmerzen in den Händen fo‐
kussiert. Bei weiterer vertiefender Exploration wurde deutlich, dass vor 9 Monaten eine Än‐
derung in der Drogerieleitung stattgefunden hatte und dass sich das Klima der Leitung ge‐
genüber und der Mitarbeiterinnen untereinander verändert hatte. Es standen die Konflikte mit dem Vorgesetzen deutlich im Vordergrund. Die Patientin berichtete später, die Verände‐
rungen in den Händen schon mindestens 5 Jahre beobachtet zu haben. Um die berufliche Reintegration voranzutreiben, war es sinnvoll, diese Patientin im Umgang mit Konflikten am Arbeitsplatz zu fördern. Dies konnte mittels einer psychoedukativen Grup‐
pe und im psychologischen Einzelgespräch erfolgen. Parallel konnte von medizinischer Seite die Therapie zur Verbesserung der Handfunktion in der Ergotherapie durchgeführt werden. In diesem Falle wäre ein Arbeitstraining allein nicht adäquat gewesen, da wesentliche Hemm‐
faktoren bezüglich der Reintegration auf der Beziehungsebene angesiedelt waren. Erfreuli‐
cherweise bestand noch kein zerrüttetes Arbeitsverhältnis. Die Patientin wurde stufenweise wiedereingegliedert und erhielt die Adresse des Rehafachberatungsdienstes vor Ort, mit der Bitte sich dort bei auftretenden Barrieren zu melden. Die Entscheidungen bezüglich der Therapieangebote für Patientinnen und Patienten mit besonderen beruflichen Problemlagen sind im klinischen Kontext zu sehen und sind von verschiedenen individuell abzustimmenden Faktoren abhängig. Ein Arbeitsplatztraining ist Mittel der ersten Wahl, wenn noch ein Arbeitsplatz besteht und eine grundsätzliche medizinische Eignung für den alten Arbeitsplatz vorliegt und eine positive Motiva‐
tionslage zu verzeichnen ist, an den alten Arbeitsplatz zurückzukehren. Je nach Größe des Betriebes kann bei Inkompatibilität von Arbeitsplatz und Leistungsvermögen eine innerbetriebliche Umsetzung initiiert werden. Bei kleineren Betrieben und deutlicher Einschränkung des Leistungsvermögens ist es notwendig, mit dem Rehabilitanden eine Neu‐ oder Umorientierungen zu besprechen. Hier gilt es Neigungen und Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten herauszuarbeiten und Informationen über Unterstützungs‐
möglichkeiten zu vermitteln. An dieser Stelle ist auch das Alter der Betroffenen von Relevanz. Für 270 jüngere Versicherte kommen andere Unterstützungsmöglichkeiten in Betracht als für ältere Versi‐
cherte. Spielen Konflikte am Arbeitsplatz entweder mit den Kollegen oder mit dem Vorgesetzten eine Rolle, geht es um Umgang mit Zeitdruck oder stark empfundene Stressbelastung, sind psychoedukative Gruppen sinnvoll, die Elemente der Stressbewältigung und des Konfliktmanagements enthalten. Eine weitere große Gruppe von Patientinnen und Patienten mit beruflichen Problemlagen umfasst ältere Versicherte oder arbeitslose Versicherte, die dabei sind, sich gedanklich aus dem Arbeitsleben zurück zu ziehen und bei denen die Motivation zur beruflichen Reintegration unklar ist. Dies sind Rehabilitandinnen und Rehabilitanden mit einer schlechten Erwerbsprognose, häufig besteht ein Rentenwunsch oder es wurde bereits ein Rentenantrag gestellt. Bei dieser Zielgruppe sind motivierende Gespräche vonnöten, darüber hinaus ist ein themenbe‐
zogenes Gruppenprogramm zu empfehlen. Hier können die oft negativen Emotionen reflektiert und Informationen bezüglich der rechtlichen Voraussetzungen und der realistischen Perspektiven erar‐
beitet werden. Die Durchführung dieser Gruppen ist für die Gruppenleiter nicht einfach, da dort oft‐
mals eine generelle gesellschaftspolitische Schelte stattfindet. Die Aufgabe des Trainers besteht da‐
rin, immer wieder auf die eigenen Ressourcen zu fokussieren und realistische Perspektiven zu erar‐
beiten. Der Bedarf an Information in dieser Zielgruppe ist hoch, die Zufriedenheit mit der gesamten Rehabilitation steigt mit einem wie oben beschriebenen Angebot. Was passiert nach der Rehabilitation? Konnte während der Rehabilitation der Berufsbezug adäquat hergestellt werden, stellt sich die große Aufgabe, den Patienten weiter zu begleiten. Hier stehen wir insgesamt noch am Anfang der Vernet‐
zung. Aktuell werden die Ziele für den Zeitraum nach der Entlassung mit der Patientin bzw. dem Pati‐
enten in der Abschlussvisite besprochen. Besteht ein Arbeitsplatz, sind die Aussichten auf Erfolg als günstiger zu bewerten. Gut einsetzbar sind zum Beispiel stufenweise Wiedereingliederungen. Auch Unterstützungsangebote bei der innerbetrieblichen Umsetzung sind möglich. Es ist sinnvoll, dass die Klinik Kontakte zu den Rehafachberatern oder Betriebsärzten vor Ort aufnimmt. Dies ist dann erfolg‐
reich, wenn regionale Vernetzungen bestehen. Leider ist dies aktuell nur im Rahmen von wenigen Projekten möglich. Liegt bereits ein Arbeitsplatzverlust vor oder droht dieser, sind die Empfehlungsmöglichkeiten weni‐
ger konkret. Hier ist es Aufgabe der Klinik, die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden auf die Unter‐
stützungsmöglichkeiten und Ansprechpartner nach Entlassung vorzubereiten. Da die Klinik die Reha‐
bilitandinnen und Rehabilitanden und die abgesprochenen Ziele sehr gut kennt, ist eine telefonische Nachbetreuung wünschenswert. Auch hier gibt es aktuell nur wenige Projekte, eine Überführung in die Routine steht noch aus. 271 Verwendete Literatur Deutsche Rentenversicherung (Hrsg.) (2010). Reha‐Bericht 2010. Die medizinische und berufliche Rehabilitation der Rentenversicherung im Licht der Statistik. Berlin. Dorn, M., Bönisch, A. & Ehlebracht‐König, I. (2008) „Berufliche Zukunft“ – Evaluation eines Behand‐
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