Motorradtour 2013 Lazise Gardasee

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Motorradtour 2013 Lazise Gardasee
Motorradtour 2013
Lago di Garda
Vom 15.06.13 bis 22.0613
Länge der Tour Iffezheim hin und zurück 2841 km
Fahrer:
Dirk
R 1150R
Gerhard
Multistrada 1200S
Rainer
GS 1200
Ralf
CBF 1000
Rüdiger
Bandit 1250 S
Samstag, 15.05.13: Anreise und erster Abend
Morgens 06:00 Uhr, Schlafen war vorbei, das kam wohl von der Nervosität und der Vorfreude des vor
mir liegenden Abenteuers – 1 Woche Gardasee mit dem Motorrad.
Der Bäcker rieb sich die Augen, was ich schon so früh bei ihm Weckle hole. Nach dem Frühstück
wurden die Koffer ans Motorrad gewuchtet, der Tankrucksack befestigt und dann war ich startklar.
Noch hatte ich etwas Zeit, Dirk der mich um 08:00 Uhr abholen wollte ist meist etwas später dran.
Als er dann Schlag 08:00 Uhr auftauchte, konnte ich dies fast nicht glauben. Noch kurz von Dorothea
verabschiedet: „ein Indianer kennt keinen Schmerz und zeigt keine Gefühle“ und auf zu Ralf nach
Schutterwald. Hier trafen wir uns mit den Anderen, Gerhard, Rainer und Ralf. Nach einem kurzen
Hallo, Dirk hatte die anderen seit unserer letzten Tour ja nicht mehr gesehen, gab es erst einmal
einen Willkommenskaffee. Kurz darauf traf auch Rainer ein, mit einem neuen Moped, eine GS. Ich
glaube Weinachten und Osten fallen zusammen.
Wie hatte er es nur geschafft, das Moped sich durch den Familienrat genehmigen zu lassen? Trotz
intensivem fragen, welche Zugeständnisse er gemacht hätte, gab er nichts preis. Aber macht nichts,
Hauptsache ein tolles Moped, Gerhard als Ducler sieht dies etwas anders.
Dann ging es los über Rheinfelden, Zürich und Heidiland zu unserem ersten kurzen Tankstopp an
einer Raststätte mit einer kurzen Zigarettenpause und Hintern entlasten. Hier bestaunten wir zwei
Harley-Fahrerinnen und einen Fahrer, die ihre Maschinen mit Easy-Rider-Gabeln bestückt hatten.
Deren Wegfahren war außer dem Höllenlärm auch ein Schauspiel, wie denn so ein Teil um die Kurve
zu bekommen ist, sieht beindruckend aus.
So, genug ausgeruht, es ging weiter über Landquart, Davos, Fluelapaß, Ofenpaß nach Glurns in
Italien. Die versprochene Kaffeepause verschob sich damit automatisch aus der Schweiz nach
Schluderns in Südtirol, wobei die Zeit dafür schon längst überfällig war. In Schluderns an der Eisdiele
wurden die Lebensgeister durch den ersten Espresso und das erste italienische Eis wiederbelebt. Wir
saßen zwar schon wieder, aber dieses Mal doch bequemer.
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Ich wurde langsam etwas nervös, da wir uns um 18:00 Uhr bei unserem Vermieter in Lazise am
Gardasee einfinden sollten und sich die Strecke durchs Vintschgau erfahrungsgemäß hinzieht. Nach
Meran geht es dann noch einmal für ca. 150km auf Schnellstraße und Autobahn weiter.
Auf jetzt, hoch die müden Knochen es ging weiter.
Nach diesem Weckruf wurde wieder gesattelt und es ging im Zotteltempo bis nach Meran.
Unterwegs erfreute ich mich an der Landschaft und ließ meinen Wanderurlaub mit Dorothea im April
in diesem schönen Fleckchen Erde innerlich Revue passieren. Dies verschönerte die Strecke und
verkürzte die gefühlte Zeit.
Ab Bozen ging es auf die Autobahn und an der nächsten Raststätte mussten wir unsere Maschinen
wieder füttern.
Es war schon 17:30 Uhr, ich kontaktierte per Handy unseren Vermieter, was nicht ganz einfach war.
Er sprach fast nur Italienisch und mein Hochdeutsch und Englisch sind fast gleich perfekt, aber mit
gutem Willen geht ja fast alles. Ich konnte ihm klar machen, dass 18:00 Uhr uns nicht reichen würde
und wir erst gegen 19:00 Uhr eintreffen werden. Gegen 18:30 Uhr kamen wir dann nach einer
stürmischen Fahrt auf der Autobahn, wir wurde vom Seitenwind und Böen heftig durchgeschüttelt,
endlich in Lazise an. Die Bluetooth-Verbindung hatte schon vor ca. 1 Stunde ihren Dienst zum Navi
eingestellt. Aber bisher war das Navi auch nicht notwendig, denn Dirk fuhr souverän vor. In Lazise
wurde es nun spannend, denn die Straße war dem Navi nicht bekannt, also Anfahrtsbeschreibung
des Vermieters zur Hand genommen und los ging es. Der Kreisverkehr wurde noch gut gemeistert,
aber bei der zweiten Abfahrt abbiegen stellte sich schon als Schwierigkeit heraus, denn was wird nun
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als Abfahrt gezählt und was nicht. In Lazise habe ich dann, gegen meine Prinzipien, einen Passanten
angesprochen, aber was hatte ich da erwischt. Ein Österreicher, der mir dann bestätigte, dass wir in
der richtigen Ortschaft und auf der richtigen Straße sind, das war es aber schon. Welch eine große
Unterstützung?! Also fuhren wir weiter und bogen außerhalb von Lazise rechts ab, so ähnlich war es
auch auf dem Plan vermerkt. Wir landeten schließlich vor den Toren eines Campingplatzes. Weder
Dirks I-Phone noch unsere anderen Hightech-Geräte wussten weiter. Ein junges Pärchen mit Buggy
war dann unsere Hilfe. Nachdem wir ihnen unser Problem mit Händen, Füßen und alles was unsere
Sprachfähigkeit hergab, geschildert hatten, griff der junge Mann zum Handy und rief einfach den
Vermieter an. Kurz darauf erschien auch unser Vermieter, also weit waren wir dann doch nicht von
unserem Ziel entfernt gewesen. Wir folgten seinem Auto zu unserem Domizil für die nächste Woche.
Ein fürstliches Anwesen mit drei Schlafzimmern, 2 Bäder einem großen Garten und einem schönen
Grillplatz (einfach einmal die Bilder anschauen). Hier, vor Ort wurden wir von der restlichen Familie
empfangen einer schönen Mama und zwei Töchtern. Nach der Begrüßung sind Dirk, Rainer und ich
gleich losgezogen um einzukaufen, da es schon kurz vor 20:00 Uhr war. Wir hatten uns mit Bier,
Wasser und allem Notwendigen versorgt, um den ersten Abend überstehen zu können.
Nach unserer Heimkehr wurden die Zimmer bezogen. Gerhard ging in das Obergeschoß, Rainer zog
zu Ralf in das Zimmer, trotz Warnung vor Ralfs nächtlichen Kettensägeattacken. Dirk zog ins Zimmer
neben an. Ich zog dann hoch zu Gerhard, da ich Rainer den Fluchtweg zu Dirk nicht verbauen wollte,
wenn es mit Ralf nachts nicht mehr auszuhalten wäre.
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Das Bier wurde erst einmal im Gefrierfach gelagert und wir gingen in eine nahegelegene Pizzeria, die
zu dem Campingplatz gehörte. Zisch, das erste Bier verdampfte geradezu und wir stießen auf die
gute Ankunft an. Um das Bier zu verdünnen gab es feine Salate und Pizzas obendrauf.
Wieder daheim angekommen, nach ca. 5 min. Fußmarsch, gab es als Absacker, das inzwischen kalte
Bier und wir verschwanden nach und nach in unsere Schlafgemächer.
Sonntag, 16.08.13: Trentino-Rundfahrt und abends in Lazise
Morgens wachte ich gegen 06:00 Uhr das erste Mal auf. Ich war total nassgeschwitzt, aber fühlte
mich toll. Das Fenster war weit offen, die Sonne schien und draußen pfiffen die Vögel um die Wette,
zum Aufstehen war es noch zu früh. So genoss ich das Vogelgezwitscher und die gute frische
Morgenluft. Gegen 07:30 Uhr schlich ich zum Duschen und als ich nach unten in die Küche kam
geisterte auch Ralf schon durch die Gänge. Die beiden bewährten Frühaufsteher, da waren sie
wieder. Ich begann die Notizen für die Herfahrt und anschließend wälzten wir die Karten und die
mitgebrachten Reiseberichte. Gestern Abend fiel das Stichwort Verona und wir suchten interessante
Touren in dieser Umgebung. So nach und nach trafen auch die Anderen ein und nun übernahmen
Dirk und Gerhard den Planungspart. Ralf heizte die Pfanne an und schlug 10 Eier mit Speck hinein.
Rainer und ich machten uns zu Fuß auf den Weg zum „Weckle“ holen. Die Idee war, dass der nahe
liegende Campingplatz wohl einen Supermercto haben müsste und tatsächlich, nachdem uns der
Pförtner passieren ließ fanden wir unser Frühstückslieferant für die kommende Woche. Nach dem
Einkauf durchstöberten wir den gegenüberliegenden Verkauf, für alles was man auf dem
Campingplatz brauchen könnte und nicht ess- bzw. trinkbar ist.
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Rainer freundete sich gleich mit der netten Besitzerin an. Beim Durchschauen entdeckten wir eine
Glaskanne, so etwas benötigten wir noch zum Kaffeekochen, aber 11.-€ waren uns etwas zu heftig.
Die Besitzerin beteuerte, bei ihr sei nichts teurer als in Lazise und als Beispiel führte sie uns ein Kleid
vor. Warum ausgerechnet ein Kleid? Wir zogen erst einmal heim und erklärten die Lage. Nach
kurzem Kriegsrat wurde die Notwendigkeit der Kaffeekanne beschlossen und Rainer und ich zogen
wieder los um diese zu kaufen. Rainers bezirzen mit der Besitzerin hat sich gelohnt, wir bekamen 10%
Skonto auf die Kanne.
Nach dem Frühstück sattelten wir unsere Mopeds, denn Dirk und Gerhard hatten eine „kleine“ Tour
als Entree zusammengestellt. Dirk wurde kurzerhand zum Tourguide ernannt und meine angebotene
Navi-Unterstützung wurde dankend abgelehnt. Es wird alles „hand made“ gefahren – auch gut.
Der erste Zwischenstopp war Revereto und der Weg dahin auf traumhaften kleinen Sträßchen,
immer parallel zur Autostrada, war wunderschön. Ein super Einstieg in die Tour! In Revereto suchten
wir eine offene Tankstelle, aber offene Tankstellen in Italien am Sonntag – Fehlanzeige. Die
Automaten verstanden unsere deutschen Karten nicht und so tankten wir pro Nase für 10.-€ gegen
cash. Bei den Preisen von über 1,70€/Liter war das nicht viel. Dann hieß es aufsteigen und ins
Gebirge. Auf tollen Sträßchen ging es durch typische italienische Ortschaften zum Passo Pian delle
Fagzze zu unserer ersten Rast mit Wasser, Coke, Kaffee und smoke. Die Tränke am Passo war ein
Motorradfahrertreff und nachdem wir uns gestärkt und ausgequatscht hatten, bestaunten wir noch
den Bier-Hahn mit Alpiersbacher und setzten unsere Fahrt fort. Es ging über Valli del Pasubio und
Recoaro Therme nach Valdagno. Bis hier waren es „normale“ Straßen, aber jetzt wurde eine Spur an
Abenteuerlichkeit zugelegt. Es ging über Altissimo, Crespadoro, Durlo nach Velo. Die Straßen wurden
immer „interessanter“, ein ehemals geteerter, mit Schlaglöchern übersäter Feldweg, war da schon
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fast eine Highway. Als wir dann an einer Straßengabelung ankamen, sahen wir ein Sperrgitter mit
einem Durchfahrtsverbot. Dies wunderte mich nun überhaupt nicht, aber oben Stand kein Hinweis,
vielleicht eine Sparmaßnahme. Mein Navi suchte sich schwindlig und meine Karte zeigte die Straßen
mit kaum erkennbarer Strichstärke an. Dirk war doch der wahre Guide.
Bei Camposilvane kamen wir dann zu einer gut besuchten Pilgerstätte, zumindest die große Kirche,
die Fahnen und sonstige Aufmachungen ließen diesen Schluss zu. Eine Wahlfahrtstätte für
orientierungslose Mopedler. Die gewählte Straße war dicht bevölkert und wir kurvten zwischen den
Leuten, wie Pylonen auf einem mit Schlaglöchern übersätem Weg. Dann war Ende der Straße und es
ging nur noch zu Fuß weiter. Wir führten eine kurze Zigaretten- und Wasserandacht durch, bevor es
den Weg wieder zurück ging nach Camposilvane. Mein Navi schreit mir ins Ohr – „links“- aber Dirk
fährt gerade aus. Also gut, hinterher. Die Straße wurde zum Weg, der Weg zum geteerten Pfad und
der Pfad schlängelte sich steil bergabwärts. Nach ca. 2 km nahm der Weg im Hof eines Bauern jäh
sein Ende. Die ganze Familie stand Spalier und bewunderte unsere nur einzeln durchzuführenden
Wendemanöver in ihrem Hof. Dann das Ganze wieder Retour und über Bosco ging es dann nach
Verona. Die ursprüngliche Tourenplanung musste aufgrund der fortgeschrittenen Zeit gekürzt
werden. Vor Verona gab es noch einen kurzen Stopp, tanken ja oder nein? Zur Erinnerung, sonntags
nur mit Geld und das Kleingeld war knapp. Meine Reservelampe zuckte schon etwas, also noch so ca.
50 km Reichweite. Das Navi sagte mehr wie 50 km nach Hause, Dirk sagt ca. 25 km, also Risiko und
los. Da Dirk das bessere Navi war, setzte ich meine Karten voll auf ihn. Wir stürzen uns in den
Verkehrstrubel von Verona und Dirk kurvt hier durch, als ob er hier schon 100 Jahre Taxi gefahren
wäre.
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Die Motoren kochten, die Kombis liefen langsam mit Wasser voll, „Garen im eigenen Saft“. Ein Gefühl
wie im Bratschlauch. Über Bussolengo ging es dann entspannt nach Lazise, wo wir dann gegen 18:30
Uhr ankamen.
Mopeds aus, alles Unnötige ausgezogen, an den Kühlschrank gesprintet und ein kühles Bier geholt.
Auf der Veranda dann zisch, der erste Schluck – tat das gut. Zum Glück war es nur eine „kleine“
Gerhard-Tour.
Nach dem Duschen gingen wir barfuß am Strand entlang durch den Sand nach Lazise, ca. 45 min.
Lazise hat eine schöne Altstadt und direkt an der Stadtmauer haben wir dann gut gegessen. An einer
nahen Eisdiele gab es noch eine Nachspeise und dann wieder zurück zu unserem Haus. Hat sich das
im Dunklen gezogen, mit den vollen Mägen sanken wir im Sand stärker ein, das merkte man
eindeutig. Aber damit war das Essen dann zumindest verdient. Nach ein paar kühlen Bieren und
Lambrusco secco, verdünnt mit Erdnüssen, beendeten wir den ereignisreichen Tag.
Montag, 17.06.13: Lago d‘ Idro und Croce Domini
Die Vögel zwitschern, die Sonne schien – 07:30 Uhr, raus und unter die Dusche. Heute Morgen schlief
alles, selbst Ralf. Gut, dann konnte ich ja in Ruhe Tag 1 fertig und Tag 2 anfangen zu schreiben. So
gegen 08:30 Uhr kam dann Dirk als Erster aus den Federn. So nach und nach kam Leben in die Bude.
Ich trabte zum Campingplatz um Weckle und O-Saft einzukaufen. Als ich schon fast wieder zu Hause
angekommen war fiel es mir „wie Schuppen aus den Haaren“, ich hatte unsere tägliche Ration Eier
vergessen. Also kehrtmarsch und zweiter Anlauf. Nun hatte ich hoffentlich alles.
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Ralf hatte die Pfanne schon auf Temperatur und der Kaffee war schon durch den Filter geträufelt. Bis
der Frühstückstisch dann gedeckt war, hatte Ralf die 12 Eier in der Pfanne fertig. Heute war die
zweite „kurze“ Tour angesagt und diese sollte unter anderem zum Lago d‘ Idro führen.
Nachdem gestern die Tanks bis zur Neige leergefahren wurden, ging es erst einmal zur Tanke.
Während des Tankens brandet auf einmal ein Höllenlärm auf, wieder einmal fuhren drei Harleys vor,
in der gleichen Konstellation wie an der Raststätte vor zwei Tagen. Ein Mann, zwei Frauen – sollten
wir vielleicht Harley fahren? Die Mädels sahen nicht einmal schlecht aus, trotz der eigenwilligen
Harley-Outfits mit speziellen Blusen und Totenkopf-Handtaschen (ja, ein abgestimmtes Outfit halt).
Beim Gespräch mit den Mädels stellte sich heraus, dass sie von einem Treffen in Rom kamen und
zurück nach Innsbruck wollten.
Über Bardolino und Garda ging es nach Torri del Benaco und von hier zur Fähre nach Madino. Die
Fähre wartete bereits wie bestellt auf uns im kleinen Hafen. Es sprangen 5 „Fähren-Heinis“ auf dem
Warteplatz herum, aber das Arbeiten hatten sie hier nicht erfunden. Dirk kauft für uns alle die Karten
an einem kleinen Häuschen und nach einiger Zeit durften wir auf das Schiff fahren. Nach welchem
Muster die Abfertigung erfolgte blieb ein Rätsel der Durchführenden. Die Überfahrt bot einen
schönen Blick auf das entschwindende Seeufer und die dahinter liegenden Berge.
Die frische Seeluft pfiff uns um die Nase und lüftete uns und unsere Kombis durch. Das tat gut!
Auf der anderen Seite angekommen ging es am See entlang nach Gargano. Ralf bekam seine
gewünschten Tunnel und dies sogar in beide Richtungen, da wir beim ersten Anlauf die Abfahrt nach
Idro verpasst haben.
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Ab jetzt es kein längeres gerades Stück Straße mehr, der Start der 1000 Kurven begann. Es ging hoch
in die Berge. Als erstes erreichten wir den Stausee Lago di Valvestine. Bis hier her gab es „normale“
Kurven, aber am Stausee entlang ging es dann erst richtig zur Sache – links, rechts, rechts links. Ab
und zu erhaschten wir einen Blick auf den links gelegenen Stausee, rechts der Straße gab es meist nur
Fels, der ab und zu auch der Straße ziemlich nahe kam.
Dirk und Gerhard waren uns schon enteilt. Rainer hat sich für Ralf und mich als Vorausfahrer zur
Verfügung gestellt. Auf dem ganzen Stück am See entlang gab es nur bei zwei Brücken ein gerades
Stück Straße. Ansonsten nur Kurven, Kurven und nochmals Kurven – GEIL.
Bis zum Idro-See ging es dann etwas beschaulicher zur Sache. Am Südufer des Sees war dann eine
Badepause eingeplant. Wir hatten alle unsere Badesachen dabei, aber irgendwie wollte keiner er aus
seinem Kombi oder war er einfach nur am Körper festgeklebt? Wir zogen uns dann in eine Gelateria
am Rand des Sees zurück. Im warmen Schatten genossen wir Wasser, Espressi und ein Eis – dolce
Vita.
Nach einer längeren Pause ging es am westlichen Seeufer entlang nach Ponte Cattaro und von hier
weiter ins angrenzende Gebirge zum Passo die Croce Nomini. Der Weg war extrem kurvig, dies war
heute ja nichts Neues und wurde immer schmäler, z.T. schon auf Gehweg-Niveau. Das Ganze führte
jedoch durch eine tolle Landschaft.
Oben am Pass gab es eine kleine Albergo in der wir unseren traditionellen Kaffee genossen. Es war
ein ständiges Kommen und Gehen von Motorrädern. In die Ruhe hinein kamen auf Rennsemmeln
zwei Heizer an, beide nur in T-Shirt, kurzen Hosen und Turnschläppchen. Aber der eine Heizer hatte
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eine tolle Figur und tatsächlich, nach der Abnahme des Helmes kamen eine tolle Blondinne und ein
Jüngling darunter hervor, die Wahnsinnigen. Leider hatte ich es nicht mehr geschafft ein Bild von
diesem Auftritt zu machen, das glaubt uns sonst keiner.
Gerhard wollte den angrenzenden Schotterpass weiterfahren, auch Dirk fand diese Idee interessant.
Rainer schwankte noch etwas, aber Ralf und mir war dies zu suspekt. Wir entschlossen uns wieder
den gleichen Weg zurück anzutreten bis zum Lage di Idro. Nachdem auch Rainer einen Rückzieher
machte, fuhren wird doch gemeinsam den „harmloseren“ Weg zurück. Wir wollten nicht per Fähre
zurück und daher musste der Lago im Süden umrundet werden.
Dirk fuhr wieder vorne weg auf Wegen, die meine Karte nicht hergab. Irgendwo zwischen Salo und
Dessenzumo haben wir dann Dirk und Ralf in einem Kreisverkehr verloren. Nach einem kurzen
Kriegsrat (Gerhard, Rainer und ich) setzen wir unseren Weg Richtung Peschiera del Garda fort. Kurz
vor Peschiera trafen wir an einer Baustellenampel unsere beiden Ausreißer wieder. Auf der
Schnellstraße ging es zurück nach Lazise. Natürlich nicht der direkte Weg, sondern einen
landschaftlich schönere Strecke über Cola.
Nach der wiederum „kurzen“ Tour trafen wir heute gegen 18:30 Uhr daheim ein. Rainer und ich
fuhren nochmal zum Lidl um unsere Vorräte aufzufüllen. Erst nach unserer Rückkehr gab es das
tradionelle Feierabendbier.
Einstimmig entschieden wir, wieder essen zu gehen. Es ging zu Fuß zurück Richtung Lazise zu dem
Restaurant Il Galletto Gem’s, ein Lokal mit großem Außenbereich. Als wir uns dort niederließen
stellten wir positiv fest: Hier wird eigenes Bier gebraut! Dies war ein würdiger Abschluss des
gelungenen Tages.
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Wieder zurück in unserem Domizil gab es außer einigen Absackern auch noch intensive Gespräche zu
den Themen: Arbeit, Stress, Karriere, persönliche Lebensziele und die Rente.
Es war sehr interessant und aufschlussreich sich mit den verschiedenen Ansichten und Planungen
auseinander zusetzen.
Aber gegen 01:00 Uhr war dann alles ausdiskutiert und die Müdigkeit forderte ihren Tribut.
Dienstag, 18.06.13: Bade- Grill- und Relax-Tag
Als ich wie immer um 07:30 Uhr aufstand hatte Ralf schon die erste Tasse Kaffee hinter sich gebracht.
Der Kampf mit einer „Muck“ hatte ihn nicht mehr schlafen lassen. Nachdem die anderen nach und
nach aus den Betten wankten bin ich los getigert zum traditionellen Frühstückseinkauf. Weckle und
Eier – the same procedure as every day-.
Es war schön wenn der Tag so langsam und ruhig startete. Heute Morgen waren alle etwas träge und
es wurde ein Relax-Tag eingeplant. Nach dem Frühstück und dem Küche-in-Ordnung bringen wurden
erst einmal die Schulden beglichen; 10.-€ für Ralf vom Tanken vor zwei Tagen, 28.-€ für Gerhard
tanken gestern (es geht schneller, wenn mehrere auf eine Karte tanken), 10.-€ für Dirk für die
Überfahrt mit der Fähre und 21.-€ für Ralf als Essensgeld für gestern Abend ( in Italien gibt es pro
Tisch ja nur eine Rechnung). So nun war ich wieder schuldenfrei, seit infoscore ist dies für mich
extrem wichtig.
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Heute Abend stand Grillen auf dem Plan. Dirk und Ralf haben den Grill schon inspiziert und für gut
befunden. Nun fuhren Dirk, Rainer und Ralf auf italienische Weise (kurze Hose, T-Shirt, Schlappen) ins
Einkaufen für heute Abend.
Gerhard und ich hielten Stallwache. Gerhard plante schon die nächsten Touren und ich verdiente
mein Geld mit Tagebuch schreiben.
Nach einiger Zeit tauchte Rainer alleine wieder auf, mit einer riesigen Tüte voll Grillmaterial, das sich
sofort zu unserem Bier im Kühlschrank gesellte. Bis dann Dirk und Ralf aufkreuzten verging noch eine
ganze Weile. Ralf konnte sein Topcase kaum schleppen so schwer war es. Was Ralfs
Spielzeugtopcaseträger so alles aushält, einfach Wahnsinn!
Heute stand ein Ruhetag auf dem Programm und so lief alles langsamer und zäher. Bis wir uns
endlich aufraffen konnten zum Strand zu gehen war es schon nach 12:00 Uhr. Bis dann alle
eingecremt und umgezogen waren dauerte es auch noch etwas.
Aber dann, endlich zog die Karawane los. Wir hatten einen Schlüssel für einen eigenen Weg zum
Strand. Dieser Weg führte parallel durch einen ehemaligen verfallenen Campingplatz, parallel zum
aktuellen Campingplatz. Alles zugewachsen, verwildert und viele halb verfallene Häuschen am
Wegesrand. Durch ein weiteres Tor gelangten wir auf den Weg, welcher am Strand entlang führte.
Nach einer kurzen Orientierungsphase ließen wir uns unter einer kleinen Baumgruppe nieder. Dirk,
Ralf und Rainer stürzten sich gleich ins Wasser. Gerhard und ich blieben lieber träge liegen. So
faulenzten wir uns durch den Tag. Da wir in der Nähe des Campingplatzes unser Lager aufgeschlagen
haben, nutzen wir die Möglichkeit der dortigen Strandbar. Am Spätmittag weckten wir dann unsere
Lebensgeister mit einigen Espressi, nur Rainer konnten wir nicht mitnehmen. Der Tiefschlaf nach so
viel Ruhe hatte ihn übermannt. Wieder zurück von der Bar ging es noch eine Runde ins Wasser und
nach der Trocknungsphase, während der wir die Einlage eines älteren Herren beobachteten, der sein
Boot auf dem Wasser mit einer Plane abdecken wollte.
Daheim angekommen brach der Tatendrang aus, denn auch Faulenzen macht hungrig. Dirk und Ralf
brachten den Gasgrill in Gang und Dirk unterzog ihn einer Grundreinigung. Ralf stürzte sich in der
Küche auf den Salat. Rainer wurde zum Caprese richten eingeteilt und ich versuchte mich durch
kleinere Handreichungen (Zwiebel schälen, Basilikum rupfen und auf der Caprese drapieren, Müll
raustragen etc.) nützlich zu machen. Einzig Gerhard ließ sich davon nicht anstecken.
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Als dann die Vorbereitungen fertig waren ging es zur Vorspeise, die Caprese. Danach waren wir
irgendwie richtig faul und erst als Dirk gegen 21:00 Uhr zur second platti aufrief ging es weiter. Wir
begaben uns gemeinsam zum Grill, wo Dirk und Ralf die Köstlichkeiten ausgepackten. Dabei kam uns
die Frage hoch, wer kommt eigentlich noch alles zum Essen? Es warteten zwei Spieß, zwei
Wurstschnecken, zwei Würstchen und zehn große Rindersteaks auf ihren Grilleinsatz.
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Kurz entschlossen wurde die Hälfte Steaks wieder in den Kühlschrank zum Bier zurück gebracht. Nach
dem Essen waren wir alle geschafft und hätten gerne einen Verteiler zu uns genommen, aber wir
hatten nichts im Lager. Die Spülmaschine wurde eingeräumt und ich bewaffnete mich mit Schwamm,
Spülie und weiteren Reinigungsutensilien. So ausgerüstet brachte ich die Küche und den Grill wieder
auf Vordermann.
Als wir wieder alle um den Tisch versammelt waren, gab es tiefsinnige Gespräche über die Vorzüge
und Charakteristiken von GS und Multistrada und zu den schnöden Japanern.
Heute Abend hatten wir den Versuch gestartet die Klimaanlage in Betrieb zu nehmen, um die
Temperaturen zum Schlafen etwas zu senken. Aber außer dem Umquirlen der warmen Luft passierte
nichts. So ging einer nach dem anderen noch eine Runde unter die Dusche und verschwand dann in
der Koje.
So ein Ruhetag kann ja ganz schön anstrengend sein.
Mittwoch, 19.06.13: Kaisersteig und Passo Manghen
Um 07:00 Uhr wurde ich wach, heute kam es mir noch nicht ganz so warm vor. Im Haus war noch
alles ruhig, also blieb auch noch ich etwas liegen.
Aber um 07:30 Uhr hielt mich nichts mehr im Bett. Raus zum Duschen, Tagebuch schreiben und die
morgendliche Ruhe genießen.
Von wegen Ruhe, kaum war ich im am Schreiben, da tauchte im Nachbargrundstück ein Bagger auf,
der die Wurzeln der am Vortrag gefällten Olivenbäume ausgrub. Langsam gesellten sich Ralf und Dirk
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zu mir und es wurde Zeit zum Weckle und Eier besorgen. Nach meiner Rückkehr waren Dirk und
Gerhard schon intensiv mit den Karten beschäftigt und Ralf wirkte in der Küche beim Anbraten vom
Speck und dem Kochen von Kaffee.
Nach dem Frühstück war ich kurz einmal italienisch in den Lidl gefahren um uns wieder
aufzumunitionieren mit Bier, Eier, Käse, Speck und was man halt sonst noch so braucht. Als ich
heimkam wurde ich schon sehnsüchtig erwartet, alle waren schon startklar. Also schnell in die Küche
das Material eingelagert und dann in die bequemen Lederhöschen geschlüpft. Goretex drüber und
los ging‘s.
Das heutige Ziel war der Passo Manghen. Dazu wurde wieder Rovereto auf kurvigen Strecken
angesteuert. Von hier ging es nach Folguria und Ziel war der Kaisersteig, eine laut Gerhard tolle
Straße mit einem supertollen Ausblick. Da wir den Einstieg beim ersten Mal nicht gefunden hatten,
fuhren wir einen Kreis, um uns neu zu orientieren. Beim zweiten Anlauf ging es dann über Gienghi,
Lochere, Caldonazzo nach Levico Terme.
Am Anfang dachte ich, warum Steig? Die ist doch eine gut ausgebaute kurvige Straße. Am
Scheitelpunkt einer Kurve gab es eine kleinen Parkplatz und die versprochene Aussicht. Bellvedere
stand auf dem Schild, der versprochene Ausblick war nicht zu viel versprochen von Gerhard. Unter
uns lagen der Lago di Caldonanazzo und der Lago die Levies und ein großartiger Blick über das ganze
Tal.
Noch ein paar obligatorischen Fotos und es ging weiter zu unserem Hauptetappenziel – dem Passo
Manghen. Nach dem Aussichtspunkt wurde die Straße dann zum genannten Steig, richtig toll. Von
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Levieo ging es auf einer schnellen Straße nach Borso Valsagana und hier war der Einstieg auf die
Passstraße. Die Passstraße war gut besucht von Radlern und Mopeds. Schon unterwegs gab es
vereinzelte Tropfen, aber es hörte dann immer schnell wieder auf. Aber nun wurde daraus ein
richtiger Regen. Mit freiem Oberkörper kämpfte sich ein bereist durchnässter Radler den Pass hoch.
Die schöne Straße verlor dadurch an Eindruck, wir wollten nur noch schnell an die Albergo am Pass
kommen.
Kaum an der Albergo angekommen, ging es richtig los, mit Donner, Hagel und heftigem Regen. Wir
waren nicht alleine und die durchnässten Radler trudelten nach und nach ein. Wir warteten bei
einem kleinen Snack begleitet von einem Apfelstrudel und Kaffee ein besseres Wetter ab.
Tatsächlich, nach einer Weile des Wartens in der Ralf und Gerhard immer wieder während einer
Zigarette den Nässegrad prüften, hörte es auf zu regnen.
Die Strecke Pass abwärtswar sehr gut in Schuss, zwar schmal aber schnell und in Auer angekommen
waren unsere Klamotten schon wieder getrocknet und die Temperatur von 15 auf 28 Grad
angewachsen. Von Auer aus ging es am Lago di Caldero vorbei auf den Mendelpass. Mit der
Temperatur stieg auch unser Fahrfreude und das Tempo wieder. Auf den Passo del la Mendel flogen
wir fast hoch, so toll war die Strecke. Oben angekommen gab es eine kleine Lagebesprechung, denn
wieder einmal war es schon später wie geplant und wir mussten unsere geplante Tour verkürzen.
Rainer freute sich, dass er vom Passo Manghen noch Orginalwasser im Tankrucksack als Souvenir
dabei hatte.
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Über Cavareno, Duranda ??. ging es nach Paganella und hier auf die Autostrada. Die fehlende Zeit
heiligt halt die Mittel und im Nachhinein war es eine gute Entscheidung, da wir erst gegen 19:30 Uhr
bei unserer Behausung wieder eintrafen.
Nach einem Regenerierungssturzbier und einer Dusche wurde das Abendessen vorbereitet. Es gab
die restlichen Rindersteaks vom Grill und einen leckeren Salat mit Dressing alla Ralf&Rainer. Ich
wollte am Campingplatz noch frisches Brot holen, aber der Supermarcto war schon lange
geschlossen. „Zum Glück“ sagten wir nach dem Essen, denn mit Brot wäre es zu viel geworden.
Nachdem Großreinemachen der Küche und des Grillplatzes lief der Abend aus mit Diskussionen über
GSen und Duc’s. Aber auch das eine oder andere Erziehungsthema wurde im Stuhlkreis diskutiert.
Ralf und ich diskutierten noch bis 01:30 Uhr weiter, die anderen hatten sich schon lange flachgelegt.
Gute Nacht
Donnerstag, 20.06.13; Besuch des Geburtsortes der Multistrada von Gerhard und abends Aglio e
Olio
Um 06:00 Uhr wurde ich wieder von den Vögeln und der scheinenden Sonne geweckt, aber zum
Aufstehen war dies eindeutig zu früh. Als ich dann gegen 08:00 Uhr wieder zu mir kam war schon
Leben in der Bude.
Rainer übernahm heute die Rolle des Weckle-Bu’s und ich stürzte mich auf die Aufzeichnungen. Nach
dem Frühstück relaxte Dirk noch etwas auf dem Liegestuhl, während der Rest Karten wälzte und ich
die Aufzeichnungen fortsetzte. Gerhard war schon ganz schön nervös, denn heute ging es an den
Geburtsort seiner Multistrada, nach Bologna. Gegen 10:30 Uhr machten wir uns auf den Weg, nach
Süden und kamen an einigen Touri-Attraktionen vorbei, die uns bisher verborgen geblieben waren.
Da wäre Movieland eine Art Hollywood, Gardaland ein Wasserpark und noch weiterer „Kleinkrust“,
auf den zugehörigen Parkplätzen herrscht schon reges Treiben. Die Schilder zur Autostrada führten
uns auf einmal Richtung Norden, die Logik der italienischen Beschilderung hat sich uns bis heute
nicht erschlossen. Also kamen wir erst nördlich von Lazise auf die Autobahn um dann wieder nach
Süden zu fahren. Nun kamen die ungeliebten ca. 200 km auf der Autobahn heiß; langweilig aber
schnell, Zum Glück hatte es keine 50 sondern nur gefühlte 40 Grad. Auf der Höhe von Reggiale kam
die Meldung auf der Anzeigetafel, dass die Autobahn gesperrt sei. Schei…, wir hatten doch um 13:45
Uhr unseren Werksführungstermin und auf einmal war er da der angekündigte Stau. Eine Weile
versuchten wir ordentlich in der Staureihe zu stehen, aber als uns langsam das Wasser in den Stiefeln
zusammen lief besonnen wir uns darauf, dass im Azzuro-Land die Mopedler mehr Freiheitsgrade als
in Old Germany haben. Zwischen Standstreifen und linker Spur wechselnd arbeiteten wir uns im
schnellen Schritttempo bis an die Spitze des Staus über viele, viele Kilometer vor. An einer Baustelle
wurde es einspurig und hier war es jetzt selbst für uns fertig. Also Helm ab, Kittel auf und
Wasserflaschen raus.
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Kurz darauf gesellten sich noch ein zwei weitere Mopedpaare aus Österreich zu uns. Als nach einer
unendlich scheinenden Zeit sich endlich etwas bewegte waren wir etwas beruhigter, die Zeit lief zwar
weg aber es könnte gerade noch reichen. Bei der nächsten Ausfahrt verließen wir die Autobahn um
den Stauanfang zu umfahren und bei Carpi ging es wieder zurück auf die Autobahn. Die Zeit wurde
knapp aber wir erreichten rechtzeitig das Ducati-Werk in Bologna. Bei der Einfahrt ins Industriegebiet
wurden wir von schönen Mädchen am Straßenrand optisch begleitet. Meine Herren, Gerhard hat
keine Kosten und Mühen gescheut uns mit dem Duc-Werk zu erfreuen, aber wir hatten ja keine Zeit
den Anblick länger zu genießen. Der Pförtner am Werk, war ein unfreundlicher Mensch, der uns in
der prallen Sonne warten ließ, einzig Gerhard als Ducler durfte mit seiner Maschine auf dem
Werksgelände parken.
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Punkt 13:45 Uhr war Einlass und wir wurden diese Mal von zwei netten Mädels empfangen, die uns
dann in zwei Gruppen durch das Werk führten, es war zwar alles in Englisch, aber sogar ich habe das
meiste verstanden, den ich konnte ja auch optisch sehen, um was es ging. Es war schon interessant
wie in vielen Fertigungsschritten aus einem Haufen Schrauben und sonstigen Teilen nach und nach
ein Motorrad entstand. Auch wurden uns die unterschiedlichen Produktlinien gezeigt, an denen
aktuell die Hyper, die Monster, die Multistrada und die Panigale gefertigt wurden. Beeindruckend
war auch der Schluss der Fertigungsstraße mit dem Rollenprüfstand auf denen die einzelnen
Motorräder eingefahren werden. Wir konnten dies für eine Panigale live miterleben, wie der
„Einfahrer“ verschiedene Einfahrmodi bis Tempo 170 durchführte und das Ganze wurde mit dem
entsprechenden Sound untermalt – gigantisch.
Für eine Maschine werden ca. 10 Stunden Bauzeit benötigt und pro Tag gehen zwischen 200 und 400
Motorräder vom Band, je nach Saison und all dies wird in Summe von ca. 1000 MA gewährleistet.
Auch der Gang in Museum war äußerst interessant, denn hier war die Entwicklung des ersten
Motorrads (dagegen war die Quickly schon fast ein richtiges Motorrad) bis zu den heutigen Straßenund Rennmaschinen mit Originalmodellen aufgezeigt. Erstaunlich war für mich ziemlich viel der
Technik aus den Rennmaschinen auch wieder an den Serienmotorrädern zu entdecken. Unsere
Betreuerin eine junge drahtige Italienerin war sehr stolz auf ihre Marke und die vielen Rennerfolge.
Nur ihre Äußerung „wir gehören jetzt zu Audi und „bisher“ hat sich noch nichts geändert“... Erhoffte
sie sich Änderungen oder befürchtete sie welche? In der Vergangenheit hatte Ducati schon
verschiedenste Besitzer und nicht immer war es zum Wohle der Marke. Nach der Führung ging es
wieder hinaus in die brütende Hitze. Wir wollten nur noch eines – Heim. An der nächsten Tankstelle
wurden die Mopeds erst einmal wieder vollgetankt und für uns kühles Getränk und etwas für den
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Zuckerhaushalt eingeworfen. Alles sehr ungemütlich aber wir wollten nur raus aus der Hitze.
Während wir so vor uns hin schwitzten traten gerade 3 „nett aufgetakelte“ Bordsteinschwalben ihren
Dienst an. Gerhard stand etwas abseits und sie boten ihm gleich ihre Dienste an, aber er lehnte
dankend ab, zu heiß heute.
Endlich auf der Autostrada hieß es Augen zu und durch und vor allem schnell nach Hause. Hinter
Verona ging es dann das letzte Stück über Land. Dies war zwar immer noch warm, aber zumindest
entspannender und zum Fahren schöner. Gerhard, Ralf und Rainer fuhren gleich weiter zum
Einkaufen, während Dirk und ich heimfuhren. Ich hatte mir vorgenommen noch einen Winzer vor Ort
zu suchen, sobald die Jungs von ihrem Einkauf eintreffen werden. In italienischer Motorradkluft
machte ich mich auf den Weg. War das angenehm mit kurzen Hosen, T-Shirt und normalen Schuhen,
wenn der Fahrtwind durch die Klamotten pfeifen konnte. Ich hatte nach kurzer Suche zwei Winzer
gefunden, aber leider hatten sie beide schon geschlossen. Also aus Verzweiflung zurück nach Lazise
gefahren und Duschgel gekauft und bei einem Eis einen kleinen Stadtbummel gemacht und dann
wieder retour. Die Anderen waren schon beim Feierabendbier als ich heimkam. Kaum wollte ich mich
setzen, da kam die Schreckensbotschaft – das Bier ist aus. Panik, was trinke ich heute Abend? Sofort
wieder auf das Motorrad gestürzt und zum Lidl gedüst um Bier, Eier, Zwiebel und etwas Kleinkrust in
die Koffer zu wuchten.
Daheim angekommen war die Caprese schon fast fertig gerichtet, Rainer hatte sich zum Spezialisten
entwickelt. Dirk und Ralf werkelten an den Spagetti und kreierten eine tolle scharfe Arabiatasoße
dazu. Man war das gut, da spannte anschließend der „Ranzen“. Aufgrund der vorhandenen
Magenüberdehnung setzen wir unsere volle Energie darauf Gerhard zu überreden seinen schon fast
legendären Montenegro (ein Kräuterschnaps alla Ramazotti, nur viel besser) für die Allgemeinheit
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zugänglich zu machen. So langsam beruhigten sich die Magennerven, nach dem Einflößen des
gerhardschen Wundertranks.
So gegen Mitternacht kehrte langsam Ruhe ein und wir suchten unsere nächtlichen Ruhestätten auf.
Freitag, 21.06.13: Monte Baldo und Abschlussabend in Lazise
O7:30 Uhr: „the same procedure as every day“
Ralf hatte schon wieder einmal seinen ersten Kaffee getrunken und ich vertiefte mich in meine
Niederschrift der Ereignisse des Vortages. Langsam kamen die anderen zu sich und gesellten sich zu
uns.
Ich rief daheim an, um mich nachdem angekündigten Unwetter am Vorabend zu erkundigen.
Dorothea berichtete von Hagel, Regen und Sturm, so heftig, dass sie sich schon Gedanken gemacht
hatte eine Notfalltasche zu richten. Fabienne war zu dieser Zeit Kinderhüten und die
Telefonleitungen glühten. Aber wir hatten Glück in unserer Umgebung wurde „nur“ am Tennisplatz
ein Baum entwurzelt, da traf es andere Gemeinden heftiger.
So, nach dem beruhigenden Telefonat wurde erst einmal gefrühstückt. Noch etwas relaxen und
Kräfte sammeln, denn heute steht der Monte Baldo auf dem Programm. Bis Avio fahren wir auf
unserer Haustrecke nach Norden, schöne schnelle Kurven, vorbei an kleinen Ortschäftchen. In Avio
ging es durch kleine Altstadtgässchen. Das Dröhnen unserer Mopeds ließ beinahe den Putz von den
Wänden fallen, wir fanden es toll, wie die Bewohner dies sahen fragten wir sie lieber nicht. Hier
erfolgte der Einstieg auf die Strecke Baldo Val di Monte. Eine schmale Straße mit gutem Belag führte
durch rustikale Tunnel und unter Felsüberhängen hindurch nach oben.
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An der Albergo bei San Valentino machten wir eine längere Rast. Wir genossen den Ausblick auf
grüne Wiesen, die durch den Wind wie ein grünes Meer sich bewegten. Der ganze Gegensatz war der
schroffe Fels, welcher sich im Hintergrund anschloss. Der kühle Wind tat gut, obwohl Rainer nach
einiger Zeit zu frösteln begann und sich einen Platz an der Sonne ergatterte. Eine herrliche
malerische Landschaft mit einem Alpenflair. Ein Gegensatz zum Gebiet um den Passo die Manghen
von dieser Woche. Die Fahrt führt uns weiter nach Ferrara di Monte Baldo. Unterwegs wollten wir
abbiegen in Richtung dem Aussichtspunkt auf dem Monte Baldo, aber die Straße war gesperrt. Dies
brachte uns leider um die von Gerhard und Rainer vorgeschwärmte tolle Aussicht auf den Lago di
Garda. Zum Glück entdeckte ich unterwegs in einer Kurve einen schmalen Durchstich, der den Blick
auf den See freigab. Ich hielt sofort an und zückte die Kamera, da ich der Letzte in der Reihe war
hatten die anderen mein Fehlen nicht bemerkt. Wir sind dann über Caprino, Garda und Bordolino
zurück zu unserem Heim gerollt. Da wir heute früher dran waren bin ich nach einer Tasse Kaffee ins
Hinterland gefahren zu einem Winzer, den ich an den Vortagen entdeckt hatte. Heute hatte er
geöffnet und mir wurde eine Weinprobe angeboten. Doch ich machte der Winzerin verständlich,
dass ich nur zwei Flaschen transportieren kann, aber sie ließ nicht von Probe ab. Ich reduzierte die
Probe dann auf wenige Weine, da ich ja noch fahren musste. Da ich noch Zeit hatte, bin ich noch
etwas durch die Gegend gefahren um einige Landschaftsbilder zu schießen. Zur Belohnung bin ich
nach Lazise zum Eis essen gefahren und habe noch etwas die Altstadt durchstöbert. Es war eine
schöne verzweigte Altstadt mit vielen kleinen Geschäften. Die anderen nutzen die Zeit, während ich
unterwegs war, um nochmals im See zu baden. Gegen 18:00 Uhr trafen wir uns wieder alle
gemeinsam in unserem Domizil.
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Vor dem Duschen gab es noch ein Feierabendbier und die ersten Vorbereitungen für die morgige
Heimfahrt wurden bereits getroffen. Nun ging es wieder am Strand entlang nach Lazise in die
Altstadt um hier den südlichen Flair zu genießen. In einem Spezialitätengeschäft für Wein,
Spirituosen, Olivenöl, Basilikum etc. haben wir uns all eingedeckt mit „Mitbringsel“. Dann ließen wir
in einer schnuggligen Pizzeria in einem Hinterhof die Woche noch einmal in unserem Kopfkino
abspulen.
Anschließend ging es an einer Gelateria vorbei und es wurde das letzte Orginaleis für diese Tour
„geschlotzt“. Wie schon einmal machten wir uns auf den Weg im Dunkeln am Strand entlang durch
den Sand zu unserem Haus zurück. Dort angekommen versuchten wir unsere Reste aus dem
Kühlschrank noch zu vernichten, aber wir schafften dies trotz großem Einsatz nicht. Nach und nach
verschwanden wir wieder zu unserer letzten Nacht, in unsere Betten.
Samstag, 22.06.13: Heimreise
Heute Morgen war ich schon um 06:00 Uhr wach, war es die Aufregung vor der Heimreise? Aber zum
Aufstehen war es noch zu früh, ich quälte mich im Halbschlaf bis 07:30 Uhr durch.
Ein letztes Mal duschen, ein letzter Gang zum Supermarcto auf dem Campingplatz für die
Frühstücksutensilien. Aber als ich ankam stand ich vor verschlossener Tür, Öffnung erst ab 08:00 Uhr.
Also setzte ich mich gemütlich auf die Bank und beobachtete das Erwachen und morgendliche
Treiben auf dem Campingplatz.
Das Frühstück verlief wortkarger wie sonst, jeder hing seinen Gedanken nach. Rainer ist erst nach
einer Tasse für die Außenwelt ansprechbar.
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Ende des Frühstücks, die Küche wird „klar Schiff gemacht“. Jeder packte jetzt seine restlichen sieben
Sachen zusammen in die Transportbehältnisse (Koffer, Rollen, Tankrucksäcke). Gegen 09:30 Uhr kam
endlich der Vermieter zur Endabnahme. Er war mit uns zufrieden und erließ uns sogar einen Teil der
Reinigungsgebühr.
Los geht’s, zuerst nach Lazise zum Tanken, aber o Schreck, die Tankstelle ist defekt – kein Benzin. Mir
wurde ganz schummrig, seit gestern blinkt meine Reservelampe schon vor sich hin. Wir fuhren
Richtung Autobahn, da sollte doch irgendwo eine Tanke sein?! Die Reservelampe blinkte immer
penetranter, ich sah mich schon den schweren Bock schieben. Endlich – der Hinweis auf eine
Raststätte ich entspanne mich etwas, es sind nun nur noch wenige Kilometer. Geschafft, endlich die
Tankstelle erreicht, mir ging es schlagartig wieder besser. Als alle getankt und bezahlt hatten wollten
wir gerade losfahren als wir merken, dass Ralf ganz hektisch wurde, sein Moped sprang nicht mehr
an. Er lud schon sein Gepäck ab und entfernte die Spezialverkabelung für sein Handy, das war es aber
nicht. Da das Licht noch brannte könnte vielleicht der Anlasser hängen? Wir zogen unser Jacken aus
und schoben Ralf samt Moped mehrmals quer über den Rastplatz, nichts tat sich.
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Also wieder schweißüberströmt das Gefährt in den Schatten geschoben. Sitzbank runter und
Werkzeug raus, Seitendeckel abschrauben. Wo ist das Handbuch? Ah da, noch originalverpackt. Wo
sind denn die blöden Sicherungen? Sicherungen sind ok. Da fällt mein Blick zufällig auf den
Notausschalter und ich breche in lautes Lachen aus. Ralf bekam ganz rote Ohren, er hatte den
Notausschalter betätigt und wir zerlegten da das halbe Motorrad. Gott sei Dank nur der Notaus. Dies
wird ihm aber noch einen Weile nachgetragen werden und billig wird es auch nicht (Runde und so).
Also alles wieder zusammenbauen, das Gepäck verstauen und es ging nun endgültig weiter.
Das erste Etappenziel war auf der Autostrada nach Bozen über Meran nach Schluders. Aber bevor es
soweit war gab es noch eine kleine Hürde zwischen Rovereta und Trento, ein Stau von ca. 8 km, aber
in bewährter Manier tuckern wir Kilometer um Kilometer auf dem Standstreifen. Zum Glück sind wir
mit den Motorrädern in Italien. In Old Germany würdest du für so etwas „Kiel geholt“. In Schluderns
bogen wir nach rechts Richtung Schweiz ab. In der Schweiz ging es über den Ofenpass und Albula
nach Lenzerheide und ab Chur auf die Autobahn. Die nächsten Stunden waren nicht angenehm,
eintönig, der A... tat weh, die Augen wurden müde. Endlich gab es eine Raststätte, die Raststätte
Würzlos. In meiner Verzweiflung trank ich Red Bull und irgendwie half dies sogar. Während wir auf
Rainer warteten, der noch tankte, kam eine junge Frau auf uns zu und beschimpfte Ralf wegen seiner
Warnweste. „Sie fährt selber Motorrad und die Weste wäre eine Schande für jeden anderen Fahrer
und Ralf solle sie sofort ausziehen“. Es war das erste Mal, dass ich Ralf sprachlos gesehen habe. Wir
blafften zurück und die Tussi zog ab.
Wir machten uns dann schnell vom Acker, denn der Rastplatz war ein Gestaltentreffen der
Geisterbahn. Bei Rheinfelden verließen wir die Schweiz und bei unserem letzten Stopp auf einem
Rastplatz vor Freiburg verabschiedeten wir uns voneinander. Ralf und Rainer fuhren nach
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Schutterwald, Gerhard bog in Appenweier nach Oberkirch ab. Dirk und ich fuhren weiter, Dirk nach
Kuppenheim, ich nach Iffezheim.
Das war unsere Gardaseetour 2013.
Ein großer Dank an unsere Frauen, die uns alle zwei Jahre zum Spielen (Mopedfahren) außer Haus
lassen.
Und weil es so schön war, haben wir beschlossen das jetzt jedes Jahr zu machen!!!
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