Mit „UroEvidence“ spielen die deutschen - St.-Antonius

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Mit „UroEvidence“ spielen die deutschen - St.-Antonius
Z E N T RU M S VO R S T E LLU NG
ZENTRUM FÜR EVIDENZBASIERTE MEDIZIN DER DGU
Zentrum für evidenzbasierte Medizin der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.
Mit „UroEvidence“ spielen die
deutschen Urologen eine Vorreiterrolle
J. Kranz, F. Kunath, H. Borgmann, D.L. Dräger, L.-M. Krabbe, N. Kröger, W. Otto, A. Spek, F. Zengerling, B. Wullich, A. Miernik.1
Die deutschen Urologen gehen im Bereich der translationalen Forschung neue Wege. Als eine der ersten medizinischen Fachgesellschaften der Bundesrepublik hat die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) im Herbst 2013
eine Institution zur Verbesserung des Wissenstransfers von der klinischen Forschung in den Arbeitsalltag von Klinik
und Praxis gegründet. Das neue „Zentrum für evidenzbasierte Medizin“ der DGU verdeutlicht mit seinem Kurznamen „UroEvidence“ dieses Ziel und soll den Informationsfluss zwischen wissenschaftlich aktiven Kollegen und klinisch tätigen Urologen verbessern.
Dazu passend wird eine der wesentlichen Aufgaben des neu gegründeten
Zentrums sein, das verfügbare Wissen
in der Urologie zu erfassen, systematisch zu analysieren und zu interpretieren. Wie Sackett et al. 1996 in ihrer
Definition der „evidence based medicine“ herausstellten, sei es die Basis medizinischen Handelns, klinische
Entscheidungen durch eine Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse zu
belegen, kritisch zu hinterfragen und
sie damit abzusichern. Dies beinhalte
insbesondere die Verknüpfung der klinischen Expertise des Arztes und der
individuellen Patientenpräferenz mit der
verfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung.
Zehnköpfiges Reviewboard
unterstützt die Arbeit des
Zentrums
Die Gründung von UroEvidence wurde
von Prof. Dr. med. Bernd Wullich angestoßen. Der Direktor der Urologischen
Klinik des Universitätsklinikums Erlangen und Vorsitzender des Ressorts
Forschungsförderung im Vorstand der
DGU wird dem Zentrum für evidenzbasierte Medizin als wissenschaftlich
allseits anerkannter Urologe und Humangenetiker auch als ehrenamtlicher
Leiter zur Verfügung stehen. Um das
Zentrum auch technisch von Beginn an
auf ein professionelles Niveau zu bringen, wird ab März 2014 eine hauptamtliche Informationswissenschaftlerin am
DGU-Hauptstadtbüro die Urologen bei
ihrer Tätigkeit unterstützen. Daneben
wurde im Sommer 2013 aus zahlreichen
Bewerbungen von der DGU ein zehnköpfiges Reviewboard etabliert. Dieses
besteht aus urologisch tätigen Ärzten
unterschiedlichen Ausbildungsstands,
die allesamt Erfahrungen oder Interesse
auf wissenschaftlichem Gebiet verbindet. Es handelt sich dabei um folgende
Personen:
• Dr. med. Frank Kunath (Koordinator
des Reviewboards), Assistenzarzt für
Urologie des Universitätsklinikums Erlangen, hat als ehemaliger FerdinandEisenberger-Forschungsstipendiat
bereits Erfahrung mit dem Deutschen
Cochrane Zentrum in Freiburg
•
Dr. med. Hendrik Borgmann, Assistenzarzt für Urologie des Universitätsklinikums Frankfurt, Vorsitzender
der German Society of Residents in
Urology (GeSRU)
• Dr. med. Désirée Louise Dräger, M.A.,
Assistenzärztin für Urologie der Universitätsmedizin Rostock, zudem
M.A. der Psychologie, Pädagogik und
Germanistik
• Dr. med. Laura-Maria Krabbe, Assistenzärztin für Urologie des Universitätsklinikums Münster, aktuell Forschungsaufenthalt am University of Texas
Southwestern Medical Center Dallas
•
Dr. med. Jennifer Kranz, Assistenzärztin für Urologie des St.-Antonius-Hospitals in Eschweiler, dort
Koordinatorin des Kontinenz- und
Beckenbodenzentrums, sie wurde
2011 mit der wissenschaftlichen
Auszeichnung „Die Besten für die
Urologie“ der DGU geehrt
•
Dr. med. Nils Kröger, Assistenzarzt
für Urologie der Universitätsmedizin
Greifswald, erhielt 2012 mit dem Maximilian Nitze Preis die höchste Forschungsauszeichnung der DGU
•
Dr. med. Arkadiusz Miernik, FEBU,
Facharzt für Urologie am Universitätsklinikum Freiburg und Forschungsstipendiat sowohl der Deutschen-, als
auch Europäischen Gesellschaft für
Urologie
•
Priv.-Doz. Dr. med. Wolfgang Otto,
Facharzt für Urologie, verbindet Tätigkeit in einer Facharztpraxis bei Regensburg mit Forschung am Institut für
Pathologie der Universität Erlangen
• Dr. med. Annabel Spek, Assistenzärztin
für Urologie des Klinikums Meiningen
• Dr. med. Friedemann Zengerling, Assistenzarzt für Urologie des Universitätsklinikums Ulm, ebenfalls ehemaliger
Eisenberger-Forschungsstipendiat.
Enge Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Cochrane Zentrum
Das erforderliche Rüstzeug für die Arbeit im Board erhalten die UroEvidenceReviewer durch eine enge Kooperation
mit dem Deutschen Cochrane Zentrum
(DCZ) in Freiburg, das von Prof. Dr. rer.
nat. Gerd Antes geleitet wird. Er hatte
1
Zentrum für evidenzbasierte Medizin der
Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.
www.journalonko.de
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ZENT RUMSVORSTELL UNG
großen Anteil an der Umsetzung der
Idee von UroEvidence und wird mit
seinen Mitarbeitern auch die weitere
Entwicklung des Zentrums für evidenzbasierte Medizin der DGU betreuen. Das
Deutsche Cochrane Zentrum ist eine
Einrichtung der Cochrane Collaboration, einem internationalen Netzwerk
aus Ärzten, Wissenschaftlern und Methodikern. Es möchte den Beteiligten im
Gesundheitswesen eine wissenschaftlich fundierte Informationsgrundlage
bieten, um den aktuellen Stand der klinischen Forschung in kurzer Zeit objektiv
beurteilen zu können. Hierzu gehört unter anderem die Erstellung, Verbreitung
und Aktualisierung von systematischen
Übersichtsarbeiten in der Medizin sowie
die dazugehörige Methodenforschung
(www.cochrane.de). Genau dies wird
auch eine der wesentlichen Aufgaben
der Reviewboard-Mitglieder von UroEvidence sein, weshalb die entsprechenden
Voraussetzungen dazu in Kursen des
DCZ erworben werden sollen.
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UroEvidence wird zudem statistisch
vom Institut für Medizinische Biometrie
und Informatik der Universität Heidelberg (Leitung: Prof. Dr. Meinhard Kieser)
unterstützt. Zudem standen die Mitarbeiter des Studienzentrums der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGC)
in Heidelberg um PD Dr. med. Markus K.
Diener und Frau Inga Rossion sowie Prof.
Dr. med. Markus Büchler als Mitglied des
Vorstands der DGC mit hilfreichen Anregungen und Ratschlägen zur Seite. Das
Studienzentrum der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Heidelberg war einer der Vorreiter in Deutschland bei der
Implementierung von evidenzbasierten
Techniken in der klinischen Routine zur
Verbesserung der Patientenversorgung
und der Studienplanung. Systematische
Übersichtsarbeiten und andere evidenzbasierte Techniken werden hier unter
anderem routinemäßig zur Generierung
von Studienhypothesen und Fallzahlplanungen verwendet.
Neue Wissensqualität soll auch
Leitlinien und Studienlage
verbessern
Mit der Gründung des Zentrums für
evidenzbasierte Medizin hat die DGU
nicht nur einen strukturellen Grundstein zur verbesserten Translation der
JOURNAL ONKOLOGIE 1/2014
ZENTRUM FÜR EVIDENZBASIERTE MEDIZIN DER DGU
Grundlagenforschung
in die klinische Praxis,
sondern auch zur Neudefinierung der Wissensqualität in der deutschen Urologie gelegt.
Es wurde hierdurch ein
klares Signal gegeben,
dass die medizinische Behandlung auf gesicherten wissenschaftlichen
Ergebnissen basieren
muss. Die DGU ist somit
eine der ersten mediziAbb. 1: Reviewboard „UroEvidence“ bei der Auftaktverannischen Fachgesellschafstaltung im Deutschen Cochrane Zentrum in Freiburg i. Br. im
ten, die eine strukturierte
Oktober 2013, v.l.n.r.: Prof. Dr. Bernd Wullich, Dr. Laura-Maria
und hochqualitative
Krabbe, Dr. Arkadiusz Miernik, Dr. Frank Kunath, Dr. FriedeAufarbeitung der verfügmann Zengerling, Dr. Hendrik Borgmann, Prof. Dr. Gerd Antes,
baren Evidenz anstrebt.
Dr. Désirée Louise Dräger, PD Dr. Wolfgang Otto. Es fehlen:
Damit werden neue
Dr. Jennifer Kranz, Dr. Nils Kröger, Dr. Annabel Spek.
Instrumente genutzt,
um auf die exponentiell wachsende Wissensgenerierung in
Erstellung einer so genannten „Wisden biomedizinischen Datenbanken
senslandkarte“ zur Identifizierung von
professionell reagieren zu können. Eine
Wissenslücken verstanden. Dies stellt
der wichtigsten Limitationen für die
eine weitere wichtige Aufgabe des ReImplementierung neuer Forschungserviewboards dar, da hierdurch nicht nur
gebnisse in die klinische Routine sind
der klinische, sondern auch der wissenzeitliche Verzögerungen in der Inforschaftliche Bedarf für eine hochqualimationserfassung und -verarbeitung.
tative Aufarbeitung bestimmter Felder
Diese können mehrere Jahre betragen
berücksichtigt wird.
und erhebliche Nachteile für Patienten
und das Gesundheitssystem im AllgeAm Ende sollen die Erkenntnisse von
meinen bedeuten. Nach dem Aufbau
UroEvidence aber nicht Selbstzweck
des nationalen urologischen Studienresein, sondern auch in Handlungsempgisters führt die DGU somit diese Aktivifehlungen münden. Daher wird das
tät mit dem Ziel fort, das Wissen in der
Zentrum für evidenzbasierte Medizin
Urologie auf der Grundlage aktueller
auch die Arbeit der Leitliniengruppen
der DGU zur Beantwortung konkreter
klinischer Studien und medizinischer
Fragestellungen unterstützen. Zur VerVeröffentlichungen zusammenzutragen
besserung der Verständlichkeit und Zuund strukturiert aufzuarbeiten.
gänglichkeit der Information werden
Aufgabe von UroEvidence wird es
praxisrelevante Kurz- und Zusammenfassungen der Richtlinien erstellt werden,
nun sein, anhand praxisnaher Fragestellungen systematische Übersichtsarbeiten
auf die im klinischen und Praxisalltag
schnell und einfach zurückgegriffen
zu erstellen, kritisch zu interpretieren und
werden kann. Auch die Initiierung und
damit einen aktuellen Überblick zu er
möglichen. Nach Klärung der kliBeratung von Studienvorhaben in der
nischen Relevanz der zu Tage geförUrologie soll mit Hilfe von UroEvidence
derten Ergebnisse soll am Schluss die
neu strukturiert werden.
leserfreundliche Aufbereitung für alle
UroEvidence stellt somit einen weiinteressierten Urologen stehen. Dieser
teren Schritt in der konsequenten WeiProzess erfolgt nach Empfehlungen
terentwicklung und Festigung bereits
der Cochrane Collaboration und in
bestehender Strukturen in der Urologie
enger Kooperation mit dem Deutdar und ermöglicht die Verknüpfung
schen Cochrane Zentrum Freiburg.
und Zusammenarbeit der verschieEin weiteres Ziel ist die konsequente
denen Tätigkeitsbereiche und ArbeitsErfassung des Wissens in der Urologie
gruppen innerhalb der DGU.
(evidence mapping). Darunter wird die