(TU) Berlin

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(TU) Berlin
Technische Universität Berlin
Fakultät I | Institut für Sprache und Kommunikation
Fachgebiet Allgemeine Linguistik
Seminar: Die Macht des Wortes – Sprachgewalt und Sprachkritik
Dozentin: Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel
Sommersemester 2014
Indianerherz kennt keinen Schmerz?
Die Tabuisierung diskriminierender Bezeichnungen
für Bevölkerungsgruppen der Amerikas
Politische Korrektheit als sprachkritisches Phänomen
vorgelegt am 10.09.2014
als große Leistung (7 LP)
für das Modul MA-KS SK 3:
Sprachentwicklung, Sprachvielfalt,
Sprachverarbeitung
von:
Anne Laudien
Matrikelnr.: 347287
E-Mail: [email protected]
Studiengang: MA-KS SK
(4. Fachsemester)
Inhaltsverzeichnis
0
Einleitung ....................................................................................................... 1
0.1
Fragestellung ............................................................................................................ 1
0.2
These......................................................................................................................... 2
0.3
Korpus ...................................................................................................................... 2
1
Politische Korrektheit als Phänomen der Sprachkritik .................................. 3
1.1
Tabus und Tabuisierung ........................................................................................... 4
1.1.1
Tabus als soziale Norm und Zensur ..................................................................... 6
1.1.2
PC als Tabu aus sozialem Takt ............................................................................ 9
1.1.3
Tabu und (Sprach-)Macht .................................................................................. 11
1.2
Politische Korrektheit als Kampf gegen Diskriminierung und
Stereotypisierung ............................................................................................................... 13
1.2.1
Pejorative Bedeutungsaspekte ............................................................................ 13
1.2.2
Denotation, Konnotation und die Kodierung von Stereotypen .......................... 15
1.2.3
Assoziationen, Intentionen und die Wirkung von Worten ................................. 20
1.3
Politisch korrekte Ersatzmittel und Euphemismen................................................. 22
2
Fazit .............................................................................................................. 24
3
Literaturverzeichnis ...................................................................................... 25
Aufsätze und Monographien ............................................................................................ 25
Internetquellen .................................................................................................................. 26
4
Quellenverzeichnis ....................................................................................... 27
0 Einleitung
Schimpfwörter sollen im öffentlichen Sprachgebrauch vermieden werden. Dieser gesellschaftliche Grundsatz ist fundamental für das friedliche Zusammenleben. Bereits in frühester Kindheit werden uns Verbote bestimmter Ausdrücke vermittelt, die im öffentlichen Raum als unangemessen gelten. So scheint es verständlich, dass diese Ausdrücke auch in Kinderbücher
keinen Eingang finden sollten. Trotzdem gewann die Debatte um die Ersetzung diskriminierender Wörter in dem Buch Die kleine Hexe von Otfried Preußler Anfang 2013 neue Brisanz1.
Auf breiter gesellschaftlicher Ebene wurde über den diskriminierenden Gehalt von Personengruppenbezeichnungen diskutiert. Die Bewegung der Politischen Korrektheit spricht sich für
die Tabuisierung dieser Begriffe aus.
Beweggründe für und wider eine Vermeidung sowie mögliche Substitutionen dieser Begriffe
im (öffentlichen) Sprachgebrauch sollen in der vorliegenden Arbeit aus kognitionslinguistischer Perspektive nachvollzogen und analysiert werden. Die Politische Korrektheit wird als
sprachkritisches Phänomen erfasst, welches die Tabuisierung von Personen(gruppen)bezeichnungen anstrebt. Die Debatte um die Benennung marginalisierter Bevölkerungsgruppen
der Amerikas2 erweist sich hierbei als besonders interessant, da Personen dieser Gruppen üblicherweise nicht Teil unserer Alltagserfahrung sind, jedoch seit langer Zeit auf großes Interesse in der deutschen Bevölkerung stoßen. „The German fascination with the American Indian is legion, enduring, and much more than a current, post-modern enchantment with ‘the
primitive’” (PENNY 2006: 798). Das Bild von der indigenen Bevölkerung der Amerikas ist im
deutschen Sprachraum stark von tradierten Stereotypen geprägt (PENNY 2006: 800), sowohl
persönliche als auch kollektive Vorstellungen über die Amerikas und deren Bevölkerung beruhen fundamental auf Sekundärinformationen aus dem Schulunterricht den Medien (VON
ROEMELING 1987: 45).
0.1 Fragestellung
Die Erörterung der Argumentation von Kritikern und Befürwortern der Politischen Korrektheit in einer sprachkritischen Betrachtung ist das Ziel dieser Arbeit. Inwiefern kann die Politi1
Im Januar 2013 erklärte der Thienemann Verlag, das Buch Die kleine Hexe von Otfried Preußler sowie weitere
Kinderbücher in künftigen Auflagen ohne Bezeichnungen wie Neger, Negerlein, Chinesenmädchen oder
Türke zu veröffentlichen. Vier Jahre zuvor hatte bereits der Hamburger Verlag Friedrich Oetinger Wörter wie
Neger oder Zigeuner aus der aktuellen Übersetzung von Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf gestrichen
(spiegelonline/sha/dpa, 2013).
2
In der vorliegenden Arbeit werden die Amerikas in der Pluralform benannt, um die Bezugnahme auf alle Teile
des Kontinents (Nord-, Mittel- und Südamerika) zu verdeutlichen. Im deutschen Sprachraum wird der Singular Amerika oft synonym, repräsentativ und exklusiv für die Vereinigten Staaten von Amerika gebraucht
(ROTH 2011: 435 f.; duden.de 2013a).
1
sche Korrektheit als Streben nach Tabuisierung sprachlicher Ausdrücke verstanden werden?
Spezifisch werden Diskussionen um die habitualisierten Bezeichnungen für Bevölkerungsgruppen der Amerikas Indianer, Indio, Rothaut und Eskimo untersucht. Die Grundbedeutung
der Lexeme Indianer und Rothaut soll erschlossen werden: Worauf referiert ihre Denotation?
Haben die Lexeme pejorative Konnotationen? In welchem Kontext werden die Bezeichnungen benutzt? Zudem soll ergründet werden, inwiefern auch der Gebrauch von Komposita wie
Indianerstamm und Redewendungen wie Indianer kennen keinen Schmerz im erläuterten Zusammenhang sprachkritisch bedenklich ist. Ferner soll eruiert werden, welche Bedeutung der
Intention eines Sprechers, der individuellen Wirkung auf Angesprochene und dem semantische Potenzial der untersuchten Lexeme bei der Argumentation zukommt.
0.2 These
Tabus geben Richtlinien für das gesellschaftliche Zusammenleben vor und strukturieren die
alltägliche Kommunikation in einem Kulturkreis (ALLAN/BURRIDGE 2006: 110). Pejorative
Personenbezeichnungen sind Ausdruck bestehender Machtverhältnisse und können eine verletzende Wirkung auf Individuen oder soziale Gruppen haben. Die untersuchten Bezeichnungen für Bevölkerungsgruppen der Amerikas werden jedoch nicht als Schimpfwörter wahrgenommen, es sind somit weniger negativ wertende Bedeutungsaspekte, die eine Tabuisierung
der Begriffe rechtfertigen. Die Bezeichnungen stellen vielmehr eine unzulängliche Simplifizierung dar, die der Heterogenität der bezeichneten Gruppen nicht gerecht wird. Zugleich
kodieren die Termini kulturell tradierte Stereotype, ihre Verwendung trägt zu deren gesellschaftlicher Verankerung bei. Die linguistische Analyse des semantischen Potenzials der Bezeichnung kann zur ihrer Dekonstruktion beitragen und Aufschluss über mögliche Wirkungen
der Begriffe geben.
0.3 Korpus
Empirische Basis der sprachkritischen Betrachtung und linguistischen Analyse ist ein Korpus
aus 22 Artikeln, die den Onlineversionen der Tageszeitungen Die Welt, Süddeutsche Zeitung
(SZ), tageszeitung (taz) der Wochenzeitung ZEIT, dem politischen Magazin Spiegel und der
lokalen Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) im Zeitraum von 2003 bis Juli 2014 entnommen
wurden. Zusätzlich wurden drei Artikel der Kinderseite Kidsweb.de und sechs Auszüge aus
Diskussionen in Internetforen von 2007 bis 2013 analysiert. Alle untersuchten Texte beziehen
sich thematisch auf die Debatte um die Angemessenheit der Begriffe Indianer, Indio, Rothaut
und Eskimo sowie um Identitätskonstruktionen der unter diesen Begriffen subsumierten Bevölkerungsgruppen.
2
1 Politische Korrektheit als Phänomen der Sprachkritik
Der Begriff Political Correctness (PC) entstand mit dem Aufkommen einer neuen USamerikanischen Linksbewegung in den 1960er Jahren. In den 80er Jahren ging der Ausdruck
im Zuge universitärer Reformbewegungen (Zugangserleichterungen zur Hochschulbildung für
ethnische Minderheiten durch Quotenregelungen, Umstrukturierung von Lehrplänen unter
stärkerem Einbezug diverser kultureller Wissensbestände, Einführung rechtsverbindlicher
speech codes, etc.), in die öffentliche Debatte ein. Diese waren insbesondere mit Kritik an der
Hegemonie einer weißen, vorzugsweise männlichen, eurozentrischen Kultur und damit in
Zusammenhang stehende Phänomenen wie Rassismus, Ethnozentrismus, Sexismus, Klassismus, etc. verbunden (ZIMMER 1996: 116; ALLAN/BURRIDGE 2006: 105). Anfang der 90er Jahre wurde der Begriff ins Deutsche übernommen, teilweise in seinem englischen Wortlaut, teils
als in der Lehnübersetzung Politische Korrektheit. In der deutschen Debatte stehen jedoch
weniger rechtlich bindende Regelungen und vielmehr gesamtgesellschaftliche Phänomene
und sprachliche Aspekte im Mittelpunkt (JUNG 1996: 19). PC-Kritik äußert sich „als sozialer
Druck gegen bestimmte Ausdrucksweisen“ (GERMANN 2007: 5). In Deutschland schließt die
Kritik der Politischen Korrektheit damit auch an sprachkritische Debatten um Umwelt, Feminismus und Politik der 70er Jahre an (WIMMER 2000: 2057 ff.). In der massenmedialen Auseinandersetzung wurde der Terminus political correct vorwiegend negativ konzeptualisiert,
einerseits polemisierend von konservativen Gegnern des Konzepts, andererseits als selbstironische Kritik an extremer Linientreue in den eigenen Reihen.
Die Inhalte der PC-Debatte sind sehr vielfältig und wurden von der Bewegung nie klar definiert. Zentral für sind jedoch die Bemühungen um die Schaffung eines neuen Bewusstseins
gegenüber sozial benachteiligten Gruppen. Dies äußert sich insbesondere in Form von Kritik
an pejorativen und/oder diskriminierenden Bezeichnungen für gesellschaftliche Minderheiten
(GERMANN 2007: 7; JUNG 1996: 19). Deren Vermeidung und Substitution fordert die PCSprachkritik mit Fokus auf die lexikalisch-phraseologische Ebene. „Political correctness typically refers to behaviour, especially verbal behaviour rather than to a political position“ (ALLAN/BURRIDGE
2006: 94, Herv. i. O.). Das Ziel der PC-Sprachkritik ist es, Sprachbenutzer für
potentiell diskriminierende Termini zu sensibilisieren und zum Überdenken der in den Lexemen zum Ausdruck kommenden Haltung gegenüber den angesprochenen Personen anzuregen. Die sprachliche Strategie der PC-Bewegung kann somit als Versuch der Tabuisierung
sprachlicher Ausdrücke erfasst werden.
3
Diese These soll zunächst anhand der Klärung der Begriffe Tabu und Tabuisierung erläutert
und fundiert werden, wobei Kritikpunkte an der PC-Sprache mithilfe von Korpusbeispielen
erörtert werden. Im Anschluss daran folgt die Lexemanalyse der Nomina Rothaut und Indianer und die Erörterung diverser Alternativbezeichnungen. Die Argumentation und die Analyse des Korpusmaterials folgen dabei der Grundannahme der kognitiven Linguistik3, die
sprachliche Äußerungen als Spuren der kognitiven und emotionalen Aktivität ihrer Produzenten versteht (SCHWARZ-FRIESEL/REINHARZ 2013: 44). Es wird angenommen, dass „Sprache
ein geistiges Kenntnissystem ist, welches mit anderen Wissenskomponenten interagiert und
dass sprachliche Äußerungen Aufschluss über geistige Struktur- und Prozesskomponenten
geben“ (SCHWARZ-FRIESEL/REINHARZ 2013: 44). Anhand der spezifischen Referenzialisierung von realen Sachverhalten mittels sprachlicher Strukturen können die zugrunde liegenden
Konzeptualisierungen, also geistige Vorstellungen, Kategorisierungen und emotionale Einstellungen der Textproduzenten rekonstruiert werden. Sprache bildet Realität niemals nur ab,
verbale Äußerungen sind vielmehr Ausdruck einer subjektiven Realitätskonstruktion.
1.1 Tabus und Tabuisierung
Der Terminus Tabu entstammt der polynesischen Tongasprache und gelangte Ende des 18.
Jahrhunderts als taboo ins Englische (ALLAN/BURRIDGE 2006: 2 f.). Die exakte Übersetzung
aus dem Tongaisch ist umstritten, es wird jedoch angenommen, dass es sich aus ta ‚kennzeichnen, markieren‘ und pu ‚kräftig, intensiv‘ zusammensetzt und somit das kräftig Markierte bedeutet (RADA 2001: 16; BALLE 1990: 17; SCHRÖDER 2003: 308). TRAD (2001: 21) übersetzt es als „heilige Scheu“. Von dem Englischen ausgehend verbreitete sich das Wort schnell
in andere europäische Sprachen und füllte hier eine Wortschatzlücke (RADA 2001: 17). Im
Deutschen wird der Begriff fachsprachlich in der Ethnologie4 genutzt. Allgemeinsprachlich
3
4
Forschungsgegenstand der kognitiven Linguistik ist die Verbindung kognitiver Strukturen mit der Sprache
bzw. Sprachfähigkeit. Soweit nicht anders gekennzeichnet, wird sich hier auf den modularen Ansatz der kognitiven Linguistik bezogen, demzufolge die menschliche Kognition aus verschiedenen modularen Subsystemen organisiert ist, die sich bezüglich ihrer Struktur und Funktion unterscheiden (SCHWARZ 32008: 27). In
diesem Sinn grenzt sich auch „Sprache als eigenständiges Modul auf der Interebene der Kognition von anderen Kenntnissystemen [ab]“ (SCHWARZ 32008: 48).
So bezeichnet Tabu in der Ethnologie das „Verbot, bestimmte Handlungen auszuführen, besonders geheiligte
Personen oder Gegenstände zu berühren, anzublicken, zu nennen, bestimmte Speisen zu genießen“ (duden.de
2013f). BALLE (1990: 15) und RADA (2001: 19) bezeichnen die in der Ethnologie untersuchten Tabus zudem
als archaische Tabus, als „das Tabu der Primitiven“ (RADA 2001: 19) und unterscheiden diese von modernen
Tabus (BALLE 1990: 99; RADA 2001: 32). Die Autorinnen leisten jedoch weder definitorische Abgrenzung
zwischen den beiden Tabuarten, noch erläutern sie die zugeschriebene Differenz zwischen primitiven und
nicht-primitiven Völkern. Beide Autorinnen nehmen als grundlegenden Unterschied zwischen den Tabuarten
deren Ursprung und Motivation an: „Der Naturmensch glaubte, Dämonen zu erzürnen und durch ihre Verletzung des Verbots leibhaftigen Schaden davonzutragen“ (BALLE 1990: 20). Die Angst vor Dämonen (RADA
2001: 32) als alleinige Ursprungsquelle der Tabus zu betrachten, erscheint jedoch nicht hinreichend, da auch
die unter dem Begriff archaisch subsumierten Tabus durchaus gesellschaftliche Funktionen erfüllten (die Sicherung von Schwachen und den Schutz vor Gefahren), wie RADA (2001: 22) selbst anmerkt. Es kann somit
4
wird unter Tabu eine gesellschaftliche Verhaltensvorschrift verstanden, die bestimmte Handlungsweisen oder Kommunikationsvorgänge verbietet.
RADA (2001: 20) und SCHRÖDER (2003: 310) differenzieren zwischen nonverbalen und verbalen Tabus. Nonverbale Tabus bzw. Handlungstabus bestimmen zu vermeidendes Verhalten
wie Inzest oder Anzüglichkeiten in der Öffentlichkeit. Verbale oder Sprachtabus beziehen
sich auf Themenbereiche, spezifische Lexeme oder Syntagmen, die entweder gar nicht oder
nur implizit verbalisiert werden. Die Tabuisierung außersprachlicher Sachverhalte bedingt
deren Verbalisierung und ist Grundlage für verbale Tabus. Die mentale Konzeptualisierung
eines Vorgangs, einer Person oder eines Objektes der außersprachlichen Wirklichkeit ist Voraussetzung für deren verbale Kodierung (SCHWARZ-FRIESEL 22013: 213). Ein wahrgenommener Sachverhalt wird unter Berücksichtigung des Kontextes, dem spezifischen Hintergrundwissen und den (emotionalen) Einstellungen einer Person kognitiv selektiert, strukturiert
und darauf aufbauend sprachlich expliziert. Ist das Referenzobjekt bzw. der wahrgenommene
Sachverhalt mit einem Tabu belegt, bestimmen auch mit dem referenzialisierten Sachverhalt
verbundene persönliche Einstellungen und Emotionen (z. B. Scham, Furcht, Sympathie mit
anderen) dessen Verbalisierung. Die Tabuisierung ist dementsprechend auch in den sprachlichen Strukturen erkennbar. Die Verwendung der Bezeichnung Inuit und der damit einhergehenden Vermeidung des Wortes Eskimo bedingt sich in (1) aus der Angst vor (staatlichen)
Sanktionen bzw. der strafrechtlichen Verfolgung. Die negative Verbalphrase man darf ja
nicht mehr expliziert, dass es sich um ein konventionalisiertes Verbot handelt, welches den
Gebrauch des Lexems Eskimo verbietet.
(1) mache ich mich strafbar wenn ich einen Inuit als Eskimo bezeichne Man darf ja
nicht mehr Eskimo sagen (Kommentar, gutefrage.net, 15.07.2013, 1)
In Beispiel (2) gebietet dem Sprecher der Respekt vor den angesprochenen Personengruppen
die Vermeidung des Wortes Indio.
(2) Die „Indios“ selbst betrachten dieses Wort als Schimpfwort. Deswegen kann es als
diskriminierend aufgefasst werden. Der Schokokuss hieß noch vor ein paar Jahren
auch anders. Es ist der Respekt den man anderen Völkern, auch im eigenen Land,
aufbringen soll und muss. (Kommentar, civforum.de, 13.06.2007, 11.41 Uhr, 2)
„Taboos arise out of social constraints on the individual’s behaviour where it can cause discomfort, harm or injury“ (ALLAN/BURRIDGE 2006: 1). Respekt vor und Mitgefühl bzw. Symangenommen werden, dass Tabus generell (archaische wie auch moderne) auf die Sicherung der Gemeinschaft abzielten (BALLE 1990: 23). Auch TRAD (2001: 35 f.) zeigt, dass sich lediglich der Sprachgebrauch zur
Beschreibung der Tabuarten unterscheidet, die Tabuarten selbst sich jedoch stark ähneln. Die Differenzierung
zwischen archaischem und modernem Tabu findet somit in dieser Arbeit keine Anwendung, da sich die Tabuarten m. E. weder strukturell noch funktional unterscheiden.
5
pathie mit anderen Menschen sind es somit auch, die zur Tabuisierung diskriminierender
Sprache im Rahmen der PC motivieren. Aus linguistischer Perspektive soll unter dem Wort
Tabuisierung die Vermeidung der Verbalisierung bestimmter außersprachlicher Sachverhalte,
spezifischer Lexeme (Tabuwörter5) oder Lexemkombinationen auf Grundlage der innerhalb
einer Sprachgemeinschaft vorhandenen impliziten Normen verstanden werden. Zu den tabuisierten Themen in unserer Gesellschaft gehören der Bereich des Körpers im Allgemeinen sowie Krankheiten (RADA 2001: 45 ff.; BALLE 1990: 84 f.), Sexualität (RADA 2001: 47; BALLE
1990: 123 ff.), der Bereich des Todes und durch ihn hervorgerufene Emotionen (SCHWARZFRIESEL 22013: 273 ff.; RADA 2001: 45 f.; BALLE 1990: 87) im Speziellen. Aber auch strukturell-gesellschaftliche Phänomene, wie sozio-ökonomische Differenzen (BALLE 1990: 99 ff.)
und Diskriminierung in Form expliziter antisemitischer (SCHWARZ-FRIESEL/REINHARZ 2013:
91) oder rassistischer Äußerungen (NDUKA-AGWU/HORNSCHEIDT 2010: 17) werden tabuisiert6. Auf sprachliche Diskriminierungen und die Kodierung struktureller Ungleichheit bezieht sich die Sprachkritik der Politischen Korrektheit. So werden die Bezeichnungen Eskimo
(1) und Indio (2) oder Negerkuss (2) als diskriminierend abgelehnt.
1.1.1 Tabus als soziale Norm und Zensur
RADA (2001: 29) charakterisiert Tabus als (negative) soziale Normen. Als geteilter Wissensbestand schaffen Tabus gesellschaftlichen Zusammenhalt (MAYER 2002: 199). Sie geben den
Mitgliedern einer Gemeinschaft Orientierung, indem sie Verhaltensregeln vorgeben und
Grenzen sozialen Verhaltens etablieren. „To an outsider, many prohibitions are perplexing
and seem silly. But they are among the common values that link the people of a community
together. What one group values, another scorns. Shared taboos are therefore a sign of social
cohesion“ (ALLAN/BURRIDGE 2006: 9). Auch die angestrebten Ziele der PC-Bewegung sind
folglich mit allgemeinen Funktionen von Tabus vergleichbar.
Im Gegensatz zu Verboten oder Gesetzen sind Tabus nicht explizit fixiert oder schriftlich kodifiziert, sondern gesellschaftlich verankert und von den Individuen einer Gemeinschaft verinnerlicht. Demnach können nach MAYER (2003: 195) auch die PC-Sprachregelungen nicht
als Zensur erfasst werden, da sie weder verschriftlicht sind noch ihre Einhaltung institutionell
überwacht wird. „Sanktionen werden höchstens von gesellschaftlichen Gruppen verhängt, die
5
Tabuwörter bezeichnen „die verfemten sprachlichen Mittel“ (RADA 2001: 42), das Lexem Worttabu hingegen
bezieht sich auf das Tabu, welches einen spezifischen sprachlichen Ausdruck belegt (RADA 2001: 40).
6
Diese Diskriminierungsformen verschwinden mit der Tabuisierung jedoch nicht vollständig aus dem Sprachgebrauch, sondern verschieben sich meist lediglich auf neue Kommunikationsformen wie implizite Sprechakte
(SCHWARZ-FRIESEL/REINHARZ 2013: 37) oder auf neue Lexeme, wobei deren diskriminierender Bedeutungsgehalt erhalten bleibt (NDUKA-AGWU/HORNSCHEIDT 2010: 17).
6
Personen, die sich nicht PC-konform verhalten, kritisieren bzw. ächten“ (MAYER 2003: 195
f.). Die Nicht-Einhaltung des Sprachgebote der Politischen Korrektheit wird in (3) mit Bezug
auf das Recht auf Selbstbestimmung bzw. selbstbestimmte Wahl einer eigenen Bezeichnung
(das ist wohl ihr Recht) kritisiert. Die Feststellung eines Teilnehmers, das Wort Eskimo sei
heute weniger diskriminierend als früher und könne als ein normaler Begriff weiter verwendet
werden (4), ächtet ein anderer Forumnutzer verbal als ignorant.
(3) Es [das Wort Eskimo] war doch aber gerade früher diskriminierend gemeint und
heute oft nicht mehr. Beispielsweise haben die ersten Europäer die die Inuit Eskimos
genannt haben das auch wirklich so gemeint, und heute ist es nur noch ein normaler
Begriff. (Kommentar, civforum.de, 13.06.2007, 22.31 Uhr, 3)
(4) Weniger diskriminierend vielleicht, es kann aber immer noch ignorant sein. Und
wenn eine Volksgruppe meint nicht mehr mit einer anderen in einen Topf geworfen
und Eskimo genannt werden zu wollen ist das wohl ihr Recht. (JIG, Kommentar,
civforum.de, 13.06.2007, 22.47 Uhr, 4)
Dennoch fürchten PC-Kritiker die Zensur als negative Folge guter Absichten, die verfassungswidrig ist und demokratische Strukturen angreift, wie von einem Journalisten der Zeit in
(5) dargelegt. Unbeachtet lässt der Autor, dass sich der Artikel 5 des Grundgesetzes auf eine
staatliche Zensur bezieht, die Überarbeitung der Kinderbücher aber auf eine Entscheidung der
Verlage zurückgeht, die unbeeinflusst von staatlichen Institutionen getroffen wurde.
(5) Artikel 5 des Grundgesetzes behauptet: »Eine Zensur findet nicht statt.« Was aber,
wenn sie doch stattfindet? In der menschenfreundlichen Absicht, auf die Gefühle
von Minderheiten Rücksicht zu nehmen? Bekannte deutsche Verlage haben angekündigt, ihre Kinderbuch-Klassiker zu überarbeiten und Formulierungen, die als verletzend empfunden werden könnten, durch neutrale zu ersetzen. Klaus Willberg vom
Thienemann Verlag, der die Bücher von Michael Ende und Otfried Preußler verlegt,
beabsichtigt, »veraltete und politisch nicht mehr korrekte Begrifflichkeiten« zu entfernen: Wie anders als Zensur oder Fälschung soll man das nennen? (Ulrich Greiner,
zeit.de, 17.02.2013, 5)
Implizit sind PC-Sprachnormierungen jedoch nur bedingt. Es gibt im deutschsprachigen
Raum durchaus bereits schriftlich fixierte Richtlinien für den „politisch korrekten“ Sprachgebrauch7. Zudem sind diskriminierende Äußerungen (zumindest theoretisch) auch juristisch
7
Beispiele hierfür sind der Leitfaden für diskriminierungsfreie Sprache, Handlungen, Bilddarstellungen des
österreichischen Ministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (VOGLMAYR 2008, 2010), den
Sprachratgeber Rassistische Begriffe? des Landesfilmdienstes Sachsen (2013), die Checklisten zur Vermeidung von Rassismen in der entwicklungspolitischen Öffentlichkeitsarbeit des Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlags (2013) sowie wissenschaftliche Publikationen zum diskriminierenden Gehalt von kolonial
geprägten Begriffen (NDUKA-AGWU/HORNSCHEIDT 2010; ARNDT/OFUATEY-ALAZARD 2011). In den aufgeführten Publikationen wird jedoch nicht explizit von politisch korrektem Sprachgebrauch gesprochen, lediglich in den wissenschaftlichen Arbeiten werden Grundzüge des PC-Konzeptes kritisch reflektiert (NDUKAAGWU/HORNSCHEIDT 2010: 337 ff.; ARNDT/OFUATEY-ALAZARD 2011: 496 ff.).
7
sanktionierbar8. Im Gegensatz zu MAYER (2003: 195) verstehen ALLAN und BURRIDGE (2006:
27) Zensur als Teil des Sprachverhaltens und notwendige Folge von Tabus. Die Autoren unterscheiden zwischen censorship als institutionell überwachter Sprachregelung und censoring,
als Selbstzensur im Sinne eines auferlegten Verbots der Verbalisierung tabuisierter sprachlicher Ausdrücke (ALLAN/BURRIDGE 2006: 24 ff.). Die konstante Selbstzensur des Sprachgebrauchs dient demnach auch immer der Vermeidung von Tabubrüchen.
Die Verletzung von Tabus und die Schwere der Sanktionierung von Tabubrüchen sind kontextabhängig. Die Verwendung des Begriffs Indianer zur Anrede eines Menschen (6) wird
anders bewertet als zur Beschreibung eines fiktionalen Kinderspiels (7). Kritisch ist hierbei,
dass in (6) die Abwesenheit der bezeichneten Menschengruppen wiederum als Legitimation
zur Nutzung des Begriffs angeführt wird. Und auch die beschriebenen Kinderspiele in (7)
reproduzieren und tradieren gesellschaftlich geprägte Klischees über die als Indianer bezeichneten Menschengruppen zu tradieren und reproduzieren.
(6) Etwas anderes ist es dann wohl, wie ich einen Indianer direkt anspreche. Wird mir
hier aber nicht so schnell passieren. (Kommentar, civforum.de, 14.06.2007, 13.32
Uhr, Herv. i. O., 6)
(7) Wie ja schon vorher geschrieben wurde, es gibt in fast jedem Land verschiedene
Völkergruppen. Und ob du es glaubst oder nicht, selbst in Deutschland leben „amerikanische Ureinwohner“ als deutsche Staatsbürger. Denen wird es wahrscheinlich
völlig egal sein, ob jemand Cowboy und Indianer mit seinen Kindern spielt oder
auch nicht. (Kommentar, civforum.de, 13.06.2007, 14.15 Uhr, 7)
(8) „Eskimo“-Naschwerk sei beleidigend für ihr Volk, die Inuit, beklagte die Touristin
sich auf allen Kanälen und beim Hersteller Pascall. (Anke Richter, taz.de,
20.05.2009, 8)
Auch die Sanktionierung der Verwendung des Wortes Eskimo (8) ist kontextabhängig. Eskimo wird insbesondere von der größten mit diesem Namen bezeichneten Volksgruppe, der
Inuit, als homogenisierende Fremdbezeichnung abgelehnt (KAPLAN 2011). Stattdessen wird
die Bezeichnung Inuit (dt. „Mensch“) gefordert, welche jedoch nur die Inuit selbst bezeichnet
und nicht Teil der Sprachen anderer nordamerikanischen Völker ist. Viele Indigene akzeptieren daher weiterhin den Namen Eskimo als Hyperonym für die verschiedenen nordamerikanischen Bevölkerungsgruppen. „Most Alaskans continue to accept the name ‘Eskimo’, particularly because ‘Inuit’ refers only to Inupiat of Northern Alaska, the Inuit of Canada, and the
Kalaallit of Greenland” (KAPLAN 2011). Der Status von Eskimo als Tabuwort ist somit abhängig vom Kontext und den hiermit angesprochenen Menschen. Aufgrund der homogenisie-
8
Dies ist der Fall, wenn diese Äußerungen unter den Tatbestand der Beleidigung (BMJV 2014: § 185 StGB),
üble Nachrede (BMJV 2014: §186 StGB) oder der Verleumdung (BMJV 2014: § 187 StGB) fallen.
8
renden Wirkung des Sammelbegriffs und dessen Status als fremdoktroyierte Bezeichnung
sind jedoch die jeweiligen Eigenbezeichnungen der Gruppen vorzuziehen.
1.1.2 PC als Tabu aus sozialem Takt
In Ergänzung zu den drei von ULLMANN (1962: 196 ff.) definierten Tabutypen (Tabu aus
Furcht, Tabu aus Feinfühligkeit und Tabu aus Anstand) klassifiziert ZÖLLNER (1997: 52) die
Politische Korrektheit als Tabu aus sozialem Takt. Sozialer Takt gründe auf humanistischen
Vorstellungen über die Gleichheit aller Menschen, wobei insbesondere diskriminierende Bezeichnungen tabuisiert werden, die gesellschaftliche Minderheiten auf ihre Hautfarbe oder
zugesprochene Eigenschaften reduzieren. So reduziere die Bezeichnung Rothaut (9) die Designierten unzulänglich auf ihre Hautfarbe und dient damit der Ausgrenzung aus der Mehrheitsgesellschaft.
(9) Dagegen, dass sich ausgerechnet das Hauptstadtteam im beliebtesten Sport der USA
Redskins nennt, kämpfen nicht nur „Rothäute“, die nicht mehr „Rothäute“ und auch
nicht „Indianer“ genannt werden wollen, seit Jahren. (Thomas Winkler, taz.de,
27.05.2014, 9)
Ähnlich verhält es sich mit der Bezeichnung Eskimo (10), die lange Zeit aufgrund der Annahme abgelehnt wurde, dass der Begriff ursprünglich Rohfleischesser bedeutet. Diese Reduktion einer gesamten Bevölkerungsgruppe auf eine zugeschriebene Ernährungsweise wurde
von den betroffenen Gruppen als abwertend empfunden. „Although the name ‘Eskimo’ is
commonly used in Alaska to refer to all Inuit and Yupik people of the world, this name is
considered derogatory in many other places because it was given by non-Inuit people and was
said to mean ‘eater of raw meat’” (KAPLAN 2011). Auch wenn diese Annahme über die etymologische Herkunft des Wortes bereits als widerlegt gilt (KAPLAN 2011), wird sie weiterhin
als Argument gegen eine Verwendung des Wortes herangezogen (10).
(10) Es [das Wort Eskimo] bedeutet meines Wissens Rohfischesser. Ich denke mit diesem Wissen kann man auch versuchen, den Begriff zu meiden und auf Inuit „umzuschulen“. Sie empfinden es wirklich als unschön. Wir würden z.B., [sic!] die Bayern
ja auch nicht ernsthaft als Weißwurschtfresser oder die Norddeutschen politisch akzeptabel Fischköppe nennen... ich denke, darauf kann man dann schon Rücksicht
nehmen, auch wenn man es selbst nie böse gemeint hat, aber wenn man es erst einmal weiß, dann ist es eine Sache des Respekts, denke ich... ;D (Kommentar, gutefrage.net, 10.09.2009, 10)
Die Etymologie eines Wortes, welche sowohl von PC-Kritikern als auch von Befürwortern
argumentierend herangezogen wird, kann jedoch weder ausschlaggebend für die Tabuisierung
noch die Beibehaltung von Wörtern sein. „Wörter wandeln ihre Bedeutung und laden sich im
Gebrauch durch die Sprecher mit Konnotationen auf, so dass sie […] eines Tages nicht mehr
9
verwendbar sind“ (GERMANN 2007: 15). Wie bei Eskimo ist die ursprüngliche Bedeutung der
Wörter zudem teils gar nicht rekonstruierbar (JANA 2010: 117).
Tabus sind sozial tradiert9 und gelten uneingeschränkt. Sie sind einerseits kulturübergreifend
eine universelle Erscheinungsform (SCHRÖDER 2003: 310). Andererseits sind Tabus gesellschafts- oder kulturspezifisch und folglich veränderbar über die Zeit. Als soziale Indikatoren
(vgl. BALLE 1990: 20; RADA 2001: 32) spiegeln sie gesellschaftliche Zustände wider: Ändert
sich die kollektive Haltung zu einem Themenkomplex, ändern sich auch damit in Zusammenhang stehende Tabus. Auch die verbalen Manifestationen von Tabus sind somit zeit- und
sprachabhängig. So wurden die Begriffe Indianer und Eskimo vor ein paar Jahrzehnten anders
bewertet und gesellschaftlich akzeptiert. Ob die Bezeichnungen Mitte der 40er Jahre, wie in
(11) beschrieben, nicht verletzend waren, ist jedoch zu bezweifeln. Neuere Diskussionen um
Rassismus und der politische Aktionismus der marginalisierten Bevölkerungsgruppen haben
vermutlich vielmehr zu einem veränderten Bewusstsein in der Gesellschaft und damit einhergehend der Wahrnehmung des diskriminierenden Potenzials der Begriffe geführt.
(11) Damals, Mitte der vierziger Jahre, als der erste Band in Schweden erschien, sei der
Begriff noch nicht verletzend gewesen, sagt der Verlag, heutzutage könne man ihn
so nicht stehen lassen. (Ulrich Greiner, zeit.de, 17.01.2014, 5)
Aufgrund gesellschaftlicher Spezifika von Tabus und insbesondere bei fremdsprachlichen
Homonymen können auch die Debatten um die Tabuisierung diskriminierender Personenbezeichnungen in den Herkunftsregionen der bezeichneten Personen aufschlussreich sein. Zwar
ähnelt sich der Bedeutungsgehalt des englischen indian, des spanischen indio und des deutschen Indianer, die Wörter haben jedoch in den verschiedenen Sprachen unterschiedliche
Konnotationen und können nicht synonym übersetzt werden. Die semantische Repräsentation
des spanischen Lexems indio enthält eine stark abwertende Komponente (rae.es 2014) und ist,
insbesondere in Mittel- und Südamerika, mit sehr negativen Stereotypen aufgeladen, die den
referenzialisierten Menschen vorrangig sozio-ökonomische Rückständigkeit (Armut), fehlende Bildung, mangelnde Hygiene und Naivität zuschreiben (MUÑIZ 2013: 72). Als Resultat
indigener Emanzipationsbemühungen hat sich daher der Begriff indígena etabliert, der teils
auch in den deutschsprachigen Kontext eingegangen ist10 (12).
9
Es gibt selbstverständlich auch individuell auferlegte Tabus in Form einer „self-imposed proscription“ (vgl.
ALLAN/BURRIDGE 2006: 9), z. B. Ich habe Platzangst, Aufzüge sind für mich tabu. Der soziale Aspekt steht
bei Tabus jedoch deutlich im Vordergrund, wie die erläuterten Charakteristika und Funktionen von Tabus
zeigen. Die Gesellschaft legt Tabubereiche fest und fungiert als grundlegende Kontroll- und Sanktionsinstanz
zur Überwachung ihrer Einhaltung.
10
In den Duden ist das Wort Indigena bisher jedoch nicht aufgenommen worden (Stand: 25.08.2014).
10
(12) Das Bild, das man von den Indigenas hat, ist ja oft das: Sie leben zurückgezogen,
unberührt. Aber das stimmt ja im Falle das Guaraní-Kaiowá überhaupt nicht. (Christina Nord, taz.de, 15.07.2009, 11)
(13) Indios online. Das globale Dorf erhält Zuwachs – um etliche Indio-Dörfer im brasilianischen Regenwald nahe der peruanischen Grenze (spiegel.de, 29.09.2003, 12)
(14) Das Wort „Indio“ ist für viele Ureinwohner ein Schimpfwort, das ihnen von europäischen Eroberern gegeben wurde. Sie verbinden es mit großer Geringschätzung. Sie
wollen lieber als „Indigena“ oder Einheimische bezeichnet werden. (Nicole Potthoff,
Kidsweb Indianer-Spezial, 2013, 13)
Das Wort Indio (13) bezeichnet laut duden.de (2013c) einen „süd- oder mittelamerikanischer
Indianer“ und dient im Deutschen somit der Spezifizierung des Wortes Indianer, abwertende
Konnotationen des Wortes werden hier nicht erwähnt. Die Bezeichnung Indio ist im Deutschen weitaus weniger üblich als Indianer, weshalb öffentliche Debatten um die politische
Angemessenheit des Wortes im deutschsprachigen Raum bisher ausgeblieben sind. Der Großteil der indigenen Bevölkerung Mittel- und Südamerikas versteht jedoch Spanisch, weshalb
der Begriff in ihrem mentalen Lexikon mit negativer Konnotation gespeichert ist und sehr
beleidigend wirken kann (14).
1.1.3 Tabu und (Sprach-)Macht
Die Einführung von Tabus kann politisch motiviert sein, wenn eine gesellschaftliche Gruppe
Anspruch auf Autorität und Legitimation in einer Gesellschaft hegt und bestimmte Themen
oder Begriffe aus der Öffentlichkeit verdrängen will. „Tabu bedeutet Macht: Wer es bewußt
[sic!] einsetzt oder bricht, hat die Macht in der Hand“ (BALLE 1990: 17). Werden die von diesen Gruppen neu eingeführten Tabus akzeptiert und eingehalten, werden auch deren gesellschaftlichen Akteure als Autoritäten anerkannt. „The constraints on behaviour is imposed by
someone or some physical or metaphysical force that the individual believes has authority or
power over them“ (ALLAN/BURRIDGE 2006: 9). Das Bestreben der Politischen Korrektheit
nach Veränderung der Sprache geht dabei auch mit der Hoffnung auf die Veränderung kollektiver Denkstrukturen und folglich der sozialen Umstände der Diskriminierten einher. Umgekehrt kann auch die bewusste Enttabuisierung von Themenkomplexen und Tabuwörtern angestrebt werden. „Es ist auch möglich, bewusst Tabus zu brechen, um dadurch ihr Verschwinden zu begünstigen“ (BALLE 1990: 21). So leugneten die Bevölkerungsgruppen der Amerikas
lange Zeit ihre indigene Herkunft, das Sprechen über die Zugehörigkeit zu diesen Gruppen
war tabuisiert. Die Bezeichnungen Indigena (12), Native Americans (15) und First Nations
(15) brechen mit diesem Tabu und haben sich im Kampf um die Bezeichnungshoheit, als
Ausdruck des Stolzes auf die eigene Kultur und in der Hoffnung auf Anerkennung, Akzeptanz
und somit einer besseren Stellung in der Gesellschaft durchgesetzt.
11
(15) Auch die Indianer Nordamerikas bezeichnen sich selbst als Native Americans oder
Natives – die Ureinwohner. Die kanadischen Indianer nennen sich First Nations und
bringen damit zum Ausdruck, dass sie die ersten Menschen auf dem neuen Kontinent waren. Und zwar lange bevor eine europäischer Entdecker einen Fuß auf das
Land gesetzt hat. (Nicole Potthoff, Kidsweb Indianer-Spezial, 2013, Herv. i. O., 13)
Hier setzen Kritikpunkte von Gegnern der Politischen Korrektheit an. Die Bezeichnungssubstitutionen auf linguistischer Ebene würde nicht die „realen“ Verhältnisse, soziale Missstände
und die vorherrschende Denkweise über bestimmte Bevölkerungsgruppen verändern (ZIMMER
1996: 120). ALLAN und BURRIDGE (2006: 96) betrachten PC-Sprache hingegen als Ausdruck
von bereits in Veränderung befindlicher Zustände: „they reflect social change“. Die politische
Sprachkritik postuliere zudem ihre eigene Einstellung als korrekte und richtige Haltung
(GERMANN 2007: 6), um dementsprechend die von ihnen als korrekt empfundenen Begriffe
und Bezeichnungen durchzusetzen. Diese stimmen jedoch nicht mit (der von den Kritikern
empfundenen) objektiven Wirklichkeit überein und würden die „realen“ Zustände euphemistisch verschleiern (GERMANN 2007: 9). Bei der Kritik an politisch korrekter Sprache schwingt
auch die Angst vor Beschneidung der persönlichen Redefreiheit und sprachlicher Manipulation mit. „Many people complain about losing what they see as their freedom to call things by
their ‘right names’ – as if there were something natural and correct about their own linguistic
preferences“ (ALLAN/BURRIDGE 2006: 101).
Die Tabuisierung von Lexemen geht folglich immer mit Veränderungen der Sprache einher.
„Sprachtabus stellen im Sprachgebrauch auch immer eine Art Beschränkung dar“ (RADA
2001: 60). Tabuisierungen und Enttabuisierungen bedingen den Sprachwandel und verlangen
Kreativität sowie aktive Auseinandersetzung mit einem Themenbereich zur Schaffung neuer
Termini. Die Angst vor sprachlicher Manipulation und die ausdrückliche Ablehnung einer
empfundenen Sprachbeschränkung kommen in (16) durch die Verbalisierung des ausdrücklichen Wunsches nach selbstbestimmter Wortwahl und die Ablehnung der Alternativbezeichnung indigene Völker zum Ausdruck. In (17) wird der Meinungsdruck der Politischen Korrektheit, die bestimmte Wort [sic!] aufdrücken oder verbieten will, kritisiert. Als Argumente
gegen die neuen Bezeichnungen wird auch deren erschwert empfundene Verbalisierbarkeit
angeführt (16). In (18) wird die rückwirkende Manipulation der Geschichte durch Ersetzung
diskriminierender Wörter in Kinderbüchern als Geschichtsklitterung angeprangert. Unter Berufung auf die Konventionalisierung und gesellschaftliche Verankerung wird der Begriff Indianer in (19) legitimiert. Dessen Substitution wird davon ausgehend abgelehnt, dass nicht die
gesamte Gesellschaft rassistisch sein könne (Also das kann doch nicht sein). Die strukturelle
Dimension von Rassismus als gesellschaftsübergreifendes Phänomen wird hier ausgeblendet.
12
(16) Ich finde Indianer toll und werde wohl immer Indianer zu ihnen sagen und es tunlichst vermeiden, mir mit „indigene Völker (Nord)amerikas“ die Zunge abzubrechen. (Kommentar, civforum.de, 13.06.2007, 13.47 Uhr, 14)
(17) Ja, Sprache verändert sich, aber nicht dadurch, dass eine Minderheit (und damit
meine ich nicht Ureinwohner jedweder Art, sondern die PC-Fanatiker, die sich ungefragt zu deren Advokaten aufschwingen) der Mehrheit bestimmte Wort [sic!] aufdrücken oder verbieten will. (Kommentar, civforum.de, 13.06.2007, 23.08 Uhr, 15)
(18) Man könne den historischen Wortgebrauch nicht einfach übergehen und quasi eine
reine Sprache herstellen. Das wäre Geschichtsklitterung. (Ulrich Greiner, zeit.de,
17.01.2013, 5)
(19) Im Übrigen: Es gibt unzählige Bücher, Websites und und und, die alle das meines
Erachtens nach völlig unverfängliche Wort „Indianer“ benutzen. Sie die alle im rassistischen Abseits??? Also das kann doch nicht sein. (Kommentar, civforum.de,
13.06.2007, 14.33 Uhr, 16)
Die klare Verweigerung einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Diskriminierung und Rassismus kennzeichnet die Beispiele (16) bis (19). „Viele der fraglichen Begriffe
finden in den Medien, Schulbüchern und der Alltagssprache weitgehend unhinterfragt Verwendung und werden – häufig unter Aufbietung von gewaltigen Emotionen – verteidigt“
(ARNDT 2011: 123). Julia BRILLING (2010: 503, Herv. i. O.) beschreibt dies als „einen automatisierten weißen Abwehrmechanismus, sich explizit nicht mit Rassismus und dem weißen
Selbst beschäftigen zu müssen“. Die teils aggressiven und irrationalen Verhaltensmuster dienen als emotionale Entlastungsstrategie, um das eigene Verantwortungsgefühl von sich zu
weisen sowie die Scham und Befangenheit gegenüber den Diskriminierten zu verdrängen.
1.2 Politische Korrektheit als Kampf gegen Diskriminierung und Stereotypisierung
Die PC-Sprachkritik fordert die Tabuisierung von diskriminierenden Ausdrücken, die einen
pejorativen Bedeutungsaspekt enthalten, vor allem wenn sich diese auf den religiösen Hintergrund oder die ethnisch-kulturelle Herkunft der Bezeichneten beziehen. „Words whose use is
frowned up in various social circles, the avoidance of vulgarity or of givin offense to members of a race, nationality, colour or religion“ (STEIBLE 1967: 133). Die Analyse der Lexeme
Rothaut und Indianer soll im Folgenden Aufschluss über die Grundbedeutung und das diskriminierende Potenzial der Bezeichnungen geben.
1.2.1 Pejorative Bedeutungsaspekte
Pejorative Bedeutungsaspekt diskriminierender Ausdrücke sind jedoch nicht unbedingt explizit konnotativ. HAVRYLIV (2003: 17 f.) definiert pejorative Lexik als „Lexeme, deren Bedeutungsstruktur einen konnotativen Aspekt (negatives emotives Sem) beinhaltet, mit dessen Hilfe eine negative Stellungnahme des Sprechers zum Adressaten, Sachverhalt oder zur Situation
13
geäußert wird“. Sie unterscheidet zwei Ebenen pejorativer Lexik: die absolute pejorative Lexik11, die dem kollektiven Wissen einer Sprachgemeinschaft zugeordnet wird, „die in den
Wörterbüchern verankert ist“ und die relative pejorative Lexik, „deren Bedeutungsaspekt keinen konnotativen Aspekt beinhaltet“ und die erst durch den Gebrauch in einem spezifischen
Kontext pejorativ wird, wobei sich ein negatives emotives Sem auf die Semantik des neutralen Wortes überträgt (HAVRYLIV 2003: 18). Das Adjektiv rot wie in rote Körperbemalung
(20) enthält keine pejorativen Konnotation, wird es jedoch im Kontext einer Beschimpfung
geäußert wie in stinkender roter Neger (20) werden die im mentalen Lexikon gespeicherten
semantischen Repräsentationen der Lexeme stinkender und Neger mit ihren stark pejorativen
Konnotationen aktiviert und können beim Rezipienten eine negative Konzeptualisierung des
Bezeichneten auch in Bezug auf seine rote Hautfarbe erwirken. Rot wird hierbei zu einer weiteren abwertenden Eigenschaft der benannten Person, die Hautfarbe zum konstitutiven Merkmal des Bezeichneten. Die Fokussierung auf die Diskriminierung einer Person aufgrund ihrer
Hautfarbe wird durch die Kombination mit dem pejorativen Nomen Neger, dessen abwertendes Potenzial sich ebenfalls nur durch aufgrund der Referenz auf die Hautfarbe des Angesprochenen ergibt, intensiviert. Das Wort rot ist somit relativ pejorativ und entfaltet insbesondere
im Kontext der Zuschreibung einer Person zu einer determinierten Gruppen über eine imaginierte Hautfarbe seine pejorative und diskriminierende Wirkung. Rot ist keine neutrale Attribuierung, da die Farbbezeichnung zum einen keinen realen Bezug zur Hautfarbe der indigenen Einwohner hat (20), zum anderen da „über eine ›Farbzuschreibung‹ niemals eine gehaltvolle
Information
über
das
Individuum
transportiert
werden
kann“
(NDUKA-
AGWU/HORNSCHEIDT 2010: 131).
(20) Die Eroberer waren es auch, die den Natives den Schimpfnamen Rothaut gaben.
Dieser hatte jedoch rein gar nichts mit der tatsächlichen Hautfarbe der Ureinwohner
zu tun, sondern bezog sich auf die rote Körperbemalung der Stammesangehörigen.
(Nicole Potthoff, 2013, Kidsweb Indianer-Spezial, 13)
(21) Der Indianer Manley Begay sagt, gerade das Wort “Redskin” sei abfällig. Er selbst
sei von Weißen als “dreckige Rothaut” oder als “stinkender roter Neger” beschimpft
worden. (Nicolas Richter, sueddeutsche.de, 09.02.2013, 17)
Die Bezeichnung die Roten (22) ist somit klar rassistisch und dient vorrangig der Alterisierung und Abgrenzung der eigenen weißen Bezugsgruppe von konstruierten roten Anderen.
Dies stütze die „Idee, dass die Hautfarbe weiterhin ein gehaltvolles Kriterium zur Einteilung
von Menschen in ethnologische oder biologische Kategorien sei“ (NDUKA-AGWU/HORN11
Zudem differenziert HAVRYLIV (2003: 22) absolute personenbezogene Pejorativa in Abhängigkeit der angesprochenen Eigenschaften einer Person, z. B. den Charakter, das Aussehen, aber auch die Herkunft sowie die
nationale, kulturelle oder ethnische Zugehörigkeit.
14
SCHEIDT
2010: 129) und untergräbt den konstruierten Charakter der beschriebenen Gruppen,
indem sie als feste Einheit mit essentiellen Eigenschaften konzeptualisiert.
(22) Kein Weißer wisse, wie es bei den Roten laufe, es gebe nur Indizien: Manchmal
kämen die Apachen in Horden nach Ruidoso, um in den Banken Schecks einzulösen. (Henning Sußebach, zeit.de, 15.03.2012, 18)
Das Nomen Rothaut (20) hingegen ist ein absolutes pejoratives Lexem mit negativer Konnotation. In Anlehnung an die kognitive Linguistik nach SCHWARZ-FRIESEL (22013: 167 f.) sind
Konnotationen „gesellschaftlich verankerte Zusatzbedeutungen mit emotionalem Gehalt“.
Das Pejorative ist somit inhärenter Bestandteil der Grundbedeutung negativ konnotierter Wörter und im mentalen Lexikon gespeichert. Wird die Nutzung pejorativer Lexik nun als „Stellungnahme“ (HAVRYLIV 2003: 18 f.) betrachtet, ist sie zwangsläufig auch Ausdruck einer negativen kognitiven und/oder emotionalen Einstellung des Sprachbenutzers zu der angesprochenen Person bzw. Gruppe und enthält wertende Aspekte. So ist die semantische Repräsentation und der Informationsgehalt des Kompositums Rothaut (ANGEHÖRIGER EINER
NORDAMERIKANISCHEN INDIGENEN BEVÖLKERUNGSGRUPPE) in (20) und (21)
ohne negative Bedeutungskomponente (z. B. ABWERTEND, GERINGSCHÄTZIG) nicht
vollständig abbildbar12. Auch das Kompositum Rothaut ist Ausdruck der mentalen Kategorisierung von Menschen auf Grundlage einer zugeschriebenen Hautfarbe. Das Wort wirkt somit
generell diskriminierend, sein öffentlicher Gebrauch wird abgelehnt – das Wort tabuisiert.
1.2.2 Denotation, Konnotation und die Kodierung von Stereotypen
Der Bedeutungsgehalt des Nomen Indianer erweist sich als äußerst komplex. Denotativ bezieht sich Indianer auf das Referenzobjekt ANGEHÖRIGER EINER INDIGENEN BEVÖLKERUNGSGRUPPE DER AMERIKAS. Zusätzlich zu dieser Denotation als referenzfestlegende Merkmalsmenge enthält das Wort kulturell geprägte wertende Informationen in Bezug
auf den angenommenen Entwicklungsgrad der bezeichneten Menschen (NICHT MODERN,
UNZIVILISIERT, PRIMITIV). Da es sich hierbei nicht um konstituierende Eigenschaften des
Referenzobjektes handelt, sondern um eine zusätzliche bewertende Bedeutungskomponente,
ist diese Information als Konnotation Teil der Grundbedeutung des Wortes13. Die Konzeptualisierung als NICHT MODERN, UNZIVILISIERT und PRIMITIV ist mit einer negativen
12
13
Auch laut Duden.de (2013d) enthält der Begriff Rothaut eine pejorative Bedeutungskomponente: „Gebrauch:
abwertend, scherzhaft“.
Es handelt sich hierbei um eine Konnotation, da sich bei der Streichbarkeitsprobe ein Widerspruch ergibt,
wenn man die den konnotativen Bedeutungsgehalt negiert und das Lexem mit entsprechenden antonymen
Adjektiven und Konzepten verbindet: Du Indianer! ?? Ich meine, du hast eine sehr moderne Lebensweise.
??. Du Indianer! ?? Ich meine, du bist nicht primitiv. oder Der Indianer. ?? Ich meine den IT-Techniker aus
der Großstadt.
15
Bewertung verbunden, das Wort Indianer ist somit pejorativ und diskriminierend. Die fremdzugeschriebene Primitivität bleibt auch in einem modernen Kontext bestehen, wie (23) verdeutlicht. Hier werden Indianer als unzivilisierte, aber reiche JÄGER UND SAMMLER konzeptualisiert, wobei sie ihren plötzlichen Reichtum nicht langwierig erarbeitet, sondern erbeutet haben. Das Konzept JÄGER UND SAMMLER setzt sich auch in (24) fort, davon ausgehend, dass Indianer mit Pfeil und Bogen schießen. Zudem werden ihnen aus eurozentrischer
Sicht wenig elaborierte Musikformen (trommel uns was vor) sowie die Kommunikation über
Rauchzeichen zugeschrieben (25).
(23) Aber da ist plötzlicher Reichtum, erbeutet in mehr als 400 Kasinos, den neuen Jagdgründen der Indianer. (Henning Sußebach, zeit.de, 15.03.2012, 18)
(24) Du, Indianer, komm mal rüber und trommel uns was vor. Oder amtlich: Sie, Herr
Indianer, könnten sie bitte für meinen Sohn etwas mit Pfeil und Bogen schießen?
(Kommentar, civforum.de, 14.06.2007, 18.08 Uhr, 19)
(25) Die [Indianer] geben Rauchzeichen (Kommentar, civforum.de, 14.06.2007, 18.11
Uhr, 20)
(26) Wenn die Anmeldefrist im November 2012 ausläuft, könnten die Qalipu der größte
Indianerstamm Kanadas sein. [...] Auch Keith Cormiers drei Söhne gelten heute als
registrierte Qalipu-Indianer, die zum Volk der Mi´kmaq gehören. [...] Ihr Vater war
ein Mi´kmaq, die Mutter eine Innu-Indianerin aus Labrador. (Bernadette Calonego,
sueddeutsche.de, 23.11.2011, 21)
(27) Die Cherokee-Indianer stoßen Stammesangehörige mit „schwarzem Blut“ aus ihren
Reihen aus. (Gabriele Chwallek/dpa, sueddeutsche.de, 17.05.2014, 22)
Auch in der wiederholten konzeptuellen Verbindung der Lexeme Indianer und Stamm wie in
dem Kompositum Indianerstamm (26) und der Phrase Cherokee-Indianer stoßen Stammesangehörige (27) manifestiert sich verbal die Konzeptualisierung von Indianern als UNIZIVILISIERT und PRIMITIV. Stämmen werden im Vergleich zu Völkern oder Nationen ein niedrigeres Entwicklungsstadium sowie ethnisch-kulturelle Homogenität zugeschrieben14. So werden als HETEROGEN, MODERN und ZIVILISIERT konzeptualisierte Bevölkerungsgruppen
nicht als Stämme bezeichnet, vgl. ?? Der Stamm der Deutschen/der Engländer/der Bayern.
Die Referenzialisierung von Menschen dieser Gruppen mit dem Lexem Stammesangehörige
(20) zur Vermeidung der Bezeichnung Indianer kann als gleichfalls unangemessen bewertet
werden. Dem Begriff Indianer liegt somit auch die Konzeptualisierung einer einheitlichen
Menschengruppe zugrunde, die Gesellschaften mit diversen geschichtlichen, geografischen,
linguistischen und religiösen Hintergründen zusammenfasst (28). „›Indianer‹ nimmt eine
14
Einem evolutionistischem Kulturverständnis folgend setzt Duden.de (2013e) Stämme direkt mit Naturvölkern
in Verbindung und definiert sie als „(besonders bei Naturvölkern) größere Gruppe von Menschen, die sich
besonders im Hinblick auf Sprache, Kultur, wirtschaftliche o. ä. Gemeinsamkeiten, gemeinsames Siedlungsgebiet o. Ä. von anderen Gruppen unterscheidet“.
16
vollkommen uniforme und deshalb vollkommen willkürliche Zusammenfassung verschiedenster geografisch und kulturell diverser Gesellschaften in den Amerikas vor“ (SOW 2011:
690).
(28) Allgemein würde ich nicht sagen, dass das Wort Indianer einen diskriminierenden
Effekt hat. Es ist lediglich unglaublich ignorant. Schließlich deckt er je nach Definition die Ureinwohner zwischen Feuerland und der kanadischen Arktis ab. Es gibt
wohl nur sehr wenige Gelegenheiten, bei denen es keinen besseren Begriff für die
gemeinten Bevölkerungsgruppen gibt. (Kommentar, civforum.de, 13.06.2007, 13.56
Uhr, 23)
Diese konstruierte Einheit wird vor allem mittels Kollektivattribuierungen in Form generischer Sätze, wie Die Indianer waren (29) oder Die Ureinwohner Amerikas gelten als (30)
verbalisiert. Über diese expliziten Attribuierungen werden den Referenzobjekten bestimmte
Eigenschaften zugeschrieben, z. B. INDIANER SIND KRIEGERISCH (29), INDIANER
SIND NATUVERBUNDEN (30) oder INDIANER SIND UNZIVILISIERT (31). Zusätzlich
werden sie mit bestimmten Lebensräumen, traditionellem (nicht-modernem) Verhalten, einem
spezifischen Kleidungsstil (31) und gar einer bestimmten phänotypischen Erscheinung15 (hohe Wangenknochen, braune Augen, glatte Haare) in Verbindung gebracht (32).
(29) Die Indianer waren alles andere als Pazifisten. (welt.de, 26.06.2014, 24)
(30) Die Ureinwohner Amerikas gelten als Menschen, die im Einklang mit der Natur lebten. (Sebastian Herrmann, sueddeutsche.de, 20.04.2011, 25)
(31) Zunächst hat mich das Amazonasgebiet interessiert, wo die Indianer noch unter relativ traditionellen Bedingungen leben. Die Guaraní-Kaiowá in Mato Grosso do Sul
hingegen leben in Reservaten in der Nähe der Städte. Man würde sie auf den ersten
Blick nicht als Indianer wahrnehmen, sie leben nicht mehr besonders traditionell, sie
tragen Kleidung wie du und ich, und der Urwald, ihr Lebensraum, ist kaum noch da.
(Christina Nord, taz.de, 15.07.2009, 11)
(32) Nunmehr deuten sie, sofern in der Familie vorhanden, hohe Wangenknochen, braune
Augen, glatte Haare und schaufelförmige Schneidezähne als untrügliches Anzeichen
indianischer Abkunft. (Jörg Blech, spiegel.de, 16.01.2006, 26)
Hierbei besteht jedoch ein Missverhältnis zwischen Bedeutungs- und Referenzebene. „Die
Bedeutungsrepräsentationen mit ihren mentalen Attributen werden den tatsächlichen Referenten nicht gerecht“ (SCHWARZ-FRIESEL 22013: 341). Dies manifestiert sich in (31): Man würde
sie auf den ersten Blick nicht als Indianer wahrnehmen. Die reduzierte Konzeptualisierung
von Indianer als UNZIVILISIERT, KRIEGERISCH, TRADITIONELL, RURAL und NATURVERBUNDEN entspricht den tatsächlich Repräsentierten nicht, da diese die als charak-
15
Dass diese Zuschreibungen auf Grundlage rassistischer Annahmen gesellschaftsübergreifend sind, belegt auch
der Eintrag zu Indianer im Duden Fremdwörterbuch (Dudenredaktion 92007: 447): „Angehöriger der Ureinwohner Amerikas mit glänzend schwarzen Haar u. rötlich brauner bis gelblicher Hautfarbe“.
17
teristisch erachteten Merkmale nicht aufweisen. Es handelt sich somit um stereotype Zuschreibungen16.
In einem fast 200 Jahre andauernden öffentlichen Diskurs über den „authentischen Indianer“
im deutschsprachigen Raum, wurden Indianer unter Bezugnahme auf diverse Stereotype repräsentiert (PENNY 2006: 798). Dementsprechend vielschichtig sind die gesellschaftlich verankerten Klischees, aber auch die individuellen Assoziationen zu dem Konzept. Klischees
sind Subtypen von Stereotypen und überindividuell in einer Gesellschaft verankert. Sie sind
„von bestimmten kulturellen Erfahrungen geprägte Konzeptualisierungen von Personen, Dingen oder Sachverhalten, die in einer Gemeinschaft als bekannt vorausgesetzt werden können“
(SCHWARZ-FRIESEL/REINHARZ 2013: 109). Klischees werden mit spezifischen Redewendungen oder Phrasen verbunden oder sind gar mit diesen gleichzusetzen. Die in den Beispielen
(29), (30) und (31) kodierten stereotypen Zuschreibungen der Naturverbundenheit, des ruralen
(nicht-städtischen) Lebensraums (Urwald) sowie des Kriegertums und Kampfgeistes sind eng
mit dem Klischee des Edlen Wilden verbunden, welches in (33) und (34) benannt wird.
(33) Die Unterstützerorganisationen arbeiten aber oft genau mit diesem Bild: edle Wilde,
die es in ihrer Unberührtheit zu schützen gilt. (Christina Nord, taz.de, 15.07.2009,
11)
(34) Vor hundert Jahren starb der Schriftsteller Karl May. In seinen Büchern verklärte er
die Apachen zu edlen Wilden – aber er hatte sie nie besucht. Henning Sußebach ist
in ihn Reservat gefahren. Er traf Indianer, die weder wild noch besonders edel sind.
(Henning Sußebach, zeit.de, 15.03.2012, 18)
Das Klischee des Edlen Wilden kombiniert die erläuterten Stereotype über die Lebensweise
von Indianern mit der Zuschreibung den Designierten inhärenter positiv evaluierter Charakterzüge, wie EHRENHAFT, ANSTÄNDIG, ALTRUISTISCH. Das mentale Konzept des indianischen Charakters manifestiert sich auch in der Phrase großes Indianerehrenwort (32)
verbal. Laut duden.de (2013b) ist ein Ehrenwort eine „feierliche [sich auf seine Ehre stützende] Versicherung zur Bekräftigung einer Aussage oder eines Versprechens“, welche durch das
Attribut großes überhöht wird. Das Kompositum Indianerehrenwort suggeriert dabei, dass
Indianer immer mit ihrer Ehre und gesamten Person für die Richtigkeit einer Aussage oder
die Einhaltung eines Versprechens einstehen würden. Dieser Phrase liegt die Konzeptualisierung von Indianern als besonders EHRLICH, LOYAL und VERTRAUENSWÜRDIG zugrunde.
16
In Anlehnung an SCHWARZ-FRIESEL (22013: 341) ist ein Stereotyp „eine mentale Repräsentation im Langzeitgedächtnis, die als charakteristisch erachtete Merkmale/Eigenschaften eines Menschen bzw. einer Gruppe
von Menschen abbildet und dabei durch grobe Generalisierung bzw. Simplifizierung eine reduzierte, verzerrte oder falsche Konzeptualisierung des Repräsentierten darstellt.“
18
(35) Sommer für Sommer reitet der Häuptling der Apachen über deutsche Freilichtbühnen. Seine Sprache ist auch unsere geworden, großes Indianerehrenwort. (Henning
Sußebach, zeit.de, 15.03.2012, 18)
Ein weiteres Klischee hat sich in der Redewendung Indianer kennen keinen Schmerz (36) tradiert. Dieser liegt die Konzeptualisierung von UNERSCHROCKENEN, TAPFEREN und
MUTIGEN INDIANERS zugrunde. Ihnen wird unterstellt, keinen Schmerz zu empfinden
oder das Schmerzempfinden nicht mit anderen zu teilen. Dieses Klischee ist wiederum mit
dem des INDIANERS ALS KRIEGER oder KÄMPFER verbunden.
(36) Doch weil ein echter Indianer eben keinen Schmerz kennt, störten sich die Teilnehmer des Camps weder am Regen, noch ließen sie sich von der Wirkung des "WeißWurst-Äquators" von der Ausübung ihres Hobbys abhalten. (Noz.de, 07.07.2010,
27)
Die erläuterten Klischees tragen kolonial und rassistisch geprägte stereotype Konzeptualisierungen weiter und tradieren sie sprachlich in Form von Phrasen und Redewendungen. Sie
werden als politisch nicht korrekt abgelehnt, „wenn in einer Aussage voreingenommene Haltungen gegenüber bestimmten Gruppen oder verzerrte Fakten ausgedrückt werden“ (GERMANN
2007: 7). Die stereotypen Repräsentationen wirken zugleich alterisierend und exotisie-
rend. Die bezeichnete Gruppe wird inhärent anders konzeptualisiert als die eigene Bezugsgruppe. Die Vorstellungen über Indianer entsprechen jedoch weder vergangenen noch gegenwärtigen Lebenswirklichkeiten amerikanischer Bevölkerungsgruppen. Indianer ist somit keine adäquate Bezeichnung für die referenzialisierten Subjekte. Aufgrund des Missverhältnisses
zwischen Bedeutungs- und Referenzebene ist der Terminus Indianer für PENNY (2006: 799)
vielmehr Ausdruck der fiktionalen Konzeptualisierung der Bevölkerungsgruppe. PENNY
(2006: 799) nimmt deshalb eine lexikalische Unterscheidung zur verbalen Repräsentation
realer Gruppen und deutscher Vorstellungen über diese vor: „I have chosen the term ‘Native
Americans’ to refer to living people and the term ‘Indians’ to refer to Germans’ projections“.
Dabei gibt es auch in der deutschen Gesellschaft durchaus ein Bewusstsein über den konstruierten Charakter dieser Repräsentationen. In (37) stellt der Autor fest, dass „der Indianer“ ein
künstliches (deutsches) Kulturprodukt (Kulturgut) ist. Dessen ungeachtet werden die vorherrschenden Stereotype des EHRENHAFTEN PRIMITIVEN, der NATURVERBDUNDENHEIT und des INDIANERS ALS KRIEGER auch in negierter Form weiter reproduziert wie
in (38). „Germans, in other words, have been reminded of the constructed nature of popular
images of Indians for an awfully long time, and they have been offered countless versions of
the ‘real deal’ to oppose them” (PENNY 2006: 806).
(37) Die Deutschen haben sich die Indianer als Kulturgut angeeignet.
(Henning Sußebach, zeit.de, 15.03.2012, 18)
19
(38) Alles, was sie über Indianer wissen, ist falsch. Es handelt sich bei den „Ersten Amerikanern“, wie sie politisch korrekt heißen, nicht um Edelmenschen, die im Einklang
mit der Natur lebten. Die Indianer waren alles andere als Pazifisten. [...] Am wichtigsten aber: Indianer gibt es gar nicht, vielmehr: Es gab sie früher nicht. (Welt.de,
29.07.2014, 24)
Die Referenz auf unterschiedliche Bevölkerungsgruppen der Amerikas mittels eines Kompositums aus der Eigenbezeichnung der Gruppen mit dem Wort Indianer wie Qalipu-Indianer in
und Innu-Indianerin in (26) oder Cherokee-Indianer in (27) suggeriert aber, es gäbe tatsächliche Referenten in der außersprachlichen Welt, die dem Wort Indianer zugeordnet werden
könnten. Durch die Aktivierung der im mentalen Lexikon gespeicherten Bedeutungszuordnung werden im Gedächtnis vorhandene semantische Repräsentationen des Begriffs auf die
referenzialisierten Menschengruppen übertragen.
1.2.3 Assoziationen, Intentionen und die Wirkung von Worten
Die erläuterten in dem Lexem Indianer kodierten Stereotype sind überwiegend an positive
Bewertungen gekoppelt. Diese bedingen sich laut PENNY (2006: 819) aus der Identifikation
der Deutschen mit den imaginierten Subjekten: „The feelings of affinity that many Germans
have had for their authentic Other have often been tied to conceptions of difference that were
regarded as stimulating and accessible. […] The qualities most Germans felt they share with
Indians were like qualities they wanted to have”. Die Substituierung des Begriffes wird folglich unter Berufung auf positive Assoziationen abgelehnt, wie in (16) ich finde Indianer toll.
In (39) wird dem Wort sogar eine positive Konnotation zugeschrieben.
(39) Indianer ist absolut nicht beleidigend gemeint, ich meine sogar, dass das Wort Indianer immer positiv klingt. (Kommentar, civforum.de, 13.06.2007, 16.19 Uhr, 28)
Im Gegensatz zu den überindividuell im mentalen Lexikon gespeicherten und somit im semantischen Gehalt eines Wortes enthaltenen Konnotationen, betreffen persönliche Assoziationen nur das Individuum und sein enzyklopädisches Wissen. Assoziationen sind wertende
oder emotionale Zusatzbedeutungen, die ein Sprachbenutzer mit bestimmten Ausdrücken verbindet (SCHWARZ-FRIESEL 22013: 167). Aufgrund ihrer großen, intersubjektiven Variation
können persönliche Assoziationen der Sprachbenutzer zu verschiedenen sprachlichen Zeichen
kein ausschlaggebendes Kriterium für oder gegen die Tabuisierung von Lexemen sein. Ähnlich verhält es sich mit der Intention zur Nutzung eines Wortes sowie der Wirkung auf den
Angesprochenen. Obwohl eine Äußerung ohne beleidigende oder diskriminierende Intention
von einem Sprachbenutzer geäußert wird, kann sie auf den Angesprochenen dennoch eine
entsprechende Wirkung entfalten (10). Umgekehrt kann auch eine als Beleidigung intendierte
Aussage nicht als solche verstanden werden.
20
Bei der Betrachtung der diskriminierenden Wirkung von Wörtern muss demnach ihr semantisches Potenzial berücksichtigt werden. „In der Sprachverwendung aktiviert man mit einem
bestimmten Wort nicht nur seine denotative, deskriptive Bedeutung als konzeptuelle Repräsentation, die das Referenzpotenzial festlegt, sondern stets auch eine Reihe von mentalen Informationen, die zum einen enzyklopädisch und zum anderen emotional, bewertend geprägt
sind“ (SCHWARZ-FRIESEL 22013: 166). Im Falle von Indianer würde demnach nicht nur die
referenzfestlegende Merkmalsmenge ANGEHÖRIGER EINER INDIGENEN BEVÖLKERUNGSGRUPPE DER AMERIKAS in unserem Gedächtnis aktiviert werden, sondern auch
dazugehörige Konnotationen und stereotype Konzeptualisierungen. „Wörter aktivieren in unserem Langzeitgedächtnis in wenigen Millisekunden mentale Repräsentationen, setzen Gefühle frei, lassen spezifische mentale Bilder entstehen“ (SCHWARZ-FRIESEL/REINHARZ 2013: 41).
Hierin bedingt sich auch die Macht des Wortes. Das Gehirn ordnet sprachlichen Ausdrücken
blitzschnell und unterbewusst Inhalte und Bewertungen zu. Erst nach Aktivierung der Grundbedeutung kann ein Mensch kritisch sprachliche Inhalte reflektieren (SCHWARZFRIESEL/REINHARZ 2013: 41). Die Grundbedeutung ist dabei aber bereits wirkungsvoll im
Gedächtnis gespeichert. Die wiederholte Konfrontation mit emotionsaktivierenden, reduzierenden und klischeebehafteten Äußerungen über indigene Bevölkerungsgruppen der Amerikas kann Spuren im Gedächtnis hinterlassen und vom Hörer/Leser unbemerkt oder unkontrolliert Assoziationsverbindungen etablieren. Sprachliche Äußerungen können somit Stereotype
sozial verankern, intensivieren und in Form von Klischees tradieren, ohne dass darauf bewusst Einfluss genommen werden kann.
21
1.3 Politisch korrekte Ersatzmittel und Euphemismen
Diverse Alternativbezeichnungen für Indianer und Eskimo werden als politisch korrekt anerkannt und haben sich im Sprachgebrauch etabliert, z. B. Indigene Völker (16), Amerikanische
Ureinwohner (7) oder Ureinwohner Amerikas (30) sowie Natives (15) im Englischen. Auch
Bezeichnungen wie Erste Amerikaner (38) oder Indígena (12) werden als Ersatz für die kritisierten Bezeichnungen verwendet. Der Informationsgehalt dieser Lexemkombinationen
schließt, im Gegensatz zu Eskimo oder Indianer, alle Nachfahren von Bevölkerungsgruppen
mit ein, die in der vorkolumbischen Zeit den amerikanischen Kontinent bewohnten. „Indian
is held by many not to include some American groups – for example, Aleuts and Eskimos“
(oxforddictionaries.com, 2014). Die Bezeichnung Indianer wird zudem nicht nur aufgrund der
in die mentale Repräsentation des Lexems eingeschriebenen Stereotype und Klischees abgelehnt, sondern auch in Anbetracht seines Status als fremdoktroyierte Benennung, in der sich
Kolumbusʼ irrtümlicher Glaube bei seiner Ankunft auf Hispaniola 1492 in Indien gelandet zu
sein, verbal manifestiert. So beziehen sich span. indio sowie engl. indian zugleich auf indigene Völker der Amerikas sowie auf die Angehörigen der indischen Nation. Eine lexikalische
Differenzierung wie im Deutschen zwischen Indianer in Bezug auf die Bewohner des amerikanischen Kontinents und Inder in Bezug auf die Bewohner des indischen Subkontinentes
existiert hier nicht.
Die benannten Substitutionsbezeichnungen können trotz dessen nur bedingt als QuasiSynonyme von Indianer und Eskimo mit positiver oder neutraler Wertung betrachtet werden.
Aufgrund ihrer relativ kurzen Begriffsgeschichte aktivieren die substituierenden Bezeichnungen zwar weniger stereotype Assoziationen als die erläuterten Lexeme. Besonders die Wörter
indigen (16), Ureinwohner (7) oder Native (15) tragen jedoch nunmehr implizit eurozentrische Vorstellungen über eine den Gruppen inhärente Rückständigkeit weiter. Es handelt sich
zudem weiterhin um unterspezifizierende Sammelbegriffe, die subsumierend differenzierte
Lebensformen und Menschengruppen zusammenfassen und dabei homogenisierend deren
Diversität ignorieren. Die Angemessenheit ihres Einsatzes unter Beachtung des Ko(n)textes
ist folglich nur gegeben, wenn man sich denotativ auf die Gesamtheit der Angehörigen von
Bevölkerungsgruppen der Amerikas bezieht, die vor Ankunft der Europäer den Kontinent
besiedelt haben. Ist die spezifizierende Eigenbezeichnung der verschiedenen Völker und Nationen bekannt, ist diese aus Sicht der Politischen Korrektheit vorzuziehen. „Ein wichtiger
Grundsatz des ‚politisch korrekten‘ Sprechens besteht darin, soziale (Rand-)Gruppen so zu
bezeichnen, wie sie bezeichnet werden möchten. Von der Outgroup aufgezwungene Fremdbezeichnungen (wie Indianer für die Ureinwohner Amerikas) sind zu vermeiden“ (GERMANN
22
2007: 28, Herv. i. O.). Die Apachen in einem investigativen Bericht über ihre aktuellen Lebensumstände als die Roten (22) oder Indianer (23) zu bezeichnen, ist demnach unangebracht.
„The preference where possible is to refer to specific peoples, as Apache, Delaware, and so
on“ (oxforddictionaries.com, 2014, Herv. i. O.).
Die Bezeichnungen, die substituierend an die Stelle der tabuisierten sprachlichen Zeichen
treten, werden von RADA (2001: 65) als Euphemismen gekennzeichnet, da sie tabuisierte
Sachverhalte aus Rücksichtnahme oder aufgrund gesellschaftlichen Verlangens mildernd
formulieren. Auch ALLAN und BURRIDGE (2006: 238) charakterisieren die Politische Korrektheit als euphemistisch und verbinden Euphemismen mit einer generellen Einhaltung von Höflichkeitsnormen im öffentlichen Raum. „Euphemisms are motivated by the desire not to be
offensive […] to help to remove the stigma of negative social stereotypes by compelling its
audience to go beyond the simple content of the message and challenge prejudices embodied
in language“ (ALLAN/BURRIDGE 2006: 97)17.
Ändert sich nun lediglich die sprachliche Manifestation, nicht aber die zugrundeliegende
mentale Konzeptualisierung der bezeichneten Bevölkerungsgruppen, kann dies zu einer Übertragung der negativen Konnotationen sowie der kodierten Stereotype auf die neuen sprachlichen Zeichen führen. Dieser Prozess wird als Aufwertungs-Abwertungs-Zyklus (vgl. GERMANN
2007: 13 f.), Euphemismus-Tabu-Zyklus (vgl. BALLE 1990: 27) oder auch Euphemism
Treadmill (vgl. ALLAN/BURRIDGE 2006: 99) bezeichnet. Die bloße Vermeidung sprachlicher
Zeichen kann eine tiefgründige Reflexion und kritische Auseinandersetzung mit den Begriffen und ihrer historischen Verankerung auf breiter gesellschaftlicher Basis nicht ersetzen.
„Wenn keine begriffliche Dekonstruktion stattfindet, wird auch der rassistische Gehalt der
Worte nicht explizit markiert, sondern der in Sprache eingeschriebene Rassismus lediglich
maskiert. [...] Das Verstehen, dass und warum bestimmte Begriffe rassistisch sind, ist Grundvoraussetzung für die Bekämpfung von Rassismus“ (ARNDT 2010: 499). Ohne diese öffentliche Debatte kann das fehlende Verständnis der Gesellschaft für die Substitution bestimmter
Verbalmanifestationen, eine Verlagerung dieser in den privaten Raum sowie die kontinuierliche Tradierung alter Stereotype in neuen Begrifflichkeiten nicht überraschend sein.
17
Entgegen der neutralen bis positiven Konzeptualisierung von Euphemismen durch RADA (2001: 65) sowie
ALLAN und BURRIDGE (2006: 238) ist der Verwendung von Euphemismen im öffentlichen Diskurs insbesondere dann kritisch zu begegnen, wenn „diese nicht semantisch benennen, worauf sie tatsächlich referieren,
sondern nebulöse und vage Konzepte aktivieren“ (SCHWARZ-FRIESEL/REINHARZ 2013: 43) und damit der
Verschleierung und Verharmlosung moralisch zu verurteilender außersprachlicher Sachverhalte dienen, wie
das Syntagma Endlösung der Indianerfrage (welt.de, 29.07.2014, 24) als beschönigende Bezeichnung für
den geplanten Genozid an indigenen Bevölkerungsgruppen.
23
2 Fazit
Die Ausführungen haben bestätigt, dass die Politische Korrektheit als Streben nach Sprachnormierung und Einführung neuer Worttabus verstanden werden kann. Dabei ähneln allgemeine Motivationen zur Einführung von Tabus sowie angestrebte Ziele und Funktionen denen
der PC-Bewegung. Sprache wird das Potenzial zur Veränderung mentaler Konzeptualisierungen und emotionaler Einstellungen gegenüber Personengruppen zugeschrieben. Dem widersprechen die Gegner der Politischen Korrektheit, sie lehnen die Sprachveränderung ab, da sie
die Möglichkeit der Veränderung außersprachlicher Zustände durch Sprache nicht gegeben
sehen. Die von der PC-Bewegung vorgeschlagenen sprachlichen Ersatzmittel würden euphemistisch reale Zustände verschleiern. Zudem verstehen sie Political Correctness als Zensur
und Eingriff in die eigene Meinungs- und Ausdrucksfreiheit. Dabei berufen sich die Gegner
auf tradierte Wortverwendungskonventionen von Bezeichnungen, deren Bedeutungen als ursprünglich diskriminierungsfrei angenommen werden. Die etymologische Herkunft wird wie
bei Eskimo jedoch auch als Argument für die Tabuisierung von Termini herangezogen.
Die eingangs formulierte These über das diskriminierende Potenzial der untersuchten Bezeichnungen konnte zunächst durch die Lexemanalysen bestätigt werden. Die Benennung als
Rothaut stellt eine Simplifizierung und Reduktion der mit diesem Begriff bezeichneten Menschen dar und tradiert den Stereotyp der roten Hautfarbe. Insbesondere bei Indianer liegt ein
großes Missverhältnis zwischen der Bedeutung des Wortes und der Referenz des Begriffs vor.
Diese bezieht sich subsumierend auf diverse Bevölkerungsgruppen. Die mentale Konzeptualisierung des Begriffs ist geprägt von in Literatur und Medien evozierten Stereotypen über die
Bezeichneten. Der Begriff unterstellt den Gruppen gleichförmige Lebensweisen und Charaktereigenschaften. Hinzu kommt jedoch bei beiden Begriffen auch eine pejorative Bedeutungskomponente, die sich bei Rothaut aus der rassistischen Reduktion auf die Hautfarbe ergibt
und bei Indianer aufgrund der zugrundeliegenden Konzeptualisierung als inhärent anders und
primitiv. Aufgrund der großen individuellen Variation der mit Lexemen verbundenen Assoziationen kann das semantische Potenzial eines Wortes als Ausgangspunkt für die Bewertung
seines diskriminierenden Gehalts dienen. Die bloße Tabuisierung von Begriffen kann jedoch
die Dekonstruktion und reflektierte Auseinandersetzung mit den Bezeichnungen und in der
Gesellschaft vorherrschenden Stereotypen nicht ersetzen.
24
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(24) Welt.de, 2014. Indianer gibt es nur in der Fantasie. Artikel vom 29.07.2014,
www.welt.de/8180698, [letzter Zugriff: 29.07.2014].
(25) HERRMANN, S., 2011. Das Märchen vom edlen Wilden. Artikel vom 20.04.2011,
www.sueddeutsche.de/wissen/1.1087377, [letzter Zugriff: 31.07.2014].
(26) BLECH, J., 2006. Die neuen Indianer. Artikel vom 16.01.2006, www.spiegel.de/spiegel/print/d45424913.html, [letzter Zugriff: 29.08.2014].
(27) Noz.de, 2010. Indianerromantik auf einem deutschen Hof. Artikel vom 07.07.2010,
www.noz.de/lokales/westerkappeln/artikel/291486, [letzter Zugriff: 28.08.2014].
(28) Kommentar von „Nosneb“ auf civforum.de, 13.06.2007, 16.19 Uhr, zum Thema: Ist die Bezeichnung „Indianer“ diskriminierend? www.civforum.de/showthread.php?43908-Ist-dieBezeichnung-quot-Indianer-quot-diskriminierend/page8, [letzter Zugriff: 30.07.2014].
28
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich an Eides statt gegenüber der Fakultät I der Technischen Universität Berlin,
dass die vorliegende, dieser Erklärung angefügte Arbeit selbstständig und nur unter Zuhilfenahme der im Literaturverzeichnis genannten Quellen und Hilfsmittel angefertigt wurde. Alle
Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen wurden, sind kenntlich gemacht. Ich reiche die Arbeit erstmals als Prüfungsleistung ein.
Titel der schriftlichen Arbeit
Indianerherz kennt keinen Schmerz?
Die Tabuisierung diskriminierender Bezeichnungen für Bevölkerungsgruppen der
Amerikas: Politische Korrektheit als sprachkritisches Phänomen
Verfasserin
Anne Laudien
Matrikelnr.: 347287
Betreuende Dozentin
Schwarz-Friesel, Monika Prof. Dr.
Mit meiner Unterschrift bestätige ich, dass ich über fachübliche Zitierregeln unterrichtet worden bin und diese verstanden habe. Die im betroffenen Fachgebiet üblichen Zitiervorschriften
sind eingehalten worden.
Eine Überprüfung der Arbeit auf Plagiate mithilfe elektronischer Hilfsmittel darf vorgenommen werden.
Berlin, den 10.09.2014
Ort, Datum Unterschrift