zirkus macht stark broschüre 2015

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zirkus macht stark broschüre 2015
Starker Zirkus für alle
Zirkus macht stark 2015
ZIRKUS MACHT STARK
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starker zirkus
für alle
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Ein Projekt im Rahmen des Förderprogramms
»Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung«
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
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ZIRKUS MACHT STARK
das Förderprogramm
Inhalt
Ein starkes Programm
Das Förderprogramm
1Ein starkes Programm
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Prof. Wolfgang Zacharias: Zirkus zwischen Spiel und
Bildung, Lust und Leistung, Kunst und Kommunikation
Best Practice
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Lara Mallien: Zirkuscamp und Jugendfortbildung der
Europäischen Akademie der Heilenden Künste e.V.
10 Anna Marquardt/Debora Bleichner: »Wenn ich groß bin,
möchte ich Zirkusdirektor werden« – Zirkus mit Kindern
und Jugendlichen aus geflüchteten Familien
13 Friedemann Ziepert: »Circus & Street Art Camp« – ein außergewöhnliches Zirkusprojekt bei MoMoLo in den
Sommerferien
15 Katharina Witte: Begegnung mit einer neuen Welt. Ein
Zirkusprojekt mit unbegleitet geflüchteten Jugendlichen
in Bremen
17 Rebecca Stadtmüller: Interview mit dem Circus Fantasia
20 Gina Linde: Berlin: acht Jahrhunderte in Tanz, Ton und
Turnhalle
22 Barbara Klose / Frank Jahnsmüller: Birikino on tour – eine
zirzensische Leiterwagentour
24 Gerhard Bitterwolf: Akrobatiktheater für eine Kultur des
Willkommens
Erfolge, Schwerpunkte, Probleme Streiflichter aus Sachberichten
26Notwendigkeit der Arbeit für die Entwicklung
Heranwachsender
27 Zirkuspädagogische Erfolge
29Erwerb sozialer Kompetenzen
30 Vielfalt der Zirkusarbeit
31 Vielseitigkeit und Vielfalt als Chance
32 Zirkuspädagogische Methoden
33Kreativität und Partizipation der Teilnehmer*innen
34Inklusion
36Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen
37 Verankerung und Veränderungen im Sozialraum
38 Verknüpfung schulische – außerschulische Bildung
39Ehrenamtler*innen
Starker Zirkus überall
40Die Antragsteller bei »Zirkus macht stark« 2013 – 2015
43Kooperationen und Vernetzungen bringen uns voran
43 »Zirkus macht stark« in Zahlen 2013 - 2015
Als zur »Halbzeit« des Förderprogramms »Kultur macht stark.
Bündnisse für Bildung« des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung eine Jury des BMBF (www.buendnisse-fuer-bildung.de/de/die-jury-127.php) den bisherigen Stand überprüfte,
kam sie zu der Einschätzung, dass das Programm generell bisher sehr erfolgreich realisiert wurde und fortgeführt werden soll.
Die Erfolgsbilanz von »Zirkus macht stark« kann sich auf jeden
Fall sehen lassen. Gegenüber dem ersten Förderjahr 2013 ist die
Anzahl der lokalen Bündnisse und der Maßnahmen in verschiedenen Formaten enorm angewachsen. »Zirkus macht stark« ist
in allen Bundesländern vertreten, wobei ein Schwerpunkt nach
wie vor auf den beiden Stadtstaaten Berlin und Hamburg und
den neuen Bundesländern liegt.
Doch die Zirkusarbeit mit benachteiligten Kindern und
Jugendlichen hat überall viele Interessenten gefunden, die feststellen, dass sie mit dem Medium Zirkus gerade diese Zielgruppe
besonders gut erreichen können. Dabei spielen verschiedene
Faktoren eine Rolle: Die Artistik kann niedrigschwellig Kinder
ansprechen, die sonst kaum Interesse an der Kultur zeigen oder
sich nicht zutrauen, selbst etwas auf diesem Gebiet leisten zu
können. Die Genres der Artistik sind so vielfältig, dass wirklich
jede und jeder etwas Passendes und Spannendes findet. Und das
Erfolgserlebnis bei einer Aufführung ist durch diese Vielfalt programmierbar, sodass die Kinder und Jugendlichen, die sonst wenig Anerkennung finden, hier wirklich einmal im Mittelpunkt
(der Manege) stehen und ihr Selbstwertgefühl in hohem Maße
erhöht wird. Sie machen die Erfahrung, mit Anstrengung und
Beharrlichkeit etwas Besonderes erreichen zu können, selbstwirksam und selbstbestimmt als wichtiges Teil eines Ganzen zu
agieren. Auf diese Weise werden mit der Zirkusarbeit viele personale wie soziale Kompetenzen vermittelt.
Einen besonderen Stellenwert hat in letzter Zeit die Arbeit mit
Geflüchteten erhalten, der sich viele Bündnisse mit verschiedenen Maßnahmen widmen. Die Kinder und Jugendlichen,
die ihr Zuhause verlassen mussten und hier eine neue Heimat
suchen, sind in extremer Weise benachteiligt. Ihnen den
Zugang zu Kultur und Bildung zu erleichtern, erste Schritte
zur Inklusion zu ermöglichen bis hin zum Spracherwerb als
Voraussetzung für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
– das ist eine überaus lohnende Aufgabe. Es ist ein Schritt
zur Normalität, ungeachtet der oft bedrückenden äußeren
Umstände der Flüchtlingsunterkünfte. In den Zirkusgruppen
können die Kinder zeigen, was sie können, und auch ihre kulturellen Besonderheiten einbringen. Auch bei dieser Zielgruppe
beweist sich, dass Zirkusmachen attraktiv und mit relativ einfachen Mitteln zu bewerkstelligen ist. Die Teilnehmenden erlernen dabei nicht nur artistische Künste sondern auch die
Zusammenarbeit der verschiedenen ethnischen Gruppen – und
mit ihnen erfahren es ihre Familien.
»Zirkus macht stark« birgt noch viele Möglichkeiten, benachteiligte Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu unterstützen, langfristige Kooperationen und Netzwerke auf lokaler
Ebene zu verstetigen und so die Jugendkulturarbeit zu befördern. Das Konzept dieses Förderprogramms überzeugte auch
die Jury des von den Altstipendiaten der Konrad-AdenauerStiftung e.V. verliehenen Bernhard-Vogel-Bildungspreises, die
»Zirkus macht stark« 2015 mit dem Sonderpreis auszeichnete.
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Prof. Wolfgang Zacharias
Zirkus zwischen Spiel und Bildung, Lust und Leistung, Kunst und Kommunikation
Im Bundesförderprogramm des BMBF »Kultur macht stark«
ist die Kunst- und Kulturform »Zirkus« gleichberechtigt und
wird analog gefördert wie die »klassischen« Highlights der Tra­
ditions­künste, etwa Musik, Bildkünste, Theater, Tanz, Film,
Literatur und die Innovationsfelder im weiten Spektrum von
Medien bis Spiel, real, analog, digital. Überall werden – wenn
sie im aktiven Angebot sind – Schule und Sport, Spielplatz
und Jugendorganisation eingeschlossen, werden Künste und
Kulturen idealerweise lustvoll und ambitioniert realisiert. Bleibt
die Frage: Für wen? Wie steht es um die Erreichbarkeit? Um
soziale und transkulturelle Differenzen, Benachteiligungen,
Begabun­gen, Vorlieben, Interessen?
Zirkus macht stark – und mehr.
Die bildungs- und kulturpolitische Programmatik »Künste und
Kulturen von, für und mit allen«, ausgehend von den 1970er Jahren
und mit einer starken sozial- und interkulturellen Ausrichtung, hat
vieles angeschoben und bewirkt. Partizipation, Eigenkreativität
und gemeinschaftlich erlebte Aktualität waren und sind die motivierenden Antriebe – von Anfang an und lebenslang, wie unser
kulturpädagogisches Mantra so heißt, für alle und in aller Vielfalt.
Aber dazu braucht es Orte, Zeiten, Anlässe, Personal, Organisation,
Anerkennung, Engagement und – finanzielle Förderungen und
dies im Prinzip »flächendeckend« im Horizont zeit-räumlicher
Kultur- und Bildungslandschaften und in ihrer sozialräumlichen
Diversität sowie altersspezifischen Angemessenheit.
Und wer z.B. als Kind nicht Geige spielen, pinseln, »gute« Bücher
lesen, Theater spielen, Filme drehen oder im Chor singen will
(oder kann), braucht andere vielfältige und anregende Chancen
und Angebote, erreichbar und motivierend, sozial verträglich
und ästhetisch-kulturell qualifiziert.
Die für das »Kultur macht stark«-Programm zuständige
Bundes­ministerin Johanna Wanka betonte deutlich, dass sich
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Kulturakteure und Kulturangebote prinzipiell flächendeckend
und qualitativ in der partizipativ-pädagogischen Vermittlung
entfalten müssten. Dies ist eine »öffentliche Aufgabe« mit einem
deutlich zu stärkenden Kooperations- und Vernetzungsbedarf
vor Ort, aber ebenso landes- und bundesweit sowie im Horizont
der verschiedensten Kulturformen und Kunstphänomene, insbesondere auch im Kontext von Medialisierung als dominante
Kulturform: »The medium is the message« erkannte der kanadische Medientheoretiker Marshall McLuhan bereits 1963. Und
das ist für Kulturen und Künste hochaktuell: für Töne und Bilder,
Bewegungen und Dramaturgien, Spielformen, Zeit- und Raum­
konstellationen und derzeit nun auch verstärkt im Rahmen
globaler Medialisierung und Digitalisierung. So können wir
eigentlich auch vom »Medium Zirkus« sprechen, das aber in
der sinnlich-sozialen Realwelt zu Hause ist und weder in der
»Gutenberg-Galaxis« (Bücherwelt) noch im »Cyberspace« (digitale Welten) gründet.
Die Bundesministerin machte klar: »Kulturelle Bildung ist vielfältig. Kreativ sein, sich ausprobieren, ein Ziel erreichen, Teamgeist
entwickeln und die Fähigkeit, sich mit anderen zu verständigen,
den eigenen Horizont erweitern, um so zu einer selbständigen
Persönlichkeit heranreifen zu können – das alles kann damit
verbunden werden. Und das alles sind Schlüsselkompetenzen
für eine erfolgreiche Bildungsbiografie und für gute berufliche Entwicklungschancen. Kulturelle Bildung ist ein wesentlicher Bestandteil allgemeiner Bildung. Sie geht uns alle an. Und
sie macht Freude, die inspirierend auf andere wirkt.« (Johanna
Wanka in Kulturpolitik Aktuell, 2/2014, S.17).
Ja, das geht uns alle an: professionell kulturpädagogische Akteure
und natürlich insbesondere auch im Kontext vom Zirkuskünsten
und Jugendzirkusprojekten. Denn um das einmal intensiv zu
betonen: Im Kontext Zirkus bist du, als Kind, als Jugendlicher, als
Akteur, als Spielgruppe unmittelbar herausgefordert: körperlichsinnlich und öffentlich, performativ und kooperativ, mit welcher
Nummer und mit welchem Spannungsbogen von amateurhaft
bis professionell auch immer. Zirkusprojekte leisten genau das,
was die Bundesbildungsministerin fordert, von Kreativität bis
Teamgeist, die Erfahrung des »Ichs« im Horizont der anderen,
die Chance einer aktiven Selbsterfahrung im Kontext der erweiterten und je nachdem spezifischen, materiellen und sozialen
Lebens(um)welt. Das ist Bildung im Kontext von Kultur, Ästhetik,
Kunst und auch durchaus im Erbe von Friedrich Schiller und seiner Vision der Bedeutung »Ästhetischer Erziehung«, etwa als
Spiel und damit natürlich auch als Zirkus.
Doch frei nach dem Münchner Karl Valentin: »Künste und
Kulturen sind schön, machen aber viel Arbeit.« Und heute erst
recht, vor allem, wenn es dann um Vermittlung und Sozialräume,
um »Kulturelle Bildung für und mit allen«, um zeitgemäße und
(selbst-)motivierende Angebote zwischen Sinneserfahrung,
per­for­mativer (Selbst-)Präsentation und den medialen, digitalen Sym­bol­welten, interaktiven Plattformen, partizipativen
Kom­mu­nikationschancen geht.
Im »Handbuch Kulturelle Bildung« (München 2012), das das
vielfältige Feld der Kulturellen Bildung insgesamt zu vermessen
versucht, taucht im Praxisteil und im Kapitel »Interdisziplinäre
Perspektiven« Zirkus neben Jugendkunstschulen,Spielanimation,
Medienwelten, Urbanes Lernen wie selbstverständlich auf.
Dort betonen Wolfgang Pruisken und Gisela Winkler: »Zirkus
ist ein Kunstgenre, das für Kinder und Jugendliche eine besondere Attraktivität und Faszination besitzt und einen idealen Spielraum zur Persönlichkeitsentwicklung bietet. Zirkus
zeichnet sich durch eine große Breite an künstlerischen Gestal­
tungs­möglichkeiten aus: von den Bewegungskünsten Akro­
batik, Jonglage und Balance bis zu Theaterelementen, Musik,
Tanz, aktuellen Jugendtrends und Jugendsportarten. Neben
eine körperliche Dimension, die Entwicklung motorischer
Fähigkeiten, Geschicklichkeiten und Koordination, treten soziale und ästhetisch-künstlerische Dimensionen. Mit seiner
breiten Angebotspalette bietet der Zirkus für jeden etwas, das
Das Förderprogramm
ihm Freude macht, seinen Fähigkeiten und Interessen entspricht, eine Herausforderung darstellt und Erfolgserlebnisse
verspricht. Zirkus richtet sich an alle Altersstufen, alle kulturellen Identitäten und ist ein anregendes Feld in der Arbeit
mit Behinderten.« (in Bockhorst/Reinwand/Zacharias, 2012,
S.700). *
Betont wird hier insbesondere der soziale und auch interkulturelle Aspekt der Methode und Kunstform »Zirkus«. Die körperlich-sinnliche, ästhetisch-theatrale Dimension des Zirkus­
machens als Chance insbesondere für eher benachteiligte
Kinder und Jugendliche liegt auf der Hand: Es geht vorrangig
nicht um sprachliche, mathematische, naturwissenschaftliche,
technische Kompetenzen, sondern um ein besonderes, aktivierendes und auch körperlich-ganzheitlich zu gestaltendes und
zu präsentierendes Verhältnis zwischen »Ich« und »Welt«. Das
ist subjektorientierte Persönlichkeitsbildung in Idealform und
im Horizont von Künsten, Kulturen, dem Ästhetischen allgemeinen. Zirkus kann das und ist auch eine aktive Antwort im
Gesamtrahmen besonderer Aktualitäten:
• ein sinnes- und körperbetontes Gegengewicht zu Medial­
isierung und Digitalisierung zugunsten der Balance von
»Sinne & Cyber«
• eine Chance insbesondere für sozial benachteiligte Kinder
und Jugendliche, auch mit Migrationshintergrund
• eine historisch gewachsene und allseits populärkulturelle
Kunstform in vielerlei Ausprägungen
• eine Form, ein Rahmen unterschiedlicher Beteiligungs- und
Aktionsformen
• ein sozialer und kultureller, kollektiver wie individueller
Prozess im Kontext von Gemeinschaften
• eine Herausforderung zu freiwilliger Leistung, zu selbstmotiviertem Lernen und der Chance zur öffentlichen (Selbst-)
Präsentation gemeinsam mit anderen
*
Bockhorst, Hildegard/Reinwand, Vanessa-Isabelle/Zacharias, Wolfgang (Hrg)
(2012): Handbuch Kulturelle Bildung, münchen, kopaed.
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Ein kurzer Blick zurück...
Wir in München, die Pädagogische Aktion SPIELkultur e.V., haben mobile Zirkusprojekte im Rahmen von Spielanimation/
Spielmobil im öffentlichen Raum bereits in den 1970er Jahren
als besonders attraktiv erfahren. Unser Zirkus mobil »Zirkus
Pumpernudl«* fand im öffentlichen Auftrag (Jugendamt) im
ganzen Stadtgebiet, von Turnhallen über Schulhöfe, Spielplätze
bis Stadtparks, statt und war kostenfrei. Mitmachen konnte, wer
wollte – nach dem Motto: »Kinder kommt im Rudel zum Zirkus
Pumpernudl«. Sie kamen, in Massen... und (fast) täglich war eine
Abschlussvorstellung. Es war eigentlich das attraktivste offene
Stadtteilprogramm im Rahmen der damals sich entwickelnden
bundesweiten Spielmobilszene. Spielmobile machten Karriere
und Zirkus war oft dabei als thematischer Akzent und Anreiz,
aber auch Schulkooperationschance.
Es ging um die »Freiheiten des Spiels« bei gleichzeitiger Ver­bin­
dung von Lust und Leistung, Lernen und Spielen (etwa zirkus­
pädagogisch), als »Recht auf Spiel«, auf Spielräume, aber auch
freiwilliges Lernen. Damit war ein hoher, auch zirkuspäda­go­
gischer Anspruch im Kontext kulturell-künstlerischer Bildung
in Theorie und Praxis verbunden.
Wir nannten das Feld dann auch in einer Veröffentlichung
von 2000 »Zirkuslust«** – zugunsten der kulturpädagogischen
Aktualität einer Zirkuspädagogik, die sich schon seit den 1970er
Jahren entwickelt hatte. Es war die Dokumentation eines bundesweiten Treffens von Zirkusgruppen und Zirkuspädagog*innen
1997 in München. In »Zirkuslust« sind auch Themen behandelt,
die sowohl den sozialräumlichen wie den professionell vernetzten kommunalen Aspekt der lokalen Zirkuspädagogik betonen
(a. a. O. S.106/111).
Und wir, die zirkuspädagogische Szene, wussten es ja schon damals: Zirkus macht stark und ist mehr (!) – so der Untertitel der
Veröffentlichung von 2000. Die Zirkus-/Spiel-/Kulturszene war
*
Erhard, Norbert/Zacharias, Wolfgang (1980): Aktionsbuch. Mach mit im Zirkus
Pumpernudl, Ravensburg, Otto Maier Verlag
** Schnapp, Sybille/Zacharias, Wolfgang (Hrg.) (2000): Zirkuslust. Zirkus macht
Lara Mallien
Best practice
Zirkuscamp und Jugendfortbildung der Europäischen Akademie der Heilenden Künste e.V.
damals eigentlich ihrer Zeit voraus. Mehr als ein Jahrzehnt später kam dann das Bundesprogramm »Kultur macht stark«. Gut
so und durchaus zum Vorteil der bundesweiten Förderung und
Qualifizierung der Zirkuspädagogik: expansiv wie integrativ, interkulturell, mobil und stationär, professionell und mehr.
Für das Zirkus-Team der europäischen Akademie der heilenden Künste e.V. in Klein Jasedow war es ein großes Abenteuer,
ein Camp mit mehreren Kindern aus Pflegefamilien oder
sehr schwierigen Familienumständen zu wagen. Wir hatten
Erfahrun­gen, wenn ein oder zwei solcher Kinder dabei waren,
aber beim Zirkuscamp vom 14. bis 21. Juli 2014 waren schließlich neun Kinder mit einem solchen Hintergrund angemeldet.
Obwohl wir das Angebot sehr kurzfristig kommuniziert hatten,
meldeten sich 37 Kinder an.
Bereits bei den ersten Kennenlernspielen unmittelbar nach der
Ankunft der Kinder und dem Aufbau der Zelte machte der neunjährige Benjamin nicht mit. Er rannte nur im Hintergrund mit
einem Stock in der Hand auf und ab. Nach den Spielen konnten
alle Kinder in Runden à 20 Minuten drei Workshops aus unserem Spektrum Akrobatik, Tuchartistik, Feuerspiele, Clownerie,
Tanz, Musik, Theater und Bühnenbild ausprobieren und sich
dann für zwei Workshops eintragen. Daraus bastelten wir einen
Stundenplan für die Woche mit jeweils einem Block Workshops
am Vormittag und am Nachmittag. Benjamin trug sich für keinen
Workshop ein. Am Abend überlegten wir in der Kursleiterrunde,
wie wir ihn integrieren könnten. Es hatte sich gezeigt, dass er gerne in unserer Teeküche auf dem Campgelände mithalf. Deshalb
beschlossen wir, ihn um Unterstützung bei kleinen Aufgaben zu
bitten und ihn ansonsten spielen zu lassen. Uns schien am wichtigsten, dass er sich akzeptiert und angenommen fühlte.
Ein Tag auf dem Zirkuscamp hatte immer die gleiche Struktur:
Nach dem Frühstück im großen Zelt auf der Wiese läutete um 9
Uhr eine Glocke zum »Clantreffen«. Clans sind Bezugsgruppen
von 6 – 8 Kindern und jeweils zwei Kursleiter*innen. Sie trafen
sich jeden Morgen für ca. eine halbe Stunde, um über alles zu sprechen, was den Kindern wichtig ist. So stellten wir sicher, dass alle
Bedürfnisse gehört wurden und alle das Gefühl hatten, zu einer
kleinen »Familie« zu gehören. Die Clans waren auch verantwortlich, jeweils einmal in der Woche Holz zu holen, die KompostToiletten zu reinigen und fürs Abendessen Gemüse zu schnippeln. Jeder Clan suchte sich am ersten Tag einen Namen, so dass
sich verschiedene Identitäten herausbildeten. Da entstanden so
phantasievolle Namen wie »Die grünen Tomaten« oder »Yin und
Yang« für einen Clan, der nur ein männliches Mitglied hatte.
Nach den Clantreffen am Morgen versammelten wir uns jeweils zu einem großen Kreis, um Anliegen der gesamten
Gruppe zu besprechen. Am ersten Tag war dies natürlich die
Aufteilung in die Workshopgruppen, die gut gelang. Bald waren
Gruppen von Kindern in Einführungen in die Basistechniken
im Feuerspiel (Poi und Stock), der Clownerie, der Tuchartistik,
der Partnerakrobatik und Jonglage vertieft. Parallel probte eine
Theatergruppe und eine weitere kleine Gruppe war am Bastelund Maltisch beschäftigt. Dieser Tisch entwickelte sich zu einem
wichtigen Faktor des Camps. Er bildete einen Ruhepol, an dem
sich gleich zwei Jungs aus einer »schwierigen« Familie einfanden, um dort jenseits von jeglichem Leistungsdruck einfach mit
Farben klecksen und gestalten zu können. Unter Anleitung eines
Freundes, der Hobbymaler war, integrierte sich dieses Tun bald
sowohl in die Gestaltung des Orts – es entstanden Schilder für die
kleine Sommerküche – als auch die Gestaltung des Bühnenbilds:
Der Bauwagen, vor dem der Maltisch aufgebaut war, wurde
schwarz gestrichen und mit Planeten und Sonnen bemalt. Das
Zirkus-Theaterstück sollte uns nämlich ins All entführen. Am
Abend des zweiten Tages wurden Ideen für das Stück, das wir
gemeinsam auf die Bühne bringen wollten, gesammelt. Die
Clangruppen setzten sich dazu am Feuer zusammen und erzählten sich später im großen Kreis von ihren Einfällen. In mehreren Clans kam das Thema »Reise ins Universum« auf und so beschlossen wir, dies zum Motiv der Geschichte werden zu lassen.
stark und ist mehr …, Unna, LKD-Verlag
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Das Förderprogramm
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Die Bühnenbildbauer hatten somit auch eine konkrete Aufgabe,
nämlich den Bau eines Raumschiffs.
Für die Kinder war es zunächst etwas ungewohnt, dass sie die
Freiheit hatten, ihr eigenes Theaterstück zu erfinden. Sie kamen
aus familiären und schulischen Kontexten, in denen es mehrheitlich klare Ansagen gibt, was zu tun und was zu lassen sei.
Es dauerte ein bisschen, bis sie sich trauten, kreativ zu werden,
aber dann kamen ein enormes Potenzial zum Vorschein und eine immer stärkere Identifikation mit dem eigenen Tun. Für uns
Kursleiter*innen erforderte es viel Fingerspitzengefühl, nicht
zu viel mit eigenen Ideen vorzupreschen, aber doch im richtigen Moment Impulse zu setzen. Nach drei, vier Tagen war alle
Unsicherheit der Kinder verflogen. Sie hatten Vertrauen gefasst
zu ihren erwachsenen Begleiterinnen und Begleitern, hatten
Freund­schaften untereinander geschlossen und spürten, dass
sie hier nicht nur spielen und lernen, sondern mit fachkundiger
Unter­stützung eigenständig »ihr Camp« und »ihre Aufführung«
gestalten konnten.
Wenn am Vormittag und Nachmittag die Workshopgruppen
probten, lag ein besonderer Zauber über dem Platz. Und wenn
die Sonne spät unterging und langsam Ruhe einkehrte, waren
alle erfüllt von der wunderbaren Zeit – und wir Kursleiter*innen
sehr, sehr müde. Für vier Mädchen war das Thema »Heimweh«
allerdings sehr schwierig. Zwei von ihnen entschlossen sich
schließlich, für die Nächte nach Hause zu fahren. Die kleine Elli
stand zwei Heimweh-Nächte mit unserer Unterstützung tapfer
durch, denn ihre Mutter sagte, sie müsse entweder durchhalten
oder könne gar nicht mehr teilnehmen. Für die Kleine war das
ein Durchbruch in Sachen Selbständigkeit – und am Ende des
Camps war ihr Heimweh verflogen. Schwierige soziale Prozesse
erlebten wir vor allem mit einem Jungen aus einer betreuten
Familie. Er sonderte sich immer wieder ab, war phasenweise wütend auf sich selbst, auf andere Kinder, auf Erwachsene, selbst
auf Tiere – und schien unter dem Getriebe auf dem Zeltplatz zu
leiden. Ein älteres Mädchen, das aus einer Pflegefamilie kam,
verstand seine Situation und fand Zugang zu ihm. Und auch wir
Kursleiter*innen konnten ihm vermitteln, dass wir ihn mögen,
auch wenn ihm alles zu viel wird. Dieses »Zuviel« verstärkte sich
jedoch mit der Zeit und am Freitag wollte er nach Hause. Als er
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abgeholt wurde, meinte er, dass er nächstes Jahr aber gern wiederkommen würde.
Der kleine Benjamin, der uns anfangs so umgetrieben hatte, entspannte sich mehr und mehr. Er fühlte sich zu Hause und das
schien viel wichtiger, als bei den Zirkusworkshops mitzumachen. Natürlich fand er alles in Bezug auf den Zirkus sehr spannend und ich bin sicher, dass er nächstes Jahr an Workshops
teilnehmen wird. Seine Pflegemutter meinte, er habe noch nie
länger als drei Tage auf einem Feriencamp bleiben können, weil
er »gestört« habe. Hier störte er überhaupt nicht – letztlich war
es eine Bereicherung, diesen Prozess der Entspannung und des
Bei-sich-Ankommens mitzuerleben.
Erst Freitagmittag wurde uns bewusst, dass Flori, der mittlere
von drei »schwierigen« Brüdern, bisher keine Rolle im Stück hatte. Er hatte sich zwar für den Feuerworkshop eingetragen, hatte sich aber nicht getraut, Kunststücke zu lernen, sondern dort
vor allem auf seinen jüngeren Bruder aufgepasst. Er fürchtete sich auch vor der Aufführung, wollte aber gerne auf irgendeine Weise Verantwortung übernehmen. Nach einer Stellprobe
am Freitagabend fand am Samstagvormittag die Generalprobe
statt, die recht vielversprechend verlief. Am Anfang des Stücks
spielen die vier Elemente – Luft als Tuchartistik, Erde als
Partnerakrobatik, Wasser als Clownerie und Feuer als die
Feuerspiele – friedlich zusammen auf der Erde. Ein Erzähler,
gespielt von unserem Theaterlehrer, berichtet von der Zeit,
in der auf der Erde sauberes Wasser, gute Erde und saubere Luft in Hülle und Fülle vorhanden war, und wie es mit der
Umweltverschmutzung immer schlimmer wurde. Dann tritt
die Raumschiff-Crew auf und startet ihre Mission, zu Planeten
zu fahren, wo die vier Elemente noch reichlich vorhanden sind.
Die Bewohner dieser Planeten sollen der Erde helfen. Von allen
Planeten kommen Bewohner an Bord und das Raumschiff wird
immer voller, bis es zu viel wird und es nicht mehr starten kann.
Als wir in der Generalprobe an diesem Punkt angekommen waren, entstand die Rolle für Flori. Er sollte mit einer Fackel in der
Hand den Turboantrieb in Form einer großen auf Pappe gemalten Flamme an das Raumschiff anschließen. Flori strahlte: Er
hatte ein Solo, die Situation war übersichtlich und ungefährlich
– und er konnte etwas ganz Essenzielles beitragen. Das Stück endet mit einer Landung auf der Erde, wo ein großes Freudenfest
gefeiert wird und zwei Zuschauer auf der Bühne Teil einer
Tanzperformance werden.
Nach der Generalprobe konnten wir entspannt den Nachmittag
am nahegelegenen See verbringen. Die Aufregung schwamm im
Wasser davon und alle zusammen halfen am Abend, Bühne und
Backstage perfekt herzurichten. Für viele Kinder war es das erste
Theaterstück, in dem sie auf der Bühne standen. Sie waren aufgeregt, aber gleichzeitig so zu Hause in ihrem Stück, dass es keine Frage war, dass jetzt alle zusammenhalten und das Publikum
verzaubern würden.
Der Zauber hat gewirkt. Es kamen etwa 150 Eltern, Großeltern
und Nachbarn auf die Zirkuscampwiese. Vor der Kulisse dichter Büsche und großer Eichen, an denen die beiden Tücher
für die Luftartistik befestigt waren, fand die Aufführung statt.
Ob es ein einfacher Clownssketch war oder ein atemberaubender Rückwärtssalto eines besonders begabten zwölfjährigen
Artisten, ob es eine poetische Tanzszene war oder erstaunliche
Tricks am Tuch, die besonders die kleinsten Kletterkünstlerinnen
ganz oben unter den Eichenästen vollführten – alle staunten
Best Practice
ungläubig, was die Kinder an artistischen Fähigkeiten und
künstlerischem Ausdruck auf die Bühne brachten. Begleitet
wurde alles durch selbstgemachte Musik – sowohl die Kinder
und Kursleiterinnen des Musikworkshops als auch ein Geige
spielender Vater und ein Artist, der Mandoline und Ukulele
spielte, sorgten für einen mitreißenden Teppich an Klängen und
Melodien. Ein Höhepunkt war natürlich die Feuershow in der
Dämmerung. Auch wenn die Kinder kaum Schauspielerfahrung
hatten, konnten sie das Stück überzeugend aufführen. Das
Theater war selbstverständlich Improvisation: Niemand hatte
im Voraus Texte auswendig gelernt und trotzdem wussten alle,
was sie in welcher Szene zu sagen hatten, immer wieder neu aus
dem Moment heraus erfunden.
Nachdem sich alle verbeugt hatten, schnappte sich die achtjährige Leonie ein Mikrophon und sang ein Danke-Lied: danke an
die Eltern, die sie hierher gebracht hatten, danke für das gute Essen, danke für die tollen Workshops. Und das war selbstverständlich die Gelegenheit, in der Öffentlichkeit auch »Zirkus
macht stark« zu danken, dass dieses wunderbare Camp möglich
werden konnte.
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Regionale Fortbildung für ehrenamtliche
Fachkräfte in lokalen Bündnissen
den Abend hinein gearbeitet. So konnten sich die jungen Leute
eigenständig in der Praxis ausprobieren. Indem wir in dieser
Zeit immer im Plenum gearbeitet haben, entstand ein großes
Zusammengehörigkeitsgefühl, was gerade die noch unsicheren
Jugendlichen sehr stärkte. Alle hatten damit auch die Erfahrung
gewonnen, wie es ist, eine größere Gruppe anzuleiten.
Vom 22. bis 26. Juli 2015 hat die Europäische Akademie der Heilen­
den Künste e.V. erstmals eine Jugendfortbildung im Bereich
Zirkuspädagogik durchgeführt. Das Interesse daran war groß,
die Anmeldeliste bald gefüllt. Die Jugendlichen zwischen 15 und
18 Jahren hatten alle bereits Vorerfahrungen. Drei Artisten, Rico
Schulz (Bodenakrobatik), Patrycja Krupa (Luftartistik), Steven
Förster (Feuerspiel), und die Tanzpädagogin Lara Mallien bildeten das Kursleiterteam. Die Fortbildung kam auf Wunsch einiger Jugendlicher zustande, die sich in den genannten vier Diszi­
plinen einmal eine intensive Trainingszeit gewünscht hatten
und dabei auch gerne lernen wollten, wie man einen Work­shop
leitet, um sich als Co-Kursleiter*innen auf folgenden Zirkus­
camps einzubringen. So waren die jungen Leute sehr motiviert.
Den vier Kursleitern war wichtig, von Anfang an zu einem Mit­
einander auf Augenhöhe zu kommen. Es ging nicht darum, etwas vorzugeben, sondern herauszufinden, was den Jugendlichen
wichtig war, und sie in diesem Bereich zu unterstützen. Unser
Vorschlag war, den Zeitplan der fünf Fortbildungstage gemeinschaftlich zu entwickeln. Zuerst wurde das etwas zögerlich aufgegriffen, weil die Jugendlichen aus dem Schulalltag eher gewohnt sind, dass ihnen feste Zeitpläne vorgesetzt werden, aber
ab dem zweiten Tag hatten alle verinnerlicht, dass es tatsächlich um sie und ihre Interessen und nicht um ein vordefiniertes Programm geht, und ab dann nahmen sie die Gestaltung der
Zeit mit einer ganz anderen Energie in die Hand.
Manche Jugendliche wollten die Disziplin, in der sie sich am
meisten zu Hause fühlten, gezielt vertiefen, andere hatten eher
das Bedürfnis, in alle vier Bereiche hineinzuschnuppern, um erst
am Ende der fünf Tage herauszufinden, wo sie ihren Schwer­
punkt setzen wollten. Dementsprechend arbeiteten wir mit flexiblen Gruppen, die sich jeden Tag neu zusammensetzten.
Am Vormittag gab es eine, am Nachmittag zwei Arbeitszeiten.
An den Abenden gab es öfter eine »offene Bühne« und manchmal noch individuelles Training. Darum herum blieb genügend Zeit für gemütliches Beisammensein, Baden im See und
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abendliche Feuer. Nebenbei wurden auch Feuerfächer und ein
Trapez gebaut – das Trapez entwickelte sich schnell zu einer neuen Lieblings-Disziplin, denn damit hatten wir in Klein Jasedow
bisher noch nicht gearbeitet.
Als Helfer begleitete der Musiker Robert Volkmer die Fort­bil­
dung. Er stand den Jugendlichen jederzeit für Gespräche zur
Verfügung und konnte darauf achten, dass niemand aus dem
Gruppenprozess »herausfiel« – manchmal fühlten sich einzelne überfordert oder hatten das Bedürfnis nach einem persönlichen Gespräch. Dafür war es sehr gut, jemand dabeizuhaben,
der nicht in die Kursleitung eingebunden war. Er verbrachte
auch die Abende am Feuer mit den Jugendlichen. Es gab in der
Zeit wenig soziale Konflikte, das Team der Kursleiter und die
Jugendlichen untereinander harmonierten sehr gut, auch wenn
sie teilweise aus unterschiedlichen sozialen Schichten kamen.
An den ersten drei Tagen wurde viel an Grundlagen gearbeitet, hin und wieder auch an kleinen Choreografien. Aber das
Ziel war nicht, eine Aufführung zu entwickeln, sondern an der
Verbesserung der eigenen Technik und an der Intensivierung
des künstlerischen Ausdrucks zu arbeiten. Ein besonderes
Gewicht hatte die Vermittlung von Hilfestellungen für andere
und für Sicherheitsvorkehrungen. An den beiden letzten Tagen
leiteten jeweils drei bis vier Jugendliche einen Workshop an, alle
anderen waren Teilnehmer und gaben anschließend Feedback.
Damit alle genügend Raum hatten, wurde am Samstag bis in
Best Practice
Nachdem alle Workshops, die von den Jugendlichen angeleitet
wurden, tolle Erlebnisse waren, wuchsen das Selbstwertgefühl
und die Eigenständigkeit der jungen Teilnehmenden. Obwohl es
nur fünf Tage waren, haben alle Beteiligten in dieser Zeit einen
riesigen Sprung gemacht. Etwa die Hälfte von ihnen hat in diesem Sommer als Assistenz-Trainer im Bereich Zirkuspädagogik
gearbeitet, auch auf dem von »Zirkus macht stark« geförderten
Camp vom 17. bis 24. August in Klein Jasedow.
9
Anna Marquardt/Debora Bleichner
und dieses unterstützt nun den spielerischen Erwerb der deutschen Sprache im Training. Denn Worte wie Hand, Fuß und
auch Zahlen können oft sehr rasch erlernt werden und auch die
Vorstellung der eigenen Person und das Äußern von grundlegenden Bedürfnissen nach Pause oder Wasser werden schnell
verbalisiert.
Unter anderem deswegen ist es bei CABUWAZI Beyond Borders
auch so wichtig, die Trainingsgruppen inklusiv zu gestalten und
geflüchtete und Berliner Kinder und Jugendliche zusammenzubringen. »Das ermöglicht nicht nur einen schnelleren Sprach­
erwerb, sondern auch, dass gemeinsames, partnerschaftliches
Erleben zur Normalität wird«, meint die Projektkoordinatorin
Debora Bleichner. »Wir möchten für die Kinder im Alter von 8-16
Jahren von Anfang an eine positive Verbindung zu ihrem neuen
Umfeld schaffen.«
»Wenn ich groß bin, möchte ich Zirkusdirektor werden« –
Zirkus mit Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien
Mit dem Projekt CABUWAZI Beyond Borders baut einer der
größten Kinder- und Jugendzirkusse die bereits bestehende Arbeit mit geflüchteten Menschen aus. CABUWAZI ermöglicht Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien sowie
unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten die Teilnahme an
Zirkusaktivitäten. Dies macht sie stark.
Durch die enge Zusammenarbeit mit den Einrichtungen für
geflüchtete Menschen und lokalen Partnern wie Schulen und
Will­kommens­initiativen gelingt es dem Projekt, ein breites
Netz­werk aufzubauen. So kann CABUWAZI eine nachhaltige
zirkuspädagogische Arbeit anbieten, die sich an den Bedürf­
nissen und Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen orientiert. Gleichzeitig setzt sich CABUWAZI damit auch für die
Inklusion und gegenseitige Öffnung aller Beteiligten ein.
Kinder wie der achtjährige Jamal Tahan aus Syrien, der im
Übergangswohnheim Marienfelde Artistik kennenlernen konnte und nun gerne Zirkusdirektor werden möchte, lieben es sich
zu bewegen, sich in Zirkuskünsten auszuprobieren und in einer Gruppe dem großen Auftritt entgegen zu fiebern. Genau da
setzt CABUWAZI Beyond Borders an und bietet Kindern und
Jugendlichen aus geflüchteten Familien die Möglichkeit, Zir­
kus kennenzulernen. In Zirkustrainingsgruppen erproben die
Kinder und Jugendlichen verschiedene Disziplinen wie Akro­
ba­tik, Jonglage, Trampolin und Drahtseil und entwickeln dabei
ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen, sowie auch ihre
Deutsch­kenntnisse. Wie in den meisten CABUWAZI-Projekten
präsentieren die jungen Artist*innen am Ende vor ihren
Eltern, Freund*innen und weiterem Publikum eine fulminante
Abschluss­show.
Konzepte
Die langjährige Erfahrung von CABUWAZI bildet in der Arbeit
von CABUWAZI Beyond Borders die Grundlage.
»Die Kinder dürfen hier einfach Kind sein, viel lachen, auch mal
weinen, sie lernen miteinander zu spielen. Miteinander was zu
tun. Wir fragen nicht, woher sie kommen oder was sie erlebt haben, weil es für uns und für die Kinder ein neuer Start sein soll«,
sagt Ranulfo Cansino, einer der Zirkustrainer*innen im Projekt.
Für die besondere Zielgruppe gibt es ein besonderes Konzept:
In der Zirkusarbeit mit Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten Familien unterscheiden wir demnach zwischen einem offenen Training in Unterkünften, in denen die Bewohner*innen
häufig wechseln, und einem Training in einer stabilen Gruppe
mit längerem Aufenthalt in der jeweiligen Einrichtung.
Zu Beginn steigen wir normalerweise mit einer Zirkuswoche
ein und gehen dann zu wöchentlich fortlaufenden Zirkuskursen
10
über. In den Ferien ist es aber immer wieder ein Höhepunkt für
die Teilnehmenden, wenn wieder eine Intensivwoche stattfindet.
Die Zirkusaktivitäten werden von Zirkuspädagog*innen und
pädagogisch erfahrenen Artist*innen angeboten, die mit einer
speziellen Schulung auf den besonderen Arbeitskontext vorbereitet werden. Die Schulung setzt sich unter anderem mit
Rassismus und Diskriminierung auseinander, da es uns wichtig ist, dass unsere Trainer*innen ein Bewusstsein dafür entwickeln, um mit bestehenden gesellschaftlichen und eigenen
Vorurteilen kompetent umgehen zu können.
Um dem besonderen Bedarf gerecht zu werden, ist – aus unserer Sicht – zudem ein größerer Trainer*innenschlüssel
und/oder zusätzliche ehrenamtliche Unterstützung wichtig,
auch um auf Probleme aufgrund von Gewalterfahrungen und
Traumata eingehen zu können. Hierbei sehen wir jedoch eine
klare Verantwortung, zu erkennen, wann eine Situation unseren
Kompetenzbereich verlässt und an andere Professionen abgegeben werden muss.
So haben wir für die Erarbeitung eines Sprachkonzepts mit einer
DaF (Deutsch als Fremdsprache)-Expertin zusammengearbeitet
Best Practice
Herausforderungen
Meist ist es den Kindern und Jugendlichen aus geflüchteten
Familien nicht möglich, in die Zirkuszelte von CABUWAZI zu
kommen. Daher findet das Training direkt in den Einrichtungen
11
für Geflüchtete statt. Hier sind die Räumlichkeiten häufig sehr
begrenzt und es können nur bestimmte Disziplinen angeboten werden. Manchmal sind auch überhaupt keine Räume verfügbar und CABUWAZI Beyond Borders sucht in der sozial­
räumlichen Umgebung nach geeigneten Trainingsräumen. Dies
bringt zusätzlichen organisatorischen Aufwand mit sich: »Das
sind oft sehr wuselige Gesamtumstände, die viel Engagement
und Spontanität erfordern. Aber so schaffen wir auch neue
Mög­lichkeiten der Teilhabe und der Vernetzung mit der Nach­
barschaft«, sagt Projektkoordinatorin Anna Marquardt.
Der Trainingsablauf selbst ist oft dadurch erschwert, dass aufgrund des deutschen Asylsystems die teilnehmenden Kinder
und Jugendlichen ständig wechseln. Daher sind einfache Ritu­
ale, die von jedem neu Dazukommenden schnell mitgemacht
werden können, sehr wichtig. Vor allem die Arbeit mit Geräu­
schen, Klängen und Rhythmen hat sich dabei als sehr hilfreich
erwiesen. So kann beispielsweise ein Flötendreiklang zum
Zusam­men­finden im Kreis aufrufen. Grundsätzliche Regeln
und Ab­läufe werden mit Piktogrammen dargestellt, so dass sie
gleich von allen verstanden werden.
12
Ziele
In diesem Sinne steht CABUWAZI Beyond Borders für Zirkus­
angebote, in denen eine bunte Gemeinschaft entsteht und in der
sich selbstständige und bewusste Persönlichkeiten entwickeln
können.
Angebote für Kinder und Jugendliche aus geflüchteten Fami­
lien bestehen mittlerweile in Berlin-Marienfelde im Übergangs­
wohnheim, in zwei Unterkünften für Geflüchtete in BerlinSpandau, im Mehrgenerationenhaus Phoenix in Zehlendorf, in
den Notunterkünften im Flughafen Tempelhof, im Olympiapark
und in der Traglufthalle in Moabit. Zusammen mit den fünf festen CABUWAZI-Standorten spannen wir somit ein berlinweites
Netzwerk unserer Aktivitäten. Diese erfolgreiche Arbeit fand u.
a. Anerkennung in der Verleihung des Hauptstadtpreises für
Integration und Toleranz. Durch den von der Initiative Haupt­
stadt Berlin e.V. verliehenen Sonderpreis wurde CABUWAZI
Beyond Borders für das besondere Engagement ausgezeichnet.
Unsere Erfahrung zeigt, dass sich Zirkus als Medium der kulturellen Bildung für neu angekommene Kinder und Jugendliche
sehr bewährt hat. Dabei ist es wichtig, langfristige Beziehungen
und stabile Kontakte zu den Kindern und Jugendlichen und
auch den Einrichtungen aufzubauen und der Beziehungspflege
besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Friedemann Ziepert
»Circus & Street Art Camp« –
ein außergewöhnliches Zirkusprojekt bei MoMoLo in den Sommerferien
Seit bereits drei Jahren organisiert und realisiert der Jenaer
Kinder und Jugendzirkus MoMoLo einmal im Jahr in den
Sommerferien ein »Circus & Street Art Camp« für Jugendliche
– gefördert von »Zirkus macht stark«. Das einwöchige Camp
besteht aus Workshop-Phasen, gemeinsamen Aktionsspielen,
Straßenperformance, gemeinsamem Kochen, Lagerfeuer und
Disco. Kurzum, eine vielfältige und jugendgerechte Ferienwoche.
Was bedeutet Circus & Street Art im gemeinsamen Kontext?
Neben der Artistik im Titel, der gezielt Jugendliche ansprechen
soll, geht es um die Auseinandersetzung mit der jugendkulturellen Kunstform Graffiti, die sich auf der Straße entwickelt hat.
Der Begriff Street Art wurde als Oberbegriff gewählt, da dieser im
Allgemeinen die nicht autorisierte Kunst im öffentlichen Raum
bezeichnet. Die jungen Teilnehmer gestalten in der Campwoche
Holz- und Betonwände am Gelände oder in der Nähe beim soziokulturellen Zentrum Kassablanca. Darüber hinaus kreieren sie
kunstvolle Street Art Objekte. Die Workshopleiter sind erfahrene Graffitikünstler, die diese junge Kunstform leben und sie gut
vermitteln können. Gleichzeitig können sich die Jugendlichen
bei Zirkuspädagog*innen in Workshops wie (Street-)Akrobatik,
Jonglage, Breakdance oder Einradfahren ausprobieren. Es werden gezielt Zirkus- und Tanzdisziplinen benutzt, die straßentauglich sind.
Das Format »Circus & Street Art Camp« wird von den Jugendlichen
sehr gut angenommen. Von einem Kinder- und Jugendheim beispielsweise kommen schon das dritte Jahr in Folge immer wieder bekannte Gesichter. Aber auch neue Teilnehmer lassen sich
über das jugendgerechte Zirkuscamp schnell begeistern. Am
Ende der Woche werden die Ergebnisse in der Fußgängerzone
in Jenas Stadtzentrum vorgestellt. Den Zuschauern präsentiert
sich folgendes Bild: die Graffiti-Bilder als Background und die
Zirkusdisziplinen mit musikalischer Untermalung aus dem
Infos und Kontakt:
http://www.cabuwazi.de/Projekte/cabuwazi-beyond-borders.php
[email protected]
https://www.facebook.com/cabuwazi/
https://twitter.com/CABUWAZI
Best Practice
13
Katharina Witte
Begegnung mit einer neuen Welt.
Ein Zirkusprojekt mit unbegleitet geflüchteten Jugendlichen in Bremen
Ghettoblaster in Kombination mit Breakdance. So fügen sich alle Elemente zu einer zeitgenössischen Performance zusammen.
Das Nachmachen des Formats »Circus & Street Art Camp« ist
ausdrücklich erwünscht!
Da stehen sie alle im Kreis zusammen, strahlende Gesichter,
Verbundenheit, Stolz, abebbende Aufregung – und ich spüre, es
hat sich gelohnt.
Der Auftritt vor etwa 10 000 Zuschauer*innen ist vorbei, der
Jubel, der Beifall, sie wirken noch nach.
Es ist die traditionelle Eröffnungsinszenierung des Bremer
Karnevals 2015 auf dem Marktplatz, mit 50 Mitspielenden und
tausend mitwirkenden Sambamusiker*innen. Das Motto:
Der große Circus. Die Story: Ein arbeitsloser Clown mit einem Koffer voller Requisiten bekommt die einmalige Chance,
eine Zirkusvorstellung nach seinem Geschmack zu inszenieren. Höhepunkt seiner Show sind die Akrobat*innen und
Jongleur*innen, gespielt von einer Gruppe von fünfzehn unbegleitet geflüchteten Jugendlichen aus Somalia, Guinea, Gambia,
Afghanistan, Algerien, Syrien und fünf jungen Frauen vom
Jugendzirkus Jokes.
Der Leiter der Circusschule Jokes, Dietmar Hatesuer, und ich,
Autorin und Regisseurin der jährlichen Eröffnungsinszenie­run­
gen des Bremer Karnevals, haben dieses Projekt im Sommer 2014
ins Laufen gebracht. Zuerst war es allerdings mehr ein Stolpern
als ein aufrechter Gang. Denn es war nicht so einfach, den Kon­
takt zu den Übergangswohnheimen der Jugendlichen herzustellen und die sehr beanspruchten Betreuerinnen und Betreuer für
das Projekt zu gewinnen – für sie war es erst einmal zusätzliche
Arbeit und der Umgang mit den traumatisierten Jugendlichen
aus diversen Herkunftsländern noch neu.
Aber auch die Jugendlichen konnten sich unter dem Projekt nur
wenig vorstellen. Noch damit beschäftigt, Leben in Deutschland
zu lernen, war unsere Idee wohl vorerst etwas schräg für sie.
Deshalb haben wir zwei offene Trainingseinheiten vorgeschaltet, bei denen die Jugendlichen diverse Trainingsgeräte und
Techniken ausprobieren konnten, und mich hat überrascht, mit
14
Best Practice
wie viel Mut und Bewegungsfreude sie sich an Sprünge und
Saltos gewagt, Balancierstangen, Seile und Jongliertücher erprobt haben.
Danach war die Bereitschaft da, an einem Fünftageworkshop für
den Auftritt teilzunehmen. Zum Glück hatten wir die Möglich­
keit, dafür in ein Bremer Tagungshaus mit Übernachtung gehen zu können. Dadurch war die Verbindlichkeit weitgehend
gesichert. Die beiden Trainer*innen der Circusschulen Jokes
und Seifenblase konnten die Jugendlichen nach anfänglicher Unsicherheit schnell begeistern und binden. Durch den
Körperkontakt und das gegenseitige Zeigen entstand bei den
Jugendlichen erstaunlich schnell ein Gefühl, sich schon länger
zu kennen.
Das Training mit den Jugendlichen war von Energie, Lerneifer
und gegenseitiger Unterstützung geprägt und sie hatten großen
Spaß dabei, sich körperlich in der Artistik auszuprobieren. Es
war für sie die Begegnung mit einer neuen Welt. Diese Mischung
aus Vergnügen, Körperlichkeit, Grenzerfahrung, Anerkennung
und Erfolgserlebnis, gekoppelt mit neuen Formen des Lernens,
war ein guter Rahmen, um Selbstvertrauen und soziale Teilhabe
zu ermöglichen.
Die verbale Verständigung war nicht einfach: englisch, französisch, spanisch, deutsch, alles nicht fließend. Auch wenn die
Jugendlichen nickten, war noch lange nicht gesichert, dass sie
auch wirklich verstanden hatten. Verstehen entstand meist
erst übers Abgucken. Und – über das Interesse an den teilnehmenden Mädchen (in den Heimen leben nur männliche
Jugendliche). Dann wurde die Kommunikation plötzlich zu unserem Erstaunen viel flüssiger.
Große Bedeutung hatten auch die Kostüme. Das Maßnehmen,
die individuelle Auswahl der Farben, das Anprobieren der Hosen
und Westen waren ein wichtiger Akt am Rande des Trainings,
15
der den Jugendlichen ein Gefühl von Wichtigkeit und ernst genommen zu werden vermittelte.
Ein Störfaktor waren die Handys, niemandem unbekannt,
der mit Menschen von heute zu tun hat. Aber bei geflüchteten
Menschen ist das Handy als einziger Kontakt zur Heimat ein unentbehrlicher Begleiter. Deshalb war ich ganz erstaunt, als sie bei
der Generalprobe (mit dem Hinweis: Beim Auftritt habt ihr auch
für zwei Stunden keinen Zugang) bereit waren, die Handys abzugeben.
Ebenso ein Ärger war das zeitraubende und vielfach vergebliche
Bemühen, die Vormünder der Jugendlichen zu erreichen, um die
Erlaubnis für die Veröffentlichung von Pressefotos zu bekommen. Mein irriges Ansinnen, darum könnten die Jugendlichen
sich selbst kümmern, wurde korrigiert durch die Erkenntnis,
dass viele gar nicht wussten, was ein Vormund ist, geschweige
denn diese zu kennen.
Ich will auch nicht verschweigen, dass es währenddessen einen
Diebstahl gab, der allen höchst unangenehm war und der auch
nicht aufgeklärt werden konnte. Mit diesem Keil im wachsenden
Vertrauen mussten wir umgehen lernen.
Während des Workshops konnte eine der Trainerinnen Frei­
karten für alle im Bremer Varieté G.O.P organisieren. Wir sahen eine atemberaubend gute akrobatische Show einer französischen Gruppe. Wir waren alle – Jugendliche und Erwachsene
– so begeistert, dass es uns von den Sitzen riss, und das war eine
zusätzlich verbindende wichtige Erfahrung: ein gemeinsames
Erlebnis außerhalb der Gruppe.
Nach dem Erfolg des öffentlichen Auftritts war es uns ein An­
liegen, die Jugendlichen nicht in ein Loch fallen zu lassen. Des­
halb organisierte Jokes die Circusschule das Angebot eines wöchentlichen, begleiteten Zirkustrainings. Aber es war nicht
einfach und gelang nur mit wenigen Jugendlichen, nach dem
Karneval das Interesse und die Verbindlichkeit wach zu halten,
trotz vorheriger gegenteiliger Beteuerung der Jugendlichen.
Doch es gibt den nächsten Karneval 2016 und da wieder ein
Projekt, für das wir zur Zeit werben. Der Kontakt zu den
Heimen ist übrigens diesmal viel leichter als im letzten Jahr, die
16
Betreuer*innen und auch wir sind sicherer geworden und die
Erkenntnis, welche Chancen dieses Projektes bietet, ist in den
Heimen angekommen. Eine Erfahrung, die zeigt, wie wichtig eine Kontinuität in künstlerischen Projekten ist.
Rebecca Stadtmüller
Interview mit dem Circus Fantasia
Lieber Circus Fantasia, in diesem Jahr gab es in Rostock ein großes zirkuspädagogisches Projekt »Sternenfächer zum Zirkushafen«. Was kann
man sich darunter vorstellen?
Dank der Förderung von »Zirkus macht stark« konnten in diesem Jahr 150 Kinder und Jugendliche aus fünf Stadtteilen unentgeltlich an fünf Zirkuswochen teilnehmen, sogar die Kosten für
Fahrkarten und die Verpflegung wurden übernommen. Jeder
Stadtteil hatte eine Zirkuswoche und brachte seine eigene Show
auf die Bühne.
Das Motto des Bremer Karnevals 2016 ist »Die Reise« und der Plot
ist eine märchenhafte Fluchtgeschichte. Das passt gut, denn unbegleitet geflüchtete Jugendliche haben viele Reiseerfahrungen,
gute und schlechte. Und sie haben Erfahrung mit Grenzen.
Sie werden in der Inszenierung Grenzwächter spielen, mit
Akrobatik auf einem fahrbaren Gerüst. Und die Grenzwächter
wandeln sich von bedrohlichen zu unterstützenden Wächtern.
Solche sich wandelnden Bilder können hilfreich sein in der
Bearbeitung von Traumatisierungen. Aber das ist nicht vordringliches Ziel: Wir machen Theater und Zirkus.
Auf der Flucht sind die Jugendlichen oft Einzelkämpfer gewesen.
Die unerlässliche gegenseitige Hilfestellung, die Anerkennung
und der Spaß miteinander beim Zirkustraining werden auch
im kommenden Karneval wieder zu wichtigen Schritten in
die Integration der Jugendlichen werden, denn »Zirkus macht
stark«, weil Zirkus ein wunderbar verbindendes Format ist.
Im Januar 2016 beginnen die nächsten Proben.
Wie kann ich mir das vorstellen, gab es fünf Wochen lang die gleiche
Show in dem Zelt am Stadthafen?
Natürlich nicht! Jede Gruppe hatte ganz eigene Stärken,
Qualitäten und Interessen. Jede Woche hatte ein eigenes Thema,
eine eigene Dynamik und ein eigenes Tempo. In manchen
Gruppen kannten sich bereits viele Kinder und man konnte recht
schnell mit dem Training beginnen. In anderen Zirkuswochen
waren sich die Kinder wiederum völlig fremd und benötigten einige Zeit zum Kennenlernen und Vertrauen. Hinter jeder Show
stand ein ganz individueller Gruppenprozess. Jede Show hatte
einen ganz eigenen Charme, einen ganz eigenen Zauber.
Wie konnten sich die Kinder denn für das Projekt bewerben?
Wir hatten großes Glück und haben in der WIRO Wohnen in
Rostock mbh einen außerschulischen Bündnispartner gefunden, der in der ganzen Stadt präsent und vertreten ist. D.h. wir
konnten über das WIRO Magazin werben und sind damit in
fast jeden dritten Briefkasten der Stadt geflattert. Außerdem
gab es Beiträge in dem Fernsehkanal der WIRO und in den
Kundenzentren der jeweiligen Stadtteile lagen dann auch die
Anmeldebögen aus. Außerdem haben wir natürlich unsere gängigen Zirkuskanäle bedient, auf Facebook geworben, Kontakt
mit den Stadtteilzentren aufgenommen etc. pp.
Best Practice
Die Zirkuswochen waren aber noch nicht alles oder?
Genau, wir wollten ja nicht nur stadtteilbezogen arbeiten, sondern auch vernetzen und Perspektivwechsel anstoßen. Deshalb
fand im Anschluss an die Zirkuswochen ein Zirkuscamp für die
nun bereits »gestandenen« Artisten statt. Fünf Kinder aus jedem Stadtteil konnten mitmachen, sich begegnen, austauschen,
gemeinsam lachen und trainieren. Die Kinder hatten die Wahl
zwischen den Disziplinen Akrobatik, Chinese Pole und Trapez.
Und sind dann bei euch im Zelt aufgetreten?
Nein, das Besondere an dieser Maßnahme war die Tatsache,
dass das Zirkusspektakel eben nicht auf einer Bühne im klassischen Sinn oder in einer Zirkusmanege stattfand, sondern
auf einem Schiff. Die »Stephan Jantzen« ist ein alter, 70 Meter
langer Eisbrecher aus Zeiten der ehemaligen DDR. Das Schiff
liegt im Rostocker Stadthafen, rostet langsam vor sich hin und
ist schon vor längerer Zeit in Vergessenheit geraten. Die Kinder
und Jugendlichen erarbeiteten in der Campzeit eine gemeinsame Geschichte, eine poetische Choreographie und entwickelten
das Zirkusspektakel »AHOI«.
Und die Eltern haben sich das Spektakel angesehen?
Nicht nur die Eltern und Verwandten der Kinder haben »AHOI«
gesehen. Die Show hatte die große Ehre, an den offiziellen
Eröffnungsprotokollen der 25. Hanse Sail mitzuwirken. Das bedeutete: Am 6. August 2015 haben fast zwei Drittel der Rostocker
Bevölkerung das Spektakel verfolgt, den Mut der Kinder bestaunt und ihre Leistung mit Applaus belohnt.
Wow, da kriegt man ja fast Gänsehaut. Sag mal, das klingt nach einem
ganz schön großen Projekt. Gab es da nicht auch Schwierigkeiten?
Klar, wie bei jedem guten Projekt gab es jede Menge Schwie­­
rig­­keiten, Stolpersteine und Momente, in denen man nur noch
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18
dachte: »Nein, nein, nein, ich will nicht mehr.« Wir hatten z. B.
anfänglich totale Probleme mit der Teilnehmerakquise. Obwohl
wir die ganze Stadt mit Werbung für das Projekt vollgepflastert
hatten und medial so gut präsentiert waren wie noch nie, hat
sich einfach niemand angemeldet. Wir saßen, bildlich gesprochen, vor dem Telefon und nichts passierte. Also mussten wir
doch wieder in jeden Stadtteil fahren, nachprüfen, ob die Plakate
wirklich hängen, und sicherstellen, dass die Informationen
nicht in den Vorzimmern der Welt hängen bleiben. Nachdem
wir diese Startschwierigkeit in den Griff bekommen hatten,
gab es zu einem späteren Maßnahmezeitpunkt ein ganz anderes Problem: Plötzlich wurden für das Camp, welches in den
Sommerferien stattfand, unglaublich viele Kinder angemeldet.
Diese Kinder hatten aber alle gar nicht an den Zirkuswochen
teilgenommen, sondern waren Freunde von Freunden oder
Geschwisterkinder und verfügten leider nicht über die notwendigen Vorerfahrungen.
So, und das waren jetzt nur Schwierigkeiten aus dem Bereich
der Teilnehmerakquise. Wir klammern jetzt mal aus, dass es fast
unmöglich ist, die amtliche Genehmigung für so ein Projekt zu
erhalten. Dass man gefühlt um die 10 000 Sitzungen benötigt,
um die einzelnen Akteure davon zu überzeugen, dass es einem
mit diesem Vorhaben wirklich ernst ist. Und dass es die gängigen Versicherungen der Welt nicht so gerne sehen, wenn Kinder
auf einem ziemlich hohen Schiff auch noch eine Trapezanlage
bespielen.
heterogene Gruppe funktioniert, auf sich achtgibt und ein gemeinsames Tempo hält. Und dann kam es zu dem magischen
Moment in der Maßnahme. Ab dem Zeitpunkt, als die 25 jungen
Artist*innen das erste Mal auf die »Stephan Jantzen« kamen und
wirklich verstanden hatten, was wir ihnen zutrauen, lief es wie
am Schnürchen.
Das klingt stressig, hat sich der Aufwand trotzdem gelohnt, gab es magische Momente?
Wir vertreten ja generell die Meinung, dass sich Aufwand im
Bereich der Kinder- und Jugendarbeit immer lohnt und dass der
Lohn darin besteht, dass die Kids gestärkt in ihr soziales Umfeld
zurückkehren und etwas fürs Leben mitnehmen können.
Tatsächlich hatten wir aber, in Vorbereitung auf das Zirkuscamp,
ziemlich viele Sicherheitsbedenken. Wir kannten die Kids ja jeweils erst eine Woche und mussten ihnen zum Gelingen der
Maßnahme einen ziemlich großen Vertrauensvorsprung ent­
gegen­bringen. Wir planten ja nichts Gefährliches oder Leicht­
sinniges, aber wir waren darauf angewiesen, dass diese
Wie geht es weiter?
Die Hansestadt Rostock hat 21 Stadtbereiche und seit diesem
Herbst auch jede Menge neue Bürger*innen aus der großen
Welt. Wir werden natürlich weiterhin versuchen, die Kinder
und Jugendlichen aus den einzelnen Stadtteilen mit Hilfe von
zirkus­pädagogischen Angeboten zu stärken und zu vernetzen.
Außer­dem ist es uns eine Herzensangelegenheit, unsere neuen
Nach­barn in die Projektarbeit und die regelmäßigen Kurse mit
einzubinden.
Wie kam es dazu, habt ihr einen Tipp?
Wir haben im Team öfter darüber gesprochen und sind zu dem
Ergebnis gekommen, dass folgende Faktoren ausschlaggebend
waren: Neben dem tollen Team, den anspruchsvollen Workshops
und dem guten Wetter waren es die Schirmherrschaft des Ober­
bürgermeisters Roland Methling und der Auftritt auf der Hanse
Sail 2015, welche die Motivation der Kinder und Jugendlichen so
unglaublich gesteigert haben. Sie waren erst mal verblüfft, dass
wir ihnen zutrauen, an einem so großen Ereignis mitzuwirken,
und dann geschah etwas ganz Menschliches: Sie wollten es einfach gut machen und sie haben es gut gemacht! Daher unser
Tipp: Träumt große Träume und geht ins Vertrauen!
Wurde das Projekt dokumentiert?
Klar, wir sind ja als Heimatzirkus total stolz auf die Leistung
der jungen Artist*innen und auf das Zusammenspiel mit der
Hansestadt Rostock. Es gibt einen Blog ( www.ein-zelt-voller-leben.de) und auf dem YouTube Kanal von Zirkus macht stark e.V.
kann man sich die Videodokumentation ansehen.
Lieber Circus Fantasia, ich bedanke mich für das Interview!
Best Practice
19
Gina Linde
»Berlin: acht Jahrhunderte in Tanz, Ton und Turnhalle«
Ein Zirkusprojekt der Akrobatik-AG an der Adolf-Glaßbrenner-Grundschule in Berlin-Kreuzberg
und des Theaterbündnis Blumenstrauß
Die Mädchen der Akrobatik-AG lernten im Schuljahr 2015/16 ihre
Stadt aus einer neuen Perspektive kennen.
Berlin und seine Geschichte erkunden, hieß für sie: als Bären in
der Spree fischen, eine Brücke bauen, am Fernsehturm hochklettern, über die Berliner Mauer springen, als Napoleon durch die
Stadt reiten, ein Schloss bauen und sich mit Königin Luise unterhalten.
Wir hatten uns vorgenommen, die Geschichte der Stadt Berlin
in eine Zirkusshow zu kleiden.
Acht wechselvolle Jahrhunderte – wo sollen wir bloß beginnen?
Von vorne? Mit den Spreewanen und Hevellern, die beiderseits
der Spree im Sumpf siedelten? Die Ur- und Frühgeschichte war
einigen Teilnehmerinnen bereits aus dem Unterricht geläufig. Oder lieber hinten anfangen: Anknüpfungspunkt 25 Jahre
Mauerfall – das hatten alle miterlebt, darüber gab es viel zu berichten, das inspirierte.
Die Arbeit in dem Projekt bot Herausforderungen für alle: Die
Disziplinen Partnerakrobatik, Clownerie und Vertikaltuch erforderten von den Teilnehmerinnen immer wieder neuen Mut.
Schwerpunktmäßig arbeiteten wir mit den genannten zirzensischen Disziplinen, begleitet von Elementen aus Tanz, Bewegung
und Theater.
Uns Trainerinnen bescherte das Projekt erst einmal jede Menge
Recherchearbeit, bei der wir allerhand lernen durften, was wir gerne an die Mädchen weitergaben. Aus der Fülle der Infor­mationen
auszuwählen, ohne wichtige Meilensteine der Geschichte zu
übergehen, die Mädchen dabei nicht mit Fakten zu überfluten
und gleichzeitig im Auge zu behalten, dass sich drama­turgisch
ein Spannungsbogen ergab, hat uns sehr beschäftigt. Dabei half
uns chronologisches Vorgehen und die Beobachtung, dass die
Geschichte der Stadt über die Jahrhunderte hinweg von Aufbau,
Zerstörung und Wiederaufbau geprägt ist. Wir stießen immer
20
wieder auf schillernde historische Gestalten, die sich für einen
Auftritt im Zirkus geradezu anboten.
Die Szenen/Nummern spielten in mehreren Jahrhunderten, begleitet von zu der Zeit passenden Musik und Geräuschen. Eine
Erzählerinnenfigur und die Jahreszahlentafel halfen, den erzählerischen Bogen zu spannen. Der Eisbär Knut tauchte gleichsam
wie ein »Joker« und zum Vergnügen aller immer wieder auf und
half – durch seine eigene Verwirrung – sich in der Geschichte zurecht zu finden.
Als Kostüme entwarfen und druckten wir gemeinsam T-Shirts
und nutzten einfache ergänzende Elemente. Für das wandlungsfähige Bühnenbild bedienten wir uns munter in der Geräte­
garage und bauten und malten ergänzende Elemente (BVG-Bus,
Mauerstücke)
Die Zirkuswochen in den Herbst- und Osterferien in den Räu­
men des Theaterbündnisses Blumenstrauß ergänzten das Ange­
bot. Hier hatten die Kinder richtig viel Zeit zum Üben. Einige der
dort entstandenen Nummern und Ideen wurden auch Teil der
Show in der Schule.
Warum eine Akrobatik-AG ausschließlich für Mädchen? Auch
wenn sich die Blickrichtung der pädagogischen Arbeit mit Kin­
dern und Jugendlichen hinsichtlich des Bereiches Geschlech­
ter­verhältnis erweitert hat, ist eine Grundschule natürlich
auch immer noch ein Ort, an dem das soziale Gefüge unter den
Schü­ler*innen von Spannungen zwischen den Geschlechtern
nicht frei ist. Daher finden wir es nach wie vor wichtig, geschützte Räume zu schaffen, wo Mädchen sich ungestört von
Geschlechterkonkurrenz ausprobieren und austoben können,
und sie so in ihrem Selbst zu stärken. Die Schule, an der wir arbeiten, hat eine sehr gemischte Schüler*innenschaft. Es sind
Eltern darunter, die ihren Töchtern aus kulturell/religiösen
Gründen eine Teilnahme an einer gemischtgeschlechtlichen
Sport-AG nicht erlauben würden. Es ist also gewährleistet, dass
alle Mädchen, die mitmachen wollen, auch mitmachen können.
Da wir auch Partnerakrobatik unterrichten, was zuweilen mit
erheblichem Körperkontakt einhergeht, können wir so gewährleisten, dass sich die Teilnehmenden auf die Übung und Figur
fokussieren können.
Unser Bündnispartner Seitenwechsel-Berlin e.V. ist ein Sport­
verein für FrauenLesbenTrans*Inter* und Mädchen und bereits
seit acht Jahren an der Schule aktiv.
Wir als Trainerinnen unterrichten immer gleichberechtigt im
Team. Die verschiedenen Qualifikationen der Trainerinnen ermöglichen es, den Unterricht stets abwechslungsreich und
span­nend zu gestalten.
Wir gliedern unsere Stunden im Einzelnen sowie das gesamte Projekt (im Kleinen sowie im Großen) grundsätzlich in fünf
Phasen:
1.Aufwärmen: Kennenlernen, Gruppenbildung, Körper­span­
nung, Bühnenpräsenz
Um die Umstellungsfähigkeit, Interaktion in der Gruppe
und die Bühnenpräsenz zu erhöhen, nutzen wir in der
Aufwärmphase Bewegungsspiele und theaterpädagogische
Anleitungen, z. B das Theaterkartenspiel »Das MethodenRepertoire für Darstellendes Spiel und Theaterunterricht«
von M. Plath.
2. Sensibilisieren: Einstieg ins Thema
Neben den genannten Disziplinen haben wir uns an die
Geschichte unserer Stadt herangetastet: Fantasie-Reise
durch die Zeit, kurze Choreografien zu bekannten Berliner
Bau­werken, daraus ein Ratespiel und eine »Stadtrundfahrt«
durch die Turnhalle entwickelt. Ebenfalls gaben wir den Kin­
dern eine Hausaufgabe »Wie gut kennst Du Deine Stadt?«,
welche sie zusammen mit den Eltern lösen durften. Ein
Aus­flug zur Ausstellung »Platz da. Kinder machen Stadt«
(Kinder­museum Labyrinth) gehörte auch dazu.
3. Konkretisieren: Improvisationen, Nummern und Szenen erarbeiten und üben, Ergebnisse festhalten, Ablaufplan erstellen, den »Roten Faden« finden.
4. Realisieren: Ablaufplan gemeinsam erstellen, Übergänge
finden. Wer macht was? Das komplexe Gesamtkunstwerk für
alle verständlich machen. Präsentation der Ergebnisse - die
beiden Abschlussvorführungen für Eltern, Geschwister und
Freunde, sowie andere Schüler*innen und Lehrkräfte waren
ein voller Erfolg.
5. Abschluss: Wir feiern gemeinsam unseren Erfolg mit einem Eis von unserer Lieblingseisdiele, wünschen uns allen einen schönen Sommer und verabschieden uns nach einem Schuljahr Arbeit mit einem Ausflug an den Kreuzberger
Wasserfall voneinander.
Drei ehrenamtliche Kräfte haben uns vor allem bei der Vor­
bereitung und Umsetzung der Show unterstützt. Eine Zusam­
men­fassung des Projektes lässt sich auf der Internetseite des
Theaterbündnisses Blumenstrauß (http://www.theaterbuendnis.
de) finden, Fotos der Aufführung unter https://www.flickr.com/
photos/theaterspielraum/sets/72157655144814115/.
Best Practice
21
Barbara Klose / Frank Jahnsmüller
Birikino on tour – eine zirzensische Leiterwagentour
In Anlehnung an das Leben von Gauklerinnen und Gauklern in
früheren Jahrhunderten plante der Kinder- und Jugendzirkus
Birikino aus Chemnitz im August eine besondere Tournee:
Die Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos ist der Träger
des Don Bosco Hauses Chemnitz. Johannes Bosco, der Grün­der
der Ordensgemeinschaft, führte ein unkonventionelles Leben
und begeisterte bereits seine Schulkameraden durch Gaukler­
stücke, Seiltanzen und Zaubertricks. Zeit seines Lebens setzte er
sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein und brachte seine zirzensischen Fähigkeiten in die pädagogische Arbeit
mit den Kindern ein. Von vielen wird er der Schutzheilige der
Kinder genannt. Don Bosco wanderte mit »seinen« Jugend­lichen
normalerweise im Herbst für mehrere Tage in der Um­ge­bung
von Turin. Diese Idee der Herbstwanderungen wurde mit der
Leiterwagentour bei Birikino aufgegriffen: 25 junge Artist*innen
zogen zusammen mit fünf ehrenamtlichen Helfer*innen und vier
hauptamtlichen Betreuern*innen eine Woche lang zu Fuß mit einem Leiterwagen von Köln, über Wesse­ling und Bonn, bis nach St.
Augustin und zeigten an den verschiedenen Übernachtungsorten
ihr einstudiertes Pro­gramm. Übernachtet wurde mit Schlafsack
und Isomatte in Pfarr­sälen, salesianischen Einrichtungen und
Jugendhäusern.
Tagsüber wurde gewandert oder auch Einrad gefahren und
abends fand dann immer eine Zirkusaufführung statt. Für den
Transport der großen Zirkusmaterialien und des Gepäcks stand
ein Kleinbus zur Verfügung, der die bunte Wandergesellschaft
begleitete. Geprobt wurde schon einige Tage lang vor Beginn
der Leiterwagentour, da die Show stehen musste. Gemeinsam
wurde ein Programm zum Thema Don Bosco erarbeitet. Es beinhaltete ein kleines Anspiel sowie überleitende Rollen zwischen den einzelnen künstlerischen Darbietungen. Neben einer öffentlichen Generalprobe wurde es insgesamt fünfmal
auf­geführt. Während der Tour waren alle Artist*innen für ihre Gruppe, ihr Material und ihre Kostüme verantwortlich. Bei
22
spontanen Mitmachzirkusaktionen leisteten junge Artist*innen
Hilfestellungen für fremde Kinder. Die älteren Jugendlichen haben sich in vielen Situationen der jüngeren Teilnehmer*innen
angenommen und sie mit betreut.
Natürlich durften bei einer solchen Reise auch die Freizeit­gestal­
tung und das Kulturprogramm nicht zu kurz kommen. Essen
und auch mal ein Eis oder einen Schwimmbadeintritt – vor allem wenn es am Übernachtungsort keine Dusche gab – finanzierten sich die jungen Artist*innen durch die eingenommenen Spenden ihrer Zuschauer*innen. Die Gruppe nahm u. a. an
einer Führung im Kölner Dom teil und besuchte das Haus der
Geschichte in Bonn. Zwischen den Bildungsausflügen gab es
aber noch genug Zeit für kleine Stadtbummel und – der durfte
selbst­verständlich nicht fehlen - den Besuch im Haribo-Laden.
Einer der Ausflugshöhepunkte war die Überquerung des Rheins
auf einer kleinen Fähre. Für die meisten Kinder war dies etwas
völlig Neues und Aufregendes.
Die Erfahrung des Projektes zeigt, wie positiv sich eine Reise an
neue Orte – verbunden mit vielen Erlebnissen und Eindrücken
– bei den Kindern und Jugendlichen auswirkt. Die beteiligten
Kinder und Jugendlichen wohnen mehrheitlich im Stadtteil
Chem­nitz-Sonnenberg und stammen vorwiegend aus bildungs­
fernen Familien. Häufig sind ihre Familien mit multiplen
Problem­lagen wie Arbeitslosigkeit, Alkoholmissbrauch und
häuslicher Gewalt belastet. Viele von ihnen waren noch nie für
eine längere Zeit aus ihrem Stadtteil fort, da sich die Eltern einen Urlaub nicht leisten können. So war es für die Kinder und
Jugendlichen eine großartige Erfahrung, aus der Chemnitzer
Region herauszukommen, neue Gegenden Deutschlands kennenzulernen und beispielsweise auch zu lernen, mit einem
anderen Dialekt zurechtzukommen. Die intensive Art des ge­
mein­samen Wanderns und Arbeitens förderte die sozialen
Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen und stärkte ihr Durch­
halte­vermögen.
Für die Kinder und Jugendlichen war es sehr wertvoll, ihr Können
und ihre Fähigkeiten auch vor völlig Fremden und an anderen Orten zu präsentieren. Sie machten viele Zuschauer*innen
glücklich und bekamen für ihre Leistungen Applaus.
Ein besonders schönes Erlebnis war der Auftritt in Wesseling
Best Practice
vor mehreren Kindergartengruppen und den Bewohner*innen
eines Seniorenheims. Die Kindergartenkinder staunten mit offenen Mündern und eine ältere Frau dankte der Truppe beim
Abschied mit den Worten: »Es hat mir sehr gut gefallen, mir tun
jetzt noch die Hände weh vom vielen Klatschen.«
Abschließend lässt sich sagen, dass diese Woche für alle Teil­
nehmer*innen eine große Herausforderung war, die gemeinsam gemeistert wurde. Die Mischung aus Reise, Wanderung,
Freizeitprogramm und Zirkusauftritten war ein voller Erfolg.
Um es in den Worten einer 14-jährigen Teilnehmerin auszudrücken:
»Leiterwagentour ist das Beste! Man steht früh auf, wandert, hat
einen Auftritt und ist abends einfach ›tot‹. Ich bin noch nie so
viel gewandert.«
23
Gerhard Bitterwolf
Akrobatiktheater für eine Kultur des Willkommens
»Leanas Traum« erzählt die Geschichte von Prinzessin Leana
und ihrer Freundschaft zu dem Zirkusmädchen Magica. Obwohl
Magica durch ihre unglaublichen artistischen Fähigkeiten die
Gabe hat, den Menschen Staunen und Freude zu schenken,
ist sie wie ihr gesamter Zirkus immer wieder Vorurteilen und
Drohungen ausgesetzt. Deshalb muss der Zirkus auch über
Nacht aus der Königsstadt fliehen. Als Leana am nächsten Tag
ihre Freundin besuchen will, ist der Zirkus spurlos verschwunden. Leana ist verzweifelt. Zusammen mit Minister Pedanto
begibt sie sich auf die Suche nach Magica und begegnet dabei
einer bunten und aufregenden Welt mit Akrobaten, Clowns,
Zauberern, Tänzern und Musikern. Endlich findet Leana das
Zirkusmädchen Magica wieder und erfährt, warum der Zirkus
aus der Königsstadt fliehen musste. Leana, die auf ihrer Reise
gelernt hat, dass erst Vielfalt die Welt schön macht, ist tief betroffen. Entschlossen verkündet sie ihren Traum: »In meinem
Königreich sind alle willkommen.«
Die Inszenierung orientiert sich am Vorbild des fantastischen
Erzählzirkus, in dem die Grenzen zwischen Realität, Fantasie und
Magie verschwinden. So sind die Erzähler zwei Vögel, die aus ihrer
Perspektive die Geschehnisse verfolgen und dabei das Publikum
immer wieder mit spektakulären Flugeinlagen am Trampolin
überraschen. An dem Programm des lokalen Bündnisses für
Bildung in Stadtallendorf in Hessen wirkten rund 100 Kinder
der Grundschule II Stadtallendorf aus den AGs Akrobatik, Musik,
Clownerie, Zaubern, Tanz und Kunst sowie der Schulchor mit. Den
akrobatischen Part übernahmen die Kinder des Zirkusprojekts
»Traumfänger« mit atemberaubenden Vorführungen am Boden,
Trapez, Vertikaltuch, Aerialnetz und am Trampolin. Die »Traum­
fänger«, die mit ihren Auftritten bereits mehr als 50 000 Zu­
schauer begeistert haben, sind gegenwärtig mit über einer Million
Aufrufen Deutschlands erfolgreichste Akrobatikgruppe beim
Inter­net­kanal YouTube und bei Google-Videos.
24
Das Video »Leanas Traum«, in dem die Vorstellung ohne Quali­
täts­verlust auf 30 min komprimiert wurde, kann als Ein­stieg in
das Thema Fremdenfeindlichkeit versus Kultur des Will­kom­
mens oder zur Erweiterung und Vertiefung des Themas dienen. Angesichts der vielen hunderttausend Flüchtlinge, die
bei uns Schutz und eine Lebensperspektive suchen, ist es eine der wichtigsten zivilgesellschaftlichen und auch pädagogischen Aufgaben, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Hass und
Gewaltbereitschaft entgegen zu treten und stattdessen eine
Kultur des Willkommens zu entwickeln.
Ein Einsatz des Videos ist nach unseren bisherigen Erfahrungen
auch deshalb zu empfehlen, weil die Geschichte und insbesondere die Figur der Magica die Kinder emotional berührt. Sie steht
für die Botschaft, dass fremde Kulturen eine Bereicherung der
eigenen Lebenswelt und keine Bedrohung darstellen. Zudem be-
wirken allein die spektakulären akrobatischen Teile eine anhaltende hohe Aufmerksamkeit. Als das Stück Ende 2015 bei einer
Jahresabschlussfeier für Geflüchtete aufgeführt wurde, war die
Begeisterung groß, insbesondere als klar wurde, dass unter den
Mitwirkenden Kinder mit einer Fluchtgeschichte sind, die durch
die Akrobatikgruppe Freunde und zugleich Zugang zu einer universalen Kultur gefunden haben, die von allen verstanden wird.
Besonders im Grundschul- und Förderstufenbereich kann das
Video »Leanas Traum«, das auf der Basis des gleichnamigen
neuen »Traumfänger«-Programms entstand, gut genutzt werden. Das Video ist bei YouTube eingestellt: www.youtube.com/
Zirkusmachtstark. Auf dem Kanal von Silke Wolf sind noch weitere Akrobatik-Videos aus dem Bündnis in Stadtallendorf zu sehen.
Best Practice
25
Erfolge, Schwerpunkte, Probleme Streiflichter aus Sachberichten
Zirkuspädagogische Erfolge
Notwendigkeit der Arbeit
für die Entwicklung Heranwachsender
machen sie ganz nebenbei zusätzlich zu ihren persönlichen
Erfolgen auch neue Erfahrungen in ihrer Gruppe und erleben
sich miteinander als erfolgreich und stark.
Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Friedrichshain),
Zirkuswochen mit der Hedwig-Dohm-Oberschule
Unser Zirkusangebot ist gerade für die in Berlin-Moabit gelegene Hedwig-Dohm-Oberschule ein sehr passendes Konzept
zur Vermittlung von kultureller Bildung. Die Klientel dieser
Schule kommt ganz überwiegend aus Familien mit Migrations­
hintergrund und Bezug von Sozialleistungen. Für die Kinder aus
den überwiegend bildungsfernen Familien ist zu lernen, ausdauernd zu sein, Niederlagen einstecken zu können, an sich selber zu glauben, sich selber weiterhelfen zu können etwas, worin sie wenig Erfahrung haben. Sie gehen vielfach nicht gern zur
Schule. Zugleich ist es nicht leicht, sie für irgendetwas zu begeistern. Unser zirkuspädagogisches Angebot jedoch trifft genau
den richtigen Nerv bei ihnen. Es ist eine optimale Schnittstelle
für sie, wo sie über Bewegung, Spaß und körperliche Arbeit
Begeisterung fürs Lernen entwickeln und durch die Freude an
der Sache auch ihre sozialen Stärken zeigen und ausleben. So
26
Viele dieser als »unbeschulbar« geltenden Kinder kommen aus
extrem schlechten Familienverhältnissen, sind bereits vom
Jugend­amt zu ihrem Schutz in Obhut genommen worden oder
leben bei Pflegeeltern. Diese Kinder haben so viel Ablehnung und
Ver­sagen erlebt, dass wir begeistert waren, als sie die Chance ergriffen, hier im Zirkus jemand sein zu können. Wir konnten sie
davon überzeugen, dass sie sehr sportlich und überdurchschnittlich begabt im Artistischen sind. Dies gab ihnen solchen Aufwind,
dass sie auch auf dem Schulhof weiter an ihren Kunststücken
übten. Schon jetzt haben sie so an Selbstbewusstsein gewonnen,
dass sie glücklich vor sich hin strahlen. Endlich einen Bereich gefunden zu haben, wo sie herausstechen und gut sind, das erfüllt
sie mit positiver Kraft.
Die Jugendlichen kamen im Allgemeinen mit einer skeptischen,
wenn auch neugierigen Haltung zum Projekt. Generell verfügten
viele Jugendliche über wenig Selbstvertrauen und Durchhalte­
vermögen, über eine geringe Frustrationstoleranz und geringe
Konfliktfähigkeit. Die Zusammenarbeit in der Gruppe war wenig ausgeprägt; im Schulalltag können Projekte mit allen selten
bis nie umgesetzt werden und es gibt mehrere Jugendliche, die
sich bei Arbeitsaufträgen und Projekten regelmäßig verweigern.
Diese Haltungen konnten in der Zirkuswoche zu großen Teilen
überwunden werden und die Mehrheit der Jugendlichen arbeitete erfolgreich zusammen. Für viele stellten sich auf diese Weise
erstmals positive Erlebnisse beim eigenen Lernen und/oder im
Umgang/der Zusammenarbeit mit anderen Gleichaltrigen ein.
Einige Jugendliche, die durch eine Verweigerungshaltung in der
Schule bekannt waren, blühten im Zirkusprojekt auf und wurden sehr aktiv. Teilnehmende, die vorher kritisch waren, ließen sich begeistern, waren erstaunt über das, was sie in kurzer
Zeit lernen konnten, und hatten viel Spaß in der Zirkuswoche.
Die Jugendlichen brachten eigene Vorschläge und Ideen im
Zirkustraining und zur Gestaltung des Auftritts ein.
Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Altglienicke),
Zirkuswochen in der Schule an der Dahme
Rambazotti Internationaler Kinder- und Jugendcircus e.V.,
Zirkuskurs an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule
Streiflichter
Situationsbeschreibung eines Zirkuslehrers: »Moritz (Name
geändert) ist ein typischer Außenseiter und wird viel geärgert,
ganz besonders von Max (Name geändert). An einem Tag sollen
sich die Kinder in Dreiergruppen für Akrobatik zusammen finden. Niemand will mit Moritz zusammen sein. Ich beschließe,
mit Max und Moritz eine Gruppe zu bilden. Zu Anfang verweigert Max die Mitarbeit. Ich biete ihm erst an, Figuren zu zweit
nur mit mir zu machen. Das funktioniert. Dann bitte ich ihn um
Hilfestellung bei einer akrobatischen Figur mit Moritz und mir.
Auch das klappt. Schließlich lässt er sich zu einer gemeinsamen
Figur motivieren. Am Ende der Trainingseinheit ist Max derjenige, der mit uns noch mehr und mehr Figuren ausprobieren will.«
Jugendpfarramt der Nordkirche/Zirkus Abrax Kadabrax,
Zirkuskurse an der Schule Luruper Hauptstraße
Im Vorfeld waren viele Kinder der Zirkuswoche gegenüber skeptisch eingestellt, doch diese Haltung änderte sich bei allen, da sie
merkten, wie offen und persönlich sie von den Trainer*innen
aufgenommen wurden und was es für unterschiedliche, spannende artistische Disziplinen und Übungen gibt, die überhaupt
kein »Kinderkram« sind (so die anfängliche Befürchtung).
Einige Beispiele für die positiven Entwicklungsprozesse seien
hier genannt:
27
Erwerb sozialer Kompetenzen
Ein Junge (Angelo) in der Trampolingruppe hatte zunächst Angst,
auf dem Trampolin zu springen und sich so weit vom Boden zu
lösen, blieb aber in der Gruppe und lernte die Woche über kräftiger und kräftiger zu springen. Schließlich konnte er sich von seiner Angst vor dem Springen befreien. Sera, ein Mädchen aus der
Kugellauf-Gruppe, bringt sich in der Schule kaum in die Gruppe
ein; sie verweigert sich und wertet die gestellten Aufgaben und
Aktivitäten häufig als »langweilig« und »uncool« ab. Bei uns war
sie nach kurzen Startschwierigkeiten bereit mitzumachen und
am Ende absolut begeistert von der Woche und »ihrem« Trainer.
Erdem, ein ebenfalls sehr schwieriger Junge, der schnell aussteigt und negativ auf die anderen einwirkt, hat die Woche über
immer wieder seine Grenzen ausgetestet, aber letztlich immer
wieder zur Gruppe zurückgefunden und so starkes Interesse
und starken Ehrgeiz gehabt, selber auch etwas zu lernen und bei
der Abschlussshow vorzuführen, dass er dabei geblieben ist. Dies
wurde von den Lehrern als großer Erfolg bewertet.
Im Mittelpunkt stand die Förderung von sozialen und persönlichen Kompetenzen. Durch Spiele, die das Gemeinschaftsgefühl
stärken, sowie feste Rituale mit der ganzen Gruppe, die zu jeder Trainingseinheit gehören, konnten wir bei vielen Kindern
Verbesserungen im sozialen Umgang feststellen. So nahmen
Häufigkeit und Intensität von Auseinandersetzungen zwischen den Teilnehmenden deutlich ab. Die Teilnehmenden waren immer mehr in der Lage, kleinere Auseinandersetzungen
eigenständig beizulegen. Um die Kinder nachhaltig zu fördern, war und ist es sehr wichtig, dass die Kinder die gelernten
Verhaltensweisen regelmäßig anwenden müssen, um nicht wieder in ihre alten Verhaltensweisen zurückzufallen. So war z.B. zu
beobachten, dass nach einer längeren Pause (Ferien), Konflikte
zwischen den Teilnehmenden häufiger auftraten.
Zirkus Willibald/Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg, Halbjahreskurs
Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Kreuzberg),
Zirkuswoche mit der Hector-Petersen-Schule
Einzelne positive Beispiele sollen festgehalten werden, um die
individuellen Entwicklungschancen exemplarisch darzustellen:
Ein Junge mit gelähmtem Arm hat in der Akrobatikgruppe mitgemacht und nicht, wie vielleicht eher zu erwarten, als Clown
oder Ansager. Er hat bei der Menschenpyramide genau wie alle anderen Kinder mitmachen können, wurde gestützt und hat
selber gestützt.
Ein Junge, der im Schulalltag in seiner eigenen Welt zurückgezogen lebt, wenig Kontakt zu anderen hat und eher ernst und
ruhig ist, hat in der Trampolingruppe mitgemacht und ist dort
sichtlich aufgeblüht. Man konnte ihn energievoll und freudestrahlend erleben, was die Lehrer bisher nicht von ihm kannten.
Ein Mädchen, das im Rollstuhl sitzt, hat die Moderation übernommen und durch das Programm geführt. So war sie ein genauso wichtiger Teil der Zirkusshow wie alle anderen Kinder.
Ein sehr unsportlicher, motorisch und muskulär schwacher
Junge hat sich explizit für die Akrobatikgruppe entschieden.
Er war dort zwar der, der am wenigsten konnte, und hatte damit zwischendurch auch zu kämpfen, aber er ist in der Gruppe
28
angesprochen und zu künstlerisch-kreativer Auseinandersetzung
motiviert werden konnten, die sich in schulischen oder auch anderen Lernzusammenhängen als eher defizitär erleben und diese
Erfahrung durch aggressives und/oder destruktives Verhalten zu
übersteigern oder kompensieren versuchten. Je länger das Projekt
dauerte, desto besser gelang es den Artistinnen und Artisten, sich
auf unsere Angebote einzulassen und Grenzen und Regeln zu akzeptieren bzw. ihr Sozialverhalten eigenständig an die Gruppen­
dynamik anzupassen. Somit erlebten sie sich in neuen Rollen und
innerhalb neuer Verhaltensmuster.
KulturBrücken Görlitz e.V., Zirkuswoche
geblieben und hat – von seinen Fähigkeiten ausgehend – auch
dazu gelernt und sich trainiert. Und darüber hinaus hat er von
seinen Gruppenkameraden viel Unterstützung, Zusammenhalt
und Motivation erfahren, was ihm sichtlich gut getan hat.
Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Friedrichshain),
Zirkuswochen an der Gemeinschaftsschule Schöneberg
Wichtig war, dass wir mit unserem Angebot in die soziale Sphäre
der Kinder und Jugendlichen hinein kamen, wir quasi bei ihnen
zu Gast waren, uns ihren Abläufen anpassten und nur sehr langsam und behutsam Einfluss auf Verhaltensmuster und Ver­wei­
gerungs­haltungen nahmen. Wir konnten beobachten, wie durch
diese Arbeitsweise des »street circus« auch Kinder und Jugendliche
Streiflichter
Der Gruppenfindungsprozess gestaltete sich besonders in der
Anfangszeit nicht immer ganz leicht. Trotz des hohen Betreu­
ungs­schlüssels war ein harmonisches Arbeiten nicht immer ohne Konflikte möglich. Im Laufe des Projektes besserte sich die
Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmer*innen jedoch, insbesondere hinsichtlich von Konfliktlösungsstrategien. Ein zunehmend selbständiges Arbeiten wurde so immer besser möglich. Für
die Honorarkräfte u. a. bedeutete dies eine große Ent­spannung.
Auch die Teilnehmer*innen erkannten die Vorteile eines unaufgeregten Lösens von Konflikten und konnten dies auf andere
Situationen außerhalb des Projekts übertragen. Neben der Ver­
bes­serung der akrobatisch-künstlerischen Fertigkeiten kann dies
als größter Erfolg des Projektes gewertet werden.
Die ZIRKUSfabrik Nitsch & Schumacher GbR, Zirkuskurs
29
Vielfalt der Zirkusarbeit
Vielseitigkeit und Vielfalt als Chance
Die drei Zirkuswochen fanden parallel statt und waren thematisch (»Unter dem Meer«) miteinander verbunden. Hierdurch
ergaben sich Synergieeffekte durch die Bündelung von
Angeboten. So konnten wir eine große Kostümwerkstatt anbieten, in der Kostüme geschneidert, bedruckt und gestaltet
wurden. In einer Requisitenwerkstatt wurden das Bühnenbild
und große Fische für die Bühnendekoration gefertigt. Die
Arbeitsatmosphäre war hier sehr positiv und alle haben interessiert mitgemacht. Im Technikworkshop konnten die Kinder
sich mit Ton- und Lichttechnik vertraut machen und übernahmen in der Zirkusaufführung entsprechende Aufgaben als
Techniker. Die Zirkusworkshops waren von einer großen Vielfalt
geprägt. Nahezu alle Zirkustechniken kamen zum Einsatz. Die
Aufführung mit 75 Kindern war ein großes Erlebnis für die
Kinder und eine positive Erfahrung eigener Kreativität.
Da die teilhabenden Kinder verstärkt in bildungsanregungsarmem Umfeld heranwachsen und Familien unterschiedlicher
Kulturen sich eher voneinander abschotten, anstatt sich durch ihr
Potential zu bereichern, war eine Verknüpfung dieser Situation
mit unserer Maßnahme die Voraussetzung. Diesen Zustand der
kulturellen Separierung und Abschottung aufzubrechen, war
die Notwendigkeit und Berechtigung des Vorhabens unserer
Maßnahme, denn nur Dialog führt zu friedlichem Miteinander.
So früh wie möglich im Kindesalter Berührungsängste bei der
Zielgruppe untereinander abzubauen und selbstverständlichen
Umgang miteinander zu üben, Anerkennung und Wertschätzung
zu erreichen, war unsere Handlungsmaxime.
Jugendpfarramt der Nordkirche/Zirkus Abrax Kadabrax,
Die Gemeinde Lemwerder ist eine kleine Gemeinde, die den laufenden Trainingsbetrieb des Kinder- und Jugendcircus Alacasam
Peppolino finanziert. Für Projekte ist es schwierig, Gelder zu bekommen. Projektarbeit ist aber zunehmend wichtig, da im regelmäßigen Trainingsbetrieb kaum noch Kinder und Jugendliche
aus der Eschofschule erreicht werden und auch türkisch/kurdischstämmige Kinder und Jugendliche kaum vertreten sind.
Über die Herbstwoche 2014 wurde erstmals die Möglichkeit geschaffen, in einem zeitlich begrenzten Rahmen »Zirkusluft«
zu schnuppern, für die kein Teilnehmer*innenbeitrag erhoben wurde. Die Nachhaltigkeit der Woche ist für uns beeindruckend: erstmals kamen mehrere Mitglieder der türkischen
Gemeinde (Eltern mit ihren Kindern aus der Herbstwoche) zu
der Weihnachtsgala von Alacasam Peppolino und auch für das
in 02/03/15 durchgeführte Projekt »Circomotoriek« konnten sowohl Eschofschüler*innen als auch sogenannte »ausländische«
Menschen gewonnen werden. Zirkusschule Seifenblase e.V., Zirkuscamp
Zirkuswochen in der Stadtteilschule Geschwister Scholl
Kinder lieben Musik, vor allem Popularmusik. Viele Kinder träumen davon, selbst ein Star zu sein und in einer Band zu spielen,
doch die Möglichkeit dazu steht nur sehr wenigen Kindern offen. Vor allem Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen haben nur selten die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen oder
sich gesanglich auszuprobieren. Die Kombination mit einem
Auftritt im Zirkus schafft noch einmal zusätzlich Anreize, da die
Auftrittsatmosphäre dort noch einmal besonders ist. Das Projekt
»Soul Kids Circus-Orchester« ist ein niedrigschwelliges Projekt,
das sich an Kinder mit und ohne musikalische Vorerfahrung richtete. In Herne-Mitte leben viele sozial schwache Familien, die
weder über viel Geld noch über die Kontakte zu Musikschulen
oder andere musikvermittelnde Einrichtungen verfügen. Die
Wahrnehmung und der Ausdruck von Gefühlen, Stimmungen
und Meinungen sind für viele Kinder gerade in diesem Umfeld
sehr schwierig. In der Kinderband hatten die Kinder nicht zuletzt die Möglichkeit, zu lernen, sich mit Musik auszudrücken. Das
Zirkusbandprojekt sollte die Kinder auch in dieser Hinsicht fordern und fördern.
Circus Schnick-Schnack e.V., Zirkuskurs
30
Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Marzahn)
Halbjahreskurs Kita zum klingenden Bäumchen
Die Jugendlichen hatten einen Migrationsanteil von über 95% und
kamen aus sozial benachteiligten Familien. Das Projektziel war
unter anderem eine ganzheitliche Verbindung aus emotionalem,
Streiflichter
sinnlichem und erlebnisorientiertem Lernen mit kognitivem
und wissensorientiertem Lernen zu schaffen und auch ein respektvolles Miteinander zu erleben. Die Zirkuspädagog*innen
haben ganz bewusst einen offenen Rahmen für die drei Insze­
nierungen vorgegeben. Thema: »Bunte Gewächse im Garten«.
Es gab in diesen Gärten Nachtschattengewächse, Unkraut,
Nutzpflanzen und Edelgewächse. Der Garten wurde zum Symbol
für Vielfalt, unterschiedliche Aufgaben und Fähig­keiten und
doch für ein gutes Miteinander, in dem jede/jeder wichtig ist. Die
Blumen und Gewächse wurden verschiedenen selbst gemachten Geräuschcollagen zugeordnet und gemeinsam wurde Musik
produziert. Unsere liebevolle und detailgetreue Inszenierung
mit Bühnenbild, Kostümen und Livemusik hatte einen sehr
auf­wendigen und professionellen Charakter. Die Jugendlichen
fühlten sich durch die professionellen Rahmenbedingungen
wert­geschätzt und ernst genommen. Für die Jugendlichen mit
Verhaltens­auffälligkeiten und hohem Aggressionspotential war
die Arbeit in Kleingruppen enorm wichtig, um die Erweiterung
ihrer Kompetenzen tatsächlich erreichen zu können.
Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Treptow),
Zirkuswoche mit der Röntgen-Sekundarschule
31
Zirkuspädagogische Methoden
Wir haben von Anfang der AG an viel Wert auf die Entwicklung
einer Gruppe gelegt, Strukturen gesucht, in denen jede/r ihren/
seinen Platz finden kann, sich jede/r wohl fühlt und auf ihre/seine Kosten kommt. Gleichzeitig sollte die AG offen bleiben für
neu dazukommende Teilnehmer*innen. Einige Kinder hatten
ein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis, einzelne versuchten die
Gruppe zu dominieren, wieder andere waren sehr schüchtern
und brauchten Bestärkung. Durch kooperative Spiele und gezielte Aufgabenstellungen konnten wir hier Ausgleich schaffen. Es war uns wichtig, dass sich jedes Kind mit seiner eigenen Persönlichkeit angenommen fühlen konnte. Gerade in
den Kleingruppen gab es dazu die Möglichkeiten zeitweiliger
Einzelbetreuung. Immer wieder waren die Gruppendynamik
und die Aufgabe, für die Integration aller zu sorgen, eine
Herausforderung für uns Trainer*innen. Rechtzeitige Pausen
und Wechsel waren notwendig, um keine Frustration aufkeimen zu lassen. Die kleinen Präsentationen vor der restlichen
Gruppe gaben einen willkommenen Ansporn und führten zu
schnellen Erfolgserlebnissen.
Die Anfangsphase des Projekts kann man als sehr ambivalent
beschreiben. Auf der einen Seite waren die Teilnehmer*innen
sehr interessiert und haben sich erstaunlich schnell auf jegliche
Arten von Spielen und Übungen eingelassen, auf der anderen
Seite war es für einige die Zeit, Grenzen auszutesten und herauszufinden, mit welcher Art von Autorität sie es zu tun haben. Dies
ist leider zeitweise sehr anstrengend und kann die Gruppe in ihrem Prozess verlangsamen und aufhalten. Durch regelmäßige
offene Aussprachen (nach eindeutigen Grenzüberschreitungen)
konnte aber zu allen Teilnehmer*innen eine gute Bindung aufgebaut werden und die Konfrontationen nahmen eindeutig ab.
Die nächste Aufgabe der Gruppe war es dann, ihren eigenen Stil
zu finden. Unsere angebotenen Warm-Up-Spiele waren ihnen
irgendwann zu kindisch oder zu langweilig, in dieser Phase haben wir die Chance genutzt und ihnen ihre Verantwortlichkeit
in dem Projekt vor Augen führen können. Es ist ihr gutes Recht,
nicht jede Übung hinzunehmen und mitzumachen, sie sollten dann aber auch in der Lage sein, Alternativvorschläge oder
Wünsche äußern zu können, wie z.B. ein Warm-Up aussehen
soll, und in späteren Kontexten dann natürlich auch, wie ihr eigener Auftritt gestaltet sein soll. Im Allgemeinen ist es sehr gut
gelungen, die Teilnehmer*innen in die Entstehungsprozesse der
einzelnen Stunden einzubinden. So wurden die Aufwärmungen
phasenweise von ihnen übernommen und sie konnten immer
wieder in kleinen Gruppen- oder Einzelprojekten ihre eigenen
Bewegungen und Inszenierungen entwerfen.
Bund Deutscher Pfadfinder_innen Landesverband Berlin e.V., Zirkuskurs
Kreativität und Partizipation
der Teilnehmer*innen
Mit 24 Kindern von 9 – 12 Jahren wurde im Rahmen einer Zirkus­
woche ein Programm zum Thema neue »Handlungs­WEGE« erarbeitet. Dabei wurde zunächst mit der gesamten Gruppe und
dann in Kleingruppen szenisch und mit Standbildern zu problematischen Situationen gearbeitet, die die Kinder täglich in der
Schule und in ihrer Freizeit erleben. Ausgehend vom Alltäglichen
wurden die Kinder gefragt, wie sie die Situation anders angehen
und verändern wollen. Ziel war es, die Perspektive auf unterschiedliche Lösungen zu sensibilisieren und den Kindern vielfältige Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen, um mutig kreative Wege zu gehen. Mit »Kopfüber neue Wege entdecken!«
haben insbesondere bildungsschwache Kinder mit Sprach- und
Ausdrucksschwierigkeiten aus Altona-Altstadt und St. Pauli
Zugang zur kulturellen Bildung erhalten. Die Kinder sind an ihre
Grenzen gestoßen und haben so Kraft und Motivation erfahren
können. Die Abschlusspräsentation vor Eltern, Freund*innen
und Förder*innen machte sie stolz.
Circusschule Die Rotznasen e.V., Zirkuswoche mit Haubach-Schule
Die Gruppe der 7- bis 8-Jährigen näherte sich dem Zirkus
eher spielerisch an. Einfaches Jonglieren, viele Spiele mit dem
Schwung­tuch, Seilspringen und Balancieren wurden hier ausprobiert. Besonders viel Freude hatten die Kinder mit den
Tüchern, die sie nicht nur zum Jonglieren, sondern vor allem
auch zum Verkleiden nutzten. Die Aufführung am Ende des
Schuljahres gestalteten die Kinder ganz nach ihren Ideen. Jedes
Kind durfte zeigen, was es sich in einem halben Jahr im Zirkus
»erspielt« hatte. Die Begeisterung der Zuschauer*innen belohnte den Mut und die Kreativität der Kinder.
BDKJ Darmstadt e.V., Zirkuskurs mit Heinrich-Heine-Schule
Vuesch gGmbH./ Circus Schatzinsel; Zirkuskurs im Regenbogenhau
32
Streiflichter
33
Inklusion
Es freut uns ganz besonders, dass darunter auch Jugendliche in
schwierigen Lebenssituationen sind, die zum Teil erhebliche
Schwierigkeiten in der Schule haben. So gibt es etliche Jugendliche,
die sich mit dem regelmäßigen Schulbesuch schwer tun. In die
Zirkusgruppe kommen sie dagegen regelmäßig. Wir haben den
Eindruck, dass der Zirkus auf sie einen stabilisierenden Einfluss
hat. Unsere Beobachtung ist, dass die Jugendlichen auf der Bühne
an Sicherheit gewinnen und zunehmend Selbstvertrauen aufbauen. Ein weiterer Erfolg ist, dass ein Jugendlicher mit Down
Syndrom ohne zusätzliche Begleitung am Training teilnehmen
kann. Obwohl er nur undeutlich sprechen kann, beteiligt er sich
sehr an den Gesprächen, wo seine Beiträge bei allen in der Gruppe
auf Aufmerksamkeit und Wertschätzung stoßen. Die Gruppe
ist für ihn ein wichtiges Erfahrungsfeld, wo er in geschützter
Atmosphäre Erfahrung im Umgang mit Gleichaltrigen machen
kann. Themen sind dabei Umgang mit Nähe und Distanz, was ist
erlaubt und was geht gar nicht.
Stuttgarter Jugendhaus gGmbH,
Zirkuskurs mit Waldschule (erhöhter Betreuungs- und Förderbedarf)
34
Die Woche mit den Kindern aus dem Asylbewerberheim und
der St. Michael-Förderschule war sehr energetisch, multikulturell und die wohl intensivste Woche. Die Kinder stammten aus
unterschiedlichen Kulturkreisen, haben ganz unterschiedliche Sprachniveaus und persönliche Historien mitgebracht. Das
Medium Zirkus hat sie sehr berührt und aufgewühlt, es fiel ihnen schwer, sich auf die Vertrauens- und Gruppenarbeit einzulassen und es kam immer wieder zum sogenannten »cultural
clash«. Gleichzeitig hatte die Show eine berührende Vielfalt und
einen sehr starken Ausdruck. In der Woche des Zirkuscamps
wurde die hohe Heterogenität der Bündnispartner sehr deutlich und wir mussten mit sehr vielen Problemen kämpfen. Zum
einen befinden sich die Kinder aus dem Asylbewerberheim
in einer Lebenssituation, die eine kontinuierliche Arbeit sehr
schwierig bzw. fast unmöglich macht. Sie müssen häufig den
Wohnort wechseln und haben viele strukturelle Schwierigkeiten.
Außerdem kommen sie häufig aus Kulturkreisen, die nicht an
den Umgang mit »Menschen mit Behinderung« gewöhnt sind. Es
kam immer wieder zu verbalen Übergriffen, Aggressionen und
klarer Verweigerung der Gruppenarbeit mit den »andern«. Die
Michihofschüler*innen haben sich durch diese teilweise doch
sehr schwierige Gruppendynamik jedoch nicht irritieren oder
abbringen lassen und haben dadurch das Projekt »Zirkuscamp«
auch zusammengehalten. Trotz der Schwierigkeiten in der gemeinsamen Arbeit wurden die geplanten Ziele erreicht. Der
Weg war nicht so leicht und glänzend wie in dem Projektantrag
angedacht, aber es waren unheimlich wertvolle, bereichernde
Projektzeiten mit vielen, ganz unterschiedlichen Kindern.
Baf e.V./Circus Fantasia, Zirkuswoche mit Werkstattschule,
St.-Michael-Schule u. Asylbewerberheim
Ca. 40 Prozent der Teilnehmenden waren Kinder und Jugendliche
mit sogenannten Bildungshemmnissen, z.B. leichten geistigen
Behinderungen, oder aus Familien mit suchterkrankten Eltern.
Ein Teil der Teilnehmer*innen stammte aus Trennungsfamilien
und weitere Kinder und Jugendliche lebten in betreuten
Wohngruppen. Insbesondere diese Kinder und Jugendlichen
Streiflichter
erlebten in diesem Projekt eine Inklusionserfahrung, die sich
auf ihre weitere psychosoziale Entwicklung nachhaltig positiv auswirkt. Auch die Umsetzung von partizipatorischen
Methoden für alle Beteiligten resultiert in die Erfahrung einer
Gemeinschaft, in die sich alle gemäß ihren Fähigkeiten einbringen können. Das pädagogische Konzept der prozessorientierten Beteiligung aller Mitwirkenden und das Einbinden
vieler Akteure aus einem Gemeinwesen war Grundlage und
Notwendigkeit für die Umsetzung der genannten Ziele und
Werte dieses Kulturprojekts. In diesem Sinne machte dieses Kulturprojekt nicht nur die einzelnen teilnehmenden
Individuen stark, sondern stärkte auch den Zusammenhalt des
Netzwerks in einem Gemeinwesen insgesamt.
AH Evangelische Abhängigen-Hilfe Brandenburg/Havel e.V., Zirkuskurs
35
Arbeit mit
geflüchteten Kindern und Jugendlichen
Verankerung und Veränderungen
im Sozialraum
Eine Zirkuswoche wurde mit schwer traumatisierten Kindern
aus acht Ländern in sechs Sprachen durchgeführt. Die teilnehmenden Kinder hatten alle einen Migrationshintergrund und
waren zumeist Flüchtlingskinder, die seit kurzem in Berlin
sind. Die insgesamt 28 Kinder kamen aus Syrien, Afghanistan,
Rumänien, Bosnien, Serbien, Kosovo, Türkei und Benin. Es war
ein Wagnis, bei dem wir Betreuer*innen und Trainer*innen
vorher nicht wussten, ob und wie das funktioniert. Die Woche
übertraf alle unsere Erwartungen. Täglich haben sich einige Jungen geprügelt. Im Laufe der Woche flossen oft Tränen,
doch die Gruppe wuchs – so unterschiedlich sie war – immer
mehr zusammen. Die Aufführung am Ende der Woche hat uns
Betreuer*innen mehr als entschädigt. Was die Kinder auf der
Bühne präsentierten, war über alle Maßen beeindruckend.
Diese Ferienwochen standen im Fokus von Begegnungen.
Kinder aus sozial schwachen Elternhäusern, Kinder mit Migra­
tions­hintergrund, Kinder mit Behinderungen arbeiteten ganz
selbstverständlich mit allen anderen Kindern zusammen. Die
Aktionen am Zirkuszelt und vor allem die Präsentationen jeweils am Freitag als Abschluss und Höhepunkt der Woche haben
sich positiv auf den Stadtteil ausgewirkt. Sowohl bei der täglichen Arbeit als auch bei den Präsentationen gab es Interesse von
Menschen, die einfach so vorbeikamen und die belebte Atmos­
phäre genossen. Die Präsentationen haben alle im gut gefüllten Zelt stattgefunden, wurden ausgiebig beklatscht und führten auch in diesem Jahr zu nachfolgenden Anmeldungen für das
kontinuierliche Training bei Montelino. Es kamen deutlich mehr
Anmeldungen von Kindern aus bildungsfernen und finanziell prekären Verhältnissen, was den Sinn der Ferienmaßnahme
hinsichtlich einer Verstetigung des Angebots deutlich macht.
Zirkus Internationale e.V., Schnupperzirkuswoche
Aufgrund der vorhandenen Sprachbarrieren standen von Anfang
an nonverbale Kommunikation und körperliche Ausdrucks­
möglichkeiten im Mittelpunkt des pädagogischen Wirkens. Mit
einfachen Spielen und zirkuspädagogischen Übungen wurde eine gemeinsame Ebene der Kommunikation gefunden. Dennoch
gab es innerhalb der kulturell sehr heterogenen Gruppe oft
Konflikte. Beispielhaft sei hier der Konflikt zwischen serbischen
und arabischen Jungen zu nennen. Beide Gruppen hatten ein
sehr stark ethnisches bzw. nationales Zugehörigkeitsgefühl und
neigten zu Ausgrenzung und teils herablassendem Verhalten anderen gegenüber. Hier galt es die individuellen und kulturellen
Grenzen der jungen Menschen zu erkennen und zwischen den
Teilnehmer*innen eine Form der Kommunikation zu schaffen.
Dies geschah durch die direkte Thematisierung bei Konflikten,
oft innerhalb von Klein- bzw. auch der Großgruppe. So konnten immer möglichst viele Teilnehmer*innen an dem Konflikt
lernen und ein Verständnis für den anderen entwickeln. Dieser
Fokus auf die Gruppe war auch in Hinsicht auf die Bildung einer gemeinsamen Gruppenidentität sehr wichtig. Durch diese
36
Zeltpunkt Montelino gGmbH, Ferien-Zirkuswochen
Mit diesem Projekt konnten erheblich mehr Menschen aus Oder­
berg für die Angebote und die langfristige Zusammenarbeit gewonnen werden. Durch die intensive Einbindung von Kindern
»vor Ort« erreichte das Netzwerk in diesem Jahr mehr Fami­
lien, gerade aus schwächeren Haushalten. Im Nachgang war
zu verzeichnen, dass jene Kinder – z. T. eigeninitativ – auch bei
Folge­veranstaltungen teilnahmen und Vorstellungen besuchten. Eine ganz besondere Freude war für uns, dass zu den Folge­
vorstellungen auch Mitglieder der acht Flüchtlingsfamilien, die
derzeit in Oderberg leben, den Weg zu den Vorstellungen fanden.
auf das Projekt war so hoch, dass es im Folgejahr unbedingt eine Fortsetzung des Projektes geben soll. In der öffentlichen
Wahrnehmung wurde das Projekt überwiegend positiv wahrgenommen. Die Reaktionen der Eltern und Stadtteilbevölkerung
waren überaus gut. Insbesondere gelang es durch das Projekt,
Flüchtlingsfamilien aus Mazedonien, Irak, Tschetschenien und
Afghanistan einzubinden, einige Eltern nehmen punktuell
selbst an den Workshops teil.
Kinderzirkus Tasifan/Kindervereinigung Weimar e.V., Zirkuskurs
Vuesch e.V./Zirkus Zack, Zirkuscamp für Kinder aus Berlin und Oderberg
gemeinsame Identität konnte bei den Teilnehmer*innen eine
hohe Motivation beim Training und bei den Proben erreicht werden.
Vuesch e.V./Zirkus Zack, Zirkuswoche für junge, z. T. unbegleitete Flüchtlinge
Das Projekt wurde von sehr vielen Kindern und auch Jugend­
lichen angenommen, das zeigte sich in der sehr verbindlichen
Teilnahme und der großen Motivation, in den Workshops mitzuarbeiten und auf eine Vorstellung hinzuarbeiten. Die Resonanz
Streiflichter
37
Verknüpfung schulische –
außerschulische Bildung
Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der Planungsphase, Schu­
len für dieses Projekt zu gewinnen, konnte eine Förderschule
über den Besuch bei der Schulsozialarbeiterin und dem Eltern­
rat gewonnen werden. Das Interesse war groß, insgesamt 30
Kinder nahmen teil. Die Schule war bei der Koordination der
Aufführung engagiert und die Freizeitangebote des Jugendtreffs
werden von Schulklassen auch außerhalb des Projektes wahrgenommen. Die Schulsozialarbeiterin in der Förderschule behandelt das Projekt im Sozialen Training, da hier eine Verknüpfung
von schulischer und außerschulischer Bildung gelungen ist. Es
besteht hohes Interesse daran, das Projekt fortzuführen. Kinder
aus der Förderschule konnten an das Angebot gebunden werden,
Kooperations- und Koordinierungsfähigkeiten der Kinder haben
sich deutlich verbessert. Eine gesamte Klasse besuchte den Treff,
um sich eine Aufführung anzuschauen. Sehr positive Resonanz
der Lehrer*innen: damit verbringen Kinder mit Sprach- und
Lernschwierigkeiten sowie Verhaltensauffälligkeiten ihre Frei­
zeit sinnvoll und aktiv-kreativ.
LeISA gGmbH, Halbjahreskurs
Ehrenamtler*innen
Für uns immer wieder beeindruckend waren die Rückmeldungen
der Lehrkräfte: Zum einen empfanden sie es alle als sehr dankbar und hilfreich, die eigenen Schüler*innen in einem anderen
Rahmen so intensiv und »neu« kennenzulernen (neue Stärken
und Schwächen wurden entdeckt und Schüler*innen generell
anders wahrgenommen). Zum anderen gab es viele Momente,
in denen Lehrkräfte ihr eigenes pädagogisches Handeln in der
Schule reflektierten und sich selbst wie auch die Institution
Schule kritisch hinterfragten: Wie mit »Störungen« umgehen? Wieder häufiger im Unterricht spielpädagogisch arbeiten.
Schüler nicht defizitorientiert betrachten, sondern mit Blick auf
das »Mögliche«.
Don Bosco Haus Chemnitz/Kinder- und Jugendzirkus Birikino
Bildung und besonders kulturelle Bildung wird zunehmend als
gemeinsame Aufgabe im Sozialraum verstanden. Die historisch
gewachsene Trennung von einem schulischen und außerschulischen Bildungsangebot ist nach unserer Meinung nicht mehr
zeitgemäß. Die Begrenzung unserer Arbeit auf den außerschulischen Bereich bedeutet auch, dass manche sozial- und bildungsbenachteiligten Kinder und Jugendlichen durch die Maschen
fallen und nicht erreichbar sind. Und leider sind dies oft jene
Heranwachsenden, die eine besondere Förderung benötigen.
Unsere ehrenamtlichen Begleiter*innen waren bei der Ideen­
findung, der Auswahl des Zieles, der Auftrittsorte bis hin zur
Programmgestaltung von Anfang an beteiligt. Sie waren auch
Kontaktpartner*innen für verschiedene Auftrittsorte, Orga­
ni­sator*innen der Reiseroute, Unterstützer*innen im Ver­
sorgungs­bereich und liebevolle Betreuer*innen und Lebens­
lehrer*innen. Sie gaben den Kindern und Jugendlichen einen
großen Schatz ihrer Erfahrungen und ihres Wissens weiter. Bei
den Aufführungen haben sie mitgewirkt als Sprecher*­innen oder
waren für die Fotodokumentation verantwortlich und halfen
den Artist*innen beim Schminken und Sortieren der Kostüme
und Materialien. Die ehrenamtlichen Helfer*innen waren zwischen 18 und 55 Jahren. Schüler*innen, Student*innen, Richter
an einem Gericht in Chemnitz, Chef eines Finanzamtes und
Angestellte. Sie kennen den Kinder- und Jugendzirkus zumeist
bereits seit mehreren Jahren und unterstützen uns regelmäßig.
Don Bosco Haus Chemnitz/Kinder- und Jugendzirkus Birikino, »Leiterwagentour«
Die Einbindung der Eltern in die Vorbereitung der zwei Halb­
jahres­aufführungen war ein wesentliches Augenmerk, um die
Ziel­gruppe mit ihren Familien auch generationsübergreifend
in die kulturelle Bildungsarbeit einbeziehen zu können. Die
Einbeziehung der Eltern fand vorrangig in den Bereichen Ideen­
findung für die Kostüme sowie durch das Kinderschminken
und einen Kuchenbasar statt. Die Eltern der Zielgruppe (Kinder
größtenteils aus Familien mit Migrationshintergrund und bildungsfernen Schichten) wurden hierdurch ermutigt, sich zur
Auf­führung – z.B. im Rahmen des Kita-, Weihnachts- oder Som­
mer­festes – ehrenamtlich zu engagieren.
Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. (Marzahn),
Zirkuskurs mit Kita Felix (Kinder- & Familienzentrum)
Jugendpfarramt der Nordkirche/Zirkus Abrax Kadabrax,
Zirkuskurse Fridjof-Nansen-Schule
38
Streiflichter
39
Starker Zirkus überall
Die Antragsteller bei »Zirkus macht stark«
(2013 – 2015)
1. AH Evangelische Abhängigen-Hilfe Brandenburg/Havel e.V./
Mit-mach-Zirkus HOPPLA www.ah-brandenburg.de
2. Alte Brauerei Annaberg e.V. www.altebrauerei-annaberg.de
3. Alter Gasometer e.V., Zwickau
www.alter-gasometer.de
4. Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Fulda e.V. www.awo-fulda.de
5. Baf e.V./baf gAG/Fantasia AG, Rostock www.bafev.de
www.baf-rostock.de / www.fantasia-rostock.de
www.ein-zelt-voller-leben.de
6. BDKJ Darmstadt e.V./Kinderzirkus Datterino
www.bdkj-darmstadt.de / www.kinderzirkus-datterino.de
7. Bellissima Polaris e.V., Speyer
www.kinderzirkusbellissima-polaris.de
8. Betreuungsverein der Grundschule Biedenkopf
www.grundschule-biedenkopf.de
www.gs.biedenkopf.schule.hessen.de/schwerpunkte/Betreuung
9. Bildung + Lernen gGmbH, Lünen www.bildungundlernen.de
10. Bund Deutscher PfadfinderInnen e.V., LandesverbandBerlin
www.bdp-berlin.org
11. Christlich-Soziales Bildungswerk Sachsen e.V., Nebelschütz,
OT Miltitz
www.csb-miltitz.de
12. Christophorus Schulverein München e.V.
www.christophorus-schulverein.de
13. Circus Projekt Waldoni e.V., Darmstadt
www.waldoni.de
14. Circus Schnick Schnack e.V., Herne www.schnick-schnack.de
15. Circusschule Die Rot(Z)Nasen e.V., Hamburg
www.circus-rotznasen.de
16. Circusverein Neumarkt e.V., Neumarkt/Oberpfalz
www.circusverein.de
17. Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos – Don Bosco
Haus Chemnitz /Birikino
www.dbh-chemnitz.de
18.Deutscher Kinderschutzbund e.V. Landesverband Bayern,
München
www.kinderschutzbund-bayern.de
40
19. Deutscher Kinderschutzbund Regionalverband Freiberg e.V.
www.kinderschutzbund-freiberg.de
20.Deutschland – Nangadef e.V., Sangerhausen
www.deutschland-nangadef.de
21.Diakonisches Werk im Landkreis Potsdam-Mittelmark e.V.,
Bad Belzig
www.dw-potsdammittelmark.de
22. Die ZIRKUSfabrik Kulturarena, Köln
www.diezirkusfabrik.com
23. DOMSPITZEN e.V., Köln
www.domspitzen.org
24. Don Bosco Jugendwerk Bamberg/Zirkus Giovanni
www.zirkusgiovanni.de
www.bamberg.donbosco.de/Zirkus-Giovanni
25. Don Bosco Jugend-Werk GmbH Sachsen/Birikino,
Chemnitz http://www.chemnitz.donbosco.de/Arbeitsfelder/
Kinder-und-Jugendzirkus-Birikino
26. epi-Zentrum e.V., Freiberg
www.epi-zentrum-fg.de
27. Erlebnisakademie e.V., Rheinbach www.erlebnisakademie.de
28.Erlebniswerk e.V., Saalfeld
www.facebook.com/pages/Erlebniswerk-eV
29. ESTAruppin e.V./Gauklerkids, Neuruppin
www.estaruppin.de/gauklerkids.html
30.Europäische Akademie der heilenden Künste e.V.,
Klein Jasedow
www.eaha.org
31.Evangelische Bildungszentren im Ländlichen Raum in
Bayern e.V.
www.lvhs-bayern.de
32. Evangelische Kirchengemeinde Kalk-Humboldt, Köln
www.ekir.de/kalk
33. Evangelischer Kirchenkreis Simmern-Trarbach, Kirchberg
www.ejust.de
34. Evangelisches Kinder- und Jugendwerk Heidelberg
www.jugendwerk-heidelberg.de
35. Evangelisches Kinder- und Jugendzentrum Altenkirchen
www.jugendzentrum-ak.de
www.kiju-altenkirchen.de
36.Evangelisch-Lutherischer Kirchenbezirk Löbau-Zittau/
Circus Applaudino
www.applaudino.de
37.FEZ Berlin
www.fez-berlin.de
38.Förderverein Grundschule II Stadtallendorf e.V.
www.g2-stadtallendorf.de
Starker Zirkus überall
39.Harlekids e.V., ZirkusPädagogisches Zentrum, Senftenberg/
OT Brieske
www.zpz-harlekids.de
40.IN VIA Kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit
in der Erzdiözese Freiburg e.V.
www.invia-freiburg.de
41. Jokes die Circusschule e.V., Bremen
www.circusjokes.de
42. Jugendförderverein Chance e.V., Buckow www.jfv-chance.de
43. Jugendpfarramt der Nordkirche/Zirkus Abrax Kadabrax,
Hamburg
www.jupfa.de /www.abraxkadabrax.de
44. JuKi Zukunft für Kinder und Jugendliche e.V./CircArtive
Haus-Hof-Pimparello, Gschwend
www.circartive.de/e_juki.html
45. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Altglienicke
www.cabuwazi.de
46. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Friedrichshain
www.cabuwazi.de
47. Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Kreuzberg
www.cabuwazi.de
48.Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Marzahn
www.cabuwazi.de
49.Kinder- und Jugendzirkus Berlin e.V. – Berlin-Treptow
www.cabuwazi.de
50.Kinder- und Jugendzirkus Blamage e.V., Erlenbach/Main
www.circus-blamage.de
51.Kinder- und Jugendzirkus Tasifan/Kindervereinigung
Weimar e.V., Weimar-Legefeld
www.tasifan.org
www.kinderhaus-weimar.de
52. Kinderschutz e.V. München
www.kinderschutz.de
53. Kindervereinigung Dresden e.V./KAOS, Dresden
www.kindervereinigung-dresden.de / www.kinderzirkus-kaos.de
54. KinderZirkus Zarakali e.V., Frankfurt/M. www.zarakali.de
55. Kulturakademie Traunstein e.V.www.traunstein.de/Sport-Freizeit/
56. Kulturbrücken Görlitz e.V.
www.facebook.com/KulturBrueckenGoerlitz / www.cyrkus.eu
57. KulTürchen e.V./Kinder- und Jugendzirkus
Kritzpritzknuckel­muckeldü, Burgdorf www.kultuerchen.org
58. LebensWerkSTATT Oldenburg gGmbH
www.lebenswerkstatt-oldenburg.de
59. LeISA GmbH/Zirkomania, Leipzig
www.leisa-leipzig.de
www.villa-leipzig.de
41
60. Lions Förderverein Essen-Werethina e.V., Essen
www.werethina.de
61. Moabiter Ratschlag e.V., Berlin www.moabiter-ratschlag.de
62. MoMoLo e.V., Jena
www.momolo.de
63. Montelino e.V., Potsdam
www.circus-montelino.de
64. Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der
ufafabrik e.V., Berlin
www.ufafabrik.de
65. Oikos Eine Welt e.V., Berlin
www.oikos-berlin.de
66. Ortsverein Lebenshilfe Rüdersdorf e.V. / Wiesenzirkus
Bunter Hund
www.bunterhund.net
67. Pädagogische Aktion/Spielen in der Stadt e.V., München
www.spielen-in-der-stadt.de
68. Rambazotti Internationaler Kinder- und Jugendcircus e.V.,
Kassel
www.circus-rambazotti.de
69. Reit- und Fahrverein Mildstedt und Umgebung e.V./Zirkus
Milki
www.reitverein-mildstedt.de
www.zirkus-milki.jimdo.com
70. SALZIG Sporthocker. Michael und Stephan Landschütz
GbR, Berlin
www.sporthocker.com
71. Soziale Bildung e.V., Rostock
www.soziale-bildung.org
72. SP!EL (Sozialräumliche Prävention im Emsland) Kolping
Bildungswerk Diözesanverband Osnabrück e.V., Salzbergen
www.sp-emsland.de
73. Spiel-Mobil im Kraichgau e.V., Meckesheim
www.spielmobil.org
74. Spokuzzi e.V./Zirkuspädagogisches Zentrum, Braunschweig
www.spokuzzi.de / www.zirkuszentrum.de
75. Sportjugend Dresden im Stadtsportbund Dresden e.V.
www.sportjugend-dresden.de
76. Sportverein Wonneberg e.V.
www.sv-wonneberg.de
77. Springkraut e.V. - Verein zur Förderung der Zirkuskultur,
Dresden
www.springkraut.org
78. Stadt Osnabrück – Fachbereich Kinder und Jugend
www.kinderschutz-niedersachsen.de / www.ostbunker.de
79. Stark durch Zirkus e.V., Uetersen
www.clown-muecke.de
80. Stuttgarter Jugendhaus gGmbH/Circus Helene
www.jugendhaus.net / www.helenep.de/circus-theater-tanz
81. Tanzteam Step by Step e.V., Berlin
www.tanzteamstepbystep.de
42
82.Tanztheater Elbaue Magdeburg e.V.
www.tanztheater.talentinsel.de
83.Tharandter Kultur- und Kunstverein e.V., Tharandt
www.tharandter-kkv.de
84. Theaterbündnis Blumenstrauß e.V., Berlin
www.theaterbuendnis.de
85. Trägerkreis junge Flüchtlinge e.V., München
www.schlau-schule.de
86.Turngemeinde Biberach 1847 e.V., Biberach
www.tg-biberach.de
87. Verein für Kinder- und Jugendkultursozialarbeit »Zirkus
Internationale« e.V., Berlin
www.zirkus-internationale.de
88.Verein für Natursport & Kunst Hase-Ems e.V., Alfhausen
www.vnkhe.de
89. Verein für Spiel und Theater e.V./Zirkus Kokolores,
Saarbrücken
www.vereinfuerspielundtheater.de
90.Verein zur Förderung der Sachsendorfer Oberschule e.V./
Ratz Fatz, Cottbus
http://ratz-fatz.saos.de
91. Verein zur Förderung ganzheitlicher Bildung e.V./Zirkus
Barbarella, Barnstorf
www.zirkus-barbarella.de
92. Verein zur Überwindung der Schwerkraft (Vuesch) e.V. –
Schatzinsel, Berlin www.schatzinsel.vuesch.org
93. Verein zur Überwindung der Schwerkraft (Vuesch) e.V. –
Zirkus Zack, Berlin
www.vuesch.org/zack
94. VfL Munderkingen e.V.
www.vfl-munderkingen.de
95. Zentrum für bewegte Kunst e.V./Sonnenstich, Berlin
www.circus-sonnenstich.de/zentrum-fuer-bewegte-kunst
96. Zentrum für Zirkus und bewegtes Lernen Halle e.V.
www.zzb-halle.de
97. Zirkus San Pedro Piccolino, Werl
http://zirkus.langschmidt.com
98. Zirkusschule Seifenblase e.V., Oldenburg
www.zirkusschule-seifenblase.de
99. Zirkuswerkstatt Pforzheim e.V.
www.zirkuswerkstatt-pforzheim.de
100. Zirkus Willibald unter Trägerschaft vom Bürgerhaus
Wilhelmsburg, Hamburg
www.zirkus-willibald.de
www.buewi.de
»Zirkus macht stark« in Zahlen
Nach dem Start im Jahr 2013 hat sich die Zahl der Antragsteller
und lokalen Bündnisse stark erhöht und nur der Umfang
der zur Verfügung stehenden Mittel begrenzt die Anzahl der
Maßnahmen – beantragt wurden sehr viel mehr. Um 2015 den
Kreis der Teilnehmer wesentlich erweitern zu können, wurde die
Anzahl der Maßnahmen in Relation zu den lokalen Bündnissen
bei den einzelnen Antragstellern reduziert. So wurde eine noch
größere Flächendeckung mit Zirkusaktivitäten erreicht.
Die Zahlen für 2015 sind nur vorläufige Ergebnisse, da noch
nicht alle Auswertungen vorliegen.
Kooperationen und Vernetzungen
bringen uns voran
»Zirkus macht stark – Zirkus für alle e.V.« ist Mitglied im deutschen Kulturrat, Rat für Darstellende Kunst und Tanz (www.kulturrat.de), und im Netzwerk Zirkus (www.netzwerk-zirkus.de).
Enge Kontakte bestehen zur Bundesarbeitsgemeinschaft
Zirkuspädagogik (www.bag-zirkus.de) und zu verschiedenen
Landesarbeitsgemeinschaften Zirkus, so arbeitet beispielsweise
der Vorsitzende der LAG Zirkuspädagogik Bayern (www.lag-zirkus-bayern.de), Jörg Breitweg, in der Auswahlkommission mit,
ebenso wie Verena Schmidt vom Vorstand des Netzwerks Zirkus.
Selbstverständlich ist »Zirkus macht stark« auch in verschiedenen
Gremien des Förderprogramms »Kultur macht stark. Bündnisse
für Bildung« vertreten, so im Programmpartnertreffen von
»Kultur macht stark« mit dem Bundesministerium für Bildung
und Forschung und in der Ständigen Konferenz, dem internen
Treffen der Programmpartner, das von der Bundesvereinigung
Kulturelle Jugendbildung BKJ koordiniert wird.
Weitergeleitete
Mittel
Antragsteller
Lokale Bündnisse
Maßnahmen
Teilnehmer*innen
2013
2014
2015
740.089,77 €
37
77
276
6317
2.012.794,91 €
58
127
493
12199
2.301.116,16 €
90
130
499
12091
Impressum: Zirkus macht stark – Zirkus für alle e.V., Berlin 2016
Redaktion: Gisela Winkler, Ylva Queisser, Elisabeth Schelhas
Gestaltung und Herstellung: Marc Berger
Fotos: Udo Altmannshofer (Seifenblase) S. 31; Achim Appel (Theaterbündnis
Blumenstrauß) S. 21; Jana Bath (Fantasia) S. 34; Luisa Belger (ZZB Halle) S.
34; Tom Dziubak (Jokes) S. 16; Florian Gartner (Kulturbrücken Görlitz) S. 29;
Jana Juneck (MoMoLo) S. 14; Swen Kaatz (Alter Gasometer) S. 33, 43; Moritz
Küster (Barbarella) S. 30, 38; Alexander Lohse (Europ. Akademie) S. 4-9; Darko
Nicolic Titel; Tina Peissker (MoMoLo) S. 13, 14; André Rösner (Birikino) S. 22,
23, 39; Frank Schilling (Rambazotti) S. 27, Rücktitel; Yves Sucksdorf (Kinder- u.
Jugendzirkus Berlin) Inhalt, S. 10-12, 26, 28; Ute Warbein (Montelino) S. 37; Silke
Wolf (Stadtallendorf) S. 25; Tom Philipp Zenker (Fantasia) S. 18, 19; Applaudino
S. 32; AWO Fulda S. 30; Bellissima S. 39; Giovanni S. 32, 33, 35; Minimumm S. 33;
Nangadef S. 30, 37; Waldoni S. 36; Willibald S. 29; Sporthocker S. 38; Tharandter
Kulturverein S. 40
Zirkus macht stark – Zirkus für alle e. V.
Projektbüro: Bouchéstr. 75 · 12435 Berlin
www.zirkus-macht-stark.de • [email protected]
Tel.: 030-544 90 15 24 · Fax: 030-544 90 15 29