IFDL_WP_2005_05
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Economic Research Allianz Group Dresdner Bank Working Paper Nr.: 44, 3. Juni 2005 Autoren: Dr. Thomas Beyerle (DEGI Research) David F. Milleker (Group Economic Research) Christoph Partisch (Dresdner Bank Volkswirtschaft) _________________________________________________________________ Wohnimmobilienmarkt im Umbruch: eine Trendanalyse bis 2010 Inhalt 1 Einleitung 1 2 Megatrends Bevölkerungsverdichtung und Suburbanisierung 2 3 Politisches Umfeld begünstigt zunehmend den Bestandserhalt gegenüber der Bestandserweiterung 6 4 Immobilienangebot im Zuge der Hebung von stillen Reserven aus Unternehmensbilanzen und kommunaler Privatisierung 10 5 Individuelles Immobilieninvestment unter geänderten Rahmenbedingungen 11 1 Einleitung Der Markt für privatgenutzte Wohnimmobilien wird in den kommenden Jahren von einer Reihe unterschiedlicher Trends beeinflusst. Diese lassen sich grob untergliedern in: 1. sozioökonomische und kulturelle Veränderungen, die den Mechanismus der Preisbildung determinieren, 2. die demographische Entwicklung – hin zu einer zahlenmäßig verringerten, dabei aber räumlich verdichteten Bevölkerung, 3. die Reduzierung staatlicher Subventionen mit entsprechenden Auswirkungen sowohl auf die Wohnungsförderung als auch auf die Immobilienfinanzierung sowie 4. Veränderungen im Wohnraumangebot – primär verursacht durch die Abgabe von Wohnraum aus den Unternehmensbilanzen und Privatisierungen im kommunalen Bereich. Auf die wesentlichen Treiber der soziokulturellen Veränderungen gemäß Gliederungspunkt 1 – kleinere Lebensgemeinschaften, steigende Zahl von Rentnerhaushalten, größere räumliche und berufliche Mobilität – haben wir bereits in einer vorangegangenen Studie hingewiesen (Beyerle/Milleker: Die private Wohnimmobilie in 2030: Phönix aus der Asche?). Zentrale Erkenntnis dieser Studie: Auf mittlere Sicht lässt die seit Mitte der neunziger Jahre rückläufige Bauaktivität vor dem Hintergrund einer steigenden Zahl von Haushalten die preislichen Perspektiven für die privat genutzte Wohnimmobilie günstig erscheinen. Gleichzeitig dürfte aber auch die Volatilität zunehmen, u. a. bedingt durch höhere berufliche wie auch familiäre Mobilitätsanforderungen. Die hier vorliegende Studie konzentriert sich auf die drei anderen oben bereits genannten Trends (2 bis 4). Der Markt für Wohnimmobilien steht vor einem deutlichen Umbruch. Die politischen und finanzierungstechnischen Rahmenbedingungen dürften dafür sorgen, dass sich attraktive Bedingungen für den Immobilienerwerb herausbilden. Die Entwicklung verschiebt sich dabei vom Neubau hin zu Veränderungen im Altbestand. Der demographische Trend zu einer geringeren, dafür aber regional verdichteten Einwohnerzahl (Suburbanisierung) bedeutet freilich, dass der renditeorientierte Investor zukünftig viel stärker als bisher auf die Lageparameter des jeweiligen Objekts achten muss. Auf der anderen Seite werden voraussichtlich neue Formen der Beteiligung an Immobilienbesitz entstehen – u. a. mit der Folge, dass sich regionale Risikoprofile weitgehend ausgleichen lassen. Die weit reichenden Strukturveränderungen des Immobilienmarktes werden nach unserer Einschätzung insbesondere bei selbst genutzten Wohnimmobilien komplexere und über den Lebenszyklus flexiblere Abwägungsprozesse erforderlich machen. Einige Überlegungen hierzu bilden den Abschluss dieser Studie. 1 2 Megatrends Bevölkerungsverdichtung und Suburbanisierung Wenn in Deutschland über den – auch in den meisten anderen Industrieländern aktuellen – demographischen Wandel gesprochen wird, so bestimmen häufig die Parameter „Alterung“ und „Schrumpfung“ die Diskussion. Doch dieses Bild ist zu pauschal, um die Lebenswirklichkeit abzubilden. Richtig ist, dass sich auf Sicht der nächsten 20 Jahre die Altersstruktur verschieben wird, dabei steigt aber gleichzeitig die Zahl der Haushalte weiter an. Dieser Wandel dokumentiert nicht zuletzt, dass in unseren Gesellschaften der wirtschaftliche Fortschritt mit einer deutlichen Verlängerung der Lebenserwartung einhergeht. Eine grundsätzliche Problematisierung rückläufiger Bevölkerungszahlen ist somit – zumindest in dem hier erörterten Zusammenhang – fehl am Platze. Zahl der Haushalte in Millionen 45 40 35 30 25 20 15 10 bis 65 Jahre ab 65 Jahre 5 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mannheim Institute for the Economics of Aging Statistiken können Entwicklungen erkennbar machen, zugleich aber auch andere kaschieren. Dies gilt auch für regionale Bewertungsgrößen, die für den Immobilienmarkt von besonderer Bedeutung sind. Hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung bestehen schon zwischen den einzelnen Bundesländern erhebliche Unterschiede. Ein Faktor sind dabei inter- wie intraregionale Wanderungsbewegungen. In Deutschland findet nach wie vor eine ausgeprägte Ost-West-Abwanderung statt, während parallel dazu im gesamtdeutschen Maßstab eine positive Zuwanderung aus dem Ausland erfolgt (siehe Grafik Seite 3 „Wanderungsbewegungen in Deutschland 2003“). Wird hier auch nur die Entwicklung des Jahres 2003 dargestellt, so handelt sich doch um einen Trend, der schon seit mehreren Jahren anhält. Hinzu kommen, wenngleich bisher nur auf niedrigem Niveau zu beobachten, Bevölkerungsbewegungen über Staatsgrenzen hinweg unter Beibehaltung der Arbeit im Herkunftsland. Erste Beispiele sind Umzüge aus dem Aachener Raum in die Niederlande oder Belgien. Eine Rolle spielen dabei extreme Preisunterschiede für Bauland, welches im Ausland günstiger ist. Prognoserechnungen weisen auf ein Zukunftsszenario hin, in dem ein „Ausfransen“ der deutschen Bevölkerung an den nationalen Grenzen vorstellbar wird. 2 Wanderungsbewegungen in Deutschland 2003 Bayern Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Niedersachsen Schleswig-Holstein Rheinland-Pfalz Hamburg Hessen Bremen Saarland Brandenburg Berlin Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Thüringen Sachsen-Anhalt Zuwanderung aus dem Ausland: 142.645 -20.000 -10.000 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 Quelle: Statistisches Bundesamt Hinzu kommen erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Geburtenquote in den einzelnen Bundesländern. Hamburg liegt mit jährlich durchschnittlich 9,23 Lebendgeburten pro 1.000 Einwohnern an der Spitze der Bundesländer, während die neuen Bundesländer mit jährlich 7 Lebendgeburten je 1.000 Einwohnern das Schlusslicht bilden. Solch ein Unterschied mag zunächst unbedeutend erscheinen. Rechnet man aber die Zahlen über 50 Jahre hoch – bei gleicher Ausgangsbasis der Bevölkerung, gleicher Mortalitätsziffer (= Sterbefälle je 1.000 Einwohner) pro Jahr und unter Ausschluss von Abwanderungen – so ergibt sich daraus ein Unterschied in der Einwohnerzahl von 14 Prozentpunkten. Lebendgeburten je 1.000 Einwohner 2003 Hamburg Baden-Württemberg Bremen Bayern Niedersachsen Hessen Nordrhein-Westfalen Berlin Schleswig-Holstein Rheinland-Pfalz Saarland Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Thüringen Brandenburg Sachsen-Anhalt 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Quelle: Statistisches Bundesamt Eine Reihe jüngerer Studien hat die Heterogenität regionaler demographischer Entwicklungen thematisiert; darunter der Zukunftsatlas der Prognos AG, der Bericht „Deutschland 2020 – zur demographischen Lage der Nation“ des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung sowie ein Beitrag des Mannheim Institute on the Economics of Aging im Rahmen der Enquêtekommission 3 demographischer Wandel des hessischen Landtags (Börsch-Supan/Anette Reil-Held: Die ökonomischen Auswirkungen der Alterung in Hessen, Mannheim 2004). Alle drei Studien kommen zu dem gleichen Schluss: Es werden vor allem die „Speckgürtel“ der Großstädte sein, die in den nächsten Jahren weitere Bevölkerungszuwächse verzeichnen, während der ländliche Raum – insbesondere aufgrund von Wanderungsbewegungen – demographische Rückgänge zu verzeichnen haben wird. Damit würde sich ein Trend beschleunigt fortsetzen, der bereits seit Ende des zweiten Weltkriegs zu beobachten ist: Auf der einen Seite besteht unter dem Aspekt der Veränderung von Bevölkerungszahlen ein klarer Trend zur Konzentration in großen Agglomerationsräumen. Auf der anderen Seite wachsen die Großstädte in ihr Umland hinein. Ökonomisch gesehen gibt es dafür zwei Ursachen: Bedingt durch hohe Fixkosten der Infrastrukturausstattung führt eine steigende Bevölkerungsdichte zu sinkenden Pro-Kopf-Kosten für öffentliche Güter. Gleichzeitig sinkt bei gegebener Infrastrukturausstattung der individuelle Vorteil in etwa proportional mit der zunehmenden Nutzerzahl. Aufgrund dieser Wirkungsmechanismen ist eine gewisse Bevölkerungsdichte oft die notwendige Voraussetzung für Investitionen in öffentliche Güter (siehe etwa Julian Simon: Theory of Population and Economic Growth 1986). Dies erklärt den starken Trend zur Agglomeration, wie er etwa aus der nachfolgenden Grafik ersichtlich wird. Dem wirken aber auf der anderen Seite das inverse Verhältnis von individuellem Nutzen und der Gesamtnutzerzahl sowie das natürliche Streben nach Freiraum und Fläche entgegen. Nach wie vor ist das frei stehende Einfamilienhaus die unter den Deutschen beliebteste Wohnform. Die beiden entgegengesetzt wirkenden Kräfte führen zu einer Entwicklung, die sich als „Konzentration auf Abstand“ bezeichnen lässt. Das Ergebnis ist ein starker Trend zur Vorstadtbildung oder Suburbanisierung – in angelsächsischen Ländern als „Urban Sprawl“ bezeichnet. Alte Bundesländer: Einwohneranteile nach Gemeindegrößenklassen in Prozent 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1955 1965 1975 1985 1995 2001 Quelle: Statistisches Bundesamt über 200.000 2.000 bis 199.999 bis 1.999 4 Dem geschilderten Phänomen kommt im Umfeld bislang stabiler oder bereits sinkender Bevölkerungszahlen eine andere Bedeutung zu als bei einer entsprechenden Bevölkerungszunahme. Im erstgenannten Fall werden einige Regionen zukünftig nicht nur relativ, sondern auch in absoluten Zahlen gemessen Bevölkerungsrückgänge zu verkraften haben – mit der Folge steigender Infrastrukturkosten pro Kopf. Bezogen auf das Bundesland Hessen erscheint es durchaus vorstellbar, dass sich der Großraum Rhein-Main demographisch weiter deutlich verdichtet, während Nord- und Mittelhessen tendenziell ausdünnen. So gehen Börsch-Supan und Reil-Held unter Zugrundelegung von Berechnungen der Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen (FEH) davon aus, dass bis zum Jahr 2050 lediglich der Wetteraukreis (nördlich von Frankfurt) und die Stadt Offenbach (südöstlich von Frankfurt) gegenüber dem heutigen Niveau nennenswerte Bevölkerungszuwächse verzeichnen werden. Für den mittleren und nördlichen Teil Hessens wird dagegen ein ausgeprägter Bevölkerungsrückgang prognostiziert. Veränderungen in der Einwohnerdichte verlaufen vielfach deutlich dynamischer als Veränderungen hinsichtlich der Infrastruktur, des Immobilienbestands oder der Ausstattung von Immobilien. Auch deshalb kommen auf die Stadtentwicklungspolitik einerseits und den Immobilienmarkt andererseits besondere Herausforderungen zu. Wenn auch der Wohnraumbedarf pro Kopf weiter steigt, so wird diese Entwicklung die rückläufige Zahl an Nachfragern dennoch nur zum Teil kompensieren können. Deshalb dürften sich im Mittel die Perspektiven hinsichtlich der Preisentwicklung von Immobilien eher eintrüben. In den Agglomerationsräumen wie etwa Berlin, Hamburg, Rhein-Main und München sind dagegen weitere, teils deutliche Preissteigerungen zu erwarten – auch wenn die Preise für Immobilien in räumlicher Nähe zum Siedlungskern schon heute tendenziell gestiegen sind (siehe Kasten „Boden- und Immobilienwertermittlungs-Tool“). In den kommenden Jahren wird sich diese Tendenz weiter verstärken. Parallel dazu dürften sich die regionalen Divergenzen bei den Immobilienpreisen entwickeln. Regionen mit wachsender Bevölkerungszahl werden weiter überproportional steigende Preise verzeichnen, während Regionen mit schrumpfenden Bevölkerungsanteilen sogar mit der Gefahr fallender Preise konfrontiert sein dürften. Hinweise darauf, wie der einzelne Investor mit solch divergierenden Trends umgehen kann, werden unter Gliederungspunkt 5 erläutert. 5 Boden- und Immobilienwertermittlungs-Tool von Allianz und Dresdner Bank Wegen der skizzierten Verdichtungstendenzen kann es aus Sicht des Immobilienbesitzers bundesweit zu unerwarteten Wertsteigerungen oder -verlusten kommen. Sowohl für Besitzer als auch für Finanzdienstleister ist es daher von Interesse, die Immobilie von Zeit zu Zeit neu bewerten zu lassen. Hierfür bietet die Allianz Group in den Allianz Agenturen und Dresdner-BankFilialen ihren Kunden das hier vorgestellte, kostenlose Berechnungstool zur Bodenwertermittlung an. Der Immobilienwert ist stark von zentralen Parametern wie Lage, Grundstücksgröße, Gebäudetyp, Wohnfläche, Baujahr etc. abhängig. Vergleichszahlen sind hier in der Regel nur ausgesprochen schwer erhältlich – zumeist nur über die örtlichen Gutachterausschüsse, die ihre Daten jedoch in der Regel nicht in elektronischer Form zur Verfügung stellen. Allianz und Dresdner Bank beziehen von der Fa. F+B in Hamburg alle Bodenwerte für Deutschland (Preis pro m² Boden). Auf Basis dieser Daten wird mithilfe eigener Indikatoren (wie z. B. Lagedifferenzierung bis auf Straßenebene, gebäudetypische Herstellungskosten sowie weitere Regionalfaktoren) eine treffsichere, rechnerunterstützte Immobilienwertermittlung vorgenommen. Dieses Tool zur Immobilienwertberechnung steht bundesweit in den Allianz Agenturen und Dresdner-Bank-Filialen für Kundengespräche zur Verfügung. Die nachfolgende Tabelle stellt exemplarisch eine Reihe von Immobilienwerten auf Basis willkürlich gewählter Adressen im Einzugsgebiet von Frankfurt/Main dar. Basis ist ein 130 m² großes neues Reihenhaus mit 225 m² Grundstücksgröße inkl. einer Garage. Bodenwert/m² (Mittelwert) Immobilienwert in EUR in EUR Frankfurt Bockenheim 725 379.000 Frankfurt-Niederrad (Ost) 565 338.000 Eschborn 470 306.000 Neu-Isenburg 440 296.000 Bad Vilbel 370 272.000 Quelle: Immobilien-Check der Allianz Lebensversicherungs-AG 3 Politisches Umfeld begünstigt zunehmend den Bestandserhalt gegenüber der Bestandserweiterung Bau- und Immobilienwirtschaft sind seit jeher Bereiche, die stark auf Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen reagieren. Verschlechtern sie sich – insbesondere in steuerlicher Hinsicht – für den Wohnungsbau, sinkt auch die Zahl der Baugenehmigungen. Werden sie verbessert, 6 ist dagegen ein klares Anziehen der Bauaktivität zu registrieren. Ähnliches gilt auch für die gesamtwirtschaftlichen Zinszyklen. Zunehmend beeinflussen darüber hinaus so genannte Vorzieheffekte der Investoren bzw. Verbraucher den Markt: Ankündigungen wie die baldige Verschlechterung einer Rahmenbedingung sorgen im Vorfeld für eine kurzfristige, synthetische Marktbelebung, beispielsweise mit stabilisierender Wirkung auf die Preise. Exemplarisch sei hier an das Verhalten von Kapitalanlegern Mitte der neunziger Jahre erinnert: Die mehrmalige Reduktion der Sonder-AfA hat den Wohnimmobilienmärkten in den ostdeutschen Ländern ab 1994 immer wieder Dynamik verliehen, obwohl die Sättigungstendenzen quantitativ bereits erreicht waren. Auch die aktuelle Diskussion über die Abschaffung der Eigenheimzulage liefert ein Beispiel für die Wirkung von Vorzieheffekten. Entwicklung der Baugenehmigungen (Wohnbau und Nichtwohnbau) 350.000 Abschaffung der degressiven AfA Grunderwerbssteuersenkung BMF-Erlass gegen Bauherrenmodell 250.000 Wiedereinführung der degr. AfA 200.000 Maßnahmegesetz 2006 2004 2002 2000 1988 1986 1984 1982 1980 1978 1976 1974 1972 1970 0 1998 50.000 1996 100.000 1994 Anhebung des Anfangssatzes der degressiven AfA 1992 150.000 Senkung des AnfangsAnhebung des satzes der degr. AfA Senkung des AnAnfangssatzes der (Wohnungsbau) fangssatzes der degr. degressiven AfA AfA Senkung und reduzierte Streichung der Sonder-AfA Ei h i l ? Aufhebung der Sonder-AfA 50 %-ige Investitionszulage f. Sonder-AfA Mietwohnungsneubau bis 2000, f. Altbau bis 2004 1990 Baugenehmigungen 300.000 Quelle: Allianz Group Baugenehmigungen West Baugenehmigungen Ost Nach Angaben der Bundesregierung (BMF: Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen für die Jahre 2002 bis 2004) sind aus Bundesmitteln im Jahr 2004 insgesamt 6,4 Mrd. Euro zur Förderung des Wohnungswesens ausgegeben worden. Damit handelt es sich um den zweitgrößten Subventionsposten im Bundeshaushalt. Hinzu kommen noch die direkten und indirekten Förderungen seitens der Länder und Kommunen, etwa im Bereich des sozialen Wohnungsbaus oder der hälftigen Übernahme des Wohngeldes. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (Alfred Boss/Astrid Rosenschon [2002]: Subventionen in Deutschland: Quantifizierung und finanzpolitische Bewertung, Kieler Diskussionsbeiträge 392/393) beziffert somit die Gesamtförderung im Wohnungswesen für das Jahr 2001 auf insgesamt 22,2 Mrd. Euro. Nicht erst seit der inzwischen zum Dauerbrenner gewordenen Diskussion um die Senkung oder Streichung der Eigenheimzulage ist klar, dass die Wohnungspolitik sich auf einen deutlichen Richtungswechsel hinbewegt. Bereits seit den achtziger Jahren ist eine deutliche Verschiebung der 7 Förderung von Maßnahmen zur Bestandserweiterung hin zur Förderung von Bestandserhaltung und qualitativer Verbesserung zu verzeichnen. Dieser Trend, der mit der Abkehr vom Bauherrenmodell Anfang der achtziger Jahre begann, wurde nur im Zuge der Wiedervereinigung und der Sondermodelle für die neuen Bundesländer kurzzeitig unterbrochen. Die Mehrheitsmeinung unter Wohnungswissenschaftlern befürwortet gegenwärtig klar eine Fokussierung der Wohnungspolitik auf Wachstumskerne und eine Förderung im Bestand (siehe etwa Dankwart Guratzsch: Reform der Wohnungspolitik – Immobilienwirtschaft fordert mehr regionale Förderung im Bestand, Die Welt vom 18.4.2005). Realistischerweise sollte man daher davon auszugehen, dass die Eigenheimzulage in den nächsten Jahren durch ein anderes Instrument mit quantitativ geringerer finanzpolitischer Bedeutung und stärkerer Fokussierung auf den Bestand ersetzt wird. Damit würde die Politik freilich nichts anderes tun, als einen ohnehin bestehenden Trend nachzuvollziehen. Denn schon heute fließen rund zwei Drittel aller Investitionsmittel nicht mehr in die Bestandserweiterung, sondern in Bestandserhaltung und -verbesserung. Eine von vielen übersehene Tatsache ist freilich, dass die Diskussion um die Eigenheimzulage eigentlich nur ein Nebenschauplatz der Änderungen ist, die von politischer Seite in den nächsten Jahren auf den Wohnimmobilienmarkt zukommen werden. So plant das Bundesfinanzministerium etwa, die „Hebung“ von Immobilienreserven in Unternehmensbilanzen nur noch mit dem halben Steuersatz zu belasten. Dadurch werden bei den Unternehmen Anreize dafür geschaffen, durch Veräußerung ihrer Immobilienbestände zusätzliche Investitionsmittel zu erhalten. Betroffen sind davon nicht nur Gewerbe-, sondern eben auch Wohnimmobilien. Gleiches gilt für die Kommunen, die aufgrund der angespannten Kassenlage immer mehr dazu übergehen, Bestände aus dem sozialen Wohnungsbau zu veräußern. Das daraus resultierende Zusatzangebot an zur Veräußerung stehendem Wohnraum wird für sich genommen preisdämpfend auf den Wohnimmobilienmarkt wirken. Angesichts der im Bundesdurchschnitt seit mehreren Jahren stagnierenden Immobilienpreise wäre das keine gute Nachricht. Positiv ist daher zu werten, dass es verstärkt Überlegungen gibt, wie ein solcher Prozess möglichst marktschonend vonstatten gehen kann. Zweifelsfrei bedarf es dazu zusätzlicher, zumindest temporärer Nachfrage. Zu den in diesem Zusammenhang diskutierten Überlegungen zählt etwa die Einführung von Real Estate Investment Trusts (siehe Kasten) – eine Fondslösung, bei der die Wohnimmobilienportfolios zunächst „zwischengeparkt“ werden können. 8 Was sind Real Estate Investment Trusts (REITs)? Das Konzept der Real Estate Investment Trusts oder kurz REITs stammt aus den USA. Sie stellen eine Sonderform des klassischen Immobilienfonds dar. Zum einen sind REITs börsennotierte Immobilienfonds, sie sind also fungibler als traditionelle Anteile an geschlossenen oder offenen Fonds. Zum anderen unterliegen sie einer speziellen Form der Besteuerung. Während im Falle des klassischen Fonds sowohl auf der Ebene der Fondsgesellschaft als auch bei Ausschüttung von Gewinnen auf der Anteilseignerebene eine Besteuerung erfolgt, wird bei REITs nur noch auf der individuellen Ebene besteuert. Diese steuerliche Begünstigung durch das Entfallen der Steuerpflicht auf Gesellschaftsebene ist freilich daran geknüpft, dass die Gesellschaft ihre Gewinne fast vollständig ausschüttet. Die Idee, REITs auch in Deutschland einzuführen, wurde von der Initiative Finanzplatz Deutschland (IFD) aufgeworfen und wird derzeit von der Bundesregierung geprüft. Ein Knackpunkt aus politischer Sicht ist derzeit die Besteuerung von ausländischen Anteilseignern. Die europäische Rahmengesetzgebung fordert hier eindeutig, dass ausländische Anteilseigner steuerlich nicht schlechter als einheimische gestellt werden dürfen, was einen sehr niedrigen Steuersatz impliziert. Das aber ließe aus Sicht deutscher Investoren Umwegkonstruktionen über ausländische Gesellschaften attraktiv werden, sodass aus Sicht der Politik Schlupflöcher mit der Gefahr entsprechender Einnahmeausfälle zu befürchten wären. Aufgrund dieser Befürchtungen bleibt es gegenwärtig noch unklar, ob REITs tatsächlich im Jahr 2006 eingeführt werden (können). Neben der erhöhten Liquidität und Fungibilität des Marktes hätte die Einführung von REITs aber aus Sicht der IFD für die indirekte Immobilienanlage insbesondere den Vorteil, dass durch die steuerliche Begünstigung auch neue Schichten von Immobilieninvestoren erschlossen werden könnten, die in puncto Einkommensteuer nicht in der Nähe des Spitzensteuersatzes liegen. Genau das aber würde die marktschonende Überführung von Immobilienbesitz aus Unternehmensbilanzen in den freien Markt erleichtern. Die Grundidee ist dabei, dass Unternehmen und Kommunen ihre Liegenschaften zunächst in einen Fonds überführen. Der Fonds selber lässt sich dann an der Börse notieren, während die Mittel aus der Aktienemission dem Unternehmen bzw. der jeweiligen Kommune zufließen. Letztlich haben natürlich auch die Fonds das Bestreben, die Immobilien zu veräußern. Das unternehmerische Gewinnkalkül sorgt jedoch aus sich selbst heraus dafür, dass dies in einer möglichst marktschonenden Art und Weise – d. h. mit entsprechender zeitlicher Streckung – geschieht und nicht ein plötzliches Überangebot am Markt die Preise schlagartig in den Keller treibt. 9 4 Immobilienangebot im Zuge der Hebung von stillen Reserven aus Unternehmensbilanzen und kommunaler Privatisierung In Ansätzen läuft der Prozess der Überführung von Immobilienbeständen von Unternehmen und Kommunen bereits heute. Nach Angaben der Financial Times Deutschland (Miriam Beul: Immobilien: Ausgepresst wie eine Zitrone, FTD vom 31.3.2005) wechselten im vergangenen Jahr rund 300.000 Wohnobjekte aus kommunalem und unternehmerischem Besitz in den von OpportunityFunds und Private-Equity-Gesellschaften. Der gleiche Bericht verweist auch auf 230.000 weitere Objekte, die dieses Jahr zum Verkauf anstehen werden. Nach Schätzungen der Initiative Finanzplatz Deutschland halten die Kommunen derzeit noch Wohnimmobilien im Gesamtwert von 100 Mrd. Euro, von denen in den nächsten Jahren Objekte im Wert von rund 20 bis 30 Mrd. Euro veräußert werden dürften. Alternativ schätzt die Eurohypo, dass von den derzeit rund 9,8 Millionen Wohneinheiten, die sich gegenwärtig im Besitz gewerblicher oder kommunaler Eigentümer befinden, zwischen drei und vier Millionen den Besitzer wechseln könnten (Der Markt für Wohnungsportfolios kommt in Schwung, Börsen-Zeitung vom 15.12.2004). Unabhängig davon, ob Immobilien zukünftig verstärkt in Form von REITs in eigene Fonds überführt werden und die Mittelübertragung an den Altbesitzer durch entsprechende Emissionen am Aktienmarkt vorgenommen wird oder ob ein Kauf durch Private-Equity-Gesellschaften erfolgt: Investoren sollten sich vor Augen halten, dass es sich hier wie dort um ein Engagement auf Zeit handelt. Das Endziel der meisten Fonds dürfte im Wiederverkauf der Objekte liegen – entweder an die gegenwärtigen Mieter oder an andere Gesellschaften. Ein denkbares, wenngleich extremes und eher theoretisches Szenario ist, dass sich Deutschland im Zuge der zunehmenden Mobilitätsanforderungen der modernen Arbeitswelt zu einer reinen Mietergesellschaft entwickeln könnte. In dieser würde das Immobilienmanagement an Fondsgesellschaften übertragen, während die Bürger nur noch indirekte Formen des Immobilienbesitzes, etwa über Anteile an Fondsgesellschaften, halten. Ein konträres, ebenfalls denkbares Szenario wäre dagegen das „Wohnen auf Zeit“ im Eigenheim angelsächsischer Prägung (siehe Beyerle/Milleker: Die private Wohnimmobilie in 2030: Phönix aus der Asche?). Am wahrscheinlichsten ist allerdings eine Mischform beider Varianten. Sie hätte gegenüber dem Status quo in jedem Fall einen höheren Immobilienumschlag und auch eine größere preisliche Volatilität zur Folge – ergänzt um eine Kapitalbildung mit Immobilien, durch indirekte Anlageformen wie Fonds. Die Tatsache, dass in den nächsten Jahren viele Wohnobjekte den Besitzer wechseln werden, verbessert die Chancen, in naher Zukunft – ohne selbst zu bauen – günstig zu einem wunschgemäßen Eigenheim zu kommen. Dies dürfte außerdem durch den Wandel in der Finanzbranche selbst begünstigt werden, die ihre Produkte stärker als bisher auf Änderungen im Bestand konzentriert. Bei der Immobilienfinanzierung dürfte die Finanzbranche in den kommenden Jahren außerdem den Trend der angelsächsischen Marktliberalisierung aus den achtziger und neunziger Jahren nachvollziehen. Entsprechende Anstöße hatte es auch im Rahmen der Lissabon-Agenda der EU gegeben. 10 5 Individuelles Immobilieninvestment unter geänderten Rahmenbedingungen Das Investitionsverhalten deutscher Kapitalanleger hat sich und wird sich weiterhin wandeln. Das deutlich erweiterte Spektrum unterschiedlicher Kapitalanlagen hat dabei eine rege Diskussion entfacht – über die jeweiligen Vor- und Nachteile, insbesondere aber über die unterschiedlich hohen Renditeversprechungen. Verständlicherweise beeinflusst diese Entwicklung auch das allgemeine Investitionsverhalten in Immobilien. Überlegungen zur Rentabilität von Immobilien werden allerdings – wenn überhaupt – nur beim Kauf vermieteter Eigentumswohnungen angestellt. Die absolute Mehrheit von Eigentumserwerbern, die eine Immobilie persönlich nutzen, klammert den Renditeaspekt fast vollständig aus. Begründet wird dieses Verhalten damit, dass jede Immobilie letztlich ein Unikat sei, weshalb sich eine Renditeermittlung verbiete. Diese recht oberflächliche Wertebetrachtung sollte sich in den kommenden Jahren grundlegend ändern – im Interesse jedes einzelnen Käufers. Entsprechende Informationsdefizite hinsichtlich der Wertberechnung von Immobilien verringern die Investitionsbereitschaft in Immobilien beispielsweise stärker als dies in anderen Asset-Klassen der Fall ist. Um überhaupt in einen Wettbewerb mit anderen Anlageklassen treten zu können, müssen entsprechende Informationen zur Marktentwicklung vorliegen. Leider ist das nicht in einem ausreichenden Maße der Fall. Stattdessen erfolgt bei Immobilien während der Haltedauer in der Regel keine Marktwertermittlung – ihnen wird ja per se eine Wertstabilität zugeordnet. Dadurch weist die Wertentwicklung von Immobilien bisher auch nur vergleichsweise geringe Schwankungen auf. Objektspezifische Preisunterschiede kennzeichnen den Markt beispielsweise stärker als regionale. Der tatsächliche Anschaffungspreis ist vielfach die persönliche Benchmark des Meistbietenden – und nicht unbedingt der reale Wert. Einer der Gründe: Es gibt für Immobilien keinen marktdefinierten einheitlichen Bewertungsmaßstab wie man ihn z. B. vom Xetra-DAX kennt. Selbst wenn eine tagesaktuelle Wertfeststellung für eine Immobilie gemäß §194 BauGB „Verkehrswertermittlung“ vorgenommen werden könnte: Die zukünftige Wertentwicklung ließe sich hieraus nicht ableiten. Das Dienstleistungsverständnis der Branche wird sich in den kommenden Jahren folglich insbesondere an der qualifizierten Wertermittlung messen lassen müssen – erweitert um eine umfassende Beratung der Möglichkeiten zukünftiger Auf- und Abbewegungen an den regionalen Märkten. Dies unter anderem auch, weil es eine Tatsache ist, dass die Zahl der Transaktionen zukünftig steigen wird. Jede Immobilieninvestition erfordert die Berücksichtigung zahlreicher direkt und indirekt wirkender Faktoren, die erst in der Gesamtbetrachtung eine Beurteilung der Objekt-Rentabilität erlauben. Einige seien hier beispielhaft genannt: Zweifellos wichtige Beurteilungsfaktoren sind das aktuelle Zinsniveau, die allgemeine Teuerungsrate und die Erwartung der künftigen Mietentwicklung. Neben solche grundsätzlichen Parameter treten objektbezogene Kriterien wie Nutzungsmöglichkeiten, 11 Multifunktionalität, der bauliche und technische Zustand des Gebäudes, die Bonität der Mieter, die Gestaltung der Mietverträge sowie weitere harte und weiche Standortfaktoren. Ein weiterer Hemmschuh für Investitionen in Immobilien sind die aktuell geplanten bzw. schon umgesetzten steuerlichen Reglementierungen. Insbesondere die nicht enden wollende Diskussion um den Wegfall oder die Modifizierung einzelner Steuervorteile wirft ein eher negatives Bild auf die Immobilie als Kapitalanlage. Zu Unrecht: Zwar sind bereits erhebliche steuerliche Vergünstigungen (u. a. Sonder-AfA-Ost) gestrichen worden, andererseits ergeben sich jedoch durch den Wegfall marktverzerrender Steuervorteile nicht selten neue Chancen für den Investor – und damit berechtigte Hoffnungen auf einen langfristigen Wertzuwachs. Der grundsätzliche Charakter der Immobilienanlage als wertbeständiger, inflationssicherer und langfristiger Sachwert sollte dadurch wieder ins rechte Licht rücken. Für Wohnimmobilien gelten derzeit die Vorteile günstiger Zinsen sowie eines relativ niedrigen bzw. moderaten Kaufpreisniveaus. Vor dem Hintergrund eines ausreichenden Angebots und des wirtschaftlich angespannten Umfelds haben in Deutschland die Preise für Wohnimmobilien in den letzten Jahren nachgegeben. Mit Blick auf die kommenden Jahre ist dieser Rückgang allerdings differenziert zu betrachten – sowohl hinsichtlich des Teilmarktes und der Lage als auch der Ausstattung. Die nachlassende Wohnbautätigkeit wird zukünftig zu einer Angebotsverknappung führen, die gerade in den Verdichtungsräumen zu einem überproportionalen Preisanstieg führen könnte („Schweinezyklus“). Pro und Kontra der Wohnimmobilie als Kapitalanlage (Eigen- und Fremdnutzung) (Auswahl) Pro - günstige Zinsen moderates Kaufpreisniveau geringe Teuerungsrate langfristiger Wertzuwachs „Immobilienrente“ Kontra - Wegfall steuerlicher Vergünstigungen Mieterfreundliche Gesetzgebung Markttransparenz geringer als bei anderen Anlageklassen DEGI RESEARCH 2005 Zweifelsohne kann sich auch zukünftig die Investition in Wohnimmobilien rechnen – sowohl in Form einer Kapitalanlage als auch für die Eigennutzung. Hier einige der dabei zu berücksichtigenden Aspekte: • • • • • Allgemeine Analyse der Vor- und Nachteile der jeweiligen Investitionsregion. Beachtung der mikro- und makroräumlichen Standortfaktoren: u. a. gute Lage, z. B. ruhig und zentral. Berücksichtigung qualitativer Aspekte: u. a. Ausstattung, großzügige Raumaufteilung. Fachliche Überprüfung des baulichen und technischen Zustands des Objekts. Beachtung objektspezifischer Serviceangebote. 12 • • Gegebenenfalls Einschätzung der Hausgemeinschaft sowie der bisherigen Verwaltungsleistungen. Professionelles Timing hinsichtlich Konjunktur- und Revitalisierungszyklen, Zinssituation und Mitnahme von Steuervorteilen. In erster Linie bestimmen Art und Qualität der Objektnutzbarkeit den Immobilienwert. Selbstverständlich sind dabei auch die lokalen und regionalen Marktgegebenheiten zu berücksichtigen. Wie schon ausgeführt, sind eben nicht nur die „klassischen“ Unterschiede zwischen Standorten in den neuen und alten Bundesländern zu analysieren. Durch allgemeine Globalisierungstendenzen einerseits und die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft andererseits wird der Immobilienmarkt immer differenzierter, sodass sich gänzlich neue Nischenprodukte ergeben (u. a. Lofts, Nullenergiehäuser etc.). In jedem Falle sollte vor jeder entsprechenden Investitionsentscheidung fachliche Beratung eingeholt werden. Die Stellschrauben Einkommen und Steuern sind stets individuell, erweisen sich manches Mal als komplex und sollten fachlich überprüft werden. Auch die zunehmend in die Diskussion geratene Sicherheit der gesetzlichen Rente stärkt die klassische Position des Immobilienbesitzes als nachhaltiges Standbein der Altersvorsorge. Angebote zur privaten Altersvorsorge berücksichtigen noch zu selten Anlageformen in Immobilien. Dies, obwohl wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Immobilienrente mit zu den besten Altersvorsorgeinstrumenten gehört. Immobilienbesitzer verfügen mit zunehmendem Alter eindeutig über ein größeres Vermögen als Mieter. Da das wohnwirtschaftliche Immobilienanlagesegment stark durch lokale bzw. regionale Strukturen geprägt ist, spiegeln die jeweiligen Immobilienpreise nicht nur die klassischen Erstellungskosten wider, sondern sind zugleich Ausdruck der jeweiligen Bevölkerungsentwicklung, des regionalspezifischen Wirtschaftswachstums, der Kaufkraft sowie der Lage. Auch verfügen Stadtteile oder gar Stadtteilbereiche inzwischen über derart unterschiedliche Charaktere, dass bezüglich des Preisniveaus große Divergenzen vorliegen. Qualitativ hochwertige Immobilien in guten Lagen sind in der Regel wertstabiler. Insbesondere attraktive innerstädtische Lagen haben die Konjunkturzyklen des Immobilienmarktes immer am besten überstanden. Neben diesen vermeintlich objektiven Kriterien beeinflussen auch immer subjektive Komponenten den jeweiligen Immobilienwert. Über Immobilien kann schließlich jeder mitreden – jeder hat persönliche Wohnerfahrungen gesammelt und hat dementsprechend seine eigene Meinung. Kriterien wie „schön“ oder „gediegen“ sollten allerdings bei Investitionen nur im Falle der Eigennutzung mitentscheidend einfließen. Bei reinen Kapitalanlagen empfiehlt es sich, sachlichere Faktoren in den Mittelpunkt zu stellen. Während der größte Teil der politischen Forderung „Wohnraum schaffen für alle“ zumindest quantitativ umgesetzt ist, wirkt sich der qualitative Aspekt in immer höheren Einstiegswerten aus – ganz gemäß dem Motto: „Individualität hat eben ihren Preis.“ Da kann es kaum verwundern, dass als Immobilienerwerber zu Eigennutzungszwecken überdurchschnittlich oft Käufer jenseits des 45. und vor allem des 60. Lebensjahres auftreten. 13 Der Anleger sollte sich darüber im Klaren sein, dass letztlich nur gesunde wirtschaftliche Strukturen den lokalen Markt für Wohnimmobilien positiv prägen können. Ein finanzielles Engagement in Form einer vermieteten Eigentumswohnung sollte deshalb nur dort eingegangen werden, wo sich auch für die nächsten Jahrzehnte eine stabile Entwicklung prognostizieren lässt. Nicht durch Zufall sind Städte wie Hamburg, Frankfurt und München, aber auch Karlsruhe, Freiburg oder Dortmund für Investoren in Wohnungsbau und -bestand interessante Zielregionen. 14 Wohneigentum steht in stärkerem Wettbewerb KONSEQUENZ T R E N Eigentumsbildung hoher Anteil an D stagniert, Entscheidung Eigentumsbildung zu S für ein Mietverhältnis Eigennutzungszwecken geringe Bereitschaft zum Konsumverzicht Sicherheit Änderungen im familiären und sozia- M Altersvorsorge len Bereich O T I lange aus beruflicher Sicht Ausbildungszeiten Vermögens- V größere Planungs- bildung Mobilität sicherheit E 20 Jahre 30 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre Alter 1