Bericht über Weimar aus der Sicht von Deutsch-Lk
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Bericht über Weimar aus der Sicht von Deutsch-Lk
Erwartungen Die Weimarfahrt findet jedes Jahr für die Schüler der Q2 statt, auch dieses Jahr fuhren wir, die Schüler der elften Klasse, mit unseren Geschichtskursen auf Weimarfahrt. Auf dem Programm standen unter anderem die Besichtigung des Konzentrationslagers Buchenwald, die Besichtigung des Wohnhauses von Johann Wolfgang von Goethe und auch eine Stadtführung durch die Kulturstadt Weimar. Themen, die im Unterricht besprochen werden und wurden, konnten wir nun hautnah erleben. Die Weimarfahrt ist deshalb etwas Besonderes, da sie sich im Spannungsfeld zwischen dem Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald, dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte, einerseits und der Beschäftigung mit der Weimarer Klassik, einer Blütezeit deutscher Literatur, andererseits bewegt. Wir, als Deutsch-Leistungskurs, wollen hier einen Gesamteindruck der zwei Tage in Weimar vermitteln und gehen weiterhin nur auf Weimar als Wiege deutscher Klassik ein. Ankunft in Weimar Am 15. Juli war es soweit. Acht Geschichtskurse, vier Busse, zwei Tage und ein Ziel: Weimar. Nach einer mehrstündigen Busfahrt sah man das erwartete Ziel im prallen Sonnenschein vor Augen. Weimar, die Stadt, welche für ihr kulturelles Erbe bekannt ist, galt es sogleich zu erkunden. Der zauberhafte Charme dieser Stadt verblüffte die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler, sodass die Erwartungen an diese mehr und mehr zufriedengestellt wurden. Auf den Spuren Schillers und Goethe Weimar ist die Stadt, in der vier der bekanntesten deutschen Dichter und Denker bzw. Philosophen Goethe, Schiller, Wieland und Herder Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts wirkten. Das war für uns von besonderem Interesse, da wir besonders Goethe und Schiller im Deutschunterricht behandelt haben und in Geschichte die in dieser Zeit stattgefundenen revolutionären Umwälzungen in Frankreich. Stadtführung Wir begannen unsere Stadtführung mit einem Vortrag unserer Stadtführerin vor dem Schillerhaus. Sie berichtete uns, dass Schiller und seine Familie das Haus vom 29. April 1802 bis zu seinem Tod am 9. Mai 1805 bewohnten. Das Haus wurde soweit wie möglich in seinem Originalzustand belassen und zum Zeitpunkt unserer Anwesenheit gerade renoviert, weshalb wir es nicht von innen besichtigen konnten. Wir erfuhren vieles aus seinem Leben und Leiden, und dass er dennoch in diesem Haus Ruhe fand und viele seiner berühmtesten Werke, wie z.B. den Wilhelm Tell schrieb. Nationaltheater und Wittumspalais Nach dem Schillerhaus gingen wir zum Nationaltheater Weimar, in dem am 19. Februar 1919 die deutsche Nationalversammlung zur Ausarbeitung und Verabschiedung einer demokratischen Reichsverfassung, Bildung einer vorläufigen Regierung und zum Abschluss eines Friedensvertrages mit den Siegermächten des Ersten Weltkrieges stattfand. Danach ging es weiter zum Wittumspalais der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar im Zentrum von Weimar, in dem sich die Porträts der Dichter Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller befinden. Die Herzo- gin genoss es, diese berühmten Literaten zum Essen einzuladen und ihren Lesungen zu lauschen. So wurde hier z. B. zum ersten Mal Goethes „Faust“ vorgetragen. Wenige Schritte entfernt befand sich das nächste Ziel auf unserem Rundgang durch Weimar, das ehemalige Franziskanerkloster, das 1453-57 erbaut worden ist, und ein wichtiger Bestandteil dieses historischen Viertels. Rathaus – Anna-Amalia Bibliothek – Goethehaus Weitere Stationen waren das Rathaus, das Denkmal des Großherzogs Carl August, die Anna Amalia Bibliothek, in der Schiller und Goethe oft lasen und Goethes Gartenhaus, ein Geschenk vom Großherzog Carl August, in dem er seine Ruhe fand für Dichtung und Prosa. Dies war eine gute Einstimmung auf die Besichtigung des Goethehauses. Goethe – der deutsche Dichter, dessen Werke noch heute zu den Höhenpunkten der Weltliteratur gehören. Autor von „Die Leiden des jungen Werthers“, „Faust“ und „Der Zauberlehrling“. Werke, die noch heute hoch geschätzt werden. Ein Mann, dessen Namen noch 182 Jahre nach seinem Tod in unseren Köpfen schwebt. Ein Mann, der bis in die Gegenwart präsent ist. Dem entsprechend waren unsere Erwartungen also hoch. Wie hat genau dieser Mann gelebt, damals vor 182 Jahren? Wie wird es wohl gewesen sein, in seinem Wohnhaus in Weimar? Wird uns das Haus eines typischen Schriftstellers erwarten? Große, ruhige Schreibzimmer voller alter, dicker Bücher, zurückgezogene Atmosphäre, Denkerstille, die die Schreibtische umgibt? Oder platzen wir in das Wohnhaus eines ganz normalen Menschen hinein. Repräsentativer Stuck an der Decke, dicke Vorhänge, Gemälde, Salon und Empfangszimmer? Und was ist mit seiner Frau Christiane, finden wir Spuren von ihr in seinem Wohnhaus? Als wir es dann besichtigten, waren wir begeistert. In dem 1709 erbauten Haus in Weimar am Frauenplan lebte Johann Wolfgang Goethe fast 50 Jahre lang. Das nun zu besichtigende Museum bietet den Besuchern einen Einblick in das Leben des Dichters und ermöglicht eine Zeitreise in die Epoche der Klassik. Von außen strahlt es den Zeitgeist des barocken Stils aus, von innen ist es ebenfalls eindrucksvoll und pompös. Die Wohnräume Goethes und seiner Frau Christiane sowie Arbeitszimmer, Hausgarten und die private Bibliothek lassen sich im Goethehaus besichtigen und erforschen. Eine breite, große Treppe führt in den repräsentativen Teil des Hauses. Dort springen einem zunächst die zahlreichen aus Gips gegossenen Skulpturen und Büsten ins Auge. Dies ist durch Goethes Faszination gegenüber der Antike zu erklären, die er bei seiner Italienreise für sich entdeckte. Die kühle Ästhetik der Götterabbilder steht ganz im Sinne der Klassik. Auffällig im Goethehaus ist, dass die Räume in den unterschiedlichsten Wandfarben erstrahlen, so steht zum Beispiel der gelbe Raum für Heiterkeit. Ein weiteres Highlight im Goethehaus in Weimar ist der angrenzende Garten, der durch die vielen verschiedenen blühenden Pflanzen und Blumen zu einem Spaziergang einlädt. Diese Idylle des Gartens ermöglicht dem Besucher zu entspannen und sich eine Auszeit zu nehmen, wie es Goethe zu seiner Zeit ebenfalls getan haben könnte. Goethe-Nationalmuseum Direkt neben dem Goethehaus befindet sich das Goethe-Nationalmuseum. Dort hatten wir eine ca. einstündige Führung eines professionellen Guides, der uns anhand der Ausstellung „Lebensfluten-Tatensturm“ das Leben und Wirken Goethes veranschaulicht hat. Die Ausstellung umfasst sieben Themen: Genie, Gewalt, Welt, Liebe, Kunst, Natur und Erinnerung, die das Dasein Goethes sowie die Vielschichtigkeit seines Lebens darstellen. Zunächst wurde uns der Begriff „Genie“ nähergebracht, welcher ein wesentlicher Teil Goethes zu Zeiten des Sturm- und Drangs darstellte. Damals war das freie Denken und Handeln von großer Bedeutung, weshalb es Goethe wichtig war, Dinge vermehrt mit dem Herz als mit dem Kopf zu beeinflussen. Des Weiteren erfuhren wir, dass Goethe selbst ein Genie war, der sich mit vielen Themen, wie den Grundlagen der Farbenlehre, auseinandergesetzt hat und diese entwickelte und außerdem den Begriff des Genies in vielen seiner Werke verwirklichte (Prometheus 1774/75). Neben seinem literarischen Tun hatte Goethe ebenfalls wesentliche politische Funktionen z.B. als Staatsmann und Kriegsminister. Um die Welt und seine negativen Erlebnisse zu verarbeiten und zu verstehen, beschäftigte er sich ausgiebig mit der Kunst, welche er für alle Bildungsschichten zugänglich machen wollte. Des Weiteren interessierte sich Goethe für die römische Antike und reiste im Alter von 37 Jahren nach Italien. Bezüglich des Leitbegriffs der Liebe erfuhren wir über die besondere Beziehung Goethes zu seiner großen Liebe, Charlotte von Stein, die in einer Konventionsehe gebunden war. Goethe selbst heiratete schließlich Christiane Vulpius. Die Ausstellung schließt mit verschiedenen Skulpturen Goethes, die seine persönliche Entwicklung mithilfe unterschiedlicher Darstellungsweisen verdeutlichen. Fazit Blickt man nun auf die beiden ereignisreichen Tage zurück, sind die Erwartungen der meisten Schülerinnen und Schülern übertroffen worden und die Möglichkeit, der Vergangenheit so nah zu sein, wurde erfolgreich genutzt.