Adelsfamilien der Region: Die Herren von Hopffgarten, Teil 1
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Adelsfamilien der Region: Die Herren von Hopffgarten, Teil 1
Adelsfamilien der Region: Die Herren von Hopffgarten, Teil 1 Die heute noch aktive Familie von Hopffgarten zählt zu den Uraltadelsfamilien, allerdings liegen ihre Wurzeln nicht in der Region um den Hainich und am Werratal, sondern die Familie sieht ihren Ursprung in der Burg Hopfgarten im Weimarer Land.1 Der Name geht wahrscheinlich auf die Bezeichnung für ein Stutengehege zurück und hat nichts mit den immer wieder wegen der Wappendarstellung der Familie falsch gedeuteten „Hopfengabeln" zu tun.2 Die Familientradition vermeldet einen Enrik von Hopffgarten für das Jahr 1140.3 Für das Jahr 1247 lassen sich tatsächlich Angehörige der Familie nachweisen.4 Mit Siffried von Hopffgarten beginnt dann um 1262 die eigentliche Familiengeschichte, die wohl mit dem kleinen Burgsitz in der Niederung der Gramme bei dem gleichnamigen Dorf seinen Anfang nahm.5 Von Beginn an scheinen die Herren von Hopffgarten Dienste der Landgrafen ausgeübt zu haben. So saß jener Siffried von Hopffgarten auch auf der landgräflichen Stammburg Schauenburg oberhalb von Friedrichroda, sicher als Burgvogt. In den Kämpfen des Landgrafen Albrecht des Entarteten mit seinen Söhnen Friedrich und Diezmann ergriffen die Ritter von Hopffgarten Partei für die Landgrafensöhne. Daher wurde ihre Stammburg in den folgenden militärischen Auseinandersetzungen im Jahre 1303 belagert und eingenommen. Über das genaue Schicksal der Familie ist nichts zu erfahren, sicher fiel sie zunächst in Ungnade.6 Sie sollen nach siebenwöchiger Belage-rung der Burg Hopfgarten durch Erfurter Söldner zusammen mit anderen 39 Rittern, die wegen Landfriedensbruch gefangen wurden, in Erfurt vor Gericht gestellt worden sein. Dabei leisteten sie Verzicht auf ihren früheren Besitz und kamen dadurch frei.7 Der Creuzburger Chronist Johannes Rothe schilderte in gewissem historischen Abstand in seiner 1419 verfassten „Thüringer Chronik“ die Vorgänge ähnlich, wonach die Ritter von Hopffgarten als Raubritter gefasst worden wären, stellt aber auch auf die Auseinander-setzungen zwischen den adligen Familien und dem Landgrafen ab. Sei es wie es war, die Ritter von Hopffgarten verloren im Jahre 1303 ihre Stammburg, die völlig zerstört wurde. Sie kehrten nicht in den Weimarer Raum zurück. Bereits Siffrid von Hopffgarten wird in den Familienberichten als Ritter des Heiligen Grabes bezeichnet. Damit legte er ein neues Betätigungsfeld für die Familie fest. Die Ritter von Hopffgarten zogen mehrfach auf Kreuzfahrt ins Heilige Land oder traten als Ritter des Rhodeser Ordens, des Malteserordens und des Ordens des Heiligen Grabes hervor.8 Albrecht von Hopffgarten, 1305 bis 1358 genannt, der Familienvater nach der Katastrophe von 1303, wurde als Ritter des Heiligen Grabes bekannt.9 1 Vgl. Brief von Hans Joachim von Hopffgarten an Frau Antje Vogt vom Mai 1999, Ortsarchiv Mihla. 2 Vgl. Ebenda. 3 Vgl. Adelshandbuch, 1900, Gothaischer genealogischer Hof-Kalender (Gotha), 1900, S. 431. 4 Vgl. Adelslexikon 1938, S. 268 5 Vgl. Ebenda sowie Mitteilung von Hans Joachim von Hopffgarten, a.a.O. 6 Vgl. Nachrichtenblatt des Verbandes Der sächsische Adel, 1998, S. 27. 7 Vgl. Ebenda. 8 Hans Joachim von Hopffgarten berichtet, dass drei Hopffgartens Ritter des Heiligen Grabes, drei weitere des Rhodeser Ordens und ein Ritter Mitglied des Malteser Ordens waren, vgl. Mitteilung a.a.O. 9 Vgl. Adelslexikon (Gotha), 1900, a.a.O., S. 268ff. Links das Wappen der Schlotheimer Linie der Familie von Hopffgarten, zwei aufwärts gekreuzte dreizinkige Streitgabeln in Silber an schwarzen Stielen auf gelbem Wappenschild. Der Helm mit schwarz-gelben Decken ist mit fünf schwarz-gelben Straußenfedern verziert. Das Mülverstedter Wappen, auch von der Haineck- Linie geführt, unterschied sich durch den schwarz-gelben gestulpten Spitzenhut. Angaben über die Wappen und Abbildungen von Hans- Joachim von Hopffgarten, Briefverkehr 1999 im Ortsarchiv Mihla. Neben oder nach dieser Konzentration auf Kreuzfahrten fassten die Hopffgartens schon sehr schnell wieder in Thüringen Fuß. Friedrich von Hopffgarten, von 1346 bis 1352 genannt, titulierte bereits wieder als „Landgräflicher Geheimer Rat“.10 Die Familie erreichte ihren Wiederaufstieg in Thüringen durch ihr Andienen beim Landgrafen. Auch Friedrichs Sohn Diedrich, im Jahre 1410 auf seiner neuen Burg Schlotheim verstorben, wirkte als Vize-Landrichter in Thüringen. Über Pfandrechte konnte Diedrich Ansprüche auf die Burg Schlotheim und die zugehörigen Besitzungen erwerben. Sein Sohn Friedrich, erneut als Ritter des Heiligen Grabes bezeichnet, erwarb dann den Besitz Schlotheim und gilt als Begründer der Schlotheimer Linie der Familie. Seine Heirat mit Katharina von Wangenheim und die damit entstehenden Beziehungen zu Westthüringen lenkten sein Interesse auch erstmals in die Hainichregion. Hier gelang es ihm, den Besitz des Dorfes Mülverstedt einschließlich der dortigen Wasserburg von den Erben der Uradelsfamilie von Mülverstedt käuflich zu erwerben. Als Friedrich im Jahre 1465 verstarb, waren beide Rittersitze fest in der Hand der Familie. Wappendarstellung der Mülverstedter und HaineckLinie der Familie von Hopffgarten im Siebmacher, nach: Johann Siebmacher (Begr.), Horst Appuhn (Hrsg.): Johann Siebmachers Wappenbuch von 1605, Auszüge im Museum Mihla. Für unsere Region wurde nun die sich alsbald entwickelnde Mülverstedter Linie von Bedeutung. Nicht zum einheimischen Uradel zählend war es ihr gelungen, Fuß zu fassen und mit ihren Besitzungen in Mülverstedt, zu denen bald auch die Güter in Craula und auf dem Ihlefeld und mit dem Erwerb der Burg Haineck oberhalb Nazzas auch die Dörfer Nazza, Hallungen, Ebenshausen, Lauterbach und Neukirchen hinzu kamen, zu den mächtigsten Adelsfamilien aufzusteigen. Als Begründer der Mülverstedter Linie, die sich im 18.Jahrhundert in zwei Äste mit mehreren Zweigen aufspaltete und von der sich im 15.Jahrhundert die neue Familienlinie der Herren auf 10 Vgl. Ebenda. Haineck abspaltete, gilt Diedrich von Hopffgarten, 1405 bis 1481.11 Von ihm und seinen Ehefrauen hat sich ein Grabdenkmal in der Mülverstedter Kirche, der Begräbniskirche der Familie, erhalten. Begründer der Schlotheimer Linie, die bis heute noch aktiv ist, wurde Diedrichs Bruder Peter von Hopffgarten. Er verstarb im Jahre 1476.12 Schon in der nächsten Generation dehnten die Herren von Hopffgarten ihren Einfluss auch auf den südlichen Hainichrand aus. Georg II., Geheimer Rat und Ritter des Malteser-ordens, konnte aufgrund verschiedener Aufgaben, die er im Interesse des Landesherren erfolgreich durchgeführt hatte, das Pfandrecht über die Burg Haineck bei Nazza erwerben. Mit diesen Rechten, die zehn Jahre später in eigenen Besitz umgewandelt wurden, verfügte Georg von Hopffgarten auch über die zum Burgbezirk zählenden Dörfer Nazza, Hallungen, Ebenshausen, Frankenroda, Craula, Lauterbach und Frankenroda.13 Mit einer Frau von Witzleben verheiratet und einen reichen Kindersegen erhaltend hielt sich Georg allerdings nur wenig auf seinem neuen Besitz auf. Als Ritter des Malteserordens war er wohl mehrfach auf Kriegszügen gegen tunesische Seeräuber. In einem Seegefecht vor Malta fand er im Jahre 1531 dann auch den Tod, wurde aber auf seinen ausdrücklichen Wunsch und auf Weisung des Großmeisters des Ordens nach Mülverstedt überführt, wo sein Epitaph noch heute zu sehen ist. Georgs Bruder Wilhelm, 1538 verstorben, übte meist die Herrschaft in Mülverstedt und auf der Haineck aus. Er erlebte den Aufstand seiner Bauern, die Erhebung des Bauernkrieges, die in den Dörfern am Hainich und vor allem im Werratal sehr heftig verlief. Zusammen mit anderen Adligen aus der Region fanden die Hopffgartens wohl auch Zuflucht auf der Creuzburg, ehe sie sich dann am Gegenschlag beteiligten. Im Sommer 1525 erhielten Georg und Wilhelm von Hopffgarten für ihr erlittenes Ungemach hohe Strafgeldzahlungen. Ihr Dorf Frankenroda war sogar der erste Ort, der zahlen musste.14 In den nachfolgenden Jahren kam es zur Trennung der Mülverstedter und der neuen Haineck-Linie. Georgs jüngster Sohn Christoph, verheiratet mit Elisabeth von Greußen, war der erste Hopffgarten, der ständig auf der Burg Haineck saß, aber wohl auch der letzte, der die schützenden Mauern der Burg nutzte. Er wurde allerdings noch nach seinem Tode mit seiner Gattin Elisabeth, geborene von Greußen, in der Mülverstedter Kirche beigesetzt, wo sich seine Grabplatte erhalten hat. Rainer Lämmerhirt 11 Vgl. Adelslexikon, 1900ff, S. 226f. Die Schlotheimer Linie teilte sich im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung ebenfalls in zwei Äste. Der erste Ast, der auf Volcmar von Hopffgarten (1588-1657)zurückgeht, erlosch mit dem Tode des Sondershäuser Kammerherren Bernhard Ernst von Hopffgarten im Jahre 1921. Der zweite Ast wurde von Kraft Ernst Melchior von Hopffgarten (1608-1681) begründet. Seine männlichen Vertreter brachten es in den Armeen der verschiedenen Mächte zu hohem Ansehen. Dieser Ast ist heute noch aktiv. Letzter bedeutender Vertreter war der 1915 geborene Generalleutnant der Bundeswehr Ernst Tilo Hans-Joachim von Hopffgarten, der als NatoKommandeur in Dänemark und durch seine Mitwirkung bei der Spiegelaffäre in den 60er Jahren bekannt wurde. 13 Der Kaufbrief von 1513 ist ausgestellt von Kurfürst Friedrich dem Weisen und Herzog Johann, in:Von Dachröden, Marie Sophie, Familiengeschichte der Herren von Hopffgarten, Handschrift 1761, Museum Mihla. 14 Vgl. Fuchs, W. P., Akten zur Geschichte des Bauernkrieges, a.a.O., Nr. 1477. 12