s - AGIT Symposium und EXPO
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Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau-Auen - Lobau: GIS-Implementierung und erste Ergebnisse Beate HINTERBERGER, Arne ARNBERGER, Christiane BRANDENBURG und Petra CERMAK Zusammenfassung Am Institut für Freiraumgestaltung und Landschaftspflege, Universität für Bodenkultur wurde für den Wiener Anteil des Nationalpark Donau–Auen eine Besuchernutzungserhebung als Grundlage für Managementmaßnahmen seitens der Nationalparkverwaltung durchgeführt. Mittels Time -lapse-Videobeobachtungen, persönlichen Zählungen und Befragungen fand eine quantitative und qualitative Erhebung der Erholungsnutzung statt. Zusätzlich wurden die Besucher nach ihren Routen befragt, um zeitlich-räumliche Belastungsmuster des Untersuchungsgebietes zu erarbeiten. Ergebnis der Studie sind unterschiedliche räumliche Nutzungsmuster in Abhängigkeit der Eingangssituationen, des Einzugsgebietes sowie der Fortbewegungsart und der Motivation. Weiters ist die räumliche Besucherverteilung stark abhängig von der Jahreszeit und von der Witterung. 1 Einleitung Die Lobau, ein beliebtes und traditionelles Naherholungsgebiet im 22. Wiener Gemeindebezirk, stellt den westlichen Bereich eines der größten Auwaldgebiete Mitteleuropas dar. Mit der Erklärung (1996) der Lobau als Teil des Nationalpark DonauAuen sind im Vergleich zu anderen Nationalparks differenziertere Managementmaßnahmen aufgrund der starken Nutzung als Naherholungsraum erforderlich, damit sowohl den Zielen des Naturschutzes als auch den Anforderungen der Erholungssuchenden entsprochen werden kann. 1997 wurde das Institut für Freiraumgestaltung und Landschaftspflege, Universität für Bodenkultur, Wien, aufgrund der schon einschlägigen Erfahrungen mit Forschungsprojekten im Bereich der Freizeit- und Erholungsforschung (Marchfeldkanal und Wildnisgebiet Dürrenstein; Brandenburg, Muhar & Zemann 1996, Muhar, Zemann & Lengauer 1995) von Seiten der Wiener Magistratsabteilung 49, Forstverwaltung Lobau beauftragt, quantitative und qualitative Erhebungen bezüglich des Besucheraufkommens in der Lobau durchzuführen. Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak Das Besuchermonitoringprojekt in der Lobau setzte sich aus mehreren Projektphasen und – schwerpunkten zusammen. In einer Vorstudie wurden erste Untersuchungen durchgeführt, um Klarheit über den erforderlichen Arbeitsaufwand und anzuwendende Methoden zu erhalten und um erste quantitative Aussagen zur Besucherbelastung des Untersuchungsgebietes zu ermöglichen (vgl. Zemann & Tschemernig 1997). Zur Gewinnung von Daten, die Aussagen über eine zeitlich-räumliche Verteilung erlauben sowie zur Erarbeitung externer Einflußfaktoren wie beispielsweise Witterung oder Wochentag auf das Besucherverhalten wurden in einer zweiten Projektstufe (vgl. Arnberger, Brandenburg, Cermak & Hinterberger 2000) die Besucher in dem Zeitraum von Septemb er 1998 bis August 1999 permanent mittels Time-lapse-Videobeobachtung erfaßt. An 5 ausgewählten Orten in der Lobau wurden die Videostationen installiert. Die Auswahl der Stationen erfolgte u.a. nach erwartetem Informationsgewinn, Vernetzungsmöglichkeit der einzelnen Stationen, geringen Installations- und Wartungskosten und hoher Betriebssicherheit. Ausgewertet wurde hinsichtlich qualitativer (Nutzerart, Bewegungsrichtung, Gruppenzusammensetzung) und quantitativer Fragestellungen. Videobeobachtung 5 Stationen Sept. 98 – Aug.99 Zählung Zeitlich punktuelle Erhebungen 12 Stationen Meteorolgische Messungen 6 Stationen tw. ident mit Videostationen tw. ident mit Videostationen 4 Tage März, Mai 1997 4 Tage März, Juli/August 1999 Sa/So/ Feiertag Juli-Okt. 98, April- Okt. 99 Zählung Befragung Qualitativ Abb. 1: Kontinuierliche Erhebungen Routen Zählung ZAMG Station Groß-Enzersdorf Befragung Qualitativ Routen Sept. 98–Aug. 99 Temperatur Niederschlag Sonnenschein Wind Projektphasen und Arten der Datenerfassung Parallel dazu wurden an 6 Eingangsbereichen der Lobau Zählungen und Befragungen an Wochenend - und Feiertagen im Rahmen der Informationskampagnen der Nationalparkverwaltung vorgenommen. Zusätzlich zu diesen Erhebungen fand 1999 an insgesamt 4 Tagen und 12 Eingangssituationen eine Erhebungskampagne mit Befragungen und Zählungen statt. Bei den Befragungen wurden Besuchermotivation, Aufenthaltsdauer, Besuchshäufigkeit etc. sowie auch die Routen der Besucher erfaßt. Die gleichzeitige Anwendung mehrerer Erhebungsmethoden führt zwar zu jeweils unterschiedlichen Aussagequalitäten und Ergebnissen, die Kombination der Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau Erhebungsmethoden erlaubt aber in Teilbereichen eine gegenseitige Datenergänzung und damit einen erhöhten Informationsgewinn durch eine bessere Interpretierbarkeit. 2 Routenanalyse 2.1 Methodik Bei den Befragungen 1999 wurden die von den Besuchern gewählten Routen in vergrößerte Kopien der ÖK 25.000 im Format DIN A3 mit verschiedenfarbigen Stiften eingetragen, wobei eine eindeutige Zuweisung zum jeweils ausgefüllten Fragebogen erfolgte. Für die digitale Erfassung der Routen wurden die Wege aus der ÖK digitalisiert und über das so entstandene Wegenetz mit Hilfe von Arc/Info eine Linien-Topologie errechnet. Dadurch konnten Pseudonodes korrigiert und somit sichergestellt werden, daß zwischen jeweils zwei Kreuzungspunkten im Wegenetz nur noch eine Kante existierte. Jeder dieser Kanten wurde in der Folge eine Zahl zugewiesen. Das so entstandene Wegenetz wurde mit den Nummern der Wegabschnitte beschriftet und im Maßstab der bei der Befragung benutzten Karten (ca. M 1:30.000) gedruckt. Eine Kopie auf Transparentpapier konnte nun über die Karten mit den eingetragenen Routen gelegt werden und erlaubte die Identifikation jedes einzelnen, als benutzt eingetragenen, Wegabschnittes. Rund 600 erhobene Routen wurden mit Hilfe eines Formulars in eine Access-Datenbank eingegeben. Dabei mußte das digitale Wegenetz mehrmals erweitert und den Erhebungsdaten angepaßt werden. 1 2 Abb. 2: 3 4 1 5 2 6 3 4 ? 5 Ein Loch in einer Route entsteht durch das Einfügen neuer Kreuzungspunkte mit neuen Wegabschnitten. Nach der Korrektur der mit Fehlercodes versehenen Routen wurde die Konsistenz der Daten überprüft. Durch nachträgliche Ko rrekturen des Wegenetzes während der Dateneingabe entstanden Löcher in den bis dahin schon eingegebenen Routen. Das Einfügen weiterer Wegabschnitte erzeugte neue Kreuzungspunkte, wobei eine bestehende Kante in zwei neue aufgeteilt wurde. War dieser Wegabschnitt schon früher als Teil einer Route eingegeben worden, so wurde diese durch das Einfügen des Kreuzungspunktes unterbrochen. Zur Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak Auffindung derartiger Fehler wurde die topologische Struktur des Wegenetzes herangezogen. Zwei aneinander stoßende Kanten besitzen einen gemeinsamen Knoten, der in der korrespondierenden Attribut-Tabelle durch eine Zahl identifiziert ist. Mit Hilfe einer Serie von Abfragen in Access wurden jeweils zwei nacheinander eingegebene Wegabschnitte miteinander verglichen. (Bei der Eingabe war verlangt, die Wegabschnitte der Routen in der Abfolge der Benutzung einzugeben.) Dabei wurden die Differenzen der jeweiligen Anfangs- und Endpunkte berechnet. Grenzten die beiden Wegabschnitte aneinander, mußte eine der vier gebildeten Differenzen den Wert Null ergeben. Das Produkt aus den vier Differenzen war damit ebenfalls null und somit als Kontrollwert für die topologische Konsistenz der Daten geeignet. W1 A - W2 A = Differenz1A2A W1 E - W2 A = Differenz1E2A W1 A - W2 E = Differenz1A2E W1 E - W2 E = Differenz1E2E Differenz1A2A * Differenz1E2A * Differenz1A2E * Differenz1E2E = Kontrollwert12 W1 ... Wegabschnitt1; W2 ... Wegabschnitt2; A ... Anfangspunkt; E ... Endpunkt Wenn der oben beschriebene Kontrollwert einen Wert ungleich Null ergibt, so hängen die zwei betrachteten Wegabschnitte nicht zusammen. Die Route ist an dieser Stelle unterbrochen. Auch in dem Fall, daß ein Besucher umkehrt und den gleichen Wegabschnitt zurückgeht, ist das Produkt der Differenzen null, da in diesem Fall der Endpunkt des ersten Wegabschnittes gleichzeitig der Anfangspunkt des zweiten Wegabschnittes ist, und umgekehrt. Im Zuge dieser Konsistenzprüfung der Routen wurden ca. 200 Einträge korrigiert. Zur Aufbereitung der Daten für die beabsichtigten Abfragen wurden die Ro uten derart in einer Tabelle gespeichert, daß in jeder Zeile und jeder Spalte nur atomare Werte existierten. Durch diese Transformation der Datenstruktur wurde der schnelle Zugriff auf die Daten über Abfragen möglich, und es konnte die Redundanzfreiheit der Daten gesichert werden. Aus der in Arc/Info erstellten Topologie war auch die Länge der einzelnen Kanten und damit Wegabschnitte ersichtlich. Über eine Datenbank-Abfrage konnten durch Summierung der jeweiligen Kanten die Längen der einzelnen Routen berechnet werden. Die Auswertung der zu den Routen dazugehörigen Fragebögen erfolgte mit Hilfe von Excel und SPSS. Über die Aufnahmenummern konnten die Fragebögen mit den Routen verknüpft werden. Das erlaubte die in der Folge durchgeführten Abfragen und detaillierte Untersuchungen. Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau 2.2 Erste Auswertungen -Auszug Die Funktion des SQL-Connect in ArcView ermöglichte eine rasche Visualisierung von teilweise komplizierten Abfragen, die in Access vorbereitet wurden. Zur Darstellung der räumlichen Dichteverteilung der Besucher im Untersuchungsgebiet wurden in einer Datenbankabfrage Summen über die Anzahlen der Nennungen einzelner Wegabschnitte gebildet. Die dabei entstandenen Tabellen konnten anschließend in ArcView importiert und mit unterschiedlichen Strichstärken veranschaulicht werden. D on au Erhebungsstation Abb. 3: Darstellung der Routen Erhebungskampagne 99 nach Erhebungsstationen, Datengrundlage: So zeigte eine Abfrage nach den benutzten Wegen je Eintrittspunkt in die Lobau deutlich unterschiedliche Bewegungsmuster der Besucher innerhalb des Untersuchungsgebietes in Abhängigkeit der verwendeten Eintrittspunkte. Aus Abbildung 3 ist ersichtlich, daß jene Personen, die die westlichen Eingänge frequentierten, vor allem kurze Strecken gingen, um vorwiegend zu den nahegelegenen Badegewässern zu gelangen. Die südlichen Routen des Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak Untersuchungsgebietes wurden vor allem von Radfahrern dominiert. Diese legten größere Distanzen zurück und verteilten sich daher über das gesamte Untersuchungsgebiet bis in den Norden hinauf. Die von den Eingängen im Norden ausgehenden Routen beschränkten sich im wesentlichen auf die Obere Lobau. Hier hielten sich besonders Spaziergänger aus den umgebenden Siedlungsgebieten auf. Aufgrund der durch die Befragung nach dem Wohnort der Besucher gewonnenen Daten, konnte das Einzugsgebiet der Lobau zu drei Zonen gruppiert werden: Zone 3 Zone 2 Zone 1 Abb. 4: Darstellung der Routen Erhebungskampagne 99 nach Einzugsgebieten, Datengrundlage: Die erste Zone bilden dabei die unmittelbar an die Lobau grenzenden Siedlungsgebiete bis zu einer Distanz von ca. 1,5 bis 2 Kilometer von der Grenze des Untersuchungsgebietes. Das entspricht einer maximalen Fußweglänge von bis zu 30 Minuten. Die zweite Zone bilden der übrige Teil des 22. Wiener Gemeindebezirkes, sowie die restlichen Ortschaften der Geme inde Groß-Enzersdorf. Das entspricht ungefähr einem Gürtel von vier Kilometern Breite (bis zu 6 km von der Lobau entfernt) und einer Anfahrtszeit mit dem Fahrrad von bis zu ca. 20 Minuten. Die dritte Zone umfaßt vor allem die Angaben über den Wohnort in Wien außerhalb des 22. Gemeindebezirkes, woher der überwiegende Teil der Besucher stammt. Der Vergleich der Darstellungen der Routen der Besucher aus den drei Zonen zeigt sehr deutlich, daß sich die Besucher aus den unmittelbar an die Lobau grenzenden Siedlungen vor allem in der Oberen Lobau aufhielten. Diese Besuchergruppe legte im Frühling verhältnismäßig kurze Strecken in der Lobau zurück, wie ein Vergleich der mittleren Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau Weglängen erkennen läßt. Die mittlere Weglänge der Besucher aus der Zone 1 betrug im Frühling ca. 6.800 Meter. Im Sommer stieg die mittlere Weglänge dann auf ca. 7.800 Meter an. Dabei beschränkte sich das von den Erholungssuchenden betretene Gebiet im wesentlichen auf wenige, stark frequentierte Wege in der Oberen Lobau. Die Besucher aus den Zonen zwei und drei verteilten sich gleichmäßiger auf das Wegenetz des Untersuchungsgebietes. Diese Tatsache erhärtet die ursprüngliche Annahme, daß Besucher, die eine größere Distanz zur Erreichung des Erholungsgebietes zurücklegen müssen, sich länger dort aufhalten. Allerdings trifft diese Vermutung nur auf die im Frühling erhobenen Routen zu. Im Sommer tendierten die Besucher aus entfernteren Zonen eher dazu, in der Lobau nur die kurzen Strecken zu den Badegewässern zurückzulegen, um längere Zeit dort zu bleiben. Die Besucher aus der Zone 3 reisten fast ausschließlich mit dem PKW an. Die obige Karte zeigt außerdem, daß der mit Abstand größte Anteil der befragten Lobaubesucher aus der Zone 3 kam. 3 Ausgewählte Ergebnisse der Videobeobachtungen, Zählungen und Befragungen Die mittels Videokameras und mittels Erhebungskampagne 1999 erhobenen Daten wurden hochgerechnet und ergaben, daß im Zeitraum September 1998 bis August 1999 rund 600.000 Personen das Untersuchungsgebiet betraten. In den Monaten April bis August besuchten zwei Drittel aller registrierten Erholungssuchenden das Untersuchungsgebiet (bezogen auf die 5 VideoEingangssituationen). Der Monat mit der stärksten Besucherfrequenz war der Mai, einerseits durch die Wettersituation des Jahres 1999 andererseits durch die vielen Feiertage sowie die 5 Wochenenden bedingt. Bei Betrachtung der jahreszeitlichen Nutzerverteilung ergab sich ein kontinuierlicher Besucheranstieg im Frühjahr, im September war hingegen ein plötzlicher Besucherrückgang zu verzeichnen. Eine Nutzergruppenanalyse (s. Abbildung 5) verdeutlicht, daß das Aufkommen der Radfahrer im Vergleich zu den Fußgängern und Joggern wesentlich von der Jahreszeit und somit von der Witterung abhängig war. So konnten in den Monaten April bis August rund 80% aller Radfahrer angetroffen werden, im Vergleichszeitraum dazu waren die Hälfte aller Fußgänger sowie die Hälfte aller Jogger in der Lobau unterwegs. Sowohl bei den Fußgängern als auch bei den Joggern ist eine eher gleichmäßige Verteilung der Besuche über das Jahr zu verzeichnen gewesen, wobei die warmen Jahreszeiten auch von dieser Nutzergruppe zu Lobaubesuchen stärker genutzt wurden. Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak 20 18 16 14 12 Radfahrer in % Fußgänger in % 10 Jogger in % 8 6 4 2 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Monate Abb. 5: Relative Verteilung der Monatsummen Datengrundlage: Videobeobachtung 98 bis 99 der einzelen Nutzergruppen, Eine Darstellung der Wetterabhängigkeit der einzelnen Nutzergruppen erfolgte über Temperaturkategorien. Sehr deutlich geht aus Abbildung 6 die starke Temperaturabhängigkeit der Radfahrer hervor. Unter einer Tagesmitteltemperatur von 10°C ist der Anteil der Radfahrer sehr gering, bei hohen Temperaturen jedoch waren die Radfahrer sehr stark vertreten. Fußgänger und Jogger wurden hingegen erst von Temperaturen unter 0°C von einem Lobaubesuch abgehalten, ansonsten war die Besucherzahl dieser Nutzergruppen eine nahezu gleichbleibende. 45 40 35 30 25 Radfahrer in % 20 Fußgänger in % Jogger in % 15 10 5 0 < 0 °C 0 bis 5 5 bis 10 10 bis 15 15 bis 20 >20 °C Temperaturkategorien in °C Abb 6: Temperaturabhängigkeit der einzelnen Nutzergruppen, Datengrundlage: Wetterdaten der ZAMG, Daten der Videobeobachtung 98 bis 99 Neben der Abhängig der Nutzungsart von der Tagesmitteltemperatur wurde die Temperaturabhängigkeit der Besucher hinsichtlich der einzelnen Videostationen untersucht. Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau 350 350 350 175 175 175 0 <0 > 20 °C 0 Conti lager <0 0 > 20 °C <0 Sal tenstraße > 20 °C Uferhaus 350 175 0 <0 > 20 °C Mühlleiten 350 175 0 <0 > 20 °C Lausgrund 0 Abb. 7: 1 2 3 4 5 Kilometer Videostation Temperaturabhängigkeit des Lobaubesuches nach Datengrundlage: Videobeobachtung, Wetterdaten der ZAMG Videostationen, Sehr deutlich erkennbar ist die Temperaturunabhängigkeit der Besucher, die bei der Station Mühlleiten die Lobau betraten. Es waren laut Fragebogenauswertung vornehmlich Bewohner der Zonen 1 und 2, d.h. der näheren Umgebung. Darüber hinaus war der temperaturunabhängige Fußgängeranteil bei diesen Eingangssituationen sehr hoch. Bedingt durch den höheren Anteil an Erholungssuchenden aus weiter entfernteren Gebieten (Zone 3) verzeichneten die Stationen Saltenstraße, Uferhaus und Contilager bei höheren Temperaturen einen linearen Besucheranstieg mit dem Ansteigen der Temperatur, zurückzuführen ist dies auf die Zunahme des Radfahreranteils. Der Kurvenverlauf bei der Station Lausgrund ist nahezu über die Temperaturabhängigkeit der hier in überwiegender Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak Zahl auftretenden Radfahrer zu erklären. Bei Tagesmitteltemperaturen unter 10°C waren an der Station Lausgrund nahezu keine Personen anzutreffen. 4 Ergebnisse der Besucherstromanalyse Auf Basis der Zusammenführung der Ergebnisse der einzelnen Erfassungsmethoden konnte das „Persönlichkeitsprofil“ des typischen Lobaubesuchers skizziert werden. Weiters erfolgte eine Unterscheidung zwischen zwei Subtypen des Lobaubesuchers, dem Naherholungstyp und dem Wohnumfeldtyp. Die inhaltliche Differenzierung der beiden Subtypen soll hier aus zugsweise und stark verallgemeinert in nachfolgender Tabelle angeführt werden. Tab.1: Die Subtypen des Lobaubesuchers Kriterium Naherholungstyp Wohnumfeldtyp Einzugsbereich Lobauentfernte Siedlungsbereiche von Wien und Gde. GroßEnzersdorf Lobaunahe Siedlungsbereiche des 22. Wiener Gde.-Bz. und Gde. Groß-Enzersdorf Art der Anreise PKW, ÖV, Fahrrad Zu Fuß, Fahrrad Lobauzugänge Verkehrsmäßig gut erschlossene Zugänge Siedlungsnahe Zugänge Aktionsradius Gesamte Lobau Siedlungsnahe Bereiche Besuchshäufigkeit Seltener als einmal in der Woche Mindestens einmal in der Woche Regelmäßigkeit des Lobaubesuches Eher Unregelmäßig Regelmäßig Aufenthaltsdauer Über 2 Stunden Unter 2 Stunden Motive des Lobaubesuchs Natur- und Landschaftserleben Sport- und Erholungs aktivitäten Besuch anderer Erholungsgebiete Regelmäßig Sehr selten Für die Besucher jedenfalls ist die Lobau ein äußerst beliebtes Naherholungsgebiet, welches sich eines großen Stammpublikums erfreut. Gerade aber mit dem hohen Anteil an Naherholungssuchenden sind Managementmaßnahmen seitens der Nationalparkverwaltung gefordert, die sowohl den Bedürfnissen der Nutzer, als auch den Zielen eines Nationalparks entsprechen. Anhand der obigen Gegenüberstellung der Nutzertypen sowie anhand von Studien in Deutschland (Job 1991) läßt sich die Notwendigkeit eines nach Nutzertyp differenzierten Besuchermanagement ablesen. Besucherstromanalyse für den Wiener Bereich des Nationalpark Donau Auen – Lobau So ist beispielsweise das Stammgastverhalten zu berücksichtigen. Forschungsprojekte im Bayerischen Wald (Bibelriether 1984) zeigten, daß Stammgäste auf Besucherlenkungsmaßnahmen kaum reagieren. Bei Nutzergruppen, die selten oder aus entfernteren Gebieten kommen, sind hingegen Adaptierungen im Besucherverhalten aufgrund der Lenkungsmaßnahmen zu verzeichnen. 5 Ausblick Durch geänderte Eingangssituatio nen (bspw. über eine bessere Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz, durch den Ausbau von Parkplätzen oder durch zusätzliche Attraktionen) kann in weiterer Folge eine Modellierung der Besucherrouten auf Basis der Bewegungsrichtungen erfolgen. Diese Modellierung ist auch als Beitrag für Gestaltungsund Managementmaßnahmen beispielsweise für die projektierte räumlich-funktionelle Umgestaltung der Lobaueingänge zu sehen . Eine Verknüpfung vorhandener Daten mit Besuchermotivationen und mit demographischen Daten der Erholungssuchenden kann als Grundlage für eine Besucherstromanalyse mit Hilfe eines case-based reasoning Systems herangezogen werden (vgl. Higham, Holt & Kearsley 1996). Untersuchungen zur Erhebung der social capacitiy (vgl. Shelby & Heberlein 1986, Mannings, Lime & McMonagle 1992) im Nationalpark Donau-Auen sowie über sich ändernde Verhaltensweisen der Erholungssuchenden aufgrund hoher Besucherdichten (vgl. Kernan & Drogin 1992) sind geplant. 6 Literatur Arnberger, A., Ch. Brandenburg, P. Cerma k & B. Hinterberger (2000): Besucherstromanalyse für den Nationalpark Donau -Auen, Bereich Lobau. Institut für Freiraumgestaltung und Landschaftspflege, Universität für Bodenkultur, im Auftrag der Magistratsabteilung 49, Forstamt der Stadt Wien Forstverwaltung Lobau, Wien. Brandenburg, Ch., A. Muhar & R. Zemann (1996): Determinants of the Recreational Use of an Ecologically Sensitive Linear Park in an Urban Environment. In Book of Abstracts of the Sixth International Symposium on Society and Resource Management: Social Behavior, Natural Resources and the Environment, Pensylvania. Bibelriether, H. (1984): Nationalpark Bayerischer Wald – 14 Jahre Erholungsplanung, eine Zwischenbilanz, in: Garten und Landschaft 11/1984, Verlag Georg D.W. Callwey, München, S. 35-38. Forer, P., D. Simmons & G. Glen (1997): GIS and Tourism Planning. Workshop presented at the AURISA97, Chris -church. Higham, E.C., A. Holt & G.W. Kearsley (1996): Tourist Flow Reasoning: The Spatial Similarities of Tourist Movements. Presented at the 8. Colloquium of the Spatial Information Research Centre, University of Otago, NewZealand. Beate Hinterberger, Arne Arnberger, Christiane Brandenburg und Petra Cermak Job, H. (1991): Tourismus versus Naturschutz: “sanfte” Besucherlenkung in Naherholungsgebieten , Naturschutz und Landschaftsplanung 1/91, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, S. 28-34. Kernan, A. & E. Drogin (1992): The Effect of a Verbal Interpretive Message an Day User Impacts at Mount Rainier National Park. In Proceedings of the 1994 Northeastern Recreation Research Symposium, April 10-12, 1994, Saratoga Springs, New York, State Parks Management and Research Institut, Saratoga Springs, New York, pp. 127-132. Mannings, R.E., D.W. Lime & F. 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