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Thesis
Webbasierte Geschäftsmodelle im Web 2.0
am Beispiel von ricardo.ch
Seminararbeit
am
Department für Informatik
der Universität Fribourg
bei
Prof. Dr. Andreas Meier
Information Systems Research Group
Verfasser:
Emrah Basic
Matrikelnr.:
07-736-614
Adresse:
Baarerstrasse 34
6300 Zug
E-Mail:
[email protected]
Betreuer:
Darius Zumstein
Fribourg, den 1. Dezember 2010
Abstract
Abstract
Dass gewisse Internetseiten heutiger Zeit eine Menge an Umsatz machen, ist
bekannt, und viele wissen so ungefähr wie, mit Werbungen, Gebühren und so
weiter.
Wie auch in der realen Wirtschaftwelt ist es auch im World Wide Web möglich
mit einem Businessplan und einem standfesten Geschäftsmodell - einem
webbasierten Geschäftsmodell – Umsatz zu generieren.
Es sind Geschäftsmodelle, die auch für nicht internetbasierte Unternehmungen verwendet werden, einfach abgeändert und den Gegebenheiten im Internet angepasst.
Internetseiten, die die User auf eine gewisse Weise miteinander verbindet,
oder Seiten, bei denen der Besucher die Möglichkeit hat mitzugestalten, gehören einer mittlerweile nicht ganz neuen Generation von Internetseiten an,
den Web 2.0-Internetseiten.
In dieser Arbeit wird auf einfache und plausible Art erklärt und beschrieben,
was das Web 2.0 bedeutet, soweit man das überhaupt definieren kann - und
welche Geschäfts- und Erlösmodelle im Web 2.0 verwendet werden, damit
Umsatz erzielt werden kann. Diese Web 2.0-Generation hat seit ihrem Beginn
das Internet bzw. die Benutzung des Internets stark verändert, was natürlich
auch mit der immer höher werdenden Internetbenutzerzahl zu tun hat. Dies
führte dazu, dass neue Geschäftsmodelle angewendet werden müssen, für
die vielen neuen Kunden und Anbieter.
Zum Schluss wird noch eine etablierte Schweizer Internetunternehmung, die
ricardo.ch AG, anhand eines Fallbeispiels analysiert. Seit mehr als 10 Jahren
gehört sie zu den wachsenden Internetunternehmungen, spezialisiert auf Auktionsverkäufe. Die ricardo.ch benutzt eines der Ertragsmodelle, die später
vorgestellt werden, und mit diesem Ertragsmodell generiert sie einen sehr hohem Umsatz, was es umso interessanter macht, diese Unternehmung genauer zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ..................................................................................... iii 1. Einleitung ..................................................................................................... 1 1.1 Problemstellung ..................................................................................... 1 1.2 Zielsetzung ............................................................................................. 1 1.3 Vorgehensweise..................................................................................... 2 2. Web 2.0 ....................................................................................................... 3 2.1 Definition des Web 2.0 ........................................................................... 3 2.1.1 Einleitung ......................................................................................... 3 2.1.2 Begriff Web 2.0 ................................................................................ 3 2.2 Die Entwicklung...................................................................................... 5 3. Webbasierte Geschäftsmodelle ................................................................... 9 3.1 Begriff Geschäftmodell ........................................................................... 9 3.2 Begriff webbasiertes Geschäftsmodell ................................................. 10 3.3 Der Aufbau eines webbasierten Geschäftsmodells ............................. 14 3.4 Ertragsmodelle ..................................................................................... 16 3.5 Überblick der Geschäftsmodelle .......................................................... 18 3.6 Erfolgsfaktoren eines webbasierten Geschäftsmodells ....................... 19 3.6.1 Kundengewinnung und Kundenbindung........................................ 19 3.6.2 Nischenproduktgeschäfte – „The Long Tail“.................................. 20 3.6.3 Technik und Innovation ................................................................. 20 3.7 Chancen und Risiken ........................................................................... 21 4. Fallbeispiel ricardo.ch ................................................................................ 23 4.1 ricardo.ch AG ....................................................................................... 23 4.2 Das Geschäftsmodell von ricardo.ch ................................................... 24 4.3 Das Ertragsmodell von ricardo.ch ........................................................ 25 4.3.1 Das Gebührenmodell..................................................................... 26 i
Inhaltsverzeichnis
4.3.3 Abschlussgebühren ....................................................................... 27 4.3.4 Einstelloptionen ............................................................................. 27 4.4.1 Umsatz- und Gewinnentwicklung .................................................. 29 4.4.2 Mitgliederanzahl ............................................................................ 29 4.4.3 Ertragsmodelle von ricardo.ch ....................................................... 29 4.4.4 Betrug und Missbrauch.................................................................. 29 4.4.5 Mitspracherecht ............................................................................. 30 4.4.6 Die Zukunft von ricardo.ch............................................................. 30 5. Schlusswort und Ausblick .......................................................................... 31 6. Quellenangaben und Literaturverzeichnis ................................................. 33 Anhang: Interview mit der ricardo.ch AG ....................................................... 35 ii
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Definitionen des Begriffs Web 2.0 ....................................................... 4 Abb. 2: Zwei Dimensionen des Internets ......................................................... 5 Abb. 3: Entwicklung der monatlichen Kosten für eine tägliche Online-Stunde 6 Abb. 4: Wachstum der weltweiten Nutzerzahlen im Internet ........................... 7 Abb. 5: Gegenüberstellung von Web 1.0 und Web 2.0 ................................... 8 Abb. 6: Partialmodell eines integrierten Geschäftsmodells ........................... 10 Abb. 7: 4C-Net-Business-Modell ..................... Error! Bookmark not defined. Abb. 8: Synopse der Web 2.0-Geschäftsmodelle .......................................... 12 Abb. 9: Geschäftsmodell von Scout 24.......................................................... 14 Abb. 10: Ertragsmodell in elektronischen Märkten nach Birkhofer ................ 16 Abb. 11: Charakteristika der Geschäftsmodelltypen...................................... 18 Abb. 12: ricardo.ch......................................................................................... 24 Abb. 13: Geschäftsmodell von ricardo.ch ...................................................... 25 Abb. 14: Einstellgebühren für Auktionen und Fixpreisangebote.................... 26 Abb. 15: Abschlussgebühren für Auktionen und Fixpreisangebote ............... 27 Abb. 16: Einstelloptionen ............................................................................... 27 Abb. 17: Einstelloptionen für Fahrzeuge........................................................ 28 iii
1. Einleitung
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Da das Thema Web 2.0 noch ziemlich jung und unerforscht ist, wird es
schwierig sein, ausführliche Definitionen darüber zu finden, um dann die Frage ‚Was ist Web 2.0?‘ beantworten zu können.
Es gibt keine allgemeine Internet-Wirtschaftsmodelle, die an das Internet angepasst sind, so wie man das eigentlich aus der realen Welt kennt. Somit sind
die Zusammenhänge zwischen der Wirtschaft und der Internetwirtschaft ziemlich gross. Eine der Problemstellungen ist, die gebrauchten und nützlichen Informationen aus den verschiedenen Literaturen und Internetseiten herauszunehmen, da es eigentlich sehr viele Beschreibungen und Erläuterungen gibt,
die alle auf das gleiche hinausgehen.
Die andere Problemstellung ist, dass diese Informationen müssen gut zusammengefasst und erklärt werden müssen, damit sie leichter an die an die
Fallstudie der ricardo.ch angewendet werden können.
1.2 Zielsetzung
Das erste Ziel wird sein, auf einfache und logische Art und Weise den Begriff
Web 2.0 erklären und beschreiben zu können. Zu einem wird dies mit Fachdefinitionen aus dem Internet oder aus Fachliteraturen, und zum anderen mit
eigenen Worten versucht, damit es für jedermann verständlich ist.
Es wird versucht, die wichtigsten Geschäftsmodelle zu analysieren, so dass
sie begreiflich sind, und damit man einen Bezug dazu aufbauen kann. Im Zusammenhang dazu werden auch die einzelnen Erlösmodelle erläutert. Dadurch soll eine erkennende Verbindung zwischen den Geschäfts- und Erlösmodellen entstehen. Das Internet und die Fachliteraturen werden dabei zur
Hilfe stehen.
1
1. Einleitung
Zum Schluss sollen die theoretischen Kenntnisse an die ricardo.ch angewendet werden. Dieses dient zugleich als eine erklärende Zusammenfassung.
1.3 Vorgehensweise
Die wichtigsten Quellen werden die Fachliteraturen sein, in denen recherchiert und nachgeforscht wird. Jedoch wird das Internet eine Hilfe sein, wo
wichtige Informationen zu finden sein werden.
Sowie im Kapitel zwei als auch im Kapitel drei wird dies der Fall sein.
Beim Thema Web 2.0 werden die verschiedenen Definitionen gesammelt und
aufgeführt. Eigene Definitionen sollen in Form von zusätzlicher Erläuterung
dienen.
Das gleiche Vorgehen wie beim Web 2.0 wird auch bei den Geschäfts- und
Ertragsmodellen angewendet. Hinzu kommen noch mehrere Abbildungen mit
den dazugehörigen Beschreibungen, die einen besseren Einblick geben sollen.
Im Fallbeispiel mit der ricardo.ch werden einerseits Informationen, die auf der
eigenen Internetseite zu finden sind, gesammelt. Die andere wichtige Quelle
wird ein Interview mit einem Mitarbeiter der Unternehmung sein. Dieses Interview wird zusammengefasst und in Verbindung mit den Themen dieser Arbeit
gebracht.
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2. Web 2.0
2. Web 2.0
In dieser Arbeit werden einige wichtige Geschäftsmodelle vorgestellt und es
wird mehrheitlich von der ökonomischen Seite her betrachtet.
Bevor wir jedoch in die Welt der internetbasierten Geschäfts- und Erlösmodelle eintauchen, sollte zuerst das Fundament, auf dem sozusagen der Erfolg
vom Social Web beruhen kann, erläutert werden - das Web 2.0.
2.1 Definition des Web 2.0
2.1.1 Einleitung
Wenn man den Begriff Internet hört, denkt man automatisch an Aktivitäten wie
das Herumsurfen, Chatten, die Nutzung von Facebook und Youtube, Ersteigerungen auf Internetauktionen, Lesen und Schreiben von Blogs und so weiter.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde das Internet zum Beispiel nur als Informationsquelle genutzt oder als Hilfsmittel zum versenden von E-Mails. Es fand
eine Veränderung statt, ein Trend kam vor einigen Jahren auf, der noch immer anhält, jedoch etwas abgeschwollen ist, doch trotzdem noch immer viele
Users (und Unternehmer) mit sich zieht.
2.1.2 Begriff Web 2.0
Bisher wurde der Begriff Web 2.0 nicht genau definiert. In die Welt wurde der
Begriff erstmals im Jahre 2005 von Tim O’Reilly, dem Besitzer des O’reilly
Verlags, gesetzt. Seither hat der Begriff an grosser Bedeutung gewonnen. Einige der bedeutendsten Definitionen sind hier angesammelt:
3
2. Web 2.0
Autor
Defintion
O’Reilly
(2005)
„The Network as (a) platform, spanning all connected devices ... creating network effects through an ‚architecture
of participation’ and going beyond the page metaphor of
Web 1.0 to deliver rich user experience.“
„Web 2.0, a collection of emerging technologies that enable social networking by offering Web users the ability to
add and edit content. [...] as illustrated by blogs, video
blogs (vblogs), podcasts and wikis, Web 2.0 is essentially
a platform for sharing information of all kind.“
„Nutzer tragen aktiv Inhalte bei, schaffen soziale Netzwerke und personalisieren Dienste nach ihren Wünschen. Arthur D. Little definiert web 2.0 als eine vom Nutzer getriebene Plattform für neue Web Applikationen, die vor allem
auf Interaktion und Interoperabilität setzt.“
Der Begriff beschreibt alle Internetapplikationen, die hohe
Gestaltungs- und Kommunikationsmöglichkeiten für den
User bereitstellen. Damit unterscheidet sich das Web 2.0
vom Web 1.0 durch ein anderes ‚Selbstverständnis’ des
Internets, durch die intensive Einbindung der Nutzer in die
Gestaltung der Inhalte und durch die Dialoge.“
„Web 2.0, Social Web oder das Mitmach-Internet – diese
Begriffe stehen vor allem für ein neues Selbstverständnis,
das die Benutzer des Internets entwickelt haben. Das
Web wandelt sich zu einem Medium, in dem die Nutzer
zunehmend auch Inhalte bestimmen, sich vernetzen und
Informationen generieren, um sie wiederum anderen Nutzern zur Verfügung zu stellen.“
Schachter & Yen
(2006)
Arthur D.Little
(2007)
Haas et al.
(2007)
Wirtz
(2008)
Abb. 1: Definitionen des Begriffs Web 2.0 [Hofmann & Meier 2008, S. 21]
O’Reilly stellt die Partizipation und die Vernetzung der Nutzer in den Vordergrund und beschreibt das Internet oder Netzwerk als eine Plattform.
„Web 2.0 beschreibt innovative Applikationen und Plattformen im Internet mit
hohem Gestaltungspotential. Dabei bestimmt die aktive Gestaltung der Inhalte
durch die kooperative Partizipation der Nutzer und Anbieter den Aufbausozialer Netzwerke, mit dem Ziel der permanenten Vernetzung der Nutzer sowie
der Verteilung von Inhalten.“ [Hofmann & Meier 2008, S. 22]
4
2. Web 2.0
Abb. 2: Zwei Dimensionen des Internets [Trump/Klingler/Gerhards, 2007, S.9]
Der „aktiv partizipierender Nutzer“ bewegt sich im Feld der Mitgestaltung (z.B.
z.B. Video Communities) sowie der „öffentlichen Kommunikation“ (z.B. soziale Netzwerke wie Facebook), währenddem der „passiv partizipierender Nutzer“ hauptsächlich individuell kommuniziert (z.B. E-Mail) und keine Gestaltung
beiträgt, sondern sich evtl. über News im Internet informiert [Buchheit 2009,
S. 23].
2.2 Die Entwicklung
Das Web 2.0 erklärt eine Veränderung, Entwicklung des Internets. Man
spricht also von einer sozialen Benutzung des Internets
Durch die Verbesserung des Internetzuganges bezüglich der Geschwindigkeit
und der Preise konnten sich die Benutzer weiterentwickeln, das Internet wurde viel mehr benutzt. Dies wirkte sich natürlich positiv auf die Entwicklerseite
aus, man nutzte das gesammelte Wissen und verwendete diese, um die Internetseiten besser auf die Benutzer anzupassen. [Alby 2007, S.2]
5
2. Web 2.0
Abb. 3: Entwicklung der monatlichen Kosten für eine tägliche Online-Stunde [Alby 2007]
Das Internet wurde in der Folge öfters genutzt. Die wachsende Erfahrung der
Entwickler und Open Source Softwares senkten den Preis des Markteintritts –
das eigentliche Startkapital, über das zum Beispiel eine Internetfirma verfügen
musste, war rein theoretisch nur ein Internetzugang.
Das Internet gewinnt and Bedeutung, mehr Kapital und Vertrauen wird investiert, Internetfirmen verdienen ihr Geld, und Firmen, die bislang das Internet
nicht gross genutzt haben, verwenden es nun als eine neue Geldquelle.
„Die Systemanforderungen an das Web 2.0 waren der Benutzer 2.0, der
selbst Zugangsgeschwindigkeit 2.0 und Zugangskosten 2.0 forderte.“ [Alby
2007, S.1 f.]
6
2. Web 2.0
Abb. 4: Wachstum der weltweiten Nutzerzahlen im Internet [Alby 2007]
Je mehr Leute das Internet benutzen, desto höher ist die Nachfrage nach
neuen und verschiedenen Internetseiten. Dies führt zu einem Umsatz- und
Gewinnpotential für neue Internetunternehmungen – es bieten sich somit
mehr Chancen, eine eigene Unternehmung zu gründen.
Diesen Kreislauf kennt man schon aus der realen Wirtschaftswelt und er wird
noch lange nicht zum Stillstand kommen.
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Abbildung 5 zeigt nun die wesentlichen Veränderungen des Web 1.0 zum
Web 2.0. Die erste, zweite und vierte Gegenüberstellung zeigt die Entwicklung aus der Sicht des Nutzers.
Abb. 5: Gegenüberstellung von Web 1.0 und Web 2.0 [Panke 2007, S. 2]
Das Internet wurde zur Normalität, zirka 1.5 Milliarden Menschen benutzen
heutzutage das Internet, einerseits, weil es kostengünstiger und schneller
geworden ist, und andererseits, weil es für den Benutzer selbst interessanter
von der sozialen Seite geworden ist, es wird nicht nur dafür gebraucht Informationen zu beschaffen, sondern um Informationen (Bilder, Videos, Musik
etc.) mit anderen Leuten auszutauschen.
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
3. Webbasierte Geschäftsmodelle
3.1 Begriff Geschäftmodell
Wie schon angedeutet wird in dieser Arbeit die betriebswirtschaftliche Seite
des Internets aufgezeigt anhand von internetbasierten Geschäftsmodellen.
Unterschiedlichste Firmen erwirtschaften im Internet Geld, doch nicht alle
Firmen auf die gleiche Art.
Ein Geschäftsmodell beschreibt die Produktions- und Leistungssysteme einer
Unternehmung. Es zeigt auf eine vereinfachte Art und Weise wie die Ressourcen in eine Unternehmung einfliessen und mit Hilfe innerbetrieblicher
Prozesse in Produkte, Dienstleistungen und Informationen umgewandelt werden. [Wirtz 2006, S. 67]
Eine bekannte Geschäftsmodellklassifikation ist die von Wirtz in Abbildung 6.
Er unterteilt es in sechs Teilmodelle, die auf verschiedene Unternehmen auf
verschiedene Art, einzeln oder zusammen, angewendet werden können.
Es enthält auf der einen Seite zum Beispiel ein Beschaffungsmodell und auf
der anderen Seite ein Distributions- und Erlösmodell.
9
3. Webbasierte Geschäftsmodelle
Abb. 6: Partialmodell eines integrierten Geschäftsmodells [Wirtz 2001]
3.2 Begriff webbasiertes Geschäftsmodell
Ein webbasiertes Geschäftsmodell ist ein auf das Internet ausgerichtetes Geschäftsmodell, das einem Internetunternehmen einen möglichst hohen Nutzen
bringen soll.
Die wichtigsten Eigenschaften eines webbasierten Geschäftsmodells sind die
Positionierung, der Kundennutzen, die Leistungserstellung und das Leistungsangebot, die Wahl des Business Webs und das Ertragsmodell. [Meier
& Stormer 2005, S. 49]
Das Geschäftsmodell, sei es webbasiert oder nicht, ist eigentlich eine Beschreibung der Geschäfte, die das Unternehmen führt, und soll helfen, diese
Geschäfte besser zu verstehen und einen besseren Überblick der Informationsflüsse zu bekommen.
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
Das von Wirtz erklärte 4C-Net-Business-Modell (Abb. 6) klassifiziert die verschiedenen Web 2.0-Geschäftsmodelle.
Das Geschäftsmodell eines sozialen Netzwerks wie Facebook oder StudiVz
würde zum Beispiel in den Bereich Connection eingeteilt werden, sie decken
aber auch den Bereich Content ab, weil User auf der Seite ein Profil erstellen
und sich präsentieren können. [Hofmann & Meier 2008, S. 29]
Abb. 7: 4C-Net-Business-Modell [Wirtz 2001]
Content
•
•
•
•
•
•
Kompilierung (Packaging)
Darstellung und
Bereitstellung von Inhalten
Auf einer eigenen Plattform
Commerce
•
•
•
Context
Klassifikation und
Systematisierung von im Internet
verfügbaren Informationen
Anbahnung,
Aushandlung und/oder
Abwicklung von Geschäftstransaktionen
Connection
•
Herstellung der Möglichkeit eines Informationsaustausches in Netzwerken
Das 4C-Net-Business-Modell klassifiziert zwar die einzelnen Web 2.0Geschäftsmodelle, doch es ist trotzdem schwierig die einzelnen Geschäftmodelle in verschiedene Arten zu unterteilen, da das ganze Thema Web 2.0 und
Web 2-0-Geschäftsmodelle ziemlich neu ist und sehr weit ausgebreitet ist.
Das Internet ist ständig in Bewegung und in Entwicklung.
[Enderle und Wirtz 2008] haben jedoch eine Klassifikation der Geschäftmodelle, deren Leistungsangebote und Kundennutzen gemacht. Die nächste
Abbildung zeigt eine Übersicht der einzelnen Geschäftmodelle.
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
Abb. 8: Synopse der Web 2.0-Geschäftsmodelle [Enderle & Wirtz 2008, S.37]
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
Diese aufgeführten Geschäftsmodelle gehören zu den meist genutzten Modellen im Bereich des Web 2.0. Viele dieser Geschäftsmodelle überlappen
sich und zeigen ähnliche Ertragserzielungen auf, denn die meisten dieser Internetseiten erwirtschaften Erträge durch Bannerwerbung.
Erträge durch Bannerwerbung zu erzielen ist für viele dieser Anbieter unumgänglich, da viele Internetseiten dem Benutzer eine kostenlose Dienstleistung
anbieten. Auf File Exchange und Sharing Seiten wie Youtube, oder Social
Networking Seiten wie Myspace.com kann der Besucher kostenlos ein Benutzerkonto erstellen und dieses beliebig anpassen, indem er Bilder, Videos oder
Informationen rauflädt und sich selber präsentiert. Durch diese Eigendarstellung kommt es zu einer Vernetzung der User, der Bekanntheitsgrad der Internetseite steigt rasant und somit auch die Klicks und die Besucherzahl. Dies ist
eine gute Gelegenheit für externe Firmen, um auf sich aufmerksam zu machen, indem sie gegen Entgelt eine Bannerwerbung auf einer Seite wie
Myspace plazieren.
In dieser Arbeit wird noch auf eine Internetfirma genauer eingegangen, die
sich in den letzten zehn Jahren zur grössten Internetauktionsplattform der
Schweiz entwickelt hat – die ricardo.ch AG.
Die ricardo.ch gehört nicht direkt in die Kategorie der Web 2.0-Internetseiten,
doch sie zeigt einige Geschäftsmodell-, Leistungsangebot- und Kundenutzeneigenschaften auf, wie man sie vom Web 2.0 kennt.
Vor allem ist die Auktionsplattform ungefähr zur gleichen zeit wie das Web 2.0
aufkommen, was die steigende Kundenzahl erklärt.
Ricardo.ch wäre im Bereich des C2C- Commerce einzuteilen, nur dass ricardo.ch keine Erträge durch Bannerwerbung erzielt. Doch es werden Transaktionen abgewickelt, es ist eine Inseratsplattform vorhanden und es ist ein tiefes Produktangebot zu finden.
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
3.3 Der Aufbau eines webbasierten Geschäftsmodells
Das Geschäftsmodell eines Unternehmens kann in einzelne Modelle gegliedert werden.
Es braucht natürlich mehrere angepasste Modelle, da der ganze Ablauf, Gewinn zu erzielen und auf Dauer wettbewerbsfähig zu sein eine komplexe Angelegenheit ist, für welche es verschiedene Lösungsvorschläge braucht.
Man nehme als Beispiel eine Costumer to Costumer Internetplattform, auf der
private Personen anbieten können, die von anderen Personen erworben werden können. Konkret könnte man Autoscout24 nehmen, ein elektronischer
Autohandelsmarktplatz. Nebst Autoscout24 gibt es zum Beispiel noch Immoscout24 und Friendsscout24 und so weiter. [Scout 24 2008].
In Abbildung 9 ist das Geschäftsmodell von Scout 24 abgebildet. Wie schon
erwähnt, sind verschiedene einzelne Modelle darin enthalten.
Abb. 9: Geschäftsmodell von Scout 24 [Wirtz & Ullrich 2008, S. 26]
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
Beschaffungsmodell: Auf der linken Seite in Abb. 9 sieht man das Kostenund Beschaffungsmodell, das die Beziehung zwischen Scout 24 und den Leuten, die auf der Seite etwas verkaufen möchten, regelt. Das Beschaffungsmodell definiert auf welcher Art, in welcher Menge und von welchem Lieferanten
die benötigten Produktionsfaktoren zu beschaffen sind.
Leistungserstellungsmodell: Beim Leistungserstellungsmodell bzw. dem
Wertschöpfungsmodell sind die internen Tätigkeiten des Unternehmens aufgezählt. Diese Tätigkeiten sind äquivalent zu den Leistungsangebotbereichen
(Leistungsangebotmodell) bzw. die Güter und Dienstleistungen werden in Leistungsangebote umgewandelt. Das Leistungserstellungsmodell beschreibt die
Beziehung zwischen dem Input und dem Output.
Leistungsangebotsmodell: Zeigt die Angebote der Unternehmung wie z.B.
Werbungen, die Scout 24 für andere Unternehmen auf der Interseite präsentiert oder das Schreiben von persönlichen Nachrichten (Bereich Connection),
damit Verkäufer und Kunde persönlich in Kontakt treten können. Es ist abhängig von der Nachfrage. Nach dem 4C-Net-Business-Modell können die
einzelnen Typen Content, Commerce, Context und Connection das Leistungsangebotsmodell definieren.
Erlös- oder Ertragsmodell: Erklärt die Einnahmequellen von Scout 24 wie
zum Beispiel die Werbeeinnahmen und Inserierungsgebühren.
Distributionsmodell: Regelt Zeit, Menge, Art und Weise der Lieferung des
Produkts. Im Falle Autoscout 24 regeln das der Verkäufer und der Käufer
meist untereinander.
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
3.4 Ertragsmodelle
Das Ertragsmodell erklärt, woher die Umsätze eines Unternehmens stammen
und auf welche Weise das Unternehmen Geld erwirtschaftet. Während zu einem Myspace den grössten Teil des Geldes aus Bannerwerbung macht, erwirtschaftet zum anderen eine Handelsmarktplattform wie Scout 24 ihr Einkommen durch Inserierungsgebühren oder Verkaufsprovisionen.
Die nächste Abbildung zeigt die einzelnen internetbasierten Ertragsmodellformen nach [Birkhofer 200x]
Abb. 10: Ertragsmodell in elektronischen Märkten nach Birkhofer [Meier & Stormer 2005, S.
50]
Zu den direkten Ertragsmodellen gehören [Meier & Stormer 2005, S. 50 f.]:
•
Das Advertising Modell beschreibt die Werbeeinnahmen. Ein Kunde
kann für einen gewissen Betrag seine Werbung auf der Internetseite
des Anbieters projizieren lassen.
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
•
Für die Preisdifferenzierung ist das Preismodell für Produkte (und
Dienstleistungen) bestimmend.
•
Das Admission Modell klärt die Beitrittsregelungen. Man kann nur
durch Bezahlung einer Gebühr Mitglied werden (z.B. Partnerbörsen).
•
Die Erträge durch Abonnementsgebühren (Inserierungsgebühren für
eine Woche, Monat oder drei Monate) gehören zum Subscription
Modell.
•
Im Gebührenmodell für Transaktionen sind die Erträge durch Transaktionsgebühren für den Kunden enthalten. Darunter fallen Nutzungsdauergebühren, Gebühren gerichtet nach dem Inhalt der heruntergeladenen Informationen und Supportgebühren.
Zu den indirekten Ertragsmodellen gehören:
•
Das Cost Saving Modell beschreibt die längerfristige Kosteneinsparung, indem in Internettechnologie und Geschäftsprozesse investiert
wird.
•
Unter dem Sponsoring Modell fällt der Beitrag und Unterstützung von
Sponsoren.
•
Für das Fund Raising und die Kreditaufnahme ist ein externer Kreditmarkt wichtig.
Das Admission Modell wird von sehr vielen Web 2.0-Internetfirmen genutzt,
da es auch mit wenig Aufwand verbunden ist und hohe Erträge einbringt.
Subscription und Gebührenmodelle werden häufig von Unternehmung benutzt, die dem Benutzer einen gewissen zusätzlichen Nutzen stiften sollen wie
die Möglichkeit etwas zu verkaufen, das Herunterladen von Dateien oder zusätzlichen Einstellungen (z.B. Versenden von digitalen Geschenkkarten auf
Sozialen Netzwerken oder Einstelloptionen auf Auktionsplattformen).
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
3.5 Überblick der Geschäftsmodelle
Abbildung 11 gibt einen Überblick zu den Geschäftmodellcharakteristiken,
klassifiziert nach dem 4C-Business-Modell:
Content
Commerce
Conntext
Connection
Definition
Sammlung,
Selektion,
Systematisierung
Kompilierung und
Bereitstellung von
Inhalten
Anbahnung, Aushandlung und Abwicklung von Geschäftstransaktionen
Klassifizierung
und Systematisie-rung von
elektronischen
Informationen
Herstellung der
Möglichkeiten eines
Informationsaustausches
Ziel
Bereitstellung von
kommerziell vermarktbaren, online zugänglichen
Inhalten
Geschäftstransaktionen durch das
Internet stützen und
ergänzen
Marktransparenz und Orientierungs-hilfen
für den Nutzer
schaffen
Von Nutzern präferierte Verbindungen
schaffen
Varianten
E-Information,
E-Entertainment,
E-Education
E-Attraction,
E-Bargaining/
E-Negotiation,
E-Transaction
Suchmaschinen,
Web-Kataloge
Customer-OpinionPortale, CustomerChat/ Interest
Ertragsformen
indirekt (Bannerwerbung)
indirekt (Bannerwerbung)
indirekt
(Paid Searches)
indirekt (Bannerwerbung)
direkt (transaktionsab-hängig und
–unabhängig)
direkt
(Provisionen und
Data-Mining)
direkt (Provisionen)
direkt
(Provisionen)
Abb. 11: Charakteristika der Geschäftsmodelltypen [Mavroudis 2009, S. 17]
18
3. Webbasierte Geschäftsmodelle
3.6 Erfolgsfaktoren eines webbasierten Geschäftsmodells
Wie bei jedem Trend, sei dieser wirtschaftlich, modisch, kulturell oder technisch, besteht die Möglichkeit und Gefahr, dass er wieder abschwächt. Damit
dies jedoch nicht passiert, müssen einige beständige Faktoren bestehen, die
eine Langlebigkeit garantieren.
Somit müssen einige Erfolgsfaktoren bei Geschäftmodellen im Web 2.0 garantiert sein, damit die Unternehmung einen Gewinn erwirtschaften und längerfristig erfolgreich auf dem Internetmarkt existieren kann.
3.6.1 Kundengewinnung und Kundenbindung
Die Kundengewinnung ist eine der Hauptfaktoren eines nach Erfolg strebenden Unternehmens. Zudem müssen die Kunden auch gehalten werden.
Eine höhere Anzahl Kunden heisst höherer Bekanntheitsgrad und Image.
Insbesondere im heutigen Web 2.0 hat die Kundengewinnung an grosser Bedeutung gewonnen - ein User wird per Mausklick zum Kunden. Da der User
zum Mitgestalter werden kann, ist es umso wichtiger mehr Partizipierende zu
gewinnen. So kann die Arbeit von den Usern übernommen werden. Beste
Beispiele sind Youtube oder Wikipedia, die durch rasante Kundengewinnung
enorm bekannt wurden, was sich dann wiederum positiv auf die Betreiber der
Seite auswirkte, denn so können dann die Erträge durch Werbeeinnahmen
gesteigert werden, oder im Fall von Wikipedia stiegen die Spendenbeiträge.
Sobald eine hohe Zahl an Mitgliedern erreicht worden ist, kann mehr Geld für
noch zusätzliche und exklusivere Dienste gefordert werden, wozu viele User
auch bereit wären, Geld auszugeben. [Beck et al. 2007, S.13]
19
3. Webbasierte Geschäftsmodelle
3.6.2 Nischenproduktgeschäfte – „The Long Tail“
Mit dem Buch „The Long Tail“ hat Chris Anderson auf die Wichtigkeit der Nischenmärkte hingewiesen. Der grosse Umsatz kann mit Nebengeschäften
erzielt werden. „The Long Tail“ beschreibt Umsatzsteigerung durch Erhöhung
der Nischenprodukte, die zwar weniger Geld pro verkauftes Produkt einbringen, jedoch existieren viele von ihnen, und sie sind langlebiger. „A few things
sell a lot and lot of things sell little“. Somit kann der Umsatz gesteigert werden, falls die Anzahl der Erwerber auch weiter ansteigt. Da kommt das Internet genau richtig, denn früher konnte man sich kaum einen hohen Umsatz
aus den Nischenprodukten versprechen, doch heute kann jedermann alles
Mögliche im Internet finden, und die Nischenprodukte sind billiger zu verkaufen, da sie viel weniger an Verkaufsfläche im Internet brauchen.
[Anderson 2006]
3.6.3 Technik und Innovation
Es bringt nichts, wenn sich der Markt bzw. Onlinemarkt verändert, und man
trotzdem noch immer mit den gleichen Methoden versucht seine Produkte zu
kaufen. Deswegen ist es wichtig, auf dem neusten Stand zu sein, damit Erfolg
garantiert werden kann.
Innovative Veränderungen auf der Internetseite regen zu höherem Kundeninteresse und zur Imagesteigerung an. Durch Anpassung an den Kunden erhöht sich das Vertrauen zwischen Kunden und Verkäufer.
20
3. Webbasierte Geschäftsmodelle
3.7 Chancen und Risiken
Nicht zuletzt bieten sich einem Einsteiger oder einem schon im Internet etablierten Unternehmer Chancen sowie auch Risiken.
Wer ein Web 2.0-Geschäftsmodell führt, hat verschiedene Möglichkeiten und
Chancen seine Internetunternehmung beliebt und interessant zu machen, indem er die verfügbaren Applikationen im Web 2.0 nutzt [Bohl, Manoucheri,
Winand 2007, S. 32 ff.]:
•
Mit Bewertungen hat der Nutzer die Möglichkeit, sich über die Internetseite zu äussern, positive Rückmeldungen zu geben oder im
schlimmsten Fall sich zu beschweren. Das wirkt sich jedoch positiv auf
die Kundenbindung aus, der Besucher der Seite fühlt sich ernst genommen, und man erfährt als Betreiber der Seite, ob man auf dem
richtigen Weg ist.
•
Fotos und Videos können als Werbung genutzt werden, für den Unternehmer selbst oder für Drittanbieter, die auf der Seite gegen Gebühr
ihre Werbung publiziert haben möchten. Dies wirkt sich auf die eigene
Internetseite sowie auch auf den Drittanbieter positiv aus. Vor allem bei
sozialen Netzwerken, bei denen der User selbst die Möglichkeit hat,
durch Fotos und Videos etwas der Öffentlichkeit mitzuteilen, erreicht
man viele Kunden.
•
Mithilfe von Wikis und Blogs können Kommentare gesammelt werden
und Forums für verschiedene Kategorien Themen gegründet werden,
in denen häufig gestellte Fragen der User schnell und ohne grossen
Aufwand beantwortet werden können.
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3. Webbasierte Geschäftsmodelle
Sobald man eine Applikation eingeführt hat, kann das langfristig Kosten einsparen. Haben die User zum Beispiel die Möglichkeiten Bewertungen und
Rückmeldungen abzugeben, weiss man genau, wo man steht, und man kann
die Website bzw. das Geschäftsmodell laufend verbessern. Die Applikation ist
schon installiert, und braucht nur ein wenig verändert zu werden, falls dies
überhaupt gefragt ist. Einschulungs- und Installationskosten ersparen sich.
Nebst den oben genannten Möglichkeiten bieten sich bei einem Web 2.0 Geschäftsmodellbetreiber noch einige andere Alternativen, die aber ungefähr auf
das Gleiche hinausgehen.
Man muss jedoch auch die Risiken miteinbeziehen.
Wie in der realen Welt Ladendiebe und Verbrecher existieren, so gibt es diese
auch in der virtuellen Welt.
Die Sicherheit und die Wahrung der Kundendaten stehen an erster Stelle.
Bei Sozialen Netzwerken wie Facebook oder StudiVz hat der User die Möglichkeit Bilder, Videos, und Informationen verschiedener Art preiszugeben. Da
muss man jedoch vorsichtig sein, denn sobald die Dateien mal im Internet
sind, besteht die Möglichkeit, dass diese Dateien unerwünscht auf einem anderen Ort wieder auftauchen, deswegen sollte man vorsichtig sein und sich
gut überlegen, was man mit der Aussenwelt teilen möchte und wozu.
Vor allem gibt es viele Personen, die sich als jemand anders ausgeben und
das Internet missbrauchen.
Nicht nur bei sozialen Netzwerken, sondern bei allen Web 2.0Geschäftsmodellen besteht die Gefahr des Datenmissbrauchs.
„Code injection – böswilliger Programmcode wird über Formularfelder an den
ungeschützten Server geschickt - Angreifer, die vorgeben, jemand anderer zu
sein, ausgespähte Inhalte, blockierte Server sind Probleme, mit denen sch
Entwickler und Sicherheitsexperten auseinandersetzen müssen“. [Beck et al.
2007, S.14]
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4. Fallbeispiel ricardo.ch
4. Fallbeispiel ricardo.ch
4.1 ricardo.ch AG
Die ricardo.ch AG ist die führende und grösste Internetauktionsplattform in der
Schweiz, die ungefähr 500‘000 laufenden Angeboten 90 Prozent aller Internetauktionen in der Schweiz betreibt. Sie ist im Bereich des ElectronicCommerce einzuteilen, beschäftigt 110 Mitarbeiter und hat momentan ungefähr 1.7 Millionen Mitglieder.
Die ricard.ch liegt knapp hinter dem Glattzentrum in Wallisellen und generiert
einen Umsatz von zirka 600 Millionen Franken. Der Umsatz erhöhte sich von
2008 bis 2009 um rund 30 Prozent.
Im Jahre 1999 wurde die ricardo.ch AG in Baar (ZG) unter dem Namen auktion24.ch gegründet. Sie gehört zur MIH Internet Europe, die eine Tochtergesellschaft der südafrikanischen Mediengruppe Naspers ist.
Die ricardo.ch AG betreibt ausserdem noch Seiten in Dänemark, Österreich,
Griechenland und Norwegen.
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4. Fallbeispiel ricardo.ch
Abb. 12: ricardo.ch (www.ricardo.ch)
4.2 Das Geschäftsmodell von ricardo.ch
In Abbildung 13 ist das Geschäftsmodell von ricardo.ch zu sehen. Es gleicht
sehr dem Geschäftsmodell von Scout 24, mit der Ausnahme, dass ricardo.ch
keine Erlöse durch Werbungen macht.
Ricardo.ch macht sehr viel eigene Werbung auf anderen Internetseiten, dies
kommt den Verkäufern auf ricardo.ch zugute.
Die Käufer und Verkäufer können zwar untereinander nicht chatten, die Käufer haben jedoch die Möglichkeit auf der Seite Fragen zu stellen, und können
so auch in Kontakt mit den Verkäufern treten.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist sicherlich die Kategorievielfalt, die angeboten
wird, und dies ist der hohen Mitgliedschaftszahl zu verdanken.
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4. Fallbeispiel ricardo.ch
Abb. 13: Geschäftsmodell von ricardo.ch [Eigendarstellung in Anlehnung an Wirtz und Ullrich
2008, S. 26]
4.3 Das Ertragsmodell von ricardo.ch
Das einzige bekannte Ertragsmodell, das bei ricardo.ch verwendet wird, ist
das Gebührenmodell. Als Verkäufer muss man eine Einstellgebühr für das
Inserat entrichten, und bei Abschluss der Auktion kommt noch eine Abschlussgebühr hinzu. Bei der Unterkategorie ‚Auto‘ gibt es Möglichkeiten ein
Abonnement für Inserate zu kaufen, damit zum Beispiel das Inserat der Verkäufers für 3 Monate online ist. Es gilt eigentlich das gleiche Prinzip wie bei
Autoscout 24.
Wenn man bedenkt, dass ricardo.ch fast 2 Millionen Mitglieder hat, sind das
sehr hohe Erträge, die ricard.ch erwirtschaftet, auch wenn natürlich nicht alle
Mitglieder ein Inserat aufschalten. Viele sind nur Mitlieder, um etwas kaufen
zu können.
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4. Fallbeispiel ricardo.ch
4.3.1 Das Gebührenmodell
Es gibt verschiedene Einstell- und Abschlussgebühren, die zu unterscheiden
sind. Im Prinzip gibt es ein Gebührenmodell für alle Auktionen und Fixpreisangebote, jedoch nicht für Fahrzeuge. Das Gleiche gilt auch bei den Abschlussgebühren.
4.3.2 Einstellgebühren
Bei den normalen Angeboten hängt die Einstellgebühr vom Mindestpreis, die
bei dieser Auktion verlangt wird – je höher der Mindestpreis, desto höher die
Einstellgebühr. Die Einstellgebühr variiert von CHF 0.05.- bis zu CHF 2.50.- .
Abb. 14: Einstellgebühren für Auktionen und Fixpreisangebote (www.ricardo.ch)
Bei den Fahrzeugen bezahlt man eine fixe Gebühr von CHF 15.00.-. Darunter
zählen Autos, Motorräder, Boote, Wohnwagen und sonstige Fahrzeuge.
Nebst Auktionen und Fixpreisangebote kann man auf ricardo.ch auch noch
Kleininserate aufschalten lassen. Für Fahrzeuge bezahlt man CHF 15.00.- für
Immobilien und Stellenangebote CHF 10.00.- und für sonstige Dienstleistungen CHF 1.0.-.
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4. Fallbeispiel ricardo.ch
4.3.3 Abschlussgebühren
Sobald eine Auktion oder ein Fixpreisangebot beendet ist, muss man als Verkäufer noch eine Abschlussgebühr entrichten. Bei der Kategorie ‚Fahrzeuge‘
und bei den Kleinanzeigen gibt es keine Abschlussgebühren.
Bei allen anderen Auktionen und Fixpreisangeboten werden die Abschlussgebühren anhand von dem erzielten Verkaufspreis berechnet.
Abb. 15: Abschlussgebühren für Auktionen und Fixpreisangebote (www.ricardo.ch)
Liegt der erzielte Verkaufspreis zum Beispiel bei CHF 1500.-, dann muss man
eine Abschlussgebühr von CHF 30.- bezahlen.
4.3.4 Einstelloptionen
Nebst diesen obligatorischen Einstell- und Abschlussgebühren gibt es eine
Menge von freiwilligen Einstelloptionen, die eine höhere Verkaufschance garantieren. Für diese Einstelloptionen gibt es verschiedene Preise, die man bezahlen müsste.
Abb. 16: Einstelloptionen (www.ricardo.ch)
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4. Fallbeispiel ricardo.ch
Wie auch schon bei den Einstell- und Abschlussgebühren gibt es auch bei
den Einstelloptionen verschiedene Preise für die Kategorie ‚Fahrzeuge‘.
Abb. 17: Einstelloptionen für Fahrzeuge (www.ricardo.ch)
Es gibt Verkäufer, die bei einer Auktion eine höhere Stückzahl als eins anbieten, in diesem Fall werden die Einstell- und Abschlussgebühren, sowie die
Einstelloptionen nur einmal erhoben, unabhängig von den verkauften Stücken.
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4. Fallbeispiel ricardo.ch
4.4 Resultate des Interviews mit der ricardo.ch
4.4.1 Umsatz- und Gewinnentwicklung
Mit einem Umsatz von knapp 600 Millionen Franken und einem Umsatzanstieg von 30 % gehört die ricardo.ch sicherlich einem der erfolgreichsten Internetunternehmungen in der Schweiz.
4.4.2 Mitgliederanzahl
Die Internetbenutzeranzahl steigt von Jahr zu Jahr. Somit wird die Nachfrage
von nach ricardo.ch definitiv ansteigen und die jetzige Mitgliederzahl von 1.7
Millionen übertreffen. Dies wird zu neuen Angeboten und Applikationen führen.
4.4.3 Ertragsmodelle von ricardo.ch
Die ricardo.ch verwendet ein Gebührenmodell, welches die Haupteinnahmequelle ist. Die Mitglieder, die etwas verkaufen, müssen Einstell- und Abschlussgebühren bezahlen. Zusätzlich kann man das eigene Inserat gegen
weitere Gebühren noch ausgestalten mit zusätzlichen Bildern oder einem auffallenden Titel. Jedermann, der volljährig ist, kann gebührenfrei Mitlied bei ricardo.ch werden.
4.4.4 Betrug und Missbrauch
Kriminalität gibt es auch im Internet. Einige Kriminelle versuchen auf Auktionsseiten wie ricardo.ch Leute zu betrügen und zu hintergehen. In Fällen mit
grossen Geldbeträgen oder mit ausländischen Kriminellen kann die ricardo.ch
selten etwas unternehmen. Die Mitglieder müssen selber Anzeige erstatten.
Ausser bei Fällen mit Beträgen bis und mit 200 Franken stellt die ricard.ch einen Käufer- und Verkäuferschutz zur Verfügung.
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4. Fallbeispiel ricardo.ch
4.4.5 Mitspracherecht
Wenn man als Mitglied von ricardo.ch Anregungen in Form von Vorschlägen
oder Kritiken hat, kann man diese telefonisch oder per E-Mail an die Unternehmung mitteilen. In einigen wichtigen Fällen werden Veränderungen dann
auch vorgenommen.
4.4.6 Die Zukunft von ricardo.ch
Die steigende Mitgliederzahl verspricht ein wachsen der Unternehmung. Neue
spezifische Abteilungen wie der Autoverkauf werden bestimmt noch dazukommen, auch wird die Unternehmung sicherlich noch in weiteren Ländern
vertreten sein.
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5. Schlusswort und Ausblick
5. Schlusswort und Ausblick
Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass eine Menge von Definitionen für das
Web 2.0 gibt, und es kommen immer neue hinzu. In vielen Beschreibungen
und Erklärungen finden sich ähnliche Ansätze, die zum Gleichen führen. Eine
genaue Definition gibt es jedoch nicht und wird es wahrscheinlich auch nie
geben, da das Internet sich mit der Zeit wandelt, und sehr bald wird man
kaum auch noch über das Web 2.0 sprechen.
Das Web 2.0 beschreibt ein neues Zeitalter des Internets als Angebot und
der Internetbenutzung als Nachfrage.
Um in diesem Angebots- und Nachfragemodell des Internets funktionieren zu
können, braucht es anwendbare Geschäfts- und Ertragsmodelle.
Die Arbeit zeigte, dass es verschiedene Geschäfts- und Ertragsmodelle gibt.
Zu den Ertragsmodellen kann man sagen, dass sehr viele der Web 2.0Internetfirmen ihr Geld mit Angebot von Werbungen machen.
Obwohl ricardo.ch nicht genau nur Web 2.0 klassifiziert werden kann, zeigt
sie einige Aspekte des Web 2.0 auf, und entstand ungefähr zur Zeit des Web
2.0 oder dem Aufkommen des Web 2.0, was zur bemerkenswerten Entwicklung dieser Unternehmung beigetragen hat.
Das Schwierige bei dieser Arbeit war, alle diese vielen verschiedenen, doch
gleichen Informationen sinnvoll zu einem Ganzen zusammenzufassen. Es
gibt viele kurze und nützliche Informationen, und wiederum viele lange und
unnützliche Erklärungen. Das wichtige ist, dass man diese Informationen so
wiedergeben kann, dass sie für eine für eine unwissende Person auch nachvollziehbar sind. Dies ist bei dieser Arbeit mit Sicherheit der Fall.
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5. Schlusswort und Ausblick
Vorhersagen sind immer schwer zu machen, vor allem wenn es sich um ein
eigentlich junges Thema handelt. Doch man kann sicher sagen, dass die
Technologie weiter wachsen wird, und dass noch zahlreiche neue Möglichkeiten hinzukommen werden. Man redet schon von dem Web 3.0, ein semantisches und denkendes Web, das eventuell in den nächsten zehn Jahren hinzukommen wird und bei dem heutigen technischen Wandel könnte man noch
ein Web 4.0 ab dem Jahre 2020 erwarten.
Da wir alle in einem neuen und elektronischen Zeitalter leben, wird die Nachfrage nach dem Internet und dem Wirtschaften im Internet sicherlich noch
lange bestehen und zunehmen. Wie sich das Wirtschaften selber verändern
wird, ist schwer abzuschätzen.
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5. Schlusswort und Ausblick
6. Quellenangaben und Literaturverzeichnis
[Alby 2007] Alby, Tom: Web 2.0 – Konzepte, Anwendungen, Technologien,
Hanser, München, 2007.
[Anderson 2006] Anderson, Chris: The Long Tail. Hyperion, New York, 2006.
[Beck, Möricke, Sauerburger 2007] Beck, Astrid (Hrsg.); Mörike,
Michael (Hrsg.); Sauerburger, Heinz (Hrsg.): Web 2.0, HMD Nr. 255,
Dpunkt Verlag GmbH, Heidelberg, Juni 2007.
[Bohl, Manoucheri, Winand 2007] Bohl, Oliver; Manoucheri, Shakib; Winand:
Unternehmerische Wertschöpfung im Web 2.0
Udo. In: Beck, Astrid (Hrsg.); Mörike, Michael (Hrsg.); Sauerburger,
Heinz (Hrsg.): Web 2.0, HMD Nr. 255, Dpunkt Verlag GmbH,
Heidelberg, Juni 2007, S. 32-35.
[Buchheit 2009] Buchheit, Stephan: Geschäfts- und Erlösmodelle im
Internet. Eine Web 2.0 kompatible Erweiterung bestehender Konzepte,
Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2009.
[Enderle & Wirtz 2008] Enderle, Martin; Wirtz, Bernd W.:
Weitreichende Veränderungen. In: Absatzwirtschaft – Zeitschrift für
Marketing, 01/2008, S. 36-39.
[Hofmann & Meier 2008] Hofmann Josephine (Hrsg.); Meier, Andreas (Hrsg.):
Webbasierte Geschäftsmodelle, HMD Nr. 261, Dpunkt Verlag GmbH,
Heidelberg, Juni 2008.
[Mavroudis 2009] Mavroudis, Ilias: Informationswebseiten und ihre
Ertragsmodelle. Eine systematische Analyse von Webseiten rund um
das Thema Apple, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2009.
33
5. Schlusswort und Ausblick
[Meier & Stormer 2005] Meier, Andreas; Stormer, Henrik: eBusiness &
eCommerce. Management der digitalen Welt, Springer-Verlag,
Berlin Heidelberg, 2005.
[Panke 2007] Panke, Stefanie: Unterwegs im Web 2.0: Charakteristiken und
Potentiale, in:
http://www.eteaching.org/didaktik/theorie/informelleslernen/Web2.pdf,
zugegriffen am 11. Oktober 2010.
[ricardo.ch 2010] rciardo.ch:
http://www.ricardo.ch/pages/about_company/de.php, zugegriffen am
Oktober 2010.
[Scout 24 2008] Scout24: Unternehmensinformationen,
http://scout24.com/de/home.asp, zugegriffen am 01. September 2010.
[Trump, Klingler, Gerhards, 2007] Trump; Klingler, Thilo; Gerhards, Walter,
Maria: Web 2.0 – Begriffsdefiniton und eine Analyse der Auswirkungen
auf das allgemeine Mediennutzungsverhalten, in: result GmbH (Hrsg.)
2007,
http://www.v-i-r-de/cms/upload/downloads/Web-2.0-Studie- resultSWR-Febrzar-2007.pdf, zugegriffen am 05. September 2010.
[Wirtz 2001] Wirtz, Bernd W.: Electronic Business, 2. Aufl., Gabler,
Wiesbaden, 2001.
[Wirtz & Ullrich 2008] Wirtz, Bernd W.; Ullrich, Sebastian. In:
Hofmann Josephine (Hrsg.); Meier, Andreas (Hrsg.):
Webbasierte Geschäftsmodelle, HMD Nr. 261, Dpunkt Verlag GmbH,
Heidelberg, Juni 2008, S. 20-31.
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Anhang: Interview mit der ricardo.ch AG
Anhang: Interview mit der ricardo.ch AG
Wie haben sich der Umsatz und der Gewinn in den letzten Jahren verändert?
Der Umsatz ist im Jahr 2008 um 30 % gestiegen. (Genauere Angaben sind
jedoch nicht möglich).
Wie hat sich die Mitgliederzahl verändert?
Positiv stetig gestiegen. Momentan zählen wir ungefähr 1.7 Millionen Mitlieder.
Welches sind die grössten Einnahmequellen von ricardo.ch?
Das sind die Einstell- und Abschlussgebühren der Auktionen, die die Verkäufer bezahlen müssen. Im Autosegment gibt es dann noch Abonnementsangebote und Gebühren für die Inserate.
Wie wird mit Missbrauch und Betrugsfällen umgegangen?
Es gibt Fälle, wo gar nichts gemacht werden kann. Meistens sind dann ausländische kriminelle Banden daran beteiligt.
Ansonsten bei grösseren Betrugsfällen müssen die Käufer oder Verkäufer
selber Anzeige erstatten. Sie müssen dann zu Staatsanwaltschaft um eine
Editionsverfügung verlangen, damit wir Daten herausgeben dürfen.
Nebst allem gibt es noch einen Käufer- und Verkäuferschutz bei Beträgen bis
und mit 200 Franken. Wenn ein Verkäufer das Geld oder der Käufer die Ware
nicht bekommt, erstatten wir ihnen dieses Geld, bei einem Selbstbehalt von
10%.
Haben die Kunden ein Mitspracherecht?
Ja, und zwar können sie telefonisch oder per E-Mail Kritik und Vorschläge aller Art abgeben. Diese werden intern weitergeleitet und verarbeitet. In manchen Fällen kann es dann tatsächlich zu Veränderungen kommen.
Ansonsten gibt es noch bei allen E-Mails einen Link, wo Bewertungen abgegeben werden können.
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Anhang: Interview mit der ricardo.ch AG
Wie schätzen Sie die Zukunft von ricardo.ch ein?
Es gibt natürlich einige Sachen, die ich nicht verraten darf. Doch es kann sicherlich noch zu neuen Abteilungen kommen, wie das Abteil ‚Auto‘. Und wir
sind jetzt noch neu nach Griechenland expandiert. Neue Länder können sicherlich noch dazu kommen.
Das Interview wurde mit Herrn Cetin Alpan durchgeführt. Einem Kundendienstmitarbeiter der ricardo.ch AG.
Herzlichen Dank.
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