Lernen will gelernt sein

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Lernen will gelernt sein
dein weg in studium und beruf
Ich will etwas
machen mit …
Sport
Handfeste Chancen:
Branchenreport
Bauwirtschaft
Juni 2013 | 37. Jahrgang | Heft 3
Was macht
eigentlich ein
Headhunter?
go
abi.de
Hirn-Doping mit Strategie
Lernen will
gelernt sein
abi.de
orientieren
im fokus
Nichts für Bewegungsmuffel
Lernen mit allen Sinnen
„Irgendwas mit Sport“ würden viele Abiturienten
gerne machen – sozusagen das Hobby zum Beruf.
Möglichkeiten gibt es viele. ���������������������������������������6
go
abi.de
dein weg in studium und beruf
Ich will etwas
machen mit …
Sport
Handfeste Chancen:
Branchenreport
Bauwirtschaft
Juni 2013 | 37. Jahrgang | Heft 3
Was macht
eigentlich ein
Headhunter?
go
abi.de
Hirn-Doping mit Strategie
Lernen will
gelernt sein
Büffeln mit System: Welche Lernformen und -typen
gibt es? Wie kann man sich Inhalte am besten
merken? Und welche Rolle spielt der Lernort?�������10
editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
z
ugegeben: Nicht alles, was man sich im Lauf der Schulzeit
an Unterrichtsstoff so aneignet, ist für das weitere Leben
unerlässlich. Ein erfolgreicher Maschinenbauer kann man
zweifellos auch werden, ohne zu wissen, wann der Dritte
Punische Krieg stattgefunden hat. Und wer sich für ein
Germanistikstudium entscheidet, wird sich vorerst nicht mehr so schnell
mit den Problemen der Stochastik konfrontiert sehen. Gelohnt hat sich das
Pauken von Jahreszahlen und Vokabeln, Formeln und Diagrammen in der Regel
dennoch; schließlich haben so die meisten bis zum Ende ihrer Schulkarriere
zumindest eines herausgefunden: wie sie selbst am besten lernen.
Das ist umso wichtiger, als mit dem Wechsel an die Hochschule auch in
Sachen Lernen ein neuer Abschnitt beginnt: Stoffmenge und -komplexität
nehmen zu, gleichzeitig muss man sich als Studierender selbst organisieren
und aufpassen, dass man – besonders im Anfangstrubel – den Anschluss nicht
verliert. Nicht zuletzt eröffnet sich eine neue Lehr-Vielfalt: Das Wissen wird
sowohl in klassischen Vorlesungen oder Seminaren vermittelt als auch in praxisorientierten Übungen, Laboreinheiten oder Exkursionen. Und als Lernorte
bieten sich neben dem eigenen Schreibtisch nun auch die Bibliothek oder der
Gemeinschaftsraum im Wohnheim an.
Daher kann es durchaus hilfreich sein, sich zum Übergang an die Hochschule mit dem Thema Lernen ein wenig intensiver auseinanderzusetzen und
verschiedene Lern­formen und -methoden auszuprobieren.
Unser Fokus gibt dir hierzu interessantes Hintergrundwissen, Tipps und
Beispiele an die Hand – und macht es dir hoffentlich etwas leichter, dich für
die nächste Lernrunde hinter deine Bücher zu klemmen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht dir die abi>> Redaktion!
2
abi>> 3 | 2013
I n h a lt
I orientieren I studium I ausbildung I beruf & karriere I interaktiv
abi.de
arbeitsmarkt
was macht ein …?
Stein auf Stein Karriere machen
Auf der Suche nach ihr
Die Bauwirtschaft brummt und sucht nach
Fachkräften – vor allem Bauingenieure und andere
„handfeste“ Kollegen sind gefragt. ���������������������� 22
orientieren
Nichts für Bewegungsmuffel
Fußball, Fahrrad, Fitnessstudio:
Sport finden viele toll. Wie wäre es,
das Hobby zum Beruf zu machen?�������6
im fokus
Lernen mit allen Sinnen
Menschen lernen auf unterschiedliche
Art und Weise, und mit der Zeit ent­
wickelt jeder gewisse Tricks, um sich
Stoff anzueignen. Dennoch lohnt es
sich, auch mal neue Lernformen
auszuprobieren.����������������������������������10
Der Headhunter Christian Böhnke hat sich
spezialisiert: Seine Agentur „Hunting her“ sucht
ausschließlich weibliche High-Potentials.���������� 26
Sprachwissenschaft“ und erzählt, wie
das Lernen in einem typisch geistes­
wissenschaftlichen Fach abläuft.�������18
Lernen nach Feierabend
Dina Hildebrandt macht an der Fernuni Hagen in Teilzeit ihren Master in
Wirtschaftswissenschaften. Lernen in
Eigenregie ist für sie kein Problem.����19
Lernen mit Maus und Tastatur
Webkonferenz statt Hörsaal: Das
Online-Studium Medieninformatik ist
genau das Richtige für Friedrich von
der Waydbrink.�����������������������������������20
Und wie lernst du so?
abi>> hat sich unter Studierenden
nach Lernstrategien und Tipps für
Erstsemester umgehört.��������������������21
Seminar, Vorlesung & Co.
Mit dem Übergang von der Schule an
die Hochschule nimmt auch die Anzahl
der Lernformen zu. abi>> gibt einen
Überblick.�������������������������������������������16
arbeitsmarkt
Zuhören und diskutieren
Elisabeth Gehlert studiert
„Anwendungs­orientierte Interkulturelle
Stein auf Stein Karriere machen
Die Bauwirtschaft boomt: Vor allem
Bauingenieure sowie Absolventen
abi>> 3 | 2013
anderer Fachrichtungen, die zupacken
können, werden gesucht.�������������������22
„Bauprojekte werden immer
komplizierter“
abi>> fragte Dr. Hans-Josef Krämer
vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie nach den Trends und Beschäftigungschancen in der Baubranche.���25
Was macht ein …?
Auf der Suche nach ihr
Christian Böhnke ist hauptberuflich auf
der Suche nach der perfekten Frau:
Er leitet eine Headhunting-Agentur,
die sich auf die Vermittlung weiblicher
Spitzenkräfte spezialisiert hat.�����������26
weitere rubriken
Editorial�����������������������������������������������2
News����������������������������������������������������4
Fun, Impressum�������������������������������27
Vorschau, Leseraktion��������������������28
3
news
Fotos: Martin Rehm
Foto: Walter Schmidt
News
Auszeichnung
Umfrage
Neuer Studiengang
Vier neue Technische
Hochschulen
Attraktive
Arbeitgeber 2013
Vier bayerische Hochschulen
haben sich beim Wettbewerb
um den Titel „Technische
Hochschule“ durchgesetzt.
Das Karriereportal
„Berufsstart.de“ hat in einer
Studierendenumfrage die beliebtesten Arbeitgeber 2013 gekürt.
Master in
Wirtschaftsinformatik
In der zweiten und letzten Runde des
landesweiten Wettbewerbs um den Titel
„Technische Hochschule“ setzten sich
die OHM Hochschule Nürnberg, die
Hochschule Deggendorf, die Hochschule
Ingolstadt sowie die Kooperation der
Hochschulen Regensburg/AmbergWeiden durch.
Die Bewerbungen wurden von drei
externen Wissenschaftlern begutachtet,
die ihre Empfehlungen an das bayerische Kabinett weitergaben. Die wichtigsten Kriterien, nach denen die neuen
Technischen Hochschulen ausgewählt
wurden, waren das Fächerspektrum,
die Leistungsfähigkeit in den technischen Fächern, die Kooperationen mit
anderen Hochschulen, Wissenschaftseinrichtungen und der Wirtschaft, die
Drittmittelstärke der Hochschule und
ein Entwicklungskonzept, das die neue
Bezeichnung präzisiert.
Der Freistaat Bayern unterstützt die
Maßnahmen der neuen Technischen
Hochschulen finanziell.
>>mehr Infos:
www.hochschule-bayern.de/positionen/
neuigkeiten
4
Die Umfrage „Attraktive Arbeitgeber“
richtet sich hauptsächlich an Studierende der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften im Alter von 18 bis 25
Jahren. Sie wurden unter anderem nach
ihren persönlichen drei Arbeitgeber­
favoriten befragt. Wie im vergangenen
Jahr liegen vor allem Unternehmen aus
der Automobilbranche auf den vorderen
Plätzen: Dieses Jahr teilen sich Bosch
und BMW mit gleicher Stimmenanzahl
Platz 1, gefolgt von AUDI, Volkswagen
und Daimler.
In der Studie wurden außerdem
die attraktivsten Eigenschaften eines
Unternehmens erfragt. Laut Angabe
der Studierenden gelten vor allem
Weiterbildungs- und Aufstiegschancen,
sowie Image, Branche, Bezahlung und
Jobsicherheit als wichtigste Kriterien.
Deutlich wurde zudem, dass die Befragten wissen, dass von ihnen Flexibilität
und Mobilität gefordert werden: Über
die Hälfte der Befragten orientiert sich
bei der Jobsuche bundesweit.
>>mehr Infos:
www.berufsstart.de/klaus-resch-­
verlag/2013/
abi>> 3 | 2013
Die Fachhochschule Münster
bietet zum Wintersemester
2013/14 den Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik an.
Die Anmeldung ist ab sofort
möglich.
Studieninhalte sind unter anderem
„Scientific Computing“, „Mobile Engineering“, „Model Driven Development“
und „E-Services“. Voraussetzung für
die Bewerbung ist ein erfolgreicher
Abschluss in den Studiengängen
Wirtschaftsinformatik, Informatik oder
Betriebswirtschaft mit einer Note von
mindestens 2,5.
Die vier Semester sind eingeteilt in
die Vertiefungsstufe (erstes und zweites
Semester) sowie das Forschungs- und
Entwicklungsprojekt (drittes Semester).
Das vierte Semester gilt der Master­thesis und dem Kolloquium. Als
Abschluss erhalten Studierende dann
den Titel „Master of Science“.
Die Anmeldung ist online auf der
Webseite der FH Münster möglich.
Weitere Zulassungsvoraussetzungen
sind ebenfalls dort zu finden.
>>mehr Infos:
www.fh-muenster.de/wirtschaftsinformatik/studieninteressierte/master/
News
Info-Wochen der
Universität Bielefeld
Stellen­suche
2.0: Die
JobbörsenApp der
Bundesagentur für
Arbeit macht’s
möglich.
Foto: WillmyCC Studios
Jobbörse
Per App
zum
neuen Job
Mit der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit können
Job­suchende eine Stelle oder einen Ausbildungsplatz
finden. Neben der Browserversion, die auch für mobile
Endgeräte optimiert wurde, gibt es jetzt
auch eine kostenlose Smartphone-App.
>>download
Jobbörsen-App
im PlayStore
(Android):
bei iTunes
(Apple):
Wie von der Browserversion gewohnt, können
Nutzer der Jobbörsen-App schnell und einfach
nach aktuellen Stellenangeboten ­recherchieren.
Auch ohne Registrierung liefert die App Ergebnisse zu Arbeitsplätzen, Ausbildungsstellen,
Praktika, Traineeships, Künstler-Engagements
oder selbstständigen Tätigkeiten.
Die gefundenen Angebote können die User
mithilfe der App an Freunde und Bekannte
oder an die eigene E-Mail-Adresse weiterleiten.
Zudem können sie sich aktuelle Stellenangebote
in einer Schnellansicht anzeigen lassen, und die
Ergebnisse der letzten Suche werden gespeichert, sodass darauf schnell erneut zugegriffen
werden kann.
Die kostenlose App der Jobbörse gibt es
sowohl für Android-Geräte (im Google PlayStore)
als auch für das iPhone (im App-Store).
abi>> 3 | 2013
Die Universität Bielefeld veranstaltet ein zweiwöchiges, täglich wechselndes Programm,
um Studieninteressierten die Studienorientierung zu erleichtern. Wie funktioniert ein
Studium überhaupt und was ist das passende
Studienfach für mich? Diese Fragen und
viele mehr will die Universität Bielefeld den
Besuchern bei den Info-Wochen beantworten.
Jeden Tag werden dabei einige der insgesamt
30 Bachelorstudiengänge vorgestellt.
Studieninteressierte haben außerdem
die Möglichkeit, sich Vorträge der Studien­
beratung anzuhören, Gespräche mit Studierenden zu führen, Schnuppervorlesungen zu
besuchen oder eine Campusführung mitzu­
machen. Zusätzlich kann man sich noch Tipps
rund um das Studium wie beispielsweise zur
Bewerbung, Einschreibung oder zur Studien­
finanzierung holen.
Das genaue Programm der Veranstaltung
kann man auf der Internetseite der Uni­ver­
sität Bielefeld einsehen.
>>mehr Infos: www.uni-bielefeld.de
21 . b i s 2 6 . J u l i 2 013
in Dortmund
Zelten auf dem Campus
der TU Dortmund
Eine Woche auf dem Dortmunder Campus
­zelten, dabei an einem spannenden Projekt
teilnehmen und nebenbei einen Einblick in ein
ingenieurwissenschaftliches Studium bekommen? Die Technische Universität Dortmund
bietet genau das vom 21. bis 26. Juli 2013 für
Schülerinnen und Schüler der Oberstufe an.
Während der Projektwoche treffen die
Schülerinnen und Schüler auf Studierende,
wissenschaftliche Mitarbeiter und berufs­
tätige Ingenieure und können an einem
abwechslungsreichen Rahmenprogramm teilnehmen: Freizeitangebote wie eine CampusRallye, Sportangebote, Musik und Feten
stehen für die Teilnehmer auf dem Programm.
Die gesamte Woche kostet inklusive
Verpflegung 100 Euro pro Person. Die Teil­
nehmerzahl ist begrenzt, eine Anmeldung ist
über die Homepage möglich.
>>mehr Infos: www.do-camp-ing.de
V E R A N S T A L T U N G E N
1 . b i s 12 . J u l i
in Bielefeld
5
Orientieren
Ich will was machen mit Sport
Nichts für Bewegungsmuffel
Wer liebend gerne Fußball spielt, Ski fährt, klettert, im Urlaub wandert oder auch
Sport­ereignisse mit Leidenschaft in den Medien verfolgt, der hat nicht selten auch im
Foto: adidas
­Berufsleben Lust, einer Tätigkeit mit oder rund um Sport nachzugehen.
Foto: Privat
i
„Wer ein Studium der
Sportwissenschaft
aufnimmt, hat die
Möglichkeit, im Laufe
des Studiums Schwerpunkte zu setzen und
bestimmte Bereiche für
sich zu erschließen.“
6
m Bereich Sport kennen die meisten
Abiturienten nur den Beruf des Sportlehrers. Dabei gibt es hier eine Vielzahl unterschiedlicher Berufsbilder,
zu denen auch Themenkomplexe wie
Gesundheit, Ernährung, Management oder Kommunikation gehören“, erklärt Petra Schneider, Berufsberaterin im Team akademische Berufe bei der
Agentur für Arbeit Köln. „Wer sich für den Bereich
Sport interessiert, sollte zunächst überlegen, ob
er einen Beruf sucht, in dem er sportlich aktiv ist,
oder einen Beruf, in dem er mit Sport zu tun hat.“
Wer auch während der Arbeit in Bewegung sein und
sich sportlich betätigen will, für den kommen zum
Beispiel Berufe wie Sportlehrer, Sportpädagoge
oder Physiotherapeut infrage. Wer sich mit Sport
als Thema befassen möchte, für den können Berufsbilder wie Sportwissenschaftler, Sportmanager
oder Sport- und Fitnesskaufmann interessant sein.
abi>> 3 | 2013
Sport: Studium und Ausbildung
Gibt man in der Studiengangsuche des Hochschulkompasses den Begriff „Sport“ ein, erhält
man rund 260 Treffer an grundständigen Studiengängen. Die meisten Angebote sind im Bereich
Sport auf Lehramt zu finden. „Sportlehrer unterrichten an allgemeinbildenden und beruflichen
Schulen. Neben Sport schreibt man sich für ein
weiteres Fach ein, zusätzlich besucht man während des gesamten Studiums Lehrveranstaltungen der Pädagogik“, erklärt Petra Schneider.
Häufig vertreten sind auch Studiengänge im
Bereich Sportwissenschaft. „Wer ein Studium
der Sportwissenschaft aufnimmt, legt sich in der
Regel nicht gleich zu Beginn fest, sondern hat die
Möglichkeit, im Laufe des Studiums Schwerpunkte zu setzen und bestimmte Bereiche für sich
zu erschließen“, zeigt die Berufsberaterin auf.
Foto: Tilman Weishart
Orientieren
Grundsatzentscheidung: Will ich in meinem späteren Beruf selbst aktiv Sport treiben – oder mich mit Sport beschäftigen?
Je nach Schwerpunktsetzung können die Absolventen in den Feldern Sportunterricht und
-training, Gesundheitsberatung, -förderung und
-management, Pädagogik, Therapie und Reha­
bilitation, Sport- und Veranstaltungsmanagement
oder Sportmarketing arbeiten.
Wer sich von vornherein auf ein bestimmtes
Themenfeld festlegen möchte, kann auch spezifischere grundständige Studiengänge wie „Sporttherapie und Prävention“, Gesundheitsförderung,
Sportmanagement oder Sportjournalismus wählen. Allerdings ist die Zahl der Angebote hier eher
begrenzt. Eine gute Anlaufstelle für Sportbegeisterte sämtlicher Themenfelder ist die Deutsche
Sporthochschule (DSHS) in Köln, eine der größten
Sporthochschulen weltweit und die einzige deutsche Sportuniversität. Hier werden ausschließlich
Studiengänge aus dem Bereich Sport angeboten;
jeder hat einen anderen Schwerpunkt. >>
Akademische Berufe
mit Sport
• Sportwissenschaftler/in
• Sportlehrer/in
• Sporttherapeut/in
• Sportpädagoge/-pädagogin
• Sportmanager/in
• Sportökonom/in
• Sportjournalist/in
• Sportingenieur/in
• Sportarzt/-ärztin (Weiterbildung)
Mehr Infos zu den einzelnen Berufen
im BERUFENET unter:
www.berufenet.arbeitsagentur.de
abi>> 3 | 2013
7
Foto: Tilman Weishart
Orientieren
Plan B: Auch Profi-Sportler sollten sich rechtzeitig Gedanken über ein zweites berufliches Standbein machen.
Im Ausbildungsbereich können sich Abiturienten
für duale Ausbildungsberufe wie Sport- und Fitnesskaufmann oder Sportfachmann entscheiden.
Unter den schulischen Ausbildungen sind etwa
der Sportassistent, der Physiotherapeut und der
Gymnastiklehrer zu finden.
Berufliche Einsatzfelder
rund um den Sport
Meist erlebt Petra Schneider, dass Ratsuchende, die etwas mit Sport machen wollen, weniger
bestimmte Ausbildungswege und Berufe im Kopf
haben, sondern berufliche Einsatzfelder, die sie
interessieren. „Entsprechend zeige ich auf, welche Zugangsmöglichkeiten es gibt“, erklärt sie.
Im Bereich Gesundheit, Prävention, Therapie
und Rehabilitation geht es um das Erstellen individueller Bewegungskonzepte und um die Beratung
sowie Betreuung bestimmter Zielgruppen wie
zum Beispiel Kinder, Senioren oder Menschen mit
Gewichtsproblemen. Hier kommen außer Sportwissenschaftlern etwa auch Sportpädagogen,
Sport- und Physiotherapeuten oder Gymnastik­
lehrer zum Zuge. Geht es spezieller in Richtung
Ernährung, sind beispielsweise Ernährungs- und
Fitnessberater mit abgeschlossenem Studium
in Gesundheitsförderung, Ernährungswissenschaft oder Ökotrophologie gefragt.
Wer in den Bereich Freizeit, Tourismus und Erlebnissport gehen will, sollte Spaß daran haben,
verschiedene Sportarten zu vermitteln. Manch
einer in diesem Bereich entwickelt später Animationsprogramme, andere planen Funsport-Events
oder organisieren Sportturniere für Unternehmen, wieder andere konzipieren Sportstätten wie
zum Beispiel Hochseilgärten. Fachleute, die hier
gesucht werden, sind etwa Sportwissenschaftler,
Sportmanager, Erlebnispädagogen oder Eventmanager mit dem Schwerpunkt Sport.
Wer sich konkret für organisatorische und
betriebswirtschaftliche Aufgaben in der Sportbranche interessiert und die Trainingshose gegen einen Anzug tauschen will, für den könnten
Studiengänge im Bereich Sportmanagement und
Sportökonomie das Richtige sein. Sportmanager
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und auch -ökonomen übernehmen etwa Aufgaben im Vereinsmanagement, im Sponsoring, aber
auch in Marketing und Vertrieb, im Personal­
management oder in der Öffentlichkeitsarbeit.
Arbeit­geber können Sportverbände, -vereine und
-veranstalter sein, aber auch etwa Sportartikelhersteller. Ebenso bieten betriebswirtschaftliche
Studiengänge mit einem Schwerpunkt im Bereich
Sportmanagement oder Ausbildungsberufe wie
Sport- und Fitnesskaufmann Zugangswege in
diesen Bereich.
In den Sportjournalismus wiederum führen neben dem Studiengang Sportjournalismus an der
DSHS vor allem geisteswissenschaftliche und
speziell auf den Journalismus zugeschnittene Studiengänge. „Wer als Sportredakteur oder Sportmoderator arbeiten möchte, braucht neben dem
Journalismus oder Kommunikationsprofil auch
Kenntnis des Sportfachbereiches. So spielen während des Studiums beispielsweise auch Sportgeschichte, Recht oder das Sportregelwerk diverser
Sportarten eine Rolle“, führt Petra Schneider an.
Wichtig ist es, am besten schon während des Studiums in Praktika oder als freier Mitarbeiter die
journalistische Praxis kennenzulernen.
Voraussetzungen für ein Sportstudium
„Entscheidet man sich für ein Sportstudium, ist
in der Regel eine sportpraktische Eignungsprüfung zu bestehen, bei der man seine körperliche
Fitness unter Beweis stellen muss“, macht Petra
Schneider klar. Das gilt in der Regel sowohl für
Sport auf Lehramt und Sportwissenschaft als
zum Teil auch für Studiengänge im Bereich Sporttherapie oder Sportmanagement. „Manchmal ist
auch eine ärztliche Bescheinigung über die gesundheitliche Eignung vorzulegen.“
Besonders berüchtigt ist die Prüfung an der
Deutschen Sporthochschule Köln, bei der die
Teilnehmer an nur einem Tag in 19 von 20 Einzelleistungen wie Leichtathletik, Schwimmen,
verschiedenen Mannschaftssportarten und
Rückschlagspielen bestehen müssen. Die Durchfallquote liegt häufig über 50 Prozent. „Auf keinen Fall sollte man hier nach dem Motto antreten
Foto: Tilman Weishart
Orientieren
‚Ich bin sportlich und geh da mal hin‘“, warnt die
Berufsberaterin. „Zwar kann die Sporteignungsprüfung beliebig oft wiederholt werden, dennoch
sollte man sich gezielt darauf vorbereiten.“ Sportvereine beispielsweise bieten spezielle Trainings
an, auch manche Sportlehrer bereiten auf Nachfrage im Unterricht darauf vor.
Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv
Klappt es dann schließlich mit einem Sportstudium oder einer Ausbildung im Bereich Sport, so
stimmen auch die Arbeitsmarktchancen verhalten optimistisch „Der Arbeitsmarkt im Bereich
Sport hat sich in den vergangenen Jahren positiv
entwickelt“, sagt Ralf Beckmann, Arbeitsmarktexperte der Bundesagentur für Arbeit. Bei den
Sportlehrern, Trainern, Sportmanagern oder
Sport- und Fitnesskaufleuten ist die Zahl der
Arbeitslosen 2012 um fünf Prozent auf 4.600
gesunken, gleichzeitig stieg die Zahl der sozial­
versicherungspflichtig Beschäftigten um vier
Prozent auf rund 75.000 Arbeitnehmer. „Zudem
wirkt sich das Wachstum des Gesundheits­
sektors positiv auf den Arbeitsmarkt der Physiotherapeuten aus“, erklärt Ralf Beckmann. In den
letzten zehn Jahren ist die Zahl der sozialver­
sicherungspflichtig beschäftigten Therapeuten
um ganze 45 Prozent auf 178.000 angewachsen;
die Zahl der Arbeitslosen sank 2012 im Vorjahresvergleich um zehn Prozent auf 4.600.
3200 freie Stellen für Physiotherapeuten wurden der Bundesagentur für Arbeit 2012 gemeldet – ein Plus gegenüber dem Vorjahr. Auch bei
den Sportberufen stieg die Zahl der gemeldeten Stellen um sieben Prozent. „Mit 600 Stellenangeboten war deren Zahl allerdings relativ
klein im Vergleich zu den Arbeitslosen. Trotz
der positiven Entwicklung ist es für Bewerber
also nicht unbedingt leicht, eine sozialversicherungspflichtige Anstellung zu finden“, sagt der
Arbeitsmarkt­experte.
Bewegung in die richtige Richtung: Der Arbeitsmarkt im Bereich Sport
hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt.
Traumberuf Profisportler?
Manche Abiturienten träumen noch von etwas
anderem: einer Karriere als berühmter Fußballspieler oder Leichtathlet. „Was die jungen Leute
nicht bedenken: Hierbei handelt es sich um einen
Berufsweg, der kaum planbar ist und für den die
Weichen in der Regel in frühester Kindheit gestellt
werden“, sagt Petra Schneider. Was zunächst toll
klingt, bringt auch einen hohen Leistungsdruck
mit sich. Man braucht eine hohe Frustrationstoleranz, um mit Niederlagen klarzukommen und bei
einer Verletzung kann die Sportlerkarriere vom
einen auf den anderen Tag beendet sein. „Darum
müssen auch Profisportler für die Zeit danach
vorsorgen und sind gut beraten, einen Schulabschluss zu machen und eine Ausbildung oder ein
Studium anzuschließen, was auch berufsbegleitend möglich ist.“ <<
Ausbildungsberufe
mit Sport
• Sport- und Fitnesskaufmann/-frau
• Sportassistent/in
• Sportfachmann/-frau
• Physiotherapeut/in
• Fachwirt/in im Gesundheits- und
­Sozialwesen (Weiterbildung)
Mehr Infos zu den einzelnen Berufen
im BERUFENET unter:
www.berufenet.arbeitsagentur.de
abi>> 3 | 2013
9
Im Fokus
So lerne ich richtig: Lerntypen und -formen
Lernen mit allen Sinnen
Seminare, Vorlesungen und Laborpraktika, Präsenz- oder Onlinestudiengänge – mit dem
Übergang an die Hochschule eröffnen sich neue Formen des Lernens. Hilfreich für den
Studienerfolg ist es, die eigenen Vorlieben genau zu kennen. Manchmal lohnt es sich aber
Foto: Martin Rehm
auch, beim Lernen neue Wege auszuprobieren, um den für sich besten zu finden.
m
enschen lernen auf unterschiedliche Art
und Weise. Gerade im Studium sind viele
Lernwege möglich. Beispiel 1: Johann
Töpfer kommt mit dem Stoff besonders gut klar, wenn Lernen mit prak­
tischen Erfahrungen verbunden ist. Der 25-Jährige studiert an
der Freien Universität Berlin im vierten Semester Pharmazie.
„Wir unternehmen beispielsweise Exkursionen in den Bota­
nischen Garten, um Pflanzen zu bestimmen“, berichtet er.
10
Wissen, das er sich auf diese Weise aneignet, behält er
besonders gut im Gedächtnis. Johann Töpfer würde sich am
ehesten dem visuellen Lerntyp zuordnen. „Lernstoff kann ich
mir auch dann gut merken, wenn er zum Beispiel mit Diagrammen oder Zeichnungen illustriert wird“, sagt er.
Ganz anders Beispiel 2: Markus Meurer, der an der RWTH
Aachen im neunten Semester Maschinenbau studiert, bereitet sich unter anderem auf Klausuren vor, in denen er seine
Kenntnisse über die Funktionsweise von Maschinen oder
abi>> 3 | 2013
Foto: Martina Striegl
Im Fokus
Öfter mal was Neues: Es lohnt sich, immer wieder Alternativen zum bislang verfolgten Lernweg auszuprobieren.
Fertigungsverfahren ­darlegen muss. „Meist eigne ich mir
den Stoff an, indem ich das Wissen für mich selbst schriftlich
zusammenfasse“, sagt der 25-Jährige.
Wie Menschen lernen, interessiert auch die Wissenschaft.
Dabei unterscheidet die Lernpsychologie vier Lerntypen:
den visuellen (Lernen über die Betrachtung von Bildern, MindMaps, Zeichnungen etc.), den auditiven (Gehörtes wird leicht
aufgenommen und behalten), den haptisch-motorischen
(Lernen funktioniert am besten, wenn es mit Handlung und
Bewegung verbunden ist) und den kommunikativen Lerntyp (Diskussionen und Austausch mit anderen sind gut für
den Lernvorgang). Doch in der Regel lassen sich Menschen
nicht nur einem Typ zuordnen. „Das Lerntypen-Konstrukt ist
umstritten“, erklärt Brigitte Reysen-Kostudis, die an der Zen­
tral­einrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung
der Freien Universität Berlin arbeitet. „Denn unterschiedliche
Lernpräferenzen lassen sich nicht eindeutig voneinander abgrenzen. Der kommunikative Lerntyp muss zum Beispiel auch
gut zuhören, da diese Fähigkeit die Basis der Kommunikation ist. Und meist haben sich bei einer Person nicht nur eine,
sondern mehrere Lernvorlieben herausgebildet.“
Neue Lernformen für sich entdecken
Idealerweise sollte das Lernen also mit allen Sinnen erfolgen.
„Je mehr Kanäle genutzt werden, desto mehr kann sich Wissen
festigen und ist später besser abrufbar“, sagt die Psychologin. „Ungeachtet der individuellen Vorlieben spielt auch immer
der Zweck, für den gelernt wird, eine Rolle: Wer sich auf eine
schriftliche Prüfung vorbereitet, sollte sich unbedingt Notizen
machen. Wenn demnächst eine mündliche Prüfung ansteht, ist
es ratsam, vorab das Reden zu üben.“
Normalerweise wissen Studierende, welcher ihr bevorzugter
Lernweg ist. Dennoch rät die Psychologin, zu experimentieren, um neue Lernformen für sich zu entdecken. „Wer bisher
vor allem über das Zuhören gelernt hat, kann zum Beispiel >>
abi>> 3 | 2013
11
Im Fokus
An den eigenen Schreibtisch oder doch lieber in die Bib? Auch der passende Lernort spielt eine wichtige Rolle.
a­ usprobieren, wie es ist, Lerninhalte als Mind-Map zu veranschaulichen. Das A und O für erfolgreiches Lernen ist jedoch
immer die eigene Motivation“, fasst Brigitte Reysen-Kostudis
zusammen. „Man sollte sich nicht zwingen, Punkt 9 Uhr am
Schreibtisch zu sitzen, wenn man sich eigentlich abends am
besten konzentrieren kann. Auch der Lernort ist wichtig:
Manche Studierende sind blockiert, wenn sie zu Hause allein
lernen. Sie gehen lieber in die Bibliothek oder in ein Café.“
Das kann Christiane Meiser, unser Beispiel 3, nur bestätigen.
Die ­21-Jährige studiert an der Ludwig-Maximilians-Universität
München im fünften Semester Germanistik im Bachelor­
12
studium mit ­Nebenfach Kunst/Musik/Theater. „Wenn ich zum
Beispiel eine Hausarbeit schreiben muss, gehe ich gern in die
Bibliothek. Während ich arbeite, setze ich mir oft Kopfhörer auf
und höre klassische Musik. Das hilft mir, mich zu konzentrieren.
Zuhause würde ich mich leicht ablenken lassen.“
Lernen aktiv gestalten
Im Studium werden unterschiedliche Formen der Wissensvermittlung angeboten. In einer Vorlesung hört man dem
Vortrag eines Lehrenden zu, in einem Seminar arbeiten die
abi>> 3 | 2013
Foto: Axel Jusseit
Im Fokus
„Lernen ist ein aktiver,
selbstgesteuerter
Prozess. Das Lernen ist
erfolgreicher, wenn der
Lernende selbst etwas
tun kann.“
Prof. Heinz Mandl,
LMU München
­ tudierenden aktiv mit und präsentieren selbst Referate.
S
In ­naturwissenschaftlichen Fächern beispielsweise führen die
Studierenden Versuche und Experimente in Eigenregie im Labor durch. Was aber ist die optimale Form, um möglichst gut
zu lernen? „Lernen ist ein aktiver, selbstgesteuerter Prozess.
Das Lernen ist erfolgreicher, wenn der Lernende selbst etwas
tun kann. Lernformen wie Exkursionen oder Laborpraktika
sind daher gut geeignet. Im Vergleich dazu ist eine Vorlesung
als passive Lernform weniger effizient. Auch das Schreiben
von Hausarbeiten und das Ausarbeiten von Referaten tragen
dazu bei, sich selbstständig mit dem Lernstoff auseinander­
zusetzen“, erklärt Professor Heinz Mandl von der Fakultät für
Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Univer­
sität München, der sich mit Fragen des Lernens und des Transfers von Wissen befasst.
Doch nicht nur die Lehrveranstaltungen an der Hochschule
weisen ein breites Spektrum unterschiedlicher Möglichkeiten
auf, auch die Studienformen unterscheiden sich: Neben dem
klassischen Präsenzstudium gibt es Fernstudien- und Onlinestudiengänge. Sie sind besonders geeignet, wenn eine persönliche Anwesenheit auf dem Campus schwierig ist – zum Beispiel, weil man neben dem Beruf studiert oder aus familiären >>
abi>> 3 | 2013
13
Foto: WillmyCC Studios
Foto: Axel Jusseit
Im Fokus
Foto: Stefan Malzkorn
Foto: Verena Müller
Alles eine Frage des (Lern-)Typs: Manche Studierende greifen lieber auf Online-Angebote und virtuelle Lerngruppen zurück ...
... andere verinnerlichen den Stoff besser, wenn sie ihn in gedruckter Form vor sich haben.
Gründen zeitlich flexibel sein muss. Statt an der Hochschule
vor Ort zu sein, erhalten die Studierenden eines Fernstudiengangs die Lernmaterialien üblicherweise in gedruckter Form
zugeschickt, in einem Onlinestudium werden sie überwiegend
online zur Verfügung gestellt. Beide Formen können durch
Präsenz­phasen an der Hochschule ergänzt werden. Mittlerweile werden Lehrveranstaltungen im Rahmen von Präsenz­
studiengängen immer häufiger mit internetbasierten Lernformen angereichert: So kann eine verpasste Vorlesung zum
Beispiel als Videostream heruntergeladen werden oder zur
Prüfungsvorbereitung steht eine Audiodatei mit einem Expertenvortrag zur Verfügung. „Der Vorteil dieser Studienformen
14
ist, dass man zeit- und ortsunabhängig lernen kann“, sagt Professor Mandl. Ob ein Studierender ein Seminar besucht oder
online mit seinen Kommilitonen problemorientiert eine konkrete
Fragestellung bearbeitet oder eine Gruppenlösung diskutiert –
ein Austausch mit anderen ist im Studium wichtig. „Manchen
Studierenden fällt es leichter, sich virtuell einzubringen als im
direkten Face-to-face-Kontakt“, sagt Professor Mandl. Wer
den direkten Kontakt zu Kommilitonen favorisiert, kann sich
einer Lerngruppe anschließen. Sie bietet die Möglichkeit, den
Lernstoff gemeinsam zu erarbeiten, Themen für Referate vorzubereiten oder Gelerntes zu wiederholen, etwa um sich auf
eine anstehende Klausur vorzubereiten.
abi>> 3 | 2013
Foto: Martina Striegl
Foto: Uwe Zucchi
Im Fokus
Foto: Ingo Wagner
Foto: Martina Striegl
Tutorien helfen Studienanfängern meist in mehrfacher Hinsicht: Sie erklären den Stoff der ersten Seminare, ...
... bringen die Erstsemester zusammen und helfen auch bei allen anderen Fragen rund um das Hochschulleben.
Einführungsveranstaltungen besuchen
Doch egal, für welche Art des Studiums man sich entscheidet – eines steht fest: „Das Lernen an der Hochschule unterscheidet sich vom Lernen in der Schule vor allem durch die
Stofffülle und den höheren Schwierigkeitsgrad“, sagt Paul
Rapp, Berater für akademische Berufe bei der Agentur für
Arbeit Potsdam. Damit der Übergang von der Schule ins
Studium reibungslos klappt, bieten die Hochschulen Unterstützung an. Studienanfänger können an Bibliotheksführungen
teilnehmen, Einführungen in das wissenschaftliche Arbeiten
besuchen und zum Beispiel in Seminaren Präsentationstechniken trainieren. „Es ist grundsätzlich sinnvoll, an solchen Ver-
anstaltungen teilzunehmen. Gerade im ersten Semester bietet
sich dabei auch die Gelegenheit, andere Studierende kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen“, sagt der Berater. Empfehlenswert ist auch die Teilnahme an Tutorien – besonders zu
Beginn des Studiums. Hier kann man Fragen stellen, Gelerntes
vertiefen und Wissenslücken unter Anleitung von Studierenden höherer Semester schließen. Last but not least kommt
es auch auf das richtige Equipment an: „PC und Internet sind
ein alltägliches Medium zur Recherche und Kommunikation
geworden. Die Anmeldungen für Seminare beispielsweise oder
das Abrufen von Klausurergebnissen erfolgt heute an vielen
Hochschulen via Internet“, sagt Paul Rapp. <<
abi>> 3 | 2013
15
Im Fokus
Lernformen im Überblick
Seminar, Vorlesung & Co.
Von Exkursion bis Repetitorium: Welche Lernformen gibt es im Studium?
abi>> gibt einen Überblick.
Foto: Martin Rehm
Alles dabei? Dann ab
ins Tutorium! Oder war’s
doch das Repetitorium?
Blended Learning
Kombination von Präsenzveranstaltungen mit Formen
des Lernens über digitale Medien. Häufig werden auf
Lernplattformen im Internet Lernmaterialien, Aufgaben,
Literatur- und Linklisten, Video-Streams und/oder AudioFiles zugänglich gemacht, die eine zeitlich und räumlich
unabhängige Aneignung von Lerninhalten ermöglichen.
Darüber hinaus spielen interaktive Formen, wie der Austausch in Chats oder in Foren, eine wichtige Rolle.
Blockveranstaltung
Lernveranstaltung, die an mehreren aufeinanderfolgenden
Tagen oder Wochen stattfindet.
E-Learning
(electronic learning; „elektronisch unterstütztes Lernen“);
Oberbegriff für alle Formen des Lernens, die mit Unterstützung digitaler Medien erfolgen. Beispiele für E-Learning
sind etwa: Diskussionen von Lerninhalten in einem Chat,
das Schreiben eines Wiki-Beitrags zu einem Thema oder
die Nutzung von Skripten aus dem Internet sowie Lern­
programme.
Bodenproben zu entnehmen, Gesteine zu bestimmen, die Pflanzenwelt zu analysieren oder die Arbeits- und
Lebensbedingungen von Menschen vor Ort zu untersuchen.
Eine Exkursion wird in der Regel von einem oder mehreren
Lehrenden begleitet.
Laborpraktika
Lernform, die besonders in den Naturwissenschaften verbreitet ist. Studierende nehmen unter Anleitung in der
Kleingruppe Untersuchungen oder Experimente im Labor
vor und fertigen dazu ein Protokoll an.
Lerngruppen
Lernform, in der mehrere Kommilitonen den Lernstoff
gemeinsam erarbeiten, diskutieren und/oder ein Referat
oder eine Präsentation gemeinsam ausarbeiten.
Praktikum
Praktische Anwendung bereits erlernter Kenntnisse und
Fähigkeiten, zum Beispiel durch Mitarbeit in einem Unter­
nehmen. Praktika gehören an Hochschulen häufig zum
Pflichtprogramm.
Exkursion
Projektarbeit
Ausflug, der mit einem wissenschaftlichen Ziel verbunden ist, um zum Beispiel in einem bestimmten Gebiet
Bearbeitung einer in der Praxis auftretenden Problem­
stellung auf der Basis des theoretischen Wissens.
16
abi>> 3 | 2013
Foto: Schwelle
Im Fokus
Zuhören, nachfragen, referieren, diskutieren: In Seminaren ist die aktive Teilnahme der Studierenden gefragt.
Repetitorium
Tutorium
Wissensvermittlung oder Wiederholung von Wissen in
gestraffter Form. Wird meist zur effizienten Prüfungs­
vorbereitung insbesondere im Fach Jura genutzt.
Lehrveranstaltung, die von einem Studierenden aus einem
höheren Semester geleitet wird und Studierende dabei
unterstützt, Grundkenntnisse eines Fachs zu festigen und
zu vertiefen.
Selbststudium
Jede Form der selbstständigen Erarbeitung und Aneignung
von Studieninhalten, zum Beispiel durch die Lektüre von
wissenschaftlichen Fachbüchern, Studienbriefen, Seminarunterlagen etc.
Übung
Nachbereitung des Stoffs aus einer Vorlesung anhand konkreter Aufgaben. Typische Lernform überall dort, wo es um
Mathematik oder generell Falllösung (z.B. in Jura) geht.
Seminar
Vorlesung
Lehrveranstaltung, in der Studierende aktiv mitarbeiten,
indem sie Diskussionsbeiträge oder Referate einbringen.
Semi­nare finden in Seminarräumen statt, die von der Größe
her mit einem Klassenraum vergleichbar sind.
Vortrag eines Lehrenden im Hörsaal; der Klassiker unter den
akademischen Lehrformen. Inzwischen werden auch einzelne
Vorlesungen als Video- oder Audiodatei aufgezeichnet, ins
Internet gestellt, um sie für das E-Learning zu nutzen. <<
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im Fokus
Präsenzstudium in den Geisteswissenschaften
Zuhören und diskutieren
Referate und Vorlesungen hören, Thesen und Inhalte gemeinsam diskutieren – das ist eine
Lernform, die Menschen anspricht, die auch zum auditiv-kommunikativen Lerntyp zählen.
Elisabeth Gehlert (23), die an der Universität Augsburg im siebten Semester „Anwendungsorientierte Interkulturelle Sprachwissenschaft“ studiert, ist so ein Mischtyp. Sie profitiert
am meisten von Seminaren, in denen es besonders interaktiv zugeht.
Foto: Privat
w
enn sie ein Thema
vorbereitet hat, nutzt die
Studentin wahlweise technische Mög­lich­keiten wie
Beamer und PowerPointPräsenta­tionen oder einen Overhead-Projektor,
um die wichtigsten Inhalte zu visualisieren.
Nach dem Vortrag führen die Studierenden ein
gemeinsames Gespräch. Oft greifen die Dozenten moderierend ein, spitzen Thesen zu und
stellen kritische Fragen. „Da die Seminare in
kleineren Gruppen stattfinden, ist der Kontakt
zum Dozenten viel enger als in einer Vorlesung.
Sind die Referate gut vorbereitet, ist die anschließende Diskussion meist besonders spannend“, erzählt die 23-Jährige.
„Sind die Referate
gut vorbereitet, ist
die anschließende
Diskussion meist
besonders spannend.“
Handouts für die Zuhörer
Für jedes Referat erstellt Elisabeth Gehlert ein
Handout, das sie als Kopie an ihre Kommilitonen verteilt. „In einem Proseminar in den ersten
Semestern umfasst das Handout nicht mehr als
drei Seiten. Darin sind die wichtigsten Aspekte
und die verwendete Literatur zusammen­gefasst“,
erklärt sie. Wird ein Referat als Gruppen­vortrag
abgehalten, trifft sich die Gruppe vorab, um zu
besprechen, wer welchen inhaltlichen Teil bearbeitet. „Natürlich gibt es auch inoffizielle Lerngruppen, um Studieninhalte gemeinsam nachzubereiten oder sich auf Klausuren vorzubereiten.
Allerdings passiert es oft, dass man bei solchen
Treffen vom eigentlichen Thema abschweift und
über andere Dinge als die Studieninhalte redet.
Daher habe ich nur selten daran teilgenommen“,
sagt Elisabeth Gehlert.
In Seminaren hat die Studentin andere Erfahrungen gemacht: Wenn Themen diskutiert
18
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werden und sie aufmerksam zuhört, fällt ihr das
Lernen normalerweise leicht, wie es dem auditivkommunikativen Lerntyp entspricht.
Die Studentin erinnert sich noch gut an die Tutorien, die sie in den ersten beiden Semestern
besucht hat. „Diese freiwilligen Zusatzveranstaltungen wurden von Studierenden aus höheren
Semestern geleitet. Dort wurden Inhalte aus den
Grundkursen genauer besprochen, die wir noch
nicht richtig verstanden hatten. Wir konnten
viele Fragen stellen.“
Elisabeth Gehlert ist aus dem sächsischen
Plauen für das Studium nach Augsburg gezogen.
„Für den Studiengang habe ich mich aufgrund
seiner Vielseitigkeit entschieden: Man kann zwei
Fremdsprachen vertiefen und eine weitere erlernen. Außerdem war mir der Aspekt der Inter­
kulturalität sehr wichtig“, sagt die junge Frau,
die sich für die Sprachen Englisch, Französisch
und Portugiesisch entschieden hat.
Da sie inzwischen ihre Bachelorarbeit schreibt,
verbringt die Studentin viel Zeit in der Bibliothek.
Sie untersucht unter anderem eine Rede des
ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Mitt
Romney, die er 2012 im amerikanischen Wahlkampf gehalten hat, um daran dessen sprach­
liche Selbstdarstellung und die Wirkung auf das
Publikum zu zeigen. „Die Arbeit in der Bibliothek
ist aus mehreren Gründen sehr bequem. Zum
einen habe ich die Bücher, aus denen ich zitiere,
griffbereit. Zum anderen kann ich über das UniNetzwerk kostenlos auf Datenbanken und elektronische Bücher und Zeitschriften zugreifen,
für die ich eine Nutzungsgebühr zahlen müsste,
wenn ich sie privat abrufen würde.“ Ein Traumjob
für Elisabeth Gehlert wäre es, später im Bereich
der interkulturellen Bildung mit Jugendlichen
und Erwachsenen zu arbeiten. <<
Im Fokus
Fernstudium in BWL
Lernen nach Feierabend
Mit dem akademischen Lernen einfach aufhören, weil man berufstätig ist – das kam für
Dina Hildebrandt (26) aus Hamburg nicht in Frage. Seit Herbst 2011 studiert sie in Teilzeit
an der Fernuniversität Hagen Wirtschaftswissenschaften im Masterstudium.
Lernen findet bei ihr hauptsächlich in Eigenregie statt.
Einsendearbeiten bearbeiten
Foto: WillmyCC Studios
i
m Sommer 2009 hatte sie an der
Berufsakademie für Bankwirtschaft in Hannover ihren Bachelor
in „Banking and Finance“ bestanden und die duale Ausbildung zur
Bankkauffrau absolviert. Bald darauf fand sie bei
der Hamburger Sparkasse ihre jetzige Stelle als
Referentin in der Firmenkundenbetreuung.
„Ein bestimmtes berufliches Ziel verbinde ich mit
dem Master nicht. Zwar lerne ich im Beruf täglich dazu, aber ich wollte auch mein theoretisches
Wissen noch erweitern“, sagt die Studentin,
die mittlerweile im vierten Semester ist.
Anstatt Vorlesungen und Seminare zu besuchen,
bekommt sie zu Beginn jedes Semesters ein Päckchen mit Skripten, also Lernmaterialien, von der
Fernuni zugesandt. Sie lernt vor allem nach Feierabend und am Wochen­ende. „Die Klausurvorbereitungen, die viel Konzentration erfordern, verschiebe ich meist auf Samstag oder Sonntag“, erzählt
die Teilzeitstudierende, die auch voll berufstätig ist.
Beim Lesen markiert
Dina Hildebrandt das
Skript mit verschiedenen Farben und
schreibt sich Notizen
an den Rand. Das
hilft ihr, sich klar zu
machen, wie Dinge
zusammenhängen.
Um an einer Klausur teilnehmen zu können,
bearbeitet sie zuvor sogenannte Einsende­
arbeiten. Pro Semester und Modul lädt sie jeweils zwei solcher Arbeiten von der Internetseite der Fernuni herunter. Einsendearbeiten
enthalten verschiedene Aufgaben, die sie zuhause löst und auf dem
Postweg an die Fernuni zur Korrektur schickt. Die Arbeiten haben in
der Regel die gleiche Struktur: „Zunächst wird Wissen abgefragt, danach muss ich es anhand eines fiktiven, konkreten Falls auf die Praxis
übertragen, und schließlich interpretiere ich diese Anwendung von der
Theorie her“, erklärt Dina Hildebrandt. Wenn sie eine der beiden
Einsende­arbeiten pro Modul bestanden hat, fährt sie an die Universität
Potsdam, wo sie mit anderen Studierenden der Fernuni in einem Hörsaal
oder Seminarraum die schriftliche Prüfung ablegen kann.
abi>> 3 | 2013
Neben dem Selbststudium hat Dina Hildebrandt
auch die Möglichkeit, an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen, die an einem der Regionalzentren der Fernuni Hagen angeboten werden
und jeweils am Wochenende stattfinden. „Die
Präsenzveranstaltungen werden stark durch
den Vortrag eines Dozenten bestimmt. Dabei
wird Wissen kompakt vermittelt“, sagt die Studentin, die aus der Nähe von Hannover stammt.
Bei der letzten Veranstaltung dieser Art stand
das Thema Dienstleistungsmanagement auf
dem Programm. „Meist ist ein starker Bezug zu
Fragestellungen aus dem Berufsalltag vorhanden, komplexe Zusammenhänge werden oft an
Praxisbeispielen verdeutlicht.“
Markieren und zusammenfassen
Wie sie am besten lernen kann, hat die 26-Jährige
längst herausgefunden. Ihr Lernprozess besteht in
einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Wissen, das sie sich mithilfe von Büchern und Skripten
selbst aneignet. „Während ich lese, markiere ich
das Skript mit verschiedenen Farben und schreibe
mir Notizen an den Rand. Die bunten Markierungen dienen dazu, mir selbst begreiflich zu machen,
wie Dinge zusammenhängen. Wenn ich verstanden habe, wie etwas funktioniert, fasse ich den
Lernstoff zusammen. Manchmal mache ich mir
Notizen, die ich hinter Spiegelstrichen anordne,
manchmal fertige ich eine Mind-Map an.“
Dina Hildebrandt, die das Lernen also wie der
haptisch-motorische Lerntyp gern mit praktischem
Tun verbindet, nutzt virtuelle Lernformen, die von
der Fernuni ebenfalls angeboten werden, kaum. „In
meinem Berufsalltag arbeite ich so viel mit dem
Rechner, dass ich es lieber mag, nach Feierabend
Papier in der Hand halten zu können“, sagt sie. <<
19
im Fokus
Online - Studium Medieninformatik
Lernen mit Maus und Tastatur
Dass das Lernen via Internet zeitlich flexibel macht und einen regen Austausch mit
Kommilitonen und Dozenten befördern kann, hat Friedrich von der Waydbrink erfahren.
Der 29-Jährige studiert an der Fachhochschule Lübeck im achten Semester
Medieninformatik im Online-Studium. Im nächsten Jahr plant er,
sein Studium mit dem Bachelor abzuschließen.
Foto: Privat
d
„Zu jedem Modul gibt
es einen wöchentlichen Chat. Dort hat
man eine Stunde lang
Zeit, seine Fragen zu
stellen.“
er gebürtige Potsdamer ist zufrieden. „Alle Lernmaterialien
sind gut aufbereitet“, findet
er. Rund 80 Prozent seines
Studien­alltags bestehen aus
der Nutzung digitaler Medien. Das Kursmaterial,
mit dem er Themen vor- und nachbereitet, wird als
Online-Version und ergänzend als PDF zur Verfügung gestellt. „Online-Versionen enthalten häufig
Videos, die mit einem klassischen Lehrfilm vergleichbar sind. Mit Ton und Bewegtbildern werden
komplexe Zusammenhänge wie der Aufbau von
Computernetzwerken erklärt“, berichtet er.
Statt im Hörsaal zu sitzen, nimmt Friedrich von
der Waydbrink an Webkonferenzen teil. Wie eine
solche Webkonferenz abläuft, erklärt er an einem
Beispiel: „Im Fach Theoretische Informatik hat der
Dozent das Modell eines Automaten auf ein Whiteboard gezeichnet, das jeder Teilnehmer der Lehrveranstaltung an seinem Bildschirm sehen konnte.
Anschließend haben wir gemeinsam diskutiert, ob
ein solches Modell funktionieren kann. Die jeweiligen Dozenten moderieren das Gespräch.“
Technikaffin und kommunikativ
Um auf diese Weise studieren zu können, reicht
die Standardausstattung eines PCs oder Laptops
aus. „Webcam und Mikrofon sind in der Regel
vorinstalliert, den Zugang zu der Lernplattform
Moodle erhalte ich über die Hochschule“, erklärt
der Student. Nachdem er sich zum Lernen auf der
Plattform angemeldet hat, kann er die einzelnen
Fächer anklicken, die er im jeweiligen Semester
belegt hat, und die zur Verfügung stehenden
Lernmaterialien aufrufen. Aufgaben löst er allein oder in einer Kleingruppe. „Gemeinsam mit
einem Kommilitonen habe ich zum Beispiel eine
Website programmiert. Mein Kommilitone war für
die Programmierung der Datenbanken zuständig, ich habe die Benutzeroberfläche gestaltet.“
20
abi>> 3 | 2013
Um ­solche Projekte zu präsentieren, die als
Leistungsnachweis gelten, ist die persönliche
Anwesen­heit an der Hochschule nötig. Das
gleiche gilt, wenn eine Klausur ansteht.
Den Kontakt zu den Dozenten seines Studiengangs beschreibt Friedrich von der Waydbrink als
intensiv. „Zu jedem Modul gibt es einen wöchent­
lichen Chat. Dort hat man eine Stunde lang Zeit,
seine Fragen zu stellen. Natürlich kann ich sie
auch in ein Forum schreiben, das zu jedem Modul
eingerichtet wird, oder sie per E-Mail stellen. Die
Antworten treffen fast in Echtzeit ein.“
Das Interesse an Technik hat sich bei Friedrich
von der Waydbrink, der bereits ein Studium der
Landespflege abgeschlossen hat, allmählich entwickelt. „Für meine Diplomarbeit habe ich eine
3-D-Echtzeit-Visualisierung eines Schlossparks
angefertigt. Seitdem bin ich von den technischen
Möglichkeiten fasziniert“, sagt er. Friedrich von
der Waydbrink, der zu Beginn seines Studiums
noch Vollzeit berufstätig war, kommt mit der
haptisch-motorischen Lernform gut zurecht. Bei
dieser Lernform geht es um das unmittelbare Tun,
wie etwa beim Programmieren einer Website.
Traumjob in Aussicht
Die Flexibilität, die ihm das Online-Studium erlaubt, hat Friedrich von der Waydbrink auch für
verschiedene Praktika genutzt. Ein drei­monatiges
Pflichtpraktikum hat er im vergangenen Jahr in
Stockholm absolviert. „Mir war es wichtig, Auslandserfahrung zu haben und durch die Mitarbeit
in Projekten meine Berufschancen zu verbessern.“
Für ihn hat sich das Engagement bereits gelohnt: In zwei Wochen wird er eine Halbtagsstelle
antreten, die seinen beruflichen Vorstellungen
entspricht. Bei einem forschungsnahen Hamburger Unternehmen wird er sich um die Sicherheit
des elektronischen Kommunikationsnetzes kümmern. <<
Im Fokus
Lerntypen und -formen
Und wie lernst du so?
Wer sich aufs Abi vorbereitet, hat das Gefühl, noch nie im Leben so viel gelernt zu haben.
Sobald das Studium losgeht, relativiert sich das allerdings recht schnell, denn Umfang und
Komplexität der zu lernenden Inhalte nehmen nochmals ordentlich zu. abi>> hat sich unter
Studierenden nach ihren Lernstrategien und nach Tipps für Erstsemester umgehört.
Foto: WillmyCC
Jana Schmidt-Enzmann, 25 Jahre,
studiert Harfe und Elementare Musikpädagogik
Am meisten lerne ich alleine, aber es kommt schon auch öfter
vor, dass wir uns in größeren Gruppen treffen, um uns auszutauschen. Das ist dann sozusagen ein Nachlernen oder Prüfen,
ob auch wirklich alles Gelernte da ist – und was die anderen so
gelernt haben.
Studienanfängern empfehle ich, sich von vornherein ein
Fach auszusuchen, von dem man weiß, dass man es gerne
macht. Das ist einfach die beste Motivation: zu wissen, dass
man wirklich das lernt, was man lernen muss, um später zum
Beispiel ein guter Musiker – oder was auch immer man machen
möchte – zu sein. <<
David Ferstl, 23 Jahre, studiert
Multimedia und Kommunikation
Foto: WillmyCC
Wenn ich lerne, dann versuche ich, mich
zwischendrin zu belohnen. Ich lerne
jedenfalls nicht die ganze Zeit durch, das
könnte ich auch gar nicht. Ich belohne
mich mal mit einem Kaffee – oder mach
eine Stunde Pause und surfe im Internet
oder so. Dann mach ich wieder weiter
– und freu mich auf den nächsten Kaffee. Die eigentliche Belohnung ist dann
natürlich eine gute Note in der jeweiligen
Arbeit. <<
Foto: WillmyCC
Carl-David Habbe, 25 Jahre,
studiert Theater- und Medienwissenschaften
Ich lerne am liebsten in der Gruppe. Die Texte lese ich vorab alleine,
wiederhole sie dann aber eben mit anderen zusammen. Ich bin auch
ein großer Fan der klassischen Seminarstruktur. Am meisten lerne
ich dadurch, dass ich die Vorlesungen und Seminare kontinuierlich
besuche – und vorab, währenddessen und im Anschluss über die
Seminarinhalte rede.
Studienanfängern empfehle ich vor allem, sich vom Lernen nicht
aus der Ruhe bringen zu lassen. Die größeren Auf­gaben, die man
bewältigen muss, sind die Stressbekämpfung und der Umgang mit
der Prüfungsnervosität, aber für den eigentlichen Stoff muss man
einfach nur seinen eigenen Rhythmus finden. <<
abi>> 3 | 2013
21
Foto: Axel Jusseit
Arbeitsmarkt
Laut Hauptverband der
Deutschen
Bauindustrie
liegt die Frauenquote unter den
Bau­ingenieuren
mittlerweile bei
25
Prozent – Tendenz
steigend.
22
abi>> 3 | 2013
Arbeitsmarkt
Bauwirtschaft
Stein auf Stein Karriere machen
Massenhaft Baustellen in Deutschland zeigen: Der Bauwirtschaft geht es derzeit nicht
schlecht. Gesucht werden vor allem Bauingenieure, aber auch Absolventen anderer
Fachrichtungen sowie Abiturienten, die während einer Ausbildung gern mit anpacken.
Denn die Bauwirtschaft ist „handfester“ als die meisten anderen Branchen.
Gleichzeitig gilt es, auch die technische Seite eines Bauprojekts zu verstehen. Und nicht zuletzt
ist es wichtig, sich in der Männerdomäne Bau
durchsetzen zu können: „Es herrscht schon ein
rauer Ton auf den Baustellen, aber das hat mir nie
etwas ausgemacht.“
Foto: Privat
d
irekt nach ihrem einjährigen Traineeprogramm war
­Stephanie Förstl als Bau- und
Projektkauffrau viel auf Baustellen unterwegs: Sie kümmerte sich etwa um Abrechnungen mit dem Bauherrn oder Lieferanten und stand in ständigem
Kontakt zu den technischen Bauleitern. Diese
Baustellen-Erfahrung hilft der 33-Jährigen auch
bei ihrer aktuellen Arbeit im Controlling: Für das
Bau­unternehmen Max Bögl ist sie am Standort
Frankfurt beschäftigt. „Ich bin damit das Bindeglied zwischen dem kaufmännischen Regional­
leiter und den Projektkaufleuten auf den Baustellen.“ Der Einstieg in das Bauunternehmen gelang
Stephanie Förstl 2005, nach ihrem Studium der
Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Bau und Immobilien an der Fachhochschule Biberach. Zuvor
hatte sie eine Lehre als Bankkauffrau absolviert
und in der Immobilienabteilung gearbeitet. „Dort
habe ich meine Liebe zur Baubranche entdeckt“,
erinnert sie sich.
Den Großteil ihrer Arbeitszeit verbringt die
Diplom-Betriebswirtin (FH) mittlerweile im Büro,
„doch hin und wieder fahre ich raus zu den Projekten, um die anstehenden Probleme besser zu
verstehen. Grundsätzlich muss man bereit sein
zu reisen, wenn man in der Baubranche arbeiten will.“ Für ihre Arbeit muss Stephanie Förstl
außerdem sicher mit Zahlen umgehen können.
Mehr Frauen auf dem Bau
Stephanie Förstl gehört zu einer wachsenden
Gruppe von Mitarbeitern in der Baubranche – den
Frauen. „Unter den Bauingenieuren finden sich
mittlerweile 25 Prozent Frauen“, berichtet Prof. „Hin und wieder
Dr. Hans-Josef Krämer, Vorsitzender des Berufs- fahre ich raus zu den
ausbildungsausschusses beim Hauptverband der Projekten, um die
Deutschen Bauindustrie. „Das ist uns aber noch anstehenden Probleme
zu wenig.“ Insgesamt verließen 5.644 Absolven- besser zu verstehen.
ten im Jahr 2011 laut Statistischem Bundes­amt Grundsätzlich muss
man bereit sein zu
die Universitäten und Hochschulen mit einem reisen, wenn man
Abschluss in Bauingenieurwesen – mit diesem in der Baubranche
Fach sind sie die meistgefragten Absolventen arbeiten will.“
in der Baubranche. Daneben ist die Branche
unter anderem interessiert an Architekten, Statikern, Bauphysikingenieuren, Betriebswirten für
Bauwirtschaft, Bauzeichnern, Baustoffprüfern,
Beton- und Stahlbetonbauern sowie Tischlern.
Aber auch Berufe, die nicht zum klassischen Baugewerbe zählen, sind in der Branche zunehmend
gefragt. Industrieunternehmen, die sich stärker
in Richtung Service orientieren, beschäftigen >>
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23
beispielsweise Ingenieure für Gebäudetechnik,
Immobilienkaufleute oder Anlagenmechaniker
für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.
Zwar ist der Anteil an Abiturienten in vielen
handwerklichen Ausbildungsberufen auf dem
Bau eher gering, dennoch kann dieser Weg viele
Vorteile haben. So können Abiturienten die Ausbildungszeit laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in der Regel auf zwei Jahre
verkürzen – und praktische Erfahrung vor dem
Studium kann in vielen Fachbereichen von Vorteil sein. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine
Berufsausbildung im Rahmen eines dualen Studiums mit einer Hochschulausbildung zu kombinieren – etwa Maurer, Stahlbetonbauer oder
Fliesenleger mit Bauingenieurwesen.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
bezeichnet die Baubranche als Baugewerbe und
unterteilt dieses in Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe. Zum Bauhauptgewerbe zählen dabei vorbereitende Baustellenarbeiten sowie der
Rohbau von Gebäuden einschließlich der Dachdeckerarbeiten und des kompletten Tiefbaubereichs. Bestandteile des Ausbaugewerbes sind
Bauinstallationen und der sonstige Ausbau. Dazu
gehören zum Beispiel Elektroinstallationen, Gas-,
Wasser-, Heizungs- und Klimainstallationen, Malerei und Glaserei. Gemäß dem Verband entfallen
knapp 30 Prozent der Bauinvestitionen von insgesamt 250 Milliarden Euro auf das Bauhauptgewerbe. Hier sind rund 90 Prozent der über
73.000 Unternehmen Kleinbetriebe mit weniger
als 20 Beschäftigten. Sie erwirtschaften insgesamt 82 Milliarden Euro. 36 Prozent des Umsatzes stammen dabei aus dem Wirtschaftsbau, jeweils 32 Prozent entfallen auf den Wohnungsbau
und den Öffentlichen Bau.
„Eng verknüpft mit der Baukonjunktur“
Im Bauhauptgewerbe – also vor allem bei den
Unternehmen für Hoch- und Tiefbau sowie Straßenbau – waren laut dem Hauptverband der
Deutschen Bauindustrie 2011 rund 734.000
Menschen beschäftigt. Addiert man alle Beschäftigten des Hoch-, Tief- und Ausbaugewerbes, kommt die Bundesagentur für Arbeit auf
rund 1,7 Millionen sozialversicherungspflichtig
beschäftigte Arbeitnehmer im Juni 2012 – das
sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Hinzu kamen rund 370.000 Angestellte in Ingenieur- und
Architekturbüros – ein Anstieg von sechs Prozent
im Vergleich zum Vorjahr. „Die Beschäftigungssituation im Bausektor ist eng verknüpft mit der
Baukonjunktur“, erklärt Ralf Beckmann, Arbeitsmarktexperte der Bundesagentur für Arbeit, die
Entwicklung. „In den letzten Jahren konnte die
Branche von Konjunkturprogrammen und niedrigen Darlehenszinsen profitieren. Dies hat sich
positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt.“
24
Foto: Axel Jusseit
Arbeitsmarkt
Zwischen Schreibtisch und Schwenkkran: Bauingenieure
müssen zwar ab und zu selbst mit anpacken, sollten sich
jedoch ähnlich engagiert um den Papierkram kümmern.
„Insgesamt lag die Nachfrage nach akademischen Fachkräften auf dem Bau mit jahresdurchschnittlich 2.400 gemeldeten Arbeitsstellen 15 Prozent über der des Vorjahres“, so Ralf
Beckmann. Ein Unternehmen, das stetig neue
Mitarbeiter sucht, ist etwa der internatio­nal
tätige Konzern Hochtief in Essen, der mit mehr
als 80.000 Mitarbeitern der siebtgrößte Baudienstleister der Welt ist. An Absolventen sind
vor allem Bauingenieure, Ingenieure der Gebäudetechnik, Betriebswirte und Wirtschaftsingenieure gefragt. „Abiturienten können bei uns
zudem ein technisches oder kaufmännisches
duales Studium beginnen oder eine Ausbildung
machen – zum Beispiel zum Elektroniker für Betriebstechnik, zum Stahlbetonbauer oder zum
Zimmerer“, sagt Jochen Berg, Personalleiter bei
Hochtief Solutions.
Hemdsärmelig, flexibel und mobil
„Bauen und Betreiben sind die beiden Schwerpunkte unseres Unternehmens“, erklärt der
Personalleiter. Das bedeutet: Auch nach dem
Bau kümmert sich Hochtief um die Immobilien, zum Beispiel, indem Haustechnik gewartet oder die Einheiten vermietet werden.
In einem Traineeprogramm durchlaufen Absolventen verschiedene Einheiten, um einen
Überblick zu bekommen. „Künftige Mitarbeiter sollten Neugier, Flexibilität und ­Mobilität­
abi>> 3 | 2013
>>mehr info
www.abi.de
Gib Folgendes
in die Suche
ein: CodeWEG
Arbeitsmarkt
Dem stimmt auch Hans-Josef Krämer vom Hauptverband der
Deutschen Bauindustrie zu: „Bauingenieure sind Menschen,
die die Welt verändern wollen. Man findet Abenteurertypen,
die gern auf größere Projekte im Inland, aber auch im Ausland
gehen. Da braucht man ein gewisses Freiheitsdenken und die
Fähigkeit, verantwortungsvoll zu arbeiten. Auf der anderen
Seite müssen Bauingenieure sehr klar, strukturiert und organisiert denken, denn auf dem Bau kann man sich keine Zufälle
leisten.“ <<
>>interview
Foto: Privat
mitbringen, denn man ist viel auf den Baustellen unterwegs“,
so Jochen Berg. Einsteiger übernehmen schnell Verantwortung für erste Bauabschnitte oder einzelne Objekte. Da
Hochtief auch im Ausland tätig ist und Mitarbeiter immer mal
wieder für eine Weile entsandt werden, sind Sprachenkenntnisse vonnöten. „Insgesamt sind Bauleute hemdsärmeliger
als Mitarbeiter anderer Branchen“, so die Beobachtung des
Personalleiters. „Ein Ingenieur darf sich nicht zu schade sein,
auch selber mal im Beton zu stehen.“
„Bauprojekte
werden immer
komplizierter“
abi>> Wie steht es derzeit um die Bauwirtschaft in
Deutschland?
Dr. Hans-Josef Krämer: Die Einstiegschancen sind heute
und auch auf absehbare Zeit sehr gut – das gilt sowohl für
Abiturienten, die eine Ausbildung oder ein duales Studium
machen wollen, als auch für Hochschulabsolventen.
Hier sind vor allem Bauingenieure gesucht. Die Zahl der
Absolventen ist zwar in letzter Zeit stark angestiegen,
aber die Unternehmen haben weiterhin Bedarf. Denn das
Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt mittlerweile recht
hoch, sodass junge Leute nachrücken müssen. Außerdem
gibt es in Deutschland derzeit viele Bauaufgaben, und das
Beschäftigungsfeld für Bauingenieure wird immer breiter.
Früher war man „nur“ Bauingenieur – heute gibt es unendlich viele Vertiefungsrichtungen, um sich zu spezialisieren.
Wie sind die Beschäftigungschancen in
abi>> Gibt es neben den Bauingenieuren andere
­Absolventengruppen, die für Ihre Branche
interessant sind?
Dr. Hans-Josef Krämer: Wir arbeiten natürlich auch eng
mit Architekten zusammen. Außerdem sind Wirtschafts­
ingenieure in der Baubranche zu finden. Auf jeden Fall müssen junge Leute Ingenieurwissen mitbringen: Sie müssen
Dinge berechnen und Probleme logisch begreifen können.
Außerdem werden soziale Kompetenzen immer wichtiger.
­ au­projekte immer komplizierter werden. Es gibt immer
B
mehr Einflüsse von außen, die man beim Bauen beachten
muss – sei es aus dem Umweltbereich oder durch gesetzliche Auflagen. Dafür braucht man mehr „Kopfleute“.
abi>> Nimmt die Zahl der Akademiker in der Branche zu?
Dr. Hans-Josef Krämer: Im Vergleich zu den gewerblichen Mitarbeitern steigt die Zahl der Akademiker
immer weiter an. Das hat vor allem damit zu tun, dass
der Baubranche? Welche Trends zeichnen
sich ab? abi>> sprach mit Honorarprofessor Dr. Hans-Josef Krämer,
Vorsitzender des Berufsausbildungsausschusses beim Hauptverband
der Deutschen Bauindustrie.
abi>> Welche Trends gibt es derzeit in der Baubranche?
Dr. Hans-Josef Krämer: Schon seit einiger Zeit gibt es die
wichtigen Themen Klima und Umweltschutz. Hier liegt der
Schwerpunkt nach wie vor auf energieeffizientem Bauen
und energetischem Sanieren – also der Modernisierung
alter Gebäude. Erneuerbare Energien spielen hier eine große Rolle. Ein weiterer Trend ist die Zunahme von Service­
leistungen: Bauunternehmen errichten nicht mehr nur
Bauwerke, sondern betreiben sie anschließend auch. <<
abi>> 3 | 2013
25
Was macht ein ...?
Headhunter
Auf der Suche nach ihr
Sind hochkarätige Posten auf Führungsebene zu besetzen, dann kommt Christian Böhnke ins Spiel.
Der Leiter einer Hamburger Headhunting-Agentur sucht die möglichst ideale Besetzung für eine
Stelle. Seine Kandidaten sind allesamt Powerfrauen – denn mit der Personalberatung „Hunting her“
Foto: Privat
hat sich der 35-Jährige auf die Vermittlung weiblicher Spitzenkräfte spezialisiert.
„Wir grenzen unsere
Idealvorstellung immer
weiter ein – bis wir ein
genaues Bild von der
Wunschbesetzung für
die Stelle vor Augen
haben.“
>>mehr info
www.abi.de
Gib Folgendes
in die Suche
ein: CodeKKI
26
ü
ber „Nine to five“-Arbeitszeiten
kann Christian Böhnke herzlich
lachen. Sein Arbeitstag beginnt
bereits kurz nach dem Aufstehen: „Meine ersten Mails checke und beantworte ich meistens noch im Bett.
Erst danach mache ich mich auf ins Büro.“ Die
Zentrale von „Hunting Her“ liegt an der Hamburger Binnenalster. Weitere Dependancen hat das
Unternehmen in Stuttgart, Köln, München und
Zürich. „Unsere Firma ist vor allem auf Deutschland, Österreich und die Schweiz fokussiert, da
ist es nur sinnvoll, dass wir überall persönlich
vertreten sind.“
Statusanalyse und Zieldefinition
Für Christian Böhnke war früh klar, dass er Personalberater werden wollte. Die Karriere war
zum Teil auch familiär vorbestimmt: Sein Vater
besaß eine eigene Personalberatungsfirma mit
dem Fokus auf „Executive placement“, also der
Vermittlung von Führungskräften. Nach dem Abitur machte Christian Böhnke zunächst im Betrieb
seiner Eltern eine Ausbildung zum Kaufmann für
Marketing-Kommunikation, anschließend studierte er Wirtschaftsrecht und BWL. Nach dem
Abschluss und einigen ersten Berufsjahren im
Familienunternehmen gründete er bald seine eigene Tochterfirma: Zunächst eine Beratung, die
sich auf „umgekehrtes“ Headhunting spezialisiert
hatte und frei werdenden Spitzenkräften neue
Posten vermittelte, sogenanntes Outplacement.
„Doch dann brachte mich die zunehmende gesellschaftspolitische Diskussion um Frauen in der
Chefetage auf die Idee, eine Personalberatung
nur für Frauen zu gründen.“ 2007 wurde „Hunting
her“ aus der Taufe gehoben, die weltweit erste
internationale Headhunting-Agentur für weibliche
High-Potentials.
abi>> 3 | 2013
Die Suche nach der richtigen Kandidatin beginnt
in der Regel mit einer Statusanalyse und Zieldefinition. Wie stellt sich der Kunde die gewünschte
Kandidatin vor? Welchen Werdegang und Hintergrund soll sie im Idealfall haben, welche Zusatzqualifikationen? „Wir grenzen unsere Idealvorstellung immer weiter ein – bis wir ein genaues
Bild von der Wunschbesetzung für die Stelle vor
Augen haben.“ Anhand eines genau erarbeiteten
Anforderungsprofils beginnt die Recherche: Unternehmen, in denen man geeignete Kandidatinnen vermutet, werden ebenso gescannt wie
Pressebeiträge in Wirtschaftsmagazinen, Internetportale, auch soziale Netzwerke und eigene
Datenbanken. „Wir schreiben auch Stellenanzeigen in großen Tageszeitungen oder auf unserer
eigenen Homepage aus.“ Nachdem bestimmte in
Frage kommende Kandidatinnen identifiziert werden konnten, erfolgt der Erstkontakt meist übers
Telefon.
Gespräche nach Dienstschluss
Die meisten dieser Gespräche können erst nach
dem klassischen Dienstschluss geführt werden.
„Die Führungskräfte, für die wir uns interessieren, gehen in der Regel schließlich ganz normal
ihrem Job in einem anderen Unternehmen nach.
Da können wir sie tagsüber schlecht für eine neue
Stelle begeistern.“ Bei beiderseitigem Interesse
vereinbaren wir einen Termin für ein persönliches
Gespräch. War die Recherche und Vorauswahl
noch Aufgabe der Researcher und Juniorberater,
übernehmen diese Besuche die Seniorberater
und -partner. Ihr Urteilsvermögen und ihre Branchenkenntnis entscheiden dann darüber, ob die
Kandidatin dem Kundenunternehmen vorgestellt
wird. „Diese Berufserfahrung kann man sich erst
nach vielen Jahren im Job aneignen“, so Christian
Böhnke. <<
Impressum
Herausgeber
Bundesagentur für Arbeit
abi>> Quiz
Was hast du alles gelernt?
Mal sehen, wie gut du beim Lesen zum Thema Lernen
aufgepasst hast: Wie gut kennst du dich mittlerweile
mit den Lerntypen und -formen aus?
Herausgeberbeirat
Petra Beckmann, Wolfgang Biersack,
Dr. Oliver Fischer, Heike Hessenauer,
Yvonne Hollmann, Nils Kämpfer, Nicole
Künzel, Stefanie Langen, Georg Leibold,
Sabine Peters, Natascha Rediske,
Katarina Stein, Judith Wüllerich
Frage 1: Wie viele Lerntypen unterscheidet die Lernpsychologie?
1 (X)
2 (U)
3 (P)
4 (M)
Redaktion/Verlag
abi>> dein weg in studium und beruf
Willmy Consult & Content GmbH
Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg
Telefon: 0911 937739-0
Fax: 0911 937739-99
E-Mail: [email protected]
Geschäftsführer: Rainer Möller
Frage 2: Welchen Lerntyp gibt es nicht?
Visueller Lerntyp (T)
Auditiver Lerntyp (I)
Haptisch-motorisierter Lerntyp (A)
Kommunikativer Lerntyp (N)
Frage 3: Was meint der Begriff „Blended Learning“?
Den Zustand, dass man beim Lernen von der Sonne geblendet und
dadurch abgelenkt wird. (R)
Die Kombination von Präsenzveranstaltungen und digitalem Lernen. (D)
Die Vermischung von unterschiedlichen Lerntypen, zum Beispiel
wenn der kommunikative Typ seine Gesprächspartner berühren muss
(haptischer Typ). (W)
Frage 4: Wovon profitiert der auditiv-kommunikative Typ
beim Lernen am meisten?
vom Zuhören und Diskutieren (P)
von schneller und vor allem lauter Elektro-Musik (E)
von gleichzeitigem Fernsehen und Surfen im Internet (B)
Frage 5: Welche Lernform gibt es im Studium nicht?
Repetitorium (R)
Tutorium (O)
Inventorium (N)
Frage 6: Welche Aussage über das Lernen stimmt nicht?
Das Lernen sollte mit allen Sinnen erfolgen. (A)
Beim Lernen ist auch der Lernort wichtig. (C)
Lernen kann man nicht lernen. Man kann es – oder eben nicht! (M)
Frage 7: Wie nennt man es, wenn man das Lernen immer wieder
aufschiebt und sich mit weniger Wichtigem beschäftigt?
Prokrastination (I)
Exkursion (Y)
Meditation (T)
Wenn du die Fragen korrekt beantwortet hast, dann ergeben die Buch­staben
in den Klammern dahinter – in der richtigen Reihenfolge – das Lösungs­wort:
–
Lösungs­wort: MIND-MAP
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Redaktion
Chefredakteur: Andreas Bund
Chefin vom Dienst: Meike Schädlich
Textchefin: Heike Reinhold
Redaktion: Katharina Bill, Susanne Böhm,
Andreas Dittmann, Julia Grimminger,
Alexander Reindl, Falk Steffen,
Larissa Stempel
Redaktionsassistenz: Manuela Meier
Autoren
Mascha Dinter, Christian Hardinghaus,
Sabine Olschner, Sabine Schrader
Gestaltung und Layout
Art Direktor: Nero A. Kaiser
Stellvertr. Art Direktorin: Viviane Schadde
Layout: Claudia Costanza, Anne-Katrin
Hilbert, Guido Naujoks, Monika Orend
Titelbild: Martin Rehm
Druck
Westermann, Braunschweig
Copyright 2013 für alle Inhalte
© Bundesagentur für Arbeit
Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck,
auch auszugsweise, sowie jede Nutzung
der Inhalte mit Ausnahme der Herstellung
einzelner Vervielfältigungsstücke zum
Unterrichtsgebrauch in Schulen bedarf der
vorherigen Zustimmung des Verlags. In
jedem Fall ist eine genaue Quellenangabe
erforderlich. Mit Namen gekennzeichnete
Artikel geben nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion und des Herausgebers
wieder. Keine Gewähr für unverlangte Ein­
sendungen und Besprechungsstücke.
Gesamtauflage: 285.000
Erscheinungsweise
6 Ausgaben im Jahr
Bestellungen
www.ba-bestellservice.de
Einzelexemplare sind im
Berufsinformations­zentrum (BiZ) der
Agenturen für Arbeit erhältlich.
27
go
abi>> Por tal
Das nächste Heft
Warum BWL?
Die abi>> Ausgabe 4/2013 erscheint am 12. September.
Im Schwerpunkt wird es darum gehen, wie man Über­
brückungszeit zwischen Abi und Studium effektiv nutzen kann.
Wir erklären dir beispielsweise, welche Freiwilligendienste, Job­
möglichkeiten oder Hochschulangebote es gibt, wie du her­
ausfindest, was davon gut zu dir passen könnte, und wie du an
eine Stelle oder einen Platz kommst.
Die meisten Studienanfänger schrei­
ben sich für Betriebswirtschaftslehre ein.
Und obwohl es so viele von ihnen gibt, haben sie nach ih­
rem Abschluss gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Doch
als was arbeitet man eigentlich, wenn man seinen ­Bachelor
oder Master in diesem Fach gemacht hat? abi>> schafft in
einem Thema der Woche ab dem 24. Juni 2013 Klarheit und
stellt eine Reihe von „Berufen mit BWL“ vor.
Zum Überbrücken: Nach dem Abi noch schnell ins Ausland?
Ob als Berater oder Banker: BWL eröffnet viele Berufswege.
abi.de
Foto: Frank Pieth
Foto: WillmyCC Studios
Vo r s c h au
Leseraktion
Was soll das bloß heißen?!
Neulich trudelte neben­
stehende SMS in der abi>>
Redaktion ein. Aber Moment
mal – da hat wohl jemand noch
ein klassisches Handy mit Tasten
und vergessen, die automatische
Worterkennung zu aktivieren – und
nun können wir den Inhalt nicht
entziffern. Kannst du uns helfen?
Wenn du den Inhalt der SMS herausfindest und
uns schickst, gehörst du mit ein bisschen Glück
zu den glücklichen Gewinnern! Wir verlosen ins­
gesamt drei iTunes-Geschenkkarten im Wert von je
50 Euro.
Sende deine Lösung bis zum 10. September 2013
an [email protected] oder schicke eine Post­
karte an: Willmy Consult & Content GmbH, abi>>
Redaktion, Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg.
Bitte vergiss nicht, deine Adresse anzugeben!
Teilnahme und Gewinnchance ist pro Person nur ein­malig
möglich. Mitarbeiter des Verlags und der Bundesagentur
für Arbeit dürfen nicht teilnehmen. Der Rechtsweg oder eine
Bar­auszahlung des Gewinns sind ausgeschlossen.
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Lust auf mehr Spiele?
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