Anstifter 3-2011 - Stiftung Liebenau
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Anstifter 3-2011 - Stiftung Liebenau
Anstifter 2011 Ausgabe 3 Stiftung Liebenau Jahresbericht 2010 bestätigt erfolgreiche Arbeit Seite 6 Prälat Brock feierlich ins Amt eingeführt Seite 8 Altenhilfe Wo Jung und Alt aufeinander achten Seite 20 Menschen mit Behinderung 20 Jahre ABW in Tettnang Seite 24 Bildung BBW war die letzte Chance Seite 26 Kinder und Jugend Vielzahl von Angeboten unterstützt Familien Seite 32 Betriebe und Dienstleister Urlaub in Liebenau Seite 34 Infos aus der Stiftung Liebe Liebenau Unsere Autoren in diesem Heft: Dr. Berthold Broll Vorstand Stiftung Liebenau Wolf-Peter Bischoff Chefredakteur Stiftung Liebenau Inhalt Inhalt Titelfoto: Ferienfreizeit in Buggensegel macht Spaß (Foto: Scheidel) Anne Oschwald Freie Mitarbeiterin Teamwork Kommunikation und Medien GmbH Susanne Droste-Gräff Redakteurin Teamwork Kommunikation und Medien GmbH Helga Raible Redakteurin Teamwork Kommunikation und Medien GmbH 3 Meine Meinung Menschen mit Behinderung von Dr. Berthold Broll 4 kurz und knapp 21 Zeit für Hobbys im Ruhestand 5 Termine 22 Wohn- und Arbeitsplätze für alle 7 www-Adressen 24 „Wir gehören zum Stadtbild“ Das letzte Wort 26 Chancen durch Qualifizierung 35 von Wolf-Peter Bischoff 36 Spot an Bildung Stiftung Liebenau 6 Erfolgreiche Arbeit für Menschen mit 28 BBW ist oft die letzte Chance 30 „Ihr Erfolg ist unser Erfolg“ 31 Junger Mann mit Potenzial Hilfebedarf Elke Benicke Freie Mitarbeiterin Teamwork Kommunikation und Medien GmbH 8 Amtseinführung von Prälat Brock 9 Nachgefragt: Die ersten 100 Tage 11 BFD: Einsatz mit Sinn 12 Bausteine der Erneuerung 14 So war der Sommer 2011 16 Mit Genuss Soziales unterstützen Kinder und Jugend 32 Aktivitäten für Kinder unterstützen die ganze Familie Sabine Centner Freie Mitarbeiterin Teamwork Kommunikation und Medien GmbH Betriebe und Dienstleister Altenhilfe 34 17 Leistungssportlerin im Seniorenheim Christof Klaus 18 Dankeschön für Ehrenamtliche Freier Mitarbeiter Teamwork Kommunikation und Medien GmbH 20 Wo Jung und Alt aufeinander achten Lioba Scheidel Freie Mitarbeiterin Teamwork Kommunikation und Medien GmbH Claudia Wörner Freie Mitarbeiterin Teamwork Kommunikation und Medien GmbH Der Urlaub beginnt in Liebenau In diesem Anstifter finden Sie die erste Ausgabe der Liebenauer Spendennachrichten Anstifter Meine Meinung LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, Arbeit hat für viele Menschen eine große Bedeutung. Bezahlte Arbeit gibt den meisten das zum Leben notwendige Erwerbseinkommen, darüber hinaus aber Aufgabe, Lebensinhalt, soziale Eingebundenheit und einen wichtigen Sinn. Dabei wäre es bei Weitem zu kurz gegriffen, Arbeit gleichzusetzen mit bezahlter und mit Steuer- und Sozialversicherungsabgaben belegter Erwerbstätigkeit. Die Erhebung von Steuern und Abgaben auf bezahlte Arbeit ist zwar im modernen Staatswesen kaum wegzudenken und wichtige Grundlage für die Wahrnehmung von öffentlichen Aufgaben, nicht zuletzt im sozialen Bereich. Aber genauso wertvoll, wenngleich ohne die entsprechende ökonomische Honorierung, ist die Arbeit, die etwa in den Familien geleistet wird, oder die freiwillige bürgerschaftliche Arbeit, etwa in Verbindung mit Ehrenämtern. Für Erwebstätige ist ihre Arbeit ein zentraler Lebensinhalt, für den sie viel Zeit aufwenden und nach dem sie Dr. Berthold Broll Vorstand der Stiftung Liebenau sich ausrichten. Während in früheren Zeiten eine freie Berufswahl gar nicht oder nur eingeschränkt möglich war, erfolgt diese heute vielfach nach persönlicher Neigung. Verbunden damit ist die Erwartung, dass die ausgeübte Tätigkeit nicht nur Entgelt bringt, sondern auch innere Befriedigung über die Art der Arbeit schafft. Darüber hinaus soll sie auch einem sinnvollen Zweck dienen. Nicht bei allen Tätigkeiten ist dies gleichermaßen ersichtlich. Einigkeit besteht aber darin, dass derjenige, der für andere Menschen arbeitet, für unterstützungsbedürftige Menschen, eindeutig einen Zugewinn an Lebensfreude und Lebensinhalt hat. Für Menschen zu arbeiten, sich für sie einzusetzen und da zu sein, ist Kern des Menschseins und hat für glaubende Menschen einen gottgewollten Sinn in sich selbst. Dabei kann es als zweitrangig angesehen werden, ob die jeweilige Arbeit unmittelbar am und mit dem Menschen erfolgt oder mittelbar, etwa in Verwaltungs- oder Dienstleistungsbereichen. Eine Bestätigung für diese Aussagen hat die jüngste Befragung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stiftung Liebenau und ihren Gesellschaften ergeben. Besonders erfreulich sind zwei Aussagen: Die allermeisten Mitarbeitenden empfinden eine sehr hohe Zufriedenheit mit ihrer jeweiligen Tätigkeit und machen ihre Arbeit gerne. Spricht man über berufliche Arbeit, muss man sich aber auch immer wieder deutlich machen, dass diese weder Selbstzweck noch einziger Zweck des Lebens ist. Leben findet in vielfältigen Begegnungen, im Austausch mit anderen Menschen statt. Daher braucht es im Arbeitsbereich immer wieder Auszeiten: Urlaub, Abstand und Gelassenheit im Umgang mit dem eigenen Tun. Bei aller Wichtigkeit sollte die beruflichen Arbeit nicht der einzige Lebensinhalt sein. Wichtig ist ein guter Ausgleich mit Familie, Freundschaften, dem verantwortlichen gesellschaftlichen und religiösen Leben sowie sonstigen Interessen und Aktivitäten. Leben heißt Vielfalt, und für gläubige Menschen liegt der Zweck des Lebens ohnehin in der Lebensrichtung auf Gott hin. Arbeit für andere Menschen hat vor dieser Perspektive eine ganz besondere Bedeutung. Dies dürfen wir immer wieder neu weitersagen. Das meint Ihr Berthold Broll kurz und knapp Liebenau/Konstanz Dußlingen Liebenauer Fotoarchiv „entdeckt“ Eine neue Heimat mitten im Ort 13 Wohnungen bietet die Wohnanlage für Menschen mit und ohne Behinderung in Dußlingen. Am 23. Mai wurde sie im Ortszentrum mit einem Fest eingeweiht, zu dem zahlreiche Vertreter von Politik und Kirche kamen. Mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott“ dankte Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau, der Gemeinde Dußlingen und dem Gemeinderat für den Bau der Wohnanlage an prominenter Stelle mitten im Ort. „Auch die Unterstützung des Landkreises signalisiert den Stellenwert, der auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderung gelegt wird“, sagte Dr. Broll. Nicht Fotografische Schätze haben zwei Medien- zuletzt habe sich Dieter Hillebrand (MdL), ehemaliger Behindertenbeauftragter der wissenschaftlerinnen der Universität Kon- Landesregierung, sehr für die Belange von Menschen mit Behinderung eingesetzt. stanz im Archiv der Stiftung Liebenau Gebaut wurde die Wohnanlage mit 13 barrierefreien Wohnungen für Menschen mit geborgen. Mehr als 15 000 Papierabzüge, erheblichem Hilfebedarf. Die Baukosten beliefen sich auf rund 1,8 Millionen Euro, Negative und Dias haben Prof. Dr. Beate 200.000 Euro steuerte die Aktion Mensch bei. Ochsner (links) und M.A. Anna Grebe in Fotoalben, Kartons und Mappen im Liebenauer Schloss ausfindig gemacht und im Rahmen eines Forschungsprojekts zum großen Teil digitalisiert. Für die Medienwissenschaft sei das Archiv der Stiftung von sehr hohem Wert, so Prof. Ochsner. Die Bilder aus unterschiedlichen Zeiträumen, die ohne speziellen Zweck aufgenommen wurden, ermöglichen Rückschlüsse darauf, wie das Thema Behinderung im sozialen und ethischen Kontext jeweils wahrgenommen wurde. Bei einem medienwissenschaftlichen Symposium zum Thema „Andere Bilder/Bilder des Anderen“ wurden einige der historischen Fotografien Als gelungenen Baustein, der die Gemeinde Dußlingen voranbringe, bezeichnete Dieter erstmals einem Kreis von Wissenschaftlern Hillebrand, die Wohnanlage. „Die Stiftung Liebenau hat Hervorragendes geleistet, und Studenten vorgestellt. Weitere indem sie Menschen eine neue Heimat und Perspektiven bietet.“ Inklusion bedeute Tagungen und Publikationen im Rahmen nämlich nichts anderes, als Menschen mit Behinderung mitten hinein ins Leben zu des Forschungsprojekts „Sozio-mediale nehmen. Joachim Walter, Landrat des Landkreises Tübingen, sah es nicht als Zufall, Konstruktion von Behinderung“ sollen fol- dass die Einweihung ausgerechnet am Tag des Grundgesetzes stattfand. „Jeder Mensch gen, sobald der gesamte Fotobestand einge- hat das Recht auf ein Leben in Würde innerhalb der Gemeinschaft.“ Foto: Hass scannt und gesichtet ist. Impressum Anstifter Auflage: 6 000 Herausgeber: Stiftung Liebenau Redaktion: Wolf-Peter Bischoff (verantwortlich), Anne Oschwald 4 iiStiftung Liebenau Teamwork Kommunikation und Medien GmbH Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren Tel.: 07542 10-1181 Fax: 07542 10-1117 vera.ruppert@ teamwork-kommunikation.de Spendenkonto: Stiftung Liebenau Kt. 209 944 71 Sparkasse Bodensee BLZ 690 500 01 Liebenau Einführungsworkshop für Führungskräfte Spittal „Lebenswelt“ für Menschen mit Behinderung Im österreichischen Spittal entsteht die neue „Lebenswelt St. Antonius“ für Menschen mit Behinderung in Trägerschaft der Stiftung Liebenau mit ihrer österreichischen Tochtergesellschaft St. Anna-Hilfe. Mitte Juni unterzeichneten Dr. Berthold Broll (Vorstand Stiftung Liebenau), Mag. Ina-Maria Lerchbaumer, Mag. Ewald Nageler, Dr. Robert Briem, (Lerchbaumer-Stiftung) den Vertrag für das Projekt. Mitten in der Stadt Spittal wird die größte Betreuungseinrichtung für Menschen mit Behinderung in Oberkärnten errichtet. Räum- Neue Führungskräfte aus der Altenpflege, aus dem Bereich Hil- liches Herzstück ist die ehemalige „Villa Lerchbaumer“, die um fen für Menschen mit Behinderung, aus Verwaltung, Hauswirt- einen Anbau erweitert wird und zukünftig 18 beeinträchtigten schaft, Schule und dem Bereich der beruflichen Bildung sowie Menschen, vorrangig jungen Erwachsenen, ein Zuhause bieten Prokuristen treffen sich seit 2004 jährlich zu einem Einfüh- will. Außerdem entsteht eine Tagesstätte mit insgesamt 24 Plät- rungsworkshop. Ziel: Den Verbund der Stiftung Liebenau zen. Den Anstoß für die Lebenswelt gab Ina-Maria Lerchbaumer und das Zusammenspiel mit dem eigenen Arbeitsplatz näher mit der Familien-Privatstiftung Lerchbaumer für ihren beeinträch- kennen zu lernen. Die Führungskräfte hatten auch wieder Gele- tigten Sohn Anton. Foto: privat genheit sich mit den beiden Vorständen der Stiftung Liebenau, Dr. Berthold Broll und Dr. Markus Nachbaur auszutauschen. „Dieser Tag soll Vertrauen schaffen und die Zusammenarbeit erleichtern“, begrüßte Dr. Broll die Mitarbeiter, die seit maximal zwei Jahren in der mittleren beziehungsweise oberen Leitungsebene tätig sind. Aus den unterschiedlichsten Bereichen stammend, diskutierten die Führungskräfte, wie das christlich geprägte Leitbild im eigenen Arbeitsumfeld erlebt wird, und setzten sich mit Themen wie Aufbau und Organisation des Stiftungsverbunds sowie der Zusammenarbeit der einzelnen Gesellschaften und der mittel- und langfristigen Ausrichtung der Stiftung Liebenau auseinander. Foto: Stemmer Termine 16. Oktober 2011 Dankgottesdienst, Hospizbewegung St. Josef e. V Schlosskirche, Friedrichshafen Tag der offenen Tür Stationäres Hospiz Friedrichshafen 4. November 2011 Vortrag: „Lebe mit Leidenschaft“ Friedrichshafen 31. Oktober, 2. bis 4. November 2011 Kinderferienprogramm Hegenberg iiStiftung Liebenau 5 Die Vorstände der Stiftung Liebenau (v.l.) Dr. Markus Nachbaur, Dr. Berthold Broll und Prälat Michael H. F. Brock präsentieren den Jahresbericht 2010. Foto: Niethammer Erfolgreich für Menschen mit Hilfebedarf Stiftung Liebenau legt Jahresbericht 2010 vor von Helga Raible unbehinderte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Die dafür erforderliche Unterstützung sollen sie individuell zugeschnitten und in ihrem direkten Lebensumfeld erhalten. Strategische Kontinuität einerseits und gezielte Investitionen In allen Tätigkeitsbereichen lagen daher Arbeitsschwer- andererseits haben das Jahr 2010 zu einem erfolgreichen Jahr für punkte auf räumlichen Erweiterungen einerseits und die Stiftung Liebenau, ihre Tochtergesellschaften und Beteiligungen fachlichen Differenzierungen andererseits: Erschlossen werden lassen. Dieses Ergebnis findet sich im Jahresbericht der wurden neue Standorte für Altenhilfe- und Bildungsan- Stiftung Liebenau, der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist und der gebote und für dezentrale Wohnangebote. Auch die Stiftung Helios – Leben im Alter. Die drei Stiftungen sind mit ins- medizinischen Hilfen für Menschen mit Behinderung gesamt 6 000 Mitarbeitern an 90 Standorten in Deutschland, Öster- wurde vorangetrieben. Die fachlich gute Qualität fand reich, Italien, Bulgarien und der Schweiz tätig, hauptsächlich in den Bestätigung in externen Prüfungen und Zertifizie- Aufgabenfeldern Altenhilfe, Hilfe für Menschen mit Behinderung, rungen. Gesundheit, Bildung und Hilfen für Kinder und Jugendliche. Arbeitsplätze sichern 6 Die Strategie der Stiftung Liebenau ist langfristig aus- „Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit gerichtet. Wesentliche Merkmale des Stiftungshandelns gebührt vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- sind soziale und ökologische Nachhaltigkeit, Innovati- tern“, so Vorstand Prälat Michael H. F. Brock. Ihre Zahl on und wirtschaftliche Verantwortung. „Wir legen Wert ist im Berichtsjahr weiter gestiegen, auf mehr als 6 000 auf dauerhafte und vor allem präventive Aktivitäten“, Hauptamtliche in der Stiftung Liebenau mit der Stif- erläutert Stiftungsvorstand Dr. Berthold Broll. Fach- tung Hospital zum Heiligen Geist und der Stiftung liches Ziel ist, Menschen mit Hilfebedarf eine möglichst Helios – Leben im Alter, rund 4 Prozent mehr als im iiStiftung Liebenau Vorjahr. 74 Prozent der Belegschaft sind weiblich, die mit insgesamt 31,5 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr Teilzeitquote beträgt 62 Prozent. Hinzu kommen etwa um rund 17 Prozent gestiegen. 2 400 ehrenamtlich Tätige, die sich vor allem für Als zunehmend problematisch wirkt sich der Rückgang Senioren und Menschen mit Behinderung engagieren. der öffentlichen Zuschüsse für Investitionsvorhaben 9,3 Prozent der Beschäftigten waren im Jahr 2010 Aus- aus. Im mehrjährigen Vergleich haben sie sich um rund zubildende, Praktikanten und junge Leute im Freiwil- 75 Prozent verringert (2,17 Mio. Euro 2010 gegenüber ligen- oder Zivildienst. 8,7 Mio. Euro 2006). Aus diesem Grund hat die Stiftung Liebenau sich zum Wirtschaftlich nachhaltig handeln Ziel gesetzt, neue Finanzierungsquellen zu erschließen. Der Anspruch der Nachhaltigkeit gilt auch für das wirt- Seit rund fünf Jahren bietet sie mit der „ZustifterRente“ schaftliche Handeln der Stiftung Liebenau. „Wir achten ein zunehmend nachgefragtes Modell zur Verrentung auf ein ausgewogenes Wachstum, das im Einklang mit von Immobilien an. Im Jahr 2010 hat sie außerdem ihre unseren Ressourcen steht“, so Vorstand Dr. Markus Aktivitäten im Fundraising verstärkt. Auch die Dienst- Nachbaur. Wirtschaftliches Ziel ist, einen Überschuss zu leistungsunternehmen der Stiftung Liebenau tragen zur erwirtschaften, den die Stiftung wiederum zur Weiter- wirtschaftlichen Absicherung bei. entwicklung ihrer gemeinnützigen Tätigkeiten einsetzen kann. Dieses Ziel hat die Stiftung im Jahr 2010 erreicht. Der Gesamtumsatz der Stiftung Liebenau mit der Stif- Information: tung Hospital zum Heiligen Geist und der Stiftung Der Jahresbericht der Stiftung Liebenau ist erhält- Helios betrug im Jahr 2010 rund 270 Mio. Euro. Er ver- lich unter der Telefonnummer 07542 10-1181, teilt sich hauptsächlich auf die Altenhilfe zu 41 Pro- E-Mail [email protected] zent, die Hilfe für Menschen mit Behinderung zu oder als Download im Internet unter 31 Prozent und die Bereiche Bildung und Gesundheit www.stiftung-liebenau.de. (10 beziehungsweise 9 Prozent). Die Investitionen sind Weitere Informationen finden Sie unter: Stiftung Liebenau Bildung Dienstleister und Stiftungsbetriebe www.stiftung-liebenau.de www.bbw-rv.de www.lise-gmbh.de www.christliche-hospizstiftung.de www.bbw-produkte.de www.kochwerk-rv.de www.zustifterrente.de www.cafe-miteinander.de www.lbu-gmbh.com www.marktwirtschaft-badwaldsee.de www.lbu.ag Altenhilfe www.raz-ulm.de www.ligas-gmbh.de www.st.anna-hilfe.at www.ifsb.rv.schule-bw.de www.liebenauer-landleben.de www.altenhilfe-liebenau.de www.fortbilden-entwickeln.de www.liebenauer-brennholz.de www.teamwork-kommunikation.de www.st.anna-hilfe.de www.liebenauer-brennholz.de www.liebenau-lebenimalter.de Hilfe für Kinder und Jugendliche www.hlg-lebenimalter.de www.kinderhospiz-nikolaus.de www.pflegeheim-helios.ch www.akrobat-hilft.de Sonstige Tätigkeiten www.dorfplatz-sg.ch www.kindernachsorge-rv.de www.schloss-badwurzach.de www.casa.or.at www.kinderhospizdienst-amalie.de www.bulgarisch-deutsches-sozialwerk.de WWW www.netzwerkfamilie.de Behindertenhilfe www.st.gallus-hilfe.de www.bruesseler-kreis.de www.netzwerk-song.de Gesundheit www.st.lukas-klinik.de www.kjp-bernsteinstrasse.de iiStiftung Liebenau 7 Amtseinführung von Prälat Brock Stiftung Liebenau: Neuer Vorstand feierlich eingesetzt von Christof Klaus wies Dr. Senn auf den konstruktiven Dialog und die großen Schritte der Annäherung zwischen Stiftung Liebenau und Diözese nach den jahrelangen Unklarheiten über den Rechtsstatus der Stiftung. Insofern sei die LIEBENAU – Das Führungstrio der Stiftung Liebenau ist nun auch Ernennung Brocks auf bischöflichem Vorschlag auch als offiziell wieder vollständig: Mit einem Gottesdienst und anschlie- ein deutliches „Signal für die Zusammenarbeit in der ßendem Festakt wurde das neue Vorstandsmitglied Prälat Michael H. Zukunft“ zu werten. F. Brock in sein Amt eingeführt. Der Bischof der Diözese RottenburgStuttgart, Dr. Gebhard Fürst, zelebrierte die Eucharistiefeier in der Viel Arbeit wartet Liebenauer Kirche St. Maria. „Lieber Herr Brock, viel Arbeit wartet hier auf Sie“, begrüßte Vorstand Dr. Berthold Broll seinen neuen Kollegen. Mit ihren über 6 000 hauptamtlichen Beschäf- Anfang Mai hatte er bereits seine Arbeit in Liebenau tigten in rund 250 Einrichtungen betreut, pflegt und aufgenommen, Mitte Juli ist er mit einem Festakt unter begleitet der Liebenauer Verbund mit nachweislich den Augen zahlreicher Gäste aus Kirche, Politik und hoher Qualität jährlich mehr als 15 000 Menschen. Verwaltung sowie Vertretern anderer Sozialeinrich- Dabei sieht man sich nicht nur als Dienstleister, son- tungen offiziell in sein Amt eingeführt worden: Prälat dern auch als gesellschaftlicher Akteur. Vor dem Hin- Michael H. F. Brock, das neue Gesicht im gleichberechtigten dreiköpfigen Führungsteam der Stiftung Liebenau. „Zusammen mit Dr. Berthold Broll und Dr. Markus Nachbaur ist der Vorstand nun wieder komplett“, stellte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Joachim Senn in seiner Ansprache fest und freute sich, dass damit „nach längerer Vakanz wieder ein Priester im obersten Gremium der Stiftung“ sitze. Zuletzt hatte mit Dieter Worrings von 1996 bis 2008 ein Geistlicher die Geschicke des Sozialunternehmens mit bestimmt. „Ein Mann klarer Worte“ und „Brückenbauer“ Schon in den vielen Gesprächen vor seiner Wahl durch den Aufsichtsrat im Februar 2011 habe sich Brock als „ein in hohem Maße geeigneter und kompetenter Bewerber um das Vorstandsamt erwiesen“, wie Dr. Senn erklärte. So gelte Brock „als Mann klarer und deutlicher Worte“ und könne mit seiner großen Erfahrung an der Schnittstelle von Kirche und Gesellschaft sowie seinen guten Kontakten ein „Brückenbauer“ zur Diözese Rottenburg-Stuttgart sein. In diesem Zusammenhang verViele persönliche Glückwünsche zum neuen Amt erhielt Liebenaus neuer Vorstand Prälat Michael H. F. Brock. Fotos: Thorsten Schmidt 8 iiStiftung Liebenau Zusammen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Stiftung Liebenau Dr. Joachim Senn Rund 250 Gäste aus Kirche, Politik und dem Verbund der (von links) feierten Bischof Dr. Gebhard Fürst und die drei Vorstände der Stiftung Stiftung Liebenau waren zur feierlichen Amtseinführung von Liebenau Dr. Berthold Broll, Prälat Michael H. F. Brock und Dr. Markus Nachbaur die Vorstand Prälat Michael H. F. Brock gekommen. Amtseinführung. tergrund der großen Veränderungen im Sozialbereich Brock: „Ich bin gut angekommen“ bekräftigte Dr. Broll die Bedeutung von Werten wie Dieser freute sich, als gebürtiger Oberschwabe nach Handlungsfreiheit und Verantwortung für die Innovati- zuletzt langjähriger Tätigkeit als Dompfarrer und Stadt- onskraft des Unternehmens und zitierte angesichts dekan in Stuttgart wieder zurück „in gewohnten Lan- künftiger Herausforderungen den Stiftungsgründer den zu sein, wo ich meine Kinderstube erlebt habe.“ In Adolf Aich: „Da sollte doch Wandel geschafft werden.“ seinen ersten Wochen in Liebenau habe Brock bereits Neben einer Unternehmenskultur des gelebten Vertrau- ein „unheimliches Engagement und große Wertschät- ens, der Nachhaltigkeit und der Kirchlichkeit diene das zung“ erfahren in einem Unternehmen, das so vielfältig Motto der Stiftung Liebenau, „In unserer Mitte – Der aufgestellt sei wie die Bedürfnisse der ihr anvertrauten Mensch“, dabei als „tägliches Handlungsprogramm bei Menschen. „Ich bin gut angekommen“, betonte er. Nun all unserem Tun.“ gehe es für ihn darum, da zu sein und zu gestalten im Sinne der Menschen: „Die Frage heißt nicht: Woher „Sie sind willkommen“ kommst Du, was glaubst Du, was kann man an Dir ver- Diesen Leitsatz griff Susanne Droste-Gräff als Vorsitzen- dienen? Sondern: Was kann ich Dir Gutes tun, damit du de der Mitarbeitervertretung in ihrem Grußwort auf, wieder leben kannst?“ um ihn auch auf die Beschäftigten zu beziehen. So sei das Personal einer der entscheidenden Faktoren, die Gottesdienst mit Bischof Fürst künftig über den Erfolg und Fortbestand sozialer Unter- Vor dem Festakt im Liebenauer Gallus-Saal hatte ein nehmen entscheiden. „Haben Sie Vertrauen in uns, Gottesdienst die Feierlichkeiten eröffnet. In der voll motivieren sie uns“, appellierte sie an Michael H. F. besetzten Kirche St. Maria dankte Bischof Gebhard Brock, um im Gegenzug dem neuen Vorstand zu ver- Fürst der Stiftung Liebenau für die „ganz überzeu- sprechen: „Seien Sie sich unserer Unterstützung genden Dienste an den Menschen“ im Sinne einer dia- gewiss. Sie sind willkommen!“ konischen Kirche und im Sinne von Jesus Christus. iiStiftung Liebenau 9 „Im Kerngeschäft jesuanischen Handelns“ Die Fragen stellte Helga Raible weil wir hier im Kerngeschäft jesuanischen Handelns sind, wo es immer um das Heil, das konkrete heilende Leben gegangen ist. Herr Prälat Brock, die ersten 100 Tage im Vor- Als Stadtdekan von Stuttgart hatten Sie 18 Jahre stand der Stiftung Lie- lang eine bedeutende Rolle in der Landeshaupt- benau liegen hinter stadt inne. Sind Sie gern in die oberschwäbische Ihnen. Was sind Ihre Provinz umgezogen? ersten Eindrücke? Das war ein Schritt, der mir nicht leicht gefallen ist. Ich habe einen ersten Ich habe ihn aber gemeinsam mit dem Bischof nach Einblick bekommen in die 18 Jahren Stuttgart für richtig gehalten. Und ich Vielfalt und Kompetenz, spüre, wie mich diese Entscheidung neu motiviert mit der die Stiftung Lie- hat, positiv den Aufbruch noch einmal zu gestalten. Prälat Michael H. F. Brock, benau unterwegs ist in Ich danke dem Bischof für das Vertrauen, das er mir Vorstand der Stiftung ihren Einrichtungen, in damit ausgesprochen hat, ebenso wie dem Aufsichts- Liebenau ihrer Fachlichkeit, vor rat, der mich gewählt hat. Ich bin gern gekommen, allem aber in ihrer weil die Stiftung Liebenau eine kirchliche Stiftung Menschlichkeit. Ich habe ist. erfahren, dass sie deswegen so vielfältig aufgestellt ist, weil die Lebenslagen der Menschen so unter- Als Vorstandsmitglied übernehmen Sie nicht schiedlich sind wie ihre Bedürfnisse. Und ich habe in allein seelsorgerische und theologische Aufgaben, den Gesprächen der ersten Monate gespürt, wie die sondern verantworten wie Ihre beiden Kollegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, egal auf welcher einen großen Geschäftsbereich mit allen unter- Ebene, mit unheimlichem Engagement und großer nehmerischen, sozialpolitischen und wirtschaft- Wertschätzung sind. Die Grundausrichtung stimmt, lichen Anforderungen. Welche inhaltlichen Ziele weil sie sich am Menschen und seinen Bedürfnissen haben Sie sich gesetzt? orientiert, weil der Leitsatz der Stiftung Liebenau „In Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen geht es der Mitte - Der Mensch“ auch gelebte Praxis ist, aus mir darum, Strategien zu verwirklichen, wie die Stif- der die Menschen ihre Kraft schöpfen. tung Liebenau zum Heil der Menschen beitragen kann – nahe am Menschen, in hoher Verbundenheit 10 In Ihre Zuständigkeit fällt die Sorge um die zur Kirche und absoluter Loyalität zum Stifterwillen. kirchlich-katholische Ausrichtung der Stiftung Die wichtigste Basis dafür ist die uneingeschränkte Liebenau. Worin liegt für Sie die Kirchlichkeit Wertschätzung für die Menschen, die uns anvertraut der Stiftung? sind: Es gibt für mich keine „normalen“ Menschen Schon Adolf Aich hat seine Menschenfreundlichkeit und solche, die – etwa durch Alter, durch den Geist immer begründet mit seinem christlichen, mit seinem oder den Körper bedingte – Behinderungen mitbrin- katholischen, aber auch mit seinem kirchlichen Ver- gen. Es gibt für mich nur Menschen, denen wir in stehen von Werthintergrund, Glaube und Hoffnung unterschiedlichster Form auf den unterschiedlichsten und Motivation zum Handeln und Leben. So gesehen, Wegen und mit den unterschiedlichsten Instru- gehört die Stiftung Liebenau zur Wesens- und menten so zur Seite stehen, dass ihnen ihr Leben Lebensäußerung der Kirche. In ihrem Sich-Kümmern glückt. Ohne Ansehen der Person und ohne die Frage um Menschen, die der Hilfe bedürfen, kann sie vor- nach verschuldeten, geglückten oder missglückten bildhaft sein für das Handeln der Kirche insgesamt, Lebens. iiStiftung Liebenau Der letzte Zivildienstleistende verlässt die St. Gallus-Hilfe der Stiftung Liebenau (v. l.): Oliver Hädrich wird verabschiedet von Wolfgang Oppolzer (Geschäftsführer der St. Gallus-Hilfe), Bernd Eckstein (Heimleiter bei der St. Gallus-Hilfe und Verantwortlicher für die Zivildienstleistenden) und Dr. Markus Nachbaur (Vorstand der Stiftung Liebenau). Foto: Oschwald Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten „mit Sinn“ Bundesfreiwillige lösen Zivildienstleistende ab von Claudia Wörner Menschen einsetzen kann“, sagt Axel Sans, Leitung Personalmanagement der Stiftung Liebenau. Die Liste reicht von der Forstwirtschaft über die DonBosco-Schule, Wohngruppen und Werkstätten für LIEBENAU – Mit Oliver Hädrich wurde Mitte August einer der letzten behinderte Menschen, Stationen der St. Lukas-Klinik Zivildienstleistenden im Verbund der Stiftung Liebenau verabschie- und das Internat des Berufsbildungswerks Adolf Aich det. Mit der Aussetzung des Wehrdienstes und damit auch des Zivil- bis zu Pflegeheimen und Sozialstationen. dienstes startete am 1. Juli der Bundesfreiwilligendienst (BFD). Die Gesellschaften der Stiftung Liebenau bieten ganz unterschiedliche Einsatzbereiche für soziales Engagement – und das auch für junge t Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) dauert zwischen sechs und 18 Monaten und wird mit Leute über 27. einem monatlichen Taschengeld in Höhe von 330 Euro honoriert. t Die Stiftung Liebenau stellt ein Zimmer oder Der BFD bietet einige Vorteile: Die Zeit bis zum Stu- eine Wohnung beziehungsweise unterstützt dien- oder Ausbildungsbeginn wird sinnvoll über- bei der Suche. brückt, man kann in einen sozialen Beruf hinein- t Engagieren können sich alle, die ihre Schul- schnuppern und neue Arbeitsgebiete kennen lernen, pflicht erfüllt haben. Alter, Geschlecht, Natio- man sammelt Sozialpunkte für spätere Bewerbungen nalität oder die Art des Schulabschlusses spie- und erhält durch Schulungen zusätzliche Qualifikati- len keine Rolle. Menschen, die älter als 27 onen. „Neu ist, dass sich auch Erwachsene über 27 Jahre sind, können auch in Teilzeit (mehr als Jahren zum BFD melden können“, erläutert Melanie Kleiner vom Personalmanagement der Stiftung Liebe- 20 Stunden pro Woche) tätig sein. t Die Einsatzstelle zahlt die Beiträge für Ren- nau. Ein Wieder- oder Quereinstieg beziehungsweise ten-, Unfall-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslo- eine berufliche Orientierung im sozialen Bereich ist senversicherung. an kein Alter gebunden. Für über 27-Jährige ist der BFD auch in Teilzeit möglich, und sie können jeden t Nach Abschluss des BFD erhalten die Freiwilligen ein qualifiziertes Zeugnis. Monat beginnen. Unter 27-jährige BFD-ler starten zum 1. September, 1. November oder zum 1. Februar. Kontakt: Die Gesellschaften der Stiftung Liebenau bieten ganz Abteilung Personalmanagement unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten. „Menschen Telefon 07542 10-1260 können begleitet und unterstützt werden. Es gibt E-Mail: [email protected] aber auch Bereiche, in denen man seine handwerklichen Fähigkeiten oder sein technisches Wissen für iiStiftung Liebenau 11 Erfolgreiche Netzwerkarbeit: Gemeinsam mit der Mit den Lebensräumen für Jung und Alt hat die Stiftung Oberschwaben Klinik hat die Stiftung Liebenau Liebenau vor 15 Jahren Neuland beschritten. Bis heute einen sozialmedizinischen Nachsorgedienst aufge- ist dieses Modell generationenübergreifenden Wohnens baut. Er betreut Familien mit chronisch, krebs- oder bundesweit einmalig. Zur Finanzierung der Gemeinwesen- schwerstkranken Kindern, Früh- und Risikogebo- arbeit, die das aktive Miteinander der Generationen erst renen beim Übergang von der Klinik nach Hause. möglich macht, sind allerdings dauerhaft Zuschüsse aus Foto: Oschwald Stiftungsmitteln erforderlich. Foto: Kästle Bausteine der Erneuerung Innovationskultur in der Stiftung Liebenau von Helga Raible Innovationsbaustein Nummer 1 ist eine dezentrale Struktur. Einer der wichtigsten Faktoren für Innovation ist Freiheit, meint Dr. Broll. Ein Klima der Erneuerung entstehe dann, wenn die Mitarbeiter das größtmögliche LIEBENAU – Ob Wohnkonzepte, Pflegemodelle oder technische Systeme Maß an Freiheit und Verantwortung für ihre jeweiligen – die Stiftung Liebenau hat auch im Jahr 2010 viele Neuerungen Aufgaben haben. Oder auf gut schwäbisch: „Die Leut‘ eingeführt oder vorangetrieben. Solche Innovationen entwickeln sich mache lasse.“ nicht von selbst. Nötig sind zum einen kreative Menschen, die gute Ideen mitbringen oder aufgreifen, Ressourcen für Planung und Vor- Verantwortung fördert Kreativität laufphasen und ein Klima, das von Veränderungswillen und Einsatzbe- Übertragen auf die Stiftungsorganisation heißt das: Die reitschaft geprägt ist. Wie gelingt es der Stiftung, eine solche Inno- fachliche Verantwortung liegt bei den sozialen Toch- vationskultur zu schaffen und zu fördern? Wir haben darüber mit den tergesellschaften. Die beim Vorstand angebundenen Vorständen Dr. Berthold Broll und Dr. Markus Nachbaur gesprochen. Stabsstellen und Zentralabteilungen – zum Beispiel die Abteilungen für Sozialpolitik oder Strategische Entwicklung – haben eher koordinierende und beratende Funktionen, geben Impulse und bündeln Informationen. Und auch innerhalb der Gesellschaften soll die Verantwortung so weit wie möglich an die Basis. „Wer 12 iiStiftung Liebenau sich mit seiner Aufgabe identifiziert, entwickelt eher sind Meilensteine auf dem Weg zu einer inklusiven die Bereitschaft zur Kreativität“, ist Dr. Broll überzeugt. Gesellschaft. Die Finanzierung ist aber deutlich schwie- Ein gelungenes Beispiel ist für ihn das Berufsbildungs- riger als die einer stationären Einrichtung“, erläutert werk Adolf Aich. Aus einer schweren Belegungskrise Dr. Nachbaur. „Für uns war aber klar, dass die fach- heraus hat sich das BBW in den vergangenen fünf lichen Argumente die monetären schlagen. Deshalb Jahren grundlegend erneuert. Aus einer vollstationären treten wir finanziell dafür ein.“ Neben den originären Einrichtung für Jugendliche mit Lernbehinderungen ist Stiftungsmitteln werden auch Förderprogramme zur es zu einem Kompetenzzentrum geworden, das für die Finanzierung von innovativen Vorhaben genutzt. Aus unterschiedlichsten Zielgruppen eine enorme Palette dem Europäischen Sozialfonds werden verschiedene differenzierter Angebote vorhält: Neben dezentra- Qualifizierungsprojekte innerhalb des Stiftungsver- len Ausbildungen in betrieblicher Partnerschaft zum bunds gefördert. Die Aktion Mensch gibt Zuschüsse für Beispiel auch Diagnostik- und Profiling-Angebote für inklusive Projekte. Und einige Wohnanlagen nach dem Arbeitsuchende, Jugendhilfemaßnahmen im Wohnbe- Konzept der Lebensräume für Jung und Alt können mit reich, Qualifizierung von Berufsrückkehrerinnen. „Diese Unterstützung des Bundesprogamms zur Förderung von Vielfalt war nur möglich, weil Mitarbeiter auf allen Mehrgenerationenhäusern ihre Angebote ausweiten. Hierarchieebenen ihre Kreativität und Gestaltungsbereitschaft eingebracht haben“, sagt Dr. Broll. Gemeinsamkeit stärkt Baustein Nummer 3 sind tragfähige Netzwerke. „Die Neue Wege machen Mühe Netzwerkarbeit befördert Innovationen enorm, das Dass ein solcher Innovationsprozess nicht spannungs- haben wir mit dem Netzwerk SONG erlebt, ebenso wie frei abläuft, versteht sich von selbst. „Innovation heißt im Brüsseler Kreis“, sagt Dr. Broll. Der Schulterschluss nicht, entspannt auf dem Sofa zu liegen.“ Bewährte mit anderen Organisationen helfe besonders dann, Gleise zu verlassen, macht Mühe. Und die Bereitschaft wenn es darum gehe, Projekterfahrungen „in die Flä- dazu bestehe manchmal leider nur, wenn es eine Not- che“ zu bringen und politische Aufmerksamkeit dafür wendigkeit dafür gebe. Zum Beispiel, weil traditionelle zu schaffen. So ist es dem Netzwerk SONG gelungen, Finanzierungsquellen wegbrechen, weil sich politische Themen wie neue Wohnformen im Alter oder Quartiers- Vorgaben verändern, weil die herkömmlichen Angebote arbeit bundesweit zu kommunizieren und ein eigenes dem Bedarf nicht mehr gerecht werden. „Umso wich- Qualifizierungsprojekt zu entwickeln, das Fachkräfte tiger ist in solchen Situationen eine Unternehmenskul- aus dem Sozialbereich für neue quartiersbezogene Auf- tur, in der Innovation wertgeschätzt wird“, ist Dr. Broll gaben schult. überzeugt. Auch die Internationalisierung der Stiftungstätigkeit hat einen Innovationsschub bewirkt. „In der öster- Stiftungsmittel für Weiterentwicklung reichischen Altenhilfe haben wir den Gedanken der Ein weiterer unentbehrlicher Baustein für die Lie- Sozialzentren kennen gelernt, der nun auch an deut- benauer Innovationskultur sind die entsprechenden schen Standorten in die Planung einfließt“, erläutert materiellen Ressourcen. Ob Anlaufkosten für neue Dr. Broll. Aus der Schweiz kommen neue Konzepte Projekte, Vorfinanzierungen von Bauvorhaben oder zum Übergang zwischen Pflege und Rehabilitation. Aus dauerhafte Zuschüsse für innovative Angebote, das Deutschland wiederum sei die Idee der Quartiersarbeit, bisherige Entgeltsystem bietet dafür keine Struktur. die den Menschen in seinem Wohnumfeld begreift, über Hier sieht die Stiftung eine ihrer wichtigsten Aufgaben. die Grenzen transportiert worden. „Deshalb heißt eins unserer wirtschaftlichen Ziele, einen Überschuss zu erwirtschaften, den wir zur Weiter- Innovation ist strategisches Ziel entwicklung und Innovation einsetzen können“, sagt Das Streben nach Innovation ist im Kanon der Strate- Stiftungsvorstand Dr. Markus Nachbaur gischen Ziele, die die Stiftung im Jahr 2008 neu formu- Ein Beispiel aus jüngster Zeit sind die neuen Wohnan- liert hat, fest verankert. Für den Vorstand ist das nur gebote nach dem „Supported-living“-Konzept, die die eine konsequente Fortsetzung der Stiftungstradition. St. Gallus-Hilfe bereits an zwei Standorten realisiert „Innovation wurde bereits von der Gründungsgemein- hat: integrative Wohnanlagen für Menschen mit und schaft der Stiftung Liebenau, dem St. Johann-Verein, ohne Hilfebedarf, in denen die benötigen Assistenzlei- als Wesensbestandteil sozialer Entwicklung angesehen“, stungen ambulant erbracht werden. „Solche Angebote erinnert Dr. Broll. iiStiftung Liebenau 13 So war der Sommer 2011 Der Sommer hat Bewohner und Mitarbeiter der Stiftung Liebenau und ihrer Tochtergesellschaften wieder mit vielen Aktivitäten gelockt: Die einen sind verreist, gewandert, geklettert. Aber auch für die Daheimgebliebenen gab es in und um Liebenau zahlreiche Events und Feste mit guter Musik, schönen Begegnungen und verführerischem Essen. Ein Auszug. COLMAR – Ein Sommertag in Colmar: Die drei Rosenharzer Bewohner Christa Jung, Erich Welter, Priska Hillmayr (v.l.) nutzten ein umfangreiches Angebot an Ausflügen für eine Reise nach Colmar. Dort erhielten sie vom Reisebegleiter eine interessante Führung durch die Altstadt mit dem Martinsmünster, dem im Jahr 1537 für einen reichen Hutmacher erbauten Pfisterhaus und dem „Maison de Tetes“, dem imposanten „Kopfhaus“. Die Fassade mit über 100 steinernen Köpfen beeindruckte die Reisenden am meisten. Foto: privat LIEBENAU – Ein Fest der Begegnung: Zwischen zwei Wolkenbrüchen feierte die Stiftung Liebenau ihr Sommerfest. Bewohner und Gäste genossen ein Fest bei sommerlichen Temperaturen. War das Sommerfest einstmals ein Fest für die Bewohner und ihre Angehörigen, ist es heute ein Ort der Begegnung, „ein Gemeindefest“, so Vorstand Dr. Markus Nachbaur. Fotos: Kästle TESSIN – Zum vierten Mal verbrachten fünf Bewohnerinnen und Bewohner der St. Gallus-Hilfe MOSBACH – Mit einem Super-Kick meisterte der in Rosenharz einige Tage im Verzasca-Tal im Tes- FC Rosenharz 06 den Wettkampf um die baden- sin, begleitet – wie die Jahre zuvor – von zwei württembergische Meisterschaft der Kategorie C Betreuern und ihrem Kletterlehrer Fritz Würth. bei den Special Olympics in Mosbach. Der Das regelmäßige Klettertraining in der Halle in Aufstieg in die Kategorie B ist damit gesichert. Amtzell und die Erfolgserlebnisse in freier Natur Gratulation! lassen die Kletterer von Jahr zu Jahr fitter und sicherer werden. Foto: privat 14 iiStiftung Liebenau LIEBENAU – Lupenreiner und fairer Kick beim Fußballturnier: Zusammen mit Dr. Berthold Broll (Vorstand Stiftung Liebenau), Bürgermeister Bruno Walter aus Tettnang und Bürgermeister HEGENBERG – Bei schönstem Wetter kamen Andreas Schmid aus Meckenbeuren trafen sich Ende Mai viele Besucher zum Hegenber- am Tag vor dem traditionellen Liebenauer ger Sommerfest. Gemeinsam feierten die Sommerfest die Kicker der Stiftung mit zwei Bewohner zusammen mit den Angehörigen Mannschaften aus dem benachbarten Straß zum und Freunden und den Anwohnern. Zu den Fußballturnier. Den Sieg im offiziellen Wettbe- Highlights gehörten heuer der Flohmarkt werb trugen die Spieler der Straß Youngstars 2 TOGGENBURG – Singen und Experimentieren: und zahlreiche Spielangebote auf dem davon. Auf Platz zwei kam das Team von Dyna- Zwei Tage lange wanderten 14 Menschen mit Gelände, und im Zelt spielte die Tettnanger mo Lukas 1 und Platz drei nahmen die Spieler und ohne Behinderung auf dem Klangweg Band, die „Fleißigen Handwerker“. Für der Lokomotive Hegenberg ein. im Toggenburger Land. Den Säntis immer in Kaffee und Kuchen sowie für herzhafte Mit von der Partie waren auch Dynamo Lukas 2, Sichtweite sangen sie auf ihrem Weg unter Speisen und Getränke sorgen die Mitarbei- St. Gallus 1 und 2, Straß Youngstars 1, und der Leitung von Sabine Meier und Christine ter der St. Gallus-Hilfe. Girl Freaks. Foto: Scheidel Ruoff viele afrikanische Lieder oder studierten einfache Jodelgesänge ein. Highlights waren die 24 Klanginstallationen etwa aus Kuhglocken, Klangschalen oder Holzkuben. Das gemeinsame Erleben und Zusammensein in freier Natur und schöner Umgebung empfanden die Teilnehmer am „bewegendsten“. Fotos: privat ROSENHARZ – Vorhang auf hieß es in Rosenharz: Mit ihrem integrativen Theaterstück bestachen die Schauspieler mit und ohne Behinderung ihr Publikum in der Mehrzweckhalle der St. Gallus-Hilfe. Gemeinsam haben die Theaterleute ein Stück entwickelt, das sich nah am Alltag orientiert. Sarah will einen Abend mit ihrem Freund verbringen, der aber interessiert sich nur für den Fernseher. Die Zuschauer erleben das Programm live: „gezappt“ wird von „Deutschland sucht den Superstar“ über die Horoskop-Show bis Bud Spencer und „Star Wars“, bis hin zur Wahrsagerin. Foto: Scheidel LIEBENAU – „Cook & Swing“: Die kulinarische Musiknacht im Liebenauer Landleben war wieder ein Fest für alle Sinne. Vier Meisterköche verwöhnten die vielen Gäste mit leckeren Gerichten, dazu RAVENSBURG – Sommerfest auf der Galgenhalde: bereits zum spielten vier Bands auf vier Bühnen. Das Programm vierten Mal lud die Initiativgruppe mit 15 Ehrenamtlichen zum lud ein von Location zu Location zu bummeln, dem Fest rund um das alte Waschhaus. Mit viel Herzblut, Zeitein- Sound der vier Bands zu lauschen und kulinarische satz und Engagement bereiteten die Frauen und Männer das Leckereien zu genießen. Foto: Kästle Fest für die Stadtteilbewohner vor. Diese folgten der Einladung zahlreich, um miteinander bei Speis und Trank zu feiern. Gemeinsame Spiele lockten jedes Alter. Einlagen wie AkkordeonMusik, Step-Tanz und Linedance belohnte das Publikum mit viel Applaus. Foto: Oschwald iiStiftung Liebenau 15 Präsentierten den neuen Wein und neue Stühle: (linkes Bild, v.l.) Heinrich Arnold, Uwe Wendtland, Geschäftsführer des Liebenauer Landlebens Rainer Wöhrle, die Vorstände Dr. Markus Nachbaur und Prälat Michael H. F. Brock, Beschäftigte Inge Neuhäusler, Vorstand Dr. Berthold Broll, Wolfgang Ehmann und der Künstler Karl-Heinz Wendzich, der das Etikett für den Creativo 2009 gestaltet hat. Was wird das neue Creativo-Projekt? Die Jury bei der Arbeit: (rechtes Bild, v.l.) Heinrich Arnold, Inge Neuhäusler, Uwe Wendtland, Anne Riester. Fotos: Raible/Kästle „Creativo“: Mit Genuss Soziales unterstützen Menschen mit Behinderung wählen Verwendungszweck mit aus von Susanne Droste-Gräff und Helga Raible Ein PC soll angeschafft werden, der Hegenberger Bewohnern den Zugang ins Internet ermöglicht. Diese Entscheidung hat eine Jury aus WfbM-Beschäftigten und Bewohnern getroffen. „Uns ist es wichtig, LIEBENAU – Mit dem „Creativo 2009“ steht seit Juni der vierte dass Menschen mit Behinderung selbst einbezogen Jahrgang des stiftungseigenen Weines in den Regalen des Lie- sind, wenn es um die Creativo-Projekte geht“, erläu- benauer Landlebens. Der Kressbronner Spätburgunder, im Barrique tert Dr. Broll. Auf eine Ausschreibung in den Heimen ausgebaut, ist ein rundum soziales Projekt: Von der Pflege über die und Werkstätten gingen zehn Vorschläge bei der Lese, bis hin zur Etikettierung, Lagerhaltung und Verkauf sind Men- Jury ein. schen mit Behinderungen in die Arbeitsabläufe integriert. Auch das Vielfältig waren die Ideen, über die die Jury zu bera- Etikett stammt stets von einem Menschen mit Handicap. Und: Vier ten hatte. Hollywoodschaukel oder Großspiele für Euro pro Flasche kommen einem sozialen Projekt zugute. das Freigelände? Sonnenschirme und Möbel fürs Café Hegenberg, Verschönerungen der Kantine Liebenau oder ein überdachter Warteplatz für Busbenutzer im 16 Aus dem Verkauf des Jahrgangs 2008, der 4.600 Euro Hegenberg? Diskutiert wurden auch zusätzliche Frei- erbrachte, wurden Sitzmöbel für den Liebenauer zeitangebote für den Hegenberg, ebenso wie ein Schlosspark angeschafft. „Die Sitzgelegenheiten sind Fortbildungsfonds für Menschen mit Behinderung, für alle da: Ob für unsere Liebenauer Bewohner, aus dem Kursgebühren für Bildungsangebote bezu- Besucher unserer Fortbildungen oder Mitarbeiter und schusst werden könnten. Die Entscheidung für den Beschäftigte der Werkstätten für Menschen mit PC fiel schließlich mit deutlicher Mehrheit. Denn aus Behinderungen“, so Vorstand Dr. Berthold Broll, der ihrer Arbeit in Heim- und Werkstattbeiräten wissen die neuen Möbel zusammen mit seinen Vorstandskol- die Jury-Mitglieder selbst, wie wichtig der Zugang legen, dem Künstler und Beschäftigten und Bewoh- zum Internet heute ist. nern ihrer Bestimmung übergab. Er dankte auch den Auch wenn nur ein Projekt gewählt werden konnte: Sponsoren: Die Firma Saint-Gobain spendete die Fla- Untergehen sollen die übrigen Vorschläge nicht. Die schen, die Firma Carini druckte die Etiketten. Jury hofft, dass sich noch andere Wege finden lassen Auch das Creativo-Projekt 2011, das aus dem Verkauf – und schließlich gibt es ja auch im nächsten Jahr des Jahrgangs 2009 finanziert wird, steht nun fest: wieder ein Creativo-Projekt. iiStiftung Liebenau Leistungssportlerin im Seniorenheim Porträt Johanna Pramstaller von Elke Benicke VANDANS – Sie schwimmt, fährt Ski, spielt Golf und Handball, macht Leichtathletik – und erstaunt Kollegen wie Bewohner im Seniorenheim Schmidt der St. Anna-Hilfe Österreich immer wieder: Halbtagskraft Johanna Pramstaller nimmt nicht nur an den „Special Olympics“ (Olympiade für Menschen mit mentaler Behinderung) in Österreich, Spanien, Idaho oder China teil, sondern belegt meist einen der ersten Plätze. Wichtig ist ihr weniger der persönliche Sieg, als „dass das Team zusammenhält – im Sport wie im Beruf.“ „Ich lege Wäsche zusammen, bügle, putze, helfe in Johanna Pramstaller. Foto: privat den Wohnküchen, rede mit den Bewohnern und bringe sie zum Lachen. Ab und zu Blödsinn zu Kollegen kurz nach den Skirennen in Idaho: „Das machen, gehört natürlich auch dazu!“, berichtet war im Winter 2009. Ich habe zwei Mal Bronze und Johanna Pramstaller schmunzelnd von ihren Aufga- einmal Silber geholt. Als ich gerade vier Tage zuhau- ben im Seniorenheim Schmidt. „Johanna kommt se war, haben mich meine Arbeitskollegen in eine gerne, ist immer freundlich und fleißig“, lobt Haus- Pizzeria ausgeführt. Sie haben mich zuhause abge- leiter Florian Seher. Von Geburt an hat sie eine leich- holt, ohne dass ich wusste, wohin es geht. Das war te geistige Beeinträchtigung. Daher wird ihre Teil- eine Überraschung, das vergesse ich nie“, schließt zeitstelle vom Institut für Sozialdienste (IfS) im Rah- sie ihre Erzählung. men von „Spagat“, einem Projekt zur beruflichen Integration junger Menschen mit Behinderung, gestützt und begleitet. Dass sie neben dem Leis- Rekorde bei den „Special Olympics“ tungssport noch arbeiten geht, beeindruckt vor allem auch andere Sportler der „Special Olympics“. „Einige t 2010 Nationale Sommerspiele – Isle of der Jugendlichen nehmen mich als Vorbild; manche Man: 100-Meter-Lauf: Gold, Weitsprung: fassen Mut und schauen sich auch nach einer Arbeit Gold, 4 x 100-Meter-Staffel: Bronze um“, sagt die 24-Jährige. Für Johanna Pramstaller hängen Beruf und Sport eng zusammen. Sie freut sich, wenn die Kollegen und Bewohner mit ihr fiebern oder sie bewundern, und fühlt sich motiviert, wenn auch ein vierter oder fünfter Platz noch anerkennend diskutiert wird. „Die Bewohner interessieren sich für mich und meinen Sport. Sie fragen: Wo warst du? Was hast du gemacht?“, lacht Pramstaller. „Und wenn ich dann von Wettkämpfen erzähle, sagen sie: Gib Gas!“ t 2010 Ski Alpin Cup – Österreich: Slalom: Staatsmeisterin, Riesentorlauf: Vizestaatsmeisterin t 2009 Internationale Winterspiele – Idaho: Slalom: Silber, Riesentorlauf: Bronze – Superski: Bronze t 2008 Nationale Sommerspiele – Spanien: Weitsprung: Gold, 100-Meter-Lauf: Bronze t 2006 Europäische Jugendspiele – Rom: 100-Meter-Lauf: Gold, Weitsprung: Silber Besonders beeindruckt hat sie eine Einladung ihrer iiAltenhilfe 17 Rund 700 Ehrenamtliche feierten gemeinsam am Fuße der Liebenauer Kirche am Ehrenamtstag (linkes Bild). Gerhard Schiele (Geschäftsführer der Liebenauer Altenhilfe) bedankte sich bei der „Worthandwerkerin“ Ingrid Koch für den humorvollen Beitrag (Mitte). Der Vorstand der Stiftung Liebenau, Dr. Berthold Broll, zeigte sich bei der Begrüßung beeindruckt von der großen Zahl der angereisten Ehrenamtlichen. Fotos: Oschwald Ehrenamtliche werden gefeiert Jahr des Ehrenamtes: Liebenauer Altenhilfe lädt Ehrenamtliche zum Dankeschöntag von Anne Oschwald reist waren sie am Morgen aus Städten und Gemeinden im süddeutschen Raum, in denen die Liebenauer Altenhilfe Einrichtungen betreibt. „Sie bringen Licht ins Leben, wo Licht besonders LIEBENAU – Über 700 Ehrenamtliche reisten Anfang Juli teilwei- bedeutsam ist“, meinte der Vorstand zu den Ehren- se mit Bussen in Liebenau an, um der Einladung der Liebenauer amtlichen. Der Geschäftsführer der Liebenauer Alten- Altenhilfe zum Dankeschöntag zu folgen. Mit dem Tag bedankten hilfe, Gerhard Schiele, ergänzte: „Hohe Lebensquali- sich die Verantwortlichen bei den Ehrenamtlichen, die sich zwischen tät ist nur durch das gute Zusammenwirken von München, Böblingen und Friedrichshafen freiwillig etwa in der Nach- hauptamtlichen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen barschaftshilfe, in den Lebensräumen für Jung und Alt oder in den möglich.“ Für die Liebenauer Altenhilfe sind rund Altenpflegeheimen engagieren. 1 600 Menschen ehrenamtlich tätig, die die 1 800 hauptamtlichen Mitarbeiter unterstützen. Einen Programmpunkt des Tages bildete der Vortrag 18 „Was man sieht, wenn man hier oben steht, ist „Quo vadis Ehrenamt?“ von Prof. Paul-Stefan Ross, beeindruckend“, zeigte sich Dr. Berthold Broll (Vor- Leiter des Studiengangs Soziale Dienste der Jugend-, stand der Stiftung Liebenau) bei der Begrüßung der Familien- und Sozialhilfe der Dualen Hochschule Gäste überwältigt. Über 700 ehrenamtlich tätige Baden-Württemberg in Stuttgart. Er zitierte einen Frauen und Männer füllten zusammen mit den Ver- Zeitungsartikel, nach dem das Ehrenamt immense antwortlichen der Altenhilfe das festlich geschmückte Nachwuchsprobleme habe. Niemand wolle sich mehr Zelt auf dem Gelände der Stiftung Liebenau. Ange- freiwillig für andere und die Gesellschaft einsetzen. iiAltenhilfe Allerdings, so stellte sich heraus, war dieser Artikel selbst zu schauen und auch kritisch zu betrachten, der Mitteldeutschen Zeitung aus dem Jahre 1928. wofür man eingesetzt werde. Diese Sorge, so Ross, sei heute unbegründet. Von den Menschen über 14 Jahren engagieren sich bundesweit Edle Pose oder Neurose? 23 Millionen in unterschiedlichsten Aufgaben. Auch „Was dem einen eine edle Pose, ist für den anderen widerlegte er in seinen Botschaften einige Vorurteile. Profilneurose“: Mit Ingrid Koch, der „Worthandwer- Etwa jenes, dass sich junge Menschen nicht mehr kerin“ aus Tettnang, gab es für die Gäste viel zu engagierten. Sie liegen genau im Schnitt. Die gesell- lachen. Mit frischem Humor und Wortgewandtheit schaftliche Entwicklung beeinflusse auch das Ehren- und einer Prise Sarkasmus präsentierte sie ihre amt. Da Familien- und Berufslaufbahnen nicht mehr Gedanken zu den Themen Ehrenamt, Alter und ver- geradlinig verlaufen, handele es sich nicht selten um gehende Schönheit. ein Lebensabschnittsengagement. Für die Vereine und Zum Programm gehörte neben reichlich Speis und Einrichtungen heiße dies, dass sie sich verstärkt um Trank am Nachmittag auch die Möglichkeit über das die Ehrenamtlichen kümmern müssen. Gelände der Stiftung Liebenau zu flanieren und sich im Schloss über die unterschiedlichen ehrenamt- Ehrenamt hat viele Gesichter lichen Tätigkeiten in den verschiedenen Regionen Die einen machen klassische Vereinsarbeit mit einer der Liebenauer Altenhilfe zu informieren. Den hohen Stundenanzahl, andere möchten sich regelmä- Abschluss bildete ein Gottesdienst in der Liebenauer ßig mit zwei Stunden bei einer Aufgabe einbringen. Kirche mit dem Vorstand der Stiftung Liebenau, Prä- Die einen sind motiviert durch ihre tiefe Verbunden- lat Michael H. F. Brock. heit zur Kirche, andere wollen für alte Menschen etwas tun. Wichtig sei, dass die Rahmenbedingungen Ehrenamtliche fühlen sich beschenkt für den freiwilligen Einsatz stimmen. Laut Ross steht Am Abend sah man viele zufriedene Mienen. Eine Helfen und Gestalten im Vordergrund oder was der langjährige Ehrenamtliche aus Weingarten meinte zu Engagierte selber – etwa beruflich – davon hat. dem Tag: „Ich fühle mich heute richtig beschenkt.“ Zurück gehe hingegen die geselligkeitsorientierte Eine andere Engagierte fand das Fest sehr gut orga- Motivation. Ross ermunterte die Gäste, nach sich nisiert. iiAltenhilfe 19 Monika und Leo Schlenker leben gern im Mehrgenerationenhaus Weinbergstraße – nur wenige Schritte von der Ravensburger Innenstadt entfernt. Foto: Centner Wo Jung und Alt aufeinander achten Leben im Mehrgenerationenhaus Weinbergstraße in Ravensburg von Sabine Centner hen. Ich bringe ihr dann das Babyfon und weiß, dass die beiden Buben gut betreut sind. Wenn was ist, ruft sie mich an.“ Und wenn sie Hilfe benötigt, etwa wenn ein Kind krank ist, oder sie sich mal überlastet RAVENSBURG – Traktor oder Laufrad? Leo überlegt nicht lange: fühlt und Tapetenwechsel braucht, dann weiß Moni- Erst Traktor, dann Laufrad! Zwischendurch turnt der Blondschopf ka Schlenker: „Es gibt hier genügend ältere Men- im Kletterhaus herum und baut mit seiner Mama eine Burg aus schen, die gerne einspringen. Das ist für viele wich- Bauklötzchen. Keine Frage: Leo, dreieinhalb Jahre alt, fühlt sich tig, weil sie allein sind.“ pudelwohl. Sein Spielplatz liegt direkt vor der Haustür, inmitten Um diese Hilfe zu bitten, hat sie zunächst einige der Lebensräume Weinbergstraße in Ravensburg, einem Mehrge- Überwindung gekostet: „Ich musste da erst mal über nerationenhaus der St. Anna-Hilfe. Seit knapp drei Jahren wohnen meinen Schatten springen.“ Geholfen hat ihr der Leo, sein fünfjähriger Bruder Simon und Mama Monika Schlenker Blick über ihren Tellerrand: „Wenn man sieht, was nun schon hier, und für Monika Schlenker steht fest: „Der Einzug die anderen brauchen, fällt es leichter“, sagt die zu Weihnachten 2008 war für mich in dieser Situation absolut das junge Mutter. Ob das beim Einkaufen ist oder im Richtige.“ medizinischen Bereich, wo sie als Krankenschwester schon mal eine subkutane Spritze setzen kann: Es gibt viele Möglichkeiten für ein gelebtes Miteinan„Die Situation“ war damals eine eher unglückliche: der. Am wichtigsten allerdings findet sie die Nach der Trennung während der zweiten Schwanger- Gespräche und das Gefühl, „meine Kinder jemandem schaft musste die junge Frau möglichst schnell ein anvertrauen zu können“. neues Zuhause für sich und die Kinder finden. Durch Und wenn sie am Ostermorgen die Wohnungstür auf- Zufall erfuhr sie von einer freien Wohnung in der macht, „und da sitzen zehn Osterhasen davor“, dann Weinbergstraße – und hatte Glück: Sie konnte mit empfindet Monika Schlenker nicht nur Dankbarkeit, Simon und dem damals gerade mal vier Wochen alten sondern fühlt sich auch geborgen. „Die Leute achten Leo einziehen. aufeinander“, sagt sie, und: „Ältere Leute haben das Das allergrößte Plus in den Lebensräumen sind für Bedürfnis, sich zu kümmern.“ Auch aus diesem sie die Nachbarn und Mitbewohner. „Ich habe mich Grund glaubt sie: „Dies ist eine Lebensform, die anfangs schwer getan, Kontakt zu finden“, räumt die Zukunft hat.“ 35-Jährige ein. „Erst als ich selbst rausging, kamen die Menschen auf mich zu.“ Heute tun sie das mit großer Selbstverständlichkeit: „Die Nachbarin zwei Türen weiter ermöglicht mir, abends mal wegzuge- 20 iiAltenhilfe www.altenhilfe-liebenau.de/Lebensräume „Mir geht es ohne Arbeit sehr gut“ Langjähriger WfbM-Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet von Claudia Wörner FRIEDRICHSHAFEN – Adelbert Schneider war fast sein ganzes Arbeitsleben in der Landschaftsgärtnerei der Stiftung Liebenau beschäftigt. Jetzt genießt er seine Rente in einem Außenwohnhaus der St. Gallus-Hilfe in Friedrichshafen. Nachdem er bereits 2006 auf Teilzeit reduzierte, genießt der 65-jährige Mann mit Behinderung seit April seinen wohlverdienten Ruhestand. Er arbeitete zunächst in der Landwirtschaft der Stiftung Liebenau und die vergangenen 30 Jahre in der Landschaftsgärnterei. Fast genauso lang wurde Adelbert Schneider von Karl-Heinz Mayer am Arbeitsplatz begleitet. „Adelbert war für uns als Mitarbeiter eine feste Adelbert Schneider (Mitte) genießt seinen Ruhestand. Karl- Größe. Er war eine Persönlichkeit, die über Jahr- Heinz Mayer begleitete ihn fast 30 Jahre in der Landschafts- zehnte einfach dazu gehörte“, berichtet Karl-Heinz gärtnerei in Liebenau. Rita Fedhila unterstützt ihn in seiner Mayer. Wohnung in Friedrichshafen. Adelbert Schneiders Aufgaben in der Landschaftsgärtnerei waren vielfältig. Er jätete Unkraut, mähte den Rasen, rechte Laub zusammen, kehrte die Wege oder räumte im Winter Schnee. Auch im Haus in der das Thema Haushalt verbunden mit Einkaufen, Josef-Mauch-Straße, eines der gemeindeintegrierten Kochen und Wäschewaschen musste der damals über Wohnhäuser der St. Gallus-Hilfe in Friedrichshafen, 50-Jährige bewältigen, der im Alter von neun Jahren gibt es immer solche Aufgaben. „Inzwischen kocht in die Stiftung Liebenau kam und fast sein ganzes Adelbert sehr gerne und hat sogar schon einen Koch- Leben im Heim verbracht hat. „Die ‚kleinere’ Wohn- kurs bei der Volkshochschule besucht“, erzählt Rita form ist ideal für ihn. Hier findet er mehr Ruhe und Fedhila, die Schneider in der Wohngruppe begleitet. kann sich bei Bedarf jederzeit zurückziehen“, stellt Außerdem habe der rüstige Rentner sein Hobby, das Rita Fedhila fest. Adelbert Schneiders Selbstwertge- Fotografieren, intensiviert. „Im Urlaub in Südtirol fühl sei gewachsen und er sei immer selbstständiger habe ich auch Bilder gemacht“, wirft er ein. geworden. Viele neue Dinge haben sich mit dem Umzug in die Karl-Heinz Mayer ging bereits im Dezember 2010 in gemeindenahe Wohnform für Adelbert Schneider auf- den Ruhestand. Seit Februar betreut er das Ravens- getan. So fuhr er täglich mit Bus und Bahn über burger Spieleland als Teilzeitkraft der Landschafts- Meckenbeuren nach Liebenau zur Arbeit. „Er war gärtnerei. Er regte an, dass Adelbert Schneider doch immer pünktlich, und wenn mal aus irgendeinem ab und zu nach Liebenau kommen könnte, um seine Grund kein Bus nach Liebenau fuhr, ist er zu Fuß ehemaligen Kollegen zu treffen. Aber der winkt ab: vom Bahnhof zur Arbeit gekommen“, erinnert sich „Nein, ich bin jetzt in Rente, und mir geht es ohne sein ehemaliger Chef voller Anerkennung. Aber auch Arbeit sehr gut.“ iiMenschen mit Behinderung 21 „Wohn- und Arbeitsplätze für alle“ Ortsentwicklung Rosenharz bringt Veränderungen von Sabine Centner Groß war das Interesse, riesig der Andrang an diesem glutheißen Samstagnachmittag. Die Sitzgelegenheiten in der Mehrzweckhalle reichten nicht aus, immer wieder mussten neue Stühle herbeigeschafft ROSENHARZ – Vor einer umfassenden Neuausrichtung steht die werden. Wie es um ihre Zukunft aussieht, das Komplexeinrichtung für Menschen mit Behinderung in Rosenharz: beschäftigt die Menschen, macht ihnen auch Sorgen. Innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre will die Stiftung „Ich will hier bleiben!“, stellt ein Bewohner gleich Liebenau mit ihrer Tochtergesellschaft St. Gallus-Hilfe dort mehrere zu Beginn klar. Gebäude abreißen lassen, andere renovieren und einige ganz neu Christine Beck, Bereichsleitung Wohnen im Landkreis bauen. Hintergrund sind die von der Politik geforderte bessere Teil- Ravensburg, versuchte, die Ängste zu zerstreuen: habe von Menschen mit Behinderung am Leben in der Gesellschaft „Alle Menschen werden einen Wohn- und Arbeits- und die damit verbundene verstärkte Regionalisierung von Wohn- platz haben.“ In einfacher Sprache schilderte sie und Betreuungsangeboten. Was auf die betroffenen Bewohner und zusammen mit Stefan Fricker, Bereichsleiter Arbeit deren Angehörige, die Mitarbeiter der Einrichtung, aber auch die und Bildung, die Pläne und den zeitlichen Ablauf der Nachbarn in der Gemeinde zukommt, darüber hat die St. Gallus-Hil- Umgestaltung. fe bei einer Veranstaltung zum Thema Ortsentwicklung in Rosenharz Erster Schritt ist demnach der Neubau eines Wohn- informiert. pflegeheims, mit Baustart im August 2011. Das Gebäude entsteht auf dem bisherigen Sportplatz in Rosenharz und bietet 46 Menschen ein Zuhause – auf Die Stiftung Liebenau mit ihrer Tochtergesellschaft St. Gallus-Hilfe kann bei der Ortsentwicklung auf Partner wie das Landratsamt Ravensburg und die Gemeinde Bodnegg bauen. Den sichtbaren Auftakt für die zukunftsweisende Entwicklung machte am 6. Juni der Spatenstich für ein Wohnpflegeheim. v.l.n.r.: Uwe Möhrle (Heimbeirat Rosenharz), Siegfried Ungewitter (Landratsamt Ravensburg), Christof Frick (Bürgermeister Gemeinde Bodnegg), Prälat Michael H. F. Brock (Vorstand Stiftung Liebenau), Jörg Munk (Geschäftsführer St. Gallus-Hilfe), Sven Bahsitta (Heimbeirat Rosenharz), Christoph Ehlert (Heimleitung), Christine Beck (Bereichsleiterin Wohnen der St. Gallus-Hilfe im Landkreis Ravensburg), Marco Nauerz (Leiter Bauabteilung Stiftung Liebenau) und Martin Zyschka (Architekturbüro Mengen/Ravensburg). Foto: Scheidel 22 iiMenschen mit Behinderung „Hier möchte ich wohnen!“ Nadja Arnold hat sich auf dem Plan bereits ihr Wunschappartement ausgesucht. Foto: Centner zwei Stockwerken, in vier und Bruder Konrad abgerissen werden. „Wir sind uns Wohngemeinschaften und bewusst“, sagte Christine Beck dazu, „dass wir damit der Umbau von Rosenharz auch ausschließlich in Einzelzim- viel auslösen bei den Menschen, die dort leben und mern, wie es die neuen arbeiten.“ Aber die betreffenden Häuser seien „nicht ein Bekenntnis zum Standort: gesetzlichen Vorgaben for- mehr zukunfts- und konkurrenzfähig“. Sie versprach Mit der Neukonzeption, in deren dern. 5,1 Millionen Euro sind zudem, alle Betroffenen in die Entscheidungen ein- für den Bau veranschlagt, zubeziehen. Zentrum das Miteinander ver- Bezugstermin soll August schiedener Lebensstile an einem 2012 sein. Ort steht, möchten wir ein deut- Ab 2012 wird saniert viel in den kommenden Jahren in Rosenharz. Dass Vom Frühjahr 2012 an steht am Ende eine Verringerung der Bewohnerzahl von dann die Sanierung der Häu- derzeit 250 auf 150 stehen wird, begründete Christi- ser St. Vinzenz auf dem Plan. ne Beck mit der umzusetzenden inklusiven Lebens- 66 Plätze und zwei Kurzzeit- form und einem teilhabeorientierten Leben von Men- plätze sollen dort entstehen, schen mit Behinderung in der Gesellschaft. Die in vier Betreuungseinheiten St. Gallus-Hilfe sucht deshalb weitere gemeindeinte- und 18 Appartements im grierte Wohnmöglichkeiten im Landkreis Ravens- Dachgeschoss. Während des burg, etwa in Bodnegg, in Grünkraut und im Schus- Umbaus, der rund zwei Jahre sental. „Für die Stiftung Liebenau ist liches Zeichen gegen Absonderung setzen.“ (Prälat Michael H. F. Brock, Vorstand der Stiftung Liebenau, beim Spatenstich für das Wohnpflegeheim) Teilhabeorientiertes Leben ist das Ziel Abriss, Neubau, Umbau und Sanierung: Es tut sich dauern wird, ziehen die Bewohner sukzessive ins Ganz konkrete Pläne dazu gibt es bereits in Bad sogenannte Übergangswohnen. Dieser Neubau mit Waldsee: In der Nähe des Thermalbads soll ein Wohn- sechs Wohnungen und acht Appartements für insge- haus für 24 Menschen entstehen, kleinteilig, mit vier samt 28 Menschen soll Anfang 2012 bezogen werden Wohnungen für je fünf Bewohner und vier Einzelap- können. partements. Auch ein Förder- und Betreuungsbereich Gravierende Veränderungen gibt es im Förder- und soll dabei sein, und begonnen wird, die Förderzusage Betreuungsbereich (FuB). Stefan Fricker stellte die vorausgesetzt, im Jahr 2012. Pläne vor, die einen „ebenerdigen und hochmo- Für Nadja Arnold ist ein Umzug kein Thema. Die dernen Förder- und Betreuungsbereich“ für 48 Men- junge Frau hat sich intensiv in die ausgehängten schen vorsehen und zudem der Seniorenbeschäfti- Pläne vertieft und ihr Wunschappartement im umge- gung Platz bieten. Baubeginn soll Ende 2013, Anfang bauten Haus St. Vinzenz entdeckt. Im Dachgeschoss 2014 sein. möchte sie wohnen, ganz außen, „in einem Einzel- Für diesen Neubau werden die in die Jahre gekom- zimmer“, und die Freundin gleich nebenan. Die menen Häuser Walburga, St. Gertrudis, Ulrika Nisch zuständige Heimleitung hat sich den Wunsch notiert. iiMenschen mit Behinderung 23 „Wir gehören zum Stadtbild“ 20 Jahre Ambulant Betreutes Wohnen (ABW) in Tettnang von Claudia Wörner te Lebensgrundlage und ein gewisser Grad an Selbstständigkeit. Büro mitten in Tettnang TETTNANG – Im Februar 1991 fing alles an: Vier Frauen mit leich- Beim ABW in Tettnang arbeiten vier Sozialpädago- ter geistiger Behinderung zogen in eine gemeinsame Wohnung in gen, zwei Alltagsbegleiter und ehrenamtliche Kräfte, die Schillerstraße und gründeten die erste Wohngemeinschaft des die die Menschen mit Handicap zum Beispiel bei Ambulant Betreuten Wohnens (ABW) in Tettnang. Aus vier Frauen Freizeitveranstaltungen begleiten. Seit zwei Jahren in einer Wohngemeinschaft sind nach 20 Jahren 36 Männer und hat das ABW sein Büro in der Tettnanger Karlstraße, Frauen in zwölf Einzelwohnungen, zehn Paarwohnungen und einer davor war es in der Bahnhofstraße angesiedelt. Vierer-WG geworden. „Ganz am Anfang hatte ich mein Büro in Liebenau“, erinnert sich Dieter Schulz. Der Standort sei kein Vieles habe sich in den 20 Jahren seit der Gründung des ABW in Tettnang verändert, stellt Dieter Schulz, ABW-Mitarbeiter der ersten Stunde, fest. „In den ersten Jahren waren wir die Pioniere, und heute gehören unsere Klienten zum Stadtbild.“ Die 36 Männer und Frauen erledigen in der Stadt ihre täglichen Besorgungen, besuchen Volkshochschulkurse und die Bibliothek oder engagieren sich in Vereinen. Das ABW eröffnet die Möglichkeit, in einer selbst angemieteten Wohnung in der Gemeinde zu leben und seine eigenen Lebensvorstellungen zu verwirklichen. „Im Gegensatz zu früher ist es heute ganz normal, wenn ein Mensch mit Handicap in der Bäckerei neben einem steht“, so Schulz’ Eindruck. Aber auch sonst hat sich einiges verändert. Kamen etwa zwei Drittel der ABW-Klienten in der Anfangszeit aus dem Heimbereich der St. Gallus-Hilfe, wagt heute die Mehrheit den Schritt in die Selbstständigkeit direkt vom Elternhaus aus. „Einige werden über den Sozialdienst am Arbeitsplatz auf diese Wohnform 24 iiMenschen aufmerksam gemacht, andere erfahren im Rahmen Heribert Danner lebt seit 14 Jahren in einer Wohngemein- von Freizeitangeboten der Offenen Hilfen vom ABW“, schaft mit drei weiteren Personen des ABW in Tettnang. erklärt Sozialpädagoge Nils Pasternak. Sehr gute Wer- Er arbeitet in der Bäckerei „Reck Beck“ am Ort und fährt ber für das ABW seien auch die Klienten selbst, die in seiner Freizeit mit Begeisterung Fahrrad. „In der WG sich häufig keine andere Wohnform mehr vorstellen respektieren und akzeptieren wir uns gegenseitig.“ Vor können. Das Alter der Klienten bewegt sich zwischen allem schätzt er die zentrale Lage seiner Wohnung, von Anfang 20 und Mitte 70, das Durchschnittsalter der der aus er schnell beim Einkaufen, in der Apotheke oder in Tettnanger Klienten liegt bei Mitte 40. Vorausset- der Kirche ist. Tettnang als Wohnort sei auch zum Radeln zungen für einen Umzug ins ABW sind eine gesicher- ideal mit seiner Lage zwischen Allgäu und Bodensee. mit Behinderung Jutta Frieße ist eine der ersten Klientinnen des Tettnanger Christine Gäng lebte schon vor ihrem Einzug in der ersten Tettnanger ABW. Von der Vierer-WG in der Schillerstraße zog sie bereits Vierer-WG vor 20 Jahren in einer ambulant betreuten Wohnung in Bodn- vor zehn Jahren zusammen mit ihrem Verlobten in eine eigene egg. Aufgewachsen im Heim kann sie sich heute keine andere Wohnform Wohnung. Sie arbeitet im Textilservice der Liebenau Service mehr vorstellen als das ABW. Nach ein paar Umzügen lebt sie heute GmbH und hat zahlreiche Hobbies. „Ich habe schon Mal- und zusammen mit einer anderen Frau. „Das ist ideal für mich, viel besser Kochkurse besucht.“ Außerdem singt sie im Chor, liebt Volks- als allein oder in einer WG.“ Besonders genießt sie die ruhige Lage ihrer musik und verpasst kein Konzert der Kastelruther Spatzen. Wohnung. Fotos: Wörner Problem gewesen, arbeiteten die ersten WG-Bewoh- sagt der Sozialpädagoge. So seien die Betreuer auch nerinnen doch alle in der Werkstatt in Liebenau. wichtige Ansprechpartner, wenn es zum Beispiel Heute sei es wichtig, für die Klienten vor Ort da zu einen Konflikt innerhalb der WG oder in der Nach- sein. barschaft gibt. Nach wie vor treffen sich die Klienten ein bis zwei Klar zu erkennen sei schon seit einiger Zeit der Mal pro Woche mit ihrem jeweiligen Betreuer. Art Trend weg von der Wohngemeinschaft hin zum Ein- und Umfang der Unterstützung richten sich nach zel- oder Paarwohnen. Auch das Diagnosespektrum dem individuellen Hilfebedarf. „Hilfe bei der Suche hat sich erweitert. Hatten die ABW-Klienten in der und Auswahl einer geeigneten Wohnung sowie Anfangszeit überwiegend ein geistiges Handicap, Unterstützung bei der Organisation des Umzugs werden heute auch Menschen mit psychischen oder machen einen wichtigen Teil unserer Arbeit aus“, körperlichen Einschränkungen begleitet. „Dement- berichtet Nils Pasternak. Der überwiegende Teil der sprechend gestaltet sich auch unsere Suche nach Vermieter sei mit den ABW-Klienten hoch zufrieden. Wohnungen“, erläutert Dieter Schulz. Neben einer „Sie sind finanziell abgesichert, und bei Bedarf ste- zentrumsnahen Lage seien bezahlbare, barrierefreie hen wir als Ansprechpartner zur Verfügung.“ Beglei- Ein- bis Zweizimmerwohnungen besonders gefragt. tet werden die Menschen mit Handicap auch bei der Insgesamt ist das Leben im Tettnanger ABW in den Organisation ihres Haushalts, bei der Verwirklichung 20 Jahren seines Bestehens viel bunter geworden. eigener Lebensvorstellungen, bei der Gestaltung sozi- „Wir sind in der Gemeinde angekommen“, stimmen aler Beziehungen und bei der Suche nach einem Dieter Schulz und Nils Pasternak überein. angemessenen Arbeitsplatz. „Wir haben feste Besuchstermine, telefonieren aber auch zwischendurch, oder die Klienten schauen bei uns im Büro E-Mail: [email protected] vorbei, wenn ihnen etwas unter den Nägeln brennt“, iiMenschen mit Behinderung 25 Neue Perspektiven am Arbeitsplatz Teilqualifizierung für Lagerlogistik und Güterbewegung im Lager von Lioba Scheidel Die Teilqualifizierung im Bereich Lager und Logistik dauert insgesamt acht Monate und wird von der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) durch eine Prüfung abgenommen. Zu den WANGEN-SCHAUWIES – Die Werkstatt für Menschen mit Behinderung ersten erfolgreichen Absolventen zählen Lisa Albu- (WfbM) der St. Gallus-Hilfe bietet neue Perspektiven am Arbeits- schifsky vom Berufsbildungsbereich (BBB) und der platz: Zwei junge Beschäftigte erlangten nach erfolgreicher Prüfung WfbM-Beschäftigte Peter Anton Zylka. Falls sie sich vor der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben für eine Ausbildung in diesem Bereich entschließen, (IHK) die Teilqualifizierung für Lagerlogistik und Güterbewegung im ist eine Anrechnung von bis zu sechs Monaten mög- Lager. Ausgebildet wurden sie im Arbeitsintegrationsprojekt (AIP) lich. im Gewerbegebiet Wangen-Schauwies, eine WfbM mit Schwerpunkt „Eigentlich dürfen Sie gar nicht reinkommen“, Lagerlogistik und Industriemontage. begrüßt Lisa Albuschifsky die Prüfer von der IHK im Hochregallager und zeigt auf die Schuhe. „Keine Stahlkappen“, stellt sie fest und erntet ein erstes 26 iiMenschen Im AIP kommissionieren und verpacken Menschen Lob. „Es ist wichtig, dass die Sicherheitsvorschriften mit Hilfebedarf verschiedene Artikel für Großfirmen. eingehalten werden“, bestätigt Peter Rigo von der Die Lagerlogistik erfolgt im Hochregallager nebenan. IHK, Ausbildungsberater für Logistik, Hotel- und Hier bildet das Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) Gaststättenberufe. Gemeinsam mit seinem Nachfolger seit längerem Jugendliche mit Förderbedarf zu Fach- Frank Boscher fragt er das Wissen der Prüflinge ab. lagerhelfern aus. Nun soll das Bildungskonzept auf „Welche Lagerarten gibt es noch?“ Von dem Betrieb Menschen übertragen werden, die aufgrund kogni- gegenüber kennt Lisa Albuschifsky das Paternoster- tiver Defizite den Weg in eine WfbM gewählt haben. system als Etikettenlager. Sie kennt das Krakarm- mit Behinderung Bild links: Die Prüfung der Teilqualifizierung für Lagerlogistik und Güterbewegung im Lager ist geschafft. Lisa Albuschifsky und Peter Anton Zylka erhielten das Zertifikat der IHK. Stephan Dunsch (links), Fachkraft für Arbeit und Bildung im Berufsbildungsbereich (BBB), begleitete die Ausbildung. Peter Rigo (3.v.l.) und Frank Boscher (rechts) von der IHK Bodensee-Oberschwaben prüften das Wissen der Absolventen. Bild rechts: Praktische Prüfung: Mit Umreifungsbändern stabilisiert Peter Anton Zylka die Ware. Ausbilder Stephan Dunsch (links) beobachtet die Geräteführung. Fotos: Scheidel regal, das Wabenlager, das Einschubregal. Boscher am Lager ist. Die junge Frau weist dieser einen wirft einen schätzenden Blick auf das Hochregal. neuen Lagerplatz zu, „Regalreihe, Höhe, alles muss „Wie viele Palettenplätze gibt es hier?“ Die Antwort stimmen, sonst finden wir die Ware nicht mehr“, kommt prompt: „Rund 2 000 Stück.“ erklärt sie. Peter Anton Zylka fährt die Palette ins Hochregallager. „Er hat im Rahmen der Teilqualifi- Zuverlässige Mitarbeiter zierung den Staplerschein erworben“, berichtet Ste- Die Ziele der Teilqualifizierung sind klar definiert. phan Dunsch. Als Fachkraft für Arbeit und Bildung Für Werkstattleiter Erwin Krayer und Berufsbildungs- im BBB führte er die beiden jungen Menschen durch bereichsleiter Karl Herzog war die Anerkennung die Ausbildung. durch die IHK ein besonderes Anliegen. Die Lerninhalte der Teilqualifizierung entsprechen sorgsam Teilqualifizierung als Chance gewählten Modulen aus dem Ausbildungsrahmenplan Lohn der Mühe ist das Zertifikat der IHK. Lisa Albu- für Lagerlogistik. Die fachlich angelegte Teilausbil- schifsky ist erleichtert: „Ich war so aufgeregt.“ Es dung hat die IHK überzeugt. Peter Rigo von der IHK war für alle das erste Mal: die Teilqualifizierung, die sieht die Teilqualifizierung als Chance, die Arbeits- Prüfung. Es ist ihnen gelungen und darauf sind sie kräfte gezielt dort einzusetzen, wo sie ihre Stärken stolz. „Es war nicht einfach“, bestätigt Stephan haben. „Ihre Einsatzmöglichkeiten sind begrenzt“, Dunsch. „Der Staplerschein war schwierig und die räumt er ein, weiß aber, „innerhalb ihres Aufgaben- Logistik auch.“ bereichs sind sie sehr zuverlässig.“ Damit dies Mitarbeiter vom BBW und BBB haben in Zusammen- gelingt, erwartet er vom Ausbilder sowohl fachliche arbeit mit der IHK eine Bildungsmaßnahme für Men- als auch soziale Kompetenzen, die dem individuellen schen mit Einschränkungen auf den Weg gebracht. Anspruch eines WfbM-Beschäftigten gerecht werden. „Das spornt an“, bestätigt Werkstattleiter Erwin Lisa Albuschifsky soll die Ware retourbuchen. Der Krayer. Etliche WfbM-Beschäftigte haben schon ihr Computer streikt. Auch in diesem Fall weiß sie, was Interesse bekundet. Krayer sieht die IHK-zertifizierte zu tun ist. „Da hat jemand nach dem Update ver- Teilqualifizierung als Chance, die einer WfbM und säumt, die Daten freizugeben“, erklärt sie. Damit hat ihren Beschäftigen neue Einsatzmöglichkeiten eröff- sie nicht gerechnet. Doch der Fehler ist schnell nen kann. behoben. Der Computer meldet, dass die Ware nicht iiMenschen mit Behinderung 27 Eine zweite Chance bekommen und genutzt: Sinan Yüzük, Daniel Zacharias und Christian Klöden (v.l.), Auszubildende im Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) Ravensburg, sehen ihrer Zukunft inzwischen optimistisch und entspannt entgegen. Foto: Klaus „Für mich war es die letzte Chance“ Benachteiligte Jugendliche auf ihrem steinigen Weg in den Arbeitsmarkt von Christof Klaus bis schlichtweg nicht aufbringen. Das wiederum leisten Spezialeinrichtungen der beruflichen Erstausbildung. Dazu zählt auch das Ravensburger Berufsbildungs- RAVENSBURG – „Wettstreit um Fachkräfte hat begonnen“, „Job- werk Adolf Aich (BBW) mit seinem Team aus Ausbil- Boom in Deutschland“, „Arbeitslosenquote auf dem Tiefstand“: dern, Lehrern, Erziehern, Psychologen und Sozialpä- Angesichts solcher Schlagzeilen scheint Jugendlichen im Moment die dagogen. „Für viele Jugendliche sind wir die einzige Arbeitswelt förmlich zu Füßen zu liegen. Doch nicht allen gelingt der Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen“, sagt Fran- Start ins Berufsleben auf eigene Faust. Ohne qualifizierte Förderung ziska Eggert, Bildungsbegleiterin am BBW, das der- von außen laufen diese jungen Menschen Gefahr, dauerhaft ohne zeit über 700 junge Menschen mit besonderem För- Ausbildung zu bleiben. derbedarf ausbildet oder auf einen Einstieg ins Berufsleben vorbereitet. Und Eggert weiß, wovon sich spricht. Sie bekommt in ihrer täglichen Arbeit Schlechte oder fehlende Schulabschlüsse, Lern- hautnah mit, wie schmal der Grat zwischen Absturz schwierigkeiten, Lücken und Brüche im Lebenslauf, und Teilhabe manchmal ist, und an welchen Hürden Konflikte mit dem Gesetz, psychische Probleme oder die Jugendlichen zu scheitern drohen. soziale Benachteiligungen. Alles Gründe, warum 28 manche junge Menschen so gut wie keine Chance auf Auf Umwegen zum Traumberuf einen Ausbildungsplatz in der freien Wirtschaft Gerade wenn man vielleicht wie Sinan Yüzük auch in haben. So bevorzugen die Betriebe Mitbewerber mit Bewerbungsgesprächen eher der ruhige Typ war. Der besserem Zeugnis oder können das nötige Mehr an heute 23-Jährige hatte nach seinem Hauptschulab- individueller Unterstützung für benachteiligte Azu- schluss keinen Ausbildungsplatz bekommen, „wollte iiBildung aber unbedingt arbeiten.“ Und so schlug er sich mit ohne seine zweite Chance im BBW und seine Familie, diversen Gelegenheitsjobs durchs Leben. Über die ihn immer unterstützt hat? „Dann wäre ich wahr- Umwege und mit Unterstützung der Agentur für scheinlich auf die schiefe Bahn geraten.“ Sein Noch- Arbeit landete er schließlich im BBW – und hat nun Chef Thomas Rapp kann sich nur schwer vorstellen, plötzlich als angehender Industriemechaniker beste dass der heutige Vorzeige-Azubi tatsächlich einst so Perspektiven, später einen guten Job zu bekommen. am Scheideweg gestanden hatte. Aber das bestärkt Dank Bildungsbegleitung, schulischer Förderung und Rapp nur einmal mehr in seiner Überzeugung: „Man einer fachpraktischen Lehre, die den Betrieben drau- muss den Jungs die Chance auf einen Neuanfang ßen in nichts nachsteht. Im Gegenteil: „Die Werk- geben!“ stätten und Maschinen im BBW sind topp“, sagt Yüzük. Daneben absolviert er betriebliche Ausbil- Chance, sich zu beweisen dungsphasen und besucht die Berufsschule in „Gut, dass man hier die Gelegenheit bekommt, sich Ravensburg. zu beweisen“, sagt auch Daniel Zacharias. Die hat der Wenn man heute seine Ausbilder über ihn reden Metall-Azubi des zweiten Lehrjahrs woanders nicht hört, die ihn als „guten und zuverlässigen Jugend- bekommen. „Bei meinen Vorstellungsgesprächen bin lichen“ loben, fragt man sich, warum ausgerechnet ich oft neben Gymnasiasten gesessen“, erzählt der er fast durchs Raster gefallen und so lange ohne Schulabbrecher von den frustrierenden Erlebnissen Ausbildungsplatz geblieben ist? Am Talent und der auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Und so Motivation lag es ganz offensichtlich nicht, wie Tho- durchlief er diverse Maßnahmen und Praktika, jobbte mas Rapp, Metall-Betriebsleiter im BBW, bestätigt. hier und da, leistete seinen Wehrdienst ab, verlor Sondern? „Das war einfach Pech“, meint Rapp und aufgrund der Wirtschaftskrise seine Stelle als unge- weiß, dass dieses Schicksal auch andere trifft. Er lernter Arbeiter – und überzeugte nach dieser beruf- sieht sie jedes Jahr kommen und gehen, die Jugend- lichen Odyssee schließlich die Agentur für Arbeit lichen mit so genannten Lernschwierigkeiten und davon, ihn mit 22 Jahren am BBW anzumelden: „Für sozialen Benachteiligungen. Die nicht selten als mich war das die letzte Chance.“ Denn, wie er am „Problemfälle“ in das BBW kommen und nach ihrer eigenen Leib erfahren hatte: „Ohne Ausbildung ist Ausbildungszeit diese Ausbildungsstätte als selbstbe- man auf dem Arbeitsmarkt nichts wert.“ Auch bei wusste und qualifizierte Persönlichkeiten verlassen ihm hat sein damaliger Ausbilder Hannes Schurer und ihr Können auf dem ersten Arbeitsmarkt ein- schnell festgestellt, „dass er mehr kann“. Und so bringen. stockte er auf, vom Teilezurichter zum Zerspanungs- Ein Paradebeispiel: Christian Klöden, der kurz vor mechaniker. „Durch viel Engagement und Ehrgeiz seinem erfolgreichen Ausbildungsabschluss steht. ebnet er sich nun den Weg in eine gute berufliche Danach sah es nicht unbedingt aus, als er damals im Perspektive“, bescheinigt ihm sein jetziger Ausbilder Abschlussjahr von der Schule flog – „weil ich so gut Rainer Leicht. wie nie dort war.“ Ein Jahr saß er zu Hause, ohne Damit ist Zacharias kein Einzelfall, was die jährlichen Perspektive. „Ich hatte nichts, und es war auch Vermittlungsquoten des BBW beweisen. So bekom- nichts in Aussicht.“ Dann kam er über eine Förde- men die allermeisten der Azubis nach ihrem rung der Agentur für Arbeit ins BBW. Zunächst als Abschluss auch einen Job. Erst jüngst belegte eine Metallfeinbearbeiter, einem inhaltlich reduzierten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Ausbildungsberuf. Doch bald sahen die Ausbilder dass sich die Investitionen der Steuerzahler in eine sein viel größeres Potenzial. Und so folgte der BBW-Ausbildung schnell wieder auszahlen. So etwas Durchstieg in die Vollausbildung zum Zerspanungs- kann man in Euro genau berechnen. Nicht in Zahlen mechaniker. Eine Erfolgstory: mehrere Belobigungen, messen kann man die noch vor wenigen Jahren völ- super Berufsschulleistungen, ein Notenschnitt von lig ungewissen persönlichen Perspektiven, die sich 1,8, der Antrag auf vorgezogene Prüfung. Die hat er für Yüzük, Zacharias, Klöden und Co. nun eröffnen: nun schon nach drei Jahren – sechs Monate früher eine qualifizierte Ausbildung, Aussicht auf Teilhabe als normal – abgelegt. Und einen Arbeitsvertrag hat und eine sichere Arbeitsstelle statt ewiger Hilfsjobs er auch schon in der Tasche. Wo stünde er heute oder Hartz IV. iiBildung 29 Geschafft: Über 160 junge Menschen im Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) in Ravensburg erhielten ihre Abschlusszeugnisse. „Ihr Erfolg ist unser Erfolg“ Auszubildende im BBW und RAZ ins Berufsleben verabschiedet von Christof Klaus und Claudia Wörner Ulm verabschiedet. Insgesamt haben 36 Jugendliche ihre Berufsausbildungen erfolgreich abgeschlossen. Acht weitere schlossen ihre Ausbildung in einem externen Betrieb ab und besuchten die Max-Gut- RAVENSBURG/ULM – Über 160 junge Frauen und Männer haben im knecht-Schule in der Schillerstraße 15. Beiköche, Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) den Abschluss ihrer Ausbil- Malerfachwerker, Verkäuferinnen und Autofachwer- dung gefeiert. Das Regionale Ausbildungszentrum in Ulm (RAZ) ver- ker haben den ersten Schritt auf dem Weg ins abschiedete 44 Auszubildende – so viel wie nie zuvor. Nun können Berufsleben gemeistert. Christian Braun, Prokurist die frisch gebackenen Fachkräfte mit ihrem Ausbildungsabschluss des BBW, verdeutlichte den Sinn beruflicher Rehabi- in den Beruf starten. litation: „BBW-Absolventen haben eine Erwerbstätigenquote von 68 Prozent, vergleichbare Personen ohne Ausbildung lediglich 50 Prozent.“ Arbeit verIhr Rüstzeug für ihren Beruf erhielten sie bei ihrer helfe zu einer Struktur im Leben und verbessere die Ausbildung im BBW – sei es im Metall-, Hochbau- Integration in die Gesellschaft. oder Holzbereich, in der Gastronomie, im Verkauf, in der Altenpflegehilfe oder in einem anderen von ins- Abschied vom RAZ Ulm: Die ehemaligen Azubis freuen sich gesamt über 50 anerkannten Ausbildungsberufen. über den Abschluss. Fotos: Klaus/Wörner Ein großer Teil der Absolventen, so stellte Friedrich Ampferl von der Ravensburger Agentur für Arbeit als Kostenträger der Ausbildung erfreut fest, „hat schon eine feste Zusage für einen Arbeitsplatz.“ Und auch für die anderen stünden die Chancen gut, zeitnah auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen. Die Agentur stehe den Jugendlichen auch weiterhin zur Seite: „Wir sind Ihre Partner. Wir sind für Sie da“, betonte Ampferl. Denn: „Ihr Erfolg ist unser Erfolg.“ Bessere Integration durch Arbeit Allein zwei Doppelklassen in den Ausbildungsberufen Bäckerfachwerker und Verkaufshelferin im Bäckerhandwerk wurden im RAZ in der Schillerstraße 15 in 30 iiBildung Mit der Maßnahme KoBV zum Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt: Marcel Bucher (links) arbeitet im Blumenhaus Mayer in Friedrichshafen. Sein Chef Florian Mayer ist mit ihm zufrieden. Ein junger Mann mit Potenzial Bildungsmaßnahme erhöht Chancen für den Arbeitsmarkt von Claudia Wörner Pflanzen lernte und durch Bildungsbegleiter auf die theoretische Führerscheinprüfung vorbereitet wurde. Im September 2010 unterschrieb Marcel Bucher seinen Arbeitsvertrag, der inzwischen um ein weiteres FRIEDRICHSHAFEN – Junge Menschen mit Behinderung ins Arbeits- Jahr verlängert wurde. „Dann steht einem unbefris- leben zu integrieren ist das Ziel der Maßnahme „Kooperative beruf- teten Arbeitsverhältnis nichts mehr im Weg“, erläu- liche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt“ tert Florian Mayer. (KoBV). Dass dies gelingen kann, beweist Marcel Bucher. Sein Bei den täglich anfallenden gärtnerischen Tätig- Jahresvertrag beim Blumenhaus Mayer in Friedrichshafen wurde keiten sei er bereits sehr selbstständig. „Aber Marcel unlängst um ein weiteres Jahr verlängert. hat noch mehr Potenzial“, ist sich Florian Mayer sicher. Ein wichtiger Schritt war der Führerschein, Unkraut jäten, Kanten schneiden, Wege harken und den er sowohl in der Theorie als auch in der Praxis im Sommer natürlich regelmäßig die Blumen gießen auf Anhieb geschafft hat. „Das war ein Riesensprung – bei der Grabpflege geht die Arbeit nie aus, und für Marcel, an den viele nicht geglaubt haben“, sagt Marcel Bucher hat im Blumenhaus Mayer alle Hände Florian Mayer. So könne er bei Bedarf auch mal Blu- voll zu tun. „Marcel ist aber auch bei Pflanzarbeiten men ausfahren oder andere Besorgungen erledigen. dabei, mäht den Rasen, hilft bei der Pflege der Pflan- Zu seiner Motivation, einen jungen Mann mit geis- zen in Bürogebäuden und kennt sich mit Maschinen tigem Handicap anzustellen, sagt Florian Mayer: „Als wie der motorisierten Heckenschere aus“, berichtet Familienunternehmen sehen wir uns ein Stück weit Junior-Chef Florian Mayer. Am meisten Spaß mache in der sozialen Verantwortung.“ Marcel Bucher: „Für ihm die Arbeit auf dem Friedhof, erzählt Marcel mich war das KoBV eine tolle Sache.“ Die intensive Bucher. „Da sind die einzelnen Arbeitsschritte ganz Unterstützung im Betrieb und in der Schule habe klar.“ Dass zwischen dem jungen Mann und seinem ihm sehr geholfen. Chef die Chemie stimmt, wird schnell deutlich. Marcel sei unheimlich zuverlässig und komme lieber zehn Minuten zu früh als zu spät. Im Rahmen der elfmonatigen Maßnahme KoBV arbei- Die Maßnahme KoBV erfolgt im Auftrag der Agen- tete der 20-Jährige Absolvent der Friedrichshafener tur für Arbeit. Zum KoBV-Team gehören Sozialpä- Tannenhagschule bereits an drei Tagen pro Woche als dagogen und Arbeitserzieher der St. Gallus-Hilfe, Praktikant im Blumenhaus Mayer. An den anderen des Integrationsfachdienstes Arkade-Pauline 13 beiden Tagen besuchte er die Claude-Dornier-Schule, sowie Berufschullehrer der Claude-Dornier-Schule wo er neben Unterricht in allgemeinbildenden in Friedrichshafen. Fächern auch Wissenswertes über die verschiedenen iiBildung 31 Regelmäßige Angebote für Kinder und Jugendliche wie Ferien- Zu besonders wichtigen Angeboten sind neben den Sommerferienfreizeiten freizeiten, Samstagsbetreuungen und Geschwisterzeit bietet der auch die Angebote in den „kleinen“ Ferien geworden. In den diesjährigen Familienunterstützende Dienst der St. Gallus-Hilfe im Schwarzwald- Osterferien wurde das Angebot von über 30 Kindern wahrgenommen. Neben Baar-Kreis an. Wichtiger Kooperationspartner ist die Feldner Mühle. zwei hauptamtlichen Fachkräften der St. Gallus-Hilfe waren sechs Ehren- Foto: Meyer amtliche für die Betreuung und für Aktivitäten im Einsatz. Foto: Oschwald Angebote nutzen der gesamten Familie Spannende Aktivitäten für Ferien und Freizeit für Kinder mit und ohne Behinderung von Anne Oschwald bote verantwortlich ist. Immerhin gibt es rund 13 Wochen Schulferien pro Jahr. Ein spezielles Angebot ist am Ende der Sommerferien eine Freizeitwoche, die ganz Kindern mit einer LIEBENAU – Sommer, Ferien, Freizeit: Speziell in den Sommerferien Behinderung gewidmet ist. „Die bieten wir auf Grund gibt es vielerorts Angebote für Kinder und Jugendliche. Und das ist der hohen Nachfrage von Eltern“, meint Gräf. Hinzu gut so. Denn zwischen der Urlaubslänge der Eltern und der Ferien- kommen wochenweise Ferienfreizeiten in Ravens- länge der Kinder klafft eine große Lücke. Während diverser Freizei- burg, Salem-Buggensegel und im Schwarzwald-Baar- ten können Kinder fachlich begleitete, interessant gestaltete Tage Kreis. Kinder haben in dieser Zeit nicht nur mitei- mit anderen verbringen. Eltern wiederum wissen ihre Kinder für eine nander Spaß bei gemeinsamen Aktivitäten, sondern gewisse Zeit gut aufgehoben. Die vielfältigen Angebote der Stiftung lernen auch mit Verschiedenartigkeit umzugehen. Liebenau helfen die Ansprüche von Familie und Beruf unter einen Vielen Eltern liegt bei der Wahl des Ferienangebots Hut zu bringen. Die meisten sind offen für Kinder mit und ohne der Aspekt besonders am Herzen, dass Angebote Behinderung. Und sie sind ungebrochen nachgefragt. einen integrativen Charakter haben. Enormer Aufwand 32 iiKinder Die Stiftung Liebenau bietet aber nicht nur in den Um diese Freizeiten nicht nur finanziell, sondern großen Ferien Programm, sondern auch in den „klei- auch praktisch leisten zu können, sind die Verant- nen“ Ferien wie Ostern, Pfingsten und Herbst. Über wortlichen auch auf Kooperationen und Unterstüt- das Jahr werden so sechs Ferienwochen abgedeckt. zung angewiesen. Zum einen werden die Fachkräfte „Familienfreundliche Angebote werden immer stärker bei der Durchführung der Freizeiten von Ehrenamt- auch in den kleinen Ferien angenommen“, erklärt lichen unterstützt. Rund 30 junge Ehrenamtliche Christoph Gräf, der Leiter des Bereichs Kinder, wirken allein bei der Betreuung der Sommerferien- Jugend und Familie, der für einen Großteil der Ange- freizeit auf dem Hegenberg mit. Zuvor wurden sie für und Jugendliche ihren Einsatz geschult. Allein bei dieser Freizeit sind immer über 130 Kinder zu betreuen, davon fünfzehn bis zwanzig Kinder mit einer Behinderung. Die Fachkräfte und die Ehrenamtlichen leisten allein in diesen beiden Wochen über 2 200 Betreuungsstunden. Bei den Ferienfreizeiten auf dem Hegenberg ist etwa der Bund der Deutschen Katholischen Jugend Dekanat Ravensburg als Kooperationspartner für die Sechs Kinder mit und ohne Behinderung genossen auch in Schulung der jungen Ehrenamtlichen beteiligt. Mit diesem Jahr das Angebot der zweiwöchigen Ferienfreizeit. im Boot sind auch die Caritas Bodensee-Oberschwa- Aktivitäten fanden an der Sonnenbergschule statt. Außer- ben und das Bildungszentrum St. Konrad. Damit die dem standen Ausflüge in der Region auf dem Programm. Kosten für die Familien möglichst niedrig bleiben, Foto: Scheidel hilft der Verein Schweizer Kinder einkommensschwachen Familien, und die Stiftung Kinderland fördert die Freizeit finanziell. Ganz nebenbei bemerkt: Die Stiftung Kinderland bestätigt durch ihre durchgängige Evaluierung mit Interviews und Befragungen der Kinder und der Eltern der Sommerferienfreizeit auf dem Hegenberg eine hohe Fachlichkeit. Die Rückmeldungen der rund 50 Eltern beim letzten Elternabend bestätigten dies ebenfalls. Inklusion als zentrales Kriterium Neben den Ferienfreizeiten bietet die Stiftung Liebenau etwa die regelmäßige Samtstagsbetreuung auf dem Hegenberg, ebenfalls für Kinder mit und ohne Rund 150 Ehrenamtliche der Familienunterstützenden Dien- Behinderung. Auch die Geschwisterzeit, bei der ste kommen stundenweise in die Familien und entlasten sie. Geschwister von Kindern mit einer Behinderung im FUD hat die St. Gallus-Hilfe in den Regionen Bodensee-Ober- Mittelpunkt stehen, dient der Entlastung von Fami- schwaben und Schwarzwald-Baar-Kreis. Foto: Kästle lien. Insgesamt erreicht die Stiftung Liebenau über 300 Kinder und deren Familien mit diesem bunten Angebotspalette wird weiter ausgebaut Mix aus verschiedenen Gruppenangeboten. Ein jüngster Baustein der Hilfen für Familien ist Wie der Name sagt, unterstützen Familienunterstüt- „wellcome“. Familien mit einem Neugeborenen kön- zende Dienste Familien, und zwar Familien mit nen stundenweise Entlastung durch ehrenamtliche einem Angehörigen mit Behinderung. Neben Grup- Mitarbeiterinnen anfragen, die das Baby oder die penangeboten, wie etwa der Jugendgruppe in Nuß- Geschwisterkinder betreuen. Rund 40 Ehrenamtliche dorf oder der Mädchengruppe in Bad Wurzach, kom- leisten pro Jahr 800 Betreuungsstunden in etwa 50 men Ehrenamtliche der St. Gallus-Hilfe auch zu den Familien. Frischgebackene Eltern wissen dieses Ange- Familien nach Hause. Dann übernehmen sie stunden- bot in ihrer neuen Situation zu schätzen. Die Zahlen weise die Betreuung von Kindern und Jugendlichen, sprechen für sich. aber auch von Erwachsenen. Familienangehörige erhalten auf diese Weise Zeit für sich. Die Ambulanten Dienste erreichen mit den Familienunterstützenden Diensten rund 150 Familien mit Kindern und Informationen: Jugendlichen. Hinzu kommen 73 Familien mit einem Sozialdienst der St. Gallus-Hilfe erwachsenen Angehörigen mit Behinderung. Telefon: 07542 10-2024 iiKinder und Jugendliche 33 Der Urlaub beginnt in Liebenau Regelmäßig zu Besuch im Liebenauer Landleben von Anne Oschwald ULM/LIEBENAU – Das Ehepaar Arlt aus Ulm fühlt sich sehr verbunden mit der Bodenseeregion. Vor einigen Jahren entdeckten sie das Liebenauer Landleben. Seither sind sie bei ihren regelmäßigen Ausflügen an den Bodensee zuerst hier zu Gast. Die beiden kommen aus dem Schwärmen nicht heraus. Andreas Arlt blättert genießerisch in Büchern, die im Liebenauer Landleben ausgestellt sind. Währenddessen schaut sich Roswitha Arlt im Laden nach neuen Gewürzen und anderen Köstlichkeiten um. Anschließend gesellt sie sich zu ihm. Gemeinsam staunen sie Das Ehepaar Arlt aus Ulm genießt immer wieder die Kurzauf- über die farbigen Bänder auf den dicken Holzrollen. enthalte im Liebenauer Landleben. Foto: Oschwald Und auch manches urige Einrichtungsstück findet ihre Aufmerksamkeit und ihr Interesse. „Das Ambiente beruhigt“, sagt Andreas Arlt. „Es vermittelt ein Urlaubsgefühl“, ergänzt Roswitha Arlt. Später wählen hat das Gefühl: Hier darf man sein“, sind sich die sich die beiden ein Mittagessen aus. Mit gefüllten beiden einig. Sie empfehlen oft auch im Bekannten- Tomaten mit Grünkern-Gemüsesoße beziehungsweise kreis: „Da müsst ihr mal hin.“ Kartoffel-Gemüsesuppe setzen sie sich in den Garten Andreas Arlt hat in den 70er Jahren in Konstanz stu- zum Essen. Danach gibt es noch einen Kaffee diert und ist seither mit der Bodenseeregion verbunden. Durch Liebenau seien sie lange nur durchge- Hier dar darf man sein „Hierherzukommen „H ist jedes Mal gramm mit den Jahresterminen vom Liebenauer Roswitha Arlt. Seit über fünf Landleben, das bei einer Ulmer Ausstellung auslag. benauer Landleben. Oft essen sie im Garten zu M Mittag, wie heute vor ihrer geplanten Radto Radtour von Immenstaad nach Meers- iiBetriebe richtig darauf gestoßen seien sie erst über ein Pro- wie beim ersten Mal“, schildert Jahren kennen die beiden das LieJah 34 fahren, hätten zwar die Schilder registriert. Aber Ab da war das Interesse geweckt. Die beiden besuchten früher die Engelausstellung mit ihrem „tollen Ambiente“, sie kennen die Gartentrödelei und sind zu Gast bei Events wie „Cook & Swing“. burg, und decken sich sic mit Produkten aus dem Laden „Hier war für jeden was dabei und das kulinarische ein. Vergleichbares m mit dem Liebenauer Landleben Angebot war Spitze“, meint Andreas Arlt. sei ihnen bei sich zu Hause nicht bekannt. Wenn die beiden nach einem Event in der Nähe in So loben sie die tolle Auswahl an Produkten im ihrem Camper übernachten, sind sie sich eines Früh- Laden und die Qualität von Gemüse, Obst, aber auch stücks im Liebenauer Landleben sicher - kredenzt von Wurst und Fleisch. Und: „Die Menschen, mit mit einem freundlichen Lachen und ein paar noncha- denen man zusammentrifft, sind sympathisch. Man lanten Worten. und Dienstleister Das letzte Wort Nachwuchs mit Herz gesucht LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, Wolf-Peter Bischoff, Chefredakteur Das Image der Pflegeberufe in der Alten- und Behindertenhilfe ist sowohl in den Medien als auch in der Gesellschaft leider nicht das Beste. Das ist in doppelter Hinsicht fatal: Denn einerseits prognostizieren Sozialpolitik, Sozialverbände und Einrichtungsträger für die kommenden Jahre und Jahrzehnte einen gravierenden Mangel an Pflegekräften. Und andererseits hält das wenig schmeichelhafte Image viele Schulabgänger, Auszubildende und Wechselwillige von einem Einstieg in den Sozialbereich ab. Letzteres ist nicht gerechtfertigt. Denn in kaum einem anderen Berufsfeld in Deutschland werden derart krisensichere Arbeitsplätze mit zahllosen Entwicklungsmöglichkeiten auf allen Ebenen geboten. Sicher sind die fachlichen Anforderungen hoch, die menschlichen und psychischen Belastungen auch. Dafür verschafft die Arbeit direkt am und mit den Menschen gerade auch dem Pflegepersonal ein hohes Maß an Zufriedenheit und Sinn. Der gesellschaftliche Nutzen ist unbestritten. Und auch im Blick auf das Gehalt hat sich vieles zum Besseren gewendet. Die Sozialbranche zahlt zwar keine Spitzenlöhne, aber in der Regel durchaus vertretbare Gehälter und bietet attraktive Rahmenbedingungen wie etwa sehr flexible Arbeitszeitmodelle. Sozialarbeit ist in höchstem Maße personalintensiv und erfordert die Bereitschaft zu einem Mehr an Verantwortung, an Einsatz, an Blick auf den Nächsten, an Empathie und Zuwendung gegenüber den meisten anderen Berufsfeldern. Einrichtungen wie die Stiftung Liebenau und ihre Tochtergesellschaften, die auf katholischer Grundlage tätig sind, fordern von ihrem Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflege darüber hinaus eine Orientierung am christlichen Menschenbild. Der Mensch wird in seiner Einzigartigkeit verstanden als Ebenbild Gottes, mit einer unbedingten und unverlierbaren Würde in allen Lebenssituationen zwischen Geburt und Tod. Unsere Erfahrung seit vielen Jahrzehnten zeigt, dass gerade Menschen mit dieser Einstellung, mit dieser Weite des Herzens, in hohem Maße geeignet sind, den Dienst am Menschen in meist schwierigen Konstellationen besonders gut zu erfüllen. Dieses Wissen führt auch zu einer gewissen Gelassenheit. Es geht bei der Personalakquise nicht in erster Linie darum, Löcher im Dienstplan zu stopfen. Vielmehr sollten es die richtigen Menschen sein, die für diese Arbeit gewonnen werden. Die Politik, viele Verbände und Einrichtungsträger neigen in kritischen Situationen häufig zum Aktionismus und überbieten einander mit Maßnahmen zur Image-Verbesserung. Aber so einfach geht das nicht. Ein problematisches Image verbessert sich nicht durch eine große und teure Kampagne, sondern nur durch nachgewiesene langjährige fachliche Qualität, eng verzahnt mit einer professionellen Kommunikation. Und nicht jeder Auszubildende, der nur aufgrund einer besseren Bezahlung in den Sozialbereich wechselt, bringt automatisch die benötigte menschliche Reife und Einstellung mit. Anregungen aus der Politik, dem Personalmangel in der Pflege dadurch zu begegnen, dass Langzeitarbeitslose oder Hartz-IV-Empfänger zu einem sozialen Dienst herangezogen werden, stoßen zu Recht auf Skepsis. Denn die Menschen in den Heimen haben ein Recht darauf, von kompetenten und qualifizierten Profis versorgt zu werden, die ihren Beruf gern und freiwillig machen. Und bei dem Einsatz von Pflegekräften aus dem Ausland müssen auch Sprachprobleme gelöst und eine Kenntnis der kulturellen Werte und Traditionen sicher gestellt werden. Sonst wird die Kommunikation mit älteren und behinderten Menschen nicht gelingen. Einrichtungsträger sind sicher gut beraten, wenn sie nicht nur in der Krise agieren, sondern unabhängig von aktuellen Trends sich im Laufe der Jahre kontinuierlich ein gutes Image bei ihrer Mitarbeiterschaft und in der Branche aufbauen. Verbände und die Politik haben dagegen die Aufgabe, Rahmenbedingungen zu fordern beziehungsweise umzusetzen, die eine echte Wertschätzung der Pflegeberufe glaubwürdig sichtbar machen. Darzustellen, dass nicht jeder pflegen kann und dass professionelle Pflege eine hochqualifizierte Ausbildung und Lebens- und Berufserfahrung benötigt, bleibt eine permanente Aufgabe der Mitarbeiter und ihrer beruflichen Vertretungen. Da können sie von der Ärzte-Lobby noch einiges lernen. Wolf-Peter Bischoff Chefredakteur iiDas letzte Wort 35 Spot an Spot an Ihre Meinung ist gefragt, Markus Walser! Markus Walser 41 Jahre verheiratet, 2 Kinder. InternetProjektmanager und Programmierer bei der Teamwork Kommunikation und Medien GmbH Ihr größtes Talent? Ihre Meinung zum „Anstifter“? Ich bin immer für einen Spaß zu Er ist informativ, und ich lese ihn haben und bin anderen gegenüber gerne, auch wenn es nicht um aufgeschlossen. Computer geht. Welche Fähigkeit möchten Sie Christliche Werte in der Gesell- besitzen? schaft sind für mich ... Ruhig zu bleiben, wenn mal was ... ein wichtiger Bestandteil, mit nicht so läuft. denen jeder für sich selbst umgehen muss. Wie halten Sie es mit der Religion? Jeder Mensch sollte seine Reli- Soziale Berufe sind wertvoll, gion so leben können, wie er es weil ... Seit wann arbeiten Sie in der will – aber ohne anderen damit zu … es Menschen gibt, die unsere Stiftung Liebenau? schaden. Hilfe benötigen: Schließlich ist Seit dem 1. Juli 2010. jeder Mensch wichtig. Haben Sie ein Lebensmotto? Was lesen Sie am liebsten? Auch mal was zu machen, was Das Image sozialer Berufe könnte Zeitschriften und Bücher zum nicht immer gleich Geld einbringt. verbessert werden, wenn ... Thema Internet und Programmierung. … die geleistete Arbeit auch entWas schätzen Sie an der Stiftung Liebenau? Welche Musik hören Sie gerne? Dass hier den Menschen geholfen Am liebsten rockige Lieder – die wird, die Hilfe benötigen. man laut hören kann. Was gefällt Ihnen besonders an Ihr Traum vom Glück? ihrer Tätigkeit? Immer eine glückliche und gesunde Der Kontakt mit den Kollegen und Familie. mit den Kunden. Haben Sie Vorbilder? Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit Es gibt mehrere Menschen, die erreichen? bestimmte Eigenschaften haben, Dass die Kunden und auch ich mit der die mich beeindrucken. erbrachten Leistung zufrieden sind. sprechend honoriert würde.