Möbelhändler XXX-Lutz expandiert kräftig
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Möbelhändler XXX-Lutz expandiert kräftig
FRANKFU RT ER A L LG EM E I NE Z E I TU NG TUI lässt mehr Schiffe auf Rhein und Mosel fahren Neue Chancen nach der Insolvenz von zwei Wettbewerbern tko. HAMBURG, 5. April. Der Reisekonzern TUI baut sein Geschäft mit Flusskreuzfahrten aus. Bis 2011 soll die Flotte auf Rhein, Mosel und Donau von einem auf sechs gecharterte Schiffe wachsen – darunter drei Neubauten. Das teilte TUI Deutschland, die deutsche Tochterfirma des Veranstalters TUI Travel, mit. Andreas Casdorff, bei TUI für Kreuzfahrten zuständig, sagte, Flussreisen seien ein „absoluter Wachstumsmarkt“. Mit den Viereinhalb- bis Fünfeinhalb-Sterne-Schiffen wolle der Konzern „neue Maßstäbe setzen“ und seine „Erfolgsgeschichte mit schwimmenden TUI-Hotels fortsetzen“. Mit der Erweiterung der Flotte hat es TUI sogar eilig. Noch in dieser Sommersaison will der Reiseveranstalter seine Kapazität von bislang 180 Passagieren verdoppeln, bis 2011 soll sie sich mehr als verfünffachen. Andere Anbieter taten sich zuletzt hingegen schwer. Die Flussschiff-Sparte der Neustädter Reederei Peter Deilmann und das Bremer Unternehmen Transocean Tours mussten 2009 sogar Insolvenz anmelden. Aus der ehemaligen Deilmann-Flotte stammt das 120 Meter lange Kreuzfahrtschiff „Mozart“, das von 2011 an mit TUI-Logo auf Fahrt gehen soll. Bei der Expansion arbeitet TUI mit einem vertrauten Partner zusammen, dem Münchner Schiffsfinanzierer Premicon. Wie schon das erste Binnenschiff „Maxima“, das seit 2008 für den TUI-Konzern unterwegs ist, charterte TUI bei dem Kreuzfahrtfonds-Anbieter auch die fünf weiteren Schiffe. Darunter sind auch Kreuzfahrtschiffe, die bislang von Premicon-Tochtergesellschaften betrieben wurden. Den Betrieb auf dem vornehmsten der fünf Schiffe, der 2008 gebauten „Premicon Queen“, organisierte bislang die Rhein-Schifffahrtsgesellschaft Köln-Düsseldorfer, die mehrheitlich zu Premicon gehört. Den ersten der drei Neubauten, die aus dem Konzern der Stralsunder Hegemann-Werft stammen, hatte zuletzt die Transocean-Nachfolgefirma beworben. Das Unternehmen liegt komplett in der Hand des Münchner Investors. Auch an anderer Stelle kooperieren TUI und Premicon. Seit Jahresbeginn arbeiten sie bei der Vermarktung von Flussreisen zusammen, Transocean-Touren sind im aktuellen TUI-Angebot gelistet. Ihre Hochseekreuzfahrtschiffe „Mein Schiff“ und „Astor“ wollen die beiden Unternehmen aber auch künftig getrennt vermarkten. Weitere Kooperationen seien nicht geplant, versicherte eine TUI-Sprecherin. ANZEIGE Wir machen unseren Job, damit Sie Ihren machen können. Dank moderner Impfstoffe können Sie heute so manchem Erreger die kalte Schulter zeigen, der Sie früher noch ans Bett gefesselt hätte. Gegen mehr als 25 Infektionskrankheiten haben unsere Forscher bereits Impfungen entwickelt, an vielen weiteren arbeiten sie mit Hochdruck. Damit Ihr Körper in Zukunft noch besser gegen Eindringlinge gerüstet ist. Denn für Ihr Immunsystem gilt: Angriff ist die beste Verteidigung. www.vfa.de Forschung ist die beste Medizin. Insolvenzen Aachen: MTS Möbel – Transport – Service GmbH, Würselen. Aalen: Systempartner Computervertriebs GmbH, Heidenheim. Arnsberg: Schmelter & Partner GmbH, Bestwig. Aschaffenburg: ACR Telecom GmbH Miltenberg, Miltenberg. Baden-Baden: InfoScout GmbH, Rastatt. Bamberg: Autohaus Dürrbeck GmbH, Forchheim. Bonn: Bad Honnefer Mineralbrunnen GmbH & Co. KG, Bad Honnef; BBM – Service GmbH, Bad Münstereifel. Bremen: Berger u. Kruse GmbH, Bremen; Systherm Feuerfestbau GmbH, Bremen. Charlottenburg: BEDIAM Diamantwerkzeuge & Oberflächentechnik GmbH, Berlin. Chemnitz: Gluske Sachsen GmbH & Co. KG, Hartha; Kelterei „Göltzschtal“ Mylau e. G., Mylau; SKM Fertigungstechnik GmbH, Schwarzenberg. Cottbus: Schmidt Schweißservice und Anlagenbau GmbH, Welzow. Deggendorf: Blue House Invest GmbH, Deggendorf. Detmold: Fritz Blanke GmbH & Co. KG, Bad Salzuflen. Dortmund: AMB Anlagen- und Metallbau GmbH, Dortmund; BennLog. Bennemann Logistik GmbH, Lünen; Beratungsgesellschaft Rummel, Gröblinghoff und Partner mbH, Fröndenberg; EMPERIA Consulting GmbH, Dortmund; Taxi Kretschmer GmbH, Kamen; Taxi Werning GmbH, Dortmund. Dresden: Der Obstgarten Restaurantbetriebs- und Hotelmanagement GmbH, Dresden; PhysioCom GmbH, Radeberg. Duisburg: Scheer Abbruchtechnik GmbH, Mülheim an der Ruhr. Erfurt: TERRA-mobile Krüger & Co. KG, Waltershausen. Kempten: Walberg Fashion GmbH, Sonthofen. Köln: Beckmann Messe & Event GmbH, Erftstadt; JUNGLE & JEANS GmbH, Köln; ZENTEX Teppichboden GmbH & Co. KG, Köln. Königstein: documents2exchange GmbH, Eppstein. Leipzig: SAXITY Sun & Beauty GmbH, Markranstädt. Mannheim: Peter Weise & Co. Bergungs-, Abschlepp-, Überführungsdienste OHG, Mannheim. Mönchengladbach: Schuhhaus Friedrich Ermert KG, Grevenbroich. München: Münchener Fonds Aktiengesellschaft Dr. Otto Czerweny von Arland, Pullach. Münster: V+M Mietservice GmbH, Bocholt. Neu-Ulm: Max Wagner GmbH, Krumbach. Neumünster: Schniesko Aufzugstechnik Ltd. & Co. KG, Langwedel. Passau: Hotel Ch.S. Hotelbetriebsgesellschft mbH i. L., Bad Füssing. Potsdam: Global Union Communications GmbH, Teltow; WEINHOLD Gerüst- & Eventtechnik GmbH, Rangsdorf. Verden: Envi-Tech GmbH, Schwanewede. Bochum: Victoria Kosmidu GmbH, Bochum. Bonn: AA-Ra Vertriebs-Service GmbH, Bonn. Charlottenburg: BAILAMO AG, Berlin; Bauernmarkt GmbH Teltow, Berlin; CIH Conzept Immobilienverwaltungs- und -verwertungs GmbH, Berlin; Diverso Roter Sand OHG, Berlin; DUH Deutsch-Ukrainisches Handelshaus GmbH, Berlin; Elektrofilm Postproduction Facilities GmbH, Berlin; in´t veld 2.0 AG, Berlin; IT-Market Computer Systems AG, Berlin; Italo Küchen - Team GmbH, Berlin; MALCOLOR GmbH, Berlin; Mediascout GmbH, Berlin; Mehmet Özgün Imbißstand Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft mbH, Berlin; Movista AG, Berlin; PROFRITZ Erste Immobilienverwaltungs- GmbH & Co. KG, Berlin; WBS Bau GmbH, Berlin; Werner Krause Baugeschäft GmbH, Berlin. Chemnitz: genisos AG, St. Egidien; HMZ Bauservice- und Verwaltungs GmbH, Chemnitz. Eschwege: Werkzeug, For- men- & Systemtechnik Sontra GmbH, Sontra. Essen: 4 Spirit & Fitness GmbH, Essen; HK-LASERTEC GmbH, Gelsenkirchen. Freiburg: AIP Altbau Immobilien und Projektentwicklung GmbH, Freiburg. Hagen: KE Transporte GmbH, Hemer. Hamburg: ODS Technology GmbH, Hamburg; SEA LAND AIR Transport-Service Hamburg Internationale Spedition GmbH, Hamburg. Bonn: Jahn Gebäudereinigung GmbH & Co. KG, Bonn. Duisburg: SYMATEC Maschinenbau GmbH, Oberhausen. Halle/Saalkreis: ETS Compakt-Bau GmbH, Elsteraue OT Torna; Zeitzer Abbruch GmbH, Elsterau OT Torna. Hamburg: MLT Trading GmbH, Hamburg. Köln: Banderra GmbH, Köln; F. & F. Wohnungsbaugesellschaft mbH, Bergisch Gladbach. Krefeld: NTL Niederrheinische Transportlogistik GmbH, Willich. Limburg: Rehvital GmbH, Elz. Mannheim: Baskon GmbH Dienstleistungsunternehmen, Mannheim. Mönchengladbach: NOVOTRANS Kurier- u. Expressdienst GmbH, Grevenbroich. Mühldorf: InAS Deutschland GmbH, Altötting. Neumünster: K + P Gefahrgut Logistik GmbH, Schwentinental. Potsdam: Umwelttechnik O&Z GmbH, Rathenow. Rostock: LKW Engineering GmbH, Kavelstorf. Trier: GESA Elektronik Entwicklungs-, Herstellungs- und VertriebsGmbH, Gusterath. Würzburg: SSW Shuttle GmbH, Rimpar. Detmold: AVANT HEAVY EQUIPMENT GmbH, Detmold. Dortmund: A. Ulmer GmbH, Dortmund; Pixelkontor Gesellschaft für visuelle Kommunikation mbH, Dortmund. Freiburg: Teppich-Vögtlin GmbH, Bahlingen. Gießen: tisCOS IT GmbH, Linden. Hamburg: GloMaP.com AG, Hamburg; TDM Automobil Trading GmbH, Hamburg. Köln: GlobalTel GmbH, Köln; Habitex Objekteinrichtungen GmbH, Köln. Leer: Gellermann Ltd. Fleischereifachgeschäft, Uplengen. Ludwigsburg: YIS GmbH, Rutesheim. Montabaur: Bermel GmbH, Höhr-Grenzhausen. Münster: Aug. Peters GmbH & Co. KG, Münster; E.-A. Peters Verwaltungs GmbH, Münster. Neustadt an der Weinstraße: LM Premium GmbH, Haßloch/Pfalz. Potsdam: B.E.C.H. Burg Eisenhardt Congress & Hotel GmbH, Belzig. Saarbrücken: Bohn Vertriebsgesellschaft mbH, St. Ingbert. Stendal: Naherholung Parchauer See GmbH & Co. KG, Burg OT Parchau. Tübingen: Foto Weber GmbH, Kirchentellinsfurt; IBB - Electronics & Technology GmbH & Co. KG, Oberreichenbach; IKU Informationstechnologie, Konzeption und Umsetzung GmbH, Pliezhausen. Weilheim: CGB Betriebs GmbH, Hohenschäftlarn. Aachen: Resort Blankenheim GmbH, Blankenheim. Bad Hersfeld: Eydt KG, Kirchheim. Bochum: Park Medien GmbH, Bochum; RELAX Sauna Betriebs GmbH, Bochum. Bonn: RheinlandDach GmbH, Troisdorf. Charlottenburg: helping ants GmbH, Berlin; KO - LB Baumanagement GmbH, Berlin. Chemnitz: REA Fassmann & Nagel GmbH, Chemnitz OT Mittelbach. Detmold: BECKER Kalletaler Fruchtsäfte GmbH & Co. KG, Kalletal. Dortmund: Bumblebee GmbH, Dortmund. Essen: H. Fischer GmbH, Marl; HCK Electronic GmbH, Essen. Frankfurt/Oder: OWK Umwelttechnik und Anlagenbau GmbH, Rüdersdorf. Hamburg: Gerüstbau Vorhagen GmbH, Hamburg; PPM Paper Print & Mail Service GmbH & Co. KG, Hamburg. Köln: „Arbeit und Lernen“ Gemeinnützige Gesellschaft mbH, Köln. (Quelle Bundesanzeiger) Unternehmen DI E N S TAG , 6 . APRI L 2 0 1 0 · NR . 7 9 · S E I T E 1 5 Möbelhändler XXX-Lutz expandiert kräftig Die Möbelhersteller beklagen, dass ihre Produkte im Handel „verramscht“ werden. XXX-Lutz, die Nummer zwei hinter Ikea, will damit aufhören. hpe. WÜRZBURG, 5. April. Die Aktion ist so schwer auszusprechen wie der Firmenname des Möbelhändlers. Doch dem Kunden, der die ersten warmen Frühlingstage für einen Besuch im Möbelhaus nutzen möchte, wird das egal sein. XXXLutz wirbt mit einer „XXXL-JubiläumsGarten-Sparaktion“, verspricht 30 Prozent auf alle rot gekennzeichneten Gartenmöbel, denn es wird ein Geburtstag gefeiert – mal wieder. Wer sich zum Beispiel im Stammhaus der Möbelgruppe in Würzburg umschaut, kann von Jubiläumsangeboten und Rotstiftpreisen fast erschlagen werden. Und wenn Preisnachlässe nicht reichen, wird der Kunde auch schon mal zu einem Kevin-Costner-Konzert ins neue XXX-Lutz-Haus in den Münchner Vorort Aschheim gelockt. Der Möbelhändler aus Österreich feiert sein zwanzigjähriges Bestehen in Deutschland mit einer großangelegten Rabattorgie, in der der schwergewichtige Kabarettist Ottfried Fischer, auf einem riesigen roten Stuhl sitzend, ähnlich gewaltige „Markenrabatte“ in Aussicht stellt. Irgendwie wirkt es fast ein wenig befremdlich, wenn der Deutschland-Geschäftsführer Helmuth Götz im Gespräch mit dieser Zeitung die Preisstrategie seines Unternehmens in Frage stellt. „Ehrlich ist der Preis, der auf dem Auftrag steht“, sagt Götz, „aber die Rabatte sind mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem es kippen kann.“ Der aktuelle Werbeprospekt von XXX-Lutz legt genau das nahe: 62 Prozent Nachlass auf die Ledergarnitur „Cantus“, 63 Prozent auf den massiven Eichentisch „Vito“ und 71 Prozent auf das Geschirr-Kombi-Set „Flowerpower“. Für die Möbelhersteller sind solche Aktionen ein echtes Ärgernis. „Ich halte das für Irreführung der Verbraucher“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands VDM, Dirk-Uwe Klaas. Der Kunde könne überhaupt nicht nachvollziehen, wie der Preis zustande gekommen sei. „Entweder hat der Händler vorher in der Kalkulation draufgeschlagen und gewährt den Nachlass auf einen Mondpreis, oder er arbeitet mit einer Mischkalkulation und setzt dazu Lockvogelangebote ein.“ Nur wenige Markenhersteller wie die Luxusanbieter Interlübke und Kettnaker können sich dem Preisdiktat des Handels entziehen. Götz wehrt sich gegen den Vorwurf der Intransparenz: „In unseren Möbelhäusern kaufen jedes Jahr 2,5 Millionen Das Möbelhaus XXX-Lutz fordert die Rückkehr zur Vernunft. Foto Imago Menschen, fast alle sind zufrieden mit dem guten Service und dem fairen Preis.“ Umfragen haben schon vor Jahren gezeigt, dass zwei von drei Befragten vermuten, dass sie in Möbelhäusern nicht wirklich sparen. Dennoch überbietet sich die Branche mit Rabatten. Götz will das nun ändern. „Wir werden unsere Rabattaussagen mit Vernunft zurückführen“, kündigt er an. Seine Aussage hat Gewicht, denn XXX-Lutz ist mit inzwischen 157 Möbelhäusern in aller Welt die Nummer zwei hinter Ikea. Der Abstand der Österreicher zu den Schweden ist gleichwohl beträchtlich. Die Lutz-Gruppe hat mit ihren Filialen Neubert, Hiendl, Mann Mobilia und Möma zuletzt einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftet, bei Ikea waren es mehr als 20 Milliarden Euro. Aber XXX-Lutz will jedes Jahr sechs bis acht neue Standorte erschließen. „Als Nächstes eröffnen wir ein Möbelhaus in Malmö“, sagt Götz und lacht, weil XXX-Lutz den Standort in der südschwedischen Hafenstadt von Ikea abgekauft hat – immerhin ein kleiner Nadelstich gegen den Möbelriesen. „Interessante Auslandsmärkte sind auch Frankreich und Italien.“ Auf dem deutschen Markt tobt dagegen ein Verdrängungswettbewerb, dem vor allem kleinere Möbelhäuser ausgeliefert sind. Die Gewinnspannen liegen unter einem Prozent, und gleichzeitig wachsen die Verkaufsflächen der großen Anbieter wie XXX-Lutz oder Höffner (Möbel Kraft, Möbel Walther). „Viele Möbelhändler bieten uns ihre Unternehmen an“, sagt Götz. „Jetzt, in der Krise, bekommen wir deutlich mehr Angebote.“ Und auch im Krisenjahr 2009 sind überall neue Möbelpaläste auf der grünen Wiese entstanden, 150 gibt es mittlerweile in Deutschland. Die Lutz-Gruppe, 1946 im österreichischen Wels von Richard und Gertrude Seifert (geborene Lutz) gegründet, gilt als einer der aggressivsten Spieler. XXX-Lutz hat sich in Deutschland dem mächtigen Einkaufsverbund Begros angeschlossen, um Einkaufsvolumen zu bündeln. Mit 55 Möbelpalästen ist Begros im großflächigen Möbelhandel der stärkste Einkaufsverbund, deutlich vor Union, VME und Atlas. In Deutschland investieren die Österreicher unaufhörlich in die Flächenexpansion. Nach Aussage von Götz liegen die Investitionen stets zwischen 150 und 200 Millionen Euro und können überwiegend ohne Bankenfinanzierungen gestemmt werden. Zur Ertragslage macht das Familienunternehmen, das heute den beiden Gründersöhnen Andreas und Richard Seifert gehört, keine Angaben. XXX-Lutz sei profitabel, behauptet Götz. Auf jeden Fall sollen die hohen Rabatte, die dem Kunden versprochen werden, bisher nicht zu einem Margenverfall in der eigenen Bilanz geführt haben. „Mit der Fabrik stirbt auch die Stadt“ Die ostsibirische Monostadt Baikalsk im Spannungsfeld zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialpolitik gho. BAIKALSK, 5. April. „Wenn es die Fabrik nicht gibt, gibt es auch die Stadt nicht“, erläutert mit einem bedauernden Schulterzucken Konstantin Proschkin, der Generaldirektor des Zellulose- und Papierkombinats im ostsibirischen Städtchen Baikalsk. Walerij Pintajew, der energische Bürgermeister der Stadt am Baikalsee, schlägt in dieselbe Kerbe: „Rund 80 Prozent des städtischen Haushalts hängen vom Kombinat ab.“ Beide unterstützen deshalb die Entscheidung von Wladimir Putin: Der russische Ministerpräsident hatte im Januar der Fabrik nach mehr als einem Jahr Produktionsstopp die Wiederaufnahme des Betriebs genehmigt – trotz der Proteste von Umweltschutzaktivisten, die das Kombinat als „Dreckschleuder“ bezeichnen. Die Ortschaft mit den 15 000 Einwohnern ist eine der – je nach Zählart – bis zu 460 sogenannten Monostädte in Russland, die ein industriepolitisches Erbe der Sowjetunion sind. Rund um ein Kombinat oder mehrere zusammenhängende Großbetriebe wurden Städte aus Plattenbauten gebaut, das Werk kümmerte sich meist um Schulen, Kindergärten, Straßen, Krankenhäuser und Sportanlagen. Die Nachteile dieser Wirtschaftsstruktur wurden in der Krise schmerzhaft aufgedeckt, Baikalsk wurde dabei besonders hart getroffen. Im Oktober 2008 war das Werk geschlossen und der Großteil der rund 2000 Beschäftigten entlassen worden. Pintajew malt mit groben Pinselstrichen ein düsteres Bild: Die Männer hätten sich dem Wodka ergeben; die Geschäfte, die Friseure und das Kino hätten gelitten. Die Stilllegung fand jedoch auch ihren Applaus. Baikalsk ist nicht nur eine Monostadt in Reinkultur, sondern auch ein symbolisch wichtiger Ort für Umweltschutzaktivisten in Russland. Seit der Eröffnung des Werkes im Jahr 1966 ist das Kombinat, das früher auch für die Rüstungs- und Raketenbauindustrie produziert hatte, einer der größten Verschmutzer des Baikalsees. Giftige Abwässer wurden weitgehend ungeklärt in den See geleitet, Abgase verpesteten die Luft. Nicht nur in Russland schwingt im Namen des größten Süßwasserreservoirs der Welt, der seit 1996 auf der Weltkulturerbeliste der Unesco steht, auch die Sehnsucht nach unberührter Natur mit. Den Produktionsstopp bewirkte jedoch erst die Wirtschaftskrise. Die föderale Umweltschutzbehörde hatte einen geschlossenen Wasserkreislauf bei der Zelluloseproduktion vorgeschrieben. Dabei kann jedoch nur ungebleichter Zellstoff hergestellt werden, der aber weniger lukrativ ist. Zudem sah sich das Werk aufgrund der Krise einem Nachfragerückgang und Preiszerfall gegenüber. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Produktion eingestellt. Baikalsk erhielt den zweifelhaften Ruf einer Krisenstadt. Im Spannungsfeld zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialpolitik sprach Putin ein Machtwort: Mitte Januar gestattete er die Wiederaufnahme der Produktion ohne geschlossenen Wasserkreislauf. Das Unternehmen heuert Leute an, derzeit sind 1200 Personen beschäftigt. Das Werk befinde sich noch in einer Testphase, sagt Generaldirektor Proschkin. Er zeigt zufrieden ein Stück Karton, auf dem das Datum 13. März geschrieben steht: das erste Produkt aus gebleichter Zellulose seit Stilllegung. Proschkin gibt zu, dass damit wieder Abwässer in den See gelangten, das Werk berücksichtige aber die gesetzlichen Bestimmungen. Marina Richwanowa, Leiterin der Umweltschutzorganisation Baikal-Umweltwelle, schüttelt den Kopf in ihrem Büro in Irkutsk. Die Technologie sei veraltet, vom Werk gehe eine große Gefahr für den See aus, sagt sie. Hinter der Entschei- dung Putins vermutet sie eine Klüngelei mit Oleg Deripaska, der einstmals als reichster Russe bezeichnet worden war. Der in der Krise finanziell angeschlagene Deripaska besaß als Hauptaktionär der Gesellschaft Kontinental Management 51 Prozent am Zellulosewerk. Deripaska ist aber wohl mit seiner Beteiligung nicht mehr zufrieden. Er stufte die Eröffnung des Werks als soziales und nicht als kommerzielles Projekt ein. Der Magnat verkaufte nun 25,07 Prozent an einen Geschäftspartner, die restlichen 25 Prozent möchte er der Stadt Baikalsk übergeben. Das Kombinat hat nach offiziellen Zahlen in den vergangenen zehn Jahren mehr Verluste als Gewinne erzielt. Für Putin und die russische Führung geht es wohl vielmehr darum, Unzufriedenheit in der Bevölkerung bereits im Ansatz einzudämmen. Mit der Wirtschaftskrise und dem Ansteigen der Arbeitslosigkeit verlor Putin den Nimbus des Garanten für wirtschaftlichen Aufstieg. Für Wassilij Temgenewskij, den Generaldirektor des Skigebietes Zobelberg am Rande von Baikalsk, ist die Wiedereröffnung des Werks eine Katastrophe. Er baut auf Naturerlebnis und saubere Luft, das Kombinat stört dabei nur. Der Baikal- Die russische Stadt Baikalsk lebt und stirbt mit ihrer Zellulosefabrik. see sei ein Markenname, man müsse in den Ausbau der Tourismusinfrastruktur investieren, sagt er. Mit der Schließung des Zellulosewerks seien merklich mehr Touristen gekommen. Das kleine Skigebiet mit acht Liften und elf Pisten beschäftigt rund 220 Mitarbeiter, 30 davon arbeiteten früher im Kombinat. Eine eher geringe Zahl, in der Stadt würden durch das Skigebiet aber auch Pensionen, Mini-Hotels und Geschäfte entstehen, sagt Temgenewskij. Der Bürgermeister Pintajew schätzt das touristische Potential geringer ein. Das Klima sei rauh, höchstens für Extremtouristen geeignet, die wenig Geld einbrächten. Ein weiteres Projekt sei der Anbau und die Vermarktung von Erdbeeren. Pintajew kann sich gar vorstellen, dass auf dem Gelände des Kombinats nicht mehr Zellulose und Viskose, sondern Möbel oder andere Dinge hergestellt werden. Offizielle Sprachregelung ist jedoch, dass dem Werk noch eine Gnadenfrist von rund drei Jahren gewährt werden soll, in der es Geld für eine moderne Umwelttechnologie erwirtschaften müsse. Offenbar wurde der Königsweg zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialpolitik noch nicht gefunden. Foto IMAGO