Leseprobe - Paul Marx - Songwriting
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Leseprobe - Paul Marx - Songwriting
Paul Marx Songwriting In nur 14 Tagen zum Songwriter 1. Auflage www.paul-marx-media.de © 2015 Paul Marx Media, 04103 Leipzig Die Informationen und Arbeitshinweise dieses Buches wurden durch den Autor ausführlich geprüft, jedoch wird keine Garantie übernommen. Die Haftung des Autors für eventuelle Fehler, Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung und Verbreitung des Werkes, auch auszugsweise, ist untersagt und wird zivilund strafrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für eine Verbreitung des Werkes durch Fotokopien, Mikrokopien, Film, Funk, Fernsehen, elektronische Medien und Internet, Übersetzungen sowie die Auswertung durch Datenbanken oder ähnliches. Bei Verwendung im Unterricht oder Kursen ist auf dieses Buch hinzuweisen. Inhalt In zwei Wochen zum Songwriter...............................................1 Tag 01: Das richtige Thema........................................................5 Tag 02: Den Inhalt finden.........................................................14 Tag 03: Die Story ausbauen......................................................27 Tag 04: Die Geschichte erzählen..............................................35 Tag 05: Takt, Tempo und Reime...............................................43 Tag 06: Die Strophen ausformulieren......................................56 Tag 07: NLP – Die Trickkiste......................................................66 Tag 08: Der Refrain...................................................................80 Tag 09: Die Überarbeitung.......................................................90 Tag 10: Die Töne.....................................................................101 Tag 11: Die Harmonien...........................................................111 Tag 12: Die Melodie...............................................................128 Tag 13: Der musikalische Feinschliff......................................141 Tag 14: Der fertige Song.........................................................151 Quellen...................................................................................163 Über den Autor......................................................................165 In zwei Wochen zum Songwriter In zwei Wochen zum Songwriter Songwriting Kein Erlebnis kommt dem gleich, seine wichtigsten Gedanken und Gefühle in Musik auszudrücken und Jahre später wieder entdecken zu dürfen. Musik spricht so viele Sinne gleichzeitig an, dass diese Erinnerung viel realer wird, als wenn man ein altes Tagebuch liest. Mit Musik konserviere ich mein Leben, halte wichtige Momente fest und wenn ich möchte, kann ich sie mit anderen Menschen teilen. Es fasziniert mich immer wieder, wie gut sich Songs, die nur aus meiner persönlichen Erfahrung entstanden sind, in die Leben anderer Menschen einfügen können. Ich bekomme gelegentlich Nachrichten, in denen mir Menschen verschiedenster Kulturen und jeden Alters schreiben, dass ihnen meine Musik aus dem Herzen spricht. Das motiviert mich unglaublich beim Songwriting! Ich bin fest davon überzeugt, dass es mit der richtigen Sprache für jeden Menschen möglich ist, seine Gedanken und Gefühle so auszudrücken, dass sie anderen Menschen aus der Seele sprechen. Und diese Sprache zu sprechen ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Fähigkeiten eines guten Songwriters. 1 In zwei Wochen zum Songwriter Was kann ich von diesem Buch erwarten? In diesem Buch möchte ich dich auf eine Reise mitnehmen, in der du in 14 Etappen alle wichtigen Fähigkeiten erlernst, um gute Songs schreiben zu können. Jede dieser Lektionen beginnt mit einem Kapitel aus diesem Buch, gefolgt von praktischen Übungen, mit denen – ganz nebenbei – ein interessanter Song entstehen wird. Eine Lektion nimmt zwischen 30 Minuten und maximal zwei Stunden in Anspruch, egal zu welcher Tageszeit. So ist es für dich mit ein bisschen Ausdauer also möglich, in zwei Wochen alle diese 14 Lektionen zu absolvieren und selbst Songwriter zu werden. Es ist kein Problem, wenn du einmal keine Zeit findest und erst am nächsten Tag weiter schreibst. Jedoch solltest du nicht allzu viel Zeit zwischen den Lektionen vergehen lassen, da Songs immer Momentaufnahmen sind und sich deine Perspektive zu einem Thema über die Zeit stark verändern kann. 2 In zwei Wochen zum Songwriter Was benötige ich für diesen Kurs? Am wichtigsten ist der Spaß am Schreiben und Musik machen. Nur mit Motivation und Freude am Songwriting kann dein Song das Richtige ausdrücken. Außerdem solltest du versuchen, nicht gestresst mit diesen Lektionen zu beginnen. Nimm dir ausreichend Zeit, setz dich an einen ruhigen Ort, an dem du ungestört an deiner Musik arbeiten kannst. Optimal ist, wenn dich nichts und niemand vom Songwriting ablenken kann. Also Handy aus, Tür zu und entspannen. Zuerst werden wir uns dem Schreiben des Songtextes widmen. Hierfür benötigst du nur Stift und Papier. Ich arbeite am liebsten mit einem Klemmbrett, auf dem ich immer mindestens zehn leere Seiten habe. Wenn nun beim Arbeiten Ideen für eine Kreativitätstechnik oder andere Songs kommen, kann ich einfach ein neues Blatt beginnen. Besonders viel Spaß macht das Songwriting, wenn das Klemmbrett und der Stift hochwertig sind und ausschließlich für das Songwriting verwendet werden. Dadurch bekommen sie besondere Bedeutung und das Schreiben macht viel mehr Spaß! Später werden wir uns um die Musik des Songs kümmern. In diesem Buch soll es nur um die Entstehung der musikalischen Idee, also Harmonien, Melodien und Tempo des Songs gehen. Die Produktion und Aufnahme würden hier zu weit führen. Für diesen Teil ist es hilfreich, wenn du bereits ein Instrument spielst, das Harmonien erzeugen kann. Zum Beispiel Keyboard, 3 In zwei Wochen zum Songwriter Klavier, Gitarre, Ukulele oder Akkordeon wären hier sehr geeignet. Wenn du kein Instrument dieser Art hast, kannst du die Lektionen auch wunderbar am Computer absolvieren. Es gibt sogenannte Sequenzerprogramme, die für die Komposition von Musik gemacht sind. Ein sehr gutes kostenloses Programm hierfür ist beispielsweise Ohm Studio1. Beim Songwriting solltest du nicht enttäuscht sein, wenn der erste oder zweite Versuch noch nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast. Auch hier ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und nur durch viel Übung wird man besser. Deshalb solltest du deine Ergebnisse nicht unbedingt gleich bewerten. Das Spannende am Songwriting ist der Prozess der Entstehung, in dem du viel reflektieren kannst und dich selbst besser kennenlernst. Ich wünsche dir eine spannende, erfahrungsreiche und interessante Zeit beim Songwriting! Paul 1 www.ohmstudio.com, Ein Programm der Firma Ohm Force SARL. 4 Tag 01: Das richtige Thema Tag 01: Das richtige Thema Herzlich Willkommen zu Lektion Nummer 1 – jetzt kann es direkt losgehen! Unser Ziel für heute ist, den Ablauf einer Songproduktion zu verstehen und die Rolle des Songwritings einzuordnen. Außerdem schauen wir uns den Unterschied zwischen Inhalt und Thema eines Songtextes an und suchen nach dem passenden Thema für deinen Song! Wie entsteht ein Song? Zu Beginn des Songwritings müssen der Songtext und die Musik entstehen. Welches von beiden zuerst kreiert wird oder ob sie gleichzeitig entstehen, ist von Songwriter zu Songwriter verschieden. Jede Kombination ist möglich und führt zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ich habe mich in diesem Kurs dazu entschlossen, mit dem Songtext zu beginnen und anschließend die Musik entstehen zu lassen. Auf diese Weise können wir uns erst dem Rhythmus und später den Harmonien und Melodien zuwenden. Aber gleich vorweg: Es gibt viele andere Wege, um einen Song entstehen zu lassen. Ich habe mich in diesem Kurs dafür entschieden, dir meine besten und wirkungsvollsten Techniken auf einem Weg zu zeigen, der für mich immer gut funktioniert hat. Das heißt aber nicht, dass er der einzig mögliche Weg ist. 5 Tag 01: Das richtige Thema Zu Beginn des Songtext-Schreibens entstehen Thema und Inhalt des Songs. Hierbei setzt sich der Songwriter meist mit Themen auseinander, die ihn aktuell beschäftigen und zu denen er einen starken Bezug hat. Der Inhalt wird anschließend ausformuliert, so dass der Songwriter ziemlich genau weiß, welche Geschichte er im Song erzählen will und welche Informationen in welchem Songabschnitt unterkommen. Anschließend wird der Songtext geschrieben mit besonderem Augenmerk auf den roten Faden, Reime, Metaphern, Versmaß und Textrhythmus. Hiermit steht gleichzeitig auch schon das Tempo des Songs fest. Wir werden später lernen, dass jeder gesprochene Text eine natürlich Melodie in sich trägt. Diese wollen wir anschließend durch die Musik unterstützen und suchen Harmonien und Melodien, die zur Textmelodie passen. Die Arbeit des Songwriters endet mit dem Arrangieren des Songs. Zum Schluss ist für jeden Takt des Songs klar, welche Harmonien gespielt werden und welcher Text mit welcher Melodie gesungen wird. An der Stelle wird dieses Buch enden. Der Musikproduktionsprozess geht danach jedoch noch weiter. Mit den Harmonien und Melodien des Songwriters wird anschließend eine Instrumentalversion produziert. Hier werden viele Instrumente eingespielt, die durch ihren Klang das Feeling des Songs unterstützen. Diese müssen ebenfalls arrangiert werden, da nicht alle Instrumente die ganze Zeit 6 Tag 01: Das richtige Thema erklingen. Hier spielen Sounddesign und Abmischen eine große Rolle. Anschließend singt der Interpret des Songs die Gesangsspuren ein. Manche Passagen sind vielleicht mehrstimmig, andere einstimmig. Danach wird die Stimme zum Instrumental gemischt, so dass beide ein gutes Lautstärkeverhältnis zueinander haben und zusammen gut klingen. Der letzte Schritt des Musikproduktionsprozesses ist das Mastering. Hierbei wird der Song noch einmal verdichtet, so dass er laut genug wird und der Sound den letzten Feinschliff erhält. Und fertig! Nun haben wir besprochen, was ein Songwriter bei der Musikproduktion eigentlich tut. Von ihm kommen alle Grundideen des Songs, sowohl zum Text als auch zur Musik. Wie bereits erwähnt, starten wir mit dem Songtext. Und hierbei entstehen wiederum Inhalt und Thema zuerst. Was ist der Unterschied zwischen Inhalt und Thema? Jeder Songtext hat ein Thema und einen Inhalt. Dabei müssen beide sich nicht unbedingt gleichen, sondern können sehr verschieden sein. Am besten lässt sich der Unterschied vielleicht an einem Beispiel erklären. Nehmen wir den Song „Three little birds“ von Bob Marley. Das ist ein wunderschöner Song, aus dem man mit dem Gefühl heraus geht: Mach dir keine Sorgen, das geht schon alles in Ordnung. Das Thema des 7 Tag 01: Das richtige Thema Songs ist also die Hoffnung auf Vertrauen der Menschen. Das ist die Botschaft, die Kernaussage des Songs. Bob Marley sagt in seinem Song aber nicht: „Ich hoffe, dass ihr einander vertraut.“ Stattdessen beschreibt er ein Bild von drei kleinen Vögeln, die bei Sonnenaufgang auf seiner Türschwelle sitzen und Lieder singen. Mit diesem Bild gibt er dem Hörer ein Gefühl des einfachen Vertrauens und Bewunderns. Der beste Weg, seine Nachricht zu verbreiten, ist über ein Bild, eine Szene oder ein Gefühl, das der Hörer selbst erleben kann. Jeder versteht, was Bob Marley mit dem Song meint, auch wenn er es nicht ausdrücklich so sagt. Er hat sich also entschieden, sein Thema über ein Bild deutlich zu machen, das es verständlicher präsentiert als der bloße Satz „Ich hoffe, dass ihr einander vertraut.“ Und dieses Bild, welches Bob Marley beschreibt, ist der Inhalt seines Songs. Das ist die Handlung, die Szene, die erzählte Geschichte und die Wörter, die in Strophe und Refrain wirklich dastehen. Der Inhalt funktioniert also als eine Art Metapher für das Thema. Der Inhalt beschreibt, mit welchen Worten ich meine Nachricht transportiere. Das Thema hingegen, welche Aussage und welches Gefühl ich überhaupt vermitteln möchte. Es gibt Songs, bei denen Inhalt und Thema sehr ähnlich sind. Einige Partysongs haben beispielsweise das Thema Freude am Feiern. Und im Inhalt wird exakt eine Party beschrieben sowie die Aktionen und Gefühle, die damit einhergehen. Dennoch ist 8 Tag 01: Das richtige Thema Thema und Inhalt hierbei nicht gleich. Freude am Feiern thematisieren viele Songwriter, aber jeder sagt das mit anderen Worten. Jeder beschreibt andere Szenen, Bilder und Geschichten. Somit unterscheiden sich die Inhalte trotzdem voneinander, auch wenn sie dasselbe Thema haben. Auf der anderen Seite können Songinhalte auch völlig konträre Themen ausdrücken. Mit einer actionreichen Jagd durch einen Dschungel kann ein völlig anderes Thema vermittelt werden, beispielsweise Angst vor Terrorismus. Die skurrilsten Verknüpfungen können so hergestellt werden, weil die Wahrnehmung der Hörer die Brücke zwischen beidem schlägt. Songs wie „Fields of Gold“ von Sting oder „Über den Wolken“ von Reinhard Mey sind Beispiele, in denen Thema und Inhalt keineswegs gleich sind. Dennoch vermitteln sie die Kernaussagen so deutlich, dass das Gefühl durch den Song wunderbar greifbar wird. Ich habe für mich persönlich herausgefunden, dass es Sinn macht, mit der Suche nach dem richtigen Thema zu beginnen und erst anschließend daraus den Inhalt abzuleiten. Deshalb widmen wir uns heute der Suche nach dem passenden Thema für deinen Song! Wie finde ich das richtige Thema? Die besten Songs entstehen zu Themen, die uns aktuell selbst beschäftigen. Bei Themen, zu denen wir einen starken Bezug 9 Tag 01: Das richtige Thema haben, sind aktuell viele Assoziationen und Gedanken vorhanden. Je frischer sie sind, desto präsenter und wichtiger sind uns diese Gedanken. Und je mehr von diesen Assoziationen in den Songtext einfließen, desto mitreißender wird er. Das ist einer der Gründe, warum ich die ersten Entwürfe der Songtexte gern am Stück schreibe. Aber dazu kommen wir am Tag 04. Das richtige Thema kommt also von innen und vereint aktuelle Erlebnisse, Bilder oder Gedanken mit Gefühlen. Wir sollten hier also nach Eindrücken suchen, die dich aktuell beschäftigen. Das können ganz alltägliche Dinge sein, wie zum Beispiel die Lust auf Schokoladenkuchen, die ich gestern verspürt habe, als ich beim Bäcker war. Das können aber auch große Themen, wie beispielsweise Ängste, Glaube oder Hoffnung sein. Wichtig ist, dass du dich persönlich mit diesem Thema identifizieren kannst. Dieses Thema formuliere ich stets in einer allgemeinen und kurzen Form: Emotion + Objekt. Mit Emotion meine ich Wörter, die im weiteren Sinne mit Gefühlen verbunden sind, zum Beispiel Liebe, Sehnsucht, Trauer, Verlangen, Stolz, Glaube, überwältigt sein, extatische Vorfreude oder Zweifel. Mit Objekt meine ich ein Bezugsobjekt für diese Emotion, was sowohl Menschen, Tiere oder Figuren, als auch Gegenstände, Situationen, Eigenschaften, Umstände oder ähnliches sein können. Kombiniert man beide, kann man ein einfaches und kurzes Thema formulieren. Hier mal einige Beispiele für 10 Tag 01: Das richtige Thema Songthemen: – extatische Vorfreude auf Schokoladenkuchen, – Stolz auf die eigene Leistung, – Sorge um das Sterben des Großvaters, – Sehnsucht nach Freiheit, – Glaube an eine höhere Macht, – Zweifel an Gott, – überwältigt sein von den Wundern der Welt, – Hass auf die Fleischindustrie. Ich denke, die Idee ist zu erkennen. Das letzte Ziel der heutigen Lektion ist, ein Thema zu finden, zu dem du in den folgenden Tagen einen Songtext schreiben möchtest. Dafür möchte ich dich bitten, auf einem leeren Blatt Papier die folgende Übung durchzuführen. 01. Übung – Das Thema im Tagebuch Schreibe eine kurze Tagebuchseite über deine Gedanken und Erlebnisse der letzten Wochen. Stell dir vor, dass du diese Seite in zehn Jahren findest und voller Interesse auf dein jetziges Ich 11 Tag 01: Das richtige Thema zurückblickst. Was sind die wichtigsten Dinge, die sich jetzt in deinem Leben verändert haben? Hast du neue Ziele? Oder gibt es Sorgen, die dich aktuell beschäftigen? Schreib deinem zukünftigen Ich einen Tagebucheintrag, der etwa über eine halbe Seite geht. Achte besonders darauf, dass du deine Gefühle zu diesen Themen erforschst und mit aufschreibst. Wenn du den Tagebucheintrag fertig hast, such darin nach möglichen Themen für deinen Song! Keine Sorge, später im Song wird kein Detail deines Privatlebens mehr zu finden sein – es sei denn, du möchtest das. Deshalb trau dich auch ruhig, ein schwieriges Thema zu wählen! Suche nach Gefühlen, mit denen du dich jetzt im Moment identifizieren kannst. In welches Thema kannst du dich gut hineinfühlen? Was gibt viel Stoff für einen Songtext her? Suche dir unter den möglichen Themen eines aus, über das du versuchen willst, zu schreiben. Nun musst du es nur noch in die kurze Form bringen: Emotion + Objekt. Schreib sie in verschiedenen Formulierungen auf, bis du denkst, dass du den Nagel auf den Kopf getroffen hast. Das war's schon für heute! Mit diesem Thema arbeiten wir morgen weiter. Meine persönliche Lösung zu dieser Übung: Ich habe meine Tagebuchseite geschrieben und folgender Satz enthielt das Thema, über das ich schreiben möchte: 12 Tag 01: Das richtige Thema ...Seit zwei Wochen mache ich wieder aktiv Sport, was sich unglaublich gut anfühlt. Ich bin viel entspannter durch die Bewegung und fühle mich beim Sport lebendig... Aus diesem Ausschnitt habe ich folgendes Thema formuliert: Lebensenergie durch Bewegung Mit diesem Thema arbeite ich in den nächsten Übungen weiter. Was habe ich heute gelernt? Songwriting umfasst den Prozess des Songtext-Schreibens und der Harmonien und Melodien des Songs. Wenn ein Songwriter mit seiner Arbeit fertig ist, ist der Ablauf des gesamten Songs klar, dessen Tempo, die Harmonien und Melodien sowie der Textrhythmus. Zu Beginn des Songtext-Schreibens entstehen Inhalt und Thema eines Songs. Das Thema ist die Grundaussage des Songs, bei uns in der Form: Emotion + Objekt. Der Inhalt ist hingegen die tatsächlich erzählte Geschichte, die Szene, die beschrieben wird. 13 ... Tag 10: Die Töne Tag 10: Die Töne Da der Songtext inzwischen fertig ist, können wir uns nun der Musik zuwenden. Heute werden wir einige Grundlagen zur Musiktheorie besprechen – welche Töne es gibt, welche Tonart die richtige ist und die beiden Tongeschlechter Dur und Moll. Die Lektionen der nächsten Tage bauen auf diesem Wissen auf. Deshalb solltest du dir heute Zeit zum Verstehen und Üben lassen, da du diese Grundlagen als Songwriter immer wieder brauchen wirst. Wir werden morgen die Grundlagen der Harmonielehre kennenlernen und uns übermorgen mit Melodien beschäftigen. Nach diesen beiden Themen kannst du deinen Song Schritt für Schritt selbst komponieren, so dass du am Tag 14 einen fertigen eigenen Song hast, zu dem du dich mit deinem Instrument selbst begleiten kannst. Solltest du kein Instrument spielen können, dann kannst du diese Übungen in einem kostenlosen Sequenzerprogramm nachvollziehen. Sequenzerprogramme sind Programme für den Computer, die für die Komposition, das Arrangieren und Mischen von Musik gemacht sind. Bereits im Vorwort hatte ich dir hierfür Ohm Studio empfohlen. Du findest bestimmt ein kurzes Tutorial um zu lernen, wie du darin das Tempo einstellen und Noten zeichnen kannst. Nun geht es noch einmal in eine neue und spannende Phase. Ich wünsche dir viel Spaß beim Kennenlernen der Grundlagen der Musiktheorie! 101 Tag 10: Die Töne Nur 12 Töne Schauen wir einmal auf die Tasten eines Klaviers. Du wirst schnell erkennen, dass sich verschiedene Abschnitte von weißen und schwarzen Tasten immer wiederholen. Das kommt daher, dass es in unserer westlichen Musik nur 12 verschiedene Töne gibt. Diese können in verschiedenen Lagen gespielt werden – links sind die tiefen Töne, rechts die hohen. Ein Ton klingt also fast gleich, nur ein wenig höher, wenn man ihn auf dem Klavier genau 12 Töne weiter rechts spielt. Schauen wir uns die Tonnamen einmal an: Du siehst, dass die weißen Tasten jeweils nur eine Bezeichnung haben: c, d, e, f, g, a und h. Danach beginnt das Muster wieder von vorn. Die schwarzen Tasten liegen, bis auf zwei Ausnahmen, immer zwischen zwei weißen. Auf diese Tasten habe ich immer zwei Namen geschrieben. Sie werden abhängig von der weißen Taste, die sie ersetzen, bezeichnet. Wenn beispielsweise die weiße Taste d durch die schwarze Taste links daneben ersetzt wird, spricht man von einem des. Dieses "Ersetzen" nennt man in der Musik "vermindern". Wenn sie aber durch die schwarze Taste rechts daneben 102 Tag 10: Die Töne ersetzt wird, spricht man von einem dis, in diesem Fall wird der Ton d "erhöht". Bis auf wenige Ausnahmen werden verminderte Töne mit der Endung "es" und erhöhte Töne mit der Endung "is" versehen. Verminderung wird in der Musiktheorie häufig durch ein "b" vor einem Ton gekennzeichnet, Erhöhung durch ein "#". In der Mitte eines Klaviers liegt eine Taste a. Dieses a ist ein besonderer Ton, da beispielsweise Orchester nach diesem Ton gestimmt werden. Er wird auch als a', "eingestrichenes a", a4 oder "Kammerton a" bezeichnet. Seine Frequenz liegt bei 440 Hz. Umgerechnet bedeutet das, dass diese Saite im Klavier genau 440 Mal pro Sekunde schwingt, wenn sie angeschlagen wird. Der Abstand von diesem a' zum nächsten a'' zwölf Töne weiter rechts wird "Oktave" genannt. Das ist deshalb interessant, weil dieser Ton a'' genau doppelt so hoch klingt, wie das a'. Er hat also 880 Hz, schwingt also 880 Mal pro Sekunde. Ganz genau so lässt sich sagen, dass der Ton a eine Oktave unter a' nur 220 Hz hoch ist. Der Mensch kann Töne zwischen ca. 20 Hz und 18.000 Hz wahrnehmen. Wir können einmal recht einfach ausrechnen, wie vielen Oktaven das etwa entspricht, indem wir den tiefsten Ton 20 Hz einfach immer verdoppeln: 20, 40, 80, 160, 320, 640, 1280, 2560, 5120, 10240 und 20480 – womit wir schon über dem höchsten wahrnehmbaren Ton sind. Das sind also etwas weniger als 10 Oktaven. Auf den meisten Klavieren 103 Tag 10: Die Töne findest du aber höchstens sieben oder acht Oktaven, da zu tiefe und zu hohe Töne auf dem Klavier einfach nicht mehr schön klingen. Das mathematische Verhältnis zwischen zwei Tönen im Oktavabstand ist also 2:1. Interessant ist, dass sich solche Verhältnisse auch mit anderen Tonabständen bilden lassen. Das Verhältnis eines Tons zu einem sieben Töne höheren Ton nennt man Quinte und beträgt 3:2. Im Mittelalter wurden viele Instrumente nach Quinten gestimmt. Man hat also versucht, die Instrumente so zu stimmen, dass sie für bestimmte Stücke ganz rein klangen. Wenn man auf diese Weise zwölf Quinten aneinandersetzt, sollte man theoretisch wieder beim ursprünglichen Ton ankommen. Leider funktioniert das nur in der Theorie – in der Praxis landet man leider knapp über diesem Ton. Diesen Abstand nennt man Pythagoräisches Komma, er entspricht etwa einem Achtelton. Dieses Problem wurde in der Musikgeschichte lange umgangen, indem die Instrumente immer genau für die Tonart des gerade zu spielenden Stücks gestimmt wurden. Mit dieser Stimmung ließ sich aber kein Stück einer anderen Tonart spielen – es klang einfach nur schief. Zu Zeiten von Johann Sebastian Bach wurde eine Lösung für dieses Problem erfunden, die sich bis heute durchgesetzt hat – die wohltemperierte Stimmung. Die Idee hierbei ist, die Differenz, die über die zwölf Quinten entsteht, genau gleich 104 Tag 10: Die Töne auf alle Tonabstände zu verteilen. Das Verhältnis des Abstands zweier benachbarter Töne war von da an die zwölfte Wurzel aus zwei. In der wohltemperierten Stimmung klingen zwei Töne, die gleichzeitig gespielt werden, niemals perfekt rein, aber diesen Fehler können die meisten Menschen nicht wahrnehmen. Es klingt hinreichend genau. Das ich so weit ausgeholt habe, hat durchaus einen Grund. Denn durch dieses Wissen ist ganz logisch, dass Tonarten beim Hören heutiger Musik keine Rolle mehr spielen. Es klingt völlig gleich, wenn ich ein Lied in C-Dur oder Es-Dur spiele. Die Abstände zwischen den Tönen sind in jedem Fall exakt gleich. Ich kann das Lied mit jedem der zwölf Töne beginnen und du würdest keinen Unterschied hören können! Diese Erkenntnis ist wirklich wichtig – denn du kannst es dir später beim Komponieren viel einfacher machen, wenn du dir die Tonart frei aussuchen kannst. Der einzige Unterschied zwischen Tonarten ist die Spielbarkeit auf Instrumenten. Auf einer Gitarre spielt es sich leichter in GDur als in Es-Dur. Auch deine Stimme singt vielleicht lieber ein h als ein e, weil der eine Ton vielleicht besser in deinem Stimmumfang liegt. Dann suchst du dir einfach die Tonart für deinen Song aus, die zu deiner Stimme oder deiner Gitarre passt. Was genau Tonarten sind und wie du sie finden kannst, dazu kommen wir nun. 105 Möchtest du wissen, wie es weitergeht? Das komplette Buch „Songwriting: In nur 14 Tagen zum Songwriter“ gibt’s hier: Für die PDF-Datei: http://www.paul-marx-media.de/songwriting Für Amazon Kindle: http://www.amazon.de/dp/B00Z70MFKQ