s - AGIT Symposium und EXPO

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s - AGIT Symposium und EXPO
Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des
Nationalpark Donau-Auen - Lobau: GIS-Implementierung
und erste Ergebnisse
Beate HINTERBERGER, Arne ARNBERGER, Christiane BRANDENBURG
und Petra CERMAK
Zusammenfassung
Am Institut für Freiraumgestaltung und Landschaftspflege, Universität für Bodenkultur
wurde
für
den
Wiener
Anteil
des
Nationalpark
Donau–Auen
eine
Besuchernutzungserhebung als Grundlage für Managementmaßnahmen seitens der
Nationalparkverwaltung
durchgeführt.
Mittels
Time -lapse-Videobeobachtungen,
persönlichen Zählungen und Befragungen fand eine quantitative und qualitative Erhebung
der Erholungsnutzung statt. Zusätzlich wurden die Besucher nach ihren Routen befragt, um
zeitlich-räumliche Belastungsmuster des Untersuchungsgebietes zu erarbeiten.
Ergebnis der Studie sind unterschiedliche räumliche Nutzungsmuster in Abhängigkeit der
Eingangssituationen, des Einzugsgebietes sowie der Fortbewegungsart und der Motivation.
Weiters ist die räumliche Besucherverteilung stark abhängig von der Jahreszeit und von der
Witterung.
1
Einleitung
Die Lobau, ein beliebtes und traditionelles Naherholungsgebiet im 22. Wiener
Gemeindebezirk, stellt den westlichen Bereich eines der größten Auwaldgebiete
Mitteleuropas dar. Mit der Erklärung (1996) der Lobau als Teil des Nationalpark DonauAuen sind im Vergleich zu anderen Nationalparks differenziertere Managementmaßnahmen
aufgrund der starken Nutzung als Naherholungsraum erforderlich, damit sowohl den Zielen
des Naturschutzes als auch den Anforderungen der Erholungssuchenden entsprochen
werden kann.
1997 wurde das Institut für Freiraumgestaltung und Landschaftspflege, Universität für
Bodenkultur, Wien, aufgrund der schon einschlägigen Erfahrungen mit
Forschungsprojekten im Bereich der Freizeit- und Erholungsforschung (Marchfeldkanal und
Wildnisgebiet Dürrenstein; Brandenburg, Muhar & Zemann 1996, Muhar, Zemann &
Lengauer 1995) von Seiten der Wiener Magistratsabteilung 49, Forstverwaltung Lobau
beauftragt, quantitative und qualitative Erhebungen bezüglich des Besucheraufkommens in
der Lobau durchzuführen.
Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak
Das Besuchermonitoringprojekt in der Lobau setzte sich aus mehreren Projektphasen und –
schwerpunkten zusammen. In einer Vorstudie wurden erste Untersuchungen durchgeführt,
um Klarheit über den erforderlichen Arbeitsaufwand und anzuwendende Methoden zu
erhalten und um erste quantitative Aussagen zur Besucherbelastung des
Untersuchungsgebietes zu ermöglichen (vgl. Zemann & Tschemernig 1997).
Zur Gewinnung von Daten, die Aussagen über eine zeitlich-räumliche Verteilung erlauben
sowie zur Erarbeitung externer Einflußfaktoren wie beispielsweise Witterung oder
Wochentag auf das Besucherverhalten wurden in einer zweiten Projektstufe (vgl. Arnberger,
Brandenburg, Cermak & Hinterberger 2000) die Besucher in dem Zeitraum von Septemb er
1998 bis August 1999 permanent mittels Time-lapse-Videobeobachtung erfaßt. An
5 ausgewählten Orten in der Lobau wurden die Videostationen installiert. Die Auswahl der
Stationen erfolgte u.a. nach erwartetem Informationsgewinn, Vernetzungsmöglichkeit der
einzelnen Stationen, geringen Installations- und Wartungskosten und hoher
Betriebssicherheit.
Ausgewertet
wurde
hinsichtlich
qualitativer
(Nutzerart,
Bewegungsrichtung, Gruppenzusammensetzung) und quantitativer Fragestellungen.
Videobeobachtung
5 Stationen
Sept. 98 –
Aug.99
Zählung
Zeitlich punktuelle
Erhebungen
12 Stationen
Meteorolgische
Messungen
6 Stationen
tw. ident mit Videostationen
tw. ident mit Videostationen
4 Tage
März, Mai 1997
4 Tage
März, Juli/August 1999
Sa/So/ Feiertag
Juli-Okt. 98, April- Okt. 99
Zählung
Befragung
Qualitativ
Abb. 1:
Kontinuierliche
Erhebungen
Routen
Zählung
ZAMG Station
Groß-Enzersdorf
Befragung
Qualitativ
Routen
Sept. 98–Aug. 99
Temperatur
Niederschlag
Sonnenschein
Wind
Projektphasen und Arten der Datenerfassung
Parallel dazu wurden an 6 Eingangsbereichen der Lobau Zählungen und Befragungen an
Wochenend - und Feiertagen im Rahmen der Informationskampagnen der
Nationalparkverwaltung vorgenommen. Zusätzlich zu diesen Erhebungen fand 1999 an
insgesamt 4 Tagen und 12 Eingangssituationen eine Erhebungskampagne mit Befragungen
und Zählungen statt. Bei den Befragungen wurden Besuchermotivation, Aufenthaltsdauer,
Besuchshäufigkeit etc. sowie auch die Routen der Besucher erfaßt.
Die gleichzeitige Anwendung mehrerer Erhebungsmethoden führt zwar zu jeweils
unterschiedlichen Aussagequalitäten und Ergebnissen, die Kombination der
Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau
Erhebungsmethoden erlaubt aber in Teilbereichen eine gegenseitige Datenergänzung und
damit einen erhöhten Informationsgewinn durch eine bessere Interpretierbarkeit.
2 Routenanalyse
2.1 Methodik
Bei den Befragungen 1999 wurden die von den Besuchern gewählten Routen in vergrößerte
Kopien der ÖK 25.000 im Format DIN A3 mit verschiedenfarbigen Stiften eingetragen, wobei
eine eindeutige Zuweisung zum jeweils ausgefüllten Fragebogen erfolgte.
Für die digitale Erfassung der Routen wurden die Wege aus der ÖK digitalisiert und über
das so entstandene Wegenetz mit Hilfe von Arc/Info eine Linien-Topologie errechnet.
Dadurch konnten Pseudonodes korrigiert und somit sichergestellt werden, daß zwischen
jeweils zwei Kreuzungspunkten im Wegenetz nur noch eine Kante existierte. Jeder dieser
Kanten wurde in der Folge eine Zahl zugewiesen.
Das so entstandene Wegenetz wurde mit den Nummern der Wegabschnitte beschriftet und
im Maßstab der bei der Befragung benutzten Karten (ca. M 1:30.000) gedruckt. Eine Kopie
auf Transparentpapier konnte nun über die Karten mit den eingetragenen Routen gelegt
werden und erlaubte die Identifikation jedes einzelnen, als benutzt eingetragenen,
Wegabschnittes.
Rund 600 erhobene Routen wurden mit Hilfe eines Formulars in eine Access-Datenbank
eingegeben. Dabei mußte das digitale Wegenetz mehrmals erweitert und den
Erhebungsdaten angepaßt werden.
1
2
Abb. 2:
3
4
1
5
2
6
3
4
?
5
Ein Loch in einer Route entsteht durch das Einfügen neuer Kreuzungspunkte mit
neuen Wegabschnitten.
Nach der Korrektur der mit Fehlercodes versehenen Routen wurde die Konsistenz der Daten
überprüft. Durch nachträgliche Ko rrekturen des Wegenetzes während der Dateneingabe
entstanden Löcher in den bis dahin schon eingegebenen Routen. Das Einfügen weiterer
Wegabschnitte erzeugte neue Kreuzungspunkte, wobei eine bestehende Kante in zwei neue
aufgeteilt wurde. War dieser Wegabschnitt schon früher als Teil einer Route eingegeben
worden, so wurde diese durch das Einfügen des Kreuzungspunktes unterbrochen. Zur
Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak
Auffindung derartiger Fehler wurde die topologische Struktur des Wegenetzes
herangezogen.
Zwei aneinander stoßende Kanten besitzen einen gemeinsamen Knoten, der in der
korrespondierenden Attribut-Tabelle durch eine Zahl identifiziert ist.
Mit Hilfe einer Serie von Abfragen in Access wurden jeweils zwei nacheinander
eingegebene Wegabschnitte miteinander verglichen. (Bei der Eingabe war verlangt, die
Wegabschnitte der Routen in der Abfolge der Benutzung einzugeben.) Dabei wurden die
Differenzen der jeweiligen Anfangs- und Endpunkte berechnet. Grenzten die beiden
Wegabschnitte aneinander, mußte eine der vier gebildeten Differenzen den Wert Null
ergeben. Das Produkt aus den vier Differenzen war damit ebenfalls null und somit als
Kontrollwert für die topologische Konsistenz der Daten geeignet.
W1 A - W2 A = Differenz1A2A
W1 E - W2 A = Differenz1E2A
W1 A - W2 E = Differenz1A2E
W1 E - W2 E = Differenz1E2E
Differenz1A2A * Differenz1E2A * Differenz1A2E * Differenz1E2E = Kontrollwert12
W1 ... Wegabschnitt1; W2 ... Wegabschnitt2; A ... Anfangspunkt; E ... Endpunkt
Wenn der oben beschriebene Kontrollwert einen Wert ungleich Null ergibt, so hängen die
zwei betrachteten Wegabschnitte nicht zusammen. Die Route ist an dieser Stelle
unterbrochen. Auch in dem Fall, daß ein Besucher umkehrt und den gleichen Wegabschnitt
zurückgeht, ist das Produkt der Differenzen null, da in diesem Fall der Endpunkt des ersten
Wegabschnittes gleichzeitig der Anfangspunkt des zweiten Wegabschnittes ist, und
umgekehrt. Im Zuge dieser Konsistenzprüfung der Routen wurden ca. 200 Einträge
korrigiert.
Zur Aufbereitung der Daten für die beabsichtigten Abfragen wurden die Ro uten derart in
einer Tabelle gespeichert, daß in jeder Zeile und jeder Spalte nur atomare Werte existierten.
Durch diese Transformation der Datenstruktur wurde der schnelle Zugriff auf die Daten über
Abfragen möglich, und es konnte die Redundanzfreiheit der Daten gesichert werden.
Aus der in Arc/Info erstellten Topologie war auch die Länge der einzelnen Kanten und
damit Wegabschnitte ersichtlich. Über eine Datenbank-Abfrage konnten durch Summierung
der jeweiligen Kanten die Längen der einzelnen Routen berechnet werden.
Die Auswertung der zu den Routen dazugehörigen Fragebögen erfolgte mit Hilfe von Excel
und SPSS. Über die Aufnahmenummern konnten die Fragebögen mit den Routen verknüpft
werden. Das erlaubte die in der Folge durchgeführten Abfragen und detaillierte
Untersuchungen.
Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau
2.2 Erste Auswertungen -Auszug
Die Funktion des SQL-Connect in ArcView ermöglichte eine rasche Visualisierung von
teilweise komplizierten Abfragen, die in Access vorbereitet wurden. Zur Darstellung der
räumlichen Dichteverteilung der Besucher im Untersuchungsgebiet wurden in einer
Datenbankabfrage Summen über die Anzahlen der Nennungen einzelner Wegabschnitte
gebildet. Die dabei entstandenen Tabellen konnten anschließend in ArcView importiert und
mit unterschiedlichen Strichstärken veranschaulicht werden.
D
on
au
Erhebungsstation
Abb. 3:
Darstellung der Routen
Erhebungskampagne 99
nach
Erhebungsstationen,
Datengrundlage:
So zeigte eine Abfrage nach den benutzten Wegen je Eintrittspunkt in die Lobau deutlich
unterschiedliche Bewegungsmuster der Besucher innerhalb des Untersuchungsgebietes in
Abhängigkeit der verwendeten Eintrittspunkte. Aus Abbildung 3 ist ersichtlich, daß jene
Personen, die die westlichen Eingänge frequentierten, vor allem kurze Strecken gingen, um
vorwiegend zu den nahegelegenen Badegewässern zu gelangen. Die südlichen Routen des
Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak
Untersuchungsgebietes wurden vor allem von Radfahrern dominiert. Diese legten größere
Distanzen zurück und verteilten sich daher über das gesamte Untersuchungsgebiet bis in
den Norden hinauf. Die von den Eingängen im Norden ausgehenden Routen beschränkten
sich im wesentlichen auf die Obere Lobau. Hier hielten sich besonders Spaziergänger aus
den umgebenden Siedlungsgebieten auf.
Aufgrund der durch die Befragung nach dem Wohnort der Besucher gewonnenen Daten,
konnte das Einzugsgebiet der Lobau zu drei Zonen gruppiert werden:
Zone 3
Zone 2
Zone 1
Abb. 4:
Darstellung
der
Routen
Erhebungskampagne 99
nach
Einzugsgebieten,
Datengrundlage:
Die erste Zone bilden dabei die unmittelbar an die Lobau grenzenden Siedlungsgebiete bis
zu einer Distanz von ca. 1,5 bis 2 Kilometer von der Grenze des Untersuchungsgebietes. Das
entspricht einer maximalen Fußweglänge von bis zu 30 Minuten. Die zweite Zone bilden der
übrige Teil des 22. Wiener Gemeindebezirkes, sowie die restlichen Ortschaften der Geme inde
Groß-Enzersdorf. Das entspricht ungefähr einem Gürtel von vier Kilometern Breite (bis zu
6 km von der Lobau entfernt) und einer Anfahrtszeit mit dem Fahrrad von bis zu ca. 20
Minuten. Die dritte Zone umfaßt vor allem die Angaben über den Wohnort in Wien
außerhalb des 22. Gemeindebezirkes, woher der überwiegende Teil der Besucher stammt.
Der Vergleich der Darstellungen der Routen der Besucher aus den drei Zonen zeigt sehr
deutlich, daß sich die Besucher aus den unmittelbar an die Lobau grenzenden Siedlungen
vor allem in der Oberen Lobau aufhielten. Diese Besuchergruppe legte im Frühling
verhältnismäßig kurze Strecken in der Lobau zurück, wie ein Vergleich der mittleren
Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau
Weglängen erkennen läßt. Die mittlere Weglänge der Besucher aus der Zone 1 betrug im
Frühling ca. 6.800 Meter. Im Sommer stieg die mittlere Weglänge dann auf ca. 7.800 Meter
an. Dabei beschränkte sich das von den Erholungssuchenden betretene Gebiet im
wesentlichen auf wenige, stark frequentierte Wege in der Oberen Lobau.
Die Besucher aus den Zonen zwei und drei verteilten sich gleichmäßiger auf das Wegenetz
des Untersuchungsgebietes. Diese Tatsache erhärtet die ursprüngliche Annahme, daß
Besucher, die eine größere Distanz zur Erreichung des Erholungsgebietes zurücklegen
müssen, sich länger dort aufhalten. Allerdings trifft diese Vermutung nur auf die im Frühling
erhobenen Routen zu. Im Sommer tendierten die Besucher aus entfernteren Zonen eher
dazu, in der Lobau nur die kurzen Strecken zu den Badegewässern zurückzulegen, um
längere Zeit dort zu bleiben. Die Besucher aus der Zone 3 reisten fast ausschließlich mit dem
PKW an. Die obige Karte zeigt außerdem, daß der mit Abstand größte Anteil der befragten
Lobaubesucher aus der Zone 3 kam.
3
Ausgewählte Ergebnisse der Videobeobachtungen, Zählungen
und Befragungen
Die mittels Videokameras und mittels Erhebungskampagne 1999 erhobenen Daten wurden
hochgerechnet und ergaben, daß im Zeitraum September 1998 bis August 1999 rund 600.000
Personen das Untersuchungsgebiet betraten.
In den Monaten April bis August besuchten zwei Drittel aller registrierten
Erholungssuchenden
das
Untersuchungsgebiet
(bezogen
auf
die
5 VideoEingangssituationen). Der Monat mit der stärksten Besucherfrequenz war der Mai, einerseits
durch die Wettersituation des Jahres 1999 andererseits durch die vielen Feiertage sowie die
5 Wochenenden bedingt. Bei Betrachtung der jahreszeitlichen Nutzerverteilung ergab sich
ein kontinuierlicher Besucheranstieg im Frühjahr, im September war hingegen ein plötzlicher
Besucherrückgang zu verzeichnen.
Eine Nutzergruppenanalyse (s. Abbildung 5) verdeutlicht, daß das Aufkommen der
Radfahrer im Vergleich zu den Fußgängern und Joggern wesentlich von der Jahreszeit und
somit von der Witterung abhängig war. So konnten in den Monaten April bis August rund
80% aller Radfahrer angetroffen werden, im Vergleichszeitraum dazu waren die Hälfte aller
Fußgänger sowie die Hälfte aller Jogger in der Lobau unterwegs. Sowohl bei den
Fußgängern als auch bei den Joggern ist eine eher gleichmäßige Verteilung der Besuche
über das Jahr zu verzeichnen gewesen, wobei die warmen Jahreszeiten auch von dieser
Nutzergruppe zu Lobaubesuchen stärker genutzt wurden.
Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak
20
18
16
14
12
Radfahrer in %
Fußgänger in %
10
Jogger in %
8
6
4
2
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Monate
Abb. 5:
Relative Verteilung der Monatsummen
Datengrundlage: Videobeobachtung 98 bis 99
der
einzelen
Nutzergruppen,
Eine Darstellung der Wetterabhängigkeit der einzelnen Nutzergruppen erfolgte über
Temperaturkategorien. Sehr deutlich geht aus Abbildung 6 die starke
Temperaturabhängigkeit der Radfahrer hervor. Unter einer Tagesmitteltemperatur von 10°C
ist der Anteil der Radfahrer sehr gering, bei hohen Temperaturen jedoch waren die Radfahrer
sehr stark vertreten. Fußgänger und Jogger wurden hingegen erst von Temperaturen unter
0°C von einem Lobaubesuch abgehalten, ansonsten war die Besucherzahl dieser
Nutzergruppen eine nahezu gleichbleibende.
45
40
35
30
25
Radfahrer in %
20
Fußgänger in %
Jogger in %
15
10
5
0
< 0 °C
0 bis 5 5 bis 10 10 bis
15
15 bis
20
>20 °C
Temperaturkategorien in °C
Abb 6:
Temperaturabhängigkeit der einzelnen Nutzergruppen, Datengrundlage:
Wetterdaten der ZAMG, Daten der Videobeobachtung 98 bis 99
Neben der Abhängig der Nutzungsart von der Tagesmitteltemperatur wurde die
Temperaturabhängigkeit der Besucher hinsichtlich der einzelnen Videostationen untersucht.
Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau
350
350
350
175
175
175
0
<0
> 20 °C
0
Conti lager
<0
0
> 20 °C
<0
Sal tenstraße
> 20 °C
Uferhaus
350
175
0
<0
> 20 °C
Mühlleiten
350
175
0
<0
> 20 °C
Lausgrund
0
Abb. 7:
1
2
3
4
5 Kilometer
Videostation
Temperaturabhängigkeit
des
Lobaubesuches
nach
Datengrundlage: Videobeobachtung, Wetterdaten der ZAMG
Videostationen,
Sehr deutlich erkennbar ist die Temperaturunabhängigkeit der Besucher, die bei der Station
Mühlleiten die Lobau betraten. Es waren laut Fragebogenauswertung vornehmlich
Bewohner der Zonen 1 und 2, d.h. der näheren Umgebung. Darüber hinaus war der
temperaturunabhängige Fußgängeranteil bei diesen Eingangssituationen sehr hoch.
Bedingt durch den höheren Anteil an Erholungssuchenden aus weiter entfernteren Gebieten
(Zone 3) verzeichneten die Stationen Saltenstraße, Uferhaus und Contilager bei höheren
Temperaturen einen linearen Besucheranstieg mit dem Ansteigen der Temperatur,
zurückzuführen ist dies auf die Zunahme des Radfahreranteils. Der Kurvenverlauf bei der
Station Lausgrund ist nahezu über die Temperaturabhängigkeit der hier in überwiegender
Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak
Zahl auftretenden Radfahrer zu erklären. Bei Tagesmitteltemperaturen unter 10°C waren an
der Station Lausgrund nahezu keine Personen anzutreffen.
4 Ergebnisse der Besucherstromanalyse
Auf Basis der Zusammenführung der Ergebnisse der einzelnen Erfassungsmethoden konnte
das „Persönlichkeitsprofil“ des typischen Lobaubesuchers skizziert werden. Weiters erfolgte
eine Unterscheidung zwischen zwei Subtypen des Lobaubesuchers, dem Naherholungstyp
und dem Wohnumfeldtyp. Die inhaltliche Differenzierung der beiden Subtypen soll hier
aus zugsweise und stark verallgemeinert in nachfolgender Tabelle angeführt werden.
Tab.1:
Die Subtypen des Lobaubesuchers
Kriterium
Naherholungstyp
Wohnumfeldtyp
Einzugsbereich
Lobauentfernte Siedlungsbereiche
von Wien und Gde. GroßEnzersdorf
Lobaunahe Siedlungsbereiche des
22. Wiener Gde.-Bz. und Gde.
Groß-Enzersdorf
Art der Anreise
PKW, ÖV, Fahrrad
Zu Fuß, Fahrrad
Lobauzugänge
Verkehrsmäßig gut erschlossene
Zugänge
Siedlungsnahe Zugänge
Aktionsradius
Gesamte Lobau
Siedlungsnahe Bereiche
Besuchshäufigkeit
Seltener als einmal in der Woche
Mindestens einmal in der Woche
Regelmäßigkeit des
Lobaubesuches
Eher Unregelmäßig
Regelmäßig
Aufenthaltsdauer
Über 2 Stunden
Unter 2 Stunden
Motive des
Lobaubesuchs
Natur- und Landschaftserleben
Sport- und Erholungs aktivitäten
Besuch anderer
Erholungsgebiete
Regelmäßig
Sehr selten
Für die Besucher jedenfalls ist die Lobau ein äußerst beliebtes Naherholungsgebiet, welches
sich eines großen Stammpublikums erfreut. Gerade aber mit dem hohen Anteil an
Naherholungssuchenden sind Managementmaßnahmen seitens der Nationalparkverwaltung
gefordert, die sowohl den Bedürfnissen der Nutzer, als auch den Zielen eines Nationalparks
entsprechen.
Anhand der obigen Gegenüberstellung der Nutzertypen sowie anhand von Studien in
Deutschland (Job 1991) läßt sich die Notwendigkeit eines nach Nutzertyp differenzierten
Besuchermanagement ablesen.
Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau
So ist beispielsweise das Stammgastverhalten zu berücksichtigen. Forschungsprojekte im
Bayerischen
Wald
(Bibelriether
1984)
zeigten,
daß
Stammgäste
auf
Besucherlenkungsmaßnahmen kaum reagieren. Bei Nutzergruppen, die selten oder aus
entfernteren Gebieten kommen, sind hingegen Adaptierungen im Besucherverhalten
aufgrund der Lenkungsmaßnahmen zu verzeichnen.
5
Ausblick
Durch geänderte Eingangssituatio nen (bspw. über eine bessere Anbindung an das
öffentliche Verkehrsnetz, durch den Ausbau von Parkplätzen oder durch zusätzliche
Attraktionen) kann in weiterer Folge eine Modellierung der Besucherrouten auf Basis der
Bewegungsrichtungen erfolgen. Diese Modellierung ist auch als Beitrag für Gestaltungsund Managementmaßnahmen beispielsweise für die projektierte räumlich-funktionelle
Umgestaltung der Lobaueingänge zu sehen .
Eine Verknüpfung vorhandener Daten mit Besuchermotivationen und mit demographischen
Daten der Erholungssuchenden kann als Grundlage für eine Besucherstromanalyse mit Hilfe
eines case-based reasoning Systems herangezogen werden (vgl. Higham, Holt & Kearsley
1996).
Untersuchungen zur Erhebung der social capacitiy (vgl. Shelby & Heberlein 1986,
Mannings, Lime & McMonagle 1992) im Nationalpark Donau-Auen sowie über sich
ändernde Verhaltensweisen der Erholungssuchenden aufgrund hoher Besucherdichten (vgl.
Kernan & Drogin 1992) sind geplant.
6
Literatur
Arnberger, A., Ch. Brandenburg, P. Cerma k & B. Hinterberger (2000): Besucherstromanalyse
für den Nationalpark Donau -Auen, Bereich Lobau. Institut für Freiraumgestaltung und
Landschaftspflege, Universität für Bodenkultur, im Auftrag der Magistratsabteilung 49,
Forstamt der Stadt Wien Forstverwaltung Lobau, Wien.
Brandenburg, Ch., A. Muhar & R. Zemann (1996): Determinants of the Recreational Use of
an Ecologically Sensitive Linear Park in an Urban Environment. In Book of Abstracts
of the Sixth International Symposium on Society and Resource Management: Social
Behavior, Natural Resources and the Environment, Pensylvania.
Bibelriether, H. (1984): Nationalpark Bayerischer Wald – 14 Jahre Erholungsplanung, eine
Zwischenbilanz, in: Garten und Landschaft 11/1984, Verlag Georg D.W. Callwey,
München, S. 35-38.
Forer, P., D. Simmons & G. Glen (1997): GIS and Tourism Planning. Workshop presented at
the AURISA97, Chris -church.
Higham, E.C., A. Holt & G.W. Kearsley (1996): Tourist Flow Reasoning: The Spatial
Similarities of Tourist Movements. Presented at the 8. Colloquium of the Spatial
Information Research Centre, University of Otago, NewZealand.
Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak
Job, H. (1991): Tourismus versus Naturschutz: “sanfte” Besucherlenkung in
Naherholungsgebieten , Naturschutz und Landschaftsplanung 1/91, Verlag Eugen Ulmer,
Stuttgart, S. 28-34.
Kernan, A. & E. Drogin (1992): The Effect of a Verbal Interpretive Message an Day User
Impacts at Mount Rainier National Park. In Proceedings of the 1994 Northeastern
Recreation Research Symposium, April 10-12, 1994, Saratoga Springs, New York, State
Parks Management and Research Institut, Saratoga Springs, New York, pp. 127-132.
Mannings, R.E., D.W. Lime & F. McMonagle (1992): Indicators and Standards of the
Qualitiy of the Visitor Experience at the Heavily-used National Park , in Proceedings of
the 1994 Northeastern Recreation Research Symposium, April 10-12, 1994, Saratoga
Springs, New York, State Parks Management and Research Institut, Saratoga Springs,
New York, pp. 24-32.
Muhar, A., R. Zemann & M. Lengauer (1995): Permanent time-lapse video recording for the
quantification of recreational activities . In Proceeding Decicion Support-2001 Volume
1, Bethesda, Maryland, pp. 219-229.
Shelby, B. & T.A. Heberlein (1986): Carrying Capacity in Recreation Settings. Oregon
State University Press, Oregon.
Zemann, R. & P. Tschemernig (1997): Einführende Untersuchung zur Quantifizierung der
Besucherströme im Wiener Anteil am Nationalpark Donau-Auen. Institut für
Freiraumgestaltung und Landschaftspflege, Universität für Bodenkultur, im Auftrag des
Magistrates der Stadt Wien, Magistratsabteilung MA 49 Forstverwaltung Lobau, Wien.

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